Karl or Karla goes to Cinema
Moderator: jogiwan
- karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema
Fr., der 23,12,16 im Cinemaxx Bremen
ROGUE ONE - A STAR WARS STORY 2D (2016)
R: Gareth Edwards, D: Felicity Jones, Diego Luna, Ben Mendelsohn, Alan Tudyk, Donnie Yen, Jiang Wen, Mads Mikelsen, Forest Whitaker, Riz Ahmed, Guy Henry, Jimmy Smits, M: Michael Giacchino
Ein Star Wars Spin Off, der endlich klärt, wie die Rebellen die Pläne vom Todesstern geklaut haben. Reicht das für einen Film? Über 2 Stunden?
Na, es ist ja auch ein Film über Verantwortung, Terrorismus, Erwachsenwerden, Liebe. Und die Charaktere sind vielfältiger als im Original SW, also die guten sind alle eher ambivalent, die Bösen aber immer noch sehr böse (kennen wir ja aus Italien).
Wir folgen dabei einer Dramaturgie wie aus einem Videospiel: um das große Gesamtproblem zu lösen, muss man eine Aufgabe nach der anderen durchführen (so nach dem Motto, der grüne Schlüssel für die grüne Tür). Dabei begleiten wir Jyn Erso, Tochter eines Imperialen Wissenschaftlers und Kopf hinter dem Todesstern, aufgewachsen bei extremen Rebellen und seit 15 Jahren allein unterwegs und Cassian Andor, aufgewachsen bei den Allianz-Rebellen und mit Haut und Haar der Sache verschrieben.
Nun ist das alles nicht so leicht wie in der ganz alten Trilogie, nicht so märchenhaft simpel schwarz - weiß. Hier werden die Fragen verhandelt, wie weit kann man gehen, was ist eine gute Sache usw. Und insofern alles auch ein wenig ernster und düsterer, als man es so kennt.
Beantwortet werden die Fragen nicht, der Film bezieht da keine eindeutige Stellung, was meinungsstarken Menschen dann doch zu schlucken gibt.
Was noch?
Schöne Hommagen und Nebendarsteller: Donnie Yen als Zatoichi, mit seinem Bodyguard Jiang Wen mit einer Waffe auf den Rücken wie aus Turbo Kid; eine Hommage an Terminator; ein ganz großer Oberbösewicht, gespielt vom tollen Ben Mendelssohn.
Schwierig fand ich ja auch den "Auftritt" von Cushing, der so per Motion Capture eine ziemlich große Nebenrolle hatte. Der kann ja nix mehr dazu sagen....
Und: Ein paar Sachen waren ein wenig unlogisch
Insgesamt ein unterhaltsamer Weltraum - Kriegsfilm. Gut gedreht, viel aus dem Buch rausgeholt, und ich liebe ja Weltraumschlachten.
Also ging für mich ok!
ROGUE ONE - A STAR WARS STORY 2D (2016)
R: Gareth Edwards, D: Felicity Jones, Diego Luna, Ben Mendelsohn, Alan Tudyk, Donnie Yen, Jiang Wen, Mads Mikelsen, Forest Whitaker, Riz Ahmed, Guy Henry, Jimmy Smits, M: Michael Giacchino
Ein Star Wars Spin Off, der endlich klärt, wie die Rebellen die Pläne vom Todesstern geklaut haben. Reicht das für einen Film? Über 2 Stunden?
Na, es ist ja auch ein Film über Verantwortung, Terrorismus, Erwachsenwerden, Liebe. Und die Charaktere sind vielfältiger als im Original SW, also die guten sind alle eher ambivalent, die Bösen aber immer noch sehr böse (kennen wir ja aus Italien).
Wir folgen dabei einer Dramaturgie wie aus einem Videospiel: um das große Gesamtproblem zu lösen, muss man eine Aufgabe nach der anderen durchführen (so nach dem Motto, der grüne Schlüssel für die grüne Tür). Dabei begleiten wir Jyn Erso, Tochter eines Imperialen Wissenschaftlers und Kopf hinter dem Todesstern, aufgewachsen bei extremen Rebellen und seit 15 Jahren allein unterwegs und Cassian Andor, aufgewachsen bei den Allianz-Rebellen und mit Haut und Haar der Sache verschrieben.
Nun ist das alles nicht so leicht wie in der ganz alten Trilogie, nicht so märchenhaft simpel schwarz - weiß. Hier werden die Fragen verhandelt, wie weit kann man gehen, was ist eine gute Sache usw. Und insofern alles auch ein wenig ernster und düsterer, als man es so kennt.
Beantwortet werden die Fragen nicht, der Film bezieht da keine eindeutige Stellung, was meinungsstarken Menschen dann doch zu schlucken gibt.
Was noch?
Schöne Hommagen und Nebendarsteller: Donnie Yen als Zatoichi, mit seinem Bodyguard Jiang Wen mit einer Waffe auf den Rücken wie aus Turbo Kid; eine Hommage an Terminator; ein ganz großer Oberbösewicht, gespielt vom tollen Ben Mendelssohn.
Schwierig fand ich ja auch den "Auftritt" von Cushing, der so per Motion Capture eine ziemlich große Nebenrolle hatte. Der kann ja nix mehr dazu sagen....
Und: Ein paar Sachen waren ein wenig unlogisch
Insgesamt ein unterhaltsamer Weltraum - Kriegsfilm. Gut gedreht, viel aus dem Buch rausgeholt, und ich liebe ja Weltraumschlachten.
Also ging für mich ok!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema
würdiger Abschluss des Kinojahres 2016, der akutelle Khavn - Film im City 46, leider im kleinen Sall mit Bild mittlerer Qualität. Aber vorher den sehr netten Filmvorführer und die sehr nette Karten- und Weinverkäuferin getroffen, die WX immer sehr mochten und mich daher einfach so hineinliessen.
ALIPATO - THE BRIEF LIFE OF AN EMBER (OmU, 2016)
R: Khavn, D: Dido De La Paz, Bing Austria, Marti San Juan, Robin Palmes, M: Brezel Göring, Khavn, Frances de Veyra
Oi, was ein Ding. Eine Kindergang im Jahre 2025 macht die Gegend unsicher, und will das große Ding starten, die Zentralbank von Mondomanila, der Kohlenstadt (alle machen da Holzkohle und leben in Baracken). Der Chef wird festgenommen, kommt nach 30 Jahren frei, zieht wieder zu den alten Kollegen, einer nach dem anderen wird umgebracht.
Aber: So ein richtiger Storyteller ist der Khavn (THIS IS NOT A NEW FILM BY KHAVN) eher nicht. Er wühlt sich im Dreck und klagt auch an. Und wenn man dachte, mit Hilfe von deutschem Geld wird er ein wenig Zugeständnisse Richtung europäischem Arthouse machen (nach dem nicht ganz so heftigem RUINED HEART), sieht sich getäuscht. Die Kindergang am Anfang sind nicht gerade die kleinen Strolche: Die überfallen und schlitzen Hälse auf, ziehen schwarze Messen zur Kugelabwehr durch, rauchen alle, die jüngsten Gangmitglieder sind noch im Krabbelalter (auch die rauchen und gehen mit Knarren um). Gerne sagen die lieben kleinen auch: "Trink mein Sperma" oder "Da fress ich doch die Entenfotze deiner Mutter), zur Kleidung sag ich mal lieber nichts.
Später gibt es ausgiebigen Sex mit hochschwangeren auf dem Klo, Vergewaltigung einer Greisin, und hastenichtgesehen.
Aber das ist jetzt nicht im Modus: Hui, jetzt schock ich sie mal alle: Das ist tatsächlich alles stimmig in diesem Wahnsinn, hier wird eine kranke Welt gezeigt. Von Kranken. Wohl auch für Kranke, was ein gewisses Licht auf mich wirft, nungut. Aber: Diese Welt erscheint mir ja auch bis ins Mark nicht gesund.
Filmisch wird hier oft einiges weggelassen, was sonst die Klimaxe sind: Der Raubüberfall mit Festnahme, diverse Shoot Outs, oder die Erklärung des Verschwinden und das Auffinden des Geldes vom Überfall. Dafür gibt es einen langen Spaziergang eines Reporters von National Pornographic durch die Kohlenmeiler von Mondomanila, bei der er kaum hörbar den Vorgang des Kohlemachens erklärt. Zum Beispiel.
Besonders schön: die animierte Zeit des Gangsterbosses in Knast, die sowohl stop motion als auch gezeichnet in seiner Zelle zeigt, was so geht im Knast....
Die Musik ist wieder ganz ganz toll, von Khavn höchstselbst, oft mit Brezel Göring (Stereo Total) und/oder mit Frances de Veyra (irrer Philippine).
Wieder Mal Tolles vom Khavn. Schade, dass man ausser den drei Filmen (Mondomanila, Ruined Heart und diesen) nicht noch mehr Stoff bekommt.
ALIPATO - THE BRIEF LIFE OF AN EMBER (OmU, 2016)
R: Khavn, D: Dido De La Paz, Bing Austria, Marti San Juan, Robin Palmes, M: Brezel Göring, Khavn, Frances de Veyra
Oi, was ein Ding. Eine Kindergang im Jahre 2025 macht die Gegend unsicher, und will das große Ding starten, die Zentralbank von Mondomanila, der Kohlenstadt (alle machen da Holzkohle und leben in Baracken). Der Chef wird festgenommen, kommt nach 30 Jahren frei, zieht wieder zu den alten Kollegen, einer nach dem anderen wird umgebracht.
Aber: So ein richtiger Storyteller ist der Khavn (THIS IS NOT A NEW FILM BY KHAVN) eher nicht. Er wühlt sich im Dreck und klagt auch an. Und wenn man dachte, mit Hilfe von deutschem Geld wird er ein wenig Zugeständnisse Richtung europäischem Arthouse machen (nach dem nicht ganz so heftigem RUINED HEART), sieht sich getäuscht. Die Kindergang am Anfang sind nicht gerade die kleinen Strolche: Die überfallen und schlitzen Hälse auf, ziehen schwarze Messen zur Kugelabwehr durch, rauchen alle, die jüngsten Gangmitglieder sind noch im Krabbelalter (auch die rauchen und gehen mit Knarren um). Gerne sagen die lieben kleinen auch: "Trink mein Sperma" oder "Da fress ich doch die Entenfotze deiner Mutter), zur Kleidung sag ich mal lieber nichts.
Später gibt es ausgiebigen Sex mit hochschwangeren auf dem Klo, Vergewaltigung einer Greisin, und hastenichtgesehen.
Aber das ist jetzt nicht im Modus: Hui, jetzt schock ich sie mal alle: Das ist tatsächlich alles stimmig in diesem Wahnsinn, hier wird eine kranke Welt gezeigt. Von Kranken. Wohl auch für Kranke, was ein gewisses Licht auf mich wirft, nungut. Aber: Diese Welt erscheint mir ja auch bis ins Mark nicht gesund.
Filmisch wird hier oft einiges weggelassen, was sonst die Klimaxe sind: Der Raubüberfall mit Festnahme, diverse Shoot Outs, oder die Erklärung des Verschwinden und das Auffinden des Geldes vom Überfall. Dafür gibt es einen langen Spaziergang eines Reporters von National Pornographic durch die Kohlenmeiler von Mondomanila, bei der er kaum hörbar den Vorgang des Kohlemachens erklärt. Zum Beispiel.
Besonders schön: die animierte Zeit des Gangsterbosses in Knast, die sowohl stop motion als auch gezeichnet in seiner Zelle zeigt, was so geht im Knast....
Die Musik ist wieder ganz ganz toll, von Khavn höchstselbst, oft mit Brezel Göring (Stereo Total) und/oder mit Frances de Veyra (irrer Philippine).
Wieder Mal Tolles vom Khavn. Schade, dass man ausser den drei Filmen (Mondomanila, Ruined Heart und diesen) nicht noch mehr Stoff bekommt.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema
18 Uhr, Cinema Bremen.
DIE TASCHENDIEBIN (2016)
R: Park Chan-wook, D: Kim Min-hee, Kim Tae-ri, Ha Jung-woo, Cho Jin-woong, Kim Hae-sook, Moon So-ri; M: Cho Young-wuk
Korea, 30er Jahre, von Japan besetzt.
Die Koreanische Diebin Sokee wird als Dienstmädchen eingeschmuggelt, um einem anderen Betrüger zu helfen, an die Nichte des Hauses ranzukommen und ihr Erbe abzuluchsen.
Park Chan-wook zurück in Korea und hui, was ein Ritt in 2einhalb Stunden.
Es beginnt wie eine Kostüm-Betrügerei Film, von dem man von Anfang an ahnt, dass das nicht so straight läuft. Hier gibt es nicht nur einen doppelten, sondern eher einen dreifachen Boden. Immer mehr verwandelt sich der Streifen in einen Sex-Thriller. Mit Humor. Und Politik, siehe auch oben das Setting, es geht auch dadrum, dass sich die koreanische Oberklasse an die japanischen Besatzer ranwanzt (die sich wiederum von Deutschland und England fasziniert zeigen).
Dramaturgisch wird ein großer Teil der STory in zwei Teilen aus jeweils der Sicht der beiden Protagonisten erzählt: Des Dienstmädchen und der Nichte. Beide auf eine Weise naiv und auf andere Selbstsicher, aber beide in diesen total anders.
Im dritten Teil gibt es dann den Schluss, bei der man zum ersten Mal auf sicheren Boden (auf einem Schiff) ist.
Das hat alles Tempo, der Film nutzt seine Zeit, wie immer bei Park sehr gut gefilmt und von einem schönen Soundtrack begleitet wird.
Die beiden Hauptdarstellerinnen sind alleroberste Talente, ganz groß.
Die Männerwelt kommt nicht so gut weg: sie können sich eigentlich nur in Fantasien erregen, hören sich pornographische Geschichten an, und Frauen bekommen sie nur mit Gewalt, und auch das klappt nciht so recht. Die beiden Frauen haben hingegen ein recht ausfüllendes Sexleben. Was auch ausgiebig gezeigt wird.
Mit den Themen Sex, Macht, Liebe, Rache ist Park hier gar nicht so weit weg von seinen Revenge-Filmen.
Auf viele kleine Motive tauchen halt immer wieder in neuen Zusammenhängen auf, Stichwort: Glöckchen, oder auch so Japanklassiker wie Tentakeln. Oder so Nebentopoi werden verhandelt: Die Macht der Literatur, der Inszenierung, das Sehen.
Und die detailreichen Bauten und Räume, alleine der Keller.....
Toller Film, der wirklich einzige Minuspunkt ist die Maske des alten Onkels, der ist so schlecht auf alt gemacht wie in alten Kung Fu Filmen. Oder in Scotts Prometheus.
DIE TASCHENDIEBIN (2016)
R: Park Chan-wook, D: Kim Min-hee, Kim Tae-ri, Ha Jung-woo, Cho Jin-woong, Kim Hae-sook, Moon So-ri; M: Cho Young-wuk
Korea, 30er Jahre, von Japan besetzt.
Die Koreanische Diebin Sokee wird als Dienstmädchen eingeschmuggelt, um einem anderen Betrüger zu helfen, an die Nichte des Hauses ranzukommen und ihr Erbe abzuluchsen.
Park Chan-wook zurück in Korea und hui, was ein Ritt in 2einhalb Stunden.
Es beginnt wie eine Kostüm-Betrügerei Film, von dem man von Anfang an ahnt, dass das nicht so straight läuft. Hier gibt es nicht nur einen doppelten, sondern eher einen dreifachen Boden. Immer mehr verwandelt sich der Streifen in einen Sex-Thriller. Mit Humor. Und Politik, siehe auch oben das Setting, es geht auch dadrum, dass sich die koreanische Oberklasse an die japanischen Besatzer ranwanzt (die sich wiederum von Deutschland und England fasziniert zeigen).
Dramaturgisch wird ein großer Teil der STory in zwei Teilen aus jeweils der Sicht der beiden Protagonisten erzählt: Des Dienstmädchen und der Nichte. Beide auf eine Weise naiv und auf andere Selbstsicher, aber beide in diesen total anders.
Im dritten Teil gibt es dann den Schluss, bei der man zum ersten Mal auf sicheren Boden (auf einem Schiff) ist.
Das hat alles Tempo, der Film nutzt seine Zeit, wie immer bei Park sehr gut gefilmt und von einem schönen Soundtrack begleitet wird.
Die beiden Hauptdarstellerinnen sind alleroberste Talente, ganz groß.
Die Männerwelt kommt nicht so gut weg: sie können sich eigentlich nur in Fantasien erregen, hören sich pornographische Geschichten an, und Frauen bekommen sie nur mit Gewalt, und auch das klappt nciht so recht. Die beiden Frauen haben hingegen ein recht ausfüllendes Sexleben. Was auch ausgiebig gezeigt wird.
Mit den Themen Sex, Macht, Liebe, Rache ist Park hier gar nicht so weit weg von seinen Revenge-Filmen.
Auf viele kleine Motive tauchen halt immer wieder in neuen Zusammenhängen auf, Stichwort: Glöckchen, oder auch so Japanklassiker wie Tentakeln. Oder so Nebentopoi werden verhandelt: Die Macht der Literatur, der Inszenierung, das Sehen.
Und die detailreichen Bauten und Räume, alleine der Keller.....
Toller Film, der wirklich einzige Minuspunkt ist die Maske des alten Onkels, der ist so schlecht auf alt gemacht wie in alten Kung Fu Filmen. Oder in Scotts Prometheus.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema
22.1.2017, 17 Uhr, Schauburg, kleiner Saal.
Hell or High Water (2016)
R: David Mackenzie, D: Ben FOster, Chris Pine, Jeff Bridges, Gil Birmingham, M: Nick Cave, Warren Ellis
Zwei ungleiche Brüder begehen kleine Banküberfälle, damit eine Farm nicht an eine Bank zurückfällt. Sie wissen, dass es da Öl gibt, haben aber nur noch ein paar Tage Zeit nach dem Tod ihrer Mutter, Kredite zurück zu zahlen. So klauen sie nur kleine unsortierte Scheine, dafür von vielen kleinen Filialen der Bank, die ihnen böse mitspielte. EIgentlich soll niemand dabei zu Schaden kommen...
Ein Texas Ranger kurz vor der Pension und sein Kollege nehmen ihre Spur auf.
Die USA im Niedergang, auch in Texas. Überall geschlossene Läden (sogar die Tankstellen) und Werbung für Billig-Kredite. Und eben diese sind faul und verschärfen die Armut. Immer noch einzige Rettung: Öl. Gleichzeitig die Geschichte des Landes, oder soagr der Menscheit.
In großen Bildern erzählt, dramatische Geschichte, durchsetzt mit Humor und in Spitzen Brutalität, sehr ambivalente Hauptcharaktere, die beiden "Paare".
Da haben wir den "guten" Bankräuber, vorher nicht kriminell, mit seinem Plan, und seinem Vorhaben besonders sauber bei der Sache zu bleiben, der aber auch zur Gewalttätigkeit neigt und wir nur ahnen können, warum sich Frau und Kinder von ihm trennten und entfernten. Und den bösen Bruder, der aber genau weiß, dass für ihn nichts mehr zu retten gibt und einfach nur mitmacht, um die Kinder seines Bruders abzusichern. Aber auch einen Hang zum Töten hat.
Und da dann den Bullen kurz vor der Pension, witzig, aber auch arrogant und rassistisch, und seinen ewigen zweiten Mann, der die Launen mitträgt.
Sehr gut besetzt mit Chris Pine und Ben Foster auf der einen, Jeff Bridges und Gil Birmingham auf der anderen Seite.
Tolle Musik, Score von Nick Cave und Warren Ellis, wie man es so von ihnen kennt, und gute Songauswahl.
Funktioniert über die Heist-Handlung, über die Drama-Erzählung der beiden Paare als auch über die Metaerzählung: Über den Zustand der USA.
Stark.
Hell or High Water (2016)
R: David Mackenzie, D: Ben FOster, Chris Pine, Jeff Bridges, Gil Birmingham, M: Nick Cave, Warren Ellis
Zwei ungleiche Brüder begehen kleine Banküberfälle, damit eine Farm nicht an eine Bank zurückfällt. Sie wissen, dass es da Öl gibt, haben aber nur noch ein paar Tage Zeit nach dem Tod ihrer Mutter, Kredite zurück zu zahlen. So klauen sie nur kleine unsortierte Scheine, dafür von vielen kleinen Filialen der Bank, die ihnen böse mitspielte. EIgentlich soll niemand dabei zu Schaden kommen...
Ein Texas Ranger kurz vor der Pension und sein Kollege nehmen ihre Spur auf.
Die USA im Niedergang, auch in Texas. Überall geschlossene Läden (sogar die Tankstellen) und Werbung für Billig-Kredite. Und eben diese sind faul und verschärfen die Armut. Immer noch einzige Rettung: Öl. Gleichzeitig die Geschichte des Landes, oder soagr der Menscheit.
In großen Bildern erzählt, dramatische Geschichte, durchsetzt mit Humor und in Spitzen Brutalität, sehr ambivalente Hauptcharaktere, die beiden "Paare".
Da haben wir den "guten" Bankräuber, vorher nicht kriminell, mit seinem Plan, und seinem Vorhaben besonders sauber bei der Sache zu bleiben, der aber auch zur Gewalttätigkeit neigt und wir nur ahnen können, warum sich Frau und Kinder von ihm trennten und entfernten. Und den bösen Bruder, der aber genau weiß, dass für ihn nichts mehr zu retten gibt und einfach nur mitmacht, um die Kinder seines Bruders abzusichern. Aber auch einen Hang zum Töten hat.
Und da dann den Bullen kurz vor der Pension, witzig, aber auch arrogant und rassistisch, und seinen ewigen zweiten Mann, der die Launen mitträgt.
Sehr gut besetzt mit Chris Pine und Ben Foster auf der einen, Jeff Bridges und Gil Birmingham auf der anderen Seite.
Tolle Musik, Score von Nick Cave und Warren Ellis, wie man es so von ihnen kennt, und gute Songauswahl.
Funktioniert über die Heist-Handlung, über die Drama-Erzählung der beiden Paare als auch über die Metaerzählung: Über den Zustand der USA.
Stark.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema
Freitag, 3.2.17, 20:30, Black Box Düsseldorf
X 3000 – FANTOME GEGEN GANGSTER (1964)
R: Ishiro Honda, D: Yōsuke Natsuki, Jun Tazaki, Jun Funato, Susumu Fujita, Robert Dunham, Seizaburō Kawazu, Yōko Fujiyama, Hiroshi Koizumi, Nobuo Nakamura, Akiko Wakabayashi, Hideyo Amamoto, Haruya Katō, M: Akira Ifukube
Ein riesiger Quallen-Kraken-Hybrid aus dem Weltall isst gerne alles aus Kohle und bedient sich dann am hiesigen Tagebau und Diamantenlager. Dadurch wird aber auch klar, dass es bei einem Raub um gefälschte Diamanten geht. So teilt sich die Story: Einerseits eine Diamantenraubgeschichte um einen hilflos ermittelnden Polizisten, einen Amerikaner von der internationalen Diamantenversicherung und halt den Gangster, andererseits die Monstergeschichte inklusive dem Wissenschaftler, der auf die Lösung kommt, das Monster mit Bienengift zu schaden, was das Monster kristallisieren lässt, was letztendlich den Gangstern nicht gut tut und zu einem klassischen Monthy Python führt. Ich sag mal: 16 Tonnen.
Es wirkt ein bisschen so, als hätte Toho ein halbgares Heist-Script, was aber für einen abendfüllenden Film nicht reicht und sie kurzerhand Honda engagieren. Der Pakt ein prima Monster dazu und schon passt es!
Als großer Kaiju eiga Freund war ich natürlich erfreut über diesen nie erschienenden und nie im TV gezeigten Film, und auch gespannt. Und er bietet einiges: ein tolles Monster, einen verwuschelten Wissenschaftler, eine intrigante hübsche Gangsterbraut, einen hilflosen Polizisten, der Judo kann, einen schmierigen Ami, und nicht ganz so helle Gangster. Und: einen tollen Soundtrack vom Godzilla-üblichen Ifukube!
Dieser Film kann sich nicht so recht entscheiden, wohin er will, es gibt hier und da Löcher, aber vor solch einem Publikum (die Black Box war rappelvoll) macht das Spaß!
X 3000 – FANTOME GEGEN GANGSTER (1964)
R: Ishiro Honda, D: Yōsuke Natsuki, Jun Tazaki, Jun Funato, Susumu Fujita, Robert Dunham, Seizaburō Kawazu, Yōko Fujiyama, Hiroshi Koizumi, Nobuo Nakamura, Akiko Wakabayashi, Hideyo Amamoto, Haruya Katō, M: Akira Ifukube
Ein riesiger Quallen-Kraken-Hybrid aus dem Weltall isst gerne alles aus Kohle und bedient sich dann am hiesigen Tagebau und Diamantenlager. Dadurch wird aber auch klar, dass es bei einem Raub um gefälschte Diamanten geht. So teilt sich die Story: Einerseits eine Diamantenraubgeschichte um einen hilflos ermittelnden Polizisten, einen Amerikaner von der internationalen Diamantenversicherung und halt den Gangster, andererseits die Monstergeschichte inklusive dem Wissenschaftler, der auf die Lösung kommt, das Monster mit Bienengift zu schaden, was das Monster kristallisieren lässt, was letztendlich den Gangstern nicht gut tut und zu einem klassischen Monthy Python führt. Ich sag mal: 16 Tonnen.
Es wirkt ein bisschen so, als hätte Toho ein halbgares Heist-Script, was aber für einen abendfüllenden Film nicht reicht und sie kurzerhand Honda engagieren. Der Pakt ein prima Monster dazu und schon passt es!
Als großer Kaiju eiga Freund war ich natürlich erfreut über diesen nie erschienenden und nie im TV gezeigten Film, und auch gespannt. Und er bietet einiges: ein tolles Monster, einen verwuschelten Wissenschaftler, eine intrigante hübsche Gangsterbraut, einen hilflosen Polizisten, der Judo kann, einen schmierigen Ami, und nicht ganz so helle Gangster. Und: einen tollen Soundtrack vom Godzilla-üblichen Ifukube!
Dieser Film kann sich nicht so recht entscheiden, wohin er will, es gibt hier und da Löcher, aber vor solch einem Publikum (die Black Box war rappelvoll) macht das Spaß!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema
3.2.17, Freitag, 22:30, Black Box Düsseldorf
LIEBESGRÜSSE AUS FERNOST (1973)
R: Robert Vincent O'Neill, D: Ross Hagen, Nancy Kwan, Vic Diaz, Joonee Gamboa, Sid Haig, Maria de Aragon, Roberta Collins, Tony Lorea, Claire Polan, Shirley Washington, Gail Hansen, Eleanor Siron, M: Carson Whitsett
Eine Organisation um die geniale Chirurgin Dr. Tsu lässt die Creme de la Creme der Sportlerszene entführen, um die Organe meistbietend zu verkaufen. Ihre Gang besteht nur aus Frauen, die gerne wenig Klamotten tragen und große Knarren, und gerne auch mal untereinander zicken.
Eine britische Versicherungsgesellschaft setzt Mike Harper ein. Nicht zu verwechseln mit Wenzel, dem Teppichhändler. Der quatscht sich durch Manila und kommt irgendwann der Organisation auf die Spur.
Was ein Kracher, alles mögliche an Schauwerten wird hier geboten. Und dazu einen schmierigen Hauptdarsteller. Und vor allem einen richtigen groovigen, funkigen. Stax-liken Soundtrack. Und: Eine Rainer Brandt Synchro, die es richtig krachen lässt und gar keine Rücksicht nimmt. Ich sag nur gelber Humor!
Ein schöner Party-Film mit guter Musik, schmierigen Darstellern, Sid Haig, und guten Sprüchen, was will man mehr, um einen in die Freitag Nacht zu entlassen.
LIEBESGRÜSSE AUS FERNOST (1973)
R: Robert Vincent O'Neill, D: Ross Hagen, Nancy Kwan, Vic Diaz, Joonee Gamboa, Sid Haig, Maria de Aragon, Roberta Collins, Tony Lorea, Claire Polan, Shirley Washington, Gail Hansen, Eleanor Siron, M: Carson Whitsett
Eine Organisation um die geniale Chirurgin Dr. Tsu lässt die Creme de la Creme der Sportlerszene entführen, um die Organe meistbietend zu verkaufen. Ihre Gang besteht nur aus Frauen, die gerne wenig Klamotten tragen und große Knarren, und gerne auch mal untereinander zicken.
Eine britische Versicherungsgesellschaft setzt Mike Harper ein. Nicht zu verwechseln mit Wenzel, dem Teppichhändler. Der quatscht sich durch Manila und kommt irgendwann der Organisation auf die Spur.
Was ein Kracher, alles mögliche an Schauwerten wird hier geboten. Und dazu einen schmierigen Hauptdarsteller. Und vor allem einen richtigen groovigen, funkigen. Stax-liken Soundtrack. Und: Eine Rainer Brandt Synchro, die es richtig krachen lässt und gar keine Rücksicht nimmt. Ich sag nur gelber Humor!
Ein schöner Party-Film mit guter Musik, schmierigen Darstellern, Sid Haig, und guten Sprüchen, was will man mehr, um einen in die Freitag Nacht zu entlassen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema
Samstag, 4.2.17, 15:30, Black Box Düsseldorf
KARA MURAT – SEINE RACHE BRINGT DEN TOD (1973)
R: Natuk Baytan, Herb Al Bauer, D: Cüneyt Arkin, Meral Orhonsay, Melda Sözen, Erol Tas, Kenan Pars, Atilla Ergün, Kayhan Yildizoglu, Bora Ayanoglu,
Kara Murat, ein Held der Osmanen!
Hier wird einem christlichen Prinzen von einem moslemischen Pascha im Kampf der Arm abgehakt und das Versprechen abgenommen, nie mehr Türken anzugreifen. Doch der hinterlistige Christ hält sich nicht dran und entführt einen der beiden Zwillingssöhne des Paschas (und mordet noch ein wenig in der Familie herum)
So weit die Vorbereitung für einen durchaus ernsten historischen Kostümschinken mit den Mitteln des Verwechslungsspiel.
Das ist einerseits mit Hofbauers Hilfe gut ausgestattet, storytechnisch durchdacht und gut besetzt, spannend erzählt. Andererseits gibt es dann immer wieder die misslungenen und dadurch lustigen Sachen: Die Verwirrung der Verwechslung erfasst nicht nur die Charaktere und die Zuschauer, sondern hat wohl aus die Maskenleute aus dem Konzept gebracht; die Rollenunterscheidung sollte anhand der Bärte geschehen, doch da gibt es die verschiedensten Bärte zu verschiedensten Zeiten an beiden…. Auch wie die Pfeile (nicht) fliegen, die Schwerter gemacht sind.
Cüneyt Arkin wird dabei immer sehr hübsch heroenhaft in Szene gesetzt, nach jedem gelungenen Kampf oder sogar Schlag wird er beinahe in Superheldenpose gezeigt! Dabei sind seine Kämpfe was den Faust- und noch weniger, was den Schwertkampf angeht, nicht besonders ausgefeilt (Ein anderer Titel mit Cüneyt Arkin als Kara Murat hat den Beititel „Sein Kungfu ist tödlich“, ich habe meine Zweifel). Aber er macht hübsche Gesichter dabei.
Auch wenig ausgefeilt ist die Charakterzeichnung: Das Böse ist hier halt böse und Christ, die anderen gut; besonders derb wird dies bei den beiden Frauenrollen „aufgemalt“. Und wird bei der deutschen zeitgenösischen Synchro auch so durchgehalten, kaum zu glauben, wo man damals doch gerne über die Synchro leichte Zensur auf die Geschichte ausübte.
Also: Ein Spaß für alle Kostümfilmfans, viele von den Türkei-Filmen haben es ja nicht hierher synchronisiert geschafft, Hofbauer sei Dank.
Ach ja, gute fetzige Musik gibt es auch, Arkin springt nicht so oft auf Trampolinen, aber schafft viermal die gleichen fünf Gegner hintereinander.
KARA MURAT – SEINE RACHE BRINGT DEN TOD (1973)
R: Natuk Baytan, Herb Al Bauer, D: Cüneyt Arkin, Meral Orhonsay, Melda Sözen, Erol Tas, Kenan Pars, Atilla Ergün, Kayhan Yildizoglu, Bora Ayanoglu,
Kara Murat, ein Held der Osmanen!
Hier wird einem christlichen Prinzen von einem moslemischen Pascha im Kampf der Arm abgehakt und das Versprechen abgenommen, nie mehr Türken anzugreifen. Doch der hinterlistige Christ hält sich nicht dran und entführt einen der beiden Zwillingssöhne des Paschas (und mordet noch ein wenig in der Familie herum)
So weit die Vorbereitung für einen durchaus ernsten historischen Kostümschinken mit den Mitteln des Verwechslungsspiel.
Das ist einerseits mit Hofbauers Hilfe gut ausgestattet, storytechnisch durchdacht und gut besetzt, spannend erzählt. Andererseits gibt es dann immer wieder die misslungenen und dadurch lustigen Sachen: Die Verwirrung der Verwechslung erfasst nicht nur die Charaktere und die Zuschauer, sondern hat wohl aus die Maskenleute aus dem Konzept gebracht; die Rollenunterscheidung sollte anhand der Bärte geschehen, doch da gibt es die verschiedensten Bärte zu verschiedensten Zeiten an beiden…. Auch wie die Pfeile (nicht) fliegen, die Schwerter gemacht sind.
Cüneyt Arkin wird dabei immer sehr hübsch heroenhaft in Szene gesetzt, nach jedem gelungenen Kampf oder sogar Schlag wird er beinahe in Superheldenpose gezeigt! Dabei sind seine Kämpfe was den Faust- und noch weniger, was den Schwertkampf angeht, nicht besonders ausgefeilt (Ein anderer Titel mit Cüneyt Arkin als Kara Murat hat den Beititel „Sein Kungfu ist tödlich“, ich habe meine Zweifel). Aber er macht hübsche Gesichter dabei.
Auch wenig ausgefeilt ist die Charakterzeichnung: Das Böse ist hier halt böse und Christ, die anderen gut; besonders derb wird dies bei den beiden Frauenrollen „aufgemalt“. Und wird bei der deutschen zeitgenösischen Synchro auch so durchgehalten, kaum zu glauben, wo man damals doch gerne über die Synchro leichte Zensur auf die Geschichte ausübte.
Also: Ein Spaß für alle Kostümfilmfans, viele von den Türkei-Filmen haben es ja nicht hierher synchronisiert geschafft, Hofbauer sei Dank.
Ach ja, gute fetzige Musik gibt es auch, Arkin springt nicht so oft auf Trampolinen, aber schafft viermal die gleichen fünf Gegner hintereinander.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- karlAbundzu
- Beiträge: 9573
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Re: Karl or Karla goes to Cinema
Samstag, 4.2.17, 18 Uhr, Black Box Düsseldorf
DER TURM DER LEBENDEN LEICHEN (1972)
R: Jim O'Connolly, D: Bryant Haliday, Jill Haworth, Mark Edwards, Jack Watson, Anna Palk, Derek Fowlds, Dennis Price, M: Kenneth V. jones
Auf den Film war ich am meisten gespannt: Unbekannter englischer Horror, abseits von den Hammer- und Amicus- Pfaden, ein unbekannter Regisseur, Schauspieler, die man höchstens mal kurz irgendwo anders sah. Und immer gleich mit der Informationen: Lebende Leichen wohl eher nicht, und die auf dem Plakat angekündigte Exorzist-Action ist wohl auch nicht drin.
Als alter Liebhaber des UK-Horrors bin ich also angefixt, atmosphärisch soll hier wohl was gehen.
Und da ging einiges: Allein wie der Sound eingesetzt wurde war toll, wie oft es keinen Score gab, trieb die gruslige Stimmung und die Spannung auf der Insel hoch.
Und eigentlich auch ganz klug erzählt: Die Story geht ja um einen Mehrfach-Mord auf einer kleinen Insel mit Leuchtturm, Höhlen und Baal-Grab inklusive Schatz. Die Einzige Überlebende einer Gruppe junger Leute wird traumatisiert aufgefunden und man geht von ihrer Täterschaft aus. Sie stößt höchstens mal einzelne Worte aus: Baal, töten, Blut, und Zombie. In ihren Erinnerungen sehen wir dann Stück für Stück, was dort geschah.
Gleichzeitig fährt ein Trupp auf die Insel, ein Arzt, der herausfinden will, was wirklich geschah und ein Doppelpärchen Wissenschaftler, die auf der Suche nach der Baal-Statuette ist, dazu zwei einheimische Fischer mit ihrem eigenen Interesse.
Zeitkolorit ist natürlich auch dabei: die jungen Leute sind ziemlich hippieisiert und waren vorher auf einem Jazz-Festival (und dazu noch US-Amerikaner), die vier Wissenschaftler haben alle untereinander so ein Sex- und Beziehungsgeschichte am laufen.
Auf der Insel leben halt auch noch zwei Verrückte, Vater und Sohn, die so ein bisschen wie matschige Neanderthaler aussehen.
Das ist atmosphärisch gefilmt, charmant, manchmal auch hart und erschreckend. Klar, die Story hat Probleme, die Anfangssituation fällt irgendwann weg, und ob der Baal-Kult und der Irrsinn der Killer etwas miteinander zu tun haben, bleibt auch offen. Aber das wird mit viel Herzblut ausgeglichen.
Sehr schöne Entdeckung für mich!
DER TURM DER LEBENDEN LEICHEN (1972)
R: Jim O'Connolly, D: Bryant Haliday, Jill Haworth, Mark Edwards, Jack Watson, Anna Palk, Derek Fowlds, Dennis Price, M: Kenneth V. jones
Auf den Film war ich am meisten gespannt: Unbekannter englischer Horror, abseits von den Hammer- und Amicus- Pfaden, ein unbekannter Regisseur, Schauspieler, die man höchstens mal kurz irgendwo anders sah. Und immer gleich mit der Informationen: Lebende Leichen wohl eher nicht, und die auf dem Plakat angekündigte Exorzist-Action ist wohl auch nicht drin.
Als alter Liebhaber des UK-Horrors bin ich also angefixt, atmosphärisch soll hier wohl was gehen.
Und da ging einiges: Allein wie der Sound eingesetzt wurde war toll, wie oft es keinen Score gab, trieb die gruslige Stimmung und die Spannung auf der Insel hoch.
Und eigentlich auch ganz klug erzählt: Die Story geht ja um einen Mehrfach-Mord auf einer kleinen Insel mit Leuchtturm, Höhlen und Baal-Grab inklusive Schatz. Die Einzige Überlebende einer Gruppe junger Leute wird traumatisiert aufgefunden und man geht von ihrer Täterschaft aus. Sie stößt höchstens mal einzelne Worte aus: Baal, töten, Blut, und Zombie. In ihren Erinnerungen sehen wir dann Stück für Stück, was dort geschah.
Gleichzeitig fährt ein Trupp auf die Insel, ein Arzt, der herausfinden will, was wirklich geschah und ein Doppelpärchen Wissenschaftler, die auf der Suche nach der Baal-Statuette ist, dazu zwei einheimische Fischer mit ihrem eigenen Interesse.
Zeitkolorit ist natürlich auch dabei: die jungen Leute sind ziemlich hippieisiert und waren vorher auf einem Jazz-Festival (und dazu noch US-Amerikaner), die vier Wissenschaftler haben alle untereinander so ein Sex- und Beziehungsgeschichte am laufen.
Auf der Insel leben halt auch noch zwei Verrückte, Vater und Sohn, die so ein bisschen wie matschige Neanderthaler aussehen.
Das ist atmosphärisch gefilmt, charmant, manchmal auch hart und erschreckend. Klar, die Story hat Probleme, die Anfangssituation fällt irgendwann weg, und ob der Baal-Kult und der Irrsinn der Killer etwas miteinander zu tun haben, bleibt auch offen. Aber das wird mit viel Herzblut ausgeglichen.
Sehr schöne Entdeckung für mich!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema
Samstag, der 4.2.2017, 20:30, Blackbox Düsseldorf
DAS SYNDIKAT DES GRAUENS (1980)
R: Lucio Fulci, D: Fabio Testi, Ivana Monti, Guido Alberti, Enrico Maisto, Marcel Bozzuffi, Saverio Marconi, Giulio Farnese, Ofelia Meyer, Ferdinando Murolo, Tommaso Palladino, Venantino Venantini, Lucio Fulci, Nello Pazzafini, Ajita Wilson, M: Fabio Frizzi
Fulci auf großer Leinwand, das war bei seinen splattrigen Horrorfilmen (Woodoo, Friedhofsmauer, Geisterstadt) für mich immer ein großer Gewinn und eine überraschende Erfahrung. Syndikat kannte ich noch nicht, so war ich gespannt, wie er einen Mafiathriller macht. Sein wohl einziger Ausflug in das Genre.
Glückliches Neapel: Ein Großteil der Einwohner ist irgendwie im Zigarettenschmuggel beteiligt (bzw. im Marlboro-Schmuggel), die Schmuggler auf hoher See spielen Katz und Maus mit der Gendarmerie.
Doch die Gepflogenheiten ändern sich, Internes wird verraten, Leute auf hoher Ebene gekillt. So steigt Luca (Fabio Testi) unerwartet und ungewollt auf, es stellt sich heraus, dass der Marseiller dahintersteckt. Dieser will Neapel mit gestreckten Heroin überfluten und dazu die Wege der Ziagrettengauner nutzen. In seinen Mitteln ist er nicht wählerisch, bzw. ist er sehr wählerisch: Möglichst grausam sollen sie sein.
Was ein Reisser: eine eigentlich sehr Naive Grundkonstellation mit den „guten“ Zigarettenschmugglern, die die Leute in Lohn und Brot halten gegen die „bösen“ Drogentypen von ausserhalb, dazu noch das Ende mit den alten Herren, die einen irgendwie mit den Kopf schütteln lässt, wenn man drüber nachdenkt (das macht man besser erst nach dem Film) wird hier rasant und actionreich erzählt.
Die Story so weit, so simpel, die Besetzung top: Testi als Schmugglercapo wider Willen zwischen Job, Familienehre und Ehe, immer beinhart und fest in seinen Überzeugungen und daher hübsch einsilbig in den Diskussionen mit seiner Frau. Marcel Bozuffi, gerne gibt er ja den eiskalten Killer, ist hier sogar ein Chef, lässt auch mal killen, grausam hier wie noch nie. Saverio Marconi gibt einen hedonistischen androgynen Schmierling alleroberster Kajüte, die Szenen mit ihm, die auch gerne etwas leicht surreales hatten, hatten es mir besonders angetan. In kleineren Rollen sehen wir den NELLO, Fulci himself und das eine oder andere Model. Zwei von diesen spielen übrigens deutsche: Eine aus Frankfurt abgesandte Drogenkurierin, die ein besonders heftiges Schicksal erleidet, was einerseits ein für allemal den Sadismus des Marseillers klarmacht, aber wohl auch die deutschen Erwachsenenschützer auf den Plan rief. Die andere spielt die Prostituierte Ursel, deutsch bis aufs Knochenmark.
Insgesamt geht hier Fulci für dieses Genre mit der Gewalt over the top, sowohl die Bunsenbrenner-Szene als auch die Telefon-Vergewaltigung gehen an die Schmerzgrenze. Auch die versuchte Vergewaltigung des homosexuellen Gehilfen von Marconi ist nicht zum Wohlfühlen. Das alles passt aber auch in diese menschenverachtende Welt, in der du die Wahl hast zwischen arbeitslos im Norden Italiens oder kriminell im Süden (hier ein Anflug an Sozialkritik, Herr Fulci?). Spaß macht der Film aber trotzdem, die Action ist rasant inszeniert. Und die Musik! Frizzi zaubert hier ein funkigen groovigen Hintergrund erster Klasse!
Und viele hübsche Einfälle, die Großrazzia, bei der Leute von der Toilette geholt werden oder unerhörterweise beim Spaghettiessen abgeführt werden (Die Polizei ist sowieso nur Spielball und Kommentator im Bereich "Früher" gegen "Heute"). Die Strobo-Disco-Szene. Das TV-Programm, das sich ein Alter ansieht: Es gibt wohl nur zwei Programme Western und Porno, manchmal von Nachrichten unterbrochen, das wäre was! Und endlich mal J&B!
Für den Samstag Abend kein Partyfilm, aber ein Kracher, der uns noch lange in der Nacht beschäftigte!
DAS SYNDIKAT DES GRAUENS (1980)
R: Lucio Fulci, D: Fabio Testi, Ivana Monti, Guido Alberti, Enrico Maisto, Marcel Bozzuffi, Saverio Marconi, Giulio Farnese, Ofelia Meyer, Ferdinando Murolo, Tommaso Palladino, Venantino Venantini, Lucio Fulci, Nello Pazzafini, Ajita Wilson, M: Fabio Frizzi
Fulci auf großer Leinwand, das war bei seinen splattrigen Horrorfilmen (Woodoo, Friedhofsmauer, Geisterstadt) für mich immer ein großer Gewinn und eine überraschende Erfahrung. Syndikat kannte ich noch nicht, so war ich gespannt, wie er einen Mafiathriller macht. Sein wohl einziger Ausflug in das Genre.
Glückliches Neapel: Ein Großteil der Einwohner ist irgendwie im Zigarettenschmuggel beteiligt (bzw. im Marlboro-Schmuggel), die Schmuggler auf hoher See spielen Katz und Maus mit der Gendarmerie.
Doch die Gepflogenheiten ändern sich, Internes wird verraten, Leute auf hoher Ebene gekillt. So steigt Luca (Fabio Testi) unerwartet und ungewollt auf, es stellt sich heraus, dass der Marseiller dahintersteckt. Dieser will Neapel mit gestreckten Heroin überfluten und dazu die Wege der Ziagrettengauner nutzen. In seinen Mitteln ist er nicht wählerisch, bzw. ist er sehr wählerisch: Möglichst grausam sollen sie sein.
Was ein Reisser: eine eigentlich sehr Naive Grundkonstellation mit den „guten“ Zigarettenschmugglern, die die Leute in Lohn und Brot halten gegen die „bösen“ Drogentypen von ausserhalb, dazu noch das Ende mit den alten Herren, die einen irgendwie mit den Kopf schütteln lässt, wenn man drüber nachdenkt (das macht man besser erst nach dem Film) wird hier rasant und actionreich erzählt.
Die Story so weit, so simpel, die Besetzung top: Testi als Schmugglercapo wider Willen zwischen Job, Familienehre und Ehe, immer beinhart und fest in seinen Überzeugungen und daher hübsch einsilbig in den Diskussionen mit seiner Frau. Marcel Bozuffi, gerne gibt er ja den eiskalten Killer, ist hier sogar ein Chef, lässt auch mal killen, grausam hier wie noch nie. Saverio Marconi gibt einen hedonistischen androgynen Schmierling alleroberster Kajüte, die Szenen mit ihm, die auch gerne etwas leicht surreales hatten, hatten es mir besonders angetan. In kleineren Rollen sehen wir den NELLO, Fulci himself und das eine oder andere Model. Zwei von diesen spielen übrigens deutsche: Eine aus Frankfurt abgesandte Drogenkurierin, die ein besonders heftiges Schicksal erleidet, was einerseits ein für allemal den Sadismus des Marseillers klarmacht, aber wohl auch die deutschen Erwachsenenschützer auf den Plan rief. Die andere spielt die Prostituierte Ursel, deutsch bis aufs Knochenmark.
Insgesamt geht hier Fulci für dieses Genre mit der Gewalt over the top, sowohl die Bunsenbrenner-Szene als auch die Telefon-Vergewaltigung gehen an die Schmerzgrenze. Auch die versuchte Vergewaltigung des homosexuellen Gehilfen von Marconi ist nicht zum Wohlfühlen. Das alles passt aber auch in diese menschenverachtende Welt, in der du die Wahl hast zwischen arbeitslos im Norden Italiens oder kriminell im Süden (hier ein Anflug an Sozialkritik, Herr Fulci?). Spaß macht der Film aber trotzdem, die Action ist rasant inszeniert. Und die Musik! Frizzi zaubert hier ein funkigen groovigen Hintergrund erster Klasse!
Und viele hübsche Einfälle, die Großrazzia, bei der Leute von der Toilette geholt werden oder unerhörterweise beim Spaghettiessen abgeführt werden (Die Polizei ist sowieso nur Spielball und Kommentator im Bereich "Früher" gegen "Heute"). Die Strobo-Disco-Szene. Das TV-Programm, das sich ein Alter ansieht: Es gibt wohl nur zwei Programme Western und Porno, manchmal von Nachrichten unterbrochen, das wäre was! Und endlich mal J&B!
Für den Samstag Abend kein Partyfilm, aber ein Kracher, der uns noch lange in der Nacht beschäftigte!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema
zu 50% mein TraumprogrammkarlAbundzu hat geschrieben:Das TV-Programm, das sich ein Alter ansieht: Es gibt wohl nur zwei Programme Western und Porno, manchmal von Nachrichten unterbrochen, das wäre was! Und endlich mal J&B!
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht