Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Verfasst: Fr 23. Jul 2010, 17:55
Im Todesgriff der roten Maske
Bei dem 1969 veröffentlichten Horrorstreifen „Im Todesgriff der roten Maske“ handelt es sich um eine britische Poe-Adaption mit Vincent Price in der Hauptrolle. Regie führte diesmal allerdings nicht Roger Corman, sondern Gordon Hessler. Und das merkt man dem Film auch an: Verglichen mit den Höhepunkten aus Cormans Poe-Zyklus fehlt es diesem Werk an Poesie und kunstvoller Inszenierung. So bleibt auch Price deutlich unter seinen Möglichkeiten, u. a., weil es seiner Figur schlicht an Tiefgang und Mystik fehlt. Dabei beginnt der Film sehr stark: Weitestgehend aus der Sicht des Opfers, das der Zuschauer daher nicht sehen kann, wird ein afrikanisches Ritual gezeigt, bei dem „nackte Wilde“ ekstatisch und bedrohliche Laute von sich gebend um ihr gekreuzigtes Opfer herumtanzen, ein Tier opfern und letztendlich einen krankheitsbringenden Fluch über ihr Opfer bringen. Diese Szenen wurden sehr atmosphärisch umgesetzt und erinnerten mich positiv an spätere Kannibalenfilme. Im Laufe der Spieldauer wird zwar hin und wieder erneut auf die subjektive Kameraführung zurückgegriffen, größtenteils bleibt „Im Todesgriff…“ aber handwerklich bieder, dramaturgisch mitunter ziemlich langatmig und von der Handlung her (sicher nicht immer freiwillig) undurchsichtig. Genrefreunde werden sich über Christopher Lees Rolle als zwielichtiger Arzt freuen, der aus meiner Sicht aber ebenfalls wenig gefordert wird. Enttäuscht hat mich die Darstellung des kranken, verfluchten Mörders, der bis auf seine Wutausbrüche erstaunlich und unglaubwürdig „normal“ wirkt, was seinen Charakter nicht sonderlich interessant werden lässt. Diese Schwächen werden anscheinend durch eine für die 60er-Jahre ungewöhnliche visuelle Härte auszugleichen versucht, wobei die blutigen Effekte aber nicht immer überzeugen und das Blut über eine sehr unnatürliche Rotfärbung verfügt. Dafür darf aber Uta Levka mal ihre rechte Brust in die Kamera halten, was dem Film einen kleinen Sleaze-Faktor verleiht. Dieser wurde eingebettet in eine humoristische Wirtshausszene, die in ihrer Skurrilität zu den Höhepunkten des Films zählt. Am besten gefällt mir „Im Todesgriff…“ eigentlich immer dann, wenn er die Gothic-Elemente weitestgehend hinter sich lässt und fiebrige Exotik wie im Prolog oder bei den Auftritten des Medizinmannes ins Spiel bringt und auf die Hintergründe der Ereignisse eingegangen wird, die deutliche Kritik am britischen Kolonialismus laut werden lassen. Das Finale der Rachegeschichte fiel sodann recht vorhersehbar, wenn auch angenehm böse, aus; dafür konnten die Maskenbildner aber endlich einmal ihr Können unter Beweis stellen. Für Freunde klassischen Briten-Grusels sicherlich eine Option, aber kein unbedingtes Muss.Julian Markham hält seinen eigenen Bruder wie einen Gefangenen fest, da dieser an einer gefährlichen und geistraubenden Krankheit leidet. Nur der Anwalt der Familie kennt das Los des Ausgestoßenen und verhilft diesem aus Mitleid zur Flucht. Doch das bedeutet den Beginn einer gnadenlosen Jagd nach Rache durch den Mörder mit der roten Maske...