Seite 126 von 146

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 11. Jul 2014, 15:16
von horror1966
Bild




The Final Cut
(The Final Cut)
mit Ian Richardson, Diane Fletcher, Paul Freeman, Isla Blair, Nickolas Grace, Glyn Grain, Nick Brimble, Dorothy Vernon, Andrew Seear, Peter Symonds, John Rowe, Yolanda Vazquez, Duggie Brown, Susannah Harker
Regie: Mike Vardy
Drehbuch: Andrew Davies / Michael Dobbs
Kamera: Ian Punter
Musik: Jim Parker
FSK 12
Großbritannien / 1995

Francis Urquhart hat in seinem politischen Leben alles erreicht, doch die Herrschaft der Konservativen bröckelt. In den eigenen Reihen formieren sich die Gegner, um ihn zu beerben. Doch Francis ist noch nicht bereit aufzugeben, er will sich durch einen historischen Friedensvertrag für Zypern einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern und zugleich sein finanzielles Altenteil aufbessern. Doch sein entlassener Außenminister Tom Makepeace ist ein harter Gegner, der ihn um jeden Preis entmachten will. Francis zieht in seine letzte große Schlacht…


Zwei Jahre nach den Ereignissen der zweiten Mini-Serie erschien 1995 mit "The Final Cut" der krönende Abschluss der Geschichte um den Politiker Francis Urquhart, der natürlich auch in den letzten vier Episoden vom genial agierenden Ian Richardson auf so unnachahmliche Art und Weise dargestellt wird und trotz seiner kaum mehr überschaubaren Bösartigkeiten einen extrem hohen Sympathiefaktor beim Zuschauer genießt. Anders als in den vorherigen Staffeln zeichnete dieses Mal nicht Paul Seed für die Regie verantwortlich, denn diesen Part übernahm nun Mike Vardy. Das beeinträchtigt aber keinesfalls die Qualität dieses erstklassigen Formates, denn die vorliegende Geschichte ist einmal mehr äußerst interessant in Szene gesetzt worden, wobei die Hauptfigur einmal mehr mit den Schatten der Vergangenheit konfrontiert wird. Dabei steuert Urquhart zielstrebig auf den Rekord der "eisernen Lady" Maggy Thatcher zu, denn nur noch wenige Tage trennen den machtbesessenen Politiker davon, der am längsten im Amt stehende Premierminister Großbritanniens zu werden. Mittlerweile kriselt es jedoch in der eigenen Partei ganz gewaltig und es rotten sich immer mehr Gegner in den eigenen Reihen zusammen, die einen Kurs-sowie auch Machtwechsel innerhalb der Partei anstreben. Und so muss Urquhart wieder einmal sämtliche Register ziehen, um sich in erster Linie seinen Außenminister vom Leibe zu halten. Dieser Erzählstrang zieht sich dann auch durch die gesamten Ereignisse, wobei Mike Vardy aber auch diverse Nebenschauplätze in den Vordergrund rückt, so da man auch hier wieder auf herrliche Intrigen hoffen kann.

Etwas ungewohnt für den Betrachter ist sicherlich der Aspekt, das die alles dominierende Hauptfigur in dieser Staffel das erste Mal wirklich menschliche Schwächen erkennen lässt. Der ansonsten immer souveräne-und nie an sich zweifelnde Politiker stellt sich selbst des Öfteren in Frage und erscheint in diversen Passagen sogar ein wenig ausgelaugt, was dem Ganzen aber letztendlich nur ein sehr authentisches Bild verleiht. Gleichzeitig zeigt dieser Punkt auch eindrucksvoll auf, das selbst ein Francis Urquhart im Haifischbecken der großen Politik nicht gänzlich ohne Verschleißerscheinungen davon kommt. In keiner der vorherigen Episoden war so klar ersichtlich, das die ganzen Jahre im höchsten politischen Amt und die damit verbundenen Kämpfe ihre Spuren hinterlassen haben, bekommt man doch einen recht guten Einblick in die angeschlagene seelische Verfassung des Titelhelden präsentiert, so das man trotz seiner teils abscheulichen Taten schon ein klein wenig mitleid für ihn empfinden kann. Albträume und starke Selbstzweifel kommen dabei immer mehr zum Vorschein, was aber andererseits durch den scheinbar ungebrochenem Willen Urquhart's wieder ausgeglichen wird.

Dennoch merkt man im Laufe der Zeit, das die Geschehnisse dieses Mal nicht gut für ihn ausgehen können und so steuert die Geschichte auf ein nahezu tragisches Ende zu, das einen im ersten Moment sogar in einen kleineren Schockzustand versetzt. Trotzdem musste es fast schon zwangsläufig auf den dargestellten Showdown hinauslaufen, denn der enthaltene bittere Sarkasmus macht dem Format alle Ehre und rundet letztendlich eine absolut perfekte Mini-Serie ab, an der man drei Staffeln lang seine helle Freude hatte. Bis dahin jedoch wird man noch einmal mit Verrat, Intrigen und jeder Menge Schleimerei konfrontiert, wobei in vorliegendem Fall zum Ende hin auch ein wenig nicht erwartete härte in die Ereignisse einzieht. Die Summe seiner Entscheidungen ist es dann schlussendlich, die dem charismatischen Premierminister sein eigenes Grab schaufelt, denn mehrere Fehleinschätzungen der gegenwärtigen Lage sorgen dafür, das selbst er keinen echten Ausweg mehr erkennt. Obwohl man als Zuschauer ganz genau spürt das man kurz vor dem Ende einer politischen Karriere steht, ist das gewählte Ende dennoch ein wenig überraschend. Zwar hat man sich schon im Vorfeld seine eigenen Gedanken gemacht und dabei ganz bestimmt so manches Szenario durchgespielt, doch die gewählte Pointe war nicht unbedingt in den eigenen Gedankengängen vorhanden. So kommt der Schlusspunkt dann auch fast wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel und beendet ein Format, von dem man gern noch eine ganze Menge mehr gesehen hätte, denn die Bösartigkeiten eines brillanten Ian Richardson werden einem schon ein wenig fehlen.

Dafür kann man dann aber getrost auf das amerikanische Remake zurückgreifen, wobei man sich diese Original-Serie aber definitiv nicht durch die Lappen gehen lassen sollte. Mir persönlich hat "House of Cards - Das Original" ausnehmend gut gefallen und ehrlich gesagt bewegen sich alle drei Mini-Serien auf einem gleich bleibenden Niveau, das zudem unglaublich hoch angesiedelt ist. Von meiner Seite aus kann also nur eine unbedingte Empfehlung ausgesprochen werden, denn eine grandios umgesetzte Geschichte wurde hier mit erstklassigen Darstellern besetzt, die jedoch durch die Bank von einem alles überragenden Ian Richardson überstrahlt werden. Jede Menge Sarkasmus, rabenschwarzer britischer Humor und politische Einblicke, die sicherlich nicht vollkommen jenseits der Realität angesiedelt sind erzeugen ein Gesamtpaket, das man nur als absolut herausragend bezeichnen kann.


Fazit:


Obwohl ja eigentlich die amerikanische Serie "House of Cards" in aller Munde ist, sollte man sich auch unbedingt das britische Original anschauen, das nun dank Ascot Elite komplett synchronisiert vorliegt. Hier liegt wirklich absolutes Suchtpotential vor, denn wenn man nur eine Episode dieses Formates gesehen hat, ist man der Faszination eines Francis Urquhart's erlegen.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 12. Jul 2014, 12:04
von horror1966
Bild




Das Grauen kommt nachts
(Delirio Caldo)
mit Mickey Hargitay, Rita Calderoni, Raul Lovecchio, Carmen Young, Christa Barrymore, Tano Cimarosa, Marcello Bonini Olas, Katia Cardinali, William Darni, Max Dorian, Stefania Fassio, Stefano Oppedisano, Cristina Perrier
Regie: Renato Polselli
Drehbuch: Renato Polselli
Kamera: Ugo Brunelli
Musik: Gianfranco Reverberi
ungeprüft
Italien / 1972

Nach dem Mord an einer jungen Frau verdächtigt die Polizei den Kriminalpsychologen Dr. Herbert Lyutak. Dieser gesteht den Mord auch seiner Frau und gibt als Grund seine Frustration über Potenzprobleme an, doch dann geschehen weitere Morde, an denen Lyutak unmöglich beteilgt gewesen sein kann. Inspektor Edwards steht vor einem Rätsel: Versucht etwa jemand, den Fokus der Ermittlungen von Lyutak wegzulenken?


"Ich bin's, der Kartoffel"


Diese läppischen vier Worte sind wohl mit zu den prägendsten Film-Zitaten zu zählen, die je in einem filmischen Werk ausgesprochen wurden. Gleichzeitig deuten sie auch an, das man Renato Polselli's Gialli aus dem Jahr 1972 wohl mit vollkommen anderen Maßstäben messen sollte, als dies im Normalfall bei anderen Genre-Kollegen der Fall ist. Wer hier nämlich auf die üblichen Zutaten wie Spannung, brutale Morde oder auch die Suche nach den Motiven des Mörders hofft wird wohl eher eine ziemliche Enttäuschung erleben, denn "Das Grauen kommt nachts" besticht vielmehr durch ganz andere Atribute, die man als Fan des italienischen Sub-Genres nicht unbedingt erwartet. Rein filmisch gesehen handelt es sich hier nämlich um einen ziemlichen Rohrkrepierer, denn Polselli schien ganz offensichtlich nicht das Gespür zu haben, hier einen stimmigen-und atmosphärischen Vertreter seiner Art in Szene zu setzen. Sicher, die Grundlagen des Gialli sind durchaus vorhanden, es ist vielmehr die skurrile Umsetzung der Geschichte, die beim Zuschauer eher zwiespältige Gefühle aufkommen lässt. Da wäre an erster Stelle wohl der extrem sprunghafte Plot zu nennen, denn die Story erscheint doch an unzähligen Stellen seltsam wirr und wild zusammen gestückelt. In etlichen Passagen vermisst man dann auch echte Zusammenhänge und viele Szenen scheinen sehr willkürlich aneinandergereiht, so das phasenweise schon vielmehr ein bizarrer Trip anstelle eines gut strukturierten Filmes in Erscheinung tritt.

"Delirium" ist einer der Alternativtitel dieses grotesken Werkes und in einem solchen vermeint man sich auch des Öfteren zu befinden. Doch auch wenn sich das jetzt alles äußerst negativ anhört, bezieht die Story gerade aus diesen Aspekten ihren ganz besonderen Reiz und dürfte wohl zu den ungewöhnlichsten im Bereich des italienischen Gialli zählen. Mit einer ordentlichen Portion Sleaze versucht Polselli unzählige Mankos zu überdecken, was ihm jedoch nur recht dürftig gelingt. Stattdessen offenbart sich ein wirres Szenario, das aufgrund seinem extrem hohen Anteil an unfreiwilliger Komik definitiv den puren Trash darstellt und so für den geneigten Liebhaber dieser Filmart ein wahres Spektakel darstellen dürfte. Es ist ganz einfach eine echte Pracht, den unbeholfen agierenden Darstellern bei ihrem Schauspiel zuzuschauen, das von dermaßen viel Theatralik durchzogen ist, das einem manchmal fast schon die Lachtränen in die Augen schießen. Die deutsche Synchronisation des Filmes dürfte eines der ganz großen Highlights sein, denn durch sie bekommt man doch so manchen Dialog geboten, der sich wie ein nicht mehr zu entfernendes Brandzeichen im Gedächtnis des Betrachters einbrennt. Die unbeholfenen und hölzernen Performances der Akteure wären unter Berücksichtigung normaler Umstände als vernichtend einzustufen, doch aus der Sicht des puren Italo-Trashs ergibt sich vielmehr eine weitere Zutat, die absolut perfekt in das äußerst skurrile Gesamtbild passt.

In diesem Film wird dermaßen viel verbaler Nonsens abgesondert das man sich so manches Mal den Bauch vor lauter lachen halten muss. Als wenn das nicht schon genug wäre, wimmelt es zudem noch vor diversen Anschlussfehlern in etlichen Szenen (Opfer werden nackt gezeigt und tragen in der nächsten Sekunde wieder Kleidung, wobei dieser Punkt eventuell der Tatsache geschuldet ist, das ja immerhin vier verschiedene Versionen dieses Werkes existieren, die übrigens alle auf der Veröffentlichung des Labels FilmArt enthalten sind. Nach den bisher schon aufgezählten Punkten kann man sich ganz bestimmt denken, das auch im Bereich der Logik nicht viel erwartet werden darf und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, das die Protagonisten in den meisten Fällen durch kaum nachvollziehbare Handlungsweisen brillieren. Zu guter letzt sollte man auch nicht ganz unerwähnt lassen, das man in "Das Grauen kommt nachts" mit sämtlichen Modesünden der damaligen Zeit konfrontiert wird, wobei sich insbesondere der ermittelnde Inspektor immer wieder in den Vordergrund rückt. Knallbunte Hemden sind nämlich sein Markenzeichen und die Farbzusammenstellung seiner Oberteile ist so grell, das es einem fast schon in den Augen schmerzt. Man merkt also, das man bei der Vorstellung dieses Filmes noch stundenlang weiter schreiben könnte, dabei aber auf keinen Fall die üblichen Aspekte eines Gialli beleuchtet, da diese in vorliegendem Szenario wirklich eher als nebensächlich einzustufen sind.

Letztendlich dürfte Polselli's Werk ganz stark die Meinungen spalten, denn als ernst zu nehmender Beitrag des italienischen Sub-Genres ist "Das Grauen kommt nachts" schwerlich einzustufen. Von dieser Warte aus gesehen dürfte eine Bewertung dann auch eher relativ vernichtend ausfallen, wohingegen aus der Sicht eines Trash-Liebhabers ein wahres Spektakel vorliegt. Ehrlich gesagt hätte ich es nie für möglich gehalten, einen so dermaßen skurrilen Gialli zu Gesicht zu bekommen, den man ausschließlich nach dem reinen Unterhaltungswert bewerten sollte. In allen anderen Belangen versagt das Szenario nämlich fast auf der ganzen Linie, doch selten wurde man bei einem filmischen Rohrkrepierer so kurzweilig und grotesk unterhalten.


Fazit:


"Das Grauen kommt nachts" hat nicht umsonst einen skurrilen Kultstatus inne, denn von dieser Seite aus gesehen dürfte es relativ schwer sein, diese filmische Offenbarung zu toppen. Für echte Spannung und eine schwer zu durchschauende Mördersuche sollte man allerdings zu anderen Genre-Vertretern greifen, denn in vorliegendem Fall weiß man schon sehr frühzeitig, in welche Richtung das Ganze im Endeffekt abzielt.


als Gialli 3/10

als purer Italo-Trash 9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 12. Jul 2014, 18:48
von horror1966
Bild




Sea of Love - Melodie des Todes
(Sea of Love)
mit Al Pacino, Ellen Barkin, John Goodman, Michael Rooker, William Hickey, Richard Jenkins, Paul Calderon, Gene Canfield, Larry Joshua, John Spencer, Christine Estabrook, Barbara Baxley, Patricia Barry, Mark Phelan
Regie: Harold Becker
Drehbuch: Richard Price
Kamera: Ronnie Taylor
Musik: Trevor Jones
FSK 16
USA / 1989

Al Pacino ist Frank Keller; ein ausgebrannter Cop auf der Jagd nach einem verrückten Serienkiller. Drei Männer wurden in fremden Betten regelrecht hingerichtet, und immer spielte der Mörder den Song "Sea of Love". Ellen Barkin alias Helen ist Kellers Hauptverdächtige - und mehr, denn eine spannende Beziehung voller Erotik bahnt sich zwischen den beiden an. Für Frank allerdings ist das Verhältnis ein lebensgefährliches Abenteuer. Drei Männer hat es schon erwischt, und jede Nacht, die er mit Helen verbringt, kann seine letzte sein.


Allein das Mitwirken eines Al Pacino macht so ziemlich jeden Film sehenswert und auch wenn es sich bei "Sea of Love" sicher nicht um seinen besten Film handelt, sind so manche eher negativen Kritiken nicht gänzlich nachvollziehbar. Sicher, Regisseur Harold Becker (Malice - Eine Intrige, City Hall) hat seiner Geschichte ganz bestimmt nicht sonderlich viel Innovation verliehen, doch immerhin einen mehr als soliden Cop-Thriller im typischen 80er Jahre Stil auf die Beine gestellt. Die Story ist nicht neu und so geht es einmal mehr darum, einen offensichtlich psychopathisch veranlagten Serienkiller zu fassen, wobei diese Grundthematik des Filmes phasenweise etwas zu sehr in den Hintergrund gerät. Darin besteht wohl auch der größte Kritikpunkt vieler Leute, denn Becker lässt im Prinzip die Mördersuche eher nebenbei laufen und zeichnet stattdessen ein Psychogramm seiner Hauptfigur, bei der es sich um eine eher verkrachte Existenz handelt, die von einem wie immer glänzend agierenden Al Pacino hervorragend dargestellt wird. Der gute Mann interpretiert den trinksüchtigen Polizisten absolut authentisch, der anscheinend immer noch nicht über die Trennung von seiner Ehefrau hinweg ist, die zu allem Überfluss auch noch mit einem Kollegen eine neue Ehe eingegangen ist. Man bekommt also ziemlich gute Einblicke in das Seelenleben eines Mannes, der erst durch die Bekanntschaft zu der hübschen Helen neuen Mut schöpft. Gleichzeitig ist diese aber Mordverdächtige in seinem aktuellen Fall und sämtliche Indizien scheinen auf die hübsche Frau hinzudeuten, was Frank Keller aber dennoch nicht davon abhält, eine komplizierte-und gefährliche Beziehung mit ihr einzugehen. Dieser Erzählstrang nimmt dann auch den Großteil der Geschichte ein und so bekommt man es phasenweise vielmehr mit einem Erotik-Thriller zu tun. Ich persönlich finde das jedoch gar nicht weiter schlimm, denn die durchaus gelungene Mixtur des Szenarios sorgt durchgehend für spannende-und interessante Unterhaltung, die man sich auch in der heutigen Zeit immer wieder gut anschauen kann.

Getragen wird die Story hauptsächlich vom gelungenen Schauspiel seiner Haupt-Charaktere, denn Pacino, Barkin und auch Goodman überzeugen durch absolut erstklassige Performances, die sich jederzeit sehen lassen können. Der einzige Nachteil der gesamten Chose besteht eigentlich nur darin, das sich der Spannungsbogen leider nicht konstant auf einem gleichbleibenden Level einpendeln kann, denn da die eigentliche Thematik etwas zu oft in den Hintergrund gerät, lassen sich des Öfteren auch gewisse Einbrüche erkennen. Sicherlich hätte man das vermeiden können, aber dennoch zählt "Sea of Love" nicht wie von vielen behauptet zu den totalen Durchschnittsfilmen, denn dafür sorgt allein schon Pacino mit seinem wie immer markanten Schauspiel. Dennoch hätte Becker auch durchaus ein wenig mehr Wert auf den Mörder und seine Taten legen können, denn dieser Aspekt kommt doch stellenweise viel zu kurz und so wird der Täter am Ende fast schon aus dem Hut gezaubert.

Zudem muss man nicht unbedingt ein Genie sein um auf die Identität des Mörders zu kommen, denn kleinere Indizien deuten doch relativ eindeutig in eine ganz bestimmte Richtung. So beinhaltet das Szenario also wenig echte Überraschungen, weiß aber dennoch in seiner Gesamtheit jederzeit zu überzeugen. Dabei kommt es natürlich auf die jeweilige Sicht des Betrachters an, denn wer einen absoluten Hochspannungs-Thriller erwartet, wird am Ende wohl eher eine kleine Enttäuschung feststellen. Man sollte schon eine gewisse Vorliebe für eine Kombination aus Cop-Thriller, ein wenig Erotik und einer intensiven Charakter-Studie haben, denn dann ist man bei "Sea of Love" definitiv an der genau richtigen Adresse.

Letztendlich ist es wie eigentlich immer reine Geschmackssache, aber ich persönlich mochte diesen Film schon immer sehr gern und kann auch heute noch gesteigerten Gefallen an ihm finden. Eine solide Story, gut agierende Darsteller und ein gelungener Mix innerhalb des Szenarios sorgen für durchgehend gute Filmkost, an der man sich immer wieder erfreuen kann. Und auch wenn ein Al Pacino in vorliegendem Fall keinesfalls so sehr durch überragende Mimik und Gestik auffällt wie in etlichen anderen Werken, ist in seinem Schauspiel immer noch der absolute Höhepunkt dieses Filmes zu sehen, der in meinen Augen viel zu oft unterbewertet wird.


Fazit:


"Sea of Love" hinterlässt allein schon durch den gleichnamigen Ohrwurm einen sehr bleibenden Eindruck, aber auch das filmische Gesamtpaket ist auf keinen Fall so durchschnittlich , wie manche Kritik im Netz es eventuell vermuten lässt.


7/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 13. Jul 2014, 18:01
von horror1966
Bild




Das Millionenspiel
(Das Millionenspiel)
mit Jörg Pleva, Suzanne Roquette, Dieter Thomas Heck, Theo Fink, Dieter Hallervorden, Josef Fröhlich, Annemarie Schradiek, Elisabeth Wiedemann, Andrea Grosske, Friedrich Schütter, Peter Schulze-Rohr, Joachim Richert
Regie: Tom Toelle
Drehbuch: Wolfgang Menge / Robert Sheckley
Kamera: Jan Kalis
Musik: Irmin Schmidt
FSK 12
Deutschland / 1970

Bernhard Lotz ist Kandidat der 15. Ausgabe des "Millionenspiels". Für die enorme Titel gebende Summe wird er eine Woche lang von einem Killerkommando, der so genannten Köhler-Bande, gejagt. Permanent von Kameras begleitet, muss Lotz den Weg in das Fernsehstudio schaffen, aus dem der Moderator Thilo Uhlenhorst das Geschehen für das teils angewiderte, teils begeisterte Publikum kommentiert. Der dramatische Höhepunkt ist die "Todesspirale", in der Lotz für die Köhler-Bande ohne Fluchtmöglichkeit zum Abschuss freigegeben wird.


In der heutigen Zeit sind in der TV-Landschaft der Kampf um Einschaltquoten, die Befriedigung des menschlichen Voyeurismus und das Brechen fast sämtlicher Tabus eine Normalität, doch es gab auch einmal eine Zeit, als solche Dinge noch wie ein utopisches Szenario behandelt wurden das höchstwahrscheinlich niemals eintreten wird. Nicht nur aus diesen Gründen gilt die deutsche TV-Produktion "Das Millionenspiel" aus dem Jahr 1970 als absolut bahnbrechend, denn die auf einer Kurzgeschichte des Schriftstellers Robert Sheckley (The Prize of Peril) basierende Story ist ihrer Zeit weit voraus und zeigt zur damaligen Zeit unglaubliche Dinge, die mittlerweile Gang und Gebe sind wenn man den heimischen Fernseher anschaltet. Ständig eingeblendete Werbung, Reality TV und eine gnadenlose Quotenjagd sind nämlich Dinge mit denen man heute unweigerlich aufwächst, die aber vor über 40 Jahren noch relativ undenkbar waren. Unter der Regie des längst verstorbenen Tom Toelle entstand hier ein Thriller mit SCI/FI Anleihen, den man wohl ohne Übertreibung als ein Stück deutscher Filmgeschichte einstufen darf. Selbst aus heutiger Sicht erscheint einem das Szenario dabei so unglaublich authentisch das man sich phasenweise nicht des Eindruckes erwehren kann, hier wirklich live bei einer absurden und makaberen Spielshow dabei zu sein. So erging es bei der Erstausstrahlung im deutschen TV auch etlichen Zuschauern, denn nicht wenige riefen die fiktive Telefonnummer des im Film verantwortlichen Senders an und wollten sich als Kandidat bewerben. Aus jetziger Sicht mag man eventuell eher darüber schmunzeln, doch zeigt dieser Aspekt doch ziemlich eindrucksvoll, wie glaubwürdig Tom Toelle das Drehbuch von Wolfgang Menge umgesetzt hat. Gleichzeitig spiegelt sich dadurch auch der in der Geschichte dargestellte Zwiespalt der Zuschauer wieder, denn obwohl Toelles Film damals einen Sturm der Empörung hervor ruf, gab es auch genügend Menschen, die anscheinend Spaß an dem makaberen Geschehen hatten und sich größtenteils damit identifiziert haben.

Genau mit diesem Punkt wird man auch innerhalb des Geschehens immer wieder konfrontiert, denn etliche mit Passanten geführte Interviews deuten ganz eindeutig darauf hin, das längst nicht jeder mit dem Gejagten in der Show "Das Millionenspiel" sympathisiert. Was damals wohl für jeden normal denkenden Menschen noch reine Utopie war, dürfte mittlerweile ein perfektes Spiegelbild der heutigen Gesellschaft sein, in der unzählige Leute wohl hauptsächlich ihre Sensationsgier befriedigen wollen und dabei weniger an das Leben anderer denken. Die in diesem Film enthaltene Sozialkritik ist ganz extrem und die Geschichte entfaltet von der ersten bis zur letzten Minute eine äußerst beklemmende Grundstimmung, die sich wie ein bleierner Mantel auf die eigenen Schultern legt. Es handelt sich dabei um einen gewagten Spagat zwischen Fiktion-und Realität, denn obwohl man ganz genau weiß das es sich hier um eine TV-Produktion handelt, hinterlassen die Ereignisse vielmehr den Eindruck des heutigen Reality-TV's. Die späteren Verfilmungen "Kopfjagd - Preis der Angst" (1983) und die wohl bekannteste "The Running Man" (1987) sind zwar weitaus spektakulärer- und actionreicher in Szene gesetzt worden, doch keiner der genannten Filme kann dabei auch nur annähernd die Intensität und Glaubwürdigkeit dieser deutschen Verfilmung erreichen. Das liegt größtenteils auch daran, das man sich hier wirklich auf das Wesentliche konzentriert hat und die enthaltene Thematik grandios beleuchtet, wohingegen insbesondere die Verfilmung mit Arnold Schwarzenegger lediglich auf den geneigten Action-Fan ausgelegt ist und die kritischen Momente eher im Hintergrund verkommen lässt. Davon ist "Das Millionenspiel" weit entfernt, denn gerade der aus heutiger Sicht eventuell biedere-und normale Anstrich des Ganzen erzeugt dieses Höchstmaß an Authenzität, das einen selbst schon fast zu einem Teil der unglaublichen Abläufe werden lässt.

Desweiteren ist es die herausragend agierende Darsteller-Riege die dem Film ihren Stempel aufdrückt und man wird mit bekannten Gesichtern wie beispielsweise Dieter Hallervorden, Dieter Thomas Heck oder Elisabeth Wiedemann konfrontiert. Manch einer mag bei diesen Namen nun eher das Gesicht verziehen, sollte sich in diesem Fall aber keinesfalls täuschen lassen. Mir persönlich hat insbesondere Heck in der Rolle des Showmasters extrem gut gefallen und auch Herr Hallervorden in der ungewohnten Rolle eines Killers weiß jederzeit zu überzeugen. In diesem Film ist ganz einfach alles perfekt und dennoch gibt es diverse Dinge, auf die man ganz besonders sein Augenmerk legen sollte. Dazu zählen wie schon einmal kurz erwähnt die Interviews mit beliebigen Passanten aber vor allem die Normalität, mit der hier eine Spielshow präsentiert wird, in der ein Mensch sein Leben für 1 Million DM aufs Spiel setzt. Mein persönlicher Höhepunkt ist aber immer noch der finale Showdown, denn nachdem der Kandidat vollkommen ausgezehrt und erschöpft das Studio erreicht, muss er sich auch noch zu allem Überfluss auch noch vor den Augen der Studio-Zuschauer durch die sogenannte "Todesspirale" kämpfen, in der in trotz aller Strapazen immer noch der Tod ereilen kann. Das Ganze erscheint dabei so unglaublich aber gleichzeitig auch real, das einem streckenweise echte Schauer über den Rücken laufen. Der Verstand möchte sich am liebsten weigern das Gesehene zu akzeptieren, andererseits weiß man aber ganz genau, das der hier begangene Tabubruch gar nicht einmal so weit von der Realität entfernt ist. Zwar gibt es auch heute noch keine Show in der Kandidaten für Geld eventuell ihr Leben verlieren, dafür aber etliche andere Formate die den puren Voyeurismus des Zuschauers befriedigen.

"Das Millionenspiel" dürfte wohl unbestritten einer der besten deutschen TV-Filme aller Zeiten sein, denn kaum ein anderes Werk geht so dermaßen mutig mit einer möglichen Zukunft ins Gericht. Das die 1970 noch utopisch erscheinende Story längst den heutigen TV-Alltag wiedergibt konnte man damals noch nicht ahnen, doch zeigt dieser Aspekt relativ eindeutig, wie weit man seiner Zeit voraus war. Hier ist ein absolut zeitloser Klassiker entstanden, der auch nach weit über vier Jahrzehnten rein gar nichts von seinem Reiz und seiner grotesken Faszination verloren hat. Wenn man auch noch so oft über viele deutsche Filme schimpft, so sollte man diesen Meilenstein umso mehr schätzen, liegt hier doch ein perfektes Beispiel dafür vor das auch bei uns absolut herausragende Filme produziert werden, die eine bahnbrechende und nachhaltige Wirkung hinterlassen.


Fazit:


Utopisch, erschreckend real und unglaublich intensiv, diese Worte beschreiben wohl am besten einen Film, der 1970 eine bizarre Version des Fernsehens der Zukunft zeigte. Man muss der Faszination dieser Geschichte einfach erliegen und auch wenn ein "The Running Man" mit Arnie 17 Jahre später eine unterhaltsame Action-Variante der Thematik zeigte, kommt der Film doch nicht einmal annähernd an die beklemmende Genialität dieses Originals heran.


10/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 16. Jul 2014, 14:31
von horror1966
Bild




Der blinde Fleck - Täter, Einzeltäter, Attentäter?
(Der blinde Fleck - Täter, Einzeltäter, Attentäter?)
mit Benno Fürmann, Nicolette Krebitz, Heiner Lauterbach, Jörg Hartmann, August Zirner, Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec, Isolde Barth, Anna Grisebach, Walter Hess, Michael Jäger, Simone Kabst, Tessa Mittelstaedt
Regie: Daniel Harrich
Drehbuch: Ulrich Chaussy / Daniel Harrich
Kamera: Tobias Corts / Walter Harrich
Musik: Ian Honeyman
FSK 12
Deutschland / 2013

Der BR-Reporter Ulrich Chaussey berichtete 1980 über das Oktoberfest-Attentat mit 13 Toten und mehr als 211 zum Teil schwer Verletzten. Im Zuge seiner akribischen Recherchen stößt er auf Ungereimtheiten und Lügen, auf eine Mauer des Schweigens von Justiz und Politik. Bald hegt er Zweifel an den offiziellen Ermittlungsergebnissen und vor allem an der Theorie des Einzeltäters. Die Suche nach der Wahrheit lässt ihn nicht mehr los, auch wenn durch seine Besessenheit fast die Ehe in Gefahr gerät. Die Fakten sind erschreckend.


Gut gemachte Polit-Dramen die auf einem wahren Fall beruhen beinhalten immer eine gewisse Brisanz. Auch im Fall von "Der blinde Fleck" verhält sich das keinesfalls anders und so bekommt man wieder einmal ein Stück deutscher Zeitgeschichte präsentiert, bei dem die Ermittlungen nach den Bombenanschlag auf das Münchner Oktoberfest von 1980 im Mittelpunkt stehen. Dabei thematisiert der Film nicht den Anschlag an sich, sondern vielmehr die sogenannten Ermittlungen der Behörden, die wohl ganz augenscheinlich von größter Manipulation durchzogen waren. Daniel Harrich baut seine Story auf den Recherchen des BR-Mitarbeiters Ulrich Chaussy auf, der auch gleichzeitig mit für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. Bis in die heutige Zeit ist der Fall nie restlos aufgeklärt worden und so offenbart sich dem Zuschauer hier ein Szenario, das förmlich ein Paradebeispiel dafür liefert, wie auf dem Rücken normaler Bürger die große Politik gemacht wird und dabei offen liegende Fakten ganz einfach unter den Tisch gekehrt werden.

Wirkliche Antworten kann die Geschichte natürlich nicht liefern und so wird man stattdessen mit jeder Menge Einzelheiten konfrontiert, die alle zusammen genommen schon einen handfesten Skandal ergeben. Schnell wird der Betrachter dabei in eine ganze bestimmte Richtung gelenkt und mit einem angeblichen Einzeltäter bedient. Relativ schnell wird jedoch klar, das bei den vorliegenden Indizien davon überhaupt keine Rede sein kann und mit zunehmender Laufzeit kristallisiert sich heraus, das unzählige Beweise mit voller Absicht regelrecht ignoriert wurden. Auch der Grund dafür wird angedeutet, stehen doch die Bundestagswahlen vor der Tür und eine genaue Untersuchung der Vorfälle könnten den Wahlsieg des damaligen bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauss gefährden. Also wird kurzerhand auf die gröbste Art und Weise manipuliert und selbst gewisse Teile der Presse scheinen an diesem politischen Komplott beteiligt zu sein. Diese Fakten bekommt man allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt geliefert und auch die wahren Hintergründe des Ganzen bleiben letztendlich der Interpretation des Zuschauers überlassen, doch das die rechte Szene hier im Mittelpunkt der Ereignisse steht, kommt immer stärker zum Vorschein.

Es ist schon unglaublich wenn man sieht, wie an den Tag geförderte Beweise der Hauptfigur Chaussy einfach ignoriert werden, in dem der politische Machtapparat seine ganze Stärke ausspielt und den Angehörigen der Opfer die Wahrheit vorenthalten wird. An diesem Punkt möchte man ehrlich gesagt gar nicht so genau wissen, was sich hinter den Mauern der Macht so alles abspielt, von der der ganz normale Bürger noch nicht einmal den Ansatz einer Ahnung hat. Benno Führmann kann in der Rolle des Ulrich Chaussy absolut überzeugen und verkörpert mit sehr viel darstellerischer Kraft einen Mann der sein eigenes Privatleben gefährdet, da er sich regelrecht in die Recherchen verbeißt. Sich selbst der Gefahr aussetzend geht er mit dem größten Eifer daran, die wahren Hintergründe des Anschlages aufzudecken, muss aber zum Ende hin erkennen, das er ganz offensichtlich keine Chance gegen den übermächtigen Regierungsapparat hat. Auch als er im Jahr 2006 durch die neuen Möglichkeiten der DNA Analyse den Fall noch einmal neu aufrollen will, werden ihm wieder Steine zwischen die Beine geworfen, zudem sollen zuvor vorhandene Beweise auf einmal vernichtet worden sein.

"Der blinde Fleck" ist ein Film, in dem man definitiv keinerlei Action oder jede Menge Tempo erwähnen sollte. Das Werk besteht in der Hauptsache aus Dialogen, doch diese liefern einem einen recht guten Einblick in eine politische Verschwörung, denn anders kann man das Gesehene schwerlich beschreiben. Ohne Rücksicht auf Angehörige und die Ehre der Toten werden hier Ermittlungen manipuliert und den Bürgern unter Mithilfe der Presse angebliche Tatsachen verkauft, die im Prinzip jeder normal denkende Mensch logisch entkräften könnte. Das die falschen Fakten aber anscheinend trotzdem von den meisten Menschen einfach akzeptiert werden zeigt meiner persönlichen Meinung nach eindeutig, das diese einfach nur von den richtigen Personen ausgesprochen werden müssen, um ihre ganze manipulative Kraft entfalten zu können.


Fazit:


Lösungen und eine durch Fakten untermauerte Wahrheit bietet "Der blinde Fleck" zwar nicht, aber der Film zeigt ganz eindeutig die Umrisse einer politischen Manipulation, die einen als Zuschauer unglaublich nachdenklich stimmt. Gute Darsteller und eine jederzeit stimmige Inszenierung sorgen dabei dafür, das die Geschichte von der ersten bis zur letzten Minute interessante und auch spannende Filmkost bietet.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 16. Jul 2014, 14:33
von horror1966
Bild




Devoured - Verschlungen
(Devoured)
mit Marta Milans, Kara Jackson, Bruno Gunn, Tyler Hollinger, Luis Harris, Sal Rendino, David Conley, Jim O'Hare, Richard Alleman, Eric Lommel, Dixon Gutierrez, Rennel Turner, Jaime Carrillo, Annie Lee Moffett
Regie: Greg Olliver
Drehbuch: Marc Landau
Kamera: Lyle Vincent
Musik: Carly Paradis
keine Jugendfreigabe
USA / 2012

DEVOURED erzählt vom Schicksal der allein erziehenden Lourdes, die von Mexiko nach New York reist, wo sie Geld für eine wichtige Operation ihres kleinen Sohnes verdienen muss. Nachts schrubbt sie in einem französischen Restaurant die Böden und deckt die Tische ein, damit tagsüber die dekadente Gesellschaft New Yorks dort den schönen Seiten des Lebens frönen kann. Abwechslung vom stupiden und einsamen Arbeitsalltag bieten Lourdes die allabendlichen Telefonate mit ihrem Kind, die kurzzeitig die üblen Schikanen ihrer Arbeitgeberin Kristen vergessen lassen. Die nutzt zusammen mit Küchenchef Billy die missliche Lage der Gastarbeiterin aus und macht der besorgten Mutter das Arbeitsleben zur Hölle. Um möglichst schnell das Geld für die Operation aufbringen zu können, entscheidet sich Lourdes zu drastischeren Maßnahmen. Sie erweist einigen Restaurant-Gästen sexuelle Dienste gegen Geld, was bald zu ungeahnten Folgen führt ..


"Devoured" ist eine eher kleine, aber dafür umso intensivere Produktion mit der Greg Olliver seine nunmehr zweite Regiearbeit vorlegt. Diese kann sich auch durchaus sehen lassen, obwohl man wohl gleich zu Beginn erwähnen sollte, das es sich hier vielmehr um ein Drama als um einen echten Horrorfilm handelt. Zwar lässt die Geschichte definitiv diverse Anleihen an das Horror-Genre erkennen, doch im zentralen Mittelpunkt des Szenarios steht ganz eindeutig der Leidensweg einer jungen Frau, die unter ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen Geld verdient, um eine lebenswichtige Operation für ihren kranken Sohn finanzieren zu können. Die Geschichte beginnt mit einer Einstellung, in der man die junge Lourdes regungslos auf dem Boden in dem Restaurant liegen sieht in dem sie arbeitet und die Anwesenheit der Polizei deutet durchaus darauf hin, das die Frau nicht nur besinnungslos ist. Danach wird rückwärtig die Story erzählt wie es zu dieser Situation gekommen ist und dies geschieht auf eine doch sehr gute-und auch intensive Art und Weise.

Das Szenario offenbart dabei recht viele sozialkritische Aspekte und beleucht sehr intensiv die fast schon menschenunwürdigen Verhältnisse, unter denen sich Lourdes ihren kargen Lebensunterhalt verdienen muss. Mehrere kritische Aspekte werden dabei immer wieder in den Fokus gerückt und gleichzeitig hat Oliver es ganz exzellent verstanden, die Geschehnisse mit einem scheinbaren Hauch des Übernatürlichen anzureichern, auf den man sich im ersten Moment noch keinen echten Reim machen kann. Dieser Zustand ändert sich dann auch erst nach gut der Hälfte des Filmes und man muss nun wirklich kein Genie sein um zu erkennen, auf was die ganze Chose am Ende letztendlich hinausläuft. Ab einem gewissen Zeitpunkt verstärken sich nämlich ganz eindeutig die Anhaltspunkte, die den Zuschauer in die richtige Richtung drängen, doch ändert das rein gar nichts daran, das man die endgültige Bestätigung für seine Vermutungen erst ganz zum Schluss präsentiert bekommt.

Bis dahin jedoch zeigt sich ein regelrechtes Bild des Elends, denn die Lebensverhältnisse der jungen Frau sind auf keinen Fall beneidenswert. So greift sie dann auch zu diversen Mitteln um schneller das Geld für die Operation zusammen zu bekommen und verkauft dabei förmlich ihre Seele. An dieser Stelle wird einem der Begriff Mutterliebe sehr eindringlich vor Augen geführt, denn Lourdes würde offensichtlich wirklich alles tun, um ihrem kleinen Sohn das Leben zu retten. Das Ganze spielt sich in einer teilweise herrlich düsteren Atmosphäre ab, denn die im Restaurant spielenden Passagen bestechen durch blasse Farben und verursachen dadurch schon so manch vorprogrammierten Gänsehaut-Schauer beim Betrachter, der gespannt der Dinge harrt, die da noch auf ihn zukommen werden. Unterstützt wird das alles von den manchmal visionsartigen Erscheinungen, die sich die junge Lourdes anscheinend nur in ihrer eigenen Fantasie einbildet. Was es damit letztendlich wirklich auf sich hat erfährt man erst ganz am Ende und mit dem finalen Showdown wird dann auch die ganze Tragik der Geschehnisse klar, denn die endgültige Aufklärung der Ereignisse lässt keinerlei Fragen offen und versetzt einem einen ordentlichen Tiefschlag in die Magengrube, den man nicht so schnell verdauen kann.

Letztendlich wird "Devoured" sicherlich die Meinungen spalten, denn wer einen waschechten Horrorfilm erwartet wird wohl weniger auf seine Kosten kommen. Wer jedoch eine äußerst gelungene Mixtur verschiedener Genres zu schätzen weiß, ist bei diesem Film bestens aufgehoben, den ich ohne Übertreibung als echten Geheimtipp einstufen möchte. In seiner eher ruhigen Erzählweise kann das Werk dabei ein Höchstmaß an Intensität freisetzen, die sich mit zu nehmender Laufzeit auch immer stärker auf einen selbst überträgt. Das man dabei eventuell schon frühzeitig erkennen kann in welche Richtung das Ganze Szenario abzielt ist nicht weiter tragisch, denn kann man sich doch bis zum bitteren Ende nie wirklich darüber sicher sein, ob die eigenen Vermutungen denn nun auch wirklich genau ins Schwarze treffen. Und so hat Greg Olliver an dieser Stelle ein wirklich sehenswertes Drama gezeichnet, das mit diversen Anlehnungen an das Horror-Genre und etlichen sozialkritischen Tönen ein richtig tolles Gesamtpaket abgibt.


Fazit:


Man sollte von Beginn an wissen auf welche Art von Film man sich hier einlässt. Das Drama überwiegt ganz klar, aber auch die Freunde des Horrors dürften ihre Freude an diesem Film haben, bei dem ganz einfach die Mischung stimmt. Von mir gibt es jedenfalls eine Empfehlung, denn "Devoured" ist mal etwas wohlwollend anderes und hebt sich so sehr wohlwollend vom ansonsten üblichen Einheitsbrei ab.


7/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 16. Jul 2014, 16:29
von horror1966
Bild




The Bay - Nach Angst kommt Panik
(The Bay)
mit Nansi Aluka, Christopher Denham, Stephen Kunken, Frank Deal, Kether Donohue, Kristen Connolly, Will Rogers, Kimberly Campbell, Beckett Clayton-Luce, Dave Hager, Tara Polhemus, Sean Johnson, Murat Erdan
Regie. Barry Levinson
Drehbuch: Michael Wallach / Barry Levinson
Kamera: Josh Nussbaum
Musik: Marcelo Zarvos
FSK 16
USA / 2012

Was geschah am 4. Juli 2009 wirklich in der beschaulichen Küstenstadt Claridge? Zwei Millionen Fische werden an die Küste gespült, tausende von Vögeln fallen aus dem Himmel, die Menschen beginnen sich seltsam zu verhalten. Ein unerklärliches Naturphänomen oder ein bedrohliches Omen? Nur einige wenige Videoaufnahmen zeigen wirklich, was an jedem Unabhängigkeitstag wirklich in Claridge geschah und warum die Regierung alles daran setzt, die Wahrheit geheim zu halten.


Der Found Footage Film hat seine Hoch-Zeiten mittlerweile eigentlich hinter sich und dennoch bemühen sich immer wieder Regisseure, dem Zuschauer einen neuen Fall von angeblich wahren Begebenheiten zu offerieren. Greift man dazu in den meisten Fällen auf die Geister-Thematik zurück, so ist es in "The Bay" fast schon eine äußerst wohlwollende Ausnahme, das dieses Mal eine anscheinend kaum erklärbare ökologische Katastrophe für das Szenario herhalten muss. Obwohl im normalerweise kein ausgewiesener Fan dieser Filmart bin muss ich eingestehen, das mich der Film von Barry Levinson wirklich restlos überzeugt hat, endlich handelt es sich einmal nicht um paranormale Aktivitäten, die den Zuschauer meistens an den Rande des Tiefschlafs bringen. In vorliegendem Fall baut sich von der ersten Minute an eine absolut herausragende Grundstimmung auf, die mit zunehmender Laufzeit immer bedrohlichere Züge erkennen lässt und dabei auch nicht mit einigen recht ekligen Einstellungen spart.

Das ist aber noch nicht einmal der Höhepunkt einer Geschichte, die ihre ganz große Stärke sicherlich im erstklassigen Spannungsaufbau hat, denn Levinson hat seinem Szenario diesen wunderbar dokumentarischen Touch verliehen, so das man im Prinzip die ganze Zeit über in dem Glauben schwelgt, das man sich hier in einem echten Tatsachenbericht befindet. Bisher habe ich noch keinen anderen Vertreter des Found Footage gesehen, der diesen Aspekt so absolut herausragend zum Ausdruck bringt und darin liegt wohl auch die Ursache begründet, das man während der Geschehnisse richtiggehend mitfiebert und immer tiefer in den unglaublichen Strudel von Ereignissen gezogen wird, für die es zu Beginn noch keine Erklärung gibt. Auch die mitwirkenden Akteure müssen an dieser Stelle einfach mal gelobt werden, ist deren Anteil an dem authentisch erscheinenden Material nicht ganz unerheblich.

Und so taucht man dann auch selbst immer tiefer ein in die ökologische Katastrophe und macht die Bekanntschaft mit unzähligen toten Fischen und Vögeln, um danach mit einer Art Parasit konfrontiert zu werden, der anscheinend Auslöser des Schreckens-Szenarios ist, das über das malerische Küsten-Städtchen hinein bricht und es wahrhaft innerhalb kürzester Zeit in eine Stadt des Todes verwandelt. Dabei präsentieren sich einem auch diverse durchaus etwas heftigere Einstellungen, wobei hier zu keiner Zeit der übliche Rahmen gesprengt wird. Am schlimmsten habe ich persönlich eigentlich die Bilder empfunden, in denen sich einem die mit Pusteln überzogenen Körperpartien mehrerer Bewohner gezeigt haben. Hier macht sich ein gewisser Ekel-Faktor breit, der einen ganz unwillkürlich mit einem äußerst beklemmenden Gefühl überzieht. Die glaubwürdige Inszenierung des Ganzen ist wirklich sehr gut gelungen und wenn man es nicht besser wüsste könnte man denken, das es sich um echte Ereignisse handelt. An diesem Punkt entsteht endlich einmal das Gefühl, das ich mir von einem Found Footage Beitrag erwarte, denn in diese Geschichte wird man größtenteils wirklich involviert und fühlt sich dabei stellenweise, als wenn man selbst am Platz der grausamen Geschehnisse wäre.

Letztendlich werden sich auch bei diesem Werk die Meinungen wieder spalten, doch für mich handelt es sich bei "The Bay" definitiv um den besten Vertreter, den diese Filmart je hervor gebracht hat. Da ist es dann auch nicht weiter schlimm, das man rein inhaltlich gesehen sicherlich keine allzu innovativen Elemente verspürt, denn die Thematik der ökologischen Horror-Szenarien standen ja vor allem in den 70er Jahren schon des Öfteren Pate. Es ist die in allen Belangen gelungene Umsetzung der Ereignisse, die einem hier phasenweise fast schon die Luft zum atmen nimmt und einen durchgehend in ein Gefühl der Beklemmung versetzt, das man auch noch lange nach Beendigung der Sichtung noch nicht wieder ablegen kann.


Fazit:


Auch wenn man im Laufe der letzten Jahre schon zu sehr mit derartigen Filmen regelrecht zugeschüttet wurde, sticht "The Bay" doch in meinen Augen deutlich aus dem typischen Einheitsbrei hervor und bietet durchgehend fesselnde Horror-Unterhaltung, die man sich auch gern mehrmals zu Gemüte führen kann.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 19. Jul 2014, 15:37
von horror1966
Bild




I, Frankenstein
(I, Frankenstein)
mit Aaron Eckhart, Yvonne Strahovski, Miranda Otto, Bill Nighy, Jai Courtney, Socratis Otto, Aden Young, Caitlin Stasey, Mahesh Jadu, Steve Mouzakis, Nicholas Bell, Deniz Akdeniz, Chris Pang, Kevin Grevioux, Bruce Spence
Regie: Stuart Beattie
Drehbuch: Stuart Beattie / Kevin Grevioux
Kamera: Ross Emery
Musik: Reinhold Heil / Johnny Klimek
FSK 16
Australien / USA / 2014

200 Jahre, nachdem er von Dr. Frankenstein aus totem Fleisch erschaffen wurde, lebt Adam in den verborgenen Winkeln einer Stadt. Sein einziger Lebensinhalt ist das Töten von Dämonen, die ihn verfolgen, weil er das Geheimnis ewigen Lebens in sich trägt. Auch deren fliegende Erzfeinde, die Gargoyles, die von den Kathedralen der Welt über die Menschen wachen, versuchen Adam, auf ihre Seite zu ziehen. Doch Frankensteins Geschöpf verweigert sich jeder Vereinnahmung, bis eine schöne Wissenschaftlerin Mitgefühl in ihm weckt.


Die Thematik von Dr. Frankenstein und der von ihm geschaffenen Kreatur wurde ja nun schon oft genug verfilmt und der Zuschauer sollte bei vorliegendem Film keinesfalls eine weitere aufgefrischte Verfilmung erwarten, die auf dem Roman von Mary Shelley basiert. Vielmehr hat Stuart Beattie für seine zweite Regiearbeit eine Geschichte gewählt in der einzig und allein die Kreatur im Mittelpunkt steht und das Ganze in einen Fantasy-Rahmen verpackt. Von der eigentlichen Ursprungs-Thematik ist dabei im Prinzip nur noch sehr wenig vorhanden, lediglich zu Beginn des Filmes bekommt man einige kurze Passagen geliefert, in der die Kreatur in der Vergangenheit schwelgt und einem absolut oberflächlich noch einmal gewisse Punkte in Erinnerung ruft. Danach entwickelt sich ein Szenario das ausschließlich wie ein typischer Blockbuster aufgezogen ist, wobei die Qualität der ganzen Chose doch phasenweise mit einigen Schwankungen durchzogen ist. So sollte man hier auch auf keinen Fall ein filmisches Meisterwerk erwarten, denn "I, Frankenstein" ist nicht mehr und nicht weniger als das handelsübliche Popcorn-Kino, das sicherlich eine gewisse Zielgruppe regelrecht begeistern wird, bei vielen anderen Leuten jedoch eher zwiespältige Gefühle hervorrufen wird. Einerseits nämlich durchaus recht unterhaltsam gestaltet, beinhaltet das Geschehen auch ohne Frage diverse Längen, die man ganz sicher hätte vermeiden können.

In der Hauptrolle ist Aaron Eckhart zu sehen, der eine ziemlich solide Performance abliefert, ohne sich dabei jedoch sonderlich in den Vordergrund zu spielen. Ebenso gilt dieser Punkt auch für den gesamten Rest der Darsteller-Riege, denn keiner der agierenden Schauspieler hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck beim Betrachter. Im Prinzip könnte man diesen Eindruck auch gleich auf den gesamten Film übertragen, denn Beattie hat zwar ein durchaus sehenswertes Spektakel inszeniert, wobei allerdings mehrere Schwachstellen der Story zu sehr durch ein anhaltendes Effekt-Feuerwerk überlagert werden sollen. Doch selbst dieses Vorhaben gelingt nicht gänzlich, denn die vorhandenen CGI's erscheinen doch allzu oft sehr künstlich, was man bei einem Budget von geschätzten 65.000.000 $ bestimmt hätte verhindern können. Aufgrund dieser-und anderer Aspekte ergibt sich dann letztendlich auch leider nur ein Gesamteindruck der sich leicht über dem normalen Durchschnitt ansiedelt, wozu auch die zumeist fehlende Spannung und die Vorhersehbarkeit sämtlicher Ereignisse ihren Teil beitragen. Ein kleiner Pluspunkt ist hingegen die größtenteils düstere Optik, doch auch wenn sich eigentlich sämtliche Geschehnisse bei Nacht abspielen, erscheint auch die dadurch entstehende Atmosphäre seltsam künstlich und aufgesetzt.

Nicht selten treten Ähnlichkeiten zu einem Film wie "Van Helsing" in Erscheinung, denn der jeweilige Look der beiden Werke ist durchaus miteinander zu vergleichen. Auch hier macht sich dieser künstlich geschaffene Comic-Look bemerkbar, wodurch auch die enthaltenen Horror-Elemente zu keiner Zeit wirklich in den Vordergrund treten wollen. Vielmehr präsentiert sich fast durchgehend das typische Mainstream-Filmchen, das sicherlich größtenteils kurzweilige Unterhaltung bietet, aber auf keinen Fall einen größeren Nährwert besitzt. Natürlich kommt es auch einmal mehr auf den rein persönlichen Geschmack an, doch "I, Frankenstein" ist definitiv zu sehr auf Hochglanz getrimmt und beinhaltet rein gar nichts, was diesen Film nachhaltig im Gedächtnis des Zuschauers festmachen würde. Da hilft es dann auch nicht wirklich, das man während der knapp 80 Minuten Netto-Laufzeit eine Menge Kämpfe und Action eingebaut hat, denn ab einem gewissen Zeitpunkt wirken die Choreografien fast schon monoton und stupide, so das sich mit der Zeit fast schon Ermüdungserscheinungen einstellen.

Aber auch wenn sich das alles jetzt äußerst negativ anhören mag, hier handelt es sich lediglich um meine rein persönliche Sichtweise der Dinge, denn manch einer wird ganz bestimmt seinen ganz besonderen Spaß mit diesem Film haben, aus dem man aber ganz sicher viel mehr hätte herausholen können. Zur einmaligen Sichtung bestens geeignet bietet "I, Frankenstein" jedoch keinerlei Elemente, die man in irgendeiner Form besonders hervorheben könnte. Viel zu viel Mainstream und zu wenig Eigenständigkeit sorgen also letztendlich für 80 Minuten weich gespülte Unterhaltung, lassen jedoch lediglich einen mittelmäßigen Gesamteindruck zu, der sich zudem auch noch relativ schnell wieder verflüchtigt.


Fazit:


Stuart Beattie hat mit "I, Frankenstein" ein weiteres Mainstream-Spektakel in Szene gesetzt, dem es ganz einfach an der nötigen Klasse fehlt, um aus der breiten Masse hervor zu stechen. Wer auf diese Art von Film steht wird voll auf seine Kosten kommen, allen anderen wird eine einmalige Sichtung allerdings vollkommen ausreichen.


5,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 23. Jul 2014, 16:56
von horror1966
Bild




Dallas Buyers Club
(Dallas Buyers Club)
mit Matthew McConaughey, Jennifer Garner, Jared Leto, Denis O'Hare, Steve Zahn, Michael O'Neill, Dallas Roberts, Griffin Dunne, Kevin Rankin, Donna Duplantier, Deneen Tyler, J.D. Evermore, Ian Casselberry, Noelle Wilcox
Regie: Jean-Marc Vallée
Drehbuch: Craig Borten / Melisa Wallack
Kamera: Yves Bélanger
Musik: Keine Information
FSK 12
USA / 2013

Dallas, 1985: Der Cowboy Ron Woodroof (Matthew McConaughey) führt ein exzessives Leben auf der Überholspur. Rodeos, Alkohol, Koks und Frauen bestimmen seinen Alltag. Als Woodroof wegen einer Schlägerei im Krankenhaus landet, eröffnet ihm der Arzt nach einer Routineuntersuchung, dass er HIV-positiv ist und nur noch 30 Tage zu leben hat. Die Welt des homophoben Texaners bricht zusammen - für ihn ist es unfassbar, dass er sich mit dieser "Schwulenkrankheit" infiziert haben soll. Nachdem ihm das von seiner Ärztin Dr. Eve Saks (Jennifer Garner) verschriebene, einzige legale Medikament AZT mehr schadet als nutzt, sucht er nach Alternativen. Ron wird in Mexiko fündig und beginnt, die in den USA illegalen Medikamente im großen Stil ins Land zu schmuggeln. Um sein Geschäft noch lukrativer zu machen, lässt er sich auf einen Deal mit dem homosexuellen Rayon (Jared Leto) ein: Gemeinsam gründen sie den "Dallas Buyers Club", durch dessen kostenpflichtige Mitgliedschaft man unbegrenzten Zugang zu den Präparaten bekommt. Mit dem Geschäft ihres Lebens entsteht nach und nach eine besondere Beziehung zwischen dem ehemals rücksichtslosen Hedonisten und dem sensiblen Homosexuellen. Der Club wird in Windeseile landesweit bekannt und die Medikamenten-Flatrate findet bei Rons und Rayons Leidensgenossen reißenden Absatz. Mit dem Erfolg gerät die Organisation allerdings schnell ins Visier der FDA (Food and Drug Administration). Denn die Gesundheitsbehörden sind, ganz im Sinne der Pharmaindustrie, nicht gewillt, das rentable Geschäft mit den Kranken aus den Händen zu geben. Ron beschließt, sich gegen das System zu stellen und nicht nur für das Recht der Kranken, sondern für das Leben zu kämpfen.


Filme die auf wahren Geschichten basieren sind zumeist immer sehr intensiv und gehen unter die Haut und so lässt einen auch die filmische Biografie des AIDS-Patienten Ron Woodroof keinesfalls kalt, die hier von Jean-Marc Vallée absolut herausragend in Szene gesetzt wurde. Nicht umsonst hat der Film einige Golden Globes, sowie auch 3 Oscars eingeheimst und nach der Sichtung dieses berührenden Dramas muss man diese Auszeichnungen auch als vollkommen berechtigt ansehen. Die meisten Preise wurden dabei durch das herausragende Schauspiel von Jared Leto und Matthew McConaughey errungen, die jeweils als bester Haupt-und Nebendarsteller ausgezeichnet wurden. An dieser Stelle sollte man allerdings anmerken, das Leto trotz seiner hervorragenden Performance lediglich die zweite Geige spielt, denn alles überstrahlend kommt in diesem Film ein Matthew McConaughey daher, der hier trotz mehrerer toller Leistungen in diversen anderen Filmen wohl in der bisher größten, brillantesten und schwierigsten Rollen seiner filmischen Karriere zu sehen ist. Die Figur des sterbenskranken Cowboys erscheint ihm dabei wie auf den Leib geschneidert und der Zuschauer bekommt eine in jeder einzelnen Szene glaubwürdige-und extrem authentische Darstellung eines Texaners geboten, die gleichzeitig auch sämtliche Klischees beinhaltet, die einen wahren Macho ausmachen. Beim ersten Anblick des Hauptdarstellers erschreckt man sich allerdings ganz gewaltig, denn vom einstigen gut aussehenden Stern am Hollywood-Himmel ist kaum etwas zu erkennen, musste McConaughey doch sage und schreibe ganze 22 Kilo abnehmen, um auch eine optische Übereinstimmung mit einem Todkranken zu erreichen, dem noch eine Lebensdauer von maximal 30 Tagen vorausgesagt wird. Das dabei zu Tage kommende Erscheinungsbild des Mannes ist gänzlich überzeugend, eingefallene Wangen, schlaffe Haut und eine generell äußerst hagere und ausgemergelte Figur erinnern einen dabei ganz unwillkürlich an einen Christian Bale, der für den Film "The Machinist" ein ähnliches Erscheinungsbild hervor brachte.

Doch nur so erreicht die hier erzählte Geschichte auch ein Höchstmaß an Glaubwürdigkeit und dieser Aspekt kommt in jeder einzelnen Einstellung zum tragen. Dabei ist es vollkommen egal ob es sich um die zu Beginn gezeigten Exzesse im Leben des Ron Woodroof handelt die letztendlich zu der todbringenden Immunkrankheit geführt haben, oder ob es der danach stattfindende Kampf gegen die übermächtigen Pharma- Konzerne ist, die aus reiner Profitgier und unter dem offensichtlichen Schutz der Behörden keine wirkliche Hilfe leisten wollen. Es findet eine wahre Wandlung vom Saulus zum Paulus bei Woodroof statt, denn aus dem einstigen exzessiven Lebensstil wird nun der gnadenlose Kampf gegen eine tückische Krankheit und deren Bekämpfung. McConaughey zeigt hier eine absolute Glanzleistung und verkörperst den von ihm dargestellten Charakter mit einer Inbrunst die wirklich ihresgleichen sucht und wenn man es nicht besser wüsste würde man denken, das der gute Mann wirklich um sein eigenes Leben kämpft. Ihm zur Seite steht hauptsächlich der homosexuelle Rayon (Jared Leto) und zusammen gründen die beiden dann den "Dallas Buyers Club", in dem die kranken Mitglieder für eine einmalige Gebühr mit illegalen Medikamenten versorgt werden, die ihnen jedoch eine Menge Linderung bringen. In diesem Aspekt der Story liegt wohl auch eine ziemlich makabere Note, denn obwohl die von Woodroof aus aller Herren Länder organisierten Mittel in den USA nicht zugelassen sind, offenbaren sie eine weitaus größere Hilfe gegen AIDS, als das hochgiftige AZT, das zudem auch noch mehrere höchst unerfreuliche Nebenwirkungen an den Tag legt.

Neben der sehr bewegenden Geschichte um die Hauptfigur beinhaltet das Geschehen also zudem auch eine Menge Sozialkritik und präsentiert einem zudem auch noch einen äußerst tiefen Einblick darüber, wie unaufgeklärt die Bevölkerung zur damaligen Zeit in den USA im Bezug auf HIV-und AIDS noch war. Dies wird insbesondere durch etliche Neben-Charaktere verdeutlicht, denn ganz besonders die ehemaligen Freunde-und Arbeitskollegen von Ron wenden sich angeekelt von ihm ab als sie von der an ihm ausgebrochenen Krankheit erfahren. Auch dieser Punkt wird dabei sehr plastisch rüber gebracht und es kommt immer wieder die damals verbreitete Meinung zum Vorschein, das diese Krankheit nur von Homosexuellen übertragen wird. Woodroof wird also ganz unweigerlich als "Schwuchtel" abgestempelt und obwohl er selbst auch lange diese Meinung vertreten hat ändert sich seine Meinung, als er sich immer intensiver mit dem Virus auseinandersetzt. So entwickelt sich dann auch mit der Zeit aus einer Abneigung zu Beginn eine echte Freundschaft zwischen ihm und Rayon, die ihrem gemeinsamen Kampf gegen die amerikanischen Gesetze sehr förderlich ist. In einer weiteren Nebenrolle gibt es auch noch ein Wiedersehen mit Jennifer Garner die als Ärztin auf den Plan tritt und zunächst auch die Interessen der Pharma-Konzerne größtenteils unterstützt. Erst mit der Zeit findet auch bei ihr ein Umdenken statt, denn ab einem gewissen Zeitpunkt muss auch sie erkennen das man das Wohl der Erkrankten eigentlich erst nach dem Profit für die jeweiligen Firmen sieht. "Dallas Buyers Club" offenbart also ein äußerst vielschichtiges Drama und erzählt in einer eher ruhigen, aber äußerst intensiven Erzählweise eine Geschichte, die dem Betrachter ganz automatisch unter die Haut geht.

Doch obwohl das Szenario absolut brillant aufgebaut ist liegt die absolute Stärke dieses Werkes ganz sicher in den hervorstechenden Darstellern, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist das Szenario perfekt besetzt. Aber trotz der unzähligen gelungenen Darstellungen kommt man nicht umhin, einen berauschend agierenden Matthew McConaughey noch einmal gesondert hervorheben, denn seine Leistung kann man im Prinzip überhaupt nicht in Worte fassen. Nur selten bekommt man einen Hauptdarsteller zu sehen, der sich so dermaßen mit der von ihm dargestellten Figur auseinandergesetzt haben muss, denn anders ist das authentische Schauspiel nicht logisch zu erklären. Hinzu kommt erschwerend die Tatsache, das es sich dabei nicht um irgendeine fiktive Figur handelt, sondern vielmehr um einen Menschen, der den hier dargestellten Kampf damals wirklich ausgefochten hat. Umso höher ist also die darstellerische Leistung einzuschätzen und man kann der Academy auch nur zu dem Entschluss gratulieren, dafür den Oscar für den besten Hauptdarsteller verliehen zu haben. Wer also ein brillant erzähltes Drama mit einer fesselnden Geschichte und einer grandiosen Darsteller-Riege sehen möchte, kommt unmöglich an "Dallas Buyers Club" vorbei, der die verliehenen Preise mehr als verdient hat, da er eine filmische Ausnahmestellung einnimmt.


Fazit:


Regisseur Jean-Marc Vallée hat mit diesem Film wirklich ganz großes Kino auf die Leinwand gezaubert, denn "Dallas Buyers Club" erzählt eine Story, die man ganz sicher nicht so schnell wieder vergessen wird. Einfühlsam, kompromisslos und mit sehr viel sozialkritischen Aspekten versehen präsentiert sich dabei ein Werk, das auch nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt und dort seine Spuren hinterlässt.


10/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 2. Aug 2014, 11:20
von horror1966
Bild




Seed 2
(Seed 2)
mit Natalie Scheetz, Nick Principe, Caroline Williams, Christa Campbell, Annika Strauss, Sarah Hayden, Manoush, Jared Demetri Luciano, Jeff Dylan Graham, Micaela Schäfer, Ryan Nicholson
Regie: Marcel Walz
Drehbuch: Marcel Walz
Kamera: Wolfgang Meyer
Musik: keine Information
SPIO/JK
Deutschland / USA / 2014

Olivia, Christine und Claire machen sich mit dem Wohnmobil auf den Weg nach Las Vegas, um einen Junggesellinnenabschied zu feiern. Sie werden allerdings nie dort ankommen: Auf ihrer schicksalhaften Reise treffen sie auf den berüchtigten Serienkiller Max Seed. Der Hüne mit der Maske landete auf dem elektrischen Stuhl, überlebte und wurde lebendig begraben. Dafür nahm er blutige Rache und zog sich samt kranker Familienbande in die Wüste von Nevada zurück. Und genau durch diesen Ort des Schreckens führt die Reise der jungen Freundinnen! Auf der Flucht vor dem irren Killer scheint ihnen nichts und niemand helfen zu können …


Sieben lange Jahre ist es nun schon her, das der immer umstrittene Uwe Boll mit "Seed" einen Film kreiert hat der sicherlich nicht zu seinen Besten, aber immerhin härtesten Werken zählt. Das größte Manko des ersten Teils war dabei bestimmt die relativ inhaltsleere Story und so durfte man doch gespannt sein, ob der nun unter der Regie von Marcel Waltz entstandene zweite Teil mit einer besseren Geschichte daher kommt. Das Waltz bisher durch einige Amateur-Produktionen auf sich aufmerksam gemacht hat wird dabei relativ schnell ersichtlich, denn auch vorliegendes Szenario wirkt größtenteils recht billig inszeniert, was allerdings im ersten Moment noch nicht einmal als negativ bewertet werden kann. Doch schon nach einer äußerst kurzen Zeitspanne wird dem Zuschauer klar, das diese Fortsetzung wohl nicht das bieten wird was man sich von ihr erhofft hat, präsentiert sich doch bei einer Netto-Laufzeit von gerade einmal knapp über 70 Minuten ein heilloses Durcheinander, das einem phasenweise schon den letzten Nerv rauben kann. Hauptsächlich ist das in der Tatsache begründet, das Waltz die Geschichte nicht chronologisch erzählt, sondern stattdessen immer wieder permanent auftretende Zeitsprünge einbaut, um den doch recht dürftigen Inhalt noch zusätzlich ineinander zu verschachteln.

Im Grunde genommen ist das auch gar keine schlechte Grundidee, wird dieses Stilmittel doch oft genug angewendet, um so noch mehr Spannung und Intensität zu erzeugen. Im Fall von "Seed 2" geht dieses Vorhaben jedoch total in die Hose und es offenbart sich ein kruder-und größtenteils wirrer Slasher, der streckenweise in totaler Langeweile erstarrt. Das sorgt sogar phasenweise dafür, das sich die inhaltsleere Story fast bis zum Erbrechen in die Länge zieht und dabei noch nicht einmal den Härtegrad beinhaltet, den sich manch einer sicherlich erhofft hat. OK, es gibt einige etwas derber ausgefallene Szenen, doch insgesamt gesehen werden die meisten Dinge doch eher angedeutet, als das man sie wirklich im Bild sehen könnte. Das Schlimmste ist jedoch das sich hier zu keiner Zeit so etwas wie echte Spannung aufbauen kann, der Serienmörder geht stumpf und monoton seiner Lieblingsbeschäftigung nach und meuchelt sich ein wenig durch die Wüste Nevadas, wobei er auf die Hilfe seiner Familienangehörigen zählen darf. Selbst der am Ende eingebaute Plot-Twist stellt keine wirkliche Überraschung dar, denn wenn man als Betrachter nur ein wenig mitdenken kann, ist der finale Showdown längst kein echter Überraschungs-Effekt, sondern lediglich die logische Konsequenz aus zuvor unzähligen kleinen Andeutungen.

Als echtes Highlight kann man eventuell den kurzen Gastauftritt des It-Girls Micaela Schäfer betrachten, die in ihrem 20 Sekunden Auftritt fast selbstverständlich nackt auf der Platte steht und ebenso schnell wie sie erschienen ist auch gleich wieder abtritt. Ansonsten ist "Seed 2" jedoch nicht gerade mit Höhepunkten gespickt und im Gegensatz zum schon gerade einmal mittelmäßigen Vorgänger der ganz eindeutig schlechtere Film. Der junge deutsche Regisseur hat hier nämlich so ziemlich alles falsch gemacht was man sich nur vorstellen kann und das sorgt nicht unbedingt dafür, das man zumindest mit einem kurzweiligen Slasher bedient wird. Vielmehr kann man sich (wenn man denn will) an dämlichen Dialogen erfreuen und muss mit ansehen, wie man fast durchgehend mit einzelnen Puzzle-Fragmenten konfrontiert wird, die irgendwie nie richtig zusammen passen wollen. Im letzten Drittel zeigt sich die Geschichte dann zwar etwas gradliniger, was aber den insgesamt relativ miesen Gesamteindruck auch nicht mehr aufwerten kann. Zu groß ist das heillose Durcheinander, das Waltz zuvor mit seiner schlecht gewählten Erzählweise an den Tag gelegt hat und ehrlich gesagt ist man richtiggehend erleichtert, das nach gut 70 Minuten endlich alles vorbei ist.

Letztendlich mögen viele Leute das etwas anders sehen, doch diese Fortsetzung ist meiner persönlichen Meinung nach ein regelrechter Rohrkrepierer, der außer einigen wenigen Momenten nichts wirklich Gutes zu bieten hat. Da lobe ich mir doch das Original von Herrn Boll, das gegenüber seiner Fortsetzung schon als echte Offenbarung angesehen werden kann. Waltz hingegen hat einen echten Langeweiler auf den Weg gebracht, bei dem einem hauptsächlich die dämlichen Dialoge, die stumpfe Monotonie und insbesondere die üble Erzähl-Struktur in Erinnerung bleiben werden, so das man beim besten Willen keine Empfehlung für dieses üble Machwerk aussprechen kann.


Fazit:


Schon im Vorfeld hatte ich die Erwartungen an diesen zweiten Teil keinesfalls zu hoch angesetzt und dennoch sind diese noch stark unterschritten wurden. Eher selten bekommt man einen Film geboten, der selbst bei einer dermaßen kurzen Laufzeit so viel gähnende Langeweile verbreitet, wie es bei "Seed 2" der Fall ist.


3/10