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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 00:18
von horror1966
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Evil 2
(To Kako - Stin epohi ton iroon)
mit Dinos Avgoustidis, Orfeas Avgoustidis, Hristos Biros, Anthony Burke, Billy Zane, Yorgos Chraniotis, Skotis Drosos, Meletis Georgiadis, Andreas Kontopoulos, Pepi Moschovakou, Ioanna Pappa, Mary Tsoni
Regie: Yorgos Noussias
Drehbuch: Claudio Bolivar / Christos Houliaras
Kamera: Claudio Bolivar / Petros Nousais
Musik: Grigoris Grigioropoulos / Thanos Karabatziakis
Keine Jugendfreigabe
Griechenland / 2009

Athen ist von Zombies überrannt! Für die kleine Gruppe von Überlebenden, die sich um den Soldaten Vakirtzis geschart hat, gibt es nur noch einen Ausweg: Sie müssen es zum Hafen schaffen. Denn dort legt in Kürze das letzte Rettungsboot ab. Doch auf dem Weg zum Hafen warten nicht nur blutgierige Zombies auf die zusammengewürfelte Truppe, sondern auch eine ganze Reihe von Soziopathen, die nichts anderes im Sinn haben, als alle anderen Überlebenden zu ermorden. Im Kreuzfeuer von Sniperkugeln und Zombiehorden steht den Freunden plötzlich eine mysteriöse Gestalt bei, die sie davon zu überzeugen versucht, dass die Zombieplage mitnichten das Werk eines Virus ist, sondern dass das absolute Böse die Bevölkerung von Athen übernommen hat und dass Einer aus der Gruppe die Fähigkeit hat, das Böse zu besiegen und damit Athen und seine Einwohner zu retten. Aber das bedeutet, dass sie sich wieder in das Zentrum von Athen vorkämpfen müssen. In das Zentrum der Hölle, der sie gerade zu entkommen versuchten …


"Evil - To Kako" war im Jahre 2005 ein wirklicher Überraschungserfolg, konnte der griechische Zombiefilm doch herrlich trashige und vor allem blutige Zombiekost bieten, die zudem noch äusserst humorig in Szene gesetzt wurde. Kein Wunder also, das man mit gewissen Erwartungen an vorliegenden nachfolger herangegangen ist, der allerdings qualitätsmäßig doch weit hinter dem ersten Teil zurückbleibt. Dabei ist daran noch nicht einmal die Tatsache schuld, das die deutsche Veröffentlichung der Schere zumOpfer gefallen ist und um über zwei Minuten erleichtert wurde, es ist ganz einfach der Aspekt, das hier zu keiner Zeit ein wirklicher Erzählfluss zustande kommen will. Eventuell wollten die Macher des Filmes, dem man übrigens das niedrige Budget in allen Phasen ziemlich offensichtlich anmerkt besonders innovativ sein, denn nicht anders ist es zu erklären, das hier verschiedene Erzählstränge parallel zueinander erzählt werden.

Doch dieser sicherlich gut gemeinte Versuch ist völlig nach hinten losgegangen, da die Geschichte vollkommen durch ständige Zeitsprünge und etliche eingefügte Flashbacks einzelner Personen so dermaßen verwirrend erscheint, das man ihr kaum folgen kann. Das beginnt schon ganz am Anfang des Filmes, als man mit Griechen aus der Antike konfrontiert wird, so das man am überlegen ist, ob man überhaupt den richtigen Film in den DVD-Player gelegt hat. Doch nicht nur zu Beginn der Geschichte bekommt man die Personen aus der Antike zu sehen, denn auch im Laufe der Story wird man noch öfter mit ihnen konfrontiert. Und auch Agyris, der im ersten Teil ja eigentlich gestorben ist kehrt wieder ins Leben zurück, stirbt noch einige Male und kommt immer wieder zurück. Zwar wird im laufe der Zeit eine Erklärung dafür geliefert und die Zusammenhänge mit den immer wieder auftauchenden Bildern aus der Antike bekommen einen Sinn, jedoch ist das Szenario so hanbüchen in Szene gesetzt worden, das man sich teilweise nur die Haare raufen kann.

Auch den geheimnisvollen und recht ominösen Charakter, den Billy Zane hier darstellt, kann man in der ersten Stunde des geschehens eigentlich gar nicht zuordnen, obwohl einen schon gewisse Vorahnungen überkommen können, die sich dann letztendlich auch wirklich bewahrheiten. Seine Figur ist aber letztendlich nicht mehr als ein weiterer Störfaktor in einem seltsam zerstückelt erscheinenden Szenario, das so ziemlich jeglicher Logik entbehrt. Das ist aber gar nicht einmal das Schlimmste, denn Logik muss man in einem Zombiefilm nicht zwangsläufig erwarten, was wirklich störend erscheint ist der Aspekt, das die Dramaturgie der Geschichte eigentlich überhaupt nicht vorhandene ist, denn durch die unzähligen Zeitsprünge und Flashbacks kommt einem das Ganze wie eine wilde und teils auch zusammenhanglose Aneinanderreihung von einzelnen Videoclips vor, die zumeist keinerlei Sinn ergeben.

Und so baut sich auch im Endeffekt überhaupt keine Spannung auf, das Geschehen plätschert im Prinzip eher so vor sich hin und ist dabei noch nicht einmal besonders hart oder blutig geraten, denn wenn man sich mal den Schnittbericht anschaut stellt man sich ganz unweigerlich die Frage, warum dieses Werk um über zwei Minuten erleichtert werden musste. Doch wenn man einmal ganz ehrlich ist, konnen auch die fehlenden Passagen den insgesamt sehr mäßigen Gesamteindruck dieses Filmes nicht sonderlich aufwerten, der ganz einfach viel zu wirr und erschreckend strukturlos daherkommt. Das Sehvergnügen des Zuschauers hält sich hier also in einem extrem überschaubaren Rahmen, was meiner persönlichen Meinung nach noch äusserst diplomatisch ausgedrückt ist. Mich persönlich hat der Film jedenfalls absolut enttäuscht und zählt so ganz eindeutig zu den Fortsetzungen, die man sich auch getrost hätte sparen können. Der Esprit und Charme des Originals ist überhaupt nicht mehr zu spüren und auch der vorhandene Humor kann leider in keiner einzigen Sequenz wirklich zünden, so das es sich hier lediglich um eine sehr lahme Weiterführung des empfehlenswerten Erstlings handelt.


Fazit:


So sehr "Evil - To Kako" damals zu überraschen wusste, so sehr enttäuscht doch jetzt der Nachfolger, der so ziemlich in allen Punktet versagt und sich als ziemlicher Rohrkrepierer outet. Selbst vom reinen Unterhaltungswert, den ich bei einem solchen Werk ganz einfach vorraussetze, ist hier so gut wie nichts vorhanden. Ein ständig stockender Erzählfluss verhindert einen wirklichen Sehgenuss, der zudem noch durch eine größtenteils wirr in Szene gesetzte Geschichte extrem getrübt wird, so ds man leider keine wirkliche Empfehlung für diesen Film aussprechen kann.


Die DVD:

Vertrieb: Sunfilm
Sprache / Ton: Deutsch / Griechisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1:1,78 (16:9)
Laufzeit: 85 Minuten
Extras: Trailer, Teaser

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 14:47
von horror1966
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30 Days of Night: Dark Days
(30 Days of Night: Dark Days)
mit Kiele Sanchez, Rhys Coiro, Diora Baird, Harold Perrineau, Mia Kirshner, Troy Ruptash, Ben Cotton, Katie Keating, Katharine Isabelle, James Pizzinato, Peter Hall, Stephen Huszar, Marco Soriano, Jackson Berlin, John DeSantis
Regie: Ben Ketai
Drehbuch: Steve Niles / Ben Ketai
Kamera: Eric Maddison
Musik: Andres Boulton
Keine Jugendfreigabe
USA / 2010

Die Story spielt ein Jahr nach den Vorkommnissen in Barrow: Um den Schmerz über den Tod ihres Mannes zu überwinden, reist Stella um die ganze Welt - sie will die Menschheit davon überzeugen, dass Vampire tatsächlich existieren. Als sie schließlich frustriert erwägt, ihre Mission abzubrechen, trifft sie in der kriminellen Unterwelt von Los Angeles eine Gruppe von Menschen die nichts zu verlieren haben und erhält damit die Chance, sich an der Vampirkönigin Lilith zu rächen, die für den Angriff auf Barrow verantwortlich war.


Angeblich soll sich dieser Nachfolger von "30 Days of Night" sehr nahe an den zugrunde liegenden Comics orientieren, worin aber wohl gleichzeitig auch das größte Problem dieses Ablegers besteht, der nicht einmal ansatzweise an die Qualität des ersten Teiles anknüpfen kann. Das liegt ganz einfach darin begründet, das hier eine äusserst leblose und vollkommen vorhersehbare Geschichte erzählt wird, der irgendwie jeglich Inspiration fehlt und die auch zu keiner Zeit einen wirklich straffen Spannungsbogen erzeugen kann, der für ein durchgehend interessantes Sehvergnügen sorgen würde. Insbesondere durch ihre Vorhersehbarkeit fehlt es der Story ganz generell an diversen Überraschungsmomenten und jeglichen Höhepunkten, darüber können auch die wenigen etwas härteren Passagen nicht hinwegtäuschen, die sich zudem auch noch in einem wirklich überschaubaren Rahmen präsentieren. Die gesamte Laufzeit über entsteht der Eindruck, das man mit einem seltsam leblos erscheinenden Story-Plot konfrontiert wird, in dem sogar die Darsteller zumeist recht lustlos und vollkommen uninspiriert agieren, was das gewonnene Gesamtbild nicht unbedingt aufwertet.

Auch in azmosphärischer Hinsicht kann "20 Days of Night: Dark Days" nicht mit seinem Vorgänger konkurrieren, entsteht doch zu keiner Zeit die atmosphärische Dichte, die Teil 1 noch so ausgezeichnet hat. Die hier vorhandene Grundstimmung weist ausserdem kaum bedrohliche Züge auf, was allerdings auch wieder auf die Vorhersehbarkeit der Ereignisse zurückzuführen ist. Und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, das man als Zuschauer teilweise schon etwas gelangweilt den Geschehnissen folgt und sich dabei noch nicht einmal an den nicht gerade besonders guten CGI Effekten erfreuen kann. Es ist ein ganz eigenartiges Gefühl, das einen während der Ansicht dieses Filmes überkommt, denn einerseits hegt man bis zum Ende die Hoffnung, das doch einmal irgentetwas passieren könnte, das einen aus dem eingetretenen Halbschlaf reissen könnte, doch eigentlich weiss man ganz genau, das dies wohl nicht passieren wird. So lässt man dann mehr oder minder das streckenweise extrem leblos erscheinende Szenario über sich ergehen und ist nicht gerade böse darüber, als nach gut 80 Minuten der Abspann des Filmes einsetzt.

Wenn man an den Erstling zurückdenkt, fällt einem ganz unweigerlich die wirklich gelungene und höchst bedrohliche Atmosphäre ein, die einen den ganzen Film über begleitet hat und für ein erstklassiges Filmerlebnis Sorge getragen hat, leider ist hier davon so gut wie gar nichts zu verspüren, den trotz einiger düster gehaltenen Passagen geht keinerlei Faszination von den Ereignissen aus, die sich in irgendeiner Art und Weise auf den Betrachter übertragen könnte, so das man im Prinzip nie eine wirkliche Bindung zum Szenario aufbauen kann. Zudem sind die meisten düsteren Sequenzen auch noch viel zu dunkel gehalten, einige Handlungen sind so kaum sichtbar nachzuvollziehen, was den Gesamteindruck noch einmal zusätzlich etwas trübt. Ein zusätzlicher Minuspunkt ist auch die Darstellerriege, die meiner Meinung nach eine einzige Enttäuschung darstellt, denn ebenso farblos und uninspiriert wie die gesamte Geschichte sind auch die dargebotenen Schauspielleistungen, sämtliche Charaktere wirken vollkommen blass und jederzeit austauschbar. In nicht gerade wenigen Passagen des Filmes erwecken sie den Eindruck, das sie überhaupt nicht richtig bei der Sache sind und die Spielfreude ist ihnen auch nicht unbedingt anzusehen, so das die Darstellungen vielmehr den Eindruck einer lästigen Pflicht hinterlassen, was nicht gerade als Kompliment zu verstehen ist.

Letztendlich handelt es sich bei "30 Days of Night: Dark Days" um eine ziemlich enttäuschende Fortsetzung, der Film weist in allen belangen äusserst starke und sehr offensichtliche Defizite auf, die man ganz sicher hätte vermeiden können. So aber präsentiert sich eine seltsam leblose Story, die vollkommen überraschungs-und höhepunktarm daherkommt und so doch eher ziemlich belanglose Vampirunterhaltung bietet, an der man sich nur sehr selten erfreuen kann. Auch im Bezug auf den vorhandenen Härtegrad gibt es nicht viel Positives zu vermelden, denn die beinhalteten Szenen sind nicht gerade besonders zahlreich und können auch qualitätsmäßig nicht wirklich überzeugen. Der insgesamt gewonnene Gesamteindruck ist dann auch letztendlich maximal als durchschnittlich zu bezeichnen, was bei den meisten zuschauern doch für eine ziemliche Enttäuschung sorgen dürfte, denn hatte man doch aufgrund des sehr guten Vorgängers weitaus höhere Erwartungen in diesen zweiten Teil gesetzt, die sich aber leider nicht bestätigen können.


Fazit:


Wenn man mit geringen Erwartungen an diesen Film herangeht, dann könnte man eventuell am Ende einigermaßen zufrieden sein, da sich die Enttäuschung in Grenzen hält. Wer allerdings etwas mehr erwartet und dazu noch die Hoffnung hegt, das hier ein ähnlich gelungener Film vorliegt wie es bei "30 Days of Night" der Fall war, der wird sich wohl kaum an dieser seltsam uninspirierten und leblosen Geschichte erfreuen können, in der kaum Spannung geschweige denn eine erstklassige Atmosphäre zu finden ist. Zu vorhersehbar sind die Ereignisse und auch die vollkommen blassen Darsteller können das gewonnene Gesamtbild in keinster Weise aufwerten.


5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 8. Jan 2011, 18:02
von horror1966
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Tarantula
(Tarantula)
mit John Agar, Mara Corday, Leo G. Carroll, Nestor Paiva, Ross Elliott, Edwin Rand, Raymond Bailey, Hank Patterson, Bert Holland, Steve Darrell, Dee Carroll, Edgar Dearing
Regie: Jack Arnold
Drehbuch: Robert M. Fresco / Martin Berkeley
Kamera: George Robinson
Musik: Herman Stein
FSK 12
USA / 1955

Beim Brand eines Laboratoriums in der kalifornischen Wste, wo ein Forscher mit Wachstumsbeschleunigungen experimentiert, entweicht eine giftige Tarantel. Bald erreicht das Tier die monstrsen Ausmae eines Hochhauses und droht ganze Stdte auszurotten. Mit Napalm-Bomben bewaffnet rckt die amerikanische Luftwaffe an, um dem Biest den Garaus zu machen.


Es ist wohl keineswegs übertrieben, wenn man diesen Klassiker als einen der größten Meilensteine des Tierhorrors bezeichnet. Wenn man bedenkt, das "Tarantula" schon über 50 Jahre alt ist, dann ist vor allem die Tricktechnik für die damalige Zeit sehr bemerkenswert. In der heutigen Zeit entlockt es dem Zuschauer wohl nur noch ein Schmunzeln, aber in den 50 ern war das schon etwas Besonderes. Es ist aber auch insbesondere die fast kindliche Naivität der damaligen Effekte, die diesem Film seinen ganz besonderen Charme verleiht, der ihn so absolut unverwechselbar macht. Gleichzeitig ist es Jack Arnold aber dennoch gelungen, den Zuschauer durch die Darstellung der Riesenspinne zu schocken und so auch eine richtig unheilvolle Grundstimmung aufkommen zu lassen, die selbst nach über 50 Jahren nichts von ihrer Faszination eingebüsst hat.

Der Film verursachte damals schon großes Erstaunen bei den Zuschauern und wusste durch seine durchaus spannende Story zu überzeugen. Atmosphärisch ist dieser herrliche Klassiker sehr dicht gehalten und durch die Riesenspinne wirkt alles auch sehr bedrohlich. Hinzu kommt der Aspekt, das dieses Monster auch ziemlich oft im Bild zu sehen ist und immer wieder ein absoluter Höhepunkt des Geschehens ist. Bei jedem ihrer Auftriite spürt man sofort, wie der Spannungsbogen in die Höhe schnellt und auch das Sehverhalten des Betrachters ändert sich schlagartig. Verfolgt man nämlich die Geschichte eigentlich relativ entspannt, so setzt beim Auftreten der riesigern Tarantel immer wieder eine ungeheure Anspannung in den Vordergrund, der man sich beim besten Willen nicht erwehren kann. Arnold hat es hier vortrefflich verstanden, den Zuschauer immer wieder in Sicherheit zu wiegen, um ihn dann widerum mit Schockmomenten zu konfrontieren, die immer zum genau richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden. So gestaltet sich das hier gebotene Filmerlebnis auch durchaus abwechslungsreich und versetzt einen zumeist in ein wahres Wechselbad der Gefühle.

Auch die Darsteller spielen ihre Parts sehr überzeugend, die Angst und Panik wird sehr gut zum Zuschauer transportiert. Für die damalige Zeit enthält das dargebotene Schauspiel sogar erstaunlich wenig theatralische Züge, die doch insbesondere in Filmen dieser Zeit immer wieder zu begutachten ist. Doch in vorliegendem Werk ist davon herzlich wenig zu spüren, was den gewonnenen Gesamteindruck noch einmal zusätzlich aufwertet. Gerade die jüngere Generation wird mit diesem herrlichen Klassiker des Tierhorrors wohl weniger anfangen können, ist man doch mittlwerweile vielmehr darauf erpicht, blutige und äusserst harte Effekte präsentiert zu bekommen, doch gibt es in der heutigen Zeit keinen Tierhorrorfilm, der qualitätsmäßig auch nur annähern mit "Tarantula" mithalten kann, bekommt man doch eine perfekt aufeinander abgestimmte Geschichte geboten, die insbesondere durch ihren dramaturgisch erstklassigen Spannungsbogen und eine herausragende Atmosphäre zu überzeugen weiss. Und selbst die aus heutiger Sicht vielleicht etwas angestaubten Effekte stellen etwas ganz Besonderes dar und sorgen für eine unglaublich starke Bildgewalt dieses Filmes.

Auch in der heutigen Zeit der immer besser werdenden Special - Effects ist es immer wieder ein Erlebnis, sich diesen Meilenstein des Tierhorrors anzusehen, denn man wird immer wieder gut und kurzweilig unterhalten. Letztendlich zählt Jack Arnolds Horror-Szenario zu den absolut zeitlosen Klassikern, die ganz einfach nichts von ihrem Reiz verlieren und trotz ihrer Familientauglichkeit immer noch leichte Schauer entstehen lassen, die dem Zuschauer beim Anblick der Riesenspinne über den Rücken laufen. Dazu trägt sicherlich auch die brillante musikalische Untermalung bei, die vor allem die bedrohlichen Passagen des Szenarios immer wieder besonders hervorhebt.


Fazit:


Wenn man von Meilensteinen des Genres spricht, darf "Tarantula" auf keinen Fall fehlen, insbesondere beim Tierhorror hat dieser zeitlose Klassiker sicherlich Maßsstäbe gesetzt. So mancher Vertreter der heutigen Zeit, in dem auch eine Spinnen-Thematik bearbeitet wird, kann sich von diesem Werk eine große Scheibe abschneiden. Es müssen nicht immer blutrünstige und harte Genrevertreter sein, manchmal ist es viel schöner, einen in allen Belangen stimmigen Film anzuschauen, der in seiner gesamtheit absolut perfekt gelungen ist.




10/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 9. Jan 2011, 02:08
von horror1966
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Piranha 3D
(Piranha 3D)
mit Richard Dreyfuss, Ving Rhames, Elisabeth Shue, Christopher Lloyd, Eli Roth, Jerry O'Connell, Cody Longo, Steven R. McQueen, Jessica Szohr, Kelly Brook, Riley Steele, Adam Scott, Ricardo Chavira, Dina Meyer, Paul Scheer
Regie: Alexandre Aja
Drehbuch: Pete Goldfinger / Josh Stolberg
Kamera: John R. Leonetti
Musik: Michael Wandmacher
Keine Jugendfreigabe
USA / 2010

Tausende von Touristen strömen am Unabhängigkeitstag zum Lake Victoria in Arizona, um sich an einem wilden Wochenende ausführlich zu vergnügen. Das Partyvolk kann nicht ahnen, dass eine tödliche Gefahr im Wasser lauert. Erdstöße haben den See erschüttert und eine Erdspalte geöffnet. Schwärme prähistorischer Piranhas werden freigesetzt, Millionen ursprünglicher Jäger, die auf alles losgehen, was sich bewegt, und ihre Opfer mit ihren messerscharfen Zähnen binnen Sekunden das Skelett bloßlegen. Es wird ein blutiger 4. Juli werden.


Wer schon einmal einen Film von Alexandre Aja gesehen hat, der kann sich im Prinzip darauf einstellen, das es zumeist etwas härter zugeht, als in vielen anderen vergleichbaren Filmen. Prägnante Beispiele dafür sind beispielsweise "High Tension" oder auch die Neuauflage von "The Hills have Eyes", die sich durch einen extrem hohen Härtegrad und Blutgehalt auszeichnen und so vor allem für die geneigten Gorehounds einen wahren Leckerbissen darstellen. So konnte man auch durchaus die Hoffnung hegen, das vorliegende Neuinterpretation des Tierhorrorfilms "Piranha" in eine ähnliche Kerbe schlägt und diese Hoffnungen werden auch absolut erfüllt. Ich möchte sogar noch eine Stufe weitergehen und behaupten, das Aja mit seiner Geschichte um die fleischfressenden Fische sogar fast in eine neue Dimension des Tierhorrors hineinstösst, auch wenn dies wohl einzig und allein auf den vorhandenen Härtegrad zu beziehen ist, der sich auf einem extrem hohen Level ansiedelt und so insbesondere die Liebhaber der härteren Gangart extrem ansprechen dürfte.

Dabei sieht es in den ersten 30 Minuten des Filmes eigentlich nicht unbedingt danach aus, der Zuschauer wird vielmehr mit ausgelassenen teenagern konfrontiert, die sich ein tolles Wochenende machen wollen und ziemlich ausgelassen den sogenannten "Spring Break" feiern. Schöne Mädchen, verrückte Spiele und jede Menge Alkohol gehören nun einmal dazu und so ist es nicht besonders verwunderlich, das die Geschichte in der Einführungsphase vielmehr einer Teenie-Komödie ähnelt und man eigentlich überhaupt nicht auf die Idee kommt, sich in einem Tierhorrorfilm zu befinden. Wenn da nur nicht die unter Wasser stattfindenden Erdstöße wären, durch die eine riesige Erdspalte geöffnet wird, die widerum einen riesigen Schwarm prähistorischer Urzeit-Piranhas freisetzen würde, die irgendwie knapp 2 Millionen Jahre überlebt haben. An dieser Stelle merkt man schon, das man keinen gesteigerten Wert auf inhaltliche Tiefe oder vollkommen logische Erklärungen legen sollte, denn die Story an sich ist im Prinzip nicht mehr als eine nun einmal notwendige Rahmenhandlung. Darüber kann man allerdings auch getrost hinwegsehen, bietet Aja's Werk doch ab Minute 30 genau das, was man sich wohl von ihm erwartet hat, nämlich Tierhorror vom Feinsten, der zudem noch extremst hart und blutig in Szene gesetzt wurde.

Was der Zuschauer ab nun praktisch bis zum Ende geboten bekommt, ist ein Gemetzel der besten Art, wobei peinlichst darauf geachtet wurde, das die kamera immer ordentlich draufhält und nicht im entscheidenden Moment abschwenkt, wie man es ja zur Genüge aus etlichen Horrorfilmen kennt. Doch hier wird dem Zuschauer keinerlei Pardon gewährt, vollkommen zerfetzte, aber auch teilweise bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Menschenkörper gibt es fast in Sekundenintervallen zu begutachten. Selbst die Personen, die sich an das rettende Ufer schleppen können, tragen zumeist äusserst starke Blessuren davon und es gibt phasenweise einige wirklich ekelige Szenen zu sehen, die nicht unbedingt für schwache Gemüter ausgelegt sind. Wenn man in vorliegendem Film von einer wahren Schlachteplatte redet, ist dies meiner Meinung nach keineswegs übertrieben, denn die dargebotenen Passagen können einem schon auf den Magen schlagen und dabei den Appetit verderben. Angenagte Beinstümpfe, fehlende Gliedmaßen und teilweise weggebissene Wadenbeine sind jedenfalls keine Seltenheit, in diversen Sequenzen werden Körper zerteilt und Köpfe vom Rumpf abgetrennt. Natürlich geschehen einige dieser Dinge nicht durch die Piranhas, aber durch die entstehende panik im Wasser kommt es zu Auffahrunfällen durch Boote und auch ansonsten wird der Zuschauer mit einem heillosen Durcheinander konfrontiert. Es ist also wirklich für jeden geschmack etwas dabei und das ganze Geschehen ist dabei auch noch sehr effektvoll und unterhaltsam in Szene gesetzt worden, so das die Zeit fast wie im Fluge vergeht.

Bei dem extrem hohen Anteil an Härte und Gewalt bleibt sicherlich die Story etwas auf der Strecke, aber ganz ehrlich gesagt stört das in diesem speziellen Fall nicht wirklich, da "Piranha" nicht nach seinem intellektuellem Nährwert sondern lediglich nach seinem Unterhaltungswert bewertet werden sollte. Und dieser bewegt sich streckenweise in wirklich schwindelerregenden Höhen, denn vor lauter Blut und Körperteilen erkennt man die wahre Farbe des Wassers nicht mehr, was ganz eindeutig erkennen lässt, das Alexandre Aja wieder einmal richtig zugeschlagen hat. Rein filmisch gesehen handelt es sich hier hanz sicher um kein Meisterwerk und "Piranha" wird auch nie den Stellenwert eines Genrekollegen wie "Der weisse Hai" einnehmen, da Spielbergs Werk in seiner Gesamtheit ganz einfach um Klassen besser ist, jedoch fällt mir persönlich kein Vertreter des Tierhorrors ein, der im Bezug auf vorhandene Härte und Blutgehalt auch nur annähernd mit vorliegendem Film vergleichbar wäre. Die Fraktion der Gore-Junkies dürfte bei Ansicht des Filmes jedenfalls in Beifallsstürme ausbrechen, bekommen sie doch ein effektbeladenes Spektakel geboten, das in dieser Beziehung nicht so schnell zu toppen sein wird. Das es zudem auch noch einigermaßen spannend zur Sache geht, ist ein herrlicher Nebeneffekt, auch wenn die Ereignisse recht vorhersehbar erscheinen wie beispielsweise auch die letzte Szene des Filmes.


Fazit:


Wieder einmal hat Alexandre Aja einen Film auf den Weg gebracht, der vor Blut und Härte nur so strotzt. Zwar wird es ganz sicher auch wieder viele Nörgler auf den Plan rufen, die in "Piranha" lediglich ein sinnbefreites Gemetzel sehen, das keinerlei filmische Substanz bietet. Und im Prinzip haben diese Leute sogar Recht, was allerdings nichts an der Tatsache ändert, das es sich dabei um ein erstklassig unterhaltendes Gemetzel handelt, bei dem man nicht den unbedingten Wert auf eine logische und sinnvolle Geschichte legt, denn dafür gibt es ganz andere Filme. Wer Tiehorrorfilme mag, die zudem im Bezug auf Blut und Härte eine neue Dimension aufstossen, der kommt an diesem Werk ganz einfach nicht vorbei.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 9. Jan 2011, 15:51
von horror1966
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The Horseman - Mein ist die Rache
(The Horseman)
mit Peter Marshall, Caroline Marohasy, Brad McMurray, Jack Henry, Evert McQueen, Christopher Sommers, Bryan Probets, Steve Tandy, Chris Betts, Damon Gibson, Hannah Levien, Ron Kelly, Robyn Moore, Greg Quinn
Regie: Steven Kastrissios
Drehbuch: Steven Kastrissios
Kamera: Mark Broadbent
Musik: Ryan Potter
Keine Jugendfreigabe
Australien / 2008

Christian ist ein alleinerziehender Vater, den der Tod seiner Tochter aus der Bahn geworfen hat. Als er anonym ein Video erhält, das zeigt, wie seine Tochter unter Drogen gesetzt und misshandelt wird, verlangt er nach Antworten. Er begibt sich auf eine Reise hin zur hässlichen Wahrheit. Zorn und Trauer treiben ihn an. Er ist bereit zu töten, um die Antworten zu erhalten, die er sucht. Und seine Tochter zu rächen. Doch dann lernt er Alice kennen, eine junge Ausreißerin, die ihn an seine Tochter erinnert und ein zartes Band der Freundschaft entwickelt sich zwischen den beiden Menschen, die alles verloren haben.


Die Rache eines Vaters



Nun gibt es ja wirklich genügend absolut sehenswerte Rachethriller, von denen sogar einige im Laufe der Jahre einen gewissen Kultstatus erreicht haben, wie beispielsweise die "Death Wish-Reihe", in der Charles Bronson den unbarmherzigen Rächer spielt. Allerdings gibt es nur wenige Vertreter dieser Art, die einen schier unauslöschlichen Eindruck im Gedächtnis des Zuschauers hinterlassen, da sie durch ihre Geschichte eine so starke Intensität auslösen, die einem für immer unter die Haut kriecht. Das vorliegende Regie-Debut von Steven Kastrissios zählt ganz eindeutig zu diesen Filmen, denn was der Betrachter hier geboten bekommt, hinterlässt ganz eindeutige Spuren und beschäftigt einen auch noch sehr nachhaltig. Dabei hat der Regisseur scheinbar vollkommen bewust darauf verzichtet, die Geschichte mit expliziten Gewaltdarstellungen vollzustopfen, sind doch die härteren Passagen zumeist eher nur andeutungsweise zu sehen und der Rest wird der Fantasie des Betrachters überlassen. Und gerade durch diesen Aspekt entfaltet sich eine immense Intensität der Ereignisse, da der eigenen Fantasie keinerlei Grenzen gesetzt sind. Dabei treffen einen die Geschehnisse mit einer solch ungeheuren Wucht, das man nicht selten ganz unwillkürlich vor dem Bildschirm zusammenzuckt und nicht selten das Gefühl entsteht, als könnte man selbst die Schmerzen verspüren, die bei den Protagonisten zu Tage treten.

Die ganz große Stärke von "The Horseman" liegt ganz eindeutig bei den agierenden Darstellern, die den von ihnen gespielten Figuren ein unglaublich hohes Maß an Authenzität verleihen, jeder einzelne Charakter wird absolut glaubwürdig dargestellt, was dem Zuschauer einen äusserst realistischen Eindruck des Szenarios vermitteln. Und obwohl der Film bis in die kleinsten Nebenrollen perfekt besetzt ist, muss man einen Darsteller ganz besonders hervorheben, denn was Peter Marshall in der Rolle des von Rachegefühlen besessenen Vaters hier abliefert, das ist Schauspiel der ganz großen Schule. Zu keiner Zeit überkommt einen das Gefühl, das der Mann hier eine Rolle spielt, vielmehr entsteht der Eindruck das er diese Rolle lebt. Es gibt keinerlei übertriebene Gefühlsausbrüche, streckenweise erscheint er sogar sehr beherrscht, um in der nächsten Szene dann aus sich herauszugehen und seinen aufgestauten Gefühlen freien Lauf zu lassen. dabei erscheinen seine Ausbrüche niemals auch nur ansatzweise übertrieben, mann kann sich sogar zu 100 % mit ihm identifizieren, denn stellt man sich doch selbst fast schon zwangsläufig die Frage, wie man an seiner Stelle reagieren würde. Es ist gerade diese Mischung aus äusserlicher Coolness und den immer wieder auftretenden Wutausbrüchen, wenn er den Peinigern seiner verstorbenen Tochter gegenübersteht, die dem Geschehen eine ungeheure Glaubwürdigkeit verleihen. Und so kann man auch die Kaltblütigkeit, mit der er die Peiniger bestraft durchaus nachvollziehen und verspürt dabei sogar eine gewisse Art von Befriedigung, auch wenn es sich hier um Selbstjustiz handelt.

Von der ersten bis zur letzten Minute zieht sich ein dramaturgisch erstklassig aufgebauter Spannungsbogen durch das Szenario, das zudem auch noch Platz für einige positive Emotionen lässt, die sich hauptsächlich in den Passagen äussern, in denen Christian die junge Anhalterin Alice mitnimmt. Mit der Zeit entwickelt sich zwischen den beiden eine Art Vertrauensverhältnis und Christian fühlt sich durch das junge Mädchen an seine eigene Tochter erinnert. Zwischenzeitlich werden auch immer wieder einige Flashbacks eingefügt, in denen die tote Tochter als kleines Mädchen erscheint. Insbesondere diese Passagen zeigen auf, welch seelischer Schmerz den Vater peinigen muss der auch für den Zuschauer zu spüren ist. Es ist dabei so gut wie unmöglich ,sich dem beklemmenden Gefühl zu entziehen, das einen wie eine zweite Haut einhüllt und einfach nicht mehr loslassen will, da man streckenweise selbst zu einem Teil der Geschichte wird. Denn nicht selten ertappt man sich dabei, wie man selbst in die Figur des Vaters schlüpft und fast erschreckt feststellen muss, das man genau wie er handeln würde, obwohl man ganz genau weiss das Selbstjustiz keine Lösung ist. Durch diesen Aspekt wird ganz deutlich, wie glaubwürdig und authentisch das Geschehen dargestellt wird, hat man doch eher selten den Eindruck sich in einem Film zu befinden, vielmehr fühlt man sich in einer realistischen Situation gefangen, in der man sich selbst zum Handeln berufen fühlt um den entstehenden Schmerz zu vertreiben.

Letztendlich kann man Regisseur Steven Kastrissios nur zu diesem eindrucksvollen Regie-Debut gratulieren, das an Wucht und Intensität nur schwerlich zu überbieten ist. Es handelt sich um ein wirklich starkes Stück Film, das einen extrem nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis des Zuschauers hinterlässt, der streckenweise selbst zu einem Teil der Geschehnisse wird, die dadurch ihre volle Wirkung entfalten können. Herausragende Schauspieler und ein dramaturgisch erstklassiger Spannungsaufbau sind die ganz große Stärke einer Geschichte, die unauslöschbare Spuren hinterlässt. Die Tatsache, das anscheinend ganz bewust auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet wurde, verleiht dem ganzen eine noch viel stärkere Intensität, da sich viel im Kopf des Betrachters abspielt. Die dabei entstehende Härte und Brutalität ist um ein Vielfaches höher, als wenn man sie visuell eingesetzt hätte und so entsteht ein Filmerlebnis, das größtenteils wie eine Art Rollenspiel erscheint, in dem man selbst mitspielt.


Fazit:


Es ist schin wirklich erstaunlich, zu welchen Erstlingswerken manche Regisseure in der Lage sind, denn beeindruckender als in vorliegendem Fall kann ein Debut-Film kaum sein. Hier wurde alles richtig gemacht, die einzelnen Komponeten fließen perfekt ineinander über und ergeben ein Gesamtwerk, das wirklich unter die Haut geht. Selbst der Beruf von Christian (Schädlingsbekämpfer) wird hier mit ganz anderen Augen gesehen und bekommt eine ganz neue Bedeutung, kann man doch gerade die peiniger seiner Tochter durchaus als Schädlinge ansehen. Mit Peter Marshall wurde ein Hauptdarsteller verpflichtet, der seine Rolle wirklich lebt und dem Film so ganz unweigerlich seinen persönlichen Stempel aufdrückt. Und so kann man letztendlich nur eine uneingeschränkte Empfehlung für dieses Werk aussprechen, das unter den unzähligen Rachethrillern einen ganz besonderen Platz einnimmt.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 10. Jan 2011, 21:14
von horror1966
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City Rats
(City Rats)
mit Tamer Hassan, Danny Dyer, Ray Panthaki, Susan Lynch, Kenny Doughty, James Lance, MyAnna Buring, Natasha Williams, Jake Canuso, Richard Mylan, James Doherty, Philip Herbert, Katrine De Candole, Vyelle Croom, Emily Bowker
Regie: Steve Kelly
Drehbuch: Simon Fantauzzo
Kamera: Adam Levins
Musik: Julia Johnson / Mark Maclaine
FSK 16
Großbritannien / 2009

Acht verloren geglaubte Menschen finden zusammen und suchen nach Vergebung unter einander. Jim schmeißt Wassermolen von seinem Bürodach um die Effektivität eines möglichen Selbstmordes zu testen und stößt auf Sue, die gerade dabei ist von einem Dach zu springen. Dean sucht seine Kreativität und findet sie bei Gina, einer verkrüppelten Prostituierten. Olly entdeckt, dass Chris nicht nur homosexuelle Gefühle hat, sondern auch ungezwungen damit umgeht und führt Chris in die Homo Szene von Soho. Aber niemand hat mehr zu verstecken als der älteste Bruder Pete, der von Carol gestalked wird, die er von früheren Drogeneskapaden kennt. Letztlich findet jede verlorene Seele eine Antwort in der Dunkelheit oder im Licht.


Allein schon das Cover der DVD kann den Zuschauer hier auf eine vollkommen falsche Fährte locken, erweckt es doch eventuell den Anschein, das es sich bei "City Rats" um einen Gangsterfilm handelt, was natürlich vollkommen falsch ist. Vielmehr entpuppt sich der Film als intensive Sozialstudie und behandelt in einer episodenartigen Erzählstruktur die Geschichte von 8 mehr oder minder kaputter Existenzen, die auf die ein oder andere Art alle miteinander verbunden sind. Schon aufgrund seiner aussergewöhnlichen Erzählweise ist "City Rats" ein etwas gewöhnungsbedürftiges Werk, das ganz sicher nicht jeden Geschmack treffen wird. Dabei handelt es sich um ein wirklich intensives und auch hochklssiges Stück Film, dem man sich allerdings auch öffnen muss, um die ausgehende Wirkung der Ereignisse voll zu spüren. Man sollte dabei allerdings keine große Action erwarten, vielmehr gestaltet sich die Geschichte extrem dialoglastig, was für manchen Zuschauer eventuell einen etwas langatmigen Eindruck hinterlaasen könnte, der aber im Grunde genommen überhaupt nicht vorhanden ist.

Denn allein schon die verschiedenen Charaktere mit denen man konfrontiert wird, könnten kaum unterschiedlicher sein. Da treffen beispielsweise zwei Selbstmordgefährdete aufeinander, die eigentlich auf der verzweifelten Suche nach etwas Liebe sind. Ein durchgeknallter Poet verliebt sich in eine Protituierte ohne Beine und ein junger Mann versucht, für seinen autistischen und schwulen Bruder eine Liebesnacht zu organisieren. Und dann wäre da noch Danny Dyer in der Rolle des Alkoholikers Pete, der sich mit der Mutter seines ehemals besten Freundes auseinandersetzen muss, den er zudem auch noch selbst unter die Erde gebracht hat. Vielschichtiger könnten die einzelnen Figuren eigentlich gar nicht sein und eine Gemeinsamkeit verbindet sie alle, denn alle sind auf der Suche nach einer Lösung für ihre jeweiligen Probleme und diese Lösungen werden am Ende auch mejr oder minder gefunden.

In der Zwischenzeit jedoch entpuppt sich die Geschichte als eine Mischung aus Drama, Love Story und streckenweise auch als eine Art Komödie, denn eine gewisse Art von Humor ist auch hier durchaus vorhanden. Dieser ergibt sich zumeist aus ziemlich skurriler Situationskomik, wenn man beispielsweise den schrägen Poeten nackt in seiner Wohnung stehen sieht und er sich unter lauten Geräuschen selber befriedigt. Sieht man solche Passagen im Zusammenhang der hier gezeigten Geschehnisse, wirken sie gar nicht mehr so lustig wie im ersten Moment, sondern lassen vielmehr tragik-komische Züge erkennen, die einen auch durchaus nachdenklich stimmen können. Der Asüekt, das im Prinzip alle Personen irgendwie etwas miteinander zu tun haben, lässt dann letztendlich doch einen großen Erzählstrang erkennen, der lediglich in vier kleine gesplittet wurde, die allesamt ihren ganz eigenen Reiz besitzen. So kann man in diversen Phasen sehr wohl mit den Protagonisten mitfühlen und empfindet sogar teilweise Mitleid mit ihnen, da sie anscheinend alle nicht in der Lage sind, ihre eigenen Probleme zufriedenstellend zu lösen und so ein erfülltes Leben zu führen.

Wie schon erwähnt sollte man von Anfang an wissen, auf welche Art von Film man sich bei "City Rats" einlässt, denn ansonsten könnte das Werk von Steve Kelly bei vielen Leuten eher zu einer Enttäuschung führen und negative Kritiken nach sich ziehen. Das wäre wirklich sehr schade, weil der Film das wirklich nicht verdient hätte, handelt es sich doch um ein erstklassiges und äusserst intensives Drama, das zudem noch einen sehr authentischen Eindruck beim Zuschauer hinterlässt, wenn dieser denn bereit dazu ist, sich auf dieses besondere Filmerlebnis einzulassen. Denn nur dann wird man ganzzeitig sehr gut und spannend unterhalten und weiss die jederzeit vorhandene Qualität dieses aussergewöhnlichen Filmes auch wirklich zu schätzen.


Fazit:


Eine ganz besondere Erzählstruktur, sehr gut agierende Schauspieler und extrem interessante Charaktere machen "City Rats" zu einem ganz besonderen Filmereignis, das erst zum Ende hin seine volle Wirkung entfaltet und den Zuschauer so auch noch äusserst nachhaltig beschäftigt. Für Freunde dialoglastiger Filme, in denen eigentlich gar nicht so viel passiert, ist dieser Film eine absolute Empfehlung, bietet er doch beeindruckende Filmkost, die sich zudem noch auf einem recht hoch angesiedelten Niveau bewegt.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 2.0 Stereo
Bild: 2,35:1 (anamorph / 16:9)
Laufzeit: 100 Minuten
Extras: Making Of, Deleted Scenes, Trailer

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 10. Jan 2011, 21:15
von horror1966
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Triage
(Triage)
mit Colin Farrell, Jamie Sives, Paz Vega, Kelly Reilly, Branko Djuric, Mozaffar Shafeie, Karzan Sherabayani, Luis Callejo, Alex Spijskma, Ian McElhinney, Juliet Stevenson, Michelle Hartman, Eileen Walsh, Nick Dunning, Christopher Lee
Regie: Danis Tanovic
Drehbuch: Scott Anderson / Danis Tanovic
Kamera: Seamus Deasy
Musik: Lucio Godoy
FSK 16
Belgien / Irland / 2009

Die brennenden Krisenherde der Welt sind ihr Zuhause. Wo immer es bewaffnete Auseinandersetzungen gibt, sind die Kriegsfotografen Mark und David mittendrin, um Blutvergießen, Tod und Leid zu dokumentieren. Doch jetzt hat David genug. Mitten im kurdischen Grenzgebiet kurz vor einer Offensive der Saddam-Truppen lässt er seinen besten Freund Mark stehen. Bald wird sein erstes Baby geboren und David will nur noch nach Hause. Mark bleibt und wird verwundet. Als er endlich wieder in Dublin eintrifft, muss er erfahren, dass von David jedes Lebenszeichen fehlt. Was ist geschehen und was verschweigt Mark, der sich mehr und mehr in sich selbst zurückzieht?


Das der Beruf eines Kriegsfotografen sicherlich nicht zu den eher ungefährlichen Berufen zählt, kann man sich als Zuschauer auchohne diesen intensiven Film sehr gut vorstellen. "Triage" bietet einen sehr intensiven Einblick in die Arbeit der beiden Freunde Mark und David, die genau diesen Beruf ausüben und sich damit selbt immer wieder der grössten Gefahr aussetzen. Zeitlich ist der Film in den späten 80er Jahren angesiedelt und der Kriegsschauplatz ist Kurdistan, ein Angriff der irakischen Truppen steht kurz bevor. Die Schrecken des Krieges, mit denen der Zuschauer hier konfrontiert wird äussert sich weniger in brutalen Kampfhandlungen, sondern vielmehr in den desolaten Zuständen, in denen die kurdischen Kämpfer hier hausen. Zwar gibt es unter ihnen einen einzigen Arzt für die unzähligen Verwundeten, jedoch sind keinerlei sanitäre Einrichtungen vorhanden und Medikamente scheinen ein absolutes Fremdwort zu sein. Und so wird den Verwundeten nach Begutachtung durch den Arzt entweder eine gelbe oder eine blaue Karte auf den Körper gelegt. Gelb bedeutet leicht verwundet und die mit einer blauen karte belegten Männer sind so schwer verletzt, das sie durch den Arzt den sogenannten Gnadenschuss erhalten, der sie von ihren Leiden befreit. Insbesondere diese Passagen gehen richtig unter die Haut und lassen nur ansatzweise erahnen, wie sich jemand fühlen muss, der diese Ereignisse live miterlebt hat.

Und so ist es dann auch David, der genug von diesen Szenen hat und einfach nicht mehr weitermachen will. Er verlässt den Kriegsschauplatz, kommt aber komischerweise nicht in der Heimat an. Ganz im Gegenteil zu Mark, der einige Tage später in die Heimat zurückkehrt und dabei sichtlich verändert erscheint. Sofort merkt man als Zuschauer, das im Grenzgebiet irgentetwas passiert sein muss, was auch mit dem rätselhaften Verschwinden von David zu tun hat. Auch wenn ich ansonsten nicht gerade ein großer Fan von Colin Farrell bin muss ich eingestehen, das er die Rolle des traumatisierten Kriegsfotografen ganz vorzüglich und authentisch darstellt und dem Geschehen allein durch sein eindrucksvolles Schauspiel eine Menge an Intensität verleiht. Dabei schwingt dem Szenario die ganze Zeit über eine sehr beklemmende Note bei, kann man sich als Betrachter doch ziemlich schnell seinen Reim darauf machen, worauf das Ganze im Endeffekt hinausläuft. Doch was in diversen anderen Filmen eventuell als Spannungseinbruch verzeichnet werden könnt, ist in vorliegendem Fall keineswegs als negativ zu bewerten, steht hier doch ganz eindeutig die Selbsterkenntnis eines Mannes im Vordergrund, der unter einem ungeheuren seelischen Druck steht, sich diese Tatsache aber im Prinzip nicht eingestehen will.

So verschlechtert sich dann auch der psychische Zustand von Mark zusehends, man kann sogar schon von einem seelischen verfall sprechen, da auch eigene Schuldgefühle eine große Rolle spielen. Erst durch die Hilfe des Großvaters seiner Lebensgefährtin (Christopher Lee) gelingt es Mark mit der Zeit an sein Innerstes zu gelangen und die traumatische Blockade zu lösen. Ganz am Ende des Filmes gelingt es ihm dann auch, über die geschehnisse im Kriegsgebiet zu sprechen und so auch das Geheimnis um den Verbleib seines Freundes zu lüften. Nun kommt die Lösung nicht wirklich überraschend, denn man hat schon lange geahnt, wie sich die Dinge zueinander verhalten. Das ist aber auch ehrlich gesagt gar nicht so wichtig, denn die Stärke von "Triage" liegt ganz eindeutig auf den Weg gerichtet, den Mark beschreiten muss, um über die geschehnisse sprechen zu können.

Regisseur Danis Tanovic hat ein wirklich intensives Drama geschaffen, das lediglich zu Beginn den Schrecken des Krieges nachzeichnet. Den Großteil der Geschichte nimmt aber die Traumatisierung eines Menschen ein, der sich selbst nicht eingestehen will, wie sehr ihn die Erlebnisse belasten. So bekommt man einmal einen sehr guten Eindruck über die Folgen kriegerischer Ereignisse, die sich fast schon zwangsläufig auf die Seele eines Mannes legen, der eigentlich mit dem wirklichen Krieg nichts zu tun hat, ausser das er Fotos für den Rest der Welt macht, damit sich die Leute einen Eindruck über die grausamen Geschehnisse machen können, die sich weitab von ihnen abspielen. Die eigene Betroffenheit wurde dabei immer zur Seite geschoben, äussert sich allerdings im Nachhinein auf eine Art, die einen seelischen Verfall zur Folge hat an dem man fast zugrunde geht. Durch herausragendes Schauspiel sämtlicher Darsteller wird dem Betrachter hier ein drama serviert, das eine unglaubliche Intensität erreicht und einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlässt.


Fazit:


Eine Geschichte die sichtbar unter die Haut geht und ein glänzend aufgelegter Colin Farrell machen "Triage" zu einem besonders intensiven Filmerlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Werden doch die Schrecken eines Krieges einmal an einem Einzelschicksal aufgezeigt, das noch nicht einmal direkt etwas mit dem stattfindenden Krieg zu tun hat. Dabei entsteht eine eindrucksvolle Charakterstudie über einen kriegsfotografen, der an den Folgen seiner Arbeit fast seelisch zerbricht. Ein Film, den man sich auf jeden Fall anschauen sollte, wenn man eine Vorliebe für intensiv in Szene gesetzte Dramen hat.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1:2,35 (16:9)
Laufzeit: 95 Minuten
Extras: Beim Dreh + Interviews, Deleted Scenes. Originaltrailer, Trailershow

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 11. Jan 2011, 18:05
von horror1966
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Es geschah am hellichten Tag
(Es geschah am hellichten Tag)
mit Heinz Rühmann, Gert Fröbe, Sigfrit Steiner, Siegfried Lowitz, Michel Simon, Heinrich Gretler, Berta Drews, Ewald Balser, Roger Livesey, Maria Rosa Salgado, Anita von Ow, Barbara Haller, Emil Hegetschweiler, Rene Magron
Regie: Ladislao Vajda
Drehbuch: Friedrich Dürrenmatt
Kamera: Heinrich Gärtner
Musik: Bruno Canfora
FSK 12
Deutschland / Frankreich / Schweiz / Spanien / 1958

In einem Wald in der Nähe einer Straße wird ein ermordetes Mädchen gefunden. Die Polizei ist nervös, denn zwei ähnliche Morde, die vor einigen Jahren verübt worden waren, konnten bisher nicht aufgeklärt werden. Der Hausierer Jacquier wird sofort der Tat verdächtigt, obwohl er selbst die Polizei auf die Leiche des Mädchens aufmerksam gemacht hatte. Doch Kommissar Matthäi ist von Jacquiers Unschuld überzeugt. Er hat den Eltern der ermordeten Gritli Moser "bei seiner Seeligkeit" versprochen, dass er den Mörder finden wird. Er erinnert sich an eine Zeichnung des ermordeten Kindes, auf der kleine stachelige Bälle, ein sehr großer Mann und ein Auto zu erkennen waren. Es könnten Trüffel sein, die ein Mann mit einem Auto dem Opfer geschenkt hat. Matthäi mietet eine Tankstelle an der Straße. Er nimmt die junge Frau Heller und ihr Töchterchen Annemarie als Lockvogel ins Haus. Aber sind seine Schutzmaßnahmen für das Kind ausreichend? Dann wird Annemarie eines Tages von einem Fremden angesprochen...


Es ist wohl unbestritten, das dieser Film ein Stück deutscher Filmgeschichte ist. Entstanden nach dem Drehbuch von Friedrich Dürrenmatt hat Regisseur Ladislao Vajda ein Krimi-Drama auf den Weg gebracht, das aufgrund mehrerer Aspekte im Gedächtnis des Zuschauers haften bleibt. Da wären zuerst sicherlich die beiden deutschen Leinwandlegenden Heinz Rühmann und Gert Fröbe zu nennen die hier aufeinandertreffen und sich durch absolut brillantes Schauspiel auszeichnen. Insbesondere Fröbe ist die Rolle des notorischen Kindermörders wie auf den Leib geschneidert und er verleiht dem von ihm dargestellten Charakter durch seine großartige Mimik und Gestik etwas vollkommen Unverwechselbares. Doch auch der große deutsche Volksschauspieler Heinz Rühmann steht ihm in nichts nach, vor allem mimt er in diesem Film eine Figur, die nicht nur symphatische Züge trägt, wie man es eigentlich von ihm gewöhnt ist. Hat der Charakter des Kommissars Matthäi doch seine Ecken und Kanten und lässt gar ziemlich unsymphatische Züge erkennen, indem er während der Geschichte das Leben eines kleinen Mädchens aufs Spiel setzt, um den Mörder in eine Falle laufen zu lassen. Andererseits ist es gerade dieser Schachzug, der diesem Klassiker das gewisse Etwas verleiht, denn ist Rühmann ansonsten doch fast immer der Liebling des Volkes gewesen, so stellt er in diesem Fall sehr eindrucksvoll unter Beweis, das er nicht immer nur der liebe und nette Mann von nebenan ist.

Das Schauspiel der beiden Hauptdarsteller ist mit Sicherheit als ganz großer Höhepunkt eines auch ansonsten absolut überzeugenden Filmes anzusehen, ihr Schauspiel legt dabei eine solch immense Präsenz an den Tag, das selbst so bekannte Darsteller wie Siegfried Lowitz lediglich im Hintergrund erscheinen und eigentlich nicht mehr als eine bessere Statistenrolle einnehmen. Und das, obwohl ein Gert Fröbe erst ziemlich spät in die Geschichte eingeführt wird, denn in der ersten Filmhälfte ist er überhaupt nicht zu sehen. Und so ist dann auch Heinz Rühmann der Dreh-und Angelpunkt der ersten Hälfte der Geschichte, die auch schon vor über 50 Jahren eine Thematik behandelt, die damals wie heute absolut erschreckend ist, denn gibt es wohl kaum ein verabscheuerlicheres Verbrechen als den Mord an unschuldigen Kindern. In diesem speziellen Fall handelt es sich um kleine Mädchen, die die aufgestaute Wut eines mannes zu spüren bekommen, der sich im Privatleben nicht gegen seine dominante Frau durchsetzen kann und so ein Ventil benötigt, um seine Komplexe und Aggressionen abzubauen. Man hätte zur damaligen zeit wohl kaum einen passenderen Darsteller wie Gert Fröbe für die Rolle des Bösewichtes finden können, interpretiert er die Figur doch mit einer solchen Inbrunst, das es einem kalte Schauer über den Rücken jagt und einem Angst und Bange wird.

Und hier ist auch ein nahezu genialer Kontrast geschaffen worden, denn wenn man einmal die beiden Hauptdarsteller optisch gegenüber stellt, könnten die Unterschiede wohl kaum gravierender sein. Dieser Unterschied bezieht sich allerdings wirklich nur auf den optischen Eindruck, denn im Bezug auf die Schauspielerei nehmen sich die beiden Akteure überhaupt nichts. Und so gibt es auch nur am Ende des Filmes eine entscheidene Situation, in der Matthäi auf fremde Hilfe angewiesen ist, um nicht von seinem körperlich weit überlegenen Gegner überrollt zu werden, doch wie es sich gehört, sind seine ehemaligen Kollegen von der Polizei zur Stelle. Das Wort ehemalig deutet schon an, das der Kommissar seine Ermittlungen auf eigene Faust durchgeführt hat, denn offiziell gab es gar keinen Fall mehr, da ein des Kindermordes verdächtiger Hausierer sich im Gefängnis das Leben genommen hatte, nachdem er unter Druck der ermittelnden Beamten ein falsches Geständnis abgelegt hatte. Und so behandelt der Film nicht nur eine auch in der Gegenwart leider nur allzu aktuelle Thematik, er prangert auch auf gewisse Weise das Rechtssystem an. Während der Geschichte spürt man ganz deutlich, unter welch immensem Druck die Polizei steht, um auch der Öffentlichkeit einen Täter zu präsentieren, denn der Mob ist zu allem bereit und war schon drauf und dran, Lynchjustiz auszuüben. So wird dann ein harmloser Landstreicher, der zudem den Leichenfund eines toten Mädchens noch selbst bei der Polizei gemeldet hat nur zu gern unter Druck gesetzt, da man doch recht schnell gemerkt hat, das der Mann dem seelischen Druck nicht standhalten wird und so früher oder später etwas gesteht, was er letztendlich gar nicht getan hat.

Dieser Aspekt des Geschehens verleiht dem Ganzen einen äusserst schalen Beigeschmack und das vor allem aufgrund der Tatsache, das nach dem Freitod des Mannes kein Sterbenswort mehr über ihn verloren wird und sein Tod so als notwendiges Übel im raum stehen bleibt. Natürlich weiss ich nicht, ob dies auch wirklich so beabsichtigt war und ehrlich gesagt ist mir dieser Aspekt auch jetzt erst aufgefallen, denn bei früheren Sichtungen dieses Klassikers ist mir diese Sichtweise der Dinge nie aufgefallen. Wie dem aber auch sei, "Es geschah am hellichten Tag" ist nicht nur ein meisterwerk des Krimi-Dramas, sondern auch ganz eindeutig ein Stück deutscher Filmgeschichte, das auf dem Drehbuch des Schweizers Friedrich Dürrenmatt beruht, dessen später erschienener Roman allerdings den Titel "Das Versprechen" trägt. Den gleichen Namen trägt auch das amerikanische Remake des Filmes, das unter der Regie von Sean Penn entstand und mit Jack Nicholson in der Hauptrolle erstklassig besetzt ist. Dennoch erreicht Penn's Version meiner Meinung nach nicht annähernd die Klasse des Originals, dem zudem auch noch eine deutsche Neuaulage mit Joachim Krol in der Hauptrolle zuteil wurde, die man aber getrost vernachlässigen kann, da sie maximal als lahmer Aufguss anzusehen ist. Es geht halt nichts über das 1958er Original, das in allen Belangen die Nase ganz weit vorn hat und selbst nach über einem halben Jahrhundert immer noch so faszinierend und spannend daherkommt, als wäre der Film gerade erst letzte Woche abgedreht worden.


Fazit:


Eine leider Gottes immer aktuelle Thematik, ein dramaturgisch erstklassiger Spannungsbogen und zwei absolut herausragende Hauptdarsteller machen diesen Film-Klassiker zu einem absoluten Erlebnis, das man sich immer wieder gerne anschaut, ohne dabei auch nur die leisesten Ermüdungserscheinungen an den Tag zu legen, handelt es sich doch um ein zeitloses Meisterwerk, dessen Ansicht sich in jedem Fall als äusserst lohnenswert herausstellt.


10/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 12. Jan 2011, 15:46
von horror1966
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Shelter
(Shelter)
mit Julianne Moore, Jonathan Rhys Meyers, Jeffrey DeMunn, Frances Conroy, Nathan Corddry, Brooklynn Proulx, Brian Anthony Wilson, Joyce Hurring, Steven Rishard, Charles Techman, John Peakes, Michael Graves, Chaz Moneypenny
Regie: Mans Marlind / Björn Stein
Drehbuch: Michael Cooney
Kamera: Linus Sandgren
Musik: John Frizzell
FSK 16
USA / 2009

Die Psychiaterin Cara (Julianne Moore) ist Expertin für „multiple Persönlichkeitsstörungen“. Ihre Autorität auf dem Gebiet hat sie schon als Gutachterin in zahlreichen Gerichtsprozessen bewiesen. Ihre Kompetenz besteht vor allem darin, die Existenz dieser Störung zu widerlegen. Dann lernt sie Adam (Jonathan Rhys Meyers) kennen. Ihr wissenschaftlicher Ansatz bringt Cara hier an die Grenzen des Erklärbaren, denn Adams „multiple Persönlichkeiten“ sind allzu real: Allesamt sind sie Opfer brutaler Morde geworden. Cara beginnt Nachforschungen über die Mordopfer anzustellen und mit jedem Detail, das sie herausfindet, erscheint der Fall sonderbarer. Die schockierendste Entdeckung macht sie allerdings in einem abgelegenen Bergdorf: Hier stößt sie auf einen uralten Kult, der nicht nur ihre Überzeugungen als Wissenschaftlerin in Frage stellt, sondern auch ihren Glauben zutiefst erschüttert …


Filme in denen die Thematik multipler Persönlichkeiten bearbeitet wird, haben immer ihren ganz besonderen Reiz und so bietet auch "Shelter" eine äusserst interessante Geschichte, die vor allem im späteren Verlauf gekonnt die Ebene der Realität mit diversen fikttiven Erzählelementen miteinander verbindet. Das verleiht dem Geschehen insbesondere im letzten Drittel des Filmes eine Menge an Tempo und lässt äusserst unhemliche Züge erkennen, von denen sich eine ungeheure Faszination auf den Zuschauer überträgt. Zugegeben, vor allem die erste Filmhälfte ist nicht unbedingt rasant und temporeich gestaltet, dient sie doch vielmehr dem Story-Aufbau und bringt dem Betrachter die einzelnen Charakter etwas näher, so das man auch eine gewisse Bindung zu ihnen aufbauen kann. Dabei steht die Figur der Psychaterin Cara (Julianne Moore) im Vordergrund, deren Stärke darin liegt, multiple Persönlichkeitsstörungen zu widerlegen. Ihr neuer Patient Adam (Jonathan Rhys Meyers) jedoch scheint ein ganz aussergewöhnlicher Fall zu sein, was sich im Verlaufe der Geschichte immer stärker herauskristallisiert.

Mir persönlich hat ganz besonders der dramaturgisch sehr gelungene Spannungsaufbau gefallen, denn auch wenn die erste Stunde des Geschehens eher recht ruhig verläuft, so beinhaltet sie doch eine Menge Spannung und die eigene Neugier wird immer intensiver, möchte man doch unbedingt wissen, wie sich die Dinge zueinander verhalten. Dabei versucht man selbstverständlich auch sein eigenes Szenario zu erstellen, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, jedoch ist es so gut wie unmöglich, der wirklichen Lösung nahe zu kommen. Was sich nämlich letztendlich als Lösung herausstellt hat mit der Realität herzlich wenig zu tun, ist aber dennoch eine äusserst interessante Variante und verleiht dem Ganzen zudem auch äusserst mysteriöse Züge, die meiner Meinung nach nahezu perfekt in das gewonnene Gesamtbild hineinpassen. Es ist besonders die gut gelungene Mischung aus einer eher rationalen ersten Filmhälfte und dem darauffolgenden sehr mysteriösen Restt des Filmes, die den Zuschauer in ihren Bann zieht und für ein gelungenes Filmerlebnis sorgt.

So kann man auch richtig spüren, wie sich die von Beginn an gute Grundstimmung mit der Zeit immer mehr verdichtet, eine teils unheilvolle Atmosphäre ergreift immer mehr Besitz von den Ereignissen, die auch zunehmend an Intensität gewinnen. Menschen sterben auf unerklärliche Art und Weise, niemand kann sich zunächst einen Reim darauf machen, bis letztendlich die ganze fantastische Wahrheit ans Tageslicht kommt. Sicher, für viele Leute mag die Lösung eventuell etwas zu fantastisch erscheinen, aber handelt es sich doch einmal um eine etwas andere Variante, als wie man sie ansonsten in Filmen mit dieser Thematik geboten bekommt. Zudem tragen auch die überzeugenden Darsteller zu einem insgesamt sehr guten Gesamteindruck bei, wobei insbesondere Julianne Moore und Jonathan Rhys Meyers durch ihr Schauspiel ganz besonders hervorstechen. Moore bringt besonders die Passagen besonders gut rüber, in denen eine ansonsten rational denkende Psychaterin feststellen muss, das es anscheinend genügend Dinge gibt, die überhaupt nicht in ihre nüchterne Weltanschauung passen. Meyers hingegen brilliert durch die flüssigen Übergänge in die verschiedenen Persönlichkeiten die in ihm schlummern und sorgt vor allem in den Verwandlungsszenen für so manch kalten Schauer, der einem unwillkürlich über den Rücken jagt.

Insgesamt gesehen kann man hier von einem wirklich gelungenem Horrorthriller sprechen, der sich dem Zuschauer in zwei vollkommen verschiedenen Filmhälften präsentiert. Dient die erste Stunde doch hauptsächllich zum ausführlichen Einstieg in die Geschichte und beleuchtet die einzelnen Charaktere etwas nachhaltiger, so entpuppt sich doch der Rest des Filmes als ziemlich temporeich und lässt eine immer mysteriöser erscheinende Atmosphäre in den Vordergrund treten, die auch in diversen Passagen durchaus für ein gepflegtes Gänsehaut-Feeling sorgen kann.


Fazit:


"Shelter" ist bestimmt nicht der beste Vertreter seiner Art, bietet aber ganzzeitig gute und spannende Unterhaltung. Meiner Meinung nach entsteht gerade durch die vorhandenen Tempowechsel während der Geschichte ein sehr intensives Filmerlebnis, an dem man seine wahre Freude haben kann. Gute Darsteller, ein gelungener Spannungsbogen und einige mysteriöse Elemente ergeben eine gelungene Mixtur und sorgen dafür, das die Aufmerksamkeit des Zuschauers jederzeit aufrechterhalten wird.


7,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 12. Jan 2011, 19:32
von horror1966
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Der Tod trägt schwarzes Leder
(La Polizia chiede aiuto)
mit Giovanna Ralli, Claudio Cassinelli, Mario Adorf, Franco Fabrizi, Farley Granger, Marina Berti, Paolo Turco, Corrado Gaipa, Micaela Pignatelli, Ferdinando Murolo, Salvatore Puntillo, Eleonora Morana, Sherry Buchanan, Roberta Paladini, Luigi Antonio Guerra
Regie: Massimo Dallamano
Drehbuch: Massimo Dallamano / Ettore Sanzo
Kamera: Franco Delli Colli
Musik: Stelvio Cipriani
Keine Jugendfreigabe
Italien / 1974

Ein junges Mädchen wird nackt erhängt in einer Dachboden-Wohnung aufgefunden. Der vermeintliche Selbstmord stellt sich bald als vorgetäuscht heraus. Commissario Valentini und seine Kollegin werden auf den Fall angesetzt. Bei ihren spannenden Ermittlungen kommen sie einem Verbrechernetz auf die Spur, das Minderjährige zur Prostitution anbietet.


Es gibt nicht gerade wenige Leute, die bei vorliegendem Film einen waschechten Gialli erwarten, doch entpuppt sich "Der Tod trägt schwarzes Leder" doch vielmehr als erstklaasiger italienischer Polizeithriller, der zwar durchaus Elemente des Gialli's erkennen lässt, doch stehen diese doch eher im Hintergrund der absolut faszinierenden Geschichte, die sich dem Zuschauer hier präsentiert. Es ist aber insbesondere diese Mischung, die vorliegendes Werk in meinen Augen zu etwas ganz Besonderem macht. Deshalb ist es auch eher unverständlich, das dieses Meisterwerk des italienischen Kinos eigentlich nie die beachtung bekommen hat, die es eigentlich verdient hat. Offenbart sich dem Betrachter doch eine Story, die nicht nur äusserst atmosphärisch und extrem spannend umgesetzt wurde, sie beinhaltet zudem noch eine bitter-böse Thematik und offenbart Abgründe, die einen in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lassen und dem Geschehen einen sehr bitteren Beigeschmack verleihen, den man nicht so schnell wieder los wird.

Ganz besonders hat mir der Aspekt gefallen, das die Identität des Mörders gar nicht einmal das Wesentliche ist, sondern vielmehr die Hintergründe und Motive, die hinter dem Ganzen stecken und Ausmaße annehmen, die erst ganz am Ende vollkommen offengelegt werden. Und so stellt sich auch ziemlich schnell heraus, das die eingeschlagene Richtung des Filmes ganz klar zum Polizeithriller tendiert, in dem sich mit der Zeit immer mehr an Spannung aufbaut. Zudem bekommt man einen sehr tiefen Einblick in die Ermittlungsarbeit der Ermittler, die auch selbst nicht vor Anschlägen auf ihr Leben verschont bleiben, nachdem sie der Lösung des Ganzen und insbesondere den Hintermännern zu nahe kommen.

Dabei hat Regisseur Massimo Dallamano auch ein hervorragendes Gespür für das Erzähltempo des Filmes bewiesen, das streckenweise seine temporeichen und durchaus rasanten Passagen hat, andererseits aber auch immer wieder durch eher ruhigere, aber äusserst intensive Phasen auffällt, die dem Geschehen einen sehr realistischen und authentischen Eindruck verleihen. Es ist ganz einfach alles absolut perfekt aufeinander abgestimmt, denn auch die hier angetretene Darsteller-Riege hätte man nicht besser auswählen können. Bis in die kleinsten Nebenrollen ist jeder einzelne Charakter perfekt besetzt und sämtliche Darsteller liefern eine eindrucksvolle Kostprobe ihres Könnens ab. So kommt man insbesondere als Freund des Cinema Italiane eigentlich nicht drum herum, diesem Klassiker eine uneingeschränkt positive Bewertung zu geben, beinhaltet "Der Tod trägt schwarzes Leder" doch alle Zutaten, die einen Film dieser Art so absolut sehenswert machen und sorgt so für ein erstklassiges Filmerlebnis.

Es gibt nicht besonders viele Genrefilme, an denen es im Prinzip rein gar nichts auszusetzen gibt und dieses Werk von Massimo Dallamano gehört ganz eindeutig in diese kleine Gruppe von Filmen. Dramaturgisch gesehen mit einem herausragenden Spannungsbogen versehen, entfaltet sich innerhalb kürzester Zeit eine äusserst dichte Grundstimmung, deren Faszination sich zwangsläufig auf den Zuschauer überträgt. Durch seine im Bezug auf das Erzähltempo variable Erzählstruktur entfaltet sich dabei eine ungeheure Intensität, die nicht spurlos an einem vorrüberzieht. Diese wird durch die beinhaltete und sehr böse Botschaft der Geschichte noch zusätzlich hervorgehoben, verleiht dem Ganzen allerdings auch einen äusserst bitteren Beigeschmack, der sich noch lange im Kopf des Betrachters festsetzt. Denn nur zu authentisch erscheinen die Ereignisse, die leider auch heutzutage immer wieder aktuell sind und für ein sehr beklemmendes und betroffenes Gefühl sorgen, wenn man von solchen Fällen hört.


Fazit:


"Der Tod trägt schwarzes Leder" zählt sicherlich zu den besten Filmen, die das italienische Kino hervorgebracht hat. Ein perfekt aufeinander abgestimmtes Szenario sorgt ganzzeitig für absolut erstklassige und extrem spannende Unterhaltung. Ein Film, der auch nach über drei Jahrzehnten immer wieder sehenswert ist und auch überhaupt nichts von seinem Reiz verloren hat. Hier kann man nur eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen, die auch nicht nur an die Liebhaber des italienischen Kinos gerichtet ist.


10/10