Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone (1968)

Helden, Halunken, staubige Dollars, Pferde & Colts

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von Onkel Joe »

ugo-piazza hat geschrieben: Wäre aber noch schöner gewesen, wenn es KEINE DVD-Projektion gewesen wäre.
Schade eigentlich denn da gibts ja Kopien im Verleih ;) .
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mike siegel
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von mike siegel »

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Die Kroete
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von Die Kroete »

mike siegel hat geschrieben:Richtig, Schande.

Ich hab hier im Kino vor 2 Jahren ZWEI GLORREICHE HALUNKEN im Kino
laufen lassen, ist schon was anderes. Prima Kopie (Neue Visionen Filmverleih).

Ansonsten lese ich den Thread hier lieber nicht, wer an solch einzigartigen Filmen rummeckert,
dem schmeckt auch kein gutes Essen :)
Mehr als die Hälfte aller entstandenen Italo-Western sind für sich betrachtet einzigartig :!:

Deshalb muß man sich nicht an Zweien davon (Lied vom Tod, Glorreiche Halunken) festbeissen und sich vielleicht noch im selben Atemzug wundern, daß keine weiteren mehr, auf 35mm zu bekommen sind. :roll:

Du isst ja bestimmt auch nicht jeden Tag das gleiche, auch dann nicht, wenn es dir noch so gut schmecken mag?! ;)
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CamperVan.Helsing
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von CamperVan.Helsing »

mike siegel hat geschrieben: Schande.
Schande? Nein

Schade? Ja

Wir werden uns wohl dran gewöhnen müssen, dass die gute alte 35mm-FILM-Vorführung vom Aussterben bedroht ist, da wird außer einigen Classic-Freaks in Großstädten auch nicht viel nachbleiben.

Klar, ich hätte den Leone natürlich lieber vom Filmteller gesehen, und muss mich mit dem Gedanken trösten, dass ich eben jenen Film in eben jener Stadt, aber im anderen Kino, tatsächlich als FILM gesehen hab. Muss aber schon über 10 Jahre zurückliegen.

Dennoch: Ich freue mich wirklich, dass sich in einer Stadt von nicht mal 30.000 Einwohner zwei Kinos gehalten haben, die wirklich seit Jahrzehnten im jeweiligen Familienbesitz sind und immer noch einen Charme versprühen, der UCI, Cinestar etc. abgeht. Da lässt es sich leider nicht vermeiden, sich den Entwicklungen anzupassen, sonst sieht es so aus:

Bild

Bild

Im städtischen Museum findet dort gerade eine kleine Ausstellung zur Geschichte der beiden Kinos. Als ich dort war, kam auch just der Chef des anderen Kinos (also das, das den Leone damals vor über 10 Jahren gezeigt hat) mit einigen Verwandten oder Bekannten, und gab ihnen einige Anekdoten zum besten.

Auf einem alten Foto war zu sehen, wie draußen vor dem Eingang die Leute massenweise auf Einlass warteten. "Das hatten wir zuletzt bei der ersten Aufführung von Jurassic Park"

Sehr schön auch das Buch mit alten Eintragungen, dem man entnehmen konnte, dass http://www.ofdb.de/film/18482,Der-Theod ... %9Fballtor "Theodor im Fußballtor" im Herzog-Filmverleih 1951 an 4 Tagen in 10 Vorstellungen gezeigt wurde und dabei auf 4125 Zuschauer kam.
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jogiwan
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone (1968)

Beitrag von jogiwan »

Der Jogi hat wieder einmal einen Western gesehen und die Begeisterung hält sich neuerlich in Grenzen. Die schmalbrüstige Story wird in „Spiel mir das Lied von Tod“ ja auf größtmögliche Weise ausgedehnt und zeigt wie wenig Inhalt und Charakterisierung man eigentlich in einen Film packen muss, wenn man stattdessen schweigsame Gesellen, zerfurchte Männergesichter und jede Menge Pathos präsentieren kann. Geredet wird nicht viel, passieren tut noch weniger und am Ende gibt es in dem Streifen über Habgier und die Abgründe des Fortschritt in 160 Minuten wieder einmal nichts anderes als die übliche durch einen mysteriösen Fremden initiierte Rachegeschichte und den obligatorischen Kampf Gut gegen Böse mit endlos ausgewalzten Spannungsmomenten, die allesamt mit der Pistolenkugel aufgelöst werden. Warum mit mehr zufriedenstellen, wenn man auch weniger haben kann und so verzichtet Sergio Leone in seinem Streifen auch auf alles, was in dem verfilmten Stammtisch-Märchen mit verklärter Sicht auf die damalige Zeit vom Zielpublikum als störend aufgefasst werden könnte: die schweigsamen Männer bleiben größtenteils unter sich, die einzige Frau als optischer Aufputz ist eine kaffeekochende Hure mit Vater-Komplex und am Ende sind fast alle tot und der Gerechtigkeit Genüge getan. „Spiel mir das Lied vom Tod“ kann man mit seinen schönen Landschaftsaufnahmen und Morricone-Soundtrack sicher einmal im Leben gesehen haben und ich bereue die Sichtung keinesfalls*, aber so richtig überzeugen konnte mich die etwas langatmig inszenierte und wenig nachhaltige Angelegenheit dennoch nicht so wirklich und es müssen wohl wieder ein paar Monate verstreichen, ehe ich mich hoffungsfroh wieder an das Genre wage. ;)

*Danke an dieser Stelle auch nochmals an Cronenberg! :verbeug:
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Onkel Joe
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone (1968)

Beitrag von Onkel Joe »

Ist aber schon eine feine Sache das du es trotzdem probiert hast, ich finde das bemerkenswert!
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Canisius
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone (1968)

Beitrag von Canisius »

jogiwan hat geschrieben:verfilmten Stammtisch-Märchen
Das kann man so ausdrücken. Aber wenn man denn möchte, so findet man mühelos genug Argumente, um nahezu alle Genrefilme in die Schublade „verfilmte Groschenromane“ zu packen. Dem Vorwurf der Trivialität müssen sich fast alle B-Z Filme weltweit stellen. Auf die Spitze getrieben, bedeutet das, dass man einen Großteil der hier im Forum besprochenen Filme einfach mit dem Schlagwort „banal“ niedermachen könnte. Und dieses Totschlagargument soll jetzt exklusiv für einen Italowestern (SMDLVT) greifen?

Nö.:)
jogiwan hat geschrieben:Frau als optischer Aufputz
Mir gefällt der Begriff. Aber ist das in vielen Gialli und Poliziotteschi so anders?
„Ist es denn schade um diesen Strohhalm, Du Hampelmann?“
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jogiwan
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone (1968)

Beitrag von jogiwan »

Canisius hat geschrieben:
jogiwan hat geschrieben:verfilmten Stammtisch-Märchen
Das kann man so ausdrücken. Aber wenn man denn möchte, so findet man mühelos genug Argumente, um nahezu alle Genrefilme in die Schublade „verfilmte Groschenromane“ zu packen. Dem Vorwurf der Trivialität müssen sich fast alle B-Z Filme weltweit stellen. Auf die Spitze getrieben, bedeutet das, dass man einen Großteil der hier im Forum besprochenen Filme einfach mit dem Schlagwort „banal“ niedermachen könnte. Und dieses Totschlagargument soll jetzt exklusiv für einen Italowestern (SMDLVT) greifen?

Nö.:)
Gerade beim Genre des Westerns ist es meines Erachtens schon auffällig und mühsam, dass sich die Männer selbst in einem sehr guten LIcht präsentieren und die Streifen auch stets nach einem sehr ähnlichen Strickmuster funktionieren. Da gibt es immer den schweigsamen "Good Guy" als positive Identifikationsfigur und als Kontrast dazu dem "Bad Guy", während der Rest, insbesondere auch die weiblichen Figuren, Charakter-technisch unter der Wahrnehmungsgrenze agieren. Die teils sehr einseitig und überspitzt präsentierten Themen wie Loyalität, Freundschaft und Trinkfestigkeit (Bruch der Freundschaft ist meist gleichzeitig das Todesurteil, etc.) sind einfach zu 90 % immer dieselben, während bei anderen Genres wie Giallo, Polizoschfski die Grundthemen doch wesentlich mehr variieren dürfen.
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Canisius
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone (1968)

Beitrag von Canisius »

jogiwan hat geschrieben: Gerade beim Genre des Westerns ist es meines Erachtens schon auffällig und mühsam, dass sich die Männer selbst in einem sehr guten LIcht präsentieren und die Streifen auch stets nach einem sehr ähnlichen Strickmuster funktionieren. Da gibt es immer den schweigsamen "Good Guy" als positive Identifikationsfigur und als Kontrast dazu dem "Bad Guy", während der Rest, insbesondere auch die weiblichen Figuren, Charakter-technisch unter der Wahrnehmungsgrenze agieren. Die teils sehr einseitig und überspitzt präsentierten Themen wie Loyalität, Freundschaft und Trinkfestigkeit (Bruch der Freundschaft ist meist gleichzeitig das Todesurteil, etc.) sind einfach zu 90 % immer dieselben, während bei anderen Genres wie Giallo, Polizoschfski die Grundthemen doch wesentlich mehr variieren dürfen.
Das stimme ich zu. Die männlichen Charaktere sind in Italowestern meistens auf ein paar bestimmte Typen festgelegt und limitiert. Es gibt aber natürlich Ausnahmen. Mir fallen spontan 3 Titel ein, die das Klischee des ultraharten und wortkargen Revolverhelden ein wenig lächerlich machen und das sogar gelungen. Es handelt sich selbstverständlich um richtige Italowestern ohne hohen Klamaukanteil. Storytechnisch sollte man da keine Innovationen erwarten aber unkonventionell sind sie in jedem Fall.

1. Western Jack (mit Tony Anthony, Dan Vadis) – hier nimmt sich der (Anti)Held nicht sonderlich ernst, trägt einen pinkfarbenen Regenschirm und teilt sich mit seinem Pferd auch schon mal eine Mahlzeit. Der Film ist trotzdem sehr zynisch und brutal ausgefallen. Einer meiner Lieblingsfilme im Genre.
http://www.ofdb.de/film/37448,Western-Jack

(Nachtrag: „Blindman“ (einer der besten IW überhaupt meiner Meinung nach) und „Get Mean“ (beide mit T. Anthony in der Hauptrolle) sollten auch noch erwähnt werden. In erstgenanntem ist der (Anti)Held blind (angelehnt an den japanischen Zatoichi Charakter), in letztgenanntem muss sich der (Anti)Held zeitreisebedingt mit den Hunnen rumärgern.)

2. El Puro (mit Robert Woods) – hier ist der (Anti)Held ein Alkoholiker und Versager, die Bad Guys ziemlich durchgeknallte Zeitgenossen.
http://www.ofdb.de/film/82345,Puro-El

3. Il Nero (mit Tony Kendall, Herbert Fleischmann, Gunter Philipp, Herbert Fux) – Tony Kendall ist hier der (Anti)Held, der einen kleinen Hund spazieren führt und dieser Hund muss einiges aushalten. Fux spielt einen durchgeknallten Killer...auf jeden Fall ein skurriler Genrebeitrag.
http://www.ofdb.de/film/37113,Il-Nero-- ... sein-Gebet

Oder wie wäre es mit 2 Spaghetti-Western mit weiblicher Hauptrolle:

Mein Körper für ein Pokerspiel
http://www.ofdb.de/film/28575,Mein-K%C3 ... Pokerspiel

Lola Colt
http://www.ofdb.de/film/39718,Lola-Colt ... ns-Gesicht

Oder darf es einer der wortkargsten Italowestern (ist eigentlich mehr ein Rausch oder ein Trip als ein Film) mit geilem psychedelischem Soundtrack sein. :

Willkommen in der Hölle
http://www.ofdb.de/film/20452,Willkomme ... H%C3%B6lle
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jogiwan
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone (1968)

Beitrag von jogiwan »

@ canisius: für solche Tipps bin ich ja immer sehr aufgeschlossen. "Willkommen in der Hölle" hat mir ja durchaus gefallen - beim Rest werd ich Ausschau halten. Vielen Dank!
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