horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Nxmph - Mysteriös, verführerisch, tödlich
(Mamula)
mit Kristina Klebe, Franco Nero, Natalie Burn, Dragan Micanovic, Miodrag Krstovic, Slobodan Stefanovic, Sofija Rajovic, Zorana Kostic Obradovic, Jelena Rakocevic, Janko Cekic, Miki Peric, Milena Predic
Regie: Milan Todorovic
Drehbuch: Marko Backovic / Barry Keating / Milan Konjevic
Kamera: Dimitrije Jokovic
Musik: Nikola Jeremic
keine Jugendfreigabe
Serbien / 2014

Zwei junge amerikanische Frauen reisen an die Adriaküste von Montenegro, um ein paar unbeschwerte Urlaubstage bei einem einheimischen Freund und dessen (Überraschung!) neuer Lebensgefährtin zu verbringen. Zunächst verläuft auch alles nach Plan und Gusto, bis man beschließt, einen Ausflug zu unternehmen auf die Insel Mamula, wo die Ruine eines berüchtigten Gefängnisses steht. Niemand ahnt, dass in dem Wasser rund um die Insel eine tödliche Gefahr ihr Unwesen treibt, und als man es erkennt, ist es für Flucht bereits zu spät.


Creature Movies erfreuen sich ja gerade in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit und so treibt dieses Sub-Genre manchmal schon die tollsten Blüten, um dem Zuschauer zumeist trashige, aber fast immer kurzweilige Unterhaltung zu bieten. Vorliegender Beitrag stammt aus Serbien und Regisseur Milan Todorovic widmet sich nach seinem 2009 erschienenen Erstling "Apocalypse of the Living Dead" nach dem Zombiefilm nun dem Fantasy-Horror zu, indem er eine Sagengestalt in der Form einer Nymphe in den Mittelpunkt seiner Geschichte rückt. Zunächst gestaltet sich das Ganze aber viel eher als ein Bewerbungs-Video für Touristen, denn in der ersten Hälfte des Szenarios glänzt die Chose viel eher durch wundervolle Landschaftsaufnahmen, als das hier der echte Horror zum Vorschein kommen würde. Unter der Einfügung einiger amouröser Verwicklungen unter den Protagonisten genießt der Zuschauer so auch vielmehr das aufkommende Urlaubs-Flair an der wunderschönen adriatischen Küste, als das er sich denn wirklich gruseln würde.

Erst als die fünf-köpfige Clique zu einem Tagesausflug auf die geheimnisvolle Gefängnisinsel Mamula aufbricht ändert sich die Richtung des Geschehens schlagartig, denn nun kommen immer mehr bedrohliche Züge zum Vorschein. Auf einmal ist nichts mehr von der zu Beginn lockeren Stimmung zu spüren, denn kaum auf der Insel angekommen, werden die Freunde auch schon von einem geheimnisvollen alten Mann mit einem Gewehr beschossen. Doch auch zuvor ist diese Figur schon zweimal ganz kurz zum Einsatz gekommen, indem er in bester "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast"-Manier 2 Menschen ermordet hat. Von nun an gestaltet sich eine Hatz durch die Ruinen auf der einsamen Insel die zwar teilweise recht temporeich gestaltet ist, aber leider zu keiner Zeit wirklich spannend in Szene gesetzt wurde. Zu vorhersehbar gestalten sich nämlich die Abläufe und an manchen Stellen kann man fast schon perfekt voraussagen, welche Ereignisse einen als nächstes erwarten werden.

Dennoch gestaltet sich die Geschichte zumindest größtenteils unterhaltsam, was andererseits aber nichts an der Tatsache endet, das "Nymph" maximal in den Bereich eines B-Movies einzuordnen ist. Selbst das Mitwirken einer Schauspiel-Ikone wie Franco Nero kann daran nichts ändern, denn erstens kommen seine verhältnismäßig geringen Spielanteile erst zum Ende hin zur Geltung, andererseits bietet die Geschichte an sich auch keinerlei Möglichkeiten, das sich die Akteure überhaupt darstellerisch entfalten könnten. Auch die Darstellung der mordenden Nymphe ist nicht unbedingt als sensationell zu beschreiben, was bei einem Film dieser Art aber nicht wirklich überraschen dürfte. Übrig bleibt dann letztendlich ein eher durchschnittliches Werk, das zwar vom reinen Unterhaltungswert durchaus überzeugen kann, jedoch keinen nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlassen dürfte.

Trotz offensichtlicher Mängel und einer nicht gerade berauschend umgesetzten Geschichte ist "Nymph" aber zu den etwas besseren Creature Movies zu zählen, was ganz sicher auch in der Tatsache begründet ist, das man die gesamten Abläufe trotz einer in der Sagenwelt angesiedelten Mörderin ernster nehmen kann, als es beispielsweise bei "Snow Sharks" und Konsorten der Fall ist. Dann schon lieber eine mordlüsterne Meerjungfrau als irgendwelche schlecht animierte Haie in den übelsten Variationen. Zudem kann vorliegender Film zumindest in atmosphärischer Hinsicht überzeugen und ist vor allem frei von dümmlichen Humor und abstrusen Verhaltensweisen der Darsteller, was in unzähligen Werken ähnlicher Machart ja längst nicht der Fall ist.


Fazit:


Tolle Landschaftsbilder, hübsche Mädchen und ein wenig Blut, das sind die hauptsächlichen Zutaten einer Geschichte, die gerade im zweiten Teil eine dichte Grundstimmung bietet. Unterhaltsam und größtenteils kurzweilig gestaltet eröffnet sich so ein Szenario, das zumindest jederzeit für einen gemütlichen Filmabend geeignet ist.


6/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Dario Argentos Dracula
(Dracula 3D)
mit Thomas Kretschmann, Marta Gastini, Asia Argento, Unax Ugalde, Miriam Giovanelli, Rutger Hauer, Maria Cristina Heller, Augusto Zucchi, Franco Ravera, Francesco Rossini, Giovanni Franzoni, Giuseppe Lo Console
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento / Enrique Cerezo / Stefano Piani / Antonio Tentori
Kamera: Luciano Tovoli
Musik: Claudio Simonetti
keine Jugendfreigabe
Frankreich / Italien / Spanien / 2012

Im späten 19. Jahrhundert reist der Brite Jonathan Harker nach Transsylvanien, um auf einem Schloss in den Bergen einen gewissen Graf Dracula bei der Katalogisierung der umfangreichen Schlossbibliothek zu unterstützen. Der Graf empfängt Harker freundlich, doch dem dämmert bald, dass es in der Gegend ganz und gar nicht geheuer ist. Tatsächlich wartet der Graf nur darauf, seine untoten Reißzähne in den Hals von Harkers Frau zu schlagen, die zufällig seiner Verblichenen erstaunlich ähnlich sieht.


Der Stoff des klassischen Vampirfilms ist im Prinzip schon seit etlichen Jahren ausgestorben und längst haben moderne Blutsauger wie beispielsweise "Blade" das Genre übernommen. Umso erfreulicher erscheint da die Tatsache das Regie-Legende Dario Argento sich der klassischen Stilmittel bemächtigt hat und mit seinem "Dracula 3D" seine eigene Variante um eine der berühmtesten Figuren der Filmgeschichte vorlegt. Nichtsdestotrotz teilt diese Neuauflage der alten Thematik die Meinungen der Fans und es stellt sich wohl ganz generell die Frage, ob es überhaupt eines neuerlichen Aufgusses bedurfte, da es ja nun wirklich schon unzählige Verfilmungen über den größten aller Vampire gibt. Ich persönlich kann diese Frage nur mit einem klaren ja beantworten, denn Argentos Version ist beileibe nicht so schlecht wie manche Kritiken es eventuell vermuten lassen. Es tritt viel eher das Gegenteil ein, offenbart sich dem Zuschauer doch eine altbekannte Geschichte die insbesondere in atmosphärischer Hinsicht als richtig gelungen bezeichnet werden kann. Stimmige Locations, eine äußerst düstere Grundstimmung und eine tolle musikalische Untermalung versetzen einen dabei von der ersten Minute an in die genau richtige Stimmung, um endlich einmal wieder einen Vampirfilm der alten Schule zu genießen, der zugegebenermaßen natürlich auch mit einigen Elementen der Neuzeit versehen ist. Dabei denke ich in erster Linie an die vorhandenen CGI-Effekte die ja bei den meisten Leuten auf die größte Kritik stoßen. Hier handelt es sich dann auch wirklich um eine der wenigen Schwächen eines Filmes der ansonsten jedoch in allen Belangen zu überzeugen weiß. Die Effekte hinterlassen schon einen recht billigen und auch trashigen Eindruck wobei sich ja hartnäckig die Gerüchte halten, das an dieser Stelle ganz bewusst darauf hingearbeitet wurde, diesen Eindruck beim Zuschauer entstehen zu lassen.

Wie dem aber auch sei, man sollte doch zuerst die Umsetzung der Geschichte an sich bewerten und diese ist auf jeden Fall sehr gelungen. Gleichzeitig handelt es sich wohl auch ganz eindeutig um die härteste aller Dracula-Verfilmungen, denn an manchen Stellen hat Argento äußerst deftige Momente einfließen lassen, in denen es derbe zur Sache geht. Die Alterseinstufung ist dadurch vollkommen gerechtfertigt und in diversen Passagen gelangt man sogar zu der Ansicht, das die FSK anscheinend einen wirklich guten Tag hatte. Kommen wir aber lieber zum zweiten negativen Kritikpunkt der Geschichte, der jedenfalls nach meiner Meinung als solcher anzusehen ist. Dabei handelt es sich um die Hauptfigur, denn die Besetzung durch Thomas Kretschmann möchte ich einmal diplomatisch als ziemlich gewöhnungsbedürftig beschreiben. Es gibt einfach diverse Figuren oder auch Film-Reihen, die man fast zwangsläufig mit gewissen Darstellern verbindet und im Falle des Grafen Dracula denkt man nun einmal an Darsteller wie Bela Lugosi oder Christopher Lee. Kretschmann ist zwar durchaus bemüht, verfügt aber keinesfalls über die Präsenz oder das Charisma der genannten Schauspieler und wirkt so phasenweise schon eher wie ein Fremdkörper mit dem man sich nie so richtig anfreunden kann.

Hier handelt es sich jedoch um meine ganz eigene Empfindung und ich kann mir sehr gut vorstellen das es genügend Leute gibt, die diesen Aspekt vollkommen anders sehen. Ganz generell gesehen kann man die Leistungen der Darsteller-Riege als gut bezeichnen, wobei sich aber niemand sonderlich in den Vordergrund spielt und dadurch besonders auffallen würde. Der Film an sich ist also insgesamt gesehen wirklich gelungen und eventuell sollte man endlich einmal von der Erwartungshaltung abrücken, das Dario Argentos neue Filme an die Klasse solcher Meisterwerke wie "Suspiria" heranreichen sollen. Hier liegt nämlich das wohl größte Problem vieler Leute und langsam sollte man sich dann endlich einmal mit der Tatsache abfinden, das der Regisseur sicherlich den Zenit seines Könnens schon längst überschritten hat. Die Genialität seiner Klassiker ist wohl unbestritten, doch in der heutigen Zeit unterliegt man ganz einfach auch diversen Auflagen der Film-Studios, so das Werke wie zur damaligen Zeit kaum noch zu bewerkstelligen sind. Die Zeiten haben sich leider geändert, zudem sollte man "Dracula 3D" auch als vollkommen eigenständiges Werk betrachten und nicht immer wieder jede neue Produktion des Italieners an seinen großen Erfolgen messen. Eine objektive Sichtweise sollte einen eigentlich zu einem überraschend guten Gesamteindruck kommen lassen, der nach unzähligen vernichtenden Kritiken nicht unbedingt zu erwarten war.

Natürlich muss sich jeder seine ganz eigene Meinung bilden, doch neben dem genialen Original aus dem Jahr 1931 und dem brillanten Remake aus den berühmten Hammer Studios zählt Argentos "Dracula" für mich zu den besten Verfilmungen über den König aller Blutsauger. Eine atmosphärisch erstklassig in Szene gesetzte Geschichte und ein ordentlicher Härtegrad sorgen dabei für ein herrliches Horror-Feeling und die richtige musikalische Untermalung tut ihr Übriges, um endlich mal wieder einen Oldschool-Vampirfilm genießen zu können. Bis auf die beiden angesprochenen negativen Kritikpunkte gibt es nichts zu bemängeln, so das diverse eher vernichtende Meinungen schwerlich nachzuvollziehen sind.


Fazit:


"Dracula 3D" ist längst nicht so schlecht wie sein Ruf, vielmehr präsentiert sich ein wirklich stimmiger Film der die klassischen Motive sehr gut in Szene setzt. Mit kleineren Abstrichen handelt es sich daher um eine der besten Verfilmungen die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Argento hat unter Beweis gestellt das er immer noch eine Menge drauf hat, auch wenn das Werk sicherlich nicht an seine ganz großen Klassiker heranreichen kann.


7,5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Rampage: Capital Punishment
(Rampage: Capital Punishment)
mit Brendan Fletcher, Lochlyn Munro, Mike Dopud, Michaela Mann, Bruce Blain, John Sampson, Nathan Lehfeldt, Michaela Ross, Uwe Boll, Matt Frewer, Dan Zachary
Regie: Uwe Boll
Drehbuch: Uwe Boll / Brendan Fletcher
Kamera: Mathias Neumann
Musik: Jessica de Rooij
keine Jugendfreigabe
USA / 2014

Drei Jahre nach dem verheerenden Amoklauf in einer Kleinstadt sind die Behörden weiterhin auf der fieberhaften Suche nach dem Schützen Bill Williamson. Dieser verbreitet online über Clips und Videos sein radikales Weltbild und findet viele Befürworter. Nun ist die Zeit reif für einen neuen Paukenschlag: Ausgestattet mit automatischen Waffen, richtet Bill in einem lokalen TV-Sender ein Blutbad an und verbarrikadiert sich samt Geiseln im Keller. Dass dies nur der Auftakt von Bills perfidem Plan war, kann die Polizei nur ahnen. Eins ist allerdings glasklar: Für seine Ansichten ist Bill sowohl bereit zu töten – als auch zu sterben …


Fünf Jahre ist es mittlerweile her, das der umstrittene Regisseur Uwe Boll mit "Rampage" einen seiner wohl besten-und gleichzeitig auch härtesten Film präsentierte. Im nun erscheinenden zweiten Teil sind allerdings erst drei Jahre vergangen und Massenmörder Bill Williamson war nach dem grausamen Massaker aus Teil 1 untergetaucht, konnte jedoch trotz intensivster Bemühungen der Berhörden nicht aufgespürt werden. Nun aber ist er wieder unterwegs und will eine weitere Blutspur ziehen, indem er anscheinend willkürlich Leute auf offener Straße erschießt, um danach einen Fernsehsender in Beschlag zu nehmen um der ganzen Welt seine Botschaft zu überbringen. Und genau dieser Aspekt ist es dann auch der sich wie ein roter Leitfaden durch die gesamte Geschichte zieht, in der Uwe Boll auch selbst in einer Nebenrolle zu sehen ist. Der Regisseur legt dieses Mal keinen allzu großen Wert auf extreme visuelle Brutalitäten und wer im Bezug auf den Härtegrad einen ähnlich ausgestatteten Film wie den Vorgänger erwartet wird nicht ganz auf seine Kosten kommen. Sicherlich gibt es wieder einige blutige Einschüsse zu sehen, doch insgesamt gesehen hält sich das Szenario in Sachen expliziten Gewaltdarstellungen eher recht vornehm zurück. Manch einen mag das jetzt eventuell gleich abschrecken, denn es wird sicher nicht wenige Leute geben die lediglich auf dieses Werk gewartet haben, um eine weitere Schlachteplatte serviert zu bekommen in der das Blut literweise fließt.

Diesen Punkt hat Boll aber eher vernachlässigt und widmet sich stattdessen vielmehr der Botschaft der Story die im Prinzip auch vollkommen unmissverständlich beim Zuschauer ankommen sollte. Man hat in den letzten Jahren ganz bestimmt so manchen Film mit viel Sozialkritik zu sehen bekommen und auch das imperialistische System der USA ist dabei mehr als nur einmal aufs Korn genommen worden. Ich persönlich kann mich jedoch an keine einzige Geschichte erinnern, in der so offen-und absolut gnadenlos mit der amerikanischen Politik abgerechnet wird und gleichzeitig auch die Gruppierung der superreichen Hintermänner angeprangert wird. Uns Uwe nimmt dabei auch kein Blatt vor den Mund, denn Leute wie George W. Bush, Obama oder auch Snowden werden beim Namen genannt und Hauptdarsteller Brendan Fletcher lässt keine Möglichkeit aus, den Betrachter mit einer wahren Flut von Dialogen davon zu überzeugen, das die USA alles andere sind als der große und über alles wachende Bruder, der doch nur das Beste für die Menschen im eigenen Land und auf der gesamten Welt will. Phasenweise wird das wohl mächtigste Land der Welt sogar wie ein absolutes Feindbild dargestellt, das lediglich durch Manipulation der Massen und Korruption dazu in der Lage ist, seine Vorherrschaft aufrecht zu erhalten.

Natürlich ist es einem jedem selbst überlassen, wie er über die hier zum Besten gegebenen Aspekte denkt, doch offenbart sich ein extrem interessantes Geschehen, in dem sogar der Täter trotz seiner Greueltaten fast schon zu einer Art Sympathieträger avanciert. Ganz bestimmt kann-und darf man die Handlungen von Williamson keinesfalls gut heißen, doch steckt mit einer großen Wahrscheinlichkeit viel mehr Wahrheit in seinen Aussagen, als manch einer sich erträumen würde. Es ist insbesondere dieser Gesichtspunkt der Abläufe der diesen zweiten Teil zu einem herausragenden Stück Film macht und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, das man mit der Zeit überhaupt nicht mehr das Gefühl hat das es dem Szenario an Härte mangeln würde. Zu sehr hängt man an den Lippen der Hauptfigur, die einmal mehr absolut grandios von Brendan Fletcher dargestellt wird, der übrigens neben Uwe Boll auch mitverantwortlich für das gelungene Drehbuch ist. Um den Täter nicht zu sympathisch erscheinen zu lassen oder gar zu glorifizieren hat Boll dann wohl einige eher skurrile Passagen eingebaut, in denen Ohne jeglichen Grund diverse Protagonisten erschossen werden. Nur unter diesem Gesichtspunkt kann man sich die im Prinzip eher unpassenden Momente logisch erklären, denn ansonsten wäre hier einem Massenmörder am Ende wahrscheinlich noch der Heiligenschein aufgesetzt worden. Wie dem aber auch sei, "Rampage: Capital Punishment" ist sicherlich nicht ansatzweise so hart wie sein Vorgänger, rückt dafür aber absolut hervorragend eine Botschaft in den Mittelpunkt, die letztendlich auch bei jedem ankommen sollte.

Im Endeffekt ist es wie immer die reine Geschmackssache, doch Herr Boll straft hier meiner Meinung nach einmal mehr seine unzähligen Kritiker lügen, denn mit diesem fast brillant umgesetzten Werk hat er sich fast schon ein kleines Denkmal gesetzt. Über etliche andere Werke des umstrittenen Regisseurs kann man vollkommen berechtigt einen Kübel voller Mist auskippen und dem guten Mann eventuell auch die nötigen Regie-Fähigkeiten absprechen, doch in vorliegendem Fall handelt es sich um eine Geschichte, die dem Zuschauer auch ohne große visuelle Härte merklich unter die Haut geht. Es handelt sich um eine gnadenlose Abrechnung mit einem verlogenen-und korrupten System und das wird auch gänzlich unverhohlen zum Ausdruck gebracht. Sollten sich die zuständigen Behörden (FBI, CIA) dieses Werk auch anschauen dann wäre es kaum verwunderlich, wenn unser Uwe demnächst auf etlichen Fahndungslisten auftauchen würde. So gnadenlos wie er hat nämlich wohl noch niemand das mächtigste Land der Welt und somit auch seine verlogene Politik an den Pranger gestellt und das wird sicher nicht jedermann gefallen.


Fazit:


Weitaus weniger Härte-und Brutalität als im Vorgänger und dennoch ist "Rampage: Capital Punishment" rein filmisch gesehen die klar bessere Wahl. Ein echter und direkter Vergleich verbietet sich aber eigentlich, denn während Teil 1 in erster Linie durch explizit dargestellte Gewalt ins Auge fiel, wird in der Fortsetzung der Dialog und eine Botschaft in den Vordergrund gerückt. Ein paar blutige Einstellungen sind dabei die ideale Ergänzung, um das Ganze noch realistischer erscheinen zu lassen.


9/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Invasion vom Mars
(Invaders from Mars)
mit Helena Carter, Arthur Franz, Jimmy Hunt, Leif Erickson, Hillary Brooke, Morris Ankrum, Max Wagner, William Phipps, Milburn Stone, Janine Perreau, Fay Baker, Barbara Billingsley, Peter Brocco, Tommy Cottonaro
Regie: William Cameron Menzies
Drehbuch: Richard Blake / John Tucker Battle
Kamera: John F. Seitz
Musik: Raoul Kraushaar / Mort Glickman
FSK 12
USA / 1953

Zufällig beobachtet der kleine David Maclean, wie ein Ufo hinter dem Haus seiner Familie landet. David berichtet das Unvorstellbare seinen Eltern. Von nun an bricht das Grauen in die amerikanische Kleinstadt ein. Davids Eltern und viele andere Bewohner verändern sich auf merkwürdige Weise. Sie werden von den Außerirdischen zu willenlosen Marionetten umfunktioniert. Mit Hilfe der Ärztin Pat Blake und einem bekannten Astronomen nimmt der Junge den Kampf gegen die Invasion auf. Auch das Militär kommt zum unvermeidlichen Einsatz. Ist die Erde noch zu retten?


Im Normalfall verhält es sich ja zumeist so, das die alten Filmklassiker gegenüber den ihnen spendierten Neuauflagen die Nase klar vorn haben, doch in vorliegendem Fall verhält es sich einmal vollkommen anders. Gerade in den 50er Jahren waren ja die SCI/FI Filme berühmt die sich mit der Thematik von außerirdischen Invasoren beschäftigten und so wurde auch so mancher echter Klassiker wie beispielsweise "Der Tag, an dem die Erde stillstand" geschaffen. Auch "Invasion vom Mars" darf man sicherlich allein schon aufgrund seines Alters in die Kategorie Klassiker hinein packen, jedoch ist dieser Begriff keinesfalls auf die Qualität des Filmes umzumünzen. In dieser Beziehung hat nämlich ganz klar Tobe Hooper's Neuauflage von 1985 die Nase vorn, wohingegen die hier besprochene Originalvorlage wohl hauptsächlich aus der Sicht des Trash-Liebhabers eine Menge Wohlwollen hervorrufen dürfte.

Von der ersten Minute an entwickelt sich nämlich eine Geschichte die in erster Linie als wunderbar unterhaltsamer Kitsch bezeichnet werden kann, bei dem insbesondere die damalige Ausstattung, das theatralische Schauspiel der Akteure und die aus heutiger Sicht hanebüchenen Effekte die Aufmerksamkeit des Zuschauers erregen. Über die Story an sich braucht man dabei kaum Worte verlieren, denn diese dürfte doch hauptsächlich aus Hooper's Variante her äußerst bekannt sein. Vielmehr ist es die charmant-witzige Umsetzung des Ganzen, die an so manchen Stellen schon für etliche Schmunzler sorgen kann, wohingegen man sich im Jahr 1953 vielleicht sogar wirklich bei der Sichtung des Geschehens nicht so ganz wohl in seiner Haut gefühlt hat, was allerdings mehr in der Thematik als denn an ihrer Umsetzung gelegen haben dürfte. Regisseur William Cameron Menzies ist zwar durchgehend bemüht so etwas wie einen Spannungsbogen aufzubauen, doch bleibt es leider letztendlich auch nur beim Versuch, da die Geschichte ganz einfach mit zu vielen offensichtlichen Mankos ausgestattet ist.

Dabei wären zunächst einmal die Darsteller zu nennen die zwar allesamt recht bemüht erscheinen, die den damaligen Hang zur Theatralik aber viel zu sehr ausleben und die ganze Chose dabei seltsam künstlich wirken lassen. So entwickelt sich auch kaum einmal eine Phase während der Ereignisse die auch nur annähernd ernst genommen werden könnte, andererseits kann man sich jedoch an der teilweise vorhandenen Unbeholfenheit der Akteure erfreuen, die streckenweise wie hölzerne Puppen agieren die ihre Texte von einem Zettel ablesen. Der absolute Hammer ist dann aber die visuelle Darstellung der Marsianer, die augenscheinlich in grünliche Gewänder-und Strumpfhosen gesteckt wurden und lediglich ungeordnet durch die Gegend laufen. An dieser Stelle offenbart "Invasion vom Mars" dann auch eine Besonderheit die den Betrachter einige Minuten lang wirklich ungläubig auf den Bildschirm starren lassen, sieht man doch in unzähligen Einstellungen immer wieder menschliche Soldaten sowie auch deren Gegenspieler vom Mars durch die unter der Erde befindlichen Gänge laufen, in denen sich die Invasoren samt ihrem Raumschiff eingegraben haben. Die Besonderheit liegt darin das es sich im Prinzip immer wieder um den gleichen Gang wie auch die gleichen Personen handelt und der Regisseur hatte anscheinend nichts Besseres zu tun, als dem Betrachter bis zum Erbrechen immer wieder die selbe Einstellung anzubieten.

Ist das zunächst noch durchaus unterhaltsam und witzig so nervt dieser Aspekt mit der Zeit doch ganz gewaltig, woran auch die immer bedrohlicher aufkommende musikalische Untermalung nichts ändert. Hier handelt es sich lediglich um einen weiteren und leider vergeblichen Versuch Spannung zu konstruieren, denn außer diversen Lachanfällen fällt einem zu diesem herrlichen Humbug nichts mehr ein. Letztendlich ist es wie immer Ansichtssache, doch rein von der qualitativen Seite aus gesehen hat dieses Original herzlich wenig zu bieten. Nur der geneigte Trash-Fan und generelle Nostalgiker dürften ihre helle Freude an dieser Blödelei haben, alle anderen sollten definitiv zum Remake von Hooper greifen, das eine echte Perle des 80er SCI/FI Filmes darstellt und seiner Originalvorlage um Lichtjahre voraus ist. Dennoch ist es eine schöne Sache das Koch Media auch diesen Film nun auch erstmals ungeschnitten dem hübschen Mediabook beigelegt hat, allerdings ist die Bild-Qualität der DVD schon fast als Frechheit zu bezeichnen. Wahrscheinlich war man jedoch der Meinung das der Film eh nicht besonders gut ist und man ihn deswegen auch nicht unbedingt restaurieren müsste. Über bleibt dann auch eine Qualität, die sicherlich von so manchem alten VHS-Tape noch um Längen übertroffen werden könnte, was ich persönlich schon ein wenig schade finde, denn bei einer Veröffentlichung in einem Mediabook darf man doch auch ein wenig mehr Qualität erwarten.


Fazit:


"Invasion vom Mars" zählt definitiv zu den Filmen, bei denen das Remake das Original bei Weitem übertrifft. Dennoch macht es auch durchaus Spaß sich diese trashige Variante aus den 50ern anzuschauen, die man allerdings auf keinen Fall ernst nehmen kann.


5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Hobgoblins
(Hobgoblins)
mit Tom Bartlett, Paige Sullivan, Steven Boggs, Kelley Palmer, Billy Frank, Tamara Clatterbuck, Duane Whitaker, Jeffrey Culver, Kevin Kildow, Kari French, Daran Norris, James Mayberry, Ken Abraham, Don Barrett
Regie: Rick Sloane
Drehbuch: Rick Sloane
Kamera: Rick Sloane
Musik: Alan DerMarderosian
FSK 16
USA / 1988

Als Nachtwächter Kevin seine neue Stelle bei einem verlassenen Filmstudio antritt, ahnt er noch nicht, dass sein Kollege und Partner McCreedy seit Jahren ein düsteres Geheimnis hütet: Jahrzehnte zuvor stürzten kleine, gemeine Aliens auf dem Gelände des Filmstudios ab. Damals konnte sie McCreedy gerade noch in einem Tresorraum einsperren, um Schlimmeres zu verhindern. Unglücklicher Weise lässt Kevin die kleinen Monster entwischen. Diese Hobgoblins verfügen über erstaunliche Fähigkeiten, denn sie erfüllen jedem Menschen seine sehnsüchtigsten Wünsche... anschließend fressen sie ihn auf. Nun liegt es an Kevin und seinen Freunden, den kleinen Pelzviechern ein Ende zu bereiten.


Die Gremlins, Critters und selbst die Ghoulies dürften den meisten Film-Fans bekannt sein, wohingegen die nun auftretenden Hobgoblins eher zu den unbekannten pelzigen Viechern gehören dürften, die in einer Mischung aus Horror, Komödie-und SCI/FI nun zu ihrer DVD-Premiere in Deutschland gelangen. Doch machen wir uns nach der Sichtung dieses Filmes nichts vor, hier handelt es sich um den puren 80er Jahre Trash und ausschließlich aus dieser Perspektive darf man das Werk dann auch bewerten. Über die Geschichte an sich gibt es im Prinzip überhaupt nichts zu sagen, denn diese ist eben so hanebüchen wie es die Inhaltsangabe vermuten lässt. Mehr Aufmerksamkeit sollte der Zuschauer dann schon deren Umsetzung widmen, denn diese fällt dermaßen mies aus, das man sich letztendlich nur die verbleibenden Haare raufen kann. Echte Cineasten sollten also erst gar nicht auf die Idee kommen sich diesen filmischen Müll anzuschauen, der allerdings für echte Liebhaber des schlechten Geschmacks ein wahres Feuerwerk darstellen dürfte.

Mit einem geschätzten Budget von gerade einmal 15.000 $ hat Regisseur Rick Sloane hier ein echtes Spektakel der Unzulänglichkeiten in Szene gesetzt das eigentlich jeder Beschreibung spottet. Da wären zuerst einmal die sogenannten "Hobgoblins" die man in keinster Weise mit den "Gremlins" und Konsorten vergleichen sollte. In vorliegendem Fall entsteht vielmehr der Eindruck das es sich um einfache Fell-Puppen handelt, die während des Geschehens ab und zu von jemandem in die Ereignisse hinein geworfen werden. Dabei ist das wörtlich gemeint denn ich kann mich nicht erinnern, das eines der pelzigen Monster im Film auch nur eine eigenständige Bewegung gemacht hätte. Das ist aber gar nicht weiter schlimm, denn immerhin sind die eigentlichen Hauptdarsteller der Story noch nicht einmal das größte Manko, denn dieses findet man ganz eindeutig in der Darsteller-Riege die diese Bezeichnung im Prinzip überhaupt nicht verdient. Was hier an schauspielerischen Leistungen geboten wird geht auf keine Kuhhaut, passt aber nahezu perfekt in das trashige Gesamtbild das sich hier von der ersten Minute an erkennen lässt.

So gestalten sich die Abläufe dann auch größtenteils wie eine Aneinanderreihung manchmal vollkommen sinnloser Handlungen und an dieser Stelle möchte ich ganz besonders an die Geschehnisse anlehnen die sich innerhalb von Kevins Haus abspielen. Die dort immer zusammen kommende Clique legt ein Verhalten an den Tag bei dem man ausschließlich mit dem Kopf schütteln kann, wobei so manche Passage eine gewisse Art von Humor an den Tag legt den sicherlich nicht jeder teilen kann. Das zieht sich dann auch konstant durch die gesamte Chose, der laut IMDB Eintrag sogar ein Drehbuch zu Grunde liegen soll, für das ebenfalls der gute Rick Sloane verantwortlich zeichnet. Als wenn das noch nicht genug wäre ist der Tausendsassa auch noch für die Kamera verantwortlich und schon hat man eine teilweise Erklärung dafür, warum dieser Film so unglaublich schlecht geworden ist. Dem Mann fehlt es ganz augenscheinlich am nötigen Talent einen wirklich guten Film auf den Weg zu bringen, wobei "Hobgoblins" selbst als Trash-Werk nur phasenweise zu unterhalten weiß. Zu albern und einfach schlecht präsentiert sich hier ein Film, der ganz bestimmt kein Ruhmesblatt der goldenen 80er Jahre ist.

Dennoch sollte man fairerweise anmerken, das man zumindest an einigen Stellen ein Lachen nicht verkneifen kann. Das liegt jedoch mehr daran, das die unzähligen Unzulänglichkeiten ein wirres-und skurriles Intermezzo ergeben, zudem muss man ganz einfach eine ausgeprägte Vorliebe für den filmischen Bodensatz sein eigen nennen. Ansonsten wird man mit dieser Gurke nicht sonderlich viel anfangen können und obwohl ich selbst ein bekennender Freund des Trash-Filmes bin, könnte ich mir diesen Bodensatz kein zweites Mal anschauen.


Fazit:


"Hobgoblins" hat sicherlich seine Fan-Gruppe und das ist auch vollkommen in Ordnung, doch werden die meisten Leute in vorliegendem Fall sicherlich eine Grenze zwischen Trash und einem einfach grottenschlechten Film ziehen. Meiner persönlichen Meinung nach ist das Werk in die zweite Kategorie einzuordnen, denn diese filmische Gülle hätte man sich auch gern sparen können.


3/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Ein Sarg aus Hongkong
(Ein Sarg aus Hongkong)
mit Heinz Drache, Elga Andersen, Ralf Wolter, Sabine Sesselmann, Willy Birgel, Chien Yu, Tommy Ray, Monika John, Greta Chi, Angela Bo, Henri Guégan, Michael Bulmer, Pierre Richard, Kurt Beck, Amy Cheung
Regie: Manfred R. Köhler
Drehbuch: James Hadley Chase (Roman) / Manfred R. Köhler
Kamera: Klaus von Rautenfeld
Musik: Karl Barthel / Fred Strittmatter
FSK 16
Deutschland / 1964

Nachdem er die Leiche einer Chinesin in seiner Wohnung entdeckt hat, wird der Londoner Privatdetektiv Ryan von einem Industriellen beauftragt, in Hongkong den Tod von dessen Sohn zu untersuchen. In Begleitung seines Assistenten Bob Tooly begibt sich Ryan nach Asien, wo er Drogenschmugglern auf die Schliche kommt und herausfindet, dass der Sohn seines Auftraggebers vielleicht gar nicht so tot ist, wie es den Anschein hat.


Der deutsche Krimi wurde in den 60er Jahren insbesondere von den Edgar Wallace-und Dr. Mabuse Verfilmungen geprägt und so gab es auch immer wieder Filme, die eher unbeachtet eine Art Schattendasein fristen mussten. Dazu zählt bestimmt auch der eher unbekannte Titel "Ein Sarg aus Hongkong", der auf dem Roman "A Coffin from Hong Kong" von James Hadley Chase basiert und gleichzeitig das Regie-Debüt von Manfred R. Köhler darstellt. Dabei hätte die hier erzählte Geschichte durchaus ein wenig Aufmerksamkeit verdient, offenbart sich doch ein gut in Szene gesetzter Krimi mit Heinz Drache in der Hauptrolle, der zur damaligen Zeit ja ganz eindeutig zu den besten und bekanntesten deutschen Darstellern gezählt hat und auch in etlichen Wallace-Krimis mitwirkte. Aus heutiger Sicht mag der Film sicherlich ein wenig angestaubt und antiquiert erscheinen, doch gerade Fans des Genres und Nostalgiker dürften über die deutsche Erstveröffnetlichung auf DVD sehr erfreut sein.

Von Anfang an lässt sich ein gut aufgebauter Spannungsbogen erkennen der sich auch fast bis zum Ende hin aufrecht erhalten kann. Allerdings sollte man auch fairerweise anmerken, das vor allem der geneigte Krimi-Fan auch schon recht frühzeitig erkennen kann, in welche Richtung das gesamte Geschehen tendiert. Das ändert jedoch nichts an der Klasse eines Filmes der mit einer gesunden Mischung aus Spannung, Action, tollen Schauplätzen und einer Prise Humor daher kommt und so gut 90 Minuten beste Unterhaltung anbietet. Die humorige Note wird dabei hauptsächlich durch den kauzigen Ralf Wolter eingestreut, der den meisten sicherlich aus den Winnetou-Filmen bekannt sein dürfte und der hier den Assistenten von Heinz Drache mimt. Die beiden sind in Hongkong so einigen Gefahren ausgesetzt, als sie die Hintergründe eines mysteriösen Mordes aufklären wollen und dabei auf immer mehr Zusammenhänge stoßen, die den Fall in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Zugegebenermaßen erscheint dabei nicht immer alles vollkommen logisch und diverse Abläufe wirken manchmal sogar etwas konstruiert, doch insgesamt gesehen ist das dem Unterhaltungswert des Szenarios in keinster Weise abträglich. Selbst die Vorhersehbarkeit gewisser Dinge kann man verzeihen, so muss man ganz sicher kein Abitur besitzen um frühzeitig zu erkennen, auf was die ganze Chose letztendlich hinaus läuft und wer hinter den ganzen Ereignissen steckt, mit denen die beiden Hauptfiguren hier konfrontiert werden. Köhler hat seiner Erzählung ein für die damalige Zeit ordentliches Tempo verliehen und in mehreren Passagen der Geschichte bekommt man sogar ganz gute Action zu sehen. Natürlich sollte man dabei nie die Entstehungszeit dieses Werkes außer acht lassen, denn gerade die Nahkämpfe in die Heinz Drache mehrmals verwickelt wird sind nicht an heutigen Maßstäben zu messen. Es sind aber genau diese Aspekte die diesem Film seinen ganz persönlichen Stempel aufdrücken und ihn nahezu unverwechselbar in die 60er Jahre einordnen, zudem entsteht dadurch dieser einzigartige Charme, der die Werke dieser Dekade so ganz besonders auszeichnet.

Und so sollte jeder Genre-Fan auf jeden Fall einen Blick riskieren, denn auch wenn "Ein Sarg aus Hongkong" sicherlich nicht zu den filmischen Meisterwerken zu zählen ist, bekommt man an dieser Stelle ein herrliches Kleinod serviert, das man sich auch heute immer noch sehr gut anschauen kann. Es ist sehr schön das sich ein Label wie Ascot Elite auch immer wieder solcher vergessener Perlen annimmt und diese in seiner "Cinema Treasure" Reihe veröffentlicht, denn so bekommen auch einmal die eher unbekannten deutschen Krimis die Chance, der breiten Masse zugänglich gemacht zu werden und erlangen so vielleicht endlich Aufmerksamkeit, die sie aufgrund der vorhandenen Klasse auf jeden Fall verdient haben.


Fazit:


Wer die alten deutschen Krimis zu schätzen weiß sollte sich diese kleine Perle auf jeden Fall in die Sammlung stellen, denn trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit bietet "Ein Sarg aus Hongkong" erstklassige Filmkost. Mit einer Vorliebe für das Genre kommt man nicht an diesem Werk vorbei und Nostalgiker werden sicherlich schon aus Prinzip zugreifen.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Torture Chamber - Der Folterkeller
(Torture Chamber)
mit Vincent Pastore, Christie Sanford, Lynn Lowry, Ron Millkie, Carmen LoPorto, Richard D. Busser, Ellie Pettit, Steven Lobman, Raine Brown, Danny Lopes, Bill Boorman, Andrew George Jr., Lily Suda
Regie: Dante Tomaselli
Drehbuch: Dante Tomaselli
Kamera: Timothy Naylor
Musik: Kenneth Lampl / Allison Piccioni / Dante Tomaselli
keine Jugendfreigabe
USA / 2013

Jimmy war von seiner Geburt an ein bösartiges Kind gewesen. Als seine Eltern nicht mehr weiter wissen, wenden sie sich an einen katholischen Priester, der mit Exorzismen versucht, das Böse in Jimmy zu verbannen. Doch dieses ist zu stark und Jimmy wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Als Jimmy 13 Jahre alt ist, entkommt er zusammen mit anderen Kindern aus der Anstalt, in der sie festgehalten wurden und kehrt zurück in seine Heimstadt, um Rache an seinen Eltern und allen Anwohnern zu nehmen. Jimmy schleppt seine Opfer in den Keller einer verlassenen Burg, die sich in der Nähe der Stadt befindet, und foltert sie dort zu Tode. Niemand in der Stadt ist sicher und schnell befindet sich der ganze Ort in der Kontrolle der Kinder. Zufällige Entdecker der Situation leben nicht lange genug, um von ihr zu berichten.


Dante Tomaselli gehört nicht unbedingt zu den Viel-Filmern unter den Regisseuren und so hat es auch geschlagene sieben Jahre gedauert, bis nach seinem sehr gelungenem "Satan"s Playground" 2013 sein neuestes Werk "Torture Chamber" erschien. Dabei sollte man schon gleich zu Beginn erwähnen, das sich die Geschichte des Filmes keinesfalls so geradlinig präsentiert wie es laut Inhaltsangabe zu vermuten ist. Vielmehr hat Tomaselli an dieser Stelle auf eine Erzähl-Struktur gesetzt die manch einem schwer im Magen liegen wird, offenbart sich doch eine Ansammlung von Episoden, die dem Zuschauer wie ein streckenweise wirr zusammengesetzter Fiebertraum erscheinen müssen. Dabei werden die Ereignisse nicht chronologisch erzählt und es fällt gerade zu Beginn gar nicht einmal so leicht die Zusammenhänge des Ganzen zu erkennen. Erst nach und nach fügen sich die einzelnen Puzzle-Teilchen zusammen und ergeben ein stimmiges Gesamtbild, so das an dieser Stelle auch die Geduld des Betrachters auf eine harte Probe gestellt wird.

Gleichzeitig beinhaltet dieser Aspekt jedoch auch die größte Stärke des Filmes, denn die Kombination aus gegenwärtigen Geschehnissen, ständigen Rückblenden, fiebrigen Traum-Sequenzen und surrealen Elementen ist einmal etwas vollkommen anderes, so das sich "Torture Chamber" doch sehr wohlwollend vom ansonsten üblichen Einheitsbrei der Horrorfilme abhebt der einem in der letzten Zeit so angeboten wird. Dennoch wird dieses Werk ganz sicher die Meinungen der Fans erheblich spalten, denn nicht jeder wird etwas mit Tomaselli's Stil anfangen können. Man muss sich von der ersten Minute an auf eine wilde-und wirre Fahrt einstellen in der mit den üblichen Konventionen gebrochen wird und sich stattdessen ein Szenario präsentiert, das man schon fast als experimentelle Drogenerfahrung bezeichnen könnte. Die ganze Zeit über vermeint man sich nämlich in einem regelrechten Rauschzustand zu befinden der einfach nicht aufhören will und einen fulminanten Angriff auf die menschlichen Sinne darstellt. Die volle Konzentration ist hier erforderlich um die Zusammenhänge zu erkennen und auch zwischen Realität und Fiktion unterscheiden zu können.

Durch die ungewöhnliche Erzählweise der Abläufe ist es so gut wie unmöglich, einen wirklichen Bezug zu den Figuren der Geschichte herzustellen was ich persönlich aber keinesfalls als negativen Kritikpunkt ansehen würde. Denn auch wenn der eigentliche Bezug zu den Akteuren fehlt, zieht einen die Story immer tiefer in einen sogartigen Strudel aus Genie und Wahnsinn, denn nichts anderes wird einem hier von Tomaselli serviert. Mit gerade einmal 200.000 $ Budget ausgestattet hinterlässt der Film dabei so gut wie nie einen wirklich billigen Eindruck, die Schauplätze sind sorgsam ausgewählt worden und verleihen dem Ganzen von Haus aus einen herrlich düsteren-und bedrohlichen Touch, zudem können sich auch die enthaltenen Effekte jederzeit sehen lassen. Einzig und allein die deutsche Synchronisation erscheint phasenweise ein wenig störend, denn einige der Figuren sind mit Stimmen ausgestattet worden die nicht wirklich zu ihnen passen. Eventuell handelt es sich in diesem Punkt aber auch nur um eine rein persönliche Wahrnehmung, aber insbesondere die Synchronstimme der Mutter fand ich absolut unpassend. Dieses kleine Manko kann man jedoch auch großzügig übersehen, denn ansonsten kann "Torture Chamber" meiner Meinung nach in wirklich allen Belangen überzeugen.

Trotzdem wird so manch einer vielleicht ein wenig enttäuscht sein, denn die Geschichte gestaltet sich keinesfalls so hart und blutig, wie man aufgrund des reißerischen Film-Titels vermuten könnte. Visuelle Gewaltdarstellungen sind zwar durchaus vorhanden, doch bewegt sich der Härtegrad in einem relativ überschaubaren Rahmen, so das man keine Wunderdinge erwarten sollte. Letztendlich liegt es wie immer im Auge des jeweiligen Betrachters und Tomaselli's wilder Fiebertraum wird längst nicht bei jedem auf Begeisterung stoßen, doch mir hat diese wilde Fahrt durch das Horror-Genre ausnehmend gut gefallen. Tief ineinander verschachtelt offenbart sich eine Story auf die man sich wirklich einlassen muss, um ihre ganze Faszination auch wirklich spüren zu können. Wer einen eher gut strukturierten und geradlinigen Film sehen möchte sollte lieber gleich die Finger von der DVD lassen, wer sich aber nicht davor scheut auch einmal ein Experiment zu starten, wird mit einem kruden Mix belohnt der auf jedenfalls absolut sehenswert ist.


Fazit:


Bei manchen Filmen kommt es noch mehr auf den persönlichen Geschmack an als es normalerweise schon der Fall ist. "Torture Chamber - Der Folterkeller" zählt zu dieser Kategorie und wird höchstwahrscheinlich nur denjenigen gefallen, die auch einmal etwas Außergewöhnliches sehen möchten. Von meiner Seite aus gibt es jedenfalls eine dicke Empfehlung für diesen Mix aus Horror und surrealen Elementen, der den Zuschauer in einen rauschartigen Zustand versetzt und nicht mehr los lassen will.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Conan
(Conan the Barbarian)
mit Jason Momoa, Stephen Lang, Rachel Nichols, Ron Perlman, Rose McGowan, Bob Sapp, Leo Howard, Steven O'Donnell, Nonso Anozie, Raad Rawi, Laila Rouass, Saïd Taghmaoui, Milton Welsh, Borislav Iliev
Regie: Marcus Nispel
Drehbuch: Thomas Dean Donnelly / Joshua Oppenheimer / Sean Hood
Kamera: Thomas Kloss
Musik: Tyler Bates
keine Jugendfreigabe
USA / 2011

Schon als Kind erfährt Conan Gewalt: Aus dem Bauch seiner sterbenden Mutter gerettet, sieht er seinen Vater Corin vom Barbarenstamm der Cimmerier unter der sadistischen Hand des selben Wüterichs sterben, der seinen ganzen Clan massakrierte: Der finstere Khalar Zym, der mithilfe seiner Hexentochter Marique ein schwarzmagisches Ritual zur Reanimierung seiner verstorbenen Gattin - und Erlangung unmittelbarer Weltherrschaft - anstrebt, wofür er nur noch ein letztes Menschenopfer benötigt. Jahre später schreitet Conan zur wohlverdienten Rache.


Nach dem verhunzten "Freitag der 13." Remake steht Marcus Nispel nicht unbedingt ganz oben in meiner persönlichen Liste der beliebtesten Regisseure. Lange habe ich mich deswegen auch gegen die vorliegende Neuauflage des Filmes gewehrt, mit dem Arnold Schwarzenegger 1982 den internationalen Durchbruch schaffte. Ehrlich gesagt war ich noch nie ein glühender Fan von Conan, doch das Original hat schon einen gewissen Reiz und wird insbesondere durch seine starken Charaktere geprägt. In dieser Beziehung steht das Remake auch ganz klar hinten an, denn die einzelnen Figuren sind leider allesamt mit Darstellern besetzt, die durch die Bank vollkommen austauschbar erscheinen und den von ihnen dargestellten Figuren keinerlei Seele verleihen. Am schlimmsten hat es dabei Conan selbst getroffen, denn wie man auf die Idee kommen konnte diese Rolle mit dem ehemaligen Baywatch-Schönling Jason Momoa zu besetzen wird wohl für immer ein Rätsel der Filmgeschichte bleiben. Zwar kann man dem guten Mann keinesfalls sein Bemühen absprechen einigermaßen glaubwürdig in die großen Fußstapfen des "Ex-Gouvernators" zu schlüpfen, wobei er allerdings schon in rein optischer Hinsicht ganz klar den Kürzeren zieht. Nun sollte man den Film jedoch fairerweise nicht nur auf seinen Hauptdarsteller reduzieren, denn in den restlichen Rollen bekommt der Zuschauer zumindest solides Schauspiel geboten, so das man sich insgesamt gesehen nicht sonderlich beschweren kann.

Kommen wir nun aber nun zur Umsetzung der bekannten Geschichte, bei der Nispel Gott sei Dank nicht auf eine 1:1 Kopie gesetzt hat, sondern diese durchaus mit mehreren nicht unwichtigen Änderungen versehen hat, die der Neuauflage definitiv sehr gut zu Gesicht stehen. Im Gegensatz zu 82er Variante wird dem Zuschauer hier weitaus mehr Action geboten, wobei die unzähligen Passagen auch wirklich gut ins Bild gesetzt wurden. So genau stelle ich mir einen Film dieser Art vor, der allzu gern auch als gelungener Fantasy-Trash bezeichnet wird. Dabei kann von Trash eigentlich gar keine Rede sein, vielmehr offenbart sich eine mehr als gelungene Mixtur aus eben Fantasy, Action-und Barbarenfilm wie sie im Buche steht und von dieser Warte aus gesehen hat Nispel dann gegenüber John Milius eindeutig die besseren Karten. Zieht sich das Original doch phasenweise ziemlich in die Länge, so bietet die neue Version im Prinzip durchgehend äußerst temporeiche Kost, in der es stellenweise auch ordentlich zur Sache geht.

Da wird gemetzelt was das Zeug hält und kaum ist einmal ein Kampf zu Ende, so steht auch schon der nächste an der Tür. Nun könnte manch einer sicherlich argumentieren das an dieser Stelle diverse Schwächen eventuell durch zu viel Action überspielt werden sollen, doch kommt bei Nispel auch die Geschichte an sich keinesfalls zu kurz. Zudem erwartet man doch auch in einem Film wie "Conan" ein richtig deftiges Action-Spektakel und das wurde einem vor über 30 Jahren nun einmal nicht geboten. Da ich mir Original und Neuauflage innerhalb weniger Tage nacheinander angeschaut habe wird dieser Aspekt erst so richtig bewusst und Marcus Nispel hat diesen unübersehbaren Makel nun endlich aus dem Weg geräumt. Rein filmisch gesehen bevorzuge ich persönlich also durchaus die hier besprochene Variante, die bis auf die schwächere Besetzung ganz eindeutig viel unterhaltsamer daher kommt, was ich im Vorfeld der Sichtung nun wirklich nicht erwartet habe.

Natürlich muss ein jeder für sich selbst entscheiden welche Version für ihn die geeignetere ist und ein Arnie in der Hauptrolle ist dabei bestimmt nicht von der Hand zu weisen. Setzt man also insgesamt gesehen auf die bessere-und markantere Darsteller-Riege, so ist ganz klar das Original zu bevorzugen. In fast allen anderen Gesichtspunkten hat aber Nispel's Variante die besseren Argumente, bietet sie doch ziemlich eindeutig die Action-Passagen und den Unterhaltungswert, den ich mir schon 1982 gewünscht hätte. Hätte man in "Conan" einen Hauptdarsteller mit mehr Ausstrahlung genommen, dann hätte man es letztendlich mit einem gänzlich überzeugenden Film zu tun, so aber ist das Remake mit dem Makel des Jason Momoa behaftet, der trotz der größten Bemühungen nicht einmal annähernd an die Ausstrahlung eines Schwarzeneggers heran kommt.


Fazit:


Auch wenn ich mit meiner Meinung wohl so ziemlich allein dastehen werde, ziehe ich die Neuauflage dem teilweise zu langatmigen Original vor. Eine leicht abgeänderte Story, solide Akteure und jede Menge Action sorgen durchgehend für beste-und kurzweilige Unterhaltung die man sich auch gern mehrmals anschauen kann.


7,5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Sabotage
(Sabotage)
mit Arnold Schwarzenegger, Sam Worthington, Joe Manganiello, Josh Holloway, Terrence Howard, Max Martini, Kevin Vance, Mark Schlegel, Ned Yousef, Mireille Enos, Maurice Compte, Martin Donovan, Michael Monks
Regie: David Ayer
Drehbuch: David Ayer / Skip Woods
Kamera: Bruce McCleery
Musik: David Sardy
keine Jugendfreigabe
USA / 2014

Nach einem erfolgreichen Einsatz auf dem Anwesen eines südamerikanischen Drogenbarons gerät das legendäre SWAT-Team von John Warden in Verdacht, mehrere der erbeuteten Drogenmillionen für sich abgezweigt zu haben. In der Folge geraten Wardens Profis ins Visier ihrer Bosse von der US-Drogenbehörde DEA, aber auch von Killern des Drogenkartells, das sie überfallen haben. Als brutale Morde das SWAT-Team dezimieren, suchen SWAT-Anführer Warden und ein ermittelnder weiblicher Detective gemeinsam die Täter.


Ich bin einigermaßen erstaunt darüber das der Film von Regisseur David Ayer so viele negative Kritiken nach sich zieht. Irgendwie kann man es wohl wirklich nie jedem recht machen, denn beschweren sich viele Leute zumeist über vollkommen überzogene Action-Szenarien, so wird in vorliegendem Fall ein angeblicher Mangel an diversen Action-Passagen bemängelt. Zudem wird der gute Ex-Gouvernator Arnie für mangelnde Kampfeinlagen kritisiert und manch einer möchte ihm sogar maximal den Rang eines Nebendarstellers anheften. Doch ganz egal wie man zu diesem Werk steht, meiner Meinung nach hat Ayer hier einen größtenteils realistisch erscheinenden Film geschaffen, der gleich zu beginn mit einer ordentlichen Portion Aktionismus in Erscheinung tritt. Sicherlich mag der fulminante Beginn bei manch einem eine falsche Erwartungshaltung geschürt haben, denn zugegebenermaßen besinnt sich "Sabotage" danach viel eher auf eine interessante Geschichte und verteilt die durchaus vorhandenen Action-Einlagen gleichmäßig über eine Laufzeit von gut 105 Minuten, was vielen Leuten eventuell ein Dorn im Auge ist. Dabei gestaltet sich das Geschehen jedoch zu keiner Zeit langweilig, denn dafür sorgt allein schon der raue und deftige Umgangston, der innerhalb der SWAT-Einheit vorherrscht.

Auch in diesem Punkt gehen die Meinungen der Fans anscheinend stark auseinander, denn nicht wenige Film-Fans sprechen hier von sinnlosen Onelinern und einer vulgären Ausdrucksweise die angeblich nicht so ganz genehm ist. Man kann die ganze Sache aber auch vollkommen anders sehen, denn der an den Tag gelegte Umgangston und die damit verbundenen Sprüche lockern nicht nur die Geschehnisse auf, zudem kann man sich auch äußerst gut vorstellen, das in einer solchen Elite-Einheit ein etwas schärferer Ton herrscht. Man muss nämlich schon ein harter Hund sein, um den Job der Ermittler auch erledigen zu können der sicherlich nicht für Weicheier geeignet ist. Und so sind dann auch die unglaublichsten Macho-Sprüche an der Tagesordnung, die an dieser Stelle alles andere als unpassend wirken. Aber gut, ein jeder wird sich dabei seine ganz eigene Meinung bilden und das ist auch absolut legitim, warum aber "Sabotage" in der Gesamtbewertung bei vielen Leuten so dermaßen schlecht wegkommt wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben.

Die Geschichte des Filmes wurde wirklich gut umgesetzt und beinhaltet eine Menge an Tempo, auch wenn es nicht im Minutentakt an allen Ecken und Enden kracht. Dafür hat Ayer sich genügend Zeit genommen, um dem Zuschauer die jeweiligen Charaktere ein wenig näher zu bringen. Zwar ist man von einer tiefer gehenden Beleuchtung der einzelnen Figuren noch ein gehöriges Stück entfernt, doch für einen Action-Film bekommt man durchaus eine Menge Informationen über die jeweiligen Akteure. Im Mittelpunkt steht dabei selbstverständlich Arnie, der als Anführer der Einheit im Kampf gegen die Drogen-Kartelle die größten persönlichen Verluste hinnehmen musste. Wird dieser Aspekt des Ganzen zu Beginn noch eher oberflächlich angerissen, so nimmt er im letzten Drittel der Ereignisse den Löwenanteil der Spielzeit ein. Dadurch gewinnt die Geschichte ein wenig an Tiefe und mutiert nicht zu einem der handelsüblichen-und vollkommen überladenen Action-Spektakel, von denen man in den letzten Jahren genügend zu Gesicht bekommen hat. Gerade das haben aber wohl die meisten erwartet, doch gerade in diesem Punkt unterscheidet sich "Sabotage" in meinen Augen sehr wohlwollend von vielen anderen Genre-Vertretern. Auch das Mr. Schwarzenegger selbst nicht mehr als unbesiegbarer Einzelkämpfer in Erscheinung tritt ist doch viel eher positiv zu bewerten, denn wie unglaubwürdig würde es denn bitte erscheinen, wenn der gute Mann mit seinen bald 70 Lenzen im Alleingang alles niedermähen würde was sich ihm in den Weg stellt? An diesem Punkt scheiden sich aber anscheinend die Geister und manch einer mag immer noch Filme wie "Phantom Kommando" oder "Total Recall" als Maßstab nehmen, wenn der Name Schwarzenegger in Verbindung mit Action-Filmen fällt.

Wie dem auch sei, David Ayer hat hier einen wirklich gelungenen Film auf den Weg gebracht, der einen spannende-und jederzeit interessante Geschichte mit dem nötigen Aktionismus kombiniert hat der für sie angemessen ist. So ist ein einigermaßen realistisches Werk entstanden, das sich einmal sehr positiv von etlichen anderen Genre-Kollegen abhebt und insbesondere durch diesen Aspekt eine Menge Pluspunkte sammelt. Gleichzeitig sollte man auch endlich einmal davon abkommen, die neueren Filme mit Arnies absoluten Glanzzeiten zu vergleichen, in denen er auch noch um etliche Jährchen jünger war. Stattdessen kann man froh darüber sein das dieses echte Urgestein selbst im hohen Alter noch anständige Filme dreht, denn so mancher weitaus jüngerer Kollege könnte sich hier noch eine dicke Scheibe abschneiden.


Fazit:


"Sabotage" beinhaltet sicherlich kein Action-Feuerwerk, bietet aber ein insgesamt sehr stimmiges Gesamtbild an dem man als Liebhaber des Genres auf jeden Fall seine Freude hat. Eine spannende Story, witzige Elemente, jede Menge coole Sprüche und realistische Action können keinesfalls so schlecht sein wie manche Kritik es eventuell vermuten lässt.


8/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Proxy
(Proxy)
mit Joe Swanberg, Kristina Klebe, Alexa Havins, Alexia Rasmussen, Erika Hoveland, Shayla Hardy, Kitsie Duncan, Jim Dougherty, Adam Stephenson, Faust Checho, Jason Dixie, Bruce Spielbauer, Erica Stikeleather
Regie: Zack Parker
Drehbuch: Zack Parker / Kevin Donner
Kamera: Jim Timperman
Musik: The Newton Brothers
keine Jugendfreigabe
USA / 2013

Für Esther war es ein Schock: Kurz vor der Geburt ihres Kindes wurde sie nach einem Arztbesuch auf dem Heimweg ohne Vorwarnung von einem vermummten Unbekannten niedergeschlagen. Als sie im Krankenhaus erwacht ist ihr ungeborenes Kind tot. Seelische Unterstützung findet sie in einer Selbsthilfegruppe, wo sie Melanie kennen lernt, die einen ähnlichen Schicksalsschlag hinnehmen musste. Doch die scheinbar heile Fassade ihrer neuen Freundin beginnt allmählich zu bröckeln. Durch Zufall findet Esther heraus, dass Melanies Kind sehr wohl noch am Leben ist und sie die ganze Zeit belogen wurde. Esther trifft eine folgenschwere Entscheidung.


Immer wieder trifft man in regelmäßigen Abständen auf Filme, die einem von der ersten Minute an ein ziemlich flaues Gefühl in der Magengegend bescheren. Zack Parker's Thriller "Proxy" zählt ganz eindeutig zu dieser Kategorie, wobei man definitiv eine Menge Geduld aufbringen muss, bis man dieses Gefühl auch wirklich begründen kann. Die Geschichte braucht nämlich eine geraume Zeit bevor man die Zusammenhänge erkennen kann und so bleiben die meisten Ereignisse zunächst auch ineinander verschachtelt, bevor sich der Zuschauer einen Reim auf die Geschehnisse machen kann. Parker versteht es dabei gekonnt mit mysteriös erscheinenden Puzzle-Teilchen die Neugier des Betrachters zu entfachen und der in der Inhaltsangabe beschriebene Plot deutet dabei nur einen Teil des Szenarios an, das erst in den letzten Minuten eine endgültige Lösung der teils ominösen Abläufe offenbart. Trotz einer Laufzeit von gut 118 Minuten erscheint der Film dabei zu keiner Zeit langweilig und benötigt auch durchaus diese Laufzeit, um die gesamte Intensität der Geschichte freizusetzen, in der sich alles um Aufmerksamkeit, psychotische Charaktere und verschobene Realitäten dreht.

Gleich zu beginn wird man dabei mit einem recht heftigen Einstieg bedient, denn der Überfall auf die schwangere Esther ist nicht von schlechten Eltern und versetzt einem auch visuell sofort den ersten Tiefschlag in die Eingeweide. Umso erstaunter ist man danach über die scheinbar teilnahmslose junge Frau, die irgendwie seltsam auf die Ereignisse reagiert und einen teilweise apathischen Eindruck hinterlässt. Erst im Laufe der Zeit wird dieses Verhalten erklärt und der Regisseur setzt dabei auf diverse gelungene Wendungen innerhalb der Story, die einen selbst jedoch phasenweise fast schon in eine Art Schockzustand versetzen. Es ergeben sich nämlich immer mehr Fakten die in eine ganz besondere Richtung deuten, wobei der eigene Verstand sich am liebsten weigern möchte die schreckliche Wahrheit zu akzeptieren. Ganz generell bedient man sich hier des erstklassigen Schauspiels der Akteure um die Ereignisse mit einer Intensität zu versehen, die sich wie ein bleierner Mantel auf die Schultern des Zuschauers legt. Die wenigen Hauptfiguren liefern durch die Bank erstklassige Performances ab, wobei das Szenario sich in der ersten Hälfte des Filmes hauptsächlich auf Esther fokussiert, um danach durch ein heftiges Break die Aufmerksamkeit auf die Person von Melanie zu legen, die im ersten teil noch eher eine Nebenrolle einnimmt.

Hat "Proxy" bis zu diesem Zeitpunkt schon einen äußerst heftigen Eindruck hinterlassen, so verstärkt sich dieser nun noch weiter. Denn auch wenn das Rätsel um den ominösen Überfall mittlerweile gelüftet ist bleiben noch genügend Ungereimtheiten, die sich um die Person der Melanie ranken. Zwar kann man schon zu diesem Zeitpunkt diverse Überlegungen anstellen, doch eine endgültige Bestätigung der eigenen Vorahnungen präsentiert Parker erst ganz am Ende seiner Geschichte, die bis dahin immer weiter mit überraschenden Wendungen daher kommt. Ohne großartige visuelle Gewaltdarstellungen und übersteigerten Aktionismus gestaltet sich die Erzähl-Struktur des Ganzen dabei eher ruhig, was für die Wirkung auf den Betrachter ungemein wichtig ist. Nur so kann man nämlich immer tiefer in eine Welt eintauchen, in der sich anscheinend alles um Neurosen, falsche Wahrnehmungen und extreme Aufmerksamkeits-Defizite dreht, die vom Regisseur immer intensiver in den Vordergrund gerückt werden. Man selbst schwankt dabei immer wieder zwischen Mitleid-und Unverständnis für die wenigen Hauptfiguren, denn die Ereignisse schaffen es immer wieder einen emotionalen Widerspruch beim Betrachter auszulösen, der einem regelrecht unter die Haut kriecht.

Genau dieser Aspekt ist es dann auch der einen Thriller wie "Proxy" zu etwas ganz Besonderem macht und diesen Film sollte man sich auch keinesfalls so nebenbei anschauen. Diese Geschichte fordert die ungeteilte Aufmerksamkeit eines jeden Einzelnen, denn ansonsten wird das Geschehen kaum die vom Regisseur erhoffte Wirkung erzielen. Zudem sollte man auch eine Menge Geduld mitbringen, denn bevor sich die einzelnen Puzzle-Teilchen in einem Gesamt-Zusammenhang offenbaren vergeht eine geraume Weile. Dafür wird man jedoch letztendlich mit einem äußerst beeindruckenden Film-Erlebnis belohnt, das hauptsächlich von der Ausdrucksstärke seiner Darsteller lebt, die allesamt einen mehr als überzeugenden Eindruck hinterlassen.


Fazit:


"Proxy" ist nicht leicht zu verdauen und stellt auch bestimmt alles andere als den typischen Mainstream dar. Vielmehr handelt es sich um einen außergewöhnlich intensiven Thriller mit einer ruhigen Erzählung, die dabei die heftigsten Reaktionen beim Zuschauer auslöst. Man sollte sich dieses Werk auf jeden Fall anschauen um sich selbst ein Bild davon zu machen, wie intensiv das Gesehene auf einen selbst wirkt.


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