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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 17. Feb 2014, 12:07
von horror1966
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Memory Effect - Verloren in einer anderen Dimension
(Extracted)
mit Sasha Roiz, Jenny Mollen, Dominic Bogart, Richard Riehle, Nick Jameson, Rodney Eastman, Frank Ashmore, Brad Culver, Ty Simpkins, Sara Tomko, Augie Duke, Mattie Grace Campos, Bernhard Forcher
Regie: Nir Paniry
Drehbuch: Nir Paniry / Gabriel Cowan
Kamera: Mark Putnam
Musik: Tim Ziesmer
FSK 16
USA / 2012

Mit einer revolutionären Technologie kann der Wissenschaftler Tom in die Gedankenwelt anderer Menschen eintauchen. Vor allem die Verbrechensbekämpfung erhofft sich davon Revolutionäres und lässt es auf den Versuch ankommen: Nun soll Tom in den Verstand eines Junkies eindringen und herausfinden, ob man es mit einem Mörder zu tun hat. Zunächst verläuft das Experiment nach Plan. Doch dann reißt die Verbindung ab. Und Tom muss ausgerechnet im Gehirn eines Drogenabhängigen um sein Überleben kämpfen.


Hier trifft "Source Code" auf "Total Recall"


So steht es auf der Rückseite des deutschen DVD-Covers und in vorliegendem Fall handelt es sich dabei um einen Vergleich, den man aufgrund etlicher Anlehnungen durchaus nachvollziehen kann. "Memory Effect" bietet ganz sicher nicht das typische Hollywood Hochglanz-Kino, vielmehr ist es Regieneuling Nir Paniry gelungen mit verhältnismäßig bescheidenen Mitteln ein Spielfilmdebüt hinzulegen, das sich in jeder Beziehung sehen lassen kann. Was anderen Kollegen während ihrer gesamten Schaffenszeit nicht gelingt ist hier scheinbar locker entstanden, nämlich ein äußerst guter Science Fiction Film, der eine ungemein interessante Geschichte spannend und atmosphärisch erzählt. Dabei greift man nicht auf pompöse Effekte oder andere technische Spielereien zurück, sondern lässt ganz einfach die gut durchdachte Geschichte für sich selbst sprechen, die den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute in ihren Bann zieht. In den ersten Minuten gestaltet sich die Erzählung dabei ein wenig sprunghaft, wird man doch mit einem ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart konfrontiert, was in der Einführung zunächst für leichte Verwirrung beim Betrachter sorgen könnte, die sich allerdings schon nach wenigen Minuten in Luft auflöst. Die Idee, mittels einer Maschine in die Gedanken und Erinnerungen eines anderen Menschen einzudringen ist ebenso faszinierend wie auch beängstigend, steht dabei doch auch immer wieder der Begriff Kontrolle im Vordergrund, den der Regisseur hier auch mehrmals sehr gut zum Ausdruck bringt, denn zu Beginn sträubt sich Hauptfigur Alex noch, seine Maschine dem Justizapparat zur Verfügung zu stellen, um damit in die Erinnerungen eines mutmaßlichen Mörders einzudringen.

Als dann auch noch eine fatale Panne passiert, ist der gute Alex in einer anderen Dimension gefangen und kann nicht mehr aus seinem Gefängnis heraus, das sich im Kopf des erwähnten Mannes befindet. In der Folge beziehen die Abläufe einen Großteil ihrer Spannung aus den zu Beginn erfolglosen Versuchen von Alex, in irgendeiner Art und Weise eine Möglichkeit zu finden, wieder in sein reales Leben zurückzukehren, was sich aber ganz augenscheinlich als nahezu hoffnungslos herausstellt. Paniry ist es extrem gut gelungen die Spannungsschraube stetig immer fester anzuziehen und dabei nicht mit Lösungsversuchen aufzuwarten, die vollkommen an den Haaren herbeigezogen sind. Vielmehr werden Lösungen geboten, die aufgrund der Abläufe auch vollkommen logisch erscheinen und das ist eine der ganz großen Stärken der Geschichte, die wirklich von Anfang bis zum Ende gut durchdacht ist. So legt "Memory Effect" dann auch eine erstaunlich hohe Qualität an den Tag, die durch das Schauspiel der eher unbekannten Akteure noch zusätzlich herausgekehrt wird. Keinerlei Theatralik und schon gar keine ungelenk erscheinenden Darstellungen, sondern durch die Bank glaubwürdige Performances sind ein weiteres positives Aushängeschild in einem Film, der einen hervorragenden Gesamteindruck hinterlässt.

Neben der Hauptfigur steht der mutmaßliche Mörder im Mittelpunkt des Geschehens und aus seinen Erinnerungen heraus kristallisiert sich ein weiterer Spannungsmoment heraus, da während der Ereignisse immer mehr der Verdacht aufkommt, das der gute Mann gar nicht für den Tod seiner Freundin verantwortlich ist. Auch in diesem Punkt wurde ganz hervorragende Arbeit geleistet, denn obwohl einige Minuten vor dem Ende das gesamte Geschehen lückenlos aufgeklärt erscheint, hat Paniry einen finalen Twist eingebaut, der das Ganze noch einmal in einem anderen Licht erscheinen lässt. Dadurch erhalten dann auch einige zuvor gezeigte kleinere Details eine vollkommen andere Gewichtung und es wird der Story ein tragischer Anteil beigefügt, der absolut perfekt in das gewonnene Gesamtbild hineinpasst. "Memory Effect" ist kein Film der durch Action-Passagen oder ein äußerst hohes Erzähltempo auf sich aufmerksam macht, es sind viel eher die eher stillen Momente, die diesem Werk etwas ganz Besonderes verleihen. Zudem merkt man immer mehr, das die Macher sich hier wirklich Gedanken um ihre Geschichte gemacht haben und nicht einfach auf die Schnelle ein lückenhaftes Drehbuch erstellt haben.

So geht man dann im Endeffekt auch mit der Gewissheit aus einer Story heraus, das man gerade eben einen wirklich in allen Belangen gelungenen Film gesehen hat und es bewahrheitet sich einmal mehr, das es manchmal gerade die bescheidenen Produktionen sind, die den größten Eindruck hinterlassen. Gleichzeitig überkommt den Zuschauer das Gefühl das hier wirklich ein Regisseur am Werke war der mit einem großen Talent und dem Gespür für das Wesentliche ausgestattet ist, so das man hoffentlich auch in der Zukunft noch eine Menge von Nir Paniry hören-und sehen wird. Wie dem aber auch sei, für "Memory Effect" kann man ohne Weiteres eine dicke Empfehlung an alle aussprechen, die einen sehr guten-und anspruchsvollen Science Fiction Film zu schätzen wissen, der ohne großes Getöse eine faszinierende Geschichte erzählt und einen bis zur letzten Einstellung fantastisch unterhält.


Fazit:


Schon zu diesem noch frühen Zeitpunkt kann man wohl ohne Übertreibung behaupten, das "Memory Effect" zu den absolut positiven Überraschungen zählt, die dieses Jahr auf DVD veröffentlicht wurden. Eine tolle Story, jede Menge Spannung und erstklassig agierende Akteure machen dieses Werk zu einem echten Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 20. Feb 2014, 18:34
von horror1966
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Wild Bill - Vom Leben beschissen
(Wild Bill)
mit Charlie Creed-Miles, Will Poulter, Sammy Williams, Iwan Rheon, Charlotte Spencer, Rain Ryan, Marc Warren, Peter McCabe, Morgan Watkins, Radoslaw Kaim, Aaron Ishmael, Liz White, Hardeep Singh Kohli
Regie: Dexter Fletcher
Drehbuch: Danny King / Dexter Fletcher
Kamera: George Richmond
Musik: Christian Henson
FSK 16
Großbritannien / 2011

Acht Jahre hat Wild Bill im Knast abgesessen, nun kehrt der Mann, der keine Vergangenheit, keine Gegenwart und keine Zukunft hat, zurück nach Hause. Und muss feststellen, dass seine Frau abgehauen ist und ihre beiden Söhne im Teenageralter sich auf eigene Faust herumschlagen müssen. Mit einem Schlag sieht sich Bill mit der Realität konfrontiert, sich um zwei Jungs zu kümmern, die ihn nicht ausstehen können. Als aber das Jugendamt anklopft, muss sich der ungewöhnliche Familienverbund schleunigst zusammenraufen.


Gangster-Dramen aus Großbritannien sind in der Regel eigentlich immer absolut sehenswert, verlaufen jedoch fast immer nach dem gleichen Schema. Nun ist auch "Wild Bill" durchaus in die Gangster-Ecke einzuordnen, aber dennoch hebt sich der Regie-Erstling von Dexter Fletcher sehr wohlwollend von anderen Genre-Kollegen ab. Das ist ganz einfach in der Tatsache begründet, das der Regie-Neuling hier ein äußerst authentisches-und in erster Linie menschliches Drama geschaffen hat, das von der ersten bis zur letzten Minute in allen Belangen zu überzeugen weiß. In der Hauptsache zeichnen dafür die erstklassig gezeichneten Charaktere bei die mit erstklassigen und sehr überzeugenden Darstellern besetzt sind. Hervorstechend fällt dabei vor allem Charlie Creed-Miles ins Auge des Betrachters, der als aus dem Knast entlassener Vater mitbekommen muss, wie seine beiden pubertierenden Söhne von der Mutter verlassen wurden und sich nun selbst irgendwie durchs Leben schlagen müssen. Fletcher ist es absolut erstklassig gelungen den tristen Alltag der Kids überzeugend in Szene zu setzen, wobei ganz besonders die verwahrlosten Lebensumstände und die Abneigung gegen den eigenen Erzeuger sehr eindrucksvoll in den Fokus gerückt wird. Besonders die abwehrende Haltung des älteren Dean gegenüber dem Vater zeigt die gesamte Verbitterung und Verzweiflung eines Teenagers den man praktisch um seine Kindheit beraubt hat. Dieser Aspekt zieht sich dann auch wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte, denn während der jüngere Jimmy doch ziemlich schnell einen Zugang zu Bill findet, dauert es fast bis zum Ende, damit auch das Eis zwischen Dean und seinem Vater gebrochen werden kann und ein versöhnlicher Ton zwischen den beiden zustande kommt.

Obwohl "Wild Bill" hauptsächlich ein waschechtes Drama darstellt beinhaltet das Werk auch jede Menge komödiantische Anleihen, der Humor offenbart sich dabei in erster Linie durch äußerst charmante Situationskomik, lässt aber gleichzeitig auch die Züge einer wunderbaren Tragikomödie erkennen. Neben der generell erstklassigen Beleuchtung sämtlicher für die Geschichte wichtigen Figuren rückt selbstverständlich immer wieder Bill in den Mittelpunkt des Geschehens, wobei die Wandlung seines Charakters extrem gut nachvollziehbar ins Bild gesetzt wurde. Will er zu Beginn eigentlich nur kurz einmal nach über 8 Jahren Haft bei seiner Familie vorbeischauen, so merkt er doch mit der Zeit immer mehr, das seine beiden Söhne wirklich eine echte Vaterfigur brauchen, damit sie nicht vollkommen in der Tristesse ihres Alltages versinken. An dieser Stelle nimmt dann die Figur des jüngeren Jimmy einen größeren Stellenwert ein, denn der 11-Jährige gerät immer mehr auf die schiefe Bahn, was letztendlich auch dazu führt, das "Wild Bill" seinem Namen im Finale der Geschichte alle Ehre macht. Trotz seines legendären Rufes den er genießt kann man sich eigentlich nur schwer vorstellen, das dieser hagere und eher unscheinbare Mann zum echten Vulkan werden kann, dessen Ausbruch man aus gesundheitlichen Gründen lieber nicht erleben möchte.

Der Showdown in einem Pub zeigt dies ganz eindeutig, denn um seinen jüngeren Sohn aus den Fängen einiger Drogen-Dealer zu befreien ist Bill dazu gezwungen, gegen eine zahlenmäßig klar überlegene Gruppe ankämpfen. In dieser Passage bekommt man dann auch die einzigen wirklichen Action-Einstellungen geboten, was aber keinesfalls als negative Kritik aufgefasst werden sollte. vielmehr verhält es sich so, das mehr solcher Szenen der Geschichte geschadet hätten, die ihren eigentlichen Stärken doch ganz eindeutig in den dramatischen Elementen beinhaltet. Die tristen Schauplätze des Ganzen untermalen hier den starken Eindruck eines Sozial-Dramas mit familiärem Hintergrund, das mit einigen, wenigen Action-Inhalten angereichert wurde, die der Authenzität der Ereignisse sehr gut zu Gesicht steht. Die menschlichen Momente tragen dafür Sorge, das einem diese Story streckenweise auch richtig unter die Haut geht und dennoch beinhaltet der Film gleichzeitig einen unglaublich hohen Unterhaltungswert, so das insgesamt ein hervorragender Gesamteindruck entsteht, der "Wild Bill" in die Kategorie der positiv überraschenden Filme hievt.

Man kann Dexter Fletcher nur zu einem rundum gelungenen Regie-Erstling gratulieren der eine extrem gute Geschichte erzählt, in der verschiedene Genre-Elemente absolut grandios miteinander vermischt wurden. Tolle Schauspieler, ein wenig Action und eine glaubwürdige Erzählung sorgen so für ein beeindruckendes Gesamtpaket, das sich einmal jenseits der ansonsten üblichen Gangsterfilme aus Großbritannien ansiedelt und dadurch ganz besonders auffällt. Lediglich das Ende hat mich persönlich etwas gestört, denn hier hätte ich mir wirklich ein Happy End gewünscht, das aufgrund diverser Vorfälle aber leider nicht richtig zustande kommen kann. Und trotzdem wird der Betrachter mit einem sehr befriedigendem Eindruck aus diesem Film entlassen, den man sich ganz bestimmt nicht das letzte Mal angesehen hat.


Fazit:


"Wild Bill" ist ein in allen Belangen vorzüglicher Film-Genuss, den man in dieser Form wohl eher nicht erwartet hätte. Dramatisch, spannend und unglaublich charmant kommt hier ein Drama daher, das trotz seiner Ernsthaftigkeit auch genügend Momente beinhaltet, in denen man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Wer also Lust auf diese außergewöhnliche Kombination verspürt sollte unbedingt zugreifen, denn bei dieser Geschichte kann man nicht viel falsch machen.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 20. Feb 2014, 19:44
von horror1966
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Bruderehre
(Act of Grace)
mit Benjamin Adnams, Chike Chan, Michael Dixon, Leo Gregory, Ciaran Griffiths, Jody Latham, Jennifer Lim, Adam Long, Crissy Rock, Andrew Schofield, Jon Yang, David Yip, Daniel York, Ozzie Yue
Regie:Noreen Kershaw
Drehbuch: Alan Field / Max Kinnings / Marc Pye
Kamera: Louis Mulvey
Musik: Ray Russell
FSK 16
Großbritannien / 2008

Während der Schulzeit in Manchester werden Dezzie und Yasin beste Freunde, nachdem Dezzie den chinesischen Jungen vor Rowdys und deren rassistischen Anfeindungen beschützt. Zehn Jahre, nachdem Yasin dem Ruf seiner Familie zurück nach Hongkong gefolgt ist und Dezzie eine Haftstrafe wegen Totschlags abgesessen hat, kehrt der Chinese nach Manchester zurück, um seinem einstmals besten Kumpel ein Angebot zu machen, das er nicht ablehnen kann: Yasin ist Mitglied bei den Triaden und will Dezzie zu seinem Leutnant im Westen machen...


Angeblich soll dieser Film auf einer wahren Begebenheit beruhen und die Geschichte des ersten weißen Mannes erzählen, der in die asiatischen Triaden aufgenommen wurde. ob es sich wirklich so verhält vermag ich nicht zu beurteilen, aber auf jeden Fall erzählt "Bruderehre" eine sehr interessante Geschichte, deren Thematik von Anfang bis zum Ende relativ gut in Szene gesetzt wurde. Großartige Action beinhaltet das Werk aber eher selten, legt es doch seinen Fokus in erster Linie auf Dinge wie Loyalität, Ehre und Verrat, was so schon ganz unweigerlich für eine sehr spannende Erzählung garantiert. Dennoch ist Regisseurin Noreen Kershaw mit diesem 2008 erschienenen Werk nicht der ganz große Wurf gelungen, was sicherlich auch an dem bescheidenen Budget von gerade einmal geschätzten 170.000 englischen Pfund begründet ist. Rein optisch gesehen erscheint das Szenario nämlich schon ein wenig billig, was allerdings keinesfalls automatisch mit einem schlechten Film in Verbindung gebracht werden sollte. Man merkt es halt an den Schauplätzen und eher unbekannten Darstellern, die phasenweise ein wenig zu ungelenk und hölzern agieren, in der Summe gesehen aber immer noch einen recht überzeugenden Eindruck hinterlassen, denn niemand fällt durch eine wirklich schlechte Darstellung seiner Rolle ins Auge.

Trotzdem erscheint einem "Bruderehre" wie eine TV-Produktion auf gehobenem Niveau und wenn man bedenkt das Noreen Kershaw hier auch erst für ihren zweiten Spielfilm verantwortlich zeichnet und sich ansonsten als Schauspielerin oder Regisseurin von TV-Serien hervor getan hat, ist der Eindruck einer Serien-Episode im Filmformat nicht weiter verwunderlich. Manch einen mag das eher stören und ich gebe zu das der Look streckenweise ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheint, aber dennoch bekommt man letztendlich eine unterhaltsame Geschichte geboten, an der man durchgehend seine Freude haben kann. Ein Großteil der Abläufe dreht sich um die beiden Freunde Dezzie und Yasin, die durch gemeinsame Leiden in ihrer Schulzeit eine harte Zeit hinter sich haben. Gerade bei Dezzie stand Gewalt an der Tagesordnung was letztendlich dazu führte, das er für den Mord an seinem Vater für 10 Jahre ins Gefängnis musste. Diese Einführung in die Story ist verhältnismäßig schnell abgehandelt, so das man sich danach umso intensiver mit dem Leben der mittlerweile erwachsenen Männern beschäftigt, wobei an dieser Stelle auch ganz automatisch die Triaden ins Spiel kommen.

Wirklich tiefe Einblicke in die Strukturen der Verbrecherorganisation sollte man allerdings nicht unbedingt erwarten, denn in dieser Beziehung wird das Meiste doch eher nur oberflächlich angeschnitten. Vielmehr stehen eine verbotene Liebe, die Gier nach Machtpositionen und Verrat im Mittelpunkt der folgenden Ereignisse, die ganz am Ende in einer einzigen Katastrophe enden. Das hier sicherlich kein Happy End zu erwarten ist kann man sich denken, das wäre den Abläufen aber auch in keiner Weise gerecht geworden und hätte das Gesamtbild viel eher ins Lächerliche gezogen. Die zuvor schon immer stärker ansteigende Spirale von Gewalt erfährt im Showdown ihren absoluten Höhepunkt und bietet im Bezug auf die Action somit auch gleichzeitig den Höhepunkt eines Filmes, der mit solchen nicht sonderlich ausgestattet ist. Für eine Low Budget Produktion ist "Bruderehre" aber wirklich nicht schlecht geraten, obwohl es bestimmt auch genügend Leute gibt, die das vollkommen anders sehen werden.

Mir persönlich hat der Film jedenfalls recht gut gefallen und auch wenn es sich bestimmt um kein filmisches Meisterwerk handelt, weiß diese Produktion doch durchgehend kurzweilig zu unterhalten. Wer nicht unbedingt auf Hochglanzproduktionen fixiert ist sollte diesem kleinen Film durchaus eine Chance geben, gibt es doch weitaus höher budgetierte Werke, die nicht ansatzweise so gut unterhalten, wie es "Brudeehre" tut.


Fazit:


Optisch zwar nicht auf Hochglanz poliert erzählt dieser Film aber auf jeden Fall eine sehr interessante Geschichte die man sich jederzeit gut anschauen kann. Manchmal mangelt es eventuell ein wenig an Intensität, doch insgesamt gesehen bekommt man solide Filmkost geboten die sich für eine Sichtung allemal anbietet.


6/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 23. Feb 2014, 12:43
von horror1966
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Smiley
(Smiley)
mit Caitlin Gerard, Melanie Papalia, Shane Dawson, Andrew James Allen, Liza Weil, Roger Bart, Keith David, Toby Turner, Michael Traynor, Jana Winternitz, Nikki Limo, Steve Greene, Richard Ryan, DeStorm Power
Regie. Michael J. Gallagher
Drehbuch: Ezra Cooperstein / Michael J. Gallagher / Glasgow Phillips
Kamera: Nicola Marsh
Musik: Dave Porter
FSK 16
USA / 2012

Smiley. Unter diesem Namen kennt man einen mysteriösen Serienkiller, über den nichts weiter bekannt ist, außer dass er seine Opfer im Internet aufspürt und gnadenlos jagt, nachdem sie einen bestimmten Spruch dreimal getippt haben. Ashley ist neu am College. In einem Chat hört sie erstmals von dem Killer. Aber sie hält die blutrünstige Geschichte für eine urbane Legende - und kann Smiley doch nicht mehr vergessen. In ihrem Zimmer tippt sie den verhängnisvollen Satz dreimal. Und löst damit eine Kette von irrwitzigen Ereignissen aus, die sie in den Wahnsinn zu treiben drohen. Oder gibt es Smiley tatsächlich?


Und wieder einmal wird man mit einem Regie-Debüt konfrontiert, das von den bisherigen Kritiken eher gnadenlos verrissen wird. Dabei erzählt Michael J. Gallagher mit "Smiley" durchaus eine Geschichte mit Potential, das allerdings stellenweise nicht gänzlich ausgeschöpft wurde. Die Geschichte an sich ist nicht sonderlich neu und lässt so beispielsweise gewisse Ähnlichkeiten zu einem Film wie "Cry Wolf" erkennen. Was hier von den meisten Leuten kritisiert wird ist die angeblich schlechte Umsetzung der vorliegenden Thematik, wobei aber im Prinzip sämtliche Zutaten relativ gut zusammengefügt wurden und so eine Story präsentieren, die definitiv gut-und vor allem spannend unterhalten kann. Vielleicht fehlt vielen Leuten ganz einfach ein angemessener Härtegrad über den sich ein Slasher im Normalfall definiert, denn in dieser Beziehung hält sich der Film doch sehr vornehm zurück. Gallagher setzt sein Hauptaugenmerk viel eher auf diverse gut eingesetzte Schockmomente, in denen der Zuschauer doch so manches Mal zusammenzucken kann. Diese Momente sind auch gar nicht so selten eingebaut worden und werden zudem von einer sehr ansehnlichen-und dichten Grundstimmung untermalt, so das man der Geschichte in atmosphärischer Hinsicht nun wirklich nichts vorwerfen kann.

Phasenweise lassen sich auch herrlich bedrohliche Momente erkennen und die Spannungsschraube wird kontinuierlich immer fester angezogen, bis sich dann erst kurz vor dem Ende das Rätsel um den mysteriösen Internet-Killer lösen lässt. Bis dahin jedoch kann man sich eigentlich nie sicher sein ob es sich überhaupt um einen Menschen handelt, denn durch den Ablauf der Ereignisse wurde recht geschickt eine Note des Übernatürlichen in das Szenario eingebaut, denn wenn man die Morde des ominösen "Smiley" einmal genauer betrachtet muss man feststellen, das diese rein von der Logik her nicht von einem Menschen begangen werden können. Anlehnungen an "Candyman" oder "Bloody Mary" nähren diesen Verdacht und gleichzeitig rückt Gallagher auch immer wieder den Aspekt in den Mittelpunkt, das an dieser Stelle eventuell das Internet ein eigenes Bewusstsein entwickelt haben könnte, aus dem der Mörder entsprungen ist. Ob sich diese Idee nun dämlich oder abwegig anhört spielt dabei gar keine Rolle, vielmehr sollte man an dieser Stelle lediglich bewerten, ob die Geschichte aus diesem Punkt genügend Spannung beziehen kann.

Und diese Frage kann man im Prinzip nur mit einem klaren ja beantworten, denn auch wenn sich die Chose nicht immer zwingend logisch darstellt, bekommt man einen meiner Meinung nach absolut sehenswerten Genre-Beitrag zu sehen, der viel besser geraten ist als es manche im Netz umher schwirrende Kritik vermuten lässt. Das Einzige was an diversen Stellen wirklich ein wenig nervend erscheint, ist das manchmal leicht nervende Gehabe diverser Akteure, denn phasenweise fallen einige Darsteller fast schon durch ein leichtes Overacting ins Auge, das im Endeffekt jedoch lediglich ein wenig den Gesamteindruck trüben kann, der sich insgesamt doch überraschend gut gestaltet. Natürlich kommt es dabei auch wieder einmal auf die eigene Erwartungshaltung an und wenn man diese zu hoch ansetzt kommt am Ende eventuell eine leichte Enttäuschung zum Vorschein. Wenn man das Ganze jedoch einmal ganz neutral betrachtet, dann sollte man im Prinzip zu der Erkenntnis kommen, das mit "Smiley" ein sehr gelungenes Erstlingswerk vorliegt, das gut 90 Minuten interessante-und spannende Horrorkost bietet, die allerdings fast gänzlich ohne Blut und sonderliche härten auskommen muss.

Wer Filme wie "Cry Wolf" mag kann hier eigentlich gar nichts falsch machen, denn die vorliegende Geschichte tendiert doch in die gleiche Richtung. Für manch einen mag die Auflösung der Chose vielleicht sogar ein echtes Highlight und eine große Überraschung darstellen, Kenner der Szene hingegen können durchaus schon vorher erahnen, in welche Richtung des Rätsels Lösung tendiert. Und so bekommt man hier sicherlich kein Meisterwerk geboten und das Rad des Genres wird durch "Smiley" auch keinesfalls neu erfunden. Dafür offenbart sich allerdings ein spannendes Szenario, das zudem einige wunderbare Schreckmomente beinhaltet, bei denen man ganz unwillkürlich zusammenzuckt. Wer dann auch noch nicht unbedingt auf Härte und Blut fixiert ist sollte bedenkenlos zugreifen, denn kurzweilig Unterhaltung bekommt man definitiv geboten.


Fazit:


Ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen nachdem ich die größtenteils vernichtenden Kritiken zu diesem Film gesehen habe. Nach der Sichtung kann ich diese ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen, denn auch wenn "Smiley" sicherlich nicht frei von Fehlern ist, bekommt man aber doch einen Film geboten, der sich in meinen Augen oberhalb des normalen Durchschnitts ansiedelt und definitiv eine Empfehlung wert ist.


7/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 23. Feb 2014, 12:44
von horror1966
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Die Nacht bringt den Tod
(Dead of the Nite)
mit Tony Todd, Joseph Millson, Cicely Tennant, Gary Mavers, Claudio Pacifico, Paul Fox, Simon Bamford, Suzi Lorraine, Simone Kaye, Stuart Boother, Rachel Whittingham, Anna Carteret, Sousila Pillay, Johnathon Farrell
Regie: S.J. Evans
Drehbuch: S.J. Evans
Kamera: Huw Walters
Musik: Robin Scott Fleming
keine Jugendfreigabe
Großbritannien / 2013

Einige Geisterjäger untersuchen das berüchtigte Jericho Manor, in dem es seit langer Zeit spuken soll. Doch sie merken sehr schnell, dass es nicht nur Geister sind, die in diesem Anwesen umgehen. Einige Mitglieder der Gruppe werden ermordet, so dass die Überlebenden gezwungen sind, ihre Nachforschungen darauf zu konzentrieren, herauszufinden, wer oder was für diese Missetaten verantwortlich ist. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, da ihrer aller Leben in großer Gefahr ist.


So manch einer wird allein schon zu der vorliegenden DVD greifen, da auf dem Cover mit dem beliebten B-Movie Darsteller Tony Todd geworben wird, der innerhalb der Geschichte allerdings lediglich eine kleine und eher untergeordnete Rolle einnimmt. Im Mittelpunkt steht vielmehr eine Gruppe von sogenannten Geisterjägern, die in einem berüchtigten Gebäude auf die Jagd nach paranormalen Phänomenen gehen und dabei allesamt ihr Leben verlieren. Damit verrät man nicht zu viel, denn der Film beginnt seine Erzählung damit, das die Polizei die verstümmelten Leichen findet und im nachhinein die Ereignisse der vergangenen Nacht durch Videoaufnahmen belegt wird, die im zuständigen Polizeirevier gesichtet werden. Bei einem Budget von gerade einmal geschätzten 20.000 englischen Pfund sollte man hier keine Wunderdinge erwarten, handelt es sich doch ganz eindeutig um eine Low Budget Produktion, die allerdings keinesfalls so schlecht geraten ist, wie manche Kritiken es eventuell vermuten lassen.

Sicher, die Geschichte ist alles andere als perfekt umgesetzt und beinhaltet zudem auch diverse Logiklöcher, aber ehrlich gesagt kommt hier relativ mehr Spannung auf als in etlichen anderen Found Footage Produktionen. Diese ergibt sich hauptsächlich aus der Frage nach der Identität des unheimlichen Mörders, der ganz offensichtlich innerhalb des Gebäudes auf die Jagd nach Menschenleben geht. Ziemlich schnell wird nämlich ersichtlich, das der Zuschauer hier keinesfalls mit übernatürlichen Phänomenen, sondern mit einem Killer aus Fleisch und Blut konfrontiert wird. Die Auswahl an möglichen Verdächtigen bleibt dabei relativ eingeschränkt, denn wenn man einmal die etwas zu offensichtlichen Verdachtsmomente ausschließt die sich auf bestimmte Akteure beziehen, dann ist man letztendlich nicht wirklich überrascht über die Identität des echten Killers. Bis man jedoch eine Bestätigung für die eigenen Vermutungen bekommt vergeht eine geraume Zeit, in der man nicht immer mit logischen Abläufen konfrontiert wird. Zudem sind es in erster Linie die nicht unbedingt substanziellen Dialoge, die ganz eindeutig die größte Schwäche des Filmes darstellen.

Dafür machen jedoch die unbekannten Darsteller ihre Sache bis auf wenige Ausnahmen relativ gut, so das man in dieser Beziehung doch eher eine leicht positive Überraschung erlebt. Und so kann man dann sicherlich diverse Mankos in diesem Werk finden, sollte dabei jedoch auch erwähnen das durchaus interessante Unterhaltung vorliegt, an der Freunde dieser Filmart auf jeden Fall ihre Freude haben könnten. Mir persönlich hat "Die Nacht bringt den Tod" jedenfalls weitaus besser gefallen als beispielsweise die so hoch gelobte "Paranormal Activity Reihe", die lediglich als hilfreiche Einschlafhilfe genommen werden kann. Das liegt allerdings wie immer im Auge des jeweiligen Betrachters, doch fällt vorliegender Film auf keinen Fall so schlecht aus, wie man aufgrund einiger Bewertungen befürchten musste. Was mir jedoch vollkommen überzogen erscheint ist die hohe Alterseinstufung, denn damit wird der Zuschauer auf eine vollkommen falsche Fährte gelockt. Größere Härten werden nämlich definitiv nicht geboten und auch der Einsatz von Kunstblut findet so gut wie überhaupt nicht statt.

Letztendlich hat Regisseur S.J. Evans ganz bestimmt keinen perfekten Film geschaffen, doch "Die Nacht bringt den Tod" bietet sich durchaus für eine Sichtung an. Gerade die Freunde von Found Footage Filmen haben in dieser Kategorie sicherlich schon schlechtere Produktionen gesehen. Was über bleibt ist also ein Film, der zwar nicht unbedingt einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, aber zumindest kurzweilige Unterhaltung mit einigen Spannungsmomenten bietet und sich meiner Meinung nach zumindest im Durchschnittsbereich ansiedeln kann.


Fazit:


Nicht frei von Fehlern erzählt "Die Nacht bringt den Tod" aber dennoch eine kurzweilige Story, in der man jedoch nicht zwingend einen größeren Anspruch an logische Abläufe stellen sollte. Leider nimmt der gute Tony Todd nicht den Stellenwert ein den das deutsche DVD-Cover eventuell suggeriert, dafür überraschen jedoch einige der anderen Akteure mit sehenswerten Leistungen.


5,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 24. Feb 2014, 13:59
von horror1966
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Armour of God: Chinese Zodiac
(Shi Er Sheng Xiao)
mit Jackie Chan, Qi Shu, Oliver Platt, Daniel Wu, Laura Weissbecker, Caitlin Dechelle, Sung-jun Yoo, Steven Dasz, Stephen Chang, Xingtong Yao, Ken Lo, Sang-woo Kwon, Alaa Safi, Andrew Dasz, Kazu Patrick Tang
Regie: Jackie Chan
Drehbuch: Frankie Chan / Jackie Chan / Edward Tang / Stanley Tong
Kamera: Jackie Chan / Man-Ching Ng / Ben Nott / Horace Wong
Musik: Gary Chase / Nathan Wang
FSK 12
China / Hongkong / 2012

Meisterdieb und Schatzsucher Asian Hawk bekommt den Auftrag seines Lebens. 12 Bronzeköpfe der Chinesischen Tierkreiszeichen wurden während der Opiumkriege gestohlen und sind über den Erdball verteilt. Der Auftrag lautet – aufspüren und zurück in den Sommerpalast nach Peking bringen. Der Auftrag führt Asian Hawk in mehrere Kontinente. Er muss sich durch Paris schlagen, steht Dschungelkämpfern gegenüber und kämpft selbst in der Luft mit übermächtigen Gegnern. Knifflige Rätsel warten an jeder Ecke und eine brenzlige Situation jagt die andere. Kann Asian Hawk alle wertvollen Bronzeköpfe wiederbeschaffen?


Ich bin wirklich ziemlich erstaunt darüber, das dieser neue Streich von Action-Ikone Jackie Chan eher negative Kritiken erntet, offenbart sich doch von der ersten Minute an absolut perfektes Popcorn-Kino, das die Elemente Action-und Komödie nahezu perfekt miteinander verbindet. Zwar kenne ich persönlich die beiden Vorgänger nicht, doch liefert der alte Haudegen hier einmal mehr den Beweis dafür ab, das ihm das zunehmende Alter anscheinend so gut wie überhaupt nichts ausmacht. Ein Indiz dafür sind einmal mehr die teils grandios in Szene gesetzten Action-Passagen, in denen der gute Jackie einmal mehr zeigt, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Die Geschichte an sich ist dabei relativ einfach gehalten, Dinge wie eine Fälscherbande, alte Relikte und unzählige Kunstgegenstände stehen im Mittelpunkt dieser extrem kurzweiligen Geschichte, die insbesondere in der ersten Stunde ihre visuellen Höhepunkte beinhaltet. So deutet schon die Eröffnungs-Sequenz eindeutig an, das man es während der folgenden 104 Minuten höchstwahrscheinlich mit äußerst temporeichen Abläufen zu tun bekommt und diese Vorahnung soll sich in der Folge auch durchgehend bewahrheiten.

Wie gewohnt bekommt der Zuschauer auch hier unzählige Einstellungen präsentiert, die selbstverständlich des Öfteren jenseits jeglicher Realität angesiedelt sind. Wer jedoch die meisten Filme der Ikone kennt wird nicht wirklich überrascht darüber sein, handelt es sich in diesem Fall doch viel eher um ein absolutes Markenzeichen. Wer nun eventuell denkt das Chan mittlerweile in die Jahre gekommen ist und die Action aufgrund dessen unspektakulärer ausfällt sieht sich sehr schnell getäuscht, offenbaren sich doch immer wieder höchst spektakuläre Momente, in denen es zudem so richtig zur Sache geht. Natürlich darf auch die übliche komödiantische Note nicht fehlen, wobei man sich wirklich alle Mühe gegeben hat, den Humor zu keiner Zeit zu albern wirken zu lassen. Vielmehr ergeben sich etliche Situationen die sich durch eine charmant-witzige Note auszeichnen und die ständig in den Vordergrund rückende Situationskomik entlockt dem Betrachter doch den ein-oder anderen Schmunzler, den man sich beim besten Willen nicht verkneifen kann.

"Armour of God: Chinese Zodiac" lässt phasenweise schon Ähnlichkeiten zu einem James Bond Film erkennen, denn die wahnwitzige Action und die unzähligen technischen Spielereien sind doch ein untrügliches Zeichen dafür, das hier ganz bewusst diverse Anlehnungen eingebaut wurden. Auf der anderen Seite treten auch immer wieder Momente in den Mittelpunkt, die an Indiana Jones erinnern und dem Film einen wunderbaren Einschlag des Abernteuerfilmes einverleiben. Dies offenbart sich insbesondere bei der Schatzsuche, bei der Jackie und seine Freunde in so manch waghalsige Situation geraten, aus der sie sich jedoch immer wieder mit Glück und viel Können befreien können. Und so bekommt man letztendlich rundum gelungenes Spektakel geboten, das teilweise vollkommen zu Unrecht extrem schlecht bewertet wird. Handelt es sich doch um einen echten Blockbuster, der sich auch hinter den unzähligen Hollywood-Produktionen keinesfalls verstecken muss. Das vorliegende Drehbuch des Werkes ist sicherlich nicht die größte Stärke, doch ehrlich gesagt habe ich die Geschichte in sich als relativ stimmig empfunden. Manch einer mag sich nun über die teils fast hanebüchenen-und überzogenen Action-Einstellungen beschweren, doch wenn man einmal ganz ehrlich ist, dann dürfte das doch gerade für Fans von Jackie Chan definitiv kein negativer Kritikpunkt sein, da sich die meisten seiner Werke doch garade dadurch auszeichnen.

Ich selbst war eigentlich nie ein großer Fan des Asiaten, doch "Amour of God: Chinese Zodiac" gehört zu den Produktionen die mich wirklich überzeugenkonnten. Man bekommt wirklich alles geboten, was man von gediegenem Popcorn-Kino erwartet und wer so etwas nicht sehen möchte, sollte erst gar nicht zur vorliegenden DVD greifen. Auch in höherem Alter erscheint die Action-Ikone auch hier wie ein ewiger Jungbrunnen und verblüfft einen einmal mehr durch waghalsige Stunts. Grandioses-oder gar anspruchsvolles Schauspiel sollte man allerdings nicht erwarten, denn hier hatte der gute Jackie noch nie seine größten Stärken. Insgesamt gesehen reichen aber sämtliche Darstellungen der Akteure für einen Film dieser Art vollkommen aus und es gibt keinerlei Rausreißer nach unten zu beobachten. Wer also eine richtig gelungene und unglaublich unterhaltsame Action-Komödie zu schätzen weiß ist hier definitiv an der richtigen Adresse und wird durchgehend auf seine Kosten kommen.


Fazit:


Tausendsassa Jackie Chan stellt einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis, das er immer noch nicht zum alten Eisen zu zählen ist. In gewohnter Manier meistert er sämtliche brenzligen Situationen und präsentiert dabei ein wahres Action-Feuerwerk mit viel Humor, an dem man auf jeden Fall seine helle Freude haben dürfte. Mir hat der Film jedenfalls sehr gut gefallen, so das ich ohne schlechtes Gewissen eine dicke Empfehlung aussprechen kann.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 25. Feb 2014, 16:48
von horror1966
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Assault - Anschlag bei Nacht
(Assault on Precinct 13)
mit Austin Stoker, Darwin Joston, Laurie Zimmer, Martin West, Tony Burton, Charles Cyphers, Nancy Kyes, Peter Bruni, John J. Fox, Marc Ross, Alan Koss, Henry Brandon, Kim Richards, Frank Doubleday, Gilbert De la Pena
Regie: John Carpenter
Drehbuch: John Carpenter
Kamera: Douglas Knapp
Musik: John Carpenter
FSK 16
USA / 1976

In einer düsteren, heruntergekommenen Vorort von L.A. soll ein Polizeirevier geschlossen werden. Die meisten Bediensteten sind bereits verschwunden, die Telefone gekappt und nur eine Notbesetzung hält noch die Stellung. Zur gleichen Zeit werden andernorts zwei unschuldige Bürger Opfer einer brutalen Streetgang. Der Vater eines der Opfer rächt sich, erschießt den Mörder seiner Tochter und muss vor der Überzahl der schwer bewaffneten Gang-Mitglieder fliehen. Während seiner Flucht vermehrt sich die Zahl seiner Verfolger, bis ihn sein Weg in letzter Minute in die besagte Polizeistation führt. Die Eingeschlossenen, Cops und inhaftierte Verbrecher, müssen das Revier gemeinsam verteidigen und werden zu einer mörderischen Schlacht gezwungen...


John Carpenter ist sicherlich zu den absoluten Regie-Legenden zu zählen und seine echten Meisterwerke sind wohl hauptsächlich unter seinen früheren Werken zu finden. Ganz eindeutig reiht sich auch "Assault - Anschlag bei Nacht" aus dem Jahre 1976 ein, der in Deutschland hauptsächlich unter seinem Alternativ-Titel "Das Ende" bekannt ist und nach "Dark Star" erst der zweite Spielfilm des Altmeisters war. Kaum ein anderer seines Faches schafft es fast spielerisch, mit den geringsten Mitteln eine maximale Wirkung zu erzielen und den Zuschauer dabei so in seine Werke eintauchen zu lassen, das man stellenweise schon fast selbst zum Spielball der stattfindenden Ereignisse wird. Gerade in vorliegendem Fall kommt dieser Aspekt besonders zum tragen, präsentiert sich doch ein mit 150.000 $ ein äußerst niedrig budgetierter Action-Thriller, der in erster Linie durch seine grandiose Grundstimmung und die vorhandene Hochspannung ins Auge des Betrachters fällt und diesen ganz automatisch in den immer stärker in den Vordergrund tretenden Sog der Gewalt hinein zieht. Schauplatz des Ganzen ist Los Angeles und hinter der glitzernden Fassade der Metropole rumort es insbesondere in den Vororten ganz gewaltig. Jugendbanden neigen zu immer mehr Gewalt, auf die von Seiten der Polizei wiederum mit Gegengewalt reagiert wird. Kein Wunder also, das Carpenter seine Erzählung auch mit einer eben solchen Einstellung beginnt, die diesen Aspekt hervorhebt. Im weiteren Verlauf stellt man dann auch relativ schnell fest das in dieser Eröffnungs-Sequenz die Basis und Grundlage für die weiteren Abläufe gelegt wurde, in denen die ansteigende Gewaltspirale immer mehr eskaliert, bis anscheinend sämtliche Grenzen von Recht und Ordnung noch nicht einmal mehr ansatzweise zu erkennen sind.

Der größte Genie-Streich des Regisseurs war es sicher, als Schauplatz für den Großteil der weiteren Ereignisse ein fast verlassenes Polizeirevier zu wählen, das nur noch von wenigen Leuten besetzt ist, da ein Großteil der Belegschaft schon längst in ein neues Quartier umgezogen ist. Durch diese Location entfaltet das Geschehen in der Folge eine ungeheuer starke klaustrophobische Note, werden doch die wenigen Verbliebenen in einen Kampf hinein gezogen, der ungleicher kaum sein könnte. Nachdem nämlich ein verzweifelter Mann das Revier betritt und Hilfe sucht nachdem seine kleine Tochter von jugendlichen Straftätern erschossen wurde, nimmt das Unheil unaufhaltsam seinen Lauf. Aus nachvollziehbaren Gründen hat der Mann nämlich aus Rasche den Mörder seiner Tochter nach einer wilden Verfolgungsjagd getötet und nun wollen seine Kumpanen selbstverständlich Blutrache. Einen ganz besonderen Spannungsmoment bezieht das Szenario zudem aus dem Aspekt, das die Beamten im Revier nur erahnen können, weshalb sie auf einmal geradezu belagert werden und sich einer zahlenmäßig weit überlegenen Gruppe gegenübersehen, die zudem auch unmissverständlich zum Ausdruck bringt, das sie unter Einsatz des eigenen Lebens zu wirklich Allem bereit ist. Nun könnte man leicht zu der Annahme gelangen, das sich diese Entschlossenheit durch verbale Ankündigungen oder große Sprüche zu erkennen gibt, doch auch bei diesem Punkt versteht es Carpenter einmal mehr, den Zuschauer wirklich zu überraschen. Die Angreifer sprechen nämlich während der gesamten Ereignisse überhaupt nicht und sind zudem auch eher selten wirklich im Bild zu sehen. Dennoch weiß undspürt man ganz genau das hier eine Situation vorherrscht, in der die im Revier eingeschlossenen Menschen praktisch auf einem verlorenem Posten stehen und normalerweise nicht den Hauch einer Chance haben.

So offenbart sich dann auch nach einiger Zeit eine Atmosphäre die so dicht und zermürbend ist, das sie ganz erheblich an den eigenen Nerven zehrt. Um nichts auf der Welt möchte man mit den Protagonisten tauschen deren Ausgangslage so hoffnungslos erscheint, denn da die Angreifer bei ihren Attacken Schalldämpfer benutzen und sich das Polizeirevier in einer eher unbewohnten Gegend befindet, ist die Aussicht auf Hilfe und Unterstützung nicht unbedingt groß. Die dadurch entstehende Beklemmung legt sich wie eine zentnerschwere Last auf die eigenen Schultern und man droht unter deren Gewicht jederzeit einzubrechen. In dieser scheinbaren Ausweglosigkeit entwickeln dann die Darsteller ihre großen Stärken, denn einmal ganz davon abgesehen das man es hier mit eindrucksvollem Schauspiel der Akteure zu tun bekommt, füllt jeder einzelne der Akteure seine Rolle mit einer unglaublichen Authenzität aus, so das die Geschichte durchgehend glaubwürdig erscheint und dadurch eine unglaublich hohe Intensität freisetzt. Dabei erscheint "Assault - Anschlag bei Nacht" selbst in der heutigen zeit noch unwahrscheinlich hart und kompromisslos, wobei sich dieser Aspekt nicht unbedingt auf der visuellen Schiene zu erkennen gibt. Trotz etlicher Schusswechsel und Toter bekommt man nämlich so gut wie überhaupt kein Blut zu sehen was der Film jedoch auch gar nicht nötig hat, da er seine Härte aus der gegebenen Situation bezieht, die durchgehend absolute Hochspannung garantiert. Das trifft allerdings auch nur auf das vorliegende Original zu, denn die 2005 erschienene Neuauflage "Das Ende - Assault on Precint 13" wirkt dagegen wie ein lauer Kindergeburtstag und kommt in keiner Phase an Carpenter's Meisterwerk heran. Dabei handelt es sich noch nicht einmal um ein wirklich schlechtes Remake, doch hat der Altmeister hier ganz einfach die Messlatte der Qualität viel zu hoch gelegt, als das eine noch so gut gedachte Neu-Interpretation da mithalten könnte.

"Assault - Anschlag bei Nacht" stellt nämlich ganz eindeutig die perfekte Symbisose aus Spannung, Atmosphäre und guten Darstellern dar, die zudem noch von einem absolut grandiosen Soundtrack mehr als nur passend untermalt wird. Nach nunmehr schon fast vier Jahrzehnten liegt mit diesem Film immer noch ein Paradebeispiel dafür vor, das man auch mit den geringsten Mitteln einen unglaublich guten-und intensiven Action-Thriller auf die Beine stellen kann, der den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute für sich einnimmt und ihm dabei ein unvergessliches Film-Erlebnis bereitet. Wohl in den seltensten Fällen wurde auf eine solch spartanische Art und Weise so dermaßen effektiv und eindrucksvoll der Beweis geliefert, das Gewalt immer Gegengewalt erzeugt. John Carpenter hat aber nicht nur die Thematik ganz hervorragend umgesetzt, sondern ihr zudem auch noch eine intensive-und glaubwürdige Note beigefügt, so das diese Geschichte auch in der heutigen Zeit immer wieder sehenswert erscheint. Düster, bedrohlich und knallhart wird hier eine Situation dargestellt, in der man weder mit Overacting, noch mit übertriebenen Action-Passagen konfrontiert wird, sondern einzig und allein mit der schier aussichtslosen Lage einiger menschen, die mit dem Mut der Verzweiflung, aber dennoch mit klarem Verstand um das eigene Überleben kämpfen. Die dabei zum Vorschein kommende Glaubwürdigkeit der Ereignisse verleiht diesem Werk etwas ganz Besonderes, was es in den heutigen Produktionen leider nur noch eher selten zu sehen gibt, die doch viel eher von ihren spektakulären Elementen leben.


Fazit:


"Assault - Anschlag bei Nacht" zählt meiner Meinung nach zu den besten Action-Thrillern, die je das Licht der Filmwelt erblickt haben. Diesen Status hat sich das Werk dabei keineswegs durch blutige Einstellungen oder anderer visueller Härte erarbeitet, sondern vielmehr durch die authentische Darstellung einer ausweglosen Situation, in der sich einige Menschen befinden. Wer dieses Meisterwerk noch nicht kennen sollte muss diesen Zustand unbedingt ändern, da man ansonsten einen kleinen Meilenstein des Genres verpassen würde.


10/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 27. Feb 2014, 13:49
von horror1966
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Fando & Lis
(Fando y Lis)
mit Sergio Kleiner, Diana Mariscal, María Teresa Rivas, Tamara Garina, Juan José Arreola, Rene Rebetez, Amparo Villegas, Miguel Álvarez Acosta, Raul Romero, Julio Castillo, Adrián Ramos, Henry West, Luis Urias
Regie: Alejandro Jodorowsky
Drehbuch: Fernando Arrabal / Alejandro Jodorowsky
Kamera: Rafael Corkidi / Antonio Reynoso
Musik: Mario Lozua / Hector Morely / Pepe Ávila
keine Jugendfreigabe
Mexiko / 1967

Fando und seine schwer kranke Geliebte Lis machen sich auf eine Reise in die geheimnisvolle Stadt Tar, wo sie Linderung für ihre Leiden zu finden hoffen. Unterwegs begegnen sie vielen skurrilen Gestalten.


Alejandro Jodorowsky zählt wohl ganz eindeutig zu der Gruppe von Regisseuren, deren Filme alles andere als leicht verdaulich sind. Gleich in seinem Spielfilm-Debüt "Fando & Lis" wird dies mehr als eindrucksvoll unter Beweis gestellt, denn was sich in der kurzen Inhaltsangabe noch recht simpel und überschaubar anhört, gestaltet sich von der ersten Minute an als extrem bizarrer Bilderrausch, in dem sicherlich nicht jeder einen wirklichen Sinn erkennen kann. In seiner episodenartigen Erzählweise präsentiert der Film rein optisch fast schon wie ein Road Movie, in dem zwei Menschen durch eine steinige-und vollkommen zerstörte Einöde wandern und dabei die sagenumwobene Stadt Tar suchen, die einem Ekstase, Glückseligkeit und die Linderung aller Leiden verspricht. Durch diese kurze Beschreibung wird gleichzeitig deutlich, das dieses Werk über ziemlich stark ausgeprägte Fantasy-Elemente verfügt, die auch durchgehend immer wieder äußerst stark in Erscheinung treten. Dennoch sind damit noch längst nicht alle Elemente der verschiedensten Genres aufgezählt, aus denen sich "Fando & Lis" zusammensetzt und aufgrund dessen einen sehr wilden und undurchsichtigen Genre-Flick an den Tag legt, bei dem man sich im Prinzip erst gar nicht die Mühe machen sollte, einen echten Sinn in den Ereignissen zu erkennen. Jodorowsky hantiert nämlich vielmehr mit unzähligen Anspielungen auf die unterschiedlichsten Dinge und setzt dabei ganz eindeutig auf die Fantasie des Zuschauers, der hier seine ganz eigene Interpretation finden muss, um die Abläufe auch nur annähernd erklären zu können. Im Vordergrund stehen dabei Dinge wie Missbrauch, unzählige sexuelle Anspielungen und Gewalt, wobei diese Themen auch noch durch Rückblenden in die Kindheit der beiden Hauptfiguren unterstützt werden.

Die Umsetzung des Ganzen ist von Jodorowsky bewusst provokativ umgesetzt worden und als Betrachter der Szenerie muss man sich dabei mit bizarren Bildfolgen und Gestalten auseinandersetzen. Das fällt an etlichen Stellen gar nicht einmal so leicht, versucht man doch einige Male vergeblich den wirklichen Sinn der ganzen Chose zu erkennen, denn in etlichen Passagen erscheinen die Geschehnisse schon beinahe kryptisch und erschweren das Verständnis für die Zusammenhänge doch zusehends. So ist man dann auch oft genug auf eigene Vermutungen angewiesen, um sich in seinem Kopf die Bedeutung der unzähligen Anspielungen zu machen, die doch auf den ersten Blick kaum nachvollziehbar erscheinen. Man merkt also das es sich in vorliegendem Fall um alles andere als einen typischen Mainstreambeitrag handelt, denn "Fando & Lis" ist wohl einer der außergewöhnlichsten und gewöhnungsbedürftigsten Filme, die man in seinem leben zu sehen bekommt. In diesem Punkt liegt jedoch auch gleichzeitig die größte Stärke dieses wirren-und streckenweise konfusen Szenarios, dessen Bedeutung der eigene Verstand nur schwerlich erkennen kann. Die surrealen Elemente prasseln streckenweise dermaßen auf einen ein das man sich schon fast erschlagen fühlt und man braucht auch gleichzeitig eine geraume Zeit, um diesen Film erst einmal so richtig sacken zu lassen.

Es ist sicherlich absolut nachvollziehbar, wenn etliche Leute rein gar nichts mit dieser Geschichte anfangen können, kommt es doch auch ganz eindeutig auf den persönlichen Geschmack an. Doch selbst wenn man ein Liebhaber des außergewöhnlichen Filmes ist offenbart sich hier ein echter Spagat zwischen Genie und Wahnsinn, den man nicht alle Tage zu sehen bekommt. Gleichzeitig zeigen sich auch etliche skurril anmutende Momente, so wird man beispielsweise mit Menschen konfrontiert, die in mitten der trostlosen Einöde und in vollkommen zerstörten Städten edel gekleidet einem Tanzvergnügen nachgehen. Als wenn das alles zusammen genommen nicht schon genug an bizarren Eindrücken wäre, hat Jodorowsky aber auch noch dezente Einflüsse des Horrorfilms einfließen lassen, indem er den Zuschauer auch mit diversen Untoten konfrontiert, so das man kurzerhand auch schnell einmal den Eindruck erlangen kann, das man sich in einem abstrusen Zombiefilm befindet. Wenn man dann nach der Sichtung dieses genial-wahnsinnigen Film-Tripps die Geschichte noch einmal in seinem Kopf abspielt und nach Erklärungen für das fiebrige Intermezzo sucht , erkennt man je nach Geschmack und Vorliebe schon recht deutlich, das "Fando & Lis" sehr wohl eine echte Perle des außergewöhnlichen Filmes darstellt, die unzählige revolutionäre-und provokante Stilmittel beinhaltet, die diesem Werk eine nicht zu erklärende Brillanz verleihen und es gleichzeitig zu einem echten Kunstwerk machen.

Diese Ansicht mag ganz bestimmt nicht jeder teilen, denn der Zugang zu diesem bizarren Bilderrausch ist nicht unbedingt leicht. Wenn man jedoch seine ganz eigene Interpretation der Abläufe findet, dann wird man definitiv mit einem Film-Erlebnis belohnt, das man nicht so schnell vergessen wird. Dennoch sollte man zu bedenken geben das man hier auf eine echte Geduldsprobe gestellt wird, denn teilweise mag einem das Szenario an einigen Stellen etwas in die Länge gezogen erscheinen, was sich jedoch bei genauerer Betrachtung als eine Art Trugschluss herausstellen soll, da jede einzelne Szene ein äußerst wichtiger Mosaikstein in einem Gesamtbild ist, das man schwerlich in Worte fassen kann. So fällt es dann letztendlich auch sehr schwer an dieser Stelle eine wirklich objektive Bewertung abzugeben, denn selten war bei einem Film so sehr der persönliche Geschmack gefragt, wie es beim Regieerstling von Alejandro Jodorowsky der Fall ist. An dieser Stelle muss man auch einmal mehr das Independent Label Bildstörung loben das einem dieses bizarre Kunstwerk als ersten Film in der gerade erschienenen Jodorowsky Box in gewohnt erstklassiger Qualität präsentiert.


Fazit:


Manchmal muss man eine Geschichte nicht immer gänzlich verstehen und kann sich dennoch an einem Szenario erfreuen, das etliche Genres miteinander verbindet und einem letztendlich einen wahnsinnigen-und surrealen Fiebertraum offenbart, in den man mit zunehmender Laufzeit immer intensiver eintaucht. Die Deutung der Abläufe ist dabei einem jeden selbst überlassen und das macht "Fando & Lis" zu einem absolut hervorstechenden Beitrag, der sicherlich seine nicht gerade kleine Fan-Gemeinde finden wird.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 28. Feb 2014, 12:37
von horror1966
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Drecksau - Es ist Zeit, versaut zu sein
(Filth)
mit James McAvoy, Jamie Bell, Imogen Poots, Joanne Froggatt, Shirley Henderson, Jim Broadbent, Eddie Marsan, Martin Compston, Iain De Caestecker, Emun Elliott, Pollyanna McIntosh, Kate Dickie, Shauna Macdonald
Regie: Jon S. Baird
Drehbuch: Jon S. Baird / Irvine Welsh
Kamera: Matthew Jensen
Musik: Clint Mansell
FSK 16
Belgien / Großbritannien / Deutschland / Schweden / USA / 2013

Der Edinburgher Inspektor Bruce Robertson ist korrupt bis ins Mark. Da er kurz vor einer Beförderung steht, begeht der heillos Drogen- und Sexsüchtige freiwillig jede verwerfliche Schandtat. Ihm geht es weniger darum, den brutalen Mord an einem Asiaten aufzuklären, sondern vielmehr, mit gezielten Intrigen konkurrierende Kollegen auszuschalten, und das direkt vor der Nase seines Chefs Toal. Während er jedes schmutzige Geheimnis seiner Abteilung nutzt, ahnt niemand, dass ihn Frau und Kind verlassen haben. Unterdessen driftet Robertson in unkontrollierten Drogenwahn.


Wohl eher selten war ein deutscher Filmtitel so zutreffend wie in vorliegendem Fall, denn Inspektor Robertson ist im wahrsten Sinne des Wortes eine echte Drecksau. Vom Charakter her meint man deshalb auch diverse Parallelen zu einem echten "Bad Lieutenant", denn die Hauptfigur tut nun wirklich alles, um seinem fragwürdigen Ruf gerecht zu werden. Alkohol, Drogen, Sex und etliche Intrigen stehen dabei im Mittelpunkt einer Charakter-Beleuchtung, die zum Ende der Geschichte hin noch eine fast tragische Beinote erhalten soll. In den ersten gut 60 Minuten verläuft die Story hauptsächlich in die Richtung einer typisch britischen Komödie, wobei der hier zur Schau gestellte Humor sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird. Pechschwarz, voller Sarkasmus und mit einem Hauch Zynismus ausgestattet offenbart der Plot jedoch unzählige Momente, in denen der Zuschauer sich ein Lachen definitiv nicht verkneifen kann. Das liegt streckenweise auch an der absolut brillanten Situationskomik, die an etlichen Stellen schon grotesk-absurde Formen annimmt, aber auch die äußerst bissigen-und deftigen Dialoge tragen ihren Teil dazu bei, das man jederzeit voll auf seine Kosten kommt.

Betrachtet man einmal das Schauspiel der Akteure, so wird man hier mit absolut erstklassigen Leistungen verwöhnt, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist der Film nahezu perfekt besetzt. Dennoch sollte man Hauptdarsteller James McAvoy besonders hervorheben, verleiht er doch der Figur des verkommenen Polizisten eine unglaublich authentische Ausstrahlung und wenn man es nicht besser wüsste würde man doch glatt annehmen, das der gute Mann sich hier selbst spielt. Trotz seiner unzähligen negativen Eigenschaften empfindet man von Beginn an sehr viel Sympathie für den Charakter, was sich in der letzten halben Stunde des Szenarios noch einmal zusehends verstärkt, sich aber auch gleichzeitig mit einer Prise Mitleid vermischt. Insbesondere dieses letzte Drittel der Geschichte stellt aber auch gleichzeitig eine Art Stilbruch dar, denn was zuvor noch wie eine bitter-böse Komödie daher kam, nimmt letztendlich die Züge eines echten Psycho-Dramas an, was bei manchen Leuten eventuell nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen dürfte. Mir persönlich hat jedoch gerade dieser Umschwung äußerst gut gefallen und außerdem ist es auch beileibe nicht so, das man nicht schon vorher erahnen könnte, das der Plot noch eine rigorose Wendung nehmen würde. Regisseur Jon S. Baird ist nämlich von der ersten Minute an wohl darauf bedacht, den Betrachter mit zunehmender Spieldauer immer intensiver mit dem seelischen Zustand der Hauptfigur zu konfrontieren und dieser präsentiert sich in Form von immer stärker zum Vorschein kommenden fieberartigen Wahrnehmungsstörungen und Visionen, die so manches Mal schon an einen Film wie "Trainspotting" erinnern.

Gleichzeitig wurde aber auch nicht vergessen, das Ganze extrem humoristisch zu untermalen und so entfaltet sich immer mehr eine Art wahnsinniger Drogen-Trip, der visuell erstklassig in Szene gesetzt wurde. Der in der Inhaltsangabe erwähnte Mordfall nimmt im Geschehen dabei eine eher untergeordnete Rolle ein, denn der Fokus ist eindeutig auf Robertson und seine üblen Machenschaften, sowie seinen immer weiter entgleitenden Geisteszustand gelegt. Das ist auch gut so, denn nur so kann "Drecksau" auch seine gesamte Intensität an den Tag legen, die fast im Minutentakt immer weiter ansteigt. Man bekommt also im Prinzip einen rundum gelungenen Film geboten der nicht nur einen phasenweise starken Angriff auf die Lachmuskulatur beinhaltet, sondern ganz nebenbei auch noch exzellente Züge des Psycho-Dramas in den Vordergrund rückt. Dadurch steigt diese Produktion in meinen Augen zu etwas ganz Besonderem auf und beinhaltet eine Menge an Qualität, die dem Zuschauer förmlich ins Gesicht springt. Sämtliche Zutaten wurden absolut perfekt miteinander vermischt und das Szenario funktioniert so auch von der ersten bis zur letzten Einstellung glänzend, so das ein hochwertiger Film-Genuss vorprogrammiert ist. Natürlich sollte man eine Vorliebe für den schwarzen und bissigen Humor sein Eigen nennen, ansonsten wird man nämlich nicht sehr viel mit diesem Werk anfangen können, das doch so brillant zu unterhalten weiß.

Je nach Geschmack wird man "Drecksau" also eher verteufeln oder aber in den Himmel loben, wobei ich mich persönlich doch zur zweiten Gruppe zählen möchte. Selten habe ich in den letzten Jahren eine solch grandiose Mixtur aus Komödie, Krimi und Psycho-Drama gesehen, die trotz ihrer etlichen humorigen Phasen auch eine beeindruckende Ernsthaftigkeit an den Tag legt. Gleichzeitig wird man mit einem Haupt-Charakter bekannt gemacht den man aufgrund seines Verhaltens eigentlich hassen müsste, stattdessen aber unglaublich viel Sympathie für einen Mann empfindet, der ganz offensichtlich nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Natürlich hat man das alles schon des Öfteren zu Gesicht bekommen, doch in vorliegendem Fall ist es ganz einfach die grandiose Umsetzung der Chose, die echte Begeisterung aufkommen lässt. "Drecksau" ist zynisch, brillant und trieft nur so vor pechschwarzem Humor, bietet aber auch gleichzeitig eine intensive Charakter-Studie eines verwirrten Menschen, der dem Alkohol und den Drogen verfallen ist. Diese Kombination ist es dann auch letztendlich, die aus einem guten Film einen überragenden macht und das ist hier meiner Meinung nach definitiv der Fall.


Fazit:


"Drecksau" trägt seinen deutschen Titel nicht umsonst, macht der Hauptdarsteller diesem Namen doch jede Menge Ehre. Grandioses Schauspiel, jede Menge Witz-und Charme, sowie eine grandiose Umsetzung dieser Geschichte sind in meinen Augen mehr als genügend Gründe, um eine ganz dicke Empfehlung für diese herausragende Produktion auszusprechen, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 2. Mär 2014, 11:58
von horror1966
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Casa de mi Padre
(Casa de mi Padre)
mit Will Ferrell, Diego Luna, Pedro Armendáriz Jr., Genesis Rodriguez, Efren Ramirez, Adrian Martinez, Gael García Bernal, Manuel Urrego, Nick Offerman, Jerry Collins, Louis Carazo, Sandra Echeverría, Elijah Velarde
Regie: Matt Piedmont
Drehbuch: Andrew Steele
Kamera: Ramsey Nickell
Musik: Andrew Feltenstein / John Nau
FSK 12
USA / 2011

Armando Alvarez hat sein gesamtes Leben auf der Farm seines Vaters in Mexiko geschuftet. Als sich die Schulden häufen und die Existenz auf dem Spiel steht, kehrt Armandos kleiner Bruder Raul auf die Ranch zurück, seine überaus attraktive Verlobte Sonia im Schlepptau. Raul hat im Ausland große Kasse gemacht und verspricht großspurig, alle Schulden des Vaters zu begleichen. Doch dann verfällt Armando der heißen Sonia mit Haut und Haar, Rauls Reichtum entpuppt sich auf Sand gebaut. Und schon haben die Brüder den mächtigen Drogenbaron Onza an der Backe, der ihnen den Krieg erklärt ...


Wer beim Langfilm-Debüt von Regisseur Matt Piedmont eine reinrassige Komödie erwartet wird sicherlich ein wenig enttäuscht sein, denn "Casa de mi Padre" präsentiert sich vielmehr als seichter Genre-Hybrid aus Road Movie, mexikanischer Tele Novela und ein wenig Humor, der allerdings leider nur in sehr wenigen Momenten auch wirklich zum Ausdruck kommt. Und das obwohl mit Will Ferell ja nun immerhin ein Darsteller in der Hauptrolle zu sehen ist, der von nicht wenigen Leuten als erstklassiger Comedian bezeichnet wird. Zugegebenermaßen habe ich noch nicht viele Filme mit dem guten Mann gesehen, doch in den bisher gesichteten Werken konnte ich persönlich keinesfalls die komische Ader des Schauspielers entdecken, die oftmals so hoch gelobt wird. Die hier eingebauten humoristischen Einlagen erscheinen einem vielmehr zwanghaft aufgesetzt und es ist weit und breit keinerlei Ansatz von herrlichem Wortwitz oder gar brillanter Situationskomik zu erkennen, so das in dieser Beziehung die Bezeichnung einer Komödie doch eher fehl am Platz ist.

Und so entfaltet sich dann auch eher eine Geschichte ohne jegliche Höhepunkte, in der die Ereignisse seltsam belanglos vor sich hin plätschern. An diversen Stellen wirkt das Geschehen sogar ein wenig befremdlich, so sind beispielsweise die mystischen Ansätze in der Mitte des Filmes absolut deplaciert und unterstreichen lediglich den maximal durchschnittlichen Gesamteindruck eines Werkes das weder Fisch noch Fleisch ist. Zu diesem Eindruck tragen auch die Schauspielleistungen der Akteure bei, die doch zumeist äußerst unbeholfen und hölzern daher kommen und die eingebauten Gesangseinlagen einiger Akteure setzen dem Ganzen dann letztendlich die Krone auf. Sicherlich wird es genügend Menschen geben die diesem Szenario etwas abgewinnen können, doch meinen Geschmack konnte die eigenartige Produktion keinesfalls treffen. Teilweise fällt es sogar relativ schwer sich die Abläufe durchgehend anzuschauen, denn viel lieber würde man doch die Vorlauftaste des heimischen DVD-Players betätigen, um die Zeit schneller voran schreiten zu lassen.

"Casa de mi Padre" zählt für mich zu der Art von Filmen, die in ihrer Gesamtbetrachtung im Prinzip überhaupt keinen Eindruck hinterlassen, denn nach der Sichtung dieser Pseudo-Komödie stellt sich der Zuschauer viel eher die Frage, was er sich da eben eigentlich angeschaut hat. Ein wirrer Genre-Mix ohne jegliche inhaltliche Substanz, der zudem höchstens noch durch seine schlechte Umsetzung ins Auge des Betrachters fällt. Schwer einzuordnen präsentiert sich eine Mischung die mehr als gewöhnungsbedürftig erscheint, wobei die witzige Komponente einer Komödie allerdings völlig vergebens gesucht wird. Ganz besonders der oft gelobte Will Ferell ist das größte Manko der Geschichte, denn selten habe ich einen Comedian gesehen, der so dermaßen unlustig erscheint und dieser Bezeichnung noch nicht einmal annähernd gerecht wird.

Letztendlich war "Casa de mi Padre" für mich persönlich eine absolute Enttäuschung, denn Matt Piedmont ist es überhaupt nicht gelungen, seiner Geschichte genügend Schauwerte zu verleihen. Einige aufgesetzt erscheinende humorige Momente können diesen Eindruck nicht verwischen, sondern unterstützen vielmehr den insgesamt schlechten Gesamteindruck eines Filmes, den es nun wirklich nicht gebraucht hätte. Natürlich handelt es sich hierbei lediglich um meine persönliche Sichtweise und es wird ganz bestimmt genügend Leute geben die das vollkommen anders sehen, doch eine Komödie sollte zumindest in Ansätzen witzig erscheinen, was in vorliegendem Fall aber keineswegs der Fall ist.


Fazit:


Selbst eine einmalige Sichtung dieses Werkes ist in meinen Augen die reine Zeitverschwendung, offenbart "Casa de mi Padre" eine Geschichte, die in ihrer belanglosen Umsetzung förmlich erstarrt. Der Humor muss mit der Lupe gesucht werden, doch auch ansonsten bietet das Szenario keinerlei Schauwerte, die man positiv erwähnen könnte.


3/10