DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
MONDO CANDIDO
Originaltitel: Mondo Candido
Alternativtitel: Blutiges Märchen
Land: Italien
Jahr: 1975
Genre: Ähh…Mondo???
Regie: Gualtiero Jacopetti, Franco Prosperi
Handlung:
Candide, ein naiver und weltfremder aber gleichsam gutmütiger und freundlicher junger Mann, lebt in einer idealistischen Welt. Doch die verbotene Liebe zu Kunigunde, der Tochter des Herrschers, zwingt ihn zur Flucht. Aus dem Idyll vertrieben durchstreift er die Welt, stets auf der Suche nach seiner Geliebten, kommt dabei in diverse Abenteuer und trifft diverse Charaktere, die bei ihm selbst eine Entwicklung zu einem erfahrenen Mann bewirken…
Kritik:
Als Vorlage für das Drehbuch diente die Novelle „Candide oder der Optimismus“, die im 18. Jahrhundert von niemand anderem als dem berühmten Aufklärer Voltaire verfasst wurde. Prosperi und vor allem Jacopetti, welcher schon länger eine Filmadaption dieses Stoffes im Sinn hatte, gehen, trotz dem Beibehalten einiger Passagen, recht frei mit ihrer Vorlage um, fügen neue Schlüsselstellen und Aussagen ebenso häufig hinzu wie sie alte weglassen.
Einige Ereignisse lassen sie dabei in der Zeit Voltaires, während sie andere in die heutige Zeit versetzen. So wird in ihrem Film beispielsweise das ideale Land Eldorado durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Amerika, ersetzt und zeitgenössische Ereignisse wie der Krieg in Palästina oder der Konflikt in Nordirland werden zu Stationen auf den Reisen des Candide.
Sie schaffen es jedoch diese gewagte Mischung der Epochen gekonnt umzusetzen, ohne dass sie allzu befremdlich wirken würde. Einerseits hat die Anfangsszene, wie der deutsche Alternativtitel andeutet, stark den Charakter eines Märchens, einer Gattung, in der Zeit und Raum ja ebenfalls nicht deutlich festgelegt sind. Andererseits weisen die Regisseure darauf hin, dass die behandelten Themen in mehreren Epochen Gültigkeit besitzen, indem sie klare Parallelen darstellen. So begegnen uns bestimmte Charaktere in verschiedenen Stationen, wie beispielsweise die preußischen Offiziere, die wir später als irische Soldaten wiedersehen.
Was den Film meiner Meinung nach besonders auszeichnet ist der Dualismus zwischen einer farbenfrohen, ästhetischen, humoristischen Inszenierung und einem durch und durch pessimistischen Weltbild, das sich meiner Meinung nach in drei großen desillusionierenden Thesen, die der Film vermittelt, präsentiert:
Erstens: Optimisten sind Idioten! Dies war schon in Voltaires Original ein Hauptthema, welches besonders durch die Figur des Doktor Pangloss vermittelt wird. Voltaire war ein großer Gegner von Leibnitz Theorie, dass wir in der Besten aller möglichen Welten leben würden, also erschuf er den Charakter Pangloss, den Hofphilosophen des Barons, bei dem Candide aufwächst. Dieser predigt unaufhörlich die These von der Besten aller möglichen Welten, wird aber dabei als eine einfältige und recht negative Figur dargestellt.
Im Film wird er von Jacques Herlin gespielt, der eine grandiose Performance abgibt. Stets von der besten aller möglichen Welten predigend, wird er von dem ganzen Hofstaat bewundert, der ihm, ohne seine Lehren in Frage zu stellen, aufmerksam zuhört und alles was er sagt für bare Münze nimmt. Herlin schafft es jedoch diesen Philosophen ins Lächerliche zu ziehen, ihn wie einen Narren erscheinen zu lassen, wodurch Jacopetti und Prosperi ganz im Sinn Voltaires die Unrichtigkeit seiner Lehren andeuten. Pangloss benimmt sich während er gebildet spricht stets animalisch, frisst wie ein Schwein und ist ununterbrochen hinter Frauen her.
Einen Gipfel erhält die Dreistigkeit des Pangloss als eine feindliche Macht das Schloss des Herzogs angreift. In seinem naiven Aberglauben, dass alles was geschieht, auf die bestmögliche Weise geschieht, feuert er die wilden Feinde bei ihren Vergewaltigungen und dem Zerstören des Idylls an. Auch die Szene in der er durch das erschreckende Nordirland fährt und angesichts all dieses Leidens immer noch davon schwärmt, dass diese Welt, die Beste aller möglichen ist, spricht für sich.
Sollten immer noch Zweifel daran bestehen, dass Pangloss’ Figur als Negativbild, wie ein Philosoph NICHT verfahren sollte, zu verstehen ist, machen es die Regisseure in einer der letzten Szenen überdeutlich. Eine Reihe von Menschen, darunter Candide und Pangloss, versammeln sich um den „Derwisch“ zu sprechen, eine sagenhafte Gestalt, die gottgleich verehrt wird. Während der Derwisch auf Candides Fragen eingeht, reagiert er auf Pangloss abweisend und erbost.
Zweitens: Die Welt ist wunderschön, aber die Menschen machen sie schrecklich! Die Filme von Jacopetti und Prosperi haben stets einen zynischen Unterton und bemühen sich die Verbrechen der Gesellschaft aufzudecken. Gleichzeitig zeigt sich in den Werken der beiden reisebegeisterten Abenteurern eine hingebungsvolle Liebe zur Natur. Ähnliches können wir auch in „Mondo Candido“ beobachten: Die Bilder die sie kreieren sind atemberaubend, es wundert nicht, dass der Kameramann Giuseppe Ruzzolini unter Größen wie Sergio Leone oder Roman Polanski gearbeitet hat. Und wir wollen auch nicht vergessen, was Candide sagt, als ihm eine lebende Statue des Atlas die Weltkugel für eine Weile zum halten gibt: Als er die ganze symbolisierte Welt vor sich sieht meint er inbrünstig „Schön bist du!“.
Alles Furchtbare des Filmes geht ausnahmslos von menschlichen Handlungen aus. So verwandeln sich atemberaubende Settings durch menschliches Verschulden in angsteinflößende Horrorvisionen.
Am besten sieht man dies meiner Meinung nach in der wohl berühmtesten Szene des Filmes, der Schießerei im Mohnfeld. In dieser Szene greifen palästinensische Soldaten israelische Soldatinnen in einem blühenden Mohnfeld an, was zu einem Massaker führt, infolgedessen sich beide Gruppierungen in blutigen Bildern gegenseitig vollkommen auslöschen. Die Regisseure vereinen hier einige wunderschöne Elemente, wie das in warmen Rot gehaltene Feld oder die Mädchen, für welche man außerordentliche Schönheiten gecastet hat. Doch all die ästhetischen Vorraussetzungen, werden durch die menschliche Natur mit grausamer Härte vernichtet. Die Effekte in dieser Szene sind ausgesprochen gut und lassen das Grauen erschreckend real erscheinen. Richtig tragisch wird es jedoch erst, wenn Jacopetti und Prosperi mit den Großaufnahmen rausrücken. Der detaillierte Blick auf die sympathischen Gesichter zweier Sterbender lässt den Zuseher automatisch an eine handvoll schönerer Dinge denken, die diese beiden im Mohnfeld hätten machen können, anstatt sich umzubringen.
Drittens: Der Mensch kann sich ändern, die Menschheit jedoch nicht! Die Quintessenz eines Entwicklungsromans, und als solchen würde ich „Candide“ durchaus betrachten, ist, wie der Name schon sagt, die Entwicklung des Protagonisten von einem naiven zu einem erfahrenen Mann zu zeigen, er geht also davon aus, dass sich Menschen ändern können…und eben dies geschieht ja schließlich auch in „Mondo Candido“. Am Ende hat Candide seine Lektion gelernt, weiß, dass Pangloss mit seiner Besten aller möglichen Welten nicht recht hat und verfügt durch all seine Abenteuer über eine gewisse Menschenkenntnis. So endet zumindest Voltaires Novelle, doch Jacopetti und Prosperi mussten diesen doch recht positiven Ausgang ein wenig versauern: Sie formulieren die These, dass sich Individuen zwar bessern können und aus ihren Fehlern lernen, die Menschheit im Allgemeinen aber niemals besser werden wird, immer die gleichen Fehler machen wird und nie etwas dazulernt. Dies drücken sie neben den schon erwähnten Parallelen in den einzelnen Epochen (Krieg und fanatische Geistliche wird es immer geben) durch die allerletzte Szene des ganzen Filmes aus. Am Ende sieht Candide, mittlerweile geläutert, wie eine Gruppe alter Leute eine Reihe übergroße Symbole, darunter christliche Kreuze und Hakenkreuze, in einen Fluss werfen. Am selben Fluss pflückt eine Gruppe jüngerer Ausgaben Candides Blumen. Ich verstand diese Szene so, dass alte Leute dazu neigen, die Ideale ihrer Jugend zu verwerfen, zu entsorgen, also in einen Fluss werfen. Doch dort werden diese Ideale der Alten von jungen Leuten gefunden, die sie aufnehmen. Damit wollen die Regisseure meiner Meinung nach ausdrücken, dass, obwohl sich Menschen von gefährlichen Welteinstellungen lösen können, die Jugend trotzdem noch von diesen Einstellungen beeinflusst wird; und betrachtet man einige historische Entwicklungen wird man sich Bedauernswerterweise eingestehen müssen, dass Jacopetti und Prosperi mit dieser Theorie gar nicht mal so falsch liegen.
Neben diesen großen pessimistischen Aussagen finden wir in „Mondo Candido“ noch Dutzende kleinere sozialkritische Ansätze, wie Kirchenkritik (übrigens ein Priester, der ein Bildnis Jesus Christi ans Kreuz nagelt, während er die Juden für die Kreuzigung Jesu verantwortlich macht, ist eine wunderschöne Metapher) oder Kritik an der respektlosen und ausnützenden Werbeindustrie – zu sehen in der Szene in denen berühmte amerikanische Identifikationsfiguren wie Columbus oder Amerigo Vespucci (der Typ nach dem Waldseemüller den neuen Kontinent „Amerika“ genannt hat) für typisch amerikanische Produkte zu werben haben – nebst einigen anderen zynischen und desillusionierendsten Behauptungen, die in „Mondo Candido“ zu finden sind.
Damit haben es Jacopetti und Prosperi geschafft selbst Voltaires Vorlage an Pessimismus zu überbieten. Bedenkt man das, könnte man meinen „Mondo Candido“ sei hart anzusehen oder würde allzu sehr deprimieren, aber nein, er ist, trotz all der total negativen Aussagen, für die er steht, überraschend unterhaltsam. Der Film ist so ungeheuer bildgewaltig, so unfassbar Farbenfroh, so absurd, so verrückt und verfügt gleichzeitig über so viele witzige humoristische Szenen, dass er den Zuseher einerseits vergnügt und andererseits zum Nachdenken bringt und das ist für mich das Beste was ein Film überhaupt machen kann.
Der Grund dafür, dass dies überhaupt funktioniert ist zweifellos das Talent der ganzen Crew. Jacopetti und Prosperi wissen ganz genau, wann es Zeit für verrückte Albernheiten und wann es Zeit für ernste Tragik ist, sowohl ihre Regie, als auch die Kameraarbeit Ruzzolinis und die Musik Riz Ortolanis passen sich stets meisterhaft den abwechslungsreichen Stimmungen der einzelnen Szenen an.
Fazit: „Mondo Candido“ vollbringt durch das unfassbare Talent der ganzen Crew das Meisterwerk sowohl mit atemberaubenden Bildern und witzigen Späßen bestens zu unterhalten, als auch durch eine pessimistische und desillusionierende Weltsicht zu bewegen und dafür hat er die Höchstnote verdient. 10/10
Originaltitel: Mondo Candido
Alternativtitel: Blutiges Märchen
Land: Italien
Jahr: 1975
Genre: Ähh…Mondo???
Regie: Gualtiero Jacopetti, Franco Prosperi
Handlung:
Candide, ein naiver und weltfremder aber gleichsam gutmütiger und freundlicher junger Mann, lebt in einer idealistischen Welt. Doch die verbotene Liebe zu Kunigunde, der Tochter des Herrschers, zwingt ihn zur Flucht. Aus dem Idyll vertrieben durchstreift er die Welt, stets auf der Suche nach seiner Geliebten, kommt dabei in diverse Abenteuer und trifft diverse Charaktere, die bei ihm selbst eine Entwicklung zu einem erfahrenen Mann bewirken…
Kritik:
Als Vorlage für das Drehbuch diente die Novelle „Candide oder der Optimismus“, die im 18. Jahrhundert von niemand anderem als dem berühmten Aufklärer Voltaire verfasst wurde. Prosperi und vor allem Jacopetti, welcher schon länger eine Filmadaption dieses Stoffes im Sinn hatte, gehen, trotz dem Beibehalten einiger Passagen, recht frei mit ihrer Vorlage um, fügen neue Schlüsselstellen und Aussagen ebenso häufig hinzu wie sie alte weglassen.
Einige Ereignisse lassen sie dabei in der Zeit Voltaires, während sie andere in die heutige Zeit versetzen. So wird in ihrem Film beispielsweise das ideale Land Eldorado durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Amerika, ersetzt und zeitgenössische Ereignisse wie der Krieg in Palästina oder der Konflikt in Nordirland werden zu Stationen auf den Reisen des Candide.
Sie schaffen es jedoch diese gewagte Mischung der Epochen gekonnt umzusetzen, ohne dass sie allzu befremdlich wirken würde. Einerseits hat die Anfangsszene, wie der deutsche Alternativtitel andeutet, stark den Charakter eines Märchens, einer Gattung, in der Zeit und Raum ja ebenfalls nicht deutlich festgelegt sind. Andererseits weisen die Regisseure darauf hin, dass die behandelten Themen in mehreren Epochen Gültigkeit besitzen, indem sie klare Parallelen darstellen. So begegnen uns bestimmte Charaktere in verschiedenen Stationen, wie beispielsweise die preußischen Offiziere, die wir später als irische Soldaten wiedersehen.
Was den Film meiner Meinung nach besonders auszeichnet ist der Dualismus zwischen einer farbenfrohen, ästhetischen, humoristischen Inszenierung und einem durch und durch pessimistischen Weltbild, das sich meiner Meinung nach in drei großen desillusionierenden Thesen, die der Film vermittelt, präsentiert:
Erstens: Optimisten sind Idioten! Dies war schon in Voltaires Original ein Hauptthema, welches besonders durch die Figur des Doktor Pangloss vermittelt wird. Voltaire war ein großer Gegner von Leibnitz Theorie, dass wir in der Besten aller möglichen Welten leben würden, also erschuf er den Charakter Pangloss, den Hofphilosophen des Barons, bei dem Candide aufwächst. Dieser predigt unaufhörlich die These von der Besten aller möglichen Welten, wird aber dabei als eine einfältige und recht negative Figur dargestellt.
Im Film wird er von Jacques Herlin gespielt, der eine grandiose Performance abgibt. Stets von der besten aller möglichen Welten predigend, wird er von dem ganzen Hofstaat bewundert, der ihm, ohne seine Lehren in Frage zu stellen, aufmerksam zuhört und alles was er sagt für bare Münze nimmt. Herlin schafft es jedoch diesen Philosophen ins Lächerliche zu ziehen, ihn wie einen Narren erscheinen zu lassen, wodurch Jacopetti und Prosperi ganz im Sinn Voltaires die Unrichtigkeit seiner Lehren andeuten. Pangloss benimmt sich während er gebildet spricht stets animalisch, frisst wie ein Schwein und ist ununterbrochen hinter Frauen her.
Einen Gipfel erhält die Dreistigkeit des Pangloss als eine feindliche Macht das Schloss des Herzogs angreift. In seinem naiven Aberglauben, dass alles was geschieht, auf die bestmögliche Weise geschieht, feuert er die wilden Feinde bei ihren Vergewaltigungen und dem Zerstören des Idylls an. Auch die Szene in der er durch das erschreckende Nordirland fährt und angesichts all dieses Leidens immer noch davon schwärmt, dass diese Welt, die Beste aller möglichen ist, spricht für sich.
Sollten immer noch Zweifel daran bestehen, dass Pangloss’ Figur als Negativbild, wie ein Philosoph NICHT verfahren sollte, zu verstehen ist, machen es die Regisseure in einer der letzten Szenen überdeutlich. Eine Reihe von Menschen, darunter Candide und Pangloss, versammeln sich um den „Derwisch“ zu sprechen, eine sagenhafte Gestalt, die gottgleich verehrt wird. Während der Derwisch auf Candides Fragen eingeht, reagiert er auf Pangloss abweisend und erbost.
Zweitens: Die Welt ist wunderschön, aber die Menschen machen sie schrecklich! Die Filme von Jacopetti und Prosperi haben stets einen zynischen Unterton und bemühen sich die Verbrechen der Gesellschaft aufzudecken. Gleichzeitig zeigt sich in den Werken der beiden reisebegeisterten Abenteurern eine hingebungsvolle Liebe zur Natur. Ähnliches können wir auch in „Mondo Candido“ beobachten: Die Bilder die sie kreieren sind atemberaubend, es wundert nicht, dass der Kameramann Giuseppe Ruzzolini unter Größen wie Sergio Leone oder Roman Polanski gearbeitet hat. Und wir wollen auch nicht vergessen, was Candide sagt, als ihm eine lebende Statue des Atlas die Weltkugel für eine Weile zum halten gibt: Als er die ganze symbolisierte Welt vor sich sieht meint er inbrünstig „Schön bist du!“.
Alles Furchtbare des Filmes geht ausnahmslos von menschlichen Handlungen aus. So verwandeln sich atemberaubende Settings durch menschliches Verschulden in angsteinflößende Horrorvisionen.
Am besten sieht man dies meiner Meinung nach in der wohl berühmtesten Szene des Filmes, der Schießerei im Mohnfeld. In dieser Szene greifen palästinensische Soldaten israelische Soldatinnen in einem blühenden Mohnfeld an, was zu einem Massaker führt, infolgedessen sich beide Gruppierungen in blutigen Bildern gegenseitig vollkommen auslöschen. Die Regisseure vereinen hier einige wunderschöne Elemente, wie das in warmen Rot gehaltene Feld oder die Mädchen, für welche man außerordentliche Schönheiten gecastet hat. Doch all die ästhetischen Vorraussetzungen, werden durch die menschliche Natur mit grausamer Härte vernichtet. Die Effekte in dieser Szene sind ausgesprochen gut und lassen das Grauen erschreckend real erscheinen. Richtig tragisch wird es jedoch erst, wenn Jacopetti und Prosperi mit den Großaufnahmen rausrücken. Der detaillierte Blick auf die sympathischen Gesichter zweier Sterbender lässt den Zuseher automatisch an eine handvoll schönerer Dinge denken, die diese beiden im Mohnfeld hätten machen können, anstatt sich umzubringen.
Drittens: Der Mensch kann sich ändern, die Menschheit jedoch nicht! Die Quintessenz eines Entwicklungsromans, und als solchen würde ich „Candide“ durchaus betrachten, ist, wie der Name schon sagt, die Entwicklung des Protagonisten von einem naiven zu einem erfahrenen Mann zu zeigen, er geht also davon aus, dass sich Menschen ändern können…und eben dies geschieht ja schließlich auch in „Mondo Candido“. Am Ende hat Candide seine Lektion gelernt, weiß, dass Pangloss mit seiner Besten aller möglichen Welten nicht recht hat und verfügt durch all seine Abenteuer über eine gewisse Menschenkenntnis. So endet zumindest Voltaires Novelle, doch Jacopetti und Prosperi mussten diesen doch recht positiven Ausgang ein wenig versauern: Sie formulieren die These, dass sich Individuen zwar bessern können und aus ihren Fehlern lernen, die Menschheit im Allgemeinen aber niemals besser werden wird, immer die gleichen Fehler machen wird und nie etwas dazulernt. Dies drücken sie neben den schon erwähnten Parallelen in den einzelnen Epochen (Krieg und fanatische Geistliche wird es immer geben) durch die allerletzte Szene des ganzen Filmes aus. Am Ende sieht Candide, mittlerweile geläutert, wie eine Gruppe alter Leute eine Reihe übergroße Symbole, darunter christliche Kreuze und Hakenkreuze, in einen Fluss werfen. Am selben Fluss pflückt eine Gruppe jüngerer Ausgaben Candides Blumen. Ich verstand diese Szene so, dass alte Leute dazu neigen, die Ideale ihrer Jugend zu verwerfen, zu entsorgen, also in einen Fluss werfen. Doch dort werden diese Ideale der Alten von jungen Leuten gefunden, die sie aufnehmen. Damit wollen die Regisseure meiner Meinung nach ausdrücken, dass, obwohl sich Menschen von gefährlichen Welteinstellungen lösen können, die Jugend trotzdem noch von diesen Einstellungen beeinflusst wird; und betrachtet man einige historische Entwicklungen wird man sich Bedauernswerterweise eingestehen müssen, dass Jacopetti und Prosperi mit dieser Theorie gar nicht mal so falsch liegen.
Neben diesen großen pessimistischen Aussagen finden wir in „Mondo Candido“ noch Dutzende kleinere sozialkritische Ansätze, wie Kirchenkritik (übrigens ein Priester, der ein Bildnis Jesus Christi ans Kreuz nagelt, während er die Juden für die Kreuzigung Jesu verantwortlich macht, ist eine wunderschöne Metapher) oder Kritik an der respektlosen und ausnützenden Werbeindustrie – zu sehen in der Szene in denen berühmte amerikanische Identifikationsfiguren wie Columbus oder Amerigo Vespucci (der Typ nach dem Waldseemüller den neuen Kontinent „Amerika“ genannt hat) für typisch amerikanische Produkte zu werben haben – nebst einigen anderen zynischen und desillusionierendsten Behauptungen, die in „Mondo Candido“ zu finden sind.
Damit haben es Jacopetti und Prosperi geschafft selbst Voltaires Vorlage an Pessimismus zu überbieten. Bedenkt man das, könnte man meinen „Mondo Candido“ sei hart anzusehen oder würde allzu sehr deprimieren, aber nein, er ist, trotz all der total negativen Aussagen, für die er steht, überraschend unterhaltsam. Der Film ist so ungeheuer bildgewaltig, so unfassbar Farbenfroh, so absurd, so verrückt und verfügt gleichzeitig über so viele witzige humoristische Szenen, dass er den Zuseher einerseits vergnügt und andererseits zum Nachdenken bringt und das ist für mich das Beste was ein Film überhaupt machen kann.
Der Grund dafür, dass dies überhaupt funktioniert ist zweifellos das Talent der ganzen Crew. Jacopetti und Prosperi wissen ganz genau, wann es Zeit für verrückte Albernheiten und wann es Zeit für ernste Tragik ist, sowohl ihre Regie, als auch die Kameraarbeit Ruzzolinis und die Musik Riz Ortolanis passen sich stets meisterhaft den abwechslungsreichen Stimmungen der einzelnen Szenen an.
Fazit: „Mondo Candido“ vollbringt durch das unfassbare Talent der ganzen Crew das Meisterwerk sowohl mit atemberaubenden Bildern und witzigen Späßen bestens zu unterhalten, als auch durch eine pessimistische und desillusionierende Weltsicht zu bewegen und dafür hat er die Höchstnote verdient. 10/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DIE RACHE DER 1000 KATZEN
Originaltitel: La Noche de los mil gatos
Alternativtitel: Killing Cats; Blood Feast
Land: Mexiko
Jahr: 1972
Genre: Horror
Regie: René Cardona Jr.
Handlung:
Der reiche Playboy Hugo (Hugo Stieglitz) pflegt das zweifelhafte Hobby schöne Frauen zu verführen und umzubringen. Und da der wohlhabende frauenmordende Schlossbesitzer in diesem Film nicht damit zu kämpfen hat, dass Emily aus ihrem Grab steigt, tut er den Film lang auch nichts anderes…
Kritik:
Es gibt ein Element, welches fast alle Geschichten, seien es Romane, Filme oder Theaterstücke, gemeinsam haben und das ist Entwicklung. Oft verändern sich die Protagonisten, erlangen Erfahrung oder Einsicht oder Handlungen entwickeln sich, Konflikte werden geboren oder beigelegt. Doch Mr. Rene Cardona Jr. war offenbar der Meinung, dass sein kleines Filmchen „Die Rache der 1000 Katzen“ ohne Entwicklung auskommen könnte. Hugo Stieglitz Rolle beginnt den Film als verführerischer Frauenmörder und bleibt dies auch, bis fünf Minuten vor Schluss mal etwas Abwechslungsreiches geschieht. Der Rest der Laufzeit wird damit totgeschlagen, dass er die Bekanntschaft einiger Damen macht, manche gehen ihm ins Netz andere entkommen, nichts Besonderes also.
Doch wie predige ich immer? Ein schlechtes Skript kann durch eine gute Regie zu einem tollen Film gemacht werden und Gott sei Dank zeigt sich Cardona in „Die Rache der 1000 Katzen“ als wesentlich besserer Regisseur als Drehbuchautor. Ein solides Talent zeigt sich beispielsweise darin, dass er jeder Figur die richtige Länge an Einleitung zukommen lässt, er zeigt die Mordopfer genau so lange, dass sie uns sympathisch werden und wir um ihr Leben bangen können, aber trotzdem der Hauptfokus stets auf Hugo bleibt.
Was besonders an seinem Stil auffällt, und worin meiner Meinung nach auch die größte Stärke des Filmes liegt, sind die schnellen kurzen Cuts, die wir immer wieder bemerken können. So wird ganz gerne schnell mal auf eine untergehende Sonne (Todessymbol!) geschnitten oder während ein kleines Mädchen gezeigt wird, bekommen wir eine Viertelsekunde die Katzen zu sehen, an die Hugo seine Opfer verfüttert. Diese kurzen Einstellungen sind nicht aufdringlich genug als dass wir sie im Oberbewusstsein halten würden, Cardona nutzt sie mehr um Befürchtungen in unserem Unterbewusstsein zu verankern. Mit all den schnellen Cuts weckt er allein die vage Idee in uns, dass bald etwas furchtbares geschehen könnte, es versetzt und zwar nicht in gespannte Erwartung des konkreten Schrecklichen, doch er bringt uns dazu, uns den ganzen Film über mulmig zu fühlen, da uns das denkbar Schlimmste stets kurz ins Gedächtnis gerufen wird.
Das allein dürfte den Film für die Allgemeinheit sehenswert machen. Trashfans im Speziellen werden jedoch auch ihre Freude an allerlei kleinen Besonderheiten des Filmes bekommen. So macht beispielsweise der stumme Butler gehörig Laune, Stieglitz übertrifft selbst Steffen indem er dessen einen Gesichtsausdruck durch gar keinen Gesichtsausdruck überbietet (sorry, aber einen Witz über Stieglitz Stoneface pro Kritik wird man ja noch machen dürfen), es finden sich genug Ungereimtheiten um ein wenig zu Spotten und die Dialoge sind zumindest in der deutschen Übersetzung der Hammer. Meine Lieblingsstelle war die, wo der stumme Butler Hugo im Schach schlägt, worauf dieser sagt: „Du bist klug…zu klug für einen Butler“ und schnitt auf Stieglitz, welcher den Butler den Katzen zum Fraß vorwirft – grandios!
Apropos Katzen, kommen wir noch kurz auf die Titelcharaktere zu sprechen. Cardona Jr. ist offenbar alles andere als ein Tierfreund und so leid es mir tut das zu sagen, dies wirkt dem Film zum Vorteil. Die Art wie die Katzen eingepfercht werden und wie einige spezielle von ihnen drangsaliert werden, wirkt real und damit erschreckend. Wir nehmen es total ab, dass diese gequälten Geschöpfe, erst befreit, zu angsteinflößenden Bestien werden, wodurch das große Finale dann nicht trashig albern sondern wirklich ergreifend und atemberaubend wirkt. Selbstverständlich ist ein unartgemäßer Umgang mit den Tierchen am Set moralisch zu verdammen, doch rein filmisch tat es seinen Zweck.
Fazit: Für Trashfreunde sind Hugo Stieglitz’ Mordgeschichten sowieso ein gefundenes Fressen, doch durch Cardonas Talent und seine mutige Bereitschaft unübliche Schnitte zu wagen, gewinnt der Film gleichsam an Stimmung, Atmosphäre und Anspruch.
Mehr oder weniger Objektiv: 7/10
Trashige Unterhaltung: 8/10
Originaltitel: La Noche de los mil gatos
Alternativtitel: Killing Cats; Blood Feast
Land: Mexiko
Jahr: 1972
Genre: Horror
Regie: René Cardona Jr.
Handlung:
Der reiche Playboy Hugo (Hugo Stieglitz) pflegt das zweifelhafte Hobby schöne Frauen zu verführen und umzubringen. Und da der wohlhabende frauenmordende Schlossbesitzer in diesem Film nicht damit zu kämpfen hat, dass Emily aus ihrem Grab steigt, tut er den Film lang auch nichts anderes…
Kritik:
Es gibt ein Element, welches fast alle Geschichten, seien es Romane, Filme oder Theaterstücke, gemeinsam haben und das ist Entwicklung. Oft verändern sich die Protagonisten, erlangen Erfahrung oder Einsicht oder Handlungen entwickeln sich, Konflikte werden geboren oder beigelegt. Doch Mr. Rene Cardona Jr. war offenbar der Meinung, dass sein kleines Filmchen „Die Rache der 1000 Katzen“ ohne Entwicklung auskommen könnte. Hugo Stieglitz Rolle beginnt den Film als verführerischer Frauenmörder und bleibt dies auch, bis fünf Minuten vor Schluss mal etwas Abwechslungsreiches geschieht. Der Rest der Laufzeit wird damit totgeschlagen, dass er die Bekanntschaft einiger Damen macht, manche gehen ihm ins Netz andere entkommen, nichts Besonderes also.
Doch wie predige ich immer? Ein schlechtes Skript kann durch eine gute Regie zu einem tollen Film gemacht werden und Gott sei Dank zeigt sich Cardona in „Die Rache der 1000 Katzen“ als wesentlich besserer Regisseur als Drehbuchautor. Ein solides Talent zeigt sich beispielsweise darin, dass er jeder Figur die richtige Länge an Einleitung zukommen lässt, er zeigt die Mordopfer genau so lange, dass sie uns sympathisch werden und wir um ihr Leben bangen können, aber trotzdem der Hauptfokus stets auf Hugo bleibt.
Was besonders an seinem Stil auffällt, und worin meiner Meinung nach auch die größte Stärke des Filmes liegt, sind die schnellen kurzen Cuts, die wir immer wieder bemerken können. So wird ganz gerne schnell mal auf eine untergehende Sonne (Todessymbol!) geschnitten oder während ein kleines Mädchen gezeigt wird, bekommen wir eine Viertelsekunde die Katzen zu sehen, an die Hugo seine Opfer verfüttert. Diese kurzen Einstellungen sind nicht aufdringlich genug als dass wir sie im Oberbewusstsein halten würden, Cardona nutzt sie mehr um Befürchtungen in unserem Unterbewusstsein zu verankern. Mit all den schnellen Cuts weckt er allein die vage Idee in uns, dass bald etwas furchtbares geschehen könnte, es versetzt und zwar nicht in gespannte Erwartung des konkreten Schrecklichen, doch er bringt uns dazu, uns den ganzen Film über mulmig zu fühlen, da uns das denkbar Schlimmste stets kurz ins Gedächtnis gerufen wird.
Das allein dürfte den Film für die Allgemeinheit sehenswert machen. Trashfans im Speziellen werden jedoch auch ihre Freude an allerlei kleinen Besonderheiten des Filmes bekommen. So macht beispielsweise der stumme Butler gehörig Laune, Stieglitz übertrifft selbst Steffen indem er dessen einen Gesichtsausdruck durch gar keinen Gesichtsausdruck überbietet (sorry, aber einen Witz über Stieglitz Stoneface pro Kritik wird man ja noch machen dürfen), es finden sich genug Ungereimtheiten um ein wenig zu Spotten und die Dialoge sind zumindest in der deutschen Übersetzung der Hammer. Meine Lieblingsstelle war die, wo der stumme Butler Hugo im Schach schlägt, worauf dieser sagt: „Du bist klug…zu klug für einen Butler“ und schnitt auf Stieglitz, welcher den Butler den Katzen zum Fraß vorwirft – grandios!
Apropos Katzen, kommen wir noch kurz auf die Titelcharaktere zu sprechen. Cardona Jr. ist offenbar alles andere als ein Tierfreund und so leid es mir tut das zu sagen, dies wirkt dem Film zum Vorteil. Die Art wie die Katzen eingepfercht werden und wie einige spezielle von ihnen drangsaliert werden, wirkt real und damit erschreckend. Wir nehmen es total ab, dass diese gequälten Geschöpfe, erst befreit, zu angsteinflößenden Bestien werden, wodurch das große Finale dann nicht trashig albern sondern wirklich ergreifend und atemberaubend wirkt. Selbstverständlich ist ein unartgemäßer Umgang mit den Tierchen am Set moralisch zu verdammen, doch rein filmisch tat es seinen Zweck.
Fazit: Für Trashfreunde sind Hugo Stieglitz’ Mordgeschichten sowieso ein gefundenes Fressen, doch durch Cardonas Talent und seine mutige Bereitschaft unübliche Schnitte zu wagen, gewinnt der Film gleichsam an Stimmung, Atmosphäre und Anspruch.
Mehr oder weniger Objektiv: 7/10
Trashige Unterhaltung: 8/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DIE INSEL DER NEUEN MONSTER 2
Originaltitel: La regina degli uomini pesce
Land: Italien
Jahr: 1995
Genre: Endzeit?
Regie: Sergio Martino
Handlung:
Zwei Kinder flüchten aus der Kanalisation des Postapokalyptischen New Yorks und gelangen auf eine geheimnisvolle Insel, die von einem Amazonenstamm beherrscht wird. Die Königin des selben zeichnet sich dadurch aus, dass sie unliebsame Mitmenschen in Fischmutanten verwandelt…
Kritik:
Was geschieht, wenn man „Die Insel der neuen Monster“ mit „Fireflash“ mischt? Ich weiß es nicht, aber ich weiß was geschieht, wenn man „Die Insel der neuen Monster“ mit „Fireflash“ mischt und zwei nervige Kinder hinzufügt, die nie die Klappe halten wollen! Dann bekommen wir nämlich die Ansammlung von Schrott, die unter dem Namen „Die Insel der neuen Monster 2“ jedes Doppelfeature mit dem Original versaut.
Zunächst mal ist die Faulheit des Herrn Martino zu beklagen, der es sich nicht nehmen ließ, möglichst viele Einstellungen, egal wie unbedeutend oder unpassend sie auch sein mögen, aus den zwei oben genannten Filmen zu übernehmen. Dies ist nicht nur uninnovativ und faul, sondern stellt auch diverse Spoiler da, denn sobald ein gepanzertes Auto vorkommt, weiß ich genau, was die nächsten zehn Minuten abgehen wird. Das einzige Lob, das ich dem Film diesbezüglich auf einer trashigen Ebene machen kann ist, dass am Ende gegen meine Erwartungen irgendwie der Schluss von „Fireflash“ in der Arktis auftauchte. Ich begrüße zwar die Überraschung diese Szene zu sehen, andererseits machte es mich aber auch besonders wütend, dass unsere Protagonisten dann nicht gleich auch ein Pläuschen mit Edmund Purdom gehalten haben.
Die Szenen, welche nicht aus anderen Filmen übernommen wurden (und das sind wohl nicht viel mehr als die Hälfte) sind absoluter Nonsens, nicht wert kritische Gedanken an sie zu verschwenden, doch da ich mich irgendwie abreagieren muss, bleibt mir nichts anderes übrig als über sie zu schreiben. Also…wo fang ich an:
Mal ein kleiner Rat an Herrn Martino: KEIN MENSCH MAG KINDER IN FILMEN SEHEN!!! Nicht mal Kinder mögen Kinder in Filmen!!! Ein erwachsenes Publikum bevorzugt Protagonisten, mit denen sie sich identifizieren können und DAS SIND KEINE KINDER. Und selbst ein jüngeres Publikum bevorzugt Helden, zu denen es aufsehen kann, die es bewundern kann UND DAS SIND AUCH KEINE KINDER!!! Egal für wen Sie, Herr Martino, den Film drehen, was auch immer ihr Zielpublikum sein mag, WENN SIE KINDER ALS PROTAGONISTEN HABEN KÖNNEN SIE NUR VERLIEREN …Gott, ich hasse Kinder als Protagonisten. Gut es gibt Ausnahmen, Kevin aus „Home alone“ oder keine Ahnung, aber diese Ausnahmen sind selten und man brauch verdammt viel Talent und einen wirklich guten Kinderdarsteller um dies hinzubekommen und Sie, Herr Martino, haben offensichtlich ihr altes Talent für diesen Film zu Hause gelassen und ihre Kinderdarsteller sind auch nicht gerade das, was man talentiert bezeichnen würde.
Ich würde mich mehr über die beiden Kinderdarsteller selbst beschweren, aber vergleicht man sie mit den herangewachsenen „Schauspieler“, so muss ich mir eingestehen, dass die beiden Knirpse neben denen wie oscarreife Hollywoodgrößen wirken, ernsthaft, die beiden Kinder leisten, so schlecht sie auch sein mögen (und das sind sie), die überzeugenste Performance. Der einzige Schauspieler von der ganzen Besetzungsliste, der halbwegs Laune macht, ist Hal Yamanouchi und wenn ich sehen wollte, wie Hal Yamanouchi Laune macht, dann würde ich mir „Fireflash“ ansehen, DENN ALL SEINE SZENEN HIER SIND AUS „FIREFLASH“! Das größte Tief unter den Darstellern erreicht Ramona Badescu als Königin der Insel. Anfangs wirkte sie gar nicht so schlecht, wir beginnen mit einigen Aufnahmen von ihr, wie sie einfach da sitzt und ich muss sagen: Sie ist schön genug um eine glaubhafte Femme Fatala abzugeben. Doch dummerweise beginnt sie später sich zu bewegen und macht den Mund auf und ihre schauspielerische Unfähigkeit macht alle Majestät, die sie als Standbild zeigte zu Nichte. Wie ein Kindergartenkind reißt sie immer die Augen auf, wenn sie etwas sagt, bewegt sich albern (macht einmal sogar einen Kopfstand) und verliert dadurch alles Königliche.
Ob ihr’s glaubt oder nicht, aber mein Hauptproblem liegt trotzdem weder in den Kinderprotagonisten noch in den miesen Darstellern und auch nicht in all den eingefügten Szenen aus „Fireflash“ und „Die Insel der Neuen Monster“ sondern in den Dialogen. Diese sind einfach unerträglich. Und dies aus zwei Gründen:
1. Niemand kann die Klappe halten!!! Junge, wenn du in einer lebensgefährlichen Situation bist, dann fröne gefälligst dem Sound of Silence und mach nicht irgendein altkluges Kommentar, das nervt auf die Dauer! Ständig wird irgendein Blödsinn dahergeredet, ob er zum Geschehen passen mag oder nicht. Beispielsweise hat das eine Kind einen Fetisch für Ratten und kann keine Minute Screentime aushalten ohne mit irgendeinem Kommentar darauf zu verweisen…sicher, der Drehbuchautor will dadurch die Kleinräumigkeit seiner Welt ausdrücken, aber wenn dieser einen IQ von über 7 gehabt hätte, so hätte er einen eleganteren Weg gefunden dies zu machen.
2. Das was gesagt wird, ist einfach DÄMLICH! Wenn es keine Möchtegern coolen Sprüche sind, so sind es halbherzige Erklärungen des Geschehens, doch dummerweise ergibt das, was geschieht vorne und hinten keinen Sinn und die Erklärungen wirken demnach erzwungen und lachhaft.
Ich habe den Film bis zum Ende durchgestanden, es war nicht leicht, aber ich hab ihn visuell bis zum Ende ertragen, doch diese furchtbaren Dialoge haben meine Ohren einfach so gequält, dass mir eine halbe Stunde vor Schluss nichts anderes übrig blieb als den Ton auf leise zu drehen und mir in glorreicher Endlosschleife Donovans „Atlantis“ anzuhören. Einerseits, weil die versunkene Stadt im Film vorkommt und andererseits, weil ich jetzt auch lieber dort wäre als in meinem Fernsehsessel solange so ein Müll läuft! So bekam ich nur noch die Hälfte von dem mit, was über den Bildschirm flimmerte und im Nachhinein betrachtet, war es gut, dass ich mich nicht mit den unsinnigen Erklärungen herumschlagen musste für Geschehnisse wie (niemand sollte sich das ansehen, deswegen kümmern mich die Spoiler nicht)…
…Der alte Mann, der gestorben ist, lebt wieder (Erzwungenes Happy End to the max!)
…Der kleinwüchsige dunkelhäutige Prinz wird von seinem Fluch befreit und verwandelt sich in Conan den Barbaren, denn offensichtlich wird Dunkelhäutigkeit und Kleinwüchsigkeit als Fluch verstanden (Rassismus to the max!)
…Die tropische Insel ist nicht mal eine eintägige Bootsfahrt von der Arktis entfernt (Klimaverirrung to the max!)
Fazit: DÄMLICH! Nicht anschauen!!! Stattdessen „Fireflash“ anschauen! 1/10
Originaltitel: La regina degli uomini pesce
Land: Italien
Jahr: 1995
Genre: Endzeit?
Regie: Sergio Martino
Handlung:
Zwei Kinder flüchten aus der Kanalisation des Postapokalyptischen New Yorks und gelangen auf eine geheimnisvolle Insel, die von einem Amazonenstamm beherrscht wird. Die Königin des selben zeichnet sich dadurch aus, dass sie unliebsame Mitmenschen in Fischmutanten verwandelt…
Kritik:
Was geschieht, wenn man „Die Insel der neuen Monster“ mit „Fireflash“ mischt? Ich weiß es nicht, aber ich weiß was geschieht, wenn man „Die Insel der neuen Monster“ mit „Fireflash“ mischt und zwei nervige Kinder hinzufügt, die nie die Klappe halten wollen! Dann bekommen wir nämlich die Ansammlung von Schrott, die unter dem Namen „Die Insel der neuen Monster 2“ jedes Doppelfeature mit dem Original versaut.
Zunächst mal ist die Faulheit des Herrn Martino zu beklagen, der es sich nicht nehmen ließ, möglichst viele Einstellungen, egal wie unbedeutend oder unpassend sie auch sein mögen, aus den zwei oben genannten Filmen zu übernehmen. Dies ist nicht nur uninnovativ und faul, sondern stellt auch diverse Spoiler da, denn sobald ein gepanzertes Auto vorkommt, weiß ich genau, was die nächsten zehn Minuten abgehen wird. Das einzige Lob, das ich dem Film diesbezüglich auf einer trashigen Ebene machen kann ist, dass am Ende gegen meine Erwartungen irgendwie der Schluss von „Fireflash“ in der Arktis auftauchte. Ich begrüße zwar die Überraschung diese Szene zu sehen, andererseits machte es mich aber auch besonders wütend, dass unsere Protagonisten dann nicht gleich auch ein Pläuschen mit Edmund Purdom gehalten haben.
Die Szenen, welche nicht aus anderen Filmen übernommen wurden (und das sind wohl nicht viel mehr als die Hälfte) sind absoluter Nonsens, nicht wert kritische Gedanken an sie zu verschwenden, doch da ich mich irgendwie abreagieren muss, bleibt mir nichts anderes übrig als über sie zu schreiben. Also…wo fang ich an:
Mal ein kleiner Rat an Herrn Martino: KEIN MENSCH MAG KINDER IN FILMEN SEHEN!!! Nicht mal Kinder mögen Kinder in Filmen!!! Ein erwachsenes Publikum bevorzugt Protagonisten, mit denen sie sich identifizieren können und DAS SIND KEINE KINDER. Und selbst ein jüngeres Publikum bevorzugt Helden, zu denen es aufsehen kann, die es bewundern kann UND DAS SIND AUCH KEINE KINDER!!! Egal für wen Sie, Herr Martino, den Film drehen, was auch immer ihr Zielpublikum sein mag, WENN SIE KINDER ALS PROTAGONISTEN HABEN KÖNNEN SIE NUR VERLIEREN …Gott, ich hasse Kinder als Protagonisten. Gut es gibt Ausnahmen, Kevin aus „Home alone“ oder keine Ahnung, aber diese Ausnahmen sind selten und man brauch verdammt viel Talent und einen wirklich guten Kinderdarsteller um dies hinzubekommen und Sie, Herr Martino, haben offensichtlich ihr altes Talent für diesen Film zu Hause gelassen und ihre Kinderdarsteller sind auch nicht gerade das, was man talentiert bezeichnen würde.
Ich würde mich mehr über die beiden Kinderdarsteller selbst beschweren, aber vergleicht man sie mit den herangewachsenen „Schauspieler“, so muss ich mir eingestehen, dass die beiden Knirpse neben denen wie oscarreife Hollywoodgrößen wirken, ernsthaft, die beiden Kinder leisten, so schlecht sie auch sein mögen (und das sind sie), die überzeugenste Performance. Der einzige Schauspieler von der ganzen Besetzungsliste, der halbwegs Laune macht, ist Hal Yamanouchi und wenn ich sehen wollte, wie Hal Yamanouchi Laune macht, dann würde ich mir „Fireflash“ ansehen, DENN ALL SEINE SZENEN HIER SIND AUS „FIREFLASH“! Das größte Tief unter den Darstellern erreicht Ramona Badescu als Königin der Insel. Anfangs wirkte sie gar nicht so schlecht, wir beginnen mit einigen Aufnahmen von ihr, wie sie einfach da sitzt und ich muss sagen: Sie ist schön genug um eine glaubhafte Femme Fatala abzugeben. Doch dummerweise beginnt sie später sich zu bewegen und macht den Mund auf und ihre schauspielerische Unfähigkeit macht alle Majestät, die sie als Standbild zeigte zu Nichte. Wie ein Kindergartenkind reißt sie immer die Augen auf, wenn sie etwas sagt, bewegt sich albern (macht einmal sogar einen Kopfstand) und verliert dadurch alles Königliche.
Ob ihr’s glaubt oder nicht, aber mein Hauptproblem liegt trotzdem weder in den Kinderprotagonisten noch in den miesen Darstellern und auch nicht in all den eingefügten Szenen aus „Fireflash“ und „Die Insel der Neuen Monster“ sondern in den Dialogen. Diese sind einfach unerträglich. Und dies aus zwei Gründen:
1. Niemand kann die Klappe halten!!! Junge, wenn du in einer lebensgefährlichen Situation bist, dann fröne gefälligst dem Sound of Silence und mach nicht irgendein altkluges Kommentar, das nervt auf die Dauer! Ständig wird irgendein Blödsinn dahergeredet, ob er zum Geschehen passen mag oder nicht. Beispielsweise hat das eine Kind einen Fetisch für Ratten und kann keine Minute Screentime aushalten ohne mit irgendeinem Kommentar darauf zu verweisen…sicher, der Drehbuchautor will dadurch die Kleinräumigkeit seiner Welt ausdrücken, aber wenn dieser einen IQ von über 7 gehabt hätte, so hätte er einen eleganteren Weg gefunden dies zu machen.
2. Das was gesagt wird, ist einfach DÄMLICH! Wenn es keine Möchtegern coolen Sprüche sind, so sind es halbherzige Erklärungen des Geschehens, doch dummerweise ergibt das, was geschieht vorne und hinten keinen Sinn und die Erklärungen wirken demnach erzwungen und lachhaft.
Ich habe den Film bis zum Ende durchgestanden, es war nicht leicht, aber ich hab ihn visuell bis zum Ende ertragen, doch diese furchtbaren Dialoge haben meine Ohren einfach so gequält, dass mir eine halbe Stunde vor Schluss nichts anderes übrig blieb als den Ton auf leise zu drehen und mir in glorreicher Endlosschleife Donovans „Atlantis“ anzuhören. Einerseits, weil die versunkene Stadt im Film vorkommt und andererseits, weil ich jetzt auch lieber dort wäre als in meinem Fernsehsessel solange so ein Müll läuft! So bekam ich nur noch die Hälfte von dem mit, was über den Bildschirm flimmerte und im Nachhinein betrachtet, war es gut, dass ich mich nicht mit den unsinnigen Erklärungen herumschlagen musste für Geschehnisse wie (niemand sollte sich das ansehen, deswegen kümmern mich die Spoiler nicht)…
…Der alte Mann, der gestorben ist, lebt wieder (Erzwungenes Happy End to the max!)
…Der kleinwüchsige dunkelhäutige Prinz wird von seinem Fluch befreit und verwandelt sich in Conan den Barbaren, denn offensichtlich wird Dunkelhäutigkeit und Kleinwüchsigkeit als Fluch verstanden (Rassismus to the max!)
…Die tropische Insel ist nicht mal eine eintägige Bootsfahrt von der Arktis entfernt (Klimaverirrung to the max!)
Fazit: DÄMLICH! Nicht anschauen!!! Stattdessen „Fireflash“ anschauen! 1/10
- DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL
Originaltitel: Paura nella città die morti viventi
Alternativtitel: Ein Kadaver hing am Glockenseil; Eine Leiche hing am Glockenseil; Ein Toter hing am Glockenseil (Die lassen auch kein Synonym für mehr oder weniger leblosen Körper aus); Die Stadt der lebenden Toten
Land: Italien
Jahr: 1980
Genre: Horror
Regie: Lucio Fulci
Handlung:
In dem kleinen verschlafenen Nest Dunwich beginnt sich mit dem Selbstmord eines Priesters eine alte Prophezeiung zu erfüllen, die in der Auferstehung der Toten gipfeln würde. Das Medium Mary (Catriona MacColl) sieht dieses Grauen voraus und macht sich mit dem Reporter Peter (Christopher George) auf den Weg nach Dunwich, um das Schlimmste zu verhindern, doch das Morden hat schon begonnen…
Kritik:
Vom grandiosen Aufbau erinnert mich dieser Zombiefilm Fulcis ein wenig an seinen ebenfalls göttlichen „Über dem Jenseits“. Bei beiden Filmen kommt es zu unheimlichen Ereignissen an einem Ort, der lange Zeit friedlich dahinvegetierte. Fulci fängt dabei mal klein an: Hier erhängt sich mal ein Priester, dort fällt mal ein Arbeiter vom Gerüst; hier würgt mal ein Mädchen ihr eigenes Gedärm hoch, dort verliert ein Klempner auf unschöne Weise seine Augen…ekelhaft und unheimlich, aber nichts Weltbewegendes. Mit diesen „kleinen“ Grausamkeiten hält Fulci bei Laune und baut den ganzen Film lang Spannung auf, bis kurz vor Schluss dann die Hölle losbricht und sich die ganze Umwelt in Satans Folterkammer verwandelt. Bildlich gesprochen.
Dieses System des stimmigen Spannungsaufbaus funktioniert deswegen so gut, weil die gesamte Crew Glanzleistungen abgibt um die unheimliche Atmosphäre zu perfektionieren: Die Kameraführung ist atemberaubend, die Fahrten und die Einstellungsgrößen sind punktgenau gewählt um uns ins Geschehen hineinzuversetzen. Die Beleuchtung ist wundervoll und setzt besonders auf kalte Blautöne die ein unwirtliches und bedrückendes Gefühl erzeugen. Die Maske leistet Unglaubliches und versorgt uns neben gruseligen Zombiefratzen auch mit blutigen Effekten, von denen kein Laie erklären kann, wie sie vollbracht wurden. Das ganze wird unterlegt von einem Fabio Frizzi Score, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Dies alles natürlich unter Fulcis Regie zu einem beeindruckenden Gesamtwerk vereint!
Doch so sehr sich das ganze Team auch anstrengt, die größten Leistungen werden sinnlos, wenn wir uns nicht darum scheren, was mit den Charakteren geschieht. Fulci wusste dies natürlich und bietet uns daher mehr als genügend Sympathieträger mit Identifikationscharakter:
Über Christopher George muss man nicht mehr viel sagen, der Mann ist sympathisch, einmalig und erinnerungswürdig und passt daher hervorragend in eine Hauptrolle. Mary war eine etwas kompliziertere Figur: Es ist für das Publikum nicht so leicht mit einer durchgeknallten Psychobraut mitzufiebern und als solche würde ihre erste Szene Mary möglicherweise erscheinen lassen, doch keine Sorge, denn für die Rolle wurde die charmante Catriona MacColl gecastet und ein Blick in die Kamera von ihren großen Kulleraugen genügt um bei jedem Zuseher sofort Sympathie für die Gutste zu empfinden.
Als dritten im Bunde bekommen wir noch den in Dunwich ansässigen Psychiater Jerry, gespielt von Carlo De Mejo. Auch wenn Mejos Performance nicht so ins Auge sticht wie die eines Chrisopher George so spielt er seine Rolle sehr liebenswert und vor allem glaubwürdig, so dass eine Identifikation mit seiner Figur besonders leicht ist. Das Schöne daran ist, dass eine Rolle wie die des Jerry in den meisten Filmen nur dazu da wäre um den Bodycount um einen Psychiater zu erhöhen, doch nicht hier, nein, so blass Jerry zu Beginn wirkt, kurz vor Schluss greift er sich ein Metallrohr und zeigt den Zombies wo der Hammer hängt.
In den zweiten und dritten Reihen tummeln sich Lieblinge wie Janet Agren, ein wie immer auffallender Giovanni Lombardo Radice und ein junger Michele Soavi, nebst duzender unbekannterer Darsteller, die aber alle ihre Sache gut machen und mit denen man stets mitfiebern kann, so klein ihre Parts auch sein mögen. Selbst der Kinderdarsteller des Filmes viel diesmal positiv auf, da er nicht durch altkluge Kommentare nervt, weiß, wann er die Klappe zu halten hat und sich überhaupt und außerdem wie ein Kind benimmt.
Fazit: Atmosphärisch beeindruckender, mitreißender und vor allem unheimlicher Zombiefilm Lucio Fulcis, mit einer Horde wunderbarer Darsteller. Ein Erlebnis vom Anfang bis zum Ende. 10/10
P.S. An die Eltern aus „Mama, Papa, Zombie“: Ihr wisst doch alle gar nicht was gut ist! Ihr habt sicher nie von Wörtern wie Stimmung oder Atmosphäre gehört, wisst nicht zu schätzen, was ein talentierter Regisseur, ein erfahrener Kameramann und ein wagemutiger Beleuchter alles leisten können. Hört auf grandiose Klassiker runterzumachen und bleibt lieber bei „Meine Lieder – Meine Träume“. Verstanden?
Originaltitel: Paura nella città die morti viventi
Alternativtitel: Ein Kadaver hing am Glockenseil; Eine Leiche hing am Glockenseil; Ein Toter hing am Glockenseil (Die lassen auch kein Synonym für mehr oder weniger leblosen Körper aus); Die Stadt der lebenden Toten
Land: Italien
Jahr: 1980
Genre: Horror
Regie: Lucio Fulci
Handlung:
In dem kleinen verschlafenen Nest Dunwich beginnt sich mit dem Selbstmord eines Priesters eine alte Prophezeiung zu erfüllen, die in der Auferstehung der Toten gipfeln würde. Das Medium Mary (Catriona MacColl) sieht dieses Grauen voraus und macht sich mit dem Reporter Peter (Christopher George) auf den Weg nach Dunwich, um das Schlimmste zu verhindern, doch das Morden hat schon begonnen…
Kritik:
Vom grandiosen Aufbau erinnert mich dieser Zombiefilm Fulcis ein wenig an seinen ebenfalls göttlichen „Über dem Jenseits“. Bei beiden Filmen kommt es zu unheimlichen Ereignissen an einem Ort, der lange Zeit friedlich dahinvegetierte. Fulci fängt dabei mal klein an: Hier erhängt sich mal ein Priester, dort fällt mal ein Arbeiter vom Gerüst; hier würgt mal ein Mädchen ihr eigenes Gedärm hoch, dort verliert ein Klempner auf unschöne Weise seine Augen…ekelhaft und unheimlich, aber nichts Weltbewegendes. Mit diesen „kleinen“ Grausamkeiten hält Fulci bei Laune und baut den ganzen Film lang Spannung auf, bis kurz vor Schluss dann die Hölle losbricht und sich die ganze Umwelt in Satans Folterkammer verwandelt. Bildlich gesprochen.
Dieses System des stimmigen Spannungsaufbaus funktioniert deswegen so gut, weil die gesamte Crew Glanzleistungen abgibt um die unheimliche Atmosphäre zu perfektionieren: Die Kameraführung ist atemberaubend, die Fahrten und die Einstellungsgrößen sind punktgenau gewählt um uns ins Geschehen hineinzuversetzen. Die Beleuchtung ist wundervoll und setzt besonders auf kalte Blautöne die ein unwirtliches und bedrückendes Gefühl erzeugen. Die Maske leistet Unglaubliches und versorgt uns neben gruseligen Zombiefratzen auch mit blutigen Effekten, von denen kein Laie erklären kann, wie sie vollbracht wurden. Das ganze wird unterlegt von einem Fabio Frizzi Score, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Dies alles natürlich unter Fulcis Regie zu einem beeindruckenden Gesamtwerk vereint!
Doch so sehr sich das ganze Team auch anstrengt, die größten Leistungen werden sinnlos, wenn wir uns nicht darum scheren, was mit den Charakteren geschieht. Fulci wusste dies natürlich und bietet uns daher mehr als genügend Sympathieträger mit Identifikationscharakter:
Über Christopher George muss man nicht mehr viel sagen, der Mann ist sympathisch, einmalig und erinnerungswürdig und passt daher hervorragend in eine Hauptrolle. Mary war eine etwas kompliziertere Figur: Es ist für das Publikum nicht so leicht mit einer durchgeknallten Psychobraut mitzufiebern und als solche würde ihre erste Szene Mary möglicherweise erscheinen lassen, doch keine Sorge, denn für die Rolle wurde die charmante Catriona MacColl gecastet und ein Blick in die Kamera von ihren großen Kulleraugen genügt um bei jedem Zuseher sofort Sympathie für die Gutste zu empfinden.
Als dritten im Bunde bekommen wir noch den in Dunwich ansässigen Psychiater Jerry, gespielt von Carlo De Mejo. Auch wenn Mejos Performance nicht so ins Auge sticht wie die eines Chrisopher George so spielt er seine Rolle sehr liebenswert und vor allem glaubwürdig, so dass eine Identifikation mit seiner Figur besonders leicht ist. Das Schöne daran ist, dass eine Rolle wie die des Jerry in den meisten Filmen nur dazu da wäre um den Bodycount um einen Psychiater zu erhöhen, doch nicht hier, nein, so blass Jerry zu Beginn wirkt, kurz vor Schluss greift er sich ein Metallrohr und zeigt den Zombies wo der Hammer hängt.
In den zweiten und dritten Reihen tummeln sich Lieblinge wie Janet Agren, ein wie immer auffallender Giovanni Lombardo Radice und ein junger Michele Soavi, nebst duzender unbekannterer Darsteller, die aber alle ihre Sache gut machen und mit denen man stets mitfiebern kann, so klein ihre Parts auch sein mögen. Selbst der Kinderdarsteller des Filmes viel diesmal positiv auf, da er nicht durch altkluge Kommentare nervt, weiß, wann er die Klappe zu halten hat und sich überhaupt und außerdem wie ein Kind benimmt.
Fazit: Atmosphärisch beeindruckender, mitreißender und vor allem unheimlicher Zombiefilm Lucio Fulcis, mit einer Horde wunderbarer Darsteller. Ein Erlebnis vom Anfang bis zum Ende. 10/10
P.S. An die Eltern aus „Mama, Papa, Zombie“: Ihr wisst doch alle gar nicht was gut ist! Ihr habt sicher nie von Wörtern wie Stimmung oder Atmosphäre gehört, wisst nicht zu schätzen, was ein talentierter Regisseur, ein erfahrener Kameramann und ein wagemutiger Beleuchter alles leisten können. Hört auf grandiose Klassiker runterzumachen und bleibt lieber bei „Meine Lieder – Meine Träume“. Verstanden?
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DON’T TORTURE A DUCKLING
Originaltitel: Non si sevizia un paperino
Land: Italien
Jahr: 1972
Genre: Giallo
Regie: Lucio Fulci
Handlung:
In einem kleinen süditalienischen Dorf wird ein Junge ermordet aufgefunden. Die Polizei verhaftet den lokalen Sonderling (jedes gute Dorf hat so einen), doch als weitere Kinder umgebracht werden wissen sie, dass der wahre Mörder immer noch auf freiem Fuß ist…
Kritik:
Fulci beweist mit diesem ungewöhnlichen Giallo einmal mehr, dass er ein Meister des Stimmungsaufbaus ist. Schon von der ersten Sekunde an konfrontiert er uns mit allerlei unheimlichen Zeugs, wie beispielsweise Kinderstimmen im Soundtrack (dieser übrigens von Riz Ortolani), dem Ausgraben eines Babyskelettes oder den leidend aussehenden betenden Burschen in der Kirche. Dies zieht einen sofort voller Spannung, obwohl die eigentliche Handlung noch nicht mal eingesetzt hat, mitten in den Film hinein.
Ähnlich kunstvoll ist auch der Rest des Filmes umgesetzt. Der Streifen strotzt nur so vor einprägsamen Szenen, durch die richtigen Einstellungen, die richtige Musikuntermalung und den richtigen Schnitt erzeugt Fulci unentwegt sowohl Spannung als auch Bedrückung. Besonders auffallend sind dabei seine Landschaftsaufnahmen, die erstaunlich gut ein Bild einer kleinräumigen, verarmten, ländlich orientierten süditalienischen Dorfgemeinschaft erzeugen, so dass der Zuseher eine Ahnung davon bekommt, wie die Figuren in der Geschichte zu verstehen sind, was ihr Umfeld und ihr Denkschema ist.
Mit dem kontroversen Thema der Kindermorde geht Fulci erstaunlich zielführend um: Der Film ist nicht ganz so ein bedrückender Downer wie beispielsweise „The Child – Die Stadt wird zum Alptraum“, da die Opfer ausnahmslos nervige Satansbraten sind, andererseits geht er nicht so pietätlos mit dem Thema um wie beispielsweise „Beware! Children at Play“ und zeigt durchaus den Ernst und die Tragik der Lage. Bei den Sterbeszenen der Kinder kommt zudem nicht die Effekthascherei zu Tage, die sowohl die späteren Werke Fulcis als auch zwei spätere Szenen in diesem Film beherrscht. Meist werden die Jungen off Screen getötet und der eine, der vor der Kamera das Zeitliche segnet wird zu mindest unblutig erwürgt.
Sobald Erwachsene ins Gras beißen wird aber keinesfalls mit roter Farbe gespart. Dies wirkt dann besonders hart, denn wenn die erste Hälfte relativ unblutig verlaufen ist, kommt es nicht nur ekelerregend sondern auch überraschend rüber, wenn die von einem Kettchen gestreifte Florinda Bolkan plötzlich nur noch blutige Fetzen anstelle eines Bauches hat oder wenn ein von einer Klippe stürzender Mann vor dem Aufprall noch ein paar Mal in Nahaufnahme mit den Felsen zusammenstößt.
Da der Rest des Filmes jedoch so ruhig und voll und ganz auf Stimmung setzend daherkommt, bleibt er im Großen und Ganzen seriös und gerät nie in Gefahr als pures Unterhaltungskino verstanden zu werden.
Das einzige, was kritisiert werden könnte, ist das Fehlen einer klaren Hauptperson. Es gibt keine Figur, die sich durch eindeutig mehr Leinwandpräsenz oder einen eindeutig entwickelteren Charakter hervortut. Tomas Milian ist zwar in einer Art Heldenrolle, doch er muss sich die Screentime mit so vielen anderen Figuren teilen, dass er nie eindeutig in den Vordergrund tritt. Doch was oberflächlich als Schwäche erscheint, könnte eine Stärke des Filmes sein: Anstelle eines Helden bekommen wir nämlich eine Vielzahl potentieller Helden. Neben Milians Reporter wären dies Barbara Bouchets Charakter (die übrigens das Kunststück vollbringt trotz ihrer Rolle als versnobte Kinderschänderin sympathisch zu erscheinen), Don Dorfpfarrer, Kommissar Vollbart sowie zwei Polizisten unter dessen Befehl. Dadurch bietet sich uns die Möglichkeit die Sichtweise vieler kleiner Protagonisten auf die Geschehnisse zu erfahren und dies ist bei so einer traurigen Prämisse wie Kindermorden ungemein hilfreich. Wir beschränken uns nicht darauf, was ein total außenstehender Reporter über die furchtbaren Ereignisse zu sagen hat, sondern bekommen auch mit wie sie von ermittelten Beamten und unmittelbar Beteiligten Dorfbewohnern aufgenommen werden. Durch diese Vielzahl von Herangehensweisen können wir uns als Zuseher die Figur aussuchen, deren Meinung wir am ehesten nachvollziehen und dies ist wesentlich besser, als wenn uns Fulci bei solch unmenschlichen Mordfällen die Meinung EINES Helden aufzwingen würde.
Die Darsteller machen ihre Sache auch extrem gut. Barbara Bouchet schafft es wie erwähnt trotz der Laster, die ihr das Drehbuch aufzwang, eine positive Figur zu bleiben mit der wir gegen Ende ungestört mitfiebern können, Tomas Milian hat zwar nicht zu Change zu zeigen, was in ihm steckt, doch er ist immerhin Tomas Milian, macht seine Sache also gut und Florinda Bolkan als die lokale Woodoo-Hexe spielt sowieso alle an die Wand. Sie wirkt unheimlich, kann aber unser Mitleid erregen und bekommt vom Drehbuch Gelegenheit zu einigen schönen Over-Acting-Momenten, auf die sie sich mit sichtlicher Freude einlässt.
Fazit: Um das kontroverse Thema von Kindermorden filmisch umzusetzen, baut Fulci sehr viel auf Stimmung und Atmosphäre, charakterisiert sehr genau den Ort der Handlung und die Mentalität seiner Bewohner und bietet uns eine Vielzahl an potentiellen Protagonisten, die uns durch den Film helfen. 10/10
Originaltitel: Non si sevizia un paperino
Land: Italien
Jahr: 1972
Genre: Giallo
Regie: Lucio Fulci
Handlung:
In einem kleinen süditalienischen Dorf wird ein Junge ermordet aufgefunden. Die Polizei verhaftet den lokalen Sonderling (jedes gute Dorf hat so einen), doch als weitere Kinder umgebracht werden wissen sie, dass der wahre Mörder immer noch auf freiem Fuß ist…
Kritik:
Fulci beweist mit diesem ungewöhnlichen Giallo einmal mehr, dass er ein Meister des Stimmungsaufbaus ist. Schon von der ersten Sekunde an konfrontiert er uns mit allerlei unheimlichen Zeugs, wie beispielsweise Kinderstimmen im Soundtrack (dieser übrigens von Riz Ortolani), dem Ausgraben eines Babyskelettes oder den leidend aussehenden betenden Burschen in der Kirche. Dies zieht einen sofort voller Spannung, obwohl die eigentliche Handlung noch nicht mal eingesetzt hat, mitten in den Film hinein.
Ähnlich kunstvoll ist auch der Rest des Filmes umgesetzt. Der Streifen strotzt nur so vor einprägsamen Szenen, durch die richtigen Einstellungen, die richtige Musikuntermalung und den richtigen Schnitt erzeugt Fulci unentwegt sowohl Spannung als auch Bedrückung. Besonders auffallend sind dabei seine Landschaftsaufnahmen, die erstaunlich gut ein Bild einer kleinräumigen, verarmten, ländlich orientierten süditalienischen Dorfgemeinschaft erzeugen, so dass der Zuseher eine Ahnung davon bekommt, wie die Figuren in der Geschichte zu verstehen sind, was ihr Umfeld und ihr Denkschema ist.
Mit dem kontroversen Thema der Kindermorde geht Fulci erstaunlich zielführend um: Der Film ist nicht ganz so ein bedrückender Downer wie beispielsweise „The Child – Die Stadt wird zum Alptraum“, da die Opfer ausnahmslos nervige Satansbraten sind, andererseits geht er nicht so pietätlos mit dem Thema um wie beispielsweise „Beware! Children at Play“ und zeigt durchaus den Ernst und die Tragik der Lage. Bei den Sterbeszenen der Kinder kommt zudem nicht die Effekthascherei zu Tage, die sowohl die späteren Werke Fulcis als auch zwei spätere Szenen in diesem Film beherrscht. Meist werden die Jungen off Screen getötet und der eine, der vor der Kamera das Zeitliche segnet wird zu mindest unblutig erwürgt.
Sobald Erwachsene ins Gras beißen wird aber keinesfalls mit roter Farbe gespart. Dies wirkt dann besonders hart, denn wenn die erste Hälfte relativ unblutig verlaufen ist, kommt es nicht nur ekelerregend sondern auch überraschend rüber, wenn die von einem Kettchen gestreifte Florinda Bolkan plötzlich nur noch blutige Fetzen anstelle eines Bauches hat oder wenn ein von einer Klippe stürzender Mann vor dem Aufprall noch ein paar Mal in Nahaufnahme mit den Felsen zusammenstößt.
Da der Rest des Filmes jedoch so ruhig und voll und ganz auf Stimmung setzend daherkommt, bleibt er im Großen und Ganzen seriös und gerät nie in Gefahr als pures Unterhaltungskino verstanden zu werden.
Das einzige, was kritisiert werden könnte, ist das Fehlen einer klaren Hauptperson. Es gibt keine Figur, die sich durch eindeutig mehr Leinwandpräsenz oder einen eindeutig entwickelteren Charakter hervortut. Tomas Milian ist zwar in einer Art Heldenrolle, doch er muss sich die Screentime mit so vielen anderen Figuren teilen, dass er nie eindeutig in den Vordergrund tritt. Doch was oberflächlich als Schwäche erscheint, könnte eine Stärke des Filmes sein: Anstelle eines Helden bekommen wir nämlich eine Vielzahl potentieller Helden. Neben Milians Reporter wären dies Barbara Bouchets Charakter (die übrigens das Kunststück vollbringt trotz ihrer Rolle als versnobte Kinderschänderin sympathisch zu erscheinen), Don Dorfpfarrer, Kommissar Vollbart sowie zwei Polizisten unter dessen Befehl. Dadurch bietet sich uns die Möglichkeit die Sichtweise vieler kleiner Protagonisten auf die Geschehnisse zu erfahren und dies ist bei so einer traurigen Prämisse wie Kindermorden ungemein hilfreich. Wir beschränken uns nicht darauf, was ein total außenstehender Reporter über die furchtbaren Ereignisse zu sagen hat, sondern bekommen auch mit wie sie von ermittelten Beamten und unmittelbar Beteiligten Dorfbewohnern aufgenommen werden. Durch diese Vielzahl von Herangehensweisen können wir uns als Zuseher die Figur aussuchen, deren Meinung wir am ehesten nachvollziehen und dies ist wesentlich besser, als wenn uns Fulci bei solch unmenschlichen Mordfällen die Meinung EINES Helden aufzwingen würde.
Die Darsteller machen ihre Sache auch extrem gut. Barbara Bouchet schafft es wie erwähnt trotz der Laster, die ihr das Drehbuch aufzwang, eine positive Figur zu bleiben mit der wir gegen Ende ungestört mitfiebern können, Tomas Milian hat zwar nicht zu Change zu zeigen, was in ihm steckt, doch er ist immerhin Tomas Milian, macht seine Sache also gut und Florinda Bolkan als die lokale Woodoo-Hexe spielt sowieso alle an die Wand. Sie wirkt unheimlich, kann aber unser Mitleid erregen und bekommt vom Drehbuch Gelegenheit zu einigen schönen Over-Acting-Momenten, auf die sie sich mit sichtlicher Freude einlässt.
Fazit: Um das kontroverse Thema von Kindermorden filmisch umzusetzen, baut Fulci sehr viel auf Stimmung und Atmosphäre, charakterisiert sehr genau den Ort der Handlung und die Mentalität seiner Bewohner und bietet uns eine Vielzahl an potentiellen Protagonisten, die uns durch den Film helfen. 10/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
GIALLO
Originaltitel: Giallo
Land: Italien
Jahr: 2009
Genre: Giallo
Regie: Dario Argento
Handlung:
Die Schwester von Frau Stupid Doofenblöd (grauenvoll gespielt von Emmanuelle Seigner) wird von einem perversen Massenmörder entführt. Kann Frau Doofenblöd mit der Hilfe von Inspektor Creepy von Schnarchenstein (Adrien Brody) ihre Schwester aus den Klauen der Bestie befreien?
Kritik:
Bevor ich mit der eigentlichen Kritik beginne, erlaubt mir mich kurz über den Titel aufzuregen. Da ich Kleinigkeiten wie den Titel nicht in meiner Bewertung des Filmes berücksichtige, werden dem Streifen dafür selbstverständlich keine Punkte abgezogen, ich will jedoch trotzdem gerne Anprangern was das für eine DÄMLICHE IDEE war, dieses Ding „Giallo“ zu nennen! Wenn ein Film den Namen seines Genres träg, erwartet man in der Regel entweder ein epochales Ultrawerk oder eine Persiflage und wir bekommen weder das eine noch das andere, sondern den Tiefpunkt des Genres. Diesen Film „Giallo“ zu nennen ist genauso dumm wie „Cannibal Terror“ „Kannibalenfilm“ zu nennen oder „All About Steve“ „Komödie – The Motion Picture“! An wen soll der Titel eigentlich gerichtet sein? Genrefans enttäuscht er, da er zu hohe Erwartungen schürt und alle anderen Leute verwirrt er, da sie nicht wissen, was sie mit diesem nichtdeutschen Wort anfangen sollen…Moment mal…jetzt hab ich’s kapiert! Die Haut des Killers ist gelb, darauf bezieht sich also der Titel, oh mein Gott, was für ein geniales Wortspiel, Shakespeare hätte kein besseres Wortspiel ausdenken können, das ist wirklich so intelligent, dass…ja, ich war gerade sarkastisch.
Auch wenn man sich ohne große Erwartungen auf den Film einlassen würde, so erwartet einen höchstens Mittelmaß. Anstatt sich an seinen alten Meisterwerken zu orientieren oder etwas Innovatives zu schaffen, übernimmt Argento munter ein blödes Horrorklischee, welches gerade in Mode ist, nach dem anderen und dadurch erscheint „Giallo“ weniger wie ein typischer italienischer Thriller sondern eher wie eine weitere sinnlose Hostel-Nachmache. Anstelle einer schönen Mörderjagd bekommen wir Folter-Zeit im Schmuddelkeller, anstelle eines unbekannten Killers bekommen wir den nächstbesten 0815-Psycho komplett mit Hintergrundgeschichte, denn offenbar hat Argento die Remakes von „Halloween“ und „Black Christmas“ gesehen und für gut befunden.
Zum Glück hat er im visuellen Bereich noch ein wenig von seinem alten Talent behalten. Die Farbgebung weiß durchaus zu gefallen und ein paar schwindelerregende Kamerafahrten bekommen wir auch. Dadurch entsteht hier und da wenigstens ein bisschen Atmosphäre, welche den Film wiederum vorm völligen Reinfall rettet.
Die Darsteller und ihre Rollen sind jedoch wieder ein großes Ärgernis allen voran die furchtbare Emmanuelle Seigner die so glaubhaft agiert wie ein Stückchen Brot und so sympathisch wie eine Schicht Schimmel auf selbigen. Ihre Rolle hat den Charakter dumm zu sein und herumzunerven. Neben diesen Eigenschaften, hat sie noch ein paar wenige andere Charakterzüge, die sich allerdings gegenseitig widersprechen.
Adrien Brody ist OK. Erstens sieht er mit den schwarzen zurückgekämmten Haaren wie ein Italiener aus und zweitens ist ihm die Rolle als übermüdeter Cop auf den Leib geschrieben. Zudem hält er den Film über bei Laune, da es Spaß macht herauszufinden in welchen Szenen er schläft und in welchen er wach ist (was ziemlich schwierig ist). Leider ist seine Figur unheimlich und er selbst langweilig, so dass wir in ihm auch keinen Sympathieträger haben, geschweige denn eine Identifikationsfigur.
Der Killer ist einer der größten Downer. Er sieht nicht sonderlich furchterregend aus. Die Leute sagen ständig wie intelligent er ist, aber da er unentwegt Satzstücke wie „Hund lustig“ oder „Du schön“ brabbelt, hege ich Zweifel daran.
Dass das Drehbuch nicht erfreulich mit seinen Figuren umgehen kann, zeigen schon die ersten beiden Personen, die wir überhaupt sehen: Zwei japanische Touristinnen, die eine ist nett und sympathisch und die andere ist nervig und hassenswert…ratet mal wer von den beiden die nächste halbe Stunde zu Tode gefoltert wird? Richtig, die der wir es nicht wünschen! Dummes Drehbuch!
Noch zu erwähnen ist, dass der Film recht viele überflüssige Szenen beinhaltet. Argento hätte sie rausnehmen können, aber dann wäre der Film nur eine knappe halbe Stunde lang. So haben wir einen Film in Spielfilmlänge, dafür aber mit duzenden Szenen, die verstimmen. Besonders unnötig waren entweder die letzten zwei Minuten oder die Szene direkt davor, zwei Schlussvarianten, die sich gegenseitig sinnlos machen. Der Film ist dumm.
Fazit: Drehbuch dumm; visuell geht der Film so halbwegs; hasse Seigner und ihre Rolle; macht Spaß herauszufinden ob Brody schläft oder nicht. 3/10
Originaltitel: Giallo
Land: Italien
Jahr: 2009
Genre: Giallo
Regie: Dario Argento
Handlung:
Die Schwester von Frau Stupid Doofenblöd (grauenvoll gespielt von Emmanuelle Seigner) wird von einem perversen Massenmörder entführt. Kann Frau Doofenblöd mit der Hilfe von Inspektor Creepy von Schnarchenstein (Adrien Brody) ihre Schwester aus den Klauen der Bestie befreien?
Kritik:
Bevor ich mit der eigentlichen Kritik beginne, erlaubt mir mich kurz über den Titel aufzuregen. Da ich Kleinigkeiten wie den Titel nicht in meiner Bewertung des Filmes berücksichtige, werden dem Streifen dafür selbstverständlich keine Punkte abgezogen, ich will jedoch trotzdem gerne Anprangern was das für eine DÄMLICHE IDEE war, dieses Ding „Giallo“ zu nennen! Wenn ein Film den Namen seines Genres träg, erwartet man in der Regel entweder ein epochales Ultrawerk oder eine Persiflage und wir bekommen weder das eine noch das andere, sondern den Tiefpunkt des Genres. Diesen Film „Giallo“ zu nennen ist genauso dumm wie „Cannibal Terror“ „Kannibalenfilm“ zu nennen oder „All About Steve“ „Komödie – The Motion Picture“! An wen soll der Titel eigentlich gerichtet sein? Genrefans enttäuscht er, da er zu hohe Erwartungen schürt und alle anderen Leute verwirrt er, da sie nicht wissen, was sie mit diesem nichtdeutschen Wort anfangen sollen…Moment mal…jetzt hab ich’s kapiert! Die Haut des Killers ist gelb, darauf bezieht sich also der Titel, oh mein Gott, was für ein geniales Wortspiel, Shakespeare hätte kein besseres Wortspiel ausdenken können, das ist wirklich so intelligent, dass…ja, ich war gerade sarkastisch.
Auch wenn man sich ohne große Erwartungen auf den Film einlassen würde, so erwartet einen höchstens Mittelmaß. Anstatt sich an seinen alten Meisterwerken zu orientieren oder etwas Innovatives zu schaffen, übernimmt Argento munter ein blödes Horrorklischee, welches gerade in Mode ist, nach dem anderen und dadurch erscheint „Giallo“ weniger wie ein typischer italienischer Thriller sondern eher wie eine weitere sinnlose Hostel-Nachmache. Anstelle einer schönen Mörderjagd bekommen wir Folter-Zeit im Schmuddelkeller, anstelle eines unbekannten Killers bekommen wir den nächstbesten 0815-Psycho komplett mit Hintergrundgeschichte, denn offenbar hat Argento die Remakes von „Halloween“ und „Black Christmas“ gesehen und für gut befunden.
Zum Glück hat er im visuellen Bereich noch ein wenig von seinem alten Talent behalten. Die Farbgebung weiß durchaus zu gefallen und ein paar schwindelerregende Kamerafahrten bekommen wir auch. Dadurch entsteht hier und da wenigstens ein bisschen Atmosphäre, welche den Film wiederum vorm völligen Reinfall rettet.
Die Darsteller und ihre Rollen sind jedoch wieder ein großes Ärgernis allen voran die furchtbare Emmanuelle Seigner die so glaubhaft agiert wie ein Stückchen Brot und so sympathisch wie eine Schicht Schimmel auf selbigen. Ihre Rolle hat den Charakter dumm zu sein und herumzunerven. Neben diesen Eigenschaften, hat sie noch ein paar wenige andere Charakterzüge, die sich allerdings gegenseitig widersprechen.
Adrien Brody ist OK. Erstens sieht er mit den schwarzen zurückgekämmten Haaren wie ein Italiener aus und zweitens ist ihm die Rolle als übermüdeter Cop auf den Leib geschrieben. Zudem hält er den Film über bei Laune, da es Spaß macht herauszufinden in welchen Szenen er schläft und in welchen er wach ist (was ziemlich schwierig ist). Leider ist seine Figur unheimlich und er selbst langweilig, so dass wir in ihm auch keinen Sympathieträger haben, geschweige denn eine Identifikationsfigur.
Der Killer ist einer der größten Downer. Er sieht nicht sonderlich furchterregend aus. Die Leute sagen ständig wie intelligent er ist, aber da er unentwegt Satzstücke wie „Hund lustig“ oder „Du schön“ brabbelt, hege ich Zweifel daran.
Dass das Drehbuch nicht erfreulich mit seinen Figuren umgehen kann, zeigen schon die ersten beiden Personen, die wir überhaupt sehen: Zwei japanische Touristinnen, die eine ist nett und sympathisch und die andere ist nervig und hassenswert…ratet mal wer von den beiden die nächste halbe Stunde zu Tode gefoltert wird? Richtig, die der wir es nicht wünschen! Dummes Drehbuch!
Noch zu erwähnen ist, dass der Film recht viele überflüssige Szenen beinhaltet. Argento hätte sie rausnehmen können, aber dann wäre der Film nur eine knappe halbe Stunde lang. So haben wir einen Film in Spielfilmlänge, dafür aber mit duzenden Szenen, die verstimmen. Besonders unnötig waren entweder die letzten zwei Minuten oder die Szene direkt davor, zwei Schlussvarianten, die sich gegenseitig sinnlos machen. Der Film ist dumm.
Fazit: Drehbuch dumm; visuell geht der Film so halbwegs; hasse Seigner und ihre Rolle; macht Spaß herauszufinden ob Brody schläft oder nicht. 3/10
- DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
NINJA – DIE KILLERMASCHINE
Originaltitel: Enter the Ninja
Land: USA
Jahr: 1981
Genre: Martial Arts
Regie: Menahem Golan
Handlung:
Der hart arbeitende Geschäftsmann Venarius (Christopher George) will Land kaufen, doch der sture Landbesitzer Frank Landers (Alex Courtney) lehnt alle noch so großzügige Angebote ab. Zusätzlich holt er sich noch einen in der Kunst des Tötens ausgebildeten Freund (Franco Nero), welcher nicht nur hinterrücks Franks Frau (Susan George) flachlegt, sondern auch auf brutale Weise beginnt die treuen Gefolgsleute von Venarius eiskalt zu meucheln…
Kritik:
„Ninja – Die Killermaschine“ ist ein mittelmäßiger Unterhaltungsfilm, den man sich ruhig einmal anschauen kann, aber kein zweites mal braucht, nicht mehr und nicht weniger. Dabei wären die Vorraussetzungen für ein spaßiges Popcornkino sondergleichen durchaus gegeben: Wir haben Django himself in der Hauptrolle, den Cop aus „Pieces“ als Bösewicht und wie der Titel schon andeutet Ninjas und Martial Arts Action. Warum ist dieser Film also „nur“ mittelträchtige Wegwerfkost…nun ich schiebe die Schuld dafür auf drei Aspekte:
1. Alles was geschieht, ist so offensichtlich, dass der Film nichts anderes ist als ein einziger großer Spoiler seiner selbst. Die Charaktere und die Personenkonstellationen sind so klischeehaft, dass ich bei jeder Figur in dem Augenblick als ich sie zum ersten mal sehe, genau weiß, welche Beziehungen sie zu welchen anderen Personen eingehen wird, ob sie am Ende umkommt und wenn ja wann genau und unter welchen Umständen. Nichts was geschah konnte mich überraschen, denn diverse Handlungsverläufe sind nicht nur altbekannt sondern auch so schlampig inszeniert, dass man von keiner Überraschung ausgehen konnte. Beispielsweise könnte eine Frau, die ihren Mann von ganzem Herzen liebt, aber trotzdem ein Verhältnis zu einem anderen pflegt, da ihr Göttergatte ein impotenter Alkoholiker ist, eine interessante Charakterstudie sein, wenn es richtig gemacht wird. Leider ist es hier nicht richtig gemacht und deswegen ist es nicht interessant sondern klischeehaft und offensichtlich.
2. Comedy und viele Leichen: Der Regisseur schien sich nicht klar darüber zu sein, ob er eine spaßige Persiflage eines Ninja-Filmes drehen wollte oder einen ernsten Genre-Vertreter. Der Film hat einen durchaus harten Ton, Menschen sterben wie die Fliegen, es werden Köpfe abgehackt, ein armer Teufel herumgeschleift etc… und trotzdem fühlte sich die Regie genötigt Sequenzen hineinzubringen die nicht augenzwinkernd komisch (damit könnte ich leben) sondern plump komisch sind. Wie hin und wieder der beliebte wau-wau-wauauauau-Sound. Dies hat nun den Effekt, dass ich die ernsten Momente nicht mehr ernst nehmen kann, und mir gleichzeitig bei den spaßigen Momenten das Lachen im Halse stecken bleibt.
3. Die Bösen morden zu wenig – Franco Nero zu viel: Da das Publikum von „Ninja – Die Killermaschine“ das Kleinkindalter überschritten haben sollte, reicht es bei unseren aufgeklärten Hirnen nicht mehr aus uns einfach zu sagen, wer böse ist und wer gut und zu erwarten, dass wir das hinnehmen. Der Trick besteht darin, dass die Bösen böses Zeugs machen, was darin resultiert, dass die Guten eine Transformation von einer Opferrolle in eine Rächerrolle durchleben können. Natürlich ist dieses Schema nicht auf alle Filme anzuwenden, aber sofern wir einen Actionfilm oder einen Western haben sollte es anwendbar sein.
Und wirklich, die Bösen machen böses Zeugs: Sie wollen das Land von einem Typen haben und als dieser ablehnt versuchen sie ihm zu drohen. Was machen die „Guten“ darauf: Sie bringen duzende Helfershelfer der Bösen um! So zeigen sich uns die Leute, die wir hassen sollten, als Geschäftsmänner, die erst, wenn großzügige legale Mittel nicht mehr funktionieren zu kleineren Gewalttaten zurückgreifen und die Leute, die wir mögen sollten, zeigen sich als gewaltverliebte Massenmörder, welche es besonders auf arme kleine bezahlte Gehilfen abgesehen haben. Die Morde von Nero und Co. geschehen nicht mal immer aus Notwehr. Oft wird jemand von unseren „Helden“ in den Rücken geschossen oder es erwischt einen Unbewaffneten und wenn er keine Bodygards mehr umzubringen hat greift unser Ninja auch gern mal auf das Wachpersonal einer Boxhalle oder auf einen REZEPTIONISTEN zurück! Ja unser „Held“ tötet einen unbewaffneten Rezeptionisten von hinten, weil er zu faul ist, sich einfach bei dem Typen vorbeizuschleifen.
Ich sage nicht, dass ein Held ein braver moralisch einwandfreier Kirchengänger sein muss, aber bevor er zum mordenden Rambo wird, müssen es die Leute, die er umbringt verdienen. Django aus meinen Lieblingsfilm ist sicher auch kein Herzchen, aber er ist wenigstens kein rassistischer Fanatiker wie sein Gegenspieler. Um zu verdeutlichen, wie dieses Schema funktioniert, hier ein paar Beispiele aus wesentlich besseren Filmen, die mir gerade in den Sinn kommen:
„Django“: Bevor Django, der Typ mit einem der größten Bodycounts der Westerngeschichte, die ersten paar Leute in die Hölle befördert, erschießen diese einige Mexikaner aus dem Hinterhalt und versuchen eine Frau bei lebendigem Leibe zu verbrennen.
„Cannibal Holocaust“: Bevor die Kannibalen Alan Yates und Crew verputzen, nehmen ihnen diese ihre Nahrung weg, vergewaltigen was das Zeug hält und verbrennen die halbe Dorfbevölkerung bei lebendigem Leibe. (Dies erfahren wir zwar erst am Schluss, da wir anfangs die Kannibalen – was auch funktioniert – für die bösen halten sollen, doch als wir es erfahren nimmt der Film die Wendung, die er nehmen sollte)
„Das Syndikat des Grauens“: Bevor Luca zur Waffe greift lässt der Typ, auf den er es abgesehen hat, unter anderem seinen Bruder kaltblütig ermorden, brennt einer reizenden deutschen Drogendealerin die Haut vom Gesicht und lässt Lucas Frau grausam vergewaltigen, während er Luca zwingt zuzuhören.
„Ninja – Die Killermaschine“: Bevor Franco Nero die ersten Leute umbringt, bietet ihr Boss einem Freund von ihm eine mehr als großzügige Summe für dessen Land und versucht erst als sich dieser als sturer Hundesohn erweist, dessen Arbeiter zu vertreiben. Aber das ist OK, denn offenbar denkt der Regisseur ein egozentrischer Charakter und ein paar cartoonhafte Gehilfen reichen aus um ihn als Bösen herauszukristallisieren.
So, dass sind meine Probleme mit dem Film. Nun könnte man fragen, warum der Film trotzdem immerhin mittelmäßig bleibt?
1. Action am laufenden Band: Die Regie wusste offenbar, dass sie zu unfähig ist um dramatische Szenen zu inszenieren, deswegen stopft sie den Film so mit Kämpfen und Schlägereien voll, dass es fast nie langweilig wird.
2. Franco Nero: Wir nehmen ihm zwar seine Figur nicht ab, dies liegt aber daran, dass wir von Seiten der Regie nicht wissen ob wir sie ernst oder komisch nehmen sollen. Franco Nero leistet mit dem wenigen, was ihm gegeben wird eine solide Arbeit; wenn er ernst sein soll ist er glaubhaft ernst und wenn er komisch sein soll macht er das auch gut. Beides löscht sich gegenseitig aus, aber das ist ja nicht seine Schuld.
3. Der Hauptgrund, warum dieser Film vielleicht sogar mehrere Sichtungen wert sein könnte, das einzige, was den Film einmalig macht: CHRISTOPHER GEORGE!!!!!!! Ich hätte zwar nie geglaubt, dass der Typ aus „Ein Zombie hing am Glockenseil“ solche Größen wie Franco Nero an die Wand spielen könnte, aber er tut es. Sein Mister Venarius ist einer der spaßigsten Bösewichte, die ich je gesehen habe. Er hat so ein kleinkindhaftes Verhalten drauf, wenn er etwas haben will, dann raunzt er seinen Sekretär solange an, bis er das bekommt. Dennoch demonstriert er seine Macht eindeutig genug, sodass wir ihn auch als bedrohlichen Gegenspieler ansehen könnten. Der einzige Nachteil an seiner Genialität ist, dass ich, nachdem Venarius nicht mehr vorkommt, das gesamte Interesse an den Streifen verloren habe und den Endkampf und alles was danach kam aus Langeweile nur schwer durchstehen konnte.
Fazit: Der Film hat seine Nachteile, aber all die Actionszenen werden den Zuseher schon die anderthalb Stunden bei Laune halten. Einzig Christopher George leistet einen denkwürdigen Beitrag. 6/10
Originaltitel: Enter the Ninja
Land: USA
Jahr: 1981
Genre: Martial Arts
Regie: Menahem Golan
Handlung:
Der hart arbeitende Geschäftsmann Venarius (Christopher George) will Land kaufen, doch der sture Landbesitzer Frank Landers (Alex Courtney) lehnt alle noch so großzügige Angebote ab. Zusätzlich holt er sich noch einen in der Kunst des Tötens ausgebildeten Freund (Franco Nero), welcher nicht nur hinterrücks Franks Frau (Susan George) flachlegt, sondern auch auf brutale Weise beginnt die treuen Gefolgsleute von Venarius eiskalt zu meucheln…
Kritik:
„Ninja – Die Killermaschine“ ist ein mittelmäßiger Unterhaltungsfilm, den man sich ruhig einmal anschauen kann, aber kein zweites mal braucht, nicht mehr und nicht weniger. Dabei wären die Vorraussetzungen für ein spaßiges Popcornkino sondergleichen durchaus gegeben: Wir haben Django himself in der Hauptrolle, den Cop aus „Pieces“ als Bösewicht und wie der Titel schon andeutet Ninjas und Martial Arts Action. Warum ist dieser Film also „nur“ mittelträchtige Wegwerfkost…nun ich schiebe die Schuld dafür auf drei Aspekte:
1. Alles was geschieht, ist so offensichtlich, dass der Film nichts anderes ist als ein einziger großer Spoiler seiner selbst. Die Charaktere und die Personenkonstellationen sind so klischeehaft, dass ich bei jeder Figur in dem Augenblick als ich sie zum ersten mal sehe, genau weiß, welche Beziehungen sie zu welchen anderen Personen eingehen wird, ob sie am Ende umkommt und wenn ja wann genau und unter welchen Umständen. Nichts was geschah konnte mich überraschen, denn diverse Handlungsverläufe sind nicht nur altbekannt sondern auch so schlampig inszeniert, dass man von keiner Überraschung ausgehen konnte. Beispielsweise könnte eine Frau, die ihren Mann von ganzem Herzen liebt, aber trotzdem ein Verhältnis zu einem anderen pflegt, da ihr Göttergatte ein impotenter Alkoholiker ist, eine interessante Charakterstudie sein, wenn es richtig gemacht wird. Leider ist es hier nicht richtig gemacht und deswegen ist es nicht interessant sondern klischeehaft und offensichtlich.
2. Comedy und viele Leichen: Der Regisseur schien sich nicht klar darüber zu sein, ob er eine spaßige Persiflage eines Ninja-Filmes drehen wollte oder einen ernsten Genre-Vertreter. Der Film hat einen durchaus harten Ton, Menschen sterben wie die Fliegen, es werden Köpfe abgehackt, ein armer Teufel herumgeschleift etc… und trotzdem fühlte sich die Regie genötigt Sequenzen hineinzubringen die nicht augenzwinkernd komisch (damit könnte ich leben) sondern plump komisch sind. Wie hin und wieder der beliebte wau-wau-wauauauau-Sound. Dies hat nun den Effekt, dass ich die ernsten Momente nicht mehr ernst nehmen kann, und mir gleichzeitig bei den spaßigen Momenten das Lachen im Halse stecken bleibt.
3. Die Bösen morden zu wenig – Franco Nero zu viel: Da das Publikum von „Ninja – Die Killermaschine“ das Kleinkindalter überschritten haben sollte, reicht es bei unseren aufgeklärten Hirnen nicht mehr aus uns einfach zu sagen, wer böse ist und wer gut und zu erwarten, dass wir das hinnehmen. Der Trick besteht darin, dass die Bösen böses Zeugs machen, was darin resultiert, dass die Guten eine Transformation von einer Opferrolle in eine Rächerrolle durchleben können. Natürlich ist dieses Schema nicht auf alle Filme anzuwenden, aber sofern wir einen Actionfilm oder einen Western haben sollte es anwendbar sein.
Und wirklich, die Bösen machen böses Zeugs: Sie wollen das Land von einem Typen haben und als dieser ablehnt versuchen sie ihm zu drohen. Was machen die „Guten“ darauf: Sie bringen duzende Helfershelfer der Bösen um! So zeigen sich uns die Leute, die wir hassen sollten, als Geschäftsmänner, die erst, wenn großzügige legale Mittel nicht mehr funktionieren zu kleineren Gewalttaten zurückgreifen und die Leute, die wir mögen sollten, zeigen sich als gewaltverliebte Massenmörder, welche es besonders auf arme kleine bezahlte Gehilfen abgesehen haben. Die Morde von Nero und Co. geschehen nicht mal immer aus Notwehr. Oft wird jemand von unseren „Helden“ in den Rücken geschossen oder es erwischt einen Unbewaffneten und wenn er keine Bodygards mehr umzubringen hat greift unser Ninja auch gern mal auf das Wachpersonal einer Boxhalle oder auf einen REZEPTIONISTEN zurück! Ja unser „Held“ tötet einen unbewaffneten Rezeptionisten von hinten, weil er zu faul ist, sich einfach bei dem Typen vorbeizuschleifen.
Ich sage nicht, dass ein Held ein braver moralisch einwandfreier Kirchengänger sein muss, aber bevor er zum mordenden Rambo wird, müssen es die Leute, die er umbringt verdienen. Django aus meinen Lieblingsfilm ist sicher auch kein Herzchen, aber er ist wenigstens kein rassistischer Fanatiker wie sein Gegenspieler. Um zu verdeutlichen, wie dieses Schema funktioniert, hier ein paar Beispiele aus wesentlich besseren Filmen, die mir gerade in den Sinn kommen:
„Django“: Bevor Django, der Typ mit einem der größten Bodycounts der Westerngeschichte, die ersten paar Leute in die Hölle befördert, erschießen diese einige Mexikaner aus dem Hinterhalt und versuchen eine Frau bei lebendigem Leibe zu verbrennen.
„Cannibal Holocaust“: Bevor die Kannibalen Alan Yates und Crew verputzen, nehmen ihnen diese ihre Nahrung weg, vergewaltigen was das Zeug hält und verbrennen die halbe Dorfbevölkerung bei lebendigem Leibe. (Dies erfahren wir zwar erst am Schluss, da wir anfangs die Kannibalen – was auch funktioniert – für die bösen halten sollen, doch als wir es erfahren nimmt der Film die Wendung, die er nehmen sollte)
„Das Syndikat des Grauens“: Bevor Luca zur Waffe greift lässt der Typ, auf den er es abgesehen hat, unter anderem seinen Bruder kaltblütig ermorden, brennt einer reizenden deutschen Drogendealerin die Haut vom Gesicht und lässt Lucas Frau grausam vergewaltigen, während er Luca zwingt zuzuhören.
„Ninja – Die Killermaschine“: Bevor Franco Nero die ersten Leute umbringt, bietet ihr Boss einem Freund von ihm eine mehr als großzügige Summe für dessen Land und versucht erst als sich dieser als sturer Hundesohn erweist, dessen Arbeiter zu vertreiben. Aber das ist OK, denn offenbar denkt der Regisseur ein egozentrischer Charakter und ein paar cartoonhafte Gehilfen reichen aus um ihn als Bösen herauszukristallisieren.
So, dass sind meine Probleme mit dem Film. Nun könnte man fragen, warum der Film trotzdem immerhin mittelmäßig bleibt?
1. Action am laufenden Band: Die Regie wusste offenbar, dass sie zu unfähig ist um dramatische Szenen zu inszenieren, deswegen stopft sie den Film so mit Kämpfen und Schlägereien voll, dass es fast nie langweilig wird.
2. Franco Nero: Wir nehmen ihm zwar seine Figur nicht ab, dies liegt aber daran, dass wir von Seiten der Regie nicht wissen ob wir sie ernst oder komisch nehmen sollen. Franco Nero leistet mit dem wenigen, was ihm gegeben wird eine solide Arbeit; wenn er ernst sein soll ist er glaubhaft ernst und wenn er komisch sein soll macht er das auch gut. Beides löscht sich gegenseitig aus, aber das ist ja nicht seine Schuld.
3. Der Hauptgrund, warum dieser Film vielleicht sogar mehrere Sichtungen wert sein könnte, das einzige, was den Film einmalig macht: CHRISTOPHER GEORGE!!!!!!! Ich hätte zwar nie geglaubt, dass der Typ aus „Ein Zombie hing am Glockenseil“ solche Größen wie Franco Nero an die Wand spielen könnte, aber er tut es. Sein Mister Venarius ist einer der spaßigsten Bösewichte, die ich je gesehen habe. Er hat so ein kleinkindhaftes Verhalten drauf, wenn er etwas haben will, dann raunzt er seinen Sekretär solange an, bis er das bekommt. Dennoch demonstriert er seine Macht eindeutig genug, sodass wir ihn auch als bedrohlichen Gegenspieler ansehen könnten. Der einzige Nachteil an seiner Genialität ist, dass ich, nachdem Venarius nicht mehr vorkommt, das gesamte Interesse an den Streifen verloren habe und den Endkampf und alles was danach kam aus Langeweile nur schwer durchstehen konnte.
Fazit: Der Film hat seine Nachteile, aber all die Actionszenen werden den Zuseher schon die anderthalb Stunden bei Laune halten. Einzig Christopher George leistet einen denkwürdigen Beitrag. 6/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DAS SCHLOSS DES GRAUENS
Originaltitel: La Vergine di Norimberga
Alternativtitel: Die Gruft der lebenden Leichen
Land: Italien
Jahr: 1963
Genre: Horror
Regie: Antonio Margheriti
Handlung:
Mr. und Mrs. Snob ziehen in ein altes Schloss ein. Bald schon findet Mrs. Snob die Leiche einer ihrer vielen vielen Dienstboten…Hat Mr. Snob ein dunkles Geheimnis?
Kritik:
Das Wichtigste bei einem Gruselfilm ist, wie der Name schon sagt, dass er eine schön gruselige Atmosphäre aufbaut, die den Zuseher durchgehend ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bereitet. Da Gotik-Horror-Spezialist Antonio Margheriti in dieser frühen Schaffensperiode schon eine Kostprobe davon gibt, womit er uns in späteren Jahren noch eine Gänsehaut verschaffen wird, bekommen wir die besagte Atmosphäre zu genüge! Wenn er uns nicht mit Donner, Blitz, Kerzenschein und unruhigen Kamerafahren verwöhnt, tut die Kulisse des alten Schlosses das ihrige. Zusätzlich kann man bemerken, dass immer, wenn etwas Furchtbares über die Leinwand huscht, wir zuerst eine Einstellung der Protagonistin sehen, wie sie darüber erschrickt, bevor uns Margheriti mit der Quelle des Grauens selbst konfrontiert. Diese Technik finde ich so genial, dass ich soweit gehe, sie mit den heutzutage so populären Jump-Scares zu vergleichen:
Jump-Scares: Der Regisseur will uns meistens (es gibt zum Glück Ausnahmen) in Sicherheit wiegen, weswegen er auf eine gruselige Atmosphäre verzichtet. Daher verbringen wir den Großteil des Filmes gelangweilt, bis eben immer irgendetwas hervorspringt, was uns erschreckt. Dies kann zwei Resultate haben: Entweder wir haben ein kurzes unangenehmen Gefühl des Schockes, gefolgt von einem Herzinfarkt und schmerzhaften Tod; oder wir haben ein kurzes unangenehmen Gefühl des Schockes, gefolgt von neuerlicher Langeweile, da der Regisseur nach diesem kurzen Scare wieder damit beginnt uns in Sicherheit zu wiegen.
Margheriti-Stile: Antonio Margheriti versetzt uns durchgehend in eine Stimmung des Unheimlichen und damit der Spannung. Wenn dann etwas Erschreckendes geschieht, sehen wir zuerst das Gesicht der Protagonistin zusammenzucken. Dies hat zur Folge, dass wir einerseits auf das Furchtbare vorbereitet sind und andererseits einen kurzen Augenblick in noch größerer totaler Spannung verbringen, in welchem wir darauf warten, die Quelle des Schreckens selbst zu sehen.
Margheriti macht als Regisseur also alles richtig, was man bei einem Gruselfilm richtig machen kann, wodurch der Film schon mal überdurchschnittlich wird. Bevor ich auf die anderen Aspekte zu sprechen komme sei noch erwähnt, dass Margheriti selbst in diesem frühen Film schon seine Fans mit liebenswerten Miniaturen zu begeistern weiß. Als gegen Ende vermehrt Nachbildungen des Schlosses zu sehen waren, befand sich auf meinem Gesicht ein durchgehendes Grinsen und als Margheriti dann auch noch durch eine Miniatur-Felswand, durch welche Wasser schießt, eine Barbie-Puppe jagte, konnten meine Nachbarn aus meiner Wohnung ein lautes animalisches „Yeahhh“-Gegröle vernehmen (nein, das ist kein Witz ).
Kommen wir nun mal zu den Darstellern und ihren Rollen: Die erste Person, die wir sehen, ist eine furchtbar gespielte Dame, doch da sie offenbar der opening-kill ist, verzeihe ich ihrer Darstellerin mal das fehlende schauspielerische Talent... ...Warum überlebt sie die Anfangsszene?...Warum ist ihr Name im Vorspann als erstes gelistet?...ohh...ohh...Sie ist unsere Hauptcharakterin, simmt’s?...ohhh! Was gibt es zu ihr zu sagen – ich mag ihre Figur nicht besonders: Es ist nicht schön wie grob sie mit dem armen ollen Christopher Lee umgeht, nur weil er ihr ein wenig unheimlich ist, außerdem wirkt sie einfach distanziert bis versnobt auf mich mit ihrem Gatten und ihrem Schloss und ihren duzenden Dienstboten und ihren Koffern, die ihre Dienstboten herumtragen...das ist keine Figur mit der man mitfiebern kann und schon gar keine, in die man sich hineinversetzen könnte. So eine Figur erfüllt in einem Horrorfilm nur einen Zweck: Zu sterben 1. langsam, 2. qualvoll, 3. bald!
Ich weiß demnach nicht, ob es wegen ihrer miesen Rolle ist oder ob die Schauspielerin selbst kein Talent besitzt, aber ihre Performance ist grauenvoll. Nie kaufe ich ihr ihre Emotionen ab, jede Gefühlsregung wirkt ungeheuer erzwungen. Warum hat man die Rolle nicht besser besetzt? Da Margheriti-Film kommt die stählerne Barbara natürlich als erstes in den Sinn, aber selbst Christopher Lee hätte die Hauptrolle besser verkörpert als die komische Dame, die uns vorgesetzt wird (auch wenn Christopher Lee als verängstigtes Burgfräulein wahrscheinlich in den ersten paar Szenen noch ein wenig befremdlich gewirkt hätte). Wenigstens kann ich mich damit trösten, dass während in ihrer überschaubaren Biographie Titel wie „Homo Eroticus“ für sich sprechen, Christopher Lee zu einem er meist-gecasteten und bekanntesten Schauspieler der Welt wurde.
Und das zu recht, denn seine Performance in diesem Film sorgt für einige Höhepunkte. Trotz seiner unheimlichen Erscheinung, bleibt er cool und sympathisch. Ihm gehört auch die einzige emotionale Szene des Filmes, die als solche funktioniert. Leider hat man ihn nur in der deutschen Übersetzung eine Stimme gegeben, die für ihn ein wenig zu hoch ist: Das ist Christopher Lee und nicht Chris Tucker, zeigt gefälligst Respekt!
Auch bei dem Killer des Abends hat die deutsche Synchronisation ein Verbrechen an der Kunst begangen. Er würde mit und besonders ohne Maske ja recht angsteinflößend aussehen, doch seine Stimme ist so albern, dass man einfach nur über ihn lachen muss...aber das ist schließlich nicht Margheritis Schuld. Wofür sich Margheriti allerdings verantworten muss ist, dass der Mörder nie die Klappe hält. Hier ist ein kleiner Tipp an Mr. Mörderich, den er beachten sollte, wenn er angsteinflößend wirken will: Wenn Sie, Herr Mörder, der nervigen Protagonistin zwölf mal in quietschender Stimme sagen, dass Sie sie töten werden, sie dann aber entkommen lassen, weil Sie dumm sind, wirken Sie albern. Wenn Sie allerdings, die nervige Protagonistin ohne ein Wort zu sagen einfach töten (vorzugsweise 1. langsam, 2. qualvoll, 3. bald), dann wirken Sie furchteinflößend. Beachten Sie das bitte das nächste mal.
Warum ist nun Margheriti dafür die Schuld zu geben? Weil er auch das Drehbuch geschrieben hat. Die Handlung selbst ergibt zwar hier und da keinen Sinn, aber sie ist wenigstens so verwinkelt und wendungsreich, dass sie mich die 80 Minuten bei Laune halten konnte. Was allerdings gar nicht geht sind die Dialoge, die nicht mal im Entferntesten dem gleichen, wie echte Menschen miteinander reden. Gespräche nehmen Verläufe, die nie in der Form zu Stande kommen würden, irgendwer beginnt mal plötzlich Monologe zu führen und alles was gesagt wird zeugt überhaupt und obendrein von einer großen Dummheit. Allerdings werde ich aus Verehrung zu Antonio Margheriti dafür auch der deutschen Synchronisation die Schuld geben und die Theorie aufstellen, dass die Dialoge im Original in wohlklingendem Shakespearehaften Blankvers abgefasst sind.
Fazit: Antonio Margheriti baut eine wunderbar gruselige Stimmung auf. Und da es in erster Linie darauf ankommt, kann man die entsetzliche Hauptcharakterin und die albernen Dialoge halbwegs verzeihen. 7/10
Originaltitel: La Vergine di Norimberga
Alternativtitel: Die Gruft der lebenden Leichen
Land: Italien
Jahr: 1963
Genre: Horror
Regie: Antonio Margheriti
Handlung:
Mr. und Mrs. Snob ziehen in ein altes Schloss ein. Bald schon findet Mrs. Snob die Leiche einer ihrer vielen vielen Dienstboten…Hat Mr. Snob ein dunkles Geheimnis?
Kritik:
Das Wichtigste bei einem Gruselfilm ist, wie der Name schon sagt, dass er eine schön gruselige Atmosphäre aufbaut, die den Zuseher durchgehend ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bereitet. Da Gotik-Horror-Spezialist Antonio Margheriti in dieser frühen Schaffensperiode schon eine Kostprobe davon gibt, womit er uns in späteren Jahren noch eine Gänsehaut verschaffen wird, bekommen wir die besagte Atmosphäre zu genüge! Wenn er uns nicht mit Donner, Blitz, Kerzenschein und unruhigen Kamerafahren verwöhnt, tut die Kulisse des alten Schlosses das ihrige. Zusätzlich kann man bemerken, dass immer, wenn etwas Furchtbares über die Leinwand huscht, wir zuerst eine Einstellung der Protagonistin sehen, wie sie darüber erschrickt, bevor uns Margheriti mit der Quelle des Grauens selbst konfrontiert. Diese Technik finde ich so genial, dass ich soweit gehe, sie mit den heutzutage so populären Jump-Scares zu vergleichen:
Jump-Scares: Der Regisseur will uns meistens (es gibt zum Glück Ausnahmen) in Sicherheit wiegen, weswegen er auf eine gruselige Atmosphäre verzichtet. Daher verbringen wir den Großteil des Filmes gelangweilt, bis eben immer irgendetwas hervorspringt, was uns erschreckt. Dies kann zwei Resultate haben: Entweder wir haben ein kurzes unangenehmen Gefühl des Schockes, gefolgt von einem Herzinfarkt und schmerzhaften Tod; oder wir haben ein kurzes unangenehmen Gefühl des Schockes, gefolgt von neuerlicher Langeweile, da der Regisseur nach diesem kurzen Scare wieder damit beginnt uns in Sicherheit zu wiegen.
Margheriti-Stile: Antonio Margheriti versetzt uns durchgehend in eine Stimmung des Unheimlichen und damit der Spannung. Wenn dann etwas Erschreckendes geschieht, sehen wir zuerst das Gesicht der Protagonistin zusammenzucken. Dies hat zur Folge, dass wir einerseits auf das Furchtbare vorbereitet sind und andererseits einen kurzen Augenblick in noch größerer totaler Spannung verbringen, in welchem wir darauf warten, die Quelle des Schreckens selbst zu sehen.
Margheriti macht als Regisseur also alles richtig, was man bei einem Gruselfilm richtig machen kann, wodurch der Film schon mal überdurchschnittlich wird. Bevor ich auf die anderen Aspekte zu sprechen komme sei noch erwähnt, dass Margheriti selbst in diesem frühen Film schon seine Fans mit liebenswerten Miniaturen zu begeistern weiß. Als gegen Ende vermehrt Nachbildungen des Schlosses zu sehen waren, befand sich auf meinem Gesicht ein durchgehendes Grinsen und als Margheriti dann auch noch durch eine Miniatur-Felswand, durch welche Wasser schießt, eine Barbie-Puppe jagte, konnten meine Nachbarn aus meiner Wohnung ein lautes animalisches „Yeahhh“-Gegröle vernehmen (nein, das ist kein Witz ).
Kommen wir nun mal zu den Darstellern und ihren Rollen: Die erste Person, die wir sehen, ist eine furchtbar gespielte Dame, doch da sie offenbar der opening-kill ist, verzeihe ich ihrer Darstellerin mal das fehlende schauspielerische Talent... ...Warum überlebt sie die Anfangsszene?...Warum ist ihr Name im Vorspann als erstes gelistet?...ohh...ohh...Sie ist unsere Hauptcharakterin, simmt’s?...ohhh! Was gibt es zu ihr zu sagen – ich mag ihre Figur nicht besonders: Es ist nicht schön wie grob sie mit dem armen ollen Christopher Lee umgeht, nur weil er ihr ein wenig unheimlich ist, außerdem wirkt sie einfach distanziert bis versnobt auf mich mit ihrem Gatten und ihrem Schloss und ihren duzenden Dienstboten und ihren Koffern, die ihre Dienstboten herumtragen...das ist keine Figur mit der man mitfiebern kann und schon gar keine, in die man sich hineinversetzen könnte. So eine Figur erfüllt in einem Horrorfilm nur einen Zweck: Zu sterben 1. langsam, 2. qualvoll, 3. bald!
Ich weiß demnach nicht, ob es wegen ihrer miesen Rolle ist oder ob die Schauspielerin selbst kein Talent besitzt, aber ihre Performance ist grauenvoll. Nie kaufe ich ihr ihre Emotionen ab, jede Gefühlsregung wirkt ungeheuer erzwungen. Warum hat man die Rolle nicht besser besetzt? Da Margheriti-Film kommt die stählerne Barbara natürlich als erstes in den Sinn, aber selbst Christopher Lee hätte die Hauptrolle besser verkörpert als die komische Dame, die uns vorgesetzt wird (auch wenn Christopher Lee als verängstigtes Burgfräulein wahrscheinlich in den ersten paar Szenen noch ein wenig befremdlich gewirkt hätte). Wenigstens kann ich mich damit trösten, dass während in ihrer überschaubaren Biographie Titel wie „Homo Eroticus“ für sich sprechen, Christopher Lee zu einem er meist-gecasteten und bekanntesten Schauspieler der Welt wurde.
Und das zu recht, denn seine Performance in diesem Film sorgt für einige Höhepunkte. Trotz seiner unheimlichen Erscheinung, bleibt er cool und sympathisch. Ihm gehört auch die einzige emotionale Szene des Filmes, die als solche funktioniert. Leider hat man ihn nur in der deutschen Übersetzung eine Stimme gegeben, die für ihn ein wenig zu hoch ist: Das ist Christopher Lee und nicht Chris Tucker, zeigt gefälligst Respekt!
Auch bei dem Killer des Abends hat die deutsche Synchronisation ein Verbrechen an der Kunst begangen. Er würde mit und besonders ohne Maske ja recht angsteinflößend aussehen, doch seine Stimme ist so albern, dass man einfach nur über ihn lachen muss...aber das ist schließlich nicht Margheritis Schuld. Wofür sich Margheriti allerdings verantworten muss ist, dass der Mörder nie die Klappe hält. Hier ist ein kleiner Tipp an Mr. Mörderich, den er beachten sollte, wenn er angsteinflößend wirken will: Wenn Sie, Herr Mörder, der nervigen Protagonistin zwölf mal in quietschender Stimme sagen, dass Sie sie töten werden, sie dann aber entkommen lassen, weil Sie dumm sind, wirken Sie albern. Wenn Sie allerdings, die nervige Protagonistin ohne ein Wort zu sagen einfach töten (vorzugsweise 1. langsam, 2. qualvoll, 3. bald), dann wirken Sie furchteinflößend. Beachten Sie das bitte das nächste mal.
Warum ist nun Margheriti dafür die Schuld zu geben? Weil er auch das Drehbuch geschrieben hat. Die Handlung selbst ergibt zwar hier und da keinen Sinn, aber sie ist wenigstens so verwinkelt und wendungsreich, dass sie mich die 80 Minuten bei Laune halten konnte. Was allerdings gar nicht geht sind die Dialoge, die nicht mal im Entferntesten dem gleichen, wie echte Menschen miteinander reden. Gespräche nehmen Verläufe, die nie in der Form zu Stande kommen würden, irgendwer beginnt mal plötzlich Monologe zu führen und alles was gesagt wird zeugt überhaupt und obendrein von einer großen Dummheit. Allerdings werde ich aus Verehrung zu Antonio Margheriti dafür auch der deutschen Synchronisation die Schuld geben und die Theorie aufstellen, dass die Dialoge im Original in wohlklingendem Shakespearehaften Blankvers abgefasst sind.
Fazit: Antonio Margheriti baut eine wunderbar gruselige Stimmung auf. Und da es in erster Linie darauf ankommt, kann man die entsetzliche Hauptcharakterin und die albernen Dialoge halbwegs verzeihen. 7/10
- DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
CRIMES OF THE BLACK CAT
Originaltitel: Sette scialli di seta gialla
Land: Italien
Jahr: 1972
Genre: Giallo
Regie: Sergio Pastore
Handlung:
Der blinde Pianist Peter Oliver (The one, the only, Aaaaaanthony Steffen!!!) hört eines abends wie zwei Gestalten über einen geplanten Mord plaudern. Als kurz darauf eine ihm nahe stehende Dame das Zeitliche segnet, schnappt er sich seinen Stock, Butler und Freundin und begibt sich auf die Straßen von Kopenhagen für ein wenig Investigation…
Kritik:
Das Anthönchen spielt einen Blinden ergo hat der Film die Höchstnote verdient. 10/10! So, das war meine Kritik für heute, hoffe sie hat euch gefallen. Schreibt weiterhin positive Kommentare und besucht mich doch mal in meinem Filmtagebuch unter http://www.deliria-italiano.org/phpbb/f ... t3858.html
… …ihr wollt, dass ich objektiver an den Film herangehe und auch andere Aspekte in Betracht ziehe…OK, von mir aus, also bitteschön:
Als Giallo finde ich den Film recht solide gemacht, kein wirkliches Muss, aber auch nicht der Tiefpunkt des Genres. Die Story selbst hält den ganzen Film lang bei Laune und hat genügend Wendungen um nicht langweilig zu werden. Zugegeben, ich habe immer noch keine Ahnung was das Motiv des Killers war und die Auflösung kommt überhaupt recht einfallslos daher, aber solang der Rest des Filmes stimmt, kann man das getrost hinnehmen.
Kamera und Regie versuchen erfolgreich mit einigen schnellen Zooms und kurzen abrupten Schwenks eine furchteinflößende halluzinatorische Atmosphäre zu erzeugen. Damit regt sich in uns ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Unwohlseins, welches perfekt zu der Handlung passt in welcher sich die Figuren plötzlich in einer unsicheren Welt voller Mord und Gewalt wiederfinden.
Allein mit den letzten beiden Szenen habe ich so meine Probleme: Kurz vor Schluss kommt es noch mal zu einem Mord, welcher durch seine Länge und Brutalität hervorsticht. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, da wir aber bis zu diesem Zeitpunkt nur sehr dezente, kurze und unblutige Tötungsszenen zu sehen bekamen, wirkt diese letzte doch recht unpassend und übertrieben. Filme wie „New York Ripper“ funktionieren in der Hinsicht besser, da die Brutalität in ihnen konstanter ist und sich nicht auf einen unangenehmen Punkt konzentriert.
Zweitens ist das Opfer, welchem die Regie so einen schmerzvollen Tod angehängt hat, eine Person, die unserem Hauptcharakter nahe stand. Prinzipiell ist daran wieder nichts auszusetzen, dass Steffen-Filme mit einer tragischen Note enden sollte ja schon bekannt sein, doch der Regisseur investiert nicht mehr die Zeit, mit Pietät den Tod dieser Figur zu verarbeiten. Da der Film in wenigen Minuten endet, wird ihr Ableben nicht gewürdigt und wie eines der anderen unbedeutenderen Mordopfer gehandhabt und das hat mich dann doch gestört.
Die größte Stärke des Filmes liegt in seinen Charakteren. Die Regie schaffte es jede einzelne Figur so unheimlich darzustellen, dass wir ihr einen diabolischen Mord zutrauen würden, sie aber gleichzeitig auch so sympathisch zu machen, dass wir um ihr Wohlergehen bangen können. Dies gilt neben Steffen und seinen Freunden auch für die meisten Nebenfiguren wie die von Giacomo Rossi-Stuart und seiner Leinwandpartnerin.
Kommen wir letztlich noch zu dem Hauptgrund sich diesen Film anzusehen: Anthony Steffen. Spielt er den Blinden überzeugend? Nein, tut er ehrlich gesagt nicht. Er hat einfach die selbe ausdruckslose Miene drauf wie sonst auch immer und schaut nicht mehr ins Leere als in irgendeinem seiner anderen Filme. Hier und da hegte ich die Vermutung, dass seine Rolle als Sehender konzipiert war, der Regisseur aber nachdem sie die Hälfte der Szenen schon im Kasten hatten auf die Idee kam, sie einfach blind zu machen. ABER, ich habe überhaupt kein Problem damit. Als ich hörte, dass mein Anthönchen hier einen Blinden spielen sollte erwartete ich mir keinesfalls die Authentizität, welche ein Karl Malden oder Tony Anthony an den Tag gelegt hätte, ich erwartete, dass sich Steffen so benimmt wie wir es von ihm kennen und lieben, nur dass er ein paar besonders liebenswerte Szenen bekommt, in denen er sich versucht auszurappeln oder fast in ein fahrendes Auto hineinläuft. Und eben das habe ich auch bekommen.
Fazit: Als Giallo ist der Film durchschnittlich gut, nicht besonders, aber auch nicht schlecht; doch für Fans vom Anthönchen wie mich ist er natürlich ein cinematographischer Leckerbissen sondergleichen. 7/10 (objektiv); 10/10 (steffisch)
Originaltitel: Sette scialli di seta gialla
Land: Italien
Jahr: 1972
Genre: Giallo
Regie: Sergio Pastore
Handlung:
Der blinde Pianist Peter Oliver (The one, the only, Aaaaaanthony Steffen!!!) hört eines abends wie zwei Gestalten über einen geplanten Mord plaudern. Als kurz darauf eine ihm nahe stehende Dame das Zeitliche segnet, schnappt er sich seinen Stock, Butler und Freundin und begibt sich auf die Straßen von Kopenhagen für ein wenig Investigation…
Kritik:
Das Anthönchen spielt einen Blinden ergo hat der Film die Höchstnote verdient. 10/10! So, das war meine Kritik für heute, hoffe sie hat euch gefallen. Schreibt weiterhin positive Kommentare und besucht mich doch mal in meinem Filmtagebuch unter http://www.deliria-italiano.org/phpbb/f ... t3858.html
… …ihr wollt, dass ich objektiver an den Film herangehe und auch andere Aspekte in Betracht ziehe…OK, von mir aus, also bitteschön:
Als Giallo finde ich den Film recht solide gemacht, kein wirkliches Muss, aber auch nicht der Tiefpunkt des Genres. Die Story selbst hält den ganzen Film lang bei Laune und hat genügend Wendungen um nicht langweilig zu werden. Zugegeben, ich habe immer noch keine Ahnung was das Motiv des Killers war und die Auflösung kommt überhaupt recht einfallslos daher, aber solang der Rest des Filmes stimmt, kann man das getrost hinnehmen.
Kamera und Regie versuchen erfolgreich mit einigen schnellen Zooms und kurzen abrupten Schwenks eine furchteinflößende halluzinatorische Atmosphäre zu erzeugen. Damit regt sich in uns ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Unwohlseins, welches perfekt zu der Handlung passt in welcher sich die Figuren plötzlich in einer unsicheren Welt voller Mord und Gewalt wiederfinden.
Allein mit den letzten beiden Szenen habe ich so meine Probleme: Kurz vor Schluss kommt es noch mal zu einem Mord, welcher durch seine Länge und Brutalität hervorsticht. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, da wir aber bis zu diesem Zeitpunkt nur sehr dezente, kurze und unblutige Tötungsszenen zu sehen bekamen, wirkt diese letzte doch recht unpassend und übertrieben. Filme wie „New York Ripper“ funktionieren in der Hinsicht besser, da die Brutalität in ihnen konstanter ist und sich nicht auf einen unangenehmen Punkt konzentriert.
Zweitens ist das Opfer, welchem die Regie so einen schmerzvollen Tod angehängt hat, eine Person, die unserem Hauptcharakter nahe stand. Prinzipiell ist daran wieder nichts auszusetzen, dass Steffen-Filme mit einer tragischen Note enden sollte ja schon bekannt sein, doch der Regisseur investiert nicht mehr die Zeit, mit Pietät den Tod dieser Figur zu verarbeiten. Da der Film in wenigen Minuten endet, wird ihr Ableben nicht gewürdigt und wie eines der anderen unbedeutenderen Mordopfer gehandhabt und das hat mich dann doch gestört.
Die größte Stärke des Filmes liegt in seinen Charakteren. Die Regie schaffte es jede einzelne Figur so unheimlich darzustellen, dass wir ihr einen diabolischen Mord zutrauen würden, sie aber gleichzeitig auch so sympathisch zu machen, dass wir um ihr Wohlergehen bangen können. Dies gilt neben Steffen und seinen Freunden auch für die meisten Nebenfiguren wie die von Giacomo Rossi-Stuart und seiner Leinwandpartnerin.
Kommen wir letztlich noch zu dem Hauptgrund sich diesen Film anzusehen: Anthony Steffen. Spielt er den Blinden überzeugend? Nein, tut er ehrlich gesagt nicht. Er hat einfach die selbe ausdruckslose Miene drauf wie sonst auch immer und schaut nicht mehr ins Leere als in irgendeinem seiner anderen Filme. Hier und da hegte ich die Vermutung, dass seine Rolle als Sehender konzipiert war, der Regisseur aber nachdem sie die Hälfte der Szenen schon im Kasten hatten auf die Idee kam, sie einfach blind zu machen. ABER, ich habe überhaupt kein Problem damit. Als ich hörte, dass mein Anthönchen hier einen Blinden spielen sollte erwartete ich mir keinesfalls die Authentizität, welche ein Karl Malden oder Tony Anthony an den Tag gelegt hätte, ich erwartete, dass sich Steffen so benimmt wie wir es von ihm kennen und lieben, nur dass er ein paar besonders liebenswerte Szenen bekommt, in denen er sich versucht auszurappeln oder fast in ein fahrendes Auto hineinläuft. Und eben das habe ich auch bekommen.
Fazit: Als Giallo ist der Film durchschnittlich gut, nicht besonders, aber auch nicht schlecht; doch für Fans vom Anthönchen wie mich ist er natürlich ein cinematographischer Leckerbissen sondergleichen. 7/10 (objektiv); 10/10 (steffisch)
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
AMER – DIE DUNKLE SEITE DER TRÄUME
Originaltitel: Amer
Land: Belgien, Frankreich
Jahr: 2009
Genre: Giallo Avantgarde
Regie: Hélène Cattet, Bruno Forzani
Handlung:
Zeugs geschieht…manchmal.
Kritik:
Ich liebe es, wenn Filme ihr Hauptaugenmerk auf das Visuelle legen und damit versuchen Stimmung aufzubauen, während sie die Handlung eher in den Hintergrund rücken. Hier haben wir jedoch einen Film, welcher vor visuellen Stilmitteln überquillt, während er auf Handlung ganz verzichtet. Die Frage lautet nun: Funktioniert es, oder ist all zuviel doch ungesund?
Die ersten paar Szenen, in denen unsere Hauptcharakterin noch ein Kind ist, wirken dabei einfach noch wie eine stilisierte Vorgeschichte, bei der all die surrealen Einstellungen dazu dienen, das ungewohnte Weltbild eines Kindes auszudrücken. Doch dieser Stil endet und endet nicht. Irgendwann gab ich’s dann auf, auf eine Handlung zu warten, lehnte mich zurück und ließ einfach die Bilder auf mich wirken. Dies war eine wunderbare Erfahrung, die abstrakten Bildkompositionen konnten ungehindert Einzug in mein Hirn nehmen, wo sie meinen Geist mit Farben, Formen und Bewegungen in halluzinatorische Stimulierungen versetzten. Doch es endete nicht. Zirka zwanzig Minuten konnte ich mich gehen lassen und mit „Amer“ die Filmerfahrung meines Lebens machen, aber es wurde einfach zu viel. Nach einer gewissen Zeit beginnen einen die Bildkompositionen zu langweilen und man vermisst einfach eine Handlung oder einen roten Faden.
Warum ist das so? Nun, bei den Gialli zum Beispiel, mit denen „Amer“ ja so eifrig verglichen wird, benutzen Regisseure wie Argento oder Bava ihr Talent, was Kamera und Beleuchtung betrifft, um die Stimmung, welche im Film vorherrscht auf die Zuseher zu projizieren. Wenn in einem Argento-Film jemand Angst hat, schafft es der Meister uns auch Angst zu machen, wenn jemand erleichtert oder verwirrt ist, versucht der Regisseur auch das Publikum zu erleichtern oder zu verwirren. Die visuellen Stilmittel sind nicht dazu da, dass wir per se „fühlen“, sondern „mitfühlen“, was wesentlich einfacher zu bewerkstelligen ist. Dadurch, dass wir keinen blassen Schimmer haben, was bei „Amer“ eigentlich abgeht und was die Personen gerade empfinden, können wir ihre Gefühle nicht teilen. Sicher, manchmal können wir den Gemütszustand der Personen erkennen oder wir werden von den visuellen Eindrücken auch ohne Figurenvorlage in Stimmungen versetzt, aber dies fordert von den Zusehern eine ungeheure Menge an Konzentration, die sie wahrscheinlich nicht die ganze Laufzeit über aufbringen können. Dies bewirkt, dass „Amer“ streckenweise zu einem der tollsten Spektakel, die jemals über meine Wohnzimmerwand gelaufen sind wird, nur um dann, wenn ich nicht mehr in der Lage bin mich von der Bilderflut überrollen zu lassen, für einige Zeit einfach langweilig und verwirrend zu wirken.
Bei den Stilmitteln selbst, die verwendet werden, sind einige darunter, die ich besonders liebe und bei vielen neueren Filmen vermisse. So gibt es herrlich farbiges Licht, welches seinen farbpsychologischen Zweck zu erfüllen weiß; es gibt diese vielen Detailaufnahmen, die uns auch schon in Argentos Werken in klaustrophobische Zustände versetzten; Geräusche werden sehr laut und eindringlich eingespielt, dies vermittelt das Gefühl von geschärften Sinnen und versetzt uns in die Stimmung besonderer Anspannung (angespannt aus Aufmerksamkeit, Angst, Lust, etc. je nachdem wie es genutzt wird), ein Trick, den ich besonders von den Filmen des Tinto Brass her kenne.
Leider kommen mit dieser Flut von filmischen Kunstgriffen auch ein paar Nachteile: Einerseits verlieren einige Stilmittel durch Überbenutzung ihre Wirkung, so die erwähnten Detailaufnahmen. Hätte man sie nur in der Anfangssequenz, die wir aus der Perspektive eines Kindes sehen und in den besonders intensiven Szenen genutzt wäre es fein gewesen, doch jede zweite Einstellung ist eine Detailaufnahme und irgendwann wirkt es dann einfach nicht mehr stimmig sondern überkandidelt. Zweitens kommen einfach zu viele verschiedene visuelle Effekte zum Zug. Neben den oben genannte, welche ich sehr schätze, gibt es noch unzählige andere, wie eine auf den Kopf gestellte Kamera oder Stillshots in die hineingezoomt wird (meiner Meinung nach der dümmste und unstimmigste visuelle Kunstgriff aller Zeiten). Durch diese Übernutzung verliert der Film nach einiger Zeit einfach seine Magie, die uns in der ersten halben Stunde so fesselte und scheint gezwungen surreal.
Um genauer festzustellen, warum „Amer“ nicht gänzlich zu überzeugen weiß, werde ich ihn nun noch mal ganz offen mit den Gialli und anderen italienischen Genrefilmen vergleichen. Nun werdet ihr sagen, das ist unfair von mir, der Film ist kein Giallo, also warum sollte ich ihn mit diesem Genre in einen Hut stecken? Ganz einfach: 1. Der Film wurde als Neo-Giallo beworben; 2. das Cover sieht nach einem italienischen Film der 70er aus; 3. bei Interviews mit den Regisseuren fallen Worte wie „Giallo“ und „Argento“; 4. die Regisseure kopieren einige Szenen aus Argento-Filmen; 5. der Soundtrack besteht aus Scores für italienische Filme, vorzugsweise von Stelvio Cipriani (Anmerkung: Und darüber habe ich mich sehr gefreut, besonders als plötzlich die Musik von „Der Tod trägt schwarzes Leder“ zu hören war, wurde mein Herz sondergleichen erwärmt). Ich vergleiche „Amer“ also nicht mit den Gialli, weil ich mir so einen Film erwartet hätte und nun enttäuscht bin ihn nicht bekommen zu haben, sondern ich vergleiche „Amer“ mit den Gialli, weil man mir diesen Vergleich auf die Nase bindet…also:
Das italienische Exploitationkino zeichnete sich dadurch aus, einfache Handlungen mit visuellen Meisterleistungen zu verbinden. Nur selten sind die Skripts von Gialli, Italowestern oder anderen Genres sonderlich originell, aber sie bieten eine schöne Basis. Wir bekommen Charaktere und eine Geschichte. Die Regie baute dann auf dieses Fundament auf, wendete visuelle Stilmittel an und machte mit diesen die Charaktere sympathisch und übertrug ihre Emotionen auf uns. Durch die unfassbaren Talente eines Argento, Bava oder Leone wurden einfache Geschichten spannend gemacht. Bei „Amer“ wurde dieses Fundament weggelassen. Es wird versucht Stimmung und Spannung aufzubauen ohne das Medium der Handlung zu haben um sie zu vermitteln. Zugegeben manchmal funktioniert es, manchmal reißen uns die Bilder in ihren Bann, aber da uns keine einfache Geschichte als Hilfe geboten wird, ist dieser Bann immer nur von kurzer Dauer. Um es metaphorisch auszudrücken: Die Regisseure errichteten hier eines der kunstvollsten und beeindruckendsten Bauwerke aller Zeiten, aber es bricht in sich zusammen, weil sie auf den profanen hässlichen Betonuntergrund verzichtet haben. Oder um es mit den Worten des verehrten Schiller zu sagen: „Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf den wir bauten.“.
Dies ist unsagbar schade, denn wenn die Regisseure nicht diesen Drang gehabt hätten avantgardistisch mit ihrem kleinen Lobgesang auf den 70er-Jahre-Italofilm zu werden, hätten sie wohl eines der spektakulärsten und spannendsten Filmerlebnisse der letzten Jahre schaffen können. Betrachten wir einfach beispielsweise die finale Verfolgungsjagd in der sich die Protagonisten vor einem Killer in Sicherheit bringen will: Diese ist unsagbar kunstvoll in Szene gesetzt, doch wir sind nicht bereit sie auch gebührend aufzunehmen, da ihr eine Stunde belanglosen Entwicklungs-irgendwas-Zeugs-Nonsens vorrausgegangen war.
Fazit: „Amer“ bietet uns beeindruckende visuelle Kompositionen, die uns in einen Rausch der Sinne bringen könnten, doch da es keine konventionellen Erzähltechniken gibt, die uns bei der Verarbeitung der gewaltigen Bilderfluten helfen könnten, schwankt der Film stets zwischen übersinnlicher Erfahrung und langweiliger Möchtegernkunst. 7/10
Originaltitel: Amer
Land: Belgien, Frankreich
Jahr: 2009
Genre: Giallo Avantgarde
Regie: Hélène Cattet, Bruno Forzani
Handlung:
Zeugs geschieht…manchmal.
Kritik:
Ich liebe es, wenn Filme ihr Hauptaugenmerk auf das Visuelle legen und damit versuchen Stimmung aufzubauen, während sie die Handlung eher in den Hintergrund rücken. Hier haben wir jedoch einen Film, welcher vor visuellen Stilmitteln überquillt, während er auf Handlung ganz verzichtet. Die Frage lautet nun: Funktioniert es, oder ist all zuviel doch ungesund?
Die ersten paar Szenen, in denen unsere Hauptcharakterin noch ein Kind ist, wirken dabei einfach noch wie eine stilisierte Vorgeschichte, bei der all die surrealen Einstellungen dazu dienen, das ungewohnte Weltbild eines Kindes auszudrücken. Doch dieser Stil endet und endet nicht. Irgendwann gab ich’s dann auf, auf eine Handlung zu warten, lehnte mich zurück und ließ einfach die Bilder auf mich wirken. Dies war eine wunderbare Erfahrung, die abstrakten Bildkompositionen konnten ungehindert Einzug in mein Hirn nehmen, wo sie meinen Geist mit Farben, Formen und Bewegungen in halluzinatorische Stimulierungen versetzten. Doch es endete nicht. Zirka zwanzig Minuten konnte ich mich gehen lassen und mit „Amer“ die Filmerfahrung meines Lebens machen, aber es wurde einfach zu viel. Nach einer gewissen Zeit beginnen einen die Bildkompositionen zu langweilen und man vermisst einfach eine Handlung oder einen roten Faden.
Warum ist das so? Nun, bei den Gialli zum Beispiel, mit denen „Amer“ ja so eifrig verglichen wird, benutzen Regisseure wie Argento oder Bava ihr Talent, was Kamera und Beleuchtung betrifft, um die Stimmung, welche im Film vorherrscht auf die Zuseher zu projizieren. Wenn in einem Argento-Film jemand Angst hat, schafft es der Meister uns auch Angst zu machen, wenn jemand erleichtert oder verwirrt ist, versucht der Regisseur auch das Publikum zu erleichtern oder zu verwirren. Die visuellen Stilmittel sind nicht dazu da, dass wir per se „fühlen“, sondern „mitfühlen“, was wesentlich einfacher zu bewerkstelligen ist. Dadurch, dass wir keinen blassen Schimmer haben, was bei „Amer“ eigentlich abgeht und was die Personen gerade empfinden, können wir ihre Gefühle nicht teilen. Sicher, manchmal können wir den Gemütszustand der Personen erkennen oder wir werden von den visuellen Eindrücken auch ohne Figurenvorlage in Stimmungen versetzt, aber dies fordert von den Zusehern eine ungeheure Menge an Konzentration, die sie wahrscheinlich nicht die ganze Laufzeit über aufbringen können. Dies bewirkt, dass „Amer“ streckenweise zu einem der tollsten Spektakel, die jemals über meine Wohnzimmerwand gelaufen sind wird, nur um dann, wenn ich nicht mehr in der Lage bin mich von der Bilderflut überrollen zu lassen, für einige Zeit einfach langweilig und verwirrend zu wirken.
Bei den Stilmitteln selbst, die verwendet werden, sind einige darunter, die ich besonders liebe und bei vielen neueren Filmen vermisse. So gibt es herrlich farbiges Licht, welches seinen farbpsychologischen Zweck zu erfüllen weiß; es gibt diese vielen Detailaufnahmen, die uns auch schon in Argentos Werken in klaustrophobische Zustände versetzten; Geräusche werden sehr laut und eindringlich eingespielt, dies vermittelt das Gefühl von geschärften Sinnen und versetzt uns in die Stimmung besonderer Anspannung (angespannt aus Aufmerksamkeit, Angst, Lust, etc. je nachdem wie es genutzt wird), ein Trick, den ich besonders von den Filmen des Tinto Brass her kenne.
Leider kommen mit dieser Flut von filmischen Kunstgriffen auch ein paar Nachteile: Einerseits verlieren einige Stilmittel durch Überbenutzung ihre Wirkung, so die erwähnten Detailaufnahmen. Hätte man sie nur in der Anfangssequenz, die wir aus der Perspektive eines Kindes sehen und in den besonders intensiven Szenen genutzt wäre es fein gewesen, doch jede zweite Einstellung ist eine Detailaufnahme und irgendwann wirkt es dann einfach nicht mehr stimmig sondern überkandidelt. Zweitens kommen einfach zu viele verschiedene visuelle Effekte zum Zug. Neben den oben genannte, welche ich sehr schätze, gibt es noch unzählige andere, wie eine auf den Kopf gestellte Kamera oder Stillshots in die hineingezoomt wird (meiner Meinung nach der dümmste und unstimmigste visuelle Kunstgriff aller Zeiten). Durch diese Übernutzung verliert der Film nach einiger Zeit einfach seine Magie, die uns in der ersten halben Stunde so fesselte und scheint gezwungen surreal.
Um genauer festzustellen, warum „Amer“ nicht gänzlich zu überzeugen weiß, werde ich ihn nun noch mal ganz offen mit den Gialli und anderen italienischen Genrefilmen vergleichen. Nun werdet ihr sagen, das ist unfair von mir, der Film ist kein Giallo, also warum sollte ich ihn mit diesem Genre in einen Hut stecken? Ganz einfach: 1. Der Film wurde als Neo-Giallo beworben; 2. das Cover sieht nach einem italienischen Film der 70er aus; 3. bei Interviews mit den Regisseuren fallen Worte wie „Giallo“ und „Argento“; 4. die Regisseure kopieren einige Szenen aus Argento-Filmen; 5. der Soundtrack besteht aus Scores für italienische Filme, vorzugsweise von Stelvio Cipriani (Anmerkung: Und darüber habe ich mich sehr gefreut, besonders als plötzlich die Musik von „Der Tod trägt schwarzes Leder“ zu hören war, wurde mein Herz sondergleichen erwärmt). Ich vergleiche „Amer“ also nicht mit den Gialli, weil ich mir so einen Film erwartet hätte und nun enttäuscht bin ihn nicht bekommen zu haben, sondern ich vergleiche „Amer“ mit den Gialli, weil man mir diesen Vergleich auf die Nase bindet…also:
Das italienische Exploitationkino zeichnete sich dadurch aus, einfache Handlungen mit visuellen Meisterleistungen zu verbinden. Nur selten sind die Skripts von Gialli, Italowestern oder anderen Genres sonderlich originell, aber sie bieten eine schöne Basis. Wir bekommen Charaktere und eine Geschichte. Die Regie baute dann auf dieses Fundament auf, wendete visuelle Stilmittel an und machte mit diesen die Charaktere sympathisch und übertrug ihre Emotionen auf uns. Durch die unfassbaren Talente eines Argento, Bava oder Leone wurden einfache Geschichten spannend gemacht. Bei „Amer“ wurde dieses Fundament weggelassen. Es wird versucht Stimmung und Spannung aufzubauen ohne das Medium der Handlung zu haben um sie zu vermitteln. Zugegeben manchmal funktioniert es, manchmal reißen uns die Bilder in ihren Bann, aber da uns keine einfache Geschichte als Hilfe geboten wird, ist dieser Bann immer nur von kurzer Dauer. Um es metaphorisch auszudrücken: Die Regisseure errichteten hier eines der kunstvollsten und beeindruckendsten Bauwerke aller Zeiten, aber es bricht in sich zusammen, weil sie auf den profanen hässlichen Betonuntergrund verzichtet haben. Oder um es mit den Worten des verehrten Schiller zu sagen: „Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf den wir bauten.“.
Dies ist unsagbar schade, denn wenn die Regisseure nicht diesen Drang gehabt hätten avantgardistisch mit ihrem kleinen Lobgesang auf den 70er-Jahre-Italofilm zu werden, hätten sie wohl eines der spektakulärsten und spannendsten Filmerlebnisse der letzten Jahre schaffen können. Betrachten wir einfach beispielsweise die finale Verfolgungsjagd in der sich die Protagonisten vor einem Killer in Sicherheit bringen will: Diese ist unsagbar kunstvoll in Szene gesetzt, doch wir sind nicht bereit sie auch gebührend aufzunehmen, da ihr eine Stunde belanglosen Entwicklungs-irgendwas-Zeugs-Nonsens vorrausgegangen war.
Fazit: „Amer“ bietet uns beeindruckende visuelle Kompositionen, die uns in einen Rausch der Sinne bringen könnten, doch da es keine konventionellen Erzähltechniken gibt, die uns bei der Verarbeitung der gewaltigen Bilderfluten helfen könnten, schwankt der Film stets zwischen übersinnlicher Erfahrung und langweiliger Möchtegernkunst. 7/10