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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 30. Dez 2014, 20:53
von horror1966
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S-VHS
(V/H/S 2)
mit Lawrence Michael Levine, Kelsy Abbott, Adam Wingard, Corrie Lynn Fitzpatrick, Mindy Robinson, Jay Saunders, Wendy Donigian, Oka Antara, Epy Kusnandar, Rylan Logan, Hannah Prozenko, Mónica Sánchez Navarro
Regie: Simon Barrett / Jason Eisener / Gareth Evans / Gregg Hale / Adam Wingard
Drehbuch: Simon Barrett / Jamie Nash / Timo Tjahjanto / Jason Eisener / u.A
Kamera: Tarin Anderson / Abdul Dermawan Habir / u.A
Musik: James Guymon / Steve Moore / u.A
ungeprüft
Indonesien / Kanada / USA / 2013

Auf der Suche nach einem verschwundenen Studenten stoßen die beiden Privatdetektive Larry und Ayesha in dessen Apartment auf einen Stapel Videokassetten, deren Inhalt von grausiger Natur ist: Ein Mann, dem nach einem Unfall ein künstliches Auge eingesetzt wird, verfällt dem Wahnsinn, als er plötzlich rachsüchtige Geister sehen kann. Ein Radfahrer erlebt hautnah den Ausbruch einer Zombie-Epidemie. Ein Dokumentarfilmteam wird auf dem Anwesen einer mysteriösen Sekte mit Ereignissen konfrontiert, die das Tor zur Hölle aufstoßen. Und eine Gruppe Kinder, welche die Abwesenheit ihrer Eltern für Schabernack nutzen, hat eine nicht ganz so freundliche Begegnung der dritten Art.


Nur ein Jahr nach dem 2012 erschienenen "V/H/S - Eine mörderische Sammlung" erschien 2013 die Fortsetzung der Horror Anthologie, die fast selbstredend auch dieses Mal wieder im berühmt-berüchtigten Found Footage Look serviert wurde. Wie schon im Vorgänger gibt es dabei eine kleine Rahmenhandlung, in der ein Privatdetektiv mit seiner Assistentin auf der Suche nach einem Studenten ist. Bei der Durchsuchung von dessen Wohnung stößt man dabei auf eine Ansammlung von VHS Tapes und vier der darauf befindlichen Episoden werden dem Zuschauer hier präsentiert. Überzeugte schon der Vorgänger durch die Bank mit interessanten Geschichten, so wird man auch in vorliegendem Fall mit vier Filmchen konfrontiert, die einem streckenweise wirklich unter die Haut gehen. Es ist wirklich für jeden etwas dabei und an dieser Stelle sei gleich einmal vermerkt, das die Macher in Sachen Härte nicht gegeizt haben und phasenweise äußerst heftige Filmchen präsentieren, die einen auch manchmal an den Rand der eigenen Ekelgrenze bringen können.

Grusel, SCI/FI und knallharter Splatter geben sich hier die Klinke in die Hand, so das an dieser Stelle auch für genügend Abwechslung gesorgt wird, die sich konstant durch die gesamte Laufzeit zu erkennen gibt. Es beginnt mit einer eher gruseligen Geschichte, um danach mit zwei eher derben Beiträgen eine erhebliche Steigerung erkennen zu lassen, um dann am Ende mit einem gelungenen SCI/FI Beitrag einen insgesamt sehr intensiven Film stimmig abzurunden, der dem Betrachter teilweise eine ganze Menge abverlangt. Dieser Aspekt kommt wohl hauptsächlich in der dritten Episode ganz besonders zum tragen, in der ein Film Team zu Besuch bei einer religiösen Sekte ist. Zwar beginnt die Folge äußerst ruhig und eher bedächtig, erfährt dann jedoch innerhalb weniger Minuten eine Richtungsänderung, die so manchem eventuell sogar den Magen umdrehen kann. Im Bezug auf Splatter und Härte liegt hier ganz eindeutig das absolute Highlight von "S-VHS" vor und Gorehounds werden extrem gut auf ihre Kosten kommen.

Aber auch die anderen Geschichten sowie auch die generelle Rahmenhandlung tragen Sorge dafür, das man als Zuschauer konzentriert bei der Sache bleibt und zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Langeweile oder gar Ermüdungserscheinungen verspüren kann. Das ist auch das Schöne an dieser Reihe die ja 2015 schon in die mittlerweile dritte Runde geht, beschränken sich die jeweiligen Regisseure der einzelnen Folge keineswegs nur darauf mit jeder Menge Blut und Härte aufzufallen. Jede einzelne Story hat etwas Geheimnisvolles an sich und kann durch eine jeweils erstklassige Grundstimmung jede Menge Punkte sammeln, so das sich insgesamt gesehen ein erstklassig inszeniertes Gesamtwerk zeigt, von dem so ziemlich jeder Genre-Fan begeistert sein dürfte.

Unter den mittlerweile unzähligen Found Footage Filmen sticht die "V/H/S Reihe" wirklich äußerst positiv hervor und obwohl auch ich selbst nicht gerade ein ausgewiesener Fan dieser Filmart bin, kann ich diese Werke nur wärmstens empfehlen. In Sachen Qualität kann man nur schwerlich eine Unterscheidung der beiden bisher veröffentlichten Filme machen die sich lediglich im enthaltenen Härtegrad ziemlich erheblich voneinander unterscheiden. Und wenn man dann darauf den Fokus legen sollte, hat vorliegende Fortsetzung recht eindeutig die Nase vorn, denn was einem insbesondere die dritte Episode bietet, geht schon fast auf keine Kuhhaut mehr. Da kann man dann auch schon nachvollziehen, das die deutsche Veröffentlichung nicht ohne Schnitte durch gewunken wurde. Immerhin fehlen über 5 Minuten, was nach der Sichtung der ungeschnittenen DVD auch durchaus nachvollzogen werden kann. Wie dem aber auch sei, "S-VHS" ist eine mehr als nur gelungene Fortsetzung die sich kein echter Genre-Fan entgehen lassen sollte.


Fazit:


"Mittendrin statt nur dabei" war einmal der Slogan eines Sportsenders und eben dieses Gefühl bekommt man durch den Found Footage Look auch hier. Alles hinterlässt einen dokumentarischen Eindruck, der einen als Zuschauer auch ungemein stark in die einzelnen Filme eintauchen lässt. Wer dieses Gefühl zu schätzen weiß und schon Gefallen am ersten teil hatte, der sollte hier unbedingt zugreifen.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 4. Jan 2015, 11:25
von horror1966
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A Boy and his Dog
(A Boy and his Dog)
mit Don Johnson, Susanne Benton, Jason Robards, Tim McIntire, Alvy Moore, Helene Winston, Charles McGraw, Hal Baylor, Ron Feinberg, Michael Rupert, Don Carter, Michael Hershman
Regie: L.Q. Jones
Drehbuch: L.Q. Jones / Harlan Ellison
Kamera: John Arthur Morrill
Musik: Tim McIntire
FSK 16
USA / 1975

Der 4. Weltkrieg hat die Erdoberfläche in ein postapokalyptisches Ödland verwandelt. Die Zivilisation hat sich aufgelöst. Die wenigen Überlebenden kämpfen mit allen Mitteln um die letzten Nahrungsvorräte und Frauen. So ist auch der junge Vic (Don Johnson) immer auf der Suche nach der nächsten Nummer. Zur Seite steht ihm sein mutierter Hund Blood, der per Telepathie mit ihm redet. Als sie der freizügigen Quilla June begegnen, werden Sie von Plünderern überfallen und Vic flieht mit ihr in eine unterirdische Stadt. Deren faschistoider Anführer Craddock (Jason Robards) hat jedoch seine eigenen Pläne für Vic.


Wenn man an Filme mit Endzeit-Thematik denkt dann gilt wohl immer noch "Mad Max" als absolute Referenz, doch schon vier Jahre bevor Mel Gibson in seiner Paraderolle zu sehen ist, kam mit "A Boy and his Dog" ein Vertreter auf den Markt der leider viel zu sehr in Vergessenheit geraten ist. Dabei fällt es allerdings relativ schwer diese Werke direkt miteinander zu vergleichen, denn in der vorliegenden Erzählung von Regisseur L.Q. Jones wird dem Zuschauer keinesfalls ein gnadenloses Action-Szenario voller Härte präsentiert, vielmehr handelt es sich um ein äußerst skurriles Szenario das aufgrund seiner Struktur schon durchaus große Trash-Anteile beinhaltet. Dies äußerst sich allein schon in der Beziehung zwischen Hauptfigur Vic und seinem Hund, denn aus irgend einem Grund können sich die beiden auf der telepathischen Ebene miteinander unterhalten, was in diversen Passagen zu manch unterhaltsamen Dialog führt. Zudem wimmelt es hier nur so vor skurrilen Figuren, von denen die meisten allerdings erst im letzten Drittel des Filmes in Erscheinung treten, in dem Vic sich in der unterirdischen Stadt befindet die schon in der Inhaltsangabe erwähnt wird.

Dieser letzte Teil ist dann auch gleichzeitig als absoluter Höhepunkt einer Geschichte anzusehen die davor doch ziemlich viel Zeit benötigt um so richtig in die Gänge zu kommen. Bis auf einige kleinere Scharmützel konzentriert sich zuvor nämlich fast alles auf die Beziehung zwischen Mensch und Hund, was zwar einerseits durchaus unterhaltsam dargestellt wird, andererseits aber auch diverse Längen beinhaltet. Erst mit Vic's Eintreffen in der unterirdischen Stadt nimmt das Geschehen dann erheblich an Fahrt auf und die Erzählung offenbart nun erst ihre eigentlichen Stärken, die sich in sarkastischen Situationen und einer bitter-bösen Schluss-Pointe präsentieren, die man in dieser Form nicht unbedingt erwartet hätte.

Der damals noch sehr junge Don Johnson (Miami Vice) in der Hauptrolle ist zwar nicht der absolute Bringer, spielt seinen Part aber dennoch recht ansprechend. Lediglich seine fast schon stoische Mimik erscheint ein wenig ausdruckslos, doch insgesamt gesehen kann man von einer soliden Performance sprechen, was übrigens auch auf den Rest der Darsteller-Riege zutrifft. Im dargebotenen Schauspiel ist aber auch keinesfalls die Stärke dieses Werkes zu suchen, das vielmehr durch die groteske mögliche Zukunft der Überlebenden in einer zerstörten Welt brilliert, in der die Geschehnisse auf keinen Fall mit normalen Maßstäben zu messen sind. Die teilweise äußerst schwarzhumorige Note des Ganzen sticht dann auch ganz besonders hervor und wer seine Freude an trashiger Endzeit-Atmosphäre hat der kommt hier definitiv voll auf seine Kosten.

Insgesamt gesehen ist es natürlich reine Geschmackssache, aber "A Boy and his Dog" ist für mich persönlich ein zu Unrecht fast vergessener Film, denn man durchaus als kleines Juwel seiner Art bezeichnen kann. Auch mit seinen kleinen Schwächen behaftet bietet das Werk beste Unterhaltung und entführt den Betrachter in eine Welt, die an skurrilen Figuren und Abläufen schwerlich zu überbieten ist. Ganz ernst nehmen sollte man die Geschichte jedoch nicht, denn dafür sind die Zutaten doch zu sehr mit einem wunderbaren Trash-Faktor behaftet, der die gesamte Chose aber gleichzeitig mit einem unglaublichen Charme versieht dem man nur schwer widerstehen kann.


Fazit:


Witzig, skurril und absolut abwegig präsentiert sich hier eine Story, die ihre ganze Stärke vor allem im letzten Drittel offenbart. Trotz einiger zuvor auftretenden Längen lohnt es sich durchzuhalten, denn das Finale entschädigt doch dafür, das man zuvor die ein oder andere etwas langatmige Passage überstehen muss. Auf jeden Fall sollte man unbedingt einen Blick riskieren, denn "A Boy and his Dog" siedelt sich insgesamt gesehen definitiv über dem handelsüblichen Durchschnitt an und stellt für manch einen sogar ein echtes Juwel des Genres dar.


7,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 9. Jan 2015, 21:02
von horror1966
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Godzilla 2000: Millennium
(Gojira nisen mireniamu)
mit Takehiro Murata, Hiroshi Abe, Naomi Nishida, Mayu Suzuki, Shirô Sano, Takeshi Ôbayashi, Shirô Namiki, Sakae Kimura, Ken'ichi Nagira, Ken'ichi Ishii, Yoshimasa Kondô, Kôichi Ueda, Yoshiyuki Omori, Masahiko Nishimura
Regie: Takao Okawara
Drehbuch: Hiroshi Kashiwabara / Wataru Mimura
Kamera: Katsuhiro Kato
Musik: Takayuki Hattori
FSK 16
Japan / 1999

Godzilla taucht aus den Fluten des Meeres auf und zerstört die Stadt Nemuro. Die Wissenschaftler Yuji Shinoda und Yuki Ichonose versuchen, einen Zusammenhang zwischen dem Auftauchen Godzillas und einem mysteriösen Meteorenfund herzustellen. Doch der Meteor entpuppt sich als gigantisches Ufo, das versucht, mit Hilfe eines Hyperblast Godzilla auszulöschen. Ein unerbittlicher Kampf der Giganten entfacht...


Mit diesem Film startete 1999 die mittlerweile dritte Staffel von Godzilla Filmen und die unverwüstliche Riesenechse wütet einmal mehr im japanischen Raum. Schauplatz ist dieses Mal die eher unbekannte Stadt Nemuro und als Gegner muss sich der Titelheld in vorliegendem Fall einem UFO stellen, das ihn ebenso wie die Menschen vernichten will. Wie nicht anders zu erwarten hat man auch bei dieser Staffel die vorherigen Abenteuer des Kult-Monsters völlig außer acht gelassen und die Uhren auf Anfang gestellt, so das die Reihe praktisch wieder von Neuem beginnt. Zu Beginn gestaltet sich die Erzählung ein klein wenig zähflüssig und lässt auch erst nach geraumer Zeit wirkliche Zusammenhänge erkennen. So wird man gleich zu Beginn und ohne jegliche Einleitung mit Godzilla konfrontiert und weiß dabei noch gar nicht so genau, in welche Richtung die Geschichte denn nun tendieren wird.

So erscheint die Chose rein inhaltlich auch ein wenig unstimmig und dieser Eindruck verflüchtigt sich auch erst nach einer relativ langen Zeitspanne, wobei hiermit aber auch sogleich der einzige negative Aspekt dieses Werkes abgehandelt ist. Ansonsten bekommt man nämlich den kultigen Monster-Trash geboten den man nun schon seit einem halben Jahrhundert immer wieder gern anschaut und der unzählige Fan-Herzen auf der ganzen Welt immer wieder höher schlagen lässt. In tricktechnischer Hinsicht hat man sich selbstverständlich gegenüber den älteren Filmen weiter entwickelt, dennoch erscheint beispielsweise die Darstellung des UFO's ziemlich trashig, was meiner Meinung nach aber durchaus beabsichtigt sein kann, um diesem Neustart den Charme seiner Vorgänger zu verleihen. Das gelingt allerdings nur bedingt, denn rein vom Charme-Faktor her gesehen kann "Godzilla 2000: Millennium" nur phasenweise mit den alten Klassikern mithalten. Dafür bekommt man allerdings Action satt geboten, denn neben der üblichen Zerstörungswut des Monsters und den Versuchen der Menschen Godzilla zu töten mischt sich dann auch die dritte Kraft in Form des UFO's ein, was letztendlich für ein unterhaltsames Spektakel Sorge trägt und den Betrachter bestens unterhält.

In darstellerischer Hinsicht gibt es nichts Bedeutendes zu vermelden, doch gerade in diesem Punkt haben auch die bisherigen Filme nie ihre besondere Stärke offenbart. Es gibt größtenteils solides Schauspiel zu sehen, wobei in etlichen Szenen auch der Hang zu einer gewissen Theatralik schwerlich zu übersehen ist. Im Prinzip bleibt also fast alles beim alten, nur das die bekannteste Riesen-Echse der Welt mittlerweile in einer neuen Zeit angekommen ist. Optisch hat sich jedoch kaum etwas geändert, weder Titelheld noch die Schauplätze offenbaren sonderliche Neuerungen. Vielleicht ist es auch nur mein rein subjektiver Eindruck, doch irgendwie überkommt mich das Gefühl, das die Macher ganz bewusst im visuellen Bereich möglichst nahe bei den voran gegangenen Werken bleiben wollen, um so auch das allseits bekannte Godzilla-Flair zum Zuschauer zu transportieren. Sollte dem so sein dann kann man diesen Versuch als sehr gelungen ansehen, denn auf den ersten Blick fällt es relativ schwer, dieses Werk einer bestimmten Jahreszahl zuzuordnen.

Letztendlich bekommt der Fan genau das geboten was er von Godzilla erwartet, nämlich erstklassigen Monster-Trash aus Japan, den man über die Jahrzehnte in sein Herz geschlossen hat. Bis auf kleinere Mankos handelt es sich also um einen gelungenen Neustar einer Staffel die altbewährte Zutaten mit der Neuzeit verbindet, dabei aber zu keiner Zeit die Dinge außer acht lässt, die Godzilla-Filme so liebenswert machen.


Fazit:


Ich persönlich bevorzuge immer noch die älteren Klassiker, doch auch "Godzilla 2000: Millennium" fügt sich fast nahtlos in die Riege der japanischen Monster-Filme ein und bietet dabei ein kurzweiliges und leicht trashiges Film-Erlebnis. Liebhaber kommen jedenfalls nicht an diesem Film vorbei und können bedenkenlos zugreifen.


7/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 9. Jan 2015, 21:04
von horror1966
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Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack
(Gojira · Mosura · Kingu Gidorâ: Daikaijû sôkôgeki)
mit Chiharu Niiyama, Ryûdô Uzaki, Masahiro Kobayashi, Shirô Sano, Takashi Nishina, Kaho Minami, Shin'ya Ohwada, Kunio Murai, Hiroyuki Watanabe, Shingo Katsurayama, Toshikazu Fukawa, Masahiko Tsugawa, Hideyo Amamoto
Regie: Shûsuke Kaneko
Drehbuch: Kei'ichi Hasegawa / Shûsuke Kaneko / Masahiro Yokotani
Kamera: Masahiro Kishimoto
Musik: Kô Ohtani
FSK 16
Japan / 2001


Vor der japanischen Küste wird ein amerikanisches Atom-U-Boot vernichtet. Tatsächlich deuten allerhand Zeichen darauf hin, dass der bereits vor fünfzig Jahren virulente Monsterdrachen Godzilla sein destruktives Werk wieder aufgenommen hat. General Tachibana kennt ihn noch von damals und bereitet Japan auf die Invasion vor. Tachibanas Tochter Yuri riskiert derweil den Allerwertesten fürs Fernsehen und eine spektakuläre Live-Reportage, als plötzlich weitere Monster aus der Erde klettern und den Infight mit Godzilla suchen.


Dieser 2001 erschienene Film ist der dritte in der sogenannten Millennium Edition und zählt sicherlich zu den spektakulärsten Godzilla Filmen aller Zeiten. Hauptsächlich ist dies natürlich darin begründet, das die Kult-Echse es dieses Mal gleich mit drei anderen Monstern zu tun bekommt, die in der vorliegenden Story als Schutztiere der Menschen in Japan dargestellt werden. So beinhaltet das Szenario dann auch einen äußerst hohen Fantasyanteil, was dem Ganzen jedoch extrem gut zu Gesicht steht. Im Normalfall haben die einzelnen Filme ja herzlich wenig miteinander zu tun und in vorliegendem Fall ist das auch nicht anders. Allerdings bezieht man sich beim Erzählstrang ein wenig auf das erste Auftauchen Godzilla's im Jahr 1954, wobei man sämtliche danach entstandenen Produktionen natürlich vollkommen außer acht lässt. Da man diesen Umstand aber kennt ist das auch nicht weiter wichtig, zudem wird man hier mit so wundervoller Monster-Action konfrontiert, das man voll auf seine Kosten kommt.

Zugegebenermaßen benötigt die Erzählung ein wenig Zeit bis sie so richtig in Fahrt kommt, doch nach den ersten gut 45 Minuten offenbart sich dann ein echtes Spektakel, das die etwas zu lang geratene Einführung schnell vergessen lässt. Godzilla ist in absoluter Hochform und selbst drei Monster sind zusammen nicht dazu in der Lage, den Giganten für immer vom Erdboden zu vertreiben. Tricktechnisch hat man im Vergleich mit den älteren Werken natürlich erhebliche Fortschritte gemacht, dennoch erscheint einem gerade die Darstellung der verschiedenen Kreaturen äußerst trashig. Dieser Umstand gibt sich insbesondere in den Großeinstellungen zu erkennen und sorgt auch gleichzeitig für das nötige Godzilla-Flair, das man doch über die Jahrzehnte so lieben gelernt hat. Die Monster wirken zwar wie riesige Gummipuppen, doch gerade dieser Aspekt macht Filme dieser Art ja so absolut liebenswert.

So haben sich die Macher dann auch einerseits nicht dem technischen Fortschritt verweigert, sorgen abder auch gleichzeitig dafür, das der ungemeine Charme des japanischen Monster-Trashs voll zur Geltung kommt. Über die Geschichte an sich kann man wie immer nicht viel sagen, da sie wie auch in den Vorgängern im Reich der Fantasie angesiedelt ist. Die Darsteller liefern einen recht ordentlichen Job ab, wobei ein Hauch der allseits beliebten Theatralik auch in diesem Werk nicht zu verleugnen ist. Die großen Stärken von "Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack" liegen jedoch ganz eindeutig in den vorhandenen Action-Passagen, von denen es ab Minute 45 wirklich unzählige zu bestaunen gibt. Es entwickelt sich ein regelrechter Kampf der Giganten, wobei jedoch die Entscheidung in dieser Schlacht von den Menschen herbei geführt wird.

Letztendlich bekommt man also die volle Dröhnung Godzilla serviert und Regisseur Shûsuke Kaneko hat sämtliche Zutaten zu einem höchst unterhaltsamen Trash-Erlebnis zusammen gefügt, das durchgehend beste und kurzweilige Filmkost anbietet. Für Liebhaber des Kult-Monsters führt jedenfalls kein Weg an diesem Teil vorbei, der meiner persönlichen Meinung nach zu den besten Beiträgen im Godzilla Universum zu zählen ist.


Fazit:


Nachdem man die eher ruhige Einführung hinter sich hat, offenbart "Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack" ein wahres Feuerwerk an Monster Action das man unbedingt gesehen haben sollte. Viel Tempo, vier Monster und Action satt sorgen für ein Fantasy-Spektakel, das man sicherlich nicht so schnell vergessen wird.


9/10 trashige Monster

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 12. Jan 2015, 16:00
von horror1966
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The Raid 2
(The Raid 2: Berandal)
mit Iko Uwais, Arifin Putra, Tio Pakusodewo, Oka Antara, Alex Abbad, Cecep Arif Rahman, Julie Estelle, Very Tri Yulisman, Ryûhei Matsuda, Ken'ichi Endô, Kazuki Kitamura, Yayan Ruhian, Cok Simbara, Roy Marten
Regie: Gareth Evans
Drehbuch: Gareth Evans
Kamera: Matt Flannery / Dimas Imam Subhono
Musik: Aria Prayogi / Joseph Trapanese / Fajar Yuskemal
keine Jugendfreigabe
Indonesien / USA / 2014

Polizist Rama lässt sich von seinem Chef zu einer Undercover-Mission überreden. Mit neuer Identität ausgestattet, arbeitet er sich im Gefängnis in der Hierarchie der Gesetzlosen nach oben und gewinnt so das Vertrauen des Sohnes eines Gangsterbosses. Nach seiner Entlassung bekommt er Zugang zum innersten Kreis der mächtigen von höchsten Stellen gedeckten indonesischen Mafia. Ganz auf sich alleine gestellt, beginnt er die verschieden Clans gegeneinander auszuspielen und im Sumpf aus Korruption und Gewalt aufzuräumen.


Mittlerweile ist es auch schon wieder vier Jahre her, das der Waliser Gareth Evans mit seinem "The Raid" einen Actionfilm vorlegte, den man im wahrsten Sinne als echtes Brett bezeichnen kann. 90 Minuten Nonstop Action und die Verwunderung über eine ungeschnittene Veröffentlichung in Deutschland sind dabei wohl am meisten haften geblieben, dafür hat man dann auch gern einmal über die extrem ausgedünnte Rahmenhandlung die so gut wie nicht vorhanden war. Letztes Jahr folgte dann endlich der von den Fans sehnlichst erwartete Nachfolger "The Raid 2", bei dem man schon aufgrund der weitaus längeren Laufzeit von gut 140 Minuten erahnen konnte, das dem Action-Spektakel dieses Mal auch eine bessere Geschichte einverleibt wurde. Wie nicht anders zu erwarten offenbart sich dann auch eine viel komplexere Story, in der etliche Intrigen und Wendungen eingebaut sind, was den zweiten Teil dann auch in filmischer Hinsicht in einem vollkommen anderen Licht als den Vorgänger erscheinen lässt. Die Meinungen über die Änderungen spalten dann die Meinungen der Fans auch in zwei Lager, denn während eine Gruppierung sich über etwaige langatmige Passagen aufregt, gestehen viele Leute diesem Werk weitaus mehr an Klasse zu als dem ersten Teil, der sich ausschließlich über Härte und Fights definieren kann.

Die Wahrheit liegt wie fast immer irgendwo in der Mitte und selbstverständlich zählt natürlich der rein subjektive Eindruck des jeweiligen Zuschauers, doch "The Raid 2" ist eine mehr als würdige Fortsetzung und Evans hat in vorliegendem Fall die Versäumnisse des Erstlings ganz eindeutig ausgemerzt. Das Kommt dem Gesamteindruck sehr zu Gute, denn nun bekommt man es mit einer echten Geschichte zu tun, die teilweise sogar etwas tiefer geht und nicht nur durch nie enden wollende Schießereien oder unglaubwürdige Kämpfe ins Auge fällt. Auf einmal bekommt man es mit inhaltlicher Substanz zu tun, wobei die Elemente des harten Action-Krachers aber keinesfalls außer acht gelassen werden. Dementsprechende Szenen sind im Überfluss vorhanden, durch die längere Laufzeit verteilen sich diese jedoch besser über den gesamten Film, so das der Betrachter dieses Mal nicht von einem Action-Feuerwerk regelrecht erschlagen wird, das keinerlei Pausen zum durchatmen enthält. Trotz dieser auffallenden Veränderung gestaltet sich das Szenario aber meiner Meinung nach keinesfalls als langatmig, denn die Inszenierung zieht einen von der ersten bis zur letzten Minute durchgehend in ihren Bann.

Zu Beginn der ganzen Chose wird noch einmal in Kurzform an den Vorgänger angeknüpft und mit der Figur von Rama (Iko Uwais) bekommt man gleichzeitig den gleichen Hauptdarsteller präsentiert, so das sofort auch eine Art von Identifikation entsteht. Als einziger Überlebender des Massakers muss er nun eine gewagte Undercover-Mission übernehmen, für die er zunächst einmal im Gefängnis einsetzen muss. Ziemlich schnell erkennt man das man es in vorliegendem Fall mit einer herrlich komplexen Geschichte zu tun bekommt, der die eingebauten Wendungen extrem gut zu Gesicht stehen. Trotz mehrerer eher ruhigen Phasen und etlichen dialoglastigen Sequenzen gerät die Erzählung zu keiner Zeit ins stocken, vielmehr gewinnt das gewonnene Gesamtbild immer mehr an Klasse. Hat man den ersten teil noch ausschließlich nach seinem Action-Gehalt bewertet da kaum etwas anderes vorhanden war, so kann man an dieser Stelle ein äußerst gelungenes Gesamtpaket einer Betrachtung unterziehen, die letztendlich nur überdurchschnittlich gut ausfallen kann. Der reine Action-Junkie wird dies eventuell etwas anders sehen, doch in filmischer Hinsicht ist dieser Teil dem Vorgänger um Längen voraus, da die Macher nun endlich genau die richtige Mixtur gefunden haben, um neben knallhartem Aktionismus und jeder Menge Härte auch noch inhaltliche Substanz mit einfließen zu lassen.

Letztendlich muss ein jeder es für sich selbst entscheiden, doch wer mehr als wilde Schießereien, Blut und brillant in Szene gesetzte Nahkämpfe sehen möchte, der dürfte von "The Raid 2" regelrecht begeistert sein. Gareth Evans hat alles richtig gemacht und den zweiten Teil durch viel mehr Inhalt und diverse Neuerungen immens aufgewertet und den reinen Actionfilm dabei keinesfalls vernachlässigt. Konnte man bei "The Raid" die Höchstwertung lediglich aufgrund eines echten Action-Feuerwerkes vergeben, so kann man dies in vorliegendem Teil auch ruhigen Gewissens auf das filmische Gesamtergebnis beziehen. Natürlich liegt das im Auge des jeweiligen Betrachters und es spielt auch immer noch der subjektive Eindruck eine große Rolle, doch mich persönlich hat "The Raid 2" in allen Belangen restlos überzeugt.


Fazit:


140 Minuten Action, Spannung und prickelnde Atmosphäre erwarten den Zuschauer, der eine Sichtung dieses Filmes ganz sicher nicht bereuen wird. Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn man in den nächsten Jahren noch einige weitere Fortsetzungen bringen würde, denn Actionfilme dieser Qualität stoßen beim geneigten Genre-Fan ganz sicher auf große Begeisterung.


10/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 12. Jan 2015, 16:15
von horror1966
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Alarmstufe: Rot
(Under Siege)
mit Steven Seagal, Tommy Lee Jones, Gary Busey, Erika Eleniak, Colm Meaney, Patrick O'Neal, Andy Romano, Nick Mancuso, Damian Chapa, Troy Evans, David McKnight, Lee Hinton, Glenn Morshower, Leo Alexander
Regie: Andrew Davis
Drehbuch: J.F. Lawton
Kamera: Frank Tidy
Musik: Gary Chang
FSK 18
Frankreich / USA / 1992

Terroristen bringen die sich auf ihrer letzten Fahrt befindende USS Missouri in ihre Gewalt. Ziel der Operation ist die Entwendung der sich noch an Bord befindlichen Tomahawk-Marschflugkörper. Doch das Terrorkommando unter Tommy Lee Jones und Gary Busey hat nicht mit Schiffskoch und Ex-Elitesoldat Casey Ryback (Steven Seagal) gerechnet.


Steven Seagal gehörte noch nie zu den Darstellern die sich durch besonderes schauspielerisches Talent auszeichnen konnte, zählt aber auf jeden Fall zu denen, die sich im Bereich des Action B-Movies eine Art Kultstatus erworben haben. Zwar ist der Glanz vergangener Jahre mittlerweile erblasst, doch mit "Alarmstufe: Rot" liegt definitiv einer seiner besten Filme vor, den man sich auch in der heutigen Zeit immer wieder gut anschauen kann. Von jeher verstand es der Mann mit der stoischen Mimik, in der Rolle des Einzelgängers zu überzeugen, der scheinbar ohne größere Mühen eine noch so zahlenmäßig überlegene Gegnerschaft schmerzvoll in die Schranken zu weisen und somit letztendlich das Blatt zum Guten zu wenden. In vorliegender Geschichte müssen mehrere Terroristen unter Führung von Tommy Lee Jones diese schmerzhafte Erfahrung machen, nachdem sie das Schlachtschiff in ihre Gewalt gebracht haben, auf dem der gute Steven als Chefkoch beschäftigt ist. Das er allerdings auch ganz andere Vorzüge aufweisen kann ist noch nicht einmal dem ersten Offizier (Gary Busey) bekannt, der mit den Terroristen unter einer Decke steckt und so entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit ein Szenario, das mit sehenswerter Action nahezu vollgestopft ist und somit beste Genrekost bietet.

Selbstverständlich bringt Seagal dabei fast im Alleingang alles wieder ins Lot, unterstützt wird er dabei zu Beginn lediglich von Erika Eleniak, die den meisten wohl noch als hübsche Lebensretterin aus der TV-Serie "Baywatch" ein Begriff sein dürfte. Die gute Frau macht dann auch eine ganz ordentliche Figur, wobei dieses Attribut aber wirklich fast ausschließlich auf ihre körperlichen Vorzüge zutrifft. In darstellerischer Hinsicht hat die gute Erika nämlich nicht sonderlich viel drauf, was beim Anblick ihres hübschen Äußeren aber durchaus zu verschmerzen ist. Unglaubwürdig erscheint hingegen ihre Wandlung von einem vollkommen hilflosen Mädchen in eine schießwütige Kampfmaschine, jedoch sollte man in einem Film mit Steven Seagal nicht unbedingt viel Wert auf eine glaubwürdige Geschichte und in die darin enthaltenen Abläufe legen. So ist das Ganze dann auch ganz generell jenseits der menschlichen Vorstellung angesiedelt was allerdings nicht weiter störend erscheint, da Regisseur Andrew Davis hier ein ordentliches Action-Paket geschnürt hat, das insbesondere den geneigten Genre-Fans genau das bietet was man sich von einem Film dieser Art erwartet.

Und so knallt und scheppert es dann auch mehr als ordentlich, wilde Schießereien wechseln sich mit gut in Szene gesetzten Nahkämpfen ab und zudem haben die Macher auch stellenweise ein paar witzige Elemente eingebaut, so das auch humorige Einlagen zu bestaunen sind. Diese geben sich insbesondere in mehreren deftigen Sprüchen und coolen Dialogen zu erkennen, zudem liefert Tommy Lee Jones in der Rolle des psychopathischen Ex-CIA Agenten eine grandiose Performance ab, die ganz eindeutig zu den Höhepunkten dieses Filmes zu zählen ist. Auch Gary Busey kann einmal mehr als Fiesling überzeugen und allein schon ein Blick in seine Augen lässt den Wahnsinn erkennen, der sich darin wiederspiegelt. Wie nicht anders zu erwarten ist die ganze Chose dann auch mit einem mehr als ordentlichen Tempo ausgestattet und das trägt dafür Sorge, das zu keiner Zeit auch nur der Anflug von Langeweile aufkommen kann. So fernab der Realität sich das Geschehen auch ansiedelt, so unterhaltsam wurde es dennoch in Szene gesetzt. Zwar gibt es wie in eigentlich allen Seagal Filmen keinerlei echte Überraschungen womit die Story dann auch äußerst vorhersehbar erscheint, doch die gelungenen Action-Einlagen lassen einen nicht lange über diesen bekannten Aspekt nachdenken.

Rein prinzipiell verlaufen sämtliche Werke der Action-Ikone nach ein und demselben Muster ab, doch gerade die früheren Seagal Filme gehören mit zum Besten, was der Action B-Movie in den 80 iger und 90 iger Jahren zu bieten hatte. Viele werden das natürlich vollkommen anders sehen, doch jeder echte Fan dürfte sich auch heute noch an Filmen wie "Alarmstufe: Rot" erfreuen. Gerade im Vergleich mit den heutigen Filmen und Serien Produktionen Seagal's liegen hier echte Welten, denn nicht nur in optischer Hinsicht kann der mittlerweile alte und stark übergewichtige Recke hier noch absolut überzeugen. Letztendlich ist natürlich alles die reine Geschmackssache, doch Genre-Liebhaber dürften immer wieder gerne auf die guten alten Zeiten zurückgreifen, wenn man knallharte und nicht immer realistische Action-Szenarios sehen möchte, um einfach nur extrem gut unterhalten zu werden.


Fazit:


In seinem Genre zählt vorliegender Film für mich persönlich zu den Klassikern, denn auch den banalen Actionfilm darf man durchaus mit diesem Prädikat auszeichnen. Ein Steven Seagal ist zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Höhepunkt seiner Karriere zu begutachten und allein dieser Punkt reicht schon aus, um immer wieder mal einen Abstecher in die Vergangenheit zu machen.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 16. Jan 2015, 16:30
von horror1966
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Metalhead
(Metalhead)
mit Ingvar Eggert Sigurðsson, Sveinn Ólafur Gunnarsson, Thora Bjorg Helga, Hannes Óli Ágústsson, Þröstur Leó Gunnarsson, Pétur Einarsson, Halldóra Geirharðsdóttir, Diljá Valsdóttir, Sigrún Edda Björnsdóttir, Þórunn Arna Kristjánsdóttir
Regie: Ragnar Bragason
Drehbuch: Ragnar Bragason
Kamera: August Jakobsson
Musik: Petur Thor Benediktsson
FSK 16
Island / 2013

Es ist das Jahr 1970 und als Black Sabbath ihr erstes Album aufnehmen, wird in einem tristen Dorf im isländischen Nirgendwo die kleine Hera geboren (Thorbjörg Helga Thorgilsdóttir). Als Zwölfjährige muss sie mit ansehen, wie ihr großer Bruder durch einen tragischen Unfall aus dem Leben gerissen wird. Von dem traumatischen Erlebnis schockiert, übernimmt sie seine Persona samt Lederjacke, Motörhead-Shirt und E-Gitarre. Ihre ganze Jugend trägt sie fortan nur noch seine Klamotten, hört und spielt seine Musik. Trauer und Wut werden mit Songs von bekannten Metalbands und mit eigenen Heavy-Metal-Riffs ausgedrückt. Auch nach der Schulzeit fühlt sie sich von allen missverstanden - auch von ihren Eltern. Diese versuchen durch den Kirchenchor wieder ein wenig am Leben teilzunehmen. Gerade als Heras Rebellion immer destruktivere Ausmaße annimmt, zieht ein junger Priester in den Ort. Das Schicksal scheint sich zu wenden und Hera erkennt, dass sie nicht ihr ganzes Leben lang weglaufen kann ...


Fernab des amerikanischen Blockbuster Kinos sind es häufig gerade die eher kleinen und unscheinbaren Produktionen, die den größten Eindruck beim Zuschauer hinterlassen. Der vorliegende isländische Film "Metalhead" von Ragnar Bragason zählt ganz eindeutig dazu und präsentiert ein waschechtes Jugend Drama, in dessen Mittelpunkt die junge Hera steht, die im zarten Alter von nur 12 Jahren den tödlichen Unfall ihres über alles geliebten Bruders mit ansehen musste. Die Geschichte erzählt den daraufhin folgenden Zerfall einer zarten Kinderseele und beleuchtet dabei mehr als eindringlich die Verlorenheit eines Teenagers der am Schmerz zu zerbrechen scheint und deswegen in seine ganz eigene Welt flieht, um den Verlust eines geliebten Menschen nicht wirklich verarbeiten zu müssen. Dabei ist der Schauplatz der kargen, aber optisch absolut faszinierenden isländischen Winterlandschaft ein wesentlicher Teil der Erzählung und die wunderbar eingefangenen Bilder von Einsamkeit und Trostlosigkeit lassen einen stellenweise äußerst deprimierenden Eindruck entstehen, so das man als Betrachter eine hohe Identifikation zur Gemütslage der Hauptfigur aufbauen kann und dabei phasenweise selbst einige recht düstere Gedanken bei sich feststellen kann. Regisseur Bragason versteht es sehr gekonnt einen tief in das Geschehen mit einzubinden, das in den ersten gut 50 Minuten fast nur aus der sprichwörtlichen Sprachlosigkeit besteht. Innerhalb der Familie wird der Tod des Sohnes nämlich so gut wie überhaupt nicht thematisiert wodurch man unglaublich gut erkennen kann, das auch die Eltern nie wirkliche Trauerarbeit verrichtet haben. Das Ergebnis gibt sich in fast eisigem Schweigen zu erkennen, zudem trifft die mittlerweile 17-jährige Hera mit ihrem Verhalten bei den Eltern lediglich auf völliges Unverständnis. Einzig und allein die Flucht in ihre Musik scheint ihr einziger Halt zu sein, die fast völlige Annahme der Identität ihres verstorbenen Bruders ist dabei schon zu einer absoluten Selbstverständlichkeit geworden.

In dieser Phase des Filmes sind auch die Dialoge eher selten gesät, was die bedrückende Grundstimmung noch zusätzlich unterstützt, gleichzeitig aber auch wie eine zentnerschwere Last wirkt, die sich ganz unwillkürlich auch auf die Schultern des Zuschauers legt. Man leidet richtiggehend mit dem jungen Mädchen, das scheinbar vollkommen orientierungslos durch sein Leben geht und lediglich durch ständige Provokationen und selbstzerstörerische Aktionen ins Auge fällt, die sie auch innerhalb der Gemeinschaft zu einem totalen Außenseiter stempelt. Selten wurden Wut und Hilflosigkeit so dermaßen intensiv in Szene gesetzt wie in diesem Werk und die herausragende darstellerische Leistung von Hauptdarstellerin Thora Bjorg Helga sorgt dafür, das man hier einen extrem authentischen Eindruck über das Gefühlsleben eines Teenagers erlangt, das einem einzigen und nie enden wollenden Schmerz gleicht. Erst als ein neuer Pfarrer in die Gemeinde kommt, sind die ersten kleinen Lichtblicke in einem bis hierin eher düsteren Szenario zu erkennen, denn Hera kann nach einer gewissen Zeit Vertrauen zu dem Geistlichen fassen, der sich zudem auch noch als Heavy Metal Fan outet. Kurz danach kommt allerdings schon wieder der nächste Rückschlag, denn als der Mann die amourösen Gefühle des Mädchens nicht erwidert rastet dieses vollkommen aus und scheint nun wirklich jeglichen Halt verloren zu haben. Das Geschehen spitzt sich immer weiter zu und als man schon das Schlimmste befürchten muss, scheint durch eine visionsartige Erscheinung ihres toten Bruders endlich die nötige Wandlung in Hera von statten zu gehen damit sie nun endlich ein normales und ausgeglichenes Leben führen kann, in dem ihre Musik weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird.

"Metalhead" ist zwar durch und durch ein echtes Drama, beinhaltet jedoch an einigen Stellen durchaus humoristische Momente die einem so manches Mal ein leichtes Schmunzeln ins Gesicht zaubern. Es handelt sich aber keinesfalls um eine Tragikomödie, doch die kleinen und manchmal nicht auf den ersten Blick zu erkennenden witzigen Einlagen sind absolut passend und verwässern keineswegs die ernsthafte Thematik der Geschichte. Insbesondere in den letzten Minuten fällt dann auch ein wenig die Schwermütigkeit von einem ab, die man fast die ganze Zeit über verspürt hat und so kann man auch das Ende der Erzählung richtiggehend genießen. Ragnar Bragason hat hier alles andere als den typischen Mainstream auf den Weg gebracht, vielmehr handelt es sich um ein Werk, dem man ohne Übertreibung das Prädikat "besonders wertvoll" verleihen darf. Dabei behandelt die Erzählung die vorliegende Thematik sehr tief gehend und konfrontiert den Zuschauer eventuell auch mit gewissen Ähnlichkeiten in der Art der Trauerbewältigung, was beim ein oder anderen auch schmerzhafte Erinnerungen wach rufen könnte. Sicherlich gab es bei vielen Leuten schon einmal ähnliche schmerzhafte Verluste, die mit der gleichen übermächtigen Ohnmacht verbunden waren, von denen auch die Hauptfigur Hera betroffen ist.

Letztendlich kann man bei "Metalhead" eigentlich nur zu einem weit überdurchschnittlich guten Gesamteindruck gelangen, denn dieser Film geht einem extrem unter die Haut. mit dafür verantwortlich zeichnet die grandios agierende Darsteller-Riege, wobei wie schon kurz erwähnt die Performance von Thora Bjorg Helga noch einmal gesondert hervor gehoben werden muss. Ihre Leistung als rebellischer Teenager ist einfach nur famos und man gelangt in keiner Phase des Geschehens zu der Einschätzung, das die junge Frau hier lediglich die Rolle in einem Film spielt. Man teilt jedes Tief und Hoch mit ihr und entwickelt dabei eine extrem hohe Identifikation, wie es ansonsten in anderen Filmen eher selten der Fall ist. Es mag sich an dieser Stelle vielleicht um eine eher unscheinbare und kleinere Produktion handeln, doch nicht umsonst wurde dieses Werk schon auf dem Fantasy Filmfest vielfach umjubelt. Klasse und Intensität eines Filmes sind eben nicht immer nur am Geld auszumachen und so kann man dann auch "Metalhead" definitiv zu den Geschichten zählen, die dem Betrachter auch ohne jeglichen Hochglanz das ganz große Kino in die eigenen vier Wände bringen.


Fazit:


Manchmal hinterlassen bestimmte Filme eine unglaublich nachhaltige Erinnerung beim Zuschauer und man muss das Gesehene auch erst einmal richtig sacken lassen, bevor man die richtigen Worte findet. "Metalhead" ist ein solcher Film und man sollte die vorliegende Geschichte auch nicht einfach so nebenbei anschauen. Die Erzählung verdient die volle Konzentration des Betrachters und kann auch nur so ihre gewaltige Kraft entfachen, die einen phasenweise mitten in die Eingeweide trifft.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 16. Jan 2015, 20:02
von horror1966
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Killers
(Killers)
mit Oka Antara, Kazuki Kitamura, Rin Takanashi, Ray Sahetapy, Epy Kusnandar, Tara Basro, Luna Maya, Mei Kurokawa
Regie: Kimo Stamboel / Timo Tjahjanto
Drehbuch: Takuji Ushiyama / Timo Tjahjanto
Kamera: Gunnar Nimpuno
Musik: Aria Prayogi
ungeprüft
Indonesien / Japan / 2014

Mr. Nomura ist ein attraktiver, eleganter und intelligenter Jungunternehmer. Niemand würde hinter der strahlenden Fassade einen sadistischen Serienkiller vermuten. Am wenigsten die jungen Frauen, die er abschleppt, im Keller fesselt und vor der Webcam zu Tode foltert. Zur selben Zeit in Jakarta tötet der Journalist Bayu zwei Kriminelle im Affekt. Als er Mr. Nomuras Arbeit im Netz entdeckt und ihm seine Bewunderung kundtut, fordert Mr. Nomura ihn zu einem tödlichen Duell heraus. Denn das Töten liegt beiden im Blut…


Mit "Killers" liegt einmal mehr ein erstklassiger Beitrag aus Asien vor, der unter der Regie von Kimo Stamboel (Macabre) und Timo Tjahjanto (S-VHS, The ABCs of Death) entstanden ist. Die deutsche Veröffentlichung des Werkes ist allerdings um fast 11 Minuten geschnitten, weshalb man also zwangsläufig einmal mehr auf die Version unserer österreichischen Nachbarn zurückgreifen muss, um diesen intensiven Film auch in seiner vollen und ungeschnittenen Pracht erleben zu können. Wer nun allerdings aufgrund der recht heftigen Kürzungen auf eine visuelle Gewaltorgie hofft wird eventuell etwas enttäuscht sein, denn mit wirklich expliziten Gewaltdarstellungen hält sich die Geschichte doch überraschenderweise etwas zurück. Das soll aber keineswegs bedeuten das hier keine Härte enthalten ist, nur sind die dementsprechenden Szenen gut über die gesamte Geschichte verteilt, zudem entfaltet die Erzählung ihren eigentlichen Härtegrad viel eher im Kopf des Zuschauers und damit hat man wahrlich schon genug zu kämpfen. Zuerst einmal lassen sich die Macher jedoch genügend Zeit, einem die beiden Haupt-Charaktere ausführlich näher zu bringen. Die Zeichnung der Figuren fällt dabei sehr gut aus und ziemlich schnell wird auch ersichtlich, das man es mit zwei vollkommen unterschiedlichen Charakteren zu tun bekommt.

Während der japanische Killer Nomura nämlich anscheinend ein vollkommen geistesgestörter und sadistischer Mörder ist, kommt der indonesische Journalist Bayu viel eher durch einen unglücklichen Zufall in den Genuss zu erleben, welche Gefühle einen Menschen dabei überkommen, wenn er andere Artgenossen tötet. Dabei verlaufen fast die gesamte Laufzeit über die beiden Erzählstränge parallel zueinander an zwei verschiedenen Schauplätzen und erst zum Finale des Filmes stehen sich die beiden Männer auch direkt gegenüber. Mit der Zeit entwickelt sich eine Art perfides Duell der beiden untereinander, denn Nomura will seinen Kontrahenten unbedingt davon überzeugen, das in jedem Menschen ein Killer steckt. Aus diesem Aspekt bezieht das Werk dann auch seinen ganz eigenen Reiz und es ist schon auf eine erschreckende Art faszinierend, die beiden unterschiedlichen Typen bei ihren grausamen Handlungen zu begleiten. Dabei taucht man ganz unwillkürlich in die Abgründe der menschlichen Seele ab, wobei man aber zumindest für Bayu noch so etwas wie einen Hauch von Sympathie aufbringen kann. In Nomura hingegen sieht man nur den eiskalten Killer der unschuldige Frauen foltert und zu Tode quält und dabei noch nicht einmal ansatzweise die Contenance verliert.

So bekommt man es also mit einer scheinbar emotionslosen Killermaschine und einem unsicheren Mann zu tun, der zumindest in Teilen noch so etwas wie ein Gewissen zu haben scheint und seine Taten zudem auch noch offensichtlich in Frage stellt. Dieser reizvolle Kontrast ist ein absolutes Highlight dieses Filmes, ein weiteres gibt sich aber auch in der visuellen Umsetzung des Ganzen zu erkennen. Einerseits erscheint "Killers" nämlich im absoluten Hochglanz Look, um andererseits aber auch mit richtig dreckigen und räudigen Passagen aufzuwarten, die dem Betrachter merklich auf das Gemüt schlagen. Die Performances der beiden Hauptdarsteller sind absolut erstklassig und man nimmt beiden ihre jeweilige Rolle durchgehend ab. Die restliche Darsteller-Riege kommt aufgrund der Omnipräsenz der beiden zu keiner Zeit über den Status der notwendigen Staffage heraus, was allerdings keinesfalls für schlechte Leistungen steht. Die jeweiligen Nebenrollen sind halt eben nur nicht so gestaltet und mit dementsprechenden Spielanteilen ausgestattet, als das jemand sich besonders in den Vordergrund spielen könnte. Das ist aber auch nicht weiter tragisch, da der Fokus und gleichzeitig auch die Aufmerksamkeit des Zuschauers hauptsächlich auf die beiden Killer gerichtet ist, die mit ihren Taten jederzeit eine grausame Faszination erschaffen.

Letztendlich wird manch einer enttäuscht sein, da "Killers" eventuell nicht das von vielen Leuten erhoffte Splatter und Gore Spektakel anbietet, wodurch der Film aber meiner Meinung nach keinesfalls etwas von seiner hohen Intensität verliert. Visuell gesehen gibt es weitaus härtere Vertreter aus dem asiatischen Raum, doch die sich im Kopf des Betrachters entfesselte psychische Brutalität hinterlässt durchaus ihre Spuren. So hinterlassen dann auch die oftmals lediglich angedeuteten Folterungen und Morde tiefere Spuren in der Erinnerung, denn der eigenen Fantasie sind hier so gut wie keine Grenzen gesetzt. Auch die mit gut 133 Minuten ausgestattete Lauflänge erscheint keinesfalls zu lang, denn jede einzelne Einstellung ist ein nicht unwichtiger Mosaikstein in einem erstklassigen Film, der als Gesamtpaket auf jeden Fall überzeugen kann.


Fazit:


Trotz eines nicht übermäßigen visuellen Härtegrades kann "Killers" als knallharter und intensiver Serienkiller Thriller überzeugen. Zwei großartig agierende Hauptfiguren und ein tragisches, aber absolut passendes Finale runden das Ganze äußerst stimmig ab, so das man insgesamt nur eine dicke Empfehlung für diese tolle Produktion aussprechen kann.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 17. Jan 2015, 14:31
von horror1966
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Northmen - A Viking Saga
(Northmen - A Viking Saga)
mit Ryan Kwanten, James Norton, Ed Skrein, Charlie Murphy, Tom Hopper, Leo Gregory, Ken Duken, Anatole Taubman, Danny Keogh, Darrell D'Silva, Nic Rasenti, Joe Vaz, Johan Hegg, Richard Lothian
Regie: Claudio Fäh
Drehbuch: Bastian Zach / Matthias Bauer
Kamera: Lorenzo Senatore
Musik: Marcus Trumpp
FSK 16
Schweiz / Deutschland / Südafrika / 2014

873 nach Christus: Vom eigenen König verbannt, nimmt eine Horde furchtloser Wikinger Kurs auf Britannien. Ihr Ziel: das Kloster Lindisfarne mit seinen Goldschätzen, die sie unter ihrem draufgängerischen Anführer Asbjörn (Tom Hopper) plündern wollen, um sich vom auferlegten Bann freizukaufen. Von einem schweren Sturm überrascht, zerschellt ihr Drachenboot jedoch an den Felsen vor der schottischen Küste. Gestrandet auf feindlichem Gebiet, ist ihre einzige Chance, sich in das Danelag, eine entfernt gelegene Wikingersiedlung zu retten. Auf ihrem beschwerlichen Weg durch die Highlands bringen die Krieger Lady Inghean (Charlie Murphy), die mutige Tochter des schottischen Königs Dunchaid (Danny Keogh), in ihre Gewalt. Die Verbannten wittern ihre Chance auf ein beträchtliches Lösegeld. Doch Dunchaid hetzt den Entführern sein berüchtigtes "Wolfsrudel" auf den Hals. Dieser Söldnertrupp ist wegen seiner Grausamkeit im ganzen Land gefürchtet. Nur durch die Unterstützung des geheimnisvollen Mönchs Conall (Ryan Kwanten) entkommen die harten Nordmänner im allerletzten Moment den Angriffen der zu allem entschlossenen "Wölfe" und ihres erbarmungslosen Anführers Hjorr (Ed Skrein). Conall führt die Wikinger auf den längst vergessenen "Pfad der Schlange", den einzig sicheren Weg ins Danelang. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt - eine Jagd auf Leben und Tod.


Wikinger haben schon oft genug den Stoff geliefert, der für etliche erstklassige Genrefilme gesorgt hat und "Northmen - A Viking Saga" kann sich fast nahtlos in diese Riege einreihen. Ist der Schweizer Regisseur Claudio Fäh bisher noch eher durch mittelmäßige Fortsetzungen wie beispielsweise "Hoolow Man 2" oder auch "Sniper: Reloaded" aufgefallen, so hat er doch mit seinem neuesten Film durchaus bewiesen, das man ihm auch guten Gewissens größere Produktionen anvertrauen kann. Zuerst einmal fallen dem Zuschauer die perfekt ausgewählten Schauplätze auf und bei deren Anblick kann man kaum glauebn, das der Film in Südafrika gedreht wurde. Es entsteht nämlich viel eher ein hoch authentischer Eindruck zum filmischen Schauplatz Schottland, an dessen Küste die kleine Gruppe ausgestoßener Nordmänner gestrandet ist, um schon kurz darauf die Königstochter zu entführen, damit man ein hohes Lösegeld für diese fordern kann. Gleich zu Beginn der Geschichte wird der Zuschauer auch schon mit den ersten sehenswerten Kampfszenen konfrontiert, von denen es auch im weiteren Verlauf noch genügend zu sehen gibt. So bekommt man gleich den richtigen und sehr temporeichen Einstieg in ein Geschehen, das sich durchgehend interessant und spannend gestaltet und verspürt auch gleichzeitig das ganz spezielle Feeling, das Filme mit der vorliegenden Thematik immer wieder mit sich bringen.

In den vorhandenen Action-Passagen liegt aber gleichzeitig auch das einzige kleine Manko begründet, denn diese hätten durchaus etwas blutiger ausfallen können um die hohe Authentizität der Ereignisse noch stärker in den Vordergrund zu rücken. Mir persönlich hat das nicht sonderlich viel ausgemacht, doch so manch einer hätte sich an dieser Stelle wahrscheinlich ein weitaus blutigeres Spektakel a la "Ironclad" gewünscht. Doch auch in der vorliegenden Form ist "Northmen - A Viking Saga" ein absolut lohnenswerter Beitrag und nicht immer muss es unbedingt ein visuell expliziter Härtegrad sein, der einen Wikinger Film so richtig gut macht.Letztendlich kommt es doch viel eher auf das Gesamtpaket an und dieses ist Fäh absolut gelungen. Auch die eher unbekannte Darsteller-Riege weiß zu überzeugen, die einzelnen Figuren wurden mit glaubwürdigen Schauspielern besetzt, so das es auch in dieser Beziehung überhaupt nichts zu bemängeln gibt. Besonders positiv empfinde ich dabei den Aspekt, das die Spielanteile der einzelnen Akteure sehr gleichmäßig verteilt sind, so das sich das Hauptaugenmerk nicht auf eine einzige Person legt.

Weiterhin fällt äußerst positiv auf, das man das Szenario nicht auf Hochglanz poliert hat, sondern vielmehr auf eine gelungene und raue Grundstimmung setzt, was gerade bei einem Film dieser Art geradezu überlebenswichtig ist, um dem Betrachter ein möglichst authentisches Filmerlebnis zu bescheren. Desweiteren beinhaltet die Geschichte auch ein ordentliches Tempo und einige gut eingesetzte Wendungen, so das zu keiner Zeit auch nur der Anflug von Langeweile aufkommen könnte. Für genügend Abwechslung ist also gesorgt und die vielen Kampfeinlagen tun ihr Übriges, um den Betrachter durchgehend bei Laune zu halten. Und auch wenn diese für einen Wikingerfilm eher unblutig ausfallen sind sie keinesfalls schlecht in Szene gesetzt, so das man letztendlich eigentlich zu einem überzeugenden Gesamteindruck eines Filmes gelangen sollte, den man meiner persönlichen Meinung nach auf keinen Fall an sich vorüberziehen lassen sollte. Das dieses sehr gut inszenierte Werk auch unter deutscher Beteiligung entstanden ist, kommt dann auch sicherlich dem heimischen Filmmarkt zu Gute, denn schließlich ist es ja nicht gerade an der Tagesordnung, das schon im Vorfeld mit einer riesigen Marketing-Kampagne für europaweites Aufsehen gesorgt wird. In vorliegendem Fall ist dies aber absolut berechtigt, denn diese Geschichte sollte einem möglichst breitem Publikum präsentiert werden das hoffentlich auch die vorhandene Klasse erkennen wird.

Im Endeffekt gibt es also fast nur Positives von "Northmen - A Viking Saga" zu berichten und ehrlich gesagt hätte ich Claudio Fäh eine so gelungene Erzählung überhaupt nicht zugetraut. Der gute Mann hat jedoch sämtliche in diesen Film gesetzten Erwartungen erfüllt und hätte lediglich die enthaltene Action ein wenig expliziter ins Bild setzen können. Mit diesem kleinen Defizit kann man aber durchaus leben, denn insgesamt gesehen präsentiert sich ein äußerst stimmiges und gelungenes Gesamtbild, so das man ohne jegliche Bedenken eine dicke Empfehlung aussprechen kann.


Fazit:


Voller Spannung und mit großen Erwartungen bin ich an diesen Film heran gegangen und im Endeffekt haben sich auch sämtliche Wünsche erfüllt. Eine spannende Geschichte, tolle Schauplätze, gute Darsteller und jede Menge temporeiche Action machen dieses Werk zu einem filmischen Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 18. Jan 2015, 15:52
von horror1966
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Am Sonntag bist du tot
(Calvary)
mit Brendan Gleeson, Chris O'Dowd, Kelly Reilly, Aidan Gillen, Dylan Moran, Isaach De Bankolé, M. Emmet Walsh, Marie-Josée Croze, Domhnall Gleeson, David Wilmot, Pat Shortt, Gary Lydon, Killian Scott, Orla O'Rourke
Regie: John Michael McDonagh
Drehbuch: John Michael McDonagh
Kamera: Larry Smith
Musik: Patrick Cassidy
FSK 16
Großbritannien / Irland / 2013

Eigentlich will Dorfpriester James Lavelle (Brendan Gleeson) doch nur, dass es allen Menschen in seinem Provinznest an der irischen Küste gut geht. Doch seine Gemeinde schockt ihn regelmäßig durch ihren Hass und ihre Streitlust. Eines Tages, als der Geistliche die Beichte abnimmt, droht ihm eines seiner Schäfchen: "Am Sonntag bist du tot!" Nicht, dass der unbescholtene Priester etwas ausgefressen hätte. Er soll stellvertretend für einen anderen katholischen Priester sterben, der dem Gläubigen früher Schlimmes angetan hat, aber nicht mehr lebt. Immerhin hat sich vor knapp 2000 Jahren ja auch Jesus Christus für die Sünden der Menschheit geopfert und schuldlos auf dem Hügel Golgatha kreuzigen lassen. Das Beichtgeheimnis hindert den Priester daran, die Polizei einzuschalten. Also muss er sich selbst auf die Suche nach seinem zukünftigen Mörder machen. Eine turbulente Woche vergeht wie im Flug. Wird die raue Küste Irlands am Sonntag zu seinem ganz persönlichen Golgatha?


Im Jahre 2011 präsentierte John Michael McDonagh mit "The Guard - Ein Ire sieht rot" sein Spielfim Regie-Debüt vor, bei dem er auch zum ersten Mal mit Schauspieler Brendan Gleeson zusammen gearbeitet hat. Das Ergebnis war eine rabenschwarze Komödie die dem Zuschauer eine Menge Freude bereitet hat und hauptsächlich durch den typischen britischen Humor überzeugen konnte. Nun liegt mit "Am Sonntag bist du tot" die zweite gemeinsame Arbeit des Erfolgs-Duos vor, das ebenfalls als Komödie eingestuft wird, aber ehrlich gesagt vielmehr in die Richtung eines waschechten Dramas tendiert. Vielleicht liegt es auch an diesem Umstand das der Film geteilte Meinungen hervor ruft, denn manch einer wird sicherlich mit einer falschen Erwartungshaltung an die vorliegende Geschichte heran gehen und letztendlich aus purer Enttäuschung eine unterdurchschnittliche Bewertung abgeben, die dem Ganzen dann aber keinesfalls gerecht werden würde. Zugegebenermaßen bewegen sich die komödiantischen Anteile in einem sehr überschaubaren Rahmen und sind zumeist auch nicht auf den ersten Blick zu erkennen, doch wenn man einmal etwas genauer hinsieht ergeben sich sehr wohl diverse komische Momente, die entweder in den brillant geschliffenen Dialogen oder in der tiefsinnigen Situationskomik zu erkennen sind.

Getragen wird das Szenario in erster Linie von der herausragenden Performance des Hauptdarstellers, denn Brendan Gleeson agiert nahezu brillant in der Rolle des Pfarrers, den man um seine verkommene Gemeinde nun wirklich nicht beneiden kann. In seinem kleinen Dorf versteckt sich nämlich an jeder Ecke die pure Sünde, was während der Ereignisse auch mehr als einmal stark zum Ausdruck kommt. Gleich zu Beginn des Filmes wird man mit der Drohung konfrontiert, die dem Pfarrer gegenüber bei einer Beichte ausgestoßen wird und man wird danach mit einer ganzen Schar von möglichen Verdächtigen bedacht, denn in dieser Gemeinde könnte wirklich jedes männliche Mitglied dafür verantwortlich zeichnen. Dieser Handlungsstrang steht aber im Prinzip auch überhaupt nicht im Mittelpunkt, denn der Kern der Story bezieht sich ganz eindeutig auf die Tage zwischen der Drohung und dem angekündigten Todestag des Pfarrers. Man begleitet also Gleeson bei der Arbeit und bekommt dabei unendlich viele Gespräche mit Gemeindemitgliedern serviert, in denen sich stellenweise wahre Abgründe auftun. Es gibt unzählige Seitenhiebe gegen die Kirche, wobei diese schon in Anfangs-Sequenz ihr Fett weg bekommt, da der Beichtende ohne Vorbehalte seine Beweggründe für den angekündigten Mord preisgibt. Zudem wird in vielen Dialogen auch der Sinn des Lebens in Frage gestellt und es ergeben sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr philosophische Ansätze zu erkennen, die dem gewonnenen Gesamtbild meiner persönlichen Meinung nach noch mehr an Klasse verleihen.

Als wenn die Hauptfigur mit diesen ganzen Dingen nicht schon vollkommen ausgelastet wurde, muss sich der Pfarrer auch noch mit seiner scheinbar depressiven Tochter auseinandersetzen die gerade einen Selbstmordversuch hinter sich hat und aus einer Ehe vor der Priester-Berufung stammt. Die Beziehung der beiden ist dabei nicht unproblematisch und Regisseur McDonagh gewährt dem Betrachter einen durchaus tiefen Einblick in die Gefühlswelt von Vater und Tochter. Man merkt also, das es sich hier mehr um ein relativ tiefgründiges Drama als um eine Komödie handelt und ich persönlich habe diesen Aspekt sogar als äußerst wohlwollend zur Kenntnis genommen. Das einige Leute das anders sehen kann man aufgrund einiger Kritiken beobachten, doch ehrlich gesagt kann ich diverse fast schon vernichtende Äußerungen über dieses Werk in keinster Weise nachvollziehen. Sicher, die Geschmäcker sind nun einmal verschieden und wer lediglich mit einer schwarzen Komödie gerechnet hat wird auch nicht wirklich auf seine Kosten kommen, doch "Am Sonntag bist du tot" dann im Prinzip fast jegliche Klasse abzusprechen, ist in meinen Augen keinesfalls gerechtfertigt.

Wie dem auch sei, dem Duo McDonagh / Gleeson ist an dieser Stelle ein absolut gelungener Film gelungen, der dem Zuschauer insbesondere beim tragischen Ende richtiggehend unter die Haut fährt. Zudem kann der Hauptdarsteller hier eine andere Facette seines schauspielerischen Könnens in die Waagschale werfen und das gelingt ihm auf eine grandiose Art und Weise. Man sollte also schon im Vorfeld wissen auf welche Art von Geschichte man sich hier einlässt, denn Liebhaber einer reinen Komödie werden kaum auf ihre Kosten kommen. Wer jedoch ein Drama mit Tiefgang, viel Sarkasmus und zynischen Anspielungen zu schätzen weiß wird bestens bedient und wird eine Sichtung dieses erstklassigen Filmes wohl auch kaum bereuen.


Fazit:


Auch wenn "Am Sonntag bist du tot" nicht die von vielen Leuten erhoffte Komödie ist, so handelt es sich auf jeden Fall um einen erstklassigen Film den man keinesfalls verpassen sollte. Böse Seitenhiebe gegen die Kirche, philosophische Ansätze und ein herausragender Brendan Gleeson machen dieses Werk zu einem echten Erlebnis, das mit einem tragischen, aber dennoch passenden Schlusspunkt stimmig abgerundet wird.


8/10