bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Spookies
Eine Gang junger Leute gerät eines Nachts auf der Suche nach Spaß in ein Anwesen inmitten eines Friedhofs. Der dort hausende Magier Keron sieht in ihnen die Gelegenheit, seine tote Geliebte zu neuem Leben zu erwecken. Mittels eines Oujia-Bretts beschwört er Monstren herauf, die das Haus für die jungen Leute zu einer Todesfalle werden lassen, denn es hält noch einige böse Überraschungen für sie parat...
„Wir werden alle sterben – einer nach dem anderen!“

Als das US-Regie-/Autoren-Trio Thomas Doran, Brendan Faulkner und Frank Farel vom Produzenten gefeuert wurde, hatte es einen fast dreistündigen Rohschnitt eines Horrorfilms vorgelegt, der in dieser Form nicht verwendbar war. So heuerte er die Dame mit dem klangvollen Namen Genie Joseph (mit „Mind Benders“ nur ein weiterer Spielfilm) an und betraute sie mit dem Schnitt. Diese attestierte jedoch lediglich rund 40 Minuten brauchbares Material und so entschied man sich, die fehlenden 45 Minuten von Ann Burgund schreiben zu lassen und nachzudrehen. Das war jedoch leichter gesagt als getan, denn die geschassten Regisseure hatten ihre Kumpels, die die Darstellerriege ausmachten, mitgenommen, außerdem blieb die Zeit nicht stehen und so hatte man mittlerweile eine völlig andere Jahreszeit. Und dann war da noch das karge Budget von nicht einmal 500.000 US-Dollar (Joseph: „That's what some Hollywood movies spend on snacks.“)… 1986 jedoch konnte das Flickwerk tatsächlich vorgestellt werden: „Spookies“ war geboren – und roch verdammt nach „Tanz der Teufel“, ohne jedoch dessen Qualitäten zu erreichen.

Der kleine Billy (Alec Nemser) ist von zuhause ausgerissen, weil man seinen Geburtstag vergessen hat. Er trifft auf einen Mann, evtl. ein Landstreicher oder Trunkenbold. Doch kaum ist Billy wieder weg, wird der Mann getötet. Grund: Die tiefe Trauer des alten Magiers Kreon (Felix Ward), der mit einem Menschenopfer nach dem anderen seine geliebte Isabelle (Maria Pechukas) ins Reich der Lebenden zurückholen möchte. Mit einer fingierten Geburtstagsparty, im Rahmen derer Billy als besondere Überraschung lebendig von einer unheimlichen Kreatur begraben wird, macht er sich den Jüngling untertan – und dass gleich zwei Autoladungen voll feierwütiger junger Menschen das verlassene Haus an der Friedhofsmauer aufsuchen, beobachtet Kreon ebenfalls mit Wohlwollen. Mittels seiner telepathischen Kräfte bringt er sie dazu, ein Ouija-Brett zu verwenden und gibt die entsprechenden Antworten, dämonisiert kurzerhand Carol (Lisa Friede) und benutzt sie als ihr Sprachrohr. Seine Botschaft: Das Partyvolk muss sterben, damit Isabelle leben kann!

Schon die schön unheimliche Synthesizer-Titelmelodie lässt den Zuschauer eintauchen ins klassische ‘80er-Ambiente, als die Horrorfilmwelt noch in Ordnung war. Dass bei den Dreharbeiten zu „Spookies“ so gar nichts in Ordnung war, habe ich erst im Nachhinein erfahren und in Anbetracht der katastrophalen Entstehungsgeschichte muss man froh sein, dass der Film überhaupt realisiert werden konnte. Muss man? Ja, denn „Spookies“ suhlt sich einerseits herrlich in Genre-Klischees, orientierte sich für Kreon anscheinend an „Dr. Phibes“, entlehnte Gebäude und Ausstattung dem Gothic- und Haunted-House-Horror und feiert in ihnen schließlich einen teuflischen Dämonen- und Monster-Tanz der Marke Raimi. Die Gruppe Kreon-Futter besteht aus Abziehbildern eines Komikers, eines Spießers, eines rabiaten Trinkers, einer Okkult-Expertin etc.; jeder hat einen bestimmten Typus zugewiesen bekommen und müht sich mal mehr, mal weniger, ihn mit Stereotypen auszufüllen. So weit, so gut. Besondere Bedeutung kommt der Arbeit der Spezialeffekt-Abteilung um Arnold Garguiulo II zu: Lewis‘ Name wird in einen Grabstein eingebrannt, hübsch zurechtgemachte Zombies schlurfen über den Friedhof, schwerfällige, modrige Dämonen verlustieren sich im Weinkeller, kleine Grunzgnome blasen zur Attacke, ein Tentakelmonstrum lässt sein Opfer zerfallen, eine Spinnenfrau (Soo Paek) umgarnt ihre menschliche Nahrung, bevor sie sie aussagt. Garguiulo II fährt wahrhaftig eine breite Palette handgemachter Kreaturenspektakel mit viel Latex auf, die jedem, der für diese in den ‘80ern so große und meines Erachtens bis heute unerreichte Art visuellen Horrors etwas übrig hat, das Herz aufgehen lassen dürfte. Schön auch die fast schon märchenhafte, tragisch-romantische Beziehung Kreons zu seiner (in der Tat bildschönen, schneewittchenhaften) Isabelle, die ihren Wiedererwecker über alles hasst und so gar nichts von ihm wissen will.

Also ist „Spookies“ ein vergessenes Juwel und hätte gut und gerne im Erscheinungsjahr als „Tanz der Teufel II – Jetzt wird noch mehr gespookt“ vermarktet werden können? Nein! Der Herausforderung, ohne die alten Schauspieler einen Film um die Spezialeffekte herum drehen zu müssen, muss „Spookies“ Tribut zollen, indem die Handlung allem (Achtung, Wortspiel!) Genie Josephs zum Trotz zu fragmentarisch und über weite Strecken das Tempo zu langsam wirken. Zudem ist die Besuchergruppe schlicht zu groß und wird der Film allein schon dadurch zu dialoglastig, zumal die Inhalte nicht selten sinnloser Quatsch sind. Die Opfer schleichen ansonsten vornehmlich durchs Haus und öffnen diverse Türen, Duke (Nick Gionta, „Street Trash“) erkennt den Ernst der Lage nicht und albert herum, liefert sich schließlich gar eine langweilige, überflüssige Schlägerei mit dem Spießer. Szenen wie diese lassen erahnen, wie die ursprüngliche Fassung ausgesehen haben muss – von knapp drei gut zwei Stunden Laienschauspiel? Aber auch davon unabhängig hat „Spookies“ so seine Achillesfersen. Die beständig im Hintergrund klingende Tonabfolge wirkt, insbesondere während der Dialog-Längen, einschläfernd und gefährdet ernsthaft die Aufmerksamkeit vor allem eines müden Abendpublikums, das, wenn es schon nicht wirklich mitfiebern kann, doch wenigstens erschrocken oder zumindest passabel unterhalten werden möchte. Bei allen zumeist gegebenen Qualitäten der Spezialeffekte weckt der Auftritt des Sensenmanns (James M. Glenn) höchstpersönlich doch eher spaßige Erinnerungen an die Geisterbahn auf dem Rummelplatz, als Todesangst zu schüren. Kreons Dienern die Gesichter blau anzumalen und sie in Mönchskutten zu stecken, ist auch einer eher pragmatisch denn unbedingt künstlerische Herangehensweise, fällt jedoch meines Erachtens nicht störend auf.

Das Finale lässt dann noch einmal so einiges aus seinen Gräbern steigen und rockt, mindestens aufgrund des endlich adrenalingeschwängerteren Soundtracks. Ich muss zugeben, „Spookies“ all seine Produktionsprobleme zumindest nicht in ihren Ausmaßen angesehen zu haben, was letztlich trotz aller Schwächen für den Film spricht. Zudem machen die Nachwuchs- und Laiendarsteller, die Joseph & Co. für die Rahmenhandlung um Kreon nachgecastet haben, ihre Sache zweckdienlich bis richtig gut. Ward mit seiner Theatralik und Pechukas mit ihrer Attraktivität und Einsatzbereitschaft hätte ich mir prima in weiteren Produktionen vorstellen können. Wegen meines großen Herzens für „kleine“ Genre-Filme wie diesen sowie eines kleinen Nostalgie-Bonus (immerhin durfte ich ihn erstmals als Präpubertierender bewundern und mich von der Monsterschau verzücken lassen, als mein Schwager ihn aus einer Videothek gefischt hatte) zücke ich unverhohlen 7 von 10 Ouija-Brettern und drohe mit sofortiger Dämonisierung all derer, die mir deshalb Geschmacksverirrung und Schwachsinn attestieren! So.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Slaughterhouse
College-Student Alex Gardner, wird von furchtbaren Albträumen Tag und Nacht gequält. Er träumt von einer Insel in der blutrünstige Monster die Herrschaft übernommen haben. Alex, sein Bruder Richard und vier seiner Freunde "besuchen" die Insel Alcatraz, um herauszufinden was hinter Alex' Albträumen steckt. Doch sie werden bereits erwartet...
„Ich habe Ihren Psychokinese-Kurs nur deshalb belegt, weil ich meinen Notendurchschnitt verbessern wollte!“ (Standardfach an US-Lehranstalten: Psychokinese)

Regisseur Dimitri Logothetis' („Die Bikinifalle“) zweiter Spielfilm „Slaughterhouse“ aus dem Jahre 1988 ist ein mieser US-Möchtegern-Horrorfilm, der sich auffallend an „A Nightmare on Elm Street“ orientiert.

Student Alex Gardner (Nicholas Celozzi, „Zum Töten freigegeben“) leidet unter wiederkehrenden Alpträumen von einer Insel und marodierenden Untoten. Eine Traumdeuterin erkennt den Ort als ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz und rät (!) Alex, dorthin zu reisen, um sich seinen Ängsten zu stellen. Gesagt, getan, mit seinem Bruder Richard (Tom Reilly, „Blutige Flitterwochen“) und ein paar Freunden geht’s gen Alcatraz und seine Träume entpuppen sich als Botschaften aus dem Jenseits einer Rockband, die dort zu Tode kam, aber deren Seelen noch gefangen sind...

Alex plagen nicht nur nächtliche Alpträume, sondern auch Visionen von fiesen Dämonen – z.B. während er im Klassenraum sitzt. Das kennt man aus Cravens „Nightmare on Elm Street“-Reihe, ebenso wie die auf die filmische Realität Auswirkungen habenden Träume: Während einem seiner Alpträume sieht es für seine Freunde, als würde sein Bett in Flammen stehen. Ein anderes Mal schwebt er über'm Bett („Nightmare...“), während er davon träumt, lebendig über einem Feuer zu hängen und vom Grillmeister ein Stück Fleisch herausgeschnitten zu bekommen, das dieser verspeist. Ob diese Szene auch irgendwo gemopst wurde, weiß ich nicht, zumindest schindet sie Eindruck. Ein altes Buch spielt ebenfalls irgendeine Rolle und wer dabei ans „Necronomicon“ denkt, dürfte die Inspirationsquelle erraten haben. Originell gemacht ist hingegen ein Gespräch zwischen Mann und Frau; während er mit belanglosem Zeug vollgequatscht wird, schweifen seine Gedanken ab... kreative Schnittleistungen beweisen hier, dass man grundsätzlich gekonnt hätte, hätte man gewollt.

Spätestens mit der Fahrt nach Alcatraz flacht „Slaughterhouse“ jedoch vollends ab. Unentwegt dämlich Gequatsche lässt die Ohren bluten, Richard mutiert zum Dämon und lässt so zumindest die Maskenabteilung etwas arbeiten, doch eine unvermittelt über dem Zuschauer hereinbrechende Tanzeinlage (!) einer toten (?) Tante, zu der Bilder des bisher Geschehenen gezeigt werden, lässt verzweifeln. Man erfährt noch, dass es um einen kannibalistischen Kommandeur (Al Fleming) gehe, der einen Pakt mit dem Teufel geschlossen habe; ein totes Mädchen erzählt Genaueres, der Film arbeitet mit Rückblenden. Schließlich reden Alex' tote Freunde zu ihm, es wird generell viel geredet, jeder mit jedem. Die Handlung wird immer wirrer und beliebiger, ein roter Faden ist kaum noch auszumachen. Einer wie auch immer gearteten Spannung ist das weniger zuträglich, der Unterhaltungsfaktor tendiert gen null – und das trotz der gar nicht einmal schlechten Maskenarbeit. Ein infernalisches Ende macht Schluss mit dem Spuk und dem Film und wer bis dahin durchgehalten hat, ist wirklich tapfer oder einfach so anspruchslos, dasd eine Handvoll gelungener Szenen genügen, um über Szenenklau, konturlose Schauspieler, atmosphärisches Unvermögen, die doofe Handlung und peinliche Albernheiten hinwegblicken zu können. Was man der Band „Devo“ erzählt hatte, damit sie hierfür den (auch nicht einmal sonderlich umwerfenden) Soundtrack, bestehend aus typischen '80er-Synthie-Klängen, angereichert mit ein paar E-Gitarren, zur Verfügung stellte, weiß ich nicht – dafür aber, dass es hirnrissigster Blödsinn ist, dem Film den Titel „Tanz der Dämonen 2“ aufzudrücken, wenn der originale und ungleich unterhaltsamere „Tanz der Dämonen“ erst zwei Jahre später erschienen ist. Ganz schlechte Idee, „Retrofilm“!

Mehr als 3,5 von 10 Psychokinese-Diplomen schneide ich mir für diesen Mist nicht aus den Rippen und wer unbedingt Lust auf eindeutig von Genrekollegen inspirierten, grafischen '80er-Horror aus der dritten Reihe verspürt, greift besser zu „Spookies“, „Mary Lou“ oder gar „Night of the Demons“ und den eben erwähnten „Tanz der Dämonen“.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Sie nannten ihn Mücke
Ständige Rivalität herrscht in einem kleinen Örtchen am Meer zwischen den italienischen Einheimischen und den stationierten amerikanischen Soldaten. Als die Späße und die daraus resultierenden Schlägereien überhand nehmen, fordern die Italiener die Amis zu einem American Football-Match heraus. Als Trainer haben sie sich Mücke (Bud Spencer) ausgesucht, der dem Sport wegen Brutalität und Kommerz den Rücken gekehrt hat und jetzt still als Fischer arbeitet. Doch es bedarf schon einiger fieser Tricks des scharfen Sergeant Kempfer (Raimund Harmsdorff), bis Mücke den Job antritt. Ein hartes Training beginnt... für ein noch härteres Spiel...
„Football ist kein Murmelspiel!“

Nach drei von vier „Plattfuß“-Filmen stand Bud Spencer („Das Krokodil und sein Nilpferd“) im Jahre 1978 erneut ohne Terence Hill für eine seiner Haudrauf-Komödien vor der Kamera, diesmal der Michele Lupos („Arizona Colt“), der im Anschluss noch vier weitere Filme mit Spencer in der Hauptrolle drehen sollte. Die im Militär- und Kleinkriminellen-Milieu und sich mit American Football auseinandersetzende, italienisch-deutsch produzierte Action-Komödie „Sie nannten ihn Mücke“ wurde ein großer Erfolg und zählt unter Fans zu den favorisierten Solo-Auftritten Spencers.

Im italienischen Neapel herrscht Rivalität zwischen den dort stationierten US-Militärs um Sergeant Kempfer (Raimund Harmstorf, „Der Seewolf“) und der einheimischen Bevölkerung. Man misst sich im Armdrücken und in Kneipenschlägereien. Seebär und Ex-Football-Spieler Mücke (Bud Spencer) will eigentlich in erster Linie seine Ruhe haben und als Fischer arbeiten, doch als das Teleskop eines US-U-Boots sein Schiff durchrammt, benötigt er ein Ersatzteil von den Amerikanern. Kempfer verweigert ihm dies, weil er ihm noch immer krumm nimmt, sich aus dem Football-Sport zurückgezogen zu haben. Nach einer weiteren Kneipenschlägerei fordern die Amis die frechen italienischen Kleinkriminellen zu einem Football-Match heraus: Wenn den Italienern auch nur ein Punkt gelingt, gilt das Spiel für sie als gewonnen. Mücke lässt sich breitschlagen und trainiert den Haufen...

„Das ist kein Spiel, das ist ein Massaker!“

Nach einem humoristisch gelungenen Einstand, der den Unfall mit Mückes Kutter zeigt, folgt direkt die erste Kneipenszene, in der sich Kempfer & Co. im Armdrücken mit den Einheimischen messen. Als sich Mücke einmischt und gegen Kempfer gewinnt, folgt die obligatorische Massenschlägerei. Seinen ersten Bezug zum Football-Sport stellt „Sie nannten ihn Mücke“ her, als er Kempfer als Trainer der US-Militärmannschaft zeigt. Kaum hat Mücke sein Omelette aus 20 Eiern verspeist, nimmt er nach einem fingierten Treffen der einheimischen Rotzlöffel die Kneipe ein weiteres Mal auseinander und es im Alleingang mit der Armee auf. Im Anschluss steht er als Trainer fest und rekrutiert sein Team u.a. beim örtlichen Hehler, den er nach flinken potentiellen Spielern befragt. Diese witzige Herangehensweise kolportiert die Aussage, dass sportliche Ertüchtigung das Potential habe, jugendliche Kleinkriminelle von der Straße zu holen. Wie in manch Sportfilm geht es fortan um den Aufbau eines Außenseiters, der im finalen großen Duell den Sieg holen soll – allerdings in Bud-Spencer-Manier. Das bedeutet viele Slapstick-Einlagen, gegenseitiges Gestichel (bei dem Mückes Schützlinge nicht immer allzu gut wegkommen, so beklauen sie ihren Gegner während eines freundlichen Besuchs Kempfers, der Mitbringsel dabei hat und lobende Worte findet, und zapfen ihm Benzin aus dem Tank) und eine weitere Massenschlägerei, nachdem Mücke Falschspielertricks entlarvt hat – erneut rasant und humoristisch inszeniert, spätestens hier nun aber mit zu vielen albernen Gags versehen.

Wesentlich ernsthafter geht es im Mittelteil zu, wenn Mücke als Eigenbrötler, aber auch altersweiser und väterlicher Freund auftreten muss, um die Mannschaft zusammenzuhalten. Einer seiner Spieler wird abtrünnig, einen miesen Schlägertypen rehabilitiert er fürs Team, doch die anderen haben plötzlich keinen rechten Bock mehr. Diese Entwicklung geht reichlich holterdipolter und generell verliert der Film nie Zeit, seine Geschichte voranzutreiben, wirkt manchmal fast schon hektisch. Als Mücke seine Jungs wieder alle zusammen hat, geht es flugs ins Finale und die alles entscheidende Partie wurde wirklich witzig umgesetzt. Die „Rangers“ beginnen schließlich, unfair zu spielen und das Match mündet in – natürlich – eine Schlägerei. Als Mücke sich jedoch kurzerhand selbst einwechselt, wird die vordergründige Aussage des Films endgültig ad absurdum geführt, denn mitnichten gelang es, aus Straßenjungs leistungsfähige Sportler zu machen, die sich ihren Ehrenpunkt holen. Und wie es dann eben so ist, wechselt sich Kempfer ebenfalls ein und so kommt es zum finalen Duell zwischen beiden Streithähnen. Schade, dass „Sie nannten ihn Mücke“ seine Linie letztlich doch nur wieder für fragwürdigen Schlägerhumor und volle Fokussierung auf Spencer aufgibt und damit irgendwie verschwendet wirkt.

Der Soundtrack besteht in erster Linie aus der immer gleichen, aber schönen „Oliver Onions“-Melodie, allerdings trällert Mücke auch ein Liedchen zusammen mit seiner Mannschaft. In Urlaubsstimmung versetzen die schönen sommerlichen Bilder, das Training am Strand etc. und tragen zum Wohlfühlfaktor des zwar vielversprechend und frech beginnenden, überraschend Besatzer-kritischen Films bei, der letztlich leider dann doch wieder zur Schläger- und Sprücheklopfer-Revue abflacht. Bemerkenswert finde ich allerdings, dass aus dem im Original „Bulldozer“ genannten Mann in der deutschen Fassung „Mücke“ wurde.
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Vier Fäuste gegen Rio
Elliot Vance (Terence Hill) verdient sein Geld als Stuntman. Greg Wonder (Bud Spencer) spielt als Gefängnisfreigänger Saxophon in einer Jazzband. Zufällig sehen die beiden zwei brasilianischen Multimillionären, den Vettern Coimbra, täuschend ähnlich. Greg und Elliot werden von den Brasilianern als Doppelgänger angeheuert, da diese von einer Killerbande bedroht werden. Sie sollen die Aufmerksamkeit der Gangster in Rio de Janero auf sich ziehen, während die echten Coimbras in Amerika ihren Geschäften ungefährdet nachgehen. Mit ihrer ungezwungenen Art stiften Greg und Elliot viel Verwirrung in Rio. Untypisch für die Coimbras, lassen sie den Rolls Royce umlackieren, musizieren mit dem Personal und besuchen eine Hafenkneipe. Wenig später deckt Elliot die finsteren Machenschaften seines Psychiaters auf, der Elliots Pendant Don Antonio unter Hypnose geschäftliche Geheimnisse zu entlocken pflegt. Greg hingegen, zeigt der platonischen Freundin Don Sebastianos, Donna Olympia, dass er neben literarischen auch andere Interessen hat ... Im Laufe der Geschichte, gelingt es Elliot und Greg immer wieder den Attacken der Killer zu entkommen, bis sie zum Schluss, gemeinsam mit ihren Doppelgängern sogar eine Söldnerbande in Grund und Boden prügeln. Auch wird der Drahtzieher aller Anschläge demaskiert...
„Ist das unnatürlich! Und du willst beim Film sein?!“

Italo-Regisseur bat 1970 das Kult-Duo Terence Hill und Bud Spencer („Die rechte und die linke Hand des Teufels“) erstmals vor die Kamera und drehte seither eine Vielzahl weiterer Komödien mit den beiden. 1984 kündigte sich bereits das Ende des ehemals so erfolgsversprechenden Prügelklamaukrezepts an und Barbonis „Vier Fäuste gegen Rio“ wurde der vorletzte gemeinsame Spielfilm der beiden Raufbolde für lange Zeit.

Elliot Vance (Terence Hill) ist Stuntman, Greg Wonder (Bud Spencer) Saxophon-Spieler in New Orleans und Gefängnis-Freigänger. Sie werden von einer Doppelgänger-Agentur als Doubles für die brasilianischen Multimillionärs-Vettern Bastiano und Antonio Coimbra angeheuert, denen sie wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Die Coimbras werden von unbekannten Kriminellen bedroht; Vance und Wonder sollen die Aufmerksamkeit auf sich lenken, während die echten Coimbras wichtige Geschäfte erledigen. Die Doppelgänger sorgen für reichlich Verwirrung, entwischen immer wieder den Auftragsmördern und kommen sogar dem Drahtzieher auf die Spur...

Fernweh weckende Luftaufnahmen Rio de Janeiros werden abrupt von einem explodierenden Auto beendet, woraufhin die Doppelgänger in spe vorgestellt werden. Bei der ersten Begegnung der beiden kommt es zu einem herrlichen Spruchduell, doch bezieht „Vier Fäuste gegen Rio“ seinen Komik nicht nur einmal mehr aus dem ungleichen Duo Spencer/Hill, sondern außerdem aus dem Kontrast zwischen diesen beiden Proleten und den feinen, reichen, tuntigen Pinkeln von Coimbras, die ebenfalls von Spencer und Hill gespielt werden – beide agieren also in Doppelrollen, und zwar in solchen, in denen man sie nicht alle Tage zu sehen bekommt. Spencer und Hill beweisen Mut zur Selbstironie und konterkarieren ihr testosterongeschwängertes Image. Ein weiterer humorvoller Kontrast ergibt sich daraus, wie die beiden die Welt des Reichtums reichlich durcheinander wirbeln. Da werden Nobelkarossen umgespritzt, billige Tanzbars zum Essen aufgesucht, dort die erste Massenschlägerei anberaumt und die platonische Liebschaft des zu Doubelnden in die Welt der Körperlichkeit eingeführt. Brandt’scher Sprachwitz ist natürlich ebenso dominant wie in anderen Filmen dieses Kalibers.

Den immer wiederkehrenden Bösewicht „Tango“ darf „die ewige Nebenrolle“ Nello Pazzafini („Lauf um dein Leben“) sehr überzeugend spielen, wobei sein Stottern obligatorisch und nur bedingt witzig ist. Mit bauernschlauer List und Tücke entgehen Vance und Wonder ihm und seiner Bande immer wieder und kommen schließlich hinter das Komplott. Der mit Versatzstücken klassischer Verwechslungskomödien arbeitende Film weiß gerade auch mit seinem landschaftlichen und kulturellen Ambiente zu gefallen, äußert jedoch nie Kritik am exorbitanten Reichtum der Coimbras. Er zieht sie zwar durch den Kakao, hinterfragt aber nie die Ungleichverteilung des Geldes. Die zweite und schon letzte Massenschlägerei setzt gegen Ende ein und lässt es unsere Protagonisten mit einem ganzen Söldnerkommando aufnehmen, was einerseits etwas sehr übertrieben anmutet, dafür aber sehr athletisch und rasant choreographiert wurde und tatsächlich recht viel Witz entwickelt. Die Enttarnung des nur flüsternd kommunizierenden Hintermannes indes ist nun sicherlich kein Paradebeispiel für Glaubwürdigkeit, aber darum dürfte es diesem solide unterhaltenden Film auch nie gegangen sein, dessen Humor leider nicht an die Bissigkeit manch früherer Großtat des ungleichen Duos heranreicht und der inhaltlich doch schon merklich abgeflacht ist, setzt man ihn einem direkten Vergleich mit vorausgegangen Produktionen aus. Als leichte Sommerklamotte aber noch goutierbar.
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Tanz der Dämonen
Nach dem Selbstmord seines Vaters wird Cory von Albträumen geplagt. Zusammen mit einigen Freunden reist Cory zum abgelegenen Landhaus seiner verstorbenen Großeltern, um dort nach Antworten zu suchen. Doch der Ausflug wird zum Horrortrip, denn der Fürst der Dunkelheit residiert in dem alten Haus und schickt den Teenagern blutdürstige Dämonen entgegen...
„Es riecht hier verdammt nach Tod!“

Der erste von nur vier Filmen des US-Regisseurs Charles Philip Moore ist der Dämonen-Horrorschinken „Tanz der Dämonen“ aus dem Jahre 1990, der in erster Linie ein dreister, trashiger „Tanz der Teufel“-Abklatsch ist, dabei jedoch immerhin so authentisch, dass vermutlich tatsächlich ein ähnlich karges Budget wie 1981 für Sam Raimi & Co. zur Verfügung stand.

Cory (Eric Larson, „Uninvited“) hat nach langer Zeit seinen alkoholkranken Vater (Jake Jacobson) wiedergefunden und macht sich zusammen mit seiner Freundin Elaine (Francine Lapensée, „Born Killer“) weiter auf in Sachen Ahnenforschung: Er ist unterwegs zur Farm seiner Großeltern, die vor langer Zeit unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen – doch keiner der Einheimischen will ihm verraten, wo genau sich die Farm befindet. In einer Kneipe treffen Cory und Elaine sich mit einigen Freunden, denen er eröffnet, dass sein Vater tot sei – er habe sich die Pulsadern aufgeschnitten. Ein alter Mann versucht derweil noch immer, die Clique loszuwerden, doch offenbart sich schließlich Cory: Er sei vor langer Zeit auf der Farm gewesen, wo alles voller Blut gewesen wäre. Endlich auf der Farm angekommen, liest eine der jungen Frauen ein Wandgraffiti laut vor und löst damit einen Fluch aus: Vom Nebel umhüllt irrt die Gruppe durch die Prärie und kommt doch nicht vom Fleck. Sie begegnen drei unheimlichen Mädchen, mit denen eine der Freundinnen spurlos verschwindet, übrig bleibt nur eine explodierende Puppe… Die Übriggebliebenen finden das Tagebuch der Regina Carter, das die Hintergrundgeschichte der Gräuel erklärt: Coreys Ahnen folgten einem Prediger, der den Satan anbetete, drei Mädchen tötete, verbrannt wurde und nichtmenschliche Nachkommen zeugte. Kurz darauf sehen sie sich den Angriffen zahlreicher Dämonen ausgesetzt.

„Hey Chuck, sie haben mich erwischt, ich bin tot!“

Im Prolog bekommt man, wie sich später herausstellt, Coreys Großeltern zu sehen: Eine ängstliche gottesfürchtige Frau (Stella Kastner), deren Mann George (Axel Toowey) dämonisiert wurde. Ihr herunterfallendes „Kristall“ bringt das ganze Haus zur Explosion. Seltsamerweise sieht das Gebäude dafür bei Corys Ankunft noch recht gut erhalten aus, aber über derlei Logiklücken sollte man geflissentlich hinwegsehen und sich stattdessen an solch unheimlichen Szenen wie der des rothaarigen Mädchens, das schweigend von einem Berg auf das vorbeifahrende Auto Corys zeigt, erfreuen. Als eine weitere Rückblende fungiert Corys Alptraum, in dem er splitterfasernackt ist. Dem Teenage-Horror verpflichtet sind solch obligate Konstruktionen wie eine Dreiecks-Beziehungskiste und entsprechende Eifersüchteleien. Der die Gruppe gefangenhaltende Nebel müffelt ebenso nach „Tanz der Teufel“ wie der Buchfund und das Auslösen des Fluchs durch lautes Rezitieren. Die Dämonen-Action wird eingeläutet durch eine Gestalt in Hülle einer jungen Frau (Sandra Margot) – oben ohne –, die die Jungs herauszulocken versucht. Fortan überzeugt „Tanz der Dämonen“ durch seine gelungene Masken- und splatterfreudige Spezialeffekt-Arbeit, erste Abstriche muss man jedoch angesichts der immer gleichen, offenbar wiederverwerteten Einschussszenen machen.

„Wir sind es nur, die grausamen Zweisamen!“

Etwas albern wird es jedoch, wenn Chuck (Stephen Quadros, „Bloodfist VII – Manhunt“) die Dämonen mittels Kung-Fu bekämpft oder sich ein Dämon nach einem Dolchstoß erst in seine menschliche Form – nacheinander in drei Altersstufen – zurück und schließlich in eine Taube (!) verwandelt, bevor er ganz verschwindet, geil-trashig ist indes eine aus einem Kuh-Totenschädel („Ein Altar für den Satan!“) schießende lange Zunge. Schwer nachzuvollziehen ist bisweilen das Verhalten der Protagonisten, für die die Dämonen-Sause anscheinend gar nicht sonderlich überraschend kommt, die aber ansonsten gern auf beiden Ohren taub sind (zwei weitere Freunde stoßen hinzu und stellen trotz „Nicht den Motor abstellen!“-Rufen den Motor ihres Suzukis ab, der natürlich ebenfalls nicht wieder anspringt, andere werden auch durch zahlreiche Schüsse nicht aus ihrem Schönheitsschlaf geweckt…). Auch die Dialoge sind nicht von schlechten Eltern, die Dämonen sprechen übrigens stets mit verzerrter Stimme. Gar kein Halten mehr gibt es dann gegen Ende, wenn der böse Prediger seinen Auftritt bekommt, seine Jünger (?) erst per Effekten aus dem C64 verschwinden lässt und schließlich nur noch ein lebender Matschklumpen übrigbleibt, der eine verdammt undeutliche Aussprache pflegt und ein Mädel auslutscht…

„Großmutters Zaubersprüche wirken immer noch!“

Atmosphärisch und schauspielerisch ist „Tanz der Dämonen“ lange Zeit mittelprächtig (bevor es immer alberner wird) und visuell – bis auf die frühen CGI-Effekte (aus denen heutige Filmemacher lernen sollten: So wie die aus diesem Film heute auf uns wirken, wirken eure in 24 Jahren!) – durchaus überzeugend, hübsch matschig und eklig, eine grundsätzlich schöne handgemachte Monsterschau. Der Trash-Gehalt jedoch ist enorm und versieht den ansonsten von Timing-Problemen geplagten Film, der stets einen Schritt zu langsam vor sich hin zu wabern scheint, mit einem amtlichen Unterhaltungsfaktor für Geeichte des gepflegten End-‘80er-Genre-Irrsinns. Dass die Handlung immer abstruser wird und der Film kein rechtes Ende findet (Cory hat irgendwann eine komische Maske und kann fliegen…?!), tut dem Spaß keinen großen Abbruch. Inwieweit diese Komik komplett unfreiwilliger Natur ist, sei auch einmal dahingestellt. Wer Lust auf ein trotz seiner dramaturgischen Schwächen recht kurzweiliges Konglomerat aus Rip-Off, Klischees, splatteriger Kreaturen-Action, aberwitzigen Ideen und einer großen Kelle Unbekümmertheit verspürt, darf diesem trashigen Vergnügen, das mich irgendwie auf dem richtigen Fuß erwischt hat, gern eine Chance geben.
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Ghosthouse
Der Funkamateur Paul empfängt ein seltsames Signal. Es hört sich an wie ein S.O.S. Ein Mann schreit um Hilfe. Sorgfältige Nachforschungen führen Paul und seine Freundin Martha zu einem mysteriösen Haus am Waldrand. Hier beginnt für die beiden die entsetzlichste Zeit ihres Lebens. Hätten sie diesen Hilferuf besser nie empfangen...
„Das Haus hat etwas Unheimliches an sich – eine schlechte Aura!“

Bekanntermaßen war es Ende der 1980er mit der italienischen Filmindustrie nicht mehr allzu weit her; umtriebige Regisseure wie Umberto Lenzi („Die Kröte“) drehten dennoch fleißig weiter, u.a. weil Joe D’Amato („Man-Eater“) mit seiner „Filmirage“-Produktionsschmiede die Möglichkeit bot, weitere Genre-Filme zu realisieren – wenn auch zu unfassbar niedrigen Budgets. Eine dieser Produktionen nennt sich hierzulande „Ghosthouse“, wurde 1988 in der italienischen Heimat jedoch dreisterweise als „La Casa 3“ und somit als Fortsetzung der „Tanz der Teufel“-Reihe vermarktet, womit Lenzis Film jedoch nichts zu tun hat – weder inhaltlich noch qualitativ.

Die kleine Henrietta (Kristen Fougerousse) hat anscheinend eine Katze abgestochen und wird dafür von ihren Eltern im Keller eingesperrt. Doch plötzlich verformt sich eine Glühlampe und zerspringt, woraufhin der Vater (Alain Smith) mit einer Axt erschlagen wird. Und nachdem sich auch der Spiegel verformte und in Splitter zerbarst, wird der Mutter (Susan Muller) die Kehle aufgeschlitzt. 20 Jahre später besucht Martha (Lara Wendel, „Tenebrae“) ihren Freund Paul (Greg Scott, „Mary Lou“), einen begeisterten CB-Funker. Dieser hat seltsame Hilferufe empfangen und versucht, den Absender ausfindig zu machen. Das Signal führt zu einem verlassenen Haus, an dem sich vier Freunde mit einem Wohnmobil abgesetzt haben. Die Stimme passt zu einem der Kampierer, doch der kann sich nicht erinnern, jemals einen solchen Funkspruch abgesetzt zu haben. Es dauert nicht lange und der Geist der toten Henrietta, stets mit ihrer Harlekinpuppe in den Händen, beginnt, die Anwesenden zu terrorisieren…

Der auf US-Haunted-House-Horror getrimmte Film wurde in Massachusetts angesiedelt, wo er größtenteils in den Kulissen des Italo-Kult-Horrors „Das Haus an der Friedhofmauer“ spielt, die jedoch nicht einmal halb so unheimlich wie seinerzeit unter Fulci zur Geltung gebracht werden. In taghell ausgeleuchtetem Ambiente versucht Lenzi, ein Spukfeuerwerk irgendwo zwischen „Poltergeist“ und „Amityville Horror“, Teil 127, zu zünden, was trotz einiger guter Einfälle und nett-blutiger Spezialeffekte nicht so recht gelingen will. Da geht Martha alias Lara Wendel (nachdem sie zuvor tatsächlich eine Wendeltreppe betreten hatte!) nach dem harschen, eingangs beschriebenen Prolog allein in den Keller, wo Gefäße explodieren, ein Ofen Feuer spuckt und ein Kopf in der Waschmaschine rotiert. Da erscheint Henrietta mit ihrer Puppe auf dem TV-Gerät im Wohnmobil, das daraufhin durchgeschüttelt wird, und sitzt böse guckend im Keller, woraufhin Funker Jim (Martin Jay) von einem Ventilatorenblatt getötet wird. Die Harlekinpuppe macht sich gar selbständig und greift Martha an, die junge, rothaarige Frau wird kurzerhand halbiert, einer der Herren der Schöpfung macht auf Milky Way und schwimmt sogar in Milch, der weggebrochene Fußboden sieht aus wie Schokostückchen… Nebenbei wird Donal(d) O’Brien („Lauf um dein Leben“) als verschrobener, böser alter Valkos eingeführt, der grimmig grimassieren darf, schließlich auf den aktuellen Bestatter des Örtchens losgeht und ihn bei noch lebendigem Leibe in einen Sarg sperrt. Noch weniger Sinn ergibt ein nerviger Afro-Amerikaner mit seiner albernen Scherzartikel-Skeletthand, der, nachdem er bereits anfänglich als Tramper in Erscheinung getreten war, wieder auftaucht und ebenfalls das verwunschene Haus betritt.

Das war es im Groben und auf die Handvoll guter Szenen folgen immer wieder schlechte Kostüme und unfassbar miese Ideen, die leider auch keinen sonderlich unterhaltsamen Trash-Faktor aufweisen, die „Ghosthouse“ aus seiner über Weite Strecken einschläfernden Lethargie wecken könnte. Dies schafft auch der Soundtrack nicht, der mit einem wabernden Synthie-Teppich beginnt, in der filmischen Gegenwart zu fröhlicher unbeschwerter Musik umschwenkt und mit Betreten des Hauses wieder den Waberizer auspackt. Als atmosphärisch zuträglich erweist sich immerhin die seltsame Kindermelodie, die immer wieder zum Einsatz kommt. Die Charakterzeichnungen hingegen bleiben stets oberflächlich und sind so derart uninteressant und langweilig, ja, geradezu lustlos konzipiert worden, dass ich weder einen Bezug zu ihnen aufbauen konnte, noch von ihren Dialogen, ihrem Verhalten oder ihrem Schauspiel unterhalten wurde – mit Ausnahme der O’Brienschen Kurzauftritte, versteht sich. Das hölzern aufspielende Ensemble bleibt vollkommen austauschbar, selbst Lara Wendel bleibt blass – und trägt zu allem Überfluss im Epilog eine unheimlich geschmacklose Fransen-Jeansjacke spazieren. Die Hintergründe der Ereignisse – (Achtung, Spoiler!) Henriettas Vater stahl als Bestatter kleine Dinge von Verstorbenen, u.a. jene Harlekinpuppe – ist nun auch nicht gerade der große überraschende Aha-Effekt und erklärt die Vorgänge, die das schluderig wirkende Drehbuch bereithält, lediglich unzureichend.

Unterm Strich bleibt leider nur ein weitestgehend ineffektiver Möchtegern-Italo-Grusler im schlimmen End-‘80er-Billig-Look, der meine Aufmerksamkeitsspanne trotz wohlwollender Herangehensweise nicht aufrechterhalten konnte und nie so richtig aufregend, dafür aber immer schlechter wurde. Nicht, dass die Italiener nicht noch viel schlechter gekonnt hätten, aber „Ghosthouse“ ist schon ein klares Beispiel für unterdurchschnittliche Genrekost, die lediglich für Komplettisten von leidlichem Interesse sein dürfte.
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Witchcraft – Das Böse lebt
Auf einer Insel vor der Küste Neuenglands steht ein Gemäuer, in dem angeblich der Geist einer Filmdiva (schräg: Hildegard Knef) herumspukt. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, darunter der Fotograf Gary (David Hasselhoff) und die schwangere Jane (Linda Blair), sitzt nach der Besichtigung auf dem Eiland fest: Ein Sturm verhindert die Rückkehr zum Festland. Also beschließt man, im „Hexenhaus“ zu nächtigen. Keine gute Idee....
„Dieses Haus ist ein Dreck!“

Fabrizio Laurenti („The Crawlers“) begann zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt seine Karriere als Regisseur: Als sein Debüt „Witchcraft – Das Böse lebt“ 1988 in italienisch-US-amerikanischer Koproduktion umgesetzt wurde, war vom Glanz vergangener italienischer Filmtage nicht mehr viel übrig und Schnell- und Pornokurbler wie Joe D’Amato („Porno Holocaust“) erhielten mit eigenen Produktionsfirmen wie „Filmirage“ den Genrefilm mehr schlecht als recht aufrecht. Der vorliegende Film wurde sowohl als weitere „Tanz der Teufel“-Möchtegern-Fortsetzung „La Casa 4“ vermarktet als auch als „Ghost House 2“ und „Ghosthouse 5“. Alles Kokolores, denn wie auch Lenzis im gleichen Jahr erschienener „La Casa 3“ alias „Ghosthouse“ handelt es sich um einen eigenständigen Film. Und was diesen besonders interessant macht, ist seine Besetzung: Linda Blair („Der Exorzist“), David Hasselhoff („Knight Rider“) und Hildegard Knef („Die Sünderin“)!

Fotograf Gary (David Hasselhoff) sucht mit seiner Freundin Leslie (Leslie Cumming, „Killing Birds“) ein altes Haus auf einer Insel vor der Küste Neuenglands auf, wo sie Nachforschungen in Bezug auf paranormale Phänomene anstellen wollen – das Gebäude war nämlich einst Schauplatz einer tödlich ausgegangenen Hetzjagd auf eine angeblich vom Teufel schwangere Hexe, die seither dort herumspuken soll. Zuletzt habe eine alte Filmdiva dort gelebt, doch seit geraumer Zeit steht das Haus leer. Leslie und Gary treffen schließlich auf die schwangere Jane (Linda Blair), ihren kleinen Bruder (Michael Manchester) und deren Eltern (Annie Ross und Robert Champagne), die das Haus kaufen möchten und deshalb auch ihren Immobilienmakler mitsamt Freundin (Catherine Hickland, „Ghost Town“) dabeihaben. Doch tatsächlich sorgt eine unheimliche, schwarzgewandte alte Hexe (Hildegard Knef) dafür, dass niemand mehr die Insel verlassen kann – höchstens im Sarg.

„Bei mir verursacht dieses Haus eine Gänsehaut!“ – „Machen Sie sich keine Sorgen, die Heizung kann im Handumdrehen repariert werden!“

Was zur Hölle macht Powerlocke The Hoff in einem italienischen End-‘80er-Horrorschinken?! Nun, er versucht, als Gary sein Jungfräulein Rührmichnichtan alias Leslie herumzukriegen („Du musst doch zugeben, dass Jungfräulichkeit einfach nicht normal ist!“) und sich so lange wie möglich gegen die finsteren Mächte zu behaupten. Und damit meine ich jetzt nicht D’Amato, Laurenti & Co. und erinnere gern daran, dass Hasselhoff auch schon bei Luigi Cozzis kultiger „Star Wars auf italienisch“-Sci-Fi-Trash-Sause „Star Crash“ mit von der Partie war und 1985 dem US-TV-Horror „Terror at London Bridge“ zur Verfügung stand. Dass er irgendwann zwischen „Knight Rider“ und „Baywatch“ in „Witchcraft“ landete, ist dennoch nicht unbedingt selbstverständlich und stellt ebenso ein Kuriosum dar wie die Beteiligung der großen deutschen Schauspielerin Hildegard Knef („Die Sünderin“), die hier etwas überschminkt die böse Hexe mimen darf, dabei nicht allzu viel zu tun bekommt und leicht fehl am Platze, fast schon bemitleidenswert wirkt. Etwas weniger überraschend ist die Verpflichtung Linda Blairs, die nach „Der Exorzist“ mehr oder weniger regelmäßig in Genre-B-Produktionen auftauchte. Kann ein Film angesichts dieses Darsteller-Ensembles der übliche Italo-Spät-‘80er-Horror-Schlonz sein? Ja und nein.

Zunächst einmal zeigt uns „Witchcraft“ eine aufregend gefilmte Hetzjagd des Mobs auf eine Frau – die sich als Alptraum entpuppt, jedoch die, nun ja, „Hintergrundgeschichte“ abgebildet haben dürfte. Die gute bzw. böse Knef erscheint zunächst immer wieder in irgendwelchen Spiegelungen, was zumindest schon einmal für eine grundsätzlich willige Kameraarbeit spricht, und das Himmelfirmament verzückt mit seltsamen Lichtspielen. Los geht der tödliche Reigen damit, dass der Kapitän, der die hauskaufwillige Familie auf die Insel brachte, sich nach seiner Begegnung mit der Hexe in erhängtem Zustand wiederfindet und somit nicht mehr fahrtüchtig ist. Jane hat derweil die Vision eines gegrillten Embryos und der Zuschauer erfährt, dass auf der Insel früher regelmäßig Hexenverbrennungen stattgefunden haben sollen. Während die Handlung so ein bisschen vor sich hindümpelt, immer wieder unterbrochen durch Knef’sche Kurzauftritte, hält sie doch auch einige Fiesheiten parat, die es in sich haben: So wird beispielsweise der Familienmutti vom Rest unbemerkt der Mund zugenäht, sie in den Kamin gehängt und unfreiwillig geröstet, als die Anwesenden nichts Böses ahnend denselben anfeuern. Ein 8-mm-Projektor beginnt selbständig ein Band abzuspielen und der Makler und seine blonde Bettgespielin geraten während des Vorspiels in einen Visionenstrudel, der zeigt, wie sie von Hexen gefesselt und wie er gekreuzigt wird. In der Realität taucht sie indes erstochen wieder auf und Leslie wird in einer starken, sehr eindringlichen Szene im Traum vergewaltigt. Der Makler findet sich in der Realität an einem brennenden, umgedrehten Kreuz wieder. Das erinnert alles an Wes Cravens „Nightmare on Elm Street“-Reihe und wertet den eigentlich nicht sonderlich spannenden Film deutlich auf. Hexe Knef (entschuldige, Hildegard…) beginnt, auch noch mit Voodoo herumzuhexen und bringt so Mr. Brooks zur Strecke.

Atmosphärisch ist „Witchcraft“ über weite Strecken überraschend ok, wenn auch sicherlich nicht die ganz große Gruselnummer. Interessante Kleinigkeiten tragen ihren Teil dazu bei und auch, wenn die Geschichte aus allerlei Genre-Vorbildern zusammengeklaubt wirkt, ist doch noch immer mal wieder eine eigene Kreativleistung erkennbar. Die Motive der Hexe werden mit Lust, Habgier und Zorn erklärt und dass der Film damit quasi posthum die Hexenverfolgung rechtfertigt, ist etwas schwach, sollte aber nicht überbewertet werden. Etwas trashig wird es, wenn die Hexe die Gestalt Janes annimmt – bis auf die Frisur… und die Rolle, die der Sesamstraßen-Kassettenrekorder des kleinen Tommy einnimmt, sollte besser auch nicht auf ihren Logikgehalt hin abgeklopft werden. Die Dialoge laden mitunter zum Schmunzeln ein, was zumindest zum Teil durchaus beabsichtigt gewesen sein dürfte. Auf ein seltsames, reichlich abruptes Ende folgt noch eine nette, aber nicht neue Pointe und setzt damit den Schlusspunkt hinter eine gar nicht einmal so sehr neben der Spur liegende, bisweilen überraschend gelungene und dankenswerterweise wesentlich weniger langweiligen Spukhaus-Sause als beispielsweise Lenzis „Ghosthouse“, die natürlich nicht allzu ernstgenommen und im Kontext ihrer Zeit betrachtet werden sollte. Und wann bekommt man schon einmal eine solche Darstellerriege präsentiert?
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Beyond Darkness
Pater George Tangerine nimmt die letzte Beichte einer zum Tode verurteilten, mehrfachen Kindermörderin ab. Sie behauptet, die Reinkarnation der Hexe Ameth zu sein. Von diesem Bekenntnis verwirrt, legt George sein Priesteramt nieder. Jahre später zieht der Geistliche Peter mit seiner Frau Annie und den beiden Kindern Martin und Carole in ein Haus aus dem 18.Jahrhundert. Vom ersten Moment an passieren in dem Haus merkwürdige Dinge. Es können keine Zufälle sein. Peter stellt Nachforschungen an und findet heraus, daß der Platz, auf dem das Haus steht, zur Zeit der Inquisition der Hexenverbrennung diente. Noch immer herrscht ein Dämon über das Haus. Peter wendet sich an George Tangerine. Mit seiner Hilfe will er versuchen, den Dämon zu vernichten. Zur gleichen Zeit entführen die Hexen Peters Sohn Martin, um ihn der Hexe Ameth zu opfern. Sollten es Peter und George nicht schaffen, die Opferung aufzuhalten, erlangt Ameth, durch die Kraft der unschuldigen Seele, die unermessliche Macht Satans zurück.
„Komm, Priester, ich möchte, dass du Zeuge meines letzten Orgasmus wirst!“

Hört man den Namen Claudio Fragasso, sagt er einem entweder gar nichts – oder man denkt sofort an den italienischen Regisseur, der in den 1980ern unvergleichliche Trash-Filme wie „Troll 2“ oder „Zombie IV – After Death“ drehte und an Knallbonbons à la „Zombie III“ und „Hölle der lebenden Toten“ beteiligt war. Mit der vermeintlich dritten „Tanz der Teufel“-Fortsetzung (oder vermeintlich ersten „Horror House“- alias „House III“-Fortsetzung oder vermeintlich fünften „House“-Fortsetzung…) aus Joe D’Amatos Schundproduktion „Filmirage“ jedoch lieferte Fragasso im Jahre 1990 zwar keinen guten Horrorfilm, jedoch ein für seine Verhältnisse erstaunlich trasharmes Plagiats-Genrefilmchen ab. Ob das nun gut oder schade ist, liegt im Auge des Betrachters.

Priester George Tangerine (David Brandon, „Stage Fright“) nimmt einer mehrfachen Kindermörderin im Todestrakt die letzte Beichte ab. Sie hinterlässt ihm ein satanisches Buch und behauptet, die Reinkarnation der Hexe Ameth zu sein. Einige Jahre später bezieht der Geistliche Peter (Gene LeBrock, „Fortress of Amerikkka“) mit seiner Familie ein Haus aus dem 18. Jahrhundert. Als es dort kräftig zu spuken scheint, stellt Peter Nachforschungen an und findet heraus, dass das Haus auf einem Platz erbaut wurde, der früher der Hexenverbrennung diente. Hilfesuchend wendet sich Peter an Tangerine, doch finstere Mächte entführen derweil Peters Sohn Martin (Michael Stephenson, „Troll 2“), um ihn Ameth zu opfern. Wird es Ameth gelingen, aus Martins Entführung neue Macht zu schöpfen?

„Dies ist der falsche Zeitpunkt, die Theologie herauszufordern!“

Im Genrekino lässt man sich gern inspirieren, plagiiert auch gern einmal und klaubt sich die Elemente für seinen neuesten Streich aus diversen erfolgreichen Vorbildern zusammen. Dass die Italiener darin mitunter besonders dreist vorgingen, ist kein Geheimnis. „Beyond Darkness“ ist bei näherem Hinsehen schon ein etwas besonderer Fall: Selbstverständlich handelt es sich um keine Fortsetzung zu irgendeinem der o.g. Filme, und dies suggeriert die Handlung auch zu keinem Zeitpunkt. Produktion und/oder Verleih war also daran gelegen, eine Pseudo-Fortsetzung zu bekommen, Fragasso und seine Co-Autorin Rossella Drudi hingegen wollten einen eigenständigen Film drehen – bedienten sich dabei jedoch nicht nur wie seinerzeit so viele bei Spukhaus-Filme bei „Amityville Horror“ und Konsorten und, und das offensichtlich wie selten zuvor, „Poltergeist“ sowie etwas Besessenen-Okkult-Horror à la „Der Exorzist“, sondern auch bei einer nationalen Erfolgsproduktion wie Fulcis „Über dem Jenseits“, in deren Kulissen „Beyond Darkness“ gedreht wurde, sowie gar bei „Filmirages“ vorausgegangenen Pseudo-„La Casa“ „Witchcraft“ mit seiner erstaunlichen Besetzung. Das wäre alles durchaus legitim, würde versucht werden, den Vorbildern neue Aspekte abzugewinnen, sie umzudeuten oder die zu radikalisieren. Doch nichts davon geschieht hier.

„Es ist wahr! Die Verdammnis existiert!“

(Achtung, Spoiler!) Unabhängig davon gelingt Fragasso ein schnieke-schauriges Grusel-Ambiente, wenn er Vater und Mutter der geplagten Familie durch eine Wand in eine andere Dimension gehen und von dort einen Jungen mitbringen lässt, der zumindest aussieht wie ihr Sohn. „Beyond Darkness“ thematisiert letztlich etwas unentschlossen die Hexenverfolgung durch die Kirche und schließt irgendwie den Kreis zu den Todestraktszenen zu Beginn, exorziert den dämonisierten Martin und zaubert bizarre Szenen wie die Martins auf dem elektrischen Stuhl, während die Kindesmörderin versucht, Tangerine zum Stromdurchjagen zu bewegen, aus dem Hut. Gegen Ende taucht plötzlich ein weiterer Priester auf, stirbt ebenso wie die Kindsmörderin bzw. Hexe und das Haus fackelt ab. Nach dem Abspann präsentiert man dem Zuschauer noch eine nette, wenn auch nicht unerwartete Pointe. Der Soundtrack von Carlo M. Cordio klingt zwar recht repetiv (wurde er evtl. aus „Witchcraft“ recycelt?) und billig, verfehlt seine Wirkung aber nicht und erzeugt tatsächlich mit seinen Synthie- und Orgelklängen ein wenig Atmosphäre. Passable darstellerische Leistungen, ansehnliche Maskenarbeit, ein paar gelungene Spezialeffekte und eine für Fragassos Verhältnisse handwerklich erstaunlich solide Regie retten letztlich durch die zusammengeklaubte und nur bedingt mit einem roten Faden versehene Handlung, die über ihre erzählerischen Defizite nie hinwegtäuschen kann, über quasi keinerlei Alleinstellungsmerkmale verfügt und zwar für Kurzweil bei Genre- und Italo-Regisseuren sorgt, jedoch ebenso schnell wieder in Vergessenheit gerät, wie sie von Fragasso und seinem Team heruntergekurbelt wurde. Wohlwollende 5,5 Punkte von mir – auch wenn ich zu hören glaube, wie sich Lucio Fulci gerade im Grabe umdreht (der jedoch wird zugeben müssen, seinerzeit auch wesentlich größeren Murks fabriziert zu haben) ...
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Tanz der Teufel III – Armee der Finsternis
Nachdem Ash (Bruce Campbell) in "Tanz der Teufel 2" durch den Zeittunnel in eine mittelalterliche Epoche gesogen wurde, gerät er zwischen die Fronten zweier sich bekriegenden Herrschern und in Gefangenschaft. Als er seine Hinrichtung überlebt, glauben die weisen Männer vom Hofe Lord Arthurs, dass Ash der Auserwählte sein könnte, der gekommen ist um sie vor den dämonischen Mächten des Bösen zu beschützen. Allerdings hält Ash nicht sehr viel von der Idee den Retter für diese mittelalterliche Welt zu mimen und will zurück in seine Zeit. Mittels des Necronomicons und eines zungenbrecherischen Zauberspruchs soll dies bewerkstelligt werden. Doch Ash vergeigt den Zauberspruch und erweckt die Armee der Finsternis, die sogleich zum Angriff auf die Festung von Lord Arthur bläst...
„Kauf smart – kauf im S-Mart!“

US-Filmemacher Sam Raimi brachte uns den Kult-Klassiker „Tanz der Teufel“, machte in dessen Fortsetzung Bruce Campbell („Maniac Cop“) zum Genrestar und bescherte uns 1990 mit „Darkman“ einen phantastischen Film, in dem wesentlich mehr steckt, als der Name vermuten lässt. Bevor er irgendwann im Verlaufe der 1990er zum Mainstream-Kino wechselte, verabschiedete er sich 1992 vom Genre-Publikum mit dem Abschluss der „Tanz der Teufel“-Trilogie „Armee der Finsternis“, der mit seiner Neuausrichtung als Horror-/Fantasy-Komödie zwar konsequent den mit „Tanz der Teufel II“ eingeschlagenen humoristischen Weg fortführte, auf Splatter und Gore aber zugunsten von noch mehr Komik weitestgehend verzichtete und damit wesentlich massentauglicher wurde. Das Budget betrug rund elf Millionen Dollar und wurde damit Raimis zum damaligen Zeitpunkt teuerster Film.

Der ehemals so unbedarfte Angestellte im Einzelhandel, Ashley „Ash“ J. Williams (Bruce Campbell), findet sich nach einer unbeabsichtigten, durch dämonische Kräfte ausgelösten Zeitreise im 13. Jahrhundert wieder, wo er zwischen die Fronten der verfeindeten Clans Fürst Arthurs (Marcus Gilbert, „Rambo III“) und Henrys (Richard Grove, „Gefährliche Brandung“) gerät. Er wird gefangen genommen und soll wie so viele vor ihm durch Stoß in einen von einem Dämon verseuchten und mit vielen Fallen gespickten Brunnen hingerichtet werden. Als er sich mit seiner Kettensäge jedoch erfolgreich gegen die Gefahren verteidigen kann, präsentiert er seine Doppelläufige den Schaulustigen als Zauberstab und erzählt ihnen vom S-Mart. Man hält ihn daraufhin für den Auserwählten, der die Menschen von der Dämonenbrut befreien wird. Ash jedoch will einfach nur nach Hause. Man beauftragt ihn, hierfür das Necronomicon zu suchen, das nicht in die Hände der Untoten fallen dürfe, und gibt ihm ein paar Zauberworte mit auf den Weg, die er unbedingt aufsagen solle. Diese verschusselt er jedoch und ruft damit die Armee der Finsternis auf den Plan...

„Sind alle Männer aus der Zukunft solch vorlaute Prahler wie Ihr?“

Dass Ash zu Beginn aus dem Off von seinem ehemals so normalen Leben als Verkäufer im S-Mart sowie von den Ereignissen aus Teil 2 (was der Film mit entsprechenden Bildern unterlegt) erzählt, ist symptomatisch für die Handlung, die nun noch stärker auf ihren Protagonisten ausgerichtet ist und sein Profil zusätzlich schärft. Ash wird in „Tanz der Teufel III – Armee der Finsternis“ endgültig zum überheblichen und etwas trotteligen, wenn es darauf ankommt aber schlagkräftigen und wehrhaften Antihelden, was Campbells im ersten Teil allenfalls erahnbaren komödiantischen Talent in höchstem Maße zugute kommt. Eine kleine Romanze mit einer Dame aus dem Mittelalter (Embeth Davidtz, „Verblendung“) darf er sich ebenfalls erlauben. Seine amputierte Hand kompensiert er durch einen mechanischen Ersatz aus Metall, den er sich baut. Nachdem Ash auf der Suche nach dem Necronomicon losgeritten ist und ihn Raimi von diesem Etwas, das man höchstens als Nebel zu sehen bekommt verfolgen lässt, flüchtet er sich in eine Mühle. Während Ash auf sich allein gestellt ist, lässt Raimi eine gute Zeit lang Mittelalter Mittelalter sein und stößt seine Hauptrolle in ein zitierfreudiges, aberwitziges Abenteuer des Grauens. Des Grauens? Vielmehr des Slapsticks und der charmanten Spezialeffekte, denn wenn unser gar nicht so furchtloser Ritter von mehreren Ebenbildern im Miniaturformat angegriffen wird, ihm plötzlich ein zweiter Kopf wächst und er letztlich gar komplett doppelt vorhanden ist, bleibt kein Auge trocken. Doch der Gute weiß sich zu wehren und wird ironisch zum betont abgeklärten Actionhelden stilisiert, nicht immer, aber gerne mal einen flotten Einzeiler auf den Lippen. Dass er schließlich gleich drei Bücher findet, von denen ihm kein einziges wohlgesonnen ist, gibt Anlass zu weiteren urkomischen Szenen: Ein Exemplar saugt ihn in sich hinein, doch er kommt mit Mühe wieder heraus – arg gestreckt ob der Sogwirkung. Ein anderes Buch erweist sich als bissige Literatur, an der Reich-Ranicki seine Freude gehabt hätte...

Dass er sich nicht mehr an die magischen Worte erinnern kann, zeigt, dass Ash offenbar kein begeisterter Fan klassischer Science-Fiction-Filme ist, denn diese entsprechen jenen, die in „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ dem Roboter überbracht werden sollen – nach zwei Wes-Craven-Ehrerbietungen in den vorausgegangenen Filmen der Trilogie erweist Raimi nun also jenem Werk seine Referenz. Knochenhände schießen aus der Erde, nachdem Ash sich eines der Bücher gegriffen hat und das Unglück nimmt seinen Lauf, denn die Armee der Finsternis wurde erweckt. Doch egal, wie viel Verständnis man als Zuschauer für Ashs Heimreise-Wunsch aufbringt – dass er die Menschen des Mittelalters nun mit jener Gefahr alleinlassen will, lässt ihn unweigerlich als Feigling dastehen. Also entscheidet er sich doch noch um und versucht, eine schlagkräftige Armee zu bilden – sehr zur Freude des Zuschauers, wenngleich die tollen Creature Designs, die Spezialeffekte und besonders die liebevoll animierten Stop-Motion-Skelette deutlich faszinierender zu betrachten sind als ihre menschlichen Gegenspieler. Herzallerliebst wurde hier aufwändige Handarbeit betrieben und wird so das Herz des Publikums im Sturm erobert. Erobert wurde auch Ashs neue Freundin, und zwar vom Anführer der finsteren Armee, der sie kurzerhand umpolt und zu seinesgleichen macht. Doch die Bücher aus Ashs Kofferraum transportieren modernes technisches Wissen, die Schlacht kann beginnen!

Das letzte Filmdrittel ist beinahe eine einzige spektakuläre Schlacht monumentalen Ausmaßes, toll inszeniert und choreographiert mit hunderten wandelnder Skelette und viel Feuer, Wumms und Karacho, begleitet von Danny Elfmans Musik wie aus einem Mittelalter-Epos. Und Ashs selbstgebautes Kampfgefährt ist alles andere als von schlechten Eltern, ein schönes Spielzeug für große Jungs... Insbesondere an dieser Schlacht jedoch dürften sich die Geister scheiden: Wer vom Film schlichtweg und sicherlich nicht zu Unrecht Horror und Splatter erwartet, könnte hier enttäuscht, ja, gar gelangweilt werden. Denn auch wenn zu Beginn das erste Opfer des Hinrichtungsbrunnens als Blutfontäne hinausgeschossen kam, gibt es kaum noch visuelle Härte zu bejubeln, suhlen sich Raimi & Co. stattdessen längst tief im Fantasy-Bereich. Das ist meines Erachtens in Ordnung, da die komödiantische Ausrichtung jeglichen Kitsch und Pathos umschifft bzw. ironisiert, wenn auch längst nicht jeder Gag zündet und sie Sause manchmal etwas zu albern wird. Das ursprünglich vorgesehene Anti-Happy-End mit zivilisationskritischer Aussage hätte ein wenig Düsterheit zurückgebracht, wird heute jedoch als alternatives Ende betrachtet, da es durch eine – wohlgemerkt sehr spaßige – Dämonenattacke im S-Mart ersetzt wurde. Ohne jeden Zweifel ist Raimi mit „Tanz der Teufel III – Armee der Finsternis“ indes eine richtig gute Horrorkomödie als Trilogieabschluss mit vielen großartigen Ideen, wunderbarer Tricktechnik der guten alten Schule und einem grandios aufspielenden Bruce Campbell gelungen, den ich mir immer mal wieder gern ansehe, Kultfilme bleiben jedoch die ersten beiden Teile für mich.
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Sie tanzte nur einen Sommer

„Was kann man Besseres tun als Schlafen in einem langweiligen Nest?“

Mit seinem zweiten Spielfilm, dem auf dem Roman „Sommardansen“ von Per Olof Ekström basierenden Liebesdrama „Sie tanzte nur einen Sommer“, entfachte der schwedische Regisseur Arne Mattsson („Der Schlafwagenmörder“) 1951 einen Sittlichkeitsskandal, indem er ein nacktes Liebespaar zeigte. Der Film wurde zu einer der erfolgreichsten schwedischen Produktionen überhaupt.

Nach seiner bestandenen Abiturprüfung verbringt Göran Stendahl (Folke Sundquist, „Die Stunde des Wolfs“) die Sommerferien bei seinem Onkel Persson (Edvin Adolphson, „Laila - Liebe unter der Mitternachtssonne“) auf dem Bauernhof, wo er ihm u.a. bei der Ernte helfen möchte, bevor er in der Stadt zu studieren beginnt. Dort lernt er die 17-jährige Bauerntochter Kerstin (Ulla Jacobsson, „Kennwort 'Schweres Wasser'“) kennen und beide verlieben sich ineinander. Die Beziehung eines Stadtjungen und zukünftigen Studenten zu einem einfachen Landfräulein wird jedoch kritisch beäugt, insbesondere von Kerstins Eltern und dem örtlichen Pfaffen (John Elfström, „Nils Holgersson's wunderbare Reise“). Kerstin und Göran aber sind fest entschlossen, allen Widerständen zum Trotz zusammenzubleiben...

Mattsson macht kein großes Geheimnis um den Ausgang seines Films (ebenso wenig wie ich um seinen Inhalt, deshalb: Spoileralarm!), wenn er ihn direkt mit einer Beerdigung und der Brandrede des Pfaffen beginnt. Die Redeführung übernimmt jedoch nach kurzer Zeit eine weinerliche Erzählerstimme, die etwas über einem Sommer zu berichten weiß und damit eine Rückblende einleitet, die sie sporadisch weiter kommentiert – es ist die Stimme des trauernden Görans, die ausholt bis zur Abschiedsparty, in deren Anschluss er zu Onkel Persson reiste. Was nun folgt, ist das nach heutigen Maßstäben alles andere als kitschfreie Idealbild wohlerzogener und verantwortungsbewusster Jugendlicher, die einen glücklichen Sommer verleben, zumindest fast – denn was heute beinahe spießig wirkt, war anscheinend damals der Kirche ein Dorn im Auge, die in Person des Pfaffen immer wieder störend dazwischenfunkt und versucht, ihren negativen Einfluss geltend zu machen. Harmlosen Vergnügen wie Jugendmusik und -tanz begegnet er mit rigorosem Dogmatismus und verbietet die Schule als Veranstaltungsort für derartige Feste. Doch die Landjugend läst sich nicht unterkriegen, zeigt viel Engagement und baut sich aus einer Scheune eine Art Jugendzentrum, wo sie den Sommer u.a. damit verbringen, ein Theaterstück einzuproben. Wie blasphemisch!

Doch zurück zum Zwischenmenschlichen: Göran hat beide Augen auf Kerstin geworfen, die kesse Sylvia (Gunvor Pontén, „Rififi in Stockholm“) allerdings auf Göran. Als Kerstin belästigt wird, greift er ein und verprügelt den Ungehobelten, ergreift also die Chance, um in die Beschützerrolle zu schlüpfen. Sylvia lässt er links liegen. Kerstin jedoch beginnt, sich gegen seine Annäherungsversuche zu wehren und will ihn nicht mehr sehen. Es dauert seine Zeit, bis Göran den Grund dieses Verhaltens erfährt: Kerstin ist eifersüchtig auf seine Stadtfreunde! Weibliche Eifersucht – damals wie heute das vom männlichen Geist nie in Gänze zu erfassende Gegenteil jeglichen Menschenverstands, das aus den harmlosesten Mädchen rasende Furien machen kann. Mit seiner Empathie und vor allem seiner aufrichtigen Liebe gelingt es Göran jedoch, Kerstin von seinen hehren Absichten zu überzeugen. „Sie tanzte nur einen Sommer“ zieht spätestens jetzt alle Register schwer romantischer Dialoge und ringt Göran gar das Versprechen ab, für immer auf dem Land bei Kerstin bleiben zu wollen. Im Zuge dieser Entwicklung kommt es auch zur berüchtigten Nacktbadeszene, die in ihrer unschuldigen Natürlichkeit erfrischend und romantisch zugleich, dabei kein Stück voyeuristisch, ausfällt und zu den schönsten Kinomomenten des Jahres 1951 gehören dürfte.

Görans Entscheidung jedoch ist die Ursache für den Streit, der zwischen seinem Vater (Sten Lindgren, „Das Mädchen vom Germundshof“) und seinem Onkel entbrennt. Wie so häufig meinen die Eltern, alles besser zu wissen und das Glück ihrer Nachkommen bis in den intimsten Bereich hinein planen zu können, ohne zu ahnen, im Zweifelsfall dadurch alles nur noch schlimmer zu machen. Allen vernunftbetonten und damit per se liebesfeindlichen Argumenten Görans Vaters zum Trotz bezieht „Sie tanzte nur einen Sommer“ auch Position gegen diese Autoritätshammelei, was ebenfalls für Aufsehen gesorgt haben dürfte. Vorübergehend kehrt Göran in die Stadt zurück, hält es dort jedoch nicht lange aus und eilt wieder zu Kerstin aufs Land. Dort erinnert sich der geistig Behinderte, wie es ihn in jedem Dort zu geben scheint, an das Gefasel des Pfaffen vom „Strafgericht“ und glaubt, Gutes zu tun, indem er die mühsam aufgebaute Jugendscheune niederbrennt – ein weiterer überdeutlicher Verweis auf die schädliche und gefährliche Indoktrination durch die Kirche. Glücklicherweise kam beim Brand niemand ums Leben, doch als Kerstin und Göran zusammen auf dem Weg in die Stadt sind, kostet Kerstin ein von Göran unverschuldeter Verkehrsunfall das Leben – das schreckliche Ende einer nur einen Sommer währenden Romanze, die doch die ganz große Liebe war. Doch als bedeutete das nicht längst genug Leid für Göran, suggerieren ihm der auch nach Kerstins Tod noch gegen die Liebe der beiden hetzende Pfaffe und die Blicke der Landbevölkerung, dass er an ihrem Tod die Schuld trage. Das Ende wiederholt den Prolog, lässt aber mit Onkel Persson einen der wenigen, die der Beziehung positiv gegenüberstanden, nicht nur versöhnliche, sondern auch das lebensfeindliche Gefasel des Pfaffen zurückweisende Worte finden, bevor der Film mit der Stimme Kerstins schließt.

Nach etwas langem Vorgeplänkel wurde aus „Sie tanzte nur einen Sommer“ ein sehr berührender Film, der die jugendliche Euphorie einer Sommerliebe und die aus ihr resultierende Aufbruchsstimmung sehr schön einfängt und wiedergibt. Getragen wird er von zwei Schauspielern, denen es gelingt, die insbesondere aus heutiger Sicht reichlich unspektakulär erscheinende Handlung mit ihren Jugendaktivitäten, die derart sauber und fromm sind, dass heutige Eltern ihre Kinder für die reinsten Engel halten würden, mit ihrer natürlicher Ausstrahlung zu Realismus und Lebendigkeit zu verhelfen. Und dank Göran Strindbergs stimmungsvoller Schwarzweiß-Fotografie meint man, die gleißende Sonne des schwedischen Hochsommers auf seiner Haut zu spüren. Doch ist Mattssons Film keine selbstzweckhafte Herzschmerz-Schmonzette, sondern auch eine Absage ein filmische Prüderie, ein fortschrittliches Plädoyer für Liebe über „Standesgrenzen“ hinweg und eine Anklage des schändlichen Einflusses des Klerus, der die einst so stolzen Skandinavier zu unterjochen und zu einem freudlosen Leben in Arbeit und Demut zu drängen suchte. Damit bietet „Sie tanzte nur einen Sommer“ auch einen interessanten Einblick in längst vergangene Vorstellungen von Sitte und Anstand – und einen Eindruck davon, mit welch verhältnismäßig einfachen Mitteln das Medium Spielfilm gesellschaftliche Debatten entfachen und positive Veränderungen begünstigen konnte.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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