DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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CHURCHILLS LEOPARDEN

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Originaltitel: I Leopardi di Churchill
Alternativtitel: Geheimcode Leopard
Land: Italien, Spanien
Jahr: 1970
Genre: Kriegsfilm
Regie: Maurizio Pradeaux

Handlung:
Nachdem die nationalsozialistischen Streitkräfte Frankreich eingenommen hatten, planen sie den finalen Angriff auf Großbritannien. In der Stunde größter Not hat Winston Churchill eine rettende Idee: Er züchtet eine Horde bluthungriger Wildkatzen und lässt diese in Deutschland frei. Bald schon wird Hitlers Regime durch die mörderischen Leoparden gestürzt, doch dann, wenden sich die Bestien auch gegen ihren früheren Herrn…
…OK, das ist nicht die Handlung, es geht um eine Gruppe britischer Soldaten und französische Freiheitskämpfer, die einen Damm der Nazis sprengen wollen, um einen strategischen Vorteil zu bekommen; aber Hand aufs Herz, meine Version war wesentlich cooler! 8-)

Kritik:
Regisseur Maurizio Pradeux wollte offenbar weder einen authentischen Historienfilm noch ein bewegendes Kriegsdrama produzieren sondern einen anspruchslosen Unterhaltungsfilm für Zwischendurch und dies tut dem Film viel besser, als wenn Pradeux gezwungener Maßen eine Überportion an falschem Pathos hineingebracht hätte. Die handvoll tragischer Szenen, die hier und da vorkommen können funktionieren, da sie nicht übertrieben sind oder versuchen die Action zu verdrängen. Das Hauptaugenmerk bleibt immer auf den Bestrebungen ein spaßiges Feuerwerk der Spannung zu inszenieren und dies wurde erreicht. Besonders gegen Ende, wenn die Operation der Helden droht zu scheitern, schafft es Pradeux den Zuseher zu fesseln.
Neben der flotten Inszenierung ist der Hauptgrund warum dies so gut funktioniert die Fülle der liebenswerten Darsteller. So bietet sich uns die Möglichkeit aus der Reihe von Helden, die auszusuchen, die uns am sympathischten sind, und mit denen wir den Rest des Filmes mitfiebern. Wir werden nicht gezwungen uns allein in Richard Harrisons Hauptrolle anzufreunden, denn als Alternativen erwarten uns unter anderem Pilar Velázques als taffe Freiheitskämpferin, Giacomo Rossi-Stuart als heroischer Offizier, Frank Brana als rationaler Partisane, Angela Covello als bezaubernde Stumme, Antonio Casas als weiser Franzose und Claudio Biava als Soldat mit moralischen Ambitionen.
Der Film geht mit diesen Charakteren sehr zielführend um. Wir haben uns unsere Lieblinge ausgesucht, einige werden wir mehr mögen als andere und nun nimmt der Film die geniale Wendung, dass die meisten der Protagonisten zwar einen heroischen Tod erleiden müssen um den Ernst der Lage herauszukristallisieren und ein wenig Drama hineinzubringen, es aber trotzdem ein kleines Grüppchen sympathischer Überlebender gibt.
Andere Kriegsfilme, welche ich bis jetzt gesehen hab, hätten entweder alle Helden abgemurkst oder noch wahrscheinlicher nur Mr. und Mrs. Hauptcharakter leben lassen um eine unnötige Tragik hineinzubringen und uns damit total unbefriedigt zurückgelassen. „Churchills Leoparden“ bleibt tragisch, viele meiner Lieblinge finden den Tod, aber als Ausgleich durfte ich mich darüber freuen, dass einige, von denen ich es ehrlich gesagt nicht erwartet habe, am Ende noch munter dahinvegetieren.
Neben diesen positiven Charakteren haben wir einen wie immer grandiosen Klaus Kinski als misstrauischer Obersturmbandführer auf Seiten der Nationalsozialisten. Erstens ist es in einen Kriegsfilm immer gut einen Oberschurken zu haben, dessen verkommenes Wesen deutlich gemacht wurde (denn es fällt immer schwer eine ganze Nation als „böse“ hinzunehmen), und zweitens ist der Kinskerich einfach genial in der Rolle. Wenn er Richard Harrison ausfragt bleibt er kühl und hinterlistig, doch wenn es ans offene Kämpfen geht schnappt sich der Klaus ein Maschinengewehr und pulverisiert damit manisch Brüllend alles, was sich in seinem Umfeld befindet.
Fazit: Spannend inszenierter Kriegsfilm, der durch seine Vielzahl an kleinen nettes Charakteren genug Sympathieträger bietet, um mit den Helden mitzufiebern. 8/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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GROSSES EDUARDO FAJARDO SPECIAL

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Leben und Werk:
Eduardo Fajardo wurde 14.8.1924 in Spanien geboren. Als Double kam er zum Film und begann bald eine steile Karriere, welche ihren Höhepunkt in der Zeit der Italowestern fand. Ich sah ihn Hauptsächlich innerhalb dieses Genres, doch auch in Gialli, Abenteuerfilmen und anderem war Eddie fleißig dabei. In über 180 Filmen konnte man ihn bewundern, am Ende seiner aktiven Jahre waren dies jedoch eher nur noch Fernsehfilme. So viele Filmtode er dabei auch erleiden musste, er hat sich gut gehalten, ist mittlerweile 87 und wurde 2011 sogar für sein beeindruckendes Lebenswerk ganz offiziell geehrt.

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Was ist so toll an Eddie?
Nach Anthony Steffen ist Eduardo Fajardo sicher der Darsteller dessen Performance ich mit dem zweitgrößten Vergnügen verfolge. Zusammen mit Aldo Sambrell gehört er zu meinen absoluten Liebslingsnebendarstellern des Italowesterns. Dies verdankt er drei Umständen:
1. Er ist oft an der Seite von Anthony Steffen: Mal ein ganz profaner Grund: Man kann ihn und das Anthönchen immer wieder mal zusammen sehen und das freut, denn die beiden haben eine tolle Chemie zusammen. Ganz egal ob sie Freunde oder Gegenspieler verkörpern, sie ergänzen sich grandios, besonders dann, wenn Fajardo dem liebenswerten Underacting des Anthönchens ein ausgelassenes Overacting entgegensetzt. Wenn die beiden zusammen im Bild sind macht es einfach unsagbar viel Spaß ihnen zuzusehen.
Mir Franco Nero stand er sich übrigens auch ziemlich gut. Als sie zusammen Corbuccis „Mercenario“ drehten, soll Franco zu ihm gekommen sein und gesagt haben: „Nero…und Fajardo – der Film wird ein Erfolg!“
2. Fajardo hat eine Palette verschiedenster Figuren, die er alle meisterhaft beherrscht: Wen auch immer Eduardo Fajardo verkörpert, wir nehmen ihm die Performance 100% ab und dies erstaunt, denn einige seiner Figuren könnten unterschiedlicher nicht sein: Mal gibt er einen kühlen Rassisten, welcher Mexikaner hasst und im nächsten Film spielt er selbst einen heiteren Mexikanischen Banditen und in beiden Rollen wirkt er natürlich. Wenn man ihn als komische Nebenfigur sieht, könnte man meinen, er hätte in seinem ganzen Leben nur in Komödien gewirkt, doch wenn er seriös sein soll, kann man sich nicht vorstellen, dass der Typ auch nur die kleinste Spur Humor besitzt.
3. Er versetzt sich in seine Rollen hinein und lässt sich manchmal gehen, dass es eine wahre Freude ist: Was immer Fajardo auch macht, er macht es natürlich und ausgelassen. Dies sieht man besonders, wenn er mit Tieren agieren soll. Völlig hemmungslos streichelt er Hunde ab oder knuddelt Hasen, sofern er eine Rolle spielt für die dies angemessen ist, und das zu sehen macht einfach gehörig Laune.
Dies sind die Gründe, warum Eduardo Fajardo einer der liebenswertesten spaßigsten und überzeugensten Darsteller aller Zeiten ist!!! :thup:
Das einzig dumme an seinen Rollen: So sympathisch sie auch sind, sie segnen fast immer das Zeitliche. Vollkommen egal, ob er einen fiesen Oberschurken oder einen witzigen Gefährten des Helden verkörpert, er muss fast immer ins Gras beißen. So traurig das auch sein mag, wenigstens legt er sich einerseits bei seinen Sterbeszenen immer besonders ins Zeug und zweitens freut man sich dann umso mehr, wenn er am Ende einmal überlebt.

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Einige seiner Filme:

„Eine Bahre für den Sheriff“ (Mario Caiano – 1965)
In diesem frühen Italowestern ist Anthony Steffen auf der Suche nach dem Mörder seiner Gemahlin. Er weiß nur, dass sich dieser in der Bande des Banditen Lupe Rojo befindet. Und wer von den Mannen des Lupe hat Steffens Gattin auf dem Gewissen? Eduardo Fajardo natürlich!
Der Schurke, den Fajardo hier verkörpert, ist ausnahmsweise mal kein Bandenchef, dafür aber umso erinnerungswürdiger. Er wirkt äußerst schleimig und brutal, ein Mann der keine Skrupel hat Unbewaffnete niederzuschießen und dabei noch ein dreckiges Grinsen aufzusetzen. Der finale Showdown zwischen ihm und Steffen ist ebenfalls grandios. Man merkt Fajardos Verbissenheit in diesem Duell. Diverse Gliedmaßen von ihm sind schon durchlöchert, aber er gibt einfach nicht auf, vollkommen egal, ob er noch eine Chance hat oder nicht, er kämpft bis zum letzten Atemhauch. Ein Spitzenbösewicht des Italowesterns!
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„Django“ (Sergio Corbucci – 1966)
Altbekannte Geschichte: Franco Nero will als Django seine Braut rächen, die selbstverständlich niemand anderes als Eduardo Fajardos Major Jackson auf dem gewissen hat. Dies ist jedoch nicht so leicht, denn Jackson hat eine gewaltige Rotte wilder Pistoleros unter seinem Kommando!
Für mich ist Major Jackson der diabolischte, furchteinflößendste, faszinierendste, wiederwärtigste, kurz beste Schurke des gesamten Genres. Ja Angel Eyes und Loco mögen bedrohlich und fies sein, aber sie sind kein Major Jackson. Als Jackson hat Fajardo nicht seine typische Lache, höchstens ein kleines ekelhaftes Grinsen, wenn er im Stande ist zu töten. Sein Haupt ist ständig erhoben und er strahlt eine gewisse Majestät aus. Dies bewirkt, dass wir ihn als gleichwertigen Gegner Djangos akzeptieren. Im Drehbuch selbst legt Django Jackson zwar immer wieder sein, schießt ihm die Waffe aus der Hand oder vom Pferd, aber trotzdem bleibt Major Jackson bedrohlich. Warum? Weil Eduardo Fajardo ihn mit so einer selbstgefälligen Auro der Macht umgibt, dass wir ihm alles Zutrauen. Seine Mannen hat er bestens im Griff, er kann es sich selbst leisten zu erklären, wie bedeutungslos ihm die Leben seiner Gefolgsleute ist, während seine Gefolgsleute um ihm herumstehen. Warum? Weil er eine mächtige Person ist, die über den Dingen steht und das bringt Eduardo Fajardo mehr als gekonnt zum Ausdruck.
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„Gentleman Joe – Der Rächer bin ich“ aka. „Shamango“ (Giorgio Stegani – 1967)
Eine Gruppe mexikanischer Banditen um (erraten!) Eduardo Fajardo terrorisieren ein kleines Dorf und töten dort den Sheriff. Doch dieser war der Bruder von (erraten!) Anthony Steffen, welcher nun (erraten!) auf Rache aus ist.
Ich weiß nicht was in dieser Zeit mit Fajardo und Steffen los war, aber in „Shamango“ und dem gleich danach erschienen „Es geht um deinen Kopf, Amigo“, leisten sie zwei der denkwürdigsten Beiträge ihres Schaffens. Nicht weil die Filme selbst so sonderlich sind, sondern einzig weil die beiden Hauptdarsteller so viel Energie versprühen. Als der mexikanische Bandenchef Colonel Ferreres scheint Eddie die Zeit seines Lebens zu haben, was sich an seinem ununterbrochenen breiten Lachen manifestiert. Den Höhepunkt bildet eine Szene in der eine Saloontänzerin vor ihm und seiner Horde einen Cancan aufführt. Alle haben dabei wahnsinnig viel Spaß und Fajardo springt sogar plötzlich auf und versucht es der Tänzerin nachzumachen bis ihn seine Ungeschicktheit wieder zurückfallen lässt.
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„Es geht um deinen Kopf, Amigo“ (Mario Caiano – 1967)
Das Dreamteam Steffen und Fajardo spielen zwei Rumtreiber, welche an einen Mann kommen, der den Weg zu einem verborgenen Schatz kennt. Zusammen mit diesem und einem hinterlistigen Frank Wolff beschließen die beiden den Reichtum aufzusuchen. Doch Wolff versucht die beiden Freunde gegeneinander auszuspielen.
Die Chemie zwischen Eddie und dem Anthönchen ist in diesem Film phänomenal. Sie spielen zwei alte Kumpanen, die schon allen möglichen Blödsinn zusammen erlebt haben und das zeigen sie auch. Angefangen von ihrem ersten Auftreten, in welchem Steffen Fajardo mit breitem Grinsen im Gesicht wach tritt, über den spektakulären Kampf die beiden gegen einen ganzen Saloon voller Raufbolde (sie gewinnen), bis hin zu der Szene in der ein Grinsender Fajardo das Essen von Steffen und Wolff an hungernde Kinder verteilen will, die beiden sich aber gar nicht dafür begeistern können, ist es einfach ein Spaß ihm und dem Anthönchen zuzusehen. Der Film ist zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber allein wie gut die beiden aufgelegt sind, macht ihn allemal eine Sichtung wert.
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„Mercenario – Der Gefürchtete“ (Sergio Corbucci – 1968)
Tony Musante spielt einen Revolutionär und Franco Nero einen Söldner, welche Mexiko aus den Klauen seiner Unterdrücker befreien wollen. Doch dies ist schwieriger als gedacht, denn der Gutsbesitzer der das große böse Establishment repräsentiert ist kein anderer als Eduardo Fajardo.
Das Script und die Regie von Sergio Corbucci machen diesen Film für mich zu einem der besten Italowestern überhaupt. Eduardo Fajardo teilt hier die Stellung des Oberschurken mit Jack Palance, der eine wesentlich erinnerungswürdigere Performance bekommt, doch im Nachhinein betrachtet ist das gut so: Palance ist der Filmbösewicht, eine übertriebene Figur, der wir mit viel Spaß zusehen können und Fajardo spielt den realen Schurken. Auch wenn seine Performance ein wenig an Major Jackson erinnert ist diesmal nichts übertrieben, er spielt die reichen Großgrundbesitzer gerade so diabolisch, wie viele von ihnen offenbar wirklich waren, nicht mehr. Dies zeigt wunderbar wie „Mercenario“ es schafft zu unterhalten und zu bewegen. Palance ist der Schurke des Unterhaltungs-Teiles, eine Figur die der Phantasie entsprungen ist, von der wir wissen, dass sie am Ende gegen unsere Helden verlieren muss, so wie es immer (na ja, bei Corbucci fast immer) ist. Fajardo hingegen spielt den Bösewicht des wirklichen Lebens und es ist wesentlich unsicherer ob sich unsere Helden auch gegen diese Bedrohung erwehren können.
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„Das Todeslied“ (Mario Caiano – 1968)
Eine Bande von Banditen um Eduardo Fajardo haben Craig Hills Charakter unschuldig ins Gefängnis gebracht. Endlich wieder draußen ist es selbstverständlich Zeit für Rache.
Sowohl die Regie als auch die darstellerischen Leistungen sind zwar keineswegs schlecht, aber auch nicht sonderlich besonders, weswegen der Film ziemlich schnell wieder aus dem Gedächtnis kommt. Bemerkenswert ist allerdings, dass hier solche grandiosen Schurken des Italowesterns wie Piero Lulli und Roberto Camardiel unterwürfig dem großen Eduardo Fajardo Tribut zollen müssen.
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„Einer nach dem anderen, ohne Erbarmen“ (Rafael Romero Marchent – 1968)
Peter Lee Lawrence und Guglielmo Spoletini spielen unsympathische Mistkerle, die hinter gestohlenem Geld her sind. Doch wenn man so ein Unterfangen startet kommt man früher oder später mit dem Sheriff in Konflikt und als dieser zeigt sich Eduardo Fajardo.
Fajardos Figur kann man nicht als Schurken des Filmes bezeichnen, da er im Recht ist, dennoch hat man es versäumt ihn zum Protagonisten zu befördern, eine Stellung, welche Lawrence und Spoletini inne haben. Daraus resultiert, dass Fajardos Rolle diesmal weder gut noch böse ist, sondern einfach ein hart arbeitender Gesetzeshüter, welcher bestrebt ist, seinen Beruf gut zu machen. Freude bereiten die Szenen, in welchen er sich mit seinem ehemaligen Hilfssheriff, mittlerweile ebenfalls ein eigener Sheriff, verbissene Schachpartien liefert.
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„Ein Colt für hundert Särge“ (Umberto Lenzi – 1968)
Peter Lee Lawrence spielt einen Zeugen Jehovas, der sich aus irgendeinem Grund an irgendwem rächen will. Da seine Motivation nicht ausreicht um all seine Morde zu rechtfertigen ist der Film ziemlich schwer durchzustehen, bis eine Gruppe Verrückter auftaucht unter denen sich unser Liebling Eduardo Fajardo befindet.
Ich mag diesen Film nicht besonders, weil mir die Hauptperson so grenzenlos unsympathisch ist, aber jede Szene, in welcher Eduardo Fajardo vorkommt, ist es allemal wert. Der Typ benimmt sich schon wie ein lachender Irrsinniger, wenn er normale mexikanische Banditen spielt, hier bekommt er aber Gelegenheit einen lachenden Irrsinnigen zu spielen und er hat sichtlich Freude mit dieser Rolle. Immer mit aufgerissenen Augen und einem konstanten doofen Grinsen ist seine Performance ein gehöriger Spaß, wenn es das Drehbuch verlangt, kann er aber blitzschnell unberechenbar, brutal und furchteinflößend werden.
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„Der Fremde von Paso Bravo“ (Salvatore Rosso – 1969)
Nachdem sich die beiden im Filmjahr 1968 nicht begegnet sind und Fajardos Talent bei Lawrence-Filmen verschwendet wurde, ist man endlich zur Einsicht gekommen, mit wem Eddie am besten kann und Salvatore Rosso setzte ihn endlich wieder als Gegenspieler von Anthony Steffen ein. Diesmal ist Steffen bemüht (Überraschung!) seine Frau zu rechen, welche (Überraschung!) Eduardo Fajardo auf den Gewissen hat.
Diesmal porträtiert Eduardo Fajardo keinen kleinen Bandenchef oder eindeutig Kriminellen wie Major Jackson, sondern einen Gutsbesitzer, der sich nach außen hin sauber gibt, aber ganz schön viel Treck am Stecken hat. Man war bemüht ihn diesmal nicht in einen cartoonhaften Bösewicht zu verwandeln, er bleibt ein hier und da sympathischer Geschäftsmann, der aber keinen Skrupel kennt, wenn es darum geht sein Ziel zu erreichen. Schön in seiner ersten Szene kümmert er sich liebevoll um eine Stute, welche ein Kalb zur Welt bringt und als sein geliebter Sohn tragischerweise von den Helden getötet wird, kann Fajardo selbst als Schurke Mitleid beim Zuseher erregen. Sein brutales Ableben passt daher auch umso besser in den rauen und düsteren Ton des Filmes und nebenbei bemerkt leistet Eddie hervorragende Arbeit, wenn er inmitten einer brennenden Villa versucht sich zu retten.
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„Die wahre Geschichte des Frank Mannata“ (Javier Setó – 1969)
Frank Mannata will zusammen mit seinem Bruder, einem kleineren Mafiaboss, den amerikanischen Traum verwirklichen und durch die ehrenwerte Gesellschaft zu einem der reichsten und mächtigsten Mafiosi der vereinigten Staaten werden. Doch mittlerweile steht die amerikanische Mafia noch unter der Fuchtel von Eduardo Fajardo!
Als hochrangiges Mafiamitglied leistet Fajardo eine gute, jedoch nicht seine beste Arbeit. Er ist diabolisch und strahlt Macht aus, dies jedoch keineswegs so ergreifend und überzeugend, wie er es noch als Major Jackson tat, aber trotzdem bleibt seine Performance solide.
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„Lasst uns töten, Companeros“ Sergio Corbucci – 1970)
Tomas Milian als Revolutionär und Franco Nero als Söldner haben es (ähnlich wie in „Mercenario“) im Namen der Revolution wieder mit einer ganzen Reihe Schurken zu tun, darunter Jose Bodalo als selbstgefälliger Revolutionsgeneral, Jack Palance als einarmiger Killer und die gesamte mexikanische Armee mit all ihren Offizieren, einer davon niemand anderer als Eduardo Fajardo.
Allzu lange bleibt uns die Magie von Fajardos Performance hier zwar nicht erhalten, aber obwohl sein Auftritt nur kurz wärt, ist er trotzdem absolut klasse. Bevor ihn Tomas Milian mit einem Säbel den gar ausmacht, gibt Fajardo als grausamer Offizier, eine wunderbare Vorstellung davon wie rau die Armee mit dem armen Volk umgeht.
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„Spiel dein Spiel und töte, Joe“ (Leopoldo Savona – 1970)
Anthony Steffen spielt einen fahrenden Schauspieler, der eines Tages eine Miene erbt. Allzu lange kann er sich jedoch nicht daran erfreuen, denn der geldgierige Berg (Eduardo Fajardo – wer sonst) hat sich den Grundbesitz mittlerweile unter den Nagel gerissen und hat genug Pistoleros um sich versammelt, um das gestohlene Gut gegen seinen rechtmäßigen Besitzer zu verteidigen.
Fajardos Berg wirkt zwar auf den ersten Blick wie der übliche Italowestern-Bösewicht, doch bei genauerer Betrachtung fallen dann doch ein paar Besonderheiten auf. Fajardo spielt die Figur nicht wie einen der üblichen Schurken, die böse sind, weil sie böse sind. Diesmal scheint es so, als wäre er ein armer Mann, der endlich die Chance hatte ein beträchtliches Vermögen einzuheimsen, auch wenn dies gegen das Gesetz ist. Nun, da sich der rechtmäßige Besitzer blicken lässt ist er selbstverständlich Bestrebt seinen liebgewonnenen Besitz mit allen noch so schmutzigen Mitteln zu verteidigen. Wenn er seine Mannen befehligt, scheint er nicht wie ein majestätischer Obermotz (wie es Major Jackson tat), er tritt wie einer von ihnen auf. Einer aus ihrem Stand, von ihrem Schlag, durch Zufall ist er einfach der Reichste und hat damit die Befehlsgewalt inne.
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„Sabata – Der Killer“ aka. „Galgenvögel sterben einsam“ (Tulio Demicheli – 1970)
Die glorreichen zwei Anthony Steffen und Eduardo Fajardo spielen zwei kleine Ganoven, die sich mit harmlosen Gesetzesbrüchen mehr schlecht als recht über Wasser halten können. Doch eines Tages treffen sie auf den hintertriebenen Peter Lee Lawrence, welcher sie zu einem größeren Coup verleitet. Doch die Präsenz des ganzen geraubten Geldes droht das Dreiergespann durch Neid auseinander zu bringen.
Fajardos Mangosta ist wieder eine Rolle, bei der man sehen kann, wie viel Spaß Eddie beim Drehen hatte. Er porträtiert hier einen kleinen mexikanischen Gelegenheitsganoven vom Schlage eines Tuco, nur nicht ganz so Ernst zu nehmen, hinterlistig aber harmlos. Der Film kann sich zwar nicht so recht entscheiden, ob er eine Tragödie oder Komödie sein will, wenn es aber zu spaßigen Momenten kommt, hat diese in erster Linie Eduardo Fajardo zu verantworten. Die Freude mit welcher der Schauspieler in einer albernen Perücke herumläuft und sich mit dem Gesicht voran in ein wenig Schlamm wirft, schläft sofort auf das Publikum über. Das Schöne an seiner Figur ist, dass sie, ähnlich wie der des Tim aus „Es geht um deinen Kopf, Amigo“, jenseits von gut und böse ist. Sie hat ihre schlechten Seiten, kann habgierig und gemein sein, bewahrt aber ein gutes Herz. Er erschleicht sich sein Geld zwar nicht mit rechten Mitteln, wenn er es aber einmal hat, teilt er es mit seinen Mitmenschen.
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„Shangos letzter Kampf“ (Edoardo Mulargia – 1970)
Eduardo Fajardo spielt Major Droster, einen Offizier der Südstaatler, der das Ende des Bürgerkrieges nicht akzeptieren will und daher zusammen mit seinen Soldaten und einer handvoll Banditen ein mexikanisches Dorf terrorisiert. Kann sie der geheimnisvolle Shango, selbstverständlich gespielt von Anthony Steffen, aus der misslichen Lage befreien?
Fajardo sollte öfters Majors spielen, denn sein Major Droster kommt, was diabolische Majestät betrifft, ziemlich nah an Major Jackson aus „Django“ heran. Wie Jackson von rassischen Idealen besessen war, ist Droster von politischen besessen. Beide geben in erster Linie befehle, begegnen uns aber auch als gute Schützen, was für unseren Helden einen bedrohlichen Gegenspieler kreiert.
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„Knie nieder und friss Staub“ (Aldo Florio – 1971)
Wieder mal eine Rachegeschichte, diesmal mit Fabio Testi als Rächender und als Objekt seiner Rache, wie sollte es anders sein, Eduardo Fajardo, in dessen Bande sich Testi einschleicht.
Fajardos Redfielt, kommt genauso schmierig und erhaben wie seine besten Schurken rüber. Allerdings kaufen wir ihm den talentierten Schützen ab. Sobald er seine Mannen an Testi verloren hat, stellt sich nicht mehr die Frage, wie die Konfrontation zwischen den beiden ausgehen wird. Doch bevor dieser Punkt erreicht ist wirkt Fajardo, auf seine zahlreichen Helfershelfer gestützt, so mächtig und bedrohlich wie eh und je.
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„Matalo – Bad Man’s River“ (Eugenio Martin – 1971)
Eine Gruppe Revolverhelden, darunter Lee Van Cleef und Gianni Garko, sind bemüht einer Gruppe Revolutionären gegen den mächtigen General Duate (Fajardo – who else) zu helfen, da ihnen eine saftige Belohnung winkt.
In diesem Spaßwestern spielt Fajardo einmal mehr den mexikanischen Offizier vom selben Schlag, wie er ihn auch schon in „Lasst und töten, Companeros“ verkörpert hat und dies macht er gewohnt gut. Sein ganzes Auftreten, streng und elegant, demonstriert seine Macht, bestehend aus unzähligen kampferprobten Soldaten. Trotz der Armee unter seinem Befehl, hilft ihm auch ein mexikanischer Bandit, welcher von Aldo Sambrell gespielt wird, bei seinen üblen Vorhaben. So sehr ich Fajardo liebe muss hier fairer weise angemerkt werden, dass Sambrell ihm hier und da die Show stielt. Sicher beide sind gleich grandios in ihren Rollen, doch der durchtriebene aber feige Bandit ist in einem Spaßwestern doch der dankenswerterer Part als der ernste seriöse General.
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„Die rote Sonne der Rache“ (Sergio Corbucci – 1972)
Dem von Tomas Milian gespielten Banditen Jed schließt sich Susan George als Sonny an. Gemeinsam bestreiten sie allerlei verbrecherischer Abenteuer, darunter auch die Entführung der Gattin des wohlhabenden Garcia. Dieser versucht erstens seine Braut mit allen Mitteln wiederzubekommen und er wird zweitens von Eduardo Fajardo verkörpert.
Wie man von Corbucci erwarten kann ist dieser Western äußerst originell und einmalig. Mein Problem damit war nur immer, dass ich für Eduardo Fajardos Charakter, welcher hier wie meistens den Gegenspieler unserer Helden mimt, wesentlich sympathischer fand als die Protagonisten selbst. Zugegeben ich finde Fajardo immer sympathischer als die Protagonisten sofern diese nicht von Anthony Steffen oder Franco Nero verkörpert werden, aber hier sind selbst seine Ziele und sein Charakter nobler als die von Sonny und Jed. Er legt seinen Garcia zwar als versnobte Witzfigur an, doch es wird glaubhaft vermittelt, dass er seine Gemahlin wirklich von ganzem Herzen liebt und nachdem ihm diese geraubt wird, kann man seine brutalen Mittel um die Herzensdame aus den schmierigen Klauen unserer „Helden“ zu befreien, durchaus nachvollziehen.
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„Zwei wilde Companeros“ (Duccio Tessari – 1972)
Franco Nero und Eli Wallach spielen zwei Halunken, die sich selbst noch nicht ganz im Klaren darüber sind, ob sie lieber die Revolution oder ihren eigenen Wohlstand unterstützen wollen. So oder so steht zwischen ihnen und ihrem idealistischen oder finanziellen Ziel eine mexikanische Armee unter dem Befehl von General Huerta, welcher wie anzunehmen von Eduardo Fajardo gespielt wird.
„Mercenario“ hatte seinerzeit die perfekte Mischung von Humor und Tragik, bei „Lasst uns töten, Companeros“ findet man ebenfalls beides, der Humor erhält aber schon leicht zu überhand und schließlich wird in „Zwei wilde Companeros“, einem Film der den anderen beiden sonst sehr ähnlich ist, die Tragik gänzlich weggelassen. Wie die Filme verändert sich auch Fajardos Figur, stets der Widersacher der Revolution, anfangs noch ein glaubhafter Großgrundbesitzer, danach ein furchteinflößender Offizier und nun letztlich eine Parodie seiner selbst, was aber durchaus zum Ton des Filmes passt. Den ganzen Film soll man nicht ernst nehmen, aber er unterhält und Fajardos Charakter soll man ebenfalls nicht ernst nehmen, dafür unterhält auch er umso mehr. Wieder mit sichtlichen Spaß bei der Sache porträtiert Eddie den eitlen aber ungeschickten General Huerta, der sich gerne mächtig gibt, in Wahrheit aber ein lachhafter Möchtegern-Casanova ist.
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„Das Geheimnis des magischen Kreises“ aka. „Blutige Magie“ (Mario Siciliano – 1975)
Geister zwingen einen reichen Playboy dazu Morde für sie zu begehen. Dies geht solange gut bis ihm Inspektor Anthony Steffen ein wenig auf den Zahn fühlt und Butler Eduardo Fajardo versucht ihn zu erpressen.
Fajardos Performance ist sicherlich einer der Höhepunkte dieses mittelmäßigen Gruselfilmes. Mit sichtlicher Freude macht er sich daran als alternder Butler die splitternackten Orgiengäste seines Auftraggebers aus ihrem After-Koitus-Schlummer aufzuwecken und er schafft es wie immer, dass der Spaß mit dem er die Rolle angeht, auf das Publikum überschwappt.
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„Grossangriff der Zombies“ (Umberto Lenzi – 1980)
Ein Heer verseuchter Menschen fällt plötzlich mordgierig über eine friedliche Stadt her. Inmitten des Chaos macht sich Hugo Stiglitz auf die Suche nach seiner Göttergattin, welche in einem Krankenhaus arbeitet. Und wisst ihr wer dort noch tätig ist? Richtig, Eduardo Fajardo!
„Grossangriff der Zombies“ bietet ein wunderbares Beispiel dafür, dass Eddie selbst aus den kleinsten Rollen noch großes rausholen kann. Hier hat er nur eine Kurzauftritt als ein Chirurg, der während einer Operation von ein paar Zombies überrascht wird. Er hätte theoretisch nichts zu tun als sich einfach von den Zombies umbringen zu lassen und seinen Gehaltscheck zu kassieren, aber es ist Eduardo Fajardo, also musste er die Rolle cool machen. Deswegen greift er sich sein Skalpell und zeigt den Zombies in seiner kurzen Screentime noch gehörig, wer hier der Boss ist.
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„Executor – Der Vollstrecker“ (Giuliano Carnimeo – 1983)
Um eine kleine Sippschaft postapokalyptischer Überlebender vor dem Verdursten zu retten machen sich ein kleiner Junge begleitet von Mr. und Mrs. Cooler-Endzeitkrieger auf um Wasser zu finden. Doch lohnt es sich überhaupt dieses kleine Volk zu retten? Ja, denn ihr Anführer wird von Eduardo Fajardo gespielt.
In diesem Film ist Fajardos Performance gewohnt solide, nur leider bietet ihm seine Rolle nicht die Möglichkeit besonders hervorzustechen.
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So, das war’s :winke:
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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PORNO HOLOCAUST – SCHERZKRITIK

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Originaltitel: Porno Holocaust
Alternativtitel: Insel der Zomgies; Orgasmo Nero II
Land: Italien
Jahr: 1981
Genre: Horror
Regie: Joe D’Amato

Anmerkung:
Nachdem ich den Film zum ersten Mal gesehen hatte, war ich relativ enttäuscht von ihm und schrieb eine recht unfaire Kritik über den Streifen, dies lag jedoch nur daran, dass ich damals nicht in der Lage war seine versteckte Genialität zu erkennen. Mittlerweile habe ich mich ein wenig gebildet, las ein paar filmwissenschaftliche Bücher und sprach mit ein paar Leuten, denen „Porno Holocaust“ mehr zugesagt hatte und dadurch war ich endlich im Stande, das Talent und das Können, mit welchem Joey „Porno Holocaust“ inszenierte, zu erkennen…

Handlung:
Bei seinem Auftrag eine Gruppe Wissenschaftler (darunter George Eastman) zu einer geheimnisvollen Insel überzuschiffen lernt Kapitän O’Day (Mark Shannon) die Liebe seines Lebens Annie (Lucia Ramirez) kennen. Doch das innige Verhältnis des jungen Paares wird durch das Grauen, welches auf der Insel lauert, in furchtbarster Weise auf die Probe gestellt…

Kritik:
Mit „Porno Holocaust“ schuf „Hospital der sexy Schwestern“-Regisseur Aristide Massaccesi alias Joe D’Amato eine bewegende Gesellschaftsstudie, die den Verfall sexueller Praktiken in der modernen Welt widerspiegelt. In unvergesslichen Bildern führt er uns die moralische Verwerflichkeit vor, mit der zwei der Wissenschaftlerinnen den Geschlechtsakt immer wieder ohne jegliche ihm eigene Andacht vollziehen, da es für sie zu einer unspektakulären Gewohnheit geworden ist. Durch die lieblose Kameraführung, welche er bei den Sexszenen an den Tag legt, deutet er hervorragend die Lieblosigkeit, welche die Partner während dieses Aktes verspüren, an und kreiert somit eine Geschichte äußerster Dekadenz, gegen die Tinto Brass’ „Caligula“ wie eine Rosamunde Pilcher Verfilmung wirkt.
Nichts ist hier erotisch, weil es nicht erotisch sein soll. Joey schafft hier keinen anregenden Porno, sondern die sarkastische Parodie eines solchen, ein Gegenporno, welche eine kritische Betrachtung der lieblos gewordenen Pornoindustrie bietet. Die ungeheure Länge des Filmes macht er sich ebenfalls zu nutze und verstärkt mit ihr das Gefühl der Langeweile, dass der Zuseher erfahren SOLL, damit er begreift, dass Erotik in der heutigen Zeit, in welcher sie an jeder Straßenecke anzutreffen ist, zu einer langweiligen Alltagspraxis heruntergestuft wurde.
In diesem Sumpf verwerflichen Geschlechtsverkehres sticht unser Liebespaar Shannon und Ramirez fast wie ein geheiligter Lichtstrahl der Hoffnung heraus. D’Amato zeigt nicht nur ihre Vereinigungen, sondern das Wachsen und Gedeihen ihrer Beziehung und ihre Liebe, wodurch erstgenannte nicht wie bei den negativen Charakteren als unnötiger Zeitvertreib, sondern als höchster Beweis ihrer Gefühle zueinander wirken. Die talentierte Lucia Ramirez agiert währenddessen bewusst hölzern, um dem Publikum verständlich zu machen, dass sie in diesem Film, keine spezielle Frau verkörpert, sondern vielmehr eine Symbolische. Ihre Rolle ist der Inbegriff einer guten Gattin, deren moralisches Bewusstsein ein Schild gegen eine verdorbene Welt darstellt.
Eine weitere Rolle, die mich sehr beeindruckt hat, ist die von George Eastman. Er mag nicht sonderlich heldenhaft agieren und beteiligt sich an keiner der Sexszenen, auch mag er kaum aus der Masse hervorstechen, aber genau darin liegt die Stärke seines Charakters. George Eastman bietet uns die ideale Identifikationsfigur, er verhält sich so, wie sich normale Menschen in den Situationen, in denen er sich befindet, verhalten würden. Normale Menschen spielen weder permanent den Helden noch stecken sie ununterbrochen ihren Phallus irgendwohin, sondern sie bleiben in solchen Extremsituationen meist im Hintergrund und damit ist es für die Zuseher besonders leicht, sich mit Eastmans Charakter zu identifizieren. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass seine Rolle als Identifikationsfigur noch zielführender ist als Shakespeares Horatio aus „Hamlet“.
Apropos „Sein oder Nichtsein“, kommen wir zu dem Zombie, welcher die geheimnisvolle Insel unsicher macht. Ich muss sagen, bei der Gestaltung des Monstrums hat sich D’Amato wesentlich mehr Mühe gegeben, als in seinem ähnlichen, jedoch wesentlich schlechteren Film „In der Gewalt der Zombies“. Anstatt uns einen hirnlosen uninteressanten Untoten vorzusetzen, zieht der Regisseur zwischen dem Zombie und Lucia Ramirez die King-Kong-Routine ab, ein Umstand der die moralischen Ebenen der Seele der Bestie ausleuchtet. Dieser Zombie will nicht töten, er will lieben, doch zu seinem unaussprechlichen Leid, überleben diejenigen, mit welchen er sich vereinigt, diesen Akt nicht. (P.S. Die Ironie, dass die Wissenschaftler, deren Sexsucht von D’Amato so verwerflich dargestellt wurde, durch den Geschlechtsakt zu Tode kommen, verfügt über eine unaussprechliche Genialität) Für ihn gehen Liebe und Tod immer Hand in Hand und in der zweiten Hälfte des Filmes geht er somit durch eine äußerst spannende moralische Zwickmühle, ob er die so verehrte Lucia Ramirez lieben solle, obwohl dies ihren Tod bedeuten würde.
Neben dem Hauptthema der verdorbenen modernen Sexualität spricht Joey noch unzählige andere Missstände der heutigen Zeit an, die er gleichsam mit Humor als auch seriös dem Publikum näher bringt. Beispielsweise lässt er sich in einem über köstlichen Wortwitz verfügenden Gespräch zwischen Shannon und Ramirez über die Überhandnahme von Tiefkühlprodukten aus. In dieser Szene, in der den Dialogen so eine große Bedeutung zuzumessen ist, verzichtet D’Amato extra auf einen Cut oder verschiedene Einstellungen, damit sich der Zuseher voll und ganz auf das Gesagte konzentrieren kann, ohne von visueller Überstilisierung abgelenkt zu werden.
Unter den zahllosen filmischen Stilmitteln, welche der talentierte Regisseur anwendet um all diese Ideen auszudrücken befindet sich auch die komplizierte Technik des Illusionsbruchs, welche D’Amato jedoch mit Bravur meistert. Dies bedeutet, dass ein Regisseur den Film bewusst als solchen enttarnt, um das Publikum aus der gefährlichen Illusion herauszuholen, welche oft den Blick auf die Aussagen verschleiert. Neben unzähligen Avantgarde-Regisseuren sei hier auf Mario Bavas „Die drei Gesichter der Furcht“ verwiesen. Joey macht es jedoch viel geschickter, da er die Illusionsbrüche nicht so offensichtlich anlegt. Über den ganzen Film verteilt hat er Kleinigkeiten eingebaut, wie Vierte-Wand-Brüche oder ein Mitglied der Crew, welches in einem Boot, in welchem es nicht sein sollte, zu entdecken ist. Dadurch erzielt er ebenfalls einen Bruch der Illusion, macht es aber nicht so schmerzhaft deutlich wie diese Dilettanten Bava und Co.
Das einzige, was in „Porno Holocaust“, einem sonst durch und durch perfekten Film, gar nicht geht ist das grauenvolle Titelthema. Viel zu fröhlich, auf Unterhaltungskino verweisendes Herumgedudel wirkt einfach nur unpassend in einem Film, welcher so von Aussagen und Ideen strotzt, wie „Porno Holocaust“. Hätte sich D’Amato in der Hinsicht an beispielsweise Stanley Kubrick orientiert und stattdessen klassische Musik genommen, wäre „Porno Holocaust“ als durch und durch perfekt in den Himmel der absoluten makellosen Meisterwerke aufgestiegen, wo er seinen verdienten Platz neben „Citizen Kane“, „Metropolis“ und „Wer die Nachtigall stört“ eingenommen hätte. Trotz des kleinen Negativaspektes des Titelthemas, kann man einem so überwältigenden Meisterwerk wie „Porno Holocaust“ jedoch keinesfalls die Höchstnote verwehren.
Fazit: Der talentierte Joe D’Amato schuf mit „Porno Holocaust“ ein gewaltiges Feuerwerk an gesellschaftskritischen Theorien, die er uns in ergreifenden Bildern näher bringt. Besonders den Verlust des Geheiligten an der Sexualität klagt er in erschreckend realer Weise an. Daher gehört „Porno Holocaust“ neben „Ator 2 – Der Unbesiegbare“ zu den bedeutungsvollsten Werken des italienischen Intellektuellen. 10/10

P.S.
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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DIE MITESSER – STAFFEL 1; FOLGE 1

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Originaltitel: Die Mitesser
Land: Österreich
Jahr: 2012
Genre: Komödie, Serie
Regie: Jimmy Brainless, Marvin Farag

Handlung:
Während Stella (Julia Prock-Schauer) mit Sams (Gerald Pribek) Hilfe versucht eine Modell-Karriere zu starten, stellt Benji (Florian Moses Bayer) Bemühungen an, zusammen mit Pam (Bianca Rüf) seine Ideen von Mode aus Müll zu verwirklichen…

Kritik:
Nach einem weißen Wörterbucheintrag auf schwarzen Grund, der uns den Titelbegriff näher bringen soll, und der Titeleinblendung, die nach einem Argument zwischen einem Mann und einer Frau erfolgt, merken wir, dass wir versehentlich auf das Youtube-Gesamtvideo von „Pulp Fiction“ geklickt haben, schalten zurück auf die Pilotfolge von „Die Mitesser“ und können endlich die erste Episode, dieser „ersten Österreichischen Sickcom“ genießen! (Sorry, Jimmy, aber den Einstiegsgag musst du mir lassen ;) )
Auch wenn es der bei Tarantino abgekupferte Anfang nicht vermuten lässt (O.K, so wie ich Quentin kenne, hat der ihn auch irgendwo anders her „übernommen“), besticht „Die Mitesser“ vor allem durch ihre Originalität. Das Konzept ist individuell, die Inszenierung einmalig und einige der Charaktere begegnen mir hier auch zum ersten mal. Dies ist jedoch ein zweischneidiges Schwert und bringt sowohl Vor- als auch Nachteile:
Das Größte Plus besteht sicherlich in den Charakteren und ihren Darstellern. Die fünf Hauptfiguren wirken mit all ihren Stärken und Schwächen gleichsam überzeichnet schräg als auch nachvollziehbar menschlich auf uns. Personen wie die kindlich naive aber gutgelaunte Stella oder der philosophierende vor Ideen strotzende Arbeitslose Benji sind übertrieben genug um das perfekte Personal für eine unterhaltend komische Serie zu liefern, man erkennt jedoch hinter ihrem grotesken Handeln die wahren Menschen, die sie parodieren und dadurch werden unsere liebenswerten Hauptfiguren nicht nur spaßig anzusehen sondern durchaus auch gesellschaftskritisch relevant. Zudem sind sie einfach total liebenswerte Persönlichkeiten, die man trotz ihrer Schwächen einfach gern haben muss und mit denen man gern ein paar Mal 20 Minuten verbringt!
Sämtliche Schauspieler scheinen enorme Freude an ihren Parts zu haben und wie ich immer predige greift der Spaß der Darsteller auf das Publikum über. Dies ist auch hier der Fall: Wenn beispielsweise Florian Moses Bayer inbrünstig in einen Müllsack beißt und dabei die Freude am Herumblödeln in den Augen hat, ist es auch für die Zuseher ein Vergnügen sondergleichen ihm dabei zu betrachten.
Die Schwächen der Episode sind in erster Linie in die Schublade „Anfängerfehler“ zu packen. Hier zeigt sich auch der Nachteil an der Originalität mit der die Crew ans Werk gegangen ist. Bei einem Erstlingsprojekt ist es sicher nicht verkehrt sich an erfolgreichen Serien zu orientieren und einige wirkende Kunstgriffe zu übernehmen, um dann, wenn man das Medium beherrscht, seinen eigenen Stil mehr in den Vordergrund zu rücken. So leidet die Pilotfolge der „Mitesser“ leider darunter, dass man sich im visuellen Bereich offenbar nicht genug auskannte, um die Handlung und ihre Personen verständlich genug rüberzubringen. Beispielsweise ist es anfangs ein wenig schwer herauszufinden, um wen es geht, da nicht durch Großaufnahmen der Hauptcharaktere vermittelt wurde, welche Personen von besonderer Relevanz sind. Wie solche Kleinigkeiten richtig ausgedrückt werden, kann man sich ganz leicht bei erfolgreichen Serien abkupfern. Außerdem bin ich zuversichtlich, dass die weiteren Folgen, nachdem wir mit gewisser Verwirrung schon herausgefunden haben wer unsere Protagonisten sind und um was es geht, in dieser Hinsicht wesentlich besser funktionieren werden. :nick:
Das Drehbuch selbst ist mit sichtlichem Einfallsreichtum entstanden: Versteckte Gags gibt es wie Sand am Meer und statt einer Handlung bekommen wir gleich einen ganzen Haufen. Hier gibt’s jedoch einen kleinen Wehrmutstropfen. Da es die Pilotfolge ist, haben wir schon Mühe herauszufinden, wer wer ist und in welchen Verhältnis die Protagonisten zueinander stehen und da bietet es uns keine Erleichterung, wenn nebenbei vier verschiedene Handlung anfangen und teilweise wieder enden und das alles in zwanzig Minuten. Es wäre wahrscheinlich zielführender gewesen, sich in dieser Episode auf eine Haupthandlung zu konzentrieren und infolge dieser die Hauptfiguren vorzustellen. In späteren Folgen, nachdem die Frage um die Protagonisten geklärt ist, kann man sich dann mit einem Gewühl von mehr oder weniger ineinandergreifenden Nebenhandlungen herumschlagen. Wenigstens muss gesagt werden, dass es die Handlungen, so knapp erzählt sie auch sein mögen, geschafft haben, mein Interesse zu wecken, so dass ich durchaus gebannt das Geschehen verfolgen konnte und das ist schon mal ein großer Pluspunkt.
Die Gags selbst sind nett ausgedacht, manchmal fehlt nur das richtige Timing um sie auch erfolgreich rüberzubringen (aber das ist wieder ein Anfängerfehler, der sich mit der Zeit geben sollte). Einen Aspekt des Filmes gab es jedoch, der mich durchgehend zum Lachen brachte, der vollkommen perfekt in Szene gesetzt war, und dieser Aspekt ist Gerald Pribek als Sam. Die Charaktere sind wie oben schon erwähnt allesamt liebenswert, einfallsreich und landen den einen oder anderen Lacher, aber Pribeks Performance schafft es ein durchgehendes Grinsen zu erzeugen. Er spielt seine Rolle total übertrieben, dies jedoch auf eine Weise, als würde er sich selber hundertprozentig ernst nehmen, man könnte es als seriöses Overacting bezeichnen. Mit seinen Wutausbrüchen und seiner Todesliste wirkt er wie ein cartoonhafter Schurke, er verhält sich jedoch so als wäre dies das natürlichste auf der Welt und das ist einfach genial witzig.
Außerdem muss, auch wenn ich diesen Umstand bei meiner Benotung außer Acht lasse, den drei für Regie, Produktion und Drehbuch verantwortlichen Personen ein großes Lob ausgesprochen werden, dass sie ihr Traumprojekt mit den minimalistischen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen so erfolgreich durchgeführt haben und ein Endprodukt lieferten, welches, auch wenn sich einige Anfängerfehler zeigen, qualitativ seinen Amateurstatus hier und da vergessen lässt.
Fazit: „Die Mitesser“ zeigt wunderbare skurrile Charaktere und interessante Handlungen, es fehlt allein die Erfahrung um diese auch mit dem richtigen Timing rüberzubringen, wodurch der ganze Spaß dann doch recht verwirrend wird. 6/10

Anmerkung: Da ich allerdings bei den Dreharbeiten geholfen habe, bin ich mir nicht sicher, ob es mir gelungen ist objektiv zu bleiben. Es könnte sein, dass ich die Pilotfolge zu milde bewertet habe, es könnte aber auch sein, dass ich unterbewusst fürchtete sie zu milde zu bewerten, worauf ich zu streng geworden bin. Beides ist durchaus möglich. Daher werde ich nun zurücktreten und auch mal Kritikerkollegen von mir zu Wort kommen lassen, welche ihre Meinung bezüglich der ersten Episode von „Die Mitesser“ direkt unter das Youtube-Video setzten…
daVbOz hat geschrieben:vom blondi könnts mehr zeigen ;)
hylozoik hat geschrieben:hmm, aba wiaso schmock-sprech-schnösl-deitsch? )o`,
…und damit ist wieder mal überhaupt nichts bewiesen, außer, dass Leute, die Youtubevideos kommentieren oft notgeil und/oder außer Stande sind, ganze Sätze zu bilden. :winke:
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

DIE MITESSER – STAFFEL 1; FOLGE 2

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Originaltitel: Die Mitesser
Land: Österreich
Jahr: 2012
Genre: Komödie, Serie
Regie: Jimmy Brainless, Marvin Farag

Handlung:
Durch ihre Missinterpretation des Berufes, versucht sich Stella (Julia Prock-Schauer) als Prostituierte zu verdingen. Gleichzeitig beschließt Benji (Florian Moses Bayer) im Zuge seines Kampfes gegen den Kapitalismus, eine kostenlose öffentliche Toilette einzurichten. Beide Unterfangen gelingen jedoch nur mit mäßigem Erfolg…

Kritik:
Die zweite Folge der „Mitesser“ punktet mit denselben Besonderheiten, die auch ihre Pilotfolge auszeichneten wie den interessanten Charakteren oder der Fülle von Gags. Doch von der leichten Ungeschicktheit, mit der in Folge 1 noch einige Handlungselemente erzählt wurden, kann man in dieser Episode nichts mehr erkennen! Den diversen Subplots kann man diesmal mühelos folgen und sie erfreuen zusätzlich durch klare Anfänge und Enden.
Drei Elemente haben mir im Vergleich zur Pilotfolge jedoch besonders gut gefallen: Erstens wäre da die Einführung der Hauptcharaktere zu nennen. Gleich am Beginn kann man diese nämlich vor dem Würstelstand versammelt und sich unterhalten sehen. Dadurch haben wir alle Protagonisten auf einen Blick und wissen sofort, auf wen wir uns in den nächsten zwanzig Minuten konzentrieren sollen. Durch ihren Einstiegsdialog bekommen wir sofort ihre Charakterzüge vermittelt und in welchen Verhältnis sie zueinander stehen.
Zweitens fand ich es sehr gelungen, wie der Würstelstand selbst diesmal zum Handlungsmittelpunkt wird, an dem die diversen Subplots ihren Anfang nehmen und zu dem sie im Verlauf der Episode immer wieder zurückkommen. Dadurch wird die Gemeinsamkeit der Protagonisten, das was sie vereint, nämlich der regelmäßige Besuch bei Peters Würstelstand, viel mehr unterstrichen. In der Pilotfolge wirkten sie noch wie ein paar Leute, die halt zufällig hin und wieder bei der selben Bude ihren Hunger stillen, nun erkennt man sie endlich als die Stammkunden aus Leidenschaft die sie sind.
Drittens wird es in dieser Episode deutlich gemacht, dass der haarige Zyklop der Erzähler ist, durch dessen Blick wir das Geschehen manchmal verfolgen. In der Pilotfolge empfand ich seine Point of View Szenen als ein wenig störend und unpassend eingefügt, diesmal jedoch fügen sie sich perfekt in die Handlung ein und wirken nicht mehr desillusionierend sondern stilistisch. Zusätzlich bekommen wir wegen seiner Figur einige beeindruckend lange Kamerafahrten und ihr wisst ja alle, wie ich diese liebe.
Die Rollen und ihre Darsteller sind genauso liebenswert wie das erste Mal. Besonders als Benji gegen den Kapitalismus aufbegehrt, legt das Drehbuch in seinen Mund einige ziemlich witzige Reden, die Florian Moses Bayer wie gewohnt äußerst spaßig zu vermitteln weiß. Sam kommt leider nur in zwei kurzen Szenen vor, aber diese sind dafür umso witziger. Die Szene in der er eine Pizza bestellt, reizt sowohl durch ihren über perfektes Timing verfügenden Aufbau, als auch durch Gerald Pribeks schon andernorts lobgepriesene Performance, zu grölendem Gelächter! Diese kurze Szene ist mit Abstand bis jetzt der beste Moment der gesamten Serie…
…oder sollte ich sagen der Zweitbeste? Es kommt nämlich in einer anderen Szene eine Figur vor, im Abspann wird sie als „Freier 2“ geführt, deren Darsteller mich ungemein beeindruckt hat. Sicher der Typ ist sichtlich ein furchtbarer Schauspieler, schafft es nur mit Mühe seinen Text halbwegs glaubhaft zu vermitteln und sowohl seine Gestik als auch seine Mimik wirkt unprofessionell erzwungen, aber trotzdem hat er etwas…ich weiß nicht wie ich es nennen soll…Sympathisches an sich. Er mag kein guter Akteur sein, aber er wirkt auf den ersten Blick unglaublich charmant. Ich schlage deshalb vor, dass wir diesen unbekannten Mann in Zukunft fördern, dass wir jedes Projekt, das mit seinem Namen verbunden ist, unterstützen und dass wir ihm, sollte er uns zufällig auf der Straße begegnen, viel viel Geld geben, einfach so, weil er so ein toller Typ zu sein scheint.
Fazit: Die Darsteller und ihre Rollen erfreuen ebenso wie in der Pilotfolge, doch auch der Handlungsaufbau ist diesmal äußerst stimmig und durch die eine oder andere Kamerafahrt zeigen sich auch im visuellen Bereich Fortschritte. 8/10 (und das ist gemessen an Profistandart :nick: ) :thup:
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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ALS DIE FRAUEN NOCH SCHWÄNZE HATTEN

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Originaltitel: Quando Le Donna Avevano La Coda
Land: Italien
Jahr: 1970
Genre: Komödie
Regie: Pasquale Festa Campanile

Handlung:
Eine Gruppe Urzeitmänner wuchs auf einer kleinen Insel ohne weibliche Konterparts auf. Nachdem sie besagtes Eiland verlassen mussten, treffen sie auf fremder Erde das Weibchen Filli (Senta Berger), in welches sich Ulli (Giuliano Gemma) sofort verkuckt. Die Frage der anderen Männer lautet derweil jedoch: Soll man mit dem unbekannten Wesen weiterhin Ding Dong spielen oder es doch lieber schmackofatzen?

Kritik:
„Als die Frauen noch Schwänze hatten“ ist sowohl Begründer als auch Höhepunkt des italienischen Steinzeit-Porno-Komödien-Genres. Ich würde dieses Filmchen zwar nicht per se als „gut“ bezeichnen, aber zumindest von trashigem Standpunkt aus gesehen, kann man es sich ruhig mal zu Gemüte führen. Der Vorteil an diesem Film ist, dass er 90 Minuten lang bei Laune hält ohne langweilig zu werden. Der Nachteil ist, dass einige Insassen einer italienischen Irrenanstalt ähnlich dachten und nach ihrem Ausbruch bemüht waren den Film nachzuäffen, was uns drei abartig miese Fortsetzungen bescherte.
Warum funktioniert „Als die Frauen noch Schwänze hatten“ nun besser als seine Folgefilme? Die Konzepte sind ähnlich, die Gags sind über weite Strecken identisch und die Intelligenzquotienten der jeweiligen Regisseure und Drehbuchautoren sind bei allen vier Filmen auch ähnlich niedrig. So profan es auch klingen mag, ein großer Pluspunkt waren wirklich die Darsteller. Irgendein Produzent muss im Vollrausch die abstruse Idee gehabt haben dem Typen mit der Steinzeit-Sex-Klamotte solche Namen wie Giuliano Gemma, Senta Berger, Frank Wolff und Aldo Giuffrè zu versprechen. So mies alles um sie herum dann im Endeffekt auch war, die Schauspieler leisten eine gute Arbeit, finden die richtige Balance zwischen Over- und Underacting und nehmen den Film weder zu ernst noch zu simpel. Dadurch können wir die trashigen Aspekte des Streifens als solche genießen, was schwieriger fallen würde, wenn wir ununterbrochen den Wunsch gehegt hätten, die Hauptdarsteller zu schlagen (habe ich erwähnt, dass Antonio Sabato in der Fortsetzung zu sehen ist?).
Man muss einfach Stellen aus dem Original mit ähnlichen aus den restlichen Steinzeit-Komödien-irgendwas-Filmen vergleichen. Nehmen wir beispielsweise den simplen Gag, dass ein Höhlenmensch eine neue Waffe erfindet, sich durch seine Dummheit aber selbst damit verletzt. In zwei der Fortsetzungen gibt es quälend dämliche Szenen mit Boomerangs, wogegen mich der praktisch gleiche Gag mit einer Steinschleuder, in diesem Film ein wenig zum Grinsen brachte, einfach weil die Darsteller die Idiotie so passend vermitteln.
Für unfreiwillige Komik ist auch in Hülle und Fülle gesorgt. Mal von dem Titel und der Prämisse abgesehen bekommen wir als Höhepunkte einen Kampf zwischen Gemma und einem Mann im Bärenkostüm; eine chirurgische Meisterleistung; und einen Mann, welcher mittels einer selbstgebastelten Flugmaschine (kurz) durch die Lüfte gleitet (Gott sei Dank gibt es eine Blu-Ray von dem Streifen, ich bin mir sicher dieser Effekt sieht in HD viel realistischer aus :roll: ).
Hin und wieder kommt es jedoch zu kleinen Downer-Szenen wie dem Tod eines der Urzeitmänner und der anschließenden Verspeisung seiner sterblichen Überreste. Nichts gegen Kannibalismus in Komödien an sich, mutige Filmemacher wie Guido Zurli oder Mark Colegrove haben bewiesen, dass der Verzehr von Artgenossen komödiantisches Potential beinhalte kann, die Art und Weise wie dieser Akt jedoch in „Als die Frauen noch Schwänze hatten“ dargestellt wird, mutet eher makaber an. Erstens ist es der einzige Tod im ganzen Film und wirkt daher ziemlich fehl am Platz und zweitens wirkt es gegen den Humor, wenn nach getätigtem Mahle (welches zum Glück Off-Kamera bleibt) noch der Kopf des armen Teufels herumliegt.
Die Moral, welche dem Film innewohnt ist ein wenig irreführend. Er wirkt über die weitesten Strecken wie ein Aufklärungsfilm, wir bekommen solche nützlichen Botschaften wie: Man soll Frauen nicht mit Keulen auf die Köpfe schlagen, bevor man sie begattet; oder: Frauen sind Freunde, kein Futter. In den letzten paar Minuten vertritt der Film aber ganz stark die Ansicht, dass eine Frau zwar gut, hundert Frauen jedoch wesentlich besser sind oder dass man homosexuelle Menschen einfach zum Verkehr mit Frauen zwingen sollte und solche Aussagen muten in einem so "belehrenden" Film wie „Als die Frauen noch Schwänze hatten“ dann doch ein wenig komisch an.
Apropos, ich weiß nicht warum, aber irgendwie waren die Drehbuchautoren der gesamten Reihe total von dem Konzept des schwulen Höhlenmenschen begeistert und fühlten sich genötigt dieses Klischee in alle Filme zu packen, meist jedoch in einer negativen Rolle. Erst der vierte Teil „Grunz – schmatz – grunz…Am Anfang war das Ei“ behandelte diese Figur mit…ähh…„Würde“ wäre übertrieben…nicht ganz so respektlos wie die ersten drei Filme.
Da ich nun zum Ende komme…habe ich eigentlich erwähnt, dass die Musik von Ennio Morricone ist? Nein? Die Musik ist von Ennio Morricone!
Fazit: Dumme Steinzeitkomödie, doch durch die wunderbaren Darsteller kann man wenigstens ihren vollen Trashgehalt genießen.
Als Cineast: 4/10
Als Trashliebhaber: 9/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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ALS DIE FRAUEN DAS BETT ERFANDEN

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Originaltitel: Quando gli uomini armarono la clava e... con le donne fecero din-don
Alternativtitel: Wenn Frauen Ding Dong spielen; Als die Frauen noch Schwänze hatten 3 (der zweite Teil :doof: ); keine Schonzeit in der Steinzeit
Land: Italien
Jahr: 1971
Genre: Komödie
Regie: Bruno Corbucci, Pasquale Festa Campanile

Handlung:
Die Höhlenmenschen und die Wassermenschen befinden sich in ständigem Konflikt. Sowohl all ihre Zeit als auch all ihre begrenzten Gedanken verschwenden die Männer beider Stämme an den Krieg und die Erfindung neuer Waffen. Doch bei all dem Kämpfen haben sie keine Zeit mehr „Ding Dong“ mit ihren Frauen zu machen. Diese beschließen daher radikale Mittel einzugehen um den Männern den Krieg sauer zu machen. Nämlich einen Ding-Dong-Streik…

Kritik:
„Als die Frauen das Bett erfanden“ ist ein äußerst schlechter Beitrag zum Steinzeit-Porno-Komödien-Genre. Obwohl er den Alternativtitel „Als die Frauen noch Schwänze hatten 3“ führt, handelt es sich temporär gesehen um den zweiten Teil dieser zweifelhaften Reihe.
Bruno „Ich hab ,Django’ geschrieben aber trotzdem keine Würde“ Corbucci steht hier als Regisseur niemand anderes als Pasquale Festa Campanile zur Seite (der Typ, dem wir „Als die Frauen noch Schwänze hatten“ zu verdanken haben). Heißt das, dass wir im zweiten Teil der Reihe sowohl die frischen spaßigen Ideen von Teil 1 als auch die trashigen Absurditäten von Teil 3 und 4 bekommen? Nein! Es heißt, dass wir im zweiten Teil der Reihe weder die frischen spaßigen Ideen von Teil 1 noch die trashigen Absurditäten von Teil 3 und 4 bekommen. Als Komödie selbst ist er nicht ganz so grottig wie die nachfolgenden Teil (aber das ist genauso aussagekräftig wie zu sagen, dass Jack the Ripper nicht ganz so viele Menschen auf dem Gewissen hat wie Charles Manson), jedoch macht er auch viel weniger Spaß als die überaus absurden Folgefilme.
Der Humor ist standardmäßiger italienischer Klamauk, weder über die Akrobatik von Buster Keaton, noch über das Timing von Mel Brooks, auch nicht über den Einfallsreichtum von Monty Pythons und schon gar nicht über den Wortwitz von Shakespeare verfügend, doch die drei bis vier Leute der Weltbevölkerung, die es lustig finden, wenn Homosexuelle mit tuntiger Stimme sprechen oder Lachen müssen, wenn ein Kastrierter eine hohe Stimme hat, werden sicherlich an „Als die Frauen das Bett erfanden“ Gefallen finden. :|
Die „Make Love, not War“ Botschaft, die dem Film zu Grunde liegt, wird ziemlich lieblos und zweifelhaft vermittelt. Den Höhepunkt der Handlung bietet ein Sexstreik, welchen die Frauen der beiden Urzeitvölker durchziehen, damit ihre Männer weniger Zeit auf dem Schlachtfeld verbringen. Dieses nette kleine Konzept wurde auf die denkbar dümmste und unmoralischste Art und Weise umgesetzt:
1. Die Frauen ärgern sich darüber, dass die Männer lieber kämpfen als mit ihnen schlafen. Also verbieten sie ihnen das Liebemachen. Dadurch haben die Männer einerseits noch mehr Zeit sich gegenseitig die Doofköpfe einzuschlagen und die Frauen bekommen andererseits noch weniger Befriedigung. :doof:
2. Als die Männer nicht auf den Streik der Frauen eingehen und sie an ihrem Vorhaben zu hindern versuchen, werfen ihnen die Frauen solange große Steine auf die Schädeldecken, bis die Männer aufgeben: Hört ihr das, ihr Leute, die für den Weltfrieden eintreten? Wenn sich irgendwer eurer Friedenspolitik in den Weg stellt, schnappt euch einfach einen großen Stein und malträtiert den Mistkerl damit solange, bis er eurer Botschaft von Liebe und Frieden zustimmt. :doof:
3. Da die Verweigerung der Frauen den Tod eines und die Kastration eines anderen Mannes, welche Gefahren aufnahmen um zu ihren Gattinnen zu kommen, zur Folge hatte, erscheint das ganze Unterfangen düster und grausam. Die Frauen wirken dadurch weniger wie fortschrittliche Pazifisten sondern mehr wie egozentrische Bestien, die über Leichen gehen. :doof:
4. Die ganze Aktion war überhaupt und obendrein erfolglos, da der Streik irgendwann zu ende war, die Männer aber weiterhin emsig Krieg gegeneinander führen. Oder so ähnlich…keine Ahnung, es war kurz vor Schluss und ich habe nicht mehr wirklich aufgepasst. :doof:
Die erfolgreiche Beendigung dieses Streikes hätte überhaupt ein sehr schönes Ende abgegeben (nicht zuletzt da wir an dieser Stelle schon unfähig waren den ganzen Blödsinn eine Minute länger zu ertragen), aber Corbucci und Campanile sahen sich genötigt noch zwanzig Minuten belanglosen Unsinn dranzuhängen, den ich im Halbschlaf wahrnahm, bis mich ein äußerst abruptes und unbefriedigendes Ende von selbigen erlöste.
Die Wahl des Hauptdarstellers ist ebenso ein kleiner Downer. Sicher, der erste Teil hatte auch kein hohes Niveau, aber durch den Film begleitete uns wenigstens Giuliano Gemma, einer der liebenswertesten italienischen Darsteller aller Zeiten. In „Als die Frauen das Bett erfanden“ bekommen wir stattdessen Antonio Sabato, der sich zu der klitzekleinen Gruppe italienischer Schauspieler zählen darf, die ich nicht aus tiefstem Herzen vergöttere (er mag ein netter Kerl sein, aber auf der Leinwand finde ich ihn einfach unsympathisch). Um die ganze Sache noch zehnmal schlimmer zu machen, rennt der Typ die ganze Zeit ohne Hemd herum. Ich ertrage seine Person schon in eleganter Abendkleidung äußerst schwer, aber uns über einen Großteil des Filmes hinaus mit einem oben ohne Sabato zu konfrontieren ist wirklich eine Qual sondergleichen. :thdown:
Wenigstens sind unter den Nebendarsteller ein paar Leutchen, die ihre Sache wirklich gut machen. Aldo Giuffrè ist als überpotenter Rivale Sabatos mit Abstand der spaßigste Part des gesamten Filmes. Nadia Cassini :knutsch: legt eine reizende Mischung aus naiver Urzeitfrau und rationaler Pazifistin hin und neben ihr glänzen einige bezaubernde Damen auf, die uns aus Italowestern und/oder Gialli bekannt sein dürften wie Lucretia Love, Pia Giancaro und Gisela Hahn.
Fazit: Trotz abgrundtiefer Dummheit (Sabato!) nicht ganz so unendlich verkehrt wie die beiden nachfolgenden Teile, dadurch jedoch auch nicht so trashig relevant. Allein Aldo Giuffrè, Nadia Cassini und eine schier endlose Reihe an sowohl wunderschönen als auch schauspielerisch begabten Nebendarstellerinnen machen den Film gerade noch erträglich.
Als Cineast: 2/10
Als Trashliebhaber: 3/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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WILD TRIEBEN ES DIE ALTEN HUNNEN

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Originaltitel: Attila flagello di Dio
Alternativtitel: Als die Frauen noch Schwänze hatten 4 (der dritte Teil :doof: )
Land: Italien
Jahr: 1982
Genre: Komödie
Regie: Franco Castellano, Giuseppe Moccia

Handlung:
Als der debile Hunnenfürst Attila mit seiner kleinen Gruppe Krieger auf Wildschweinjagd ist, fallen Römer in ihr bescheidenes Dorf ein, zerstören das wenige, was sie vorfinden und rauben die Frauen der Hunnen. Als Attila zurückkehrt beschließt er Rache für sein Dorf zu nehmen, indem er das Dorf der Römer (Rom) zerstören will. Enthusiastisch macht sich das Dutzend auf dieses Ziel in die Tat umzusetzen…

Kritik:
„Wild trieben es die alten Hunnen“ ist ein äußerst schlechter Beitrag zum Steinzeit-Porno-Komödien-Genre. Obwohl er den Alternativtitel „Als die Frauen noch Schwänze hatten 4“ führt, handelt es sich temporär gesehen um den dritten Teil dieser zweifelhaften Reihe.
Rückblickend betrachtet, ist dieses Machwerk von komödiantischen Standpunkt aus gesehen der schwächste Beitrag der „Als die Frauen noch Schwänze hatten“-Filme. Neben der Amateurhaftigkeit mit denen Regisseur und Drehbuchautor ans Werk gegangen sind, ist daran der düstere Ton schuld, den der Film an manchen Stellen bekommt. Es ist schon schwer genug die Humoramöben, welche uns der Film serviert als witzig zu empfinden, doch wenn gleich darauf eine Szene folgt, in welcher ein Mann gepfählt wird, wird es einfach unmöglich. (Hier übrigens ein kleiner Tipp an Mr. Drehbuchschreiber: Hunnen, die eine Stadt einnehmen um dort alle Männer umzubringen und alle Frauen zu vergewaltigen sind nicht lustig. Sollten Sie also eine Komödie schreiben, verzichten Sie bitte auf Hunnen, die eine Stadt einnehmen um dort alle Männer umzubringen und alle Frauen zu vergewaltigen. Bevor Sie dies noch mal machen, arbeiten Sie lieber an einer heiteren Parodie von „Ich spuck auf dein Grab“, was im Vergleich dazu ein zielführendes Unterfangen wäre :| ).
Auch wenn es als Komödie den Tiefpunkt der Reihe bietet, haben wir es hier von einer trashigen Sicht mit dem Höhepunkt derselben zu tun. Alles, was hier auf die Leinwand projiziert wird ist so dumm, so von Grund auf verkehrt und falsch, so unmenschlich absurd, dass man wiederum drüber lachen kann. Bei den anderen drei Filmen der Reihe kann ich akzeptieren, dass sie von Menschen gemacht wurden, zwar von psychisch labilen Menschen, aber immerhin Menschen. Doch dieses Teil hier entbehrt auf so einmalige Weise sämtlichen Konventionen, dass ich außer Stande bin zu glauben, dass ein Erdenbewohner dafür verantwortlich ist.
Das beste Beispiel hierfür bietet die Wahrsagerin der Hunnen, Columbia. Als, bevor wir sie zum ersten Mal sehen, das Columbia-Picture-Logo eingeblendet wurde, wusste ich, dass wir es hier mit einem göttlichen Müll von einem Film zu tun haben. Columbia selbst, eine Mystikerin der Antike, beschäftigt sich übrigens gern damit, an einem Rubik’s Cube herumzudrehen. Warum fragt ihr? Die Frage sollte lauten: Warum nicht?, eine Frage, welche am besten den ganzen Film begleitet: Die historische Figur Attila trifft auf eine Sirene – Warum nicht? Der römische Senat besteht aus zirka zwanzig Mitgliedern – Warum nicht? Ein angesehener Bürger einer italienischen mittelalterlichen (WTF) Stadt rennt in einem Hühnerkostüm herum – Warum nicht? Gegen Ende kommt ein Typ vor, den wir noch nie gesehen haben und rettet aus irgendeinem Grund den Tag – Warum nicht? Selbiger Typ bastelt aus einer kleinen Plane innerhalb weniger Minuten einen funktionierenden Fesselballon (im 5. Jahrhundert nach Christus) – Warum nicht? :mrgreen:
Allein die Grundidee macht schon durch ihre Absurdität ziemlichen Spaß. Die Tatsache, dass eine handvoll strunzdummer, aber teilweise liebenswerter, Doofköpfe tatsächlich vorhaben, es mit ganze Rom aufzunehmen ist ein, wie ich gestehen muss, witziger Grundgedanke. Besonders nach der Einstiegsszene, in welcher die Hunnen schon bei einer Wildschweinjagd einen Mann Verlust beklagen müssen. :lol:
Neben einigen Obdachlosen, die nie eine Karriere hatten und nie eine haben werden, kann man hier und da ein bekanntes Gesicht durchs Bild rennen sehen. Wie die eine, welche in „Fireflash“ den General-Kala-Verschnitt gegeben hat (Anna Kanakis); ein bloßbrüstiger Giuseppe Castellano (dem man die Entwürdigung so was von ansehen kann); und als ein unwichtiger römischer Offizier, der ein paar Mal im Hintergrund herumwuselt: Tony Kendall!? :? Hey, Tony, erinnerst du dich, dass du mal groß warst, du warst Kommissar X und nun spielst du eine Nebenrolle in „Als die Frauen noch Schwänze hatten 4“? :? Nun, ich weiß, was du jetzt denkst: Bekomme ich nach dieser Entwürdigung noch sechs Filmangebote oder nur fünf. Nun, ich sag’s dir, ich weiß es selbst nicht, doch bedenkt man, dass wir hier von „Wild trieben es die alten Hunnen“ sprechen, einem der schlechtesten Filme aller Zeiten, der deine Karriere sauber abschneiden könnte, musst du dir einfach eine Frage stellen: Fühlst du dich glücklich, nun tust du’s, Punk? :D (Anm. 1: Sorry, aber ich wollte immer schon mal ein Dirty-Harry-Zitat einbringe :oops: ; Anm. 2: Ich habe nachgeschaut, es waren wirklich nur noch fünf Filme :| ).
Fazit: Die Gags sind nicht witzig und der Humor wird manchmal so schwarz, dass das kleinste Bisschen an potentiellen Lachern radikal ausgerottet wird. Alles was geschieht ist jedoch so unglaublich verkehrt, dass man viel trashiges Vergnügen daraus bekommen könnte.
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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GRUNZ – SCHMATZ – GRUNZ…AM ANFANG WAR DAS EI

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Originaltitel: Grunt
Alternativtitel: Als die Frauen noch Schwänze hatten 2 (der vierte Teil :doof: )
Land: Italien
Jahr: 1983
Genre: Komödie
Regie: Andy Luotto

Handlung:
Eine Gruppe Urzeitmenschen befindet sich im Kampf mit dem Stamm der „Homos“ (ja, ratet mal, was deren Gimmick ist :roll: ) und noch einem anderen Stamm. Irgendwann stößt eine Gruppe Frauen auf sie, die aber nur kurz vorkommen und überhaupt und außerdem vollkommen belanglos für die Haupthandlung sind. Diese setzt erst spät ein, als die Gruppe ein durch einen Blitzschlag aufgeladenes Ei findet, dass irgendwie zaubern kann…oder so halt, keine Ahnung…

Kritik:
„Grunz – schmatz – grunz…Am Anfang war das Ei“ ist ein äußerst schlechter Beitrag zum Steinzeit-Porno-Komödien-Genre. Obwohl er den Alternativtitel „Als die Frauen noch Schwänze hatten 2“ führt, handelt es sich temporär gesehen um den vierten Teil dieser zweifelhaften Reihe.
Während in den anderen drei Filmen die Gags einfach nur schlecht sind, und höchstens als witzig empfunden werden könnten, wenn man psychisch zurückgeblieben ist, sind die Gags in diesem Meisterwerk nicht nur einfach schlecht ausgedacht, sondern noch dazu so schlampig inszeniert, dass selbst eine geistig behinderte Person keinen Humor darin finden könnte. Das Timing, mit welchem der Regisseur an seine Späße herangeht ist so dilettantisch, dass man manchmal nicht mal mehr erkennen kann, dass einige der langweiligen Szenen lustig gemeint waren.
Um dies zu verdeutlichen vergleichen wir doch mal einen Gag aus „Als die Frauen das Bett erfanden“ mit seiner Interpretation in „Grunz – schmatz – grunz“: In erstgenannten Film findet ein Typ einen Knochen in Form eines Boomerangs. Er wirft ihn weg, denkt sich nichts dabei, doch einen kurzen Augenblick später fliegt ihm das Teil an die Stirn, welches ihn sichtlich verwundert. Wir erleben die ganze Szene aus einer einzigen Einstellung. Sicher, es ist dumm und nicht lustig, aber wenn man zwischen drei und fünf Jahre alt ist, kann man wenigstens darüber kichern. In diesem Film haben wir fast die selbe Szene: Auch hier findet ein Typ einen Boomerang und wirft ihn weg. Bevor wir erleben, wie ihm das Ding wieder an die Stirn donnert, wurde aber eine Einstellung eingefügt, die den Boomerang zeigt, wie er, durch einen sichtlich miesen Effekt bewegt, in Zeitlupengeschwindigkeit herumfliegt…Dadurch ist das kleinste Bisschen eines Überraschungseffektes ruiniert und selbst ein Kleinkind könnte nichts Komisches daran finden.
Oder ein anderes Beispiel: In einer Szene benutzt einer der Urmenschen die Kokosnuss-Büstenhalter der Frauen als Xylophon. Prinzipiell nicht humorlos, wenn sie diesen dämlichen Spaß nicht auf eine zweiminütige Musiknummer ausgedehnt hätten. Rein quantitativ wurden zwar recht viele Gags eingefügt, doch zirka 50% von ihnen werden durch die Tatsache vernichtet, dass Rülpser nicht lustig sind.
Die Erotik selbst kommt auch recht kurz, da im Gegensatz zu den anderen Teilen der Reihe, die Begegnung mit den Frauen nur eine Nebenhandlung bildet. Nacktszenen gibt es diesmal überhaupt keine und etwaige Liebesakte werden nur angedeutet. Auch wenn ich an dieser Stelle bemerken möchte, dass eine Steinzeit-Domina auf meiner Liste der Dinge, die niemals in irgendeinem Film vorkommen sollten, ziemlich weit oben steht. :(
Mit dem Trashgehalt des Streifens ist es so eine Sache: Auf der einen Seite haben wir nämlich unglaublich langweilige Szenen, wie die Einstiegssequenz, in der wir den Höhlenmenschen ein paar Minuten beim Schlafen zusehen dürfen, auf der anderen Seite haben wir aber hier und da wirklich spaßiges weil unvorhersehbares Zeugs. Wir bekommen einen Stepptanz; einen Affen, der gleich einer Rakete in den Himmel fährt; ein magisches Ei, welches, da es von einem Blitz getroffen wurde, Leute, die es berühren, wahlweise in Franzosen oder Briten verwandelt (kleiner Tipp an Mr. Drehbuchschreiber: Blitze funktionieren nicht so :| ); und als Krönung kurz vor Schluss eine lange Musiknummer im 80er Jahre Stil inklusive Chor und Backgroundtänzern, die völlig aus dem nichts kommt. :lol: :thup: Durch die langweiligen Stellen muss man sich also durchquälen, dann stößt man hier und da auf eine kleine trashige Goldader.
Fazit: Obwohl „Grunz – schmatz – grunz“ in Sachen trashige Absurditäten durch einige wirklich gewagte Züge sowohl „Als die Frauen noch Schwänze hatten“ als auch „Als die Frauen das Bett erfanden“ übertrifft, ist es zweifellos durch die Regie, die keine Ahnung von dem richtigen Timing hat, neben Teil 3 (dem zweiten der rauskam) der langweiligste Film der Reihe.
Als Cineast: 1/10
Als Trashfreund: 7/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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DRACULA UND SEINE BRÄUTE

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Originaltitel: The Brides of Dracula
Land: England
Jahr: 1960
Genre: Horror
Regie: Terence Fisher

Handlung:
Die junge Lehrerin Marianne (Yvonne Monlaur) reist durch das ländliche Transsilvanien um zu ihrer Schule zu kommen. Einen Zwischenstop muss sie im Schloss einer zwielichtigen alten Adeligen einlegen, die ihren Sohn (David Peel) an einer Kette gefangen hält. Er bringt die gutgläubige Marianne dazu, ihn zu befreien, doch kaum von seinen Fesseln erlöst, entpuppt sich der junge Baron als Vampir. Auf ihrer Flucht aus dem Schloss läuft Marianne in die Arme Professor Van Helsings (Peter Cushing), der für die Vampire ein paar Holzpflöcke mitgebracht hat…

Kritik:
Die Inszenierung dieses schönen Hammer-Gruslers gondelt irgendwo zwischen durchschnittlich und leicht überdurchschnittlich herum. Eine unheimliche gotische Atmosphäre wird konstant aufgebaut, auch wenn sie nicht ganz so dicht ist, wie in einigen anderen Filmen ähnlichen Schlages, dies trotz wirklich hinreißender Beleuchtung. Worin er sich jedoch stark von den anderen Beiträgen zur Dracula-Reihe von Hammer unterscheidet ist in den Rollen und ihren Darstellern.
Als Vampirfürst agiert diesmal nicht Christopher Lee :( sondern David Peel :? , der seine Sache ausgesprochen gut macht :D . Er ist zwar weder so elegant und einnehmend wie Bela Lugosi noch so animalisch und mächtig wie Lee, aber er tritt erfolgreich als finsterer Verführer auf, der sich in Mariannes Herz und das der Zuseher durch Blondlöckchen und Dackelblick einzuschmeicheln weiß, jedoch ziemlich furchteinflößend wirken kann, wenn er sein wahres Gesicht zeigt.
Yvonne Monlaur hat als Marianne einen sehr ansehnlichen hoffnungsvollen gutgläubigen Blick drauf, der sie sofort sympathisch macht. Auch wenn ihre Figur naiv bis zum geht nicht mehr und struntzdumm ist, lässt uns ihr hilfsbereites Wesen um ihr Überlegen bangen. Nur leider ist sie kein Ersatz für den viel zu lange abwesend bleibenden Peter Cushing. :| Nicht mal, wenn sie in Strapsen vor der Kamera auf und abhüpfen würde und dabei „I was made for loving you, baby“ singen würde, wäre sie ansatzweise ein Ersatz für Peter Cushing. :|
Dieser lässt sich nach einer halben Stunde endlich blicken und legt als Van Helsing eine sehr ruhige und höfliche Performance an den Tag. Aber das macht gar nichts, denn es ist Peter Cushing und er wäre auch noch einnehmend cool, wenn er die ganze Zeit nur im Halbschlaf irgendwo im Hintergrund herumsitzen würde. :nick: Ich war ja immer schon der Meinung, dass er sich als Dr. Frankenstein zu wesentlich spaßigeren schauspielerischen Leistungen bewegen lässt als als Van Helsing. Trotzdem tut er seine Sache wirklich gut, er will intelligent und bedacht wirken und das tut er auch. Kurz vor Schluss jedoch, als es zum Showdown kommt, legt er sein ganzes ruhiges gehabe ab und wird zu dem kämpferischen Vampirjäger den wir lieben. Die Höhepunkte dabei bilden das Ausbrennen einer Bisswunde am eigenen Hals; der Sprung auf einen Windmühlenflügel, damit diese wie ein Kreuz aussieht; sowie die witzige Grimasse, welche Cushing immer zieht, wenn ihn irgendwer würgt.
Auch die kleinsten Nebenrollen sind hervorragend besetzt: Die alte Baronin hat einen recht interessanten Charakter und neben ihr finden wir zahllose witzige Nebenfiguren, welche wir sofort ins Herz schließen können. Neben einem Priester Marke „I kick ass for the lord!“, dem spießigen Schulvorsteher und seiner antispießigen Frau Gemahlin wäre da in erster Linie der genial amüsante medikamentensüchtige Dr. Alkoholiker zu nennen, der mir so manchen Lacher entlocken konnte.
In der porträtierten Vampirmythologie gibt es einige kleinere Unstimmigkeiten wie die Tatsache, dass sich der Herr Baron durch Metamorphose in eine Fledermaus leicht hätte selbst von seinen Fußfesseln befreien können und außerdem verabscheue ich es immer zu tiefst, wenn irgendwelche profanen Objekte wie eine Windmühle als Kreuzersatz herhalten müssen, da sich dann bei mir die Frage auftut, warum der Vampirfürst nicht schon längst durch die Fensterkreuze, vor denen er eine Weile ohne Reaktion verharrte, der Gar aus gemacht wurde. Ich dachte immer, dass sich Vampire an der heiligen Symbolhaftigkeit eines christlichen Kreuzes stören, aber wenn ihnen schon jedes kleine x oder + zu schaffen macht, dann wirken sie einfach lahm auf mich. Doch dies sind letzten Endes alles Logikfehler und fallen bei mir nicht allzu sehr ins Gewicht.
Fazit: Solide Grundstimmung, eine naive aber sympathische Heldin, ein einmaliger Vampirfürst und vor allem ein wie immer umwerfender Peter Cushing machen den Film auf jeden Fall sehenswert. 7/10

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