Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?
Verfasst: So 18. Apr 2021, 06:21
The lost empire (a.k.a. Drei Engel auf der Todesinsel) (Jim Wynorski, 1984) 7/10
DREI ENGEL FÜR CHARLIE für Erwachsene. Nein, weniger für Erwachsene, sondern eher für Durchgeknallte, denn weder der Blut- noch der Nudismengehalt ist sonderlich hoch. Dafür regiert hier der gehobene Irrsinn, und es ist einfach nur wunderschön den drei Tittenmonstern zuzuschauen, wie sie im SM-Outfit für die feine Dame eine ganze Insel kostümierter Gartenzwerge aufmischen. Wie bei Andy Sidaris, nur ohne die häufigen Sexszenen, dafür aber noch verrückter. Und überhaupt gilt: Ein Film mit Raven de la Croix ist per Definition ein guter Film!
25 km/h (Markus Goller, 2018) 8/10
Zwei Brüder in den späten 40ern, die sich seit 25 Jahren nicht mehr gesehen haben, setzen sich nach dem Begräbnis des Vaters auf ihre Mofas und brettern durch Deutschland, vom Schwarzwald bis an die Ostsee. Könnte man als Betroffenheitsdrama mit Tränendrückergarantie inszenieren, Markus Goller hat aber stattdessen eine Feelgood-Komödie mit vielen Lachern gedreht, die ungeheuren Spaß macht. Klar, ein paar nachdenkliche Momente hat es, und auch wenn die Berlin-Episode dabei etwas zu lang geraten sein mag (und die Brandenburg-Episode mit einem völlig außer Rand und Band agierendem Wotan Wilke Möhring ein wenig den inhaltlichen Sinn vermissen lässt), so ist das Gefühl nach dem Film einfach ein gutes. Ein lächelndes. Ein befriedigendes. Und da sehe ich gerade nichts Verwerfliches dran …
The Drop – Bargeld (Michaël R. Roskam, 2014) 7/10
Bob. Bob ist Barmann in der Bar von Cousin Marv. Er ist sicher nicht der allerschnellste Denker, und in seinem Leben findet fast alles mit betonter Ruhe und Langsamkeit statt. Bob ist mit sich im Reinen. Er ist gerecht, ruhig, und alleine. Marv. Marv ist tatsächlich Bobs Cousin. Marv führt die Bar schon seit vielen Jahren. Früher war er im Wettgeschäft, und er war mächtig stolz auf seine eigene Bar. Aber dann kamen ein paar Tschetschenen und forderten ihn heraus. Er kniff, und seitdem gehört die Bar Chovka und den Tschetschenen. Die Bar wird gelegentlich als Drop-Bar benutzt, das heißt, dort wechselt Geld den Besitzer. Bargeld. Viel Bargeld. Noch viel mehr Bargeld. Wer die Bar überfällt legt sich mit Chovka an. Jeder weiß das. Und trotzdem wird die Bar überfallen. Chovka will sein Geld zurück. Und dass mit den Tschetschenen nicht zu spaßen ist weiß jeder …
Nadia. Bob findet eines Nachts einen halbtoten Welpen in Nadias Mülleimer. Er will ihn behalten, und Nadia hilft ihm dabei. Ganz ganz allmählich bröckeln Nadias Fassade, ihr Widerstand und ihre Einsamkeit. Denn Bob ist kein schlechter Mensch. Nur halt sehr verschlossen, aber er will von Nadia nichts, und dies genießt die junge Frau sehr. Eric Deeds. Der Hund gehört eigentlich Eric Deeds. Nadia war mal seine Freundin. Er will den Hund wiederhaben. Und Nadia auch. Eric Deeds ist ein Schwein, das hinterhältige Methoden einsetzt um alles zu bekommen, was ihm gehört. Seiner Meinung nach. Richie Wheelan. Richie Wheelan verschwand vor 10 Jahren spurlos. Eric Deeds behauptet, er habe Richie Wheelan umgelegt. Inspektor Torres von der Kripo hat den Fall nie aufgegeben, genauso wie er meint, dass er den Überfall auf Marvs Bar aufklären kann. Aber jeden Tag verschwinden Menschen. Einfach so. Sie sind weg und tauchen nie wieder auf. So ist das Leben.
Wer es ruhig und gründlich erzählt mag, der sollte hier mal einen Blick drauf werfen. Ein wunderbarer und tiefgründiger kleiner Film über eine Gesellschaft, in Brutalität so alltäglich ist, dass man als Normalo-Zuschauer eine Gänsehaut bekommt. Sehr sehenswert!
Killer Inside Me (Burt Kennedy, 1976) 6/10
Lou Ford ist Deputy Sheriff in Central City, einer kleinen Bergarbeiterstadt in Montana. Lou Ford liebt seinen Job und die Lehrerin Amy. Lou Ford wird von allen respektiert und geachtet. Egal wie hoch die Emotionen gerade gehen, und es ist egal ob zwei Betrunkene sich prügeln oder der Sohn des Chefs mit dem Bagger auf Streikende losgehen will, wenn Lou Ford dazwischen geht geben alle klein bei. Lou Ford ist wohlanständig, ruhig und respektabel. Und wenn es ihm dann mal langt, dann geht er raus, tötet zwei oder drei Menschen, und dann ist alles wieder gut.
Ebenfalls sehr ruhig gehalten und eigentlich sehr schön und stimmig inszeniert, krankt KILLER INSIDE ME einfach daran, dass Burt Kennedy ein Handwerker war und kein Visionär (Was hätte ein John Frankenheimer aus dem Stoff herausgeholt?), und dass seine Schauspieler auch eher als zweite Riege laufen. Stacy Keach als Lou Ford ist sympathisch, aber nicht unbedingt gut. Trotzdem ein feines Drama, das zwar leider ausgerechnet im Abschluss schwächelt, aber die kaputte Welt des Jim Thompson, von dem die literarische Vorlage ist, ganz wunderbar darstellt.
D III 88 (Herbert Maisch, 1939) 6/10
Hier sollte man im Voraus wissen was einen erwartet, sonst ist man schnell konsterniert. Wenn man das allerdings weiß, dann staunt man ob solcher Plattheiten. Die Kameradschaft unter den Fliegern ist großartig, die vorgesetzten Offiziere sind noch viel großartiger, das Pathos ist am Großartigsten, und selbst wenn es zwischen den Soldaten mal ein wenig kracht, so ist das mit einem gelungenen Einsatz und einer Notlandung schnell wieder in Ordnung gebracht. Großartig! Ein Propagandafilm, maßgeblich unterstützt von der Luftwaffe, aus dem Jahr 1939 – Was erwartet man da denn sonst? Nun jedenfalls eines nicht: Dass nicht gestorben wird! In D III 88 gibt es genau zwei Tote, und beide sterben ganz weit ab von jedweder Kamera. Selbst der Krieg in den letzten 30 Filmminuten ist ein Manöver, wo also Kameraden so tun als ob sie aufeinander schießen. Keine wirkliche Gefahr (außer die Kameradschaft geht in die Brüche, dann allerdings geht schier die Welt unter), keine Angst, keine Gewalt, und am Schluss wird man mit dem Ohrwurm Flieger sind Sieger in die wesentlich rauere Wirklichkeit entlassen. Ob die Kinogänger im Jahr 1939 wirklich auf so einen Scheiß reingefallen sind? Vor allem, weil die Premiere im Oktober war, also nach Beginn des Krieges …
DREI ENGEL FÜR CHARLIE für Erwachsene. Nein, weniger für Erwachsene, sondern eher für Durchgeknallte, denn weder der Blut- noch der Nudismengehalt ist sonderlich hoch. Dafür regiert hier der gehobene Irrsinn, und es ist einfach nur wunderschön den drei Tittenmonstern zuzuschauen, wie sie im SM-Outfit für die feine Dame eine ganze Insel kostümierter Gartenzwerge aufmischen. Wie bei Andy Sidaris, nur ohne die häufigen Sexszenen, dafür aber noch verrückter. Und überhaupt gilt: Ein Film mit Raven de la Croix ist per Definition ein guter Film!
25 km/h (Markus Goller, 2018) 8/10
Zwei Brüder in den späten 40ern, die sich seit 25 Jahren nicht mehr gesehen haben, setzen sich nach dem Begräbnis des Vaters auf ihre Mofas und brettern durch Deutschland, vom Schwarzwald bis an die Ostsee. Könnte man als Betroffenheitsdrama mit Tränendrückergarantie inszenieren, Markus Goller hat aber stattdessen eine Feelgood-Komödie mit vielen Lachern gedreht, die ungeheuren Spaß macht. Klar, ein paar nachdenkliche Momente hat es, und auch wenn die Berlin-Episode dabei etwas zu lang geraten sein mag (und die Brandenburg-Episode mit einem völlig außer Rand und Band agierendem Wotan Wilke Möhring ein wenig den inhaltlichen Sinn vermissen lässt), so ist das Gefühl nach dem Film einfach ein gutes. Ein lächelndes. Ein befriedigendes. Und da sehe ich gerade nichts Verwerfliches dran …
The Drop – Bargeld (Michaël R. Roskam, 2014) 7/10
Bob. Bob ist Barmann in der Bar von Cousin Marv. Er ist sicher nicht der allerschnellste Denker, und in seinem Leben findet fast alles mit betonter Ruhe und Langsamkeit statt. Bob ist mit sich im Reinen. Er ist gerecht, ruhig, und alleine. Marv. Marv ist tatsächlich Bobs Cousin. Marv führt die Bar schon seit vielen Jahren. Früher war er im Wettgeschäft, und er war mächtig stolz auf seine eigene Bar. Aber dann kamen ein paar Tschetschenen und forderten ihn heraus. Er kniff, und seitdem gehört die Bar Chovka und den Tschetschenen. Die Bar wird gelegentlich als Drop-Bar benutzt, das heißt, dort wechselt Geld den Besitzer. Bargeld. Viel Bargeld. Noch viel mehr Bargeld. Wer die Bar überfällt legt sich mit Chovka an. Jeder weiß das. Und trotzdem wird die Bar überfallen. Chovka will sein Geld zurück. Und dass mit den Tschetschenen nicht zu spaßen ist weiß jeder …
Nadia. Bob findet eines Nachts einen halbtoten Welpen in Nadias Mülleimer. Er will ihn behalten, und Nadia hilft ihm dabei. Ganz ganz allmählich bröckeln Nadias Fassade, ihr Widerstand und ihre Einsamkeit. Denn Bob ist kein schlechter Mensch. Nur halt sehr verschlossen, aber er will von Nadia nichts, und dies genießt die junge Frau sehr. Eric Deeds. Der Hund gehört eigentlich Eric Deeds. Nadia war mal seine Freundin. Er will den Hund wiederhaben. Und Nadia auch. Eric Deeds ist ein Schwein, das hinterhältige Methoden einsetzt um alles zu bekommen, was ihm gehört. Seiner Meinung nach. Richie Wheelan. Richie Wheelan verschwand vor 10 Jahren spurlos. Eric Deeds behauptet, er habe Richie Wheelan umgelegt. Inspektor Torres von der Kripo hat den Fall nie aufgegeben, genauso wie er meint, dass er den Überfall auf Marvs Bar aufklären kann. Aber jeden Tag verschwinden Menschen. Einfach so. Sie sind weg und tauchen nie wieder auf. So ist das Leben.
Wer es ruhig und gründlich erzählt mag, der sollte hier mal einen Blick drauf werfen. Ein wunderbarer und tiefgründiger kleiner Film über eine Gesellschaft, in Brutalität so alltäglich ist, dass man als Normalo-Zuschauer eine Gänsehaut bekommt. Sehr sehenswert!
Killer Inside Me (Burt Kennedy, 1976) 6/10
Lou Ford ist Deputy Sheriff in Central City, einer kleinen Bergarbeiterstadt in Montana. Lou Ford liebt seinen Job und die Lehrerin Amy. Lou Ford wird von allen respektiert und geachtet. Egal wie hoch die Emotionen gerade gehen, und es ist egal ob zwei Betrunkene sich prügeln oder der Sohn des Chefs mit dem Bagger auf Streikende losgehen will, wenn Lou Ford dazwischen geht geben alle klein bei. Lou Ford ist wohlanständig, ruhig und respektabel. Und wenn es ihm dann mal langt, dann geht er raus, tötet zwei oder drei Menschen, und dann ist alles wieder gut.
Ebenfalls sehr ruhig gehalten und eigentlich sehr schön und stimmig inszeniert, krankt KILLER INSIDE ME einfach daran, dass Burt Kennedy ein Handwerker war und kein Visionär (Was hätte ein John Frankenheimer aus dem Stoff herausgeholt?), und dass seine Schauspieler auch eher als zweite Riege laufen. Stacy Keach als Lou Ford ist sympathisch, aber nicht unbedingt gut. Trotzdem ein feines Drama, das zwar leider ausgerechnet im Abschluss schwächelt, aber die kaputte Welt des Jim Thompson, von dem die literarische Vorlage ist, ganz wunderbar darstellt.
D III 88 (Herbert Maisch, 1939) 6/10
Hier sollte man im Voraus wissen was einen erwartet, sonst ist man schnell konsterniert. Wenn man das allerdings weiß, dann staunt man ob solcher Plattheiten. Die Kameradschaft unter den Fliegern ist großartig, die vorgesetzten Offiziere sind noch viel großartiger, das Pathos ist am Großartigsten, und selbst wenn es zwischen den Soldaten mal ein wenig kracht, so ist das mit einem gelungenen Einsatz und einer Notlandung schnell wieder in Ordnung gebracht. Großartig! Ein Propagandafilm, maßgeblich unterstützt von der Luftwaffe, aus dem Jahr 1939 – Was erwartet man da denn sonst? Nun jedenfalls eines nicht: Dass nicht gestorben wird! In D III 88 gibt es genau zwei Tote, und beide sterben ganz weit ab von jedweder Kamera. Selbst der Krieg in den letzten 30 Filmminuten ist ein Manöver, wo also Kameraden so tun als ob sie aufeinander schießen. Keine wirkliche Gefahr (außer die Kameradschaft geht in die Brüche, dann allerdings geht schier die Welt unter), keine Angst, keine Gewalt, und am Schluss wird man mit dem Ohrwurm Flieger sind Sieger in die wesentlich rauere Wirklichkeit entlassen. Ob die Kinogänger im Jahr 1939 wirklich auf so einen Scheiß reingefallen sind? Vor allem, weil die Premiere im Oktober war, also nach Beginn des Krieges …