horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Feuertanz - Horror Infernal
(Inferno)
mit Leigh McCloskey, Irene Miracle, Eleonora Giorgi, Daria Nicolodi, Sacha Pitoëff, Alida Valli, Veronica Lazar, Gabriele Lavia, Feodor Chaliapin Jr., Leopoldo Mastelloni, Ania Pieroni, James Fleetwood, Rosario Rigutini
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento
Kamera: Romano Albani
Musik: Keith Emerson
ungeprüft
Italien / 1980

New York. Rose Elliot liest in einem Buch des Architekten E. Virelli, das er je ein Haus in Freiburg, Rom und New York gebaut habe, unwissend darüber, das diese drei Häuser von den sogenannten Drei Müttern, Hexen, eingenommen werden und diese dadurch zu den drei Toren zur Hölle werden. Rose befürchtet, das sie in dem New Yorker Haus lebt und sucht im Keller nach weiteren Anzeichen. Sie schreibt ihrem Bruder Mark, der in Rom Musik studiert, einen Brief, das er bitte kommen soll. Sara, Marks Freundin, liest diesen Brief und erkennt, das ihre Schule ebenfalls das Haus einer dieser Hexen ist. Diese Erkenntnis bekommt ihr schlecht. Als Marc dann in New York eintrifft, ahnt er nicht, welche Schrecken ihm noch bevorstehen...


Drei Jahre nach seinem Meisterwerk "Suspiria" lieferte Dario Argento mit "Feuertanz - Horror Infernal" 1980 den zweiten Teil seiner sogenannten "3 Mütter Trilogie" ab und bescherte damit einmal mehr einen absoluten Hochgenuss in Sachen Optik und Farbenspiel. Schauplatz des Geschehens ist dieses Mal größtenteils New York, wobei die Geschichte jedoch auch gewisse Passagen beinhaltet, die in der italienischen Hauptstadt Rom angesiedelt sind. Die dem Film zugrunde liegende Thematik dürfte jedem Fan klar sein, dreht sich doch alles um die zweite der Hexen-Schwestern, die der italienische Regisseur schon im Vorgänger thematisiert hat. Im Gegensatz zu dem extrem stimmigen und rundum gelungenem "Suspiria" beinhaltet "Horror Infernal" jedoch einen kleinen Makel, denn rein inhaltlich gesehen bekommt der Zuschauer eine Story präsentiert, die einem in diversen Momenten ein wenig unzusammenhängend erscheint, was sicherlich in der eher episodenartigen Erzählstruktur begründet ist. Es fällt teilweise gar nicht so leicht, hier wirkliche Zusammenhänge zu erkennen, da doch gewisse Personen ebenso schnell in das Geschehen hinein geworfen werden, wie sie auch wieder verschwinden. So beschränkt sich das Ganze also vielmehr auf eine recht dünne Rahmenhandlung, was manch einem ganz bestimmt ein echter Dorn im Auge ist. Andere hingegen werden eher großzügig über dieses Defizit hinwegsehen, offenbart sich doch ein Szenario, das an Bildgewalt und kräftigem Farbenspiel nur schwerlich zu überbieten ist. Ganz eindeutig sind hier auch die Einflüsse eines Mario Bava zu erkennen, der durch seine maßgebenden Inszenierungen als Ur-Vater der Farb-Kompositionen angesehen werden kann und an dem sich nicht nur Dario Argento bei der Gestaltung seiner Filme orientiert hat.

Und so entwickelt sich ziemlich schnell trotz der inhaltlichen Schwächen ein jederzeit spannendes Geschehen, das in allererster Linie audiovisuell ein wahres Meisterwerk ist. Die intensive Spiel mit den Farben und ein brillanter Score von Keith Emerson sorgen hier durchgehend für einen absoluten Augen-und Ohrenschmaus und dabei ist es gar nicht so leicht, nicht in totale Verzückung zu geraten. Zugegebenermaßen fällt es eingefleischten Fans des italienischen Films dabei eher schwer auch wirklich objektiv zu bleiben, doch wenn man einem solch intensiven Film-Erlebnis ausgesetzt ist das die Sinne regelrecht berauscht, dann kümmert man sich halt weniger um die teils doch offensichtlichen Schwächen. Andererseits verhält es sich aber keinesfalls so, als wenn "Horror Infernal" nun gar keine Handlung erkennen lassen würde, nur entsteht streckenweise fast schon der Eindruck, das man sich in einem Theaterstück befinden würde, das in mehrere vollkommen unterschiedliche Akte aufgeteilt wurde, denen es an einem wirklich erkennbaren Zusammenhang fehlt. An diesem Punkt sind auch die gerade in der ersten Hälfte stattfindenden Ortssprünge zwischen Rom und New York nicht sonderlich förderlich, zerfasert die Geschichte dadurch doch noch mehr und erscheint phasenweise lediglich als Aneinanderreihung loser Szenen, denen anscheinend ein Verbindungsstück fehlt.

Ehrlich gesagt wird einem das aber erst nach der Sichtung des Filmes und mit einigem zeitlichen Abstand so richtig bewusst, da man während der gut 107 Minuten Laufzeit viel zu sehr zu sehr unter dem Einfluss der ästhetischen Bilder steht, mit denen Argento den Betrachter im Prinzip durchgehend konfrontiert. In solchen Momenten ergibt man sich ganz einfach der fast schon hypnotischen Faszination eines echten Rausches, der durch die musikalische Untermalung des Ganzen auch noch absolut perfekt untermalt wird. Erst später wird einem dann so richtig klar, das beispielsweise diverse Figuren aus heiterem Himmel irgendwelche Handlungen ausführen, ohne das man überhaupt eine echte Erklärung dafür geboten bekommt. Doch mich persönlich stört dieser Aspekt auch im nachhinein nicht, zieht Argento einen doch durch seine virtuose Inszenierung wie in einen magischen Bann, aus dem es ganz augenscheinlich kein Entkommen gibt. Zudem taucht man immer tiefer in die nahezu einzigartige-und extrem dichte Atmosphäre ein, die sich fast im Minutentakt immer mehr zusammen zieht und dabei bedrohliche Züge erkennen lässt. Trotz inhaltlicher Schwächen verbreitet die Geschichte eine äußerst geheimnisvolle Aura, die einen selbst wie ein eng anliegender Mantel einhüllt und dabei phasenweise die Luft zum atmen nimmt. Die unheilvolle Präsenz des unbekannten Bösen liegt über die gesamte Spieldauer in der Luft und auch wenn man dieses Gefühl zunächst an keiner Person festmachen kann, ist es allein schon die bösartige-und mysteriöse Ausstrahlung des Szenarios, die einem wirklich zu schaffen macht.

Letztendlich wurde hier also ein fast perfekter Nachfolger und somit zweiter Teil der "3 Mütter Trilogie" geschaffen, der seinem Vorgänger lediglich inhaltlich ein klein wenig nachsteht. Visuell gesehen wird jedoch meiner persönlichen Meinung nach "Suspiria" fast noch getoppt, denn das wilde Farbenspiel ist hier doch absolut grandios. Mag die unkonventionelle Erzählweise der Abläufe auch längst nicht jedem gefallen, baut sich dennoch ein dramaturgisch erstklassiger Spannungsbogen auf, der sich auch bis zur letzten Einstellung aufrecht erhalten kann. Die einmalige-und extrem mysteriöse Grundstimmung, das herausragende Spiel mit den Farben und der brillante Soundtrack sind die perfekte Ergänzung, um "Horror Infernal" insgesamt gesehen ein hervorstechendes Gesamtzeugnis auszustellen, auch wenn viele Zuschauer das vollkommen anders sehen werden. Für mich liegt hier definitiv eines der allerbesten Werke von Dario Argento vor, der den geneigten Fan danach ja immerhin schlappe 27 Jahre hat zappeln lassen, bevor er die Trilogie doch noch vollendet hat. Wer diesen grandiosen und audiovisuell äußerst beeindruckenden Horrorfilm noch nicht kennen sollte muss diesen Zustand unbedingt ändern, da ihm ansonsten ein Highlight des Cinema Italiano durch die Lappen geht.


Fazit:


Wenn man alle Zutaten zusammen nimmt, kann "Horror Infernal" aufgrund der inhaltlichen Defizite nicht ganz an den Vorgänger heran reichen. Dennoch handelt es sich definitiv um ein berauschendes Meisterwerk, das durch den fantastischen Virtuosen Argento in der Blüte seines Schaffens kreiert wurde und im Laufe der Jahre rein gar nichts von seiner Faszination und Ausstrahlung eingebüßt hat.


9/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Stalled
(Stalled)
mit Dan Palmer, Antonia Bernath, Tamaryn Payne, Mark Holden, Giles Alderson, Sarah Suzanne Biggins, Victoria Broom, Marcus Kelly, Victoria Eldon, Chris R. Wright, Rick Edwards, Russell Biles, Ryan Ayley
Regie: Christian James
Drehbuch: Dan Palmer
Kamera: Sashi Kissoon
Musik: keine Information
keine Jugendfreigabe
Großbritannien / 2013

Shit Happens! Das denkt sich wohl auch der Hausmeister W.C, der während eines Weihnachtsfestes auf der Frauentoilette einschläft und sich nach seinem Nickerchen einer Horde von Zombies gegenübersieht. In der engen Toilette eingeschlossen muss er sich gegen die wandelten Toten verteidigen. Für den alles andere als cleveren und vor allem tollpatschigen W.C kein leichtes Unterfangen.


Das mittlerweile eigentlich jede neu erscheinende Zombie-Komödie als würdiger Nachfolger von "Shaun of the Dead" deklariert wird ist sicherlich nicht mehr überraschend und so wird auch die britische Produktion "Stalled" als eine Art Thronfolger gepuscht, um die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu erlangen. Doch auch in vorliegendem Fall ist der heran gezogene Vergleich ein wenig zu hoch gegriffen, wobei man Regisseur Christian James aber einen durchaus gelungenen Film attestieren muss, der durchgehend kurzweilige-und teils sehr schwarzhumorige Unterhaltung anbietet. Dennoch wird die mit gut 450.000 englischen Pfund budgetierte Produktion nicht jedermanns Geschmack treffen, was in erster Linie an dem räumlich äußerst begrenzten Schauplatz fes zu machen ist. Spielen sich doch gut 95 % des Geschehens in einer Damen-Toilette ab, was im ersten Moment den Eindruck erwecken dürfte, das es in der vorliegenden Geschichte nicht unbedingt abwechslungsreich zur Sache geht. Teilweise trifft das auch zu, denn weite Teile des Szenarios beschränken sich auf einen Dialog zwischen dem eingeschlossenen Hausmeister und einer lange Zeit unsichtbaren Dame, die in der Toilette nebenan gefangen ist.

Da man die gute Frau immer nur reden hört entsteht sogar phasenweise der Eindruck, das der gute Mann hier viel eher einen Monolog mit sich selbst führt und dieser Aspekt der Ereignisse dürfte bei vielen Leuten nicht unbedingt auf die größte Gegenliebe stoßen. Dabei gibt es doch eine ganze Menge Sehenswertes in "Stalled", was sich hauptsächlich auf die äußerst blutigen Passagen bezieht, die auch in ausreichendem Maße vorhanden sind. Zudem beinhaltet die Geschichte teils tief-schwarzen Humor, der sich in trockenem-und bissigen Wortwitz, sowie in phasenweise absolut skurriler Situationskomik zu erkennen gibt. Nun sollte man jedoch auch eine Vorliebe für den typisch britischen Humor haben, denn die meisten witzigen Pointen sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen, so das der vorhandene Sarkasmus erst im nachhinein wirken kann. Dafür wird allerdings die feine Klinge geschwungen und Ansätze von herrlichem Zynismus sind ebenso als Stärken auszumachen wie auch die streckenweise zum Vorschein kommende Tiefgründigkeit diverser Wortwechsel.

Wer jedoch einen Schenkelklopfer nach dem anderen erwartet wird weniger auf seine Kosten kommen, Freunde grotesk anmutender Situationen hingegen kommen voll auf ihre Kosten und werden ihre helle Freude an dem sympathischen Anti-Helden haben, der sich hier mit etlichen Zombies auseinander setzen muss. Und das geschieht größtenteils auf eine sehr blutige Art und Weise, denn Christian James hat seiner Erzählung so manch sehenswerte Szene beigefügt, die selbst den Liebhabern der etwas härteren Gangart gefallen dürften. Durch den hohen Anteil an Komik erscheint das Ganze dabei in einem eher lustigen Licht und das eigene Empfinden des Härtegrades bewegt sich in einem überschaubaren Rahmen. Mag sich manch einer an der räumlich extrem begrenzten Location stören, so dürfte "Stalled" aber dennoch für genügend Abwechslung sorgen, denn allein schon die absurden Versuche aus der Toilette zu entkommen sorgen für einen immens hoch angesiedelten Unterhaltungswert, den man diesem Werk keinesfalls absprechen kann. Wie immer ist es natürlich Geschmackssache und liegt im Auge des jeweiligen Betrachters, doch meiner persönlichen Meinung nach kann man hier durchaus eine dicke Empfehlung für alle Freunde sehenswerter Zombie-Komödien aussprechen.

Die Klasse eines "Shaun of the Dead" wird in vorliegender Geschichte natürlich nicht erreicht, aber dennoch bekommt man es mit einem wirklich sehenswerten Film zu tun, der sämtliche Zutaten für ein gut unterhaltendes Film-Erlebnis beinhaltet. Sicherlich hätte man diverse Kleinigkeiten noch besser in Szene setzen können, doch insgesamt gesehen hat der Regisseur eine ganze Menge richtig gemacht und ein streckenweise äußerst blutiges Szenario kreiert, in dem der trockene britische Humor mit zunehmender Laufzeit immer mehr in den Vordergrund rückt. Mich hat "Stalled" jedenfalls überzeugt und die Story beinhaltet genau die Art von Humor, den ich schon seit Ewigkeiten so sehr schätze. Kein übertriebener Slapstick, sondern bissiger Wortwitz und groteske Situationen sind Trumpf und das drückt der Geschichte ihren ganz persönlichen Stempel auf.


Fazit:


Wie eigentlich immer sollte man sich nicht von dem mittlerweile üblichen Vergleich mit "Shaun of the Dead" in die Irre führen lassen, denn ansonsten geht man fast zwangsläufig mit einer vollkommen falschen Erwartungshaltung an diesen Film heran. Werden diese dann nicht erfüllt bewertet man das Werk automatisch sehr schlecht und das hat "Stalled" nun wirklich nicht verdient.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Ein Zombie hing am Glockenseil
(Paura nella città dei morti viventi)
mit Christopher George, Catriona MacColl, Carlo De Mejo, Antonella Interlenghi, Giovanni Lombardo Radice, Daniela Doria, Fabrizio Jovine, Luca Venantini, Michele Soavi, Venantino Venantini, Enzo D'Ausilio
Regie: Lucio Fulci
Drehbuch: Lucio Fulci / Dardano Sacchetti
Kamera: Sergio Salvati
Musik: Fabio Frizzi
ungeprüft
Italien / 1980

In der kleinen Stadt Dunwich begeht der Ortspfarrer auf dem verlassenen Friedhof Selbstmord. Seitdem hängt ein Fluch über dem Ort, man stellt fest, das einer alten Legende nach das Böse über die Stadt kommen wird, wenn ein Priester auf dem Friedhof Selbstmord begeht. Und tatsächlich gehen in der kleinen Stadt plötzlich seltsame Dinge vor sich. Zuerst fällt schwerer Regen, vermischt mit Asche, auf die Stadt hernieder. Dann sterben verschiedene Menschen eines grausamen Todes. In einer Gewitternacht erheben sich plötzlich die Toten aus ihren Gräbern und beginnen als unverwundbare Zombies die Einwohner der Stadt zu terrorisieren.


Lucio Fulci zählte ja nie zu den unumstrittenen Regisseuren und gerade im Bereich des Horrorfilmes hat der gute Mann auch so einige Rohrkrepierer hingelegt. Vorliegendes Werk dürfte da allerdings definitiv zu den Ausnahmen zählen, denn "Ein Zombie hing am Glockenseil" zählt bestimmt zu den besten italienischen Zombie-Beiträgen, die je das Licht der Welt erblickt haben. Anders als beispielsweise George A. Romero legt Fulci auch hier keinerlei Wert auf eine sozialkritische Note, sondern legt sein Hauptaugenmerk vielmehr auf eine Geschichte mit stark ausgeprägten mysteriösen Elementen und verleiht der ganzen Chose zudem noch einen wunderbar übernatürlichen Touch. Schauplatz der Ereignisse ist ein kleines Kaff namens Dunwich, in dem nach dem Selbstmord eines Pfarrers grausame Ereignisse ihren Lauf nehmen und die Toten Jagd auf die Lebenden machen. Die Erklärung für die Abläufe gestaltet sich dabei recht interessant, denn angeblich soll Dunwich einmal das antike Salem gewesen sein, in dem Hexen ihr Unwesen getrieben haben. Die dadurch entstehende Thematik offenbart teils sehr bedrohliche Grundzüge und es entfaltet sich von der ersten Minute an eine extrem dichte Atmosphäre, die als eine der ganz großen Stärken dieses Filmes auszumachen ist. Dies ist insbesondere in der Einführungsphase der Story zu erkennen, in der das Geschehen noch zwischen einer Großstadt und eben Dunwich hin-und her pendelt. Während man nämlich einerseits das typische Leben einer Metropole konfrontiert, so verdichtet sich doch die Grundstimmung der gesamten Chose zunehmend, wenn der Schauplatz wechselt. Man vermeint sofort eine übernatürliche Aura zu verspüren die von den Abläufen ausgeht und das drohende Unheil manifestiert sich auch immer mehr, als die ersten Toten wiederkehren und diverse Dorfbewohner auf grausamste Art und Weise töten.

Wer die Filme von Fulci kennt dürfte ganz genau wissen, das es hier in Sachen Härte nicht gerade zimperlich zur Sache geht. Der gute Mann war ja schließlich bekannt dafür, seinen Werken recht derbe-und brachiale Splatter-Gore Szenen einzuverleiben, die den Zuschauer richtiggehend schocken sollten. Natürlich ist das auch hier der Fall und so wird stellenweise ordentlich gematscht, wobei die berühmt-berüchtigte Bohrmaschinen-Einstellung wohl zum Besten gehört, was man je im Genre gesehen hat. Auch in der heutigen Zeit fiebert man dieser Einstellung richtig entgegen und zuckt jedes Mal aufs Neue zusammen. Doch auch die restlichen Passagen können sich immer noch sehen lassen, wobei der von Fulci gewohnte Ekelfaktor an mehreren Stellen keinesfalls fehlen darf. Dieser ergibt sich allein schon durch die Darstellung der Untoten, denn wie kaum anders zu erwarten greift der Italiener auch in diesem Fall auf schon teils verweste Gestalten zurück, wie man es auch schon in "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" gesehen hat. Die teilweise zerfetzten Körper sorgen dabei immer wieder für eine angenehme Gänsehaut, was allerdings auf die gesamte Geschichte bezogen werden kann, die neben den zahlreichen harten Stellen auch gleichzeitig ein perfektes Grusel-Feeling an den Tag legt.

Die reißerische Art mit der Lucio Fulci seine Zombiefilme in Szene gesetzt hat findet ja längst nicht bei allen Fans des Genres Anklang, da immer wieder die angeblich so schwachen Drehbücher durch immense Härte überlagert werden sollen. Und zugegeben, zumeist beinhalten die Geschichten auch immer diverse Logiklöcher, was auch in vorliegendem Film nicht gänzlich von der Hand zu weisen ist. Dennoch erscheint die Handlung größtenteils schlüssig und vor allem ist der dramaturgische Spannungsaufbau des Gerüstes als absolut gelungen zu bezeichnen. Das sorgt durchgehend dafür, das man als Betrachter immer tiefer in den unheimlichen Sog hinein gezogen wird der von den Ereignissen ausgeht. Und auch wenn es nicht immer vollkommen logisch zur Sache geht, so überstrahlt doch die unheimliche Faszination des Szenarios diverse kleine Schwächen, über die man wirklich hinwegsehen kann. Wenn man ein wirkliches Mako ausmachen will, so sind es Teile der deutschen Synchronisation, denn einige Akteure wurden mit Stimmen ausgestattet, die überhaupt nicht zu ihnen passen. Ehrlich gesagt ist mir das bei meinen bisherigen Sichtungen nie sonderlich aufgefallen, doch dieses Mal habe ich das sogar als etwas störend empfunden, entsteht so doch eine unfreiwillig komische Beinote, die in dieser Geschichte absolut nichts verloren hat.

Zu den darstellerischen Leistungen der Schauspieler kann man nur sagen, das sie sich auf einem soliden Niveau bewegen, wobei man definitiv nichts Hervorstechendes erwarten sollte. Die Hauptdarsteller agieren routiniert und die in kleineren Nebenrollen auftretenden Leutchen kann man größtenteils vernachlässigen, wobei einige Figuren fast schon überflüssig erscheinen. Auch wenn sich gerade die letzten Sätze jetzt eher etwas negativ anhören, zählt "Ein Zombie hing am Glockenseil" zu meinen persönlichen All Time Favorites, was das Genre des Zombiefilmes betrifft. Selten hat mir ein Werk dieser Machart ein so stark ausgeprägtes Gefühl des Unwohlseins verpasst und mich gleichzeitig so sehr in seinen Bann gezogen, das mir kleinere Mankos absolut gar nichts ausmachen. Deswegen kann ich von meiner Seite aus auch bei diesem Film keinesfalls echte Objektivität walten lassen und komme so auch nach der unzähligsten Sichtung immer wieder zum gleichen Ergebnis. Fulci hat hier einen echten Meilenstein geschaffen, der auf keinen Fall aus dem Genre wegzudenken ist und immer wieder allerbeste Unterhaltung der spannenden-und derben Art anbietet.


Fazit:


Auch wenn etliche Leute es vollkommen anders sehen werden, liegt meiner Meinung nach mit Ein Zombie hing am Glockenseil" einer der besten Genre-Filme vor die jemals produziert wurden. Eine geheimnisvolle-und mysteriöse Geschichte, nervenzereißende Spannung und eine gigantisch bedrohliche Grundstimmung ergeben im Zusammenspiel mit einem nicht zu verachtenden Härtegrad die perfekte Mixtur, so das ich letztendlich nur eine Punktzahl vergeben kann.


10/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Antisocial
(Antisocial)
mit Michelle Mylett, Cody Ray Thompson, Adam Christie, Ana Alic, Romaine Waite, Ry Barrett, Eitan Shalmon, Laurel Brandes, Kate Vokral, Charlie Hamilton, Colin Murphy, Kirill Belousov, Leepy Hajra
Regie: Cody Calahan
Drehbuch: Chad Archibald / Cody Calahan
Kamera: Jeff Maher
Musik: Steph Copeland
keine Jugendfreigabe
Kanada / 2013

Es sollte eine ausgelassene Neujahrsparty werden. Doch es endet in einem Albtraum aus Blut und Tod. Während fünf Freunde sich auf die Party des Jahres vorbereiten, versinkt die Welt plötzlich im Chaos. Rasend schnell breitet sich ein Virus aus, der die Menschen in mörderische Amokläufer verwandelt. Jeder könnte der Nächste sein – niemand ist sicher! Auch nicht die fünf Freunde, die sich schutzsuchend im Haus verbarrikadieren. Bald kristallisiert sich der Übertragungsweg des Virus heraus: Es sind die sozialen Netzwerke!


Im ersten Moment dürfte man beim lesen der Inhaltsangabe dieses Filmes nicht unbedingt vom Hocker rutschen, denn das die Menschheit von einem Virus befallen wird und sich die Personen in rasende Bestien verwandeln, dürfte längst keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Der erste Eindruck täuscht hier aber durchaus, denn Cody Calahan hat seine erste Regiearbeit zwar generell mit den üblichen Zutaten versehen, lässt die Ereignisse aber dennoch in einem anderen Licht erscheinen. Bleibt man zunächst einmal im Dunkeln über die Ursache des plötzlichen Ausbruchs und kann sich eigentlich nur darüber wundern warum das Virus so dermaßen schnell um sich greift, so werden dem Zuschauer mit zunehmender Laufzeit immer mehr Indizien serviert, die in eine ganz bestimmte Richtung abzielen. Zuerst einmal verwirft man allerdings die eigenen Vermutungen, erscheint die im eigenen Kopf entstehende Idee doch viel zu abwegig und absurd. Doch ganz egal, wie hanebüchen einem die Intension des Regisseurs auch erscheinen mag, die Umsetzung der Geschichte hat eine solch faszinierende Ausstrahlung, das man jede einzelne Einstellung dieses kleinen, aber sehr fiesen Horrorfilmes regelrecht aufsaugt. Wenn ansonsten immer diverse Krankheiten oder Bakterien in anderen Genre-Vertretern die Menschen verwandeln und zu rasenden Bestien machen, ist in diesem Fall eine der größten Errungenschaften der Neuzeit dafür verantwortlich, das die Erde ganz offenbar dem Untergang geweiht ist.

Zum größten Teil beschert Calahan dem Betrachter ein intensives Kammerspiel mit fünf Protagonisten, denn der Schauplatz eines Großteils des Geschehens spielt sich lediglich in dem Haus ab, in dem eine Gruppe von Freunden eine Party steigen lassen wollen. Über die Zustände außerhalb des Gebäudes wird man in erster Linie nur durch Nachrichten informiert, die über die immer stärker ansteigende Gewalt in den Straßen berichten. Durch diese Sichtweise der Dinge entsteht eine äußerst ausgeprägte Beklemmung, die auch vor einem selbst nicht halt macht und wie eine zentnerschwere Last auf die Schultern legt. Gelegentliche Versuche einiger Infizierter in das Haus einzubrechen verstärken dieses Gefühl immens und obwohl es sich um einen räumlich extrem begrenzten Schauplatz handelt, entfaltet sich eine waschechte Weltuntergangsstimmung, die einem kalte Schauer über den Rücken jagt. Das sich der ausgebrochene Virus natürlich auch im Haus bemerkbar macht kann sich ein jeder denken und wenn man erst einmal den Auslöser für das apokalyptische Szenario kennt, erscheint dieser Umstand auch absolut logisch. Die zuvor schon entstandene klaustrophobische Note des Ganzen verstärkt sich nun umso mehr und die Gefahr für die Eingeschlossenen nimmt nun auch konkrete Konturen an. An dieser Stelle muss man dem Regie-Neuling Calahan mal ein großes Kompliment machen, denn ganz egal ob man seine Grundidee als innovativ oder aber absurd ansieht, der gute Mann hat seiner Geschichte einen dramaturgischen Spannungsaufbau verliehen, der sich wirklich sehen lassen kann.

Dabei kommt die Erzählung in der ersten Stunde hauptsächlich über die psychische Schiene und verzichtet fast gänzlich auf explizite Gewaltdarstellungen. Dieser Umstand ändert sich im letzten Drittel des Filmes jedoch schlagartig, denn nun halten auch diverse blutige Einstellungen und ein sehenswerter Härtegrad Einzug in die Ereignisse. Einige Stellen fallen dabei richtiggehend derbe aus, so das einen der Umschwung phasenweise mit unglaublicher Wucht in die Eingeweide trifft. Es ist gerade diese gelungene Mischung aus psychischer-und visueller Härte, die an dieser Stelle für ein Höchstmaß an Intensität sorgt, wodurch Calahan ein ganz feines Händchen erkennen lässt wenn es darum geht, den Betrachter wirklich zu schocken. Sicherlich wird nicht jeder das so sehen und manch einer wird "Antisocial" eventuell gar nicht mögen, doch hinter dieser feinen kanadischen Produktion versteckt sich meiner persönlichen Meinung nach eine echte Genre-Perle, die an Fiesheit schwer zu überbieten ist. Zudem beinhaltet die Geschichte mit der Ursache für den Ausbruchs des Virus eine zwar nicht sonderlich glaubwürdige, aber in meinen Augen innovative Idee, die sich äußerst wohlwollend vom sonstigen Einheitsbrei abhebt.

Auch die eher unbekannten Darsteller liefern hier durch die Bank einen ordentlichen Job ab, ohne das man jedoch oscarreife Leistungen erwarten sollte. Zum Ende hin bekommt man zwar diverse nicht unbedingt logisch erscheinende Handlungsabläufe zu sehen, die aber wenn man sich mit der Idee des Regisseurs anfreunden kann durchaus einen Sinn ergeben. So wird beispielsweise kurz vor Schluss eine eventuelle Heilungsmethode in den Raum geworfen, die auch beim Zuschauer ein klein wenig Hoffnung auf ein gutes Ende schürt. Ein Happy End wäre aber absolut deplaciert gewesen und daran hat Gott sei Dank auch Mr. Calahan gedacht, so das "Antisocial" mit einem Showdown versehen wurde, den der Film auch wirklich verdient. Und so bleibt letztendlich ein Horrorfilm, der eine altbewährte Thematik einmal etwas aufpeppt und diverse Dinge nicht nach dem typischen 08/15 Modus erzählt. Zugegebenermaßen erscheinen die Erklärungen für den Ausbruch der Seuche jenseits der Realität angesiedelt, biten aber definitiv einmal etwas anderes, was mir ausgesprochen gut gefallen hat. Wer sich nicht damit anfreunden kann wird sicherlich enttäuscht sein, doch wer auch abwegigen Möglichkeiten offen gegenüber steht, der wird mit einer Geschichte belohnt, die auf jeden Fall eine frische Brise verströmt. Mir hat diese auf den ersten Blick eher unscheinbare Produktion äußerst gut gefallen und ich kann an dieser Stelle auch nur von einem echten Geheim-Tipp sprechen, der ganz bestimmt eine größere Fan-Base finden wird, als es ihm viele Leute zutrauen.


Fazit:


"Antisocial" bietet eine Menge an altbewährten Zutaten, fügt diesen aber eine vollkommen neue Note bei und bezieht daraus seinen ganz besonderen Reiz. Die Kombination aus intensivem Kamnmerspiel und fast schon brachialer Härte im letzten Drittel verfehlt das Geschehen keinesfalls die gewünschte Wirkung beim Betrachter, der hier durchgehend unter Strom und Anspannung steht


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Torso
(I Corpi presentano tracce di violenza carnale)
mit Suzy Kendall, Tina Aumont, Luc Merenda, John Richardson, Roberto Bisacco, Ernesto Colli, Angela Covello, Carla Brait, Conchita Airoldi, Patrizia Adiutori, Luciano Bartoli, Gianni Greco, Luciano De Ambrosis
Regie: Sergio Martino
Drehbuch: Ernesto Gastaldi / Sergio Martino
Kamera: Giancarlo Ferrando
Musik: Guido De Angelis / Maurizio De Angelis
SPIO/JK
Italien / 1973

Eine italienische Universität der Kunstgeschichte wird von seltsamen Morden heimgesucht - die Tat eines Serienkillers. Der Satan in Menschengestalt stranguliert seine bildschönen, weiblichen Opfer um sie dann bestialisch zu zerstückeln. Panische Angst ergreift die jungen Studentinnen der Fakultät und so sehen Jane und drei ihrer Freundinnen nur einen Ausweg vor dem Grauen. Die Gefährtinnen fliehen in ein malerisches Provinzdorf um ihre Sorgen hinter sich zu lassen und schon bald kehrt der Alltag ein. Es könnte ein malerischer Urlaub sein, wäre die Bestie nicht auf ihrer Fährte...


Mit "Torso" hat Sergio Martino einen sleazigen Beitrag zum Sub-Genre des Gialli auf die Beine gestellt, der die Meinungen der Fans doch des Öfteren in zwei verschiedene Lager spaltet. Wird dieser Titel doch einerseits oft genannt wenn es um empfehlenswerte Genre-Vertreter geht, so gibt es auch genügend Leute, die dieses Werk gerade einmal im Mittelmaß ansiedeln. Die Wahrheit liegt wohl wie eigentlich immer irgendwo in der Mitte, doch ich persönlich sehe die vorliegende Geschichte schon als einen der Klassiker an, die diese Film-Gattung auch nachhaltig geprägt haben. Zugegeben, gerade bei der ersten Sichtung kann streckenweise der Eindruck entstehen, das man sich viel eher in einem Soft Erotikfilm befindet, denn etliche Dialoge und eine Menge nackter Haut lassen durchaus eine Tendenz in diese Richtung erkennen. Bei genauerer Betrachtung erkennt man jedoch, das Martino zwar keine Gelegenheit ausgelassen hat, um dem Zuschauer weibliche Geschlechtsorgane zu präsentieren, aber andererseits eine atmosphärisch äußerst dichte-und zugleich sehr spannende Geschichte erzählt, in der wie eigentlich immer ein wahnsinniger Mörder sein Unwesen treibt. Wie man es gewohnt ist bleiben die Beweggründe wie auch die Identität des Mörders bis kurz vor dem Ende im Dunkeln, so das man durchgehend mit einem wunderbaren Szenario konfrontiert wird, das die eigentlichen Zusammenhänge erst ganz am Ende erkennen lässt. Bis dahin wird man lediglich immer wieder mit diversen Puzzle-Teilchen konfrontiert, die zudem immer neue Verdächtige in den Mittelpunkt rücken.

Insbesondere mit möglichen Tätern geht Martino nicht unbedingt sparsam um und legt dabei auch so manche falsche Fährte, die den Betrachter in die Irre locken soll. Manche davon sind schon fast zu offensichtlich, so das man diverse Personen also verhältnismäßig schnell wieder ausschließen kann, andere wiederum kommen eher dezent daher, so das die Riege der potentiellen Täter sich erst nach und nach auch wirklich lichtet. Zwischendurch wurde sorgsam darauf geachtet, das gerade für das männliche Auge einige optische Reizpunkte präsentiert werden, denn die hübschen-und gut gebauten Damen der Schöpfung geizen hier keinesfalls mit ihren Reizen. Es verhält sich nun aber keinesfalls so, das die eigentliche Mordserie dadurch an die Seite geschoben wird, denn nachdem der brutale Killer zu Beginn noch in der Stadt gemordet hat, sind die vier Hauptdarstellerinnen auch in einer abgelegenen Villa nicht sicher vor dessen Attacken. Besonders auffällig sind bei "Torso" die teilweise blutig ins Bild gesetzten Morde und für einen Film der mittlerweile schon vier Jahrzehnte auf dem Buckel hat, sind die Effekte nun wirklich sehenswert. Martino arbeitet hier jedoch mit einem für den Gialli eher ungewohnt hohen Härtegrad, denn werden in den meisten anderen Werken die Kills eher nur angedeutet, so hält die Kamera in vorliegendem Fall zumindest streckenweise voll drauf. Selbst das Abtrennen diverser Gliedmaße mit einer Säge ist phasenweise zu sehen und verleiht dem Ganzen dadurch ein hohes Maß an Intensität.

Insbesondere in der zweiten Filmhälfte verdichtet sich die sehr gute Atmosphäre des Geschehens noch einmal zusätzlich, denn durch den Schauplatz der einsam gelegenen Villa lässt das Ganze nun auch stark klaustrophobische Momente erkennen. Gerade die Passagen, in denen sich die junge Jane (Suzy Kendall) allein mit dem Mörder im Haus befindet, lassen echte Hochspannung entstehen. Die immer stärker aus den Fugen geratende Gewaltspirale tut ihr Übriges, um für ein absolut sehenswertes Film-Erlebnis zu sorgen, an dem im Prinzip jeder Fan des italienischen Gialli seine helle Freude haben dürfte. Ich persönlich kann es so auch nicht nachvollziehen, das wirklich nicht wenige Leute ziemlich hart mit diesem Klassiker ins Gericht gehen, denn Sergio Martino hat doch sämtliche notwendigen Zutaten zusammen gemischt, um ein äußerst intensives Werk zu kreieren, das eigentlich kaum Wünsche offen lässt. Auch die am Ende erfolgende Erklärung für die Motive des Killers erscheint vollkommen ausreichend, um die Abläufe durchaus logisch nachvollziehen zu können, was ja längst nicht bei allen Genre-Vertretern der Fall ist. Es macht einfach jede Menge Spaß, sich an dem hier in Szene gesetzten Rätsel-Spiel zu beteiligen und sich auf die Suche nach einem brutalen Mörder zu begeben, dessen Beweggründe augenscheinlich in seiner Vergangenheit verborgen sind. Darauf deuten jedenfalls immer wieder eingestreute Flashbacks hin und so ist es letztendlich auch keine allzu große Überraschung, als sich diese Vermutung am Ende auch bewahrheitet. Das tut dem dramaturgisch erstklassigen Spannungsaufbau auch keinerlei Abbruch, der bis zur letzten Minute keine nennenswerten Einbrüche erkennen lässt.


Martino hat so also sehr Vieles richtig gemacht und präsentiert mit "Torso" einen Giallo, den man sich auch in der heutigen Zeit immer wieder gut anschauen kann. Ich liebe diesen sehr sleazigen Vertreter seiner Art, der viel nackte Haut mit einer erstklassigen Geschichte verbindet. Der enthaltene Anteil der visuellen Härte erscheint dabei streckenweise fast ungewöhnlich hoch für einen Gialli, so das der Film allein schon durch diesen Aspekt eine kleine Ausnahmestellung einnimmt. Und ganz egal wie man letztendlich zu diesem großartigen Film stehen mag, gesehen haben sollte man ihn auf jeden Fall, auch wenn er eventuell nicht an die absoluten Größen des Genres heranreichen kann.


Fazit:


"Torso - Die Säge des Teufels" gehört zu den Werken, die meine Vorliebe für diese Film-Gattung geschürt haben, weshalb ich vielleicht auch eine ganz persönliche Beziehung zu der hier erzählten Geschichte aufgebaut habe. Dennoch ändert das rein gar nichts daran, das Martino seiner Erzählung sämtliche Elemente für ein spannungsgeladenes Szenario einverleibt hat, das auch nach nunmehr 40 Jahren nichts von seiner Klasse eingebüßt hat.


8,5/10
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Cabin Fever 3
(Cabin Fever 3: Patient Zero)
mit Sean Astin, Currie Graham, Ryan Donowho, Brando Eaton, Jillian Murray, Mitch Ryan, Solly Duran, Lydia Hearst, Claudette Lali
Regie: Kaare Andrews
Drehbuch: Jake Wade Wall
Kamera: Norm Li
Musik: Kevin Riepl
keine Jugendfreigabe
USA / 2014

Alle Zeichen stehen auf ein rauschendes Fest, als eine Gruppe von feierwütigen Jungs auf einer Yacht Junggesellenabschied in der Karibik feiert. Bei einem Zwischenstopp auf einer Insel stoßen die Männer auf eine Forschungsstation. Wieder zurück an Bord beginnen einige, erste Krankheitssymptome zu zeigen. Schnell stellt sich heraus, dass ein alles verzehrender Virus an Bord ist, der sich rasend schnell verbreitet. Beim verzweifelten Überlebenskampf könnte sich ein undurchschaubarer Arzt als letzte Rettung erweisen.


Die Killer-Bakterien sind zurück


Nach Eli Roth (2002) und Ti West (2009) nimmt sich nun Kaare Andrews der Killer-Bakterien an und präsentiert den mittlerweile dritten Teil der "Cabin Fever" Reihe, die vor 12 Jahren ihren Anfang hatte. Schon zur damaligen Zeit erfand Eli Roth mit der Thematik das Horror-Genre nicht unbedingt neu, sorgte jedoch durch einen gesteigerten Ekel-Faktor durchaus für ein wenig Abwechslung. Das 2009 erschienene Sequel schlug dann in die gleiche Kerbe, war allerdings bei genauerer Betrachtung zwar unterhaltsam gestaltet, beinhaltete aber keinesfalls die Klasse, um als ernsthafter Horrorfilm durchzugehen. Vorliegender Film könnte nun durchaus als Prequel angesehen werden, dreht es sich doch inhaltlich um den sogenannten "Patient Zero", durch den der hautfressende Virus überhaupt freigesetzt wurde. Nun sollte man in diesem Werk sicherlich keine sensationellen Neuerungen erwarten, aber nach dem doch gewöhnungsbedürftigen Vorgänger geht es an dieser Stelle wieder bergauf. Kaare Andrews erzählt eine durchgehend interessante Story in der sich ein kontinuierlicher Spannungsaufbau erkennen lässt und zudem einmal mehr durch etliche Szenen eine gesteigerten Ekel beim Betrachter auslöst.

Im Gegensatz zu den üblichen Splatter-Gore Orgien hat sich diese Reihe ja immer schon durch ihren ganz eigenen Härtegrad ausgezeichnet, der eher schwerlich mit anderen Szenarien gleichzusetzen ist. Und wird man auch in vorliegendem Fall mit ablösender Haut und diversen Entstellungen konfrontiert, die größtenteils sehr gut in Szene gesetzt wurden. Ist ein Großteil der Zuschauer ansonsten immer von einem gesteigerten Härtegrad zumeist sehr angetan, so können die hier gezeigten Passagen bei so manch einem eher dafür sorgen, das man sich angewidert abwendet, denn manche Szene dürfte zartbesaiteten Menschen ganz schön auf den Magen schlagen. Das macht aber gleichzeitig auch die Faszination dieser Film-Reihe aus, die sich doch irgendwie wohlwollend von anderen Werken abhebt und dieses Schema wird auch von Andrews recht konsequent in den Vordergrund seiner Geschichte gestellt. Dabei teilt sich die Erzählung zunächst in zwei Erzählstränge die erst im Laufe der Zeit zusammen laufen. Einerseits bekommt man es nämlich mit dem sogenannten "Patient Zero" zu tun, der in einem Labor untersucht werden soll und auf der anderen Seite stehen einige Freunde, die auf einer Insel einen Junggesellen-Abschied feiern wollen. Das beide Stränge zusammen gehören kann man sich zwar denken, doch eine Bestätigung dafür erhält das Geschehen erst nach gut der Hälfte des Filmes.

Ein wenig schade empfand ich die Tatsache, das es keinerlei Hintergrundinformationen über den Virus an sich gibt, in dieser Beziehung hätte man sich durchaus etwas mehr gewünscht. So aber muss man sich mit der gegebenen Situation abfinden und stellt dabei fest, das bei diversen Wissenschaftlern des Labors der Eigennutz im Vordergrund steht und keinesfalls die Bemühungen, eine drohende Pandemie nicht zum Ausbruch kommen zu lassen. Sicherlich hat man Motivlage und Verhalten einiger Protagonisten schon unzählige Male in anderen Werken gesehen, dennoch gestalten sich die Abläufe hier wirklich ziemlich interessant und lassen zudem auch ein ordentliches Tempo erkennen, mit dem die Ereignisse ausgestattet sind. Die Grundstimmung verdichtet sich dabei fast im Minutentakt und präsentiert dabei äußerst bedrohliche Züge, die im Zusammenspiel mit etlichen blutigen Ekel-Szenen eine gelungene Mischung ergeben, die durchgehend absolut kurzweilige Horror-Unterhaltung präsentiert, an der man als Fan seine helle Freude hat. Zum Ende hin wurde dann auch noch eine kleine Wendung eingebaut die man nicht zwangsweise vorhersehen konnte, so das "Cabin Fever 3" insgesamt gesehen einen überdurchschnittlich guten Gesamteindruck hinterlassen kann.

Ehrlich gesagt kann man teilweise sogar ein wenig erstaunt darüber sein, das die FSK den Film in der vorliegenden Form durchgewunken hat, denn obwohl das Szenario sicherlich kein Spektakel an Härte darstellt beinhaltet es doch genügend deftige Szenen. Da wurden schon ganz andere Werke wegen weitaus Weniger geschnitten, in denen es nicht ansatzweise so gut zur Sache ging wie es hier der Fall ist. Und so sollten auch die Liebhaber deftiger Kost ihre Freude an dieser Geschichte haben, die ihr Hauptaugenmerk aber definitiv auf die Abscheu des Zuschauers legt, was an genügend Stellen eindrucksvoll zum Ausdruck kommt. Wie dem jedoch auch sei, "Patient Zero" ist auf jeden Fall ein sehenswerter Genre-Beitrag und vertreibt einem sehr kurzweilig und blutig die Zeit, so das man an dieser Stelle eine dicke Empfehlung aussprechen kann. Von allen bisher erschienenen Teilen der Reihe hat mir vorliegender am besten gefallen, denn sämtliche Zutaten sind vollkommen stimmig vermischt worden und ergeben ein überzeugendes Gesamtwerk.


Fazit:


Nach "Altitude - Tödliche Höhe" präsentiert Kaare Andrews auch mit seiner zweiten Regie-Arbeit einen gelungenen Film, der insbesondere für Liebhaber des Ekel-Horrors eine absolute Bereicherung darstellen dürfte. Die Kombination aus Härte, Blut, Spannung und Bedrohlichkeit ist mehr als gelungen und garantiert einen sehenswerten Genre-Beitrag.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Die Todesliste - Nr. 1 stirbt
(The List)
mit Anthony Flanagan, Sienna Guillory, Clive Russell, Rebecca Ferdinando, Louise Delamere, Bill Paterson, Nigel Planer, Mingus Johnston, Andrew Havill, Rita Davies, Christopher Dane, Charles Dale, Charles De'Ath
Regie: Klaus Hüttmann
Drehbuch: Klaus Hüttmann
Kamera: Felix Wiedemann
Musik: Walter Christian Mair
FSK 16
Großbritannien / 2013

Nach einem verlorenen Prozess, der ihn in der Ansicht bestärkt, machtlos gegen die Welt der Reichen zu sein, dreht Christopher Cowin den Spieß um. Der Werbespezialist richtet eine Webseite ein, auf der man Verstöße von Amtsträgern melden und bewerten kann. Die Liste ist ein weltweiter Erfolg. Bis ein Unbekannter sie etwas ernster nimmt, als sie von ihrem Erfinder gemeint war. Einer nach dem anderen muss die jeweils als Nummer eins geführte Person sterben. Und dann landet Christopher selbst ganz oben.


Ein Kurzfilm aus dem Jahr 2004 (Der Schwimmer) war bisher die einzige Referenz die Regisseur Klaus Hüttmann vorzuweisen hatte. Nun liegt mit "Die Todesliste - Nr. 1 stirbt sein erster Spielfilm vor der gleichzeitig eine Geschichte erzählt, die man sich auch ohne Weiteres in der Realität vorstellen könnte. Eine im Netz eingestellte Liste mit korrupten Menschen aus den Bereichen Wirtschaft und Politik macht dort die Runde und jeder der auf die Liste zugreift, kann die Platzierungen durch ein Voting beeinflussen. Damit will Christopher die Menschen wach rütteln und sie dazu bringen, sich gegen Machtmissbrauch und Korruption zu wehren, doch die wirklich entstehenden Folgen dieser Aktion nehmen andere Formen an, als der Werbefachmann es sich je vorgestellt hätte. Die jeweilige Nr. 1 wird entführt und nach einem gefilmten Geständnis seiner Missetaten regelrecht vor laufender Kamera hingerichtet und mit der Zeit gerät Christian nicht nur selbst in den Verdacht die Morde zu begehen, sein Name erscheint zudem auch auf der sogenannten Todesliste.

Nun ist dieser Film sicherlich kein Werk, das durch etliche Action-Passagen oder einen gesteigerten Härtegrad auf sich aufmerksam macht, vielmehr ist es die teils recht ruhige-und bedächtige Erzählweise der Abläufe, die ein Höchstmaß an Intensität freisetzt. Zudem kommt auch der manchmal erschreckend realistische Anstrich der Ereignisse hinzu, denn nur zu gut kann man sich vorstellen, das so etwas auch im wirklichen Leben passieren könnte. In vorliegendem Fall handelt es sich auch keinesfalls um einen der ansonsten typische Mörder, denn es ist kein offensichtlich psychopathischer Killer, sondern vielmehr ein Mensch, der sein Land von den korruptesten Subjekten befreien will. So ergibt sich auch ein durchaus sozialkritischer Ansatz zu erkennen, da die eigentliche Thematik der Geschichte absolut zeitgemäß und immer aktuell erscheint. Hüttman hat mit "Die Todesliste - Nr. 1 stirbt" eine sehr gute filmische Umsetzung gefunden und nicht gerade selten überkommt einen das Gefühl, das es sich hier um die gelungene Umsetzung einer literarischen Vorlage handeln würde. Wodurch dieser Eindruck entsteht kann man dabei gar nicht einmal genau festmachen, doch das Gefühl lässt sich definitiv nicht ableugnen. Eigentlich ist das aber auch vollkommen egal, denn der Regisseur beweist hier ein äußerst gutes Händchen für die eher ruhigen Zwischentöne und beleuchtet auch die für Christian entstehenden Konsequenzen, die dabei nicht nur seine Person, sondern auch seine gesamte Familie betreffen.

So trifft der mittlerweile schon von der Polizei gesuchte Mann eine schwerwiegende Entscheidung, die ein unglaubliches Risiko birgt. Betrachtet man das Ganze aber einmal ganz nüchtern, dann bleibt ihm im Prinzip überhaupt keine andere Möglichkeit als sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um so eine Konfrontation mit dem Mörder herbeizuführen. Dieser ist nämlich nur ihm bekannt, hat er doch Cowin einmal sogar aus einer lebensbedrohenden Lage gerettet und ihm danach in aller Ruhe seine Beweggründe offenbart. Für die Behörden ist der ominöse Mann allerdings nicht mehr als eine Art Phantom an dessen Existenz man nicht wirklich glaubt. Stattdessen wird spekuliert, das Christian sich lediglich eine Figur ausgedacht hat, um von seinen eigenen Taten abzulenken und die Beamten in die Irre zu führen. Doch natürlich kommt es wie es kommen muss und zum Ende hin findet dann das unausweichliche Aufeinandertreffen der beiden Männer statt, das aber längst noch nicht den finalen Showdown darstellt. Für diesen hat sich Hüttmann der übrigens auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet noch eine kleine Wendung einfallen lassen, die das gesamte Geschehen nahezu perfekt und äußerst stimmig abrundet.

Letztendlich bekommt man mit "Die Todesliste - Nr. 1 stirbt" einen wirklich gelungenen Thriller präsentiert, der sein Hauptaugenmerk nicht auf spektakuläre Action-Passagen legt, sondern vielmehr ruhig-und bedächtig eine spannende Geschichte erzählt, die sich jederzeit auch in der Realität abspielen könnte. Daraus beziehen die Abläufe ihre große Stärke, zudem entpuppt sich auch das von den Akteuren gebotene Schauspiel als überdurchschnittlich gut, so das es recht wenig zu beanstanden gibt. Wie so oft sind es eben die eher unscheinbaren Produktionen, die beim Betrachter den größten Eindruck hinterlassen und das Werk von Hüttmann kann man sicherlich in diese Kategorie einordnen. Natürlich sollte sich jeder selbst einen Eindruck verschaffen doch ich könnte mir sehr gut vorstellen, das dieser Film nicht gerade wenige Leute ansprechen wird.


Fazit:


"Die Todesliste - Nr. 1 stirbt" ist einkleiner, aber sehr feiner Thriller voller Spannung und einer teils erschreckend realistisch wirkenden Geschichte. Ein immer aktuelles Thema wurde gut und überdurchschnittlich ins Bild gesetzt und sehr gut agierende Darsteller verleihen dem Ganzen eine äußerst glaubwürdige Note. Für mich persönlich handelt es sich hier auf jeden Fall um eine positive Überraschung, so das ich ohne Bedenken eine Empfehlung aussprechen kann.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Carrie
(Carrie)
mit Chloë Grace Moretz, Julianne Moore, Gabriella Wilde, Portia Doubleday, Alex Russell, Zoë Belkin, Ansel Elgort, Samantha Weinstein, Karissa Strain, Judy Greer, Katie Strain, Barry Shabaka Henley, Demetrius Joyette
Regie: Kimberly Peirce
Drehbuch: Lawrence D. Cohen / Roberto Aguirre-Sacasa
Kamera: Steve Yedlin
Musik: Marco Beltrami
FSK 16
USA / 2013

Freude kennt die schüchterne Carrie kaum. In der Highschool hänseln und mobben ihre Mitschüler sie auf übelste Weise, zuhause macht die fanatisch-religiöse Mutter dem Teenager das Leben zur Hölle. Carrie entwickelt telekinetische Kräfte, die immer stärker werden, je mehr Demütigungen sie erdulden muss. Als sie auf dem Abschlussball Opfer einer besonders schlimmen Attacke wird, endet das Fest in einer Katastrophe...


Gerade unter den Horrorfilmen gibt es ja seit Jahren zu fast jedem älteren Film eine Neuauflage und so war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch Brian De Palma's Meisterwerk "Carrie - Des Satans jüngste Tochter" neu aufgelegt würde. Der größte Unterschied zwischen dem Original und dem Remake dürfte dabei wohl ganz eindeutig im Budget liegen, denn während die 76er Version gerade einmal mit geschätzten 1.800.000 $ produziert wurde, verschlang das Werk von Kimberly Peirce doch immerhin stolze 30.000.000 $. Der finanzielle Unterschied dürfte sich dabei wohl hauptsächlich in den Effekten zu erkennen geben, denn diese sind ganz bestimmt der Höhepunkt in der zeitgemäß umgesetzten Neuauflage, die sich ansonsten jedoch kaum vom Original abhebt. Eher das Gegenteil ist hier der Fall, denn anstatt das Geschehen mit einigen neuen Impulsen zu versehen, hat man sich doch in weiten Teilen extrem an die Vorlage von De Palma angelehnt, so das man prinzipiell durchaus von einer aufgepeppten 1:1 Kopie sprechen kann. Lediglich gleich zu Beginn und ganz am Ende der Erzählung ergeben sich einige kleine Momente, die man dem Original-Stoff hinzugefügt hat. So wird das Remake dann wohl auch von vielen Leuten viel eher als zweischneidiges Schwert angesehen werden, denn immer gerade dann wenn sich eine neue Verfilmung als Kopie herausstellt, muss sie sich dem direkten Vergleich mit dem zuvor erschienenen Klassiker stellen. In dieser Beziehung kann dann auch vorliegender Film keinesfalls mithalten, wurden doch sogar phasenweise diverse Dialoge fast 1:1 übernommen, was nicht unbedingt für eine ausgeprägte Fantasie von Kimberly Peirce, die ihrer Erzählung wirklich überhaupt keine neuen Ideen beifügen konnte, was ich persönlich ziemlich schade finde.

Das sich die neue Version des literarischen Stoffes von Stephen King dennoch als äußerst sehenswert gestaltet ist in erster Linie den beiden Hauptdarstellerinnen Chloë Grace Moretz und Julianne Moore zu verdanken, die in den Rollen von Carrie und ihrer Mutter absolut überzeugende Leistungen abliefern. Während Moore wie geschaffen erscheint für die Figur der religiös fanatischen Mutter, brilliert insbesondere die junge Chloë Grace Moretz als die in sich gekehrte Carrie und läuft stellenweise zur absoluten Höchstform auf. Dennoch können die grandiosen Performances einer Piper Laurie und Sissi Spacek aus dem Original zwar nicht ganz erreicht werden, dennoch bewegt sich das Schauspiel der beiden Haupt-Akteure ziemlich nah an der Perfektion. Die restlichen Figuren sind hingegen mit recht austauschbaren Darstellern besetzt, von denen sich kein einziger in irgendeiner Art und Weise besonders hervortut, so das man an dieser Stelle auch auf so ziemlich jede andere Besetzung hätte zurückgreifen können. Hier ist man dann auch bei einer der größten Schwächen angelangt, denn dieser Punkt gestaltete sich doch im Original noch ganz anders, da man dort auch durchaus seinen Gefallen am Rest der Darsteller-Riege finden konnte, was hier aber in keiner Phase des Filmes auch nur annähernd der Fall ist. So legt man dann auch den eigenen Fokus ganz eindeutig auf Moretz und Moore und erfreut sich dabei an ausdrucksstarkem und jederzeit überzeugendem Schauspiel, das sich ziemlich deutlich vom austauschbaren-und blassen Rest abhebt, der größtenteils lediglich den Status der notwendigen Staffage einnimmt.

Desweiteren kann man sich dann als Zuschauer auch an den schon kurz erwähnten Effekten erfreuen, die jedoch in der Hauptsache erst in den letzten gut 40 Minuten verstärkt zum Einsatz kommen. Diese kann man nämlich als äußerst gelungen und streckenweise recht spektakulär bezeichnen. Das war es dann aber auch schon mit den wahren Highlights, denn ansonsten sind keinerlei Dinge zu erkennen, die das Werk noch irgendwie aufwerten könnten. Rein inhaltlich bekommt man noch nicht einmal ansatzweise den Anflug von neuen Ideen geboten, was Liebhabern des Originals wohl der größte Dorn im Auge sein dürfte. So kann und muss man dann sogar den direkten Vergleich herbei ziehen und in diesem reicht das Remake nun einmal nicht an De Palma's Verfilmung heran, die allein in atmosphärischer Hinsicht ganz klar die Nase vorn hat. Am schlimmsten ist allerdings die Tatsache, das sich im Prinzip überhaupt kein wirklicher Spannungsaufbau erkennen lässt, denn dieser wäre für Kenner der ersten Verfilmung nur zu erkennen, wenn man diverse neue Einflüsse in das Geschehen eingebaut hätte. In vorliegender Form jedoch sind selbstverständlich sämtliche Abläufe vollkommen vorhersehbar und man kann praktisch die Szenen in chronologischer Reihenfolge vorhersagen. Hier wäre der Weg eines Zack Snyder sicherlich der bessere gewesen, den der gute Mann bei seinem Remake zum Romero-Klassiker "Dawn of the Dead" eingeschlagen hat, nämlich lediglich gewisse Grundzüge des Originals beizubehalten und ansonsten die Geschichte mit neuen-und eigenen Ideen anzufüllen. Mit dieser Methode hätte "Carrie" sicherlich ein außergewöhnlich guter Film werden können, doch in vorliegender Form bleibt es lediglich bei einer gut gemachten-und recht sehenswerten 1:1 Kopie.

Damit hier keine Missverständnisse aufkommen, das Werk von Kimberly Peirce ist alles andere als ein schlechter Film, doch aufgrund fehlender neuer Einflüsse bekommt man bis auf tolle Effekte rein gar nichts geboten, was man nicht aus der Original-Geschichte her kennt. Der jüngeren Generation mag das eventuell vollkommen egal sein, aber gerade mit der Vorkenntnis der 76er Version ergeben sich recht wenige wirkliche Schauwerte. Ob diese Neuauflage überhaupt notwendig gewesen wäre wage ich zu bezweifeln, denn dann hätte man schon eine echte Neu-Interpretation des Stoffes vornehmen sollen, anstatt dem Zuschauer ein Szenario zu servieren, das bis auf neue Schauspieler und zugegebenermaßen sehr gute Effekte nichts zu bieten hat, was sich von De Palma's Version unterscheidet. Und so wird dann auch "Carrie" wie auch so ziemlich jedes andere Remake die Meinungen spalten und die Fans in zwei Lager spalten. Ich persönlich fand den Film sehr unterhaltsam und gut in Szene gesetzt, hätte mir aber doch einige Änderungen gewünscht, die eine eigene Note hätten erkennen lassen. Diesen Aspekt hat Peirce aber vollkommen vernachlässigt, so das ihre Erzählung leider nicht über den Status eines gut gemachten Plagiats hinauskommt und keinen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.


Fazit:


Es birgt immer ein gewisses Risiko in sich, wenn ein Remake sich zu nah am Original orientiert, denn in diesen Fällen muss es sich ganz automatisch dem direkten Vergleich stellen. Und wie fast in allen Fällen kann auch "Carrie" nicht an seine Vorlage heranreichen, wobei es sich aber immer noch um einen durchaus sehenswerten Film handelt, den man sich ohne Bedenken anschauen kann.


6,5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Des Teufels General
(Des Teufels General)
mit Curd Jürgens, Marianne Koch, Viktor de Kowa, Karl John, Eva Ingeborg Scholz, Harry Meyen, Bum Krüger, Paul Westermeier, Camilla Spira, Erica Balqué, Albert Lieven, Karl Ludwig Diehl, Beppo Brem, Werner Fuetterer
Regie: Helmut Käutner
Drehbuch: George Hurdalek / Helmut Käutner / Gyula Trebitsch / Carl Zuckmayer
Kamera: Albert Benitz
Musik: keine Information
FSK 12
Deutschland / 1955

Deutschland, Dezember 1941 - die Welt steht mitten im Krieg. Die deutschen Städte sind unzähligen Luftangriffen feindlicher Geschwader ausgesetzt, immer klarer wird erkennbar: Wer die Überlegenheit in der Luft besitzt, wird den Krieg gewinnen. Die SS versucht mit allen Mitteln der Gewalt den populären Luftwaffengeneral Harras (Curd Jürgens), der sich aus fliegerischer Besessenheit Hitlers Wehrmacht verschrieben hat, für ihre Ziele zu gewinnen. Harras erkennt, das er an einem grausamen Krieg und Unmenschlichkeit mitschuldig ist. Er sühnt sein Versagen, indem er durch seinen Tod einen Freund vor der SS rettet.


Nur 10 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges erschien mit "Des Teufels General" ein Stück deutscher Filmgeschichte, das auf einem Bühnenstück von Carl Zuckmayer basiert. Dabei handelt es sich um ein Kriegsdrama, das sich einmal sehr wohlwollend von den ansonsten üblichen Vertretern abhebt, steht hier doch einmal nicht der Krieg an sich im Mittelpunkt des Geschehens, das sich vielmehr mit dem Einzelschicksal des General Harras beschäftigt, der den Nazis aufgrund seiner eigenen Meinung zu den Dingen ein offensichtlicher Dorn im Auge ist. Dargestellt wird die Hauptfigur von keinem geringeren als Curd Jürgens, der aufgrund seiner grandiosen Schauspielkunst einer der wenigen deutschen Weltstars war, die diesen Titel auch wirklich beanspruchen können. Von der ersten Minute an wird dem Zuschauer hier klar, das er mit dem Haupt-Charakter eine Person vor sich hat, die mit ihren Ansichten keinesfalls hinter dem Berg hält. Regisseur Helmut Käutner rückt insbesondere diesen Aspekt immer wieder in den Vordergrund und Curd Jürgens verleiht dem Ganzen dann durch seine unnachahmliche Art und Weise eine ungeheure Intensität, die dem Betrachter so richtig unter die Haut geht. Was jedoch besonders positiv in dieser Geschichte auffällt ist die Tatsache, das während des gesamten Filmes einmal nicht diese unendlichen Schuldkomplexe zum Ausdruck kommen, die andere Werke fast immer beinhalten, "Des Teufels General" wartet viel eher mit gesundem Selbstbewusstsein und einer aus Filmen dieser Art kaum gekannten Fröhlichkeit auf, die phasenweise richtiggehend herzerfrischend daher kommt.

Dennoch gerät die Ernsthaftigkeit der Ereignisse zu keiner Zeit in den Hintergrund und vor allem die Manipulationsversuche der Nazis gegenüber Harras nehmen dabei einen großen Stellenwert ein. Versucht man doch durchgehend den guten Mann auf die sogenannte "richtige Seite" zu ziehen, da der General nicht der Partei angehört und immer noch der deutschen Wehrmacht dient. Die Sabotage-Verdächtigungen aufgrund etlicher im Einsatz abgestürzten Flugzeuge schürt das Feuer umso mehr und das die ganze Chose nicht mit einem Happy End aufwartet, versteht sich dabei fast von selbst. Obwohl hier im Prinzip das gesamte Werk vollends zu überzeugen weiß ist es doch in erster Linie der grandios agierende Curd Jürgens, der dieser Geschichte seinen ganz persönlichen Stempel aufdrückt. Seiner Omnipräsenz, Spielfreude und der unglaublich charismatischen Ausstrahlung ist es zu verdanken, das man als Zuschauer jede einzelne Szene förmlich in sich aufsaugt, da man ganz unweigerlich der Faszination dieses großartigen Werkes erliegt. Dabei sind auch sämtliche anderen Rollen absolut perfekt-und teilweise auch äußerst namhaft besetzt, versammeln sich doch einige der damaligen deutschen Top-Stars zu einem Stelldichein. Dennoch erscheinen die Akteure im Schatten des brillant aufspielenden Hauptdarstellers phasenweise lediglich wie nötige Staffage, doch diese Einschätzung würde der Klasse der jeweiligen Performances keinesfalls gerecht werden.

Dennoch fällt es nicht unbedingt leicht, neben einem so allgegenwärigen Haupt-Charakter noch jemanden zu finden den man besonders hervorheben könnte, denn Jürgens beherrscht die Szenerie mit einer Darstellung, die man einfach nur als absolut perfekt-und glaubwürdig bezeichnen kann. So bringt man dem General auch jede Menge Sympathiewerte entgegen, die durch seine zum Ende hin tragische Entscheidung fast ins Unermessliche steigen. Was von Käutner zudem absolut grandios in Szene gesetzt wurde ist der Aspekt, das prinzipiell durchgehend der Kontrast der verschiedenen Ansichten von Wehrmacht und den Nazis äußerst gut zur Geltung kommt, denn in etlichen Dialogen kommen die Unterschiede zwischen Vaterlands-Loyalität und der rein persönlichen Sicht der Dinge mehr als nur gut zum Ausdruck. Dabei entfaltet sich aber keinerlei Pathos oder Ähnliches, vielmehr offenbart sich eine durchaus glaubwürdige-und sehr authentische Sichtweise der damals vorherrschenden Situation, wobei die Ansichten der verschiedenen Gruppierungen extrem gut in den Mittelpunkt gerückt werden. Gleichzeitig bekommt man auch noch eine äußerst tief gehende Charakter-Beleuchtung der Hauptfigur geboten, die sämtliche Facetten anbietet und auch die kompromisslose Sturheit eines Menschen darlegt, der fest an seinen Prinzipien festhält.

Alles zusammengenommen ist "Des Teufels General" wohl ohne Übertreibung zu den echten Film-Klassikern zu zählen und definitiv ein Stück deutscher Filmgeschichte, an dem man keinesfalls vorbei kommt. Warum jedoch die von mir besprochene Version um einige Einstellungen erleichtert wurde ist mir persönlich schleierhaft, handelt es sich dabei doch gerade um Szenen, die dem Ganzen einen noch intensiveren Eindruck verleihen würden. Trotzdem geht es an dieser Stelle um nichts anderes als den Film an sich und diesen kann man eigentlich nur mit der absoluten Höchstnote bewerten. Bietet Käutner's Werk doch einmal ein Kriegsdrama der etwas anderen Art, das sich in erster Linie mit dem Einzelschicksal eines Mannes beschäftigt, der sich von niemandem seine Meinung vorschreiben lässt. Hier handelt es sich auf jeden Fall um ganz großes Kino und ein Curd Jürgens ist in einer seiner besten Rollen überhaupt zu sehen, die sicherlich kaum ein anderer so fantastisch interpretiert hätte.


Fazit:


Ganz egal ob knapp geschnitten oder nicht, der Film an sich ist ein grandioses Meisterwerk, das man sich auch in der heutigen Zeit immer wieder gern anschaut. Auch ohne eigentliches Kriegsgeschehen und großartige Action erreicht diese Geschichte eine unglaubliche Intensität und nimmt den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute für sich ein.


10/10
Big Brother is watching you
dr. freudstein
Beiträge: 14486
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von dr. freudstein »

[x] Leihliste (falls verfügabr) Danke für die Vorstellung :thup:
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