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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: So 15. Aug 2010, 19:36
von dr. freudstein
Und hier ist er wieder, der wie Frank Trebbin :lol:
Meckern, meckern, meckern. Du kannst immer nur meckern.

4/10 ?

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: So 15. Aug 2010, 19:47
von buxtebrawler
dr. freudstein hat geschrieben:Und hier ist er wieder, der wie Frank Trebbin :lol:
Meckern, meckern, meckern. Du kannst immer nur meckern.
Quatsch, geht auch anders:

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Carnival Of Souls
Bei einem schweren Verkehrsunfall kommt der Wagen von Mary und ihren beiden Freundinnen von der Straße ab und stürzt in einen Fluss. Nur Mary hat Glück und überlebt, doch sie ist traumatisiert und zieht in eine neue Stadt, wo sie eine Stelle als Kirchenorganistin annimmt. Aber irgendetwas ist seit dem Unglück anders: Zeitweise verliert Mary die akustische Wahrnehmung ihrer Umgebung und parallel dazu können ihre Mitmenschen Mary plötzlich nicht mehr wahrnehmen. Noch unheimlicher ist die Tatsache, dass sie immer öfter einen seltsam bleichen Mann mit dunklen Augenrändern sieht, der sie zu verfolgen scheint und sie anstarrt. Unwillkürlich wird sie auch von einem auswärts und sehr abseits gelegenen, verlassenen und heruntergekommenen Tanzpavillon angezogen. Eine neue Freundschaft zu einem Mann hilft ihr wenig - die unheimlichen Phasen nehmen zu und damit auch ihre Angst und Panik...
„Carnival Of Souls“ (dt. „Tanz der toten Seelen“) von US-Regisseur Herk Harvey ist ein kleiner, feiner Low- bzw. fast schon „No“-Budget-Grusselklassiker, der, Anfang der 1960er bewusst in Schwarz/weiß gedreht, mit einfachsten Mitteln, aber dem richtigen Gespür für das Erzeugen einer surrealen, alptraumhaften Atmosphäre, die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die von unheimlichen Gestalten verfolgt wird und nach und nach aus der Gegenwart zu scheiden scheint. Der Film wurde mit einem nervenzerreißenden Orgel-Soundtrack unterlegt, der die Eigenständigkeit von „Carnival Of Souls“ unterstreicht, aber mit Sicherheit nicht Jedermanns Geschmack sein wird. So langatmig die Dramaturgie und vorhersehbar die Schlusspointe aus heutiger Sicht aus sein mögen, so groß scheint der Einfluss des Films auf Produktionen wie „Die Nacht der lebenden Toten“, „Jacob’s Ladder“, „The Sixth Sense“ etc. gewesen zu sein. Ein tolles Beispiel für maximale Wirkung bei minimalem Budget, das mich in seiner Effektivität positiv an den weitaus bekannteren Klassiker „Bis das Blut gefriert“ erinnert.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: So 15. Aug 2010, 20:27
von buxtebrawler
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Die Todeskarten des Dr. Schreck
Der mysteriöse Wahrsager Dr. Schreck (Peter Cushing) sagt fünf Menschen in einem Zug die Zukunft voraus. 1) Ein Architekt wird in seinem neuen Haus Opfer eines Werwolfs 2) Ein Arzt sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, daß unter seinem Dach Vampire wohnen 3) Eine riesige Pflanze überwuchert unaufhaltsam und tödlich das Haus des dritten Fahrgastes 4) Ein Musiker gerät in ein tödliches Spiel mit Voodoopuppen 5) Ein Kunstkritiker wird von einer abgeschlagenen Hand verfolgt
Der 1965 erschienene „Die Todeskarten des Dr. Schreck“ von Regisseur Freddie Francis stellte den Startschuss für eine ganze Reihe von Episodengruslern aus dem britischen „Amicus“-Hause dar, von denen der letzte erst 1980 das Licht der Leinwand erblickte. Die einzelnen Episoden fielen hier allesamt recht kurz aus, da wir es gleich mit fünf an der Zahl zu tun bekommen. Wie aus zahlreichen Filmen dieser Art wirken auch die hier präsentierten Episoden mit ihrer komödiantischen Note und moralischen Aussage wie aus Horror-Comics adaptiert und in diesem Falle leider dann doch verdammt bieder und zurückhaltend. Mehr Freude bereitet dem Genrefreund da die Rahmenhandlung, bei der Peter Cushing als mysteriöser Tarot-Kartenleger Dr. Schreck in entsprechender Maskerade und Christopher Lee als vernunftbetonter Zweifler und Skeptiker brillieren. „Die Todeskarten des Dr. Schreck“ macht Lust auf Mehr und sollte sowohl für Freunde hoffnungslos altmodischen Grusels als auch für Lee/Cushing-Fans von Interesse sein.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Mo 16. Aug 2010, 15:07
von buxtebrawler
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Der Dämon mit den blutigen Händen
Dr. Callistratus (Donald Wolfit) wird 1874 wegen seiner gottlosen Experimente zum Tod durch den Pfahl verurteilt. Seinem treuen Diener gelingt es, den diabolischen Wissenschaftler wiederzubeleben. Da sein Blut zersetzt ist, muß Callistratus sich immer wieder mit neuem versorgen...
Auch abseits von „Hammer“ und „Amicus“ wurden in der nicht mehr ganz so jungen Vergangenheit hervorragende britische Horrorfilme produziert, wie der unter der Regie von Henry Cass entstandene und 1958 veröffentlichte „Der Dämon mit den blutigen Händen“ beweist. Donald Wolfit mimt darin den undurchsichtigen, dämonischen Dr. Callistratus und steht damit Genregrößen wie Bela Lugosi, Christopher Lee oder Peter Cushing in nichts nach. In wie von der Insel gewohnt erstklassigen Kulissen wird eine kreative Melange aus Vampir, Mad-Scientist- und Gefängnis-/Lagerfilm präsentiert, die dem Zuschauer einen etwas anderen Vampir präsentiert und die Blutsauger-Thematik dabei ein Stück weit entmystifiziert, aber um (pseudo-)wissenschaftliche Aspekte erweitert. Die beklemmende, aussichtslose Stimmung wird dadurch verstärkt, dass weit verbreitete Ängste vor „Halbgöttern in weiß“ bzw. dem ihnen Ausgeliefertsein bedient werden, was dem Film durchaus eine sozialkritische Note verleiht – mal ganz abgesehen von der unrühmlichen Rolle der Justiz. Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch die gelungene Make-Up-Arbeit bei der Maske des obligatorischen buckligen und stummen Dieners, der überzeugend von Victor Maddern verkörpert wird. Barbara Shelley, die Genrefreunden aus diversen „Hammer“-Produktionen bekannt sein dürfte, sorgt für strahlende Schönheit unter soviel Hässlichkeit und einen romantischen Subplot. Vincent Ball spielt Dr. Callistratus’ zwischen naivem Idealismus, Kompromissbereitschaft, Kampfgeist und Todesangst pendelnden Gegenpart Dr. John Pierre glaubwürdig und ohne Makel. Die Tragik im Charakter des Dr. Calistratus rundet „Der Dämon mit den blutigen Händen“ angenehm ab. Ohne Einschränkungen zu empfehlender Film für Freunde klassischen Gothic-Horrors!

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Di 17. Aug 2010, 22:03
von buxtebrawler
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Man-Eater
Ein Mann und seine Familie erleiden Schiffbruch. Sie treiben tagelang ohne Nahrung auf dem Meer, bis der immer stärker werdende Hunger kannibalistiche Neigungen bei dem Vater auslösen. Schließlich wird er zum Menschenfresser und hält sich mit dem Fleisch seiner Familie am Leben. Er erreicht eine Insel und taucht dort unter. Als eine Gruppe junger Leute eines Tages einen Ausflug auf die Insel machen, müssen sie feststellen, daß alle Einwohner verschwunden sind und ihr Dorf völlig ausgestorben ist. Die Urlauber ahnen nichts von dem Schrecken, das sie erwartet...
Italo-Schundregisseur Joe D’Amatos 1980er Horrorschinken zählt zu dessen besten Filmen (was nicht unbedingt für sein Gesamtwerk spricht) und genießt bei mir Kult-Status – schließlich habe ich bereits im zarten Kindesalter von diesem „schlimmen“ Film erzählt bekommen; seither war er für mich ein Mythos. Bis ich ihn endlich einmal sah...

Mittlerweile habe ich „Man-Eater“ schon ein paar Mal öfter gesehen und noch immer bereitet es mir Freude, mir diesen in Deutschland nach wie vor beschlagnahmten „Video Nastie“ zu Gemüte zu führen. Denn hat man erst einmal die kruden Splatterszenen, auf die man als „Man-Eater-Newbie“ i. d. R. recht lange sehnsuchtsvoll wartet, gesehen und verdaut, kann man sich bei zukünftigen Sichtungen auf die Feinheiten des Films konzentrieren, wie die gelungene unheilvolle Atmosphäre und bedeutungsschwangere Einzelszenen, wenn z. B. eines der späteren Opfer in Erwartung des kommenden Unglücks seine Tarot-Karten ins Meer gleiten lässt. Das Motiv der (fast) menschenleeren Insel, die ein schreckliches Geheimnis birgt, in das unbedarfte Touristen unglücklich hineinstolpern, funktioniert hier trotz der billigen Machart des Films ziemlich gut. Sicherlich, bis zum eindrucksvollen ersten Auftauchen des „Menschenfressers“ in Form des hünenhaften George Eastmans mit Pizza-Make-Up vergeht einige Zeit und nicht jeder Dialog ist von Bedeutung. Ich verstehe diesen Umstand aber mittlerweile als Einladung zum Zurücklehnen und Genießen der morbiden Stimmung einerseits, der Vorfreude auf das, was da noch kommen mag, andererseits, der ich gerne nachkomme. Eines muss man D’Amato nämlich lassen: Wie sich die erschreckenden Hintergründe der Geschehnisse nach und nach dem Zuschauer offenbaren, ist zwar dramaturgisch nicht unbedingt die große Schule, aber immer noch souveräner quasi aus dem Handgelenk geschüttelt als in vielen zeitgenössischen Produktionen, bei denen ganz gerne mal mehr oder minder vollständig auf eine interessante Geschichte verzichtet wird. D’Amatos Konsequenz, auf Softsex-Einlagen oder ähnlich geartete Streckmittel, die den Zuschauer bei der Stange halten sollen, zu verzichten, hätte ihm in dieser Form sicherlich nicht jeder zugetraut und trägt angenehm dazu bei, die Handlung nicht zu verwässern. Auch der sehr gut passende Soundtrack reiht sich in die Armada der hörenswerten musikalischen Untermalung italienischer Genrefilme nahtlos ein und verfehlt nicht seine Wirkung. Bis auf den bereits erwähnten George Eastman sind die Schauspieler recht austauschbar, machen ihre Sache aber über weite Strecken vernünftig und stehlen dem „Man-Eater“ wenigstens nicht die Show. Doch genug der Lobhudelei: Neben von mir bereits angesprochenen Längen und dem Umstand, dass man dem Film sein geringes Budget permanent ansieht, muss ich auch den herrlich dämlichen, trashigen Prolog erwähnen, der mit seinem debilen Urlaubspärchen, deren Dialogen (auf deutsch! Unbedingt im O-Ton gucken!) und letztendlich der unfassbar grausamen Musik in den überdimensionalen Kopfhörern des männlichen Parts ein echter Lacher ist. Außerdem bleibt bei aller gelungenen Atmosphäre die Charakterisierung unserer tapferen Reisegruppe doch arg auf der Strecke, was sie ungewollt zu mehr oder weniger reinem Kanonen- bzw. Man-Eater-Futter macht. Eine stärker mögliche Identifikation mit ihr hätte die Wirkung des Films sicherlich verstärkt. Und dann wäre da noch die Erwartungshaltung des uninformierten Zuschauers, der sich unter einem „Man-Eater“ sicherlich Kannibalenszenen der härteren Gangart vorstellt, während tatsächlich das Pulver in zwar sehr herben und selbstzweckhaften, aber eben auch rar gestreuten Splatterszenen verschossen wird, was insbesondere Erstseher irritieren dürfte. Allerdings gibt es darüber hinaus eine handvoll effektiver Schockszenen, die auch heute noch gut funktionieren.

Fazit: „Man-Eater“ ist weder die Splatterorgie, zu der er von überambitionierten Sittenwächtern gemacht wurde, noch der öde Langweiler, zu dem ihn manch mit einer überzogenen Erartungshaltung herangegangenen Zuschauer nach der Erstsichtung enttäuscht erklären vermag. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen und entfaltet sich bei wiederholtem Ansehen dem italo- und horrorphilen Zuschauer nach und nach, hat es aber schwer, sich gegen den eigenen Mythos, an dessen Erschaffung D’Amato mit seiner Spekulativität nicht unschuldig ist, zu behaupten.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Do 19. Aug 2010, 01:31
von buxtebrawler
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Lifeforce – Die tödliche Bedrohung
Die Besatzung einer Raumschiff-Forschungsmission entdeckt in der Nähe von Halleys Komet ein außerirdisches Raumschiff, in dem sie diverse tote fledermausähnliche Kreaturen und drei Menschen in Glasbehältern finden. Sie nehmen sie mit, doch als das Shuttle wieder zur Erde zurückkehrt, sind außer einem Insassen alle tot. Im Labor erwachen die drei Menschen dann wieder zum Leben und saugen die Lebensenergie aus allen Menschen heraus, derer sie habhaft werden. Doch auch die Opfer werden zu dieser Art von Vampiren, doch sie brauchen immer neue Energie und selbst ein speziell zusammengestelltes Team kann kaum etwas gegen das ausbrechende Chaos ausrichten...
Wenn Tobe Hooper ein Drehbuch von Dan O'Bannon und Don Jakoby für Cannon in Großbritannien umsetzt, wundert es mich nicht wirklich, wenn dabei so etwas wie „Lifeforce“ herauskommt. 1985 veröffentlicht, entließ man einen abgefahrenen Mix aus Science-Fiction-, Vampir- und Zombie-Film auf die Zuschauer, der, erst einmal in Fahrt gekommen, aus allen Rohren schießt. Die konfuse Handlung kommt mit immer neuen Ideen daher, um den Effekt-Overkill zu rechtfertigen, der sich über weite Strecken wirklich sehen lassen kann und ausgesaugte Opfer, die zu Staub zerbröseln, zombieartige Gestalten, die Londons Straßen beherrschen (und mich an Dan O’Bannons im gleichen Jahr erschienende, eigene Regiearbeit „Return Of The Living Dead“ erinnern), viele Sci-Fi-typische, grelle Lichtspielereien etc. bietet. Das hat man sich auch einiges kosten lassen, denn mit 25 Mio. Dollar Produktionskosten war „Lifeforce – Die tödliche Bedrohung“ „Big Budget“. Zwischendurch wird, wenn das Drehbuch nicht gerade wieder Kapriolen schlägt, der Vampir-Mythos bedient, Mathilda May, deren Rolle mich verdächtig an den zehn Jahre später veröffentlichten „Species“ erinnert, nackt durchs Bild gejagt oder sich fleißig aus Sci-Fi-Film-Vorbildern bedient. Am Ende darf man sich an einem apokalyptischen London erfreuen, das im totalen Chaos versinkt. Eigentlich ist das alles zuviel des Guten, als hätte man versucht, viel zu viel in einen einzigen Film hineinzupressen. Aber: Es ist höchst unterhaltsam! Und wenn ich mir vergegenwärtige, wie schwer man sich damit tat, in effektfreien Momenten eine stimmige Atmosphäre zu erzeugen (ich denke da z. B. an die unpassend „heroische“ Musik beim Auftauchen des Militärs u. ä.), bin ich eigentlich froh, dass man es nicht allzu oft probiert und stattdessen auf Schauwerte gesetzt hat. Der Schluss fiel dann fast schon kitschig aus, denn natürlich hat man es sich auch nicht nehmen lassen, eine Romanze bzw. etwas, was man bei Cannon dafür hält, ins Skript aufzunehmen. Bei der Darstellerriege scheint es sich, von Patrick „Captain Picard“ Stewart einmal abgesehen, um einen (zumindest seinerzeit) weitestgehend unbekannten B-Cast zu handeln, worüber ich verdammt froh bin – so blieben uns Chuck Norris & Co. als Alienvampirjäger erspart. Fazit: Konfuses Effektspektakel zwischen kreativem Genre-Mix und unterhaltsamem Edel-Trash. Der Autor der Romanvorlage spricht hingegen entsetzt vom „schlechtesten Film aller Zeiten“...

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Do 19. Aug 2010, 17:30
von buxtebrawler
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La Comunidad – Allein unter Nachbarn
In einer heruntergekommenen Dachwohnung in Madrid wird eine stark verweste Leiche gefunden. Die Immobilienmaklerin Julia (Carmen Maura) entdeckt durch Zufall in der Küche des Verstorbenen einen verborgenen Schatz: stolze 300 Millionen Peseten. Dumm nur, dass die restlichen Mieter des Hauses schon lange hinter dem Geld her sind. Seit vielen Jahren wartet die skrupellose Meute auf diesen einen Augenblick. Aber Julia denkt nicht daran, auf ein Leben in Reichtum zu verzichten. Jetzt gilt es, das Geld aus dem Haus zu schaffen, doch auf den Gängen lauert schon die Hausgemeinschaft - eine mörderische Treibjagd beginnt.
Álex de la Iglesias „La Comunidad“ aus dem Jahre 2000 ist eine pechschwarze Komödie, bei der sich eine Hausgemeinschaft mit einer Immobilienmaklerin um einen Koffer voller Geld streitet und dabei irgendwann vor nichts mehr zurückschreckt. Die Charaktere sind skurril und satirisch überzeichnet, Carmen Maura geht in ihrer Rolle als müde, aber die Chance ihres Lebens entdeckt habende Maklerin auf, der Humor kommt oftmals mit der Brechstange und einige derbe, unappetitliche Szenen erfreuen das Kennerauge und irritieren den Hollywood-Einheitsbrei gewohnten Zuschauer. Das ist alles recht unterhaltsam und aussagekräftig, wenn die Inszenierung auch verglichen mit de la Iglesias vorausgegangenen Werken überraschend geradlinig und damit mitunter etwas langatmig ausfiel. Irgendwann stehen sich Groteske und Spannung gegenseitig ein wenig im Wege. Nichtsdestotrotz ist „La Comunidad“ ein guter, erfrischend anderer Film. Die spanische, satirische schwarze Komödie hat de la Iglesia meines Erachtens aber erst vier Jahre später mit „Ein ferpektes Verbrechen“ nahezu perfektioniert.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Do 19. Aug 2010, 18:39
von buxtebrawler
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Frankensteins Tochter
Als Suzie Lawler von ihrem Freund Don fallengelasse wird, ist das noch nicht das Ende eines wirklich schlechten Abends, denn ihr begegnet ein gräßliches Monster mit Glubschaugen und fiesen Zähnen, allerdings in einem Frauennachthemd. Natürlich glaubt ihr niemand die Geschichte, außer ihrer Freundin Trudy, die so etwas in der Nacht geträumt hat. Deren Onkel Carter Morton, ein Wissenschaftler, forscht an einer Methode, den Alterungsprozess der Haut aufzuhalten und hat in direkter Folge mit den Geschehnissen zu tun, denn sein Assistent Oliver Frank bastelt mit Hilfe eines sinistren Assistenten in einem Geheimlabor an einem künstlichen Menschen - nur fehlt ihm noch der Kopf. Und ein geheimnisvoller Wirkstoff, den Morton besorgen soll, denn bis jetzt haben seine Experimente an Trudy ja nicht für zufriedenstellende Ergebnisse gesorgt...
„Sie wollen mich umbringen! Ein furchtbares Weib! Ein Ungeheuer in einem Badeanzug!“

Wenn in engen, billigen Kulissen ein Polizist wie ein Call-Center-Agent dauerhaft telefoniert, ein rüstiger Opa eine Herzattacke erleidet, von der er innerhalb von Sekunden auf wundersame Weise genest, ein Backfisch im Badeanzug und mit lachhafter Maske durch gepflegte hawaiianische Vorgärten irrt, in eine höchst ungefährliche Schießerei gerät (Zielwasser anyone?) und im Normalzustand auch noch von einem notgeilen Nachfahren Dr. Frankensteins bedrängt wird, Halbstarke sich ausgedehnten Gesangeinlagen hingeben und zu allem Überfluss auch noch Stuntman Harry Wilson als entstellter Transvestit losgelassen wird, der „Frankensteins Tochter“ darstellen soll, befinden wir uns im gleichnamigen Teenager-Horrorfilm von Richard E. Cunha aus dem Jahre 1958, der tatsächlich den Bodensatz des 50er-Jahre-Sci-Fi-Trashs darstellt – etwas Schlechteres und unfreiwillig Komischeres habe ich jedenfalls bis jetzt noch nicht gesehen. Bis zu seinem kitschigen, aufgesetzten Ende, in dem die überlebenden Jugendlichen sich ihrer nichtsnutzigen Existenz erfreuen, als wäre nie etwas gewesen, folgt ein Klopfer dem nächsten. Einige habe ich ja bereits aufgeführt, weitere wären z. B. das überzogene Schauspiel Oliver Murphys als Dr. Frank(enstein), das wenig nachvollziehbare und nicht zu ihren Charakteren passen wollende Verhalten der Beteiligten (der moralisierende, alternde Wissenschaftler steigt irgendwo ein, um wichtige Substanzen zu stehlen?) und die klischeetriefende Darstellung der jungen Damen (verstärkt durch die deutsche Synchro). Filmisch ist „Frankensteins Tochter“ stümperhafte Ausschussware aus dem C-Bereich, die allerdings so flott inszeniert wurde, dass kaum Langeweile aufkommt, sofern man sich am Versagen anderer ergötzen und die darin gelagerte Komik genießen kann. Und das kann ich.

„Ihr Kopf muss sofort auf den anderen Körper!“ - „Ein Frauenkopf? Ein WEIBLICHES Gehirn?!“ - „Das ist mir vollkommen egal! Wir müssen an die Arbeit gehen!“

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Sa 21. Aug 2010, 01:49
von buxtebrawler
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Zurück in die Zukunft
Marty McFly (Michael J. Fox) hängt lieber bei seinem verrückten Freund Doc Brown (Christopher Lloyd) rum, als in die Schule zu gehen. Dieser hat eine Zeitmaschine entwickelt, die die beiden zusammen testen. Beim Test jedoch erscheinen einige Terroristen und töten Doc Brown, Marty kann gerade noch mit der Zeitmaschine ins Jahr 1955 entkommen. Dort trifft er auf seine Eltern, die jedoch noch nicht zusammen sind. Es entwickeln sich haarsträubende Verstrickungen und Marty muß ja noch seinen Freund retten...
„Zurück in die Zukunft“ von Regisseur Robert Zemeckis aus dem Jahre 1985 ist zu einem DER Aushängeschilder des US-amerikanischen Popcorn-Blockbuster-Kinos avanciert und weiß auch heute noch zu begeistern – vielleicht sogar mehr denn je. Denn zu dem 50er-Jahre-Charme, den die Reise in die Vergangenheit in den 1980ern versprühte, gesellt sich aus heutiger Sicht noch jede Menge 80er-Zeitkolorit, was „Zurück in die Zukunft“ doppelt interessant macht. Nach wie vor faszinierend ist, wie viel hier richtig gemacht wurde: Angefangen bei der hervorragenden Besetzung (auch wenn man Michael J. Fox mit seinen 23 oder 24 Jahren den Teenager Marty nicht immer abnimmt) über den, wie ich finde, genialen, oft ironischen Humor, der ohne die ganz großen Schenkelklopfer und ohne Anzüglichkeiten auskommt, seiner Subtilität aber herzliche, skurrile Charaktere und einige Slapstick-Einlagen gegenüberstellt, über die vielen liebevollen Details und die durchdachte Handlung mit all ihren miteinander verwobenen Sequenzen, die sich wie Puzzleteile nach und nach zusammensetzen und dabei stets penibel die eigene, innere Logik im Auge behalten bis hin zur zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen lassenden Dramaturgie stimmt einfach (fast) alles. Sicherlich sollte man nicht allzu viel Tiefgang wie z. B. eine differenziertere Betrachtungsweise des plötzlichen materiellen Wohlstands der Familie Martys erwarten, dafür befindet man sich bei einer kunterbunten Science-Fiction-Komödie vermutlich einfach im falschen Genre. Die Spießigkeit der Eltern und so manches Teenie-Komödien-Klischee werden zwar karikiert und Ex-US-Präsident Ronald Reagan bekommt einen Seitenhieb verpasst, ansonsten setzte man aber schlicht auf Unterhaltung pur, das allerdings auf höchstem Niveau. Das letzte Drittel des Films wurde sodann auch reich an Höhepunkten (wie z. B. Martys Gitarrenspiel bei „Johnny B. Goode“) und unheimlich rasant mit zahlreichen kurz hintereinander abgefeuerten Wendungen inszeniert, bis das offene Ende unweigerlich Lust auf die Fortsetzung macht. „Zurück in die Zukunft“ scheint, passend zu seiner Thematik, tatsächlich „zeitlos“ zu sein. Oder anders: Für diese Zeitreise braucht man keinen Fluxkompensator.

Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Verfasst: Sa 21. Aug 2010, 01:51
von buxtebrawler
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Zurück in die Zukunft II
Nachdem Doc Brown (Christopher Lloyd) am Ende des ersten Teiles Marty (Michael J. Fox) mit in die Zukunft genommen hat, sieht er nun selbst, was aus ihm werden wird - ein abgehalfterter Angestellter, der am Ende der Karriereleiter steht. Marty und Doc Brown versuchen, der Zukunft einen kleinen Schubser in die richtige Richtung zu geben. Doch Biff gibt seiner eigenen Zukunft durch einen Fehler Martys eine neue Wendung - und dieser Fehler muß nun ausgebügelt werden...
Die bereits am Ende des ersten Teils angekündigte, aber erst 1989 veröffentlichte Fortsetzung der „Zurück in die Zukunft“-Sci-Fi-Komödien-Trilogie von Robert Zemeckis bedient sich im Prinzip einer ganz ähnlichen Rezeptur: Die gleichen Schauspieler agieren in der vom Drehbuch aufgegriffenen, bewährten Geschichte, die aber diesmal nicht nur in drei statt nur zwei Zeitebenen spielt (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft), sondern generell komplexer gestaltet wurde und voller Anspielungen auf den Vorgänger steckt, dessen Kenntnis quasi unabdingbar ist, möchte man alle Gags wahrnehmen und verstehen. Da kann einem mitunter schon etwas schwindelig werden, zumal auch der Actionanteil hochgeschraubt wurde. Für Fans der Reihe wird diese Fortsetzung damit aber zu einem echten Bonbon, zumal der großartige Humor um diverse „Running Gags“ und zahlreiche Anspielungen auf die 1980er-Popkultur aus Zukunftssicht erweitert wurde. „Zurück in die Zukunft II“ ist verschachtelter, schneller und reicher an Spezialeffekten als sein Vorgänger, kriegt aber immer noch die Kurve, um stets nachvollziehbar zu bleiben und nicht zu absurd zu werden - und ist damit unterm Strich für mich eine der gelungensten Fortsetzungen der Komödiengeschichte.