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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: So 10. Jan 2016, 17:03
von karlAbundzu
so Zwo16 hat angefangen, los gings mit
FRANKENHOOKER (1990)
am 8.1.

und

THE REVENANT - DER RÜCKKEHRER (2015)
am 10.1.16, Schauburg, kleines Haus, 12:15
THE REVENANT – DER RÜCKKEHRER (2015)
R: Alejandro G. Iñárritu, D: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Domhnall Gleeson, Will Poulter, Forrest Goodluck, M: Ryuchi Sakamoto
Basierend auf Geschichten und Legenden über einen echten Fährtenleser namens Glass.
Ein Trupp amerikanischer Arbeiter für eine Pelzfirma wird von Indianern überfallen und kann grade so entkommen. Auf dem beschwerlichen Weg wird der ortskundige Fährtenleser von einem Bären überfallen und zusammen mit seinem Sohn und zwei anderen Zurückgelassen, die ihm im Falle seines Ablebens ordentlich bestatten sollen. Da der größte Kritiker eben dieses Fährtenlesers dabei ist, ist klar was passiert. Sterbend wird Glass alleingelassen.
Doch er weigert sich zu sterben und wird von Rache am Leben gehalten, kriecht und humpelt zurück in die Zivilisation.
Oi, was ein gewaltiger und gewalttätiger Film, und das zweieinhalb Stunden. Innaritu und sein Kameramann Emmanuel Lubezki machen wieder ganze Arbeit. Wunderbare Fahrten durch die menschenunfreundliche Natur, heftige Szenen mit den noch menschenunfreundlicheren Menschen.
Aber Leos Weg durch die Wildnis wird wirklich prima von ihm dargeboten. Auch Tom Hardy als fieser vor sich hin brabbelnder teils naiver teils raffinierter Bösling macht seine Sache toll. Auch auffallend die einzigen beiden guten Dowhnall Gleeson (Goebbels in Star Wars 7) und Will Poulter.
Sehr spannend und stark eingesetzt die Musik von Sakamoto, der mir schon lange nicht mehr auffiel; schön, mal wieder was von ihm zu hören.
Insgesamt ist das ja eine „Bad getting worser“ - Geschichte. Was Leo an Scheiße passieren kann, passiert irgendwie. Und kaum ist das Glas halbvoll wird es wieder umgestoßen. Der Film macht in der Handlung wahrlich keine Gefangenen. Das wird dann auch noch pathetisch aufgeladen. Glass hat mindestens zwei Auferstehungs- oder Geburtsszenen und, um es ganz deutlich zu machen, gibt es noch Träume von Kirchenruinen. Das ist in seinem Pathos am Rande des Lächerlichen, ein Grinsen konnte ich mir ab und an nicht verkneifen. Aber ich sag immer: Lieber zu viel als zu wenig, gerade bei so einem Thema.
Bei Indianer-Western ist ja auch immer ein Thema die Darstellung der indigenen Völker. Nun, ich fand alle ein wenig zu eingleisig dargestellt, die Ree aggressiv und nicht ganz so klug, die Pawnee nett, aber leicht auszunutzen, und die Franzosen gierig, hinterhältig und feige. Nur die Anglo-Amerikaner werden differenziert dargestellt. Aber für mich und die Story ging das so ok.
Die brutalen Szenen zwischen den Menschen oder der heftige Kampf mit den Bären sind exzellent brutal inszeniert, ich wand mich im Kinosessel.
Insgesamt ein guter Film, für alle außer Jogi.
Scheint ein Jahresanfang der langen Western zu werden.

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mo 11. Jan 2016, 14:28
von karlAbundzu
FRANKENHOOKER (1990)
8.1.16, Lagerhaus, Etage 3, 20:30
R: Frank Henenlotter, D: James Lorinz, Patty Mullen, Joanne Ritchie, Joseph Gonzalez, M: Joe Renzetti

Weird Xperience Nummer eins im Jahre 2016. Und es gab den Fun-Splatter des Exploitation-Auteur Frank Henenlotter, seine Version von Frankenstein.
Einem Elektroinstallateur, der noch zu Hause wohnt und mit lebenden Gehirnen rumspielt, passiert ein Unfall, so dass von seiner Verlobten nur der Kopf überbleibt. Den bewahrt er sich auf, legt ihn ein und überlegt, wie er an Körperteile zur Wiederbelebung kommen soll. Ein bisschen Nachgebohre im eigenen Hirn bringt ihn auf die Idee, ein halbes Dutzend drogenabhängiger Prostituierte einzuladen, alle vom stilechten Zuhälter Zorro. Nun, es kommt wie es kommen muss, die Damen aus dem horizontalen Gewerbe zerplatzen und unser Franky sammelt die Körperteile ein. Er bastelt sich eine neue Frau mit dem Original-Kopf seiner Verlobten. Doch scheinen auch die Körperteile die Erinnerungen an ihr vorheriges Leben aufzubewahren, so dass das Monster sich verhält, wie sie es gewohnt waren, gepaart mit zusätzlicher Fähigkeiten durch ihrer Erweckung.
Was für ein Trip, und das alles im Spät-80er Look. Viele schöne Szenen: Die Hommage an den Universal-Frankenstein bei der Erweckungsszene, das Fahren durch die NYer Nacht, die Yuzna/Gordon – Geschöpfe. Das alles mit fiesem Sound untergelegt. Da gibt es viel zu lachen. (An die Opfer von Patty musste ich beim letzten Tatort-Reiniger denken…)
Hervorragend hier die beiden Hauptdarsteller Patty Mullen und James Lorinz. Und sehr stylish Joseph Gonzalez als Zorro.
Und dazu nimmt Henenlotter hier noch den us-amerikanischen Schönheitswahn auf die Schippe: Das fängt schon mit dem ersten Dialog an, und bei einer perfekten Frau geht es natürlich nur um die genau perfekt ausgemessenen Körperteile. Perfekt aus Sicht der vornehmlichen männlichen Fantasie. Schön, wie das am Ende umgedreht wird.
Also, ein Film mit Humor, Verstand (bzw. Gehirn) und Sinn für Stil der Zeit und dem Trash. Prima!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: So 31. Jan 2016, 10:07
von karlAbundzu
THE HATEFUL 8 OV 70MM!!!! 30.1.16, Savoy Hamburg, 17:30 OV
R: Quentin Tarantino, D: Samuel L. Jackson, Kurt Russell, Walton Goggins, Jennifer Jason Leigh, Tim Roth, Michael Madsen, Demián Bichir, Bruce Dern, Zoë Bell, Channing Tatum, James Parks, M: Ennio Morricone

Schön durchinszenierter Abend im hübschen Savoy Kino. Licht aus, laute Morricone Musik, Vorhang geht langsam auf, Westernlikes Ouverture Bild und los gehts!
Ja, am Anfang sieht es noch aus wie ein Western im Schnee, und der Schnee spielt auch durchweg eine Rolle.
Zur Story will ich eigentlich gar nichts sagen (Neun Leute in einer Hütte eingesperrt), da wäre schnell zu viel verraten. Denn eigentlich ist es kein Western, auch wenn die alle die richtigen typischen Westernberufe haben. Aber dann überhaupt nicht den klassischen Westernrollenbildern entsprechen. Es ist ein Kammerspiel. Man ahnt von Anfang an, dass hier mit der Wahrheit von jedem einzelnen gespielt wird, und ist gespannt auf die Geschichten hinter den Personen und was sich da enthüllt. Und das sich bei manchen nichts enthüllt. Dadurch wird es sauspannend. Dabei geht es nur vordergründig um Rassismus und Nord gegen Süd. Dies wird von jedem einzelnen nur genutzt, um die eigene Position zu stärken und die eigene Wahrheit zu verschleiern. Herrlich mit einem ganz großem Ensemble. So ist das näher an Polanski oder Altman als an Corbucci oder Leone. Hervorstechend hier Jennifer Jason Leigh!!!!! Die komischweise als beste Nebendarstellerin für den Oscar nominiert wurde, obwohl sie hier eine Leading Role spielt, komisch. Interessant auch, dass Tim Roth hier den Manirierten gibt und genaso wirkt wie sonst Christoph Waltz.
Die Musik von Morricone ist auch groß! Und die Kamera von Robert Richardson!
Passt alles, war wirklich ein Erlebnis auf 70mm mit ein paar Minüthen mehr und Programmheft und eine Freude, immerhin ein Forumsmitglied zu treffen.
Vielleicht nicht in OV schauen, der Film ist schon sehr talkie, und ich mußte erst langsam reinkommen, da auch alle hier einen anderen Akzent sprechen, und manch hab ich en detail bis zum Ende nicht verstanden, so dass mir auch das eine oder andere Detail entging (warnen möchte ich hier vor wikipedia, das mir im Nachklapp doch half)
Toller Film! Aber ebenso kein Western wie Django unchained kein Djangofilm war.
Und gruß an Canisius, der hoffentlich gut nach Hause kam!

PS: Wenn schon Hamburg, dann auch viel Kultur. Im Museum für Kunst und Gewerbe umme Ecke vom Kino vorher in der Ausstellung GENIALE DILLETANTEN gewesen, da geht es um Subkutur Anfang der 80er. Ausgehend von bekannteren Bands der Phase wurde viel über Kunst, Kultur, Musik, Film, Mode der Zeit erzählt. Kurzfilme, original Schlagzeug der Neubauten, Zimmereinrichtungen, Mode, Gemälde, Plattencover und die ganze Zeit laut Musik dazu. Geil! Interessant. Die erste Ausstellung, zu der ich tanzen wollte.

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Sa 13. Feb 2016, 14:15
von karlAbundzu
WILD ZERO (1999)
R: Tetsuro Takeuchi, D: Masahi Endo, Kwancharu Shitichai, Ianmiya Makato, M: Guitar Wolf
Im Rahmen der Weird Xperience Series! 12. Februar 2016, Etage 3 Lagerhaus, 20 Uhr
Spaß gemacht!
Zombies!! UFOs!!! Rock ‚n’ Roll!!!! Im Jahr 2000 machte sich ein Film auf, um dies alles stylish und mit viel Esprit zusammenzuführen. Klar, wir begeben uns hier nicht auf die Arthouse-Gleise, sondern waten knietief in einem Moder von 50er Jahre-SciFi, Ed Wood-Artigem und 70er Zombie-Schrecken, gepaart mit punkiger, harter Musik.
Nach einem Meteoriteneinschlag greifen Außerirdische an und verwandeln Menschen in Zombies. Ace bekommt davon nichts mit. Der Fan der Gruppe Guitar Wolf (Mitglieder: Bass Wolf, Drum Wolf, Guitar Wolf) macht sich auf, um ein Konzert dieser Band zu sehen. Unabsichtlich rettet er die Band vor einem schießwütigen Manager und bekommt von ihnen eine mächtige Trillerpfeife. Langsam erkennt er die Lage der Welt, rettet eine wunderschöne Person, in die er sich verliebt. Zusammen mit den drei Musikern ziehen die beiden los, um die Menschheit zu retten. Helden in Leder halt.
Der Regisseur beweist nicht nur Detailfreudigkeit und ein sicheres Gespür für Abseitiges und deren stimmungs- sowie humorvolles Potential, sondern er hat auch etwas zu erzählen. Einerseits in Szenen und von Charakteren, die einem in ihrer Unglaublichkeit staunend den Mund offen halten lassen, andererseits wird hier auch das schwierige Verhältnis von Japan zu Korea miterzählt. Und auch Transgender-Themen werden verhandelt. Bestes aufklärerisches Exploitationkino!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: So 21. Feb 2016, 11:25
von karlAbundzu
19.2.16, Schauburg, großes Kino, 16:30
HAIL, CAESAR! (2016)
R: Coens, D: Josh Brolin, George Clooney, Alden Ehrenreich, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Scarlett Johansson, Frances McDormand, Tilda Swinton, Channing Tatum, Alison Pill, Veronica Osorio, Emily Beecham, Christopher Lambert, Fred Melamed, Patrick Fischler, David Krumholtz, Fisher Stevens, Alex Karpovsky, Clancy Brown, Robert Picardo, Dolph Lundgren, M: Carter Burwell
Der neue Coen Brüder Film. Eine Hommage an den klasischen großen Produktionhäuser Film mit seinen Genres. Gleichzeitig ein Abgesang dessen. Die Hommagen an den Wassertanzfilm, den Matrosengesangsfilm, den Western, den ernsten Kostümfilm sind sehr hübsch gelungen, haufenweiser bekannter Schauspieler treten hier in kleinen Rollen auf (Christopher Lambert!) Getragen wird der Film von Josh Brolin als Problemlöser, der aber auch die Filme liebt, George Clooney als großen Star (an Heston angelehnt) und Alden Ehrenreich als Cowboy. Leider hält die Rahmenhandlung um den von Kommunisten entführten Star den Film nicht recht zusammen. So wird es ein Episodefilm, bei dem viele Ansätze fallengelassen werden.
Alles in allen ein sehr witziger Nachmittagsspaß, der mehr hätte sein können.

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Di 1. Mär 2016, 10:32
von karlAbundzu
29.2.16, 14 Uhr, cinemaxx
DEADPOOL (2016)
R: Tim Miller, D: Ryan Reynolds, Morena Baccarin, T.J. Miller, Gina Carano, Andre Tricoteux, Brianna Hildebrand, Leslie Uggams, Jed Rees, Karan Soni, M: Junkie XL

Seit 2009, Deadpools erstem Auftreten im Marvel Movie Universum, warten wir auf diesen Film inklusive Ryan Reynolds als Hauptdarsteller. Der mich ja auch in Buried begeisterte. An seiner Seite die wunderbare und wunderschöne Morena Baccarin, bei uns Nerds beliebt durch Firefly/Serenity. Als Bösewicht haben wir den mir unbekannten Ed Skrein, der nicht nur gut aussieht (Deadpool: „He’s the hottest!“), sondern auch hübsch den Sadisten gibt. Weiterhin bemerkenswert: TV/Gesangs-Legende Leslie Uggams und sehr authentisch Brianna Hildebrand als X-Men Teenage Sidekick.
Nun, worum geht’s? Eigentlich eine Rachegeschichte mit Prinzessin befreien und Erlösung suchen. Und die gibt es in der Liebe und nicht in der Schönheit. So weit so schlicht. Doch Deadpool ist ja anders, und schon gar kein Held. Neben seiner Superkraft der Selbstheilung hat er die Erkenntnis (soweit meine Theorie), dass er weiß, das er in einem Film spielt und das da Zuschauer sind, die er auch oft anspricht. Des Weiteren ist ihm auch ansonsten der Filmkanon Marvels und Ryan Reynolds bekannt. Und das macht er sehr lustig auf allen möglichen Humor-Ebenen. Vom pubertären Pennäler-Humor, über nerdige Anspielungen, lustigen Gesichtern, Situationskomik, Wortspielen, hat er alles drauf. Dass macht Spaß und immer, wenn man denkt, na jetzt wird es gleich doch zu machohaft, bricht er eben wieder das.
Nun, weil er weiß, dass das nur ein Film ist, kann er anscheinend auch töten (und das zum Teil sehr brutal). Und wir finden ihn trotzdem nicht so übel. Das Töten und die Action ist übrigens rasant inszeniert. Tim Miller macht hier einen guten Job, die Produktionsgeschichte ist ja schon lang und als Regisseure waren ja so bekannte Namen wie David S. Goyer und Robert Rodriguez ja schon fest, klappten wegen vielfältiger Geschichten nicht. Für Deadpool zum Glück.
Filmmusik mal wieder Junie XL, der das modern und knallig macht, dazu eine prima Songauswahl.
EMPFEHLUNG!
PS: Der Abspann ist sehr hübsch animiert und wieder mal: Bis zum Schluss bleiben. Ferris Deadpool macht blau und gibt noch ein Verhaltenstipp fürs Kino!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mo 7. Mär 2016, 14:11
von karlAbundzu
ZOOMANIA (2016) in 2D
R: Byron Howard, Rich Moore, D (deutsche Stimmen): Josefine Preuß, Florian Halm, Frederick Lau, Rüdiger Hoffmann, Daniel Zillmann, M: Michael Giacchino
6.3.16, 17:45, Cinemaxx
Doofer deutscher Titel, die namensgebende Stadt heißt im original „Zootopia“ und das passt doch viel besser, denn es geht genau um ein Utopia….
Computeranimierter Film um eine Stadt, von der es heißt, dass jedes Säugetier werden kann, was es möchte. So scheinen Raub- und Beutetiere friedlich zusammen zu leben und gehen ihrem Tagewerk nach. Die Stadt besteht aus verschiedenen Klimazonen und auch die Kleinen haben ihren eigenen Stadtteil.
Dort möchte eine Häsin Polizistin werden, trotz aller Entwicklung gibt es immer noch viele Vorurteile, kleine Hasen können keine Polizisten werden und Füchse sind schlau und hintertrieben z. B. Judy, die Häsin versucht es trotzdem, wird Jahrgangsbeste in der Akademie, und wird die erste Häsin in der Geschichte der Polizei. Dort darf sie zunächst nur Strafzettel verteilen, doch durch die Unterstützung der zweiten Bürgermeisterin und Kleintiergleichstellungsbeauftragten übernimmt sie einen Vermisstenfall mit der Hilfe eines trickbetrügenden Fuchses.
Wie jede gute Fabel ist auch diese hier ein Gleichnis auf unser Zusammenleben. Und es wird einiges aufgenommen, Rassismus, Sexismus, Machterhaltung durch Angst, opportunistische Politiker. Das auch sehr deutlich, aber mit Witz. So ist der Zeigefinger nicht ganz so nervig. Apropos Witz: Davon hat der Film sehr viele gute, ein komischer lustiger Film, mit herrlichen Szenen. Die Faultier-Szene kennen vielleicht einige von euch, und von so was gibt es mehrere. Und natürlich, wie es sich für eine Disney-Animation gehört, auch ein paar traurige Szenen, schnüff.
Sehr großartig auch der Detailreichtum, die Stadt und ihre Bewohner sind sehr liebevoll bis ins Kleinste gestaltet. Man hat den Eindruck, man müsste sich noch viel mehr umschauen. Und verpasst einiges.
Die Story ist nicht allzu simpel, eine angenehme polizeiliche Ermittlungsarbeit mit Verschwörung, inklusiver persönlicher Verstrickungen, Auf und Abs. Klug erzählt.
Zwei Sachen störten ein wenig. Beim Look die konsequent durchgezogenen großen Augen, die extrem auf Niedlichkeit gehen. Bei der Story die finale Berufswahl des Fuchses, die ihn dann doch ein wenig klein macht.
Ach so, und der unterschwellige Anti-Schafismus, ich mag diese wolligen Tiere!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mo 7. Mär 2016, 18:47
von Dick Cockboner
karlAbundzu hat geschrieben: Anti-Schafismus
You made my day! :D
Absolut grossartig!

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Di 15. Mär 2016, 16:09
von karlAbundzu
Am 11. März 2016 im Lagerhaus, Etage 3, weird xperience
DER BUNKER (2015)
R: Niklas Chryssos, D: Pit Bukowski, Daniel Fripan, Oona von Maydell, David Scheller, M: Leonard Petersen
Ein Student mietet sich bei einer Familie ein, um eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben. Er wird aber von der skurrilen Familie dazu gebracht, den Sohn Klaus zu Hause zu unterrichten.
Vier – Personen – Film. Und alle schräg: Der Vater erzählt und erklärt Witze am Witzeabend, schön Clowns-ähnlich geschminkt. Die Mutter hat eine Wunde am Beim, durch der sie mit „Heinrich“ spricht. Ein Geist? Ein Dämon, von dem sie besessen ist? Klaus sieht bis auf seine Klamotten sehr erwachsen aus, ist angeblich acht, und darf auch gern noch an die Brust der Mutter. Von den Eltern als hochbegabt und als Präsidentschaftskandidat ausgeguckt, ist er eher ein wenig unterbelichtet. Der Student versucht sich an den Hicks-Teilchen, schaut dabei durch das Dreiecke eines Zeichendreiecks und lässt sich immer mehr in die Familie hineinziehen. Das alles spielt in einer unterirdischen Wohnung mitten m schneeverwehten Wald.
Chryssos Film bewegt sich hier im modernen Surrealismus, oder halt in einer Welt knapp neben dem Realen. Und damit gar nicht weit von Christoph Schlingensief, Helge Schneider, Wenzel Storch, Lars Kokemüller.
Er entwirft eine Welt, die komisch erscheint, nach eigenen Regeln funktioniert und sogar der, der aus unsrer Welt zu kommen scheint, hat etwas Entrücktes von Anfang an.
Den Schauspielern merkt man die Spiellust an. Befreit von ihrem gewohnten TV-Korsett spielen sie auf, alle ganz anders, wie es halt die Rollen verlangen und alle sehr intensiv.
Kaum mit etwas zu vergleichen: originell, lustig, unglaublich, heftig.
Empfehlung!


Gefreut haben wir uns natürlich über regen Zuspruch. Und hätte unter uns nicht noch ein Konzert stattgefunden, die ein ähnliches Klientel anzieht (und mindestens vier Leute abzog), wären es noch mehr gewesen. Wo auch immer die hätten sitzen sollen.

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Verfasst: Mi 23. Mär 2016, 10:57
von karlAbundzu
THE BIG SHORT (2015)
R: Adam McKay, D: Christian Bale, Ryan Gosling, Brad Pitt, Jeremy Strong, Steve Carell, Hamish Linklater, Finn Wittrock, Melissa Leo, Marisa Tomei, Karen Gillian, Tracy Letts, M: Nicholas Britell

Ich nutze ja Aufenthalte fern von daheim auch gerne zu Kinobesuchen. So bin ich auch bei meinem langen Wochenende auf Föhr ins dortige Kino am Sandwall gegangen. Ein ehemaliges Kurhaus an der Wyker Promenade. Sehr enthusiastisch: Täglich laufen in zwei Sälen 8 verschiedene Filme, alle drei Tage wechselnd. Mir unbekannt und für reingehenswert befunden waren von mir und meiner Begleitung nur THE BIG SHORT, der mich ob der Besetzung (Bale!!, Gosling!!, Letts!!!<okay, den mag ich eher als Theater-Autor) reizte.
Ein Film, der vor dem Hintergrund der Finanzkrise 2007 und dem Platzen der sogenannten Immobilienblase spielt. Größtenteils gab es die Leute wirklich, und die Vorgänge waren auch so (und wenn sie nicht so waren, wurde im Film darauf hingewiesen; es gab eine ständige direkte Ansprache an das Publikum).
Also wirklich ein Erklär-Film. Es wurde versucht die Immobilienblase, die wirtschaftlichen Vorgänge, das Verhalten der Rating-Agenturen, der Hedge-Fonds, der Banken und der einzelnen Spekulanten zu erklären. Dafür tauchen auch immer wieder „wirtschaftsfremde“ Promis auf, die anhand von Beispielen komplizierte Vorgänge uns näher bringen wollten.
Es ist die Geschichte von Michael Barry, der das Platzen der Immobilienblase voraussieht, und ein paar anderer „Player“, die durch Zufall und/oder Weitsicht darauf stoßen. Und diese sind ganz unterschiedlich. Barry, gespielt von Bale, ist ein nerdiger Rechner, der seinen Vorteil daraus zieht, aber eigentlich sich nur selbst bestätigen sehen will, und dabei die ganze Zeit Heavy Metal hört. Der Deutsche Bank Mitarbeiter Vennett (Gosling), der das Risiko der Immobilienkredite kennt und mit Hilfe der Investmentagentur um Mark Baum (Carell) sein Standing verbessert. Mark Baum und seine Leute sind eine der seltenen Fälle von bankern mit Gewissen; sie fahren herum, um zu erfahren, wie es um die Kreditnehmer wirklich steht, Mark Baum macht auch wirklich sein Maul auf, um vor allem möglichen zu warnen und hat auch Gewissensbisse, sich an der Krise zu bereichern. Die Szenen zwischen ihm und seinen Angestellten Vinnie (Strong) gehören zu den stärksten Szenen im Film.
Der Film erklärt das alles ganz gut, holt aus bis in die 70er, wo das im Prinzip losging. Doch en detail hab ich einiges nicht kapiert; das liegt vielleicht auch an meiner natürlichen Abneigung gegen diese ganze Geschäftswelt, an denen viele Schicksale hängen, wo aber die wichtigsten Entscheidungen von Leuten gefällt werden, die kaum Risiko eingehen, eh Kohle haben und mit fremden Geld spekulieren. Das ist alles gut gedreht, wild und ungewöhnlich geschnitten und gut gespielt. Doch ich glaube, ohne ein wenig Vorkenntnis und Wissen oder Einblick in die Materie ist dann doch zu schnell und kompliziert und die launigen Beispiele helfen dann auch nicht immer weiter. Uns half es, darüber nach dem Film zu diskutieren, um so zu merken, dass wir mehr kapiert haben als gedacht.
Ein Manko ist tatsächlich, dass die meisten letztendlich unsympatisch und skrupellos sind, dabei aber auch tricky und denken, sie wären auf der richtigen Seite und der Film das manchmal auch verstärkt. Klar, man sieht, wie Barry immer mehr Angestellte abhanden kommen, und ihn das nicht zu stören scheint. Man sieht, wo der Bodensatz der Branche am Ende bei Jobbörsen mit Ikea und KFC landen oder Regale einräumen. Es wird deutlich gezeigt, WIE kriminell staatliche Behörden, Rating-Agenturen und Banken vorgehen, ohne jemals dafür belangt zu werden, im Gegenteil, von der Politik wird ihnen alles weggehalten. (Und nebenbei, es geht gerade wieder los: es geht im Film ja um die so genannten CDOs, inzwischen machen die Banken wieder in ein ähnliches Modell, ich glaube, sie heißen BTOs, ging neulich durch die Medien wegen Steuergeschichten).
Aber die Motivation des von Pitt gespielten Ex-Banker, der sich ob der Widerwertigkeiten des Bankwesens von diesem abwandte (schon paranoid gespielt), wird kaum klar: Er hilft zwei jungen aufstrebenden Inverstern, auf den Zug aufzuspringen, ihre Mark zu machen, ohne ihnen nachhaltig Moral beizubringen. Aber immerhin ein schlechtes Gewissen.
Entlassen tut uns der Film mit dem schlechten Gefühl, dass nichts zu ändern ist, solange an den kapitalistischen Schaltstellen unkontrollierte multinationale Banken und Konzerne sind, gegen die die Politik nichts machen will, sprich sich der Turbo-Kapitalismus nicht selbst abschafft.
Filmisch rasant gemacht, gut geschnitten und gespielt.