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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Mi 23. Jun 2010, 13:17
von jogiwan
buxtebrawler hat geschrieben:Wenn so aber ein sehr guter moderner Horrorfilm aussehen soll, bin ich mit meinen 30 Lenze wohl endgültig raus und sollte mir überlegen, zukünftig gänzlich die Finger von Neuerscheinungen zu lassen...
Das unterschreib ich gerne! Ich fand MMT auch sehr zwiespältig und unbefriedigend. Diese arty-farty CGI-Szenen fand ich eher störend und schon an der Grenze zur Lächerlichkeit. Kann man gesehen haben, aber das an anderer Stelle beschworene Meisterwerk ist der Streifen sicher nicht. Positiv anzumerken ist jedoch die kompromisslose Härte und Humorlosigkeit, mit der hier zu Werke gegangen ist. Ich würde wie du so an die 6 Punkte (oberer Durchschnitt) geben.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Mi 23. Jun 2010, 14:19
von buxtebrawler
jogiwan hat geschrieben:Das unterschreib ich gerne! Ich fand MMT auch sehr zwiespältig und unbefriedigend. Diese arty-farty CGI-Szenen fand ich eher störend und schon an der Grenze zur Lächerlichkeit. Kann man gesehen haben, aber das an anderer Stelle beschworene Meisterwerk ist der Streifen sicher nicht. Positiv anzumerken ist jedoch die kompromisslose Härte und Humorlosigkeit, mit der hier zu Werke gegangen ist. Ich würde wie du so an die 6 Punkte (oberer Durchschnitt) geben.
Das überrascht mich jetzt etwas, da du ja auch "The Children", der m.E. einige ähnliche Schwächen aufweist, sehr gut fandst.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Mi 23. Jun 2010, 17:41
von buxtebrawler
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The Resurrected
Der Chemiker Charles Dexter Ward entdeckt zufällig geheime Formeln, die seine Vorfahren vor der Öffentlichkeit zu verstecken suchten. Ohne zu zögern, beginnt Ward in einem unterirdischen Labor mit gefährlichen Experimenten, die das Ende seines bisher recht bürgerlichen Lebens bedeuten. Regelmäßige Lieferungen von frischem Blut und geschlachtetem Vieh signalisieren auch seiner verwunderten Frau Claire den neuentdeckten Forscherdrang. Sie engagiert einen Privatdetektiv, der schon nach kurzer Recherche auf ein erstes Indiz stößt: Eine Kiste voller unappetitlicher Leichenteile!
Frühneunziger Verfilmung der Lovecraft-Kurzgeschichte „Der Fall Charles Dexter Ward“ von US-Regisseur Dan O’Bannon, der hier neben „The Return Of The Living Dead“ seine leider einzige Regiearbeit ablieferte und sich ansonsten eher als Drehbuchautor für z.B. die Alien-Filme verdingte. Anscheinend handelte es sich bei „The Resurrected“, der hierzulande als „Tanz der Teufel“-Fortsetzung zu vermarkten versucht wurde, um eine gering budgetierte „Direct to Video“-Produktion, die durch die billige deutsche Synchronisation trashiger wirkt, als sie letztendlich ist. Die Geschichte wurde in die Gegenwart portiert, modernisiert und gestreckt. Ein wenig schwarzen Humor gibt es auch, zu einer Komödie wie O’Bannons andere Regiearbeit wird der Film aber nicht. Gleich zu Beginn fällt die übertriebene Verwendung gängiger Horrorklischees wie z.B. das heftige Gewitter unangenehm bis amüsant auf. Als dann aber in einer Rückblende, die den eigentlichen Film darstellt, die vorausgegangenen Ereignisse dokumentiert werden, gewinnt „The Resurrected“ trotz zumindest in der deutschsprachigen Fassung mitunter etwas fragwürdiger Dialoge an Qualität. Sehr unterhaltsam wird die Geschichte von Besessenheit, Wiedergeburt und schiefgelaufenen Experimenten erzählt, die folgerichtig dann auch einige wirklich gut gemachte Masken und Effekte bietet, die Freunden von Körper- und Kreaturen-Horror gefallen sollten und die Höhepunkte des Films darstellen. Leider verlaufen einige als Actionsequenzen ausgerichtete Szenen dann doch recht actionarm, was vermutlich dem geringen Budget geschuldet ist. Auch wird es mit bunt blitzenden Effekten aus der Konserve für meinen Geschmack übertrieben. Positiv hervorzuheben ist aber die schauspielerische Leistung Chris Sarandons in seiner Doppelrolle. Als Fazit möchte ich „The Resurrected“ als durchaus gelungene Lovecraft-Adaption bezeichnen, der etwas weniger Klischee und ein höheres Budget gutgetan und sie vermutlich über den gehobenen Durchschnittsbereich hinausgerettet hätten. Wer viel mit Brian-Yuzna- und Stuart-Gordon-Filmen anfangen kann, kann aber auch hier guten Gewissens zugreifen.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Do 24. Jun 2010, 10:49
von Arkadin
Das Cover der deutschen "Resurrected"-VHS:

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Ein Schelm, der Böses dabei denkt...

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Di 29. Jun 2010, 15:16
von buxtebrawler
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Stepfather
Als die geschiedene Susan Harding (Sela Ward) mit ihren Kindern im Supermarkt den netten David Harris (Dylan Walsh) kennenlernt, glaubt sie, das Schicksal würde ihr endlich mal wieder zulächeln. Sie kann nicht wissen, daß David ein handfester Soziopath ist, der stets auf der Suche nach der perfekten Familie ist, innerhalb der er seine Wunschphantasien ausleben kann. Gerät das Gefüge auseinander, schlachtet er alle übrigen Familienmitglieder ab und sucht sich ein neues Ziel. Ein halbes Jahr später nähern sich die beiden bereits der Hochzeit, als David auch den ältesten Sohn Michael (Penn Badgley) von der Militärschule heimholt. Doch Michael wird nach und nach mißtrauisch bezüglich seines Stiefvaters. Im Internet wird nach einem ähnlich aussehenden Mann gesucht, Angaben zu seiner Person gibt David ungern und noch weniger gern läßt er sich fotografieren. Doch als er seine Freundin Kelly (Amber Heard) endlich überzeugt hat, ist David schon dabei, Störenfriede zu beseitigen...
US-Regisseur Nelson McCormick, der sich bereits mit dem „Prom Night“-Remake keinen allzu guten Namen machte, griff nun den Stoff des 1987er Horror-Thrillers von Joseph Ruben auf, der seinerzeit in Form eines psychopathischen Serienmörders die vermeintlich heile Welt US-amerikanischer Mittelstandsfamilien und ihren fast wahnhaften Eifern nach dem illusionären Idealbild der „perfekten Familie“ bösartig persiflierte und zwei Fortsetzungen nach sich zog. Die Geschichte wird nur wenig und wenn, dann eher ungeschickt variiert. So wird die Familie, in die der Stiefpapi eindringt, vergrößert und eine prinzipiell vollkommen unnötige Liebesbeziehung zwischen Sohnemann Michael und dessen Freundin konstruiert; allem Anschein nach in erster Linie, um das schablonenhafte Blondchen quasi ausschließlich im knappen Bikini zu zeigen und ihm mit der Kamera voyeuristisch aufs Hinterteil zu zielen. Zudem wurde das Remake offensichtlich auf eine niedrige Alterfreigabe hin konzipiert, so dass man wirklich nackte Tatsachen oder explizite Gewalttätigkeiten gar nicht bzw. kaum zu sehen bekommt. Ansonsten hat man „Stepfather“ auf modern getrimmt, so dass jetzt Handys, Internet etc. eine Rolle spielen. Dylan Walsh reicht in seiner Darstellung leider nicht an das Original, Terry O’Quinn, heran. Er wirkt weniger gefährlich, weniger irre und verhält sich zu allem Überfluss auch noch dümmer, was nicht so recht zur Rolle des verschlagenen Psychos passen will. Insgesamt wirkt das Remake wesentlich zahnloser als Rubens Verfilmung, zudem stellenweise fürchterlich konstruiert und vorhersehbar. Der Horroranteil wurde um ein Vielfaches zurückgeschraubt und die Atmosphäre, dieser besondere Thrill des Originals, fehlen leider. Somit reiht McCormicks 2009er-„Stepfather“ erwartungsgemäß in die Vielzahl überflüssiger Remakes ein.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Mi 30. Jun 2010, 12:53
von buxtebrawler
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Friedhof der Kuscheltiere
Louis Creed zieht mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern in ein Haus im tiefsten Maine. Dort zeigt ihnen ihr Nachbar, der alte Crandall einen weit abgelegenen Tierfriedhof.Als bei seinem Uni-Job ein Student namens Pascow stirbt, wirft das einen ersten düsteren Schatten auf die Idylle. Ernst wird es jedoch, als die Katze auf der stark befahrenen Straße vor dem Haus überfahren wird. Daraufhin zeigt Crandall Louis Creed das Geheimnis des Friedhofs, indem er den Leichnam dort vergräbt. Tags darauf ist die Katze wieder lebendig, aber nicht mehr sehr pflegeleicht. Dann aber schlägt das Schicksal richtig zu: der kleine Gage läuft vor einen Lastwagen und wird überfahren. Crandall warnt Creed vor den Folgen des Plans, der in dem leidenden Vater aufkeimt. Doch es ist schon zu spät: Obwohl Pascows Geist hinzueilt, um die Betreffenden zu warnen, hat Creed seinen Sohn in der Indianerweihestätte begraben. Tags darauf ist er zurück, was mörderische Folgen für alle hat...
Hervorragende Stephen-King-Verfilmung, für die King persönlich das Drehbuch verfasste. Mary Lambert führte die Regie bei dem Endachtziger-Horrorfilm, der die innerfamiliäre Tabuisierung des Todes und das Unvermögen der Menschen, die harte Realität zu akzeptieren, zum Thema hat. Die Unfähigkeit der Elterngeneration, ihren Kindern den Tod als zum Leben dazugehörend und unausweichlich zu vermitteln, führt zur Reanimation der überfahrenen Katze der Tochter, um ihr Kummer und Leid zu ersparen. Der Erfolg dieser Maßnahme verleitet einen jungen Familienvater dazu, ebenso mit seinem überfahrenen Sohn zu verfahren, weil nicht sein kann, was nicht sein darf… In hochgradig mystischer Atmosphäre werden traumatisierende Familiendramen in einen fesselnden Horrorfilm verpackt, der nachhaltiges Unwohlsein erzeugt. So zählen für mich persönlich die Rückblenden hinsichtlich Rachels Schwester Zelda zu den gruseligsten Horrorfilmmomenten schlechthin. Die Mischung aus soliden bis guten Schauspielern (tolle Nebenrolle als Jud Crandall: Fred Gwynne, mit großartiger deutscher Synchronstimme), beeindruckenden Leistungen der Kinderdarsteller, Mystik, Action, Make-Up-Effekten, Blut, Gänsehautmomenten und nicht zuletzt dem flotten Soundtrack der RAMONES machen „Friedhof der Kuscheltiere“ zu einem rundum gelungenen Ereignis. Lediglich das Erzähltempo variiert meines Erachtens etwas zu stark und das Finale mag überraschen, zählt aber nicht zu den Höhepunkten des Films. Längst ein Klassiker, wie er heutzutage zu produzieren anscheinend unendlich schwer fällt. „Der Acker im Herzen eines Mannes ist steiniger…"

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Do 1. Jul 2010, 14:06
von buxtebrawler
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Fall 39
Emily Jenkins (Renee Zellweger) arbeitet bei der Fürsorge und nimmt ihren Job sehr ernst. Für ihr Privatleben bleibt da wenig Zeit, weshalb sie selbst die Avancen von Doug (Bradley Cooper) ablehnt, der als Kinderpsychologe mit ihr zusammen arbeitet. Als sie, obwohl schon überlastet, einen neuen Fall erhält, zieht dieser sie fast magisch an. Es handelt sich um ein 10jähriges Mädchen, Lilith (Jodelle Ferland), dass seit drei Monaten deutlich schlechtere Schulleistungen aufweist und im Unterricht regelmässig einschläft. Ein Besuch bei ihren Eltern lässt ihr Misstrauen weiter anwachsen und als Lilith ihr erzählt, dass diese ihr etwas antun wollen, bittet sie den befreundeten Detective Mike (Ian McShane) um Hilfe. Doch dieser lehnt ab, da er auf Verdacht nicht eingreifen kann. Erst als Lilith Emily mitten in der Nacht am Telefon um Hilfe bittet, greift auch Mike ein und kann gemeinsam mit Emily gerade noch verhindern, dass die Eltern ihre Tochter in einem Ofen verbrennen. Während diese in eine Nervenheilanstalt eingeliefert werden, nimmt Emily die kleine Lilith bei sich auf, bis eine geeignete Pflegefamilie gefunden wird...
„Fall 39“, eine US-Produktion aus dem Jahre 2009, gedreht vom deutschen Regisseur Christian Alvart, ist der x-te Horrorfilm über ein böses bzw. von einem Dämon besessenes Kind, das allem Anschein nach zunächst kein Wässerchen trüben kann, am Ende aber seine wahre Fratze offenbart. Eine solche, wenig innovative Geschichte einmal aus der Perspektive einer Mitarbeiterin des Jugendamts zu zeigen, ist die eigentliche Kreativleistung dieses Films. Der Beginn, der Renée Zellweger als engagierte, verantwortungsvolle Behördenmitarbeiterin zeigt, die dabei immer wieder an die Grenzen ihres Einflussbereichs stößt und innerbehördliche Probleme offensichtlich werden, ist vermutlich nah an der Realität und dadurch spannend und stark. Früh ist allerdings klar, dass die kleine Lilith keinesfalls so unschuldig und süß ist, wie sie gemeinhin tut, und der Zuschauer freut sich auf eine interessante Hintergrundgeschichte und darauf, zu erfahren, worin die Beweggründe des Kind-Dämons liegen. Leider entpuppt sich auch „Fall 39“ als ein weiterer flacher Film ohne Aha-Effekt, da der Zuschauer außer „Das Kind ist böse. Punkt.“ nichts weiter erfährt. Gut, würde dabei eine atmosphärische, mystische Aura entfaltet wie z. B. beim von der Geschichte her gewisse Parallelen aufweisenden „The Ring“, könnte man darüber geflissentlich hinwegsehen. Stattdessen wird man hier aber mit einer fehlerbehafteten inneren Logik der Handlung, ungruseligen CGI-Effekten und einem Finale nach Schema F abgespeist. Warum wollten die Eltern das Kind ausgerechnet im Backofen verbrennen? Vermutlich nur, damit der Film Assoziationen zu „Hänsel & Gretel“ weckt. Warum verfügt das Kind über Mordskräfte, kann sich aber nicht aus dem Ofen befreien? Sinn ergibt das alles jedenfalls nicht. Neben dem starken Beginn überzeugt „Fall 39“ darüber hinaus lediglich mit den beachtlichen schauspielerischen Leistungen Jodelle Ferlands, die die kleine Lilith mimt, sehr gut von einem Gemütszustand zum nächsten umzuschalten weiß und glaubwürdig ihre manipulativen Fähigkeiten unter Beweis stellt. Renée Zellweger hat allein schon aufgrund ihres Gesichtsumfangs eine starke Leinwandpräsenz, macht ihre Sache eigentlich nicht schlecht, nervte mich aber mit ihrer Mumpsvisage irgendwann nur noch. Weniger Screentime wäre hier mehr gewesen. Nachdem „Fall 39“ so überzeugend begann, gingen den Drehbuchautoren schnell die Ideen aus, die diesen Film evtl. zu einem mehrdimensionalen Horrorbeitrag mit tragischer Note gemacht hätten. Glatter Durchschnitt zum Einmalgucken und Vergessen.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Do 1. Jul 2010, 16:47
von buxtebrawler
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Twilight Thirst
Für Max und seine Freundin Lisa scheinen bessere Zeiten anzubrechen, nachdem beide ihre Drogensucht besiegen konnten. Doch dann stirbt Lisa an einer Krankheit, was Max aus der Bahn wirft. Als er eines Nachts in einem Underground-Club seine eigentlich tot geglaubte Freundin erblickt, traut er seinen Augen nicht. Doch er ist sich sicher, dass es sich dabei um Lisa handeln muss und so begibt er sich auf die Suche nach ihr. Er trifft dabei auf den geheimnisvollen Darius und sein Gefolge. Auch Lisa ist bei ihm und erklärt Max, dass sie dem Tod eigentlich nicht entkommen ist: Sie ist nun Mitglied des Vampir-Clans von Darius. Und auch Max soll den Pfad des Blutes beschreiten, wenn er mit seiner Freundin eine Zu-kunft haben möchte. Eine untote Zukunft selbstverständlich. Doch die ständige Gier nach Menschenblut fordert ihren Preis...
Nein, „Twilight Thirst“ hat nichts mit schmalziger Vampir-Romantik zu tun. Vielmehr handelt es sich hierbei um einen Horrorfilm von US-Regisseur Jeremy Kasten aus dem Jahre 2006, der im Original schlicht „The Thirst“ heißt und hierzulande nun unter neuem Namen vermarktet wird, vermutlich um wahlweise Freunde der kommerziellen „Twilight“-Kitschreihe zu schockieren oder sich an deren Kaufkraft zu laben. „The Thirst“ ist im Prinzip eine ins Blutsauger-Subgenre verlagerte Parabel auf Drogenabhängigkeit, die sich fleißig durch das Horrorgenre zitiert, mich dabei am stärksten an „Near Dark“ erinnert und ein dermaßen übertriebenes Splatter- und Gore-Feuerwerk abfackelt, dass es mir schwerfällt, ihn ernstzunehmen. Irgendwie im Schmuddel-Look von streng budgetierten Exploitation-Streifen aus längst vergangenen Zeiten, aber ohne dabei deren Charme zu erreichen, wird der Vampirismus mit seiner zerstörerischen Sucht nach Blut mit der Abhängigkeit von starken Drogen verglichen und ein Vampirpärchen beim Entzug und – Achtung, ich spoilere – letztendlich beim Selbstmord als einzigen Ausweg gezeigt. Zwischendurch gibt’s in erster Linie Blut, Blut und nochmals Blut, überkandidelte Charaktere und bischn was Leckeres fürs Männerauge. So viele nette Ansätze hier auch vorhanden sein mögen, die permanente Blutbaderei dürfte eher für Gelächter als alles andere sorgen und die Pointe, den Freitod als einzige effektive Lösung eines Drogenproblems darzustellen, ist unter aller Sau. Somit ist „The Thirst“ durchaus überdurchschnittliche Schmuddelkost, die aber leider versucht, eigenes kreatives und erzählerisches Unvermögen durch Gallonen an Kunstblut auszugleichen und mit einer äußerst fragwürdigen „Aussage“ versehen wurde.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Di 20. Jul 2010, 13:33
von buxtebrawler
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Die Todesgöttin des Liebescamps
Der naive und gutherzige Dorian (Christian Anders) wirbt mit seinem Charisma und seinem Gesang stetig neue Mitglieder für eine bizarre Sekte an. Diese wird angeführt durch „Die Göttliche“ (Laura Gemser) und mit harter Hand regiert: Obwohl die Mitglieder in einer Kommune leben und den ganzen Tag nicht viel anderes machen als nackt umher zu tanzen sind echte Gefühle verboten. Oberflächlicher Sex ohne jegliche emotionale Bindungen, Zuwiderhandlungen werden bestraft. Diese Herrschaft hält „Die Göttliche“ aufrecht durch die Verblendung der Sektenmitglieder und durch die Unterstützung ihres muskulösen Leibwächters Tanga (Sascha Borysenko). Das Alles funktioniert bestens bis sich Christian unsterblich in Patricia (Simone Brahmann) verliebt, die Tochter eines einflussreichen Politikers. Das System gerät außer Kontrolle und es kommt zu Chaos innerhalb der Sekte…
Von Christian „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ Anders geschriebener, gedrehter und produzierter Sexploitation-Film aus dem Jahre 1981, der vordergründig vor obskuren Hippie-Liebes-Sekten, die ganz etwas anderes als Liebe und Erleuchtung im Schilde führen, warnen möchte, diese Thematik aber zum Anlass nimmt, reihenweise Nackedeis durchs Bild respektive durch Softsexszenen zu jagen. In Anbetracht des Umstands, dass Anders selbst seit jeher wie einer seltsamen Sekte entsprungen scheint, kann dabei eigentlich nur eines herauskommen: Gnadenloser Trash. So geschah es dann auch: Anders bewegt sich mit affiger Frisur und immer ein dämliches Liedchen auf den Lippen habend durch die kitschig-exotischen Kulissen, verliebt sich in ein ebenso naives Senatorentöchterchen und muss sich am Ende gegen Liebesgöttin Laura Gemser und ihren steroidgeschädigten und nach einer Unterhose benannten Anabolikabomber von Leibwächter mittels seiner Karatekünste durchsetzen. Dabei ist an den nur ganz sporadisch eingestreuten, hochgradig albernen komödiantischen Einlagen auszumachen, dass der große Rest ganz offensichtlich zumindest halbwegs ernstgemeint war. Das sorgt in dieser vermutlich schon bei Erscheinen schrecklich unzeitgemäß wirkenden Hippieklamotte für Unterhaltung durch unfreiwillige Komik (im Idealfall) bzw. Fremdschämen (im weniger idealen Fall). Die Anhänger der Freikörperkultur vögeln und, ganz schlimm, singen und tanzen sich durch dieses Abziehbild eines harmlosen Schmuddelfilmchens, dass es mir fast Alpträume verursachte. Von Sexploitation eigentlich erwartete Härte erreicht der Film lediglich durch eine unglaubwürdige Entjungferungsszene, bei der ein wenig Blut auf den Boden tropft, ganz sicher aber nicht durch Mr. Tanga, der Delinquenten in eine Grube schubst und am Ende gar mit Plastiksäbel gegen unseren deutschen Bruce Lee Christian Anders antritt… „Die Todesgöttin des Liebescamps“ wirkt wie eine unter starkem Einfluss vermeintlich bewusstseinserweiternder Drogen heruntergekurbelte filmische Katastrophe und reiht sich damit perfekt in das Gesamtwerk Anders’ ein. Ich gebe zwei Punkte für Laura Gemser, der Rest ist Müll – allerdings aus heutiger Sicht abfeierungstauglicher und unterhaltsamer.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Di 20. Jul 2010, 13:55
von jogiwan
falls die Scheibe verhöckern möchtest... *aufzeig* 8-)