horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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80.000 Meilen durch den Weltraum
(Invasion: UFO)
mit Ed Bishop, Michael Billington, Wanda Ventham, Vladek Sheybal, Andrea Allan, Alexis Kanner, Mike Pratt, George Sewell, Maureen Tann
Regie: Gerry Anderson
Drehbuch: Gerry Anderson / David Tomblin
Kamera: keine Information
Musik: keine Information
FSK 12
Großbritannien / 1972

Eine mysteriöse humanoide Alienrasse, die an einer schrecklichen körperzerfressenden Krankheit leidet, entführt zahlreiche Menschen und schlachtet sie ab um die menschlichen Organe als "Ersatzteillager" für sich selbst zu nutzen. Verborgen vor den Schlagzeilen der Medien, verborgen vor der Welt, kämpft eine geheime globale militärische Allianz, um die Menschheit vor der schleichenden Invasion zu retten. Um weitere Entführungen zu verhindern, wird in der Nähe des Mondes von der geheimen Regierungsorganisation S.H.A.D.O. eine Basis gebaut, von der aus sich nähernde UFOs lokalisieren und abschießen lassen. Dennoch gelingt es den Aliens immer wieder durchzustoßen und weitere Menschen zu entführen. Der Kampf scheint aussichtslos...


In gewisser Art und Weise kann man Gerry Anderson's "80.000 Meilen durch den Weltraum" durchaus als Klassiker bezeichnen, wobei aber sicherlich nur eingefleischte Fans der Kult-Serie "UFO" aus dem Jahr 1970 echte Freude an diesem trashigen Werk haben dürften. Zudem sollte man anmerken das es sich um keinen Spielfilm im eigentlichen Sinne handelt, liegt hier doch vielmehr ein sogennanter Kompilationsfilm vor, in dem der Regisseur ganz einfach drei Folgen der Serie zusammen geschnitten hat. Bedenkt man nun das die einzelnen Episoden des Formates jeweils über eine Länge von knapp 50 Minuten verfügen und vorliegender Spielfilm noch nicht einmal über eine Netto-Laufzeit von 75 Minuten verfügt, dann kann man sich einigermaßen vorstellen, das hier ein recht übler Zusammenschnitt erfolgt ist. So erscheint dann auch die Geschichte an etlichen Stellen recht merkwürdig und will phasenweise erst gar keinen echten Zusammenhang erkennen lassen. Zu willkürlich wurden an dieser Stelle drei Folgen wild zusammen gefügt, was ganz eindeutig zu diversen Irritationen für den Zuschauer führen kann.

Doch auch wenn sich das jetzt im ersten Moment sehr negativ anhört, stellt sich dieser Umstand letztendlich als wahrer Glücksfall heraus, denn nur so erhält das Geschehen diese unfreiwillig komische Note die ihm ganz offensichtlich anhaftet. Der gesamte Film gestaltet sich so als ungemein kurzweiliges Vergnügen und weist keinerlei Längen auf. Wenn man nicht schon vom unglaublich skurrilen Look des Werkes beeindruckt ist, so erhält das Ganze durch die manchmal fast schon konfus zusammen geschnittene Story einen dermaßen trashigen Anstrich, das man sich in diversen Passagen nur schwerlich beherrschen kann um nicht lauthals los zu lachen. Zu urig kommen die skurrilen Figuren rüber, die selbstverständlich rein optisch gesehen in typischen 70er Jahre Kostümen auf den Plan treten. Ein ganz besonderes Augenmerk sollte man hier auf die Besatzung eines sogenannten Sky-Divers legen, denn die Jungs sind hier doch tatsächlich in durchsichtigen Netz-Shirts zu bewundern.

Auch im Bezug auf die enthaltene Tricktechnik wird der geneigte Trash-Liebhaber regelrecht verwöhnt, die feindlichen Ufos erinnern dabei vielmehr an fliegende Brummkreisel, als das von ihnen so etwas wie eine Bedrohung ausgehen würde. Was an dieser Stelle nun sicherlich von vielen Zuschauern als etliche negative Gesichtspunkte angesehen wird, stellt sich hingegen für Freunde des schlechten Geschmacks als wahrer Leckerbissen heraus, wobei man allerdings schon eine ausgeprägte Vorliebe für unfreiwillig komische Szenarien haben sollte, um wirklich etwas mit "80.000 Meilen durch den Weltraum" anfangen zu können. Der deutsche Titel der Geschichte ist übrigens auch selten dämlich gewählt, denn vom Weltraum an sich bekommt der Betrachter im Prinzip gar nichts geboten. Das macht aber ehrlich gesagt gar nichts und unterstützt vielmehr den größtenteils grotesken Eindruck, den man von diesem zusammen geschnittenen Film erhält. Ich kann sogar die vielen eher negativen Kritiken über dieses Werk nachvollziehen, denn aus rein filmischer Sicht handelt es sich prinzipiell um einen echten Rohrkrepierer. Mich persönlich hat das wild durcheinander gewürfelte Intermezzo jedoch bestens unterhalten, denn trotz diverser inhaltlicher Irritationen bekommt man einen herrlichen Klamauk geboten.

Allzu ernst sollte man "80.000 Meilen durch den Weltraum" jedoch nicht nehmen und wenn man die einzelnen Folgen in voller Pracht erleben will, dann sollte man schon auf die DVD's mit der kompletten Serie zurückgreifen. Das dient sicherlich dem besseren Verständnis des Ganzen, denn die hier vorliegende Schnittfassung von drei Episoden des Formates erscheint doch weitesgehend extrem willkürlich und lässt so elementare Zusammenhänge noch nicht einmal im Ansatz erkennen. Das dürfte jedoch die echten Freunde des Trash keinesfalls davon abhalten zu dieser Version zu greifen, die man ausschließlich nach ihrem Fun-Faktor bewerten sollte und dieser ist meiner Meinung nach äußerst hoch angesiedelt.


Fazit:


Den filmischen Maßstab sollte man erst gar nicht anlegen, sondern sich lediglich auf ein grotesk anmutendes Szenario freuen. Aufgrund der skurrilen Optik und der altbackenen Effekte ist Spaß definitiv vorprogrammiert, die seltsam zusammen geschusterte Story tut dann ihr Übriges, um diesen Film größtenteils zu einer echten Trash-Granate zu machen.


7/10 fliegende Trash-Untertassen
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Das Haus der Verfluchten
(Seven Hyden Park: la casa maledetta)
mit Christina Nagy, David Warbeck, Carroll Blumenberg, Rossano Brazzi, Andrea Bosic, Loris Loddi, Adriana Giuffrè, Daniela De Carolis, Rodolfo Ruzza, Arthur Webber Jr.
Regie: Alberto De Martino
Drehbuch: Alberto De Martino / Vincenzo Mannino
Kamera: Gianlorenzo Battaglia
Musik: Francesco De Masi
ungeprüft
Italien / 1985

Als Kind wird ihr von einem trügerisch verkleideten Priester die Unschuld geraubt und ein tragischer Unfall passiert... Viele Jahre später sitzt sie noch immer im Rollstuhl. Auf einmal beginnt ein mörderisches Treiben in ihrer Umgebung. Der Priester verschwindet spurlos und auch ihre beste Freundin und einzige Helferin ist bald nicht mehr aufzufinden... Joanna steht kurz vor dem Wahnsinn! Doch was hat ihr neuer Mann alles mit der Geschichte zu tun....und wer ist der Priester mit der blutverschmierten Puppe den sie immer wieder sieht?


Die größte Zeit des italienischen Gialli war schon vorbei, als 1985 dieses Spätwerk von Alberto De Martino (Der Antichrist, Feuerstoß) erschien. In einer gewissen Form ist das dann auch der Geschichte anzumerken, die doch in wesentlichen Teilen vom ansonsten üblichen Strickmuster des beliebten Sub-Genres abweicht. So bekommt der Zuschauer dann auch lediglich in den ersten gut 30 Minuten ein Geschehen geboten, in dem sich anscheinend der gewohnte Story-Aufbau zu erkennen gibt, in dem ein maskierter Mörder sein Unwesen treibt. Der Spannungsaufbau der Ereignisse gestaltet sich dabei sehr gut und es scheint sich einmal mehr um ein Werk zu handeln, in dem die Motive und die Identität des Killers bis kurz vor dem Ende im Dunkeln bleiben. Umso überraschter ist man dann über den Aspekt, das Martino seinen Täter kurz danach demaskiert, was im ersten Moment doch ein ziemlicher Schock für den Betrachter ist, bei dem sich gleichzeitig eine Mischung aus leichter Enttäuschung-und Ernüchterung breit macht. Dieser Zustand verflüchtigt sich aber relativ schnell, denn auch wenn sich die Abläufe von nun an relativ durchschaubar gestalten präsentiert der Regisseur nun an Stelle des üblichen geheimnisvollen Rätselratens ein perfides Katz-und Mausspiel, das sich in erster Linie auf psychischer Ebene zwischen Täter und Opfer abspielt.

Seinen besonderen Reiz bezieht der Film dabei aus dem Gesichtspunkt, das Opfer Joanna an den Rollstuhl gefesselt ist und ihrem Peiniger offensichtlich hilflos ausgeliefert ist. Auch wenn hier bis auf die erste halbe Stunde die großen Überraschungsmomente fehlen, entfaltet "Das Haus der Verfluchten" insbesondere in atmosphärischer Hinsicht eine ungeheure Intensität die sich mit zunehmender Laufzeit auch immer weiter auf einen selbst überträgt. Komischerweise erinnert das Szenario an etlichen Stellen an Lucio Fulci's "New York Ripper", was in erster Linie sicherlich an der Location von New York liegt, in der sich große Teile der Geschichte abspielen. Bestimmte Schauplätze erscheinen einem dabei sogar identisch und wenn ich mich nicht ganz verhört habe, dürften auch Teile der musikalischen Untermalung aus Fulci's Klassiker stammen. Wie dem aber auch sei, trotz wesentlicher Abweichungen von der üblichen Gialli-Schiene präsentiert sich hier ein Szenario, das in seiner Gesamtheit fast durchgehend überzeugen kann und so doch weitaus besser geraten ist als man aufgrund mehrerer Kritiken vermuten konnte. Sicherlich kann sich der Film nicht mit den absoluten Größen dieser Film-Gattung messen, siedelt sich meiner Meinung nach im Endeffekt aber dennoch oberhalb des normalen Durchschnitts an.

Zudem wartet "Das Haus der Verfluchten" mit einigen wirklich blutigen Einstellungen auf, die man doch eher selten in anderen Gialli geboten bekommt. Zwar sind diese keinesfalls im Überfluss vorhanden, doch dafür überraschen die entsprechenden Passagen durch ihre kompromisslose Härte. Gleichzeitig ergibt sich auch durch das sehenswerte Schauspiel der Akteure ein zusätzlicher Pluspunkt für Martino's Werk, wobei hauptsächlich die drei Haupt-Charaktere im Mittelpunkt der Ereignisse stehen. Im letzten Drittel der Geschichte entwickelt sich das Ganze dann sogar in Richtung eines bedrohlichen Kammerspiels, wobei das etwas länger geratene Finale zwischen Täter und Opfer in dem riesigen Haus nahezu perfekt in Szene gesetzt wurde und so gleichzeitig einen absoluten Höhepunkt darstellt. Was sich also nach dem ersten Drittel des Filmes als kurze Enttäuschung entpuppt kommt danach trotzdem ordentlich auf Touren und präsentiert sich so insgesamt als sehr guter Genre-Beitrag, den man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.

Auch wenn "Das Haus der Verfluchten" nicht die übliche Mördersuche beinhaltet und fast gänzlich ohne Überraschungen auskommen muss, handelt es sich dennoch um einen lohnenswerten Film aus der Spätzeit des Gialli. Ähnlichkeiten zu Fulci's "New York Ripper" sind dabei unübersehbar, wobei diese sich keinesfalls auf die Story, sondern lediglich auf Schauplätze und musikalische Untermalung beschränken. In seiner Gesamtheit hat Martino ganz sicher keinen Meilenstein geschaffen, doch gibt es weitaus schlechter unterhaltende Vertreter des Sub-Genres. Gutes Schauspiel, eine interessante Geschichte, blutige Einstellungen und eine größtenteils äußerst bedrohliche Grundstimmung lassen einen dabei recht großzügig darüber hinwegsehen, das Motivlage und Identität des Killers schon frühzeitig gelüftet werden.


Fazit:


Nach einigen doch eher mittelmäßigen Kritiken bin ich letztendlich sehr positiv überrascht, wie gut "Das Haus der Verfluchten" letztendlich funktioniert. Die gelungene Mixtur aus Gialli und Psycho-Thriller wurde extrem stimmig ins Bild gesetzt und mit einigen härteren Einstellungen eindrucksvoll unterstützt. Im Endeffekt bekommt man also einen mehr als soliden Beitrag serviert, an dem man jederzeit seine Freude haben kann.


7,5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Butterfly Room - Vom Bösen besessen
(The Butterfly Room)
mit Barbara Steele, Ray Wise, Erica Leerhsen, Heather Langenkamp, Ellery Sprayberry, Julia Putnam, Camille Keaton, P.J. Soles, Adrienne King, James Karen, Elea Oberon, Joseph H. Johnson Jr., Matthew Glen Johnson
Regie. Jonathan Zarantonello
Drehbuch: Jonathan Zarantonello / Paolo Guerrieri / Luigi Sardiello
Kamera: Andrew Strahorn
Musik: Aldo De Scalzi / Pivio
FSK 16
Italien / USA / 2010

Ann, eine Frau in den mittleren Jahren, freundet sich mit ihrer elfjährigen Nachbarin Julie an und wird zunehmend eifersüchtiger auf die wahre Mutter des kleinen Mädchens. Als ihre Zuneigung in Besessenheit umschlägt, versucht sie Julie bei sich einzusperren. Dies bleibt nicht unbemerkt von Anns Tochter Dorothy, die mittlerweile selbst Kinder hat und nun ihre Mutter aufhalten muss....


Jonathan Zarantonello hat mit "The Butterfly Room - Vom Bösen besessen" seine eigene literarische Vorlage (Alice dalle 4 alle 5) verfilmt und dabei einen sehenswerten Genrebeitrag abgeliefert, der leichte Anlehnungen an den italienischen Gialli, aber hauptsächlich die Elemente eines Psycho-Thrillers miteinander vereint. Die dabei erzählte Geschichte besticht in erster Linie durch ihre puzzleartige Konstruktion, die insbesondere zu Beginn allerdings für leichte Irritationen beim Zuschauer sorgen könnte. Was isch nämlich aufgrund der Inhaltsangabe nämlich noch äußerst gradlinig anhört entpuppt sich schon nach wenigen Minuten als Szenario das sich auf verschiedenen Zeitebenen abspielt, so das man durchaus eine gewisse Anlaufzeit benötigt um den richtigen Zugang zu den Ereignissen zu bekommen. Das geschieht jedoch relativ schnell so das man in der Folge keinerlei Verwirrungen mehr erkennen kann, wenn sich die Hauptfigur Ann scheinbar zeitgleich nicht nur um die kleine Julie sondern auch um ein Mädchen namens Alice kümmert. Ihre scheinbar fürsorgliche Art ist dabei nichts anderes als eine Fassade, denn mit der Zeit wird immer klarer das es sich bei Ann um eine Psychopathin handelt, deren wahres Gesicht im weiteren Verlauf immer stärker zum Ausdruck kommt.

In der weiblichen Hauptrolle gibt es ein Wiedersehen mit Barbara Steele, die ihren Bekanntheitsgrad zu Beginn der 60er Jahre durch Filme wie beispielsweise "Die Stunde, wenn Dracula kommt" oder auch "Das Pendel des Todes" erlangte. Mit Heather Langenkamp (Nightmare on Elm Street) und Ray Wise (Twin Peaks) stehen ihr noch andere bekannte Gesichter zur Seite, um die es in den letzten Jahren ziemlich ruhig geworden ist, so das man an dieser Stelle durchaus von einem kleinen Revival ehemaliger Stars sprechen kann. Im Mittelpunkt steht aber ganz klar die großartig agierende Barbara Steele, die in ihrer Darstellung schon die Züge einer echten Diva erkennen lässt und insbesondere in den bösartigen Passagen der Geschichte eine Kostprobe ihres immer noch vorhandenen Könnens zum Besten gibt. Die äußerlich nette und zuvorkommende Lady hat nämlich eine extrem bösartige Seite und wenn diese im Laufe des Geschehens vermehrt zum Ausdruck kommt, kann man sich jederzeit auf Steele's grandiose Mimik und Gestik verlassen, die diesen Zustand nahezu perfekt zum Betrachter transportieren. Man selbst wird dabei des Öfteren mit einer spürbaren Gänsehaut überzogen, denn die Präsenz und Ausstrahlung der guten Frau springt ohne Weiteres auf einen über, so das man hier von einer gänzlich überzeugenden Performance reden kann.

Nicht selten gelangt man während der Ereignisse zu dem Eindruck, das es sich bei der guten Ann um die Mutter von Patrick Bateman aus dem Film "American Psycho" handelt, denn diverse Ähnlichkeiten im Verhalten und der Art der Taten sind unübersehbar, so das man an dieser Stelle gewisse Parallelen nicht ganz von der Hand weisen kann. Im Prinzip handelt es sich also um einen wirklich gelungenen Psycho-Thriller, der aber aufgrund der größtenteils erstklassigen Kameraarbeit auch an den klassischen Gialli erinnert, was durch den gelungenen Spannungsaufbau und der hervorstechenden Atmosphäre noch zusätzlich untermauert wird. Man sollte allerdings keinerlei großartige Härte erwarten, denn im Bezug auf blutige Szenen und explizite Gewaltdarstellungen hält sich das Werk eher vornehm zurück. Zumeist lediglich angedeutet macht sich aber dennoch ein gesundes Maß an Härte bemerkbar, die sich jedoch fast ausschließlich im Kopf des Zuschauers freisetzt, dort aber mit stetig ansteigender Intensität einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlässt und einen manchmal richtiggehend erschaudern lässt. Zarantonello hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet und ohne visuelle Brutalität einen starken Genrebeitrag abgeliefert, der lediglich zum Ende hin ein klein wenig zu schwächeln scheint.

Wird nämlich fast durchgehend eine richtig gute Geschichte aufgebaut, die durch die parallel zueinander verlaufenden Erzählstränge eine unglaublich starke Faszination auf den Betrachter ausübt, so kann das gewählte Ende dann nicht so ganz überzeugen. Zu schnell und abrupt erscheint der Showdown und man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, das einige zusätzliche Minuten Laufzeit das Szenario weitaus besser abgerundet hätten. So hätten die Zusammenhänge und Erklärungen für das Verhalten der Hauptfigur eine detailliertere Beleuchtung verdient gehabt, denn in vorliegender Form schmälert der Schluss-Akkord doch ein wenig den ansonsten richtig guten Gesamteindruck eines Filmes, den man sicherlich nicht zum letzten mal in den heimischen DVD-Player eingelegt hat. Bis auf dieses kleine Manko gibt es aber nichts zu beanstanden und so kann man ohne jegliche Bedenken eine dicke Empfehlung an all jene aussprechen, die eine gelungene Mixtur aus italienischem Gialli und einem äußerst intensiven Psycho-Thriller zu schätzen wissen.


Fazit:


Sicherlich werden die Meinungen über "Butterfly Room - Vom Bösen besessen" etwas auseinander gehen, denn nicht jeder wird sich für die puzzleartige Erzählweise der Geschichte begeistern können. Mir persönlich hat dieser Beitrag aber ausnehmend gut gefallen, was sicherlich auch an dem Wiedersehen mit einigen ehemaligen Stars, aber insbesondere am grandiosen Schauspiel einer omnipräsenten Barbara Steele liegt, die hier in einer Rolle zu sehen ist die ihr förmlich auf den Leib geschneidert wurde.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Inside - Deadly Prison
(Inside)
mit Luke Goss, Paul Rae, Isaac C. Singleton Jr., Derek Phillips, Adam Johnson, Scott Beringer, Anne Forester, Anthony Gaskins, Ralph Guzzo, Brett Merritt, Melinda Renee, Tim Sabuco, Daryn Tufts
Regie: Daryn Tufts
Drehbuch: Daryn Tufts
Kamera: Brian Sullivan
Musik: Matt Gurgol
FSK 16
USA / 2012

Miles Berret wird in seiner Gefängniszelle aus dem Schlaf gerissen, als Wächter an ihr vorbeilaufen, im Dunkel der Nacht Schüsse und Schreie zu hören sind - und dann ein Mann bei lebendigem Leib zerrissen wird! Etwas geht um in diesem Gefängnis, es tötet aus Lust, es jagt aus Passion und findet ein Opfer nach dem anderen. Miles arbeitet mit Anthony zusammen, der in der Zelle neben ihm sitzt - und er entdeckt, dass das Ding außerhalb der Gitter mit ihm in Verbindung steht. Wenn er diese Nacht überleben will, muss er aus seiner Zelle ausbrechen. Aber wie?


Knastfilme beinhalten im Normalfall immer ihren ganz besonderen Reiz, denn harte Jungs, Revolten und diverse Härten verleihen diesen Filmen immer wieder etwas ganz Besonderes, das eine große Faszination auf den Zuschauer ausübt. Von all diesen Dingen ist man in vorliegendem Werk von Daryn Tufts so weit entfernt wie die Erde vom Mond, vielmehr hat man die Mauern eines Staats-Gefängnisses dieses Mal dafür her genommen, um einen lahmen-und billig produzierten Horrorfilm zu kreieren, dem es leider an sämtlichen Zutaten mangelt, um zumindest gute-und spannende Unterhaltung anzubieten. Nun ist im Prinzip ja nichts dagegen einzuwenden wenn die Macher ein Szenario präsentieren, in dem ein räumlich beschränkter Schauplatz und auch ansonsten minimalistische Mittel eingesetzt werden wenn damit eine maximale Wirkung erzielt werden kann, doch "Inside - Deadly Prison" bietet eigentlich so rein gar nichts, was man wirklich positiv erwähnen könnte. Das beginnt schon einmal mit dem offensichtlich schlechten Drehbuch, denn obwohl die Geschichte laut Inhaltsangabe durchaus das Interesse des Betrachters wecken kann, ist dann die schlechte Umsetzung des Ganzen streckenweise als echte Zumutung zu bezeichnen, so das im Endeffekt wirklich keinerlei Freude aufkommen kann.

Schon die Einführung in der eine Hinrichtung gezeigt wird deutet unmissverständlich an, das es sich hier wohl um eine nicht gerade hoch budgetierte Produktion handelt. Gleichzeitig ist die Anfangsszene auch für lange Zeit die einzige Abwechslung in einem Film, der in der Folge lediglich die Intensität der aufkommenden Langeweile stetig erhöht. Eine geschlagene Stunde lang befasst sich das Geschehen danach mit zwei Männern die in nebeneinander liegenden Zellen untergebracht sind und den sogenannten mysteriösen Geschehnissen ausgeliefert sind, die sich innerhalb der Gefängnismauern abspielen. Das die ganze Chose auf eine übersinnliche Thematik hinausläuft und im Endeffekt mit der zu Beginn gezeigten Exekution zu tun hat ist dabei längst klar, wobei man sich über den weiteren Verlauf der Umsetzung der weiteren Abläufe noch nicht so ganz im Klaren ist. Schnell wird allerdings klar, das man an dieser Stelle überhaupt keine Überraschungen oder gar Höhepunkte erwarten darf, sondern ausschließlich mit einer Geschichte konfrontiert wird, der jegliche Inspiration und positive Impulse fehlen, so das man im Endeffekt schon von einem filmischen Rohrkrepierer sprechen kann.

Gut 60 endlos erscheinende Minuten wird man mit unsäglichen Dialogen gequält die zwischen den beiden Zellennachbarn ausgetauscht werden und nur in den seltensten Fällen auch einen echten Sinn ergeben. Das Schlimmste an der Sache ist jedoch der Aspekt das die deutsche Synchronisation jeglicher Beschreibung spottet und manche der Protagonisten im weiteren Verlauf der Ereignisse so gut wie gar nicht zu verstehen sind. Dadurch wird einem dann auch die letzte eventuell noch vorhandene Freude genommen und man unterliegt vielleicht sogar der Versuchung, die DVD schon frühzeitig aus dem Player zu entfernen. Eine echte Grusel-Atmosphäre kommt dann auch höchstens im Bezug auf die Qualität des Filmes auf, denn die dazugehörigen Zutaten innerhalb der Story sind im Prinzip gar nicht vorhanden. Lediglich eine schlechte Geräuschkulisse soll zumindest andeuten das es sich hier um einen Horrorfilm handelt, doch ganz ehrlich gesagt trägt diese auch nicht gerade dazu bei, den Zuschauer mit der nötigen Atmosphäre zu versorgen.

Als wenn das alles noch nicht ausreichen würde, wartet man dann am Ende auch noch mit einem fast schon peinlichen Schluss-Akkord auf, denn anstelle eines gelungenen Showdowns offenbart sich ein sehr abruptes Ende, das aber letztendlich absolut perfekt in das gewonnene Gesamtbild einfügt, das in diesem Fall äußerst miserabel ausfällt. Über die darstellerischen Leistungen der Akteure legt man dann auch besser den Mantel des Schweigens, denn das hölzerne-und ungelenke Schauspiel ist keiner weiteren Erwähnung wert. So bleibt es dann letztendlich bei einem Film, den man sich auch gut hätte ersparen können, da man hier wirklich nur unnötige Zeit vergeudet und am Ende eine ganz herbe Enttäuschung erlebt.


Fazit:


Während unzählige andere Low Budget Produktionen oft genug eine gelungene Überraschung bieten, zählt "Inside - Deadly Prison" definitiv zu den Werken, die in die Kategorie "nicht sehenswert" einzuordnen sind. Keinerlei Esprit, ein schlechtes Drehbuch, eine unsäglich schlechte Synchronisation und die pure Ereignislosigkeit sind nicht unbedingt Atribute die man dabei als positiv ansehen könnte, so das man sich eine Sichtung dieses üblen Machwerks besser ersparen sollte.


2/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Almost Human
(Almost Human)
mit Graham Skipper, Josh Ethier, Vanessa Leigh, Susan T. Travers, Anthony Amaral III, Michael A. LoCicero, Jeremy Furtado, Jami Tennille, Chuck Doherty, Kristopher Avedisian, David Langill, John Palmer
Regie: Joe Begos
Drehbuch: Joe Begos
Kamera: Joe Begos
Musik: Andy Garfield
keiner Jugendfreigabe
USA / 2012

Vor zwei Jahren wurde Seth Zeuge, wie sein bester Kumpel Mark in einem Lichtblitz aus nächtlichem Himmel spurlos verschwand. Weder die Polizei noch Marks Freundin Jen haben ihm die Geschichte je abgekauft, doch Mark blieb verschwunden und für andere Erklärungen gab es nie Beweise. Da stoßen eines Tages zwei Jäger im Wald auf einen verwirrten, nackten Mann, der sich als Mark entpuppt. Marks Persönlichkeit scheint sich verändert zu haben. Doch er möchte Jen wiedersehen, und dafür ist ihm jedes Mittel recht.


Joe Begos ist in der großen Gemeinde der Regisseure ein eher unbekannter Name, doch mit seinem Regieerstling "Almost Human" legt der gute Mann einen sehr ordentlichen Beitrag ab, der eine wunderbare Mischung aus Horror-und Science Fiction beinhaltet. Dabei handelt es sich um eine Geschichte in bester Old School Manier, wobei die enthaltene Thematik sicherlich für manch einen eher einen alten Hut darstellt, als das man inhaltliche Neuerungen präsentieren würde. In gewisser Art und Weise kann man sogar behaupten, das es sich bei vorliegendem Film um eine tiefe Verbeugung der Körperfresser-Thematik handelt und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, das explizite Ähnlichkeiten zu Klassikern wie beispielsweise Don Siegel's "Die Dämonischen" oder auch "Die Körperfresser kommen" auftreten. Während sich die genannten Werke jedoch fast immer hauptsächlich mit den Hintergründen einer geplanten Invasion von Außerirdischen beschäftigen, ist die Story von Begos ganz eindeutig auf den Actiongehalt ausgelegt und daraus macht das Geschehen auch zu keiner Zeit einen Hehl. So hält man sich von der ersten Minute an auch nicht mit einer größeren Einführung auf, sondern kommt vielmehr sofort zur Sache. Ohne jegliche Umschweife wird man also mit der Entführung von Mark konfrontiert, der satte zwei Jahre später wie aus dem Nichts wieder auftaucht. Auf dem Weg in seine alte Heimat in Maine zieht der gute Mann dann eine meterlange Blutspur nach sich, indem er etliche Leute auf brachialste Art und Weise um ihr Leben erleichtert.

So zieht sich dann auch dieser Punkt wie ein roter Faden durch die Handlung, die zwar für viele Leute eventuell ein wenig ausgedünnt erscheint, dafür aber den Freunden der härteren Gangart eine ganze Menge sehenswerter Einstellungen anbietet, denn etliche Passagen des Szenarios sind doch mit herrlich blutigen Momenten angefüllt. Zudem enthält die Story bei einer Nettolaufzeit von gerade einmal knapp 70 Minuten überhaupt keine Längen, was andererseits aber auch darauf hindeutet, das man beim Inhalt des Drehbuches nicht unbedingt viel Wert auf tiefer gehende Momente legen sollte. "Almost Human" ist ein Film, der ohne jegliche Umwege durchgehend zum Kern der Sache kommt und der ist in diesem Fall ganz eindeutig der Unterhaltungswert einer temporeich gestalteten Geschichte, die ihren Fokus unmissverständlich auf Action und Härte legt. Die eigentliche Körperfresser-Thematik wird dabei sicherlich ein wenig zu oberflächlich behandelt, erfüllt aber jederzeit ihren Zweck und wird gebührend in die Ereignisse eingebaut.

Am meisten überrascht haben mich bei dieser kleinen Independent Produktion aber vielmehr die gelungenen Leistungen der Darsteller, denn die doch eher unbekannten Akteure spielen sich zwar nicht sonderlich in den Vordergrund, hinterlassen aber beim Zuschauer einen äußerst authentischen Eindruck. Obwohl hier ganz offensichtlich nicht viel an Budget zur Verfügung stand hat Begos einen mehr als ansehnlichen Genre-Flick auf die Beine gestellt, der seine Stärken ganz bestimmt nicht in einem ausgefeilten Drehbuch sucht, sondern den Betrachter vielmehr mit einer ordentlichen Rahmenhandlung bedient, in der es von Anfang bis zum Ende ohne Kompromisse und langatmige Passagen zur Sache geht. Und auch wenn das Label Mad Dimension sicherlich nicht nur Volltreffer auf den Markt wirft, so sollte man an dieser Stelle doch einmal bemerken, das "Almost Human" beste Unterhaltung bietet, die man in dieser kompakten und knackigen Form nicht unbedingt erwartet hat. Ehe man sich versieht ist das blutige Treiben dann aber auch schon wieder vorbei und man ertappt sich durchaus bei dem Gedanken, das man hier gern noch etwas mehr SCI/FI-Horror serviert bekommen hätte.

Letztendlich ist es natürlich wie immer Geschmackssache und vorliegender Beitrag kommt auch sicher nicht an die Qualität der weiter oben genannten Klassiker heran, doch mit "Almost Human" wurde ein Gesamtpaket geschnürt, das im Gegensatz zu anderen Genre-Vertretern sein Hauptaugenmerk einmal weniger auf die Thematik an sich legt, dafür aber mit satten und sehenswerten Effekten aufwartet, die bei einer Produktion dieser Preisklasse absolut gelungen sind. Bleibt zu hoffen das man von dem guten Herrn Begos auch in Zukunft noch weitere Filme dieser Machart zu sehen bekommt, denn anscheinend weiß der Mann ganz genau, wie man den Zuschauer gut und kompakt unterhalten kann.

Fazit:


Ehrlich gesagt bin ich ohne jegliche Erwartungen an diesen Film heran gegangen und wurde dann letztendlich so positiv überrascht. Wer eine tiefer gehende Beleuchtung der eigentlichen Thematik sehen möchte wird mit der etwas dünn geratenen Geschichte eventuell nicht ganz zufrieden sein und sollte lieber die genannten Klassiker vorziehen. Wer aber auf Kurzweil, Action und eine eher blutige Umsetzung hofft ist bei "Almost Human" definitiv an der richtigen Adresse und dürfte seine helle Freude an dieser Produktion haben.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Das Grauen kommt um 10
(When a Stranger Calls)
mit Carol Kane, Rutanya Alda, Carmen Argenziano, Kirsten Larkin, William Boyett, Charles Durning, Ron O'Neal, Rachel Roberts, Tony Beckley, Colleen Dewhurst, Michael Champion, Joseph Reale, Ed Wright, Louise Wright
Regie: Fred Walton
Drehbuch: Fred Walton / Steve Feke
Kamera: Donald Peterman
Musik. Dana Kaproff
FSK 16
USA / 1979

Die Highschool-Babysitterin Jill wird eines Abends während ihres Dienstes, von einem Anrufer terrorisiert. Entnervt bittet sie die Polizei, den Anrufer festzustellen, als er sich schon wieder meldet und ihr die berühmte Frage "Haben sie schon nach den Kindern gesehen?" stellt. Tatsächlich findet sie die Kinder ermordet auf und erfährt kurz darauf, das die Anrufe aus demselben Haus kommen. Knapp kann sie dem Killer entkommen, dieser wandert ins Gefängnis. Sieben Jahre später jedoch kommt er wieder frei und die Anrufe bei Jill, jetzt selbst Mutter, beginnen wieder…


Was lange währt wird endlich gut, diesen Spruch kann man bei der vorliegenden Veröffentlichung wirklich anwenden. Mit "When a Stranger Calls" wie der Film im Original heißt erhält nun endlich nach geschlagenen 35 Jahren ein Klassiker des Psycho-Thrillers bei uns seine Premiere auf DVD-und Blu-ray, was eigentlich schon sehr lange überfällig war. Trotz seiner sicherlich vorhandenen Klasse stößt dieses Werk nicht bei allen Leuten auf ungeteilte Freude, denn so manch einer sagt der Geschichte doch diverse Längen nach, die ich persönlich aber definitiv nicht entdecken kann. Sicher, "Das Grauen kommt um 10" hat seine absoluten Stärken-und Höhepunkt im ersten-und letzten Filmdrittel, wobei insbesondere die ersten gut 25 Minuten an Intensität und Spannung wohl schwerlich zu überbieten sind. In dieser Zeitspanne baut Regisseur Fred Walton nämlich einen dermaßen straff gezogenen Spannungsbogen auf, das man selbst heute nach weit über drei Jahrzehnten immer noch echte Schweißausbrüche bekommen kann. Und das obwohl man lediglich mit einer einzigen Person konfrontiert wird, die hier jedoch ein psychisches Schreckens-Szenario über sich ergehen lassen muss, das dem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren lässt. Dabei steht der äußerst subtil aufkommende Horror ganz eindeutig im Vordergrund und dem Betrachter präsentiert sich eine extrem angespannte Situation, in die man sich unglaublich gut einfühlen kann und so jederzeit die gleichen furchtbaren Momente erlebt wie Babysitter Jill.

Die beklemmende Atmosphäre der Ausgangslage legt sich wie eine zentnerschwere Last auf die eigenen Schultern und nicht selten überkommt einen dabei das Gefühl, das man unter der nervlichen Anspannung fast zusammenbrechen könnte. Vor allem der Moment der Erkenntnis, das sich der Täter im gleichen Haus befinden muss ist trotz Kenntnis der Inhaltsangabe ein echter Schockmoment und an dieser Stelle der Geschichte merkt man dann auch spätestens, wie tief man selbst in die bedrohliche Situation eingetaucht ist und wie sehr sie einem doch zu schaffen macht. Allein die bloße Vorstellung sich mit einem Psychophaten in einem Haus zu befinden sorgt für höchste Intensität, wobei die gelungene Umsetzung des Ganzen ihr Übriges tut, um die Ereignisse glaubhaft-und authentisch erscheinen zu lassen. Danach gibt es dann den berühmt-berüchtigten Schnitt in der Story die gleichzeitig einen Zeitsprung von 7 Jahren macht und erst dann wieder ansetzt, als der verurteilte Mörder aus der psychiatrischen Anstalt fliehen kann, in die er damals eingeliefert wurde. Es offenbart sich nun ein längerer Mittelteil, in dem man ausschließlich mit Privatdetektiv John Clifford (Charles Durning) und seiner Suche nach dem Entflohenen konfrontiert wird, was für manch einen einen unnötigen Stil-und Spannungseinbruch darstellt weshalb dieser Mittelteil auch leider viel zu oft als große Schwäche dieses Filmes angesehen wird. Dabei halte ich das für vollkommen übertrieben-und ungerechtfertigt, denn die Suche des ehemaligen Polizisten gestaltet sich viel interessanter, als manche Kritik es eventuell vermuten lässt.

Dem Zuschauer zeigen sich dabei ebenso die Sichtweise des Jägers, sowie auch die des Gejagten und beide Seiten werfen dabei äußerst spannende Facetten auf, denn rein psychologisch gesehen sind beide Blickwinkel extrem gut in Szene gesetzt worden. Gleichzeitig beleuchtet die Geschichte dabei auch noch zusätzlich soziale Probleme, spielt spielen sich die entsprechenden Passagen doch im Obdachlosen-Milieu ab. Zwar hegt man keinerlei Mitleid mit dem psychopathischen Mörder, doch seine Figur steht doch gleichzeitig stellvertretend für die von der Gesellschaft Ausgestoßenen und zeigt dabei einen eindringlichen Einblick all derer, die im normalen Leben keine Chance mehr erlangen können. So bietet der Film also auch durchaus sozialkritische Ansätze und sind ein nicht unwichtiger Bestandteil in einem äußerst überzeugendem Gesamtpaket, das dann im letzten Drittel zu seinen ursprünglichen Wurzeln zurückkehrt. Nun steht nämlich die damalige Babysitterin Jill ungewollt wieder im Fokus der Geschehnisse, die mittlerweile selbst zweifache Mutter geworden ist. Ein Anruf in einem Restaurant löst traumatische Erinnerungen in ihr aus, denn eine wohlbekannte Stimme hat wieder einmal die Frage gestellt: !Haben sie nach den Kindern gesehen"? Schlagartig ist die grandiose Grundstimmung vom Anfang wieder vorhanden und es entwickelt sich ein ähnliches Szenario, in dem die gute Jill dieses Mal aber noch mehr im Mittelpunkt steht als ihr lieb sein kann.

Letztendlich ist "Das Grauen kommt um 10" viel mehr als nur ein handelsüblicher Psycho-Thriller, denn die Geschichte enthält ebenso Anleihen vom klassischen Krimi und offeriert im oft gescholtenen Mittelteil sogar Züge, die an ein sozialkritisches Drama erinnern. Manch einem mag diese Kombination vielleicht nicht gänzlich zusagen, doch gerade darin sehe ich persönlich die ganz große Stärke eines Werkes, das sich so extrem wohlwollend von etlichen Nachahmern abhebt. Fred Walton hat hier einen wirklich zeitlosen Klassiker auf den Weg gebracht, dem auch das Rad der Zeit nicht schaden konnte. Ob nun vor 35 Jahren oder in der heutigen Zeit, die Story nimmt einen immer wieder aufs Neue für sich ein und man wird regelrecht von der dichten Grundstimmung ummantelt, die sich insbesondere im ersten-und im letzten Teil entfachen kann. Nun endlich hat es das Werk auch bei uns den Weg auf eine DVD gefunden, wofür man Explosive Media nur ein dickes Lob aussprechen kann, zudem auch die vorhandene Qualität der silbernen Scheibe überzeugen kann. Wem schon das Remake "Unbekannter Anrufer" gefallen hat der kommt an diesem brillanten Original keinesfalls vorbei, das in meinen Augen immer noch zwei Klassen über der Neuauflage angesiedelt ist.


Fazit:


Unendlich lange musste man sich gedulden bis nun endlich die lang erhoffte Veröffentlichung dieses zeitlosen Klassikers wahr geworden ist. "Das Grauen kommt um 10" ist definitiv ein Film, der auch im Laufe der Jahre rein gar nichts von seiner unglaublichen Faszination eingebüßt hat und auch heute noch tadellos funktioniert.


9/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Mephisto-Effekt
(Mephisto-Effekt)
mit Nora Huetz, Tobias Licht, Arndt Schwering-Sohnrey, Aenne Schwarz
Regie: Igor Zaritzky
Drehbuch: Igor Zaritzky
Kamera: Christoph Wieczorek
Musik: Nikolaus Glowna
FSK 16
Deutschland / 2013

Lea, eine 23 jährige Studentin, lernt Ryan, einen geheimnisvollen und charmanten Mann kennen. Obwohl Lea einen Freund hat, lässt sie sich von Ryan verführen. Am nächsten Morgen kommt das böse Erwachen. Was zuerst wie ein Erpressungsversuch aussieht, wird zu einer spannenden Odyssee in die Abgründe der menschlichen Seele, bei der sich Lea und Ryan für ihre Handlungen verantworten müssen.


Volle 10 Jahre hat es gedauert bevor Regisseur Igor Zaritzky nach dem erstaunlich guten "Devot" nun mit "Mephisto-Effekt" sein neues Werk vorgelegt hat, das sicherlich die Meinungen der Filmfreunde wieder einmal in zwei Lager spalten wird. Die Geschichte an sich ist dabei relativ simpel und nach einer gewissen Zeitspanne auch durchaus leicht zu durchschauen, aber dennoch gelingt es Zaritzky fast spielerisch, das Interesse des Zuschauers für seine kammerspielartige Inszenierung zu gewinnen. Mit gerade einmal drei Personen besetzt und räumlich gesehen fast durchgehend auf einen einzelnen Raum beschränkt offenbart sich eine Geschichte, in der Macht, Manipulation und unerfüllte Sehnsüchte im Fokus des Geschehens stehen, wobei diese Dinge insbesondere durch die enthaltenen Dialoge immer wieder verstärkt in den Mittelpunkt gerückt werden. Ganz generell ist die Handlung extrem dialoglastig gestaltet und bei diesem Aspekt werden sich dann auch die Geister scheiden, denn nicht jedem wird die dargestellte Szenerie zusagen, in der bis auf die ständigen Wortwechsel ansonsten nicht sehr viel geschieht. Dafür bekommt man dann aber qualitativ hoch angesiedelte verbale Auseinandersetzungen der drei Hauptfiguren geboten, in denen es größtenteils vor philosophischen Ansätzen nur so wimmelt.

Dieser Punkt ist es dann auch, der dem Ganzen einen äußerst künstlerischen Anstrich verleiht und so stellt sich fast schon zwangsläufig die Frage, ob es sich bei "Mephisto-Effekt eher um ein pseudo-intellektuelles Werk oder aber um eine brillant umgesetzte Geschichte handelt, in der mit minimalistischen Mitteln der Sinn des Lebens hinterfragt wird. Sicherlich liegt das im Auge des Betrachters und es ist durchaus verständlich, wenn dieses intensive Kammerspiel längst nicht jeden Geschmack trifft. Man muss sich definitiv auf die Ereignisse einlassen können, denn ansonsten wird man wohl eher ein Gefühl der Langatmigkeit verspüren. Mir persönlich hat die Umsetzung der Geschichte aber sehr gut gefallen, was insbesondere an den wirklich überzeugenden Darstellern liegt. Nora Huetz, Tobias Licht und vor allem Arndt Schwering-Sohnrey liefern erstklassige Leistungen ab und wirken in ihren jeweiligen Rollen durchgehend authentisch. Dabei verschwimmen in einigen Phasen die Grenzen zwischen Gut und Böse, denn Zaritzky streut immer wieder diverse Momente ein, in denen das Offensichtliche durch psychologische Kniffe umgedreht werden soll. Durch die Macht des Wortes und pure Überzeugungskraft wird mit allen Mitteln versucht den anderen zu manipulieren, was sehr stark in einer Sequenz zum Vorschein kommt, in der sich der gefangene Ryan allein mit Lea in dem Raum befindet, in dem sich der Großteil des Geschehens abspielt.

Tobias Licht glänzt in der Figur des manipulativen Womanizer und legt dabei gleichzeitig eine Eiseskälte an den Tag die einem manchmal recht schwer zu schaffen macht. Von der absoluten Gleichgültigkeit bis hin zur extremsten Provokation reicht dabei die Palette des Darstellers der hier wirklich alles dafür tut, damit der Betrachter noch nicht einmal Ansätze von Sympathie für ihn aufbringen kann. Ganz anders sieht es in dieser Beziehung bei Arndt Schwering-Sohnrey aus, der in der Rolle des Daniel trotz-oder gerade wegen seiner Handlungen auf menschliches Verständnis und Mitgefühl hoffen kann, denn seine Beweggründe sind doch relativ nachvollziehbar. Etwas gespalten gestaltet sich dann die Figur der Lea, zu der ich selbst nie den richtigen Zugang gefunden habe denn die gute Frau hinterlässt doch einen eher zwiespältigen Eindruck, so das man sie rein gefühlsmäßig schwerlich einordnen kann.

Im Endeffekt ist "Mephisto-Effekt" ein wirklich sehenswertes Kammerspiel das streckenweise bedrohliche Züge beinhaltet, durch die dem Szenario auch jede Menge Intensität verliehen wird. Einerseits mit Thriller-Elementen angereichert würde ich den Film aber dennoch vielmehr als lohnenswertes Drama einstufen, bei dem man sich von Beginn an darüber im Klaren sein sollte das man hauptsächlich mit philosophisch angehauchten Dialogen konfrontiert wird. Wem das nichts ausmacht der sollte an dieser Stelle definitiv zugreifen, bekommt er doch sehr interessante-und künstlerisch gestaltete Filmkost aus deutschen Landen präsentiert, die 80 Minuten spannende Unterhaltung beinhaltet.


Fazit:


Drei überzeugende Darsteller, jede Menge Dialoge, Macht und Manipulation sind die Zutaten für dieses Kammerspiel, das trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit jede Menge Klasse beinhaltet. Wem "Devot" gefallen hat dürfte auch hier auf seine Kosten kommen und ich selbst kann nur eine unbedingte Empfehlung für dieses Werk aussprechen.


7,5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Omnivoros - Das letzte Ma(h)l
(Omnivoros)
mit Ángel Acero, Fernando Albizu, Carina Björne, Mario de la Rosa, Marta Flich, Ismael Fritschi, Darío Frías, Sara Gómez, Esther Lara, Alberto Jo Lee, Aitor Legardón, Paco Manzanedo, Elisa Matilla, Rebeca Moreno
Regie: Óscar Rojo
Drehbuch: Óscar Rojo
Kamera: José Antonio Muñoz Molina
Musik: Lucía Rojo
keine Jugendfreigabe
Spanien / 2013

Marcos Vela ist ein Restaurantkritiker, stets auf der Suche nach einer Top-Story. Eines Tages erfährt er von einem ganz besonderen Restaurant, in welchem die handverlesene Kundschaft angeblich Menschenfleisch serviert bekommt. Von journalistischem Ehrgeiz getrieben sucht Marcos Vela den Kontakt zu der geheimnisvollen Organisation, die hinter diesem Restaurant steckt. Ein Unterfangen, welches er schon bald bitter bereuen wird.


Die Spanier bescheren uns ja schon seit geraumer Zeit immer wieder sehenswerte Filme aus allen möglichen Genres und auch "Omnivoros - Das letzte Ma(h)l" reiht sich fast nahtlos in die Riege lohnenswerter Beiträge ein die dabei dem Genre des Horrorfilmes zuzuordnen sind. In gewisser Art und Weise handelt es sich dabei um eine Geschichte, die teilweise diverse Ähnlichkeiten zu Eli Roth's "Hostel" erkennen lässt, nur das die Opfer in vorliegendem Szenario auf dem Teller einer ausgewählten Gruppe landen die diese dann genüsslich verspeist. Die kleine-und eher unscheinbare Produktion ist der Regieerstling von Oscar Rojo, der hier sein Hauptaugenmerk keinesfalls auf explizite Gewaltdarstellungen, sondern vielmehr auf die Vorstellungskraft des Zuschauers setzt. Diese ist nämlich durchgehend gefordert, denn während visuelle Härten eher nur angedeutet werden, findet "Omnivoros" vielmehr den Weg über die psychische Schiene und entfaltet seinen Härtegrad dabei ziemlich vehement im Kopf des Betrachters.

Allein schon die Vorstellung Menschenfleisch zu essen sorgt dabei für ein starkes Ekelgefühl und so kann man seine persönliche Abscheu auch nur schwerlich verbergen. Dennoch verfolgt man auf eine fast schon abstoßende Art und Weise gebannt die Ereignisse die sich auf dem heimischen Bildschirm abspielen, denn mit der Geschichte verhält es sich fast wie mit einem schweren Unfall. Man möchte nicht hinschauen, kann aber aus purer Neugier die eigene voyeuristische Ader nicht ausschalten. Es fällt dabei wirklich schwer sich vorzustellen das es Menschen gibt, die für den Verzehr von Menschenfleisch wahre Unsummen bezahlen und den Ess-Genuss dermaßen zelebrieren, das man ihnen die dabei entstehende Begeisterung im Gesicht ablesen kann. Rojo kommt in seiner Geschichte allerdings nicht sofort zur eigentlichen Thematik des Kannibalismus, sondern pflastert den Weg dorthin mit einigen geheimnisvollen Story-Elementen. So erscheint die Hauptfigur Marcos Vela erst einmal auf Einladung in einigen anderen geheimen Gruppen, bevor die Gemeinschaft der Kannibalen auf den Plan tritt. Das Geschehen erscheint dabei in mehreren Phasen recht mysteriös was der gesamten Chose neben der kranken Grundstimmung eine herrlich dichte Atmosphäre verleiht. Zwischendurch wird auch immer wieder gezeigt wie gewisse Menschen auf offener Straße entführt werden um später als Mahlzeit zubereitet zu werden, denn irgendwoher muss das Frischfleisch ja schließlich kommen.

Bei den Entführten handelt es sich erstaunlicherweise fast ausschließlich um Personen, die man zuvor schon bei anderen geheimen kulinarischen Treffen gesehen hat und die dort durch die ein-oder andere Aussage aufgefallen sind. So wird dann auch der Bogen zu der Figur geschlagen die diese Informationen scheinbar weitergeleitet hat und die Auswahl der kannibalistischen Mahlzeiten indirekt mitgestaltet. Um wen es sich dabei handelt ist nicht wirklich schwer zu erraten aber auch nicht sonderlich wichtig für den Verlauf der Geschehnisse, die zum Ende hin in einem dramatischen Showdown enden. Zwar kommt das gewählte Finale nicht wirklich überraschend daher, da man sich durch das Verhalten der Hauptfigur schon recht frühzeitig ausmalen kann, das diese Geschichte für manch einen nicht sonderlich gut ausgehen wird. Dennoch ist der Schlusspunkt absolut gelungen und rundet das zuvor Gesehene nahezu perfekt ab, so das man letztendlich mit einem überdurchschnittlich guten Gesamteindruck zurückgelassen wird.

"Omnivoros - Das letzte Ma(h)l" wird ganz bestimmt nicht jedem gefallen, denn wer einen visuell harten Genre-Beitrag erwartet wird wohl eher eine herbe Enttäuschung erleben. In dieser Beziehung hält sich die Geschichte nämlich sehr bedeckt und deutet im Prinzip immer nur an, was sich danach im Kopf des Zuschauers weiter entwickelt. Doch gerade aus diesem Aspekt bezieht der Film seine wahre Stärke, denn wenn man selbst nur über ein wenig Vorstellungskraft verfügt, dann entfaltet sich eine geradezu brachiale Härte, die man auch lange nach Beendigung der Sichtung nicht so schnell wieder abschütteln kann. Rojo's Debüt kann sich also ohne Weiteres sehen lassen und stellt einen durchaus sehenswerten Beitrag dar, wenn man ganz generell etwas mit der Kannibalen-Thematik anfangen kann. Das diese hier einmal etwas anders dargestellt wird habe ich als sehr positiv empfunden, so das man auf jeden Fall eine Empfehlung für diese kleine aber sehr feine Produktion aussprechen kann.


Fazit:


Kannibalismus mit Stil und im gehobenen Ambiente, diese Beschreibung trifft das Szenario wohl am besten. Um eine nicht nachvollziehbare Vorliebe diverser Menschen zu befriedigen müssen andere Leute ihr Leben lassen, so das die Moral hier einmal mehr vollkommen außer Kraft gesetzt wird. Ohne visuelle Härte erscheint der Film trotzdem ungemein brutal und hinterlässt so auch eine nachhaltige Wirkung beim Zuschauer, der hier ständig zwischen Abscheu, Ekel und einer perversen Faszination hin-und her gerissen ist.


7/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Patrick
(Patrick)
mit Charles Dance, Rachel Griffiths, Sharni Vinson, Peta Sergeant, Damon Gameau, Martin Crewes, Eliza Taylor, Simone Buchanan, Shane Nagle, Chris Fortuna, Rod Mullinar, María Mercedes, Camilla Jackson, Jackson Gallagher
Regie: Mark Hartley
Drehbuch: Justin King
Kamera: Garry Richards
Musik: Pino Donaggio
keine Jugendfreigabe
Australien / 2013

Als Krankenschwester Kathy ihren neuen Job in einer abgelegenen psychiatrischen Klinik antritt, ahnt sie nicht, auf welches Grauen sie sich eingelassen hat. Fassungslos muss sie mit ansehen, wie Dr. Roget ihren Koma-Patienten Patrick mit unmenschlichen Elektroschocktherapien foltert! Was Dr. Roget nicht weiß: Patrick kann dank seiner psychokinetischen Kräfte mit Kathy in Kontakt treten. Während sie versucht, hinter Patricks dunkles Geheimnis zu kommen, geschehen erschreckende Ereignisse und die Beziehung der beiden zueinander driftet immer weiter in eine tödliche Obsession ...


Mittlerweile wurde ja innerhalb der letzten Jahre schon jedem Klassiker des Horror-Genres eine zeitgemäße Neuauflage spendiert und dieser Trend wird auch mit vorliegendem Film konsequent fortgeführt. Allerdings sollte man "Patrick" aus dem Jahr 1978 nicht unbedingt als echten Klassiker einstufen, handelt es sich dabei doch vielmehr um einen eher durchschnittlichen Horrorfilm, der beim Zuschauer keinen allzu nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Umso erfreulicher ist darum die Tatsache, das die Frischzellen-Kur des Australiers Mark Hartley weitaus besser-und unterhaltsamer als das Original ausfällt und so als durchaus gelungener Genrebeitrag angesehen werden kann. Von Beginn an setzt der Regisseur dabei auf eine dichte-und phasenweise düstere Atmosphäre, die sich in Großteilen der Geschichte immer wieder zu erkennen gibt. Hilfreich dafür ist sicherlich der Hauptschauplatz der Ereignisse, denn das bedrohliche Anwesen in dem die psychiatrische Klinik untergebracht ist lässt den Zuschauer stellenweise schon mächtig frösteln. An diesem Ort möchte man nämlich nicht seinem Job nachgehen, zudem sind auch die Vorgesetzten von Krankenschwester Kathy nicht gerade nett und hinterlassen vielmehr den Anschein, als wenn es hier nicht immer mit rechten Dingen zugehen würde.

Zur Geschichte an sich muss man eigentlich nicht viel sagen, denn den meisten Horror-Fans dürfte diese auf jeden Fall geläufig sein. Bekam man im 78er Original aber eine eher lahme Umsetzung geboten, so hat Hartley in diesem Fall mit einigen wohl placierten Schockeffekten und einem stetig ansteigenden Spannungsaufbau ein wenig Pepp in die Geschehnisse gebracht. Außerdem gestaltet sich auch die Erzählung an sich viel flüssiger, die Story beinhaltet keinerlei nennenswerte Längen und legt in manchen Passagen zudem ein ordentliches Tempo an den Tag, das dem Gesamteindruck ganz bestimmt zu gute kommt. Auch die Darsteller-Riege besticht durch Leistungen, die meiner Meinung nach über dem normalen Durchschnitt angesiedelt sind. Insbesondere Hauptdarstellerin Sharni Vinson kann in der Figur der Kathy vollends überzeugen und außerdem auch beim Betrachter durch ziemlich viele Sympathiewerte punkten. Der größte Unterschied zur Originalvorlage besteht wohl ganz eindeutig darin, das im Remake größtenteils ein echtes Gänsehaut-Feeling entsteht, wodurch die mysteriöse Geschichte auch wirklich eine ganz eigene Faszination entfalten kann.

Fehlte dem Film von Richard Franklin zur damaligen Zeit eigentlich jegliche Zutat für ein durchgehend spannendes Szenario, so wurde diesem Manko dieses Mal ganz eindeutig Abhilfe geschaffen. Nun sollte man allerdings keinerlei nennenswerte Härten erwarten, denn "Patrick" ist ein unblutiger Horrorfilm, der seine Stärken viel eher auf Schockmomente und Gänsehaut pur legt. Zwar steigt das Werk deshalb noch längst nicht zu einem Klassiker auf, doch die neue Version kann sich jederzeit sehen lassen und bietet gelungene Horror-Unterhaltung. Ziemlich gekonnt wurde beispielsweise auch die erkennbare Steigerung der übernatürlichen Momente in Szene gesetzt, denn was zu Beginn noch eher wie zufällige Ereignisse aussieht, entwickelt sich mit der Zeit immer mehr zu einem Trip in den absoluten Wahnsinn. Davon wird selbstverständlich auch die vorherrschende Grundstimmung betroffen, die zwar von der ersten Minute an schon sehr gut ist, sich aber mit zunehmender Laufzeit immer weiter verdichtet und dabei vor allem im letzten Drittel des Filmes extrem bedrohliche Züge erkennen lässt. Man dürfte also ohne Probleme erkennen das in vorliegendem Fall ein Remake wirklich als positiv zu bewerten ist, denn Mark Hartley hat seiner Version die notwendigen Zutaten einverleibt, die man im Original doch weitesgehend schmerzlich vermisst hat.

Alles zusammen genommen ist "Patrick" ein Paradebeispiel dafür, das eine Neuauflage eines Filmes durchaus auch einmal die bessere Variante darstellt. Spannung, eine tolle Atmosphäre, gezielt eingesetzte Schockmomente und ein ordentliches Tempo sind dabei vollkommen ausreichend, um den Zuschauer mit einem rundum gelungenem Horrorfilm zu konfrontieren, für den man definitiv eine Empfehlung aussprechen kann. Auf explizite Gewaltdarstellungen muss man dabei zwar verzichten, doch diese hat das Werk auch überhaupt nicht nötig, da es in seiner Gesamtheit einen absolut überzeugenden Eindruck hinterlässt. Bei dem ganzen Müll der einem mittlerweile nur zu oft präsentiert wird ist dieses Remake jedenfalls eine nette Abwechslung und kann sich im Bezug auf die Qualität etwas oberhalb des üblichen Standards ansiedeln.


Fazit:


Nachdem mittlerweile fast jeder Horror-Klassiker eine Neuauflage erfahren hat werden nun auch schon seit längerer Zeit die B-Movies vergangener Tage neu verfilmt. Wie hier zu sehen kommen dabei manchmal richtig gute Versionen heraus, die ihr eigenes Original definitiv zu toppen wissen. Dennoch ist die anhaltende Remake-Schwemme auch ein untrügliches Indiz dafür, das den meisten Regisseuren anscheinend der Mut und die nötige Kreativität fehlt, um ihre eigenen Ideen in angemessener Form auf Zelluloid zu bannen.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Mud - Kein Ausweg
(Mud)
mit Matthew McConaughey, Reese Witherspoon, Tye Sheridan, Jacob Lofland, Sam Shepard, Ray McKinnon, Sarah Paulson, Michael Shannon, Joe Don Baker, Paul Sparks, Bonnie Sturdivant, Stuart Greer, John Ward Jr.
Regie: Jeff Nichols
Drehbuch: Jeff Nichols
Kamera: Adam Stone
Musik: David Wingo
FSK 12
USA / 2013

Bei einer Erkundungstour auf ihrer Lieblingsinsel im Mississippi machen die beiden Freunde Ellis und Neckbone eine unglaubliche Entdeckung: In den Baumwipfeln des Waldes befindet sich ein altes Boot! Doch dieses hat schon jemand vor ihnen in Besitz genommen: Mud, der wegen Mordes von der Polizei und von Kopfgeldjägern gesucht wird gibt vor, aus reiner Liebe zu einer Frau getötet zu haben. Obwohl die beiden Jungs sich nicht sicher sind, was an den Geschichten des Fremden wahr und was erfunden ist, fühlen sie sich durch ihre eigene Sehnsucht nach Harmonie und Liebe zum Schicksal dieses Mannes hingezogen. Sie schließen einen Pakt und helfen ihm dabei, das Boot wieder fahrtüchtig zu machen um so seiner Liebe zu einem glücklichen Ende zu verhelfen. Und zu einem Happy End, das sie sich selbst von ganzem Herzen erhoffen ...


In einer Zeit in der immer mehr Action, härte und Tempo in das Medium Film Einzug hält ist es sehr wohltuend, wenn man zumindest ab und zu auch einmal mit einem ruhigen-und bedächtig erzählten Drama konfrontiert wird. Wenn dieses dann auch noch durch eine erstklassige Geschichte und herausragende Darsteller besetzt ist, dann handelt es sich zumeist um einen wahren Leckerbissen an dem man durchgehend seine wahre Freude hat. "Mud - Kein Ausweg" von Regisseur Jeff Nichols zählt ganz eindeutig zu dieser Gruppe und zeigt dem Zuschauer dabei ein Szenario, in dem ein flüchtiger Mörder und zwei halbwüchsige Jungen im Mittelpunkt des spannenden Geschehens stehen. Nichols legt sehr viel Wert auf eine ausführliche Beleuchtung seiner drei Hauptfiguren wobei man allerdings fairerweise anmerken sollte, das der Film bis in die kleinsten Nebenrollen absolut perfekt besetzt ist. Dennoch sind es die drei Hauptfiguren die einem ganz besonders ins Auge stechen, denn von diesen bekommt man so wunderbar intensive Charakter-Beleuchtungen geliefert, das man sich jederzeit mit ihnen identifizieren kann. Matthew McConaughey in der Hauptrolle des Mud ist schon eine echte Schau und liefert wie eigentlich immer eine absolut glänzende Performance ab. Der eigentliche Star der Story ist jedoch viel eher der junge Tye Sheridan als Ellis, weswegen man sich auch nicht allzu sehr darüber wundern sollte, das seine Person die größten Spielanteile für sich verbuchen kann. Zwar ist mit Jacob Lofland als Neckbone auch noch eine weitere nicht unwichtige Figur im Fokus der Ereignisse, die jedoch im Gegensatz zu den beiden anderen eher fast schon ein Schattendasein fristet. Das ist jetzt überhaupt nicht böse gemeint, denn Lofland ist ein durchaus wichtiger Bestandteil des Ganzen, kommt bei der Omnipräsenz seines heranwachsenden Freundes aber eher selten zum Zug, so das auch die Aufmerksamkeit des Betrachters hauptsächlich auf den jungen Ellis fixiert ist, der hier absolut herausragt.

Wie dem aber auch sei, dieses Werk ist eine nahezu brillante Umsetzung einer ruhigen, aber dennoch äußerst intensiv daher kommenden Geschichte. Dabei kommt nicht selten der Eindruck auf, das hier eine gelungene Mischung aus Werken wie "Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers" oder auch "Tom Sawyer und Huckleberry Finn" vorliegt, denn etliche Anlehnungen sind nur sehr schwer zu übersehen. So offenbart sich dann also auch nicht nur die Geschichte von Mud, der aus Liebe zu einer Frau einen Menschen getötet hat, in großen Teilen werden auch die äußerst schwierigen Lebensumstände der beiden Jungen immer wieder in den Mittelpunkt gerückt, so das die gesamte Chose auch phasenweise ein echtes Jugend-Drama erkennen lässt. Vollkommen logisch erscheint durch diesen Umstand auch der Aspekt, das die alltäglichen Probleme des Heranwachsens zentral thematisiert werden und dabei viel mehr als nur einen Neben-Erzählstrang darstellen. Nichols hat es absolut perfekt verstanden, die eigentliche Thematik mit dieser Komponente zu kombinieren und das daraus entstandene Gesamtpaket kann man ohne jegliche Übertreibung als hervorragend bezeichnen. Ein ganz zentrales Element der Erzählung ist das Thema Courage und für die Dinge einzutreten, an die man aus dem tiefsten Inneren glaubt. Bei diesem Punkt zeigt sich die darstellerische Brillanz des Jung-Darstellers Tye Sheridan, der sich von der Überzeugungskraft von Mud anstecken lässt und ziemlich schnell Vertrauen zu ihm fasst. So setzt er auch alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel ein um dem charismatischen Sunny-Boy zu helfen und geht dabei aber auch in seinem eigenen Leben mit der nötigen Konsequenz an die Dinge heran die ihm wichtig erscheinen. McConaughey's Charakter hingegen wird phasenweise etwas schwammig gehalten, denn trotz seiner vor Überzeugung strotzenden Ansichten spürt man als Zuschauer eine gewisse Distanz, die sich zum Ende hin auch in bestimmter Art und Weise als nicht vollkommen unbegründet herausstellen soll. Auch von diversen Nebenfiguren wird seine Person immer wieder als Lügner hingestellt, wobei man selbst diesen Wesenszug lange Zeit nicht als Gegebenheit erkennen will.

Als Gegenpol zu dem enthusiastischen Ellis agiert dann wiederum Neckbone äußerst gut, der gerade zu Beginn doch eher Vorsicht walten lassen will, sich aber ständig von seinem besten Freund breit schlagen lässt, wirklich alles Erdenkliche zu tun, um Mud und seine große Liebe wieder zusammen zu bringen. Dabei wird ganz klar ersichtlich , das zwischen den beiden Jungen ein gewisses Abhängigkeits-Verhältnis besteht und während Neckbone fast ehrfurchtsvoll zu Ellis hinaufschaut, nutzt dieser anscheinend unbewusst die Anhimmelung seines Freundes aus, der streckenweise schon etwas ferngelenkt erscheint. Und so kristallisieren sich mit der Zeit immer mehr die eigentlichen Aspekte der Geschichte heraus, denn im Endeffekt dreht sich alles um Punkte wie Vertrauen, Loyalität, Hilfsbereitschaft, Freundschaft, Courage und Liebe. Bei diesen ganzen elementaren Punkten ist es sicherlich eine große Kunst, all diese Themen gleichmäßig in ein Szenario einzubauen und das ist Nichols absolut grandios gelungen. Vor allem die ungewöhnliche Freundschaft die zwischen den beiden Jungen und einem entflohenen Mörder entsteht, wurde von Anfang bis zum Ende mehr als nur gelungen ins Bild gesetzt. Im Letzten Drittel des Filmes spitzt sich dann die Lage immer mehr zu und phasenweise lässt dieses eindrucksvolle-und emotionale Drama dabei sogar leichte Züge eines Thrillers erkennen. Frust, Enttäuschung, aber auch atemlose Spannung geben sich nun zu erkennen und man spürt immer mehr, wie tief man eigentlich in die Abläufe eingetaucht ist. Der Zuschauer leidet mit den Charakteren mit und gibt sich gleichzeitig der Hoffnung hin, das doch sämtliche Geschehnisse am Ende gut für alle Beteiligten ausgehen. Selbst für Mud hegt man dabei trotz des Wissens um seine Tat eine Menge an Sympathie, was ganz bestimmt auch an der grandiosen Leistung von Matthew McConaughey liegt, der diese Rolle unglaublich authentisch interpretiert.

Bei einer Laufzeit von gut zwei Stunden könnte man bei einem ruhigen Drama nun eventuell den Gedanken aufkommen lassen, das die Story so einige Längen enthält, doch mit dieser Vermutung würde man lediglich einem Trugschluss erliegen. "Mud - Kein Ausweg" benötigt nämlich jede einzelne Einstellung, damit sich die volle Kraft dieses Filmes auch auf den Betrachter übertragen kann. Bei der enthaltenen Qualität des Szenarios vermisst man dabei überhaupt nicht irgendwelche Action-Passagen, die in diesem Werk wohl auch eher deplaciert gewirkt hätten. Lediglich in den letzten Minuten kann man eine kleine Temposteigerung erkennen und es geben sich einige wenige Szenen zu erkennen, die man entfernt als Actiongehalt bezeichnen könnte. Einen kleinen Wermutstropfen beinhaltet der Film dann aber doch, denn mit persönlich hat das gewählte Ende nicht ganz so gut gefallen. Hier mangelt es nämlich ein wenig an der zuvor immer wieder gezeigten Courage und man hat sich für einen eher weich gespülten Showdown entschieden. An dieser Stelle hätte ich mir ein wenig mehr Entschlossenheit-und Konsequenz gewünscht und man hätte ohne jede Beanstandung die absolute Höchstnote ziehen können. Dennoch handelt es sich dabei lediglich um ein kleines Manko, denn ansonsten handelt es sich bei "Mud - Kein Ausweg" definitiv um ganz großes Kino.


Fazit:


Eine brillante Geschichte, ein sehr überzeugender Matthew McConaughey und zwei mehr als nur talentierte Jung-Darsteller sind die größten Markenzeichen eines außergewöhnlich guten Filmes, der bis auf das inkonsequente Ende restlos überzeugen kann. Hier bekommt man echte Qualität geboten bei der man gänzlich auf unnütze Stilmittel wie übertriebene Action verzichten kann und dem Zuschauer dennoch ein unvergessliches Filmerlebnis beschert. Von meiner Seite aus gibt es jedenfalls eine ganz dicke Empfehlung für dieses Werk, das für mich schon jetzt eine der positivsten Überraschungen dieses Jahres darstellt.


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