horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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7th Floor - Jede Sekunde zählt
(Séptimo)
mit Ricardo Darín, Belén Rueda, Abel Dolz Doval, Charo Dolz Doval, Luis Ziembrowski, Osvaldo Santoro, Guillermo Arengo, Jorge D'Elía, Carolina Barbosa, Pedro Angel Di Salvia, Patricia Gilmour, Gaby Ferrero, Dora Fajn
Regie: Patxi Amezcua
Drehbuch: Patxi Amezcua / Alejo Flah
Kamera: Lucio Bonelli
Musik: Roque Baños
FSK 12
Argentinien / Spanien / 2013

Wenn Sebastián seine Kinder in die Schule bringt, spielen sie immer das gleiche Spiel: "Wer ist Erster im Erdgeschoss?" Sebastián nimmt im 7. Stock den altmodischen Aufzug, Luca und Luna sausen über die Treppe. Doch als der Vater an diesem Morgen als Sieger im Parterre ankommt, bleibt es still im Treppenhaus. Kein Junge stürmt um die Ecke, kein kleines Mädchen stimmt ein enttäuschtes Geheul an. Nichts. Stille. Erst denkt Sebastián, dass die beiden ein neues Spiel erfunden haben und sich verstecken, doch sie bleiben verschwunden. Mit wachsender Sorge durchsucht er das ganze Mietshaus, befragt den Hausmeister und alle Nachbarn. Niemand hat etwas gesehen, niemand weiß etwas. Es ist, als hätte das alte Haus die Kinder verschluckt. Panik ergreift Sebastián ...


Thriller in denen Menschen auf mysteriöse Art und Weise von einer auf die andere Sekunde verschwinden garantieren in der Regel für ein äußerst spannendes Filmerlebnis. Auch die vorliegende argentinisch-spanische Co-Produktion schlägt diese Richtung ein und lässt dabei Anlehnungen an Filme wie beispielsweise "Flightplan - Ohne jede Spur" erkennen. Dieses Mal spielt sich das Geschehen allerdings in einem weitläufigen Wohn-Komplex ab, in dem die beiden Kinder des Anwalts Sebastian spurlos verschwinden, was schon nach relativ kurzer Zeit für einen ordentlich aufgebauten Spannungsbogen Sorge trägt. Es scheint also ein wirklich gelungener Thriller zu entstehen der sämtliche Zutaten beinhaltet die nötig sind um den Zuschauer zu fesseln, so präsentieren sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr Verdächtige und auch eventuelle Beweggründe der jeweiligen Protagonisten werden immer wieder eingestreut, um logisch erscheinende Zusammenhänge zu schaffen.

Hat Regisseur Patxi Amezcua zunächst im Prinzip fast alles richtig gemacht, so setzt jedoch nach einer knappen Stunde die totale Ernüchterung beim Betrachter ein. Nicht nur, das zu diesem Zeitpunkt der Schleier des bis dahin mysteriös erscheinenden Szenarios frühzeitig gelüftet wird, es gibt auch in der noch verbleibenden Restlaufzeit nichts mehr, was diesen Film in irgendeiner Art auszeichnen würde. Die Auflösung des Ganzen fällt dabei äußerst banal und auch nicht unbedingt logisch aus, so das der zunächst sehr gute Eindruck der Geschichte doch reichlich verwässert wird. Es ist einfach ziemlich enttäuschend, wie aus dem sicherlich vorhandenen Potential der Geschichte am Ende so wenig gemacht wird und man stellt sich unwillkürlich die Frage, warum der Regisseur nach einem so starken Beginn mit einem solch schwachen Finale aufwartet.

Lediglich das gute Schauspiel von Hauptdarsteller Ricardo Darín tröstet ein wenig darüber hinweg, das der zunächst sehr gut aufgebaute Spannungsbogen mit der Zeit immer mehr verloren geht. Seine Darstellung des verzweifelten Vaters ist nämlich absolut gelungen, wohingegen die anderen Akteure eher blass erscheinen. Doch auch er kann trotz aller Bemühungen den insgesamt mittelmäßigen Gesamteindruck nicht aufwerten, denn zu sehr fallen die auftretenden Defizite ins Gewicht, die bei etwas mehr Fingerspitzengefühl bestimmt vermeidbar gewesen werden. Hätte Amezcua nach seiner frühzeitigen Auflösung wenigstens die verbleibende Spielzeit noch interessant gestaltet, so wäre das noch erträglich gewesen, doch die letzten vor sich hin plätschernden Minuten beinhalten leider gar nichts, was auch nur im Entferntesten als Highlight bezeichnet werden könnte.

Am Ende bleibt ein Thriller übrig, der gut eine Stunde lang wirklich gut funktioniert, danach jedoch fast vollkommen in der totalen Belanglosigkeit versinkt. Hochspannung sieht jedenfalls definitiv anders aus und so muss man sich letztendlich mit einem maximal mittelmäßigen Film zufrieden geben, aus dem man weitaus mehr hätte herausholen können. Gute-und mysteriöse Ansätze versinken am Ende in einem belanglosen Finale, das im Endeffekt als eine absolute Enttäuschung bezeichnet werden kann.


Fazit:


"7th Floor - Jede Sekunde zählt" beginnt äußerst stark und beinhaltet eigentlich auch alle Zutaten die ein guter Thriller braucht, wartet jedoch mit einem banalen Showdown auf der den zunächst guten Eindruck der Geschichte merklich abwertet. So eignet sich das Werk wohl auch eher zur einmaligen Sichtung, denn einen sonderlich nachhaltigen Eindruck wird der Film bestimmt nicht hinterlassen.


5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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300: Rise of an Empire
(300: Rise of an Empire)
mit Sullivan Stapleton, Eva Green, Lena Headey, Hans Matheson, Callan Mulvey, David Wenham, Rodrigo Santoro, Jack O'Connell, Andrew Tiernan, Igal Naor, Andrew Pleavin, Peter Mensah, Ben Turner, Ashraf Barhom
Regie: Noam Murro
Drehbuch: Zack Snyder / Kurt Johnstad / Frank Miller
Kamera: Simon Duggan
Musik: Junkie XL
keine Jugendfreigabe
USA / 2014

Griechenland, 490 vor Christus. Während Spartas König Leonidas mit 300 Kriegern an den Thermopylen kämpft, stemmt sich Athens Feldherr Themistokles zur See gegen die Übermacht der persischen Invasoren. Mit strategischem Geschick und dem Mut der Verzweiflung können die Griechen blutige Schneisen in die mächtige Flotte des Feindes schlagen, zeigt sich sogar Persiens gnadenlose Flottenführerin Artemisia beeindruckt von ihrem Gegner, der seine Furchtlosigkeit und Kampfkunst in drei großen Schlachten unter Beweis stellt.


2006 erschien der unter der Regie von Zack Snyder entstandene Film "300", der auf der Comic-Vorlage von Frank Miller basiert. Immerhin 8 lange Jahre mussten nun die Fans warten, bis diesem insbesondere in optischer Hinsicht grandiosem Werk nun endlich ein zweiter Teil folgte, der allerdings lediglich im letzten Teil des Filmes als echte Fortsetzung angesehen werden kann. Zuvor wird dem Zuschauer nämlich vielmehr die Entstehungsgeschichte der sogenannten Perserkriege offenbart und gleichzeitig auch vor Augen geführt, wie Xerxes vom normalen Menschen zum Gott-König aufgestiegen ist. Wie man schon der Inhaltsangabe entnehmen kann spielen auch die Ereignisse aus Teil 1 eine nicht unwichtige Rolle, zwar werden diese nicht visuell dargestellt, laufen aber praktisch zum hier gezeigten Geschehen ab und sind letztendlich ausschlaggebend dafür, das am Ende ein geschlossenes Griechenland gegen die zahlenmäßige Überlegenheit des persischen Gegners antritt. In wie weit man hier die wirklichen Geschehnisse der antiken Schlachten zu Rate ziehen kann dürfte der Interpretation eines jeden einzelnen Betrachters überlassen sein, doch spielt dieser Aspekt meiner meinung nach auch eher eine vollkommen untergeordnete Rolle. In erster Linie stellt sich hier doch vielmehr die Frage, ob der zweite Teil denn an den extrem hohen Unterhaltungswert des Vorgängers herankommt und ob sich dem Zuschauer erneut ein so bildgewaltiges Action-Spektakel präsentiert, wie es im Film von 2006 der Fall war. Die Antwort darauf kann eigentlich nur ja lauten und auch wenn Zack Snyder im vorliegenden Fall lediglich für das Drehbuch mit verantwortlich zeichnet und die Regie dem eher unbekannten Noam Murro überlassen hat ist kaum ein Qualitätsverlust auszumachen.

Der Zuschauer bekommt einmal mehr diese imposante Comic-Optik geboten und im Bezug auf die Action kommt es mir so vor, als wenn man bei "300: Rise of an Empire" sogar noch einmal eine Schippe zugelegt hat. Die Geschichte kommt nämlich noch blutiger daher und enthält dabei so manche Passage, die man ohne Übertreibung als äußerst derb einstufen kann. Zudem gestaltet sich die dargestellte Seeschlacht zwischen Athenern und Persern als extrem spektakulär dar und bietet jede Menge Gelegenheit, sich an einem wahren Action-Feuerwerk zu erfreuen. Der Nachteil des Filmes ist sicherlich die Hauptfigur Themistokles (Sullivan Stapleton), die zwar durchaus gelungenen dargestellt wird und sogar eine Menge an Sympathiepunkten auf sich vereinen kann, aber zu keiner Zeit die Omnipräsenz eines Leonidas (Gerard Butler) ausstrahlt. Dafür bekommt man es hier allerdings mit einer großartig auftrumpfenden Gegenspielerin zu tun, denn nicht Xerxes steht im Vordergrund der Geschichte sondern vielmehr seine Flottenführerin Artemisia, die von einer glänzend aufgelegten Eva Green interpretiert wird. Einerseits eine kühle Schönheit, verbreitet die gute Frau Angst und Panik unter ihren eigenen Gefolgsleuten, ist sie doch für ihre sprichwörtliche Grausamkeit bekannt.

Noam Murro ist eine wirklich tolle Inszenierung gelungen und manch einer mag diesen zweiten Teil vielleicht sogar über den genialen Vorgänger stellen, doch meiner Meinung nach ging von "300" eine noch stärkere Faszination aus und auch die Geschichte an sich wirkte noch ein wenig runder und stimmiger als es bei vorliegendem Film der Fall ist. An dieser Stelle meckert man allerdings auf einem äußerst hohen Niveau, denn echte Qualitäts-Einbußen im eigentlichen Sinne sind im Prinzip kaum auszumachen. Vielmehr dürften es der rein persönliche Geschmack und die Tatsache, das man den ersten Teil schon mehrere Male gesichtet hat sein, die letztendlich den Unterschied ausmachen. Es ist aber auch vollkommen egal welchen der beiden Filme man bevorzugt, sollte man sich diese doch am besten gleich im Doppelpack nacheinander anschauen. Historik-Freaks werden höchstwahrscheinlich bei der spektakulären Darstellung der Kampf-Szenarien eh die Nase rümpfen und darauf hinweisen, das sich die Abläufe sicherlich nicht in gezeigter Form abgespielt haben. Das müssen sie aber auch gar nicht denn hier geht es doch schließlich um die pure Unterhaltung und von diesem Standpunkt aus gesehen ist auch "300: Rise of an Empire" eine absolute Granate, deren Sichtung man ganz bestimmt nicht bereuen wird.

Letztendlich liegt es wie immer im Auge des Betrachters, doch das lange Warten auf dieses Werk hat sich auf jeden Fall gelohnt. Eine spannende Geschichte, eine neue Ansammlung von Helden, die geniale Optik und jede Menge sehenswerter Action-Passagen sorgen für ein Gesamtpaket das man bedenkenlos weiterempfehlen kann. Wem der erste Teil schon gut gefallen hat der wird auch hier durchgehend auf seine Kosten kommen. Fakt dürfte auf jeden Fall sein das man hier erstklassiges Popcorn-Kino serviert bekommt und keinen anspruchsvollen Geschichtsunterricht, bei dem das Hauptaugenmerk auf die Glaubwürdigkeit gelegt ist. Spektakuläre Schlachten und eine ganz besondere Optik sorgen hier für Mainstream-Kino der besseren Art und bieten dabei dermaßen viel Kurzweil, das man einfach nicht genug davon bekommen kann.


Fazit:


Auch wenn ich selbst den ersten Teil insgesamt gesehen noch ein wenig bevorzuge, ist mit "300: Rise of an Empire" eine absolut würdige Fortführung gelungen, die man aber keinesfalls als echte Fortsetzung ansehen sollte. Gleichzeitig und parallel zueinander stattfindende Ereignisse lassen vielmehr ein stimmiges Gesamtbild im Verbund mit dem Vorgänger entstehen und sorgen so für einen noch besseren Überblick.


8,5/10
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horror1966
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Dead End
(Hard Shoulder)
mit Jamie Foreman, Wil Johnson, Jon Campling, Angela Dixon, James Fisher, Frances Speedie, Lucy Drive, Jill Greenacre, Callum Anderson, Gabriel Lee, Michael Fox, Arti Shah, Eryl Lloyd Parry, Greg Tanner
Regie: Nicholas David Lean
Drehbuch: Nicholas David Lean
Kamera: Steven Priovolos
Musik: Patrick Savage / Holeg Spies
keine Jugendfreigabe
Großbritannien / 2012

Um das angeknackste Familienglück zu kitten, begibt sich Carl zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern in einen wohlverdienten Wochenendurlaub. Der geplante Kurztrip verwandelt sich jedoch in einen schrecklichen Albtraum, als die Familie aus dem Nichts heraus von einer Gruppe Hinterwäldlern brutal überwältigt wird. Gefangen und verängstigt sehen sich Carl und seine Familie dem fleischgewordenen Bösen gegenüber. Es ist der Beginn von Terror, Folter und Schmerzen.


Nach INBRED folgt mit DEAD END ein weiterer Terror-Schocker aus England. Gnadenlos hart und bis zum Schluss hin abgrundtief sadistisch wird in DEAD END eine neue Dimension des Schreckens zelebriert. Es steht außer Frage: DEAD END ist nichts für schwache Nerven!


Markige Sprüche auf der Rückseite des deutschen DVD-Covers preisen dem Zuschauer den Regieerstling von Nicholas David Lean an und eine zu hohe Alterseinstufung des Filmes tut ihr Übriges, um einmal mehr eine gewisse Erwartungshaltung zu schüren. Das Endprodukt schafft es dann allerdings nicht, die Hoffnungen des Betrachters gänzlich zu erfüllen, denn mit "Dead End" präsentiert sich zwar ein relativ solider Mix aus Drama, Thriller-und diversen Folterelementen, wobei insbesondere Letztere im Prinzip immer nur andeutungsweise zu erkennen sind. Beginnend wie ein waschechtes Familiendrama schlägt die Geschichte nach gut 20 Minuten eine vollkommen andere Richtung ein und man sieht sich auf einmal in einem Szenario, das vollkommen beabsichtigt an diverse "The Texas Chainsaw Massacre" Verschnitte erinnern soll. Helfen soll dabei eine visuell dreckig-und siffig dargestellte Umgebung und auch manche Protagonisten der Geschichte sind so dermaßen mit Klischees behaftet, das diese Anlehnungen einem fast schon zwangsweise ins Auge springen müssen. Das ändert aber leider nichts an der Tatsache, das Lean den Eindruck des stattfindenden Terrors lediglich phasenweise zum Ausdruck bringen kann, zu unausgegoren und streckenweise nicht logisch nachvollziehbar gestaltet sich die Story.

So ist es schwerlich nachvollziehbar aus welchen Gründen hier überhaupt Carl und seine Familie in die Fänge einer Redneck-Sippe geraten, denn hinterfragt wird die bedrohliche Situation von den Opfern so gut wie gar nicht. Stattdessen scheint man sich so gut wie möglich mit der gegebenen Lage zu arrangieren und einige eher unlogische Fluchtversuche diverser Figuren tragen dabei auch nicht unbedingt zu einem besseren Verständnis bei. Das liegt sicherlich hauptsächlich im Schauspiel der Darsteller begründet, die zwar einerseits ziemlich angemessen agieren, auf der anderen Seite jedoch mit an den Haaren herbeigezogenen Handlungen auffallen, die beim Zuschauer auf Unverständnis stoßen. Zudem können selbst die Opfer keinerlei Sympathiepunkte sammeln, denn irgendwie will man so gar keine Beziehung zu einer der Figuren herstellen. Dinge wie Mitleid kommen so erst gar nicht auf und so zieht das Geschehen auch eher an einem vorbei, ohne das man die ansonsten in solchen Filmen üblichen Gefühlsregungen verspürt.

Ein weiterer Schwachpunkt der Geschichte liegt sicher darin das der Plot zu keiner Zeit innovativ oder überraschend erscheint, gab es doch schon im Jahre 2003 den gleichnamigen Thriller "Dead End". Zwar unterscheiden sich die jeweiligen Story's schon ganz erheblich, doch der am Ende eingebaute Twist ist nahezu identisch, so das Kenner der Szene hier keinesfalls den gewünschten Aha-Effekt erleben werden. Ehrlich gesagt hat es der Regisseur dem Zuschauer allerdings auch nicht sonderlich schwer gemacht, das als Innovation gedachte Ende vorher zu sehen, denn immer wieder eingestreute Details deuten doch ganz klar darauf hin, wie sich das Ganze letztendlich gestalten wird. Und so bietet der Film auch keinesfalls das intensive Erlebnis, das man aufgrund der markigen Beschreibung sicherlich erhofft, da sich die Abläufe als viel zu verwässert gestalten.

Mit einem etwas bessere und durchdachteren Drehbuch wäre hier eine Menge mehr drin gewesen, doch in vorliegender Form bietet "Dead End" leider nur einen eher durchwachsenen Genre-Mix, aus dem man weitaus mehr hätte herausholen können. Dennoch kann man der Geschichte durchaus eine Chance geben, auch wenn man nicht mit gesteigerten Erwartungen an sie herangehen sollte. Diese kann Nicholas David Lean nämlich leider nicht erfüllen, da er seinem Werk nicht die nötigen Zutaten verliehen hat, um für ein durchgehend spannendes Film-Vergnügen zu sorgen.


Fazit:


Schwächen innerhalb des Drehbuches sowie eine etwas unausgegorene Erzählweise verhindern hier einen besseren Gesamteindruck und was als innovativer Schlusspunkt gedacht ist entpuppt sich als eher alter Hut. Hinzu kommt eine vollkommen überzogene Alterseinstufung, denn wirklich harte-oder blutige Passagen hat "Dead End" nicht gerade zu bieten.


5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Warnzeichen Gen-Killer
(Warning Sign)
mit Sam Waterston, Kathleen Quinlan, Yaphet Kotto, Jeffrey DeMunn, Richard Dysart, G.W. Bailey, Jerry Hardin, Rick Rossovich, Cynthia Carle, Scott Paulin, Kavi Raz, Keith Szarabajka, Jack Thibeau, J. Patrick McNamara
Regie: Hal Barwood
Drehbuch: Hal Barwood / Matthew Robbins
Kamera: Dean Cundey
Musik: Craig Safan
FSK 18
USA / 1985

In einem geheimen Biowaffen-Forschungslabor kommt es zu einem Unfall mit einem neu entwickelten Kampfstoff. Als sich die Sicherheitstore schließen werden alle Mitarbeiter in dem Gebäude eingesperrt während sich das Virus langsam ausbreitet. Unterdessen versuchen vor dem verschlossenen Gebäude die Mitarbeiter der Regierung den Vorfall zu vertuschen. Keiner ahnt jedoch, dass das Virus die Menschen nur anfangs augenscheinlich umbringt, nach kurzer Zeit jedoch mit gesteigerter Aggressivität wieder auferstehen lässt...


Mit seinem ersten und leider auch gleichzeitig letzten Regiewerk hat Hal Barwood 1985 einen wirklich gelungenen Horror-Thriller geschaffen, den man wohl ohne Übertreibung zu den vergessenen Perlen des Genres zählen kann. Nicht anders ist es logisch zu erklären das in Deutschland immer noch keine DVD-Veröffentlichung gibt und man so auf die italienische DVD von Koch Media zurückgreifen muss, die glücklicherweise auch eine deutsche Tonspur beinhaltet. Die Thematik ist sicherlich selbst zur damaligen Zeit nicht mehr neu gewesen, hat doch schon George R. Romero 1973 mit seinem "The Crazies" einen düsteren Bio-Zombie Flick auf den Weg gebracht, der das vorherrschende Thema auch durchaus härter und mit mehr Sozialkritik darstellt. Dennoch ändert das keinesfalls etwas an der Klasse der hier erzählten Geschichte, die in diversen Passagen schon als Vorläufer der "Resident Evil" Verfilmungen angesehen werden kann. Barwood setzt hier im Gegensatz zu Romero ein wenig mehr auf den reinen Unterhaltungswert und dieser kann sich mehr als sehen lassen. Von der ersten Minute an hält er sich dabei nicht länger mit Nebensächlichkeiten auf und kommt so äußerst schnell zur Sache.

Dabei baut sich ein konstanter Spannungsbogen auf der zu keiner Zeit irgendwelche Einbrüche erkennen lässt. Auch die vorhandene Atmosphäre ist vom Feinsten, baut sich innerhalb des hermetisch abgeriegelten Labors eine nahezu klaustrophobische Grundstimmung auf und man möchte als Zuschauer auf keinen Fall mit den eingeschlossenen Personen tauschen. Vielleicht fehlt es "Warnzeichen Gen-Killer" ein wenig an der hohen Intensität eines "The Crazies" und auch die dort ins Auge springende Sozialkritik wird hier nur oberflächlich angeschnitten, aber eine sehr gut agierende Darsteller-Riege und jede Menge Spannungsmomente gleichen dieses kleine Manko locker aus. Ganz ohne Kritik an der Gesellschaft und politischen Ränkespielen kommt das Werk dann aber doch nicht aus, denn einmal mehr nutzt anscheinend die Regierung die gutmütige Landbevölkerung aus, indem unter dem Deckmantel landwirtschaftlicher Experimente in Wahrheit Bio-Waffen hergestellt werden, wovon die Bevölkerung selbstverständlich nichts weiß. Man merkt also, das es sich um ein altbewährtes Thema handelt das sicherlich auch schon oft genug verfilmt wurde, doch diese kleine Perle des Genres zählt in meinen Augen definitiv zu den besten Verfilmungen und hat auch im Laufe der Jahrzehnte nichts von ihrer Faszination verloren.

Neben der jederzeit interessanten Geschichte verfügt der Film auch über ein ordentliches Tempo, Angst vor Langeweile muss man also gar nicht erst haben. Größere Härten oder einen stetig ansteigenden Blutgehalt sollte man jedoch keinesfalls erwarten, denn in dieser Beziehung wird dann doch zumeist eher auf Sparflamme gekocht. Sicherlich gibt es die ein-oder andere etwas intensivere Passage, doch insgesamt gesehen bewegt sich alles in einem äußerst überschaubaren Rahmen. Dieser Aspekt fällt aber keinesfalls negativ ins Gewicht, denn auch ohne visuelle Härte versteht es Barwood fast spielerisch, den Zuschauer durchgehend an sein Szenario zu binden, viel zu abwechslungsreich gestaltet sich nämlich das Geschehen, als das man irgend etwas sonderlich vermissen würde. Zudem erfreut sich der Betrachter auch am gelungenen Schauspiel der Akteure, unter denen man einige wohl bekannte Gesichter erkennen kann. Neben Sam Waterston (Law and Order) und Yaphet Kotto (Freddy's Finale) sind mit Kathleen Quinlan, Jeffrey DeMunn oder auch G.W. Bailey noch andere bekannte Akteure der damaligen Zeit mit an Bord, die allesamt durch eine gelungene Performance überzeugen.

Im Endeffekt ist es natürlich Geschmackssache, doch "Warnzeichen Gen-Killer" zählt meiner Meinung nach zu den vielen 80er Jahre Perlen, die mittlerweile fast gänzlich in Vergessenheit geraten sind. Natürlich handelt es sich hierbei um kein filmisches Meisterwerk und es mag auch ganz bestimmt Genrevertreter die das behandelte Thema intensiver beleuchten, doch insgesamt gesehen kann diese Produktion in allen Belangen überzeugen. Regisseur Hal Barwood ist ganz einfach ein grandioses Gesamtpaket gelungen, das Spannung, Atmosphäre, tolle Darsteller und einen immensen Unterhaltungswert perfekt miteinander vereint. Manch einer mag das eventuell anders sehen, doch auch nach mittlerweile fast 30 Jahren zieht mich dieses Genre-Juwel immer wieder in seinen Bann und bietet dabei Kurzweil bis zum abwinken.


Fazit:


Warum nach diesem beachtlichen Regie-Debüt nichts mehr von Mr. Barwood folgte kann ich mir nicht erklären, aber zumindest hat er die Filmwelt um diese Produktion bereichert, die man sich in regelmäßigen Abständen immer wieder gern anschaut ohne das Interesse zu verlieren.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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School of the Living Dead
(Detention of the Dead)
mit Jacob Zachar, Alexa Nikolas, Christa B. Allen, Jayson Blair, Justin Chon, Max Adler, Joseph Porter, Michele Messmer, Jonathan Coogan, Richard Jewell, Adam DeFilippi, Jennifer Wellbaum, Bernie Allemon, Don Richard
Regie: Alex Craig Mann
Drehbuch: Alex Craig Mann / Rob Rinow
Kamera: Noah Rosenthal
Musik: Cody Westheimer
FSK 16
USA / 2012

Als auffliegt, dass er sich mit Adderall gedopt hat, muss Eddie nachsitzen. Was doppelt lästig ist, weil er nach Schulschluss nicht allein ist, sondern die Schulbank mit hohlen Muskelpaketen, Kiffern, Cheerleadern und Gothgirls drücken muss. Damit nicht genug: Während die Kids zusammensitzen, bricht eine Zombie-Epidemie aus, und sie müssen sich unablässiger Angriffe untoter Horden erwehren. Verzweifelt überlegen die Schüler, wie sie der Todesfalle entkommen können, was nicht ohne Verluste in ihren Reihen möglich ist.


Zombie-Komödien haben ganz generell das Problem, das sie sich fast zwangsweise an einem Film wie "Shaun of the Dead" messen lassen müssen und diesen direkten Vergleich eigentlich immer verlieren. Nicht anders verhält es sich beim Regie-Debüt von Alex Craig Mann, denn auch "School of the Living Dead" kommt nicht an die hohe Qualität des erwähnten Filmes heran. Das ändert aber nichts daran, das es sich hier um ein durchaus amüsantes Filmchen handelt das mit jeder Menge Klischees beladen ist, was sich insbesondere in der Zusammensetzung der Haupt-Charaktere zu erkennen gibt. Hier trifft man nämlich auf genau die Mixtur, die man aus etlichen anderen Highschool-Filmen her kennt und so ergibt sich insgesamt ein Szenario wie man es sich auch vorgestellt hat. Neben dem typischen Nerd bekommt man es mit dem dummen, aber sehr hübschen Cheerleader-Girl zu tun, desweiteren ist auch der kiffende Spaßvogel mit an Bord und ein Gothic-Girl sowie zwei Sport-Granaten komplettieren die Gruppe der Nachsitzer. Zwar erscheinen die einzelnen Figuren recht austauschbar, liefern einem jedoch genau das Schauspiel das man sich für das dargestellte Geschehen erwartet und so entwickelt sich mit der Zeit ein relativ vergnügliches Spektakel, das einige recht starke Momente beinhaltet.

Wirklich blutig oder extrem hart geht es dabei allerdings nicht wirklich zur Sache, außerdem ist das Ganze räumlich gesehen ziemlich eingeschränkt, da sich der Großteil der Ereignisse lediglich in verschiedenen Klassenräumen abspielt. Von der humoristischen Seite her kommt es in diesem Film einmal mehr auf den persönlichen Geschmack an, denn Alex Craig Mann hat sich bei seinem Werk für die eher flache Variante des Wortwitzes-und der Situationskomik entschieden, was sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird. Bissige Spitzen oder Dialoge sollte man also nicht erwarten, dafür präsentieren sich innerhalb der knapp 90 Minuten Laufzeit aber doch einige skurrile Situationen, die dem Zuschauer so manchen Lacher entlocken können.

Echte Zombie-Action ist hingegen eher spärlich gesät, denn die Geschichte legt ihr Hauptaugenmerk doch mehr auf das Verhalten der eingeschlossenen Schüler untereinander, was leider auch für einige etwas langatmige Phasen sorgt, die man durchaus hätte vermeiden können. Zudem wäre es schön gewesen, zumindest einige Hintergrundinformationen über den Ausbruch der Zombie-Seuche zu erhalten, doch in dieser Beziehung hält sich "School of the Living Dead" vollkommen bedeckt. Wie dem aber auch sei, auch wenn es sich hier sicherlich nicht um eine der allerbesten Zombie-Komödien handelt, beschert einem die Geschichte meiner persönlichen Meinung nach größtenteils kurzweilige Unterhaltung und bringt dabei immer wieder mehrere starke Momente zum Vorschein. Dadurch ergibt sich letztendlich ein Gesamtbild das sich oberhalb des normalen Durchschnitts ansiedelt, wenn man als Zuschauer seinen Gefallen am vorhandenen Humor findet, der natürlich nicht jedermanns Sache ist.

Im Endeffekt werden die Meinungen wieder einmal stark auseinander gehen, mir selbst hat dieser Film jedoch eine ganze Menge Spaß bereitet. Ein wenig mehr Biss in den Dialogen und noch mehr skurrile Passagen hätten die ganze Chose sicherlich noch aufgewertet, doch auch in vorliegender Form kann man jederzeit einen Blick riskieren. Seine Zeit verschwendet man auf keinen Fall mit diesem Werk, das für manch einen eventuell sogar noch eine ganze Menge mehr darstellt, auch wenn die Geschichte nicht gerade mit Innovation um sich wirft.


Fazit:


Auch ohne Neuerungen präsentiert sich eine größtenteils kurzweilige Geschichte, die mit mehreren richtig guten Momenten angereichert amüsante Unterhaltung bietet. Freunde witziger Zombie-Komödien dürften also auf ihre Kosten kommen, so das eine Sichtung durchaus zu empfehlen ist.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Kristy - Lauf um dein Leben
(Random)
mit Haley Bennett, Ashley Greene, Lucas Till, James Ransone, Chris Coy, Mathew St. Patrick, John L. Armijo, Corrina Roshea, Chelsea Bruland, Wayne Pére, David Jensen, Jaylen Moore, James Rawlings
Regie: Oliver Blackburn
Drehbuch: Anthony Jaswinski
Kamera: Crille Forsberg
Musik: François-Eudes Chanfrault
FSK 16
USA / 2014

Ohne erkennbare Motive macht eine Gruppe von Unbekannten Jagd auf junge Frauen und ermordet sie auf bestialische Weise. Ihre Bluttaten veröffentlichen die Killer im Internet - stets geben sie ihren Opfern den Namen Kristy. Davon weiß Justine nichts, die sich auf ein Thanksgiving allein auf dem Campus freut, nachdem alle ihre Mitschüler über die Feiertage nach Hause gefahren sind. Ihr Hochgefühl schlägt in nackte Panik um, als die Jagd auf sie eröffnet wird. Sie flüchtet in die Bibliothek und beginnt ihren Überlebenskampf.


Nach einem Kurzfilm und dem Langfilm "Donkey Punch" aus dem Jahr 2008 legt Oliver Blackburn nun mit "Kristy - Lauf um dein Leben" einen wirklich überzeugenden Horror/Thriller vor, der zwar den Freunden der visuell harten Gangart nicht unbedingt viele Schauwerte bietet, aber dennoch gänzlich zu überzeugen weiß. Die Geschichte an sich ist dabei relativ simpel gehalten, was in vorliegendem Fall aber keinesfalls als negativer Kritikpunkt anzusehen ist. Vielmehr hat Blackburn es fast schon meisterhaft verstanden, dem Zuschauer einen spannungsgeladenen Plot zu präsentieren, der zudem mit einer wunderbar dichten Atmosphäre ausgestattet ist, die sich mit zunehmender Laufzeit immer weiter verdichtet. Dabei beginnt das Szenario in den ersten gut 20 Minuten noch eher ruhig und banal, bevor die Geschichte danach merklich an Tempo und vor allem an Intensität zulegt. Die nötige Faszination für ein sehr bedrohliches Filmerlebnis geht dabei schon von der Situation an sich aus, befindet sich die junge Justine doch über die Feiertage lediglich mit zwei Wachmännern und dem Hausmeister auf dem riesigen Campus der Universität, da sämtliche anderen Mitschüler ein verlängertes Wochenende im Kreis ihrer Familien verbringen. Auf dem weitläufigen Komplex ist es daher richtiggehend unheimlich und dieser Aspekt wird durch ein nahendes Gewitter und den Umstand, das sich das Geschehen in der Nacht abspielt noch zusätzlich unterstützt.

Durch eine Begegnung auf einer Tankstelle die gleichzeitig auch einer der Höhepunkte des Filmes ist wird dann eine perfide Jagd in Gang gesetzt, auf die man sich als Zuschauer zunächst kaum einen Reim machen kann. Die Beweggründe für die folgende Menschenhatz werden nämlich bis zum Ende eher im Dunkeln gelassen, lediglich immer wieder eingestreute Details führen den Betrachter in die Nähe der Motive einer vierköpfigen Gruppe, die Justine mit allen Mitteln ermorden will. Eine tiefere Beleuchtung bekommt man also nicht unbedingt geboten, doch die Erklärungen reichen vollkommen aus, um einen mit den nötigen Informationen zu versorgen. Zudem erscheint es hier auch eher als positiv das nicht alles bis in das kleinste Detail erklärt wird, denn so schafft es Blackburn viel besser, die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf das Wesentliche zu lenken. Und das dürfte ganz bestimmt die Hetzjagd über den Campus sein, die gleichzeitig auch den größten Anteil der Ereignisse ausmacht. An diesem Punkt mag für viele Leute das absolute Highlight der Geschichte zu erkennen sein, so manch einer könnte aber auch gerade an dieser Stelle den im Prinzip einzigen negativen Kritikpunkt in einer Geschichte bemerken, die ansonsten in allen Belangen hervorragend inszeniert wurde.

Wenn man nämlich den Aspekt der Logik etwas zu pedantisch ansetzt, dann gestaltet sich die temporeichen Menschenjagd zuweilen ein wenig unlogisch. Es überkommt einen ganz unweigerlich das Gefühl, das die Jäger bei etwas mehr Ernsthaftigkeit in ihren Handlungen eher leichtes Spiel hätten, die junge Hauptfigur jederzeit locker erledigen zu können. Auf der anderen Seite wird aber auch ein Gefühl der übersteigerten Selbstsicherheit transportiert, das schon fast in Überheblichkeit übergeht. Frei nach dem Motto: "Das schüchterne und verängstigte Mädchen werden wir schon killen, lasst uns aber erst noch ein wenig Spaß haben" agieren die Jäger und nehmen ihr ins Auge gefasste Opfer dabei scheinbar überhaupt nicht für voll. Das sich diese Annahme als fataler Irrtum herausstellt ist eine weitere Stärke des Filmes, denn auch wenn die Hauptfigur zunächst wirklich eher ängstlich und in ihr Schicksal ergeben wirkt, zeigt sie in der Folge erstaunliche Nehmer-Qualitäten und legt danach eine ungeahnte Stärke an den Tag, die ihr richtig gut zu Gesicht steht. Diese Charakter-Wandlung wird zudem auch noch äußerst glaubhaft dargestellt, was sicherlich auch in dem tollen Schauspiel von Hauptdarstellerin Haley Bennett begründet ist, die mit einer durchgehend exzellenten Performance aufwarten kann. Etwas zu kurz kommt hingegen die weibliche Anführerin der Killer-Gruppe die ihren besten Auftritt in der Passage an der Tankstelle hat, aber insgesamt mit zu wenig Spielanteilen bedacht wurde.

Letztendlich hat Oliver Blackburn hier meiner Meinung nach auf jeden Fall ein gänzlich überzeugendes Gesamtpaket geschnürt, das neben den schon erwähnten Stärken hauptsächlich durch seine hervorstechende Kameraarbeit besticht. Der Verantwortliche Crille Forsberg hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet und präsentiert dabei herrlich beeindruckende Bilder, die einem auch nachhaltig im Gedächtnis haften bleiben. Desweiteren hat man auch bei der Auswahl der musikalischen Untermalung ein glückliches Händchen bewiesen, denn der vorhandene Sound erscheint absolut passend und stellt die hohe Intensität der Ereignisse so auch nahezu perfekt in den Vordergrund. Wer also Lust auf einen eher unblutigen, dafür aber extrem stimmigen Horror/Thriller verspürt, der kann bei "Kristy - Lauf um dein Leben" rein gar nichts falsch machen und sollte dieser Produktion unbedingt eine Chance einräumen. Mich persönlich hat das Werk regelrecht begeistert, so das ich nur eine dicke Empfehlung aussprechen kann.


Fazit:


Leichte Slasher-Elemente und jede Menge Nervenkitzel sorgen hier bei einer Laufzeit von knapp 80 Minuten durchgehend für spannende-und temporeiche Unterhaltung. Die Identität und Motive von Tätern stehen einmal nicht so sehe im Mittelpunkt, wie man es aus unzähligen anderen-und ähnlich gelagerten Genre-Vertretern her kennt. Das ist aber keinesfalls negativ, sondern garantiert dem Film ein gewisses Maß an Eigenständigkeit, was mir außerordentlich gut gefallen hat.


8/10
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Böse Saat
(The Bad Seed)
mit Nancy Kelly, Patty McCormack, Henry Jones, Eileen Heckart, Evelyn Varden, William Hopper, Paul Fix, Jesse White, Gage Clarke, Joan Croydon, Frank Cady, Frances Bavier, Violet Cane, Vivian Clermont
Regie: Mervyn LeRoy
Drehbuch: John Lee Mahin / Maxwell Anderson / William March
Kamera: Harold Rosson
Musik: Alex North
FSK 18
USA / 1956

Rhoda Penmark ist für ihre acht Jahre ein sehr wohlerzogenes Mädchen - aber auch eine sehr effiziente und kaltblütige Mörderin. In dieser faszinierenden Chronik bekommt die skrupellose Rhoda einfach alles, was sie will. Nun widerstrebend nimmt Mutter Christine zur Kenntnis, dass ihre Kleine für normale Moralvorstellungen nicht empfänglich scheint: Es ist herzzerreißend mit anzusehen, wie Christine zwischen ihrer Mutterliebe und der Trauer um Rhodas Opfer hin- und her gerissen wird.


Filme in denen böse und mordende Kinder im Mittelpunkt stehen gibt es wirklich zur Genüge, doch mit "Böse Saat" aus dem Jahr 1956 dürfte hier wohl der Klassiker dieser Filmart vorliegen, der komischerweise anscheinend zu den eher unbekannten Filmperlen zu zählen ist. Eher sträflich vernachlässigt fristet dieses kleine Meisterwerk nämlich ein bescheidenes Schatten-Dasein, obwohl die Geschichte eine Menge an Klasse und Qualität beinhaltet und zudem auch noch mit erstklassig agierenden Darstellern aufwartet. Hervorheben muss man an dieser Stelle wohl die junge Patty McCormack, die in der Rolle der mordlüsternen Rhoda eine grandiose Performance an den Tag legt, die beim Zuschauer einen wahren Zwiespalt der Gefühle hervorruft. Rein vom Optischen her hegt man dabei sofort große Sympathien für das kleine Mädchen, merkt aber schon nach einer relativ kurzen Zeitspanne, das hinter der niedlichen Fassade ganz offensichtlich eine echte Soziopathin steckt die zu keinen wirklichen Gefühlen in der Lage ist. Gerade dieser Aspekt ist es dann auch, der durch den leichten Hauch der Theatralik innerhalb des Schauspiels extrem gut zur Geltung kommt, denn man muss nicht gerade das Abitur haben um zu erkennen, das die kleine Rhoda lediglich im Bezug auf sich selbst zu echten Gefühlen in der Lage ist. Alle anderen Menschen in ihrer Umgebung werden nämlich lediglich benutzt und wenn das kleine Mädchen etwas haben will, dann schreckt sie sogar nicht vor einem mord zurück, um das Gewünschte in ihren Besitz zu bringen. Hört sich alles nicht sonderlich neu an, doch dieser Film stammt immerhin aus dem Jahr 1956 und ist so als Vorreiter für Werke wie beispielsweise "Fall 39" oder auch "Orphan - Das Waisenkind" anzusehen, in denen durchaus gewisse Ähnlichkeiten zu diesem Klassiker zu erkennen sind.

Das ist aber im Prinzip auch vollkommen egal, denn Regisseur Mervyn LeRoy hat mit seiner auf einem Roman von William March beruhenden Verfilmung wohl gerade zur damaligen Zeit einen wirklich schockierenden Film kreiert, der gleichzeitig auch ein erfolgreiches Broadway-Stück adaptiert. Selbst aus heutiger Sicht schafft es die Geschichte dabei fast spielerisch, dem Betrachter phasenweise kalte Schauer über den Rücken zu jagen, was einmal mehr in der ausdrucksstarken Performance der jungen Patty McCormack begründet ist. Ihr manipulatives Verhalten ist zwar relativ leicht durchschaubar, doch während im Film lediglich ihre Mutter einen konkreten Verdacht hegt und der geistig offenbar zurückgebliebene Hausmeister das durchtriebene Spiel des Mädchens durchschauen kann, sind alle anderen Menschen im Umfeld von der niedlichen Fassade eines Mädchens geblendet. Dieser Punkt wird ebenso gut herausgearbeitet wie der Aspekt, das hier die Vererbung schlechter Gene immer wieder in den Mittelpunkt gerückt wird und eigentlich das zentrale Thema des Geschehens darstellt. Um die Zusammenhänge besser zu erkennen sollte man sich den Film schon selbst anschauen, ansonsten würde man an dieser Stelle zu viel verraten und manch einem so eventuell die Spannung nehmen.

Warum "Böse Saat", was übrigens endlich einmal ein sehr treffender deutscher Titel ist allerdings eine 18er Freigabe erhalten hat ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar, denn Härten oder gar blutige Passagen beinhaltet die Geschichte überhaupt nicht. Auch die Taten der kleinen Rhoda werden zu keiner Zeit im Bild gezeigt und offenbaren sich dem Zuschauer lediglich aus Dialogen zwischen ihr und ihrer Mutter. Es sind jedoch eben diese Dialoge die einem stellenweise das Blut in den Adern gefrieren lassen, denn wenn man hört mit welcher emotionalen Gleichgültigkeit das Mädchen seine Taten schildert fühlt man sich wie mit Eiswasser übergossen und kann die Eiseskälte des Kindes förmlich körperlich spüren. Echte Gefühlsregungen werden lediglich offenbart, wenn Rhoda über Dinge spricht die ihr persönlich wichtig sind und die sie entweder schon in ihrem Besitz hat-oder noch in diesen bringen will. In diesen Momenten nehmen auch ihre Augen ein fast gefährliches Glitzern an und man vermeint nicht selten, eine echte Art von Fanatismus und wilder Entschlossenheit in ihnen wieder zu erkennen. Ohne zu übertreiben möchte ich behaupten, das Patty McCormack in der Rolle der kleinen Rhoda eines der bedrohlichsten Kinder ist, die man je in einem Film präsentiert bekommen hat, denn denn selbst nach nunmehr fast sechs Jahrzehnten verursacht der Anblick der kleinen Mörderin beim Zuschauer immer noch ein unbehagliches Gefühl und man möchte der kleinen Göre auf keinen Fall den Rücken zuwenden.

Und so sollte man sich keinesfalls vom Alter dieses Werkes abschrecken lassen, denn "Böse Saat" bietet rund zwei Stunden einen exzellenten Mix aus Thriller-und Drama und lässt dabei auch dezente Horror-Elemente erkennen, die allerdings lediglich in der Thematik zu erkennen sind. Gleichzeitig wirft das Geschehen einige äußerst interessante Fragen auf, die insbesondere zur damaligen Zeit sicherlich nicht so leicht zu beantworten waren. Eine herausragend agierende Darsteller-Riege und eine omnipräsente Hauptdarstellerin runden das Ganze dann absolut perfekt ab und sorgen für einen Gesamteindruck, den man einfach nur als grandios bezeichnen kann. Wer Filme wie "Fall 39" oder "Orphan - Das Waisenkind" mag, sollte auch diesem Wegbereiter der " bösen Kind Thematik" eine faire Chance geben, denn eine Sichtung wird man ganz sicher nicht bereuen.


Fazit:


Ohne wenn und aber zählt "Böse Saat" für mich zu den echten Klassikern, auch wenn diese Perle eher ein unbeachtetes Schatten-Dasein führt. Warum das so ist kann man kaum erklären, denn Klasse und Qualität sind im Überfluss vorhanden. Dennoch scheint dieses Werk eher unbekannt zu sein und dieser Umstand müsste dringend einmal geändert werden.


9/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Raze - Fight or Die!
(Raze)
mit Zoë Bell, Rachel Nichols, Tracie Thoms, Bruce Thomas, Bailey Anne Borders, Rebecca Marshall, Allene Quincy, Adrienne Wilkinson, Doug Jones, Sherilyn Fenn, Amy Johnston, Tara Macken, Nicole Steinwedell
Regie: Josh C. Waller
Drehbuch: Josh C. Waller / Robert Beaucage / Kenny Gage
Kamera: Dylan O'Brien
Musik: Frank Riggio
SPIO/JK
USA / 2013

Das Ehepaar Joseph (Doug Jones) und Elizabeth (Sherilyn Fenn) hat ihr Leben der Organisation eines sadistischen Events verschrieben: Sie entführen 50 Frauen, die anschließend in einer Sport-Arena in einem Kampf auf Leben und Tot gegeneinander antreten müssen. Das blutige Turnier soll sieben Tage dauern und die Frauen sollen einander in den einzelnen Runden umbringen. Wer verliert oder den Kampf verweigert, verliert einen geliebten Menschen. Jede einzelne blutige Runde wird per Live-Feed übertragen. Die Organisatoren glauben, dass die letzte lebende Frau als ein besserer Mensch in die Welt zurückkehrt. Doch das Paar unterschätzt die Fähigkeiten einiger ihrer Gladiatorinnen: Sabrina (Zoe Bell) und Jamie (Rachel Nichols) verbünden sich mit einigen anderen Teilnehmern, um ihren Kidnappern die Stirn zu bieten und zu entkommen.


Wenn man sich einmal das Szenario der vorliegenden Geschichte vor Augen hält werden ziemlich schnell Erinnerungen an das antike Rom wach gerufen. Zur damaligen Zeit wurde es Brot und Spiele genannt, wenn der normale Pöbel mit blutrünstigen Gladiatoren-Kämpfen unterhalten wurde und streckenweise bekommt man eben dieses Geschehen auch hier in einer modernen Form geboten. Frauen stehen im Mittelpunkt des Ganzen, doch geht das weibliche Geschlecht hier keinesfalls freiwillig in brutalen Zweikämpfen aufeinander los, vielmehr fighten die etlichen Amazonen um das Leben ihrer Angehörigen, die bei Nichteinhaltung der Regeln oder dem Tod einer der Kämpferinnen ihr Leben verlieren. Kontrolliert werden die Fights von einer Organisation die Frauen entführt und zum kämpfen zwingt, um damit eine dekadente Gesellschaft zu unterhalten. Dieser Aspekt kommt während der Laufzeit allerdings nur geringfügig zum tragen, denn obwohl man die Oberhäupter der Organisation und auch deren Publikum des Öfteren einblendet, erhält der Zuschauer leider nur einen eher oberflächlichen Einblick in die Hintergründe. Regisseur Josh C. Waller ist zwar durchaus bemüht den Ereignissen eine gewisse Tiefe zu verleihen, indem er dem Betrachter diverse Hauptfiguren ein wenig näher bringt, doch täuscht dies auf keinen Fall darüber hinweg, das in "Raze - Fight or Die" ganz eindeutig die Brutalität der Fights im Mittelpunkt steht.

Daraus macht der Film dann auch keinerlei Hehl, denn schon nach einer extrem knappen Einführung geht man sofort und ohne Umschweife zum Wesentlichen über, wobei einem die harte-und derbe Action fast im Minutentakt entgegen schlägt. Das erfreut natürlich den geneigten Genre-Freak, lässt aber kaum Spielraum, um die einzelnen Charaktere und die Umstände ihrer Gefangennahme etwas intensiver zu beleuchten. So muss man sich in diesem Bezug auch auf eher spärlich gestreute Rückblenden konzentrieren, die einem die näheren Umstände aber dennoch ausreichend wiedergeben. Trotzdem wäre es sicherlich möglich gewesen, die ansatzweise erkennbare Tiefe des Geschehens ausführlicher zu gestalten, doch bis auf diverse Gefühlsausbrüche einiger Damen und ein paar rar gesäten Dialogen kocht man an dieser Stelle auf Sparflamme. Und so fokussiert sich das Ganze dann auch auf den Action-Anteil der Ereignisse und dieser ist nun wirklich im Überfluss vorhanden. Dabei geht es in den Zweikämpfen auch jederzeit äußerst brutal-und blutig zur Sache, wobei so manch hübsches Gesicht fast bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert wird. Die Damen der Schöpfung lassen sich dann auch nicht lange bitten, denn im Endeffekt ist sich jede selbst die Nächste. Trotzdem sind phasenweise sogar freundschaftliche Züge zu erkennen und insbesondere die Hauptfigur Sabrina (Zoe Bell) leidet hier ganz immens unter dem Tod einiger ihrer Mitgefangenen.

Man sieht also das trotz einer kruden Mixtur aus Frauenknast-Film und Hostel durchaus der Versuch gestaltet wurde, die ganze Chose auch etwas näher zu beleuchten und somit auch Freiraum für zwischenmenschliche Momente zu lassen. Zwar gelingt dies nur bedingt und auch die Kritik an der dekadenten Gesellschaft kommt leider viel zu kurz, doch insgesamt gesehen bietet "Raze - Fight or Die" schon ein wenig mehr als den stinknormalen Klopperfilm. Sein Hauptaugenmerk legt der Zuschauer aber dennoch auf die unzähligen Kämpfe, diese sind nämlich erstklassig in Szene gesetzt worden und beinhalten zudem auch den dementsprechenden Härtegrad, der die hohe Alterseinstufung jederzeit als gerechtfertigt erscheinen lässt. Josh C. Waller hat hier sicherlich keinen Film für zarte Gemüter kreiert, denn die Geschichte ist durchgehend brachial umgesetzt worden und baut zudem auch eine Menge Wut beim Betrachter auf. Diese verstärkt sich immer dann, wenn wieder einmal das Organisations-Ehepaar oder deren illustre Gesellschaft eingeblendet werden, die sich beim Verzehr von Kaviar und Champagner königlich darüber amüsieren, wie sich die Frauen gegenseitig töten müssen, um das Überleben ihrer Angehörigen zu sichern. Diesen Punkt hätte ich mir gern etwas ausführlicher gewünscht, doch auch in vorliegender Form hinterlässt "Raze" einen rundum gelungenen Gesamteindruck, der sich längst nicht nur auf die extrem harten Kampf-Passagen bezieht.

Letztendlich werden viele Leute das wieder einmal ganz anders sehen doch ich persönlich bin zu der Ansicht gekommen, das in diesem erstklassigen Action-Film auch die Ansätze inhaltlicher Tiefe zu erkennen sind, die man nur leider nicht genügend beleuchtet hat. Wie immer liegt es im Auge des jeweiligen Betrachters, doch das Werk von Josh C. Waller bietet auf jeden Fall dem Action-Fan ein wahres Feuerwerk und lässt zumindest ansatzweise einen gewissen Tiefgang erkennen, den man im Vorfeld nicht zwangsläufig vermuten konnte. Wie dem aber auch sei, auf jeden Fall handelt es sich um einen höchst unterhaltsamen-aber auch äußerst derben Film, den man zart besaiteten Gemütern nicht unbedingt empfehlen sollte.


Fazit:


In erster Linie will "Raze - Fight or Die!" den geneigten Genre-Fan unterhalten und das gelingt auch ganz hervorragend. Andererseits ergibt sich aber auch zumindest oberflächliche Sozialkritik und auch eine teilweise gelungene Beleuchtung diverser Charaktere. Diese hätte aber auch gern noch etwas intensiver ausfallen dürfen, denn in vorliegender Form wird die Geschichte von den meisten Leuten auf ihren Action-Gehalt reduziert, obwohl manche Passagen auf jeden Fall weitaus mehr andeuten.


8/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Crazies
(The Crazies)
mit Lane Carroll, Will MacMillan, Harold Wayne Jones, Lloyd Hollar, Lynn Lowry, Richard Liberty, Richard France, Harry Spillman, Will Disney, Edith Bell, Bill Thunhurst, Leland Starnes, A.C. McDonald, Robert J. McCully
Regie: George A. Romero
Drehbuch: George A. Romero / Paul McCollough
Kamera: S. William Hinzman
Musik: Bruce Roberts
FSK 16
USA / 1973

Nachdem eine Militär-Flugzeug, welches biologische Waffen transportiert, in der Nähe des Ortes Evans City/Pennsylvania abstürzt, verseucht der an Bord befindliche Virenstamm das Trinkwasser der Umgebung - was Folgen für die Betroffenen hat: Tod oder irreparable Schädigung des Gehirns. Die Regierung lässt durch die U.S. Army das Gelände abriegeln, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Doch die mangelnde Informationspolitik und das brutale Vorgehen der Soldaten schürt Misstrauen und Panik unter den Einwohnern. Als es dann auch noch brutalen Gewaltausbrüchen durch die Infizierten kommt, die auch Todesopfer unter den Soldaten fordern, gerät die Lage komplett außer Kontrolle. Insbesondere, da das hoch ansteckende Virus auch die Soldaten infiziert. Das Ende lässt sich nicht mehr aufhalten...


Regie-Legende George A. Romero ist in erster Linie durch seine Zombie-Filme weltberühmt geworden, wobei so manches Mal einige seiner brillanten Frühwerke fast sträflich vernachlässigt werden. Auch "Crazies" aus dem Jahr 1973 ist so ein Fall, obwohl die hier erzählte Geschichte doch gerade den typischen Romero-Stempel trägt. Mittlerweile ist diesem unterschätzten Klassiker ja sogar ein ganz gut gelungenes Remake zu Teil geworden, das aber insgesamt gesehen nicht gänzlich an die hohe Qualität des Originals heran reichen kann. Erzählt wird hier ein Plot der ganz eindeutig die pessimistische Grundstimmung erkennen lässt, die der Regisseur so vielen seiner Filme einverleibt hat und somit ein absolutes Markenzeichen geschaffen hat. Ohne große Einleitung geht das Szenario auch sofort in die Vollen und präsentiert dem Zuschauer erst nach und nach die Hintergründe dafür, das mehrere Bewohner einer Kleinstadt scheinbar ohne sichtlichen Grund dem Wahnsinn verfallen. Das sorgt von der ersten Minute an für eine wunderbar düstere-und gleichzeitig auch trostlose Atmosphäre, die sich mit zunehmender Laufzeit sogar noch zusehends verdichten soll und dem Betrachter so durchgehend ein Gefühl der Unbehaglichkeit beschert, das sich wie ein bleierner Mantel über die eigenen Schultern legt.

Soziale Kritik und militärische Willkür sind zwei Schwerpunkte in einem Szenario, das einem selbst nach heutigen Maßstäben immer noch kalte Schauer über den Rücken jagt. Das Militär soll hier einerseits als Retter auftreten, ist aber auf der anderen Seite mit verantwortlich dafür, das die gegebene Situation überhaupt eintreten konnte. So fällt es einem dann auch sichtlich schwer, wirkliche Sympathien für die vermummten Soldaten aufzubringen, die hier die Kleinstadt und ihre Bewohner unter Kontrolle bringen sollen. Natürlich verhält es sich auch wie eigentlich immer in so einem Fall, die normalen Bürger werden über ihre Situation im Unklaren gelassen und nur einige wenige Stadtbewohner können durch eigens unternommene Aktionen gewisse Informationen in Erfahrung bringen. Romero stellt es einmal mehr sehr geschickt an, den Betrachter emotional gesehen einmal mehr in einen regelrechten Zwiespalt zu versetzen, denn obwohl man ganz klar Partei für Menschen in der Kleinstadt ergreift, hat man gleichzeitig dennoch auch Verständnis für das Agieren der Soldaten, die schließlich auch nur ihre Befehle ausführen müssen, damit die Epidemie sich nicht weiter ausbreitet.

Komischerweise wird "Crazies" nicht gerade selten von vielen Leuten zu den Zombie-Filmen gezählt, obwohl eigentlich nichts in der Geschichte darauf hindeutet. Vielmehr erschafft Romero hier eine äußerst düstere Vision eines Viren-Ausbruchs und verpackt diese in eine ungemein realistisch anmutende Verpackung, die beklemmend in Szene gesetzt wurde. Ein wichtiger Bestandteil dieses Aspektes ist ganz sicher auch das glaubwürdige-und sehr überzeugende Schauspiel der Darsteller, die allesamt mit wirklich erstklassigen Performances überzeugen können. Keinerlei Theatralik, sondern der Situation angemessene Mimik und Gestik stehen hier im Vordergrund, zudem kristallisiert sich auch nicht ein einzelner Held heraus, auf den der Fokus des Geschehens gerichtet wäre. Stattdessen bekommt man es mit fast schon als nüchtern zu bezeichnenden Leistungen zu tun, die aber gerade für einen Film dieser Art unablässig und notwendig sind. Selbst die Spielanteile der einzelnen Charaktere sind gleichmäßig verteilt und die Tatsache, das die zumeist vermummten Soldaten eher anonym bleiben, verleiht der ganzen Chose einen ganz speziellen Blickwinkel.

Letztendlich wird ein jeder das anders beurteilen, aber "Crazies" ist in meinen Augen ein oftmals vollkommen zu Unrecht unterschätzter Klassiker, der so manchen thematisch ähnlich gelagerten Genre-Vertreter der heutigen Zeit weit überlegen ist. Die pessimistische Grundstimmung und die immer stärker aufkommende Beklemmung des Szenarios versetzen den Zuschauer in eine Lage, in der man sich eher hoffnungslos einer Situation ausgesetzt sieht, die auch jederzeit in der Realität passieren könnte. Dieser Punkt unterstreicht nachdrücklich die Fähigkeit Romero's, absolut herausragende Filme mit sozialer Kritik, Tristesse und wenig Hoffnung auf ein glückliches Ende zu kreieren, die einem auch sehr nachhaltig im Gedächtnis haften bleiben. Und so sollte man sich unbedingt diesen düsteren Klassiker zu Gemüte führen, der seiner durchaus gelungenen Neuauflage um Längen voraus ist.


Fazit:


Eher selten wird der Titel "Crazies" genannt wenn es darum geht, die besten Filme eines George A. Romero in Erfahrung zu bringen. Dabei hätte es dieses Werk auf jeden Fall verdient, denn eher selten bekommt man eine Geschichte präsentiert, die einem auch nach mittlerweile über vier Jahrzehnten immer noch kalte Schauer über den Rücken jagt.


9/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Daddy's Little Girl
(Daddy's Little Girl)
mit Michael Thomson, Allira Jaques, Billi Baker, Holly Phillips, Rebecca Plint, Sean Gannon, Christian Radford, Darrell Plumridge, Mirko Grillini, Madeleine Campbell, Brooke Chamberlain, Anthony Thomas, Craig Claxton, Kaushik Das
Regie: Chris Sun
Drehbuch: Chris Sun
Kamera: Scott Kimber
Musik: Mark Smythe
SPIO/JK
Australien / 2013

Die kleine niedliche Georgia ist das ganze Glück ihres stolzen Vaters. Als sie eines Nachts verschwindet und kurz darauf ermordet am Strand gefunden wird, bricht seine Welt zusammen. Nur langsam findet er ins Leben zurück. Gerade als er den Schicksalsschlag zu akzeptieren beginnt, entdeckt er Hinweise auf den Täter. Derek sieht zwei Möglichkeiten: Die Indizien der Polizei zu überlassen oder selbst für Gerechtigkeit zu sorgen. In seinem Keller und mit allem, was Schmerzen bereitet…


Rache-Thriller gibt es zur Genüge und die meisten von ihnen sind auch noch als absolut empfehlenswert zu bezeichnen. Dabei zeichnen sich viele Vertreter durch eine extrem hohe Intensität aus, die dem Zuschauer in den meisten Fällen auch extrem zusetzt. Die vorliegende australische Produktion schlägt genau in diese Kerbe und erzählt so sicherlich keine neue Geschichte, hebt sich aber dennoch durch diverse Feinheiten von vielen ihrer Genre-Kollegen ab. Zunächst einmal deutet hier allerdings rein gar nichts auf die explosive Mischung hin die Regisseur-und Drehbuchautor Chris Sun für seine Erzählung gefunden hat, der Film beginnt eher bedächtig und konfrontiert den Zuschauer mit dem äußerst liebevollen Verhältnis eines Vaters zu seiner kleinen Tochter, das man fast schon als eine Art Vergötterung bezeichnen kann. Diese Phase der Ereignisse erscheint aber keinesfalls kitschig oder gar aufgesetzt, sondern zeigt vielmehr eine innige Beziehung, die kaum liebevoller sein könnte. Nach einer etwas tieferen Beleuchtung der Haupt-Charaktere erfährt die Geschichte dann ihr erstes Break, denn mit der Ermordung der kleinen Georgia wandelt sich das Ganze zu einem waschechten Drama, das auch dem Betrachter spürbar unter die Haut geht. Das liegt ganz einfach darin begründet das man durch die gelungene Einführung eine enorme Sympathie zu den Figuren aufgebaut hat und so nun fast zwangsläufig auch mit dem verstörten-und trauernden Derek mitleidet, der Mit seiner kleinen Tochter ganz augenscheinlich seinen gesamten Lebensinhalt verloren hat.

Auch für diese Episode der Erzählung lässt sich Chris Sun genügend Zeit, so das man immer tiefer in das Szenario hinein gezogen wird, das bisher noch ohne jegliche visuelle Härte auskommt, was sich auch erst nach gut einer Stunde Laufzeit grundlegend ändern soll. Bis dahin jedoch setzt man sich vielmehr mit dem unglaublichen Schmerz des Vaters auseinander, der von Michael Thomson absolut großartig dargestellt wird. Die Emotionen wirken dabei so unglaublich real das man vermeint, eigentlich selbst fast diese innere Verzweiflung zu spüren die immer mehr die Oberhand gewinnt und dem guten Mann scheinbar jegliche Lebensfreude raubt. Das ändert sich schlagartig, als Derek eher zufällig auf die Spur des Täters kommt den die ermittelnden Polizeibeamten selbst nach gut sechs Monaten immer noch vergeblich sucht. An dieser Stelle hebt sich "Daddy's Little Girl" dann meiner persönlichen Meinung nach ganz erheblich von den ansonsten üblichen Vertretern ab, denn die Identität des Killers ist in vorliegendem Fall ein vollkommen anderes Kaliber als man es sonst gewohnt ist. Die Lüftung der Identität muss für den Vater trotz der schon vorhandenen Trauer und des immensen Schmerzes ein regelrechter Schlag in die Fresse sein, hinzu kommt auch noch erschwerend der Aspekt, das Georgia längst nicht das einzige Opfer des Mörders gewesen ist. Desweiteren ist ein Tagebuch voll detaillierter Beschreibungen sämtlicher Taten des Killers ein nicht unerhebliches Indiz dafür, weshalb das nun folgende letzte Film-Drittel so dermaßen mit visueller Gewalt vollgepackt wurde, das man dabei selbst als Zuschauer fast schon an seine Grenzen stößt.

Nun nämlich erfährt die Geschichte ihr mittlerweile zweites Break und das zuvor einfühlsam erzählte Drama wechselt zu einem waschechten Torture Porn Movie der diesem Begriff alle Ehre macht. War man bis zu diesem Zeitpunkt gänzlich ohne visuelle Gewaltdarstellungen ausgekommen, so ist dieser Zustand ab sofort vorbei. Stattdessen präsentiert sich nun ein Folter-Szenario das an Härte-und Brutalität schwerlich zu überbieten ist und die gelungene Kameraarbeit tut alles Nötige, um dem Betrachter auch die explizitesten Szenen in allen Einzelheiten näher zu bringen. Das sich dabei das Tempo der Erzählweise drastisch erhöht muss man eigentlich nicht erwähnen, doch der brachiale Stilbruch des Filmes trifft einen dabei mit der Wucht eines Keulenschlags. Nun kann man sich sicher die Frage stellen, wie aus dem zuvor trauernden Vater ein fast schon hyperaktiver Folterknecht werden konnte, doch wenn man die Identität des Mörders kennt und die vorgelesenen Einzelheiten seiner Greueltaten präsentiert bekommt merkt man immer mehr, wie auch in einem selbst eine fast unbändige Wut aufkommt. Manch einer mag das Verhalten von Derek eventuell unrealistisch vorkommen, zudem der gute Mann auch ganz augenscheinlich kaum Erholungspausen benötigt wenn es darum geht, dem Killer seiner Tochter nun die größtmöglichen Schmerzen zuzufügen. Dabei wird dann auch kein Mittel ausgelassen um sein Opfer regelrecht zu konditionieren und so in mehreren Etappen an die Grenzen seiner Belastbarkeit zu bringen. Derek verwandelt sich dabei in eine Art sadistischen Folterknecht dem es sichtlich Freude bereitet, seinem Opfer die gleichen Schmerzen zuzufügen, die er zuvor bei seinen Taten bereitet hat. Manch einem mag das vollkommen unnötig oder gar weltfremd vorkommen, doch wenn man die gesamten Zusammenhänge betrachtet, kann man das Verhalten des Vaters zumindest von der menschlichen Seite her jederzeit nachvollziehen. Natürlich gibt es im Prinzip keinerlei Rechtfertigung für Selbstjustiz, doch wenn man sich einmal in die Lage des Betroffenen und seines erlangten Wissens hinein versetzt, dann kann man seine Handlungen in jedem Fall nachvollziehen.

Dennoch wird man natürlich auch einmal mehr mit den üblichen moralischen Bedenken konfrontiert und von der juristischen Seite aus ist ein wie hier dargestelltes Verhalten auch keinesfalls zu tolerieren, auf der anderen Seite ist dann aber auch wieder die rein menschliche Sichtweise und die Frage, wie man sich selbst verhalten würde, wenn man in der Lage von Derek wäre. Ist nämlich die Ermordung seiner kleinen Tochter an sich schon so ziemlich grausamste Schicksalsschlag den man sich vorstellen kann, so spielt in diesem Fall auch die Identität des Mörders eine zusätzlich erschwerende Rolle, die dem Ganzen noch einmal eine ganz andere Qualität verleiht. Es ist teilweise einfach unglaublich und das eigene Hirn möchte sich nur zu gern weigern, die feststehenden Fakten zu akzeptieren. Zu grausam und surreal erscheint einem das Ganze, so das man als Betroffener schon fast den Verstand verlieren möchte. All diese einzelnen Zutaten hat Chris Sun absolut brillant unter einen Hut gebracht und so letztendlich einen Film geschaffen, der einen ganz bestimmt auch noch nachhaltig beschäftigt. In Einführung, Trauerphase und brutale Vergeltung lässt sich "Daddy's Little Girl" in drei Episoden teilen, die dann jedoch im Endeffekt ein berührendes und streckenweise verstörendes Gesamtbild ergeben, das nicht so einfach zu verdauen ist. An diesem Werk dürften auch Hartgesottene noch länger zu knabbern haben, denn die Geschichte brennt sich fast unauslöschlich in das menschliche Gehirn ein und setzt dabei eine immense Intensität frei, die dem Zuschauer fast schon körperliche Schmerzen bereitet.


Fazit:


In einer exzellenten Kombination aus Drama/Thriller-und Folterfilm hat Chris Sun hier einen einprägsamen Film präsentiert, der sich längst nicht nur auf seine letztes Drittel reduzieren lässt. Dennoch ist es aber wohl gerade die Strecke der visuell dargestellten Gewalt, die bei den meisten Leuten den größten Eindruck hinterlässt, da die gezeigten Bilder nun wirklich äußerst harter Tobak sind und man an diversen Stellen sogar am liebsten den Blick abwenden möchte. Man sollte "Daddy's Little Girl" aber vielmehr als gelungenes Gesamtpaket ansehen, das den Betrachter zwar wieder einmal mit den üblichen moralischen Fragen konfrontiert, andererseits aber auch durchaus Verständnis für den handelnden Vater aufkommen lässt.


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