horror's Reise durch die große Welt der Filme
Moderator: jogiwan
- horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Retribution - Die Rückkehr des Unbegreiflichen
(Retribution)
mit Dennis Lipscomb, Leslie Wing, Suzanne Snyder, Jeff Pomerantz, George Murdock, Pamela Dunlap, Susan Peretz, Clare Peck, Chris Caputo, Hoyt Axton, Ralph Manza, Mario Roccuzzo, Harry Caesar, Jeffrey Josephson
Regie: Guy Magar
Drehbuch: Guy Magar / Lee Wasserman
Kamera: Gary Thieltges
Musik: Alan Howarth
ungeprüft
USA / 1987
George Miller ist ein junger und erfolgloser Künstler, der in Los Angeles seinem Leben ein Ende machen möchte. Er steigt auf das Dach des alten Hotels, in dem er lebt und springt in die Tiefe. Er fällt und fällt und wird in einen Todestunnel gerissen. Eine Teufelsfratze stellt sich ihm in den Weg und schickt ihn zurück in die Welt, die er verlassen wollte. George überlebt. Trotz erfolgreicher Rehabilitation und Betreuung seiner Psychologin Jennifer verfolgen ihn wahnsinnige Alpträume. Seine Bilder und Statuen nehmen ein beängstigendes Eigenleben an. Und plötzlich beginnt eine mysteriöse und brutale Mordserie die Stadt zu erschüttern. Was hat George damit zu tun - und was zieht ihn immer wieder zu einem bestimmten Friedhof?
Guy Magar ist eigentlich viel eher als Regisseur für diverse Serien bekannt, doch 1987 kam mit "Retribution - Die Rückkehr des Unbegreiflichen" eine von vielen Leuten oft unterschätzte Genre Perle auf den Markt, die äußerst gekonnt den Horrorfilm mit etlichen Mystery Elementen vermischt hat. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen und lässt auch deutliche Ähnlichkeiten zu einem Film wie "Dead Zone" aufkommen, obgleich die hier erzählte Geschichte letztendlich doch eine andere Richtung einschlägt. Das die Ereignisse eigentlich zu jeder Zeit verhältnismäßig vorhersehbar erscheinen fällt zu keiner Zeit negativ ins Gewicht, denn trotz diesem Aspekt baut sich relativ schnell ein konstant ansteigender Spannungsbogen auf. Die größte Stärke des Filmes ist jedoch die von Magar erstklassig eingefangene und extrem düstere Atmosphäre, die ganz besonders immer dann in Erscheinung tritt, wenn Hauptfigur George zur Tat schreitet und einige Leute um ihr Leben erleichtert. Ob es sich dabei lediglich um die in der Inhaltsangabe angedeuteten Albträume oder um die brutale Realität handelt dürfte sehr schnell klar sein, denn man braucht wirklich nicht zwingend einen Hochschulabschluss um die Richtung zu erahnen, in die das gesamte Szenario immer mehr tendiert. Das ist jedoch auch nicht weiter schlimm, denn trotz durchschaubarer Abläufe strahlt das Szenario eine unglaublich starke Faszination auf einen aus, der man sich auch beim besten Willen nicht entziehen kann.
Obwohl man die Zusammenhänge recht frühzeitig erkennt schafft Magar es fast spielend, einen durchgehend bei Laune zu halten. Da stört es auch keineswegs, das eine angedeutete Romanze zwischen George und einer Prostituierten in einigen Passagen in den Vordergrund rückt, denn dieser Nebenerzählstrang nimmt zu keiner Zeit Überhand. Zu sehr ist man auf die eigentliche Thematik fokussiert und folgt mit wachsender Begeisterung den immer mysteriöser erscheinenden Elementen, die mit zunehmender Laufzeit immer häufiger in den Vordergrund rücken. Unterstützt wird das Ganze dann auch noch von mehreren für die damalige Zeit absolut sehenswerten Effekten, wobei der Regisseur auch einen ordentlichen Härtegrad in das Szenario eingefügt hat der den Zuschauer zu begeistern weiß. Phasenweise geht es dann auch richtig schön derbe und blutig zur Sache, wobei allerdings zu keiner Zeit der Eindruck entsteht, das sich "Retribution" ausschließlich über seine visuellen Gewaltakte definieren will.
Guy Magar hat an dieser Stelle genau das richtige Maß gefunden, um einerseits mit Härte zu punkten, aber auf der anderen Seite seinem Film zu keiner Zeit den Anstrich einer sinnlosen Schlachteplatte zu verleihen. So entsteht dann auch ein überdurchschnittlich guter Gesamteindruck und ganz ehrlich gesagt kann man dieses unterschätzte Werk auch durchaus als kleines Juwel bezeichnen, das stellenweise äußerst intensiv und brachial daher kommt, dabei aber niemals die Mystery Komponente aus den Augen verliert. Auch in darstellerischer Hinsicht gibt es nichts zu bemängeln, zwar bekommt man sicherlich kein oscarreifes Schauspiel geboten, doch sämtliche Protagonisten liefern einen guten Job ab. Besonders gut hat mir persönlich Dennis Lipscomb in der Rolle von George gefallen, der gute Mann liefert hier wirklich eine äußerst gelungene Performance ab. Aber auch die restlichen Akteure müssen sich keinesfalls verstecken, wobei allerdings keiner durch die Omnipräsenz der Hauptfigur über den Stellenwert einer Nebenrolle hinaus kommt.
Auch das bittere und sehr tragische Ende ist ein sehr gelungener Schlusspunkt, denn auch wenn man im ersten Moment einen kleinen Tiefschlag erhält, wäre ein anderer Showdown dem insgesamt sehr guten Gesamteindruck eher abträglich gewesen. So aber erscheint das Finale mehr als stimmig und rundet ein ein tolles Filmerlebnis nahezu perfekt ab. Obwohl der Film vor mehreren Jahren schon einmal veröffentlicht wurde ist die neue VÖ von OFDB Filmworks total lohnenswert, hat man dem Werk doch ein wundervolles Digipack spendiert, das mit einer Blu-ray und zwei DVD's ausgestattet ist und auch ein informatives Booklet enthält. Der Film ist sowohl in der ungeschnittenen Kinofassung wie auch der Unrated Version enthalten, zudem sind auch einige nette Extras mit an Bord so das eine Anschaffung jederzeit lohnenswert erscheint.
Fazit:
Mir persönlich hat "Retribution - Die Rückkehr des Unbegreiflichen" sehr gut gefallen und es erscheint mir schon etwas verwunderlich, das diesem Werk bisher ganz offensichtlich nicht sehr viel Aufmerksamkeit zu teil wurde. Dabei handelt es sich durchaus um eine äußerst interessante Geschichte, in der neben den vielen Mystery Elementen auch ein ordentlicher Härtegrad für genügend optische Reize sorgt.
8/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller
(Found)
mit Gavin Brown, Ethan Philbeck, Phyllis Munro, Louie Lawless, Alex Kogin, Andy Alphonse, Shane Beasley, Angela Denton, Kitsie Duncan, Kate Braun, Edward Jackson, Adrian Cox-Thurmond, Brigid Macaulay, Dane Irwin
Regie: Scott Schirmer
Drehbuch: Scott Schirmer / Todd Rigney
Kamera: Leya Taylor
Musik: keine Informationen
keine Jugendfreigabe (cut)
USA / 2012
Der zwölfjährige Marty (Gavin Brown) führt ein tristes Leben als einsamer Außenseiter. Er hat nur einen einzigen Freund, wird von seinen Eltern vernachlässigt und sein älterer Bruder Steve (Ethan Philbeck) lässt sich viel zu selten blicken. Zurückgezogen malt er in seinem Zimmer Superhelden-Comics und schaut Horrorfilme. Eines Tages entdeckt er schockiert, dass Steve ein blutiges Geheimnis vor ihm verbirgt. Ein abgetrennter Kopf im Wandschrank seines Bruders ist der traumatische Beweis für dessen abgründiges Doppelleben. Doch schon bald erfährt Steve von Martys Entdeckung - mit grausamen Konsequenzen für den kleinen Bruder und die gesamte Familie.
Im Normalfall kann man sich Rezensionen zu geschnittenen Filmen durchaus verkneifen, aber im Fall von "Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller kann man ohne Weiteres eine Ausnahme machen. Die fehlenden knapp vier Minuten sind nämlich für den Film an sich eher unerheblich und dienen lediglich dazu, um einmal mehr ein teures Mediabook über unsere österreichischen Nachbarn an den Mann zu bringen. Da es jedoch in meinen Augen einzig und allein um die hier erzählte Geschichte geht reicht die deutsche Veröffentlichung vollkommen aus, denn der Erstling von Scott Schirmer kann auch in der vorliegenden Form seine volle Wucht entfalten, da die Story doch in der Hauptsache auf der psychischen Ebene ein Höchstmaß an Intensität erzeugt, die dem Zuschauer spürbar zu schaffen macht. Ganz generell tendiert diese Independent Produktion vielmehr in die Richtung eines waschechten Dramas mit diversen Anleihen an den Horrorfilm, als das man sich auf eine blutige Schlachteplatte einstellen sollte. Dabei ist es mehr als nur erstaunlich, was Schirmer an dieser Stelle mit einem Budget von gerade einmal 8.000 $ auf die Beine gestellt hat. Zwar merkt man der eher ruhig aufgebauten Geschichte an diversen Stellen durchaus die minimalen Kosten an, wobei die visuelle Präsentation des Ganzen davon am wenigsten betroffen ist.
Zwar zeigt sich das Szenario durchgehend im Home Video Stil, doch dieser Aspekt kommt zu keiner Zeit wirklich negativ zum Ausdruck. Im darstellerischen Bereich darf man selbstverständlich keinerlei Wunderdinge erwarten, wobei die meisten der Protagonisten sowieso nicht über den Status nötiger Staffage hinaus kommen und streckenweise auch dementsprechend agieren. Im Prinzip zählen jedoch auch nur die beiden Brüder und der junge Marty steht dabei unverrückbar im Mittelpunkt der Ereignisse, wohingegen sein älterer Bruder Steve erst mit zunehmender Laufzeit einen immer größer werdenden Stellenwert in der Story erlangt. Zwar agieren auch diese beiden Charaktere phasenweise ein wenig hölzern und unbedarft, doch insbesondere im Fall von Marty ist dies als absoluter Pluspunkt anzusehen, wird so doch auch die innere Unsicherheit des heran wachsenden Jungen erstklassig zum Ausdruck gebracht. Damit wäre man dann auch gleich bei der Thematik die sich in der Hauptsache zu erkennen gibt, handelt es sich bei "Found" doch viel eher um eine etwas andere Form des Erwachsenwerdens, als das der Film in erster Linie das Thema des Serienkillers behandeln würde. So entsteht dann auch eine äußerst düstere und gelungene Kombination, die dem Betrachter ganzzeitig schwer zu schaffen macht. Mit seinem Wissen über die "Nebenbeschäftigung" seines älteren Bruders löst Marty nämlich ungewollt eine Gewaltspirale aus, die auch ohne großartige und explizite Gewaltdarstellungen ihre Wirkung auf keinen Fall verfehlt und extrem intensiv nachhallt. Schirmer beleuchtet dabei die Wesensänderung seiner Hauptfigur mehr als gut und man gewinnt sehr gute Einblicke in die innere Zerrissenheit eines heranwachsenden Teenagers, der sich trotz der grausamen Taten zu seinem Bruder hingezogen fühlt.
Die Eltern hingegen nehmen eher einen nebensächlichen und nichtssagenden Stellenwert ein und ebenso ist auch das Verhältnis zu ihren beiden Kindern. In gewisser Art und Weise kann man dabei ohne Weiteres von einer dysfunktionalen Familie sprechen, was ganz besonders in den letzten Minuten immer stärker ersichtlich wird. Desinteresse scheint im Vordergrund zu stehen und Dinge wie Liebe und andere positive Gefühle scheint es hier nicht zu geben. Und so fristet Marty dann auch ein Dasein um das man ihn nicht unbedingt beneidet, der junge hat keine echten Freunde und wird zudem auch in der Schule ständig nur gehänselt und gepeinigt. Seine Verunsicherung ist dabei jederzeit förmlich zu greifen und so abartig sich das jetzt auch anhört, hilft im erst das gute Zureden des Bruders, damit er eine eigene Persönlichkeit entwickeln kann. Wie das von statten geht sollte man sich dann aber selbst anschauen, denn die dabei aufgezeigten kontroversen Ansätze in "Found" stimmen einen schon recht nachdenklich.
Zum Ende hin eskaliert die ganze Chose dann noch einmal recht ordentlich und auch wenn sich dies nicht durch visuelle Gewaltdarstellungen bemerkbar macht, kriecht einem die nachhaltige Wirkung merklich unter die eigene Haut. Normalerweise sollte man geschnittene Filme wirklich nicht loben, doch mir persönlich hat dieses Werk in der vorliegenden Form extrem gut gefallen. Hier wird die Fantasie des Zuschauers merklich in Gang gesetzt und die vorhandenen Ansätze sind vollkommen ausreichend um einen psychischen Härtegrad zu entfachen der es wirklich in sich hat. Zudem haben die fehlenden Szenen wie schon kurz erwähnt mit der Geschichte an sich herzlich wenig zu tun und berühren auch keinesfalls die inhaltliche Substanz des Ganzen.
Fazit:
Wer gesteigerten Wert auf einige explizite Einstellungen legt muss sich das teure Mediabook besorgen, wem es allerdings lediglich um eine gut und intensiv erzählte Geschichte geht, der kann auch bedenkenlos zur deutschen Veröffentlichung greifen. Hier präsentiert sich ein fieses kleines Filmchen das Kopf Kino per Excellence anbietet, das seine Wirkung keinesfalls verfehlt.
7/10
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- horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Fünf unter Verdacht
(Fünf unter Verdacht)
mit Hans Nielsen, Dorothea Wieck, Friedrich Schoenfelder, Ina Halley, Blandine Ebinger, Josef Sieber, Franz Nicklisch, Hans Leibelt, Henry Lorenzen, Lutz Moik, Gunnar Möller, Friedhelm von Petersson, Horst Gentzen, Thomas Lundberg
Regie: Kurt Hoffmann
Drehbuch: Rudolf Baecker / Eberhard Keindorff
Kamera: Bruno Stephan
Musik: Herbert Trantow
FSK 16
Deutschland / 1950
Nebelschwaden liegen über einer dänischen Hafenstadt. Der Hausmeister des Privatgymnasiums wird ermordet aufgefunden. Die Ermittlungen übernimmt ein Kriminalinspektor mit Köpfchen. Recht bald wird klar, dass eine Gruppe von Primanern und auch die Lehrer etwas zu verbergen haben ...
Und wieder einmal hat eine weitere kleine Perle den Weg auf eine DVD gefunden, denn mit "Fünf unter Verdacht" liegt ein wunderbarer Leckerbissen für Liebhaber des 50er Jahre Krimis vor. Als Schauplatz dient eine dänische Kleinstadt, in der man den Hausmeister einer Schule ermordet auffindet. Regisseur Kurt Hoffmann hat in der folge ein insbesondere in atmosphärischer Hinsicht überzeugendes Szenario auf die Beine gestellt, das wohl vor allem die Nostalgiker unter uns begeistern dürfte. Dabei präsentiert er dem Zuschauer gleich mehrere Tatverdächtige, von denen nun wirklich jeder ein Motiv haben könnte, den geschätstüchtigen Hausmeister umzubringen. Dadurch ist ein konstanter Spannungsaufbau definitiv vorhanden und man lüftet auch wirklich erst kurz vor dem Ende die Identität des Mörders. Bis dahin hat man so einige Personen auf dem Schirm und Hoffmann ist es absolut gelungen, den Betrachter mit ständig eingestreuten Kleinigkeiten immer wieder auf eine falsche Fährte zu locken, so das man schwerlich frühzeitig den echten Killer entlarven kann. Das muntere Ratespiel ist durchgehend recht unterhaltsam gestaltet, was ganz besonders an den gut agierenden Schauspielern liegt, von denen Hans Nielsen in der Rolle des ermittelnden Inspektors der Szenerie ganz besonders seinen Stempel aufdrückt.
Mit Charme, Witz und Köpfchen nimmt er seine Ermittlungen auf und von dieser Kombination wird das Geschehen dann auch durchgehend getragen. Aus heutiger Sicht mag das Ganze selbstverständlich etwas altbacken und bieder erscheinen, aber wer ein Faible für die damaligen Kriminalfilme für sich beanspruchen kann, dürfte bei dieser Produktion absolut auf seine Kosten kommen. Gleichzeitig offenbart die Geschichte auch immer wieder humorige Momente, die hauptsächlich in diversen Dialogen zum Vorschein kommen. Dadurch entsteht des Öfteren auch eine gewisse Situationskomik die aber zu keiner Zeit ins Lächerliche abdriftet, sondern dem Szenario einen äußerst charmanten Anstrich verleiht und niemals den doch ernsten Unterton der Ereignisse in den Hintergrund schiebt.
Man kann in vorliegendem Fall also durchaus von einem richtig gelungenen Film sprechen, der sämtliche Zutaten beinhaltet um für gute und spannende Unterhaltung zu sorgen. Die damals in vielen Filmen aufkommende Theatralik im Schauspiel der Akteure ist hier erfreulicherweise so gut wie gar nicht festzustellen, so das die Geschichte trotz der vorhandenen Ernsthaftigkeit von einer mitschwingenden Heiterkeit begleitet wird. Das überträgt sich dann auch auf einen selbst und sorgt so dafür, das auch überhaupt keine Langeweile aufkommen kann.
Letztendlich wird "Fünf unter Verdacht" sicher nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen, denn gerade die jüngere Generation dürfte wohl wenig Gefallen an dieser kleinen, aber sehr feinen Klassiker Perle finden. Dafür dürften die etwas älteren Semester hoch erfreut über diese Veröffentlichung sein, die man sich nun endlich im eigenen Heimkino zu Gemüte führen kann. Eine spannende Geschichte, viel Charme und ein gelungener Spannungsbogen sorgen für jede Menge Kurzweil und dürften dem geneigten Krimi Fan ein sehr gelungenes Gesamtpaket offerieren.
Fazit:
"Fünf unter Verdacht" zählt zwar nicht unbedingt zu den ganz großen Vertretern seiner Zeit, was aber auf keinen Fall etwas über die vorhandene Qualität dieses tollen Krimis aussagt. Ein interessantes Ratespiel für Liebhaber, in dem ein toll auftrumpfender Hans Nielsen in der Hauptrolle das herausragende Merkmal darstellt.
7/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Blob - Schrecken ohne Namen
(The Blob)
mit Steve McQueen, Aneta Corsaut, Earl Rowe, Olin Howland, Stephen Chase, John Benson, George Karas, Lee Payton, Elbert Smith, Hugh Graham, Vincent Barbi, Audrey Metcalf, Jasper Deeter, Tom Ogden, Elinor Hammer
Regie: Irvin S. Yeaworth Jr. / Russell S. Doughten Jr.
Drehbuch: Theodore Simonson / Kay Linaker / Irvine H. Millgate
Kamera: Thomas E. Spalding
Musik: Ralph Carmichael
FSK 12
USA / 1958
Ein seltsames, geleeartiges Etwas nutzt einen Meteoriten zur Reise auf die Erde und macht sich dort sogleich daran, zur Wachstumsförderung ein paar neugierige Erdlinge zu verspeisen. Ein jugendliches Pärchen wird Zeuge des unschönen Treibens, stößt aber auf Unglauben, als es die Erwachsenen vor der Gefahr warnen will. Erst als die Kreatur einen Zwischenstop im örtlichen Kino einlegt, um sich an den dort versammelten Besuchern zu laben, werden die Jugendlichen ernst genommen. Verzweifelt versucht man, dem Schrecken Einhalt zu gebieten...
In den 50er Jahren hatten Filme mit der Alien Thematik in den USA Hochkonjunktur und im Fall von "Blob - Schrecken ohne Namen" ist es eine gallertartige Masse, die in einer amerikanischen Kleinstadt ihr Unwesen treibt. Nun handelt es sich hier um eine sehr kostengünstig abgedrehte Produktion und diesen Umstand merkt man dem Geschehen auch jederzeit an, so das der ganzen Chose durchgehend ein recht trashiger Anstrich beiwohnt. Aus rein filmischer Sicht hinterlässt die Geschichte im Prinzip keinen extrem nachhaltigen Eindruck und es handelt sich auch um einen der wenigen Klassiker bei dem ich persönlich das Remake bevorzuge, doch durch das Mitwirken von Schauspiel Legende Steve McQueen hat dieses Werk wohl hauptsächlich seinen in Fankreisen durchaus vorhandenen Kultstatus erlangt. Witzigerweise mit seinen zum damaligen Zeitpunkt 28 Jahren viel zu alt für die Rolle eines Jugendlichen, doch dieser Punkt unterstreicht lediglich den unvollkommenen Gesamteindruck des Szenarios, das aus diesem negativen Kritikpunkt aber auch gleichzeitig seinen ganz besonderen Charme bezieht den man ihm beim besten Willen nicht absprechen kann.
Schon die visuelle Darstellung des Blob zaubert dem Zuschauer ein Schmunzeln auf die Lippen, entsteht doch die ganze Zeit über der Eindruck, das hier eine immer größer werdende Masse an Götterspeise auf einen zukommt. Aus heutiger Sicht gesehen wirkt das alles andere als bedrohlich aber man kann sich auch gut vorstellen, das die für Paranoia zugänglichen Amerikaner zur damaligen Zeit durch solche Darstellungen in Angst und Schrecken versetzt wurden. Wie dem auch sei, der Film von Irvin S. Yeaworth Jr. und Russell S. Doughten Jr. fängt den Zeitgeist der späten 50er sehr gut ein und kehrt auch relativ gut den Generationenkonflikt zwischen Jugendlichen und Erwachsenen heraus, der auch in etlichen anderen Filmen dieser Dekade immer wieder thematisiert wurde. "Blob - Schrecken ohne Namen" aus der heutigen Sichtweise als Kombination aus Horrorfilm und Science Fiction zu sehen fällt schon relativ schwer, beinhaltet die Szenerie doch wirklich überhaupt nichts Bedrohliches, sondern stellt vielmehr einen streckenweise unterhaltsamen und nostalgischen Filmgenuss dar, der allerdings auch diverse Längen schwerlich kaschieren kann.
So gestaltet sich die Geschichte phasenweise viel zu dialoglastig und setzt den außerirdischen Wackelpudding auch erst in der zweiten Filmhälfte des Öfteren in Szene. In der Zwischenzeit muss man sich durch teils banale Wortwechsel kämpfen und wird zudem auch mit streckenweise recht aufgesetztem Schauspiel der Akteure konfrontiert, das sicherlich nicht bei jedem auf wahre Begeisterung stoßen wird. Auch McQueen, der hier noch ziemlich am Anfang seiner großartigen Karriere stand und bis dahin hauptsächlich in TV Serien auf sich aufmerksam machte kann nicht wirklich überzeugen, aber ehrlich gesagt birgt seine Rolle auch nicht sonderlich viel Potential um durch eine herausragende Leistung auf sich aufmerksam zu machen. Es ist wie es ist, "Blob - Schrecken ohne Namen" hat seinen Staus sicherlich nicht durch seine filmischen Qualitäten erlangt, denn in dieser Hinsicht wird der Betrachter doch mit echter Schmalkost konfrontiert. Dafür hat die wunderbar hanebüchene Story ihren speziellen Liebreiz der einem auch ganz bestimmt nicht verborgen bleibt. Es handelt sich im Endeffekt um ein teils witziges und äußerst charmantes Trash-Filmchen das man sich auch in der heutigen zeit immer wieder gern anschaut, ohne dabei jedoch mit höheren Erwartungen an die Sache heran zu gehen.
Das neue erschienene Mediabook von Capelight bringt den Film nun auch erstmals auf Blu-ray heraus und wie immer handelt es sich bei diesem Label um eine absolut erstklassige Veröffentlichung. Wer diese Perle des Trashfilmes also noch nicht in der Sammlung hat sollte unbedingt zugreifen, denn trotz kaum vorhandener inhaltlicher Substanz macht es immer wieder Spaß, sich "Blob - Schrecken ohne Namen" in regelmäßigen Abständen anzuschauen.
Fazit:
Auch wenn das Remake weitaus besser gelungen ist und auch in Sachen Tempo und Action eine ganze Menge mehr anbietet, ist das Original im Bezug auf den entstehenden Charme schwerlich zu überbieten. Trotz allem muss man diesen Film in der Bewertung unterhalb der Neuauflage ansiedeln, so das es gerade einmal für eine Punktzahl etwas oberhalb des Durchschnittsbereiches ausreicht.
6,5-7 / 10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Raining Blood
(Raivu)
mit Asami, Yuka Eda, Akiko Ikuina, Mari Iriki, Shinji Kasahara, Ryûnosuke Kawai, Mitsuki Koga, Yûki Morinaga, Yoshiyuki Morishita, Suzuka Morita, Seminosuke Murasugi, Aoi Nakabeppu, Ito Ohno, Kokone Sasaki
Regie: Noboru Iguchi
Drehbuch: Noboru Iguchi / Yûsuke Yamada
Kamera: Yasutaka Nagano
Musik: Yasuhiko Fukuda
keine Jugendfreigabe
Japan / 2014
Naoto ist ein wütender und verschlossener Einzelgänger. Nichts scheint ihm auf dieser Welt von Bedeutung zu sein. Dies ändert sich jedoch an jenem Tag, als er einen mysteriösen Anruf erhält. Eine verzerrte Stimme eröffnet Naoto das denkbar schlimmste Albtraumszenario: Naoto erfährt, dass seine Mutter entführt wurde und er sie nur retten kann, indem er einen Todesmarathon gewinnt. Es beginnt ein erbarmungsloser Weltlauf gegen die Zeit, der dadurch erschwert wird, dass Naoto nicht der einzige Läufer des Todesmarathons ist. Sowohl andere Mitläufer wie auch blutrünstige Killer stellen sich ihm in den Weg.
Es dürfte ja mittlerweile allseits bekannt sein das die Japaner immer wieder in regelmäßigen Abständen dem Hang zu vollkommen überzogenen Trash Filmen haben, doch das neueste Werk von Noboru Iguchi (The Machine Girl) dürfte wohl so ziemlich der kurzweiligste Beitrag sein den man seit langer Zeit gesehen hat. Der Regisseur zieht dabei wirklich sämtliche Register und präsentiert eine vollkommen hanebüchene Geschichte, die dem Zuschauer wie eine Kombination aus "Running Man" und "Battle Royale" vorkommt. Der einzige Unterschied besteht dabei darin das anscheinend sämtliche Akteure wie auch die Macher des Filmes auf einem wilden Drogen Trip sind, der hier absolut unterhaltsam ins Bild gesetzt wurde. Freunde anspruchsvoller Filmkost sollten also von Beginn an einen großen Bogen um "Raining Blood" machen, alle Liebhaber des puren Trashs sind jedoch herzlich dazu eingeladen an dieser Stelle gut 100 Minuten Blödeleien und einen ordentlichen Härtegrad über sich ergehen zu lassen.
Dabei ist es phasenweise wirklich erstaunlich das diese Story bei uns ungeschnitten erschienen ist, denn Iguchi lässt es in etlichen Momenten ordentlich krachen und offeriert dabei jede Menge sehenswerter Splatter und Gore Einlagen. Nun erscheinen diese Szenen zwar nicht gerade im Minutentakt, doch insbesondere in der zweiten Filmhälfte erhöht sich der Anteil an Kunstblut doch ganz erheblich. Eingebettet ist das Ganze in eine wunderbar abgedrehte Story Line die man selbstverständlich keinesfalls ernst nehmen sollte. Die Szenerie ist dermaßen an den Haaren herbei gezogen das sie wirklich nur dem Gehirn eines Japaners entsprungen sein kann und die Umsetzung der gesamten Chose gestaltet sich dabei extrem skurril und vollkommen abwegig. Ein wichtiger Bestandteil sind die Darsteller, die mit ihren teilweise herrlich theatralischen Leistungen die trashige Note perfekt untermalen. Das nicht zu übersehende Overacting driftet zwar an manchen Stellen in eine alberne Richtung ab, passt aber nahezu perfekt in den gewonnenen Gesamteindruck.
Gleichzeitig wurde einigen Akteuren wohl vollkommen bewusst eine deutsche Synchronstimme verpasst die jeglicher Beschreibung spottet und sobald die dementsprechenden Figuren auch nur ansatzweise ihren Mund öffnen, treten einem ganz automatisch die Lachtränen in die Augen. Noboru Iguchi hat mit "Raining Blood" eine absolute Trash Granate auf den Weg gebracht, die natürlich selbstredend auch nur nach den Gesichtspunkten des schlechten Geschmacks funktionieren kann. Die ansonsten üblichen filmischen Maßstäbe verlieren hier vollkommen ihre Bedeutung und es zählt einzig und allein der reine Unterhaltungswert. Innerhalb dieses Kriteriums funktioniert das Werk dann auch absolut hervorragend, offenbart sich doch ein wahres Sammelsurium an Skurrilitäten sowie vollkommen abwegigen Verhaltensweisen der Protagonisten, was letztendlich eine Garantie für jede Menge schräger Kurzweil darstellt. Um das noch zusätzlich zu unterstreichen, bekommt der Zuschauer natürlich auch noch etliche unsinnige Dialoge geboten und was die Darsteller in verbaler Hinsicht absondern geht schon auf keine Kuhhaut mehr.
Letztendlich wird "Raining Blood" lediglich eine bestimmte Zielgruppe ansprechen, doch Liebhaber japanischer Trash Granaten werden an dieser Stelle mit einem echten Feuerwerk der Absurditäten konfrontiert. Selten hat man in den letzten Jahren einen besseren Vertreter aus dem Land der aufgehenden Sonne präsentiert bekommen, denn die letzten Beiträge dieser Art konnten keinesfalls gänzlich überzeugen. Hier wurde jedoch endlich wieder einmal aus dem Vollen geschöpft und so eine gelungene Mischung aus Trash und Horror kreiert, das man eine Sichtung ganz bestimmt nicht bereuen wird.
Fazit:
Echte Cineasten werden wohl eher die Nase rümpfen, wohingegen etliche Fans viel eher in Begeisterung verfallen werden. Je nach Vorliebe des jeweiligen Betrachters präsentiert sich entweder der totale filmische Schund oder aber ein Filmerlebnis, das an reinem Unterhaltungswert nur schwer zu überbieten ist. Mir persönlich hat dieses absurde Filmchen ausnehmend gut gefallen und jeder, der etwas mit dieser Art von Film etwas anfangen kann, sollte sich "Raining Blood" keinesfalls entgehen lassen.
9/10 auf der nach oben hin offenen Trash Skala
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Wrong Turn 6: Last Resort
(Wrong Turn 6: Last Resort)
mit Anthony Ilott, Chris Jarvis, Aqueela Zoll, Sadie Katz, Rollo Skinner, Billy Ashworth, Harry Belcher, Joe Gaminara, Roxanne Pallett, Radoslav Parvanov, Danko Jordanov, Asen Asenov, Kicker Robinson, Talitha Luke-Eardley
Regie: Valeri Milev
Drehbuch: Frank H. Woodward
Kamera: Martin Chichov
Musik: Claude Foisy
keine Jugendfreigabe
USA / 2014
Dank einer unerwarteten Erbschaft reist Danny mit seinen Freunden nach Hobb Springs in die Berge West Virginias. Dort soll er offenbar bald Besitzer eines alten und mittlerweile verlassenen Ferienhotels werden. Kaum angekommen, treffen die Freunde auf das seltsame Pärchen Jackson und Sally, die hier hin und wieder nach dem Rechten schauen. Als sie Danny eines Tages mit seiner wahren Familiengeschichte konfrontieren, scheint die Flucht zurück zwecklos. Denn seine vergesse geglaubten Familienmitglieder haben es schon auf seine Freunde abgesehen.
Besondere Familienbande und degenerierte Rednecks waren seit jeher die Grundzutaten der Wrong Turn Reihe, die mit vorliegendem Werk in die mittlerweile sechste Runde geht. Das dabei schon seit längerer Zeit immer mehr Wert auf visuelle Härte und weniger auf die erzählte Geschichte gelegt wird dürfte für keinen eine Neuerung sein und so ist es dann auch nicht wirklich überraschend, das auch "Last Resort" in eben diese Kerbe schlägt. Zumindest schafft es der Film seinen Vorgänger in Sachen Qualität ein wenig zu übertrumpfen, doch ehrlich gesagt war das auch nicht sonderlich schwer. Neben den zugegebenermaßen teilweise sehenswerten Effekten beinhaltet die Erzählung eine ganze Menge an Softsex Szenen, die den üblichen und ansonsten gewohnten Rahmen schon ein bisschen sprengt. Anscheinend ist das mittlerweile vollkommen ausreichend um das Interesse des Zuschauers zu wecken, doch bis auf viel nackte Haut, ein paar hübsche Mädels und den ordentlichen Härtegrad hat dieser Film nicht wirklich viel zu bieten. Die Story an sich ist weder innovativ noch beinhaltet sie Überraschungsmomente jeglicher Art, es wird einmal mehr alles nach Schema F runter gespult, so das stellenweise richtige Ermüdungserscheinungen auftreten können, da man das Gesehene schon unzählige Male in ähnlicher Form zu Gesicht bekommen hat.
Wirkliche Faszination kann das Franchise schon seit längerer Zeit nicht mehr wirklich auslösen und mittlerweile ist man ja aus Kostengründen auch in den Ostblock ausgewichen. Im vorliegenden Fall befindet sich die Location in Bulgarien und auch diverse Namen in der unbekannten Darsteller Riege deuten darauf hin, das man sich mehrerer einheimischer Schauspieler bedient hat. Das man an dieser Stelle kein herausragendes Schauspiel zu erwarten hat versteht sich fast schon von selbst, andererseits war das aber auch noch nie ein Atribut das diese Film Reihe besonders ausgezeichnet hätte. Regisseur Valeri Milev hat zwar sämtliche für einen Backwood Slasher nötigen Zutaten miteinander vereint, ist jedoch genau wie seine diversen Vorgänger daran gescheitert der Thematik ein paar neue Impulse zu verleihen. So verwundert es dann auch nicht, das hier streckenweise echte Langeweile aufkommt, denn die sexuellen Praktiken der Protagonisten verbreiten keinesfalls genügend Kurzweil, als das man über die inhaltlichen und sonstigen Schwächen hinweg sehen könnte. Die Thematik erscheint vollkommen ausgelutscht und die sich auf frappierende Art und Weise ähnelnden Szenarien locken schon längst keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor.
Langsam wäre es wirklich an der Zeit diese Reihe zu Grabe zu tragen, doch so lange die Kuh noch genügend Milch gibt, wird ihr der filmische Gnadenhof sicherlich erspart bleiben. Und so muss man sich auch in der vorliegenden Rahmenhandlung durch die eher drögen Abläufe kämpfen, immer in der Hoffnung das eventuell doch noch einmal ein richtig guter Teil präsentiert werden könnte. Dabei sollte man es eigentlich besser wissen, denn diese Zeiten sind im Prinzip schon nach dem ersten (und besten) Teil vorbei gewesen. Immerhin bleibt allerdings die Steigerung gegenüber dem Vorgänger, der zugegebenermaßen noch weitaus schwieriger zu ertragen war und einem stellenweise fast körperliche Schmerzen bereitet hat. Soll man aber deshalb den leichten Anstieg der Qualität als Hoffnungsschimmer nehmen, oder in ihm lediglich das letzte Aufflackern eines dahin siechenden Franchises sehen, das vor gefühlten Ewigkeiten einmal so toll und spannend begonnen hat?
Wie dem auch sei, auch beim sechsten Teil werden die Meinungen stark auseinander gehen, doch sollten die Macher mittlerweile endlich ein Einsehen haben und die längst nicht mehr interessante Thematik beerdigen, denn die degenerierten Rednecks und ihre ganz eigenen Familienbande haben längst schon ihren Reiz verloren. Viel Bumserei und ein paar nette Effekte sind schon lange nicht mehr ausreichend um durchgehend gut zu unterhalten und das man in Zukunft bei sicherlich noch folgenden Ablegern wieder mehr Wert auf ein gelungenes Gesamtpaket legt dürfte wohl eher ein Wunschtraum bleiben. Der vorliegenden Thematik frische Impulse zu verleihen erscheint kaum möglich, wobei eine Location im Weltraum eventuell noch einmal etwas Abhilfe schaffen könnte, da außerirdische Rednecks dem Ganzen zumindest eine herrlich trashige Note geben würden.
Fazit:
Das war er nun also, der mittlerweile sechste Teil einer Reihe, die schon lange ihren Glanz verloren hat. Eine vollkommen uninspirierte Geschichte, nichtssagende Charaktere und eine Gesamt Inszenierung, die gerade einmal an den unteren Rand des Durchschnittsbereichs anklopfen kann. Bitte erspart uns weitere Filme, wobei dieser Ruf bei den Verantwortlichen sicherlich ungehört verhallen wird.
4/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Perfect Sisters
(Perfect Sisters)
mit Abigail Breslin, Georgie Henley, Mira Sorvino, James Russo, Rusty Schwimmer, Zoë Belkin, Jeffrey Ballard, Jonathan Malen, Stephan James, Zak Santiago, Caleb Pederson, Braden Pederson, Sarah Constible, Ed Sutton
Regie: Stanley M. Brooks
Drehbuch: Fab Filippo / Adam Till
Kamera: Stéphanie Anne Weber Biron
Musik: Carmen Rizzo
FSK 12
Kanada / 2014
Die Schwestern Sandra und Beth sind unzertrennlich. Mitten in der Pubertät zeigen sie ihr unterschiedliches Temperament: Extrovertiert und immer im Mittelpunkt der Jungs die eine, die andere introvertiert und mit dem Kopf lieber in einem Buch. Ihre Mutter Linda hat immer stärker mit der Alkoholsucht zu kämpfen und lacht sich einen gewalttätigen Liebhaber an. Nachdem alle ihre Hilferufe ungehört bleiben, haben die Schwestern es satt und fassen einen Entschluss: Mit Hilfe ihrer engsten Freunde hecken sie einen Plan aus, um ihre Mutter zu ermorden und es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Nach einem wahren Kriminalfall!
Filme die auf wahren Mordfällen beruhen haben schon immer ihren ganz besonderen Reiz entfaltet, so das man auch im Fall von "Perfect Sisters" auf ein gelungenes Werk hoffen darf. Die Geschichte beruht auf dem Mordfall Linda Andersen, die im Jahr 2003 von ihren Töchtern in Kanada ermordet wurde. Der Spielfilm von Stanley M. Brooks versucht dabei in erster Linie, die Beweggründe der beiden Teenager Sandra und Beth darzustellen, die letztendlich zu der folgenschweren Entscheidung führten ihrer Mutter das Leben zu nehmen. Dies gelingt dem Regisseur auch verhältnismäßig gut und die sehr gut aufspielenden Hauptdarsteller sind dabei ein enorm wichtiger Bestandteil dafür, die Ereignisse nachvollziehbar darzustellen. Als äußerst gelungenen Schachzug muss man an dieser Stelle den Aspekt ansehen, das die beiden Mädchen innerhalb des Geschehens prinzipiell sehr sympathisch dargestellt werden und "Perfect Sisters" auch keinerlei Wertung vornimmt, ob es sich nun um Täter oder Opfer handelt. So muss sich auch der Betrachter mit einem innerlichen Zwiespalt herum schlagen, denn gibt es einerseits keinerlei Rechtfertigung für die begangene Tat, so ist sie doch zumindest aus menschlicher Sicht teilweise nachvollziehbar, was einen somit fast schon an seine moralischen Grenzen bringt.
Die Wahl der Mittel für die filmische Umsetzung ist dabei stellenweise recht außergewöhnlich, eröffnet sich doch überraschenderweise ein Mix verschiedener Genres, was das Ganze jedoch nur zusätzlich würzt und letztendlich ein überdurchschnittlich gutes Gesamtbild entstehen lässt. So beginnt das Szenario eigentlich im Stil einer Teenager Komödie und lässt zu Beginn noch keinerlei Anzeichen dafür erkennen, in welche Richtung die Ereignisse später tendieren sollen. Gemischt mit diversen Thriller Elementen und einem gehörigen Schuss Drama gelingt es Brooks allerdings eindrucksvoll, spätestens nach dem ersten Drittel des Filmes eine Richtungsänderung einzuschlagen, die sämtliche am Anfang aufkommende Heiterkeit mit einem Mal verschwinden zu lassen. Die Grundstimmung ändert sich vollends und es entsteht phasenweise sogar ein echtes Gefühl der Beklemmung, zudem wird mit dem gewalttätigen neuen Freund der Mutter (James Russo) ein Charakter eingefügt, der beim Zuschauer wahre Ekelgefühle aufsteigen lässt.
Auch die Wesensänderung der beiden Mädchen kommt immer stärker zum Vorschein und nichts ist mehr zu sehen von den zu Beginn eher fröhlichen Teenagern. Tristesse, Hoffnungslosigkeit und absolute Hilflosigkeit prägen von nun an die Szenerie und die unbeantworteten Hilferufe der Mädchen tun ihr Übriges, um an dieser Stelle schon eine leicht depressive Stimmung aufkommen zu lassen. All diese Punkte wurden von Brooks wirklich äußerst gut eingefangen, so das man sich ohne Weiteres einen guten Eindruck über die innere Zerrissenheit der Schwestern machen kann. Dieser Aspekt verschwindet auch nach der ausgeführten Tat nicht, wobei es nun in erster Linie die etwas ältere Beth ist, die ganz explizit mit den seelischen Folgen ihrer Tat zu kämpfen hat. Das sie dabei in den Lebensstil ihrer toten Mutter verfällt ist dabei schon als extrem makaber anzusehen, immer mehr flüchtet sich das Mädchen in ausschweifende Partys und frönt dabei mächtig dem Genuss von Alkohol. Andererseits lassen aber auch beide Hauptfiguren eine gewisse Abgeklärtheit und Kälte erkennen, was insbesondere in diversen Passagen nach dem Mutter Mord zum tragen kommt.
Sicherlich wird diese außergewöhnliche filmische Kombination längst nicht alle Geschmäcker treffen, doch gerade dadurch hebt sich "Perfect Sisters" meiner Meinung nach von anderen ähnlich gelagerten True Crime Geschichten ab. Durch seine sehr gut agierenden Darsteller und die nicht gerade alltägliche Mixtur schält sich dieses Werk so aus dem üblichen Einheitsbrei heraus und dürfte somit als gelungene Independent Produktion angesehen werden. Stanley M. Brooks hat jedenfalls eine ganze Menge richtig gemacht und eine Geschichte präsentiert, die den Zuschauer äußerst nachdenklich stimmt und auch noch nachhaltig beschäftigen dürfte.
Fazit:
Einmal mehr bekommt man es in vorliegendem Fall mit einem Film zu tun der auf den ersten Blick eher unscheinbar erscheinen mag, letztendlich aber eine ganze Menge an Intensität und Qualität freisetzt. Die fast komplett wertfreie Darstellung der beiden jugendlichen Hauptdarstellerinnen ist dabei für mich das Highlight einer gut erzählten Geschichte, denn nur dadurch ist es möglich den Betrachter in einem moralischen Zwiespalt zu versetzen, der auch lange nach Beendigung der Sichtung noch ziemlich nachhaltig auf einen einwirkt.
7,5/10
Big Brother is watching you
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Mädchen hinter Gittern
(Mädchen hinter Gittern)
mit Heidelinde Weis, Harald Leipnitz, Harry Riebauer, Sabine Bethmann, Adelheid Seeck, Ursula Herking, Ellen Umlauf, Helga Marlo, Uta Levka, Carsta Löck, Hans W. Hamacher, Brigitte Freyer, Marianne Hoffmann
Regie: Rudolf Zehetgruber
Drehbuch: Rudolf Zehetgruber
Kamera: Hans Jura
Musik: Raimund Rosenberger
FSK 12
Deutschland / 1965
Eine Fürsorgeanstalt für Mädchen in Berlin: Wer hier gelandet ist, hat ein bewegtes Leben hinter sich. Zu den Vergehen der jungen Damen zählen Diebstahl, Kuppelei oder Prostitution. Eine von ihnen ist Karin (Heidelinde Weis), eine widerspenstige Frau Anfang 20, die ein besonderes Geheimnis birgt. Wegen ihr soll sogar der letzte Geistliche der Anstalt das Weite gesucht haben. Bevor der neue Seelsorger Skornia (Harald Leipnitz) eintrifft, wird die Rebellin gar in eine Zelle gesperrt, um von Beginn an Komplikationen zu vermeiden. Doch das Charisma des Gottesmannes ist es schließlich, das Karin dazu bewegt, ihm ihre traurige Vergangenheit zu offenbaren. Darin spielte ein zwielichtiger Modefotograf (Harry Riebauer) eine entscheidende Rolle. Kann die junge Frau dank der Hilfe des sympathischen Pfarrers einen Neustart wagen?
"Mädchen hinter Gittern" ist ein weiterer Klassiker aus der berühmten Artur Brauner Produktionsschmiede und entstand 1965 unter der Regie von Rudolf Zehetgruber, der auch gleichzeitig für das Drehbuch verantwortlich zeichnete. Schauplatz ist eine Fürsorgeanstalt in Berlin in der mehrere straffällige Frauen untergebracht sind, von denen die junge Karin (Heidelinde Weis) mit ihrer noch jungen Lebensgeschichte im Mittelpunkt des Geschehens steht. Phasenweise ist die Geschichte schwerlich einem bestimmten Genre zuzuordnen, denn obwohl es sich im eigentlichen Sinne um ein echtes Drama handelt, sind auch durchaus die Züge einer sozialkritischen Millieustudie zu erkennen, gleichzeitig offenbaren die Ereignisse jedoch auch eine teils unfreiwillig komische Note, die in mehreren Passagen fast schon den Hauch einer Komödie erkennen lassen. Dieser Umstand scheint aber wirklich keineswegs absichtlich aufzutreten, dennoch wirken insbesondere die Stellen die sich mit der Thematik eines Drogenentzugs beschäftigen nur mit einer zur damaligen Zeit vorhandenen Unwissenheit schwer nachvollziehbar. So werden dem Zuschauer ganz normale Filter Zigaretten als Marihuana Glimmstengel verkauft und der Genuss eben dieser Zigaretten führt dann auch noch zu solch körperlichen Entzugserscheinungen, wie man sie eigentlich nur von einem kaltem Entzug von Heroin her kennt. Trotz dieser eher unfreiwillig komischen Note wird das Ganze jedoch erstklassig dargestellt, wobei die junge Heidelinde Weis ganz generell durch eine absolut überzeugende Performance ins Auge fällt.
Ihr gegenüber steht aber mit einem glänzend aufgelegten Harald Leipnitz ein jederzeit ebenbürtiger Gegenpart, denn auch sein Charakter des Pfarrers wird durchaus glaubhaft in Szene gesetzt. Alle anderen Figuren dienen dann viel eher der nötigen Staffage und kommen zu keiner Zeit über den Status einer Nebenrolle hinaus. Das ist aber auch gar nicht notwendig, fokussiert sich die Erzählung doch in erster Linie auf die beiden Hauptfiguren und beleuchtet dabei ganz besonders die Bemühungen des Pfarrers, die raue Schale von Karin zu durchbrechen, um sie wieder auf den richtigen Weg zu führen. Zehetgruber geht dabei teilweise einen recht mutigen Weg und verbindet die damals üblichen Erziehungsmaßnahmen mit neuen Impulsen die von dem jungen Geistlichen ausgehen. Im Gegensatz zu den Aufsichtspersonen der Anstalt nimmt er sich nämlich wirklich der Probleme des Mädchens an und versucht ihr mit für die damalige Zeit eher unkonventionellen Methoden zu helfen.
Durch den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses soll ihm das schließlich auch gelingen, doch der Weg dahin ist mit etlichen Steinen gepflastert die zuerst einmal aus dem Weg geräumt werden müssen. Wie dem aber auch sei, "Mädchen hinter Gittern" ist trotz der größtenteils ernsten Thematik ein äußerst unterhaltsamer Film und in der Rückbetrachtung kann man so auch den manchmal vorhandenen Humor etwas besser nachvollziehen. Dient er doch in der Hauptsache dazu, eine fast schon tragische Lebensgeschichte einer jungen Frau ein wenig aufzulockern. Das gelingt auch sehr gut und auch wenn manche Szenen auf den ersten Blick ein wenig überzogen erscheinen, so tragen diese doch letztendlich nicht unerheblich zu einem richtig guten Gesamteindruck bei. Das die Erzählung natürlich aus der heutigen Sichtweise ein wenig altbacken und antiquiert darstellt kann man dabei vollkommen vernachlässigen, denn immerhin hat das Szenario schon ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel.
Zudem kommt hier die Stimmung der 60er Jahre äußerst gut zur Geltung, so das sich insbesondere für Nostalgiker ein absolut sehenswerter Filmgenuss offenbart. Ich persönlich liebe diese alten Klassiker und "Mädchen hinter Gittern" fällt ganz eindeutig in diese Kategorie. Es ist immer wieder erfreulich, welch kleine Perlen der deutsche Film doch zu bieten hat und das diese auch zu einer Veröffentlichung auf DVD gelangen.
Fazit:
Im eigentlichen Sinne als echtes Drama gekennzeichnet, beinhaltet "Mädchen hinter Gittern" jedoch auch einige sehr humorige Momente. Gut agierende Schauspieler und eine interessant vorgetragene Story sind weitere Stärken eines nostalgischen Filmgenusses, den sich kein Liebhaber entgehen lassen sollte.
8/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Ich.Darf.Nicht.Schlafen
(Before I Go to Sleep)
mit Nicole Kidman, Colin Firth, Mark Strong, Ben Crompton, Anne-Marie Duff, Adam Levy, Gabriel Strong, Flynn MacArthur, Dean-Charles Chapman, Hannah Blamires, Chris Cowlin, Llewella Gideon, Kevin Hudson
Regie: Rowan Joffe
Drehbuch: Rowan Joffe / S.J. Watson (Roman)
Kamera: Ben Davis
Musik: Ed Shearmur
FSK 12
Großbritannien / 2014
eden Morgen erwacht Christine ohne Erinnerung an ihr früheres Leben und die Menschen, die es prägten. Ehemann Ben erklärt ihr jeden Tag ihre Amnesie mit einem lange zurückliegenden Unfall. Dr. Nash, der sich täglich am Telefon bei Christine in Erinnerung ruft, bezweifelt diese Geschichte. Mit ihrer Hilfe will er die Wahrheit ans Licht bringen, seinen Kontakt mit Christine aber vor Ben verbergen. Als sich Christines Zustand zu bessern beginnt, lösen Bilder der Vergangenheit eine tödliche Bedrohung aus.
"Before I Go to Sleep" heißt der literarische Bestseller von Autor S.J. Watson, der in der vorliegenden Erzählung nun auch seine filmische Adaption erfahren hat. Mit einer recht namhaften Darsteller Riege besetzt präsentiert sich dabei ein vor allem in der ersten Stunde äußerst interessanter Thriller, der gelegentlich sogar eine gewisse Mystery Note zum Vorschein bringt. Dem eher etwas unbekanntem Regisseur Rowan Joffe ist es dabei zunächst sehr gut gelungen, die Ereignisse in eine nicht unbekannte Erzählweise zu verpacken, denn durch die teilweise rückwärtig dargestellten Geschehnisse lassen sich frappierende Ähnlichkeiten zu einem Werk wie "Memento" erkennen, wobei hier allerdings keinesfalls die Klasse des genannten Filmes erreicht werden kann. Die Gründe dafür liegen auch recht augenscheinlich auf der Hand, denn nachdem Joffe mit einem starken und mysteriösen Beginn aufwartet und danach zumindest für die ersten 60 Minuten einen dramaturgisch erstklassig aufgebauten Spannungsbogen präsentiert, verflacht die ganze Chose doch im letzten Drittel zusehends. Das ist sehr schade, denn "Ich.Darf.Nicht.Schlafen" eröffnet von der ersten Minute an ein äußerst atmosphärisches Szenario, in dem eine zunächst glänzend aufgelegte Nicole Kidman im Mittelpunkt der Ereignisse steht. Ihre eher seltene Art der Amnesie bietet dabei die Grundlage für ein intensives Filmvergnügen, das dann jedoch leider im letzten ein ganzes Stück seiner Kraft verliert.
Dabei entpuppt sich der Film doch als eine extrem interessante Suche nach der Wahrheit über ihren angeblichen Unfall, der Jahre zuvor zu ihrem Zustand führte. Häppchenweise werden dabei kleinere Puzzleteilchen eingeführt, die einerseits immer mehr an die Gesamtzusammenhänge heran führen, andererseits hat Joffe allerdings auch so einige Momente eingebaut, die den Betrachter so manches Mal auf eine falsche Fährte locken. So sehr der Regisseur jedoch in der ersten Stunde ein gewisses Können an den Tag legt, so sehr scheint ihm dieses zumindest teilweise in der letzten Phase seiner Erzählung abhanden zu kommen. Nicht anders ist es nämlich logisch zu erklären, das er nach fast genau 60 Minuten fast schon brachial mit der Tür ins Haus fällt und dem Zuschauer die notwendigen Informationen zukommen lässt, um frühzeitig die Gänze des bis dahin erstklassigen Rätsels zu erkennen. Zwar bleibt ein Mindestmaß an Restspannung vorhanden und die Geschichte bietet auch bis zum Ende solide Filmkost, allerdings wäre mit etwas mehr Gespür für das Wesentliche durchaus mehr möglich gewesen. So aber verflacht das Geschehen doch zusehends und leider wirkt sich dieser Aspekt auch ein wenig auf die Leistungen der Hauptdarsteller aus. Kidman wie auch Colin Firth passen sich fast nahtlos dem Qualitätsverlust an und die zuvor überdurchschnittlich guten Performances der beiden bewegen sich von nun an auf einem eher überschaubaren Niveau.
Nicht weiter verwunderlich also, das man in der letzten halben Stunde mit leicht vorhersehbaren Geschehnissen konfrontiert wird, warum jedoch die Darsteller gleichzeitig mit manchmal nicht ganz nachvollziehbaren Handlungsweisen aufwarten müssen wird wohl für immer ihr eigenes Geheimnis bleiben. Natürlich wird der bis dahin äußerst gute Eindruck sichtlich getrübt und "Ich.Darf.Nicht.Schlafen" nimmt sich selbst den Stellenwert eines hervorstechenden Thrillers, so das sich das Werk letztendlich gerade einmal etwas oberhalb des Durchschnitts ansiedeln kann. Es ist wirklich ärgerlich, das Rowan Joffe den zunächst eingeschlagenen Weg nicht konsequent zu Ende geht und dabei viel zu früh zu erkennen gibt, worauf die Erzählung am Ende abzielt. Da es sich bei diesem Umstand auch nicht gerade um eine Kleinigkeit handelt fällt es ziemlich schwer darüber hinweg zu sehen, denn immerhin wird man dadurch der nötigen Spannungsmomente beraubt, die bei einem Thriller dieser Art nun einmal das Non plus Ultra darstellen.
Insgesamt gesehen handelt es sich aber immer noch um ein absolut sehenswertes Werk, das mit einem anderen Regisseur aber wahrscheinlich einen weitaus nachhaltigeren Eindruck hinterlassen hätte. Was in einer Stunde ganz hervorragend aufgebaut wurde, fällt danach auf einmal fast gänzlich in sich zusammen und bietet danach nur noch Vorhersehbares und ein typisch kitschiges Hollywood Happy End, obwohl es sich um eine britische Produktion handelt.
Fazit:
Trotz meiner eigenen leichten Enttäuschung kann man sich "Ich.Darf.Nicht.Schlafen" auf jeden Fall sehr gut anschauen. Man sollte dabei lediglich darauf gefasst sein, das es sich um einen Thriller handelt, der das zunächst vorhandene Niveau nicht bis zum Ende durchhalten kann.
6,5/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Blue Ruin
(Blue Ruin)
mit Macon Blair, Devin Ratray, Amy Hargreaves, Kevin Kolack, Eve Plumb, David W. Thompson, Brent Werzner, Stacy Rock, Sidné Anderson, Bonnie Johnson, Daniel L. Kelly, Ydaiber Orozco, Erica Genereux Smith
Regie: Jeremy Saulnier
Drehbuch: Jeremy Saulnier
Kamera: Jeremy Saulnier
Musik: Brooke Blair / Will Blair
FSK 16
Frankreich / USA / 2013
Dwight ist ein geheimnisvoller Einzelgänger, der am Rande der Gesellschaft in einem Autowrack am Strand lebt. Regelmäßig gönnt er sich mal ein warmes Bad in Häusern, deren Bewohner gerade nicht zu Hause sind. Von einer Polizistin, die Dwight gut zu kennen scheint, erhält er eine Nachricht, die sein Leben in neue Bahnen katapultiert: Wade Cleland, der seiner Familie Grauenvolles angetan haben muss, wird aus dem Gefängnis entlassen. Dwight kehrt daraufhin zur Familie und zum Ort seiner Kindheit zurück und will sich an dem ehemaligen Gefängnisinsassen rächen. Da Dwight jedoch absolut kein Profi darin ist, jemanden umzubringen, muss es sich entsprechend ausrüsten und ein Training absolvieren, denn er könnte in Wahrheit nicht mal jemanden aus zwei Meter Entfernung erschießen...
Der moderne Rache Thriller präsentiert dem Zuschauer zumeist markante und coole Rächer und zeichnet sich in der Regel durch jede Menge Action und eine temporeiche Erzählung aus. Ganz anders verhält es sich bei vorliegendem Werk von Jeremy Saulnier, der mit seinem Film "Murder Party" aus dem Jahr 2007 bisher erst einmal auf der Bühne der Regisseure aufgetreten ist. Der dadurch kaum vorhandene Bekanntheitsgrad des guten Mannes ist allerdings kein Maßstab für die vorhandene Qualität der vorliegenden Geschichte, in der Saulnier einmal eher außergewöhnliche Wege beschreitet, um einem die Rache Thematik zu offerieren. Dabei ist es durchaus vorstellbar das "Blue Ruin" sicherlich nicht alle Geschmäcker treffen wird, denn wer einen Film voller Action erwartet wird hier wohl eher nicht bedient, dafür dürften jedoch die Freunde kluger und gut durchdachter Szenarien umso mehr auf ihre Kosten kommen.
Zudem ist es eine äußerst gelungene Abwechslung das man einmal nicht den typisch charismatischen Rächer a la Charles Bronson und Co. zu Gesicht bekommt, denn mit Macon Blair in der Hauptrolle als verwahrloster Tramp zeigt sich alles andere als der stereotype Killer, der den Tod irgendwelcher Verwandter rächen will. Ganz generell ist es an dieser Stelle ein nicht zu unterschätzender Aspekt, das im Prinzip das gesamte Szenario mit eher unbekannten und dadurch auch unverbrauchten Gesichtern besetzt ist, wobei sämtliche Charaktere bis in die kleinen Nebenrollen wirklich gut besetzt sind. Das verleiht dem Ganzen eine Menge an Frische, außerdem ist auch die Erzählweise der Abläufe einmal etwas vollkommen anderes als die ansonsten handelsübliche Genrekost. Vor allem zu Beginn startet die Story extrem bedächtig, was manch einer nun sicherlich vielmehr als zähflüssig bezeichnen wird. Zugegebenermaßen bedarf es auch einer geraumen Zeit bis die Ereignisse so richtig in Fahrt kommen, aber der äußerst bedächtige und dialogarme Anfang ist meiner Meinung nach nahezu perfekt gewählt, entfaltet sich doch trotz einer gewissen Ereignislosigkeit eine gewisse Intensität, die sich im Laufe der Zeit immer mehr verdichten soll und den Betrachter ganz unweigerlich in Beschlag nimmt.
Nun beinhaltet das Geschehen eigentlich keine größeren Tempowechsel, doch gerade durch diesen Umstand treffen einen die immer wieder eingestreuten und manchmal recht blutigen Momente umso wuchtiger. Auch der ganze Aufbau des Szenarios gestaltet sich erfrischend anders, denn wenn im Normalfall immer das gleiche Schema thematisiert wird, ist der eigentliche Racheakt in vorliegendem Fall schon nach kurzer Zeit vollzogen wurden. Von diesem Zeitpunkt an entfaltet sich dann die streckenweise vorhandene Genialität dieses feinen Thrillers, denn durch geschickt eingefügte Wendungen sorgt der Regisseur ständig für neue Impulse, die den Schauwert des Filmes in ungeahnte Höhen steigen lassen. Durch starke darstellerische Leistungen, logisch nachvollziehbare Handlungen und einer fast als grandios zu bezeichnenden Atmosphäre schafft es "Blue Ruin" nämlich fast spielerisch, den Zuschauer bis zum bitteren Ende bei der Stange zu halten. Erst in der Rückbetrachtung des gewonnenen Gesamtbildes eröffnet sich einem dann, welch außergewöhnlich guten Film man da eben gesehen hat, der sicherlich auch nachhaltig im Gedächtnis haften bleiben wird.
Letztendlich wird dieses Werk ganz bestimmt die Lager spalten, denn die Liebhaber temporeicher und actiongeladener Genre Vertreter werden nicht allzu viel mit diesem kleinen Juwel anfangen können. Wer jedoch gut und gern auch einmal auf reißerische Aktionen verzichten kann und einen gut vorgetragenen Beitrag zu schätzen weiß, der wird mit einem Filmerlebnis belohnt das man bestimmt nicht so schnell vergessen wird. "Blue Ruin" ist intelligent, klug umgesetzt und stimmt durchaus auch nachdenklich. Ein Hauch von Tragik und ein bitteres Finale runden ein nahezu perfektes Gesamtwerk ab, das man wohl ohne zu übertreiben als kleine Genre Perle bezeichnen darf.
Fazit:
Mit dem vorliegendem Film dürfte Jeremy Saulnier wohl dafür gesorgt haben, das sich sein Name von nun an bei vielen Leuten eingeprägt hat. Die außergewöhnliche und nicht alltägliche Umsetzung der Rache Thematik wird definitiv ihre Zielgruppe finden und man kann nur hoffen, das auch andere Regisseure dem Beispiel folgen, neue Impulse in ihre Werke einzubauen, damit man als Zuschauer nicht ständig den üblichen Einheitsbrei vorgesetzt bekommt.
8,5/10
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