Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Moderator: jogiwan

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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

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Erscheinungsjahr: 1979


Dreaming 3:02
The Hardest Part 3:37
Union City Blue 3:19
Shayla 3:51
Eat To The Beat 2:35
Accidents Never Happen 4:10
Die Young Stay Pretty 3:27
Slow Motion 3:25
Atomic 4:35
Sound-A-Sleep 4:12
Victor 3:19
Living In The Real World 2:38



„Eat to The Beat“ legt mit dem seinerzeit erfolgreichen „Dreaming“ los. Eine hübsche Komposition mit dito hübschen Gesangslinien. Ein Song, der nun wirklich keine Coverversion mittels der Kommerz-Punks von GREEN DAY benötigt. So etwas kann und soll nur Debbie und nicht der immerzu verschnupft klingende Billie Joe Armstrong singen. Okay, „Dreaming“ ist ein wohlgeratener Auftakt. Aber: Es wird noch besser. Und obwohl einige dieser besagten Songs im Fahrwasser von „Dreaming“ schwimmen und kraft ihrer Hitqualitäten beim Massenpublikum punkten können, lässt sich auf „Eat to The Beat“ eine ganze Menge Punk-Rock ausmachen. Beim Vorgängeralbum „Parallel Lines“ war dieser Anteil deutlich geringer. Dort enthaltene Chartbreaker/Blockbuster wie „Sunday Girl“ und „Heart of Glass“ sind meines Erachtens eh over the Top und funken absolut nicht auf meiner Wellenlänge. Bei „Eat to The Beat“ kann ich solche Momente nicht ausmachen. Die Chemie zischen mir und dem Alben stimmt. Da beißen Speedy Gonzales oder der nonstop von Tom gejagte Jerry keine Fäden ab. Selbst die Singles, “Dreaming“, “Union City Blue“ und “Atomic”, klingen für mich allesamt super. Besonders “Atomic” zimmert bei mir, im Besonderen wegen Debbies unfassbar grandioser Strophengesangsmelodie, volle Kanne ein.

Für mich ist „Eat to The Beat“ um einiges besser als sein Vorgänger „Parallel Lines“ geraten. Mit „AutoAmerican“ ging es dann leider wieder bergab. Kein Scheiß-Alben! Aber schlussendlich funken die Funk- und sonstigen Experimente wie „Sunday Girl“ und „Heart of Glass“ nun mal nicht auf meiner Wellenlänge.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Du solltest mal die CD-Reissue von "Parallel Lines" hören, da sind Demo- und Live-Versionen der Songs als Bonus draus, die die offiziellen locker ausstechen.
Mein Problem mit BLONDIE war immer die zu glatte und kommerzielle Produktion des regulären Materials. Bei kaum einer anderen Band fand ich deshalb Bootlegs so interessant. Die Konzertmitschnitte sind teilweise sooo viel cooler musikalisch gesehen.
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Diese Picture-Disc kann ich z.B. empfehlen, habe ich leider irgendwann verkauft.
Besitze tatsächlich nur noch eine Best-of-Kassette, genau richtig zum Autofahren. :lol:
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Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Fr 9. Jun 2023, 19:41 Du solltest mal die CD-Reissue von "Parallel Lines" hören, da sind Demo- und Live-Versionen der Songs als Bonus draus, die die offiziellen locker ausstechen.
Werde ich machen. Danke für Deinen Tipp!
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Maulwurf
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Maulwurf »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Fr 9. Jun 2023, 19:41 Du solltest mal die CD-Reissue von "Parallel Lines" hören, da sind Demo- und Live-Versionen der Songs als Bonus draus, die die offiziellen locker ausstechen.
Auch von mir vielen Dank! :prost: Von den ersten vier Blondie-Alben fehlt mir nur Parallel lines, aus den von Sid genannten Gründen. Da kann die Sammlung endlich ein wenig kompletter werden.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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karlAbundzu
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von karlAbundzu »

Blondie hat ja durchweg tolle Alben gemacht, und als ich bei meinem A bis Z Run die ersten sechs LPs durchhörte, war es tatsächlich die Parallel Lines, die noch ein bisschen mehr funkelte. Für mich die Platte, bei der sie am deutlichsten zeigen, was Blondie war. Von den Songs und dem Sound.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

Rolling Stones – Beggars Banquet
Veröffentlichungsjahr: 1968

Seite 1:

Sympathy for the Devil (6:18)
No Expectations (3:56)
Dear Doctor (3:22)
Parachute Woman (2:20)
Jig-Saw Puzzle (6:06)

Seite 2:

Street Fighting Man (3:16)
Prodigal Son (Reverend Robert Wilkins) (2:52)
Stray Cat Blues (4:37)
Factory Girl (2:09)
Salt of the Earth (4:47)


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Sean Egan schreibt, dass Jimmy Miller der erste richtige Produzent war, mit dem die STONES zusammenarbeiteten. Miller selbst packte eine üppige Portion Eigenlob hinzu und behauptete, dass er aus nichts sagenden wie undefinierbaren Nummern Großes geschaffen hätte. Na ja, so schlecht wird das Ausgangsmaterial der STONES auch nicht gewesen sein. Demgemäß kann ich den kraft dieser Aussagen geweckten Zorn etlicher STONES-Fans schon nachvollziehen. Haben sich Jagger und Richards dazu geäußert? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in einem meiner anderthalb (anderthalb? „Gegenspieler“ thematisiert die STONES und die BEATLES) STONES-Bücher davon gelesen habe.

Egan verwendet mit Blick auf „Beggars Banquet“ das Wort „Steigerungseffekt“. Damit meint er, dass sich jeder der enthaltenen Songs nach und nach steigert. Auch wenn ich zumeist anderer Meinung als Egan bin, hat er mit „Steigerungseffekt“ jenes Wort gefunden, welches Qualität und Aufbau der „Beggars“-Songs bestens reflektiert. Kompositionen wie „Dear Doctor“, „Jig Saw Puzzle“, „Stray Cat Blues“ und „Salt of the Earth“ fangen verhalten, leicht wässrig an - werden allerdings von Sekunde zu Sekunde besser. Demgemäß schwellen sie zu etwas Besonderem an, können den Rezipienten catchen und in sich hineinziehen.

Hineinziehen. Wow. Das kann freilich auch ein Song, der eh von vorne bis hinten geil klingt und nicht auf den „Steigerungseffekt“ setzt. Ist man das absolut Böse, wenn man mit dem Teufel sympathisiert? Sich als der Leibhaftige selbst vorstellt und mit seinen Taten prahlt. Bad Boy-Image hin, Altamont her. „Sympathy for the Devil“ ist einer der Songs, die du nur einmal im Leben schreiben kannst, und zwar in dem Moment, wo sich göttliche und satanische Kraft kreuzen und dich zu einer solchen Komposition befähigen. Ein Kracher vor dem Herrn.

Die zweite Seite wird mit „Street fighting Man“ eröffnet. Wie „Sympathy“ ein brillanter Opener. Ich tue mich hin und wieder mit den Stereo-Mixen meiner BEATLES-LPs schwer. Die BEATLES klingen Mono einfach besser. Doch „Street fighting Man“ klingt im akustischen Stereogewand perfekt.

Geschlossen wird das Alben mit der Hymne „Salt of the Earth“. Hier schlägt der von Egan propagierte Steigerungseffekt voll an wie ein. Wer das Ganze nicht nur hören, sondern auch sehen will, der sollte im www nach „The Rolling Stones Rock and Roll Circus“ in Verbindung mit „Salt of the Earth“ suchen. Es lohnt sich, denn während der Performance steigen viele bekannte Musiker in den Refrain ein, hüpfen, tanzen, schunkeln… „Salt of the Earth“ ist nicht nur der perfekte Abschluss des “Rolling Stones Rock and Roll Circus“, sondern auch der perfekte Abschluss für ein nahezu perfektes Album namens „Beggars Banquet“, welches sich meines Erachtens und im Vergleich mit seinem großartigen Vorgänger „Their Satanic Majesties Request“ – na was wohl? Richtig! – gar steigern konnte. Ja, so ist das mit dem Steigerungseffekt!

9 von 10
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Maulwurf
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Maulwurf »

Ja da hast Du absolut recht, aber ich möchte Deine Aussage noch ein wenig weiter dehnen: Beggars banquet ist eines der Alben, wie sie einer Band nur einmal gelingen können, nämlich wenn sich die positiven und die negativen Energien kreuzen (wenngleich den Stones so ein Geniestreich mehrmals gelang). Als Ergänzung möchte ich Godards ONE PLUS ONE empfehlen, wo der Zuschauer der Entstehung von Sympathy for the devil beiwohnen darf. Von den ersten Grundmelodien bis zur endgültigen Fassung. Und ab und zu sieht man auch Brian Jones im Drogenrausch auf dem Fußboden rumlümmeln. Keith hat auf dem Album (genauso wie auf der genauso genialen Let it bleed) alle Gitarren alleine eingespielt ...
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Jack Grimaldi
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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

Maulwurf hat geschrieben: Fr 23. Jun 2023, 20:21 Als Ergänzung möchte ich Godards ONE PLUS ONE empfehlen, wo der Zuschauer der Entstehung von Sympathy for the devil beiwohnen darf. Von den ersten Grundmelodien bis zur endgültigen Fassung. Und ab und zu sieht man auch Brian Jones im Drogenrausch auf dem Fußboden rumlümmeln. Keith hat auf dem Album (genauso wie auf der genauso genialen Let it bleed) alle Gitarren alleine eingespielt ...
Bisher hatte ich mich nicht getraut, mir ONE PLUS ONE zuzulegen, aber dank deines kurzen Brian Jones-Einwurfs wächst mein Interesse zusehends. :thup:
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FarfallaInsanguinata
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

One Plus One lief doch in den Achtzigern mal in den 3. der Öffis?!
Ich erinnere mich an ein ausgesprochen interessantes, quasi zweigeteilten Werk. Die eine Hälfte zeigt die Stones im Studio, die andere britische Schrottplätze mit vielen niedlichen Kleinwagen. Definitiv nix für den Mainstream, da eher experimentell und ohne lineare Erzählstruktur, könnte mir aber durchaus vorstellen, dass du deinen Spaß daran haben wirst, sid.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Maulwurf
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Maulwurf »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Mo 26. Jun 2023, 21:13 One Plus One lief doch in den Achtzigern mal in den 3. der Öffis?!
Ich erinnere mich an ein ausgesprochen interessantes, quasi zweigeteilten Werk. Die eine Hälfte zeigt die Stones im Studio, die andere britische Schrottplätze mit vielen niedlichen Kleinwagen. Definitiv nix für den Mainstream, da eher experimentell und ohne lineare Erzählstruktur, könnte mir aber durchaus vorstellen, dass du deinen Spaß daran haben wirst, sid.
Farfalla beschreibt den Film perfekt. Gestern habe ich den LASTWAGENKRIEG gesehen, und die Ähnlichkeiten in der Struktur sind bemerkenswert. Non-linear, experimentell, Musik, Dadaismus sind die Begriffe die mir zu beiden Filmen einfallen.
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Jack Grimaldi
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