Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

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fritzcarraldo
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von fritzcarraldo »

Joker: Folie à Deux
???/10
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Arkadin
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Arkadin »

Ich habe gerade bemerkt, dass ich diesen Faden hier arg vernachlässigt habe und nun über 40 Filme nachtragen muss. Ufff..
Ich probiere jetzt mal zumindest den September bis zum Forentreffen hinzubekommen.

Krieg der Welten - Der alte Film aus den 50ern. Schön bunt und typisch 50er. Frauen können einen Doktortitel haben, müssen aber immer beschützt werden. stehen kreischend im Weg rum und sollen gefälligst Kaffee kochen, wenn die starken Männer sich unterhalten. Dieses schreckliche Rollenbild fällt hier besonders auf, fand ich. Ansonsten tolle Modelle und altmodische Spezialeffekte, an denen man sich nicht stattsehen kann. Das Ende ist dann etwas sehr plötzlich, aber das war meine ich m Roman ja auch schon so.

Traumnovelle - Filmfest Oldenburg. Wollte ich eigentlich nicht gucken, aber alle anderen Wunschfilme waren ausverkauft (!). Eine weitere Verfilmung der gleichnamigen Novelle von Arthur Schnitzler. Von den vorherigen Verfilmungen ist natürlich „Eyes Wide Shut“ von Stanley Kubrick die bekannteste. Und auch diejenige, die am meisten Vergleiche herausfordert. Um es vorweg zu sagen: Ja, es gibt selbstverständlich einige Verweise auf den Vorgänger, wovon manche auch recht hübsch geraten sind. Zum Beispiel ein wenig name-dropping, wenn die Patienten des guten Doktors Namen aus Kubrick-Filmen tragen. Ansonsten bemüht sich Regisseur und Drehbuchautor Florian Frerichs etwas Eigenes zu schaffen. Wobei ihm sehr viel weniger Geld und Ressourcen zur Verfügung standen als einem Kubrick. Tatsächlich waren diese im Vergleich zu anderen deutschen Produktionen sehr gering, da auch nicht auf die Filmförderung zugegriffen wurde (was ich durchaus begrüße). Die knappen Mittel sieht man dem Film über weite Strecken nicht an, Fatal fand ich die Entscheidung das Ganze auf Englisch zu drehen, was mich oftmals an deutschen Amateurproduktionen erinnert hat. Nichtsdestotrotz merkte man das Herzblut, welches Frerichs in das Projekt gesteckt hat. Allerdings hatte ich den Eindruck bekam, dass etwas mit angezogener Handbremse und scheinbar auch mit Blick auf Festivalstarts und internationale Auswertung inszeniert wurde. Ich hatte das starke Gefühl, dass er gerne mehr „die Sau“ rausgelassen hätte, wie man an einer Episode sah, in der ein Charakter sich von einem riesigen Umschnalldildo verwöhnen lies. Ich hätte mir da mehr „Dreck“ und Wahnsinn gewünscht, statt Arthauskino, welches versucht sein kleines Budget zu kaschieren.

$$$ – Amerikanischen Indi-No-Budget-Film Die Handkamera folgt mehreren Bewohnern einer weniger gut beleumundeten Ecke New Yorks für einige Zeit durch ihr Leben. Die Darsteller waren größtenteils Amateure, die sich quasi selbst spielten. Es geht um Kleinkriminalität, Drogenhandel und vor allem die Sucht nach Pferdewetten. Dabei ist die Kamera immer ganz dicht dabei und so unmittelbar im Geschehen, dass man manchmal Mühe hatte, zu erkennen was vor sich ging. Dazu trug auch der New-York-Strassen-Slang der Akteure bei, bei dem auch Untertitel nicht viel helfen konnte. Trotzdem verstand man, nachdem man sich im Film orientiert hatte, worum es geht. Die Ausweglosigkeit der Figuren, deren irrationalen Glauben an das große Los, welches man bestimmt noch ziehen wird. Um Gewalt, Armut und kleine kriminelle Handlungen, um über die Runden zu kommen und nicht unterzugehen.

Skunk – „Skunk“ ist der neue Film des von mir sehr verehrten Belgiers Koen Mortier, dem Regisseur des schonungslosen Meisterwerks „Ex-Drummer“. Und hier kehrt er in „Ex-Drummer“-Gefilde zurück und zeigt schonungslos den traurigen und hoffnungslosen Werdegang einer durch die eigene Familie völlig zerstörten Seele. Das ist teilweise sehr schwer zu ertragen. Die Gewalt, physisch wie verbal, die hier gegen Kinder und Heranwachsende ausgeübt wird, führt einen – gerade als Familienvater – schnell an die Grenze. Dass man nicht fluchtartig das Kino verlässt, ist Mortiers großer Sensibilität zu verdanken. Denn er schafft es Respekt und Mitgefühl für seine Figuren aufzubringen, die dadurch nicht zum Kuriositätenkabinett werden, sondern vielschichtige Menschen, für deren teilweise unfassbaren Gewaltausbrüche gegen sich und andere man nicht unbedingt Verständnis, wohl aber Mitgefühl aufbringt. Die einzigen Personen, die recht stereotyp geraten sind, sind die Eltern der Hauptfigur Liam, die scheinbar direkt aus der Hölle kommen und alles Schlechte in sich vereinen: Extreme Gewalt, Rechtsradikalismus, Drogen, Alkohol und Lust an der Zerstörung – auch des eigenen Kindes. Man mag sich nicht ausmalen, dass es solche Menschen da draußen wirklich gibt. Ein starker Film, aber auch einer wie ein kräftiger und gut gezielter Hieb in die Magengrube.

Hakki – Der türkische Film „Hakki“ handelt von einem älteren Familienvater, der seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht damit verdient, dass er Touristen kleine Andenken verkauft. Eines Tages findet er beim Freilegen der Wurzel eines alten Baumes in seinem Garten eine antike Statue. Der Ausweg in ein besseres Leben? Mithilfe eines Kollegen macht er sich auf die Suche nach einem Händler. Dieser kann nur lachen über die Summe, die sich die Beiden erhoffen und speist sie mit sehr viel weniger ab. Enttäuscht überlegt sich Hakki, dass auf seinem Grundstück vielleicht noch weitere Schätze verborgen sein könnten, und er macht sich heimlich auf die Suche. Diese wird immer obsessiver und Hakki wird immer paranoider. Als sich herausstellt, dass der Händler ihn übers Ohr gehauen hat und seine Statue in Wirklichkeit mehrere Millionen Euro wert war, wird die Suche zu einer krankhaften Obsession, an die Hakki langsam Freunde, Familie und schließlich auch alles andere verliert. Der Film funktioniert so gut, weil er sich Zeit nimmt, dem Publikum Hakki vorzustellen. Ein ganz normaler, freundlicher Mann, der liebenswert daherkommt, der aber auch jeden Tag um sein kleines Einkommen kämpfen muss. Gesegnet ist er mit einer liebenden Ehefrau, einer tollen Tochter und einem Sohn, der woanders studiert und der sich von Zuhause – sehr zu Hakkis Bedauern – bereits abgenabelt hat. Erst langsam, dann immer drastischer verliert sich Hakki in seinem Wahn, dass das Leben für ihn eine Art „Belohnung“ reserviert hätte. Dass das große Glück nur noch ein paar Spatenstiche entfernt wäre. Und auch, dass ihm alle sein „versprochen Glück“ wegnehmen wollen. Die Spirale dreht sich immer schneller, Hakki baut große Stollen unter seinem Grundstück und am Ende bleibt einem einen dicker Kloß im Hals.

Swing Bout – Als Swing Bout bezeichnet man Boxkämpfer, die nur dann zum Einsatz kommen, wenn z.B. durch ein frühes KO die Hauptkämpfe zu früh enden und die gebuchte Sendezeit noch gefüllt werden muss. D.h. die Kämpfer (oder hier Kämpferinnen) bereiten sich den ganzen Abend auf einen Kampf vor, der vielleicht gar nicht stattfindet. Und natürlich setzen sie all ihre Hoffnung darauf, sich zeigen zu dürfen und von den großen Promotern entdeckt zu werden. In diesem Spannungsfeld spielt der Film. Er folgt der jungen Boxerin Tony, die diese Chance erhält, doch bevor es in den Ring geht, erfährt sie, dass es hinter den Kulissen einen Deal gibt, und sie in ihrem Kampf zu Boden gehen soll. In den Umkleideräumen unten in den Katakomben prallen die Konkurrentinnen aufeinander, ist die Anspannung zum Greifen nah. Da ist die coole, großmäulige Vicki, die sich mit ihrer arrogant-aggressiven Art eine verängstigte Seele schützt. Die Manager und Trainer, die sich um ihre Schützlinge kümmern oder diese manipulieren wollen. Hätte sich Regisseur Maurice O’Carroll darauf konzentriert, es hätte ein ganz großer Film werden können. Denn das, was O’Carroll bei „Swing Bout“ richtig macht, das macht er auch richtig gut. Das Sounddesign, die beinahe körperlich spürbare Spannung unten in den Katakomben. Die Schauspielerinnen, die die Boxerinnen spielen. Die kleinen und großen Konflikte untereinander. Die Charakterzeichungen der Boxerinnen und vor allem die tolle Hauptdarstellerin Ciara Berkeley. Das ist alles ganz hervorragend. Leider stellt sich O’Carroll selber ein Bein, da er unbedingt noch eine Crime-Handlung um den kriminellen Box-Promoter Micko und dessen bulligen Bruder Jack einbauen muss. Beide wirken wie aus einem anderen Film. Frank Prendergast legt seinen Micko eher cartoonhaft an, Ben Condron als Jack verdient sich den Tom-Sizemore-Gedächtnispreis. Das ist alles höchst unterhaltsam und gerade Prendergast sieht man gerne zu, aber es fühlt sich eben an wie ein ganz anderer Film, der nicht mit der intensiv-realistischen Geschichte der Swing-Bout-Boxerin Tony zusammengeht. Der möchte man eigentlich viel lieber weiter folgen, statt immer wieder durch Episoden abgelenkt zu werden, die man eigentlich bei einem Tarantino-Epigonen erwarten würde. Trotzdem ist „Swing Bout“ definitiv einen Blick wert.

Three – Ein Horrorfilm aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (!), der von einer Frau (!!), Nayla Al Khaja, gedreht worden war. Das versprach höchst interessant zu werden. „Three“ erzählt im Grunde eine Variante des Klassikers „Der Exorzist“. Nur, dass hier keine katholischen Priester gegen einen Dämon kämpfen, sondern muslimische Mullahs gegen einen Djinn. Daneben gibt es noch einen Jugendpsychiater als Vertreter der westlich aufgeklärten Welt, der nicht an das Übernatürliche glaubt und im entscheidenden Moment den Mullahs im Weg steht. Große Innovationen sollte man nicht erwarten. Die Geschichte bewegt sich auf altbekannten Gefilden. Nur, dass es hier die Religion des Islam ist, welcher als Retter in der Not auftritt, und nicht die katholische Kirche. Man kann in „Three“ hineininterpretieren, dass es einen guten (die Mullahs, die den Djinn bekämpfen) und einen bösen (die mysteriösen Geistliche, die irgendwo am Rande der Wüste Zuhause sind und das Böse scheinbar erst in die Welt holen) Islam gibt. Quasi in Abgrenzung zu Islam und Islamismus. Diese Spur wird aber nicht unbedingt konsequent verfolgt. Auch ist zunächst recht offensichtlich, dass der arme Junge, um den es geht, schwer in der Pubertät steckt und das nicht unbedingt etwas mit „Besessenheit“ zu tun hat. Auch wenn die tiefgläubige Schwester seiner Mutter das behauptet und darauf drängt, ein Austreibungsritual an ihm durchzuführen. Dies wird wie gesagt von einer zwielichtigen und etwas unheimlichen Gemeinschaft irgendwo am Rande der Wüste ausgeführt. Und durch eben dieses Ritual fährt erst der Djinn in den Jungen. Auch hier kann man eine Metapher für Radikalisierung hineinlesen. Als Horrorfilm ist „Three“ recht generisch und reiht sich eher unauffällig in die Schar der vielen Vorgänger ein. Als Metapher lädt er zum Diskutieren ein, auch wenn die genretypische Schlusspointe dann gegen den Metapheransatz arbeitet und wie ein reines Zugeständnis an altbekannte Horrorfilmklischees wirkt.

Three Infallible Rules – Der 14-jährige Bruno hat zwei Probleme. Zum einen Luca, den verhassten neuen Freund seiner Mutter Claudia, zum anderen seine Klassenkameradin Flavia, in die er verliebt ist. Als Bruno zufällig sieht, wie Luca auf offener Straße eine fremde Frau küsst, nutzt er dieses Wissen, um Luca zu erpressen. Dieser soll ihn einerseits als coolen Typen dastehen lassen und zum anderen mit Tipps versorgen, wie man bei Frauen landet und generell – wie ist das mit dem Verliebtsein? Derweil hat Claudia ihre eigenen Probleme, denn in Sachen Verliebtsein tut sie sich ebenso schwer wie ihr Sohn. Manchmal passt einfach alles. Nach der eher schweren Kost der Vortage habe ich solch einen Film wie „Three Infallible Rules“ scheinbar einfach gebraucht. Von Anfang an gelang es mir, mich einfach hineinfallen zu lassen. Fühlte mich wohl in diesem sommerlichen Italien, mochte die Figuren und die kleine große Geschichte, die von der Liebe und denen damit einhergehenden Problemen erzählt, ohne sentimental oder schwülstig zu werden. Dazwischen gibt es aber auch heitere Momente aus Brunos Schulleben, die zeigen, dass er mit den Irrungen und Wirrungen der Pubertät nicht allein ist. Nicht nur aufgrund dieser Szenen, könnte man sich die Geschichte von „Three Infallible Rules“ auch als eine Commedia sexy all‘italiana aus den 70ern vorstellen. Die ja zwischen dem ganzen Klamauk auch immer wieder ernste Figuren und „echte“ Liebesprobleme in ihren Geschichten hatten. Auch wenn „Three Infallible Rules“ das frivole und die Nacktheit der 70er abgeht. Ein sehr schöner, sehr entspannter Debüt-Film, bei dem Regiedebütant Marco Gianfreda dann auch das perfekte Ende für seine Geschichte findet. Einfach schön.

The Second Act – Über die Handlung von „The Second Act“ sollte man möglichst wenig im Vorfeld verraten. Deshalb begnüge ich mich hier mit einigen oberflächlichen Andeutungen. Es geht um Kino. Es geht ums Filmemachen. Und es geht um die feine Linie zwischen Realität und Fiktion. Darin ähnelt Regisseur Quentin Dupieux einen Jean-Luc Godard, bei dem zumindest die Beschäftigung mit dem Kino und dem Filmemachen ja auch immer ein entscheidendes Thema war. Doch Dupieux nähert sich dem spielerischer, leichter und vor allem auf eine sehr humorvolle Art und Weise. Seine müheloses Springen von einer Metaebene auf die nächste; die Logik, die oftmals einem Traum zu entspringen scheint; die wahnwitzigen Absurditäten, sie alle machen auch „The Second Act“ zu einem höchst vergnüglichen Film, der aber nie nur an der Oberfläche bleibt, sondern durchaus auch existenzialistische und philosophische Fragen einschmuggelt. Hier erinnert Dupieux dann auch an Woody Allen. Und vielleicht kann man, gerade nach „The Second Act“, Dupieux als das uneheliche Kind von Goddard, Allen, Bunuel und ganz viel Monty Python bezeichnen.

Mi Bestia – Bogota 1996. Es liegt etwas in der Luft. Ein Mondfinsternis hat sich angekündigt. Alle warten auf die Nacht in der der Mond sich zunächst rot verfärben wird. Eine Nacht in der der Antichrist wiedergeboren werden soll. Die den Anfang vom Ende darstellt. Gleichzeitig verschwinden in der ganzen Stadt junge Mädchen. Die 13jährige Mila spürt auch die Veränderung. Die Männer schauen sie anders an als zuvor. Alles wirkt bedrohlich. Ihre Gefühle spielen verrückt, und sie interessiert sich für den coolen älteren Jungen in der Schule. Hat diese Veränderung etwas mit dem roten Mond und der Apokalypse zu tun? Und was sind das für Mädchen da im Park? Die verschwunden Kinder? Regisseurin Camila Beltrán wählt eine interessante Technik, um dieses Gefühl der Unsicherheit, der Verwirrung, des nicht ganz richtig da zu sein und der seltsamen Veränderung auch der Umwelt zu verdeutlichen. Die Bilder wirken wie eine nicht ganz gelungene digitale Konvertierung eines Videofilms. Es scheinen Zwischenbilder zu fehlen und das Ganze einen Hauch, den man mehr fühlt als sieht, zu langsam zu sein. Das erzeugt im Betrachter eine seltsames Gefühl, genau wie in der Protagonistin. Irgendwas ist nicht ganz richtig, aber man kann nicht fassen, was es genau ist. Auch auf der Audioebene ist eine Menge los, was dieses Gefühl verstärkt. So befindet man sich ganz im Kopf von Mila. Die Erzählung ist unzuverlässig, die Aufmerksamkeit wird auf Dinge gelenkt, die vielleicht wichtig, vielleicht unwichtig sind. Wer einen gradlinigen Horrorfilm, der die Pubertät und die Wandlung des Mädchens zur Frau in einen Metapher packt (wie zum Beispiel „Ginger Snaps„, „When Animals Dream„, „Carrie„, „Blue My Mind„, vielleicht auch „Der Exorzist“ und viele andere) erwartet, oder tatsächlich einen Film ala „El Dia de la Bestia“ über die Geburt des Antichristen, der wird entweder gelangweilt oder enttäuscht sein. Für alle Anderen ist der Film eine manchmal anstrengende, interessante Erfahrung, auf die man sich allerdings einlassen muss.

Bambule - 24 Stunden in einem West-Berliner Mädchenheim. Irene flieht und versucht sich mit Prostitution durchzuschlagen. Monika wird bei der Flucht erwischt und landet in der Arrestzelle. Iv rebelliert gegen die autoritäre Leiterin Frau Timm. Das Drehbuch der angesehenen Journalistin Brigitte Meinhof (ja, die) kann man tatsächlich auch als Parabel auf von ihr kritisierten politische Zustände in Deutschland lesen, wie auch die titelgebende „Bambule“ als Aufforderung zur Revolution. Wobei im Film betont wird, dass diese auf legalen Wege erfolgen solle. Regisseur Eberhard Itzenplitz zunächst dokumentarisch mit Handkamera und nah dran an den Figuren. Dieser Ansatz wird dann später aufgeweicht, wenn die Geschichten der Mädchen in verschieden Episoden und in Rückblenden erzählt werden. Es gibt in BAMBULE keine ausgesprochene Hauptfigur, stattdessen werden die drei Mädchen Irene, Monika und Iv gleichbehandelt. Die Darstellung der Figuren schwankt dabei zwischen realistisch und dem zeittypischen „Theatersprech“. Hervorzuheben ist die Nebendarstellerin Barbara Schön, die später als Ulknudel im deutschen Fernsehen Karriere machte.

Das Geheimnis der jungen Witwe - In Hamburg geht ein Mörder um. Seine Opfer sind allesamt in den Drogenhandel der Stadt verwickelt und wissen mehr, als ihnen guttut. Kommissar Bülow nimmt die Ermittlungen auf. Doch leider ist der alternde Polizist zwar mit einer wunderschönen jungen Frau verheiratet, aber auch krankhaft eifersüchtig. So bringt ihn seine fixe Idee, seine Frau könne ihn betrügen, immer mehr von seinem eigentlichen Fall ab. Das Drehbuch ist zwar recht vorhersehbar, doch die guten Darsteller (vor allem Ex-Bond-Gegenspielerin Luciana Paluzzi und der Österreicher Robert Hoffmann), die gelungene Kameraführung und die tolle Musik von Fusco & Reverberi (diese wurde in englischsprachigen Fassung leider gegen einen Score des Amerikaners Richard Markowitz ausgetauscht) machen dies wieder wett. Die Hauptversion des Filmes auf der Blu-ray basiert auf der amerikanischen Schnittfassung und hat eine gute Bildqualität. Als Bonus gibt es die deutsche Kinofassung als von einer alten Kinorolle abgetastete „Grindhouse-Version“. Diese sieht auch recht gut aus, ist mit 93 Minuten länger und anders geschnitten als die US-Fassung und weist ein anderes, besseres Ende auf. Insgesamt ist diese Version weitaus stimmiger und der US-Fassung vorzuziehen.

Zeuge einer Verschwörung - Drei Jahre nach der Ermordung eines amerikanischen Senators Carroll, wendet sich Lee Carter, eine Augenzeugin des Attentats, an den Journalisten Joseph Frady. Sie glaubt, sie würde bald ermordet werden, denn fast alle, die damals dabei waren, seien mittlerweile unter mysteriösen Umständen verstorben. Frady nimmt ihre Ängste zunächst nicht ernst. Erst als Lee tatsächlich auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, fängt er an zu ermitteln. Regisseur Alan J. Pakula beschwört eine sich stetig steigernde Atmosphäre einer permanenten Bedrohung herauf, der man nicht entgehen kann. Das stetige Unbehagen wird von Pakula brillant in das Filmpublikum induziert. Unterstützt von den wunderbaren Bildern seines Kameramanns Gordon Willis. Warren Beatty passt mit seiner leicht arroganten, sich selbst überschätzenden Art perfekt in die Rolle des Journalisten Joseph Frady, der auf seiner Suche nach Antworten immer tiefer in ein tödliches Wespennest stößt.
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Arkadin »

Ah... noch eine Witwe unterschlagen...

Die Braut trug schwarz - Julie hat ihre Jugendliebe David geheiratet. Doch der schönste Tag im Leben endet in einer Katastrophe, als David beim Verlassen der Kirche durch einen dummen Unfall von einem Gewehrschuss getötet wird. Die trauernde Julie will sich zunächst das Leben nehmen, entscheidet sich aber dann dafür, die fünf Männer, die an dem Unfall beteiligt waren, aufzuspüren und zu töten. Truffaut Hitchcock-Pastiche, der vor allem zeigt, dass Truffaut kein Hitchcock und kein Thriller-Experte ist. Transportiert Hitchcock seine Geschichten vor allem über Bilder, so wird bei Truffaut viel geredet. Spannung findet man auch nicht unbedingt vor. Es wird im Grunde nur gezeigt, wie die von Jeanne Moreau unterkühlt gespielte Julie eine Todesliste mit fünf Namen abarbeitet. Da es sich bei ihren Opfern um schrecklich sexistische und lüsternde Unsympathen handelt, ist das einzig wirklich spannende, ob die Tat gelingt und ob Julie erwischt wird. Da fünf Mal dieselbe Geschichte erzählt wird, wirkt einiges redundant, wie zum Beispiel die Schlüsselszene mit dem Tod des Bräutigams, welche immer wieder gezeigt wird. Bei Hitchcock wäre die Erzählweise sicherlich weitaus ökonomischer gewesen. Von Hitchcock lieh sich Truffaut nicht nur den Stammkomponisten Bernard Herrmann, sondern gerade am Beginn einige Einstellungen, die an MARNIE erinnern. Grundsätzlich scheint sich Truffaut mehr für die Kritik am männlichen Chauvinismus als für Suspense interessiert zu haben. Die auf einem Roman von Cornell Woolrich basierende Story inspirierte später weitere Filme, wie Jess Francos SIE TÖTETE IN EKSTASE oder Tarantinos KILL BILL.
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Dick Cockboner
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Dick Cockboner »

Am Sonntach (ganz früh) noch gesehen, und zwar auf Twitch:
Riffs III - Die Ratten von Manhattan
Die lustig/ launig kommentierte Version von RiffTrax. Ich mag so etwas sehr, viele wohl nicht. Egal!
Ich finde die RiffTrax-Typen machen einen guten Job.
Interessierte klicken ganz hart auf
Hier!
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von fritzcarraldo »

Reality+
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Witches
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von fritzcarraldo »

Mid90s
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Dick Cockboner »

Total Recall aka Die totale Erinnerung
Auf den hatte ich mal so richtig Bock!
Toller Cast (Stone, Cox, Ironside, ...wen vergessen?, ah ja, natürlich is auch noch der zweitbeste Grazer mit an Bord - Arnie Schwarzi).
Paul Verhoeven liefert Gigantisches! Ich finde den heutzutage besser denn je, nonstop gute Laune machend und einfach perfekte Sci-Fi-Action für Leute wie mich. Total Recall, Der Kindergarten-Cop und Terminator 2 liefen ja damals zeitlich einigermaßen eng nacheinander und Schwarzenegger war der Chef!
Bom - ben - film!
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von buxtebrawler »

Der Mann von Planet X (5/10)

Liebe, Sex und Zärtlichkeit – Fragen Sie Dr. Sommer bux:
Spielball der Lust (4/10)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von fritzcarraldo »

Queen of Earth
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Nimic
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5852191.jpg (78.13 KiB) 53 mal betrachtet
Regie: Yorgos Lanthimos

Four Unloved Women Adrift on a Purposeless Sea Experience the Ecstasy of Dissection
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Regie: David Cronenberg
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von fritzcarraldo »

Longlegs
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