bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Blow Up
Der Fotograf Thomas (David Hemmings) arbeitet in den Sixties mit Models und fotografiert gleichzeitig Not, Armut und Elend, ohne davon selbst berührt zu werden. Seine hippe Lebensführung wird auf die Probe gestellt, als er in einem stillen, windigen Park ein paar Fotos schießt. Ein anwesendes Pärchen ist über diese Indiskretion empört. Beim Entwickeln entdeckt er jedoch im Gebüsch einen Mann mit Gewehr auf den Bildern. Als die Frau aus dem Park ihn aufsucht und drängt, ihr die Bilder zu geben, händigt er ihr einen falschen Film aus. Wieder im Park entdeckt er unter einem Busch eine Leiche. Ist ein Verbrechen begangen worden?
„Ich hab nicht mal Zeit, um mir den Blinddarm rausnehmen zu lassen!“

Der 1966 in italienisch-britisch-US-amerikanischer Koproduktion entstandene Thriller „Blow Up“ des Regisseurs Michelangelo Antonioni („Die mit der Liebe spielen“) basiert auf der Kurzgeschichte „Teufelsgeifer“ aus der Feder Julio Cortázars und arbeitet u.a. mit Elementen, die Dario Argento später für seine berüchtigten Gialli aufgreifen sollte. „Blow Up“ gilt gemeinhin als stilistisches Meisterwerk und erzählt die Geschichte des exzentrischen Fotografen Thomas (David Hemmings, „Profondo Rosso“), der in England nicht nur mit Fotomodellen arbeitet, sondern auch gern auf offener Straße knipst und dabei auch fremde Leute vor die Linse bekommt. Eines Tages macht er Fotos eines Liebespaars im Park – das sich davon alles andere als begeistert zeigt. Die Frau sucht ihn sogar zu Hause auf und fordert die Herausgabe des Films. Er gibt ihr einen falschen mit und entdeckt schließlich beim Vergrößern der Bilder einen im Gebüsch aufblitzenden Pistolenlauf. Auf anderen Vergrößerungen entdeckt er schattenhafte Umrisse einer Leiche. Er begibt sich wieder in den Park, und tatsächlich: Er findet einen reglos dort liegenden Körper. Zeitgleich jedoch wird in sein Atelier eingebrochen und ihm die Negative entwendet. Der Körper verschwindet aus dem Park und seinen starken fotografischen Vergrößerungen, auf denen man lediglich schemenhaft etwas erkennt, will niemand glauben…

Antonionis Film ist alles andere als ein herkömmlicher Kriminalfilm, denn ihm fehlen dafür eine stringent um Ermittlungen herum konstruierte Handlung sowie eine finale Auflösung der Geschehnisse. Angesiedelt wurde „Blow Up“ im London der Swinging Sixties und scheint jeglicher Realität entrückt, wenn er in der Szene nichtsnutziger Beatniks und ähnlich oberflächlicher, sich dabei jedoch für etwas Besonderes haltender Kreise spielt und seinen Protagonisten Thomas als obsessiv und verrückt wirkenden Fotografen weitestgehend ohne Filmmusik durch artifizielle und bisweilen erotisch aufgeladene Episoden schickt. Dialoge erscheinen gekünstelt, Sitztanzversuche der fotografierten Frauen laden zum Fremdschämen ein und hinterlassen wie manch andere Szene den Eindruck von Selbstzweck und bemüht auf befremdlich getrimmter Ästhetik und Inhalte. Das langatmige Erzähltempo umgeht bewusst klassische Dramaturgie und Spannung, widmet sich stattdessen einem „Yardbirds“-Konzert mit Zerstörung der Instrumente, einer dekadenten Party und einem finalen Pantomimenspiel. Während Letzteres offensichtlich die Fragilität der von Thomas wahrgenommenen Realität versinnbildlichen soll, der letztlich ohne jegliche Anhaltspunkte und Beweismittel einem mutmaßlichen Mordfall gegenübersteht, steht es indes vielmehr für eine nur erahnte, aber nicht zwingend existente Substanz der Handlung, die aus „Blow Up“ einen unter ästhetischen Gesichtspunkten nicht uninteressanten und sicherlich beachtenswerten, gerade in Hinblick auf die späteren Großtaten sich im Giallo-Genre verwirklichender Italiener aber wirkt wie nichts Halbes und nichts Ganzes, wie das Tuckern einer Luxuslimousine mit angezogener Handbremse.

Oder anders ausgedrückt: Es macht bestimmt Spaß, diesem weitestgehend unplakativen Filmerlebnis genauer zwischen die Zeilen zu schauen, doch verspielt die Künstlichkeit des Gezeigten leichtfertig das Interesse und bleibt Antonioni in der von ihm verwandten Bildsprache unbefriedigend vage, dafür umso selbstverliebter.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Die Macht und ihr Preis
Nacheinander werden Angehörige des höchsten Gerichts in Rom durch anonyme Attentäter ermordet. Der Polizeiinspektor Rogas (Lino Ventura) glaubt zunächst an einen privaten Racheakt und sucht nach gemeinsamen Fällen der Opfer. Doch je mehr er auch sucht, desto seltsamer kommt ihm die Mordaffäre vor. Seine Vorgesetzten wollen ihn schließlich abziehen, als er befürchtet, auch der Präsident könnte das Opfer eines Mordanschlags werden. Allmählich erahnt er ein Komplott zwischen der kommunistischen Partei, dem Militär und der Polizei und beginnt, sich selbst verfolgt und überwacht zu fühlen...
„Einen sogenannten Justiz-Irrtum gibt es nicht!“

Einen Film gesehen und nichts kapiert – dabei handelt es sich bei dem im Jahre 1976 unter der Regie Francesco Rosis („Der Fall Mattei“) in französisch-italienischer Koproduktion entstandenen Thriller „Die Macht und ihr Preis“ um keinen fiktiven Kunstfilm oder psychedelischen, sämtliche Gesetzmäßigkeiten außer Acht lassenden Wahnsinns-Trip, sondern um eine handfeste und doch nicht gleich greifbare, auf wahren Begebenheiten beruhende Anklage der italienischen Politik.

Hohe italienische Würdenträger der Justiz werden nacheinander zu Opfern anonym ausgeführter, tödlicher Attentate. Inspektor Rogas (Lino Ventura, „Der Schrecken der Medusa“) wird mit den Ermittlungen betraut und vermutet zunächst Racheakte eines Justizirrtum-Opfers. Der letzte noch übrige Verdächtige scheint jedoch unauffindbar verschwunden und sämtliche Spuren zu seiner Person wurden verwischt. Schließlich wähnt Rogas sogar den Präsidenten in Gefahr und kommt einem großangelegten Komplott auf die Spur – während er selbst verfolgt und überwacht wird…

Francesco Rosis Film, so wenig er sich mir zunächst erschloss, lädt unbedingt dazu ein, Recherchen zu Inhalt und Aussage anzustellen. So weiß ich nun, dass er sich auf einen hochinteressanten Abschnitt in der Geschichte Italiens bezieht: Zum Entstehungszeitpunkt des Films konnte die Kommunistische Partei Italiens (PCI) offenbar 34% der Wählerstimmen für sich und damit heutzutage unvorstellbare Erfolge verbuchen. Enrico Berlinguer, Generalsekretär der Partei, suchte unter dem Eindruck faschistischer Militärputsche in anderen Ländern die Zusammenarbeit mit der damals stärksten Partei Italiens, der „Democrazia Cristiana“, um sozialpolitische Ziele zu erreichen und die Demokratie zu stabilisieren. Doch mit der Entführung und anschließenden Ermordung des DC-Politikers Aldo Moro, angeblich durch die terroristische „Brigate Rosse“ (was bis heute nicht unumstritten ist), scheiterte die geplante Zusammenarbeit und die PCI verlor fortan an Popularität.

„Die Macht und ihr Preis“ basiert auf dem Roman „Der Zusammenhang“ alias „Tote Richter reden nicht“ von Leonardo Sciascia, der z.B. auch die literarische Vorlage für Damianis „Der Tag der Eule“ lieferte und zeitweilig auch selbst für die PCI im Parlament saß. „Der Zusammenhang“ erschien 1971 und skizziert laut dem Autor in parodistischer Krimi-Form eine großangelegte Serie von Attentaten, die die Stabilität des Landes gefährden sollen, indem sie linken Kräften zugeschrieben, in Wirklichkeit aber von den Faschisten verübt werden, die damit die Bevölkerung hinter sich zu versammeln versuchen oder zumindest zugunsten konservativer Kräfte zu instrumentalisieren, um die „Gefahr“ einer sozialistischen Umverteilung abzuwenden. Und zynischerweise haben sich derartige Attentate im Verlauf der 1970er-Jahre nicht nur tatsächlich zugetragen, sondern hat sich offenbar eine „Verschwörungstheorie“ wie diese zu Beginn der 1990er-Jahre zudem als wahr herausgestellt, so dass sich Sciascias Roman als visionär und Rosis Film als empathisches Dokument der seinerzeitigen gesellschaftlichen Situation erwiesen. Und obwohl Rosi sämtliche Namen änderte und lediglich die entsprechenden italienischen Institutionen nannte, verklagten ihn die italienischen Justizbehörden.

Soweit zur Bedeutung dieses Films, der sich stilistisch wie ein in trüben, gedeckten Farben voller Braun- und Grautönen gemaltes Gemälde präsentiert: Der Auftakt in der Kapuzinergruft Palermos mit ihren natürlichen Mumien wirkt morbide und faszinierend zugleich. Kulissen, Gebäude und Ambiente erzeugen das Bild eines nicht greifbaren Überbaus, unter dem der wunderbar von Lino Ventura verkörperte Inspektor Rogas umherirrt und zunächst nichts begreift, um sich mit wachsendem Kenntnisstand immer mehr in Gefahr zu begeben. Das Geschehen verfolgt der Zuschauer krimitypisch aus Sicht des Inspektors, verfügt also stets über denselben Kenntnisstand wie die zentrale Figur der Handlung. Jener Rogas wird indes kaum näher charakterisiert und soll offensichtlich bewusst austauschbar bleiben. Dies geht passend einher mit der emotionalen Kälte des Films, der schließlich die skrupellose Berechnung der Macht und die Selbstgefälligkeit der Justiz abbildet. Dazu passend wurde die gelungene musikalische Untermalung Piero Piccionis mit Maß gewählt, die nur selten überhaupt zum Einsatz kommt. In seinem spröden Charme und gemächlichen Erzähltempo nimmt „Die Macht und ihr Preis“ den Zuschauer gefangen, lockt ihn auf falsche Fährten, verwirrt ihn vorsätzlich und kann bei Unkonzentriertheit schon mal den Eindruck erwecken, tatsächlich jungen linken Bewegungen die Schuld für die Ereignisse in die Schuhe schieben zu wollen. Immer wieder unterbrechen Schwarzweiß-Einspielungen den ansonsten aus einem Guss erscheinenden Stil und verleihen der Handlung zusätzlichen dokumentarischen Charakter. Schauspieler wie Max von Sydow („Der Exorzist“), Fernando Rey („Navajo Joe“) und Luigi Pistilli („The Good, the Bad and the Ugly“) verleihen neben Ventura dem Film auch darstellerische Klasse.

Diesem Porträt einer zunehmend verängstigten Gesellschaft lässt sich allenfalls seine Abstraktheit vorwerfen, dass es die Bedrohung zu diffus und lediglich in ihren Konsequenzen wenig subtil darstellt. Auch parodistische Ausreißer wie ein ausgiebiger Dialog helfen beim Verständnis des Gezeigten insbesondere aus heutiger Sicht nur bedingt weiter, was ein wenig schade ist, da die Handlung grundsätzlich ein Potential gleich einer immensen Sprengkraft besitzt, um ihre Zuschauer hinsichtlich mutmaßlich noch immer aktueller tödlicher und manipulativer Methoden zu sensibilisieren. Doch auch als sperriges Kunstwerk weiß „Die Macht und ihr Preis“ Freunden außergewöhnlichen, anspruchsvollen, großen europäischen Kinos zu gefallen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Die Viper
In Rom scheint die Anzahl von Überfällen jeder Art zu explodieren. Banküberfälle, Vergewaltigungen und vieles mehr ist an der Tagesordnung. Kommissar Ferro (Maurizio Merli) ist der Einzige, der die Regeln der Polizei und Gesetze bricht. Mit ebenso brutalen Methoden entlockt er Geständnisse. Doch meistens muss er die Verbrecher wieder laufen lassen, da sie dank Rechtsanwälten und Gesetzeslücken immer einen Ausweg finden. Als die Verbrechen, auch dank dem buckligen Irren Moretto (Tomas Milian) eskalieren, startet Ferro einen brutalen Feldzug gegen Moretto und seine Bande...
„Sie finden eine Lücke im Gesetz und wir gucken in den Mond!“

Nachdem sich Maurizio Merli mit Marino Girolamis „Gewalt rast durch die Stadt“ offenbar als italienischer Selbstjustiz-Bulle bzw. als „Dirty Harry“ für Arme empfohlen hatte, griff Umberto Lenzi für seinen nach „Der Berserker“ zweiten Poliziesco mit Tomas Milian auf Merli statt auf Silva zurück, um ihn gegen Milian ins Rennen zu schicken. Das Ergebnis ist der Film „Die Viper“ aus dem Jahre 1976.

In Rom macht das Verbrechen, was es will: Überfälle und Gewaltdelikte, wohin das Auge blickt, niemand ist mehr sicher – und die Polizei machtlos, gefangen in einem Gesetzes- und Regelapparat, über den die Kriminellen nur noch lachen und sich, werden sie einmal verhaftet, von findigen Anwälten rausboxen lassen. Doch haben sie die Rechnung ohne Kommissar Ferro (Maurizio Merli), genannt „die Viper“, gemacht, der auf die Vorschriften geflissentlich pfeift und sich einen nach dem anderen vorknöpft. Ferros Vorgesetzte sind davon wenig begeistert und generell stoßen seine Methoden nicht nur auf Gegenliebe. Der bucklige Moretto allerdings übertreibt es endgültig und ist zu einer großen Nummer der Unterwelt avanciert, der beizukommen auch Ferro so seine Schwierigkeiten hat…

„Hat die Viper ihren Giftzahn wieder testen müssen?“

Stand bei Lenzis „Der Berserker“ noch eindeutig und in bester Thriller-Manier der Antagonist im Vordergrund, ist es hier tatsächlich der heißblütige Kommissar, um den herum die Handlung aufgebaut wird. Prinzipiell ähnlich wie der arg platte „Gewalt rast durch die Stadt“ und doch ganz anders, weil wesentlich genießbarer: Ferro äußert sich unmissverständlich Pro-Selbstjustiz, Pro-Folter, Pro-Sondereinheiten, propagiert Law & Order und Wildwest-Methoden etc. pp, um dem Verbrechen Herr zu werden, wird dabei jedoch als hitzköpfiger und brutaler Choleriker dargestellt, der auch mit Gegenstimmen und -argumenten konfrontiert wird. Das ist auch bitter nötig, denn er foltert und misshandelt Verdächtige, ist schnell mit dem Colt zur Stelle und prügelt im Vorbeigehen manch Delinquenten windelweich, ist anscheinend stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Seiner Freundin Anna (Maria Rosaria Omaggio, „Großangriff der Zombies“), Juristin für Jugendkriminalität, gefällt das ebenso wenig wie seinem Kollegen Caputo (Gianpiero Albertini, „Das Geheimnis der blutigen Lilie“), was Lenzis Film einen wesentlich differenzierteren Ton verleiht – wenngleich die Eskapaden der Gangster einer- und Ferros andererseits eindeutig dominieren. Zeitweise weiß man jedoch schon gar nicht mehr, zu wem man halten soll, wenn Ferro auf den körperlich behinderten Moretto losgeht und sich dieser scheinbar nicht zu Unrecht in der Opferrolle wähnt.

Jener Moretto, einmal mehr kongenial von Tomas Milian verkörpert, wird dann auch zur Konstante der Handlung, die ihre Verbrechen ansonsten ähnlich episodenhaft wie Girolami in „Gewalt rast durch die Stadt“ auftreten lässt. Die wahre Bedeutung dieses listigen Mannes wird dem Zuschauer erst nach und nach verdeutlicht, wobei er an psychopathischem Profil ähnlich dem eines Schurken in beispielsweise alten Batman-Comics gewinnt. Generell sind Inhalt und Inszenierung deutlicher erkennbar als in Girolamis Negativbeispiel comichaft überzeichnet und können selbst in einem sich in den Klauen der Gewaltverbrechen befindenden Italien nicht 1:1 auf die tatsächliche gesellschaftliche Situation übertragen werden. Alle Seiten poltern hier kräftig drauf los, übertreiben es vollends und da der zweifelhafte reaktionäre Stammtisch-Tonfall zwar vorkommt, jedoch nicht die Aussage des Films ist, ergibt sich ein schwer unterhaltsamer und dabei keinesfalls dummer Film, der seinen Charakteren auch Entwicklungen zugesteht: So kommen selbst Ferro schließlich Zweifel an seinen Methoden und muss er erkennen, dass sie gegen jemanden vom Schlage eines Morettos nur bedingt weiterhelfen. Dafür verzichtet man dann auch gern auf klar als solche erkennbare Identifikationsfiguren und genießt Prügeleien, Schießereien, Kämpfe auf Hausdächern, Verfolgungsjagden, eine sehr dynamische Kamera sowie den rasanten Schnitt und bemerkt dabei kaum, dass Lenzi anscheinend einige Szenen aus seinem meisterhaften „Der Berserker“ wiederverwendet hat. Selbst mit Merli in seiner Mischung aus Schimanski, Callahan und Venom-Mantas habe ich hier meinen Frieden gemacht, da er stets eine große Menge echte Wut und Entrüstung in sein eindimensionales Schauspiel zu legen scheint. Und bei einem Poliziesco aus jener Entstehungszeit ist es fast schon müßig zu erwähnen, dass er bis in die Nebenrollen hinein u.a. mit Ivan Rassimov („Mondo Cannibale“) und Giampiero Albertini ansprechend besetzt wurde.

Überaus unterhaltsam, kurzweilig und dabei nicht völlig anspruchslos, wenn auch bis auf die Gewaltexzesse ein bisschen „auf Nummer sicher gehend“ konstruiert, denn gleich wie man den hier beschriebenen Phänomenen gegenübersteht, wird sich wohl jeder seinen Teil aus „Der Viper“ herausziehen können und sich mehr oder weniger bestätigt sehen können.
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Django und die Bande der Bluthunde
Ein geheimnisvoller Fremder bringt den Tod in die Stadt. Er hat einige Personen auf seiner Abschussliste. Einen Tag bevor er sein Urteil vollstreckt, stellt er einen Grabstein in die Mitte der Straße. Eingraviert ist der Name des nächsten Opfers ...
„Wohin willst du denn jetzt?!“ – „Zur Hölle!“

In „Ein fremder ohne Namen“ (1973) suchte ein gespensterhafter Clint Eastwood in seinem Regiedebüt eine Westernstadt heim und entfachte in Inferno, drei Jahre zuvor jagte Antonio Margheriti Klaus Kinski in „Satan der Rache“ auf einen Geisterbahn-Feldzug gegen seine Peiniger, doch noch ein Jahr früher war es Sergio Garrone („Drei Kreuze, um nicht zu sterben“), der Anthony Steffen („Die blutigen Spiele der Reichen“) für seinen Rache-Western „Django und die Bande der Bluthunde“ (übrigens ein „echter“ Django) wie ein übernatürliches Phantom Angst und Schrecken unter denjenigen, die Dreck am Stecken hatten, verbreiten ließ.

Ein geheimnisvoller, schwarzgewandter Fremder taucht in der Stadt auf und hat Holzkreuze mit bereits eingravierten Namen dabei. Wann immer er eines dieser Kreuze in den Boden rammt, dauert es nicht lange, bis derjenige, für den es vorgesehen war, nicht mehr unter den Lebenden weilt. Django fackelt nicht lange und räumt unter verräterischen Bürgerkriegsoffizieren rigoros auf. In den Weg stellt man sich ihm besser nicht. Doch wird er es auch schaffen, an Chef-Gangster Murdok heranzukommen?

Seine alles andere als originelle Geschichte setzt Regisseur Garrone in Form eines atmosphärischen, mit Versatzstücken des Gruselfilms spielenden Stils um und hat genug kreative Ideen im Gepäck, um sich von anderen Rache-Western abzuheben und länger im Gedächtnis zu bleiben. Sein Django ist ein phantomhafter Rächer im pechschwarzen Umhang, der wirkt, wie der Sensenmann persönlich und genauso plötzlich irgendwo auftaucht, wie er wieder verschwindet. Dabei guckt er stets bedeutungsschwanger-langsam unter seinem schwarzen Hut hervor und zeigt dabei den einen Gesichtsausdruck Anthony Steffens, der zwar nie für sein exaltiertes Mienenspiel bekannt gewesen wäre, hier aber so hölzern agiert wie selten. Das geht so weit, dass in Dialogszenen, in denen der deutsche Synchronsprecher Erregung und Wut in seine Stimme legt, Steffen scheinbar gelangweilt vor sich schwadroniert – wenn die Kamera denn überhaupt mal auf sein Gesicht hält, die den Verdacht aufkommen lässt, genau dies kaschieren zu wollen. Doch auch hier hatte Steffen das Glück, dass das auf gewisse Weise zu seiner Rolle passt, die eine fast schon paranormale Aura umgibt. Kleinere technische Spielereien unterstreichen diesen Eindruck, wenn Steffen verschwommen und nicht greifbar vor den Augen seiner Opfer erscheint und diese lediglich in Leere schießen.

Die tolle Titelmelodie mit ihrem gehauchten „Django!“ stimmt schön aufs kommende Geschehen ein und auch sonst untermalt hörenswerte, die Szenen unterstützende Musik die Handlung, die nach einigen schnell geschnittenen, fragmentarischen Rückblenden, wenn Django auf seine Opfer trifft, nach der Hälfte in einer ausgedehnten Rückblende zeigt, was wirklich geschehen und der Grund für Djangos Rachefeldzug ist. Dieser spitzt sich immer mehr auf die ungleichen Murdok-Brüder zu, von denen der jüngere ein blonder, blasser, unberechenbarer Wahnsinniger im Stile eines Klaus Kinskis ist, irre gespielt von Luciano Rossi („Lauf um dein Leben“). Eine ganze Reihe originell konstruierter (Todes-)Szenen und Lebensenden in Zeitlupe sind echte Hingucker und pflastern den Weg zum großangelegten Finale und schließlich letzten Showdown. Da wird dann auch endlich Steffen mehr gefordert, der seine leidensfähige Mimik unter Beweis stellen darf. Was „Django und die Bande der Bluthunde“ an klassischer Spannung mangelt, wird durch die Atmosphäre, diese düstere Stimmung im typischen Italo-Western-Ambiente, wettzumachen versucht und das großartige Ende entschädigt schließlich für manch kleinere Schwäche. Was fehlt, ist ein typischer „Steffen-Schluss“, denn Django hatte hier von vornherein quasi nichts mehr zu verlieren.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Im Rahmen des Forentreffens sah ich als Weltpremiere die Kurzfilm-Reminiszenz an das italienische Horrorkino "Non bussare alla porta del Diavolo", der ohne jeden Dialog eine schöne Gruselgeschichte erzählt, viele Details zum Entdecken bereithält und mit einem fantastischen Soundtrack von Sospettos zweiter LP begeistert - lediglich an die Digitalvideo-Optik muss man sich gewöhnen.

Dann folgte ER:

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Dawn of the Dead
"Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück." Die kürzlich Verstorbenen erheben sich aus Ihren Gräbern und kehren als lebende Tote zurück, um die Menschen zu jagen und zu fressen. In dem allgemeinen Chaos droht die Zivilisation zusammenzubrechen. Es werden Räumungskommandos organisiert, welche von Haus zu Haus ziehen, um die Infizierten zu töten. Zu einem dieser Kommandos gehören auch Peter (Ken Foree) und Roger (Scott H. Reiniger), die von dieser Aufgabe aber die Nase voll haben. Zur gleichen Zeit versucht ein Fernsehsender, für den auch Stephen (David Emge) und Francine (Gaylen Ross) arbeiten, so lange wie möglich zu senden, um die restliche Bevölkerung auf dem Laufenden zu halten. Als der Ansturm der Zombies immer weiter zunimmt schlägt Stephen vor, mit dem Firmenhelikopter vom Dach des Senders zu flüchten. Auf der Landeplattform stoßen noch Peter und Roger dazu. Als der Sprit des Helikopters zur Neige geht landen sie auf dem Dach einer Shopping-Mall in welcher sie alles finden, was sie brauchen um lange überleben zu können. Zunächst müssen sie das Einkaufscenter aber noch von den Zombies befreien...
„So, wie ich es sehe, ist die Intelligenz bereits ausgerottet und es leben nur noch die Idioten!“

Nachdem US-Filmemacher George A. Romero mit seinem Low-Budget-Erfolg „Night of the Living Dead“ im Jahre 1968 den Zombiefilm revolutioniert bzw. das Subgenre erst ins Leben gerufen hatte, vergingen satte zehn Jahre, bis er mit „Dawn of the Dead“, diesmal komplett in Farbe gedreht, eine nicht minder einflussreiche Fortsetzung lieferte, die den modernen Splatterfilm nachhaltig inspirierte und zahlreiche Nachahmer auf den Plan rief.

Die menschenfressenden Zombies haben die Städte erreicht und sich übers ganze Land ausgebreitet. Mit Spezialeinheiten versucht man, ihrer Herr zu werden. Roger (Scott H. Reiniger, „Knightriders - Ritter auf heißen Öfen“) und Peter (Ken Foree, „From Beyond – Aliens des Grauens“) haben nach ihrem jüngsten Einsatz keine Lust mehr und klauen mit ihren Freunden Stephen (David Emge, „Hellmaster“) und Francine (Gaylen Ross, „Creepshow“) einen Hubschrauber der örtlichen Sendeanstalt, um abzuhauen. Sie entdecken ein riesiges Einkaufszentrum, verschaffen sich Zugang und schießen die sich im Inneren aufhaltenden Untoten über den Haufen. Nun können Sie die Vorzüge eines bis unter die Decke mit Lebensmitteln und Luxusgütern vollgestopften Einkaufszentrums genießen und wähnen sich weitestgehend in Sicherheit – bis eine bewaffnete Rockergang den Laden stürmt…

„Zerstör das Gehirn!“

Romero setzte mithilfe der Spezialeffektkünste Tom Savinis und mutmaßlich inspiriert von Filmen wie „Leichenhaus der lebenden Toten“ (Jorge Grau, Spanien/Italien 1974) die Messlatte für blutige Splatter- und Gore-Einlagen deutlich hoch, sowohl was Quantität als auch Qualität betrifft. Neben Savini versammelte Romero weitere fähige Leute um sich: Den italienischen Filmemacher Dario Argento, der den Film mitproduzierte und eine eigene Schnittfassung für den europäischen Markt entwickelte, Michael Gornick als Chef der Kameras, die Band „Goblin“ für den hämmernden, unvergesslichen Soundtrack und nicht zuletzt weniger bekannte, dafür umso talentiertere Schauspieler. Romero gelingt ein überaus rasanter Einstieg mit aufgebrachten, hysterischen Diskussionen im Fernsehstudio, die unmittelbar in SEK-Action mit zahlreichen Toten und ersten verstörenden Zombie-Auftritten übergehen. Im Einkaufszentrum angekommen, wird „Dawn of the Dead“ zu einer unschwer erkennbaren Parabel auf die Konsumgesellschaft und ihren Materialismus. Die Zombies schlurfen wie zu Lebzeiten massenweise zum Konsumtempel, während unsere vier Freunde sich den alten Kindheitstraum vom Kaufhaus ganz für sich allein erfüllen. Diese wurden längst zu Sympathieträgern und Identifikationsfiguren für den Zuschauer, der sich gerade während dieser Szenen in ihnen wiedererkennen dürfte. Interessanterweise findet aller Actionlastigkeit zum Trotz nach und nach eine relativ detaillierte Charakterisierung der Rollen statt. So bekommt die Handlung auch eine tragische Note, als Roger einen Zombiebiss erleidet und der Zuschauer bestens über die Folgen Bescheid weiß, die im Film zunächst niemand wahrhaben will. Dem gegenüber stehen einige humoristische, jedoch gut und passend eingefügte Einlagen im Einkaufszentrum. Einige sehr durchästhetisierte Szenen unterhalten und begeistern zusätzlich.

Als die Rocker (unter ihnen Savini persönlich) schließlich das Kaufhaus stürmen, scheinen sie die Zombies gar nicht ernstzunehmen und machen sich einen Spaß daraus, mit ihnen zu spielen, bevor sie sie brutal niedermetzeln. Ab diesem Zeitpunkt verdeutlicht „Dawn of the Dead“ eine entsolidarisierte Gesellschaft, die selbst angesichts Extremsituationen wie dieser nicht imstande ist, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Der Action-Anteil wird noch einmal in ungeahnte Höhen geschraubt, gleichzeitig erscheint fraglich, mit welchem Recht diejenigen, die zuerst da waren, aus dem Hinterhalt auf die Eindringlinge schießen und sie im Prinzip ähnlich behandeln wie die Zombies. Weitestgehend sinnlos verhält man sich wie den Besitzstand, das annektierte Land für sich allein beanspruchen wollende Egoisten, statt ein paar Schritte weiter zu denken, wodurch die Rollen ihr Identifikationspotential einbüßen und der Film endgültig seine misanthropische Note erhält. Folgerichtig münden die Ereignisse in einem infernalen, pessimistischen Finale.

All das ist großartiges und wegweisendes Horrorkino und macht Romeros zweiten Zombie-Film zu einem verdienten Klassiker. Verglichen mit späteren Filmen – gerade auch von „Dawn of the Dead“ inspirierten – wirkt trotz der hochqualitativen SFX-Arbeit das Make-up der Untoten, die man schlicht graublau anmalte, ein wenig lieblos und bisweilen künstlich. Zudem scheint mir der Schnitt nicht unbedingt zu Romeros herausragenden Stärken zu gehören, denn wie sich hier pure Action mit ausgedehnten, langsam erzählten, dialoglastigen Szenen des letztlich Überlänge erreichenden Films abwechseln, irritiert bisweilen und erscheint nicht immer dramaturgisch 100%ig zielführend. Argento versah seine Fassung mit etwas mehr Tempo, dennoch wirkt „Dawn of the Dead“ hier und da ein wenig ausgebremst. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen der besten Filme des Zombie-Subgenres aller Zeiten und steht auch oder gerade Jahrzehnte später wie ein Fels in der Brandung eines mit thematisch ähnlichen Filmen überfluteten und übersättigten Markts.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Am nächsten Tag ging's los mit "The Riffs III - Die Ratten von Manhattan", hier mein Uralt-Kurzkommentar:
„Rats - Notte di terrore“, so der Originaltitel, hat natürlich nichts mit den Kult-Endzeit-Actionern „The Riffs I + II“ zu tun. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein weiteres Machwerk von „Vincent Dawn“ alias Bruno Mattei, dem berüchtigten italienischen Plagiats-Filmer, der in Zusammenarbeit mit Claudio Fragasso eine etwas weniger trashige als angenommen Endzeit-/Tierhorror-Mixtur kredenzt, die es in sich hat: Ein paar Knallchargen als Charaktere, die zu den wenigen Überlebenden nach der Atombombe gehören und durch die Gegend ziehen, vögeln und sich gegenseitig beleidigen, wie üblich denkwürdige Dialoge am Rande des einlieferungswürdigen Schwachsinns, seltsame Einfälle mit unterirdischen Labors und Riesencomputern, die in etwa so futuristisch wirken wie ein Telefon mit Wählscheibe, sowie hunderte Nager, nicht wenige davon aus Gummi. Soviel zum Trashfaktor. Dem gegenüber steht aber eine an sich geile Geschichte um eine sich selbst fast komplett auslöschende, also zu blöd zum Leben gewordene menschliche Zivilisation, die erkennen muss, dass vermeintliche dreckige Parasiten wie die Ratten die menschliche Dummheit nicht nur zu überleben vermögen, sondern auch zur finalen Machtübernahme blasen und evolutionstechnisch einen Schritt weiter sind als der menschliche Abschaum, der selbst zu einer kleinen Gruppe zusammengeschrumpft sich immer noch gegenseitig das (Über-)leben schwer macht, statt sich angemessen auf die Gefahr einzustellen. Fallen die Effekte bei Rattenangriffen ziemlich harmlos aus (wenn überhaupt), so gibt es aber „lecker“ aussehende verstümmelte Leichen zu begutachten sowie eklige „Ratten brechen aus dem menschlichen Körper heraus“-Effekte, die ich für das damalige Budget gar nicht so schlecht gemacht finde. Klar, um die Geschichte dieses Films, der deutlich Matteis Handschrift trägt, wirklich genießen zu können, muss man sich schon sehr auf ihn einlassen können, was der Trash-Gehalt natürlich erschwert. Aber ganz gleich, ob die Schlusspointe beim Zuschauer nun Lachen oder Entsetzen (oder beides) hervorruft – in Vergessenheit gerät sie sicherlich nicht so schnell, haha. Für Fans trashiger 80er-B-Movies jedenfalls sicherlich nicht verkehrt, dieses Filmchen – wenngleich Matteis Kultfilm selbstverständlich „Die Hölle der lebenden Toten“ bleibt.
Auf großer Leinwand sind mir dann besonders das fragwürdige Mienenspiel der Protagonisten aufgefallen sowie die allgemeine Hysterie, insbesondere in der grenzdebilen Szene mit der von ein paar Ratten besiedelten Holztreppe :D

Und überraschenderweise machte dieser Film sogar noch ein bisschen mehr Spaß im Kino als "Hölle der lebenden Toten".
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Hölle der lebenden Toten
Auf einem verlassenen Atoll irgendwo im Pazifik werden in einer Forschungsanstalt Versuche mit Viren durchgeführt. Nach einem Unfall werden Mitarbeiter von neuartigen Virus infiziert. Als Folge bricht in ihnen der Drang zum Kannibalismus aus. Eine Elitetruppe wird auf die Insel geschickt, um den Schrecken zu beenden. Nach den ersten schweren Verlusten beschließt man, einen Großangiff auf das Zentrallabor zu starten. Es kommt zu einer blutigen Schlacht...
„Fleischfressende Pflanzen!“

Wenn sich Italo-Regisseure wie Bruno Mattei („The Riffs III“) und Claudio Fragasso („Troll 2“) zusammentun, um einen Zombie-Film zu drehen, hat man als nicht ganz unerfahrener Filmkenner schon in etwa eine Vorstellung, was einen erwartet. So entpuppt sich der 1980 in italienisch-spanischer Koproduktion gedrehte „Hölle der lebenden Toten“ folgerichtig als dreister „Dawn of the Dead“-Abklatsch voll unfreiwilliger Komik – ein wahres Trash-Feuerwerk!

Auf einer Pazifikinsel wird mit einem neuartigen Virus experimentiert. Prompt geschieht ein Missgeschick und die Forscher werden infiziert und zu blutrünstigen, kannibalistischen Zombies, denen nur durch Zerstörung des Gehirns beizukommen ist. Da sich das Virus schnell ausgebreitet hat, wird eine Elitetruppe nach Neuguinea entsandt, um das Problem zu beseitigen…

Im Prolog, der die Infektion der Forscher zeigt, darf man bereits herzlich über die ungenügenden Schutzanzüge der Männer schmunzeln, deren Masken nach unten offen sind! Es wird hübsch blutig und diese Linie behält man bei, als man anschließend die „Elitetruppe“ dabei zeigt, wie sie Umweltschutzaktivisten, hier als fiese Terroristen dargestellt, den Garaus und dabei keine Gefangenen machen, sondern ultrabrutal vorgehen und die Delinquenten dabei auch gern mal von hinten per Kehlenschnitt meucheln. Das perfekte Personal für den Anti-Zombie-Einsatz also, flugs geht’s auf die Insel. Dort trifft man auf ein Reporter-Pärchen, das dokumentarische Aufnahmen dreht und die Zombies zunächst für betrunkene Eingeborene hält! Mattei und Fragasso halten sich nicht lange mit Nebensächlichkeiten auf und sorgen früh für Zombie-Action, gewohnt geschmackssicher u.a. mit einem kleinen Jungen, der seine Eltern verspeist, unheimlich fies gucken kann und zumindest einen der Besucher zum Bröckelhusten animiert. Die „Elitetruppe“ entpuppt sich im Laufe der Zeit als Ansammlung echter Knallchargen, die zwar längst weiß, dass man den Zombies auf den Kopf zielen sollte, ungeachtet dessen aber weiter fröhlich Munition in andere Regionen verballert. Außerdem wird irre zwischen den Zombie umhergetanzt und sogar der eigene Arm zum Fraß angeboten, während man die Untoten als „Idioten“ und „fleischfressende Pflanzen“ beschimpft... und findet man alte Klamotten in einem leerstehenden Haus, wird sich erst einmal ein Tütü übergestreift und androgyn weitergetanzt – so stellt man sich Elitetruppen vor.

Ist man nach zahlreichen Zombie-Attacken endlich in der Fabrik und damit am Ursprung allen Übels angekommen, erfährt der Zuschauer endlich über die zynischen Hintergründe der Virus-Entwicklung und wird Zeuge eines recht gelungenen, konsequenten Endes (an das in einigen Schnittfassungen noch ein erweitertes angefügt wurde, das zeigt, wie die Zombies in der Zivilisation angekommen sind – „Woodoo“ lässt grüßen). Doch damit ist „Die Hölle der lebenden Toten“ noch längst nicht treffend beschrieben, denn man eignete sich nicht nur die Elitetruppe im Blaumann aus „Dawn of the Dead“ an, sondern auch noch den „großartigen“ Goblin-Soundtrack, der immer wieder drauf los hämmert. Gestreckt wird der Film mit zahlreichen schlecht in den Film eingefügten, teilweise verdammt grobkörnigen Tieraufnahmen diverser Quellen, die eine ungeahnte Fauna auf die Pazifik-Insel verorten. Der Oberhammer jedoch ist die Begegnung der Reporterin mit den Eingeborenen, die vorgibt, zu wissen, wie man auf sie reagieren müsse, sich kurzerhand auszieht (!), anmalt und… Mattei/Fragasso Gelegenheit bietet, aus irgendwelchen Mondos geklaute Bilder unterschiedlichster Naturvölker abzuspulen – unappetitlich, zusammenhanglos und unfassbar kaltschnäuzig!

Aber: „Hölle der lebenden Toten“ macht Spaß, verdammt viel sogar, manch blutiger Spezialeffekt kann sich ebenso sehen lassen wie die eine oder andere krude Idee und es gibt insgesamt einfach viel zu lachen! Kein Vergleich zu moderneren, bemüht auf Trash und Kult getrimmten Unterhaltungsfilmchen, die um die Gunst geschmacksverirrter Konsumenten buhlen, sondern Exploitation galore! Zudem sieht „Hölle der lebenden Toten“ noch wirklich aus wie ein Spielfilm und nicht wie Amateur-Videoaufnahmen und hat mit Franco Garofalo („Kommissar Mariani - Zum Tode verurteilt“) und José Gras („Mad Foxes – Feuer auf Räder“) das eine oder andere charismatische Gesicht zu bieten sowie mit Margit Evelyn Newton („Jäger der Apokalypse“) eine zeigefreudige Dame vorzuweisen. Zugegeben, die eine oder andere Länge muss man in Kauf nehmen und die Tieraufnahmen können so ab dem siebzehnten Mal auch durchaus nerven, doch nehme ich das für den Genuss dieser Schmodder-Sause gern in Kauf. Dass man keine authentischen Bilder Neuguineas erwarten sollte, versteht sich hoffentlich von selbst, oder?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Inglorious Zombie Hunters
Die schüchterne Aki (Sasa Handa) ist das neueste Mitglied in dem Schwimmteam ihrer Schule, da ihre Vorgängerin vom Trainer brutal zusammengeschlagen wurde. Zur gleichen Zeit grassiert ein Virus an der japanischen Mädchenschule und alle Schülerinnen müssen sich von dem eigensinnigen Schularzt impfen lassen. Dann geht alles ganz schnell: sowohl Schülerinnen, als auch Lehrer verwandeln sich nach der Impfung schlagartig in blutrünstige Zombies. Nur die Mädchen des Schwimmteams scheinen nicht infiziert zu sein. Angeführt von Aki kann der Kampf gegen die Untoten beginnen...
Das nach dem Drama „Love my Life – Du bist mein Herzschlag!“ im Jahre 2007 erschienene Zweitwerk des japanischen Regisseurs Kôji Kawano entpuppt sich als billig zusammengeschustertes Trash-Filmchen, das spekulativ auf Zombie-Action sowie Schulmädchen- und Lesben-Erotik setzt.

Das weibliche Schwimmteam einer japanischen Schule leidet unter der Knute seines Trainers und muss ein Mitglied kurzfristig ersetzen. Aki (Sasa Handa) stößt dafür zur Mannschaft hinzu und wird Zeuge, wie sich durch Impfungen Lehrer und Schülerinnen in blutrünstige Zombies verwandeln. Zusammen mit ihrem Schwimmteam kämpft sie tapfer gegen die Gefahr an…

So oder so ähnlich die zugrundeliegende Ausgangshandlung, die bereits früh Raum bietet, junge Mädels in hautengen Badeanzügen zu präsentierten sowie einige wahnsinnig schlecht getrickste Splatter-Action zu bieten. Zwar spritzt viel Blut, doch die grundsätzlich voyeuristische Kamera zeigt weder die Gewaltakte (die stets gerade so außerhalb des sichtbaren Bereichs stattfinden), noch die unteren Geschlechtsregionen während der Sexszenen. Oben ohne jedoch laufen die Mädels ständig durchs Bild und Fräulein Handa ist alles andere als unansehnlich. Zusammen mit einer „Schulfreundin“ gibt sie sich stellenweise tatsächlich softpornösen Sexszenen hin, bei denen das Höschen jedoch stets anbleibt. Um den sich selbst nicht ernst nehmenden und mit chargierenden Darstellern gespickten Film auf Länge zu bringen, überschlägt man sich mit wahnwitzigen Wendungen, die jeweils kaum Sinn ergeben, den Trash-Gehalt jedoch zusätzlich in die Höhe schnellen lassen. Da werden absonderliche Hintergrundgeschichten konstruiert und Rückblenden gezeigt, dass der normale Menschenverstand bereits frühzeitig beleidigt abwinkt. Allen aberwitzigen Einfällen (Laserschüsse aus dem Frauenschoß, gleichzeitig Querflöte spielender und labernder Bösewicht, der dadurch die Damen gefügig macht etc…) zum Trotz vergisst man leider – oder angesichts der miesen Spezialeffekte viel mehr zum Glück – etwas den Zombie-Aufhänger des Ganzen und versucht sich erst gar nicht an einem exorbitanten Blutbad. Als nervig erweist sich die stupide Wackelkamera, die in einigen Actionszenen Hektik suggerieren soll und wohl selten derart primitiv eingesetzt wurde. Auch der Digitalvideo-Look ist zwar nicht ganz so übel wie in manch Amateur-Machwerk, aber dennoch von echter Kinoästhetik weit entfernt.

So bietet „Inglorious Zombie Hunters“ letztlich zwar einige Schmunzler und ist ganz gut dazu geeignet, wenn man sich mal wieder kräftig „am Kopp packen“ möchte, lädt aber nicht unbedingt dazu ein, zu Partyzwecken weitere Male eingelegt zu werden und ist auch als Softporno dann doch zu züchtig. Da wäre wesentlich mehr drin gewesen – in dieser Form riecht das Ganze verdächtig nach eher lieblosem Billig-Schnellschuss, um mit Sex und Gewalt möglichst viele geschmacksverirrte Käufer zu erreichen. Musikalisch wird übrigens u.a. einiges an Metal- und Alternative-Klängen geboten, was den weitestgehend atmosphärefreien Film jedoch auch nicht zu mehr Stimmung verhilft.

Was gibt man da? 4 von 10 betäubenden Küssen?
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Windigo
Drei junge Leute verbringen ihren Urlaub in den schneebedeckten Wäldern Kanadas. Bei einem Schneesturm verlieren sie die Richtung und finden sich vor einem unbewohnten Hotel wieder, in dem sie gezwungenermaßen übernachten müssen. Im Laude der Nacht haben sie immer wieder das Gefühl, beobachtet zu werden. Kurz darauf stoßen sie auf eine alte Frau, die die drei dringend zwingen will, schnellstens das Haus zu verlassen – denn, so die Alte, - das Haus steht auf dem Platz, auf dem vor 100 Jahren ein Indianhäuptling qualvoll starb und seitdem immer neue Opfer sucht. Die jungen Leute glauben jedoch nicht an diesen Spuk und verbringen die Nacht dort.. Covertext
„Ich bin deine Mutter!“

Das Regiedebüt des ansonsten vornehmlich in erster Linie als Drehbuchautor auftretenden Kanadiers Jim Makichuk, der darüber hinaus lediglich fürs Fernsehen Regieaufträge übernahm, lautet „Windigo“ bzw. „Ghostkeeper“, datiert auf das Jahr 1982 und ist ein Horrorfilm, der sich einer Legende amerikanischer Ureinwohner widmet: der des Wendigos. Dabei handelt es sich um eine Art Geist, der in den Wäldern Menschen befällt und sie in hungrige Monstren verwandelt.

In der Silvesternacht machen Marty (Murray Ord, „Runaway – Spinnen des Todes“), Jenny (Riva Spier, „Rabid“) und Chrissy (Sheri McFadden) einen Ausflug mit dem Schneemobil durch ein ihnen unbekanntes Waldgebiet. Sie stoßen auf ein nur scheinbar verlassenes Hotel, in dem sie vor einem aufziehenden Unwetter Unterschlupf suchen. Doch das alte Hotel ist bewohnt, die Hauswirtin (Georgie Collins, „Rad“) lebt dort mit ihrem Sohn (Les Kimber, „Superman III – Der stählerne Blitz“). Jenny traut dem Ganzen nicht so recht und prompt ist Chrissy am nächsten Morgen spurlos verschwunden, zudem das Schneemobil nicht mehr fahrtauglich. Man sitzt in der unwirtlichen Umgebung fest und wird mit einem grauenerregenden Geheimnis konfrontiert…

„Windigo“ ist einer dieser unprätentiösen Chiller, die nicht viel mehr vom Zuschauer verlangen, als sich entspannt zurückzulehnen und sich ein wenig zu gruseln. Sonderlich mitdenken muss man nicht, man darf sich berieseln lassen und das aufgrund des winterlichen, schneereichen Ambientes am besten in einer dunklen, verschneiten Nacht. Die großartig von Georgie Collins verkörperte Hauswirtin sorgt für wohligen Grusel und wird von einer bedrohlichen Aura umgeben. Wie der Hase läuft, ahnt man schnell und während man sich am klassischen Gruselhaus-Aufbau, an der langsamen Erzählweise und der gelungenen Atmosphäre ergötzt, ist dann leider doch recht bald etwas die Luft raus und das Filmvergnügen hat mit einigen Längen zu kämpfen. Unterbrochen werden diese durch ein paar wenige blutige Todesszenen. Mitfiebern lässt sich am ehesten mit Jenny, während Marty schnell die Rolle des Unsympathen zuteil wird. Trotz der weitläufigen Landschaften entsteht ein Gefühl der Klaustrophobie, des Ausgeliefertseins. Eine wahrhaft garstige Wendung am Ende stimmt versöhnlich und die Pointe setzt den Schlusspunkt dieses kleinen, dann und wann ein wenig an „Shining“ erinnernden, sympathischen Films, den zu entdecken entsprechend geeichten Genrefans sicherlich Freude bereiten dürfte. Zu müde oder aufgekratzt sollte man beim Filmgenuss jedoch nicht sein.
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Blutiger Schweiß
Die brutale Gewalt internationaler Waffenhändler kennt keine Grenzen und keine Gnade. Machtkämpfe zwischen Militär und Politik und die Unbestechlichkeit eines Einzelgängers sind die Hauptthemen dieses spannenden Thrillers, der sämtliche Machenschaften des weltweiten Waffenhandels bloßstellt. Major Altieri (Henry Silva) und Kommissar Tosi (Antonio Sabáto) decken Zusammenhänge auf, die bis in die oberste Spitze der Regierung reichen und das sichere Todesurteil für die beiden Männer bedeuten. Sie stellen sich der Welle aus Gewalt entgegen und nehmen den Kampf auf... Covertext
„In dieser verdammten Stadt scheint es nur Gewalt zu geben!“

Auch Italo-Regisseur Michele Massimo Tarantini („Flotte Teens und heiße Jeans“) wollte in den 1970ern im Poliziesco-Genre mitmischen, konnte Henry Silva („Der Berserker“) für die Hauptrolle gewinnen und lieferte mit dem 1976 veröffentlichten „Blutiger Schweiß“ durchaus solide Arbeit ab.

Militär-Major Altieri (Henry Silva) wird von Rom nach Mailand strafversetzt, da er etwas zu integer und aufmerksam für seine Stellung ist. In Mailand gerät er unvermittelt in einen Strudel aus Verbrechen, Gewalt und Gegengewalt und muss feststellen, dass die Gangster mit modernsten Schusswaffen ausgestattet sind, die eigentlich ausschließlich in die Hände des Militärs gehören. Zusammen mit Kommissar Tosi (Antonio Sabato, „The Riffs II – Flucht aus der Bronx“) kommt er einem bis in höchste Militär- und Politikkreise hineinreichendem Komplott auf die Schliche…

„Man will nur ordentliche Zustände haben und schon wird da von Polizeistaat gefaselt!“

„Blutiger Schweiß“ pendelt ein wenig zwischen Selbstjustiz-Actioner und anspruchsvollerem Polit-Thrill-Kino. So gibt es einerseits eine verschwörerische Hintergrundgeschichte, welche indes nicht sonderlich ausgefeilt wurde, und andererseits einen Kommissar mit markigen Sprüchen und eben Henry Silva als die Dinge selbst in die Hand nehmenden Militärangehörigen, der sich auch nicht abhalten lässt, wenn man ihm auflauert, ihn übel zurichtet und immer wieder sein Leben bedroht. So richtig herauskristallisiert sich die Verschwörung erst gegen Ende, jedoch ahnt der aufmerksame Zuschauer sie bereits von Beginn an und ist sie somit keine große Überraschung. Dafür ist das Ende unfassbar garstig geraten und wertet den Film auf, der bis dahin gespickt ist mit Verfolgungsjagden, Motorradstunts, Explosionen und Schießereien. Ständig werden arglose Passantinnen als Kollateralschäden über den Haufen geballert, doch werden Gewalt und Chaos auch kontrastiert von kitschigen Szenen voller Liebe und Idylle, die Altieri mit seiner hübschen neuen Freundin Anna (Silvia Dionisio, „Gewalt – Die fünfte Macht im Staat“) zeigen – einer Beziehung, der selbstverständlich auch kein guter Ausgang vergönnt ist. Sonderlich realistisch mutet das alles nicht an, viel mehr exploitativ überzeichnet, was sich naturgemäß jedoch nicht negativ auf den Unterhaltungswert auswirkt. Wer Silva bereits aus anderen Filmen kennt, wird sich bereits an seine eiserne Miene gewöhnt haben, dennoch eventuell einen umso fideleren Gegenpart wie beispielsweise Milian in „Der Berserker“ vermissen. Der Soundtrack der De-Angelis-Brüder passt mit seinen treibenden Rhythmen recht gut zum Geschehen, bizarre Ideen wie eingearbeitete Schreie, während Altieri böse vermöbelt wird, lassen aufhorchen.

Fazit: Für Genre-Fans grundsolide Kost im oberen Durchschnittsbereich, aber kein Überflieger, den man unbedingt gesehen haben muss.
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