Von der Schauburg zum Schauburgle

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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

126. Tödliche Strahlen (Lambert Hillyer, 1936)
Dr. Rukh (Boris Karloff) ist Wissenschaftler und schreibt Meteoritengestein hochwirksame Heilstrahlung zu.
Zusammen mit seiner Frau Diane und seinem Kollegen Dr. Felix Benet (Bela Lugosi) begibt man sich auf Expedition
nach Nigeria zu einer Meteoritenabsturzstelle. Tatsächlich sendet das Gestein eine hochwirksame Strahlung
aus. Dr. Rukh wird verstrahlt, was zur Folge hat, daß sein Körper von nun an im Dunkeln leuchtet.
Doch hat die Strahlung offenbar auch Auswirkungen auf Dr. Rukhs Geisteszustand.
Während Dr. Benet die Strahlung nutzt, um schwerkranke Patienten zu heilen und sich Diane einem
anderen Mann zuwendet, wird Dr. Rukh immer paranoider und beschließt, sich an den anderen
Expeditionsteilnehmern für den ihm angeblich gestohlenen Ruhm zu rächen.

Dieses Universal-Vehikel mit den Stars Karloff und Lugosi bringt neben den bewährten Horrorelementen
dieses Mal noch Beimengungen aus dem Science-Fiction-Genre und dem Abenteuerfilm ein.
Zudem wird die diffuse Angst vor Röntgenstrahlen aufgegriffen und man bediente sich offensichtlich
bei der Erzählung "Die Farbe aus dem All" von H.P. Lovecraft als Inspiration.
Entstanden ist ein kurzweiliger Genremix mit sehr gelungener Tricktechnik.
Die Idee, daß sich das letzte Bild vor dem Tod auf der Netzhaut einbrennt, und man dieses
abfotografieren könnte, führte hier nicht zum letzten Mal zur Ermittlung des Täters.
Dem Streifen wurde von Ostalgica eine schöne Veröffentlichung gegönnt. Anbei auch ein
Videoessay und ein Audiokommentar, an dem mehrere Forenmitglieder maßgeblich beteiligt
waren.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

127. Eine Witwe mordet leise (Lee H. Katzin, 1969)
Claire (Geraldine Page) hat sich an einen formidablen Lebensstil gewöhnt. Doch als
ihr Mann stirbt und nur Schulden hinterläßt, muß sich Claire eigentlich mit Einschränkungen vertraut
machen. Doch nach außen hin spielt sie weiter die vermögende Witwe. Das nötige Geld, um wenigstens
die Fassade aufrecht zu erhalten, beschafft sie sich dadurch, daß sie ihre Haushälterinnen ermordet,
und sich deren Erspartes aneignet. Eines Tages zieht Harriet mit ihrem kleinen Sohn in das
leerstehende Nachbarsgebäude ein. Claire ist wenig erfreut, befürchtet sie doch, daß
die neue Nachbarin etwas von ihrem mörderischen Treiben mitbekommen könnte.
Zugleich stellt sich mit Alice (Ruth Gordon) eine neue Haushälterin bei Claire vor.
Claire ahnt noch nicht, daß Alice im Gegensatz zu ihren
Vorgängerinnen kein leichtes Opfer werden wird.....

Lee H. Katzins Streifen bewegt sich auf Fernsehniveau. Spannung und Überraschungen bewegen sich
innerhalb gewisser Grenzen, wobei am Schluß die Schraube leicht angezogen wird.
Am ehesten fasziniert Geraldine Page in der Rolle der eiskalten Mörderin.
Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und ihre kriminelle Energie ist gepaart mit einem
unterhaltsam kalauernden Zynismus. Ruth Gordon als ihre Gegenspielerin gefällt
ebenfalls, bleibt aber im Vergleich zu Geraldine Page doch eher blaß.
Rosemary Forsyth als Harriet sieht zum Anbeißen aus. Ich war jedesmal erfreut,
wenn sie die Szenerie betrat.
Allzu viele Haken schlägt die Story nicht, das Erzähltempo bewegt sich irgendwo
zwischen 20er- und 30er-Zone.
Dennoch hat die Idee irgendwas, daß sich in Claires Garten jeder Baum von einem
Mordopfer ernährt; der Film beruht auf einer Geschichte namens "The Forbidden Garden".
Zudem beendet der Streifen Aldrichs lose Trilogie mit ältlichen, mordenden Damen
nach "Was geschah wirklich mit Baby Jane" und "Wiegenlied für eine Leiche".
Hier fungierte Aldrich als Produzent.
5,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

128. H. P. Lovecrafts Necronomicon (Yuzna/Gans/Kaneko, 1993)
Drei Kurzgeschichten Lovecrafts bilden die Grundlage für diesen Omnibusfilm, wobei in
der Rahmenhandlung Jeffrey Combs als Lovecraft himself auf die Jagd nach dem
sagenumwobenen Necronomicon geht.

In der ersten Geschichte von Christophe Gans geht es um die Rückholung geliebter Menschen aus dem
Totenreich. Das ganze spielt in einem nebelumwobenen, verfallenden Schloß am
Meeresufer und läßt damit ein bißchen Corman-Poe-Feeling entstehen. Natürlich funktioniert
das Rückholen nicht so ganz perfekt, denn alles hat seinen Preis.

In der mittleren Geschichte von Shûsuke Kaneko hat ein Wissenschaftler (David Warner)
eine Methode gefunden, um scheinbar ewig zu leben. Aber auch dieser vermeintliche
Erfolg hat eine dunkle Seite.

In Brian Yuznas Kurzgeschichte geht es um zwei Polizisten, die einen Mörder in
die Unterwelt der Stadt verfolgen. Ganz tief unten lauern Wesen aus einer anderen
Zeit und warten auf ihre Chance, die Welt zu übernehmen.

Bei "Necronomicon" handelt es sich um einen typischen Yuzna-Streifen. Weniger das Subtile
steht im Vordergrund, sondern eher der knallig-bunte Effekteoverkill. Und den bekommt
man hier von einem riesigen Special-Effects-Team geboten, dem unter anderen John Carl Buechler
und Screaming Mad George angehörten.
Anders ausgedrückt: Wenn man darauf eingestellt ist statt einer Gourmet-Bude ein XXL-Restaurant zu betreten,
kann man hier sehr wohl seinen Spaß haben.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

129. Die Nacht der Schreie (Jeff Burr, 1987)
Der nächste Omnibusstreifen. Das kleine Städtchen Oldfield scheint Schwerverbrecher magisch anzuziehen,
insbesondere Mörder. Reporterin Beth läßt sich vom greisen Bibliothekar Julian White (Vincent Price) ein paar
Stories aus der Vergangenheit erzählen. Darin geht es zum einen um den schüchtern wirkenden Stanley Burnside
(Clu Gulager). Der hat es jedoch faustdick hinter den Ohren und zieht des Nachts mordend durch Oldfield.

Als nächstes geht es um den schwerverletzten Dieb Jesse Hardwicke (Terry Kiser), der von dem
Schwarzen Felder Evans wieder aufgepäppelt wird. Als Jesse mitbekommt, daß Felder dabei
schwarze Magie eingesetzt hat, versucht er hinter Felders Geheimnis zu kommen.
Doch der weiß sich zu wehren.

In der dritten Kurzgeschichte geht es um einen Zirkus. Dort arbeitet der Glasfresser Steven, in den sich
die unbedarfte Amarillis verliebt. Die beiden wollen weg von dem Zirkus. Dabei haben sie jedoch
die Rechnung ohne die Wirtin bzw. Snakewoman (Rosalind Cash) gemacht. Sie setzt ihre Voodookenntnisse
ein, um Steven um jeden Preis zu halten.

Die vierte und letzte Geschichte spielt zu Ende des amerikanischen Bürgerkriegs. Versprengte
Nordstaatler unter Führung des skrupellosen Sergeant Gallen (Cameron Mitchell) treffen auf
ein von Kindern bewohntes Haus. Jedes der Kinder hat Blessuren im Krieg davongetragen.
Schuld daran sind ihrer Ansicht nach alle Erwachsenen....

Die Rahmenhandlung wartet neben Vincent Price noch mit solch illustren Namen wie
Martine Beswick, Susan Tyrrell und Lawrence Tierney auf. Jeff Burr drehte seinen Erstling
in seiner Heimatstadt Aurora, Ohio. Daran beteiligt waren Studienkollegen, Freunde und
Verwandte. Trotz wenig Geld gelang es Jeff Burr und seinem Bruder William namhafte
Darsteller nach Aurora zu locken. Daß der Film eine Herzensangelegenheit war, atmet
er auch an jeder Ecke. Auch wenn "Die Nacht der Schreie" kein perfekter Film ist,
so ist der Enthusiasmus seiner Macher an jeder Ecke zu spüren;
zum Beispiel in den liebevoll ausgestatteten Setpieces.
Dank der Veröffentlichung von Turbine bleibt beim Fan kein Wunsch offen.
Massenweise Bonusmaterial gibt es hier; so ein interessantes Making-Of
und mehrere Kurzfilme von Jeff Burr.
7,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

130. Terrorgang (Tomas Aznar, 1980)
Drei Jungs und ein Mädchen sind immer auf der Suche nach Geld und neuen Kicks. Dabei
spielen Menschenleben keine Rolle. Als der Überfall auf eine Bar schief geht, gibt es ein
wüstes Geballere. Einer der vier wird verletzt und gleich daraufhin vom Anführer der Gang
erlöst bzw. als potentieller Zeuge und Ballast entsorgt. Soviel zum Thema Loyalität.
Mit ein paar Geiseln fliehen die Drei und fahren auf's Land. Auf einem Anwesen kommt
es zu einer erneuten Eskalation und es gibt noch mehr Tote.
Die weitere Flucht per Auto führt in eine immer apokalyptischer erscheinende Landschaft,
Interferenzen im Radio deuten an, daß hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmt.
Als man ein verfallendes Kirchengebäude ansteuert, wird das Geschehen immer irrealer....

Was wie ein Gangstreifen mit ordentlich KaWumm beginnt, endet als astreiner Horrortrip.
Dem nicht gerade umtriebigen Regisseur Tomas Aznar gelang mit "Terrorgang" ein räudiger
Trip in menschliche Abgründe. Der Film schafft es mühelos, alle Protagonisten als
Kackbratzen darzustellen (auch die Geiseln!), denen man die Pest oder wohl in diesem Falle
eher den Teufel an den Hals wünscht. Ein ziemlich unglaubliches Stück Zelluloid, das
von MT Films eine ordentliche Veröffentlichung spendiert bekam, inklusive Booklet
von Christoph N. Kellerbach.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

131. Schwarzer Freitag / Black Friday (Arthur Lubin, 1940)
Der Literaturwissenschaftler Prof. Kingsley (Stanley Ridges) gerät zufälligerweise in einen Schußwechsel zwischen Gangstern.
Dabei wird er vom Oberbösewicht Red Cannon schwer getroffen. Seine Hirnverletzung scheint tödlich.
Doch auch der Gangster stirbt bei dem Überfall. Auftritt Dr. Ernest Sovac (Boris Karloff):
Der berühmte Neurochirurg sieht noch eine Chance für seinen Kumpel Kingsley. Indem er
ihm Teile des Gehirns von Red Cannon einpflanzt, rettet er ihn. Doch nach seinem Wiedererwachen
leidet Kingsley unter Wahrnehmungstrübungen; oder wohnen plötzlich zwei Personen in seinem Kopf?
Als Sovac erfährt, daß die Beute aus Cannons letztem Coup nicht aufzufinden ist, faßt er
einen Plan. Er versucht in Prof. Kingsley immer mehr Erinnerungen von Cannon freizusetzen,
um so an das Geldversteck zu gelangen. Die Folge sind zahlreiche Morde.....

Ja, auch Bela Lugosi spielt in diesem Streifen mit. Universal produzierte ein weiteres
Karloff-Lugosi-Vehikel. Obwohl Lugosi anfangs für eine der zwei Hauptrollen vorgesehen war,
rutschte er dann mit weiniger Screentime als Gangster Marnay auf den dritten Platz der Besetzungsliste;
zugleich Synonym für den sinkenden Stern Lugosis. Auch entstand nicht wie ursprünglich vorgesehen
ein weiteres Horrorspektakel, sondern ein Mad-Scienstist-Streifen mit Anleihen bei Jekyll und Hyde
und beim Gangstergenre. Tatsächlich wird mancherorts die These aufgestellt, daß unter der
Regie von Arthur Lubin und der Fotografie von Elwood Bredell mit "Black Friday" der erste Vertreter des Film Noir
entstand. So zum Beispiel im beiliegenden Booklet von Robert Zion.
Wie dem auch sei ist "Schwarzer Freitag" eine kurzweilige Angelegenheit, in der eben auch die
urbanen Schwarz-Weiß-Bilder Bredells zu überzeugen wissen.
Sehr schöne Rundum-Sorglos-Veröffentlichung von Wicked Vision.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

132. Der Holcroft-Vertrag (John Frankenheimer, 1985)
Drei hohe Nazi-Offiziere schließen in der Endphase des zweiten Weltkrieges einen Pakt und bringen sich
anschließend um. Etwa dreißig Jahre später tritt eine Anwaltskanzlei an Noel Holcroft (Michael Caine) heran,
der Sohn eines der besagten Offiziere, und setzt ihn von dem Pakt in Kenntnis. Angeblich hätten die
Offiziere Nazi-Vermögen im Wert von 4,5 Billionen Dollar (im englischen Original eigentlich 4,5 Milliarden)
in der Schweiz angelegt, um dieses dann nach dem Krieg an Nazi-Opfer zu verteilen. Dies solle von den Kindern
der Offiziere gewährleistet werden. So macht sich Holcroft auf die Suche nach den anderen Nachkömmlingen
um die ehrenwerte Aufgabe in Angriff zu nehmen. Doch nach und nach schwant Holcroft, daß
noch andere Interessen im Spiel sind. Geheimdienste und Neonazis kochen ihr eigenes Süppchen,
und um Holcroft herum häufen sich die unerklärlichen Todesfälle.

Die Story dieses Frankenheimer-Thrillers ist purer Trash, basierend auf einem Buch des
Vielschreibers Robert Ludlum. Michael Caine in der Rolle des Noel Holcroft irrt nach der
Verkündung seines Anwalts (Michael Lonsdale) durch Europa und macht die anderen
Kinder der Offiziere ausfindig, als da wären: Der Dirigent Erich Kessler (Mario Adorf) sowie
Johann (Anthony Andrews) und Helen von Thiebolt (Victoria Tennant).
Holcrofts Mutter wird von Lilli Palmer gespielt, die in ihrer Altersweisheit die hehren
Absichten ihres Exmannes doch stark anzweifelt. Stark ist auch der Tobak, der einem hier
allen Ernstes verkauft werden soll. Ein klarer Fall von Big-Budget-Trash und eines John Frankenheimers
eigentlich nicht würdig. Mehr als einmal blieb mir der Mund offenstehen bei der ein oder anderen
Dreistigkeit des Drehbuches; das Finale ist dafür exemplarisch.
Wohin der Hase läuft ist eigentlich trotz aller Vertuschungsversuche schnell klar.
Sympathisch macht den Streifen das ein oder andere Knallbonbon (der Carnival im Rotlichtviertel Berlins,
das inzestuöse Verhältnis der Geschwister Johann und Helen,
der verschwitzte Auftritt Adorfs als manischer Dirigent, der rehäugig unbedarfte
Michael Caine, der in bester Killermanier Leute per Kopfschuß erledigt; wohlgemerkt ohne zuvor
je eine Waffe in der Hand gehabt zu haben,....). Auf der Habenseite stehen auch Aufnahmen aus dem geteilten Berlin.
Definitiv nach allgemeinen Maßstäben kein guter Film,
dennoch gewissermaßen unterhaltsam.
5,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

133. Malignant (James Wan, 2021)
Madison (Annabelle Wallis) ist nach drei Fehlgeburten wieder schwanger und hat große Angst davor,
das Baby zu verlieren. Als eines Abends Madisons nichtsnutziger Partner Derek übergriffig wird,
manifestiert sich eine dunkle Gestalt. Am nächsten Tag ist Derek tot und Madison hat ihr Ungeborenes
verloren. Nur dank ihrer Schwester Sydney verliert Madison nicht den Verstand und versucht,
sich in's Leben zurückzukämpfen. Doch die dunkle Gestalt ist immer noch präsent und baut eine
unheimliche Verbindung zu Madison auf. Bald darauf geschehen in der Stadt einige Morde und Madison
weiß von Details, die ihr die dunkle Gestalt anvertraut hat. Für die Polizei ist klar:
Madison hat einen Sparren weg und hechelt unschuldslammmäßig als Mörderin durch Seattle.
Doch Sydney hält bedingungslos zu ihrer Schwester und gerät dadurch selbst in Gefahr.

Der neueste Streich von James Wan (Saw, Insidious, Conjuring) wurde sehr wohlwollend aufgenommen
und vielerorts als Hommage an die italienischen Gialli betrachtet. Gut, es gibt einen schwarzgekleideten
Mörder mit einer Stichwaffe und ab und zu ein paar Farbenspiele. Man hätte genauso gut auf die Idee kommen
können, Wan zitiere De Palma. Tatsächlich gelingen Wan zu Beginn einige atmosphärische und furchteinflössende
Szenen. Das war es dann aber leider auch, zumindest was Atmosphäre angeht. Die Morde werden alle
nach dem gleichen Schema begangen und bieten keine Überraschungen. Im Gegenteil läßt Wan sogar
einige Gelegenheiten aus, die Spannungsschrauben anzuziehen, indem storytechnisch einfach vorher schon
klar ist, was passieren muß und dann auch wird.
Der Killer selbst scheint manchmal übermenschliche Fähigkeiten zu haben, dann wirkt er wieder
verletzlich; gerade so, wie es der Szenenablauf verlangt. Diese Inkonsequenz stößt dann doch schon sauer auf.
Das größte Ärgernis stellte für mich jedoch das ausufernde Massaker in der Polizeistation dar.
Spätestens hier ertrinkt jeglicher noch verbliebene Ansatz von Atmosphäre in einem Blutbad.
Eine ähnliche Übertreibung wie übrigens in "Halloween Kills".
Nach den Vorschußlorbeeren hatte ich mir etwas mehr von "Malignant" erhofft.
5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

134. Rififi in Paris (Denys de La Patellière, 1966)
Diamanten-Paul (Jean Gabin) ist der Gransdseigneur der Unterwelt Paris'. Zusammen mit dem Diamanten-Spezialisten
Walter (Gert Fröbe) ist er immer auf der Suche nach lohnenswerten Coups, zumeist Schmuggelgeschäfte. Nadja Tiller spielt Irene,
die Lebensgefährtin von Walter, die allerdings früher mit Paul zusammen war.
Die Schmuggelgänge werden von angeworbenen Gehilfen übernommen. Dafür zuständig ist die Tänzerin Lili (Mireille Darc),
die gerade den Amerikaner Charles (George Raft) für einen solchen Job angeheuert hat. Charles macht sich gut und steigt
bald in der Hierarchie um Paul auf. Dieser ahnt nicht, daß Charles ein Spitzel ist. Als eine konkurrierende Organisation
Paul kaltzustellen versucht, kommt es zum Bandenkrieg, und Bulle Charles ist mittendrin im Kugelhagel.

Nach dem riesigen Erfolg von "Rififi" versuchten sich mehrere Filmemacher als Trittbrettfahrer
und ließen ihr Rififi an mehr oder weniger exotischen Orten stattfinden. So entstanden "Rififi in Tokio/Amsterdam/
Stockholm" und eben auch Paris. Von Denys de la Patellière in Szene gesetzt tummeln sich neben
den genannten noch Marcel Bozzuffi und Claude Brasseur. Während Raft etwas blaß bleibt, rocken Gabin und Fröbe die Bude.

Ein paar kleine Ruppigkeiten schleichen sich auch ein. Charles muß, um seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen,
einen Mord begehen. Ein paar entblößte Brüste werden in dieser Produktion aus dem Jahre 1966 auch präsentiert.
Alles in allem eine spaßige, wenn auch zum Teil etwas holprige Angelegenheit.
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Blap
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von Blap »

sergio petroni hat geschrieben: Do 14. Jul 2022, 17:38 134. Rififi in Paris (Denys de La Patellière, 1966)
Ein paar entblößte Brüste werden in dieser Produktion aus dem Jahre 1966 auch präsentiert.
Pfui Deibel. Habe die Blu-ray umgehend entsorgt. Danke für die Warnung!
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