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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 25. Apr 2014, 15:54
von horror1966
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The Reluctant Fundamentalist
(The Reluctant Fundamentalist)
mit Riz Ahmed, Kate Hudson, Liev Schreiber, Kiefer Sutherland, Om Puri, Shabana Azmi, Martin Donovan, Nelsan Ellis, Haluk Bilginer, Meesha Shafi, Imaaduddin Shah, Christopher Nicholas Smith, Ashwath Bhatt
Regie: Mira Nair
Drehbuch: Javed Akhtar / Mohsin Hamid / William Wheeler
Kamera: Declan Quinn
Musik: Michael Andrews
FSK 16
USA / 2013

Im Jahr 2011 wird ein amerikanischer Professor in Lahore, Pakistan entführt. Bobby (Liev Schreiber) ist ein amerikanischer Journalist und möchte einen Artikel über militante Akademiker in Pakistan schreiben. In einem kleinen Café in Lahore interviewt er dazu Changez Khan (Riz Ahmed). Der hat an der Princeton-Universität in den U.S.A. studiert und erzählt jetzt rückblickend von seinem Leben als erfolgreicher Finanzanalytiker einer New Yorker Firma, von seiner großen Liebe Erica (Kate Hudson), wie sich sein komplettes Leben nach dem 11. September 2001 verändert hat und er nach Pakistan zurückgekehrt ist. Hat sich Changez Khan radikalisiert und hat er etwas mit der Entführung des Professors zu tun?


Einmal mehr handelt es sich um eine filmische Umsetzung in der das Datum des 11.9.2001 eine große Rolle spielt, wobei in "The Reluctant Fundamentalist" viel eher die Folgen der Katastrophe anhand eines Einzelschicksals präsentiert werden. Auf dem Buch von Mohsin Hamid basierend wird dabei ein Politthriller erzählt, der den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann zieht und durchgehend für jede Menge Spannung sorgt. Diese bezieht die Geschichte in erster Linie aus der Situation in der sich Journalist Bobby (Liev Schreiber) und Changez Khan (Riz Ahmed) befinden und die sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr zuspitzt. Gleichzeitig wartet man sehr interessiert auf die Antwort der Frage, ob Changez mittlerweile wirklich radikalisiert wurde und so für die in der Inhaltsangabe beschriebene Entführung verantwortlich zeichnet. Obwohl die Thriller-Elemente hier eher sekundär in Erscheinung treten und die Erzählung sich vielmehr als politisches Drama zu erkennen gibt ist man durchgehend von den Geschehnissen eingenommen, die einem auf äußerst gelungene Art und Weise näher gebracht werden. Regisseurin Mira Nair lässt ihren Haupt-Charakter Changez rückwirkend seine Story erzählen, die einerseits vom amerikanischen Traum, auf der anderen Seite aber auch vom persönlichen Umdenken des Mannes handelt, der das Streben nach Geld und Macht gegen ein Leben in seiner Heimat Pakistan eintauscht, um scheinbar gegen die vorherrschende Gewalt und das unnötige Blutvergießen zu kämpfen. Bis kurz vor dem Ende wird man dabei im Unklaren darüber gelassen, wie Changez wirklich zu den Dingen steht und ob sich in seiner Person ein Wolf im Schafspelz versteckt hat. Auch die Figur von Liev Schreiber hat keinesfalls die klaren Konturen, die noch zu Beginn der Abläufe erkennbar sind und immer mehr soll sich so in der Folge eine Beleuchtung der amerikanischen Politik wie auch dem Verhalten radikalisierter Moslems in den Vordergrund drängen, die meiner persönlichen Meinung nach relativ objektiv von statten geht.

Immer wieder lässt Mira Nair dabei durch etliche Dialoge und eindrucksvolle Bilder die oft angeprangerte Arroganz der USA durchscheinen, ohne dabei jedoch das Gefühl zu vermitteln, das hier ausschließlich den Amis der schwarze Peter zugeschoben werden soll. gleichzeitig kommt nämlich auch immer wieder Kritik an der Gewaltbereitschaft radikaler Moslems durch, so das an dieser Stelle durchaus ein annehmbares Gleichgewicht herrscht. Eher nüchtern werden so gewisse Dinge beleuchtet die ja keinesfalls an den Haaren herbei gezogen sind und man bekommt einen recht guten Eindruck darüber, wie es gerade den in Amerika lebenden Moslems nach den Ereignissen des 11. September gegangen sein muss. Dies wird eindrucksvoll am Einzelbeispiel von Changez deutlich, dessen Leben sich nach diesem Tag grundlegend ändert. Das wird nicht nur Repressalien wie beispielsweise einer am Flughafen vorgenommenen Leibesvisitation oder am Umgang mit seinen Mitmenschen sichtbar, sondern auch an der inneren Wandlung, die der junge Mann immer mehr vollzieht. Hat er bis dahin eigentlich sämtliche Voraussetzungen des Kapitalismus erfüllt und ist dabei gerade in seinem Job fast über Leichen gegangen, so hinterfragt er sich selbst immer mehr und versucht dabei den richtigen Weg seiner eigentlichen Bestimmung zu finden.

Geschickt wird dieser Weg bis zum Fianle eher etwas schwammig dargestellt, so das sich der Zuschauer schwerlich ein klares Bild darüber machen kann, welche Ziele der Mann denn nun wirklich verfolgt. Das sorgt für jede Menge Spannung so das man zu keiner Zeit das Interesse an diesem großartig umgesetzten Film verliert, der einen regelrecht vor dem heimischen Bildschirm in seinen Bann zieht. Dabei enthält das Geschehen im Prinzip überhaupt keine spektakulären Momente, was aber letztendlich auf keinen Fall einen negativen Aspekt darstellt, sondern dem Ganzen vielmehr eine äußerst glaubwürdige Note verleiht. Phasenweise erscheint einem das Ganze so dermaßen authentisch das man zu der Meinung gelangt, hier einen echten Tatsachenbericht präsentiert zu bekommen, der keine Seite übermäßig an den Pranger stellen will. Angst und Paranoia rücken ebenso in den Vordergrund wie blinder Hass von Terroristen und im Grunde genommen dreht sich alles darum, zwischen diesen beiden vorhandenen Fronten einen für alle annehmbaren Mittelweg zu finden. Ob Changez sich auf der Suche nach diesem Weg befindet erschließt sich dem Betrachter erst am Ende und so bleiben bis dahin genügend Freiräume für Interpretationen. Streckenweise ist "The Reluctant Fundamentalist" sogar extrem clever in Szene gesetzt, was insbesondere in den Passagen zum tragen kommt in denen die Hauptfigur feststellen muss, das sich das Leben in seinen beiden Welten (Pakistan & Amerika) gar nicht einmal so sehr unterscheidet. Wird in der einen Welt viel eher der fundamentale Kapitalismus gelebt der übrigens am Beispiel von Kiefer Sutherland brillant in Erscheinung tritt, so ist es in der anderen Welt eher der religiöse Fundamentalismus terroristischer Anführer, der ebenso anzuprangern ist. Durch das erstklassige Schauspiel seiner Akteure versetzt der Film einen in durchaus nachdenkliche Phasen und wirft dabei einige Fragen auf, die man sich ehrlich gesagt auf die Schnelle nicht beantworten kann.

Man muss die regelrechte Flut an zwiespältigen Eindrücken erst einmal verarbeiten die diese Geschichte bei einem hinterlässt. Man könnte fast schon zu philosophischen Ansätzen gelangen und sich des Öfteren nach dem eigentlichen Sinn in seinem Leben fragen. Was ist die persönliche Bestimmung auf dieser Welt, soll man lieber nach Reichtum und Wohlstand streben und dabei eventuell ohne Rücksicht auf Verluste andere Menschen in ihr Unglück stürzen? Oder sollte man lieber versuchen, gewaltfreie Lösungen für angespannte Situationen zu finden, um so dem Frieden ein wenig näher zu kommen? Für manch einen mag sich das jetzt eventuell ein wenig hochtrabend anhören und eventuell interpretiere ich selbst ein wenig zu viel in diesen Film hinein, der jedoch gerade solche Fragen in mir wach gerufen hat. Eines dürfte allerdings auf jeden Fall deutlich werden, denn weder die finanzielle Ausbeutung von Menschen sowie auch religiöser Fanatismus sind keine Mittel für einwirklich friedliches Miteinander und zu stark aufkommende Paranoia kann für bestimmte ethnische Gruppen eine wahre Qual werden und das Gefühl der Eigenständigkeit vollkommen verschwinden lassen. All diese Aspekte werden in vorliegendem Werk ganz ausgezeichnet beleuchtet, so das sich "The Reluctant Fundamentalist" auch äußerst wohlwollend von anderen Genre-Kollegen abheben kann und zudem einen sehr nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis des Betrachters hinterlässt. Leider ist dem Werk von Nair bisher aber anscheinend noch nicht die Beachtung geschenkt worden, die es aufgrund seiner vorhandenen Qualität definitiv verdient hätte. Bleibt zu hoffen das sich dieser Umstand schnellstens ändert, bekommt man es doch mit einer großartig erzählten Geschichte zu tun, die einmal nicht die ansonsten übliche US-Propaganda beinhaltet, sondern eine eher objektive Beleuchtung diverser Fakten vornimmt.


Fazit:


Ist man ansonsten eher Filme dieser Art gewohnt in denen es vor Patriotismus und Gutmensch-Denken nur so wimmelt, so unterscheidet sich Mira Nair's Beitrag ganz erheblich von solchen Werken. Man sollte an dieser Stelle wirklich einen Blick riskieren und bekommt dafür eine Geschichte serviert, die einen absolut nachhaltig beeindruckt und auch nachdenklich stimmt.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 27. Apr 2014, 13:08
von horror1966
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Ben & Mickey vs. the Dead
(The Battery)
mit Jeremy Gardner, Adam Cronheim, Niels Bolle, Alana O'Brien, Jamie Pantanella, Larry Fessenden, Kelly McQuade, Eric Simon, Ben Pryzby, Sarah Allen, Nichole Kinnett, Lyles Williams IV, Olivia Bonilla, Elise Stella
Regie: Jeremy Gardner
Drehbuch: Jeremy Gardner
Kamera: Christian Stella
Musik: Ryan Winford
FSK 16
USA / 2012

Eine Zombie-Apokalypse hat fast die gesamte Menschheit ausgelöscht, zwei der letzten Überlebenden sind Ben (Jeremy Gardner) und Mickey (Adam Cronheim). Die Beiden kannten sich zwar schon vom Baseball, waren aber nie wirklich beste Freunde. Als Zweckgemeinschaft schlagen sich die entwurzelten Buddies durch das von Untoten besiedelte Land, ständig in nervöser Gewissheit, dass die nächste Zombie-Attacke nicht lange auf sich warten lassen wird. Während sich Ben mit Hilfe seines Baseball-Schlägers trotzig den lebensfeindlichen Herausforderungen stellt, klammert sich Mickey verzweifelt an hoffnungslos-romantische Ideen vergangener Zeiten und sucht fieberhaft nach Spuren menschlicher Zivilisation. Als sie eines Tages tatsächlich auf eine kleine Gruppe Überlebender treffen, geraten die Dinge außer Kontrolle ...


Oft genug bekommt man gerade bei einem Regie-Debüt recht eindrucksvolle Werke serviert und manchmal offenbart sich dabei sogar eine wahre Perle eines bestimmten Genres. Vorliegender Film von Jeremy Gardner stellt sich als solches Juwel heraus, hat der gute Mann hier doch einen Zombiefilm kreiert, der sich ganz erheblich vom ansonsten in den letzten Jahren dargebotenen Einheitsbrei abhebt. Dabei handelt es sich wohl ohne jede Frage um einen außergewöhnlichen Beitrag der in erster Linie durch seine großartige Kombination aus Zombiefilm, Drama-und Tragikkomödie besticht, was andererseits aber auch nicht bei jedem auf ungeteilte Gegenliebe stoßen wird. Wer nämlich den handelsüblichen Reißer voller Action und blutiger Passagen erwartet wird am Ende ziemlich ernüchtert sein, denn "Ben & Mickey vs. the Dead" präsentiert sich vielmehr als eine Art Kammerspiel in freier Wildnis, das hauptsächlich von seinen beiden großartig agierenden Hauptfiguren getragen wird. Nun wird von mehreren Seiten ein Vergleich zu den frühen Werken von Romero heran gezogen und phasenweise treten wirklich diverse Ähnlichkeiten auf den Plan. So sind die Ereignisse mit einer großartigen Atmosphäre versehen, die dem Zuschauer ganz ausgezeichnet den Eindruck einer postapokalyptischen Welt vermitteln, die so voller Tristesse und Hoffnungslosigkeit dargestellt wird, das man das dabei entstehende Gefühl der extremen Beklemmung fast körperlich verspüren kann.

Die Geschichte lebt dabei von den beiden vollkommen unterschiedlichen Charakteren, die eine jeweils total andere Vorstellung davon haben, wie man mit der gegebenen Situation umgehen soll. Während Ben immer weiter ziellos durch das Land ziehen will, sehnt sich Mickey nach einer gewissen Geborgenheit und einem einigermaßen sicheren Platz, an dem man vor den Untoten sicher sein kann. Der zufällig entstehende Kontakt zu einer Gruppe von Überlebenden scheint dann auch diesen Wunsch zu erfüllen, stellt sich aber letztendlich als falsche Hoffnung heraus und ist sogar letztendlich für einen tragischen Schluss verantwortlich. Obwohl hier der Kontakt zu anderen Überlebenden der Zombie-Invasion thematisiert wird hat Jeremy Gardner diesen Aspekt eher hintergründig eingebaut, bekommt man doch nur einmal ganz kurz zwei Personen dieser Gruppe zu Gesicht und erfährt ansonsten kaum etwas Erwähnenswertes, so das die Ereignisse an dieser Stelle auch mit einer eher geheimnisvollen Note versehen werden. Das tut dem Geschehen sogar sehr gut, kann man sich doch so noch intensiver mit den eigentlichen Hauptpersonen und deren Verhalten beschäftigen, das phasenweise sogar eine gewisse Art von Komik enthält. Diese kommt insbesondere im Umgang der beiden untereinander zum Ausdruck und ganz besonders der Aspekt wie Ben teilweise mit Mickey umgeht, lässt trotz der beklemmenden Grundstimmung so manchen Schmunzler aufkommen.

Ein absoluter Höhepunkt wird dabei wohl in einer Szene erreicht, als Ben seinem Freund einen Zombie in das Zimmer eines Hauses schickt, in dem die beiden die Nacht verbracht haben. Damit will er seinem Kumpanen die Ernsthaftigkeit ihrer Situation vor Augen führen und Mickey dazu bewegen, im Ernstfall auch Gewalt anzuwenden um sein Leben zu schützen. Bis zu diesem Zeitpunkt nimmt dieser nämlich das Ganze eher auf die leichte Schulter und ist fast ausschließlich damit beschäftigt, sich mit Musik über seine Kopfhörer voll zu dröhnen, anstatt auf die Gefahren zu achten, die in seiner unmittelbaren Umgebung jederzeit vorhanden sind. Ansonsten schwimmen die beiden jedoch durchaus auf einer Wellenlänge und vertreiben sich ihre Zeit mit Baseball spielen und schwelgen in Erinnerungen an vergangene Tage. Für einen Zombiefilm wird man in vorliegendem Fall verhältnismäßig selten überhaupt mit Untoten konfrontiert, denn bis auf wenige Ausnahmen bekommt man kaum einmal die Beißer zu Gesicht. Das mag sich jetzt für manch einen sehr befremdlich-und gewöhnungsbedürftig anhören doch Gardner hat es sehr geschickt verstanden seine beiden Protagonisten (von denen er auch selbst einen spielt) in den Fokus zu rücken und die Armee der Untoten lediglich als drohende Gefahr fast unsichtbar im Hintergrund zu lassen. Ich persönlich empfinde diesen Schachzug als nahezu genial, denn nur so ist es durchgehend möglich, sich auch auf Ben & Mickey und die Lage in der sie sich befinden zu konzentrieren. So sollte man hier keinesfalls viel Action erwarten, vielmehr offenbaren sich unzählige Dialoge, die aber größtenteils eine hohe Qualität beinhalten und phasenweise mit bissigem Humor angereichert sind.

"Ben & Mickey vs. the Dead" ist definitiv kein gewöhnlicher Vertreter des Sub-Genres und aufgrund einiger Kritiken im Netz kann man auch erahnen, das dieser Film die Meinungen der Fans in zwei Lager spaltet. Die Freunde temporeicher-und blutiger Zombiefilme werden nicht auf ihre Kosten kommen und dieses Werk höchstwahrscheinlich auch als langweilig hinstellen. Wer aber ein wenig frischen Wind erwartet und sich von einer ruhigen-und bedächtigen Erzähl-Struktur nicht abschrecken lässt wird mit einer kleinen Perle belohnt, die erfrischend anders daher kommt als so viele andere Zombie-Mopeds. Für mich hat Gardner an dieser Stelle einen herausragenden Erstling hingelegt in dem eine erstklassige apokalyptische Grundstimmung und zwei herausragende Darsteller die größten Stärken darstellen. Zudem wurde fast gänzlich auf visuelle Gewalt verzichtet was für einen Film dieser Art zwar ungewöhnlich ist, in dieser Geschichte jedoch die vollkommen richtige Maßnahme war. Wie dem aber auch sei und ganz egal wie auch immer man zu diesem Werk stehen mag, eine Chance sollte man ihm auf jeden Fall geben, da man ansonsten eventuell ein großartiges-und überraschendes Film-Erlebnis verpasst.


Fazit:


Änderungen und Innovation sind nicht immer gern gesehen, doch gerade im Bezug auf das Sub-Genre des Zombiefilms kommt "Ben & Mickey vs. the Dead" mit viel frischem Wind daher und geht dabei äußerst ungewohnte Wege, die längst nicht jedem Betrachter gefallen werden. Mir hat diese Kombination aus Kammerspiel, Drama und Tragikkomödie in der Ummantelung eines Zombiefilms ausnehmend gut gefallen, so das ich nur eine ganz dicke Empfehlung aussprechen kann.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 28. Apr 2014, 12:33
von horror1966
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Rigor Mortis - Leichenstarre
(Jiang Shi)
mit Anthony Chan, Siu-Ho Chin, Kara Hui, Hoi-Pang Lo, Richard Ng, Hee Ching Paw
Regie: Juno Mak
Drehbuch: Lai-yin Leung / Philip Yung
Kamera: Man-Ching Ng
Musik: Nate Connelly
keine Jugendfreigabe
Hongkong / 2013

"Die Vampire sind verschwunden, zusammen mit den Vampir-Jägern." Der alte Yau muss es wissen, denn er ist der letzte seiner Zunft. Die Werkzeuge des Jägers hat er schon lange abgelegt, das wilde Treiben der Geister in dem alten Wohnblock interessiert ihn wenig. Da stirbt Onkel Tung und seine trauernde Frau versucht, ihn mit schwarzer Magie von den Toten zurück zu holen. Mit Erfolg, aber um welchen Preis! Tung steht als Vampir wieder auf, blutgierig und gefräßig. Und die Geister werden durch die Präsenz der finsteren Kreatur zu besonderer Angriffslust angestachelt. Das Haus versinkt in Blut und Chaos! Yau muss handeln. Gemeinsam mit seinem todessehnsüchtigen Nachbarn Siu-ho greift der letzte Jäger noch einmal zu den Waffen …


Juno Mak ist bisher lediglich als Drehbuchautor, Produzent oder Darsteller in Erscheinung getreten und legt nun mit "Rigor Mortis - Leichenstarre" einen Regie-Erstling vor, der in allen Belangen äußerst beeindruckend erscheint. Die mit geschätzten 15.000.000 HKD budgetierte Produktion stellt dabei eine Kombination aus Horror, Drama-und ein wenig Fantasy dar und zieht den Zuschauer von der ersten Minute an insbesondere durch ihre visuelle Genialität absolut in ihren Bann. Dabei geht von den Geschehnissen phasenweise fast schon eine hypnotische Kraft aus, durch die man immer tiefer in diese Schauer-Mär eintaucht, die nicht unbedingt gradlinig erzählt wird. In diesem Punkt mag eventuell ein Kritikpunkt mancher Leute bestehen, kann es doch gerade zu beginn zu etwaigen leichten Verwirrungen kommen, die sich allerdings im Laufe der Zeit immer mehr in Luft auflösen, da die Ereignisse letztendlich lückenlos und durch den Zusatz diverser Flashbacks vollkommen ausreichend erklärt werden. Die eigentliche Vampir-Thematik des Filmes tritt im Prinzip erst im letzten Drittel der Geschichte so richtig in den Vordergrund, denn zuvor wird der Betrachter mit mehreren kleineren Erzählsträngen konfrontiert, in denen Geister-und menschliche Dramen einen Hauptteil des Geschehens einnehmen. Gleich zu Beginn bekommt man hier eine ordentliche Kostprobe der visuellen Genialität des Werkes geboten, denn einerseits wartet die Einführung mit extrem düsteren und blassen Farb-Kontrasten auf die eine äußerst düstere Grundstimmung vermitteln, um gleich darauf bei einem Selbstmordversuch mit einer bunten und ekstatisch erscheinenden Farbpalette sogleich einen eindrucksvollen Kontrast zu erzeugen, der einen fast schon aus den Schuhen haut.

Besonders die roten Farbtöne bilden in "Rigor Mortis" einen brillanten Gegenpol zu der ansonsten fast an die s/w Zeiten erinnernde Farbgebung und hinterlassen dabei sehr heftige Reaktionen beim Betrachter. Wenn hier nämlich das extrem kräftige Farbenspiel einmal die deprimierende und trostlos erscheinende Szenerie durchbricht dann geschieht das mit einer brutalen-und intensiven Vehemenz, die einem so richtig in die Knochen fährt. Die blassen Farbfilter sorgen dafür, das der Eindruck von Tristesse und Trostlosigkeit fast durchgehend wie ein Damokles-Schwert über den Ereignissen hängt und schon der erste Anblick des riesigen Wohnkomplexes sorgt für einen Gänsehautschauer, den man beim besten Willen nicht vermeiden kann. In diesem Gebäude mit seinen riesigen-und verdreckten Fluren möchte man noch nicht einmal tot über dem Zaun hängen und es macht sich von der ersten Minute an eine bleierne Schwere breit, die sich mit immenser Kraft auf die eigenen Schultern legt und einen dabei fast automatisch zu erdrücken scheint. Aber nur so wird man in die genau richtige Stimmung versetzt um diese düstere Mixtur aus Horror, Drama-und Fantasy auch gänzlich auf sich wirken zu lassen, denn die äußerst beklemmende Atmosphäre ist neben der unglaublichen Bildgewalt die wohl größte Stärke dieses Filmes, der aber auch bei allen anderen enthaltenen Komponenten jederzeit zu überzeugen weiß. So bekommt man beispielsweise richtig gutes Schauspiel geboten und sämtliche Akteure glänzen dabei durch eine ungemeine Spielfreude, aber auch in Sachen Ausdruckskraft bekommt man Performances geboten, die sich qualitativ im oberen Drittel ansiedeln können. Wirkliche Hauptdarsteller schälen sich dabei eigentlich nicht heraus, denn wohl eher selten bekommt man ein Werk geboten, in dem ein Großteil der Spielanteile so gleichmäßig auf die jeweiligen Schultern verteilt sind.

Kommen wir nun zum enthaltenen Härtegrad, der sich in vorliegendem Fall gar nicht einmal so sehr über die visuelle Schiene bemerkbar macht. Zugegebenermaßen beinhaltet die Geschichte einige härtere Passagen, die zudem auch recht blutig in Szene gesetzt wurden, doch in der Hauptsache macht sich vielmehr eine Härte im Kopf des Zuschauers breit, die durch die absolut grandiose Gesamt-Inszenierung entsteht. Explizite Gewaltdarstellungen gibt es also nicht in einem so reichhaltigen Maße wie manch einer es sich eventuell erhofft hat, doch hätte das dem Gesamteindruck des Filmes auch meiner persönlichen Meinung nach nicht unbedingt gut zu Gesicht gestanden. "Rigor Mortis - Leichenstarre" sucht seine absoluten Stärken viel eher in atmosphärischer Hinsicht und wartet mit visuellen Highlights auf, die in Hülle und Fülle vorhanden sind. In Kombination mit mehreren härteren Einstellungen eröffnet sich so ein Gesamtpaket, das wohl in keinerlei Hinsicht irgendwelche Fragen offen lassen dürfte und restlos zu begeistern weiß. Dennoch wird die Geschichte ganz sicherlich die Meinungen spalten, was wohl hauptsächlich in der zu Beginn erwähnten Erzähl-Struktur der Ereignisse begründet ist. Freunde extrem gradliniger Geschichten müssen nämlich ein wenig Geduld aufbringen, bevor sich zum Ende hin eigentlich sämtliche aufkommenden Fragen von selbst beantworten, doch bis dahin wird man mit einer teilweise in sich verschachtelter Story konfrontiert, die eventuell nicht jeden Geschmack treffen dürfte.

Mich persönlich hat dieses Werk von Juno Mak restlos begeistert, so das ich von meiner Seite aus nur zur absoluten Höchstnote gelangen kann. Insbesondere der Aspekt das es sich hier nicht um die handelsübliche Vampir-Geschichte handelt und die visuell grandiose Umsetzung des Ganzen sind dabei die markantesten Stützpfeiler eines Plots, wie man ihn nicht jeden Tag geboten bekommt. Doch gerade die Asiaten sind ja immer wieder dafür bekannt, das sie in regelmäßigen Abständen gerne einmal einen etwas außergewöhnlichen Genre-Beitrag abliefern und in diese Kategorie ist "Rigor Mortis - Leichenstarre" definitiv einzuordnen. Selten habe ich ein so starkes Regie-Debüt gesehen und man kann ehrlich gesagt nur inständig hoffen, das man noch möglichst viel von Juno Mak sehen wird, denn ganz augenscheinlich hat der gute Mann ein besonderes Gespür für das Außergewöhnliche, was in dieser Geschichte eindrucksvoll zum Vorschein kommt. Für mich handelt es sich hier um ein visuelles Meisterwerk, das man wohl nicht besser hätte umsetzen können. Eine absolute Granate vor dem Herrn, die sich jeder Freund anspruchsvoller Horror-Kost keinesfalls durch die Lappen gehen lassen sollte, da man ansonsten einen in allen Belangen herausragenden Film verpassen würde.


Fazit:


Man sollte sich bei "Rigor Mortis" nicht auf einen 08/15 Horrorfilm einstellen, denn die hier umgesetzte Story stellt etwas Außergewöhnliches dar das die Meinungen sicherlich spalten wird. Wenn man über den Tellerrand hinaus schauen kann dann wird man mit einem sensationell guten Film konfrontiert, dessen herausragendes Highlight ganz sicher im visuellen Bereich zu suchen ist. Doch auch ansonsten ist die Geschichte extrem stimmig und sorgt für gut 95 Minuten pure Gänsehaut.


10/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 30. Apr 2014, 17:17
von horror1966
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The Conjuring - Die Heimsuchung
(The Conjuring)
mit Vera Farmiga, Patrick Wilson, Lili Taylor, Ron Livingston, Shanley Caswell, Hayley McFarland, Joey King, Mackenzie Foy, Kyla Deaver, Shannon Kook, John Brotherton, Sterling Jerins, Marion Guyot, Morganna Bridgers
Regie: James Wan
Drehbuch: Chad Hayes / Carey Hayes
Kamera: John R. Leonetti
Musik: Joseph Bishara
FSK 16
USA / 2013

Ed und Lorraine Warren sind mit allen Wassern gewaschene Spezialisten für paranormale Geschehnisse. Doch was die beiden Geisterjäger im abgelegenen Haus der Familie Perron erleben, macht auch ihnen Angst, treibt sie an ihre Grenzen. Die Perrons werden mit dem Grauen in ihren Träumen und in der Realität konfrontiert. Die bösen Geister wirken nicht nur auf die Psyche ein, sondern bald häufen sich auch physische Verletzungen. Ja, die Geisteraustreibung gerät zu einem lebensgefährlichen Unternehmen.


Natürlich freut man sich gerade im Horror-Genre immer wieder über frischen Wind und neue Impulse, doch manchmal reicht auch ein Film mit einer altbewährten Thematik vollkommen aus um den Zuschauer zu begeistern. Nachdem James Wan (Saw) sich nun schon seit einigen Jahren hauptsächlich mit dem Geisterfilm (Insidious 1 & 2) beschäftigt schlägt auch vorliegender "The Conjuring" in diese Kerbe und bietet ein zwar bekanntes, aber absolut spannendes Szenario, das sich einmal mehr mit einem scheinbar verfluchten Haus beschäftigt. Nun kennt man diese Thematik zwar zur Genüge und Klassiker wie beispielsweise "Amityville Horror" zählen hier zu den bekanntesten Werken, doch auch in der hier erzählten Geschichte ist durchaus das Potential eines erstklassigen Horror-Thrillers vorhanden. Angeblich beruht der dargestellte Fall auf einer wahren Begebenheit und im Mittelpunkt steht das Ehepaar Warren, das sich auf paranormale Geschehnisse spezialisiert hat und anderen Leuten hilft, gegen diese Phänomene anzukämpfen. Im Haus der Familie Perron werden die beiden Geisterjäger aber auch mit Ereignissen konfrontiert die sie in dieser Form noch nie erlebt haben und müssen sich dabei einem Gegner stellen, dessen Kräfte schier unermesslich zu sein scheinen. Dabei offenbart sich hier nun wirklich nicht unbedingt viel Innovation, doch der Film kann dennoch in allen Belangen voll überzeugen.

Dabei ist wohl insbesondere das enorme Steigerungs-Potential des Spannungsbogens an erster Stelle zu nennen, denn ganz geschickt lässt Wan in den ersten Minuten den unsichtbaren und subtilen Horror aufkommen, von heftigen Schockmomenten oder anderen visuellen Highlights ist nämlich zunächst kaum etwas zu erkennen. So wird die Familie dann auch eher mit diversen nicht zu erklärenden Dingen konfrontiert, die im ersten Moment noch nicht wirklich unheimlich, geschweige denn gefährlich erscheinen. Dieser Zustand hält allerdings nicht lange an und so verdichtet sich die von der ersten Minute an sehr gute Grundstimmung zunehmends und lässt im weiteren Verlauf auch immer bedrohlichere Züge erkennen. Mit dem Eingreifen der Geisterjäger zieht auch gleichzeitig eine enorme Temposteigerung in das Geschehen ein und gleichzeitig manifestiert sich der aufkommende Horror nun auch in immer stärkerer Form, wobei die Ereignisse mit der Zeit regelrecht lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.

Auch wenn man schon genügend Filme ähnlicher Machart zu Gesicht bekommen hat können die nun auftretenden Schockmomente in "The Conjuring" jederzeit überzeugen und jagen dem Betrachter auch so manchen Schrecken in die Glieder. Auch die Tatsache, das man nach einer gewissen Zeit schon recht frühzeitig die Ursache des Paranormalen kennt sorgt zu keiner Zeit für einen Abbau der vorhandenen Spannung, was sicherlich auch streckenweise dem richtig guten Schauspiel der Akteure zu verdanken ist. An erster Stelle möchte ich hier Vera Farmiga nennen, die in der Figur der Lorraine Warren eine äußerst gelungene Performance abliefert und die den Charakter der sensiblen Frau unglaublich gut und glaubhaft wiedergibt. Ihr zur Seite steht mit Patrick Wilson als Ed Warren ein durchaus ebenbürtiger Partner zur Seite und diese beiden Darsteller ragen auch absolut aus dem gesamten Cast heraus. So erfährt man auch eine ganze Menge interessante Dinge über die Haupt-Charaktere, wohingegen alle anderen Figuren leider ein wenig zu kurz kommen. An dieser Stelle fällt dann auch eine eingehendere Beleuchtung der jeweiligen Personen eher aus, was aber meiner persönlichen Meinung nach keinesfalls negativ zu bewerten ist da alle wesentlichen Dinge ausreichend gewürdigt werden.

Unter den etlichen Filmen die sich mit einer ähnlichen Thematik beschäftigen, zählt "The Conjuring - Die Heimsuchung" in meinen Augen zu den Werken, die sich ganz klar im oberen Drittel der Bewertungsskala ansiedeln. Es muss halt nicht immer alles neu erfunden werden, denn wenn man die nötigen Zutaten in eine gelungene Verpackung steckt, dann funktioniert auch eine schon oft verfilmte Thematik. Das ist hier ganz eindeutig der Fall, denn Regisseur James Wan hat einmal mehr sein Gespür für das Übernatürliche gezeigt und eine von Anfang bis zum Ende fesselnde-und packende Geschichte erzählt, die einen größtenteils mit echtem Gänsehaut-Horror versorgt, so das man definitiv eine dicke Empfehlung für diesen gelungenen Film aussprechen kann. Gute Darsteller, eine tolle Story und etliche gelungene Schockmomente sorgen an dieser Stelle für Grusel-Unterhaltung der besten Sorte.


Fazit:


"The Conjuring - Die Heimsuchung" bietet nichts Neues, kann aber dennoch in allen Belangen restlos überzeugen. James Wan hat hier alles richtig gemacht und einmal mehr unter Beweis gestellt das es durchaus der richtige Schritt war, dem Folterfilm abzuschwören und sich mehr auf die Geister-Thematik zu konzentrieren, da in diesem Bereich wohl die absoluten Stärken des Regisseurs liegen.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 3. Mai 2014, 12:32
von horror1966
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Cold War
(Hon Zin)
mit Aaron Kwok, Tony Leung Ka Fai, Charlie Yeung, Ka Tung Lam, Kar Lok Chin, Andy On, Terence Yin, Aarif Rahman, Eddie Peng, Andy Lau, Byron Mann, Yili Ma, Michael Wong, Grace Huang, Julius Brian Siswojo
Regie: Lok Man Leung / Kim-ching Luk
Drehbuch: Lok Man Leung / Kim-ching Luk
Kamera: Jason Kwan / Kenny Tse
Musik: Peter Kam
FSK 16
Hongkong / 2012

Hongkong gilt als Asiens sicherste Stadt und die Polizei scheint unantastbar. Doch dies ändert sich schlagartig, als ein Mannschaftswagen der Polizei samt fünf gut ausgebildeter Polizisten eines abends von Unbekannten entführt wird. Die Entführer, die der Polizei immer neue Forderungen stellen, sind bestens informiert und den Ermittlern stets einen Schritt voraus. Unter den leitenden Beamten, die mit der Operation "Cold War" zur Befreiung der Geiseln betraut worden sind, entbrennt ein Streit über die Zuständigkeiten und das weitere Vorgehen: Verhandeln und im Stillen nach den Entführten suchen oder aggressiv und mit aller Polizeigewalt vorgehen?


Immer wieder sind in den letzten Jahren erstklassige Hochglanzthriller aus dem asiatischen Raum zu uns gekommen und mit "Cold War" liegt nun ein weiterer Beitrag vor, der sich nahtlos in die Reihe so herausragender Filme wie beispielsweise "Infernal Affairs" einreiht und dabei zudem thematische Ähnlichkeiten erkennen lässt. Von der ersten Minute an beeindruckt der Film dabei insbesondere in stylischer Hinsicht und legt sehr viel Wert auf eine ausführliche Charakter-Beleuchtung der Hauptfiguren. Freunde großartiger Action werden hier nur stellenweise auf ihre Kosten kommen, denn die vorhandenen Passagen sind nicht unbedingt im Überfluss vorhanden. Wenn es jedoch einmal zur Sache geht dann geschieht dies auf eine beeindruckende Art und Weise, denn die entsprechenden Sequenzen beinhalten eine ungemein hohe Qualität und passen zudem absolut perfekt in das Gesamtbild einer Geschichte die kaum irgendwelche Schwächen erkennen lässt. Ziemlich schnell wird dem Zuschauer klar in welche Richtung das Geschehen abzielt, rücken doch immer mehr Dinge wie Korruption und Verrat aus den eigenen Reihen der Polizei in den Mittelpunkt der Ereignisse. Geht man nun aber von einer Vorhersehbarkeit des Szenarios aus wird man schnell eines Besseren belehrt, entpuppt sich die Story doch vielmehr als ein dichtes Netz aus Lügen und Intrigen, das erst kurz vor dem Ende die gesamten Zusammenhänge klar erkennen lässt.

Wenn man "Cold War" einmal eingehender betrachtet dann entsteht äußerst schnell der Eindruck, das hier ein ziemlich erfahrener Regisseur verantwortlich zeichnet. Dabei handelt es sich um das Erstlingswerk von Lok Man Leung und Kim-ching Luk, die ein extrem feines Gespür für das traditionell gute Hongkong-Kino beweisen und ihr Hauptaugenmerk auf eine sehr gut erzählte Geschichte gelegt haben. Gleichzeitig wurde die genau richtige Kombination aus Polizei-Thriller und Actionfilm gefunden, wobei letztgenannte Elemente sehr gut über den gesamten Film verteilt sind. Im Fokus steht vielmehr ein tiefer Einblick in die Strukturen-und Machtverhältnisse innerhalb des Polizei-Apparates in Hongkong und dem Zuschauer wird jederzeit ein glaubwürdiger Einblick darüber vermittelt, wie sich die Dinge in Wirklichkeit zutragen könnten. Diverse Figuren stehen dabei absolut im Vordergrund und erfahren eine eingehende Beleuchtung der jeweiligen Charaktere, so das man sich auch ohne jegliche Probleme mit diesen identifizieren kann. Eine weitere Stärke des Filmes sind ganz bestimmt die etlichen eingefügten Wendungen und falsch gelegte Fährten, denn immer wenn man zu der Meinung gelangt das dicht gewebte Lügennetz zu durchdringen ergeben sich neue Sichtweisen, die das Ganze wieder in ein vollkommen anderes Licht setzen.

Ein konstant gezogener Spannungsbogen ist durch diesen Aspekt also definitiv gewährleistet und so weiß man auch bis kurz vor dem Ende nie genau, wie die Dinge sich nun wirklich zueinander verhalten. Was zu Beginn noch wie eine ganz normale Entführung erscheint entwickelt sich mit der Zeit zu einem so dichten Geflecht aus Verrat und Korruption, das man fast schon unmöglich frühzeitig auf die Gesamt-Zusammenhänge stoßen kann. Dabei werden immer wieder diverse Anhaltspunkte in das Szenario eingestreut die gewisse Personen mit einem Verdacht behaften und dennoch scheint in dieser Geschichte nichts so, wie es im ersten Moment eventuell aussieht. Und so werden dem Zuschauer auch so manche Rätsel aufgegeben bis sich am Ende ein Plan zu erkennen gibt, der wirklich erstklassig ausgetüftelt wurde um die Ziele einer nicht gerade kleinen Gruppe durchzusetzen. "Cold War" würde höchstwahrscheinlich nur einen Bruchteil seiner Faszination auf den Betrachter ausüben, wenn er nicht mit einer hervorragenden Darsteller-Riege ausgestattet wäre. bis in die kleinsten Nebenrollen ist dieser Film nahezu perfekt besetzt und beschert einem so darstellerische Leistungen, die sich auf einem extrem hohen Niveau ansiedeln können und einen nicht unwesentlichen Anteil am insgesamt hervorragenden Gesamteindruck haben, den man von diesem Film bekommt. Wer einen intelligenten und spannend erzählten Asia-Thriller zu schätzen weiß dürfte hier bestens bedient werden und darf sich auf eine grandios umgesetzte Story freuen, die einen von der ersten bis zur letzten Minute bei Atem hält.

Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber das immer noch junge Label OFDB filmworks zeigt meiner Meinung nach ein feines Gespür bei der Auswahl seiner Veröffentlichungen. Sich dieses Regie-Debüt zu sichern war die genau richtige Entscheidung, offenbart sich doch ein Szenario voller Qualität, das sowohl inhaltlich wie auch audiovisuell absolut überzeugen kann. Spannung, Atmosphäre, tolle Darsteller und ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit machen diese Produktion zu einem echten Erlebnis, das sich auch hinter Genre-Größen wie beispielsweise "Infernal Affairs" keinesfalls zu verstecken braucht.


Fazit:


Freunde des Hongkong-Kinos dürften von "Cold War" regelrecht begeistert sein, beinhaltet die Geschichte doch wirklich alles, was diese Art von Film so interessant und sehenswert macht. Ein gelungenes Drehbuch und eine äußerst gute Kamera-Arbeit lassen dabei zu keinem Zeitpunkt den Eindruck entstehen, das es sich bei dieser Produktion um das Erstlingswerk zweier Regisseure handelt, die ganz augenscheinlich ganz einfach mit einer Menge Talent gesegnet sind, das sie hier in die Waagschale geworfen haben. Mich hat die Story und deren Umsetzung jedenfalls restlos überzeugt, so das ich ohne Bedenken eine dicke Empfehlung aussprechen kann.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 4. Mai 2014, 11:17
von horror1966
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The Machine
(The Machine)
mit Caity Lotz, Toby Stephens, Pooneh Hajimohammadi, Sam Hazeldine, Denis Lawson, Lee Nicholas Harris, Siwan Morris, John Stylianou, Jade Croot, Alan Low, Sule Rimi, John-Paul Macleod, Ben McGregor, Helen Griffin
Regie: Caradog W. James
Drehbuch: Caradog W. James
Kamera: Nicolai Brüel
Musik: Tom Raybould
FSK 16
Großbritannien / 2013

Die nahe Zukunft: England und China befinden sich im Kalten Krieg, ein geheimes Wettrüsten ist in vollem Gange. Ingenieur Vincent steht kurz davor, für das britische Militär einen humanoiden, voll funktions- und lernfähigen Roboter zu erschaffen. Unterstützt wird er dabei von der jungen Wissenschaftlerin Ava, die allerdings vor Vollendung des Projekts ermordet wird. Kurzerhand speist Vincent die Scans von Avas Gehirnströmungen in die Maschine, um eine künstliche Intelligenz zu kreieren. Das unglaubliche Experiment gelingt: Wie aus dem Nichts erschafft Vincent eine Maschine, die ein eigenes Gewissen zu haben scheint und unzerstörbar ist. Doch seinen Vorgesetzten ist eine selbstständig denkende Maschine zu gefährlich …


In letzter Zeit stößt man auf erstaunlich viele Debüt-Filme diverser Regisseure, unter denen sich wirklich so manch kleine Perle auftaut. Auch vorliegender "The Machine" von Caradog W. James zählt zu dieser Kategorie und bietet einen gelungenen SCI/FI-Drama Mix, der in einigen Passagen auch ein wenig an Klassiker wie "Blade Runner" oder auch "Terminator" erinnert. Dabei sind die kleinen Anlehnungen eher sekundär und die Geschichte fokussiert sich hauptsächlich auf ihre beiden Haupt-Charaktere, zwischen denen sich im Laufe der Zeit auch so etwas wie eine echte Beziehung zueinander entwickelt. Das ist umso erstaunlicher da es sich hier um Mensch und Maschine handelt, doch gerade dieser Aspekt des Ganzen verleiht dem Geschehen einen ganz besonderen Reiz und verleiht ihm zugleich eine hintergründig aufkommende romantische Note. Da sich fast die kompletten Abläufe innerhalb des Forschungslabors abspielen bekommt der Zuschauer im Prinzip von der in der Inhaltsangabe thematisierten politischen Lage nicht viel mit. Dieser Punkt wird lediglich durch diverse Dialoge und das Verhalten eines Vorgesetzten immer wieder angeschnitten, während sich die Ereignisse doch weitesgehend auf die beiden Hauptfiguren konzentriert. Dabei rückt die private Situation Vincent ebenso in den Mittelpunkt wie der von ihm geschaffene Robotor, den er mit den Gehirnströmen der ermordeten Ava gespeist hat.

In der Folge rückt dann immer wieder die Frage in den Mittelpunkt, ob künstlich erschaffenes Leben auch menschliche Züge, geschweige denn echte Emotionen beinhalten kann und die Umsetzung des Ganzen kann sich dabei wirklich sehen lassen. Was sich jetzt im ersten Moment für manch einen eventuell etwas trocken oder gar langatmig anhört entpuppt sich letztendlich als absolut stimmiges Szenario, in dem auch die Action keinesfalls zu kurz kommt. Zugegebenermaßen ist der Film nicht mit den entsprechenden Passagen vollgestopft, doch gerade im letzten Drittel des Filmes bekommt man einige sehenswerte Szenen geboten, so das sich ein sehr gutes Gesamtpaket zu erkennen gibt, das man in dieser Form nicht unbedingt erwartet hatte. Bei "The Machine" handelt es sich ganz offensichtlich um eine Low Budget Produktion, was nun aber keinesfalls als negativer Aspekt angesehen werden sollte. Vielmehr hat man hier aus verhältnismäßig wenigen Mitteln ein Maximum heraus geholt und ein kleines, aber sehr feines SCI/FI Drama geschaffen.

Besonders beeindruckend ist die vorherrschende Grundstimmung, denn die Abläufe hinterlassen teilweise einen fast schon depressiven Eindruck beim Betrachter, Tristesse und Beklemmung geben sich gegenseitig die Klinke in die Hand und präsentieren so gleichzeitig eine ziemlich düstere Zukunftsvision, die einem phasenweise kalte Schauer über den Rücken jagt. Das in dieser beklemmenden Atmosphäre dann aber doch noch Platz für Menschlichkeit und die dazu gehörigen Gefühle bleibt ist wohl die größte Stärke dieser Produktion und verleiht einem doch trotz der depressiven Stimmung zumindest ab und zu ein Gefühl der Hoffnung auf eine bessere Zeit. Caradog W. James hat in seiner Geschichte wirklich eine äußerst gelungene Kombination gefunden und präsentiert so ein absolut stimmiges Szenario, das einen sehr guten Gesamteindruck entstehen lässt.

Letztendlich ist es natürlich wie immer reine Geschmackssache und manch einer wird eventuell nicht so viel mit diesem Film anfangen können, doch sollte man dieser britischen Produktion zumindest einmal eine Chance geben. Mir persönlich hat das Werk überraschend gut gefallen, denn wo andere ähnlich gelagerte Filme das Gefühl einer gewissen Langatmigkeit hinterlassen, kann "The Machine" wirklich durchgehend überzeugen und kombiniert dabei absolut erstklassige die Elemente von SCI/FI, Drama und auch Action. Eine toll umgesetzte Geschichte, gute Darsteller und eine wirklich erstklassige Grundstimmung sorgen dabei für eine starke Faszination, die sich ganz automatisch auch auf den Zuschauer überträgt.


Fazit:


"The Machine" ist alles andere als ein hoch budgetierter Blockbuster, kann aber durch ein tolles Gesamtpaket in allen Belangen überzeugen. Dabei hat die erzählte Geschichte überhaupt nichts Pompöses an sich und beinhaltet auch keinerlei überflüssige Passagen, sondern konzentriert sich auf das für die Abläufe Wesentliche. Von meiner Seite aus gibt es so also eine ganz klare Empfehlung für dieses Werk, das vielen Leuten höchstwahrscheinlich viel mehr bieten wird, als man im ersten Moment erwartet.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 4. Mai 2014, 13:49
von horror1966
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Savaged
(Savaged)
mit Amanda Adrienne, Tom Ardavany, Ronnie Gene Blevins, Ernie Charles, Brionne Davis, Bobby Field, Ed Fletcher, Jason Gurvitz, Willow Hale, Dan Kiefer, Daniel Knight, John Charles Meyer, Rick Mora, Kyle Morris
Regie: Michael S. Ojeda
Drehbuch: Michael S. Ojeda
Kamera: Michael S. Ojeda
Musik: César Benito
SPIO/JK
USA / 2013

Gequält, vergewaltigt und abgestochen wie ein Stück Vieh - das Leben der hübschen Zoe endet grausam. Brutale Rednecks haben sie überfallen und nachdem sie ihren Spaß mit ihr hatten, verscharren sie Zoe in der Wüste. Dort findet ein Schamane die junge Frau. Er spürt noch einen winzigen Funken Leben in dem zerschlagenen Körper und versucht, sie mit einem heiligen Ritual zurück zu holen. Aber mit Zoe erwacht der Geist eines sehr zornigen Apatschen in ihrem Körper. Der Krieger wurde einst von einem Vorfahren der Rednecks ermordet und brennt nun darauf, im Blut seiner Feinde zu baden. Das Mädchen und der Krieger verbreiten bald nackte Angst. Aber ihre Rache ist ein Wettlauf mit der Zeit, denn Zoes Körper verwest schnell ...


Rape & Revenge Filme sind unter den Fans äußerst beliebt, zudem hat dieses Sub-Genre auch mit Filmen wie beispielsweise "The last House on the Left" oder auch "I spit on your Grave" echte Klassiker herausgebracht, denen mittlerweile auch sehr ansehnliche Neuauflagen zu teil wurden. Nun liegt mit "Savaged" ein weiterer intensiver Beitrag vor, für den der bisher eher unbekannte Regisseur Michael S. Ojeda verantwortlich zeichnet, der auch gleichzeitig das Drehbuch und die Kamera-Arbeit übernahm. Obwohl an dieser Stelle die handelsübliche Thematik vorliegt, unterscheidet sich die Geschichte aber dennoch in nicht unwesentlichen Teilen recht erheblich von anderen Genre-Kollegen, so wird die in der Geschichte dargestellte Vergewaltigung einer jungen Frau keinesfalls so explizit in Szene gesetzt wie man es ansonsten gewohnt ist. Zudem hat Ojeda seiner Erzählung eine mystische Note einverleibt, indem der Geist eines toten Indianer-Häuptlings in den sterbenden Körper von Zoe eindringt, um seine Rache an den Nachfahren seines Mörders zu vollziehen. Natürlich handelt es sich dabei um die Familie die auch für den Tod und die Peinigung der jungen Frau verantwortlich zeichnen, so das an dieser Stelle ein durchaus schlüssiger Zusammenhang hergestellt wird. Dennoch lässt gerade das Drehbuch einige kleinere Schwächen erkennen und erscheint an diversen Stellen ein klein wenig unrund, was letztendlich jedoch rein gar nichts am überdurchschnittlich guten Gesamteindruck ändert, den man von diesem Film bekommt.

Der Fokus des Szenarios legt sich hier ganz eindeutig auf die Phase der Rache und in dieser wartet das Geschehen dann auch mit einem ordentlichen visuellen Härtegrad auf, wobei mehrere Szenen schon relativ derb ausfallen. Auf diese muss der Zuschauer aber gut eine halbe Stunde warten, denn bis zu diesem Zeitpunkt hält sich das Ganze im Bezug auf Gewalt doch eher bedeckt. Das macht aber rein gar nichts, denn die Abläufe sind jederzeit spannend gehalten, auch wenn die Ereignisse selbstverständlich nicht unbedingt schwer vorherzusehen sind. Die absolute Stärke des Filmes ist aber meiner Meinung nach die äußerst dreckige-und siffige Atmosphäre die Ojeda hier schaffen konnte und die größtenteils fast schon an die 70er Jahre erinnert, in denen die oben genannten Genre-Klassiker produziert wurden. Manch einer mag den Look des Werkes eventuell eher als billig bewerten, doch scheint dieser Schachzug ganz bewusst so gewählt worden zu sein, um eben gerade an die filmischen Größen von Wes Craven und Meir Zarchi zu erinnern. Und das gelingt ganz fantastisch, denn gerade wenn man mit den genannten Filmen aufgewachsen ist kann man das erstklassiger Feeling der 70er Jahre verspüren, das in "Savaged" aus sämtlichen Poren tropft. Die krude Grundstimmung und insbesondere die wunderbar schmierigen Charaktere der Täter sind ein wesentlicher Bestandteil dafür, das man als Zuschauer von der ersten Minute an keinen Zweifel daran hegt, wem die eigentlichen Sympathien in dieser Geschichte gelten. Man bekommt zwar nicht unbedingt oscarreifes Schauspiel geboten, aber vor allem die Figuren der Bösewichte sind hier doch nahezu perfekt besetzt und beinhalten zudem auch sämtliche Klischees, die man sich bei einem Werk dieser Art richtiggehend herbeisehnt.

Die übernatürliche Note der Abläufe verhindert natürlich, an dieser Stelle von Glaubwürdigkeit oder Authentizität zu sprechen, so das es in dieser Beziehung relativ schwer fällt eine wirklich objektive Bewertung abzugeben. Und so wird "Savaged" wohl auch auf keinen Fall jeden Geschmack treffen, doch echte Liebhaber des Rape & Revenge Filmes sollten dieser Produktion definitiv eine faire Chance geben, da ihnen ansonsten ein richtig guter Beitrag entgeht. Sehr positiv ist anzumerken, das man sich hier auf handgemachte SFX einstellen kann, was noch mehr den angesprochenen 70er Jahre Eindruck hervorhebt. Die Effekte sind zudem absolut gut gelungen, wohingegen die teilweise in Erscheinung tretenden CGI-Effekte ein wenig befremdlich und billig erscheinen. Besonders auffällig kommt dies in einer Szene zum Vorschein, in der ein Auto über die junge Zoe hinweg fliegt denn dieses Bild hinterlässt einen arg gekünstelten und unechten Eindruck beim Zuschauer. Man sollte bei den Effekten also durchaus differenzieren und dabei vor allem die SFX genießen richtig genießen können, die zudem auch relativ häufig in Erscheinung treten. Man merkt also recht eindeutig, das die amerikanische Produktion eine ganze Menge positive-aber auch ein paar negative Kritikpunkte beinhaltet, doch ehrlich gesagt gibt es verhältnismäßig wenig Filme die man als durchgehend perfekt bezeichnen kann. In meinen Augen sind es gerade die kleinen Defizite, die "Savaged" einen ganz besonderen Charme verleihen, wobei das manch einer vielleicht vollkommen anders sehen mag.

Schlussendlich handelt es sich in vorliegendem Fall keinesfalls um ein fehlerfreies Werk, doch in seiner Gesamtheit weiß "Savaged" definitv zu überzeugen. Den etwas trashig erscheinenden Computer-Effekten und einem etwas schwächelnden Drehbuch stehen andererseits eine herrlich dreckige Atmosphäre, jede Menge Härte und nicht zuletzt die Idee gegenüber, dem Sub-Genre durch die einverleibte mystische Note ein paar neue Impulse zu verleihen. Ob das letztendlich gelungen ist muss ein jeder für sich selbst entscheiden, doch mir persönlich hat diese Produktion ausnehmend gut gefallen. Über diverse kleinere Mankos kann man durchaus einmal großzügig hinwegschauen und sollte sich stattdessen vielmehr auf eine durchgehend gelungene Inszenierung einlassen die letztendlich sämtliche notwendigen Zutaten beinhaltet, die man sich bei einem Rape & Revenge Film wünscht.


Fazit:


Mit kleineren Fehlern behaftet ist "Savaged" ein sehr intensiver-und knallharter Genre-Vertreter, in dem die übernatürliche Note des Geschehens eventuell für einige Leute etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen mag. Der auf dem deutschen DVD-Cover prangende Slogan "I spit on your Grave" trifft auf "The Crow" ist definitiv nicht ganz von der Hand zu weisen und verspricht einen äußerst interessanten Genre-Mix, der sich im Endeffekt auch durchgehend offenbart.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 7. Mai 2014, 11:30
von horror1966
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Schonzeit für Füchse
(Schonzeit für Füchse)
mit Helmut Förnbacher, Christian Doermer, Andrea Jonasson, Monika Peitsch, Edda Seippel, Helmuth Hinzelmann, Suse Graf, Alexander Golling, Willy Birgel, Dom de Beern, Erna Haffner, Siegfried Siegert
Regie: Peter Schamoni
Drehbuch: Peter Schamoni / Günter Seuren
Kamera: Jost Vacano
Musik: Hans Posegga
FSK 16
Deutschland / 1966

Die späte Adenauerzeit, Düsseldorfer Kleinbürgermilieu, die Villen reicher Ruhrgebiets-Bosse und die Jagden der niederrheinischen High Society sind der Hintergrund für eine marode Liebesgeschichte zwischen einem Filmjournalisten und einer Verleihsekretärin. Mit den "Füchsen" sind die Söhne gemeint, die versuchen, sich gegen versteinerte Traditionen, autoritäre Bevormundung, soziale und sexuelle Normen aufzulehnen. Treibjagd! Pardon wird nicht gegeben! Nicht für die Füchse und nicht für die Söhne, die eine Zeit lang glauben, aus dem Gehege einer verhassten bürgerlichen Welt ausbrechen zu können. Bis sie selbst zur Strecke gebracht werden.


Gerade der jüngeren Generation dürfte das Erstlingswerk von Peter Schamoni eher unbekannt sein, dabei handelt es sich bei "Schonzeit für Füchse" doch um einen wichtigen Beitrag des "neuen deutschen Filmes", der sich ganz erheblich von bis dahin erschienenen Produktionen abhebt. In dieser Geschichte wurde doch das 1962 unterschriebene "Oberhausener Manifest" in Spielfilmlänge umgesetzt, so das Schamoni durchaus als Wegbereiter des "neuen deutschen Filmes" angesehen werden kann. "Papas Kino ist tot" lautete die Schlagzeile, die sich auf die als desolat angesehenen deutschen Produktionen bezog und nun sollte eine neue Ära des Filmes eingeleitet werden die sich auch mit zeitgemäßen und kritischen Problemen beschäftigen sollte. Für manch einen mag vorliegender Film insbesondere aus heutiger Sicht ziemlich angestaubt und eventuell sogar antiquiert erscheinen, doch gerade zur damaligen Zeit war es ein schon fast revolutionäres Erlebnis eine Geschichte präsentiert zu bekommen, in der man hauptsächlich mit zeitgenössischen Generationskonflikten konfrontiert wurde. Im Grunde genommen erzählt der Film von einer Liebesbeziehung die seltsam emotionslos und fast schon unterkühlt in Szene gesetzt wurde. Insbesondere durch diesen Aspekt wird jedoch geradezu brillant das Leben eines jungen Film-Journalisten umgesetzt, der wie auch sein bester Freund Viktor dem bürgerlichen leben und eingefahrenen Traditionen entfliehen möchte. In seiner Beziehung zu der Sekretärin Clara ist von Wärme-und Zuneigung eher wenig zu spüren, es tritt vielmehr eine erstaunliche Gleichgültigkeit in den Fokus des Geschehens, die sich mit zunehmender Laufzeit als eine Art Lebens-Motto des Journalisten herauskristallisieren soll.

Man kann es als innere Auflehnung gegen die eingefahrenen Traditionen oder auch als eine Art Arrangement mit seiner Umwelt ansehen, auf jeden Fall erscheint es phasenweise fast schon erschreckend, wie offensichtlich gleichgültig der junge Mann durch sein Leben geht und kaum echtes Interesse an irgendwelchen Dingen zeigt. Stellenweise kommt es dem Zuschauer dabei schon wie eine innerliche Kapitulation vor, denn zu stark scheint die Lebensart der älteren Generation verhaftet zu sein, als das man sich wirklich dagegen auflehnen könnte. So wird die Revolution der jungen Leute auch eher nur durch kleinere Dinge angedeutet die aber dennoch ganz klar zum Ausdruck bringen, das man sich mit der eingefahrenen Schiene der gut-bürgerlichen Lebensart nicht mehr identifizieren kann. So rückt Schamoni ganz hervorragend den Aspekt in den Mittelpunkt das man sehr wohl mit Traditionen brechen will und dabei auch gerne einmal verbal provoziert, andererseits aber auch eine gewisse Hilflosigkeit an den Tag legt, da die notwendigen Mittel für eine echte Änderung anscheinend noch nicht vorhanden sind. So bleibt es dann auch bei einer eher unterschwelligen Auflehnung der jungen Männer, von denen der Journalist ganz eindeutig im Vordergrund steht und sein Freund Viktor viel eher eine untergeordnete Rolle einnimmt. Im Film kommt die Revolte der neuen Generation aber dennoch sehr gut zum Ausdruck, was sich insbesondere durch das Verhalten und die teilweise bissigen verbalen Andeutungen zu erkennen gibt. Gleichzeitig wird immer wieder die Liebesbeziehung in den Fokus gerückt und bei dieser ist es doch streckenweise fast schon erschreckend, wie emotionslos und gleichgültig sich diese darstellt.

Von Herzlichkeit ist weit und breit keine Spur zu finden und so erscheint die Romanze auch viel eher als eine gefühlskalte Zweckgemeinschaft, die einzig und allein auf der Grundlage basiert sich zu arrangieren. Auf manch einen mag das eher gewöhnungsbedürftig wirken, doch vor allem dieser Teil der Geschichte ist es, der auch einen gewissen Teil Verzweiflung eines jungen Mannes beinhaltet, der innerlich zwischen Auflehnung und Aufgabe hin-und her gerissen erscheint. Es ist der erstklassigen schauspielerischen Leistung von Helmut Förnbacher zu verdanken, das diese Elemente auch ganz vorzüglich zum Ausdruck kommen, denn seine Interpretation der Figur ist absolut gelungen. Ganz generell gibt es aber gerade in darstellerischer Hinsicht sehr gute Leistungen zu bewundern, was ganz automatisch für einen äußerst authentischen Eindruck der Geschehnisse sorgt. Ein weiterer wichtiger Punkt in "Schonzeit für Füchse" sind sicherlich die immer wieder eingestreuten Jagdszenen, denn gerade hier werden die tief verwurzelten Traditionen zum Ausdruck gebracht gegen die sich die beiden jungen Männer auflehnen wollen. Einerseits mit diesem Szenario aufgewachsen, nutzen sie die wöchentliche Jagd der älteren Generation ständig dafür, um durch bissige Dialoge auf ihre Ablehnung aufmerksam zu machen. In dieser Hinsicht tut sich besonders Viktor hervor, lässt er doch kein gutes Haar an den erzählten Jagdgeschichten und provoziert nach stärkerem Alkoholkonsum immer wieder durch sarkastische Anspielungen, indem er sich über gewisse Dinge ins Lächerliche zieht.

Jüngere Zuschauer werden eventuell nicht viel mit diesem Film anfangen können, aber meiner Meinung nach handelt es sich bei "Schonzeit für Füchse" um einen der wichtigsten deutschen Filme, wird an dieser Stelle doch praktisch eine neue Ära eingeläutet, in der insbesondere die aufkommenden Konflikte der Generationen hervorragend ins Bild gesetzt wurden. Drei Jahre nach dem Tod von Peter Schamoni hat nun das Label Ascot Elite sich seines ersten Werkes in Spielfilmlänge angenommen und diesen in einem wirklich liebevoll gestalteten Mediabook veröffentlicht. So kann man nun ein Stück deutscher Zeitgeschichte in restaurierter und würdiger Form genießen und erhält gleichzeitig noch ein aufwendig gestaltetes Booklet das eine Menge an interessanten Informationen enthält. Die Veröffentlichung enthält den Film auf DVD sowie auch auf Blu-ray und ist auch noch mit diversen Extras ausgestattet, die allerdings nur auf der DVD enthalten sind. Auf jeden Fall handelt es sich hier um eine äußerst lohnenswerte Anschaffung, denn dieser wichtige deutsche Film sollte in keiner gut sortierten Sammlung fehlen.


Fazit:


Peter Schamoni hat mit "Schonzeit für Füchse" eine unterschwellige Revolution in Szene gesetzt die sich hauptsächlich durch das Verhalten zweier junger Männer zu erkennen gibt. Einerseits provokant, aber auch mit einer extremen Gleichgültigkeit durchzogen präsentiert sich so eine Geschichte, in der man den Kampf zwischen den Generationen einmal auf eine ganz andere Art zu sehen bekommt.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 7. Mai 2014, 11:31
von horror1966
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A Field in England
(A Field in England)
mit Julian Barratt, Peter Ferdinando, Richard Glover, Ryan Pope, Reece Shearsmith, Michael Smiley
Regie: Ben Wheatley
Drehbuch: Amy Jump / Ben Wheatley
Kamera: Laurie Rose
Musik: Jim Williams
FSK 16
Großbritannien / 2013

Irgendwo am Rande eines Schlachtfeldes im englischen Bürgerkrieg: Vier Männer schließen sich hier zu einer Gruppe zusammen. Doch einer von ihnen verfolgt einen Plan, in dem ein Schatz, magische Pilze, dunkle Mächte und ein tot geglaubter Ire entscheidende Rollen spielen. Das kann nur in Wahnsinn und Blut enden …


In regelmäßigen Abständen trifft man immer wieder auf Filme, in denen man erst gar nicht nach einem wirklichen Sinn suchen sollte. In diese Gruppe ordnet sich auch ganz eindeutig das neue Werk von Ben Wheatley (Kill List, Sightseers) ein und auch wenn aufgrund der Inhaltsangabe eventuell ein Kriegs-Szenario vermutet werden könnte, ist von dieser Thematik im Prinzip überhaupt nichts zu sehen. Vielmehr entpuppt sich "A Field in England" als ein in schwarz-weiß gedrehter Wald-und Wiesen Trip von fünf Männern, in dem ein angeblicher Schatz, Drogen-Pilze und jede Menge surreale Bilder im Mittelpunkt stehen. Man kann die hier erzählte Geschichte unmöglich wiedergeben, denn ein jeder muss sich schon selbst ein Bild von diesem Film machen, der einerseits scheinbar überhaupt keinen Sinn ergibt, auf der anderen Seite aber dennoch eine gewisse Faszination ausstrahlt. Um diese zu verspüren ist es allerdings zwingend notwendig, überhaupt einen Zugang zu dem größtenteils bizarren Treiben zu finden das sich irgendwo zwischen Genialität und absolutem Wahnsinn ansiedelt und durch seine extrem außergewöhnliche Inszenierung schon an die Werke eines Alejandro Jodorowsky erinnert.

Und so wird "A Field in England" auch ganz sicher die Meinungen sehr stark spalten, denn was für manch einen höchstwahrscheinlich Arthouse Kino der besten Art darstellt, wird für viele andere langweilig und vollkommen sinnlos erscheinen. In gewisser Art und Weise kann man das Werk durchaus als filmisches Experiment ansehen, in dem philosophische Ansätze, banale Passagen und einige witzige Momente miteinander kombiniert wurden und durch den Zusatz stroboskopischer Bilder angereichert wurden. Dadurch entwickelt sich immer mehr eine Art wahnwitziger Drogen-Trip, mit dem sicherlich nicht jeder etwas anfangen kann. Im letzten Drittel der Geschichte zieht dann sogar ein Hauch von visueller Härte in das ungewöhnliche-und extrem gewöhnungsbedürftige Geschehen ein den man ehrlich gesagt überhaupt nicht erwartet hatte. Doch Wheatley verleiht dem Ganzen durch das Einfügen diverser Harter Momente noch einmal zusätzlich Intensität, was den Film als Ganzes aber auch nicht sonderlich aufwertet.

Komischerweise wird diese Produktion des Öfteren als Horrorfilm deklariert, wobei ich persönlich doch eher der Meinung bin, das die Geschichte unmöglich einem bestimmten Genre zuzuordnen ist. Es offenbart sich viel eher ein Szenario mit diversen Elementen aus verschiedenen Genres, wobei Anlehnungen an Horror-und Drama wohl eindeutig am stärksten zu erkennen sind. Doch weder die Freunde der einen-oder anderen Filmart kommen vollends auf ihre Kosten, zu unentschlossen präsentiert sich "A Field in England" und lässt dabei keine klare Richtung erkennen, in die das Geschehen letztendlich wirklich tendiert. So kann man die Geschichte auch schwerlich als filmische Unterhaltung bezeichnen und wirkliche Kurzweil will sich zu keiner Zeit zu erkennen geben. Lediglich einige witzige Momente sorgen dafür das dem Zuschauer an einigen Stellen ein Lächeln entlockt wird, doch leider treten diese Szenen viel zu selten in Erscheinung. Im Grunde genommen hat Ben Wheatley hier ein Werk kreiert das in erster Linie wohl nur einer eher kleinen Zielgruppe zugänglich sein wird. Freunde des unterhaltsamen Mainstreams werden keinesfalls auf ihre Kosten kommen und man sollte schon eine ausgeprägte Vorliebe für den extrem außergewöhnlichen Film haben, um überhaupt etwas mit diesem Film anfangen zu können.

Letztendlich liegt es einmal mehr im Auge des jeweiligen Betrachters, doch rein filmisch gesehen ist "A Field in England" absolut harter Tobak, den manch einer wahrscheinlich schon nach wenigen Minuten beenden wird. Die zähflüssige Erzählweise und ein Geschehen das inhaltlich schwerlich einen echten Sinn erkennen lässt werden viele Leute verständlicherweise abschrecken, wohingegen andere an dieser Stelle vielleicht sogar mit einem genialen Film-Erlebnis belohnt werden. Auf jeden Fall handelt es sich aber wohl um eine Geschichte die nicht öfter im heimischen DVD-Player landet, da schon die erste Sichtung recht mühsam von statten geht. Ich könnte mir das Werk definitiv kein zweites Mal anschauen da ich trotz einer Vorliebe für den außergewöhnlichen Film nicht gerade viel mit dem wirren Treiben anfangen konnte, was manch einer aber vollkommen anders einschätzen wird.


Fazit:


Experimentell, verwirrend und vollkommen bizarr bietet "A Fild in England" einen filmischen Trip, den man in vorliegender Form ganz sicher nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. Jenseits jeglichen Mainstreams angesiedelt wird der Film dabei nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen, wobei diese ganz sicher voll auf ihre Kosten kommen wird.


5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 11. Mai 2014, 13:02
von horror1966
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Silent Assassin
(Dong-chang-saeng)
mit Seung Hyun Choi, Ye-ri Han, Ho-bin Jeong, Sung Ha Jo, Sun-kyung Kim, Yoo-Jeong Kim, Ju-shil Lee, Ji-il Park, Seong-Woong Park, Je-mun Yun
Regie: Hong-soo Park
Drehbuch: Soo-young Kim
Kamera: Gi-tae Kim
Musik: Hyung-woo Noh
FSK 16
Südkorea / 2013

Um seine Schwester aus einem Internierungslager zu retten, beschließt der junge Myung-hoon widerwillig, in den Dienst seines nordkoreanischen Vaterlandes zu treten. Nach 2 Jahren harten Trainings wird er nach Südkorea entsandt, um dort unerkannt abtrünnige Spione und Feinde des Regimes zu töten. Seine Tarnung als gewöhnlicher Highschool-Schüler droht aufzufliegen, als der gegnerische Geheimdienst auf seine Spur kommt. Nichtsdestotrotz führt Myung-hoon unbeirrt seine Aufträge fort, in der Hoffnung, seine Schwester bald wiedersehen zu können. Dabei weiß er ganz genau: Seine Chancen stehen schlecht, dieses blutige Katz-und-Maus-Spiel zu überleben …


In regelmäßigen Abständen kommen immer wieder qualitativ hochwertige Filme aus Südkorea zu uns und auch das Erstlingswerk von Regisseur Hong-soo Park macht da keine Ausnahme. Eigentlich thematisch gesehen im Bereich des Agenten-Thrillers angesiedelt beinhaltet die Geschichte allerdings Anleihen mehrerer Genres, so das sich im Endeffekt eine größtenteils gelungene Kombination aus Action, Thriller, Drama und Romantik ergibt, in der tiefe Emotionen ebenso ihren Platz haben wie Passagen die mit eher unterkühlten Bildern in den Vordergrund treten. In seiner Gesamtheit weiß "Silent Assassin" dabei durchgehend zu überzeugen und schafft den Spagat zwischen anfänglichem Highschool-Drama und darauf folgendem Agenten-Thriller fast schon spielerisch. Durch das jugendliche Aussehen der Hauptfigur erscheinen insbesondere die Schulszenen sehr glaubwürdig, allerdings nimmt dieser Teil der Story schon fast ein wenig zuviel der Spielanteile ein, so das die eigentliche Thematik des Filmes stellenweise etwas zu sehr in den Hintergrund gerät.

Der Kern des Ganzen bezieht sich nämlich einmal mehr auf die Konflikt-Situation zwischen Nord-und Südkorea und Hong-soo Park hat sich wirklich alle Mühe gegeben die üblichen Klischees anzuwenden, wobei Nordkorea einmal mehr als der böse kommunistische Staat aufgebaut wird. Lediglich die Hauptfigur passt nicht so ganz in das kalte-und emotionslose Bild, das dem Zuschauer hier präsentiert wird, denn der junge Myung-hoon ist trotz seiner eiskalt ausgeführten Taten ein junger Mann voller Emotionen der nur in die Rolle des Spions geschlüpft ist, um seine Schwester aus der Internierungshaft in seiner nordkoreanischen Heimat zu befreien. Und so wechselt das Geschahen dann auch immer wieder zwischen knallharter Agenten-Kost und gefühlvollen Passagen, in denen sich sogar eine kleine unterschwellige Romanze anzubahnen scheint. Das eigentliche Problem des Filmes ist dabei nur, das in den wenigsten Momenten so etwas wie ein echter Spannungsbogen zu erkennen ist, denn sämtliche Abläufe gestalten sich doch äußerst vorhersehbar.

Sicherlich wird dadurch das Gesamtbild ein wenig getrübt, doch insgesamt gesehen handelt es sich dennoch um eine größtenteils sehr stimmige Inszenierung, die ganz eindeutig vom erstklassigen Schauspiel ihres Hauptdarstellers zehren kann. Durch seine durchgehende Omnipräsenz verblassen jedoch die restlichen Figuren fast schon zu Statisten und kommen nie so ganz richtig zur Entfaltung. Gerade zum Ende hin erfahren die Ereignisse dann auch die obligatorischen dramatischen Züge, die allerdings schon ein wenig zu dick aufgetragen daher kommen. Zudem enthält das Szenario dabei keinerlei echte Überraschungsmomente, so das man in dieser Beziehung von Beginn an keine höheren Erwartungen hegen sollte. Auch wenn sich das alles jetzt im ersten Moment eher negativ anhört kann "Silent Assassin" in der Gesamtdarstellung durchaus überzeugen und bietet einen interessanten Mix aus verschiedenen Genres, die relativ gut miteinander kombiniert wurden. Ein bisschen mehr Spannung und etwas weniger Vorhersehbarkeit der Abläufe wären dennoch wünschenswert gewesen, denn dann wäre an dieser Stelle ein wirklich überragender Film heraus gekommen.

Aber auch in vorliegender Form handelt es sich immer noch um ein überdurchschnittlich gutes Regie-Debüt, das mit kleineren Mängeln behaftet dennoch äußerst empfehlenswert erscheint. Eventuell ist es der Unerfahrenheit des Regisseurs geschuldet das ein nicht noch besserer Gesamteindruck eines Filmes entstehen kann, in dem viele Dinge vortrefflich gelungen sind, aber einige Momente auch zu sehr mit Klischees beladen sind. Besonders gut hat mir persönlich Hauptdarsteller Seung Hyun Choi gefallen, der trotz seiner eiskalt ausgeführten Taten einen hohen Sympathiefaktor beim Zuschauer genießt und zum Ende hin fast selbstverständlich zum tragischen Helden aufgebaut wird. Alles zusammen genommen bekommt man also einmal mehr ein qualitativ hochwertiges Filmchen aus Südkorea präsentiert, an dem die Freunde des asiatischen Kinos definitiv ihre Freude haben dürften.


Fazit:


Hong-soo Park hat mit "Silent Assassin" einen insgesamt sehr guten Beitrag abgeliefert, der lediglich einige kleinere Mankos aufweist. Eine zu leicht zu durchschauende Geschichte und größtenteils fehlende Spannung verhindern einen besseren Gesamteindruck, der meiner persönlichen Meinung nach auf jeden Fall möglich gewesen wäre.


7/10