Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Moderator: jogiwan

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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Danke für die Besprechung/Einschätzung. Die Folge 83 konnte ich leider nie sehen.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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CamperVan.Helsing
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Re: Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Prisma hat geschrieben:
● Folge 27: ANONYMER ANRUF (1970)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz
Gäste: Martin Lüttge, Gerlinde Locker, Jürgen Goslar, Dunja Rajter, Friedrich Joloff, Hanne Hiob, Paul Edwin Roth
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Helmut Käutner


»Ihre Frau betrügt Sie!« So lautet der erste seltsame Anruf, der bei Kurt Gersdorf eingeht und kurz darauf folgt ein zweites Telefonat, bei dem der Fremde behauptet, Frau Gersdorf betrüge ihn mit Herrn Stein, dessen eigenem Onkel. Von Zweifeln getrieben, sucht Gersdorf die Villa seines Onkels auf und schon beim Betreten fallen Schüsse und die Alarmanlage ertönt laut. Stein wurde soeben ermordet. Handelt es sich um eine mörderische Falle, oder hat der Neffe einen perfiden Plan ausgeführt? Kommissar Keller machen die unterschiedlichen Zeugenaussagen skeptisch, außerdem stellt sich heraus, dass die Mordwaffe dem Hauptverdächtigen Gersdorf gehört. Kann er seine Unschuld beweisen..?

Folge 27 beginnt mit Panorama-Einstellungen der Stadt, schwenkt in Gersdorfs Dachgeschoss und beschäftigt sich mit einigen Details seiner Wohnung, bis der erste anonyme Anruf ertönt. Bereits zu Beginn wird ganz klar deutlich, dass Helmut Käutners Episode mit einem glasklaren Aufbau überzeugen wird und die gesamte Konstruktion schmückt sich im Verlauf mit einigen raffinierten Zügen. Leider ist folgendes jedoch nicht wegzudiskutieren, denn der Kriminalfall an sich ist leider vollkommen unspektakulär. Man verfolgt das Ganze und merkt bald, dass es eigentlich kaum Tatverdächtige gibt und wenn man sich schließlich an den Titel der Episode erinnert, hinterfragt man natürlich, wer der anonyme Anrufer gewesen ist. Spätestens hier fällt der Groschen, da man die Stimme der Person aufgrund ihrer prägnanten Farbgebung erkennt. Ziemlich schade, denn spätestens damit ist eine gute Portion Spannung einfach hinfällig geworden. Die Falle, die gnadenlos in der Villa des Herrn Stein zuschnappt, ist ansonsten sehr originell, auch die beteiligten Personen, die einiges zu verbergen haben, und deren eigenartige Beziehungen zueinander, sind mindestens einmal anschaulich gestaltet worden, wenngleich auch die Integration einiger der berüchtigten heiligen Nutten der Serie erneut fadenscheinig wirkt. Insgesamt gesehen hebt sich diese Angelegenheit deswegen nicht vom Mittelmaß ab, eher das Gegenteil ist der Fall.

Die Besetzung ist bunt, aber nicht uninteressant zusammen gewürfelt worden. Martin Lüttge, der in Kommissar-Fragen bereits einen wesentlich prägnanteren Auftritt zu verbuchen hatte, wirkt als Student Gersdorf etwas bemitleidenswert, da er ohne Weitsicht und ziemlich naiv in eine mörderische Falle tappt. Dem Eindruck nach scheinen seine Kompensationsstrategien ziemlich begrenzt zu sein, auch die Tatsache, was ihm nahe stehende Personen aus seinem direkten Umfeld treiben und zu was Menschen im Allgemeinen aus Kalkül und Egoismus fähig sein können, scheint ihm vollkommen fremd zu sein. Gerlinde Locker als seine zunächst unscheinbar anmutende Gattin wirkt recht überzeugend als Verantwortliche zum Aufbessern der Haushaltskasse. Anschaffen fürs Studium ihres ziellos wirkenden Mannes, das hat man jedenfalls von Gerlinde Locker auch nicht alle Tage gesehen, wobei sich allerdings Zweifel etablieren, ob das Geschilderte der Logik oder der Wahrscheinlichkeit entspricht. Eine weitere Genossin der diskreten Prostitution stellt die aparte Dunja Rajter dar, die ich in ihren wenigen und belanglosen Rollen immer sehr gerne sehe. Leider wurde sie hier mit einer Stimme synchronisiert, die einem beinahe schmerzhaft ins Ohr springt. Ich musste dabei sofort an Evelyn Opela denken, die (wie Rajter eben auch) gerade durch ihre charmante Original-Stimme so nachhaltige Akzente setzen konnte, aber hier wie ein Fremdkörper wirkt. Mit Jürgen Goslar und Friedrich Joloff bekommt man sehr überzeugende Interpreten zu Gesicht, die im Endeffekt auch den Kreise der Verdächtigen darstellen, da der Anrufer zu Beginn schließlich ein Mann war. Die komplette Folge besteht dem Empfinden nach ausschließlich aus Verhören, das große Aha bleibt auch nach der sehr gelungenen Überführung des Täters, bei der alle in der Villa zusammen geführt werden, leider aus, die Charakterzeichnungen wirken wenig geschliffen. Auch das Prinzip, dass wieder einmal ein rücksichtsloser Unmensch das Zeitliche segnen musste, wirkt langsam überholt (wenn auch nachvollziehbar), das Tatmotiv offenbart sich 5 vor 12 und drängt sich quasi aus dem Nichts auf. Ja, diese Folge lässt einen nicht nur unschlüssig, sondern leider auch etwas unzufrieden zurück, da sie einerseits klassisch konstruiert wirkt, ihr andererseits aber das gewisse Etwas fehlt. Übrigens ist Helmut Käutners Beitrag ärgerlicherweise in der "Kommissar"-Box nicht enthalten.

Ja, das sieht die Frau recht locker! :lol:


Ich fand die Folge ja recht interessant angelegt mit dem anonymen Anruf, der Gersdorf dazu bringt, genau das zu tun, was der Anrufer bezweckt. Wie kommt er aus der Falle wieder raus?

Die Besetzung ist gut, und musikalisch gibt's diesmal Leonard Cohens "Suzanne" auf die Ohren.

Das Ende freilich erinnert mich zu sehr an Hercule Poirot, wenn alle Beteiligten am Tatort versammelt sind, und das Tatmotiv wird im letzten Satz von Kommissar Keller wie das Kaninchen aus dem Hut gezaubert.
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Prisma
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Re: Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »

Bis Folge 27 bin ich doch hier eigentlich noch gar nicht gekommen! :kicher:
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CamperVan.Helsing
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Re: Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Prisma hat geschrieben:Bis Folge 27 bin ich doch hier eigentlich noch gar nicht gekommen! :kicher:
Ich kann halt Gedanken lesen. :D
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Re: Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »

ugo-piazza hat geschrieben:Ich kann halt Gedanken lesen. :D
Beängstigend! :lol:
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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

ugo-piazza hat geschrieben: Das Ende freilich erinnert mich zu sehr an Hercule Poirot, wenn alle Beteiligten am Tatort versammelt sind, und das Tatmotiv wird im letzten Satz von Kommissar Keller wie das Kaninchen aus dem Hut gezaubert.
Das ist doch aber ein ewiger Running-Gag, der sich bereits in den frühen Folgen wiederfindet. Alle anderen Beteiligen wissen nicht Bescheid und Kommissar Keller löst das Rätsel. ;)
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Prisma
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Re: Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »


● Folge 23: TÖDLICHER IRRTUM (1970)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Helma Seitz
Gäste: Agnes Fink, Anton Diffring, Konrad Georg, Ullrich Haupt, Kurt Erhardt, Thomas Astan, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Wolfgang Becker


Am späten Abend klopft ein Mann an das Fenster von Pfarrer Krüger. In der Kirche möchte er die Beichte abgenommen bekommen, jedoch will er auch unter allen Umständen unerkannt bleiben. Der aufgebrachte Mann behauptet, er habe einen Mord an einer gewissen Frau Dönhoff begangen. Die Polizei nimmt die Aussage des Pfarrers mit Skepsis auf, überprüft den Hinweis dennoch umgehend. Man staunt daher nicht schlecht, als man von der angeblich ermordeten Maria Dönhoff empfangen wird. Wenig später wird allerdings tatsächlich eine Ermordete in diesem Haus gefunden. Handelt es sich um eine tödliche Verwechslung..?

Die Kamera schwenkt über einen dunklen Friedhof, hinter dem man eine Kirche sieht, ein Unbekannter klopft an das Fenster des überraschten Pfarrers und man befindet sich direkt im Geschehen. "Tödlicher Irrtum" beginnt sehr spannend und unbehaglich, vielleicht sogar unheimlich, die Titelsequenz findet originellerweise direkt im Beichtstuhl statt und somit hat man es mit einem der prägnantesten Opener der frühen Phase zu tun (der animierte Abspann mit Szenen der Darsteller steht ihm in nichts nach). Wolfgang Becker inszenierte diese Folge sehr eingängig, im Verlauf wird das Geschehen allerdings zu kopflastig, da das gesamte Geschehen ausschließlich um Agnes Fink konstruiert wurde. Der konstant spannende Aufbau dieser dreiundzwanzigsten Folge wird jedenfalls durch ein überaus seichtes Tatmotiv und eine wenig glaubwürdige Auflösung ausgebremst, was bei diesen guten Voraussetzungen wirklich schade ist. Über der Episode schwebt das Beichtgeheimnis, unter dessen Siegel eine tödliche Gefahr für Maria Dönhoff entsteht. Die Frage nach dem Gewissen und dem Abwägen zwischen persönlicher Verantwortung und gemeinnütziger Pflicht wird zur Zerreißprobe und wurde recht überzeugend heraus gearbeitet. Das Warten auf die nächste Nacht, in welcher der Irrtum des Mörders korrigiert werden könnte, erzeugt zusätzliche Spannung, genau wie die Angst der potentiellen Todes-Kandidatin, die man bei dieser Gelegenheit besser kennen lernt. Man bekommt es insgesamt mit sehr einprägsamen Charakterzeichnungen zu tun, die diesen Beitrag doppelt aufwerten.

Die Spannung der Geschichte wird hauptsächlich über Agnes Fink aufgebaut, die hier wieder einmal großartig aufspielt. Maria Dönhoff, eine reiche Geschäftsfrau, wirkt auf den ersten Blick wie eine Philanthropin, da sie in ihrem Hause eine Reihe von Herren beherbergt, die ausschließlich auf ihre Kosten leben. So sind gleichzeitig alle Verdächtigen direkt unter einem Dach versammelt. Doch die prinzipiell einsame Frau bewegten andere Gesichtspunkte dazu, und nicht etwa die Nächstenliebe. Sie hat Angst, und zwar panische Angst vor dem alleine sein, also bezahlt sie für Zuwendung und Gesellschaft. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass alle Befragten mit Respekt und Bewunderung von ihr gesprochen haben sollen, so dass Kommissar Keller nur kurz anmerkt, dass dies auf Dauer ein bisschen wenig für eine Frau sei. Maria Dönhoff hat alles im Überfluss, jedoch verkümmert sie langsam aber sicher an den schweigenden Vorwürfen der Männer, die ihr zu Verstehen geben, dass sie als Partnerin, Mutter, aber vor allem als Frau ausgedient hat. Agnes Fink verkörpert dies mit Bravour, ihre suchenden, fast springenden Augen charakterisieren ihre Angst und die Fassungslosigkeit, mit der sie ihrer Situation gegenüber steht. Sie ist angespannt aber gleichzeitig müde geworden vom emotionalen Tagesgeschäft, da sie weder geliebt wird, noch gehasst, so dass es für die wesentlich schlimmer kommt. Sie ist allen gleichgültig geworden. Anton Diffring gibt sich notgedrungen als Liebhaber her, geniest als Ausgleich aber das süße Leben nebst seiner schönen, aber vor allem jungen Freundin. Bei Konrad Georg, Thomas Astan und Kurt Erhardt, kommt es zu dem grotesken Anschein, dass sie ihre Geldgeberin, der alles gehört, eben nur noch aus diesem Grunde in deren eigenem Hause dulden und tolerieren. Ulrich Haupt rundet den Kreis der Verdächtigen gekonnt ab, die darstellerischen Leistungen bewegen sich in dieser Folge auf höchstem Niveau. So bekommt der Zuschauer im Endeffekt eher eine Studie präsentiert, gegen die sich der eigentliche Kriminalfall schwer behaupten kann. Das Grundgerüst ist zwar sehr gut und in Ansätzen genau so hochwertig ausgearbeitet worden, auffallend ist die stilsichere musikalische Untermalung, doch das Finale liefert einen ärgerlichen Durchhänger, in dem es vor Unglaubwürdigkeit und Inkonsequenz nur so wimmelt. Schade, die Regie hat leider in den letzten Minuten den Spannungshintergrund aus den Augen verloren. Insgesamt gesehen ist die Folge 23 aber allemal überdurchschnittlich unterhaltend (auch wenn ich sie besser in Erinnerung hatte), stellt letztlich aber keinen Überflieger der Kommissar-Reihe dar.
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Prisma
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Re: Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »


● Folge 24: EINE KUGEL FÜR DEN KOMMISSAR (1970)
mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Fritz Wepper, Emely Reuer, Helma Seitz und Rosemarie Fendel
Gäste: Harald Juhnke, Klaus Löwitsch, Horst Michael Neutze, Gert Günter Hoffmann, Angelika Zielke, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Erik Ode


Kommissar Keller wird direkt vor seiner eigenen Haustüre nieder geschossen. Die Täter agierten aus einem vorbei fahrenden Wagen und es handelt sich offenbar nicht um eine zufällige Verwechslung. Glücklicherweise trägt Keller keine lebensbedrohlichen Verletzungen davon und ein späterer Anruf bestätigt, dass es sich um keinen Zufall, sondern um einen Anschlag handelte. Am wahrscheinlichsten ist eine späte Rache eines Straftäters, den der Kommissar in seiner Laufbahn hinter Schloss und Riegel brachte, doch die Liste der potentiell Verdächtigen ist unübersichtlich und lang. Während die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, entschließt sich Frau Keller, der Sache auf eigene Faust nachzugehen...

Nach dem Attentat auf Kommissar Keller läuft der aufgeschreckte Polizeiapparat auf Hochtouren und die Mitarbeiter der Mordkommission heben sich, anders als sonst üblich, komplett voneinander ab und agieren eigenständig. Auch die Damen dürfen unter der Regie von Erik Ode einmal eindrucksvoll beweisen, welch glasklare Kombinationsgabe sie besitzen und dass sie zu mehr fähig sind, als es oftmals dem Anschein nach ausgesehen hatte. Alle Beteiligten haben ohne jeden Zweifel Vielfältiges unter dem Meister gelernt und können ihre geschulten Fähigkeiten nun gewinnbringend unter Beweis stellen. Obwohl Erik Ode die komplette Mannschaft ganz exponiert in den Vordergrund hebt und man dadurch meinen könnte, er hielte sich bezüglich der von ihm interpretierten Figur des Kommissars zurück, der ja tatsächlich nur am Rande agiert, handelt es sich im Endeffekt schon um eine indirekte Selbstinszenierung, wenn sie auch keineswegs aufdringlich wirkt. Die günstigste Voraussetzung bei dieser Folge ist, dass jeder Zuschauer sofort und uneingeschränkt auf der Seite der Inszenierung und der Geschichte an sich steht, da der Protagonist, der das Sinnbild der Reihe darstellt, in große Gefahr geraten ist. Ausgezeichnet konstruiert wurden die zwei unterschiedlichen Vorgehensweisen der ermittelnden Gruppen. Die Männer bearbeiten den Fall im Sinne des Chefs, was auch die Frauen tun. Doch ihr großer Vorteil besteht darin, dass sie sich solidarisieren und wesentlich unkonventioneller wirken. Trotz unterschiedlicher Ansätze, bei denen der Verlauf ebenso kontrastreich wirkt, ist das wirklich interessante daran, dass man sich irgendwann an der gleichen Stelle wieder treffen wird.

Das Fehlen einer tragenden weiblichen Hauptrolle ebnet die Bühne für Rosemarie Fendel, die als Franziska Keller leider nur sporadisch zu sehen war und stets unscheinbar in Szene gesetzt wurde. In Folge 24 räumte man ihr in ihrem letzten Kommissar-Auftritt endlich Möglichkeiten ein, sich zu profilieren. Trotz völliger Unerfahrenheit und nicht einzukalkulierender Risiken versucht sie eigenmächtig, den Fall aufzurollen. Dabei findet sie mit Fräulein Rehbein eine verlässliche und loyale Komplizin, die ihre langjährige Erfahrung effektiv nutzen kann. Erik Ode ist in der gefährlichen Situation die Ruhe selbst. Er spielt den Fall herunter, obwohl er ihn insgeheim vermutlich nicht unterschätzt, allerdings möchte er mit dieser Strategie die anderen, vor allem aber seine aufgebrachte Frau beruhigen. Als sehr gelungen zu bewerten ist, dass einer nach dem anderen in der Wohnung der Kellers auftaucht und diese quasi zum Ausweichbüro der Mordkommission avanciert. Frau Keller lässt es sich nicht nehmen, nicht nur die Ausnahmesituation, sondern generell den Beruf ihres Mannes kritisch zu hinterfragen, sie bleibt dabei aber verhältnismäßig ruhig und wirkt nicht hysterisch. Hier kann man wohl von ihrer jahrelangen Erfahrung als Kommissars-Gattin sprechen, von der sie in eigenartiger Weise profitieren kann. Es gestaltet sich als sehr interessant und originell, ihr im Verlauf schließlich bei ihren hartnäckigen Laien-Ermittlungen zusehen zu können. Die Spannung entsteht somit aus zahlreichen Komponenten. Die Kellers, sowohl sie als auch er, schweben in latenter Gefahr, der Anschlag könnte sich wiederholen und man hat es lange Zeit mit Phantomen zu tun; sie umgibt sich mit Leuten, denen sie nicht gewachsen ist, die Mitarbeiter der Mordkommission könnten nicht rechtzeitig intervenieren...man hat das Gefühl dass die Zeit knapp wird. Die zwielichtigen Gestalten sind mit einem sympathischen und sehr überzeugend spielenden Harald Juhnke sowie Klaus Löwitsch, Horst Michael Neutze und Gerd Günter Hoffmann ausgezeichnet besetzt worden. Folge 24 besticht durch einen klaren Aufbau, empfundene Authentizität, durchgehende und nicht verkrampft wirkende Spannung und mit einem sehr gelungenen Finale, so dass man sicherlich von einer der gelungensten Episoden der frühen Phase sprechen kann.
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FarfallaInsanguinata
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Registriert: Mi 20. Nov 2013, 22:57

Re: Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Bin ich jetzt bereits vier oder fünf Folgen im Rückstand?! :cry:
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Re: Der Kommissar [TV-Serie] (1969 - 1976)

Beitrag von Prisma »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Bin ich jetzt bereits vier oder fünf Folgen im Rückstand?! :cry:
Naja, sind doch noch keine 40 oder 50! ;)
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