Deliria-Italiano

Wenn er in die Hölle will, laß ihne gehen (USA/JAP 1982, John Frankenheimer, 6/10)
Nun auf der DVD von Explosive gesehen. Ist hier ungeschnitten im Vergleich
FSK18-Fassung und nach Aufhebung der Indizierung 2011 nun auch mit
neuer 16er-Freigabe.
Ich hatte den gar nicht mehr so extrem in Erinnerung. Aber gerade in der letzten
halben Stunde packt Frankenheimer wieder so einige Derbheiten in die Kampfszenen
ein. Alles in allem vom Tempo und der Routiniertheit der Inszenierung her ein
wahrlich typischer Frankenheimer. Nicht mehr und nicht weniger.
Um es mit einem geflügelten Wort auszudrücken: Guckt sich gut wech!

EIN RISKANTER PLAN (MAN ON A LEDGE, USA 2012, Regie: Asger Leth)

Yay, fängt ganz groß an! Ein Typ mietet sich in ein Hotelzimmer ein, speist, trinkt Champagner, öffnet das Fenster und klettert auf den Sims weit oben über den Straßen New Yorks. Wer Höhenangst hat bekommt hier eine ordentliche Klatsche weg. Ganz großartig und Hals-zuschnürend übel ist die Höhe in Szene gesetzt! Wow, denke ich mir. Wenn das so weiter geht! Aber dann stellt sich raus, dass der Mann auf dem Sims ein Ablenkungsmanöver ist. Denn während die ganze Stadt auf ihn blickt, überfallen seine Komplizen im Gebäude gegenüber irgendeinen Magnaten. Natürlich wurde unser Mann auf dem Sims von eben jenem betrogen, war dann im Knast, plant diese Nummer, deckt noch eine Verschwörung auf und blablabla… Einheitsbrei und „ach, hatten wir schon“. Da war INSIDE MAN wesentlich besser und trotzdem so merkwürdig (woher wissen die denn immer von diesen üblen Verschwörungen?), aber EIN RISKANTER PLAN schießt dann nach grandiosem Start völlig den Vogel ab und driftet vollständig in die Belanglosigkeit. Kann man sich, nach den ersten 30 Min. getrost sparen.





DER MARSIANER – RETTET MARK WATNEY (THE MARTIAN, USA 2015, Regie: Ridley Scott)

Ein Studentenleben, wie es im Buche steht. Man ist beim Mittagessen, geht danach noch einen Kaffee trinken, unterhält sich mit seiner Begleitung über Gott und die Welt. Nebenher geht es auch mal um eine denkbar ungünstige Konstellation in der Filmwelt: Matt Damon und Science Fiction (GEHT GAR NICHT!!!) und dank des Totalausfalls Namens PROMETHEUS gehören wohl leider heutzutage auch Ridley Scott und Science Fiction nicht mehr wirklich zusammen, obwohl diese beiden ein filmhistorisch elementares Pärchen waren. Aber da geht ja gerade auch das Gerücht, dass ALIEN 5 zu Gunsten von PROMETHEUS 2 auf Eis gelegt wurde, da FOX ungern zwei Filme aus dem Alien-Universum zeitgleich in den Startlöchern haben möchte und Scott natürlich den Vorrang bekommt. Ridley Scott… wahrhaft, man verehrte ihn, aber PROMETHEUS ist echt übel. Und dann noch dieser Matt Damon, ohnehin ein Paradebeispiel für die Dehnbarkeit des Begriffs „Schauspiel“ und dann noch in Kombination mit Sci-Fi… Hatte mal jemand den katastrophalen Totalausfall ELYSIUM gesehen. Ganz schlimm. Hey, da schließt sich auch wieder der Regiekreis zu ALIEN 5. Offenbar befindet man sich da gerade in einer Sackgasse. Während man also so brabbelt und sabbelt schießt einem das Trio Infernale ins Gedächtnis: DER MARSIANER. Matt Damon in einem Sci-Fi-Film von Ridley Scott. Oh Scheiße! GOTT BEWAHRE!!! Aber offenbar war unser Kaffee irisch und die Schnapsidee, sich den Film mal fix ansehen zu gehen, wurde nach Prüfung einer geeigneten Nachmittagsvorstellung in der Stadt und dem Zuspruch unserer Tischnachbarin, die das Gespräch eher beiläufig belauschte und dann aber einwarf, dass man den Film doch einfach erst mal gucken sollte, bevor man meckert, tatsächlich in die Tat umgesetzt. Eine Stunde später sitzen wir also im Kino…

…und was soll ich sagen: DER MARSIANER ist ja mal ein wahnsinnig guter Film! Bemannte Marsmission wird von Sandsturm überrascht. Bei der Flucht aus dem Terminal zurück ins Orbit geht Mark Watney (Matt Damon) verloren, offenbar tot. Man entscheidet sich gegen die Bergung der Leiche und verlässt den Planeten. Back to Earth, in 4 Jahren kommt ja die nächste Mission! Und so kommt, schwer verletzt aber doch noch atmend, Mark am nächsten Morgen zu Bewusstsein und sitzt, himmelherrsallein auf dem roten Planeten rum. Aber Mark wäre nicht Mark, wenn er in seiner Verzweiflung nicht noch einen doofen Spruch zu der Misere hätte – und eben hier liegen die Qualitäten des Films. Witz, Galgenhumor, Drama, Action und beinahe klassische Robinson Crusoe-Zutaten, nur eben in Outer Space, halten sich so genial die Waage und sind gebettet in das Scott-typische Talent, einen Sci-Fi-Film ebenso atemberaubend wie glaubhaft zu inszenieren (ja, ich ignoriere PROMETHEUS), dass das 140minütige Gesamtpaket ein Fest für die Sinne darstellt!

„Ich will ja nicht prahlen, aber ich bin wohl der beste Botaniker auf diesem Planeten!“

Mit Einfallsreichtum und teils simplen aber effektiven Lösungen beginnt Mark sich gegen den einsamen Tod auf dem Planeten zu wehren. Stets im Logbuch dokumentiert und schnippisch kommentiert. Das ist hochgradig unterhaltsam! Und eines muss ich auch mal deutlich hervorheben: Dieser Matt Damon mutiert hier zum richtigen Method Actor! Den körperlichen Verfall durch Unterernährung, veränderte Schwerkraft etc. sieht man ihm richtig gut an. Meine Güte, das geht unter die Haut. Also ohne viel vorwegnehmen zu wollen: Der Film ist gaaaaaanz großartig (wenn man Robinson Crusoe mag). Dicke 9/10, bäääm!

You're next (USA 2011, Adam Wingard, 6,5/10)
Ich wurde von "You're next" kurzweilig unterhalten. Zweifellos ist's ein Home-Invasion-Strangers-Klon
der das Rad nicht neu erfindet, und dessen Plottwists den erfahrenen Zuseher nicht völlig unvorbereitet
treffen. Dafür staunt man aber über die zielstrebige Gnadenlosigkeit der Übeltäter und auch mit
fortschreitender Laufzeit über die der Sich-Wehrenden.
Für Langeweile bleibt so keine Zeit.

Bruderschaft des Todes (SPA 1999, Mateo Gil, 5/10)
Ganz annehmbar fand ich den ja. Aber sieht man mal von den tollen Aufnahmen aus Sevilla ab
und dem mysteriösen Touch der Geschichte bleiben am Ende die Eindrücke hängen, die
Adalmar schildert. Diese Spielzeugpistolenszene steht letzten Endes für eine gewisse
Albern- und Ziellosigkeit, die den gesamten Film durchzieht und wohl auch die Konstruiertheit
der Story kaschieren soll. Annehmbar wie gesagt, aber weit davon
entfernt, ein großer Wurf zu sein.

GRACELAND (2012)
Philippinischer Thriller von Ron Morales. Es geht m eine Kindsentführung und Kindeprostitution, harter Stoff also. Und so ist der Film auch, bitterernst und heftig. Gar nicht in der Explizität des Dargestellten (FSK 12 ?!?!), sondern in der Grundstimmung.
Hat mir sehr gut gefallen, die Story, wie sie erzählt wird, die Kamera und vor allem die Dreier-Konstellation Chaffeur, kindermißbrauchender Politiker und hardboiled Polizist. Die drei Schauspieler waren auch ganz großartig.
Klar Empfehlung. Auch in seinen sozialkritischen Tönen. Und der Sound / der Score waren fabulös.
Aber auch klar, dass Manila immer weniger zu einem eventuellen Reiseziel wird, erst Mondo Manila und dann das.

Santini hat geschrieben:Cinema Perverso
Die wunderbare und kaputte Welt des Bahnhofskinos

Großartig & sehr unterhaltsam!
Hätte gern noch zwei Stunden länger laufen können.
Und zum Glück kommen Leute zu Wort, die auch wirklich etwas zum Thema erzählen können.
Und nicht nur leeres Blabla wie leider so oft heutzutage...
TIP für jeden Forianer!

hab ich gerade auf der Heimfahrt geschaut. Gefiel mir gut. Sicherlich mit Ecken und Kanten, aber man möge sich das Zielpublikum vor Augen halten. Und sie wie ich mich in den wohligen Charme gemummelt fühle, so dürfte die Begeisterung für die Filme (die schon bei jedem wirklich spürbar war) auch auf potenzielle Interessierte, die sich eben mal die Doku angesehen haben, überschlagen. Wegen mir hätte das Ding auch noch stattlich länger laufen dürfen. Ein wenig was zu Kannibalen und Zombies geht bei dem Thema ja immer!

Arkadin hat geschrieben:(...) oftmals kam da wieder so ein herablassender Ton durch, dass das halt alles "Trash" und minderwertig gewesen sei - bis auf die paar Arthouse-Titel wie "120 Tage von Sodom" oder "Das große Fressen". Überhaupt kam mir diese eklige Vokabel "Trash" etwas zu häufig vor.

gerade bei Boll, der das Wort mit leuchtenden Augen und dem Habitus eines kleinen Kindes aussprach, war mir schon klar, wie er das meint. Hingegen störte mich der Begriff tatsächlich dort, wo der Herr Regisseur offenbar den Begriff "Giallo" nicht kannte und sie darum als "Trash-Genre" umschrieb. Da stieg es mir auch im Hals hoch.

BLACK - STRAßEN IN FLAMMEN

Seltsamer Mix aus Actionthriller und Mystery. Die erste Hälfte (Actionthriller) weiß zu unterhalten, die zweite Hälfte (Mystery) ist krude und langweilig.

4/10

EVA (Spanien 2011, Regie: Kike Maíllo)

10 Jahre nachdem er seiner Heimat, seinen Freunden und seiner Universität den Rücken kehrte, kommt der renommierte Wissenschaftler Alex (Daniel Brühl) zurück. Er soll einen Kinderroboter, der die Vollendung seiner eigenen früheren Forschungen darstellt, mit Emotionen und einem selbstlernenden Gedächtnis programmieren. Auf der Suche nach einem Archetypus für die Programmvorlage trifft er das zehnjährige Mädchen Eva. Sie ist nicht auf Mund gefallen, frech, aufmerksam, neugierig, verspielt – kurzum: perfekt. Doch dass sie das Kind seines Bruders und seiner ehemaligen Geliebten ist, ist nicht das einzige Geheimnis, welches Eva umgibt und Alex in Bedrängnis bringt. Als der rudimentär programmierte Junge in Alex‘ Keller sich auf Basis von Evas Emotionen merkwürdig zu verhalten beginnt, dämmert es ihm. Doch da ist es längst zu spät…

EVA ist sehr ruhig erzählt und visuell beeindruckend – zudem überzeugend. Eine offenbar nicht allzu ferne Zukunft, in der sich die Hochtechnologie nahtlos in die uns bekannte Lebensumwelt integriert. Das gefiel mir gut. Auch die geschilderten Probleme, wenn nun aus Hilfs- und Haushaltsrobotern adäquate Menschkopien mit Charakter und eigenem Willen erschaffen werden sollen, überzeugen. Aber irgendwie fehlt dem Film bei aller bildästhetischen Wucht und der guten Idee die emotionale Kraft, welche mit den Menschen neben den Robotern mitfühlen hilft. Die Geschichte dümpelt eben vor sich hin, ist sehr interessant, vermag aber zu keiner Zeit wirklich zu fesseln. Genauer kann ich auch nicht umschreiben, was mich da eigentlich störte. Aber im geschilderten emotionalen Konflikt zwischen Mensch und Maschine sollte die Emotion nicht unterschlagen werden. Mir persönlich war das insgesamt zu mau.



CINEMA PERVERSO – DIE WUNDERBARE UNS KAPUTTE WELT DES BAHNHOFSKINOS (Deutschland 2015, Regie: Oliver Schwehm)
Gefiel mir gut! schöne Doku zu einem tollen Thema. Hätte ruhig länger sein können.

CRIMSON PEAK, der neue von del Toro.
Ganz herrlich, mehr dazu im FTB

DER MANN VOM GROßEN FLUSS

Sehr guter US-Western mit einem grandiosen James Stewart, der den Krieg ohne jede Glorifizierung thematisiert. Dass er nicht völlig ohne Pathos auskommt, ist da leicht zu verzeihen.

8/10