Mansion of the Living Dead (Jess Franco, 1982) 7/10
Man kennt das aus Träumen: Man geht, plötzlich steht man irgendwo, dann ist man nackt, dann ist man wieder irgendwo anders … MANSION funktioniert genauso so. Der Film hebt die Gesetze eines herkömmlichen Films auf und spielt bewusst mit einem träumerischen Ambiente. Zusammen mit der traurig-düsteren Atmosphäre und den verspielten „Effekten“ entsteht Francos ganz eigene Version eines Reitende Leichen-Films. Ein traum-hafter und fast magischer Film, der die beiden Pole Sex und Horror auf sehr eigentümliche Art und ganz weit ab von den möglichen Erwartungen dieser Begriffe und vor allem weit weg vom Mainstream zusammenbringt.
Die Piraten! – Ein Haufen merkwürdiger Typen (Peter Lord & Jeff Newitt, 2012) 9/10
Vielen Dank an Jogiwan für diesen Tipp!!
So einen herrlich durchgeknallten Spaß habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Was da alles drinsteckt an Details, an liebevollen und manchmal winzigsten Ideen, an geiler Musik, an Verrücktheit, …
James Bond jagt Dr. No (Terence Young, 1962) 6/10
Auch bei der x-ten Sichtung ist es immer noch interessant die Grundzüge der Erfolgsserie zu entdecken. Eigentlich ist fast alles schon da, was die Serie ab GOLDFINGER endgültig zur Marke machen wird, aber halt noch nicht so völlig over the top wie später, und entschieden bodenständiger als ab den 70er-Jahren. Sicher nicht mein Lieblings-Bond, das wird er auch nie werden, aber immer wieder schön anzuschauen.
Operation Bloody Mary (Sergio Grieco, 1965) 5/10
Ein wenig blutarmer Eurospy, der zwar im Prinzip alle Zutaten zu einem anständigen Cocktail mitbringt, aber von einem recht müden Barkeeper kredenzt wird. Irgendwie kommt die Blutige Maria nie so richtig in Fahrt. Alles spielt sich unterhalb der möglichen Höchstmarke ab, als ob der Wodka alkoholfrei ist. Anders ausgedrückt: Den Film habe ich am Mittwoch gesehen, wenn ich das hier schreibe ist es Sonntag, und ich habe kaum noch Erinnerungen an den Flick. Kein gutes Zeichen ...
Jack Said (Lee Basannavar & Michael Tchoubouroff, 2009) 6/10
Der zweite Teil um einen schottischen Undercover-Cop, der eine Gangsterbande infiltrieren soll und bei den bandeninternen Machtkämpfen zwischen die Mühlsteine gerät, macht alles das richtig, was der sehr durchwachsene erste Teil JACK SAYS vergeigt hat. Ein sehr hoher psychischer und teilweise auch physischer Gewaltlevel, eine Atmosphäre latenter Gefahr, und endlich bekommt man auch Verständnis für die Charaktere. Wer wer ist und wer was tut, das war im ersten Teil leider gar nicht klar, und jetzt gewinnt die Geschichte deutlich an Verständnis und an Drive, somit also auch an Qualität. Der dritte Teil, UNION JACK, scheint dem bitteren Cliffhanger sowie den Klappentext der DVD nach zu urteilen nochmals ein paar Schippen drauf zu legen. Aber das Problem bleibt trotzdem, dass es hier um drei eigenständige Spielfilme geht, die nur zusammen wirklich gut rüberkommen, durch ihre verwinkelte Erzählstruktur einzeln aber immer für Verständnisprobleme sorgen werden. Mehr was für Cineasten mit Sitzfleisch als für Gelegenheitsgucker.
Utsushimi (Sion Sono, 2000) 6/10
Ein unglaublich schriller und wackeliger Film. Eine Mockumentary. Eine Studie über Mockumentaries. Angesiedelt irgendwo zwischen einem typischen Fernsehformat des Privatfernsehens und einer unmöglichen Liebesgeschichte, zwischen einer Gesellschaftsstudie und einer bewussten Fake-Dokumentation. Es geht um die Stellung von Körpern im modernen Leben. Und um hohle Körper. Kaffeetassen sind Körper, Vasen auch. Beide wollen gefüllt werden. Tänzer sind gefüllte Körper, nackte Models sind ebenfalls Körper, deren Position erst klar wird, wenn die Bilder in einer Ausstellung hängen. Das Hauptthema des Films sind aber die Frau und der Mann, deren Wunsch nach Sex und einer Art Liebe, die den Raum zwischen den Körpern erst überwinden muss. Klingt kryptisch? Ist kryptisch! UTSUSHIMI bedeutet, knapp zwei Stunden mit Handkamera durch Tokio zu rennen und von einer Kaskade von Bildern und Tönen erschlagen zu werden. Anstrengend, aber interessant. Die Grenzen des Formats Film werden auf jeden Fall ein Stückchen weiter gezogen
Hazard (Sion Sono, 2005) 7/10
Sion Sono macht dreht seine Filme so, wie früher mal beim Punk Musik gemacht wurde: Einer schreit 1, 2, 3, 4… und alle legen los. Ob es dabei perfekt ist oder künstlerisch wertvoll? Scheißegal, es soll Spaß machen, und irgendwas wird dabei schon rauskommen. So ist zumindest mein Eindruck von HAZARD (und auch von anderen Filmen Sonos), und es wirkt wie damals in den 70ern, als die italienischen Filmcrews eine Kamera auf die Straße stellten, Action riefen und los ging es. HAZARD funktioniert genauso. Ähnlich wie in UTSUSHIMI begleiten wir via Handkamera und körnigem Bildmaterial drei junge Japaner auf dem Weg durch New York. Es wird gesungen, getanzt, geschrien, alles ist purer Spaß und nichts wird ernstgenommen. Lebe heute und lebe jetzt. Punk, Walt Whitman, und mit der Pumpgun in der Hand im Geschäft ein Brötchen und eine Milch haben wollen. Nostalgisch verklärt, unglaublich durchgeknallt und sehr sehr freisinnig definiert Sion Sono hier Großstadtleben in den frühen Neunzigern, und nach dem Film weiß der Maulwurf nicht, ob er nun traurig seiner längst entschwundenen Jugend hinterherweinen oder sich an dem riesigen Spaß von HAZARD erfreuen soll.
Beide Filme, UTSUSHIMI und HAZARD, sind Filme die beschäftigen, die eigene Gedanken hochkommen lassen, und die nicht in ein paar Zeilen Text abgefrühstückt werden können. Und die, auch wenn sie manchmal anstrengend sind, mit ihrer Stimmung und ihrer Durchgeknalltheit unglaublich Spaß machen, und wo es viel zu entdecken gibt. Die Beschäftigung mit Sion Sono kostet Zeit und Kraft, aber sie lohnt!