horror's Reise durch die große Welt der Filme

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5596
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Hänsel & Gretel - Hexenjäger
(Hansel & Gretel: Witch Hunters)
mit Jeremy Renner, Gemma Arterton, Famke Janssen, Pihla Viitala, Derek Mears, Robin Atkin Downes, Ingrid Bolsø Berdal, Joanna Kulig, Thomas Mann, Peter Stormare, Bjørn Sundquist, Rainer Bock, Thomas Scharff
Regie: Tommy Wirkola
Drehbuch: Tommy Wirkola
Kamera: Michael Bonvillain
Musik: Atli Örvarsson
FSK 16
Deutschland / USA / 2013

Viele Jahre nachdem sie von ihren Eltern scheinbar grundlos im Wald ausgesetzt und damit in einem Pfefferkuchenhaus einer teuflischen Kreatur zum Fraß vorgesetzt wurden, sind Hänsel und Gretel zu legendären Hexenjägern gereift. Als in den Wäldern von Augsburg immer wieder Kinder spurlos verschwinden, gehen die Geschwister der Sache nach und stoßen auf eine starke, gefährliche Hexe, die nicht nur hinter den vermissten Kindern, sondern auch den traumatischen Erlebnissen ihrer eigenen Vergangenheit steckt.


Wer hat sich nicht schon einmal die Frage gestellt, welchen Berufsweg Hänsel & Gretel genommen haben, nachdem sie ihr Kindheits-Trauma im Knusperhäuschen überstanden hatten? Dieser Frage hat sich nun Tommy Wirkola angenommen und beantwortet sie dabei ebenso blutig wie in seinem 2009 erschienenen "Dead Snow". Dabei sollte man von Beginn an wissen das man es hier keinesfalls mit einem ernsten Genre-Beitrag zu tun bekommt, sondern vielmehr mit einer gelungenen Kombination aus einem Märchen für Erwachsene, Komödie, Fantasy-und jeder Menge Kunstblut und SFX. Das Ganze hat dann mit Bestimmtheit keinen sonderlich großen Nährwert, ist aber unglaublich witzig und unterhaltsam in Szene gesetzt worden, das man als Zuschauer seine helle Freude am blutigen Treiben hat. Als Hexenjäger unterwegs landet das Geschwister-Pärchen in Augsburg und muss sich dort mit einer hochgestellten Hexen-Brut auseinandersetzen die ihnen das Leben wahrlich schwer macht. Mit coolen Sprüchen, politisch nicht ganz korrekten Aussagen und jeder Menge Härte wird den Hexen-Weibern so zu Leibe gerückt, die von der einmal mehr blendend aussehenden Famke Janssen angeführt werden.

Um seiner Geschichte ein wenig mehr Inhalt einzuverleiben hat Wirkola einen Neben-Erzählstrang eingebaut der sich mit der wahren Herkunft der beiden Geschwister beschäftigt und so läuft die ganze Chose am Ende auf ein kleines Geheimnis heraus, von dem Hänsel & Gretel keinerlei Ahnung hatten. Diese kleine Wendung ist jedoch eher unwesentlich, denn in erster Linie zählt hier einzig und allein der reine Unterhaltungs-Faktor, der sich wirklich in schwindelerregenden Höhen ansiedelt. Insbesondere die Freunde der härterern Gangart werden beim Extended Cut voll auf ihre Kosten kommen, denn trotz einer 16er Freigabe wird hier gesplattert was das Zeug hält. Köpfe werden abgeschlagen, Menschen gevierteilt und auch ansonsten spart man zu keiner Zeit mit Kunstblut und umher fliegenden Gliedmaßen so das die Frage gestattet sein muss, ob die gute FSK einfach nur einen extrem guten Tag hatte, oder ob man den Film zur Begutachtung mit geschlossenen Augen angeschaut hat. Das soll nun sicherlich keine Beschwerde meinerseits sein, doch die Kriterien für eine entsprechende Freigabe sind nach Sichtung von Wirkola's Werk einmal mehr absolut nicht nachvollziehbar.

Dem Konsumenten soll es nur recht sein, denn so kann man ohne Bedenken ein echtes Feuerwerk an Effekten genießen. Inhaltlich gibt es zwar diverse Abstriche zu machen, aber wen stört das schon wirklich bei einer solchen Spaß-Granate, die Popcorn-Kino in Reinkultur anbietet? Der norwegische Regisseur hat hier einmal mehr ein herrlich blutiges Spektakel inszeniert, das durch seinen hohen komödiantischen Anteil die Härte in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. So kann man "Hänsel & Gretel" im Prinzip durchaus als sogenannten Fun-Splatter bezeichnen, denn sowohl der Spaß als auch die dementsprechenden Effekte sind wirklich im Überfluss vorhanden. Auch die Akteure überzeugen in ihren Rollen und liefern durchaus gute Performances ab, wobei man bei einem Film dieses Strickmusters ganz bestimmt keine oscarreifen Leistungen erwarten sollte.

Insgesamt gesehen handelt es sich hier um alles andere als ein filmisches Meisterwerk doch das habe ich ehrlich gesagt auch überhaupt nicht erwartet. Unterhaltung und Kurzweil sind Trumpf und davon hat Herr Wirkola nun wirklich jede Menge eingebaut. In Verbindung mit einem regelrechten Splatter-Spektakel und den streckenweise coolen Dialogen ergibt sich so ein Gesamtpaket, das man ohne jegliche Bedenken empfehlen kann.


Fazit:


Manchmal hat selbst die oft geschmähte FSK einen hellen Tag und so kann man "Hänsel & Gretel" ohne jegliche Zensuren mit einer 16er Freigabe ausgestattet in jedem Kaufhaus erwerben. Dennoch ist etwas Vorsicht geboten, denn der hier besprochene Extended Cut ist um 9 Minuten länger und lediglich auf Blu-ray erhältlich.


8/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5596
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Silent Night - Leise rieselt das Blut
(Silent Night)
mit Malcolm McDowell, Jaime King, Donal Logue, Rick Skene, Ellen Wong, Andrew Cecon, Courtney-Jane White, Erik J. Berg, Tom Anniko, Mike O'Brien, Curtis Moore, Adriana O'Neil, John B. Lowe, Ali Tataryn, Brendan Fehr
Regie: Steven C. Miller
Drehbuch: Jayson Rothwell
Kamera: Joseph White
Musik: Kevin Riepl
SPIO/JK
Kanada / USA / 2012

Kleinstadtpolizistin Aubrey musste eben erst den Tod ihres Ehemannes verkraften, als auch schon die nächste Herausforderung auf sie wartet. Kurz vor Weihnachten treibt in ihrem kleinen Städtchen ein Serienmörder sein Unwesen. Wie sich herausstellt, trägt der Täter bei seinen Verbrechen die Kluft eines Weihnachtsmannes. Pech bloß, dass wegen einer Nikolausparade gerade hunderte von Weihnachtsmännern in der Stadt weilen. Der Killer aber beschließt, Aubrey die Arbeit zu erleichtern, und kommt ihr entgegen.


Es ist ja mittlerweile schon fast eine kleine Tradition geworden das eigentlich jeder Horrorfilm der 80er Jahre mit einem Remake bedacht wird. Dabei ist es auch so ziemlich egal, ob es sich dabei um die Neuauflage eines echten Klassikers, oder aber auch mittelmäßigen Genre-Vertreters handelt und "Silent Night - Leise rieselt das Blut" beschäftigt sich dabei mit einer zeitgemäßen Aufbereitung eines Werkes das wohl eher zur zweiten Kategorie zu zählen ist. Dennoch vermag Steven C. Miller (The Aggression Scale) an dieser Stelle eine durchaus sehenswerte und neue Version von "Stille Nacht, Horror Nacht" präsentieren, wobei man als Zuschauer allerdings keinen allzu großen Wert auf inhaltliche Tiefe legen sollte. Es offenbart sich viel eher die für einen Slasher übliche-und typische Rahmenhandlung, die definitiv in einigen Passagen ziemlich ausgedünnt erscheint, nichtsdestotrotz aber sehr gute-und kurzweilige Genre-Kost anbietet, die zudem auch streckenweise äußerst derbe ausfällt. Die Identität des als Weihnachtsmann verkleideten Killers steht dabei nicht im Zentrum der Geschehnisse und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, das die Geschichte in dieser Beziehung nicht gerade von einem dichten Spannungsbogen umgeben ist. So werden dann auch erst mit den letzten Bildern die wahren Beweggründe des Mörders in den Fokus gerückt, was jedoch auch eher unwesentlich erscheint, da der Film sich ganz eindeutig durch den vorhandenen Härtegrad definiert.

Bei diesem Punkt hat sich Miller dann auch auf keinen Fall lumpen lassen und beschert dem geneigten Freund der etwas härteren Gangart ein ziemlich blutiges Weihnachtsgeschenk. Zwar gestalten sich die ersten gut 30 Minuten noch relativ bedeckt, doch danach wird so ziemlich alles geboten, was das Herz eines jeden Gorehounds phasenweise in die Höhe schnellen lässt. Witzig ist dabei der Umstand, das der Regisseur bei einigen Morden scheinbar die Samthandschuhe übergestreift hat und die Tötungen viel eher nur im Ansatz erkennen lässt, um dann wiederum mit etlichen Szenen aufzuwarten, die durchaus den normalen Rahmen sprengen. Gerade dieser Aspekt verleiht den Ereignissen in meinen Augen etwas äußerst Interessantes, weiß man doch eigentlich zu keinem Zeitpunkt wie sich der nächste Mord denn nun gestalten wird. Es handelt sich also um eine absolut gelungene Mischung aus eher harmlosen Morden und richtig brachial in Szene gesetzten Kills, so das an dieser Stelle für eine Menge Abwechslung gesorgt ist.

Was dem Werk allerdings fehlt ist eine wirkliche Weihnachtsstimmung, denn ohne die unzähligen verkleideten Weihnachtsmänner und die Dekorationen in den Geschäften der Stadt würde man nie auf die Idee kommen, das sich das Ganze am Heiligabend abspielt. Rein optisch gesehen kommt die Szenerie nämlich eher kahl daher und es lässt sich auch durch das vorherrschende Wetter nicht genau ausmachen, in welcher Jahreszeit man sich denn nun befindet. Ein verschneites Ambiente hätte an dieser Stelle weitaus atmosphärischer gewirkt und hätte die Geschichte noch um Einiges stimmiger erscheinen lassen. Aber auch so kommt man als Horror-Fan absolut auf seine Kosten und sieht sich mit einem sehenswerten Slasher konfrontiert, der mir persönlich auch besser als das Original aus dem Jahr 1984 gefallen hat. Sicher, "Silent Night - Leise rieselt das Blut" ist sicherlich kein filmisches Meisterwerk und dürfte wohl auch kaum in der Zukunft den Status eines Klassikers erreichen, doch ist man in den letzten Jahren schon mit viel schlechteren Neuauflagen von Horrorfilmen konfrontiert worden, die nicht annähernd so unterhaltsam gestaltet waren wie vorliegender Film.

Miller hat eine ganze Menge richtig gemacht und vor allem eine zeitgemäße Version eines Weihnachts-Horrorfilmes kreiert. Inhaltlich nicht unbedingt mit viel Substanz ausgestattet beinhaltet die Geschichte jedoch sämtliche Zutaten, um den Fan gut 93 Minuten lang bestens-und kurzweilig zu unterhalten. Etwas mehr Spannung und eine richtig weihnachtliche Grundstimmung hätten dem Ganzen sicher nicht geschadet, doch dafür wird man mit jeder Menge Kunstblut und mehreren richtig derben Effekten sehr wohl entschädigt. Ich fühlte mich jedenfalls bestens unterhalten und kann an jeden Liebhaber des modernen Slashers eine unbedingte Empfehlung aussprechen, denn gerade in den letzten Jahren ist man schon weitaus schlechter bedient worden.


Fazit:


"Silent Night - Leise rieselt das Blut" ist ein Film der wirklich positiv überraschen kann. Etwaige Schwächen innerhalb der Geschichte kann man dabei durchaus verschmerzen, wird man dafür doch mit einem phasenweise blutrünstigen Szenario entschädigt. Zwar dient der Film nicht dazu höheren Ansprüchen zu genügen, ist dafür jedoch durchgehend kurzweilig gestaltet und wartet mit einem ordentlichen Härtegrad auf.


7,5/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5596
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




3 Minutes
(The Elevator: Three Minutes Can Change Your Life)
mit Caroline Goodall, Burt Young, James Parks, Katie McGovern, Sara Lazzaro, Niccolò Senni, Gianfranco Terrin, Daniel Mba, Katia Greco, Paolo Borzì
Regie: Massimo Coglitore
Drehbuch: Mauro Graiani / Riccardo Irrera
Kamera: Vincenzo Carpineta
Musik: Stefano Caprioli
FSK 16
Italien / USA / 2014

Der erfolgreiche Quizshow-Moderator Jack Tramell kommt nach einem langen Arbeitstag nach Hause. Im Fahrstuhl zu seiner Wohnung beginnt der Alptraum, als er von einer scheinbar verrückten Frau überfallen wird. Im gestoppten Aufzug kommt Jack gefesselt zu sich und befindet sich inmitten eines perfiden Spiels - basierend auf den Regeln der von ihm moderierten Quizshow "3 Minutes". Die sich Kathryn nennende Frau verfolgt berechnend und skrupellos ihr Vorhaben. Doch ist sie wirklich verrückt und Jack das unschuldige Opfer, wie er es in seiner Todesangst immer wieder beteuert, oder verbirgt er gekonnt ein dunkles Geheimnis?


Es ist immer wieder sehr erfreulich wenn man sieht, welch erstaunlich gute Regie-Debüts manch ein bisher vollkommen unbekannter Regisseur hinlegt. Auch der vorliegende Film "3 Minutes" zählt ganz eindeutig dazu und stellt den sehr guten Erstling von Massimo Coglitore dar, der an dieser Stelle sehr viel Fingerspitzengefühl für eine gelungene Mixtur aus einem klaustrophobischen Fahrstuhl-Thriller und einem Drama erkennen lässt. Dabei sollte man keinesfalls ein Szenario voller Action erwarten, denn die Macher konzentrieren sich vielmehr auf ein gelungenes-und äußerst perfides Katz-und Mausspiel zwischen den beiden Hauptdarstellern das sich fast ausschließlich innerhalb einer Fahrstuhl-Kabine abspielt. Der als Opfer auserkorene Quizmaster Jack wird dabei von einer ihm völlig unbekannten Frau überwältigt und im Fahrstuhl gefoltert, wobei die Täterin die Regeln aus seiner Show zu Grunde legt. Über die Beweggründe dieser zunächst willkürlich erscheinenden Handlungen wird man zunächst im Unklaren gelassen, wobei sich schon aufgrund der Motiv-Suche ein sehr gelungener Spannungsbogen aufbaut. Zudem schafft es Coglitore gekonnt den Zuschauer in die Ereignisse einzubinden, denn fast schon zwangsläufig versetzt man sich in die Lage der Protagonisten und kann dabei Verständnis für beide Figuren aufbringen.

Dies geschieht vor allem ab dem Zeitpunkt an dem die Beweggründe der Frau immer ersichtlicher werden und auch wenn die Motive nach gut der hälfte der Geschichte offen vor einem liegen, büßt der Film keinesfalls etwas von seiner Faszination ein. Von nun an geht der psychische Machtkampf nämlich in die zweite Runde und nimmt dabei so richtig an Fahrt auf, was ganz automatisch die bisher schon recht hohe Intensität des Ganzen noch einmal steigert. Das äußert sich aber auf keinen Fall durch Action oder Brutalität, denn "3 Minutes" ist viel eher ein Vertreter, der sein Hauptaugenmerk auf die ruhigeren Töne legt und dabei dennoch streckenweise brachial auf den Betrachter einwirkt. Hinzu kommt der räumlich gesehen arg eingeschränkte Schauplatz, denn bis auf ganz wenige Momente spielt sich das gesamte Geschehen innerhalb der Fahrstuhl-Kabine ab. Dieser Umstand schnürt einem teilweise die Luft ab und man kann sich durchgehend nicht der klaustrophobischen-und extrem beklemmenden Grundstimmung erwehren, die mit der Wucht eines Vorschlaghammers auf einen nieder prasselt. Ohne es wirklich zu wollen wird man zwangsläufig zu einem Teil der Geschehnisse und möchte dabei keinesfalls den Platz mit den Charakteren tauschen, die sich einen unerbittlichen Schlagabtausch auf der psychischen Ebene liefern.

Zum Ende hin gleitet das Szenario dann in etwas ruhigeres Fahrwasser und konfrontiert einen dabei mit einer Situation, in der sich anscheinend ein Happy End andeutet, doch von diesem kurzzeitigen Eindruck sollte man sich keinesfalls täuschen lassen. Massimo Coglitore hat nämlich noch einen gelungenen Twist eingebaut der zwar bei genauerer Betrachtung eventuell nicht vollkommen unvorhersehbar erscheint, aber dennoch eine gewaltige Wirkung hinterlässt. Und auch wenn man mit einer recht offen gelassenen Szene aus der Geschichte entlassen wird kann man sich doch ohne Probleme seinen Reim darauf machen wie die Chose endgültig endet, da kleinere Indizien kurz vor dem Ende ganz eindeutig in eine bestimmte Richtung weisen. Und so kann man letztendlich von einem äußerst stimmigen Gesamteindruck sprechen, wobei dieser Film aber auch sicher nicht jeden Geschmack treffen wird. Das liegt sicherlich in der Hauptsache an dem Umstand, das es sich hier fast schon um ein Kammerspiel handelt und nicht jeder etwas mit dieser Art der Geschichten-Erzählung anfangen kann. Wer jedoch auf extrem intensive Filme steht in denen auch das Schauspiel der Akteure stärker gewichtet wird ist hier genau an der richtigen Adresse, denn "3 Minutes" zieht einen in seinen Bann und besticht durch die herausragenden Leistungen seiner Darsteller.

Wie immer liegt es im Auge des jeweiligen Betrachters, doch meiner persönlichen Meinung nach hat das Label OFDB Filmworks einmal mehr sein Gespür für den besonderen Film unter Beweis gestellt. Trotz mangelnder Action, einem stark begrenzten Schauplatz und einem eher ruhigen Erzähl-Tempo handelt es sich um ein höchst intensives Werk das einen von der ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann zieht. Zudem stimmen die Ereignisse durchaus nachdenklich und werfen auch bestimmte moralische Fragen auf, was dem Ganzen in meinen Augen auch eine gewisse tiefe verleiht. Deshalb kann ich an dieser Stelle auch nur eine glasklare Empfehlung an all jene aussprechen, die auch einmal etwas anderes als überzogene Action und literweise Kunstblut sehen wollen, denn das Regie-Debüt von Massimo Coglitore ist definitiv ein Film, der auch nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt.


Fazit:


Und wieder einmal bekommt man es mit einem Film zu tun an den man im Prinzip ohne jegliche Erwartungen heran geht, um letztendlich richtig positiv überrascht zu sein. Eine tolle Mischung aus Thriller-und Drama die mit tollen Darstellern besetzt ist und spürbar unter die Haut geht. "3 Minutes" ist ein Machtkampf auf der psychischen Schiene, der von einem bisher unbekannten Regisseur nahezu brillant in Szene gesetzt wurde und dabei ein Seh-Erlebnis präsentiert, an das man sich noch länger erinnern wird.


8,5/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5596
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Planet der Affen: Revolution
(Dawn of the Planet of the Apes)
mit Andy Serkis, Jason Clarke, Gary Oldman, Keri Russell, Toby Kebbell, Kodi Smit-McPhee, Kirk Acevedo, Nick Thurston, Terry Notary, Karin Konoval, Judy Greer, Enrique Murciano, Larramie Doc Shaw, Keir O'Donnell
Regie: Matt Reeves
Drehbuch: Mark Bomback / Rick Jaffa / Amanda Silver
Kamera: Michael Seresin
Musik: Michael Giacchino
FSK 12
USA / 2014

Zehn Jahre nachdem ein Laborvirus den Schimpansen Caesar hochintelligent und zum Befreier anderer eingesperrter Affen machte, hat genau dieser Virus die Menschen global dezimiert. Angeführt von Caesar haben die Affen in den Wäldern eine Gemeinschaft gegründet, und setzt sich dort ihre Evolution fort. Als Menschen in ihr Revier eindringen, um einer Kolonie von Überlebenden in San Francisco wieder Strom zu bringen, entstehen Spannungen auf beiden Seiten, trifft die Vernunft von Caesar und Wissenschaftler Malcolm auf aggressive Kriegstreiber.


Vor drei Jahren lieferte Rupert Wyatt mit seinem "Planet der Affen: Prevolution einen wirklich in allen Belangen überzeugenden Film ab, der gleichzeitig der Star einer neuen Trilogie darstellt. Der nun vorliegende Mittelteil entstand dann unter der Regie von Matt Reeves (Cloverfield, Let Me In) und kann leider nicht gänzlich an den hervorragenden Vorgänger anknüpfen. Zwar handelt es sich insgesamt gesehen um einen durchaus gelungenen Film, doch irgendwie wird man dennoch die ganze Zeit über das Gefühl nicht los, das es sich an dieser Stelle lediglich um einen Verbindungsteil handelt, der die Brücke zu einem hoffentlich furiosen Finale darstellt. Reeves hat zwar eine ganze Menge richtig gemacht, doch leider ist es ihm dabei nicht gelungen seiner Geschichte die nötige Tiefe zu verleihen, um an die Brillanz des ersten Teils anzuknüpfen. Die Story bietet ganz einfach keine sonderlichen Überraschungen und erscheint in einigen Passagen zudem auch ein wenig abgeflacht. Stellenweise sind diverse Ähnlichkeiten zum letzten Teil der Original-Reihe (Die Schlacht um den Planet der Affen) aus dem Jahr 1973 zu erkennen, denn auch hier kommt es zu einem unvermeidbaren Krieg zwischen den überlebenden Menschen und den Affen. Zeitlich ist das Ganze dabei 10 Jahre nach dem ersten Teil angesiedelt und 95 % der Menschheit wurde von dem sogenannten "Affen-Virus" dahin gerafft. Matt Reeves beginnt seine Erzählung im Prinzip sehr gut und der Film kommt in den ersten Minuten sogar gänzlich ohne Dialoge aus, da der Zuschauer zunächst einen etwas tieferen Einblick in das Leben der Primaten erhaschen kann, die sich tief in den Wäldern außerhalb der Großstadt ihre eigene Zivilisation aufgebaut haben.

Leicht zu durchauen ist dann der Umstand, das es ganz unweigerlich zu einer Konfrontation zwischen Mensch und Affe kommen muss und von diesem Zeitpunkt an verflacht die Geschichte leider zusehends. Die Chose wird mit allen erdenklichen Klischees beladen, was dem Gesamtbild leider nicht sehr zuträglich ist. Außerdem tritt eine weitere-und nicht unwesentliche Schwachstelle auf den Plan, die hier leider auf die gesamte Darsteller-Riege zu beziehen ist. Ein Gary Oldman kann beispielsweise in seiner eher kleinen Nebenrolle kaum überzeugen und erscheint ehrlich gesagt fast schon deplaciert, wohingegen sich Hauptdarsteller Jason Clarke lediglich durch eine kaum erklärbare Unterwürfigkeit und Demut gegenüber den Affen zu erkennen gibt. Auch der Rest der Protagonisten kann nicht unbedingt durch wirklich überzeugende Performances aufwarten, so das man letztendlich mit einem eher blassen Ensemble konfrontiert wird, was schon ein erheblicher Unterschied zum ersten Teil der Trilogie ist. Obwohl sich das jetzt alles eher negativ anhört, handelt es sich bei "Planet der Affen: Revolution" keinesfalls um einen schlechten Film, lediglich im direkten Vergleich mit dem hohen Standard des Vorgängers schneidet der Mittelteil klar schwächer ab. Dennoch gibt es natürlich auch eine Menge Sehenswertes, so sind beispielsweise die enthaltenen Kämpfe absolut erstklassig in Szene gesetzt worden und voller spektakulärer Action.

Auf diese muss man allerdings eine geraume Zeit warten, denn bis es zu der entscheidenden Schlacht kommt wird sich mit jeder Menge Nebensächlichkeiten aufgehalten. Vor allem im zweiten Film-Drittel kommen dabei die schon kurz erwähnten Anlehnungen an "Die Schlacht um den Planet der Affen" zum Vorschein und streckenweise entsteht dabei der Eindruck, das es sich fast schon um eine echte Neuauflage des fünften Teils der Original-Reihe handelt. Das will ich jetzt keinesfalls als negativen Kritikpunkt anmerken, denn insgesamt gesehen passen diese Stellen doch relativ gut in das Gesamtgefüge. Im Bezug auf die Effekte gibt es allerdings überhaupt nichts zu bemängeln, wobei in erster Linie die äußerst gelungene Animation der Primaten immer wieder ins Auge fällt. Auch die Action-Passagen gestalten sich streckenweise richtiggehend spektakulär, so das diverse andere Mankos doch einigermaßen ausgeglichen werden können. Mit etwas mehr Fingerspitzengefühl für eine ausgewogenere Story und einer stärkeren Gewichtung der jeweiligen Charaktere würde sich der Film dann auch auf dem gleichen Niveau wie Teil eins ansiedeln, in vorliegender Form reicht es jedoch nur zu einem Werk, das ein wenig über dem oberen Durchschnitt einzuordnen ist.

Vielleicht ist dies in erster Linie wirklich an der Person des Regisseurs festzumachen, denn obwohl Reeves seit seinem eher durchschnittlichen Film "Cloverfield" sichtbare Fortschritte gemacht hat, scheint ihn dieses Blockbuster-Projekt dann schlussendlich doch ein wenig überfordert zu haben. An dieser Stelle handelt es sich in meinen Augen aber auf jeden Fall um nörgeln auf einem hohen Niveau, doch nach dem brillanten Einstieg in die neue Saga ist man ganz automatisch mit sehr hohen Erwartungen an diesen Teil heran gegangen, die wiederum nur streckenweise erfüllt werden können. Bleibt zu hoffen das dem geneigten "Planet der Affen-Fan" in einigen Jahren ein furioser Abschluss der Trilogie beschert wird, der die kleinen Schwächen von "Planet der Affen: Revolution" nahezu vergessen lässt. Definitiv wäre es dabei aber eine sinnvolle Sache, die Regie für den letzten Teil in andere Hände zu legen, denn Matt Reeves traue ich ehrlich gesagt keine so große Steigerung zu, das man in der Nachbetrachtung des Gesamtwerkes der Trilogie über die hier auftretenden Mankos den Mantel des Schweigens hüllen kann.


Fazit:


"Planet der Affen: Revolution" ist alles andere als ein schlechter Film, büßt allerdings durch die leicht vorhersehbare Story-Line und die maximal mittelmäßigen Charakter einige Punkte ein. Dennoch bewegt man sich hier immer noch oberhalb des üblichen Durchschnitts, kann jedoch nicht an die herausragende Qualität des ersten Teils heran reichen.


7/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5596
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




The Expendables 3
(The Expendables 3)
mit Sylvester Stallone, Jason Statham, Harrison Ford, Arnold Schwarzenegger, Mel Gibson, Wesley Snipes, Dolph Lundgren, Randy Couture, Terry Crews, Kelsey Grammer, Glen Powell, Antonio Banderas, Victor Ortiz, Ronda Rousey
Regie: Patrick Hughes
Drehbuch: Sylvester Stallone / Creighton Rothenberger / Katrin Benedikt
Kamera: Peter Menzies Jr.
Musik: Brian Tyler
keine Jugendfreigabe
Frankreich / USA / 2014

Barney Ross, Lee Christmas und ihre bewährte Crew befreien Kumpel Doc aus einem Gulag. Ein Himmelfahrtskommando, dem eine noch gefährlichere Mission folgt: Es gilt Conrad Stonebanks auszuschalten, Mitbegründer der Expendables und inzwischen weltweit operierender Waffenhändler. Ross stellt ein neues Team zusammen und zieht los. Stonebanks hat sich, beschützt von einer Armee, in einem ehemaligen Hotelkomplex verschanzt. Ein ungleicher Kampf bricht los - nur gut, dass die Neo-Expendables unerwartete Unterstützung bekommen.


Nur zwei Jahre nach ihrem zweiten Auftritt starten die "Expendables" nun in ihre dritte Mission und einmal mehr wird der Zuschauer dabei mit einem äußerst sehenswerten Action-Feuerwerk beglückt. Dennoch zieht dieser Film auch von diversen Seiten durchaus Kritik nach sich, was sicherlich hauptsächlich in diversen Neuerungen zu begründen ist. Erst einmal wäre an dieser Stelle zu bemerken, das die Inszenierung der Chose doch etwas weicher und auf das jugendliche Publikum zugeschnitten ist, um so eventuell eine noch größere Masse anzusprechen. Das wirkt sich dann fast schon zwangsläufig auf die enthaltene Härte aus, denn ziemlich schnell kann man feststellen das die unzähligen Action-Passagen keinesfalls so hart-und vor allem blutig wie in den beiden Vorgängern ausfallen. Ob das Werk deshalb automatisch als schwächster der bisherigen Teile angesehen werden muss bleibt dabei jedem selbst überlassen, wobei die Liebhaber der härteren Gangart sicherlich zu dieser Schlussfolgerung gelangen werden. Ein weiterer Kritikpunkt stellt sich in der Einbindung neuer Charaktere dar und zugegebenermaßen ist es zu Beginn auch wirklich leicht gewöhnungsbedürftig, sich mit dem neuen-und extrem jungen Team anzufreunden das Barney Ross nach der Entlassung seiner alten Kumpels zusammen stellt. Es sind neue-und eher unbekannte Gesichter und eigentlich möchte man doch gerade die alten Haudegen wie beispielsweise Dolph Lundgren oder Jason Statham sehen.

Trotz dieser zunächst ungewohnten Neuerung ist die Geschichte absolut gelungen, zudem erscheint es dem Zuschauer so, als wenn in diesem Teil definitiv das beste Drehbuch vorliegt. Die Abläufe sind schlüssig und greifen allesamt nahtlos ineinander, zudem wurde das Szenario auch mit etwas weniger Blut und Härte absolut kurzweilig in Szene gesetzt. Auch von der humoristischen Seite her sind hier meiner persönlichen Meinung nach die besten Sprüche vorhanden und die manchmal vor Sarkasmus triefenden Gags zünden absolut treffsicher. Ein Indiz dafür ist allein schon die Rolle von Antonio Banderas, der trotz der recht überschaubaren Spielanteile ein Garant für etliche komische Momente ist und an dieser Stelle ungeahntes komödiantisches Talent erkennen lässt. Das absolute Highlight sind aber einmal mehr die äußerst gelungenen Action-Sequenzen, wobei "The Expendables 3" gleich zu Beginn mit einer gut 25-minütigen Großoffensive startet, bei der man als Zuschauer kaum einmal Luft holen kann. Zugegebenermaßen begibt sich die Geschichte danach erst einmal in etwas ruhigere Gewässer und bringt einem insbesondere die neuen Team-Mitglieder durch kurze Skizzierungen etwas näher.

Dabei erscheint die Chose zu keiner Zeit langweilig und zieht dann nach dem bedächtigeren Mittelteil im letzten Drittel noch einmal ganz gehörig das Tempo an. Die letzten gut 40 Minuten offenbart sich dann auch ein wirklich furioser Showdown der diesen Namen auch zurecht verdient hat. Das die Abläufe dabei vollkommen überzogen-und zudem auch vollkommen unglaubwürdig in Szene gesetzt wurden kann man ohne Weiteres großzügig übersehen, offenbart sich doch ein wahres Feuerwerk an Action, das die Sache absolut perfekt abrundet. Spätestens jetzt freundet man sich dann auch mit den Neulingen an, denn durch die Bank zeigen die Jung-Spunde das sie wirklich etwas auf dem Kasten haben und durchaus die Berechtigung besitzen, als vollwertige Mitglieder der "Expendables" angesehen zu werden. Etwas schade fand ich lediglich, das der gute Wesley Snipes nach einem extrem starken Auftritt zu Beginn in der Folge immer mehr den Status einer eher unbedeutenden Nebenrolle einnimmt, denn gerade in der ersten Phase des Filmes ist sein Mitwirken doch als richtiger Höhepunkt anzusehen, da der gute Mann endlich einmal wieder zu überzeugen weiß. Auch das Mitwirken von "Indiana Jones" Harrison Ford ist als Bereicherung anzusehen, denn auch wenn zunächst nichts Großartiges von dem alten Haudegen zu vermelden ist, tritt seine Figur insbesondere in den letzten Minuten der Geschichte immer mehr in den Vordergrund.

Und so sollte man doch am Ende zu einem sehr guten Gesamteindruck gelangen, denn auch mit etwas weniger Härte kann dieses dritte Abenteuer jederzeit überzeugen. Vor allem das letzte Drittel des Filmes wertet das Ganze noch einmal gehörig auf, denn der äußerst lange Schluss-Akkord in einer Abriss-Ruine bietet noch einmal alles, was die "Expendables-Reihe" so ungemein kurzweilig gestaltet. Es ist schon sehr unterhaltsam mit anzusehen, wie eine 10-köpfige Truppe fast ohne jegliche Probleme eine ganze Armee nieder metzelt und dabei auch noch eine Menge Spaß zu haben scheint. Lediglich das finale Aufeinandertreffen zwischen Mel Gibson und Sylvester Stallone hätte man ein wenig länger gestalten können, denn dieser Kampf ist doch viel zu kurz und wenig spektakulär ins Bild gesetzt worden. Ansonsten gibt es aber eigentlich nichts zu meckern, denn auch der dritte Teil der Reihe bietet einmal mehr genau das was die Herzen des geneigten Fans höher schlagen lässt: coole Sprüche, jede Menge Action und dieses Mal auch eine Geschichte, die dramaturgisch viel besser in Erscheinung tritt als die der jeweiligen Vorgänger.


Fazit:


Ein paar blutige Einschüsse hätten dem Ganzen sicherlich nicht geschadet, doch auch in vorliegender Form ist "The Expendables" ein absoluter Volltreffer. Ansprüche an Dinge wie Glaubwürdigkeit sollte man dabei allerdings außer acht lassen, doch solche Zutaten sind ja auch nicht unbedingt zu denen zu zählen, die einen guten-und kurzweiligen Action-Film ausmachen.


8/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5596
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Die Sieben schwarzen Noten
(Sette Note in Nero)
mit Jennifer O'Neill, Gabriele Ferzetti, Marc Porel, Gianni Garko, Ida Galli, Jenny Tamburi, Fabrizio Jovine, Riccardo Parisio Perrotti, Loredana Savelli, Salvatore Puntillo, Bruno Corazzari, Vito Passeri, Franco Angrisano
Regie: Lucio Fulci
Drehbuch: Lucio Fulci / Roberto Gianviti / Dardano Sacchetti
Kamera: Sergio Salvati
Musik: Franco Bixio / Fabio Frizzi / Vince Tempera
ungeprüft
Italien / 1977

Seit dem Selbstmord ihrer Mutter hat Virginia immer wieder merkwürdige Visionen. Eines Tages verfolgen sie plötzlich grauenhafte Bilder einer ermordeten Frau und seltsame Erinnerungssplitter, die sie nicht zuordnen kann. Inzwischen lebt sie an der Seite eines reichen Ehemanns in Italien und beschließt, dessen seit Jahren leer stehendes Landhaus zu renovieren. Doch genau dort finden sich die ersten verräterischen Gemeinsamkeiten zu den unheimlichen Bildern aus ihrem Kopf. Niemand will ihr glauben, nur ihr Psychologe und Freund Luca Fattori hilft ihr dabei, die Puzzleteile zusammenzusetzen. Stück für Stück kommen die beiden einem grauenhaften Geheimnis aus der Vergangenheit gefährlich nahe.


Es ist schön zu sehen das auch in der heutigen Zeit der SFX und Non-Stop Action immer wieder einmal herrliche Klassiker aus diversen Sub-Genres zu einer längst überfälligen deutschsprachigen Veröffentlichung gelangen und mit dem unter der Regie von Lucio Fulci entstandenen "Die Sieben schwarzen Noten" wurde nun die Sammlung eines jeden Gialli-Liebhabers bereichert. Und obwohl der Film von vielen Leuten eher dem Horrorfilm zugeordnet wird handelt es sich um einen waschechten Vertreter der beliebten italienischen Filmart, denn die hier erzählte Geschichte beinhaltet nun wirklich sämtliche Zutaten die ein Gialli beinhalten muss. Zudem hat die Regie-Legende das Ganze mit einer leicht übernatürlichen und mysteriösen Note versehen, so das sich von der ersten bis zur letzten Minute ein spannender und ungemein atmosphärischer Film-Genuss präsentiert. Im Gegensatz zu einigen anderen Werken Fulci's kann man hier auch auf ein richtig gutes Drehbuch zurückgreifen, denn die Story erscheint sehr schlüssig und gut durchdacht. Von Beginn an kann der Film durch einen konstant gut aufgebauten Spannungsbogen überzeugen und die dazu gehörige Grundstimmung verdichtet sich dabei förmlich im Minutentakt, was mit zunehmender Laufzeit auch das ein oder andere mal für eine gepflegte Gänsehaut beim Zuschauer sorgt.

Dabei wird man immer tiefer in die geheimnisvollen Abläufe hinein gezogen und versinkt phasenweise in einem wahren Strudel aus Visionen, von denen die Hauptfigur Virginia (Jennifer O'Neill) immer wieder heimgesucht wird. Das die gute Frau ganz offensichtlich eine übernatürliche Begabung hat sieht man gleich zu Beginn der Geschichte, als sie als kleines Kind den Selbstmord ihrer Mutter spüren kann obwohl sie sich an einem vollkommen anderen Ort befindet. Nun auch als erwachsene Frau wieder mit visionsartigen Bildern konfrontiert kommt sie einem furchtbaren Geheimnis immer näher, das letztendlich auch ihr eigenes Leben bedrohen soll. Ganz geschickt hat Fulci an dieser Stelle die einzelnen Versatzstücke zusammengesetzt und präsentiert dem Zuschauer ein erstklassiges Rätsel, das sich erst kurz vor dem Ende endgültig auflösen lässt. Bis dahin aber wird man mit etlichen falschen Fährten konfrontiert und der Kreis der Verdächtigen beschränkt sich zwar auf einen relativ überschaubaren Rahmen, doch bis einige Minuten vor dem Ende weiß man nie so wirklich, wer hier tatsächlich der Täter ist. Natürlich findet man im Verlauf der Story seine ganz eigenen Verdächtigen, doch entweder sind die gelegten Spuren anscheinend viel zu offensichtlich, oder es fehlt immer wieder ein gewisses Puzzle-Teil, um etwaige Ahnungen zu bestätigen.

Am Ende des Szenarios stellt man sich zwar ganz unwillkürlich die Frage ob man den Täter nicht schon viel früher hätte überführen können, doch sind die Ereignisse so herrlich ineinander verschachtelt worden, das man die Gesamtzusammenhänge schwerlich frühzeitig erkennen kann. So ergibt sich dann auch erst im letzten Drittel des Geschehens ein Aspekt der das Ganze in einem etwas anderen Licht erscheinen lässt und die einzelnen Teilchen fügen sich nun langsam zu einem klaren Gesamtbild zusammen. Fulci hat an dieser Stelle wirklich ganze Arbeit geleistet und auch wenn man vielen seiner Filme immer ein schwaches Drehbuch vorwirft, ist dies bei "Die Sieben schwarzen Noten" definitiv nicht der Fall. Zudem hat man auch bei der Darsteller-Riege ganze Arbeit geleistet, denn sämtliche Akteure warten mit erstklassigen Performances auf. Dabei sollte man allerdings anmerken, das sich der Fokus des Geschehens ganz eindeutig auf Jennifer O'Neill richtet, denn mit ihrer Omnipräsenz degradiert sie sämtliche anderen Charaktere fast schon zu notwendigen Statisten, was aber keinesfalls als negative Kritik zu verstehen ist. Es liegt nun einmal an der Erzählung selbst das die gute Frau im absoluten Mittelpunkt steht und ihre dargestellte Leistung kann man ohne Übertreibung als absolut großartig bezeichnen.

Letztendlich dürfte dieser Gialli jeden Fan auf das Äußerste erfreuen, denn hier wird wirklich absolut überzeugende Genrekost geboten. Mit prächtigen Farben und teils grandiosen Settings bekommt man zudem auch in optischer Hinsicht eine ganze Menge geboten, so das man als Liebhaber des Cinema Italiano keinesfalls an diesem Werk vorbei kommt. Es stimmt einfach alles, denn auch die musikalische Untermalung ist absolut passend und kommt insbesondere in den bedrohlichen Momenten absolut erstklassig zur Geltung. Für Gänsehaut und Nervenkitzel wird also durchgehend gesorgt und auch in allen anderen Belangen weiß "Die Sieben schwarzen Noten" restlos zu überzeugen. Und so sollte man am Ende eigentlich ganz automatisch zu einem extrem stimmigen Gesamteindruck gelangen, was bei der italienischen Regie-Legende ja wahrlich nicht immer der Fall war.


Fazit:


Auch wenn ich bisher längst nicht alle Filme von Fulci kenne, handelt es sich in vorliegendem Fall definitiv um eines seiner besten Werke das ich bis jetzt begutachten konnte. Auch in der Rangliste einer separaten Gialli-Wertung siedelt sich der Film im oberen Drittel an und kann meiner persönlichen Meinung nach auch mit den absoluten Größen konkurrieren.


9/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5596
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Gallows Hill - Verdammt in alle Ewigkeit
(Gallows Hill)
mit Peter Facinelli, Sophia Myles, Nathalia Ramos, Carolina Guerra, Sebastian Martínez, Gustavo Angarita, Juan Pablo Gamboa, Julieta Salazar, Tatiana Renteria
Regie: Víctor García
Drehbuch: Richard D'Ovidio / David Higgins
Kamera: Alejandro Moreno
Musik: Frederik Wiedmann
FSK 16
USA / 2013

David Reynolds beschließt, zum zweiten Mal zu heiraten, und würde zu diesem Zwecke gerne das Ja-Wort seiner aus erster Ehe stammenden Tochter Jill einholen. Also reist er mit seiner Verlobten Lauren nach Kolumbien, wo Jill gerade an einer Filmdokumentation arbeitet. Im einem einsamen Hotel in der Provinz macht die Familie dabei eine schaurige Entdeckung: Offenbar hält der Hotelbesitzer in seinem Keller ein kleines Mädchen gefangen. Kurzerhand schreiten die Gäste zur Befreiung, ohne sich an dieser Entscheidung jedoch recht freuen zu können.


Wenn man den Namen Víctor García liest dann zuckt man im ersten Moment erst einmal ganz unwillkürlich zusammen, war doch sein letzter Film "Hellraiser: Revelations" als eine einzige Enttäuschung anzusehen. So geht man dann auch mit eher niedrigen Erwartungen an seinen neuen Streich "Gallows Hill" heran, der sich letztendlich jedoch als absolut positive Überraschung zu erkennen gibt. Sicherlich, Filme mit Besessenheits-Thematik gibt es genügend und es ist auch verhältnismäßig schwer, dieser Filmgattung neue Impulse zu verleihen. Dennoch bringt Garcia ein klein wenig frischen Wind in das Genre, indem er im Bezug auf den hier agierenden Dämon eine kleine Neuerung einbringt, die man in dieser Form meines Wissens nach noch nicht gesehen hat. Zunächst jedoch beginnt die Geschichte eher beschaulich und lässt in den ersten Minuten auch noch nicht erkennen, das sich mit zunehmender Laufzeit ein richtig spannender Gruselfilm präsentiert, an dem der Zuschauer wirklich seine Freude haben sollte.

Schon kurz nach dem Eintreffen der Hauptdarsteller in dem einsam gelegenen Hotel verdichtet sich dann auch die bis dahin ganz normale Grundstimmung und es entfaltet sich innerhalb kürzester Zeit eine unheimliche und sehr bedrohliche Atmosphäre. Es dauert auch nicht lange bis der Dämon das erste Mal in Aktion tritt und von nun an überschlagen sich die Ereignisse fast im Minutentakt, so das durchgehend auch genügend Tempo in der Story vorhanden ist und erst gar keine Langeweile beim Betrachter aufkommen kann. "Gallows Hill" beinhaltet sämtliche Zutaten für einen wunderbaren Gruselfilm und kann auch mit ordentlich Intensität aufwarten, dennoch kann das Werk aber nicht ganz mit Filmen wie beispielsweise "Conjuring - Die Heimsuchung" oder auch "Sinister" mithalten, in denen die Bedrohung der Geschehnisse noch eine Stufe höher anzusiedeln sind.

Trotzdem handelt es sich ganz eindeutig um einen äußerst sehenswerten Vertreter seiner Art, in dem auch die eher unbekannte Darsteller-Riege mit soliden Leistungen aufwarten kann. Ein ganz kleines Manko stellen eventuell diverse Handlungen einiger der Charaktere dar, denn nicht immer ist das Verhalten logisch nachvollziehbar. Da dies in Horrorfilmen aber im Prinzip zur Tagesordnung gehört sollte man diesen Aspekt nicht sonderlich überbewerten, sondern sich vielmehr an einer durchgehend interessanten Geschichte erfreuen die man hier geboten bekommt. Nach Garcia's letztem Rohrkrepierer hätte ich ihm ehrlich gesagt nicht zugetraut, das er ein solch sehenswertes Szenario auf die Beine stellt, in dem man auch ausreichende Erklärungen für die übernatürlichen Geschehnisse bekommt, so das im Endeffekt keinerlei Fragen offen bleiben.

Erstaunlicherweise sind selbst einige blutiger Sequenzen enthalten, doch sollte man keinesfalls einen übermäßig harten Film erwarten, da sich wirklich alles in einem überschaubaren Rahmen bewegt. Alles andere hätte auch eher störend gewirkt und nicht so ganz in die Erzählung gepasst, die sich in erster Linie durch die vorhandene Spannung und die erstklassige Atmosphäre definiert. Insgesamt gesehen kommt man so zu einem überdurchschnittlich guten Gesamteindruck, denn "Gallows Hill" ist ein sehenswerter und überraschend guter Vertreter seiner Art, den man keinesfalls ungesehen an sich vorüber ziehen lassen sollte, da man ansonsten wirklich etwas verpasst.


Fazit:


Grusel, Gänsehaut und Dämonen, mehr Zutaten braucht man im Prinzip nicht um das Interesse des Genre-Fans zu wecken. Dennoch kommt es natürlich auf die Umsetzung des Ganzen an und die ist dem Regisseur auf jeden Fall gelungen. Zwar kann "Gallows Hill" nicht an die Klasse der absoluten Genre-Größen heran reichen, dennoch handelt es sich definitiv um einen der besseren Filme mit Besessenheits-Thematik.


7/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5596
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Oculus - Das Böse in dir
(Oculus)
mit Karen Gillan, Brenton Thwaites, Katee Sackhoff, Rory Cochrane, Annalise Basso, Garrett Ryan, James Lafferty, Miguel Sandoval, Kate Siegel, Scott Graham, Michael J. Fourticq, Katie Parker, Justin Gordon
Regie: Mike Flanagan
Drehbuch: Mike Flanagan / Jeff Howard
Kamera: Michael Fimognari
Musik: The Newton Brothers
FSK 16
USA / 2013

Als Kinder mussten Tim und seine Schwester Kaylie erleben, wie ein verfluchter Spiegel eine Familientragödie auslöste, in deren Verlauf Vater wie Mutter den Tod fanden und Tim als vermeintlicher Mörder des Vaters in der Psychiatrie landete. Nun, zehn Jahre später, wird Tim als geheilt entlassen, und vor der Tür bereits erwartet von der Schwester, die weder Kosten noch Mühen scheute, den verhexten Spiegel wieder aufzutreiben. Nun möchte sie dem Bösen ein für allemal Einhalt gebieten. Doch der Spiegel hat wenig von seiner Kraft verloren.


Ein scheinbar verhexter Spiegel und zwei Geschwister mit unterschiedlichen Wahrnehmungen vergangener Ereignisse stehen im Mittelpunkt dieses Horrorfilmes von Mike Flanagan, der hier mit überschaubaren Mitteln eine Geschichte im besten Grusel-Ambiente erzählt. Dabei wird fast vollkommen auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet, stattdessen präsentiert sich ein gut durchdachtes Szenario das zu Beginn allerdings ein wenig Zeit braucht um so richtig in die Gänge zu kommen. So bekommt man in den ersten gut 30 Minuten zunächst einmal eine tiefer gehende Vorstellung der beiden Hauptdarsteller geboten, die aber auch durchaus notwendig erscheint, um die darauf folgenden Ereignisse plausibel erscheinen zu lassen. In dieser Zeitspanne entfaltet sich dann auch noch kein echter Horror, denn es werden erst einmal in etlichen Dialogen die Umstände näher gebracht die zur gegenwärtigen Situation geführt haben. Flanagan lässt die ersten kleineren Flashbacks der Vergangenheit in seine Erzählung einfließen, wobei es an dieser Stelle noch längst nicht an das Eingemachte geht. Als Zuschauer spürt man jedoch sehr deutlich, das die vorherrschende Grundstimmung sich immer mehr verdichtet und ständig neu eingestreute Erklärungen für die angebliche Bösartigkeit des Spiegels sorgen dafür das sich definitiv etwas zusammen braut, was in der Folge für ein herrlich atmosphärisches Grusel-Erlebnis Sorge tragen soll.

Mit zunehmender Laufzeit präsentiert sich ein Geschehen, das ein Gemisch aus Gegenwart, Visionen und Rückblenden in die Vergangenheit der Geschwister darstellt, wobei gerade Letzteres einem die damaligen Ereignisse in deren Elternhaus vor Augen führen soll. Der Regisseur geht jedoch sogar noch einen Schritt weiter und lässt die auf zwei Zeitebenen stattfindenden Geschehnisse vor allem im letzten Drittel der Geschichte parallel zueinander laufen, so das sich die Figuren im Kindesalter und in der Gegenwart praktisch kreuzen. Dieser Umstand kann gelegentlich sogar zu leichten Irritierungen führen und spätestens jetzt kehrt sich immer mehr heraus, das "Oculus - Das Böse in dir" definitiv nicht zu der Art von Filmen zu zählen ist die man sich einfach mal so nebenbei anschaut. Dieses Werk hat schon die volle Aufmerksamkeit des Betrachters verdient, denn auch der Einsatz von unzähligen Trugbildern ist ein untrügliches Indiz dafür, das man es hier mit intelligenter Horrorkost zu tun bekommt, bei der man ganz besonders auf die kleineren Details achten sollte. Es ist im Prinzip ein Spagat zwischen Realität, Halluzination und vergangenen Ereignissen und die Summe dieser Zutaten ergibt einen durchgehend spannenden Grusler, der vor allem in der zweiten Hälfte mit mehreren gezielt eingesetzten Schockmomenten aufwarten kann.

Die unterschiedliche Wahrnehmung der Geschwister kommt in etlichen Dialogen äußerst gut zum Ausdruck und auch als Zuschauer mag man sich keinesfalls wirklich festlegen, wie sich die Dinge denn nun zueinander verhalten. Zudem hat Flanagan etliche kleine Wendungen eingebaut und der permanente Einsatz von visionsartigen Episoden sorgt dafür, das sich streckenweise eine Verschmelzung von Realität und Fiktion ergibt. Dadurch wird man selbst auch immer tiefer in den sogartigen Strudel hinein gezogen der von sämtlichen Geschehnissen ausgeht und vermeint bei so mancher Passage eine hypnotische Wirkung zu verspüren, der man sich nur sehr schwer entziehen kann. Es ist doch immer wieder erstaunlich wie man mit relativ wenig Aufwand ein ungemein spannendes und atmosphärisches Grusel-Erlebnis zu kreieren, in dem es sich nicht um blutige Szenen oder jede Menge Gewalt dreht. Einige nette Effekte die gezielt eingesetzt werden und eine intelligente Geschichte sind manchmal vollkommen ausreichend, damit ein Film auch nachhaltig in Erinnerung bleibt. Bei "Oculus - Das Böse in dir" dürfte das definitiv der Fall sein, denn die hier erzählte Geschichte vergisst man nicht so schnell.

Nun könnte es allerdings gut möglich sein, das so manch einer vom Ende ein wenig enttäuscht ist, doch ehrlich gesagt passt dieses nahezu perfekt in das gewonnene Gesamtbild hinein. Sicherlich hätte man etwas weitaus Spektakuläreres in Szene setzen können, doch gerade der etwas offen gestaltete Schluss-Akkord hinterlässt einen ziemlich bitteren Beigeschmack und erscheint auch aufgrund der Vorkommnisse absolut nachvollziehbar. Für mich persönlich handelt es sich dabei sogar um die letzte Zutat, um einen bis dahin schon sehr guten Film mit einem stimmigen Akzent zu beenden und noch einmal ein wenig aufzuwerten. Und so haben die Macher in meinen Augen alles richtig gemacht, so das man im Endeffekt nur eine dicke Empfehlung für diesen sehenswerten Film aussprechen kann, der ganz bestimmt nicht das letzte Mal im heimischen Player gelandet ist.


Fazit:


Mit "Oculus - Das Böse in dir" liegt endlich mal wieder ein gut durchdachter Gruselfilm vor, der den Zuschauer aufgrund der vorhandenen Zutaten auch oft genug auf eine falsche Fährte lockt. Mit verhältnismäßig geringen Mitteln erzeugt Regisseur Mike Flanagan dabei ein untrügliches Gespür für einen gut getimten Spannungsaufbau und eine herrlich dichte Atmosphäre, so das man als Genre-Fan bedenkenlos zugreifen kann.


8/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5596
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Dead Snow: Red vs. Dead
(Død snø 2)
mit Vegar Hoel, Ørjan Gamst, Martin Starr, Jocelyn DeBoer, Ingrid Haas, Stig Frode Henriksen, Hallvard Holmen, Kristoffer Joner, Amrita Acharia, Derek Mears, Bjarte Tjøstheim, Christian Rubeck, Charlotte Frogner, Jesper Sundnes
Regie: Tommy Wirkola
Drehbuch: Stig Frode Henriksen / Vegar Hoel / Tommy Wirkola
Kamera: Matthew Weston
Musik: Christian Wibe
keine Jugendfreigabe
Island / Norwegen / 2014

Martin, nach dem Gemetzel im blutroten Schnee noch schockiert vom Verlust seiner Freunde (und seines rechten Arms), flieht vor den weiterhin übel gelaunten Nazizombies und landet unfreiwillig im Krankenhaus. Niemand glaubt ihm dort die Geschichte von wiederauferstandenen Wehrmachtsschergen. Aber immerhin wird Martin nicht nur ein neuer Arm replantiert (leider eindeutig der Falsche), sondern auch unerwartete Hilfe von einem Trio amerikanischer Nerds zuteil. Während diese selbsternannte "Zombie Squad" Richtung Norwegen aufbricht, flieht Martin vor seinen Verfolgern aus dem Hospital. Doch bald kreuzen sich seine Wege erneut mit Herzogs untoter Armee - und diesmal steht eine ganze Kleinstadt im Weg!


Vor fünf Jahren präsentierte uns Tommy Wirkola seinen Film "Dead Snow" und legte dabei eine Horror-Komödie vor, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient hat. Blutrünstige Nazi-Zombies metzelten dabei eine Gruppe Freunde nieder und nur Martin überlebte dieses furchtbare Massaker. Nun kliegt mit "Dead Snow: Red vs. Dead" die Fortsetzung der Geschichte vor und wer schon beim Vorgänger herzlich lachen konnte, der kann hier eine regelrechte Frontal-Attacke auf die Lachmuskeln erwarten. Wirkola zieht hier wirklich sämtliche Register um dem Zuschauer einen noch besseren Film zu servieren und legt dabei in allen Belangen noch einmal eine ordentliche Schippe drauf. Die Geschichte setzt dabei nahtlos am Ende des Vorgängers an und schon nach wenigen Minuten kann man erkennen, das man mit vorliegendem Werk keinesfalls seine Zeit verschwenden wird. Die Erzählung beinhaltet dabei ein sehr ordentliches Tempo und legt zusätzlich einen humorigen Anteil des Geschehens an den Tag, der dem Betrachter streckenweise wirklich die Tränen in die Augen treibt. Das äußerst sich einerseits durch äußerst witzige und bissige Dialoge, kommt jedoch hauptsächlich durch manchmal schon fast aberwitzige Situationskomik zum Ausdruck die oft genug skurrile Ausmaße annimmt.

Als besonders gelungen kann man in dieser Beziehung den Aspekt ansehen das absolut alle Gags ihre Wirkung hinterlassen, denn in diesem Szenario wird nichts dem Zufall überlassen, da sämtliche witzigen Szenen punktgenau ins Schwarze treffen. Keine Spur also von plattem und oberflächlichem Humor wie man es nur allzu oft in anderen Vertretern des Genres zu sehen bekommt, die Macher dieser rabenschwarzen Zombie-Komödie ziehen vielmehr alle Register der Kunst, um einen absolut blendend zu unterhalten. Ganz nebenher gestaltet sich das Ganze auch noch extrem blutig und wer in dieser Beziehung beim ersten Teil schon auf seine Kosten kam, darf an dieser Stelle noch einmal eine gewaltige Steigerung erwarten. Es kommt sogar zu regelrechten Schlachten, denn dieses Mal ist nicht nur Oberst Herzog mit seinen Schergen unterwegs. Durch einen kuriosen Umstand ist nämlich auch der gute Martin dazu in der Lage seine eigene Armee auf die Beine zu stellen und durch die Mithilfe der sogenannten "Zombie-Schlachter" kommt es so im letzten Drittel des Filmes zu einem regelrechten Festival an Splatter und Gore Effekten. Abgetrennte Köpfe, heraushängende Gedärme und umher fliegende Gliedmaßen gibt es also in Hülle und Fülle und durch den Zusatz der witzigen Momente wird man mit einem Fun-Splatter der ersten Garde konfrontiert.

Selten hat sich das Warten auf seine Fortsetzung so sehr gelohnt, doch "Dead Snow: Red vs. Dead" schlägt den schon sehr guten ersten Teil in allen Belangen und dieser Umstand ist ja gerade in der heutigen Zeit eher selten zu beobachten. Insbesondere im Bereich des Horrorfilmes scheinen dann auch die Stärken eines Tommy Wirkola zu liegen, hat der gute Mann doch ein augenscheinliches Talent dafür, seine diesbezüglichen Werke ungemein kurzweilig und unterhaltsam zu gestalten. Dieser Umstand war auch schon in seinem "Hänsel & Gretel - Hexenjäger" zu beobachten in dem es ja auch nicht gerade zimperlich zur Sache ging. Mit vorliegendem Szenario hat der Norweger aber sein bisher bestes Werk vorgelegt, denn von der ersten bis zur wirklich letzten Minute wird der Zuschauer mit einem Feuerwerk der guten Laune konfrontiert, das gleichzeitig aber auch einen immensen Härtegrad aufzuweisen hat.

Letztendlich ist natürlich alles reine Geschmackssache, doch dieser absolut grandiose Fun-Splatter erzählt eine herrlich hanebüchene Story und verbindet die Elemente des Zombiefilmes dermaßen perfekt mit denen einer Komödie, das man im Endeffekt regelrecht ins Schwärmen gerät. In meinen Augen handelt es sich hier um einen der mit Abstand besten Genre-Vertreter des Jahres 2014 und wer sich die wunderbar blutige Spaß-Granate nicht zu Gemüte führt der hat es auch nicht besser verdient. Einziger Wermutstropfen ist eventuell lediglich der Umstand das man aufgrund des Endes wohl nicht mit einer weiteren Fortsetzung rechnen darf, doch irgendwie kann man sich in der heutigen Zeit auch in dieser Beziehung nicht sicher sein das dem Regisseur nicht doch noch eine skurrile Idee kommt, um das blutige Treiben in die dritte Runde gehen zu lassen.


Fazit:


"Dead Snow: Red vs. Dead" ist auf jeden Fall eine der positivsten Überraschungen des Jahres 2014. Ein nahezu perfekter Genre-Mix mit bissigem Wortwitz, hanebüchener Situationskomik und einem Festival aus Blut und Härte, den man in seiner Zusammensetzung kaum besser hätte ins Bild setzen können. Abgedreht bis zum Ende offenbart sich so also ein Film, den man keinesfalls unbeachtet an sich vorbei ziehen lassen sollte.


9/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5596
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




[Rec] 4 - Apocalypse
([Rec] 4 - Apocalipsis)
mit Manuela Velasco, Javier Botet, Paco Manzanedo, María Alfonsa Rosso, Ismael Fritschi, Críspulo Cabezas, Mark Schardan, Héctor Colomé, Khaled Kouka, Mariano Venancio, Javier Laorden, Cristian Aquino, Emilio Buale
Regie: Jaume Balagueró
Drehbuch: Jaume Balagueró / Manu Díez
Kamera: Pablo Rosso
Musik: Arnau Bataller
FSK 16
Spanien / 2014

Glück im Unglück für Fernsehjournalistin Angela: Als letzte Überlebende wird sie von Soldaten aus einem mit Zombies infizierten Mietshaus in der spanischen Hauptstadt gerettet und auf einen zur militärischen Krankenstation umgebauten Frachter vor der Küste verschafft. Dort trifft sie auf andere Überlebende der Katastrophe sowie Ärzte, die fieberhaft an einer Therapie forschen. Als sich der Keim des Todes schließlich auch im Schiff Bahn bricht, sind Angelas Kämpferqualitäten und Überlebensinstinkte erneut gefragt.


Mittlerweile ist es schon geschlagene sieben Jahre her das Regisseur Jaume Balagueró mit seinem Film "[Rec]" für jede Menge Aufsehen sorgte und gleichzeitig den Startschuss für eine mittlerweile 4-Teilige Reihe abfeuerte. Im Found Footage Look aus der Sicht der berüchtigten Wackelkamera wurde ein intensiver und äußerst spannender Horrorfilm präsentiert, der bis zum heutigen Tag wohl auch ganz eindeutig der stärkste Film der Reihe ist. Mittlerweile sind wir dann also beim vermutlich letzten Film einer Quadrilogie angelangt und mit "[Rec] 4 - Apocalypse" liegt dann auch ein recht ordentlicher Abschluss vor, so das man die so langsam abgenutzte Thematik mit Anstand zu grabe tragen sollte. Nachdem der Vorgänger "Genesis" mit den Ereignissen der ersten beiden Filme nur noch im Entferntesten zu tun hatte und unter der Regie von Paco Plaza lediglich ein unterhaltsames Splatter-Festival darstellte, kehrte nun wieder Jaume Balagueró auf den Regiestuhl zurück, wobei die vorliegende Geschichte dann auch an die Ereignisse der ersten beiden Teile anknüpft. Diesen Umstand nimmt man dann auch als Zuschauer sehr wohlwollend zur Kenntnis, bekommt man nun doch auch einige abschließende Erklärungen geliefert die einem die ausgebrochene Zombie-Seuche plausibler machen.

Auf die Wackelkamera muss man dieses Mal allerdings gänzlich verzichten, was meiner persönlichen Meinung nach aber nicht unbedingt als negative Kritik angesehen werden muss. Die absolute Stärke der Geschichte ist sicherlich die sehr gelungene Grundstimmung, denn durch den Schauplatz des Geschehens auf einem Schiff entfaltet sich von Beginn an eine herrlich klaustrophobische Atmosphäre. Natürlich handelt es sich um einen großen und umgebauten Frachter, doch da man irgendwo auf hoher See ist und dadurch keinerlei Zufluchtsort finden kann erscheinen sämtliche Abläufe äußerst bedrohlich. Auf diesen Aspekt hat der Regisseur dann auch sein Hauptaugenmerk gelegt, wohingegen man im Bezug auf die Härte und die damit verbundenen SFX ein wenig zurück gerudert ist. Nachdem nämlich gerade der Vorgänger ein wahres Festival an Blut und expliziten Gewaltdarstellungen war, bewegt sich in "[Rec] 4 - Apocalypse" alles in einem durchaus überschaubaren Rahmen. Das soll jetzt aber keinesfalls bedeuten das man hier als Freund der harten Gangart nichts geboten bekommt, nur sollte man schon allein aufgrund der 16er Freigabe keine zu hohen Erwartungen hegen.

Ehrlich gesagt ist das aber auch nicht weiter störend, denn die Story erscheint durchaus schlüssig, ist jederzeit spannend verpackt und eröffnet dem Betrachter auch die noch fehlenden Informationen, die nun die gesamte Reihe extrem stimmig wirken lassen. In darstellerischer Hinsicht bekommt man die gewohnt soliden Leistungen geboten, wobei der Figur der Reporterin Angela in vorliegendem Fall das größte Hauptaugenmerk geschenkt wird. Zog Schauspielerin Manuela Velasco schon in Teil 1 & 2 die Aufmerksamkeit auf sich, so kommt ihr dieses Mal eine wahre Omnipräsenz zu, die dem Film insgesamt gesehen sehr gut zu Gesicht steht. Aus der eher zarten Frau wird nun nämlich eine echte Überlebenskämpferin und sie offenbart auch diverse Nehmerqualitäten, die man ihr in dieser Form nicht unbedingt zugetraut hätte.

Wenn man sich das Ende des Filmes vor Augen hält wäre sicherlich noch eine weitere Fortsetzung möglich, doch ehrlich gesagt bekommt man es mit einem würdigen Abschluss einer Reihe zu tun die nun auch langsam ihren Reiz verliert. Wie bei fast allen Mehrteilern hat sich eine gewisse Thematik mit der Zeit auch etwas abgenutzt, so das man es nun gut sein lassen sollte bevor man mit weiteren und wohl eher unnützen Ablegern den insgesamt überdurchschnittlich guten Gesamteindruck der "[Rec] Reihe" eventuell zerstören würde.


Fazit:


Auch gänzlich ohne Wackelkamera konnte man in vorliegender Geschichte die extreme Bedrohung einfangen, die sich mit zunehmender Laufzeit auf dem umgebauten Frachter zu erkennen gibt. Mit "Apocalypse" kehrt man wieder einigermaßen zu den Wurzeln zurück und präsentiert einen gut gelungenen Film, der aber dennoch bitte der Abschluss sein sollte, da die Thematik mittlerweile ein wenig abgenutzt erscheint.


7/10
Big Brother is watching you
Antworten