Von der Schauburg zum Schauburgle
Moderator: jogiwan
- sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
106. Doom Asylum (Richard Friedman, 1988)
Ein paar Jugendliche machen einen sommerlichen Ausflug und landen in einer stillgelegten,
dem Verfall anheimgegebenen Klinik. In den einsam gelegenen und verlassenen Gemäuern probt
derweil eine dreiköpfige Frauen-Punkband. Diese fühlt sich durch die Neuankömmlinge gestört
und verhält sich entsprechend feindselig.
Die wahre Gefahr lauert allerdings in den Katakomben der Ruinen, in denen ein
Klinikinsasse mehr schlecht als recht "überlebt" hat und nun als Zombie Jagd auf alle
macht.
Als Drehort wurde ein verfallendes Sanatorium ausgewählt. Die Kulissen machen echt was
her und wecken Erinnerungen an Streifen wie "Slaughter High". Hier wie dort sind überdrehte
Teenies zugange und werden von einem derbst entstellten Killer gejagt.
Wobei "Doom Asylum" von Genreregisseur Richard Friedman ("Phantom Nightmare")
eine für mich positive, weil durchweg unterhaltsame Angelegenheit war.
Es handelt sich hier wieder um einen direct-to-video Slasher aus den Endachtzigern, der von
Arrow Video eine schöne Veröffentlichung erhalten hat.
Positiv sind zum einen ganz sicher die teils derben, wenn auch recht einfach gehaltenen Effekte.
Zum anderen gibt es unzählige zeitgenössische Anspielungen auf Politik und vor allem Rockbands
zu entdecken. Natürlich sind die Darsteller hier wieder aus der zweiten bis dritten Reihe
(Debütfilm von Sex-And-The-City-Kristin Davis), die Unzulänglichkeiten durch Selbstironie
und sympathische Übertreibungen mehr als wett machen.
Gerade die genannte Kristin Davis läuft hier die ganze Zeit in einem supermini Badeanzug herum, der eigentlich
mehr hervorhebt als verdeckt. Auch die ansehnliche Patty Mullen tut es ihr mit einem Bikini gleich.
Und Bandleaderin Tina darf mal kurz blank ziehen. Ansonsten haut sie die ganze Zeit fiese Sprüche
und eine Lache heraus, die ihresgleichen sucht.
Die in solchen Slashern normalerweise vorkommende männliche (bevorzugt blonde) Heldenfigur
wird hier von William Hay als Mike gegeben, der sich jedoch ständig hinterfragt und sich selbst
ein Bein stellt. Allerdings sorgt Mike dann auch für einen der größten WTF-Momente,
von denen es tatsächlich einige gibt.
Sehr positive Überraschung!
7/10
Ein paar Jugendliche machen einen sommerlichen Ausflug und landen in einer stillgelegten,
dem Verfall anheimgegebenen Klinik. In den einsam gelegenen und verlassenen Gemäuern probt
derweil eine dreiköpfige Frauen-Punkband. Diese fühlt sich durch die Neuankömmlinge gestört
und verhält sich entsprechend feindselig.
Die wahre Gefahr lauert allerdings in den Katakomben der Ruinen, in denen ein
Klinikinsasse mehr schlecht als recht "überlebt" hat und nun als Zombie Jagd auf alle
macht.
Als Drehort wurde ein verfallendes Sanatorium ausgewählt. Die Kulissen machen echt was
her und wecken Erinnerungen an Streifen wie "Slaughter High". Hier wie dort sind überdrehte
Teenies zugange und werden von einem derbst entstellten Killer gejagt.
Wobei "Doom Asylum" von Genreregisseur Richard Friedman ("Phantom Nightmare")
eine für mich positive, weil durchweg unterhaltsame Angelegenheit war.
Es handelt sich hier wieder um einen direct-to-video Slasher aus den Endachtzigern, der von
Arrow Video eine schöne Veröffentlichung erhalten hat.
Positiv sind zum einen ganz sicher die teils derben, wenn auch recht einfach gehaltenen Effekte.
Zum anderen gibt es unzählige zeitgenössische Anspielungen auf Politik und vor allem Rockbands
zu entdecken. Natürlich sind die Darsteller hier wieder aus der zweiten bis dritten Reihe
(Debütfilm von Sex-And-The-City-Kristin Davis), die Unzulänglichkeiten durch Selbstironie
und sympathische Übertreibungen mehr als wett machen.
Gerade die genannte Kristin Davis läuft hier die ganze Zeit in einem supermini Badeanzug herum, der eigentlich
mehr hervorhebt als verdeckt. Auch die ansehnliche Patty Mullen tut es ihr mit einem Bikini gleich.
Und Bandleaderin Tina darf mal kurz blank ziehen. Ansonsten haut sie die ganze Zeit fiese Sprüche
und eine Lache heraus, die ihresgleichen sucht.
Die in solchen Slashern normalerweise vorkommende männliche (bevorzugt blonde) Heldenfigur
wird hier von William Hay als Mike gegeben, der sich jedoch ständig hinterfragt und sich selbst
ein Bein stellt. Allerdings sorgt Mike dann auch für einen der größten WTF-Momente,
von denen es tatsächlich einige gibt.
Sehr positive Überraschung!
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
107. Axolution / Edge Of The Axe (José Ramón Larraz, 1988)
Irgendwo in einem kleinen, verschlafenen Kaff in Kalifornien. Der verstümmelte Körper einer Frau taucht auf.
Als Ursache käme ein Axt oder ein Zug in Frage. Der örtliche Sheriff entscheidet sich für den Zug, will er
doch zum einen die Ruhe im Ort nicht stören, und zum anderen war die Dame eine Prostituierte,
mit der wohl jeder Einwohner schon was hatte.
Als dann jedoch weitere Tote auftauchen, wird die Beule unter dem Teppich nach und nach zu groß.
Nix mehr mit darunter kehren; mit der Aufklärung will es allerdings auch nicht so recht klappen.
Also muß die Jugend herhalten. Gerald und seine neu gewonnene große Liebe Lillian machen sich
per Internetrecherche an die Arbeit.
Mit "Axolution" sprang José Ramón Larraz Ende der 1980er noch auf den Slasher-Zug auf.
Sein teilweise in Kalifornien und hauptsächlich in Spanien gedrehtes Werk wirkt schon sehr amerikanisch.
Allerdings mit ein paar Eigenheiten. Genre-Haudegen Jack Taylor schaut vorbei.
Auch die sexuelle Verderbtheit in dem Streifen mutet eher europäisch an.
Internetrecherche und ein sprechender Computer waren für 1988 nun auch nicht gerade alltäglich
in Genrefilmen.
Die Axtmorde wirken roh, sind jedoch effektemäßig eher zurückhaltend. Dennoch war die deutsche VHS
abgedunkelt und gekürzt. Die britsche Arrow-Blu bietet den Streifen dagegen für günstiges Geld
ungekürzt in Top-Qualität. Ob es da das kommende hochpreisige deutsche Mediabook braucht?
Zwar bezeichnet Larraz diesen als seinen schlechtesten Film. Herausgekommen ist meiner
Meinung nach jedoch ein mehr als brauchbarer Slasher mit einem netten Twist.
6/10
Irgendwo in einem kleinen, verschlafenen Kaff in Kalifornien. Der verstümmelte Körper einer Frau taucht auf.
Als Ursache käme ein Axt oder ein Zug in Frage. Der örtliche Sheriff entscheidet sich für den Zug, will er
doch zum einen die Ruhe im Ort nicht stören, und zum anderen war die Dame eine Prostituierte,
mit der wohl jeder Einwohner schon was hatte.
Als dann jedoch weitere Tote auftauchen, wird die Beule unter dem Teppich nach und nach zu groß.
Nix mehr mit darunter kehren; mit der Aufklärung will es allerdings auch nicht so recht klappen.
Also muß die Jugend herhalten. Gerald und seine neu gewonnene große Liebe Lillian machen sich
per Internetrecherche an die Arbeit.
Mit "Axolution" sprang José Ramón Larraz Ende der 1980er noch auf den Slasher-Zug auf.
Sein teilweise in Kalifornien und hauptsächlich in Spanien gedrehtes Werk wirkt schon sehr amerikanisch.
Allerdings mit ein paar Eigenheiten. Genre-Haudegen Jack Taylor schaut vorbei.
Auch die sexuelle Verderbtheit in dem Streifen mutet eher europäisch an.
Internetrecherche und ein sprechender Computer waren für 1988 nun auch nicht gerade alltäglich
in Genrefilmen.
Die Axtmorde wirken roh, sind jedoch effektemäßig eher zurückhaltend. Dennoch war die deutsche VHS
abgedunkelt und gekürzt. Die britsche Arrow-Blu bietet den Streifen dagegen für günstiges Geld
ungekürzt in Top-Qualität. Ob es da das kommende hochpreisige deutsche Mediabook braucht?
Zwar bezeichnet Larraz diesen als seinen schlechtesten Film. Herausgekommen ist meiner
Meinung nach jedoch ein mehr als brauchbarer Slasher mit einem netten Twist.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
108. Die Killer der Apocalypse (Stelvio Massi, 1976)
Lee J. Cobb spielt Dante Ragusa, den örtlichen Mafiaboss. Der erblindete Ragusa beherrscht mit Hilfe seines Bruders Nino
und Nicola, seinem Mann für's Grobe die Stadt, inklusive ihrer Verwaltung.
Als bei einem Raubüberfall Schließfächer leergeräumt werden, kommt es anschließend
zu einem Schußwechsel. Ein Polizist wird getötet. Der Täter Toni (Lino Capolicchio) ist fortan mit seiner Beute
auf der Flucht. Was er nicht ahnt: In den Schließfächer waren für den Stadtrat und die Mafia
belastende Unterlagen. Neben dem wenig zimperlichen Cop Javocella (John Saxon) ist nun
auch Dante Ragusa hinter Toni her. Auch der Journalist Maselli (Renzo Palmer) jagt Toni, vornehmlich
um dessen Leben zu schützen und der schießwütigen Polizei ein's auszuwischen.
Die Jagd ist eröffnet, der Ausgang offen.......
Stelvio Massi gelang mit "Die Killer der Apocalypse" ein trotz der einfach gehaltenen Story
ein sehr intensiver Genrefilm. Gerade in der zweiten Hälfte gibt es sehr dicht inszenierte Szenen zu
bewundern, und es gelingt Massi, daß man (vielleicht ein wenig) mit einem Mörder mitfiebert.
Neben ein paar Auto-Action-Szenen (wie könnte es bei Massi anders sein?) sind es gerade die
Genreveteranen, die mit ihrem intensiven Spiel überzeugen. Schade, daß die sehr ansehnliche
Rosanna Fratello als Tonis Freundin kaum weitere Filme gedreht hat.
Und Glückwunsch an Cineploit für die mal wieder gelungene Veröffentlichung.
8/10
Lee J. Cobb spielt Dante Ragusa, den örtlichen Mafiaboss. Der erblindete Ragusa beherrscht mit Hilfe seines Bruders Nino
und Nicola, seinem Mann für's Grobe die Stadt, inklusive ihrer Verwaltung.
Als bei einem Raubüberfall Schließfächer leergeräumt werden, kommt es anschließend
zu einem Schußwechsel. Ein Polizist wird getötet. Der Täter Toni (Lino Capolicchio) ist fortan mit seiner Beute
auf der Flucht. Was er nicht ahnt: In den Schließfächer waren für den Stadtrat und die Mafia
belastende Unterlagen. Neben dem wenig zimperlichen Cop Javocella (John Saxon) ist nun
auch Dante Ragusa hinter Toni her. Auch der Journalist Maselli (Renzo Palmer) jagt Toni, vornehmlich
um dessen Leben zu schützen und der schießwütigen Polizei ein's auszuwischen.
Die Jagd ist eröffnet, der Ausgang offen.......
Stelvio Massi gelang mit "Die Killer der Apocalypse" ein trotz der einfach gehaltenen Story
ein sehr intensiver Genrefilm. Gerade in der zweiten Hälfte gibt es sehr dicht inszenierte Szenen zu
bewundern, und es gelingt Massi, daß man (vielleicht ein wenig) mit einem Mörder mitfiebert.
Neben ein paar Auto-Action-Szenen (wie könnte es bei Massi anders sein?) sind es gerade die
Genreveteranen, die mit ihrem intensiven Spiel überzeugen. Schade, daß die sehr ansehnliche
Rosanna Fratello als Tonis Freundin kaum weitere Filme gedreht hat.
Und Glückwunsch an Cineploit für die mal wieder gelungene Veröffentlichung.
8/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
109. Tot & begraben (Gary Sherman, 1981)
Die Geschichte ist ein alter Hut, zu spoilern gibt's hier deshalb wohl kaum etwas.
Seit vor dreißig Jahren der in New York geschaßte Leichenbeschauer Dobbs den offenen
Posten in Potter's Bluff annahm, hat sich der Ort nahezu unmerklich, aber ständig verändert.
Die Einwohner des kleine Küstenstädtchens scheinen Dobbs hörig zu sein, und Fremde sind
gar nicht gerne gesehen......
Schon bei der ersten Sichtung auf VHS hat mich dieser Klassiker des Horrorfilms gepackt,
und er schafft das auch heute noch. Trotz geringem Budget gelang Gary Sherman ein
sehr atmosphärischer und extrem durchgestylter Schocker. Das ständig graue und trübe Wetter
an der Ostküste (gedreht wurde tatsächlich in Kalifornien) wird durch einen Weichzeichnereffekt
noch verstärkt. Im ganzen Film ist die Farbe Rot nicht zu sehen, außer in den Mordszenen.
Zudem warf Effektemeister Stan Winston all sein damaliges Wissen in die Waagschale
und kreierte unvergeßlich effektive Schockmomente.
Die Handlung ist nun nicht übermäßig kreativ, bietet aber genügend Aha-Effekte, um
auch auf dieser Ebene bei der Stange zu bleiben. Robert Englund in einer Nebenrolle
hilft dabei, einem Fotografen das Gesicht zu verbrennen; drei Jahre vor seinem
eigenen Auftritt als Burnt-Face-Freddy.
9/10
Die Geschichte ist ein alter Hut, zu spoilern gibt's hier deshalb wohl kaum etwas.
Seit vor dreißig Jahren der in New York geschaßte Leichenbeschauer Dobbs den offenen
Posten in Potter's Bluff annahm, hat sich der Ort nahezu unmerklich, aber ständig verändert.
Die Einwohner des kleine Küstenstädtchens scheinen Dobbs hörig zu sein, und Fremde sind
gar nicht gerne gesehen......
Schon bei der ersten Sichtung auf VHS hat mich dieser Klassiker des Horrorfilms gepackt,
und er schafft das auch heute noch. Trotz geringem Budget gelang Gary Sherman ein
sehr atmosphärischer und extrem durchgestylter Schocker. Das ständig graue und trübe Wetter
an der Ostküste (gedreht wurde tatsächlich in Kalifornien) wird durch einen Weichzeichnereffekt
noch verstärkt. Im ganzen Film ist die Farbe Rot nicht zu sehen, außer in den Mordszenen.
Zudem warf Effektemeister Stan Winston all sein damaliges Wissen in die Waagschale
und kreierte unvergeßlich effektive Schockmomente.
Die Handlung ist nun nicht übermäßig kreativ, bietet aber genügend Aha-Effekte, um
auch auf dieser Ebene bei der Stange zu bleiben. Robert Englund in einer Nebenrolle
hilft dabei, einem Fotografen das Gesicht zu verbrennen; drei Jahre vor seinem
eigenen Auftritt als Burnt-Face-Freddy.
9/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
110. Der Tag, an dem die Erde Feuer fing (Val Guest, 1961)
Zeitgleich durchgeführte Atomtests der Amerikaner und Russen werfen die Erde aus Ihrer Umlaufbahn.
Scheinbar unaufhaltsam steuert diese nun auf die Sonne zu. Von Tag zu Tag wird es heißer und trockener
auf der Erde. Das Chaos bricht sich Bahn. Indes, eine Hoffnung hat die Menschheit noch:
Mit einer noch größeren Atombombenexplosion die Erde von Ihrem Flug zur Sonne abzubringen.....
Regieveteran Val Guest inszenierte eine britische Weltuntergangsvariante vor dem Hintergrund
der 1961 doch recht real erscheinenden atomaren Bedrohung. Dabei verzichtet der Film dem Budget
geschuldet auf jeglichen Bombast. Wir begleiten Reporter bei ihrer Arbeit, nicht die
Entscheidungsträger in den Regierungen. Dieser Kniff erzeugt eine angenehme Nähe des Zusehers
zu den neugierig recherchierenden Zeitungsleuten. Hebt sich jedenfalls wohltuend ab von
selbsternannten "Reportern" heutiger Zeit mit dem absoluten (selbstzusammengestückelten)
Wahrheitsanspruch, die ihre Anhänger gewinnbringend mit immer neuen Themen und
Thesen durchs Internet lotsen. Wahrheit geht anders.
Zurück zum Film: Zu Beginn setzt man auf fluffige Dialoge und eine sympathisch inszenierte
Liebesgeschichte, bevor dann in der zweiten Hälfte trotz gleich bleibender Stilmittel die
Spannungsschraube deutlich angezogen wird. Natürlich dürfen auch hier Szenen von
im Angesicht des nahen Weltuntergangs völlig enthemmten Menschen nicht fehlen.
Minimalistisches Kammerspiel mit London als Bühne.
6,5/10
Zeitgleich durchgeführte Atomtests der Amerikaner und Russen werfen die Erde aus Ihrer Umlaufbahn.
Scheinbar unaufhaltsam steuert diese nun auf die Sonne zu. Von Tag zu Tag wird es heißer und trockener
auf der Erde. Das Chaos bricht sich Bahn. Indes, eine Hoffnung hat die Menschheit noch:
Mit einer noch größeren Atombombenexplosion die Erde von Ihrem Flug zur Sonne abzubringen.....
Regieveteran Val Guest inszenierte eine britische Weltuntergangsvariante vor dem Hintergrund
der 1961 doch recht real erscheinenden atomaren Bedrohung. Dabei verzichtet der Film dem Budget
geschuldet auf jeglichen Bombast. Wir begleiten Reporter bei ihrer Arbeit, nicht die
Entscheidungsträger in den Regierungen. Dieser Kniff erzeugt eine angenehme Nähe des Zusehers
zu den neugierig recherchierenden Zeitungsleuten. Hebt sich jedenfalls wohltuend ab von
selbsternannten "Reportern" heutiger Zeit mit dem absoluten (selbstzusammengestückelten)
Wahrheitsanspruch, die ihre Anhänger gewinnbringend mit immer neuen Themen und
Thesen durchs Internet lotsen. Wahrheit geht anders.
Zurück zum Film: Zu Beginn setzt man auf fluffige Dialoge und eine sympathisch inszenierte
Liebesgeschichte, bevor dann in der zweiten Hälfte trotz gleich bleibender Stilmittel die
Spannungsschraube deutlich angezogen wird. Natürlich dürfen auch hier Szenen von
im Angesicht des nahen Weltuntergangs völlig enthemmten Menschen nicht fehlen.
Minimalistisches Kammerspiel mit London als Bühne.
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
111. Miracle Mile - Die Nacht der Entscheidung (Steve De Jarnatt, 1988)
Musiker Harry nimmt in einer Telefonzelle vor einem Diner in Los Angeles einen nicht für ihn
bestimmten Anruf entgegen. Es wird ihm mitgeteilt, daß amerikanische Atomraketen in Richtung
Sowjetunion gestartet werden und umgekehrt. Verbleibende Zeit bis zum Einschlag: 70 Minuten.
Scherz oder Ernst? Harry schildert den Anruf den nächtlichen Gästen des Diners. Man beschließt,
vorsichtshalber die Stadt zu verlassen. Doch dies gestaltet sich überhaupt nicht einfach.
Je näher der vermutete Einschlag kommt, desto chaotischer werden die Verhältnisse
in L.A.. Harry und seine Weggefährten lernen innerhalb einer Stunde alle denkbaren
Spielarten menschlicher Niedertracht kennen...
Nachdem zuvor "Der Tag, an dem die Erde Feuer fing" im Player gelandet war, folgt nun hier
der zweite Katastrophenstreifen stante pede. Und tatsächlich weisen beide Streifen durchaus
Ähnlichkeiten auf. Wir verfolgen das Geschehen aus der eingeschränkten Sichtweise des Protagonisten
in dem Labyrinth einer Großstadt. Je näher die Apokalypse kommt, je öfter werden in vielen
Menschen die niederen Instinkte nach oben gekehrt.
"Miracle Mile" ist ein Streifen mit ganz eigener, durchgestylter Optik, einem klasse Soundtrack
und spielt in Echtzeit in einem chaotischen Los Angeles, bei dessen Anblick man sich fragt,
ob es die Menschheit überhaupt verdient hat, dem selbst heraufbeschworenen Untergang zu
entrinnen. Die Antwort wird trotz der bombastischen Optik des Streifens in den kleinen,
menschlichen Zwischentönen gegeben.
Da stellt sich mir die Frage, wie zeitgenössische Filmemacher die jetzige weltpolitische Situation
in Genrefilmen umsetzen werden....
7/10
Musiker Harry nimmt in einer Telefonzelle vor einem Diner in Los Angeles einen nicht für ihn
bestimmten Anruf entgegen. Es wird ihm mitgeteilt, daß amerikanische Atomraketen in Richtung
Sowjetunion gestartet werden und umgekehrt. Verbleibende Zeit bis zum Einschlag: 70 Minuten.
Scherz oder Ernst? Harry schildert den Anruf den nächtlichen Gästen des Diners. Man beschließt,
vorsichtshalber die Stadt zu verlassen. Doch dies gestaltet sich überhaupt nicht einfach.
Je näher der vermutete Einschlag kommt, desto chaotischer werden die Verhältnisse
in L.A.. Harry und seine Weggefährten lernen innerhalb einer Stunde alle denkbaren
Spielarten menschlicher Niedertracht kennen...
Nachdem zuvor "Der Tag, an dem die Erde Feuer fing" im Player gelandet war, folgt nun hier
der zweite Katastrophenstreifen stante pede. Und tatsächlich weisen beide Streifen durchaus
Ähnlichkeiten auf. Wir verfolgen das Geschehen aus der eingeschränkten Sichtweise des Protagonisten
in dem Labyrinth einer Großstadt. Je näher die Apokalypse kommt, je öfter werden in vielen
Menschen die niederen Instinkte nach oben gekehrt.
"Miracle Mile" ist ein Streifen mit ganz eigener, durchgestylter Optik, einem klasse Soundtrack
und spielt in Echtzeit in einem chaotischen Los Angeles, bei dessen Anblick man sich fragt,
ob es die Menschheit überhaupt verdient hat, dem selbst heraufbeschworenen Untergang zu
entrinnen. Die Antwort wird trotz der bombastischen Optik des Streifens in den kleinen,
menschlichen Zwischentönen gegeben.
Da stellt sich mir die Frage, wie zeitgenössische Filmemacher die jetzige weltpolitische Situation
in Genrefilmen umsetzen werden....
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
112. Der unerbittliche Vollstrecker (Roberto Infascelli, 1973)
Kindesentführungen scheint die neue Wunderformel für Gangster zu sein, um relativ einfach Kohle zu scheffeln.
Die Familien zahlen anstandslos, die Polizei bleibt außen vor. Das stinkt dem alternden Polizeichef Jovine (ee J. Cobb)
derart, daß er beschließt, vorzeitig in Ruhestand zu gehen. Nachfolger wird der aus Rom kommende
Commissario Cardone (Enrico Maria Salerno). Diesem eilt der Ruf voraus, unerbittlich und erfolgsverwöhnt
zu sein. Alsbald stößt er mit seinen grenzwertigen Methoden auf den Widerstand des Staatsanwaltes
Aloisi (Jean Sorel). Doch der Erfolg scheint Cardone recht zu geben. Als dann allerdings der Sohn
von Renata Boletti (Luciana Paluzzi) entführt wird, läuft die Sache aus dem Ruder, und Commissario
Cardone steckt plötzlich auch persönlich mitten in dem unangenehmen Fall......
Regisseur Infascelli stand ein toller Cast zur Verfügung. Komponist Stelvio Cipriani lieferte einen Ohrwurm ab.
Dennoch ist "Der unerbittliche Vollstrecker" etwas zu wenig konsequent, um durchgängig zu packen.
Commissario Cardone übertritt zwar selbst die Gesetze, um Erfolge vorzuweisen, ist aber
von schießwütigen selbstjustizierenden Bullen a la Betti oder Ferro (Maurizio Merli) noch
meilenweit entfernt. Die letzte halbe Stunde reißt dann jedoch nochmal einiges heraus.
Wieder einmal sehr schön, daß sich Cineploit dieses Streifens angenommen hat, und ihn in's
HD-Zeitalter gehievt hat.
6/10
Kindesentführungen scheint die neue Wunderformel für Gangster zu sein, um relativ einfach Kohle zu scheffeln.
Die Familien zahlen anstandslos, die Polizei bleibt außen vor. Das stinkt dem alternden Polizeichef Jovine (ee J. Cobb)
derart, daß er beschließt, vorzeitig in Ruhestand zu gehen. Nachfolger wird der aus Rom kommende
Commissario Cardone (Enrico Maria Salerno). Diesem eilt der Ruf voraus, unerbittlich und erfolgsverwöhnt
zu sein. Alsbald stößt er mit seinen grenzwertigen Methoden auf den Widerstand des Staatsanwaltes
Aloisi (Jean Sorel). Doch der Erfolg scheint Cardone recht zu geben. Als dann allerdings der Sohn
von Renata Boletti (Luciana Paluzzi) entführt wird, läuft die Sache aus dem Ruder, und Commissario
Cardone steckt plötzlich auch persönlich mitten in dem unangenehmen Fall......
Regisseur Infascelli stand ein toller Cast zur Verfügung. Komponist Stelvio Cipriani lieferte einen Ohrwurm ab.
Dennoch ist "Der unerbittliche Vollstrecker" etwas zu wenig konsequent, um durchgängig zu packen.
Commissario Cardone übertritt zwar selbst die Gesetze, um Erfolge vorzuweisen, ist aber
von schießwütigen selbstjustizierenden Bullen a la Betti oder Ferro (Maurizio Merli) noch
meilenweit entfernt. Die letzte halbe Stunde reißt dann jedoch nochmal einiges heraus.
Wieder einmal sehr schön, daß sich Cineploit dieses Streifens angenommen hat, und ihn in's
HD-Zeitalter gehievt hat.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
113. Der Phantom-Killer schlägt zu (Javier Setó, 1969)
Der mysteriöse Gert Muller (Giacomo Rossi Stuart) schlägt in einer kleinen, spanischen Provinzstadt
mit einer ganz bestimmten Absicht auf. Er will Denise (Teresa Gimpera) mit ihrer unrühmlichen
Vergangenheit erpressen. Diese hat inzwischen den wohlhabenden Apotheker John (Larry Ward)
geheiratet. Allerdings hat sie eine Affäre mit Johns Zwillingsbruder Peter, beide wollen
John um seine Kohle bringen. Da kommt Gert Muller zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt.
Das Verwirrspiel, in dem Jeder Jeden Abkochen will, nimmt seinen verhängnisvollen Lauf.....
Dank der Cineploit-Veröffentlichung kann die Fan-DVD dieses Streifens in Ruhestand gehen.
Dieser sympathische Krimi kommt nun nicht übermäßig spektakulär aber sehr angenehm
altmodisch unterhaltend daher. Die eiskalten Ränkespiele der Beteiligten kommen schon ziemlich
bitterböse 'rüber. Hierbei tun sich vor allem die Frauen (neben Teresa Gimpera noch
Silvana Venturelli als Annie) hervor, die beide auch dem Zuseher ihre Reize nicht vorenthalten.
So richtig unschuldig ist hier eigentlich niemand, und so guckt man sich das Geschehen in
der Hoffnung an, daß am Ende alle ihr Fett wegbekommen.
Veredelt wird "Der Phantom-Killer schlägt zu" von einem tollen Soundtrack, für den
Franco Micalizzi verantwortlich zeichnen soll. Allerdings erfährt man im informativen
Booklet, daß offenbar auch Ennio Morricone seine Finger im Spiel hatte,
obwohl er namentlich nirgends erwähnt wird.
6/10
Der mysteriöse Gert Muller (Giacomo Rossi Stuart) schlägt in einer kleinen, spanischen Provinzstadt
mit einer ganz bestimmten Absicht auf. Er will Denise (Teresa Gimpera) mit ihrer unrühmlichen
Vergangenheit erpressen. Diese hat inzwischen den wohlhabenden Apotheker John (Larry Ward)
geheiratet. Allerdings hat sie eine Affäre mit Johns Zwillingsbruder Peter, beide wollen
John um seine Kohle bringen. Da kommt Gert Muller zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt.
Das Verwirrspiel, in dem Jeder Jeden Abkochen will, nimmt seinen verhängnisvollen Lauf.....
Dank der Cineploit-Veröffentlichung kann die Fan-DVD dieses Streifens in Ruhestand gehen.
Dieser sympathische Krimi kommt nun nicht übermäßig spektakulär aber sehr angenehm
altmodisch unterhaltend daher. Die eiskalten Ränkespiele der Beteiligten kommen schon ziemlich
bitterböse 'rüber. Hierbei tun sich vor allem die Frauen (neben Teresa Gimpera noch
Silvana Venturelli als Annie) hervor, die beide auch dem Zuseher ihre Reize nicht vorenthalten.
So richtig unschuldig ist hier eigentlich niemand, und so guckt man sich das Geschehen in
der Hoffnung an, daß am Ende alle ihr Fett wegbekommen.
Veredelt wird "Der Phantom-Killer schlägt zu" von einem tollen Soundtrack, für den
Franco Micalizzi verantwortlich zeichnen soll. Allerdings erfährt man im informativen
Booklet, daß offenbar auch Ennio Morricone seine Finger im Spiel hatte,
obwohl er namentlich nirgends erwähnt wird.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
114. Der große Kampf des Syndikats (Alfonso Brescia, 1979)
Über Neapel soll eine große Ladung Heroin nach Amerika verschifft werden. Die amerikanischen
Drogenbehörden bekommen Wind von der Sache und schicken ihren besten Mann in Person
von Capitano Uvo Radovich (Gianni Garko). Dieser schleust sich mit Hilfe des Zigarettenschmugglers
Don Francesco (Mario Merola) in die Unterwelt Neapels ein. Don Francesco hat nichts für
Drogen übrig. Sein Schmuggelgeschäft mit Zigaretten scheint dagegen weitgehend auch bei
den Behörden akzeptiert zu sein. Dagegen ist Din Michele (Antonia Sabato), der zweite Pate Neapels,
durchaus für Neues offen. So kommt es zum gnadenlosen Bandenkrieg und mittendrin: der Capitano.
Gianni Garko, der eigentlich Garcovich heißt, und hier in seiner Rolle Radovich, stürzt als
Undercoveragent von einer Schlägerei/Schießerei in die nächste und muß dabei durchaus
einiges einstecken. Wie er die beiden Dons gegeneinander ausspielt, erinnert entfernt an
einen gewissen namenlosen Fremden.
Alfonso Brescia, der in dieser Phase seines Schaffens oftmals Neapel als Schauplatz wählte,
zeigt die verarmte Stadtbevölkerung als nahezu angewiesen auf den geringen Verdienst
aus dem Schmuggel mit Zigaretten. Auch die Beamten drücken beide Augen zu.
Zigarettenschmuggel ist offenbar eher ehrenhaft denn ehrenrührig.
Und die eigentlichen Bösen schmuggeln denn auch harte Drogen und haben kein Gewissen.
Brescia zimmert hier einen Film zusammen mit durchaus namhaften Darstellern
(neben den beriets erwähnten Edmund Purdom, Lorraine de Selle, Rik Battaglia und Jeff Blynn
ohne Eier
) und einigen sympathischen Szenen.
Allerdings hat er sich auch bei Werbespots und dem Streifen "The Opium Connection"
bedient. Die Actionszenen gegen Ende stammen aus Baldi-Vehikel und wurden ummontiert.
Dies hat sich Brescia allerdings absegnen lassen.
Man kann diesem offensichtlichen Flickwerk einen schnodderig sympathischen Unterhaltungswert
nicht absprechen.
5,5/10
Über Neapel soll eine große Ladung Heroin nach Amerika verschifft werden. Die amerikanischen
Drogenbehörden bekommen Wind von der Sache und schicken ihren besten Mann in Person
von Capitano Uvo Radovich (Gianni Garko). Dieser schleust sich mit Hilfe des Zigarettenschmugglers
Don Francesco (Mario Merola) in die Unterwelt Neapels ein. Don Francesco hat nichts für
Drogen übrig. Sein Schmuggelgeschäft mit Zigaretten scheint dagegen weitgehend auch bei
den Behörden akzeptiert zu sein. Dagegen ist Din Michele (Antonia Sabato), der zweite Pate Neapels,
durchaus für Neues offen. So kommt es zum gnadenlosen Bandenkrieg und mittendrin: der Capitano.
Gianni Garko, der eigentlich Garcovich heißt, und hier in seiner Rolle Radovich, stürzt als
Undercoveragent von einer Schlägerei/Schießerei in die nächste und muß dabei durchaus
einiges einstecken. Wie er die beiden Dons gegeneinander ausspielt, erinnert entfernt an
einen gewissen namenlosen Fremden.
Alfonso Brescia, der in dieser Phase seines Schaffens oftmals Neapel als Schauplatz wählte,
zeigt die verarmte Stadtbevölkerung als nahezu angewiesen auf den geringen Verdienst
aus dem Schmuggel mit Zigaretten. Auch die Beamten drücken beide Augen zu.
Zigarettenschmuggel ist offenbar eher ehrenhaft denn ehrenrührig.
Und die eigentlichen Bösen schmuggeln denn auch harte Drogen und haben kein Gewissen.
Brescia zimmert hier einen Film zusammen mit durchaus namhaften Darstellern
(neben den beriets erwähnten Edmund Purdom, Lorraine de Selle, Rik Battaglia und Jeff Blynn
ohne Eier

Allerdings hat er sich auch bei Werbespots und dem Streifen "The Opium Connection"
bedient. Die Actionszenen gegen Ende stammen aus Baldi-Vehikel und wurden ummontiert.
Dies hat sich Brescia allerdings absegnen lassen.
Man kann diesem offensichtlichen Flickwerk einen schnodderig sympathischen Unterhaltungswert
nicht absprechen.
5,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- sergio petroni
- Beiträge: 8457
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
115. Die Zwangsjacke (William Castle, 1964)
Lucy Harbin (Joan Crawford) lebt mit Mann und kleiner Tochter in ärmlichen Verhältnissen in einem
heruntergekommenen Landhaus. Als sie eines Tages früher als erwartet nach Hause kommt, ertappt
sie ihren Mann inflagranti mit seiner Geliebten. Kurzerhand greift Lucy zur nächstbesten Axt
und macht aus den Fleischeslüsternen Hackfleisch. Dumm nur, daß Töchterchen Zeuge der Tat wird......
Zwanzig Jahre später wird Lucy als geheilt aus einer Klinik entlassen. Sie kommt bei ihrem Bruder
und dessen Frau auf einer Farm unter. Die beiden haben auch Lucys Tochter Carol (Diane Baker)
großgezogen. Man bemüht sich, Lucy an ein normales Leben heranzuführen, die letzten
zwanzig Jahre vergessen zu machen. Wenn nur nicht Lucy immer wieder Stimmen hören
und merkwürdige Träume haben würde. Als kurz darauf in der Nähe der Farm ein grausamer
Axtmord geschieht, scheint klar, daß Lucy keineswegs geheilt ist......
William Castle ritt mit diesem Film auf der kurzzeitig erfolgreichen Welle der
Elderly-Dames-In-Peril-Welle mit ("Was geschah wirklich mit Baby Jane", "Wiegenlied für eine Leiche")
und konnte dafür die alternde Diva Joan Crawford verpflichten (was ihm noch einmal für
"Es geschah um 8 Uhr 30" gelang). Diese spielte in der Spätphase ihrer Karriere gerne
die Rollen von wesentlich jüngeren Frauen; in "Es geschah um 8 Uhr 30" spielt sie die
vierzigjährige Amy und hatte tatsächlich bereits die Sechzig überschritten. Wobei
es gewisse Unschärfen bei Joan Crawfords Geburtsdatum gibt und sie nichts
zur Klarstellung beitrug.
Bei "Die Zwangsjacke" verzichtet Castle auf einen Gimmick, erzählt seine Geschichte
straight und in schöner Schwarzweißfotografie. Die psychologischen Ansätze stammen
wohl eher vom Schulhof, geschenkt; man kann Castle aber durchaus ein Plädoyer
für Rehabilitation unterstellen. Und natürlich reißt die Crawford alles an sich, was nicht
niet- und nagelfest ist, überragt den Rest der Crew um Längen. Es macht Spaß, ihr
dabei zuzusehen. Eine Intensität wie bei "Mörderisch" erreicht Castle" jedoch nicht.
7/10
Lucy Harbin (Joan Crawford) lebt mit Mann und kleiner Tochter in ärmlichen Verhältnissen in einem
heruntergekommenen Landhaus. Als sie eines Tages früher als erwartet nach Hause kommt, ertappt
sie ihren Mann inflagranti mit seiner Geliebten. Kurzerhand greift Lucy zur nächstbesten Axt
und macht aus den Fleischeslüsternen Hackfleisch. Dumm nur, daß Töchterchen Zeuge der Tat wird......
Zwanzig Jahre später wird Lucy als geheilt aus einer Klinik entlassen. Sie kommt bei ihrem Bruder
und dessen Frau auf einer Farm unter. Die beiden haben auch Lucys Tochter Carol (Diane Baker)
großgezogen. Man bemüht sich, Lucy an ein normales Leben heranzuführen, die letzten
zwanzig Jahre vergessen zu machen. Wenn nur nicht Lucy immer wieder Stimmen hören
und merkwürdige Träume haben würde. Als kurz darauf in der Nähe der Farm ein grausamer
Axtmord geschieht, scheint klar, daß Lucy keineswegs geheilt ist......
William Castle ritt mit diesem Film auf der kurzzeitig erfolgreichen Welle der
Elderly-Dames-In-Peril-Welle mit ("Was geschah wirklich mit Baby Jane", "Wiegenlied für eine Leiche")
und konnte dafür die alternde Diva Joan Crawford verpflichten (was ihm noch einmal für
"Es geschah um 8 Uhr 30" gelang). Diese spielte in der Spätphase ihrer Karriere gerne
die Rollen von wesentlich jüngeren Frauen; in "Es geschah um 8 Uhr 30" spielt sie die
vierzigjährige Amy und hatte tatsächlich bereits die Sechzig überschritten. Wobei
es gewisse Unschärfen bei Joan Crawfords Geburtsdatum gibt und sie nichts
zur Klarstellung beitrug.
Bei "Die Zwangsjacke" verzichtet Castle auf einen Gimmick, erzählt seine Geschichte
straight und in schöner Schwarzweißfotografie. Die psychologischen Ansätze stammen
wohl eher vom Schulhof, geschenkt; man kann Castle aber durchaus ein Plädoyer
für Rehabilitation unterstellen. Und natürlich reißt die Crawford alles an sich, was nicht
niet- und nagelfest ist, überragt den Rest der Crew um Längen. Es macht Spaß, ihr
dabei zuzusehen. Eine Intensität wie bei "Mörderisch" erreicht Castle" jedoch nicht.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“