Mal wieder ein flotter Konzerte-Dreier...
Freitag, 25.11.2011, Störtebeker/Hamburg:
THEMOROL + DEFECT DEFECT + AUTISTIC YOUTH
Wieder ein Fünf-Euro-Konzi im sympathischen Störtebeker. Wie eigentlich immer gut gefüllt, der Laden. THEMOROL machten den Anfang, ’ne lokale Combo irgendwo zwischen Punk/Post-Punk und Hardcore. Ziemlich eigenständiger Sound, der dann bei mir punktete, wenn es ordentlich zur Sache ging und Tempo und Aggressivität anzogen. Der Rest war nicht so meins; ich muss aber zugestehen, dass die Jungs ihre Instrumente beherrschen. DEFECT DEFECT aus den USA allerdings begeisterten dann mit schnörkellosem Oldschool-Hardcore, voll auf die Zwölf. Der Sänger sah aus wie ein Nerd und gab sich betont tuntig, amüsante Bühnenshow. Am Ende wurde noch ein Klassiker gecovert, ich glaube es war „Right Side Of My Mind“ vonne ANGRY SAMOANS. Sehr geiler Gig voller Energie, lohnt absolut! AUTISTIC YOUTH hab ich dann leider verpasst, weil ich los musste.
Samstag, 03.12.2011, Störtebeker/Hamburg:
CONTRA REAL + AFFENMESSERKAMPF + SPECIAL EDUCATION
Viele waren noch erledigt vom LOIKAEMIE-Konzert des Vortags bzw. der After-Show-Party und zogen es vor, zu Hause zu bleiben. Das Störtebeker war trotzdem gut gefüllt. Ich kam leider etwas zu spät und verpasste den Anfang von CONTRA REAL, der zu zwei Dritteln aus Mädels bestehenden Hamburger HC-Punk-Band, wegen der ich in erster Linie erschienen war. Wie üblich legte das Trio einen klasse Gig hin und rotzte seine kritischen Texte inkl. der einen oder anderen Coverversion wuterfüllt heraus. Die Schlagzeugerin, die bei den meisten Songs auch noch den Gesang übernimmt, bewältigte ihre schweißtreibende Doppelbelastung wieder souverän, wovor ich erneut meinen Hut ziehen muss. Das Publikum hingegen zeigte sich durchaus interessiert, aber bewegungsresistent und allgemein reaktionsarm, was mich ziemlich irritierte. Zu verwöhnt? Zu nüchtern? Fehlten irgendwelche „Anheizer“ in den ersten Reihen, die den Vortänzer machen und den restlichen Pöbel mitreißen? Ich weiß es nicht, fand’s für die Band aber schade. Nichtsdestotrotz ein feiner Auftritt, wenn ich auch die Rudi-Carrell-Coverversion „Wann gibt’s mal wieder richtig Riot“ mittlerweile dann doch etwas sehr albern finde.
AFFENMESSERKAMPF aus Schleswig-Holstein waren mir bis dato unbekannt und spielten kurze HC-Punk-Songs mit deutschen Texten so ein bisschen Richtung KNOCHENFABRIK/CHEFDENKER oder so, aber eigentlich auch anders, was weiß denn ich. Was ich so rausgehört hatte – der Sound war wieder sehr gut – klang humorvoll, dazu passend gab man sich auf der Bühne zu selbstironischen Späßen aufgelegt. Sehr unterhaltsamer, kurzweiliger Gig, musikalisch einwandfrei. Ging gut ab!
SPECIAL EDUCATION waren dann sozusagen der „Headliner“, eine sechsköpfige israelische HC-Punk/Crust-Band mit männlich/weiblichem Wechselgeröhre und -geschimpfe, denen die Bühne natürlich etwas eng wurde. Der eine Gitarrist stellte sich daher kurzerhand ins Publikum, ins selbige sprang der aufgedrehte Sänger ganz gerne mal und heizte den mittlerweile eingesetzten Pogo zusätzlich an, unterstrich außerdem die Aggressivität des dargebotenen Materials. Mir hat’s gefallen, wenn man an den Gitarren statt hauptsächlich Krach zu produzieren ein wenig nach Metal-Manier riffte und die Songs akzentuiert statt breiig spielte. Das hatte wirklich was, vor allem in Verbindung mit dem hochmotivierten Einsatz des Gesangsduos. Irgendwann nutzte sich das aber auch ab, zumal alles recht ähnlich klang. Allerdings schien man seinen Hamburger Gig so lange wie möglich ausreizen zu wollen, so dass Song auf Song folgte, bis mein Interesse doch ziemlich nachgelassen hatte. Den Laden leergespielt haben sie aber nicht, war also alles in allem noch im grünen Bereich. Letztlich erneut ein lohnender Abend im Störtebeker.
Freitag, 09.12.2011, Goldener Salon/Hamburg:
EMILS + POPPERKLOPPER + GRøLBÜDELS
Die wieder vereinten EMILS waren der Hauptgrund meines Erscheinens, nachdem sie mich vor wenigen Monaten bereits im Molotow in höchstem Maße überzeugt hatten. Das ’nen Zehner kostende Dreierpack eröffneten die lokalen Grølbüdels. Deutschsprachiger Midtempo-Punkrock mit dem ersten SMALL-TOWN-RIOT-Basser David an einer der Gitarren. Mir fehlt bei dieser Band der Dreck, der Schmutz, die Straße... die Texte wirken dazu passend teilweise sehr verkopft. Aber auch die Grølbüdels haben ihre kleinen Hits, die Laune machen und das Publikum gut auf das kommende Inferno vorbereiten. Sehr schön auch die DAILY-TERROR-Coververion „Klartext“. Und perfekt aufeinander eingespielt ist man, das muss man ihnen lassen.
Die EMILS legten dann ein ähnlich grandioses Brett auf die Bretter wie kürzlich im Molotow. Genialer HC-Punk, mal mehr, mal weniger metallisch, intelligent, hart, trotzdem ohrwurmtauglich, einfach vor allem mit ihrer Best-Of-Setlist genial. Der einzelne Gitarrist hat wieder Krach gemacht für drei, der Drummer hielt punktgenau alle zusammen und beherrschte alle Tempowechsel etc. der komplexeren Songs auf dem Effeff. Der Sänger wie immer mit ein paar spaßigen Sprüchen auf den Lippen, kein einstudiertes Gelaber. Beim gekreischten „Krieg und Frieden“ wurde ihm nach eigenem Bekunden kurz schwindelig; ich bin mir sicher, dem einen oder anderem im Publikum auch. Eine Spitze gegen die anwesenden Skins konnte er sich ebenso wenig verkneifen wie Anspielungen auf das Alter der Bandmitglieder („Hätten wir damals gewusst, dass wir heute noch hier stehen und spielen, hätten wir langsamere Songs geschrieben!“), die Songs selbst wurden inbrünstig gesungen, gebrüllt und gekreischt und genau so von einigen tanzbeinschwingenden Menschen aufgenommen, doch auch der Rest schien begeistert. Das Bier spritzte, der Schweiß floss, die Kehlen wurden heisergebrüllt. Genauso solche Gigs alter Helden meiner Jugend haben mir längere Zeit gefehlt. Bleibt also zu hoffen, dass die EMILS von nun an in hübscher Regelmäßigkeit wieder für ein altes Publikum spielen und sich dabei ein neues, jüngeres erkämpfen. Molotow und Goldener Salon gingen genau in diese Richtung.
Nach ich glaube drei Zugaben, darunter das BUTTOCKS-Cover „Nein nein nein“, war Schluss und die POPPERKLOPPER erklommen die Bühne. Ich hab mir die ersten beiden Songs angehört und bin dann los, um meine Mandelentzündung auszukurieren. Bis zu diesem Zeitpunkt ein sehr angenehmes Konzert in einem nicht ganz billigen, aber sympathischen Laden, der große Publikumsresonanz genoss. Es freut mich, dass so eine Bandkonstellation noch immer ein relativ großes und gut gemischtes Publikum anspricht.