Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Verfasst: So 10. Dez 2017, 20:37
Tatort: Schimanskis Waffe
Der 25. Fall des klassischen Ruhrpott-„Tatort“-Ermittler-Duos Schimanski und Thanner entstand 1990 unter der Regie Hans Noevers, der damit zum zweiten Mal einen Beitrag zur TV-Krimiserie beisteuerte. Nicht kleckern, sondern klotzen, hieß hier anscheinend die Devise der Drehbuchautoren und so muss Schimanski nach einem idyllischen Auftakt im italienischen Restaurant seines Kumpels Giovanni nach einem Überfall durch die Schutzgeldmafia seine Freundin Renate im Eifer des Gefechts versehentlich erschießen, als sie in den Kugelhagel gerät – zuvor hatten beide noch ihr Wiedersehen gefeiert. Es stellt sich heraus, dass die beiden Mafiosi hinter einem Koffer voller Schutzgeld her sind, den Giovanni vor ihnen versteckt. Viel Zeit für Trauer bleibt Schimanski nicht, doch schwört er dem Waffengebrauch ab und ermittelt fortan ohne Schusswaffe – und ohne Thanner, der nach einer Verfolgungsjagd schwerverletzt im Krankenhaus liegt. Mehrfach gerät Schimanski in Lebensgefahr in dieser Pott-Milieu-Mär, in der klischeehaft überzeichnete Italiener weitere Morde zu verantworten haben werden, welche wiederum Giovanni nur langsam zum Umdenken bewegen. Dieser möchte die „Angelegenheit“ lieber „familienintern“ regeln und ist Schimanski keine große Hilfe. Der Einblicke in eine italo-mafiöse Parallelgesellschaft bieten und Schimanski an den Rand seiner Belastungsfähigkeit bringen wollende Fall suggeriert, Waffengewalt infrage stellen zu wollen, um im Finale damit zu brechen. Für Schimanski scheint die Trauer mit Abgabe seiner Waffe bereits abgeschlossen; die fast schon karikierende Darstellung der Mafiakiller steht im Kontrast zur Schwere und Tragweite ihrer Taten, was deren Wirkung auf den Zuschauer doch arg beeinträchtigt und einige gelungene Action-, Stunt- und Spannungsszenen treffen auf viel dramaturgischen Leerlauf und klinisch kalte, dröge Atmosphäre, die die Regie nicht mit Gefühl oder interessanten Entwicklungen zu füllen verstand. Fast am stärksten – weil die einzigen Szenen betreffend, in denen Traurigkeit und Melancholie Einzug finden – ist der wiederkehrende Einsatz des hörenswerten Italo-Pop-Songs „Stai“ der Interpretin Etta Scollo. Kurios: Klaus J. Behrendt, 1992 Nachfolger Schimanskis als Kriminalhauptkommissar, mimt hier einen geistig Zurückgebliebenen, der im Finale Schimanski helfend zur Seite steht.
Der 25. Fall des klassischen Ruhrpott-„Tatort“-Ermittler-Duos Schimanski und Thanner entstand 1990 unter der Regie Hans Noevers, der damit zum zweiten Mal einen Beitrag zur TV-Krimiserie beisteuerte. Nicht kleckern, sondern klotzen, hieß hier anscheinend die Devise der Drehbuchautoren und so muss Schimanski nach einem idyllischen Auftakt im italienischen Restaurant seines Kumpels Giovanni nach einem Überfall durch die Schutzgeldmafia seine Freundin Renate im Eifer des Gefechts versehentlich erschießen, als sie in den Kugelhagel gerät – zuvor hatten beide noch ihr Wiedersehen gefeiert. Es stellt sich heraus, dass die beiden Mafiosi hinter einem Koffer voller Schutzgeld her sind, den Giovanni vor ihnen versteckt. Viel Zeit für Trauer bleibt Schimanski nicht, doch schwört er dem Waffengebrauch ab und ermittelt fortan ohne Schusswaffe – und ohne Thanner, der nach einer Verfolgungsjagd schwerverletzt im Krankenhaus liegt. Mehrfach gerät Schimanski in Lebensgefahr in dieser Pott-Milieu-Mär, in der klischeehaft überzeichnete Italiener weitere Morde zu verantworten haben werden, welche wiederum Giovanni nur langsam zum Umdenken bewegen. Dieser möchte die „Angelegenheit“ lieber „familienintern“ regeln und ist Schimanski keine große Hilfe. Der Einblicke in eine italo-mafiöse Parallelgesellschaft bieten und Schimanski an den Rand seiner Belastungsfähigkeit bringen wollende Fall suggeriert, Waffengewalt infrage stellen zu wollen, um im Finale damit zu brechen. Für Schimanski scheint die Trauer mit Abgabe seiner Waffe bereits abgeschlossen; die fast schon karikierende Darstellung der Mafiakiller steht im Kontrast zur Schwere und Tragweite ihrer Taten, was deren Wirkung auf den Zuschauer doch arg beeinträchtigt und einige gelungene Action-, Stunt- und Spannungsszenen treffen auf viel dramaturgischen Leerlauf und klinisch kalte, dröge Atmosphäre, die die Regie nicht mit Gefühl oder interessanten Entwicklungen zu füllen verstand. Fast am stärksten – weil die einzigen Szenen betreffend, in denen Traurigkeit und Melancholie Einzug finden – ist der wiederkehrende Einsatz des hörenswerten Italo-Pop-Songs „Stai“ der Interpretin Etta Scollo. Kurios: Klaus J. Behrendt, 1992 Nachfolger Schimanskis als Kriminalhauptkommissar, mimt hier einen geistig Zurückgebliebenen, der im Finale Schimanski helfend zur Seite steht.