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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Sa 26. Jun 2010, 23:43
von Blap
No Blood, No Surrender (Philippinen 1986)
Ex-Soldat Samson kehrt aus dem Krieg zurück. Er möchte einer jungen Dame den letzten Brief eines gefallenen Kameraden übergeben. In der kleinen Stadt führen der "Bürgermeister" und dessen Handlager ein hartes Regiment. Fremde sind nicht erwünscht, schliesslich soll niemand Einblick in die illegalen Geschäfte der lokalen Machthaber bekommen. Kurzerhand setzt man den vermeintlichen Streuner an der Stadtgrenze ab, doch schon bald wird er erneut gesichtet. Die Situation eskaliert, der Sturkopf flüchtet in den Wald, Mord und Totschlag nehmen ihren Lauf...
"No Blood, No Surrender" ist eine reichlich bescheuerte Parodie auf Rambo. Schon die Besetzung der Hauptrolle ist unfassbar, ein magersüchtiges Bürschlein, ständig debil aus der Wäsche glotzend. Dazu weitere hässliche Fratzen, Fettsäcke und unattraktive Damen. Potential für einen irren Trip ist hier genügend vorhanden, doch leider geht die Rechnung nicht auf. Die deutsche Synchronisation ist lahmarschig und langweilig, die Figuren beginnen recht schnell zu nerven. Verkrampft versucht das Debakel so trashig wie irgend möglich zu wirken, der Spass bleibt aber überwiegend auf der Strecke. Sicher, hier und da sind brauchbare Ansätze erkennbar. Da wäre der schrecklich-schöne Score, der munter zwischen Sesamstrasse und Geblubber umher taumelt. Weiterhin funktioniert der eine oder andere Gag leidlich, doch überwiegend regiert das grosse Gähnen.
Mir sind trashige Filme immer dann am liebsten, wenn sie unfreiwillig grotesk über den Bildschirm flimmern, mit grosser Geste scheitern. Ist dies nicht der Fall, sollte trotzdem irgendwie Freude aufkommen, dieses Teil scheitert leider auf langweilige Art und Weise. Bevor ich mir den Mumpitz erneut anschaue, werfe ich lieber den hysterischen Knaller "Virgins of Hell" aus Indonesien in den Player, das Teil rockt ordentlich die Hütte. Trash? Ja, gern! Aber bitte nicht so öde...
Die DVD aus der CMV Trash Collection gehört zu den Tiefpunkten dieser schönen Reihe. Die technischen Aspekte sind bei einem Film dieser Art sowieso nicht von Belang, das Bild auf unterem VHS-Niveau stört nicht, es passt recht gut zu dem trostlosen Treiben. Was solls, die Trash Collection hat mir schon viel Freude bereitet, da sehe ich über diesen Ausfall gern hinweg. Wie würde es der Dude formulieren: Bekackt! ...in Zahlen: 3/10
Lieblingszitat:
"Schnappt diesen Mann! Er hat unseren Bürgermeister defloriert!"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: So 27. Jun 2010, 22:26
von Blap
Hardcore - Ein Vater sieht rot (USA 1979, Orignaltitel: Hardcore)
Der sehr religiöse Jake VanDorn (George C. Scott) ist ein mittelständischer Unternehmer und alleinerziehender Vater. Er lebt mit seiner jugendlichen Tocher in einer beschaulichen Stadt. Eines Tages unternimmt das Mädchen mit vielen weiteren Jugendlichen eine Ferienreise nach Los Angeles. Wenig später erhält Jake einen beunruhigenden Anruf, seine Tochter Kristen (Ilah Davis) ist spurlos verschwunden. Der besorgte Vater macht sich umgehend auf den Weg in die Metropole, doch die Polizei kann nicht viel für ihn tun. VanDorn beauftragt den Privatdetektiv Andy Mast (Peter Boyle) mit der Suche nach der vermissten Tochter. Der Schnüffler kann Kristen zwar nicht finden, präsentiert Jake aber nach einiger Zeit einen Pornofilm, in dem das Mädchen die Hauptrolle spielt. Nun kann der Vater die Füsse nicht mehr stillhalten und macht sich persönlich auf die Suche. Zunächst noch sehr unbeholfen stolpert er immer tiefer in die Pornoszene, schaut hinter die abgründigen Kulissen. Bei seinen Nachforschungen trifft er auf Niki (Season Hubley), eine junge Frau die sich mit diversen Sexjobs über Wasser zu halten versucht. Kann VanDorn seine Tochter in diesem unüberschaubaren Sumpf auffinden???
Der deutsche Untertitel "Ein Vater sieht rot" soll ganz offensichtlich an "Ein Mann sieht rot" mit Charles Bronson erinnern. Doch "Hardcore" ist kein wüstes Drama um Rache und Selbstjustiz. Der Film schildert die verzweifelte Suche eines verzweifelten Vaters, dabei wedelt man hier nicht mit dem Schiessprügel, hier regiert der moralinsaure Zeigefinger. Jake VanDorn wird plötzlich mit einer Welt konfrontiert, die ihm bisher völlig fremd war, die seine kühnsten Vorstellungen bei weitem übertrifft. George C. Scott spielt durchaus solide auf, doch leider mangelt es seiner Figur ein wenig an echter Tiefe. Genau das ist eines der beiden Probleme von "Hardcore". Der Film ist sehr nüchtern inszeniert, verzichtet fast vollständig auf reisserische Momente. Jedoch werden für die Handlung und Motive der Figuren wichtige Ereignisse quasi nebenbei abgehakt, Scott taumelt meist mit mürrischer Fratze durch die diversen Schauplätze der Pornobranche. Wenn er sich schliesslich gar als Pornoproduzent verkleidet -samt Perücke und Schnauzbart- wirkt der Film schon fast ein wenig unfreiwillig grotesk. Letztlich ist die Auflösung dann auch nicht wirklich überraschend, das bißchen Mut wird am Schluss durch den Weichspüler gezogen. Richtig gut gelungen ist die Darbietung von Peter Boyle, dem man den schleimigen Privatschnüffler ohne Kritikpunkte abnimmt. Ebenso ansprechend Season Hubley, die neben Boyle aus der Mannschaft der Nebendarsteller herausragt. Der weitgehende Verzicht auf Geballer und Geprügel kann durchaus der richtige Weg sein, doch wenn die Handlung dann auch noch so staubtrocken abgespult wird, sind Figuren mit Tiefe einfach unverzichtbar. Ich schrieb es bereits, auf dieser Ebene funktioniert der Streifen nur eingeschränkt.
Das andere Problem von "Hardcore" finde ich fast noch ärgerlicher. Alles was mit Sex und Pornographie zu tun hat, wird hier ohne Hinterfragen als abstossend und pervers dargestellt. Dadurch verpasst man dem Film eine für mich befremdliche Moral. Aber in einem Land wo jeder Hinterwäldler mit einer Knarre rumlaufen darf, während blanke Brüste für Entsetzen und Skandale sorgen, wird man dies vermutlich anders beurteilen. Regisseur Paul Schrader -der immerhin die Story zu "Taxi Driver" verfasst hat- liefert mit "Hardcore" keinen schlechten Film ab. Es mangelt aber an Mut und Konsequenz, man fischt im trüben Wasser, welches in diesem Fall leider nicht besonders tief geraten ist.
Die DVD von Columbia TriStar kommt ohne jegliche Boni daher, bietet aber eine ansprechende Bildqualität. Man kann sich "Hardcore" durchaus anschauen, die Scheibe gibt es zum kleinen Preis, eine Pflichtveranstaltung ist der Film aber keinesfalls. Von meiner Seite gibt es wohlwollende, knappe 6/10.
Lieblingszitat:
"Sag ihnen was du willst. Sag ihnen ich würde Urlaub machen."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Di 29. Jun 2010, 00:09
von Blap
Blaubart (Deutschland, Frankreich, Italien, Ungarn 1972, englischer Titel: Bluebeard)
Baron Kurt von Sepper (Richard Burton) wird als Kriegsheld verehrt, doch der wohlhabende Adelige hat ständig Pech mit seinen Frauen. Greta (Karin Schubert) kommt bei einem Jagdunfall zu Tode, aber schon bald lernt der Baron die attraktive Tänzerin Anne (Joey Heatherton) kennen. Die Liebe entflammt im Eiltempo, kurze Zeit später wird geheiratet. Auf dem herrschaftlichen Anwesen fühlt sich die junge Frau zunehmend einsam, zu allem Überfluss hat der holde Gatte noch immer nicht die Ehe mit ihr vollzogen. Eines Tages drückt von Sepper seinem Weib sämtliche Schlüssel des Anwesens in die Hand. Da sie das Schloss gern umgestalten möchte, kann sie mit einem Einverständnis alle Räumlichkeiten in Augenschein nehmen. Nur ein einziger Schlüssel ist tabu, Anne soll diesen Schlüssel auf keinen Fall verwenden. Selbstverständlich nagt die Neugier an der jungen Frau. Schliesslich findet Anne das passende Schloss und benutzt den Schlüssel. Die Überraschung ist gross, mehr noch, die Überraschung ist befremdlich und erschreckend zugleich. In einem Geheimraum lagern (gut gekühlt) die Leichen der jungen Schönheiten, die zuvor mit dem Baron liiert waren. Es kommt wie es kommen muss, der böse Baron ertappt seine Frau und kündigt ihr an, dass er sie nun leider auch töten muss. Bis zum Morgengrauen will er ihr noch Zeit lassen, Zeit die Anne für sich zu nutzen versucht. Sie verwickelt ihren Mann in ein Gespräch, nach und nach gesteht er ihr, warum und wie er die Frauen ermordete. Kann sich die warmherzige und intelligente Anne aus dem Würgegriff des Unholds befreien, kann ihr ein Freund rechtzeitig zur Hilfe eilen... ...oder wird von Sepper vielleicht gar Gnade walten lassen...???
"Blaubart" zählt zum Spätwerk des Regisseurs Edward Dmytryk, der 1999 im Alter von 90 Jahren in Kalifornien verstarb. Ursprünglich ein französisches Märchen, wurde "Blaubart" mehrfach verfilmt, auch die Oper und das Theater namen sich der Erzählung an. Diese Verfilmung mit Richard Burton in der Hauptrolle ist eine wahre Wonne. Burton ist die Rolle des wahnsinnigen Adeligen wie auf den Leib geschrieben, er zieht hier alle Register seines Könnens. Der Film ist klar als Kind der siebziger Jahre erkennbar, hier wird weder vor Gewalt noch Möpsen haltgemacht, doch er entzieht sich nachhaltig der klaren Zuordnung in eine Genreschublade. "Blaubart" ist ein Thriller, der einen psychotischen Serienmörder in den Mittelpunkt stellt. "Blaubart" ist ein Beziehungsdrama, "Blaubart" ist eine zynische Komödie mit herrlich überzeichneten Figuren. Gleichzeitig verbreitet "Blaubart" immer wieder Gothic-Horror Schauer der feinsten Sorte. Schliesslich verbreitet "Blaubart" auch noch eine Dosis Gesellschaftskritik, ohne dabei mit dem erhobenen Zeigefinger zu wedeln. Um die Boshaftigkeit des Baron von Sepper noch greifbarer zu machen, hat man ihn zum ranghohen Offizier einer faschistischen Schlägertruppe gemacht. Dabei lehnt man sich auch an die Originalgeschichte an, denn für diese diente ein gewisser Gilles de Rais als Vorbild, der im 15. Jahrhundert ein berüchtigter französischer Heerführer war. Der Baron mit dem blauen Bart -dessen Färbung auf eine Kriegsverletzung zurückzuführen ist- schlägt mit sadistischer Freude einen Aufstand der Arbeiterschaft nieder. Zunächst stellt sich die Frage, warum man diese Szenen in den Film eingebaut hat. Doch der Kreis schliesst sich letztlich sehr clever, und lässt den damals noch sehr jungen Mathieu Carrière in einer kleinen Nebenrolle glänzen. Auf Burton ging ich bereits kurz ein, der Mann macht einen ganz fantastischen Job. Die Damenmannschaft ist dabei kaum weniger beeindruckend. Allen voran die wirklich sehr süße Joey Heatherton, die sich ein packendes Duell mit Burton liefert. Damit aber nicht genug! Karin Schubert präsentierte sich zu dieser Zeit noch in bester Verfassung, in den achtziger Jahren reichte es leider nur noch für Gerödel in HC-Produktionen. Es wäre müßig nun alle Mitwirkenden Schönheiten abzufeiern, daher nur ein paar Worte zu den sinnlichen Höhepunkten. Raquel Welch drangsaliert den Baron als Nonne mit verdorbener Vergangenheit, Agostina Belli glänzt wie ein eiskalter Edelstein. Sybil Danning wird als Hure nebenbei zum Opfer, denn eigentlich wollte sie der damaligen Gefährtin des Barons nur ein wenig Nachhilfe in Sachen Sex geben. Wenn Blaubart schliesslich aus dem Nähkästchen plaudert, seiner Anne von den zahlreichen Morden berichtet, sind die Damen in der Tat so fürchterlich gezeichnet, dass man glatt Sympathie für den Massenmörder empfinden mag. Die notgeile Nonne, die vom Sadomasochismus zerfressene Emanze aus Sachsen, die grausige Trällertussi, oder die debile Kindfrau und viele Nervensägen mehr, alle fallen dem Zorn des Barons anheim. Wer aber nun glaubt, dass der Film ein Manifest der Frauenfeindlichkeit wäre, dem sei geraten das Ende mit breitem Grinsen zu geniessen.
So herrlich das Ensemble aufspielt, so prachtvoll sind auch die Kulissen, die gesamte Ausstattung geraten. Das alte Gemäuer bringt wohlige Gruselatmosphäre rüber. Die verzweifelte Gattin stolpert durch den Weinkeller, die Spinnweben wogen im Pulsschlag des Schreckens, der nackten Angst. Nicht zu vergessen die äussert morbide Szene, in der Anne die alte Hausdame beim frisieren der toten Mutter des Barons vorfindet. Was den Film ganz besonders faszinierend macht, ist die erstaunliche Tatsache, dass Dmytryk immer genau den richtigen Ton trifft. "Blaubart" wirkt nie an den unpassenden Stellen komisch, Gewalt bricht nur aus wenn es der Atmosphäre förderlich ist, Sex kommt in genau der richtigen Dosierung zum Zuge. Es mag sich abgedroschen anhören, doch dieses Werk ist perfekt auf den Punkt genau inszeniert. Hier fehlt nichts, hier ist nichts zu ausufernd, der Film ist schlicht und ergreifend ein wundervoller Schmaus für Leib und Seele. "Blaubart" verwöhnt nicht nur das Auge, der wunderschöne Score von Meister Ennio Morricone verleiht dem bunten Treiben zusätzlich Stimmung. Besser kann Filmmusik nicht klingen, das ist ganz grosses Ohrenkino, danke Ennio! An dieser Stelle muss ich einfach erneut auf Richard Burton zurückkommen. Ähnlich packend ist seine Darstellung des schwulen Verbrechers Vic Dakin, den er im ähnlich treffsicheren "Villian" (Die alles zur Sau machen, 1971) zum Besten gibt. Leider verstarb dieser wunderbare Schauspieler bereits 1984 im zarten Alter von nur 58 Jahren. Ein herber Verlust! Am liebsten würde ich noch etliche Zeilen über Burtons Auftritt in "Blaubart" schreiben, doch die daraus resultierende Spoilergefahr ist leider zu gross.
Diesen wilden, wüsten und ausufernden Genremix unter einen Hut zu bringen, zu jeder Sekunde als ein die Sinne betörendes Spektakel erstrahlen zu lassen, das verdient allergrössten Respekt und höchste Anerkennung! Ich verneige mich vor den Mitwirkenden vor und hinter der Kamera, die diesen Film zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben! Solche Werke führen mir vor Augen, warum ich mir ein Leben ohne Filme schon lange nicht mehr vorstellen kann! Schöner und intensiver kann ein Freak seine Zeit nicht verbringen!
Die DVD von PK-Movies bietet den Film in recht ordentlicher Qualität an. Doch weder diese Scheibe aus Deutschland, noch die amerikanische DVD werden dem Film wirklich gerecht. "Blaubart" hätte eine prächtige Ausgabe mit Boni verdient. Vielleicht ein schickes Digi mit dickem Booklet. Dieser optische Leckerbissen würde sich sicher sehr gut auf einer Blu-ray machen, um in seiner ganzen Pracht erstrahlen zu können. Doch ich will nicht nörgeln. Seien wir froh, dass diese Prachtperle zumindest als brauchbare DVD vorliegt, warten wir ab was die Zeit uns bringen wird. Bis dahin gilt: Kaufbefehl für die DVD!!!
Für diesen liebenswerten und verehrungswürdigen Film ziehe ich ganz dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend)!
Lieblingszitat:
"Warum wollen Sie mich abbringen, vom Wege des Herrn?"
"Ich bin auch ein Herr."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Di 29. Jun 2010, 23:54
von Blap
Motel - The First Cut (USA 2009, Originaltitel: Vacancy 2: The First Cut)
Der schmierige Gordon (David Moscow) leitet ein kleines Motel, das an einer abgelegenen Landstrasse liegt. Er und sein Helferlein Reece (Brian Klugman) haben in einem Zimmer diverse Kameras installiert, um damit junge Paare beim Sex zu filmen. Die daraus resultierenden Pornos verticken sie an einen nicht minder schmierigen Trucker. Als sie eines Nachts an den mundfaulen Smith (Scott G. Anderson) vermieten, hoffen die beiden Spanner auf ein neues Video, denn der Typ führt eine junge Dame mit sich. Als es im besagten Zimmer zur Sache geht, mögen die Bürschlein kaum ihren entzündeten Augen trauen. Smith entpuppt sich als Killer und schlachtet seine weibliche Begleitung brutal und gnadenlos ab. Weil man aufgrund der illegalen Eigenproduktionen keinen Kontakt mit der Polizei wünscht, wird der Mörder zunächst mit haushaltsüblichen Methoden ausser Gefecht gesetzt. Schliesslich taucht auch noch der Abnehmer der Videos auf, und es kommt zu einem teuflischen Pakt zwischen den "Produzenten" und dem Psychopathen. Snuff bringt mehr Kohle als Pornos, warum also nicht auf diese Schiene umsteigen?
Jessica (Agnes Bruckner), ihr Freund Caleb (Trevor Wright) und dessen bester Freund Tanner (Arjay Smith) haben bereits eine lange Autofahrt hinter sich. Caleb zieht raus aufs Land, zusammen mit Jessica in die Heimat ihrer Familie. Um entspannt am nächsten Vormittag am Zielort einzutreffen, entschliesst sich die kleine Gruppe dazu im nächsten Motel zu nächtigen. Dort warten Smith und seine neuen Kumpanen bereits begierig auf ihren Einsatz, besonders Smith kann kaum noch die Füsse stillhalten. Für die drei jungen Leute beginnt ein Kampf auf Leben und Tod. Gibt es ein Entrinnen aus dieser Hölle auf Erden...???
"Motel" (Vacancy, 2007) war zwar kein Überflieger, doch Luke Wilson und Kate Beckinsale mussten sich überzeugend eine bösartige Nacht um die Ohren schlagen. Für Spannung wurde gesorgt, der Film leistete sich keine nennenswerten Hänger. Mit "Motel - The First Cut" haut man uns nun ein Prequel vor den Latz, welches bis zum Zeitpunkt der Entstehung jener fragwürdigen Geschäftsidee namens Snuff-Produktion zurückblickt. Von den Fesseln befreit der breiten Massen gefallen zu müssen, präsentiert sich das Prequel tatsächlich ein wenig härter und dreckiger als der vorherige Streifen. Doch um so richtig auf den Schinken zu klopfen, fehlte den Machern dann letztlich doch der Mut, vielleicht mangelte es auch an Ideen. Das Problem des Films ist jedoch, dass nie wirklich packende Stimmung aufkommt. Es ist sicher ein netter Ansatz, diesmal nicht nur ein Pärchen zu jagen, sondern gleich ein Trio in die Knochenmühle zu stossen. Leider fiebert man aber nie richtig mit, zumindest mir blieben die Gestalten seltsam fremd und egal. Die Bösewichter taugen hier ebenso wenig zum Sympathieträger, immerhin sieht die eingesetzte "Fliegengittermaske" recht ansprechend aus. Weitere Kritikpunkte sind die IMHO uninspirierte Kamera, sowie die nicht besonders stimmungsvolle Wahl der Farben und der Ausleuchtung.
Die Schauspieler schlagen sich überwiegend ordentlich, wie erwähnt "packen" die Figuren den Zuschauer aber nicht stark genug am Kragen. Agnes Brucker mag ganz hübsch sein, zeigt aber eine Neigung zur Nervensäge. Trevor Wright bleibt austauschbar, während Arjay Smith diesen typischen Buddy gibt, den man spätestens nach einer Viertelstunde zum Teufel schicken möchte. Scott G. Anderson killte bereits im ersten Film, er darf hier (un)angenehm fies aus der Wäsche glotzen, klar die beste Leistung der hiesigen Besetzung. David Moscow und Brian Klugman spielen die Rolle der mit ihrem neuen Partner überforderten Kleinkriminellen gut, insgesamt ein klarer Punktsieg für die dunkle Seite der Macht. Einen Kritikpunkt muss ich leider noch vom Stapel lassen. Zunächst nimmt sich der Film rund zwanzig Minuten Zeit, um die Entstehungsgeschichte der Zusammenarbeit zwischen den Spannern und dem Killer zu erläutern. Dies gelingt gut und im passenden Rahmen. Danach verbleibt eine knappe Stunde für die Jagd auf die ersten Opfer. Diese Stunde erscheint recht knapp bemessen, doch sie zieht sich tatsächlich recht lahmarschig dahin, weil sich immer wieder Durchhänger einschleichen. Vermutlich liegt dies an der mangelnden Identifikation mit den gezeigten Charakteren.
Ich möchte den Film mögen. Doch "The First Cut" macht es mir wirklich nicht leicht. Ein bischen mehr von allen Zutaten, dann hätten wir ein schmackhaftes Menü auf dem Teller, eventuell gar eine delikate Schlachtplatte. In der vorhandenen Form versinkt der Streifen in der belanglosen Mittelprächtigkeit. Das ist schade, denn hier wäre mit ein wenig mehr Gefühl für Timing, Atmosphäre und besserer Anleitung der Darsteller, sicher deutlich mehr zu holen gewesen. An der DVD von Sony gibt es nichts zu mecken, inzwischen gibt es auch ein Doppelpack mit beiden Teilen.
5,5/10
Lieblingszitat:
"Warum nennt niemand sein Motel "Zur dicken Titte"? Da würde ich echt gern ein paar Tage absteigen!"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mi 30. Jun 2010, 22:59
von Blap
Massacre in Dinosaur Valley (Italien, Brasilien 1985, Originaltitel: Nudo e selvaggio)
Kevin Hall (Michael Sopkiw) sammelt fleissig prähistorische Knochen ein, er überredet Prof. Ibañez (Leonidas Bayer) ihm einen Platz in einem kleinen Flieger zu verschaffen. Besagtes Flugzeug wird auf Wunsch des Professors einen unangemeldeten Abstecher in ein abgelegenes Tal machen, ein Freundenfest für jeden Forscher und Knochensammler. Der Gelehrte hat seine hübsche Tochter Eva (Suzane Carvalho) dabei, die sich zunächst abweisend gegenüber Kevin verhält. Selbstverständlich gerät das kleine Flugzeug in schwere Turbulenzen, der Pilot kann die Maschine nur per Bruchlandung auf den Boden bringen. Nach dem Absturz fördert eine erste Bestandsaufnahme wenig erfreuliche Tatsachen zu Tage. Der Pilot ist tot, eine junge Dame ebenfalls, auch Prof. Ibañez verendet nach kurzem Todeskampf. Zu allem Überfluss ist das Funkgerät geschrottet. Mit der Hilfe eines Suchtrupps ist nicht zu rechnen, da die Maschine weit abseits der üblichen Routen flog. Ein großmäuliger Vietnam Veteran reisst das Kommando an sich, schliesslich kenne er sich im Dschungel aus, wer überleben will soll ihm unterwürfig folgen. So machen sich die sechs Überlebenden auf den Weg, man will möglichst schnell den Fluss erreichen, der noch kurz vor der dramatischen Landung zu sehen war. Leider tummeln sich Kannibalen in der Gegend, die Gewässer werden von allerlei Getier bevölkert, die fröhliche Reisegruppe erleidet weitere Verluste. Der Ex-Soldat entpuppt sich als irrer Tyrann, Kevin gerät mit ihm in eine handfeste Auseinandersetzung. Wie will man der grünen Hölle entkommen, wenn man sich bereits nach kurzer Zeit untereinander zerfleischt...???
Regisseur Michele Massimo Tarantini verzapfte diverse Erotik-Komödien, ritt kurz auf der Barbarenwelle mit und schenkte uns einen Frauenknastreisser. "Massacre in Dinosaur Valley" kam in Deutschland unter dem Titel "Amazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels" auf den Markt. Geboten wird ein bunter Genre-Mix aus Abenteuerfilm, Kannibalenterror mit ein paar Pfund Mettgut, jede Menge Möpse und Nippel, schliesslich noch eine ordentliche Prise Foltercamp, abgerundet durch eine Dosis debilen Humor. Der Streifen erinnert dabei mehr an den mittelamerikanischen Vertreter "Treasure of the Amazon" (Blutgericht am Amazonas, 1985), den der mexikanische Regisseur René Cardona eintütete, als die ruppigen "echten" Kannibalenfilme aus italienischer Produktion (Cannibal Holocaust, Cannibal Ferox, Lebendig gefressen etc.). Doch gerade die bunte Mischung macht den ganz besonderen Reiz von "Nudo e selvaggio" aus, sofern man sich darauf einlassen mag. Klar, hier wird auch ein wenig gemetzelt und geqüalt, doch wer auf der Suche nach einer möglichst wüsten Splatterorgie ist, befindet sich hier eindeutig an der falschen Adresse. Für mich funktioniert dieses Konglomerat sehr ansprechend. Zunächst als lockerer Abenteuerfilm am Start, sorgen die Konflikte in der Gruppe der Überlebenden für herrliche Momente, während sich die Menschenfresser immer enger an die Fersen ihrer Speisewünsche haften. Bösartiges Viehzeug schlägt erbarmungslos zu, plötzlich nagen Piranhas ein Beinchen bis auf den Knochen ab, wenig später schwimmen Krokodile umher. Nicht zu vergessen die stets bedrohliche Natur, heimtückischer Treibsand fordert seinen Tribut. Dass Tarantini im letzten Drittel dann auch noch die Foltercampkeule auspackt, macht die heisse Sause nur noch ansprechender. Die Mopsparade zieht sich durch den gesamten Film, was ich ausdrücklich und mit allem Nachdruck begrüße! Freilich geht es oft sehr trashig zu. Wo vor wenigen Sekunden noch die gierigen Fische am Schenkelchen nagten, prügelt man sich ausgiebig im Sud, doch das Getier interessiert sich plötzlich nicht mehr dafür.
Michael Sopkiw hatte zwar nur eine kurze Filmkarriere, doch er wirkte in gelungenen Werken mit. Der von Sergio Martino 1983 inszenierte Endzeitknaller "Fireflash - Der Tag nach dem Ende" (2019: Dopo la caduta di New York) war der Einstand für Sopkiw, gleich ein absoluter Volltreffer. Danach folgten 1984 zwei Filme unter der Fuchtel von Lamberto Bava. Zunächst der schwer unterhaltsame "Blastfighter", anschliessend "Der Monster-Hai" (Shark rosso nell'oceano), welcher nicht ganz so erbaulich ausgefallen ist. Da man "Massacre in..." auf jeden Fall auch als Treffer deklarieren kann, sind immerhin drei von vier Filmen mit Sopkiw Pflichtprogramm. Der monströse Hai dürfte nur Komplettisten reizen. Wie gehabt gibt Sopkiw den locker-flockigen Helden, überzeugt als Frauenschwarm und sorgt für gute Stimmung. Ich hätte ihn gern in weiteren Rollen gesehen, aber das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Die weibliche Hauptrolle hat man mit Suzane Carvalho ebenfalls gut besetzt. Die aus Brasilien stammende Dame gab sich nach wenigen Filmauftritten aber leider dem Motorsport hin, dies immerhin recht erfolgreich. Die Besetzung funktioniert durch die Bank gut, Milton Rodríguez gefällt als widerlicher Veteran, Leonidas Bayer stirbt sehr grotesk vor sich hin. Auch der Typ namens Andy Silas soll nicht unerwähnt bleiben, er gibt den fetten, verschwitzten und vor allem sadistischen Sklaventreiber, der vor kaum einer Schweinerei (im wahrsten Sinne des Wortes) zurückschreckt. Den Machern gelingt es mit recht einfachen Mitteln eine tolle Atmosphäre zu erzeugen, die Kamera ist immer auf Höhe, die Landschaft Brasiliens kommt prächtig zur Geltung. Achso, Dinosaurier gibt es übrigens nicht zu sehen, doch was solls...
"Massacre in Dinosaur Valley" ist Exploitationkost in Reinkultur. Durch den Mix diverser Genres vielleicht nicht für jeden Fan von Interesse, doch aufgeschlossene Freunde des italienischen Genrekinos sollten sich auf diesen kurzweiligen Trip begeben. In Deutschland wurde der Film von Dragon veröffentlicht, die Scheibe trägt den Titel "Amazonas". Da diese Ausgabe vergriffen ist, habe ich zur US-DVD von Shriek Show gegriffen. Diese präsentiert sich in sehr guter Verfassung, der Film liegt in schöner Qualität vor, im Bonusmaterial findet man sehr sehenswerte Interviews mit Hauptdarsteller Sopkiw und Regisseur Tarantini. Die DVD gibt es einzeln, alternativ zum Sparpreis im Dreierpack zusammen mit "Eaten Alive" (Lebendig gefressen) und "Jungle Holocaust" (Mondo Cannibale 2 - Der Vogelmensch). Das Set wird unter dem Titel "Jungle Horrors Triple Feature" angeboten. Obwohl ich die beiden anderen Titel bereits auf einheimischen DVDs vorliegen hatte, habe ich gern zum Set gegriffen, doppelt hält besser. Zu beachten ist die RC1 Einschränkung, die aber kaum ein Problem darstellen sollte.
Ausdrücklich angeraten sei der Genuss in Verbindung mit "Blutgericht am Amazonas" (am besten zur Hartbox aus der CMV Trash Collection greifen). Damit holt ihr euch ein liebenswertes Doppelpack ins Haus, dem es an keiner im Dschungel möglichen Gefahr mangelt. Die Bewertung von "Massacre in Dinosaur Valley" fällt mir nicht leicht. Am liebsten würde ich begeisterte 8/10 ziehen, die ich auch "Blutgericht..." verpasst habe. Ich sehe "Blutgericht..." aber leicht vor "Masscare...", daher muss sich der Erguss des Herrn Tarantini zunächst mit dicken 7,5/10 (gut bis sehr gut) begnügen.
Lieblingszitat:
"Don't try being familiar with me, just because you saw me naked in my Shower. Voyeur."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Do 1. Jul 2010, 22:24
von Blap
Final Destination 4 (USA 2009, Originaltitel: Final Destination 4)
Da ist er nun, der vierte Teil der "Final Destination" Reihe. Das bewährte Thema wird erneut verwurstet, dieses Mal hat ein Typ namens Nick eine Vision, die ihn und ein paar andere Menschlein vor dem Tod rettet. Zumindest zunächst, doch bekanntlich lässt sich Gevatter Tod nicht übertölpeln, ergo rafft es die Überlebenden nach und nach dahin. "Final Destination" (2000) war spannend und clever, der zweite Teil von 2003 bot -trotz geringfügig schwächeren Drehbuchs- sogar noch kurzweiligere Unterhaltung. Mit Teil 3 (2006) machten sich erste und unübersehbare Abnutzungserscheinungen breit, dieser Trend tritt beim aktuellen Aufguss noch deutlicher in den Vordergrund. Woran liegt es?
Sicher, das flotte Autorennen zu Beginn ist recht ansprechend gefilmt und sorgt umgehend für eine feiste Dosis Mettgut. Damit kommen wir gleich zum ersten Kritikpunkt. Es ist nahezu unfassbar, wie gross die qualitativen Unterschiede der Metzelmomente ausfallen. Wo zunächst ein Reifen ansprechend für kopfloses Durcheinander sorgt, werden wenig später Körper auf so schlecht gemachte Art zerteilt, dass man unweigerlich an zwei Jahrzehnte alte Computereffekte denken muss. Bekanntlich bin ich sowieso eher ein Freund von traditionellen Panschereien. Doch sehe ich durchaus ein, dass ein Film wie dieser, für seine auf modern getrimmte Optik kaum auf CGI verzichten kann. Dann bitte konsequent hochwertig oder vor mir aus konsequent dilettantisch, aber bitte nicht so unpassend und zusammenhanglos wie hier geschehen. Eben noch professionell ausgeführt, scheint sich beim nächsten Opfer ein talentfreier Praktikant um die Gestaltung gekümmert zu haben. Groteske Gegensätze können durchaus reizvoll sein, doch in diesem Fall geht der Schuss übel nach hinten los, gewissermaßen ins Auge. Im Abspann werden einige "Künstler" genannt, die an den FX gearbeitet haben, vielleicht sollte man -falls ein fünfter Teil geplant ist- in Zukunft besser auf eine fähige Firma setzen, anstatt etliche Köche an die Schlachtplatte zu beordern. Richtig ärgerlich ist die Schlussszene, am liebsten hätte ich vor Wut in den Eimer gespeichelt, doch der war gerade nicht in Reichweite. Also einmal sauer runtergewürgt und zornig den Abspann in mich reingefressen. Der nächste Schwachpunkt offenbart sich in Form der Darsteller. Kein Mensch wird von den Schauspielern in einem Film aus der "Final Destination" Reihe Höchstleistungen verlagen, so blass und austauschbar waren die Fratzen aber in keinem der drei Vorgänger. Da passt es dann auch vortrefflich ins Bild, dass ein Typ nur "Rassist" genannt wird, sein Name lediglich beiläufig nach seinem Ableben auftaucht.
Uninteressante Gestalten sterben mehr oder weniger gelungen vor sich hin. Was bleibt da noch an Faszination, wer will das sehen, wer kann sich dafür begeistern? Immerhin hat man einige Kills wirklich gut erdacht und ansprechend umgesetzt, doch insgesamt ist das Gezeigte einfach zu unstimmung und vor allem zu wenig packend. Regisseur David R. Ellis hat auch den zweiten Teil der Reihe inszeniert, ferner den ordentlichen Thriller "Final Call" mit Kim Basinger. Nicht zu vergessen "Snakes on a Plane", jene humorige B-Movie Verbeugung mit Samuel L. Jackson in der Hauptrolle. Der Mann kann es also! Davon ist leider in "FD4" nicht allzu viel spürbar, schade, schade.
Meine Vorliebe für Horror ist kein Geheimnis, ich möchte jeden Genrebeitrag ins Herz schliessen. Beim vierten Beutezug des Todes funktioniert dies leider nur eingeschränkt. Der Unterhaltungswert ist so schwach nicht, ich würde durchaus 6/10 ziehen wollen. Die teils miese Ausführung und die langweiligen Abziehbilder die hier am Start sind, dämpfen den Gesamteindruck aber hinab auf 5/10, ins Tal der Mittelmäßigkeit. Immerhin dürfte die Blu-ray auch Technikonanisten befriedigen. Das Bild ist sehr farbenfroh und "clean", zumindest in der herkömmlichen Version. Wer seine Augen quälen möchte, kann sich alternativ die 3D Variante antun, ich hatte keine Lust dazu.
Lieblingszitat:
"Gehen wir. Wir sollten nicht hier sein. Gehen wir."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: So 4. Jul 2010, 23:10
von Blap
Asphaltrennen (USA 1971, Originaltitel: Two-Lane Blacktop)
Zwei junge Burschen sind mit einem aufgemotzten Schlitten unterwegs. Der Fahrer (James Taylor) steuert den Wagen (ach?), der Mechaniker (Dennis Wilson) hält das Gefährt in Schuss (soso...). Das Duo fährt kreuz und quer durch die USA. Von Stadt zu Stadt, immer auf der Suche nach einem kleinen Rennen, vom Gewinn lebt man und hält die Karre am Laufen. Irgendwann steigt ein Mädchen (Laurie Bird) zu, die beiden Burschen nehmen dies ohne äussere Gefühlsregung zur Kenntnis. Mehrfach begegnen sie einem neuen Flitzer auf der Strasse, einem Pontiac GTO, kurzerhand bekommt dessen Fahrer (Waren Oates) den Namen GTO verpasst. An einer Tankstelle provozieren die beiden Rennasse den Fahrer des GTO zu einem Rennen. GTO darf das Ziel bestimmen, der Sieger erhält die Fahrzeugpapiere des unterlegenen Fahrers. Auf geht es, ab in Richtung Washington D.C....
Was auf den ersten Blick wie ein Film über Autos und Rennen daherkommt, offenbart sich beim genauen Hinsehen als intensives Drama, als Abgesang auf die sechziger Jahre und die Hippiekultur. Die Karren samt der Strassenrennen dienen letztlich nur als Aufhänger für diesen feinen Film, der in die Seele vermeintlich freier Menschen am Rande der "normalen" Gesellschaft blickt. Da haben wir den Fahrer, der kaum ein Wort spricht und fast immer unnahbar bleibt. Der Mechaniker schlägt in eine ähnliche Kerbe, wirkt dabei aber ein klein wenig zugänglicher. Ihre weibliche Begleitung gibt sich körperlich freizügig, doch in dem Moment, in dem der Fahrer ihr wirklich näherkommen möchte, mehr als nur Sex will, blockt sie unmißverständlich, regelrecht kalt ab. Ebenso innerlich zerrissen präsentiert sich GTO, der wieder und wieder Anhalter mitnimmt. Stets tischt er seinen Mitfahrern irgendwelche Gesichten auf, möchte sich als toller Hecht ins rechte Licht stellen. Niemand hört ihm wirklich zu, was er da erzählt bleibt für alle Beteiligten ohne jegliche Bedeutung. Mit James Taylor und Dennis Wilson holte man zwei junge Musiker vor die Kamera. Diese Wahl erweist sich als echter Glücksgriff, beide machen ihren Job grossartig! Warren Oates ist immer eine sichere Bank. Noch vor nicht allzu langer Zeit erfreute er mich als irrer Schurke in "Barquero", wo er den Gegenspieler von Lee Van Cleef zum Besten gab. Vielen Filmfreunden wird Oates durch seine Mitwirkung in "The Wild Bunch" bekannt sein, dem durchschlagkräftigen Meisterwerk des Herrn Sam Peckinpah. Laurie Bird verabschiedete sich leider bereits 1979 aus dem Leben, dieser Film konserviert das Talent der jungen Frau für die Nachwelt.
Die Charaktere in "Two-Lane Blacktop" sind auf der Suche nach Halt und zwischenmenschlicher Nähe. Jeder scheitert auf seine Art, die Protagonisten bleiben als rastlose, regelrecht gehetzte Menschen in Erinnerung. Die Leistungen der Darsteller sind aller Ehren wert, man mag kaum glauben, dass James Taylor und Dennis Wilson eigentlich nicht vom Fach sind. "Two-Lane Blacktop" hat nicht das Anliegen eine Geschichte zu erzählen. Der Zuschauer begleitet die Charaktere für ein paar Tage, die auf Spielfilmdauer konzentriert wurden, bekommt einen tiefen Einblick in die Seele rast- und haltloser Menschen. Was den Film von Monte Hellman abrundet, ist die bis zur letzten Sekunde durchgezogene Konsequenz des Werkes. Kein hohler Showdown, kein deplaziertes Ausrufezeichen, kein moralinsaurer Zeigefinger vor der Nase des Zuschauers. So steht der gesamte Film als Ausrufezeichen im Raum, regt zum Nachdenken an. Wie bereits weiter oben erwähnt, dienen die Autorennen nur als Aufhänger. Man könnte die Charaktere auch in andere Randgruppen und/oder Subkulturen übertragen, mir erscheint der Film heute aktueller und gleichzeitig zeitloser denn jemals zuvor. Wer Lust darauf hat die üblichen Pfade ein wenig zu verlassen, dem sei dieses kleine Juwel ans Herz gelegt!
Seit 2008 gibt es den Film auch für den deutschen Markt. Die DVD kann man durchaus als ansprechend bezeichnen. Der Film liegt in ordentlicher Qualität vor, die deutsche Synchronisation und der engliche Originalton sind an Bord. Zusätzlich gibt es eine knapp über 40 Minuten dauernde Featurette, in der Regisseur Monte Hellman ausführlich zu Wort kommt. Die Scheibe bekommt man zum sehr fairen Preis, also nur Mut und ran!
"Eigentlich" verbietet sich auch hier in Bewertung in Zahlen. Kann man einen solchen Film mit 7/10 (gut) abspeisen? Wird man ihm mit 8/10 (sehr gut) gerecht? Sicher nicht, doch meine persönliche Einschätzung mag irgendwo in diesen Bereichen angesiedelt sein.
Lieblingszitat:
"Ich fahre schnell genug."
"Man kann nie schnell genug fahren."
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Di 6. Jul 2010, 23:54
von Blap
Desert Heat (USA 1999, Originaltitel: Desert Heat)
Eddie Lomax (Jean-Claude Van Damme) fährt mit dem Moped durch die Wüste. Er möchte seinem alten Freund Johnny Six Toes (Danny Trejo) eine Frage stellen und ein Geschenk überbringen. Als Eddie besoffen seinen Kumpel zutextet, tauchen unvermittelt die drei Hogan Brüder auf, deren Erzeuger der grosse Boss in der Gegend ist. Die fiesen Brüder verpassen dem Unbekannten eine Abreibung, schiessen ihn nieder und entwenden sein Moped. Matt (David Fralick) und Jesse (Silas Weir Mitchell) sind skrupellose Killer, der jüngere Bruder Petey (Jonathan Avildsen) eher ein Weichkeks. Während seine Brüder das Zweirad verladen, soll Petey das wehrlose Opfer endgültig ausschalten. Doch der Angsthase bringt es nicht fertig und ballert lediglich Löcher in den Sand. Die Truppe zieht ab, im festen Glauben ein Fressen für die Geier zu hinterlassen. Six Toes schleppt den alten Kumpel in seine Behausung und pflegt ihn gesund. Da Eddie das für seinen Freund bestimmte Geschenk zurückholen will, macht er sich auf den Weg in das staubige Nest, welches unter der Fuchtel der Hogans leidet. Schnell kommt der Veteran in Wallung, es regnet Blei und erste Särge füllen sich. Nebenbei findet Eddie an Rhonda (Gabrielle Fitzpatrick) und deren Apfelkuchen gefallen, rettet einen alten Kauz namens Eli (Bill Erwin) aus den Fängen abstossender Kerle, findet in Jubal Early (Pat Morita) einen emsigen Handlanger. Die Lage spitzt sich zu, Eddie schafft es mit geschickten Schachzügen, den sonstigen kriminellen Pöbel und die Hogans gegeneinander auszuspielen...
In Deutschland wurde dieser Streifen unter dem Titel "Inferno" veröffentlicht. Irgendwie ist das Teil mir bisher immer durch die Lappen gegangen, schliesslich beschaffte ich mir die britische DVD. "Desert Heat" stellt eine tiefe Verbeugung vor "Yojimbo - Der Leibwächter" dar, den Akira Kurosawa 1961 inszenierte. Von einem Remake möchte ich nicht sprechen, Begriffe wie Verbeugung und Huldigung erscheinen mir zutreffender. Damit besteht auch eine Verwandtschaft mit "Für eine Handvoll Dollar" (1964) von Sergio Leone. Nicht zu vergessen "Last Man Standing" mit Bruce Willis, mit dem Walter Hill 1996 den grossen Vorbildern Tribut zollte. Wer nun einen Van Damme Streifen mit viel Kampfsport und bierernster Laune erwartet, wird sich wie von einer Dampfwalze überrollt fühlen. Hier wird zwar auch ein wenig geprügelt, doch in erster Linie wird geballert und dem Irrsinn gefrönt. Eine ironische Schlagseite zieht sich durch den gesamten Film, der Spassfaktor ist nahezu unglaublich hoch! Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass dieser Stoff die Gemüter extrem spalten wird, zu ungewöhnlich, ja teils grotesk, dürfte das irre Treiben für manchen Actionfan sein. Wo bekommt man schon zu sehen:
- Wie Van Damme besoffen durch die Wüste taumelt und verkloppt wird?
- Wie Van Damme von Danny Trejo die Füsse massiert werden?
- Wie Van Damme, nur mit Cowboystiefeln bekleidet, zwei Blondinen durchreitet, die danach völlig ausgepowert im Bett liegen, während die Pommesgabel noch flugs ein paar Schurken killen geht?
- Wie Van Damme einem Opi die Sauerstoffflasche durch die Bude trägt?
- Wie Van Damme beim Verlassen eines Diners gegen die Tür läuft?
Ich könnte etliche solcher sinnlichen Höhepunkte aufzählen, doch der mutige Selbstversuch sei hiermit wärmstens empfohlen. Es handelt sich bei "Desert Heat" trotzdem nicht um eine platte Action-Komödie, dazu ist der Film viel zu selbstironisch. Überhaupt spielt unser geschätzter Belgier hier herrlich locker auf. Entweder hatte er wirklich Spass an der Sache, oder er war während des Drehs völlig zugekokst. Vielleicht trifft beides zu, wer weiss das schon... ...andererseits wirkt JCVD hier weitaus besser auf der Höhe, als z.B. im 1998er Streifen "Knock Off" von Tsui Hark, wo er ganz offensichtlich Tonnen Koks durch die Nase -und sonstige Körperöffnungen- gezogen hat ("Knock Off" ist übrigens auch ein klarer Tipp, dies am Rande). So gut wie der Chef im Ring, sind auch die zahlreichen Helferlein und Gegner drauf. Selbstverständlich gibt es hier keine grossen Stars zu sehen, doch jeder Filmfreund wird zahlreiche Gesichter sofort erkennen. Kleine Auswahl gefällig? Zu Danny Trejo muss ich wohl nichts schreiben, wer freut sich nicht auf "Machete"? Pat Morita ist aus "Karate Kid" und etlichen anderen Filmen bekannt, hier spielt er den "Entsorger" für Van Damme. Sauber und adrett wickelt er die Leichen in Folie ein, um sie anschliessend in einem alten Steinbruch zu verklappen. Larry Drake gibt den Anführer der Hogan Bande, wer erinnert sich noch an den Schurken Robert G. Durant aus "Darkman"? Auch die Fratzen von Silas Weir Mitchell und Jeff Kober werden für ein "Den Typen kenne ich doch...!" gut sein. So sorgen die Gehilfen des Helden zusätzlich für gute Laune, während auch die Feinde zu ein wenig mehr als der üblichen Metzelmasse ohne Gesicht taugen.
Meine Erwartungshaltung ist grundsätzlich positiv, wenn ich mir einen kleinen B-Actioner zu Gemüte führe. Dieser Knaller erfüllte meine Erwartungen nicht nur, er übertraf sie sogar deutlich! "Desert Heat" aka "Inferno" macht so richtig gute Laune, wenn man bereit ist sich auf den Film einzulassen. Bitte nagelt Van Damme nicht immer auf die Material Arts Ecke fest, der Kerl kann auch anders, was diese staubige Sause eindrucksvoll untermauert! Für die Regie zeichnet John G. Avildsen verantwortlich. Der Mann ist ein alter Hase, er inszenierte z.B. "Rocky" und Karate Kid".
Wie konnte mir diese Perle bisher entgehen? Ich habe keine Erklärung und keine Entschuldigung dafür auf Lager. Nun liegt mir der Film endlich vor. Die DVD stammt aus England, sie überzeugt mit ordentlicher Bildqualität, leider gibt es als Bonus lediglich einen Trailer. In Deutschland ist der Streifen unter dem Titel "Inferno" erschienen. Es gibt eine Fassung ab 16, diese enthält 50 (!!!) Schnitte und ist um mehr als 12 Minuten (!!!) gekürzt. Eine ungekürzte Version mit FSK 18 Freigabe gibt es ebenfalls, unverständlicherweise wurde diese indiziert. Da ich die deutsche Synchronisation nicht kenne, kann ich natürlich nichts zu deren Qualität sagen. Im englischen Originalton macht der Film auf jeden Fall Freude!
Es gibt immer wieder prächtige Überraschungen, die einem alten Dauerglotzer ein feistes Grinsen auf die entstellte Fratze zaubern! "Desert Heat" ist eine dieser herrlichen Überraschungen! Dicke 8/10 (sehr gut)!
Lieblingszitat:
Eli (Bill Erwin): "My advice is, go ahead and kill 'em! Wipe out the whole poisonous nest!
Eddie (Van Damme): "All of them?"
Eli: "Absolutely!"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Mi 7. Jul 2010, 20:15
von Blap
Doghouse (Großbritannien 2009, Originaltitel: Doghouse)
Der momentan in Scheidung lebende Vince (Stephen Graham) hängt ziemlich heftig durch. Seine sechs besten Kumpel wollen für Ablenkung sorgen, allen voran der großmäulige Neil (Danny Dyer). Ab in den Kleinbus, raus aus London, hinein in das engliche Hinterland. In einem kleinen Dorf namens Moodley, besitzt die Tante Mikeys (Noel Clarke) ein kleines Haus. Da die Dame zur Zeit einer Urlaubsreise frönt, will man dort ungefragt und ungestört auf den Putz hauen. Schon vor der Abreise haben die Herren mit ihren hysterischen Damen zu kämpfen, doch echte Männerfreundschaft siegt über Zickenterror. Als die Reisegruppe schliesslich in Moodley ankommt, macht das Kaff einen wenig gastlichen Eindruck. Die wenigen Strassen sind wie ausgestorben, wo sind die Einwohner hin? Bald soll den Freunden ein Licht aufgehen. Die Frauen des Dorfes sind zu gierigen Zombies mutiert, machen Jagd auf alles ohne Möpse...
"Doghouse" widmet sich auf bekloppte Art dem ewigen Kampf der Geschlechter. Der Mann ist schon lange nicht mehr der Herr im Haus, das Weib hat ihn geknechtet, macht den Herren der Schöpfung das Leben schwer. Herrlich die Szenen vor der Abreise der Freunde, einige müssen sich ausgiebig mit ihren zornigen Weibchen rumplagen. Selbst der Freund des einzigen Homosexuellen zickt weibisch rum, da hilft nur Ohren auf Durchzug und raus aus der Hütte. Immerhin hält Danny Dyer die Fahne des Chauvi aufrecht, er kann sich am Morgen nicht mehr an den Namen seiner weiblichen Begleitung erinnern. Dazu sondert der Bursche ständig sexistische Plattheiten ab. Sehr zum Ärger der Fahrerin des angemieteten Kleinbusses, der er gegen Bezahlung den Namen "Candy" verpasst. Die Fratzen der Mitwirkenden wirken überwiegend unverbraucht. Danny Dyer habe ich noch als bedröhnten Spinner in Erinnerung, den er im Lacher "Severance" zum Besten gab. Dyer passt prima in solche Rollen, ebenso gibt Stephen Graham einen überzeugenden Trauerkloß ab. Der Film richtet sich an das männliche Publikum, doch Sprüche regieren hier über weibliche Reize. Die Zombie-Damen gehen wirklich nicht mehr als sexy durch, da helfen auch vereinzelte Strapse und bebende Möpse nicht mehr. Zu allem Überfluss bleibt der Film frei von nackten Tatsachen, eine bodenlose Sauerei! Ich habe mich sehr auf Emily Booth gefreut, die mir durch "Evil Aliens" in angenehmer Erinnerung ist. Leider erkennt man sie als Scheren-Zombiene kaum wieder.
Der derbe Humor von "Doghouse" wird mit Sicherheit nicht bei jedem Zuschauer für Freude sorgen. Politische Überkorrekte und Emanzen werden sich mit Grausen abwenden. Doch ist der Streifen wirklich sooo böööse und frauenfeindlich? Die Antwort ist eindeutig: Nein! Zum Glück ist "Doghouse" nicht so zahnlos wie der ach so harte "Bitch Slap". Doch so richtig bis zum Bodenblech, tritt man das Gaspedal auch hier nicht durch. Immerhin sorgt der Humor der englischen Proleten für diverse Lacher. Da mir die DVD aus England vorliegt, kann ich leider nichs zu deutschen Synchronisation sagen. Sicher ist es keine leichte Aufgabe die Sprüche angemessen zu übersetzen. Ich habe bei der Sichtung zusätzlich die englischen Untertitel angeschaltet, denn das Genuschel der Protagonisten ist teils ein wenig schwer zu verstehen. Da immer wieder ein wenig aufs Mett geklopft wird, bietet das Treiben diverse Schauwerte. Diese sind bitter nötig, denn wenn die Damen schon nicht scharf aussehen, sollen sie wenigstens scharfe Äxte, Scheren und sonstige Mordwerkzeuge zum Einsatz bringen. Der Look des Films wirkt recht roh und dreckig, was sehr gut passt und der Atmosphäre dient.
Mit ein wenig mehr Mut, hätte "Doghouse" ein echter Knaller und Zwerchfellzerstörer werden können. Unterm Strich bleibt ein beknacktes und kurzweiliges Vergnügen. Da ich für die britische DVD keine sechs Euro zahlen musste, kann ich den Streifen unter lohnenswerter Einkauf verbuchen. Die momentan für die deutschen Ausgaben aufgerufenen Kurse ab 12€ auifwärts, würde ich aber nicht für das Teil berappen wollen. Da investiere ich lieber in Filme die mir wirklich am Herzen liegen. Von der Klasse eines "Shaun of the Dead" ist "Doghouse" meilenweit entfernt. So bleibt "Shaun..." ganz locker der Chef im Ring, "Doghouse" taugt im direkten Vergleich allenfalls zum (un)gepflegten Vorglühen.
Obere Mittelklasse = 6,5/10
Lieblingszitat:
"Be a new man tomorrow. Today, we need you to be the misogynist Neanderthal arsehole we know and love!"
Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.
Verfasst: Do 8. Jul 2010, 20:37
von Blap
Zombieland (USA 2009, Originaltitel: Zombieland)
Vor wenigen Monaten verwandelte eine Virusinfektion unseren Planeten in ein Schlachthaus. Mehr und mehr Menschen mutierten zu blutgierigen Zombies, die Zahl der Überlebenden schrumpft seither beständig. Einer der Überlebenden ist der ängstliche Kauz Columbus (Jesse Eisenberg), der sich irgendwie zu seiner Familie durchschlagen möchte. Irgendwann wird er von Tallahassee (Woody Harrelson) aufgelesen, der sich zwar recht abweisend und großmäulig verhält, im Grunde aber ein patenter Kerl ist. Das ungleiche Duo stösst in einem Supermarkt auf ein paar Zombies, die Tallahassee locker und mit Freude an der Sache ausschaltet. Im Lagerbereich des Gebäudes halten sich die Schwestern Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin) auf. Die Mädchen haben es faustdick hinter den Ohren, die jüngere Schwester Little Rock gibt vor von einem Zombie gebissen worden zu sein. Nun sollen die Herren so freundlich sein, das Kind vor dem Ausbruch der Infektion zu erschiessen. Während Columbus und sein tougher Begleiter noch zögern, nimmt Wichita die Sache aufopferungsvoll selbst in die Hand. Mit der Waffe von Tallahassee will sie ihre kleine Schwester erlösen. Doch Pustekuchen! Kaum hat die pfiffige Dame die Knarre in den Griffeln, zeigen die Schwestern ihr wahres Gesicht. Sie haben die ahnungslosen Kerle übertölpelt, verschwinden flugs mit deren Auto und Ausrüstung. Damit nicht genug, denn wenig später stossen die beiden Gespanne erneut aufeinander. Skeptisch lassen sich die vier Menschlein auf eine gemeinsame Weiterreise ein. Es gilt noch einige Abenteuer zu überstehen, was selbstverständlich nicht ohne diverse Komplikationen abgeht...
Mit "Zombieland" liefert Regisseur Ruben Fleischer seinen ersten abendfüllenden Spielfilm ab. Dank der sehr guten Besetzung und der überwiegend kurzweiligen, amüsanten Handlung, geht der Streifen ohne Probleme als feister Treffer durch. "Zombieland" schafft es gekonnt, für diese überzeugende Atmosphäre zu sorgen, die ich an Zombiefilme so sehr liebe. Die Mission gelingt, weil der humorige Anteil überzeugend mit dem Horrorszenario verwoben wird. Obwohl der Spass regiert, verkommt der Film nie zur platten, peinlichen Nerverei. Das Drehbuch spielt geschickt mit den liebgewonnenen Klischees, zusätzlich lässt man den Hauptfiguren ein wenig Raum zur Entfaltung einer gewissen Charaktertiefe. Die sehr gut aufspielende Besetzung erweist sich von Beginn an als Glückgriff. Da hätten wir zunächst das Nachwuchstalent Jesse Eisenberg, dem man seine Neurosen ohne jeden Zweifel abnimmt. Woody Harrelson spielt genau die Rolle, die er perfekt beherrscht. Einen Proleten mit lockerem Mundwerk, doch hinter der coolen Fassade des Machos, verbirgt sich eine verletzte Seele. Die Momente in denen Tallahassee die Maske kurz fallen lässt, geraten nicht zur aufgesetzten Tränenzieherei, sondern binden den Zuschauer noch intensiver in das Geschehen ein. Die hübsche Emma Stone gefällt als junge Femme fatale, zumindest gibt sie sich so, doch vor allem sorgt sie sich um ihre kleine Schwester. Kinderschauspielerin Abigail Breslin strahlt eine unglaublich natürliche Melancholie aus, wirkt dabei aber nie wie ein selbtmitleidiges Trauerklößchen. Für einige Schmunzler sorgt der Auftritt eines altgedienten Filmstars, der eine herrlich selbstironische Vorstellung abliefert. Wer der gute Mann ist? Lasst euch überraschen! Gerade die zahlreichen Schrullen machen die Figuren greifbarer, lassen sie nicht wie beliebige Abziehbilder oder Hohlkörper wirken. Dem geneigten Filmfreund wird es leicht gemacht, alle vier Hauptpersonen schnell ins Herz zu schliessen.
Die Optik ist ebenfalls sehr gut gelungen. Leere, weite Landschaften, Städte in denen die Bedrohung hinter jeder Ecke lauert. Dazu ein spritziges Finale in einem Vergnügungspark. Geschickt platzierte Autowracks, fies aus der Wäsche glotzende Zombies, abgerundet durch eine gemäßigte Dosis Mettgut. Zu Beginn ertönt der Metallica Klassiker "For whom the bell tolls", aus dem 1984 veröffentlichten Album "Ride the Lightning". Man mag es aus heutiger Sicht kaum glauben, aber Metallica haben damals erstklassige Werke abgeliefert. Schade, dass das letzte rundum gelungene Album (Master of Puppets) bereits 24 Jahre zurückliegt. Aber ich komme zu weit vom Thema ab...
"Zombieland" macht jede Menge Freude. Ein paar kleine Hängerchen haben sich eingeschlichen, sie beschädigen den Film aber nicht ernsthaft. Sicher, der Chef im Ring der "Zombiekomödien" bleibt ganz klar "Shaun of the Dead", an dessen Thron der amerikanische Verwandte nicht nachhaltig rütteln kann. Das macht aber nichts, denn nicht jeder neue Beitrag zu einem (Sub)Genre, muss gleich die Herrschaft in der betreffenden Division übernehmen. Für "Zombieland" ziehe ich gern 7,5/10 (gut bis sehr gut). Da wir es mit einem Erstgeborenen zu tun haben, möchte ich noch ein halbes Pünktchen draufpacken. Bei der Erstsichtung habe ich die deutsche Synchronisation gewählt. Kurzes Antesten der Originaltonspur lässt auf weitere Luft nach oben hoffen. Die Blu-ray präsentiert sich in sehr guter Verfassung, die Boni sind nicht ausufernd, dafür aber überwiegend interessant.
Lieblingszitat:
Columbus: "Am Nordpol gibt es gar keine Pinguine."
Tallahassee: "Willst du mal fühlen, wie hart ich zuschlagen kann?"