Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Moderator: jogiwan
Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
aber da fehlen ja noch die ganzen Mäuse Ach nee, da sind ja welche dabei, ganz vorne, die eine hockt, die andere steht
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Hier ein Bilder vom STREET MAG auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg am 19.05. 2012 und letztes Bild war dann im WEST WERK mit den REVEREND ELVIS, die beiden haben echt ne geile Show abgeliefert und danach sind wir dann noch übern Kiez gezogen (Bermuda - Dreieck). Am 25.08 spielen sie für unserem Club in Stade
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
...ich werde wohl im Juli zu De La Soul gehen, die Tickets habe ich schon mal sehen wer mitgeht .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Wahnsinn, gibt's die noch oder schon wieder? Bin jetzt nicht so großartig mit deren Oevre vertraut, aber Surf Nicaragua hab ich noch im Ohr; das zeugt schonmal von der Ohrwurmqualität, denn das war in den Neunzigern auf einer aufgenommenen Kassette der ehemaligen Bremen-4-Metalsendung Wildside: But now it's too late, You're entering Managua, If you had brought your surfboard You could surf Nicaragua \m/buxtebrawler hat geschrieben:10.06., Hamburg: Sacred Reich, US-Thrash der intelligenten Sorte - endlich mal live!
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Die gibt's anscheinend wieder, ich hab die ersten drei Platten - allesamt zu empfehlen!Jeroen hat geschrieben:Wahnsinn, gibt's die noch oder schon wieder? Bin jetzt nicht so großartig mit deren Oevre vertraut, aber Surf Nicaragua hab ich noch im Ohr; das zeugt schonmal von der Ohrwurmqualität, denn das war in den Neunzigern auf einer aufgenommenen Kassette der ehemaligen Bremen-4-Metalsendung Wildside: But now it's too late, You're entering Managua, If you had brought your surfboard You could surf Nicaragua \m/
Und ich hab noch 'nen Knaller: CRO-MAGS, 06.06.2012, Hafenklang Hamburg!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Freitag, 11.05.2012, Hafengeburtstag Hamburg:
Nach Feierabend ging’s direkt zum Hamburger Hafengeburtstag, wo für gewöhnlich von „offizieller Seite“ auf der Jolly-Roger-Bühne ein paar interessante Acts auftreten, aber auch die inoffizielle Mini-Bühne am Störtebeker in der Hafenstraße den DIY-Ethos hochhält, Getränke zu fairen Preisen feilbietet, sogar eigenhändig Cocktails mixt und viel idealistischen Krach zu bieten hat. Paar Leute treffen, bischn rumgucken, wat futtern – was man halt so macht. Das Wetter spielte mit und war angenehm trocken, das Publikum war dies selbstverständlich nicht und obwohl schon ordentlich Leute auf den Beinen waren, traf ich nicht allzu viele bekannte Gesichter und vielen stand irgendwie Lustlosigkeit ins Gesicht geschrieben. Keine Ahnung, ob’s am frühen Zeitpunkt lag, ob man eine stressige Woche in den Knochen hatte oder was auch immer, so richtig prall war die Stimmung jedenfalls noch nicht. Ich hielt mich hauptsächlich an die Störtebeker-Bühne, wo allerdings nie jemand wusste, wer wann spielen würde, geschweige denn, wer denn da gerade auf der Bühne stünde. Interessant war eine Punk-Band mit recht cooler Sängerin/Gitarristin; das war sehr hörenswert, was da fabriziert wurde. Der eigentliche Grund meines Erscheinens aber war CLUSTER BOMB UNIT, jene schwäbische D-Beat/Crust/HC-/Raw-Punk/Whatever-Combo, von der ich mich akustisch mal so richtig verprügeln lassen wollte. Nach einem minutenlangen Intro mit Kriegssoundkulisse aus der Konserve ging’s dann auch exakt wie erwartet ab und Oliver an den Drums brüllte im Duett oder abwechselnd mit Frontfrau Julia, während der Rest der Band koordinierten, hammerharten Krach absonderte. Ein heftiges Brett, ergänzt von einigen weiteren Soundsamples etc. Das Publikum lauschte dem Treiben wohlwollend und soweit ich das mitbekomme habe durchaus erfreut, zum Asphaltpogo traute sich aber niemand so recht. Drummer/Shouter Oliver kotzte sich über das lahmarschige Publikum aus, was prima zur wuterfüllten Darbietung passte. Der kleine Mitgrölhit „Wut“ war natürlich auch im Set und gefällt mir mit seinem superaggressiven Drumming immer noch mit am besten. Spießig und vernunftbetont wie ich an diesem Abend noch war, ließ ich die letzten ein, zwei Songs oder so sausen, um noch eine verhältnismäßig frühe Bahn nach Hause zu bekommen. CBU hatte ich schon lange auf dem „gerne mal live“-Zettel und ich konnte glücklich meinen Haken danebensetzen. Schönes, brutales Ding.
Samstag, 12.05.2012, Hafengeburtstag Hamburg:
Am nächsten Tag begann ich entgegen sonstiger Gewohnheiten bereits um 13:00 Uhr zu saufen, denn der straffe Zeitplan sah zunächst eine Bandprobe und einen anschließenden Besuch auf dem Hafengeburtstag vor, um erst diverse Bands auf der Jolly-Roger-Bühne zu verfolgen und später weitere Auftritte am Störtebeker mitzunehmen. Es begann mit den SEWER RATS, Punkabilly aus Köln. In jedem Falle nett anzuhören, wenn auch erst einmal recht harmlos und poppig. Zum Ende hin steigerten sich die Kölner aber deutlich und packten einige Ohrwurm-Melodien aus, die für beste Laune sorgen, die – verglichen mit dem Vortag – anscheinend auch alle anderen ohnehin schon hatten. Es herrschte allgemeine Euphorie und Partylaune, das alkoholhaltige kühle Nass floss die Kehle runter und lockerte den ausgemergelten, alternden Körper ebenso wie die Zunge. An der Störtebeker-Bühne herrschte wieder die allgemeine Verwirrung darüber, wer wann spielen würde und wer aktuell gerade lärmt, im Laufe des Nachmittags und Abends waren jedenfalls diverse dissonante und atonale Klänge zu vernehmen, teilweise mit brachialer Vehemenz und damit energiegeladen-charmant vorgetragen, teilweise aber auch eher zum Weghören. Auf der Jolly-Bühne folgten die TICKING BOMBS aus Schweden. Skinhead-Streetpunk von der Stange, absolut vorhersehbar und schon x-mal gehört. Live am frühen Abend unter freiem Himmel direkt an der Hamburger Elbe natürlich perfekt, um ein paar Pils dabei zu verhaften, aber nichts, was mich jetzt besonders geflasht hätte und dringend auf den Einkaufszettel wandern würde. Mein persönlicher Höhepunkt des Abends sollten einmal mehr die EMILS werden, die sich für ihren dritten Gig, den ich seit ihrer Reunion sehen sollte, wohl keinen Ort mit mehr Credibility als die Hafenstraße aussuchen konnten. Da jedoch abermals niemand wusste, wann die überhaupt spielen würden, mischte man sich eben unters Volk vor der Bühne, laberte mit diversen bekannten Fratzen, trank und hörte sich an, was sonst noch so alles von der Bühne schallte. Was das jetzt im Einzelnen war, weiß ich aber beim besten Willen nicht mehr. Die Stimmung jedenfalls war auf ihrem Höhepunkt, glückliche und besoffene Gesichter überall und alle hatten Bock auf einen Abend in sympathischer Runde bei Punkrock und Bier. Als die EMILS endlich anfingen, muss ich bereits verdammt voll gewesen sein, aber auch nüchtern wäre der Auftritt der reinste Genuss gewesen. Der Set wurde für den Auftritt zurechtgestutzt, komplexere Songs wurden gestrichen und damit eine spitzenmäßige, festivaltaugliche, ultrakompakte Songauswahl ausschließlich aus großartigen gottverdammten Hits bestehend präsentiert, dass mich nichts mehr hielt und ich bedingungslos alles abfeierte und dabei so ekstatisch zuckte, dass ich es noch Tage später in den Nackenwirbeln spürte. Über die Qualitäten der EMILS und ihren deutschsprachigen Hardcore-Punk habe ich in jüngerer Vergangenheit bereits reichlich Worte verloren, deshalb genug davon, nur noch soviel: Ein perfekter, großartiger Gig, der mich so dermaßen durchschüttelte, dass der Alkohol die Kontrolle über jede einzelne Pore meines Körpers übernahm und mein Gehirn nur noch auf Durchdrehen programmiert war. Nach diesem absoluten Positivbeispiel für hamburgischen Altherrenpunk ging’s direkt die Treppe runter zur Jolly-Bühne, wo sich mit RAZZIA eine noch ältere Hamburger Punk-Legende an einem Gig in Originalbesetzung versuchte. Eigentlich hatte man doch aber mit dem ganzen HC-Punk-Ding von früher nichts mehr zu tun und ich erinnere mich nur zu gut an ein Interview mit Original-Sänger Rajas vor einiger Zeit, in dem er sich negativ und abfällig darüber ausließ, dass Punks zu öffentlichen Straßenfesten billiges, selbst mitgebrachtes Bier trinken, statt die überteuerte Plörre an den Ständen zu kaufen – und ihn als Kirmes-Veranstaltungsheini o.ä. damit arm zu machen drohten... oder irgendsoeine Scheiße jedenfalls. Dementsprechend skeptisch war ich und als ich dann sah und hörte, wie man ohne einen Funken Energie oder Authentizität den alten Klassiker „Arsch im Sarge“ verunstaltete, hatte ich nur noch den gestreckten Mittelfinger für diese Farce übrig, wollte mir aber die Laune nicht verderben lassen und zog schnell wieder von dannen – in die nächste Kneipe, wo die Party weiterging und die Nacht in einem meiner schlimmsten Abstürze seit Jahren endete. Doch darüber hülle ich den Mantel des Schweigens und Vergessens.
Mittwoch, 06.06.2012, Hafenklang/Hamburg:
CRO-MAGS + MÖRSER
Als ich im zarten Grundschulalter begann, mich für Heavy Metal zu begeistern, bekam ich mal ein selbstaufgenommenes Mixtape geschenkt – es dürfte mein allererstes gewesen sein –, auf dem neben IRON MAIDEN, RUNNING WILD, DESTRUCTION & Co. die CRO-MAGS mit „We Gotta Know“ vertreten waren. Ich war sofort begeistert von der unbändigen Energie dieses Kraftprotzes von einem Song und hielt die Band schlicht für einen weiteren Metal-Act. Nachdem meine Punk- und Hardcore-Sozialisation nach meiner Pubertät so weit vorangeschritten war, dass ich selbst Straight Edgern nicht mehr prinzipiell ablehnend gegenüberstand, entdeckte ich irgendwann endlich auch die CRO-MAGS für mich neu und saugte die alten Kult-Aufnahmen, von denen es ja nun nicht allzu viele gibt, wie ein nasser Schwamm in mich auf. Was für geniale, auf den Punkt gebrachte Mucke prolliger, schwerst tätowierter, durchgeknallter Typen, die ihren New-York-Hardcore mit einer gewissen Metal-Kante verbanden und UNZÄHLIGE nachfolgende Bands damit nachhaltig beeinflussten! Direkt von der Straße in die Fresse. Die Bandköpfe John Joseph (Voc.) und Harley Flanagan (Bass) indes waren längst heillos zerstritten, hier und da gab es mal wieder vereinzelte Gigs, doch mal fehlte der eine, mal der andere. Mir war es nie vergönnt, einem beizuwohnen, doch Joseph begegnete mir in diversen Videos und machte stets einen ultrafitten Eindruck. Nun also war es endlich soweit und ich sollte an einem Auftritt Josephs & Co. partizipieren. Joseph, mittlerweile sogar unter die Bauchautoren gegangen – wer hätte ihm das früher zugetraut? – ist für mich schon so etwas wie ein Respektsperson, auch wenn man sicherlich nicht mit allem einverstanden sein muss, was der Herr so absondert. Besonders faszinierend an den CRO-MAGS finde ich aber, dass sie trotz derber, desillusionierender Straßentexte eine unheimlich positive Ausstrahlung versprühen und sich durch diese spezielle Mischung irgendwann Usus gewordener Kategorisierungen der Marke „Posi-“ oder „Bollo-Core“ entziehen. Damit sind sie für mich eine wunderbare Inspirationsquelle, die eine Nische ausfüllen, die eigentlich gar keine sein sollte, auf dem aktuellen „Hardcore-Markt“ aber anscheinend ist. Klasse finde ich dabei, dass es sie nicht im alljährlichen Package mit x anderen Bands in seelenlosen Kommerzschuppen zusammen mit den Top-Sellern der Szene gibt, sondern sie eben einen kleinen, feinen Clubgig wie diesen im sympathischen Hafenklang absolvieren. Die Bude war natürlich dementsprechend voll, mit meiner Meinung stehe ich alles andere als alleine da. Etwas schade fand ich, dass man keine lokalen Hardcore-Bands im Vorprogramm postierte, sondern mit den Bremern MÖRSER eine Death/Thrash/Grind-Kapelle aufspielen ließ, was meines Erachtens nur bedingt passte. Diese legte sich gut ins Zeug und mit zunehmender Spielzeit gefielen mir die Songs auch besser, insbesondere die thrashigeren Sachen mit akzentuierten Gitarrenriffs. Gleich drei röchelnde Sänger aufzufahren, ist aber mit Sicherheit übertrieben, andererseits sehe ich so etwas nun aber auch nicht alle Tage. Das Publikum nahm die Band irgendwo zwischen verhalten und passabel auf, aber eingestellt hatte ich mich eben auf einen anderen Sound an diesem Abend. Irgendwann war es dann auch soweit und John Joseph und seine Mannen bretterten mit „World Peace“ los, den sie prompt mehr oder weniger verhauten. Meine Skepsis stellte sich jedoch sehr schnell aus unangebracht heraus, denn spätestens Josephs sehr eigener Stil, sich zur Mucke zu bewegen, brachte sofort das „Cro-Mags-Feeling“, zudem sieht der Kerl immer noch wesentlich jünger aus, als er vermutlich ist. Ab dem zweiten Song war dann auch alles perfekt, jeder Song saß, alle Klassiker wurden dargereicht, Joseph klang prima und sein Vibrato in der Stimme, das er hin und wieder einsetzt, versieht die Songs mit einem individuellen Erkennungsmerkmal. Hit folgte auf Hit, souverän und arschtretend. Vorne wurde getanzt, hinten andächtig gelauscht und dazwischen irgendwo ich und andere Interessierte dichtgedrängt, die die Energie des Sounds in sich aufnahmen. Das Publikum war bunt gemischt, Kurz- bis Langhaarige, verschiedene Leute, denen die Band etwas bedeutet, wenngleich ich doch verwundert war, auf kaum bekannte Gesichter zu treffen. Wer trinken wollte, trank, wer rauchen wollte, tat das im Eingangsbereich oder vor der Tür, Dogmatiker, Hardcore-Päpste und Gewalttänzer der nervigen Sorte sind mir nicht aufgefallen. Angenehm. Kurzzeitig sorgte Joseph für Verwirrung, als er seine Lobesrede auf die deutsche Punk- und Hardcore-Szene nicht ausreichend erwidert sah und er in etwa so was wie „Is it still wrong to have German pride?“ fragte. Tja, manch Ami ist da eben etwas anders drauf und wird vermutlich nicht ganz nachvollziehen können, welche Debatten über (vermeintlichen?) Nationalstolz und Patriotismus innerhalb der deutschen Szene(n) gerade anlässlich der Fußball-EM aktuell auch wieder geführt werden. Das möchte an dieser Stelle aber nicht vertiefen. Ansonsten wetterte Joseph kurz gegen Establishment und System, ließ aber in erster Linie die Musik für sich sprechen. Seine vegane Lebensweise machte er genauso wenig zum Thema wie den Hare-Krishna-Kram, es blieb eine undogmatische Hardcore-Show, die kompakt die besten Cro-Mags-Stücke sowie das Bad-Brains-Cover „Attitude“ zusammenfasste und in Form eines frisch klingenden Energieballs ins Publikums blies. Klar, sicherlich wurden die Songs nicht mit dem gleichen Wahnsinn wie früher intoniert und natürlich legte Joseph nicht so viele Kilometer wie zu Jugendzeiten auf der Bühne zurück, und das Publikum rastete auch nicht völlig aus und lieferte sich wilde Stagedive-Schlachten. Wir haben nicht mehr 1986. Stattdessen wirkten die Stücke gereift und die Band erfahren und smart, obwohl die Inhalte die gleichen waren. Das stand ihnen gut, nichts wirkte für mein Empfinden albern oder aufgesetzt, sondern in Würde gealtert. Verdammt, es ist schwer zu beschreiben, jedenfalls hatte ich auch dann noch meinen Spaß an der Sause, als nach bereits 43 Minuten die Setlist nichts mehr hergab und Schluss war. Die relevanten Songs waren gespielt und damit war alles gesagt, es waren nicht unnötig aufgeblähte Nummern, sondern raue HC-Songs, zumeist auf das Wesentliche beschränkt, aber eben dennoch allesamt sofort voneinander unterscheidbar, direkt ins Ohr gehend und dort hängenbleibend, verdiente Genreklassiker mit höchstem Wiedererkennungsfaktor, präzise und prägnant – und in ihrer Schnörkellosigkeit eben bereits nach einer Dreiviertelstunde abgefrühstückt. Es ist ein straightes Oldschool-Hardcore-Konzert und kein mit viel Brimborium angereicherter Heavy-Metal-Gig, um den Bogen wieder zu meinem alten Mixtape zu spannen. Nicht wirklich die alte Schule war hingegen der Eintrittspreis, aber wenn man es geschafft hat, dass ich mir trotzdem nicht verarscht vorkomme, hat man anscheinend alles richtig gemacht. Das mag zugegebenermaßen aber auch daran liegen, dass ich die späteren, metallastigen Cro-Mags-Alben, auf denen zum Teil auch John Joseph singt, gar nicht kenne, mich nie mit ihnen beschäftigt habe, von ihnen überhaupt nichts hören wollte. Wer auf ein Konzert voller Songs dieser Platten gehofft hatte, wird mit Sicherheit enttäuscht gewesen sein. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mich auch einmal diesen Scheiben widmen sollte...? Ganz gut geklingelt dürfte die Kasse übrigens auch am Merchandise-Stand haben, denn viele stürzten sich geradezu auf die in der Tat recht stilvolle, kleine Klamottenkollektion. Fazit: Für mich alles soweit im grünen Bereich und vor allem einen kleinen Traum erfüllt: Haken hinter „Cro-Mags live“! So, und nun bitte mal zusammen mit Joseph UND Flanagan!
Sonntag, 10.06.2012, Markthalle/Hamburg:
SACRED REICH + AFTER ALL + DEGRADEAD
(dieses Bild stammt tatsächlich von jenem Abend)
An diesem schönen Sonntagabend sollte ich einen weiteren Haken neben einen Konzertwunsch setzen können: US-Thrash- und 80s-Gasmasken-Ästhetik-Legende SACRED REICH, die mich bereits seit den 80ern musikalisch begleitet, hatte unlängst wieder zusammengefunden und beehrte die Markthalle mit einem Gig. Wie gewohnt begann die Sause recht früh, was mir auf einem Sonntagabend ganz recht war. DEGRADEAD verpasste ich komplett, zu den mir ebenfalls unbekannt gewesenen Belgiern AFTER ALL war ich jedoch pünktlich zur Stelle. Die postierten das sehr gelungene Ed-Repka-Artwork ihres neuen, bereits achten (!) Albums auf der Bühne und legten los. Glatzen und lange Haare hielten sich in der Band ebenso kontrastreich die Waage wie die Farben der Flying-Vs, von denen man eine schwarze und eine weiße zur Hand hatte. Doch was man mit ihnen anstellte, war nun so gar nicht meine Tasse Bier: „Melodischer Power-Thrash“ oder so mit klarem Gesang, der ständig in Falsetthöhen vordrang. So ein bisschen Richtung AGENT STEEL? Keine Ahnung, denn hinzu kam wie häufiger in der Markthalle ein miserabler Sound mit einem Hall, als befände man sich tatsächlich in einer riesigen Halle, ein einziger Soundbrei. Nach zwei, drei Songs ergriff ich die Flucht und verfolgte im Vorraum das EM-Spiel der tapferen Iren gegen Kroatien, das leider die Kroaten für sich entscheiden sollten. Alles anders dann bei SACRED REICH: Der Saal füllte sich, trotzdem hatte man noch genügend Bewegungsfreiheit. Die sympathischen Amis mit ihren intelligenten, autoritäts- und politkritischen Texten und immer mal wieder feister Hardcore-Kante boten eine exzellente, keine Wünsche offen lassende Songauswahl sogar inkl. ein paar Songs aus den maueren 90ern dar und hatten sichtlich Spaß, wieder auf der Bühne zu stehen. Das Publikum schien ebenfalls sehnsüchtig auf die Band gewartet zu haben, glückliche Gesichter allenthalben. Dass die Band zwar bejubelt wurde, es aber nicht wie früher zu größeren Moshpits, Stagediving etc. kam, man also nicht komplett durchdrehte, quittierte Frontmann Phil Rind mit einem augenzwinkernden Kommentar dahingehend, dass wir eben auch alle etwas älter würden sowie einem süffisanten Lächeln. Hinzu kommt aber auch einfach die sterile Atmosphäre des Kommerztempels Markthalle, die nicht gerade zu so etwas einlädt. Dafür stimmte aber diesmal der Sound, der organisch und druckvoll klang und allen Instrumenten ihren verdienten Raum ließ. Für Gitarrensoli kam der entsprechende Gitarrero stets bis an den vorderen Bühnenrand und nahm für ihre Dauer die Position des Frontmanns ein. Natürlich bedeutet so ein SACRED-REICH-Konzert aber nicht in erster Linie Sologefiedel und Gitarrengewichse, sondern hartes, schnelles Geriffe, treibende Drums und kämpferischen Gesang mit punkiger Attitüde. Etwas das Tempo herausgenommen wurde zwischenzeitlich fürs BLACK-SABBATH-Cover „War Pigs“, mitgesungen aus hunderten Kehlen. Klasse! „Death Squad“, „Who’s to Blame“, „The American Way“ und als Zugabe „Surf Nicaragua“ – meine persönlichen Favoriten waren alle dabei und machten mich an diesem Abend enorm glücklich. Sehr gerne wieder, gern auch in einem Laden mit mehr Szenebezug und einem steiler abgehenden Publikum an einem Freitag oder Samstag. Nach wie vor eine geile, relevante Band.
Nach Feierabend ging’s direkt zum Hamburger Hafengeburtstag, wo für gewöhnlich von „offizieller Seite“ auf der Jolly-Roger-Bühne ein paar interessante Acts auftreten, aber auch die inoffizielle Mini-Bühne am Störtebeker in der Hafenstraße den DIY-Ethos hochhält, Getränke zu fairen Preisen feilbietet, sogar eigenhändig Cocktails mixt und viel idealistischen Krach zu bieten hat. Paar Leute treffen, bischn rumgucken, wat futtern – was man halt so macht. Das Wetter spielte mit und war angenehm trocken, das Publikum war dies selbstverständlich nicht und obwohl schon ordentlich Leute auf den Beinen waren, traf ich nicht allzu viele bekannte Gesichter und vielen stand irgendwie Lustlosigkeit ins Gesicht geschrieben. Keine Ahnung, ob’s am frühen Zeitpunkt lag, ob man eine stressige Woche in den Knochen hatte oder was auch immer, so richtig prall war die Stimmung jedenfalls noch nicht. Ich hielt mich hauptsächlich an die Störtebeker-Bühne, wo allerdings nie jemand wusste, wer wann spielen würde, geschweige denn, wer denn da gerade auf der Bühne stünde. Interessant war eine Punk-Band mit recht cooler Sängerin/Gitarristin; das war sehr hörenswert, was da fabriziert wurde. Der eigentliche Grund meines Erscheinens aber war CLUSTER BOMB UNIT, jene schwäbische D-Beat/Crust/HC-/Raw-Punk/Whatever-Combo, von der ich mich akustisch mal so richtig verprügeln lassen wollte. Nach einem minutenlangen Intro mit Kriegssoundkulisse aus der Konserve ging’s dann auch exakt wie erwartet ab und Oliver an den Drums brüllte im Duett oder abwechselnd mit Frontfrau Julia, während der Rest der Band koordinierten, hammerharten Krach absonderte. Ein heftiges Brett, ergänzt von einigen weiteren Soundsamples etc. Das Publikum lauschte dem Treiben wohlwollend und soweit ich das mitbekomme habe durchaus erfreut, zum Asphaltpogo traute sich aber niemand so recht. Drummer/Shouter Oliver kotzte sich über das lahmarschige Publikum aus, was prima zur wuterfüllten Darbietung passte. Der kleine Mitgrölhit „Wut“ war natürlich auch im Set und gefällt mir mit seinem superaggressiven Drumming immer noch mit am besten. Spießig und vernunftbetont wie ich an diesem Abend noch war, ließ ich die letzten ein, zwei Songs oder so sausen, um noch eine verhältnismäßig frühe Bahn nach Hause zu bekommen. CBU hatte ich schon lange auf dem „gerne mal live“-Zettel und ich konnte glücklich meinen Haken danebensetzen. Schönes, brutales Ding.
Samstag, 12.05.2012, Hafengeburtstag Hamburg:
Am nächsten Tag begann ich entgegen sonstiger Gewohnheiten bereits um 13:00 Uhr zu saufen, denn der straffe Zeitplan sah zunächst eine Bandprobe und einen anschließenden Besuch auf dem Hafengeburtstag vor, um erst diverse Bands auf der Jolly-Roger-Bühne zu verfolgen und später weitere Auftritte am Störtebeker mitzunehmen. Es begann mit den SEWER RATS, Punkabilly aus Köln. In jedem Falle nett anzuhören, wenn auch erst einmal recht harmlos und poppig. Zum Ende hin steigerten sich die Kölner aber deutlich und packten einige Ohrwurm-Melodien aus, die für beste Laune sorgen, die – verglichen mit dem Vortag – anscheinend auch alle anderen ohnehin schon hatten. Es herrschte allgemeine Euphorie und Partylaune, das alkoholhaltige kühle Nass floss die Kehle runter und lockerte den ausgemergelten, alternden Körper ebenso wie die Zunge. An der Störtebeker-Bühne herrschte wieder die allgemeine Verwirrung darüber, wer wann spielen würde und wer aktuell gerade lärmt, im Laufe des Nachmittags und Abends waren jedenfalls diverse dissonante und atonale Klänge zu vernehmen, teilweise mit brachialer Vehemenz und damit energiegeladen-charmant vorgetragen, teilweise aber auch eher zum Weghören. Auf der Jolly-Bühne folgten die TICKING BOMBS aus Schweden. Skinhead-Streetpunk von der Stange, absolut vorhersehbar und schon x-mal gehört. Live am frühen Abend unter freiem Himmel direkt an der Hamburger Elbe natürlich perfekt, um ein paar Pils dabei zu verhaften, aber nichts, was mich jetzt besonders geflasht hätte und dringend auf den Einkaufszettel wandern würde. Mein persönlicher Höhepunkt des Abends sollten einmal mehr die EMILS werden, die sich für ihren dritten Gig, den ich seit ihrer Reunion sehen sollte, wohl keinen Ort mit mehr Credibility als die Hafenstraße aussuchen konnten. Da jedoch abermals niemand wusste, wann die überhaupt spielen würden, mischte man sich eben unters Volk vor der Bühne, laberte mit diversen bekannten Fratzen, trank und hörte sich an, was sonst noch so alles von der Bühne schallte. Was das jetzt im Einzelnen war, weiß ich aber beim besten Willen nicht mehr. Die Stimmung jedenfalls war auf ihrem Höhepunkt, glückliche und besoffene Gesichter überall und alle hatten Bock auf einen Abend in sympathischer Runde bei Punkrock und Bier. Als die EMILS endlich anfingen, muss ich bereits verdammt voll gewesen sein, aber auch nüchtern wäre der Auftritt der reinste Genuss gewesen. Der Set wurde für den Auftritt zurechtgestutzt, komplexere Songs wurden gestrichen und damit eine spitzenmäßige, festivaltaugliche, ultrakompakte Songauswahl ausschließlich aus großartigen gottverdammten Hits bestehend präsentiert, dass mich nichts mehr hielt und ich bedingungslos alles abfeierte und dabei so ekstatisch zuckte, dass ich es noch Tage später in den Nackenwirbeln spürte. Über die Qualitäten der EMILS und ihren deutschsprachigen Hardcore-Punk habe ich in jüngerer Vergangenheit bereits reichlich Worte verloren, deshalb genug davon, nur noch soviel: Ein perfekter, großartiger Gig, der mich so dermaßen durchschüttelte, dass der Alkohol die Kontrolle über jede einzelne Pore meines Körpers übernahm und mein Gehirn nur noch auf Durchdrehen programmiert war. Nach diesem absoluten Positivbeispiel für hamburgischen Altherrenpunk ging’s direkt die Treppe runter zur Jolly-Bühne, wo sich mit RAZZIA eine noch ältere Hamburger Punk-Legende an einem Gig in Originalbesetzung versuchte. Eigentlich hatte man doch aber mit dem ganzen HC-Punk-Ding von früher nichts mehr zu tun und ich erinnere mich nur zu gut an ein Interview mit Original-Sänger Rajas vor einiger Zeit, in dem er sich negativ und abfällig darüber ausließ, dass Punks zu öffentlichen Straßenfesten billiges, selbst mitgebrachtes Bier trinken, statt die überteuerte Plörre an den Ständen zu kaufen – und ihn als Kirmes-Veranstaltungsheini o.ä. damit arm zu machen drohten... oder irgendsoeine Scheiße jedenfalls. Dementsprechend skeptisch war ich und als ich dann sah und hörte, wie man ohne einen Funken Energie oder Authentizität den alten Klassiker „Arsch im Sarge“ verunstaltete, hatte ich nur noch den gestreckten Mittelfinger für diese Farce übrig, wollte mir aber die Laune nicht verderben lassen und zog schnell wieder von dannen – in die nächste Kneipe, wo die Party weiterging und die Nacht in einem meiner schlimmsten Abstürze seit Jahren endete. Doch darüber hülle ich den Mantel des Schweigens und Vergessens.
Mittwoch, 06.06.2012, Hafenklang/Hamburg:
CRO-MAGS + MÖRSER
Als ich im zarten Grundschulalter begann, mich für Heavy Metal zu begeistern, bekam ich mal ein selbstaufgenommenes Mixtape geschenkt – es dürfte mein allererstes gewesen sein –, auf dem neben IRON MAIDEN, RUNNING WILD, DESTRUCTION & Co. die CRO-MAGS mit „We Gotta Know“ vertreten waren. Ich war sofort begeistert von der unbändigen Energie dieses Kraftprotzes von einem Song und hielt die Band schlicht für einen weiteren Metal-Act. Nachdem meine Punk- und Hardcore-Sozialisation nach meiner Pubertät so weit vorangeschritten war, dass ich selbst Straight Edgern nicht mehr prinzipiell ablehnend gegenüberstand, entdeckte ich irgendwann endlich auch die CRO-MAGS für mich neu und saugte die alten Kult-Aufnahmen, von denen es ja nun nicht allzu viele gibt, wie ein nasser Schwamm in mich auf. Was für geniale, auf den Punkt gebrachte Mucke prolliger, schwerst tätowierter, durchgeknallter Typen, die ihren New-York-Hardcore mit einer gewissen Metal-Kante verbanden und UNZÄHLIGE nachfolgende Bands damit nachhaltig beeinflussten! Direkt von der Straße in die Fresse. Die Bandköpfe John Joseph (Voc.) und Harley Flanagan (Bass) indes waren längst heillos zerstritten, hier und da gab es mal wieder vereinzelte Gigs, doch mal fehlte der eine, mal der andere. Mir war es nie vergönnt, einem beizuwohnen, doch Joseph begegnete mir in diversen Videos und machte stets einen ultrafitten Eindruck. Nun also war es endlich soweit und ich sollte an einem Auftritt Josephs & Co. partizipieren. Joseph, mittlerweile sogar unter die Bauchautoren gegangen – wer hätte ihm das früher zugetraut? – ist für mich schon so etwas wie ein Respektsperson, auch wenn man sicherlich nicht mit allem einverstanden sein muss, was der Herr so absondert. Besonders faszinierend an den CRO-MAGS finde ich aber, dass sie trotz derber, desillusionierender Straßentexte eine unheimlich positive Ausstrahlung versprühen und sich durch diese spezielle Mischung irgendwann Usus gewordener Kategorisierungen der Marke „Posi-“ oder „Bollo-Core“ entziehen. Damit sind sie für mich eine wunderbare Inspirationsquelle, die eine Nische ausfüllen, die eigentlich gar keine sein sollte, auf dem aktuellen „Hardcore-Markt“ aber anscheinend ist. Klasse finde ich dabei, dass es sie nicht im alljährlichen Package mit x anderen Bands in seelenlosen Kommerzschuppen zusammen mit den Top-Sellern der Szene gibt, sondern sie eben einen kleinen, feinen Clubgig wie diesen im sympathischen Hafenklang absolvieren. Die Bude war natürlich dementsprechend voll, mit meiner Meinung stehe ich alles andere als alleine da. Etwas schade fand ich, dass man keine lokalen Hardcore-Bands im Vorprogramm postierte, sondern mit den Bremern MÖRSER eine Death/Thrash/Grind-Kapelle aufspielen ließ, was meines Erachtens nur bedingt passte. Diese legte sich gut ins Zeug und mit zunehmender Spielzeit gefielen mir die Songs auch besser, insbesondere die thrashigeren Sachen mit akzentuierten Gitarrenriffs. Gleich drei röchelnde Sänger aufzufahren, ist aber mit Sicherheit übertrieben, andererseits sehe ich so etwas nun aber auch nicht alle Tage. Das Publikum nahm die Band irgendwo zwischen verhalten und passabel auf, aber eingestellt hatte ich mich eben auf einen anderen Sound an diesem Abend. Irgendwann war es dann auch soweit und John Joseph und seine Mannen bretterten mit „World Peace“ los, den sie prompt mehr oder weniger verhauten. Meine Skepsis stellte sich jedoch sehr schnell aus unangebracht heraus, denn spätestens Josephs sehr eigener Stil, sich zur Mucke zu bewegen, brachte sofort das „Cro-Mags-Feeling“, zudem sieht der Kerl immer noch wesentlich jünger aus, als er vermutlich ist. Ab dem zweiten Song war dann auch alles perfekt, jeder Song saß, alle Klassiker wurden dargereicht, Joseph klang prima und sein Vibrato in der Stimme, das er hin und wieder einsetzt, versieht die Songs mit einem individuellen Erkennungsmerkmal. Hit folgte auf Hit, souverän und arschtretend. Vorne wurde getanzt, hinten andächtig gelauscht und dazwischen irgendwo ich und andere Interessierte dichtgedrängt, die die Energie des Sounds in sich aufnahmen. Das Publikum war bunt gemischt, Kurz- bis Langhaarige, verschiedene Leute, denen die Band etwas bedeutet, wenngleich ich doch verwundert war, auf kaum bekannte Gesichter zu treffen. Wer trinken wollte, trank, wer rauchen wollte, tat das im Eingangsbereich oder vor der Tür, Dogmatiker, Hardcore-Päpste und Gewalttänzer der nervigen Sorte sind mir nicht aufgefallen. Angenehm. Kurzzeitig sorgte Joseph für Verwirrung, als er seine Lobesrede auf die deutsche Punk- und Hardcore-Szene nicht ausreichend erwidert sah und er in etwa so was wie „Is it still wrong to have German pride?“ fragte. Tja, manch Ami ist da eben etwas anders drauf und wird vermutlich nicht ganz nachvollziehen können, welche Debatten über (vermeintlichen?) Nationalstolz und Patriotismus innerhalb der deutschen Szene(n) gerade anlässlich der Fußball-EM aktuell auch wieder geführt werden. Das möchte an dieser Stelle aber nicht vertiefen. Ansonsten wetterte Joseph kurz gegen Establishment und System, ließ aber in erster Linie die Musik für sich sprechen. Seine vegane Lebensweise machte er genauso wenig zum Thema wie den Hare-Krishna-Kram, es blieb eine undogmatische Hardcore-Show, die kompakt die besten Cro-Mags-Stücke sowie das Bad-Brains-Cover „Attitude“ zusammenfasste und in Form eines frisch klingenden Energieballs ins Publikums blies. Klar, sicherlich wurden die Songs nicht mit dem gleichen Wahnsinn wie früher intoniert und natürlich legte Joseph nicht so viele Kilometer wie zu Jugendzeiten auf der Bühne zurück, und das Publikum rastete auch nicht völlig aus und lieferte sich wilde Stagedive-Schlachten. Wir haben nicht mehr 1986. Stattdessen wirkten die Stücke gereift und die Band erfahren und smart, obwohl die Inhalte die gleichen waren. Das stand ihnen gut, nichts wirkte für mein Empfinden albern oder aufgesetzt, sondern in Würde gealtert. Verdammt, es ist schwer zu beschreiben, jedenfalls hatte ich auch dann noch meinen Spaß an der Sause, als nach bereits 43 Minuten die Setlist nichts mehr hergab und Schluss war. Die relevanten Songs waren gespielt und damit war alles gesagt, es waren nicht unnötig aufgeblähte Nummern, sondern raue HC-Songs, zumeist auf das Wesentliche beschränkt, aber eben dennoch allesamt sofort voneinander unterscheidbar, direkt ins Ohr gehend und dort hängenbleibend, verdiente Genreklassiker mit höchstem Wiedererkennungsfaktor, präzise und prägnant – und in ihrer Schnörkellosigkeit eben bereits nach einer Dreiviertelstunde abgefrühstückt. Es ist ein straightes Oldschool-Hardcore-Konzert und kein mit viel Brimborium angereicherter Heavy-Metal-Gig, um den Bogen wieder zu meinem alten Mixtape zu spannen. Nicht wirklich die alte Schule war hingegen der Eintrittspreis, aber wenn man es geschafft hat, dass ich mir trotzdem nicht verarscht vorkomme, hat man anscheinend alles richtig gemacht. Das mag zugegebenermaßen aber auch daran liegen, dass ich die späteren, metallastigen Cro-Mags-Alben, auf denen zum Teil auch John Joseph singt, gar nicht kenne, mich nie mit ihnen beschäftigt habe, von ihnen überhaupt nichts hören wollte. Wer auf ein Konzert voller Songs dieser Platten gehofft hatte, wird mit Sicherheit enttäuscht gewesen sein. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mich auch einmal diesen Scheiben widmen sollte...? Ganz gut geklingelt dürfte die Kasse übrigens auch am Merchandise-Stand haben, denn viele stürzten sich geradezu auf die in der Tat recht stilvolle, kleine Klamottenkollektion. Fazit: Für mich alles soweit im grünen Bereich und vor allem einen kleinen Traum erfüllt: Haken hinter „Cro-Mags live“! So, und nun bitte mal zusammen mit Joseph UND Flanagan!
Sonntag, 10.06.2012, Markthalle/Hamburg:
SACRED REICH + AFTER ALL + DEGRADEAD
(dieses Bild stammt tatsächlich von jenem Abend)
An diesem schönen Sonntagabend sollte ich einen weiteren Haken neben einen Konzertwunsch setzen können: US-Thrash- und 80s-Gasmasken-Ästhetik-Legende SACRED REICH, die mich bereits seit den 80ern musikalisch begleitet, hatte unlängst wieder zusammengefunden und beehrte die Markthalle mit einem Gig. Wie gewohnt begann die Sause recht früh, was mir auf einem Sonntagabend ganz recht war. DEGRADEAD verpasste ich komplett, zu den mir ebenfalls unbekannt gewesenen Belgiern AFTER ALL war ich jedoch pünktlich zur Stelle. Die postierten das sehr gelungene Ed-Repka-Artwork ihres neuen, bereits achten (!) Albums auf der Bühne und legten los. Glatzen und lange Haare hielten sich in der Band ebenso kontrastreich die Waage wie die Farben der Flying-Vs, von denen man eine schwarze und eine weiße zur Hand hatte. Doch was man mit ihnen anstellte, war nun so gar nicht meine Tasse Bier: „Melodischer Power-Thrash“ oder so mit klarem Gesang, der ständig in Falsetthöhen vordrang. So ein bisschen Richtung AGENT STEEL? Keine Ahnung, denn hinzu kam wie häufiger in der Markthalle ein miserabler Sound mit einem Hall, als befände man sich tatsächlich in einer riesigen Halle, ein einziger Soundbrei. Nach zwei, drei Songs ergriff ich die Flucht und verfolgte im Vorraum das EM-Spiel der tapferen Iren gegen Kroatien, das leider die Kroaten für sich entscheiden sollten. Alles anders dann bei SACRED REICH: Der Saal füllte sich, trotzdem hatte man noch genügend Bewegungsfreiheit. Die sympathischen Amis mit ihren intelligenten, autoritäts- und politkritischen Texten und immer mal wieder feister Hardcore-Kante boten eine exzellente, keine Wünsche offen lassende Songauswahl sogar inkl. ein paar Songs aus den maueren 90ern dar und hatten sichtlich Spaß, wieder auf der Bühne zu stehen. Das Publikum schien ebenfalls sehnsüchtig auf die Band gewartet zu haben, glückliche Gesichter allenthalben. Dass die Band zwar bejubelt wurde, es aber nicht wie früher zu größeren Moshpits, Stagediving etc. kam, man also nicht komplett durchdrehte, quittierte Frontmann Phil Rind mit einem augenzwinkernden Kommentar dahingehend, dass wir eben auch alle etwas älter würden sowie einem süffisanten Lächeln. Hinzu kommt aber auch einfach die sterile Atmosphäre des Kommerztempels Markthalle, die nicht gerade zu so etwas einlädt. Dafür stimmte aber diesmal der Sound, der organisch und druckvoll klang und allen Instrumenten ihren verdienten Raum ließ. Für Gitarrensoli kam der entsprechende Gitarrero stets bis an den vorderen Bühnenrand und nahm für ihre Dauer die Position des Frontmanns ein. Natürlich bedeutet so ein SACRED-REICH-Konzert aber nicht in erster Linie Sologefiedel und Gitarrengewichse, sondern hartes, schnelles Geriffe, treibende Drums und kämpferischen Gesang mit punkiger Attitüde. Etwas das Tempo herausgenommen wurde zwischenzeitlich fürs BLACK-SABBATH-Cover „War Pigs“, mitgesungen aus hunderten Kehlen. Klasse! „Death Squad“, „Who’s to Blame“, „The American Way“ und als Zugabe „Surf Nicaragua“ – meine persönlichen Favoriten waren alle dabei und machten mich an diesem Abend enorm glücklich. Sehr gerne wieder, gern auch in einem Laden mit mehr Szenebezug und einem steiler abgehenden Publikum an einem Freitag oder Samstag. Nach wie vor eine geile, relevante Band.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Nach dreijähriger Abstinenz (es wird von gesundheitlichen Problemen gemunkelt) ist Sheeps E-Band, die Ska-Legende aus dem Herzen Schleswig-Holsteins wieder da und beehrte gestern das Kühlhaus in Flensburg. Der Publikumsandrang hielt sich zum angesetzten Konzertbeginn um 21.00 Uhr allerdings in starken Grenzen, weshalb der Beginn kurzerhand um eine Stunde verschoben wurde. Und in der Tat sah es um 22.15 durchaus voller aus, wenngleich genug Platz zum Tanzen blieb. Das taten die meisten gleich von Beginn an, als Sänger Siggi "This is Ska!" verkündete und das Set mit bewährten Klassikern wie dem "Chicken Ska", "White wine and cracker food" und "Life is Ska" startete. Viel neues gab es nicht, aber ich bin froh, dass die Schafe sich wieder zur Herde zusammengefunden haben, und dem restlichen Publikum dürfte es nicht anders gegangen sein. Der Begriff "Kühlhaus" ist allerdings eher historisch zu verstehen: Als ich von einer Pinkelpause zurückkam, war die Luft im Raum schon so abgestanden, dass frische Luft in Dosen sicherlich ein Verkaufsschlager gewesen wäre. Der Zugabenblock begann mit natürlich mit "spending money for naked women to get them dressed" und die übliche Coverversionen von "Ring of fire" und dem "Banana Boat Song" gabs freilich auch. Sheep ahoi!
My conscience is clear
(Fred Olen Ray)
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Los, alle hin da:
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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