Gomorrha (Staffel 1)
Dieser Tage habe ich mir ziemlich geballt die erste Staffel von "Gomorrha" reingezogen.
Zwölf Folgen Innenansicht der neapolitanischen Mafia. Alles beruht mehr oder weniger
auf wahren Ereignissen und Personen. Dabei haben sich die Macher der Serie
natürlich diverse Freiheiten genommen. Zum Beispiel wird vieles komprimiert dargestellt.
Zum einen Handlungsabläufe und zum anderen Personen. Manchmal erscheint es,
als hätte der ein oder andere Charakter der Serie die Eigenschaften von mehreren
realen Vorbildern erhalten und versucht diese in sich zu vereinen.
Dabei kommt es leider zu vielen klischeehaften Abziehbildern.
Da wäre zum einen der alternde Clanboss Savastano, der versucht, seine Geschäfte und seine
Familie (in dieser Reihenfolge) zusammenzuhalten.
Sein Sohn, zunächst ein verwöhntes Gör,
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verwandelt sich natürlich im Laufe der
Serie in's genaue Gegenteil.
Dann Ciro, die rechte Hand des Clanchefs, der sich zu Beginn über Gewalt und Blutvergießen
beschwert und sich später in
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eine überzeichnete, gnadenlose Tötungsmaschine ohne
Funken Anstand verwandelt.
Conte, der Gegenspieler der Savastanos kommt als philsophierender und gläubiger
Bandenchef daher, der sich für keinen Oneliner zu schade ist und es
dabei mit dem Overacting etwas übertreibt.
Die Mafia schmiert Politiker und Polizeibeamte, die Mafia
rekrutiert immer neuen Nachwuchs unter den mittellosen Jugendlichen.
Kurzum, die Mafia ist böse. Soviel war auch ohne diese Serie bekannt.
Ein Pluspunkt ist auf jeden Fall, daß keinerlei Ansätze zu Verklärung und
Überhöhung des mafiösen Tuns vorhanden sind. Identifikationsfiguren
mit aufrechtem oder zumindest berechenbarem Charakter
sucht man vergebens (einzige Ausnahme hier: der Kurzauftritt eines Priesters).
Der Begriff der "Ehre" unter den Bandenmitglieder wird gnadenlos auseinandergenommen.
Auch daß am Set einige ehemalige Kriminelle mitwirkten (als Berater oder Schauspieler)
macht einen guten Eindruck.
Allerdings ist insgesamt das Geschehen zu klischeebeladen, zu sehr auf Action
und, was die handelnden Personen anbetrifft, zu überzeichnet angelegt.
Auch das Ende der ersten Staffel verlangt ja direkt nach einer zweiten, womit die
Serie dann doch bei dem ankommt, was sie ist und auch die ganze Zeit war: Unterhaltung.
5,5/10