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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 17:44
von horror1966
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Alarmstufe: Rot 2
(Under Siege 2)
mit Steven Seagal, Eric Bogosian, Everett McGill, Katherine Heigl, Morris Chestnut, Peter Greene, Patrick Kilpatrick, Scott Sowers, Afifi Alaouie, Andy Romano, Brenda Bakke, Sandra Taylor, Jonathan Banks, David Gianopoulos
Regie: Geoff Murphy
Drehbuch: Richard Hatem / Matt Reeves / J.F. Lawton
Kamera: Robbie Greenberg
Musik: Basil Poledouris
FSK 18
USA / 1995

Eigentlich wollte Casey Ryback (Steven Seagal) nur eine Zugfahrt mit seiner bezaubernden Nichte Sarah (Katherine Heigl) unternehmen. Als Terroristen unter der Führung des Ex-CIA-Wissenschaftlers Travis Dane (Eric Bogosian) den Zug in ihre Gewalt bringen, ist schnelles Handeln erforderlich. Dane hat einen von ihm für die CIA entwickelten Satelliten unter seine Kontrolle gebracht, der in der Lage ist, Erdbeben zu verursachen. Dessen Einsatz gegen beliebige Ziele versteigert Dane nun meistbietend an Interessenten aus aller Welt. Erneut obliegt es Caseys Verantwortung, die drohende Katastrophe abzuwenden...


Andrew Davis kreierte 1992 mit seinem "Alarmstufe: Rot" einen kleinen Klassiker des B-Actioners, in dem man gleichzeitig Steven Seagal in einer seiner besten Rollen beobachten konnte. Drei Jahre später durfte sich dann Geoff Murphy an dem sehnlichst erwarteten Nachfolger versuchen und der gute Mann präsentierte eine Fortsetzung, die sich jederzeit und überall sehen lassen konnte. Im Prinzip gleichen sich die Geschichten beider Teile sehr, nur das man in vorliegender Geschichte den Schauplatz gewechselt hat, denn die Ereignisse spielen sich dieses Mal in einem Personenzug ab. Für Seagal ist das selbstverständlich keinerlei Hindernis und so bekommt es der Zuschauer einmal mehr mit der schier unverwüstlichen Ein Mann Armee Casey Ryback zu tun, der sich mal wieder mit einem zahlenmäßig hoch überlegenen Gegner auseinandersetzen muss. Die vorliegende Inszenierung ist wiederum mit ordentlich Action ausgestattet, beinhaltet jedoch auch einige kleinere Längen, die man beispielsweise im ersten Teil überhaupt nicht erkennen konnte.

Dennoch baut sich eine durchgehend temporeiche und auch spannende Geschichte auf, allerdings kann das Szenario insgesamt gesehen nicht ganz an die Qualität des Vorgängers anknüpfen. Das mag sicherlich auch in mehreren völlig überzogenen und nicht gerade glaubwürdigen Passagen begründet sein und obwohl sich ja die meisten Actionfilme gerade durch dieses Attribut auszeichnen, hat man in diesem Fall doch phasenweise ein wenig zu dick aufgetragen. Eigentlich wäre das gar nicht weiter schlimm, doch insbesondere die finale Sequenz der Ereignisse als zwei Züge ineinander krachen ist dermaßen hanebüchen, das man sich nur noch mit der Hand vor den Kopf schlagen kann. An dieser Stelle sollte der Zuschauer also kurz einmal jegliche Ansprüche an eine glaubwürdige Umsetzung zur Seite legen, denn wo in der Normalität der Ausgang ziemlich klar wäre, wird hier ein Steven Seagal mit einem wahren Helden-Status versehen, der nicht unbedingt der Realität entspricht.

Ansonsten bekommt man das Übliche geboten, die Terroristen sterben wie die Fliegen und der strahlende Einzelkämpfer kommt letztendlich fast mit vollkommen heiler Haut davon und bewahrt die Welt zudem auch noch vor einer ziemlichen Katastrophe. Trotz der streckenweise kaum vorhandenen Glaubwürdigkeit der Abläufe gestaltet sich auch "Alarmstufe: Rot 2" bis auf ganz wenige Ausnahmen als äußerst unterhaltsamer Film, bei dem man jedoch höhere Ansprüche von Beginn an vergessen sollte. Wer die ehemalige Ikone Seagal kennt der weiß ganz genau, das eigentlich alle seine Filme ohne Ausnahme nach dem gleichen Schema ablaufen. Übermäßig schauspielerisches Talent war dem Recken dabei noch nie vergönnt, aber zumindest in seinen früheren Werken war ihm die Rolle des coolen Einzelgängers förmlich auf den Leib geschneidert. Das mag nicht jedem gefallen, doch der geneigte Genre-Fan konnte sich eigentlich selten über mangelnde und kurzweilige Unterhaltung beschweren.

Insgesamt gesehen handelt es sich also um einen durchaus würdigen zweiten Teil, der allerdings aufgrund der angesprochenen Mankos nicht ganz mit Teil 1 konkurrieren kann. Definitiv handelt es sich aber immer noch um einen der besseren Filme von Seagal, der in der heutigen Zeit ja leider nur noch durch extremes Übergewicht und relativ billig inszenierte TV-Produktionen auf sich aufmerksam macht und den zenit seiner Karriere dabei längst überschritten hat. Und so greift man dann halt in regelmäßigen Abständen auf die Frühwerke zurück, in denen man noch einen durchtrainierten Darsteller geboten bekommt, dem man den Großteil der Action-Passagen auch wirklich noch abnimmt.


Fazit:


Zwar konnte Geoff Murphy nicht ganz an das Werk von Andrew Davis anknüpfen, aber dennoch präsentiert sich eine würdige Fortsetzung von "Alarmstufe: Rot". Stellenweise etwas zu überzogen in Szene gesetzt und mit einigen langatmigen Momenten ausgestattet, offenbart sich aber letztendlich ein typisches Seagal-Szenario, an dem Fans ihre Freude haben werden.


7/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 22. Jan 2015, 17:09
von horror1966
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The Uh-oh Show
(The Uh-oh Show)
mit Brooke McCarter, Nevada Caldwell, Joel D. Wynkoop, Krista Grotte, Lauren Schmier, Jack Amos, Kenny Rogers, Bruce Blauer, Jarrett Ricker, Lloyd Kaufman, Mike Christopher, Trish Dempsey, Babette Bombshell
Regie: Herschell Gordon Lewis
Drehbuch: Herschell Gordon Lewis
Kamera: Wes Pratt / Jill Sager
Musik: Patrick Ford
keine Jugendfreigabe
USA / 2009

Die Reporterin Jill Burton recherchiert hartnäckig, um das supererfolgreiche TV-Highlight "The Uh-Oh Show" zu durchleuchten. In dieser extremen Gameshow kannst du haufenweise Kohle scheffeln, wenn du die richtige Antworten kennst. Liegst du allerdings falsch, heißt es "UH-OH!" und das kann dich einen Arm oder ein Bein ... oder mehr kosten


Im Normalfall zieht man sich in einem gewissen Alter auf sein Altenteil zurück und genießt seinen Ruhestand, doch im Fall von Kult-Regisseur Herschell Gordon Lewis (2000 Maniacs, Bloodfeast) kann davon überhaupt keine Rede sein. Denn nachdem ihm besonders seine frühen Werke den Beinamen "Godfather of Gore" eingebracht haben, hat der gute Mann im zarten Alter von 83 Jahren noch einmal bei dem vorliegenden Film "The Uh-oh Show" das Zepter des Regisseurs in die Hand genommen, um seinen Fans ein herrlich trashiges Splatter-Gore Festival zu präsentieren. Schon seit jeher spalten die Filme des Amerikaners die Meinungen, denn entweder liebt man seine Werke, oder kann so gut wie gar nichts damit anfangen. Nicht anders wird es sich bei der hier erzählten Geschichte verhalten die zugegebenermaßen relativ dünn ausfällt und zudem auch noch extrem überspitzt in Szene gesetzt wurde. Im Prinzip handelt es sich um eine bitter-böse Medien-Satire, denn Lewis nimmt die amerikanische Game Show Landschaft aufs Korn und zieht dabei wirklich sämtliche Register, um die ganze Chose mit ordentlich Blut und Gekröse an den Mann zu bringen.

Um die vollkommen hanebüchene Erzählung noch skurriler erscheinen zu lassen hat man als Zugabe jede Menge wahnwitzige Dialoge eingebaut und das Ganze auch noch mit einer Darsteller-Riege angereichert, die ohne jeden Zweifel auch in einer Produktion aus der Troma-Schmiede stammen könnte. Manch einem werden sich bei dieser Beschreibung die Nackenhaare aufstellen, wohingegen die Liebhaber des skurrilen Filmes jederzeit auf ihre Kosten kommen werden. Mit jeder Menge an trashigen Elementen angereichert offenbart sich nämlich ein äußerst unterhaltsamer Fun-Splatter, dessen Härtegrad man durchaus als relativ hoch ansehen kann. Die vorhandenen Effekte wirken dann zwar relativ altbacken, doch gerade dieser Umstand hebt das Ganze sehr wohlwollend von den heutigen CGI-Gewittern ab die einem in den neuen Horrorfilmen entgegenschlagen. Lewis verdient wirklich den höchsten respekt, in einem fast schon biblischen Alter noch einen so gelungenen Beitrag abzuliefern, bei dem man als Zuschauer einfach vollkommen entspannt vor dem heimischen TV sitzen kann und dabei diese blutige Medienschelte genießen kann.

Nun wird das allerdings längst nicht jeder so sehen, doch wenn man den Namen Herschell Gordon Lewis kennt, dann sollte man eigentlich wissen auf welche Art von Film man sich hier einlässt. Die Freunde inhaltsvoller Geschichten kommen auf gar keinen Fall auf ihre Kosten, denn "The Uh-oh Show" bedient viel eher die niederen Instinkte des geneigten Gore-Liebhabers und zieht gleichzeitig die Freunde des trashigen Filmes mit ins Boot. Gleichzeitig offenbart die Erzählung jedoch auch jede Menge schwarzen Humor und bedient sich zudem auch gern höchst sarkastischer Ansätze, was insgesamt für eine wirklich gelungene Mixtur sorgt, an der man durchgehend seine helle Freude haben kann.

Im Endeffekt werden die Geschmäcker bei diesem Werk sicherlich stark gespaltet werden, doch die grelle und extrem bunte Inszenierung ist meiner persönlichen Meinung nach ein absoluter Volltreffer, der durch die vollkommene Überspitzung sämtlicher Abläufe mehr als nur einen Lacher beim Zuschauer auslöst. Dabei ist es auch gänzlich unwichtig, ob diese durch die überzeichneten Haupt-Charaktere, die als Deppen dargestellten Zuschauer und Teilnehmer der Game Show, oder durch die groteske Handlung an sich ausgelöst werden. "The Uh-oh Show" macht einfach jede Menge Spaß und bietet dabei ein Gesamtpaket, das man als sehr gelungen bezeichnen darf, auch wenn Filmfreunde mit höheren Ansprüchen diesen Umstand sicher ganz anders sehen werden. Wie dem aber auch sei, der geneigte Genre-Fan sollte definitiv einen Blick riskieren, denn Lewis hat hier noch einmal einen sehenswerten Beitrag abgeliefert, den man ohne zu zögern auch in den Bereich des Fun-Splatters einordnen kann.


Fazit:


Zwar wird "The Uh-oh Show" längst nicht jedem gefallen, was bei einem Film des Kult-Regisseurs aber auch nicht sonderlich verwundern sollte. Eine recht dünne Story wird in einer blutigen und äußerst skurrilen Verpackung angereicht, die definitiv kurzweilige Unterhaltung bietet, an der man gut 90 Minuten seine Freude hat.


8/10 blutige Trash-Granaten

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 23. Jan 2015, 14:18
von horror1966
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Die Behandlung
(De Behandeling)
mit Geert Van Rampelberg, Ina Geerts, Johan van Assche, Laura Verlinden, Dominique Van Malder, Roel Swanenberg, Kyan Steverlynck, Ingrid De Vos, Michael Vergauwen, Circé Lethem, Brit Van Hoof, Tibo Vandenborre
Regie: Hans Herbots
Drehbuch: Mo Hayder (Roman) / Carl Joos
Kamera: Frank Van den Eeden
Musik: Kieran Klaassen / Melcher Meirmans / Chrisnanne Wiegel
FSK 16
Belgien / 2014

Ein schockierendes Verbrechen stellt Inspektor Cafmeyer und seine Kollegen vor ein Rätsel: Die brutale Entführung einer Familie und der barbarische Tod ihres Sohnes zeigen Verbindungen zu früheren Fällen. Schon bald macht in der Gegend das Wort von einem unheimlichen „Troll“ die Runde, der kleine Kinder töten soll. Die Ermittlungen bringen Cafmeyer – selbst traumatisiert durch ein lange zurückliegendes, persönliches Schicksal – an seine emotionalen Grenzen. Doch der Albtraum hat gerade erst begonnen ...


Es gibt wirklich grausame Verbrechen und eines der Schlimmsten ist sicherlich der sexuelle Missbrauch und die Ermordung von Kindern. Die Inhaltsangabe dieses belgischen Thrillers deutet dann auch durchaus diese Thematik an, zeigt dabei aber keinesfalls das erschreckende Gesamtbild auf, das sich dem Zuschauer erst mit zunehmender Laufzeit zu erkennen gibt. Die Geschichte basiert auf dem Roman "The Treatment" von der britischen Krimi-Autorin Mo Hayder und offenbart dem Zuschauer ein Szenario das man sicherlich nicht so schnell vergessen wird. Dabei geht von der ersten Minute an eine regelrecht grausame Grundstimmung von den Ereignissen aus und man erliegt durchgehend der unheilvollen Faszination eines Filmes, der einem so richtig unter die Haut fährt. Ganz bestimmt ist es in der Hauptsache die zugrunde liegende Thematik die dem Betrachter dabei am meisten zu schaffen macht, doch Regisseur Hans Herbots ist es auch absolut hervorragend gelungen, seiner Erzählung in allen Belangen ein Höchstmaß an Intensität zu verleihen. Dabei gestaltet sich die Erzählstruktur doch größtenteils eher ruhig und ohne größere Actionanteile, doch gerade durch diesen Umstand kann das Geschehen umso mehr seine ganze Kraft entwickeln. Diese trifft einen mit zunehmender Laufzeit immer wuchtiger wie ein Keulenschlag in die Magengrube, denn auch wenn man hier keinerlei explizite Gewaltdarstellungen zu sehen bekommt, regt "Die Behandlung" doch die eigene Fantasie sehr stark an und führt einen dabei in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele.

Dabei gestaltet sich das Ganze fast schon wie eine morbide Achterbahnfahrt in die kranke Veranlagung eines Serienmörders, dessen Person an dieser Stelle aber viel eher eine untergeordnete Rolle spielt. Im Mittelpunkt steht nämlich ganz eindeutig der ermittelnde Inspektor Cafmeyer, der durch eine traumatische Kindheitserfahrung viel tiefer in die Abläufe involviert wird als ihm selbst lieb sein kann. Als sich dann im Laufe der Zeit auch noch Ähnlichkeiten und Zusammenhänge zu seinem eigenen Verlust auftun ist es endgültig um ihn geschehen und der gute Mann verliert immer mehr die Grenzen seiner Arbeit und den eigenen Emotionen aus den Augen. An dieser Stelle sollte man dann auch einmal die darstellerische Leistung von Hauptdarsteller Geert Van Rampelberg hervorheben, denn seiner grandiosen Performance ist es zu verdanken, das man hier ein Höchstmaß an Glaubwürdigkeit zu sehen bekommt und dadurch auch eine äußerst hohe Identifikation zur Hauptfigur herstellen kann. Dabei kann man sich unheimlich gut vorstellen, welche seelische Qualen und grausame Erinnerungen der Mann während dieses Falles aushalten muss, denn Hans Herbots hat sehr viel Wert darauf gelegt, dem Zuschauer eine Art psychische Verbindungsbrücke zu seiner zentralen Hauptfigur aufzubauen, so das man die schrecklichen Erlebnisse regelrecht mit ihr teilt. So wird die Geschichte dann auch zu einer Art interaktivem Erlebnis und ohne es wirklich zu wollen, wird man als Zuschauer selbst zu einem Teil der Ereignisse, die einen innerlich total aufwühlen und regelrecht fertig machen.

Kein Wunder also, das "Die Behandlung" eine extrem düstere und grausame Atmosphäre ausstrahlt, die sich wie ein bleierner Mantel auf die eigenen Schultern legt und einem phasenweise die Luft zum atmen nimmt. Man durchlebt während der gut 120 Minuten Laufzeit eine unglaublich facettenreiche Flut von Emotionen, wobei sich Dinge wie Mitleid, Wut, Ohnmacht, Hilflosigkeit und grenzenloser Hass abwechselnd die Klinke in die Hand geben. Auch ohne explizit dargestellte Härten dürfte dieser Film zum Härtesten zählen was in den letzten Jahren das Licht des Filmmarktes erblickt hat und ist dabei auch keinesfalls für Leute geeignet, die mit einem übersensiblen Gemüt ausgestattet sind. Allein schon die Vorstellung der angedeuteten vorliegenden Thematik und die damit verbundenen visuellen Andeutungen reichen vollkommen aus, damit stellenweise richtiggehender Ekel in einem aufkommt und man verspürt auch gleichzeitig eine Menge Respekt gegenüber den Schauspielern, denn um in einem solchen Film authentisch und glaubhaft zu agieren, muss man sich ganz bestimmt extrem intensiv mit einer Thematik beschäftigen, über die man am liebsten gar nicht nachdenken möchte. Wie schon kurz erwähnt tritt dieser Aspekt ganz besonders bei Geert Van Rampelberg zum Vorschein, denn der gute Mann wartet mit einer Mimik und Gestik auf, das man fast schon selbst das innerlich zerrissene Gefühl verspürt, das die von ihm dargestellte Figur durchleben muss.

Aus diesem Grund erscheinen auch die im letzten Drittel der Geschichte manchmal nicht ganz logischen Handlungen des Inspektors durchaus glaubwürdig, denn was ganz augenscheinlich alles andere als professionelle Polizeiarbeit aussieht, ist doch letztendlich ein Zeugnis davon, wie stark die Hauptfigur doch in die Geschehnisse eingebunden ist. In gewissen Situationen kann man dann auch keinen Dienst nach vorschrift verrichten und lässt sich ganz einfach von persönlichen Emotionen leiten, die einen auch in eine gefährliche Lage bringen können. Und so kann man letztendlich festhalten, das Hans Herbots hier alles andere als den normalen Mainstream auf die Beine gestellt hat, sondern vielmehr eine tief berührende und gleichzeitig schockierende Erzählung auf den Betrachter los lässt, an die man sich auch noch im nachhinein erinnern wird. "Die Behandlung" ist also ein äußerst intensives, gleichzeitig aber auch schockierendes und faszinierendes Filmerlebnis, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Ein starkes Gemüt und gute Nerven sind allerdings Grundvoraussetzung, da einem das Gesehene ansonsten etliche schlaflose Nächte bereiten kann.


Fazit:


Für mich persönlich zählt dieses Werk zu den mit Abstand besten Produktionen die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind, denn die hier gewählte Darstellung einer leider viel zu oft auch in der Realität vorkommenden Thematik trifft einen bis in das tiefste Innere. Der Film hinterlässt dabei einen extrem nachhaltigen Eindruck und hinterlässt etliche Narben beim Betrachter, die erst nach einer geraumen Zeit wieder verblassen.


10/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 25. Jan 2015, 16:17
von horror1966
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Open Windows
(Open Windows)
mit Elijah Wood, Sasha Grey, Neil Maskell, Michelle Jenner, Julián Villagrán, Carlos Areces, Raúl Cimas, Miguel Noguera, Nacho Vigalondo, Richard Diment, Eugenio Mira, Nancy Yao, Luis Sanchez-Cañete
Regie: Nacho Vigalondo
Drehbuch: Nacho Vigalondo
Kamera: Jon D. Domínguez
Musik: Jorge Magaz
FSK 16
Frankreich / Spanien / USA / 2013

Filmfan Nick hat online ein Date mit der eingebildeten Schauspielerin Jill gewonnen und fiebert dem exklusiven Abendessen in seinem Hotelzimmer entgegen, als ihm ein gewisser Chord, der sich als Jills Manager ausgibt, ihm im Chat eröffnet, die Diva verweigere ihm die Audienz. Als Kompensation bietet ihm der mysteriöse Mann, der sich auf Nicks Laptop hackt, den Stream einer Webcam an, wo er sein Idol nackt sehen könne. Gekränkt und neugierig lässt sich Nick darauf ein - und befindet sich im diabolischen Spiel eines Maniacs, der ihn und den Star in der Hand hält.


Gerade in der heutigen Zeit beschwert man sich als Zuschauer relativ oft über mangelnde Kreativität bei Regisseuren, denn eher selten hat mal einer den Mut wirklich innovative Ideen in einer Geschichte unter zu bringen. Diesen Vorwurf kann man Nacho Vigalondo (V/H/S: Viral) definitiv nicht machen, denn sein Cyber-Thriller "Open Windows" dürfte von der Aufmachung her so ziemlich einmalig sein und bietet zudem ein Höchstmaß an Innovation, was der Erzählung von der ersten Minute an sehr zu gute kommt. Zugegebenermaßen erscheint das Ganze zu beginn in optischer Hinsicht ein wenig gewöhnungsbedürftig, offenbart sich dem Betrachter doch ein Spielfilm, der sich über die gesamte Laufzeit auf einem Laptopbildschirm abspielt, auf dem man lediglich zwischen den verschiedenen geöffneten Fenstern hin und her switcht. Das mag im ersten Moment sehr befremdlich klingen, sorgt aber durchgehend für eine extrem spannende Erzählung, die zudem auch noch über ein teilweise immenses Tempo verfügt. Phasenweise beinhaltet das Geschehen starke Anleihen zum Hitchcock Klassiker "Das Fenster zum Hof" und gleichzeitig kommt man auch nicht umher, ganz zwangsläufig an die Kult-Serie "24" zu denken, da sich die Abläufe bis auf kleinere Ausnahmen im Echtzeit-Format präsentieren.

Schon diese Mixtur sorgt beim Betrachter für großes Interesse und die Umsetzung der einzelnen Elemente ist vom Spannungsaufbau her als absolut gelungen zu bezeichnen. Stellenweise kann man in dieser Erzählung so richtig schön mitfiebern und wird gleichzeitig mit immer neuen Wendungen konfrontiert, so das in keiner einzigen Phase so etwas wie Langeweile aufkommen kann. Lediglich im letzten Drittel der Geschichte meint es Nacho Vigalondo dann etwas zu gut mit überraschenden Momenten, wodurch die Erzählung dann auch ein wenig an Glaubwürdigkeit verliert. Meiner Meinung nach schmälert das den ansonsten tollen Gesamteindruck nur geringfügig, da die positiven Komponenten des Filmes ganz klar überwiegen. Dennoch wäre an dieser Stelle ein leichter Tritt auf die Bremse angeraten gewesen, denn gerade zum Schluss hin nimmt das Szenario leicht abstruse Züge an, was man durchaus hätte vermeiden können. Nichtsdestotrotz versteht es "Open Windows" aber durchgehend zu unterhalten und man kann über diesen einzigen Kritikpunkt auch großzügig hinwegsehen, denn in allen anderen Belangen bekommt man äußerst innovative Filmkost geboten, die in der hier an den Tag gelegten Umsetzung bisher wohl ziemlich einmalig sein dürfte und so auch wirklich viel frischen Wind beinhaltet.

Desweiteren kann auch Elijah Wood in der Hauptrolle gut punkten, denn seine Performance ist wirklich nicht von schlechten Eltern. Dabei kann man ganz generell anmerken, das die gesamte Chose sehr stark auf seine darstellerische Leistung fokussiert ist und streckenweise eine regelrechte One Man Show darstellt. Neben ihm ist zwar auch des Öfteren die bildhübsche Sasha Grey im Bild zu sehen, doch die gute Frau stellt in der Gesamtbetrachtung lediglich hübsches und nötiges Beiwerk dar. Auch die anderen Darsteller kommen nicht über den Stellenwert der notwendigen Staffage dar, sind aber in der Summe dennoch wichtige Puzzle-Teilchen in einer stimmigen Story, in der die Omnipräsenz eines Elijah Wood jedoch so übermächtig ist, das sich kein anderer erwähnenswert in den Vordergrund spielen kann. Wie dem aber auch sei, bis auf das im Bezug auf die Glaubwürdigkeit etwas abfallende letzte Drittel des Filmes kann man sich keinesfalls beschweren, denn "Open Windows" ist ein äußerst mutiges Projekt, das aufgrund seiner Inszenierung eventuell auch nicht jeden Geschmack treffen wird. Wer jedoch seine Freude an neuen Ideen und deren gelungener Umsetzung hat der kommt hier voll auf seine Kosten und dürfte vielleicht sogar richtiggehend begeistert sein. Eine packende Story, gute Darsteller und etliche überraschende Wendungen sind in Verbindung mit der innovativen Sichtweise auf die Ereignisse Grund genug, diesem außergewöhnlichen Werk eine Chance zu geben.

Vigalondo hat Vieles richtig gemacht und lediglich in den letzten Minuten seiner Erzählung ein wenig den Sinn für plausible Abläufe aus den Augen verloren. Mich persönlich stört das nicht sonderlich, doch manch einer wird das Werk eventuell aufgrund dieser Tatsache viel schlechter bewerten als es ihm gerecht wird. Letztendlich präsentiert sich nämlich ein nicht alltägliches Szenario voller Überraschungen, das mit einem vollkommen neuen Blickwinkel auf die Ereignisse aufwarten kann. Wenn man sich schon einmal die Frage gestellt hat ob ein Film solcher Machart funktionieren kann, dann muss die Antwort eindeutig ja lauten, denn "Open Windows" ist ein Paradebeispiel dafür, das man mit einer ordentlichen Portion Mut und genügend Ideen ein echtes filmisches Highlight auf den Weg bringen kann, das fast restlos zu überzeugen weiß.


Fazit:


Spannend, temporeich und extrem innovativ präsentiert sich mit "Open Windows" ein Cyber-Thriller der neuen Generation, der dem Zuschauer durch seinen Echtzeit-Look das Gefühl vermittelt, ganz automatisch ein Teil des Geschehens zu sein. Wer einen solchen Film zu schätzen weiß sollte an dieser Stelle unbedingt zugreifen, denn auch die im letzten Teil etwas fehlende Glaubwürdigkeit darf definitiv nicht als Grund dafür her halten, das man sich dieses tolle Filmerlebnis entgehen lässt.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 26. Jan 2015, 16:18
von horror1966
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Epilog: Das Geheimnis der Orplid
(Epilog: Das Geheimnis der Orplid)
mit Horst Caspar, Bettina Moissi, O.E. Hasse, Hans Leibelt, Irene von Meyendorff, Hilde Hildebrand, Jeanette Schultze, Fritz Kortner, Peter van Eyck, Hans Christian Blech, Carl Raddatz, Arno Assmann, Rolf von Nauckhoff
Regie: Helmut Käutner
Drehbuch: Helmut Käutner / Robert A. Stemmle
Kamera: Werner Krien
Musik: Bernhard Eichhorn
FSK 16
Deutschland / 1950

Deutschland 1949. Die Bevölkerung ist beunruhigt, denn es häufen sich mysteriöse Schiffsunglücke und seltsame Flugzeugabstürze. Es scheint einen politischen Hintergrund für diese Ereignisse zu geben. Peter Zabel, ein Hamburger Journalist, beginnt aus Neugier, den Untergang der "Orplid" zu untersuchen. Die Luxusjacht befand sich bei bestem Wetter auf dem Weg nach Schottland, als sie versank. Zabel findet heraus, dass das Schiff für einen hohen NSDAP-Funktionär gebaut und dass es nach dem Krieg für mysteriöse Überfahrten genutzt wurde. Zabel begibt sich immer mehr in Gefahr und wird mehrfach gewarnt, die Finger von dem Fall zu lassen. Dennoch treibt der unerschrockene Journalist die Recherchen voran und stößt in London auf eine wichtige Spur…


Immer wieder stößt man auf die kleinen deutschen Filmperlen, die Jahrzehnte im Nirwana verschwunden waren, aber nun endlich zu einer Veröffentlichung auf DVD gelangen. Auch die vorliegende Erzählung von Star-Regisseur Helmut Käutner zählt ganz eindeutig dazu und präsentiert dem Zuschauer eine interessante Geschichte, die eine gelungene Mixtur aus Spionage-Thriller und Drama darstellt. Gerade in der unmittelbaren Nachkriegszeit war das Thema Spionage vorherrschend und "Epilog: Das Geheimnis der Orplid" nimmt sich dieser spannenden Thematik an, wobei gewisse Passagen sogar Ähnlichkeiten zum britischen Klassiker "Der dritte Mann" erkennen lassen. Im Mittelpunkt des Szenarios steht der Reporter Peter Zabel, der eher durch Zufall die Zusammenhänge für den Untergang des Schiffes herstellen kann und seinen Epilog in einer Illustrierten veröffentlichen will.

So gibt er dem Herausgeber erst einmal eine mündliche Zusammenfassung der Ereignisse und deutet dabei auch politische Hintergründe an. Die rückwärtig erzählten Abläufe wurden von Käutner dabei durchaus interessant in Szene gesetzt und auch wenn das Geschehen nach den heutigen Maßstäben eher etwas angestaubt erscheint, dürfte der Genre-Fan jederzeit auf seine Kosten kommen. Die Hauptfigur begibt sich durch ihre Enthüllungen in große Gefahr und insbesondere am Ende der Geschichte soll ihm seine Wahrheitsliebe dann sogar zum Verhängnis werden.

Auch die Besetzung der Story kann sich jederzeit sehen lassen und Namen wie beispielsweise Peter van Eyck oder auch O.E. Hasse zeigen auf, das hier auch echte Schauspiel-Größen der damaligen Zeit mit von der Partie waren. Die schauspielerischen Leistungen bewegen sich dann auch im überdurchschnittlich guten Bereich, wobei sich manch einer eventuell an der leichten Theatralik stören könnte, die ja nun etlichen Werken der Vergangenheit angehört. So erscheinen dann auch einige Szenen ein wenig überspitzt, verleihen dem Ganzen aber gleichzeitig einen unverwechselbaren Charme.

Letztendlich sollte sich jeder sein eigenes Bild von diesem tollen Film machen, wobei gerade die jüngere Generation wohl eher recht wenig mit diesem schönen Klassiker anfangen kann. Nostalgiker werden aber mit einem durchgehend spannenden Szenario belohnt das zwar nicht unbedingt durch ein gehöriges Tempo ins Auge fällt, aber dafür durch die angespannte Situation auf dem Schiff für eine herrlich beklemmende Atmosphäre sorgt und auch ansonsten in den meisten Belangen zu überzeugen weiß.


Fazit:


"Epilog: Das Geheimnis der Orplid" ist ein kleiner, aber sehr feiner Klassiker des deutschen Films den man sich nicht entgehen lassen sollte. Dank dem Label Ascot Elite nun endlich auch auf DVD erschienen, kann der Zuschauer ab sofort seine Reise in die Nachkriegszeit beginnen und dabei einen herrlichen Mix aus Spionage-Thriller und Drama auf sich wirken lassen.


7/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 27. Jan 2015, 11:26
von horror1966
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The Second Coming - Die Wiederkehr
(Chong Sheng)
mit Joey Leong, Donald Li, Yat Long Don Li, Maggie Siu, Kenny Wong, Tak-Bun Wong
Regie: Tin Chi Ng / Herman Yau / Tin Chi Ng
Drehbuch: Tin Chi Ng
Kamera: Kwong-Hung Chan / Man Yin Ngai
Musik: Brother Hung
keine Jugendfreigabe
Hongkong / 2014

Eigentlich sollte es Lucy gar nicht geben - ihre Mutter wollte sie abtreiben und wäre bei dem Versuch fast gestorben. 14 Jahre später lebt die Familie ein harmonisches, fast perfektes Leben in einer Vorstadtsiedlung. Doch Lucys Leben ändert sich, als sie ein leuchtendes Gefäß im Garten findet. Sie wird plötzlich von schockierenden Visionen heimgesucht und ihr immer bizarreres Verhalten steigert sich schließlich in bestialische Gräueltaten. Ihre Eltern glauben, dass ein Dämon von ihr Besitz ergriffen hat und die Familie brutal vernichten will. Sie rufen eine Exorzistin zur Hilfe, die den Kampf gegen die bösartige Macht aufnehmen soll…


Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie sehr die Meinungen zu manchen Filmen auseinander gehen. Während viele Leute bei Herman Yau's Werk "The Second Coming - Die Wiederkehr" von einem eher langweiligen bis maximal durchschnittlichen Werk berichten, konnte mich die Erzählung vollends überzeugen. In einer äußerst gelungenen Kombination vermischt der bekannte Regisseur (Ip Man - The Final Fight, Ebola Syndrom) hier die Elemente eines asiatischen Geisterfilmes mit denen eines Dramas und lässt dabei an einigen Stellen sogar ein wunderbares CAT III Feeling aufkommen, indem er die Ereignisse mit kleineren expliziten Gewaltdarstellungen anreichert. Das Ergebnis ist eine von Beginn an äußerst spannende Story, die gerade zu Beginn zwar einige Fragen aufwirft, diese jedoch mit zunehmender Laufzeit durch immer wieder eingestreute Rückblenden beantwortet. So lösen sich dann auch sämtliche Verwirrungen auf die gerade in der ersten Filmhälfte auftreten könnten, so das sich letztendlich ein sehr stimmiges Gesamtbild ergibt. Natürlich sollte man das Szenario schon unter dem Aspekt der asiatischen Glaubenswelt betrachten, denn für unsere Verhältnisse wirkt die Story doch eher so, als wenn sie dem Reich der Fantasie entsprungen ist. Wie dem aber auch sei, man bekommt hier ein erstklassige Grusel-Ambiente serviert das von gezielt eingesetzten Schockmomenten immer wieder für eine gepflegte Gänsehaut sorgt.

Gleichzeitig kann der Film durch ständige Tempowechsel überzeugen, denn während man in diversen Passagen mit eher ruhigen Tönen konfrontiert wird, streut Yau immer wieder erhebliche Rhytmuswechsel in die Abläufe ein und die ständigen Wendungen innerhalb des Szenarios sorgen für einen konstant ansteigenden Spannungsbogen, was dem Gesamtbild extrem zu Gute kommt. In atmosphärischer Hinsicht bekommt der Zuschauer meiner Meinung nach eine ganze Menge geboten und wird mit einem typisch asiatischen Oldschool-Grusler bedient, der Liebhabern dieser Filmgattung eine Menge Freude bereiten sollte. Auch die typische blasse Farbgebung ist vorhanden und die bleichen Geistergestalten sorgen für so manch kalten Schauer der einem über den Rücken läuft. Nun mag das sicherlich jeder anders empfinden, aber nach mehreren eher schwachen Vertretern in den letzten Jahren kann "The Second Coming" in meinen Augen an die erfolgreichen 90er Jahre anknüpfen, in denen der asiatische Gruselfilm ja eine wahre Hochkonjunktur erlebte.

Auch die Darsteller-Riege überzeugt überzeugt durch sehr gutes Schauspiel, wobei insbesondere Hauptdarstellerin Joey Leong in der Rolle der Lucy eine glänzende Performance an den Tag legt. Absoluter Höhepunkt dieses Filmes ist jedoch der zum Ende hin eingestreute Plot Twist, denn mit diesem stellt Herman Yau die Geschehnisse noch einmal vollkommen auf den Kopf und lässt den Zuschauer die Geschichte noch einmal aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachten. Ich weiß ja nicht wie es anderen geht, aber bei mir selbst kamen hier doch Erinnerungen an Filme wie beispielsweise "Butterfly Effect" oder sogar "Silent Hill" auf, wobei gerade letztgenannter Titel durch die Schluss-Szene im Kopf herum spukt.

Wie immer ist es Geschmackssache, aber mich konnte "The Second Coming" völlig überzeugen und ich kann nur eine dicke Empfehlung für diesen gelungenen Film aussprechen. Die hier gefundene Mixtur aus Geisterfilm, Horror und Drama ist einfach toll und garantiert eigentlich für durchgehend faszinierende und spannende Unterhaltung. Einige etwas härtere Szenen würzen das Ganze zusätzlich, so das sich am Ende ein gelungenes Gesamtpaket präsentiert, von dem sich jeder sein eigenes Bild machen sollte.


Fazit:


Endlich ist mal wieder ein asiatischer Gruselfilm erschienen bei dem man wieder dieses Feeling verspüren kann, das Werke wie "Ring - Das Original" Ende der 90er Jahre vermittelt haben. Wie mehrere Kritiken schon andeuten wird nicht jeder das so sehen, doch in meinem Fall hat die Geschichte von der ersten Minute an gezündet und einen überdurchschnittlich guten Gesamteindruck hinterlassen.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 27. Jan 2015, 15:57
von horror1966
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Big Bad Wolf
(Huff)
mit Charlie O'Connell, Natasha Alam, Amber Marie Bollinger, Mayra Leal, Clint Howard, Jenna Stone, Elly Stefanko, Elina Madison, Randy Blekitas, Rance Howard, James MacPherson, Johnny D'Agostino, Holly Weber
Regie: Paul Morrell
Drehbuch: Cort Howell
Kamera: Royce Allen Dudley
Musik: Kenneth Eberhard
keine Jugendfreigabe
USA / 2013

Huff ist ein gläubiger Christ. So gläubig, dass er das gute Buch ganz besonders intensiv auslegt. Das ist weder für seine Frau, noch für seine drei Stieftöchter ein Zuckerschlecken, denn Frauen haben in Huffs Weltansicht nur einen Platz: den unter einem Mann. Aber Huff ist dieser Familie überdrüssig. Er will mit seiner Geliebten nach Mexiko abhauen. Das nötige Kleingeld soll ein Drogendeal bringen, der schrecklich misslingt. Huff jagt also seinen drei Stieftöchtern hinterher, die sein Geld haben …


Aufgrund des Filmtitels kann man bei der zweiten Regiearbeit eines gewissen Paul Morrell's sehr schnell in die Irre geführt werden, könnte man doch schnell zu der Annahme gelangen, das es sich bei "Big Bad Wolf" um einen Horrorfilm mit Werwolf-Thematik handelt. Mit dieser Annahme würde man jedoch völlig daneben liegen, so das der Originaltitel "Huff" viel passender erscheint, da es sich hierbei um den Namen der Hauptfigur handelt. So uninspiriert und ausdruckslos sich der Name des Filmes gestaltet, so undefinierbar präsentiert sich auch die Geschichte dieses als Horror-Thriller eingestuften Werkes, denn Morell konnte sich ganz offensichtlich nicht entscheiden, in welche Richtung genau seine Erzählung denn nun abzielen soll. Und so ergibt sich dann auch eine recht seltsame und gewöhnungsbedürftige Mixtur, in der man mit ein wenig religiöser Thematik, Ansätzen von Missbrauchs-Thematik an Kindern und ein wenig Horror-Ansatz konfrontiert wird, die letztendlich aber so unausgegoren erscheint, das man dem Gesamtwerk nur herzlich wenig abgewinnen kann. Eine geradlinigere Ausrichtung des Szenarios wäre an dieser Stelle sicherlich hilfreich gewesen, doch ganz augenscheinlich fehlt es Morrell an den nötigen Fähigkeiten, um einen wirklich stimmigen Genre-Film ins Bild zu setzen.

Das relativ geringe Budget von gerade einmal 500.000 $ darf ganz bestimmt nicht als Entschuldigung herhalten, denn etliche andere Regisseure haben schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt, das man mit noch weitaus weniger Geld dennoch unglaublich gute Geschichten in Szene setzen kann. Bei "Big Bad Wolf" fehlt es allerdings an allen Ecken und enden, wobei die größte Schwäche der Story ganz bestimmt in den schauspielerischen Leistungen der offensichtlich talentfreien Darstellern zu suchen ist. Auch wenn man bei einer Low Budget Produktion bestimmt kein oscarverdächtiges Schauspiel erwartet spotten die hier an den Tag gelegten Performances jeder Beschreibung. Das Schauspiel dabei als unbeholfen oder hölzern zu bezeichnen, könnte man fast schon als riesige Untertreibung ansehen, denn was sich hier dem Auge des Zuschauers präsentiert geht im Prinzip auf keine Kuhhaut mehr. Nicht weiter verwunderlich erscheint es daher, das auch die Handlungen und das Verhalten der Protagonisten sich nahtlos in die Peinlichkeiten einer Produktion einreihen, die man sich besser hätte verkneifen sollen. Die einzelnen Abläufe sind dann an mangelnder Glaubwürdigkeit auch nur schwerlich zu überbieten und in etlichen hanebüchenen Passagen kann man als Betrachter nur noch fassungslos die Hände über dem Kopf zusammen schlagen.

Unlogische Ereignisse und Handlungsweisen sind in Filmen ja nicht unbedingt eine Seltenheit und bis zu einer gewissen Grenze mag man diesen Aspekt auch durchaus zu tolerieren, doch was Morrell dem Zuschauer durch seine Protagonisten auftischt ist dermaßen an den Haaren herbei gezogen, das man das Gesehene eigentlich gar nicht glauben mag. Der dadurch entstehende trashige Beigeschmack gestaltet das Ganze dadurch aber keineswegs kurzweiliger und eine humorige Note will erst recht nicht in Erscheinung treten. Das gesamte Werk ist einfach nur unglaublich schlecht ins Bild gesetzt worden und es bleibt einem wirklich nichts anderes übrig, als sehnsüchtig den einsetzenden Abspann eines Filmes herbei zu sehnen, der nach endlos erscheinenden rund 90 Minuten auch endlich das Ende der vergeudeten Lebenszeit einläutet. Letztendlich ärgert man sich dann auch wirklich maßlos darüber, denn "Big Bad Wolf" entbehrt im Prinzip sämtlicher Zutaten, die man für ein zumindest kurzweiliges Filmerlebnis benötigt. So präsentiert sich die Erzählung ohne jeglich erkennbaren Spannungsaufbau, da sämtliche Geschehnisse absolut vorhersehbar sind. Atmosphärisch mutiert die Geschichte fast schon zu einem waschechten Rohrkrepierer und über die schauspielerischen Darbietungen habe ich ja schon alles gesagt.

Was bleibt ist die grottenschlechte Umsetzung einer Story, die sich zumindest aufgrund der Inhaltsangabe noch relativ interessant anhört und zumindest kurzweilige Unterhaltung suggeriert. Das Endergebnis gestaltet sich dann allerdings vollkommen anders und vor allem die auf dem Cover versprochenen Horrorelemente geben sich lediglich in soweit zu erkennen, das sich dieses Werk insgesamt gesehen als der pure Horror offenbart, was in diesem Fall aber ganz bestimmt nicht positiv gemeint ist, sondern ausschließlich die Qualität des Gesehenen wiedergeben soll.


Fazit:


Selbst wenn man mit äußerst niedrigen Erwartungen an diesen Film heran gehen sollte werden diese sicher noch stark unterboten. "Big Bad Wolf" offenbart sich als Paradebeispiel eines echten Rohrkrepierers, denn diese üble Produktion beinhaltet rein gar nichts, was irgendwie nachhaltig in Erinnerung bleiben könnte.


2/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 28. Jan 2015, 16:28
von horror1966
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Erlöse uns von dem Bösen
(Deliver Us from Evil)
mit Eric Bana, Édgar Ramírez, Olivia Munn, Chris Coy, Dorian Missick, Sean Harris, Joel McHale, Mike Houston, Lulu Wilson, Olivia Horton, Scott Johnsen, Daniel Sauli, Antoinette LaVecchia, Aidan Gemme, Jenna Gavigan
Regie: Scott Derrickson
Drehbuch: Scott Derrickson / Paul Harris Boardman
Kamera: Scott Kevan
Musik: Christopher Young
FSK 16
USA / 2014

Ralph Sarchie glaubt, als Cop in der Bronx schon alles gesehen zu haben. Doch drei besonders verstörende Fälle von Gewalt gehen auch dem Veteranen unter die Haut, der mit seinem Partner nach Gemeinsamkeiten im Tatvorgang sucht. Viel klarer als Sarchie sieht Jesuitenpriester Mendoza die schrecklichen Ereignisse, für die er einen Dämon verantwortlich macht. Sarchie aber jagt weiter nach einem Phantom und rationalen Erklärungen, bis ihn unerklärliche Visionen und schließlich sogar Hausbesuche aus der Hölle eines Besseren belehren.


Nachdem Scott Derrickson 2012 mit seinem Horrorthriller "Sinister" einen ziemlichen Erfolg landen konnte dem gerade einmal ein Budget von 3.000.000 $ zu Grunde lag, durfte er in seinem neuesten Werk "Erlöse uns von dem Bösen" immerhin gleich über die zehnfache Summe verfügen. Das Ergebnis ist ein weiterer sehenswerter Genrevertreter, der dieses Mal jedoch neben der eigentlichen Thematik des Okkulthorrors auch durchaus Elemente eines Copthrillers beinhaltet und so eine äußerst interessante Kombination darstellt. Im Vordergrund stehen jedoch ganz klar Dämonologie und die Besessenheits-Thematik und die Umsetzung dieser Elemente kann man auf jeden Falls als sehr gelungen bezeichnen. Zugegebenermaßen hat sich Derrickson in seiner Erzählung auch bei diversen anderen Genrefilmen bedient und so sind dann auch starke Anleihen zu Meisterwerken wie Friedkin's "Der Exorzist" oder auch david Fincher's "Sieben" zu erkennen. Dennoch behält "Erlöse uns von dem Bösen" seine Eigenständigkeit bei und dient keinesfalls als reiner Abklatsch der genannten Werke, denn die hier erzählte Story beinhaltet sehr wohl auch mehrere Passagen, die sie von bisher bekannten Abläufen abhebt. In erster Linie bezieht sich das auf mehrere humorige Momente die sich immer dann ergeben, wenn die Hauptfigur Ralph Sarchie mit seinem Partner unterwegs ist, um die immer öfter vorkommenden und teilweise sehr bizarren Verbrechen aufzuklären die innerhalb kürzester Zeit in New York begangen werden.

Während ihrer Ermittlungen tauschen die beiden Cops nämlich jede Menge witzige Dialoge aus die man auch ohne zu überlegen als Trashtalk bezeichnen könnte. Diese Momente passen allerdings äußerst gut in das ansonsten sehr düster gehaltene Szenario und lockern das Ganze ein wenig auf. Viel zu lachen gibt es ansonsten nämlich nicht, vielmehr ist es Scott Derrickson ganz hervorragend gelungen, seine Geschichte mit einer herausragenden Atmosphäre auszustatten, die dem Betrachter phasenweise eiskalte Schauer über den Rücken jagt. Unterstützt durch einsetzenden Dauerregen und dem Aspekt das sich Großteile der Abläufe in der Nacht abspielen, herrscht so fast durchgehend eine fast schon deprimierende Grundstimmung vor, die bei einem gleichzeitig ein starkes Gefühl der Beklemmung hervor ruft. Gleichzeitig gelingt es von der ersten Minute an einen konstant ansteigenden Spannungsbogen aufzubauen der lediglich im letzten Drittel der Geschichte ein wenig stagniert, was allerdings auch in der Tatsache begründet liegt, das dem Zuschauer die Hintergründe für die Besessenheit einiger Figuren nicht wirklich näher gebracht wird. An dieser Stelle offenbart das Geschehen dann auch seine einzige kleine Schwäche, denn die eher unbefriedigenden Erklärungsversuche gestalten sich lediglich sehr oberflächlich. Hier hätte man wirklich noch eine ganze Menge mehr heraus holen können, was das gewonnene Gesamtbild noch einmal zusätzlich aufgewertet hätte.

Doch auch so ist "Erlöse uns von dem Bösen" ein richtig guter Beitrag, der insbesondere auch durch das grandiose Zusammenspiel seiner beiden Hauptdarsteller Eric Bana und Édgar Ramírez zu überzeugen weiß. Das ungleiche Duo aus Cop und unkonventionellem Priester harmoniert ganz ausgezeichnet und beide Figuren werden durch eine tiefer gehende Beleuchtung auch dem Betrachter gut näher gebracht. Zwar nimmt Bana den Löwenanteil der Spielanteile in Anspruch, doch mit zunehmender Laufzeit wird auch die Figur des Priesters immer stärker gewichtet, was ganz besonders in der zweiten Filmhälfte immer stärker zum Ausdruck kommt. Große Härten sollte man während der Abläufe nicht erwarten, denn schon aufgrund der 16er Freigabe kann man sich denken, das die Story keinerlei explizite Gewaltdarstellungen beinhaltet. Diese hätten meiner Meinung nach aber auch überhaupt nicht in diesen äußerst stimmigen Film hinein gepasst, der sich doch in erster Linie auf die spannend inszenierten Ereignisse und seine grandiose Atmosphäre konzentriert, von der eine unglaublich starke Faszination ausgeht, der man sich beim besten Willen nicht verschließen kann.

Und so kommt man am Ende zu einem überdurchschnittlich guten Gesamteindruck, so das man Derrickson nun schon den zweiten Treffer nacheinander attestieren kann. Genre-Liebhaber dürften definitiv auf ihre Kosten kommen und werden mit einem routiniert inszenierten Mix aus Okkulthorror und Copthriller belohnt, der während seiner Laufzeit von gut 110 Minuten keinerlei nennenswerte Längen beinhaltet.


Fazit:


"Erlöse uns von dem Bösen" konnte mich wirklich positiv überraschen und auch wenn hier längst nicht alles perfekt erscheint, beinhaltet die Geschichte sämtliche Zutaten, um durchgehend gruselige Genrekost zu servieren. Die Anlehnungen an diverse andere Filme fallen keinesfalls negativ ins Gewicht, denn die Umsetzung der einzelnen Elemente ist stimmig und kann jederzeit als sehr gelungen bezeichnet werden.


7,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 29. Jan 2015, 19:27
von horror1966
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Borgman
(Borgman)
mit Jan Bijvoet, Hadewych Minis, Jeroen Perceval, Alex van Warmerdam, Tom Dewispelaere, Sara Hjort Ditlevsen, Elve Lijbaart, Dirkje van der Pijl, Pieter-Bas de Waard, Eva van de Wijdeven, Annet Malherbe, Gene Bervoets
Regie: Alex van Warmerdam
Drehbuch: Alex van Warmerdam
Kamera: Tom Erisman
Musik: Vincent van Warmerdam
FSK 16
Belgien / Dänemark / Niederlande / 2013

Auf der Flucht vor einer Gruppe brutaler Männer sucht der geheimnisvolle Landstreicher Borgman Unterschlupf bei der wohlhabenden Familie van Schendel. Vom Familienvater Richard zunächst verjagt, kehrt Borgman zurück und verzieht sich heimlich ins Gartenhaus des Anwesens. Richards Ehefrau Marina bietet dem Fremden unkompliziert Hilfe an und ein warmes Bad. Marina fühlt sich zunehmend von ihm angezogen und will nicht zulassen, dass er die Familie wieder verlässt. Kurz darauf verschwindet der Gärtner auf mysteriöse Weise, Borgman schleicht sich mit neuer Identität in die Mitte der Familie und nistet sich ein. Nun geraten auch die Kinder in seinen perfiden Bann, eine kaltblütige Manipulation beginnt.


Die Zerstörung der heilen Welt Fassade


Dieser Satz beschreibt wohl am besten, was der niederländische Regisseur Alex van Warmerdam dem Zuschauer mit seinem Film "Borgman" abliefert, wobei sich die Umsetzung des Ganzen sicherlich vollkommen anders gestaltet, als sich manch einer vorstellen mag. Die vorliegende Geschichte ist nämlich alles andere als der ansonsten handelsübliche Mainstream und auch die Abläufe gestalten sich keineswegs nach einem vorgefertigten Schema, sondern offenbaren in etlichen Passagen sogar viele surreal wirkende Elemente die das gesamte Szenario aber nur noch interessanter machen als es von Haus aus schon ist. Gleichzeitig wirft das Geschehen auch etliche Fragen auf, von denen am Ende längst nicht alle beantwortet werden, doch wenn man diesen Aspekt in unzähligen anderen filmischen Werken auch oft bemängelt, erscheint er in vorliegendem Fall doch gerade wie das Salz in der Suppe. Und so kann man sich dann auch von der ersten Minute an auf ein extrem außergewöhnliches Filmerlebnis einstellen das man in dieser Form nun wirklich nicht alle Tage präsentiert bekommt, wobei der Begriff außergewöhnlich an dieser Stelle noch einmal eine ganz andere Dimension annimmt. Das beginnt schon mit der Einführung als drei bewaffnete Männer (darunter auch ein Priester) sich in den Wald begeben, um dort die unterirdische Behausung der Hauptfigur zu zerstören und Jagd auf den Obdachlosen zu machen. Eine Erklärung dafür wird bis zum Ende nicht geliefert, allerdings ist die Zerstörung der Behausung nahezu symbolisch für die Ereignisse die sich danach abspielen. Das merkt man insbesondere in einer der letzten Einstellungen der Geschichte, als einem noch einmal ein letzter Blick auf das einst wunderschöne Anwesen gegönnt wird, auf dem sich im Prinzip die gesamte Erzählung abspielt.

Dort wird dem Betrachter nämlich sinnbildlich die Zerstörung einer vormals heilen Welt vor Augen geführt und im Prinzip ist "Borgman" auch nichts anderes, als eine bitter-böse Karikatur einer scheinbaren Bilderbuch-Familie, die ein augenscheinlich tolles Leben in Reichtum und Wohlstand führt und dabei in einem luxuriösen Anwesen zu Hause ist. Das der Schein jedoch sehr trügerisch ist wird schon nach einer relativ kurzen Zeitspanne klar, wobei das Auftauchen des Obdachlosen "Borgman" der Auslöser für eine Aneinanderreihung teils äußerst skurriler Ereignisse ist, die man eigentlich kaum in Worte fassen kann. Selten hat man eine dermaßen faszinierende und charismatische Hauptfigur zu sehen bekommen und Darsteller Jan Bijvoet verleiht dem von ihm dargestellten Charakter eine undurchsichtige Präsenz die sehr schwer zu durchschauen ist. "Borgman" ist vielschichtig, teilweise böse, kaum zu durchschauen, manipulativ, aber bei all diesen Eigenschaften auch auf eine kaum zu erklärende Art extrem sympathisch. Seine dabei schon fast stoische Mimik vermittelt dem Betrachter dabei oft genug den Eindruck, als wenn der gute Mann eher anteillos die Folgen beobachtet die durch sein Handeln ausgelöst werden. So schwer einzuschätzen wie er selbst sind auch die ominösen Helfer Borgmann's, die im Laufe der Zeit wie aus dem Nichts auf der Bildfläche auftreten. Alex van Warmerdam hat sich wirklich alle Mühe gegeben einen Teil der Protagonisten eher schwammig zu skizzieren und so einen großen Teil der Abläufe der Interpretation des Zuschauers zu überlassen. Dieser Punkt wird vielleicht nicht jedem gefallen, doch meiner persönlichen Meinung nach erscheint das Gesamtbild gerade dadurch nahezu genial und offeriert einen derart brillanten Filmgenuss, wie man ihn eher selten geboten bekommt. Dennoch wird diese Geschichte ganz sicher polarisieren, denn nicht ein jeder wird etwas mit der außergewöhnlichen Erzählstruktur anfangen können mit der van Warmedam hier die Meinungen spalten wird. Übrigens ist der gute Mann bei diesem Film nicht nur als Regisseur tätig, denn gleichzeitig zeichnet er auch noch für das Drehbuch verantwortlich und ist so ganz nebenbei auch noch als einer der Darsteller mit von der Partie.

So vielseitig wie der Macher eröffnet sich dann auch das Szenario, das man ganz unmöglich in eine bestimmte Schublade stecken kann, denn "Borgman" ist unmöglich einem bestimmten Genre zuzuordnen. Vielmehr vermischen sich die Elemente eines klassischen Dramas mit den Ansätzen eines Thrillers und als wenn das noch nicht genug wäre, wurden auch noch unzählige Elemente einer rabenschwarzen Komödie beigemengt. In der Summe ist dabei ein Gesamtwerk entstanden das man selbst gesehen haben muss, um die vorhandene Genialität des Ganzen auch erkennen zu können. So undurchsichtig, phasenweise auch sinnlos und surreal sich die Ereignisse für manch einen darstellen mögen, so herausragend kristallisiert sich doch letztendlich die eigentliche Prämisse eines Filmes heraus, der im Prinzip lediglich auf eine krasse Art und Weise mit der Fassade einer Gesellschaft abrechnet, die sich auch in der Realität nur allzu gern gewisse Dinge vorgaukelt. Gleichzeitig wird manch einem vielleicht auch der Spiegel vor das eigene Gesicht gehalten, denn manche Passagen wird man sicherlich auch auf sein eigenes Leben projizieren können. Durch den Einfluss unzähliger sarkastischer Spitzen und jeder Menge Zynismus bekommt das hier dargestellte Inszenierung aber auch eine herrlich überspitzte Note, denn um die scheinbar heile Welt der Familie Schendel aus den Fugen zu kippen, müssen Borgman und seine Gehilfen auch so manches Leben auslöschen, um sich der Leichen danach auf eine höchst kreative Art und Weise zu entledigen. Das manipulative Element spielt in diesem Film auch eine extrem wichtige Rolle, wobei es von den ausführenden Personen clever eingeführt wird, das die Betroffenen überhaupt nicht merken was mit ihnen passiert.

Der Ausbruch unterdrückter Emotionen ist die Folge und es gibt so einige Momente, in denen Verzweiflung, Unzufriedenheit und pure Wut zu einer gewaltigen Entladung gelangen. Doch selbst in diesen Momenten verzichtet man auf keinen Fall auf eine schwarzhumorige Note, wobei man als Zuschauer manchmal schon fast den Tränen nahe ist. Trotzdem verliert man zu keiner Zeit die manchmal schon traurige Ernsthaftigkeit der Story aus den Augen, die ganz besonders zum Ende hin noch einmal auf den Plan tritt. Es handelt sich ganz einfach um eine absolut fantastische Kombination mehrerer Genres, die "Borgman" nicht nur zu einem absolut außergewöhnlichen Film macht sondern zu einem wahrlich berauschenden Erlebnis. Diese Meinung wird nicht jeder teilen und der typische Mainstreamer sollte besser gleich die Finger von diesem Werk lassen. Allen anderen sei der Film jedoch wärmstens empfohlen und wer ihn dennoch verpasst wird eben nie erfahren, welch einzigartiges Filmvergnügen ihm durch die Lappen gegangen ist.


Fazit:


Ich kann mich im Moment nicht daran erinnern, das mich in den letzten Jahren ein anderer Film dermaßen mitgerissen hat wie "Borgman", denn diese Produktion sollte man ohne wenn und aber mit dem Prädikat: Besonders wertvoll auszeichnen. Ein charismatischer und faszinierender Haupt-Charakter, eine teilweise surreale Geschichte, jede Menge Humor und unverhohlener Zynismus zeichnen diese Geschichte aus, die dem Zuschauer zudem äußerst nachhaltig im Gedächtnis haften bleiben wird. Hauptdarsteller Jan Bijvoet steht hier geradezu als Synonym für das subversive Element, das auch die stabilste Fassade zum Einsturz bringt.


10/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 30. Jan 2015, 16:04
von horror1966
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Honeymoon
(Honeymoon)
mit Rose Leslie, Harry Treadaway, Ben Huber, Hanna Brown
Regie: Leigh Janiak
Drehbuch: Leigh Janiak / Phil Graziadei
Kamera: Kyle Klutz
Musik: Heather McIntosh
FSK 16
USA / 2014

Bea und Paul sind frisch verheiratet und gedenken ihre Flitterwochen in der Berghütte von Beas Familie irgendwo hinter den sieben Bergen zu verbringen. Vor Ort lässt sich erst mal alles vielversprechend an. Doch dann zeigt Bea plötzlich merkwürdige Verhaltensauffälligkeiten, kann sich scheinbar nichts mehr merken, vergisst Selbstverständliches. Auch stellt Paul fest, dass Bea nachts schlafwandelt. Könnten die Veränderungen etwas zu tun haben mit Beas altem besten Freund, den sie unlängst traf? Oder haben höhere Mächte ihre Klauen im Spiel?


Wieder einmal bringt das Label Mad Dimension einen Titel heraus der ganz sicher nicht jedem gefallen wird, denn die vorliegende Geschichte ist hauptsächlich für die Freunde der ruhigeren Töne gedacht und wird keinesfalls die Erwartungen an einen harten Horrorfilm erfüllen. Doch gerade aufgrund dieser Tatsache ist "Honeymoon" in meinen Augen fast schon ein kleines Juwel, denn das Erstlingswerk von Leigh Janiak konfrontiert den Zuschauer mit einem äußerst beklemmenden Kammerspiel, das trotz der eher ruhigen Erzählweise ein Höchstmaß an Intensität freisetzt. Gerade einmal mit vier Darstellern besetzt von denen zwei auch noch eine untergeordnete Nebenrolle zukommt bezieht die Geschichte ihre Kraft aus den erstklassigen Leistungen seiner beiden Haupt-Charaktere. Rose Leslie und Harry Treadaway verleihen den von ihnen dargestellten Figuren Bea und Paul sehr viel Glaubwürdigkeit und brillieren in diesem perfiden Psycho-Spielchen das sich mit der Zeit immer mehr verdichtet, ohne dabei die Lösung des Ganzen vorweg zu nehmen.

Das Geschehen beginnt aber zunächst eher heiter und vermittelt einem das typische Glücksgefühl eines frisch vermählten Pärchens das seine Flitterwochen in einer abgelegenen Hütte an einem See verbringen will. Erst nach gut 30 Minuten kommt dann immer mehr der subtil aufsteigende Horror ins Spiel, denn nachdem Paul seine Frau in der Nacht beim Schlafwandeln verstört im Wald aufgefunden hat geht eine merkwürdige Veränderung in Bea vor. Seine Spannung beziehen die Ereignisse dann hauptsächlich aus der Tatsache, das Janiak zu keiner Zeit das große Ganze erkennen lässt und selbst am Ende des Filmes bleibt Vieles der Interpretation des Betrachters überlassen. Zugegebenermaßen werden immer wieder kleinere Indizien eingestreut die in eine bestimmte Richtung weisen, doch den bildlichen Beweis für die dadurch entstehenden Vermutungen bekommt man im Prinzip nie geliefert.

Manch einem mag das nun viel eher etwas störend erscheinen, doch ehrlich gesagt ist es ein ziemlich gelungener Schachzug in vorliegendem Fall nicht jedes Detail zu erklären. So ist dann auch die eigene Fantasie gefragt und das verleiht dem Gesehenen meiner persönlichen Meinung nach noch einmal eine ganz besondere Würze. Dennoch wird wohl insbesondere dieser Punkt die Meinungen extrem spalten, gibt es doch genügend Leute die lieber eine deutliche Erklärung für die Vorkommnisse vorziehen würden, als durch die schwammigen Andeutungen ein wenig darüber im Unklaren gelassen zu werden, wie sich die Abläufe denn nun wirklich zueinander verhalten. Wenn man jedoch nicht vollkommen auf den Kopf gefallen ist müsste man durchaus die Lösung erkennen die hinter der Veränderung von Bea steckt, denn letztendlich verhält es sich keinesfalls so, als wenn Leigh Janiak keine deutlichen Hinweise hinterlassen würde. Wie dem aber auch sei, die große Stärke von "Honeymoon" ist definitiv das glänzende Zusammenspiel seiner beiden Hauptfiguren, die durch äußerst gelungene Mimik und Gestik zu überzeugen wissen und den Film so fast im Alleingang tragen.

Weiterhin kann das Szenario aber auch durch seine immer dichter und bedrohlicher werdende Grundstimmung punkten, die vor allem nach der eher heiteren Einführung verstärkt in den Vordergrund rückt. Härtere Passagen sollte man hier auf keinen Fall erwarten, dafür gibt es jedoch einige Momente, die über einen gewissen Ekelfaktor verfügen und einem etwas auf den Magen schlagen können. Letztendlich sollte man bei "Honeymoon" zu einem überdurchschnittlich guten Eindruck gelangen, denn für ein Regiedebüt ist dieser Film wirklich erstklassig gelungen. Das wird selbstverständlich nicht jeder so sehen, doch für mich handelt es sich auf jeden Fall um eine kleine, aber sehr feine Genre-Perle die man gesehen haben sollte.


Fazit:


Die Fans explizit dargestellter Härte werden hier nicht bedient, dafür sollten die Freunde intensiver Kammerspiele durchgehend auf ihre Kosten kommen. Eine faire Chance sollte man diesem Werk auf jeden Fall geben, das mich in allen Belangen sehr positiv überrascht hat.


8/10