Sträflicherweise habe ich diesen Thread bisher
"übersehen". Danke für den Hinweis, werter jogi!
Die letzten fünf gelesenen Bücher:
• Südseefieber (Roman zur Fernsehserie "Traumschiff", Sandra Paretti, 1986)
Erwartungsgemäß jede Menge Kitsch und Drama an Bord, gleichwohl erstaunlich unterhaltsam. Vor allem haben mich der recht deutlich vorhandene Sexismus und ein Mord erstaunt. Der Umgang mit dem Tod eines Protagonisten ist kaum minder überraschend, denn so richtig große Wellen
(höhö) schlägt dessen Verschwinden nicht.
German Pulp. Macht
-auf etwas befremdliche Art- Spaß.
• Das Imperium der Wölfe (Jean-Christophe Grangé, 2004)
Ein junge Frau zwischen Wahn, Realität und Bedrängnis, zwei Ermittler, einer davon aus der Hölle entsprungen.
Teils recht harter Stoff, den Grangé dem Leser vor den Latz knallt. Es fällt mir jedoch ein wenig schwer, ein engere Verbindung zu den Hauptpersonen aufzubauen. Fraglos mangelt es dem Autor nicht am Mut zur nahezu maximalen Boshaftigkeit. Letztlich gut lesbar, obwohl
-oder genau deswegen?- der Stoff wie ein auf die Länge eines Romans aufgeblasenes Groschenheft anmutet.
• Der Schatten des Adlers (Utta Danella, 1971)
Raus aus dem Knast, rein in den neuen Job. Zu blöd, dass der neue Arbeitgeber vor Dienstantritt ermordet wird. Zu reizvoll die attraktive Witwe ...
Krimi, Liebe und Gelaber in den Alpen. Auch hier verbirgt sich Stoff für ein Groschenheft im Einband eines Romans. Liest sich an ein paar entspannten Nachmittagen gut weg.
• Sie (Stephen King, 1987)
Der Inhalt dieses Kammerspieles dürfte hinreichend bekannt sein. Letztmalig vor über 30 Jahren gelesen, erneut wurde ich von Angst und Schrecken ergriffen. Ebenso wird mir erneut klar, wie großartig die Verfilmung des Stoffes ist, welch grandiose Leistung Kathy Bates als Annie Wilkes abliefert. King nimmt sich für die Gewaltdarstellungen und deren Folgen mehr Zeit, geht tiefer ins Detail als der Film. Zum Glück eifert das Werk von Rob Reiner diesem Treiben nicht nach, mildert extreme Spitzen ab. Starkes Buch, toller Film.
• Mich wundert, daß ich so fröhlich bin (Johannes Mario Simmel, 1949)
Simmel habe ich als Jugendlicher sehr gern gelesen. Allerdings nur um die zehn seiner Werke. Nun ist es an der Zeit, endlich alle verfügbaren Romane zu lesen, vorzugsweise dem Erscheinungsdatum nach.
"Mich wundert ..." wurde 1949 veröffentlicht, die Handlung spielt 1945 in Wien, während der letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs. Sieben Menschen sind nach einem Bombenangriff in einem Keller verschüttet, ein Kampf gegen die Zeit und das Ringen mit unterschiedlichen Ansichten nimmt seinen Lauf ...
Simmels zutiefst humanistische und pazifistische Einstellung, tritt bereits in seinem ersten Roman sehr deutlich zum Vorschein. Dennoch driftet die Erzählung nie in stumpfe Propaganda für die gute Sache ab. Freilich sind die Sympathien schnell verteilt, doch auch die Fehlgeleiteten werden nicht als eindimensionale Unholde gezeichnet.
Der Erstling des Autors fasziniert mit einer Melange aus Liebe, Spannung, Drama und Hoffnung, zeigt sich erstaunlich reif und niveauvoll geschrieben. Mir war schon in meiner Jugend schleierhaft, warum Simmel stets mit Konsalik und Danella in einen Topf geworfen wurde. Ich möchte an dieser Stelle nicht deren Werk abwerten, aber Simmel spielt in einer anderen Liga.
"Mich wundert, daß ich fröhlich bin" war ein packendes Lesevergnügen. Ein erstmaliges, aber sicher nicht letztmaliges Vergnügen.