Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Verfasst: Mi 29. Dez 2010, 15:23
Henry VIII
(Henry VIII)
mit Ray Winstone, Joss Ackland, Sid Mitchell, Charles Dance, Mark Strong, Assumpta Serna, Thomas Lockyer, William Houston, Danny Webb, Guy Flanagan, David Suchet, Scott Handy, Helena Bonham-Carter, Benjamin Whitrow, Stephen Noonan
Regie: Pete Travis
Drehbuch: Peter Morgan
Kamera: Peter Middleton
Musik: Robert Lane
FSK 12
Großbritannien / 2003
"Geschieden, geköpft, gestorben, geschieden, geköpft, überlebt" ist der Abzählreim, den englische Kinder noch heute zu den sechs Ehefrauen von Henry VIII. kennen. Er ist die Verkörperung des Renaissance-Herrschers. Hochgebildet sprach er mehrere Sprachen, komponierte und korrespondierte mit den geistigen Größen seiner Zeit. Aber er war auch ein hemmungsloser Genussmensch, bekannt für tagelange Gelage, zügellose Gier und natürlich für seine sechs Ehefrauen, von denen er zwei wegen Untreue hinrichten ließ. Am Ende seines Lebens war er so fettleibig, dass sein Bett mit Holzbalken verstärkt werden musste. Der ehemals höchst attraktive Herrscher starb als verbitterter Mann. Sein wildes Leben ist bis heute eine faszinierende Geschichte.
Diese britische Mini-Serie bietet dem Zuschauer erstklassige Historien-Unterhaltung und einen tiefgehenden Einblick in die Regentschaft von Henry VIII, den wohl berühmt-berüchtigsten König, den England je gehabt hat. Die Geschichte seiner Regentschaft wurde hier wirklich ganz ausgezeichnet und vor allem äusserst glaubwürdig in Szene gesetzt, so das der Zuschauer einen wirklich authentischen Eindruck der damaligen Zeit erhält. Dabei ist es in erster Linie die sehr gelungene Mischung aus Intrigen, Verrat und unglücklicher Liebschaften, die diesem Werk sehr viel Stärke und Ausdruck verleiht. Trotz einer Laufzeit von gut 190 Minuten entstehen keinerlei langatmige Passagen, dafür wurde das Geschehen viel zu interessant umgesetzt. Dabei sollte man auch nicht vergessen, das vorliegende DVD sogar noch um gut eine Stunde gekürzt wurde, da die Original-Serie eine Laufzeit von 250 Minuten hat. Doch trotz dieser Kürzungen hat man zu keiner Zeit das Gefühl, das der Geschichte irgendetwas fehlen würde, die Geschichtsabläufe greifen flüssig ineinander über und sorgen so für ein erstklassiges Filmvergnügen, an dem es nichts auszusetzen gibt.
Es passt einfach alles perfekt zusammen, das fängt schon mit den erstklassig ausgewählten Schauplätzen an, die einem wirklich das Gefühl vermitteln, das man sich in der Zeit des 16. Jahrhunderts befindet und endet mit der hervorragenden Darsteller-Riege, die hier eine Kostprobe ihres Könnens abgibt. Bis in die kleinsten Nebenrollen sind absolute Könner ihres Faches am Werk, die allesamt durch authentisches und sehr ausdrucksstarkes Schauspiel jederzeit zu überzeugen wissen. Und dennoch muss man einen Darsteller ganz besonders hervorheben, denn Ray Winstone in der Rolle von Henry VIII ist ganz einfach nur brillant. Man merkt ihm in jeder Phase des Filmes seine Freude am Spiel an und er verleiht dem Charakter des berüchtigten Königs eine enorme Glaubwürdigkeit. Dabei kommen vor allem die ständigen Gefühlsschwankungen besonders gut zum Ausdruck, denn einerseits sieht man einen emotionsgeladenen Mann, der anscheinend auch zu zärtlichen Gefühlen in der Lage ist, andererseits ist da der impulsive und teils extrem harte Mensch, von dem streckenweise eine seltsame Eiseskälte ausgeht, die durchaus darauf hindeutet, das in irgendeiner Form eine gespaltene Persönlichkeit vorliegen könnte.
Seine ständigen Ausbrüche kommen vor allem immer dann wieder durch, wenn die Frage des männlichen Thronfolgers behandelt wird und das ist ziemlich oft der Fall, nimmt diese Thematik doch einen Großteil des Geschehens in Anspruch und kann durchaus als Kernthematik des Ganzen angesehen werden. Damit verbunden ist schon fast zwangsläufig auch die Beseitigung diverser Ehefrauen, die Henry VIII zu einer eigentlich traurigen Berühmtheit verholfen hat. Mit allen Mitteln wird dabei versucht, die Gesetze der römischen Kirche zu umgehen, was innerhalb Englands zu extremen Spannungen führt, die fast in einem Bürgerkrieg enden. Falsche und intrigante Berater versuchen immer wieder, den König zu manipulieren und ihn zu bestimmten Entscheidungen zu drängen, die keinesfalls zum Wohle Englands dienen. Dies ist dann auch der zweite große Erzählstrang der vorliegenden geschichte, denn von Anfang bis Ende wird man hier mit Intrigen und Verrat konfrontiert. Wenn man die Sache nüchtern betrachtet muss man feststellen, das der König im Prinzip ein äusserst einsamer Mensch war, der eigentlich niemandem vertrauen konnte, denn hinter jeder Ecke lauerten falsche Berater die nichts anderes als ihren eigenen Vortei im Sinn hatten und ihren Monarchen so zu maipulieren, das sie selbst Vorteile daraus ziehen konnten.
Das Schöne an dieser Verfilmung ist der Aspekt, das die einzelnen Erzählstränge äusserst flüssig miteinander verbunden sind und es keinerlei Phasen gibt, in denen die Ereignisse in irgeneiner Form abgehackt oder zusammengestückelt erscheinen würden, der Erzählfluss der Story gerät zu keiner Zeit auch nur annähernd ins stocken. Regisseur Pete Travis ist es wirklich erstklassig gelungen, ein oppulentes Historien-Drama zu kreieren, das in erster Linie durch seine authentische Wirkung ganzzeitig überzeugen kann, was beileibe nicht jede Historien-Verfilmung von sich behaupten kann. Die geschätzten 6.000.000 englischen Pfund, die diese Serie gekostet hat, sind absolut gut angelegt und keinesfalls zum Fenster rausgeworfen worden. Eine äusserst spannend und interessant verfilmte Geschichte, die zudem mit hervorragenden Darstellern besetzt wurde und mehrere Erzählstränge perfekt miteinander verbindet, bietet dem betrachter über 3 Stunden lebendigen Geschichtsunterricht, den man sich nur zu gern anschaut.
Fazit:
"Henry VIII" ist eine in allen Belangen vollkommen überzeugende Mini-Serie, die lebendigen Geschichtsunterricht bietet und dabei ein ungeheuer authentisch erscheinendes Filmerlebnis bietet, dem man jederzeit Glauben schenken kann. Zu keiner Zeit stellt man irgendwelche Ereignisse in Frage, was ganz eindeutig für die glaubhafte Wirkung dieses Werkes spricht, das sich kein Liebhaber historischer Dramen entgehen lassen sollte, denn allein schon die darstellerische Glanzleistung eines Ray Winstone in der Rolle von Henry VIII ist es wert, sich diese tolle Mini-Serie zuzulegen.
Die DVD:
Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Englisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 191 Minuten
Extras: Trailershow