Ein kleines Lebenszeichen von mir in Form einiger Kurzkritiken:
11 Uhr 20 (1969)
Legendärer Fernseh-Krimi-“Straßenfeger“ von Herbert Reinecker, gedreht 1969 und ausgestrahlt Anfang 1970. Hiermit verbinde ich keinerlei persönliche Kindheitseindrücke, da war ich wohl erstens noch zu jung und zweitens haben meine Eltern das eh nicht angeschaut, so wie ich sie kenne.
Die deshalb frei von verklärenden Erinnerungen stattfindende Ansicht ergab einen Dreiteiler, der mit damals ausschließlich namenhaften Darstellern und damals exotischen Schauplätzen beim Zuschauer sicherlich punkten konnte, heute aber abzüglich dieser zeittypischen Faktoren einen schweren Stand haben dürfte. Viel zu viele Drehbuch-technische Unwahrscheinlichkeiten fielen mir persönlich auf, die den Genuss des Ganzen erheblich schmälerten. Wie die Hauptperson, ein ansich völlig unbedarfter Ingenieur, sich sogar im Kampf mit Berufsverbrechern und Ex-Fremdenlegionären bravurös schlägt, scheint einfach zu unrealistisch - um nur einen Faktor zu nennen.
Für mich bleibt da kaum mehr als Zeitkolorit und ein Bonus für Reinecker, der etwa bei „Der Kommissar“ bewies, dass er durchaus erheblich mehr zu leisten vermochte.
6/10
Night of the Bloody Apes (1969)
Typisches Beispiel für einen objektiv belanglosen Film, der in erster Linie über seinen Unwillen bei Zensoren zu Kultstatus gelangte, siehe etwa „Die Folterranch der gequälten Frauen“ in Deutschland. Ein wenig besser ist dieses britische „Video Nasty“ schon, aber leider nicht viel. So gibt es Trash mit diletantischen, jedoch blutigen Effekten, der bei der richtigen Erwartungshaltung durchaus unterhalten kann. Die Betonung bleibt selbstverständlich trotzdem auf Schund.
5/10
Graveyard of Honor (1975)
Hier das als Vorlage für Takashi Miike's Remake dienende Original, welches leider, wie so viele asiatische Filme der Siebziger, nie offiziell in Deutschland erschien. Auf die teilweise sehr fremde Mentalität müssen westlich geprägte Zuschauer sich erst einlassen, was aber durchaus lohnt. Trotz meiner erklärten Liebe zu japanischen Genrebeiträgen fand ich diesen außergewöhnlich schwer zugänglich, so bedarf es vielleicht ein oder zwei weiterer Sichtungen.
Die Neuauflage steht ebenfalls noch an. Bis dahin
7/10
Tatsächlich … Liebe (2003)
Alle Jahre wieder um die Feiertage ausgestrahlt, handelt es sich hier um einen relativ modernen „Weihnachtsklassiker“. Im Gegensatz zu unerträglichen Rührstücken wie „Ist das Leben nicht schön?“ oder „Der kleine Lord“ hält dieses Werk jedoch, zumindest für mich, genau die richtige Mischung aus Humor, Melancholie, Kitsch und Romantik bereit. So war die erneute Ansicht auch dieses mal ein ausgesprochenes Vergnügen.
10/10
Der Preis des Glaubens (2013)
Wer schaut schon Filme auf „bibel.TV“? Offensichtlich ich, wenn ich mal wieder einen Rappel kriege!
Hier geht es um einen jugendlichen Ex-Straftäter, der aus seinem ehemaligen kriminellen Gang-Umfeld entkommen und ein anderes Leben beginnen möchte. Das gestaltet sich wie erwartet schwierig, da seine alten Kumpels ihn nicht in Ruhe lassen wollen und einige noch offene Rechnungen präsentieren. So geht es nicht ohne Komplikationen und körperliche Blessuren ab, aber seine neue christliche Einstellung inklusive der neuen Liebe zu Jesus und einer Frau siegen selbstverständlich.
Ist tatsächlich anschaubar und unterhaltsam, wenn man den „Religions-Quatsch“ und die vorgezeichnete Moral abzieht. Außerdem gibt es für das geniale Fahrzeug des Protagonisten, ein Früh-Siebziger „Imperial“ (die damals noch existierende Luxusmarke des Chrysler-Konzerns), einen fetten Bonus.
6/10 (ohne ernsthafte inhaltliche Wertung)
Torso (1973)
Hier gibt es zu viele unmotivierte Nacktszenen, die etwas zu deutlich und platt auf die Instinkte des männlichen Publikums zielen. Ansonsten ist das ein typischer Giallo nach Schema, der zwar im letzten Drittel die Spannungsschraube kräftig anzieht, aber mehr durch gelungene Optik und Musik als durch ein einfallsreiches Drehbuch oder gar eine plausible Auflösung zu überzeugen weiß.
6/10
Don't Torture A Duckling (1972)
Wie man es in allen Belangen besser macht, zeigt dieses Werk. Nicht nur begründet sich die einzige Nacktszene aus der Handlung, nicht nur jagt eine unvorhergesehene Wendung die nächste, nicht nur erzeugt der Film eine atemberaubende, geradezu klaustrophobische Spannung und sorgt für einige Klöße in Zuschauerhälsen … sondern er sprengt auch noch mit Leichtigkeit alle Genre-Grenzen und Konventionen und stapft dabei knöcheltief durch unzählige gesellschaftliche Fettnäpfchen.
Ganz großes subversives Kino ohne wenn und aber!
09/10
Milano Rovente aka.
Gang War In Milan (1973)
Umberto Lenzi gehört zu den Filmschaffenden, von denen man solides Handwerk erwartet, Experimente und Innovationen waren offensichtlich nie sein Ding. So fügt sich auch dieser Streifen, der nicht in deutschen Kinos lief, nahtlos in das Gesamtwerk des Regisseurs ein. Zu sehen ist ein routinierter Poliziesco, der mit allen Zutaten aufwartet, die der Zuschauer hier vermuten würde, nicht weniger – aber leider eben auch nicht mehr. Ungewöhnliche Details gibt es kaum, allenfalls die geringe Polizei-Präsenz fällt auf, das sehr kurze musikalische Hauptthema von Carlo Rustichelli ist zwar eingängig, wird jedoch so oft wiederholt, dass es schon fast aufdringlich wirkt und irgendwie bleibt nach den 101 Minuten Laufzeit nicht wirklich viel im Gedächtnis. Fans von Marisa Mell müssen natürlich trotzdem zugreifen!
6/10