DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
Moderator: jogiwan
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
BLUTSPUR IM PARK
Originaltitel: Una farfalla con le ali insanguinate
Alternativtitel: Das Messer
Land: Italien
Jahr: 1971
Genre: Giallo
Regie: Duccio Tessari
Boah, Stress mit den Uni-Abschlussarbeiten, draußen eine Affenhitze, jeder will was von einem, da muss man sich zwischendurch mal einen gemütlichen Abend machen, sich in seinen Fernsehsessel kuscheln, das letzte Stück Geburtstagstorte aus dem Tiefkühler nehmen, einen Wohlfühl-Kräutertee aufbrühen und einen Film einlegen, der einfach nur nett ist. So wie den, den ich mir gekauft habe. Ich habe die Inhaltsangabe noch nicht gelesen, aber der Originaltitel lautet „Una farfalla con le ali insanguinate“. Nun, ich kenne die meisten dieser Wörter nicht, aber ich weiß, was „farfalla“ bedeutet. „Schmetterling“! Und wer ist der hübsche Schmetterling? Natürlich Carole André, denn die spielt in dem Film mit. Super! Carole André ist spitze. Hoffentlich wird das ein netter romantischer Film mit vielen Großaufnahmen der hübschen Carole. Also, DVD eingelegt, Film ab!
Handlung:
Die junge Francoise (Carole André) wird ermordet… Moment, was? ...Stop, stop, stop! Kritik aus! Carole André stirbt gleich nach dem Vorspann??? Nein! Warum? Die Filmemacher müssen ENDLICH aufhören Carole André umzubringen! Warum stirbt Carole André nur so oft in Filmen? Was? Weil ihre Rolle stirbt? Na und, dann schreibt man halt das Drehbuch um! Sobald Carole André in einem Film mitspielt, ist das Script unverzüglich umzuschreiben. Und zwar mit folgenden Wortlaut: „Carole André sitzt anderthalb Stunden herum und blickt lächelnd in Richtung Kamera. Ende.“ Bitte! Das wäre ein toller Film. Fulci, Dallamano, denkt gefälligst mal darüber nach was ich hier sage. Ja? Gut, dann kann ich ja weiter machen…
Kritik:
Spaß bei Seite und ganz ehrlich, ich bin zu tiefst beeindruckt. Duccio Tessaris „Blutspur im Park“ gehört zu den allerbesten Gialli, die ich je gesehen habe. Ich spreche hier Top-5-Territorium, mindestens. Selbst die ewig griesgrämigen Dudes vom Lexikon des Internationalen Filmes nehmen für dieses Meisterwerk endlich eine Auszeit ihres unermüdlichen Kreuzzuges gegen alles was in Filmen Spaß macht und können nicht umhin ihn einen „Solide gemachten, spannenden Thriller in geschmackvoller Kulisse“ zu nennen. Und recht haben sie damit!
Der ganze Film strotzt nur so vor einer leicht depressiven, aber gleichsam wunderschönen, bittersüßen Melancholie, hervorgerufen durch die traurige Klaviermusik, den wolkenverhangenen Himmel und natürlich auch den Part Carole Andrés der damit beginnt, dass sie grausam ermordet wird und später aus Rückblenden besteht, die dem armen Zuseher nochmal unter die Nase reiben wie süß, lebenslustig und freundlich die Frau, die von Beginn an tot ist, war.
Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass ich mich diesmal nicht über die Abwesenheit eines wirklichen Protagonisten beschwere. Normalerweise geht ohne eine sympathische Hauptfigur, mit der man mitfühlen kann und um deren überleben wir zittern können, für mich eine Menge Spannung verloren, aber in „Blutspur im Park“ ist von Anfang an schon genug Spannung da, weil jeder Zuseher wissen will wer für Carole Andrés Tod verantwortlich ist, damit man ihn hängen sehen kann, möglichst langsam, möglichst qualvoll. In diesem Sinne freut es auch, dass sie Carole nicht zu einem von vielen Opfern irgendeines Psychopathen gemacht haben, nein, nein, sie ist schon das Hauptmordopfer, um das sich der ganze Film dreht.
Die Kamera fasst jede einzelne Szene äußerst kunstvoll ein und Tessari beschert uns eine Vielzahl beeindruckender Bildkompositionen, ohne dabei jedoch überzustilisieren und den Zuseher damit aus der Handlung herauszuholen. Die Darsteller machen ihre Sache allesamt hervorragend. Wir bekommen Ida Galli, die in Sachen Eleganz mittlerweile Audrey-Hepburn-Dimensionen erreicht; den zu Recht berühmten Helmut Berger; Günther Stoll, einen meiner absoluten Lieblinge der Wallace-Ära; Tessaris Ehefrau Lorella De Luca; sowie Silvano Tranquilli als Commissario Mag-Kaffee-Nicht, der in diesem Film ein wenig so aussieht, als wäre er der gemeinsame Sohn von Peter Cushing und Herbert Fux. Ich weiß, dass das biologisch nicht möglich ist, aber der Gedanke, dass Cushing und Fux als treusorgende Eltern in einem beschaulichen Haus am Lande den kleinen Silvano Tranquilli großziehen gefällt mir trotzdem.
Diese Darsteller spielen nun alle sündhafte, zwielichtige Figuren, sodass wir ausnahmslos jeden einen Mord zutrauen. Hier ist die Zusammenfassung (gemeint ist jeweils, wenn ich den Darstellernamen sage, die jeweilige Rolle): Giancarlo Sbragia betrügt seine Frau Ida Galli mit der Alkoholikerin Lorella De Luca. Ida Galli derweil betrügt ihren Mann mit Günther Stoll, der wiederrum versucht die Tochter von Galli Wendy D’Olive zu vergewaltigen, die sich den ganzen Film wie eine kratzbürstige unhöfliche Göre verhält und ein Verhältnis mit Helmut Berger hat, der in ihrer Liebesnacht total den Verstand verliert und dem Publikum einige Crazy-Helmut-Gesichtsausdrücke beschert. Gott, die einzige Figur, die halbwegs normal ist, ist Carole André…und die ist tot.
Neben all den tausenden Vorteilen, die der Film hat, ist die Art und Weise, wie er sein Mörder-Rätsel präsentiert der Größte. Er konfrontiert uns mit unzähligen Fragen, die er alle ohne große Erklärungen in der letzten Szene klärt. Er verleitet uns dazu unzählige Theorien über die Identität des Killers anzustellen, nur um uns in der letzten Szene eine Auflösung zu präsentieren, die vollkommen auf der Hand liegt, aber auf die man trotzdem nicht gekommen ist, obwohl sie Commissario Mag-Kaffee-Nicht in ähnlicher Weise schon zu einem frühen Punkt der Handlung in Betracht gezogen hat. So vieles gibt es in dem Film, auf das ich eine Antwort will und mit einer einzigen Szene beantwortet er alle diese Fragen, alles löst sich wie durch ein Wunder auf einmal auf, absolut perfekte Geschichte, gut gemacht, bravo!
Fazit: Großartiger Film, gekonnt wird eine absolut perfekt ausbalancierte Story mit einer Reihe zwielichtiger Charaktere und einer wundervollen melancholischen Atmosphäre erzählt. 10/10
Originaltitel: Una farfalla con le ali insanguinate
Alternativtitel: Das Messer
Land: Italien
Jahr: 1971
Genre: Giallo
Regie: Duccio Tessari
Boah, Stress mit den Uni-Abschlussarbeiten, draußen eine Affenhitze, jeder will was von einem, da muss man sich zwischendurch mal einen gemütlichen Abend machen, sich in seinen Fernsehsessel kuscheln, das letzte Stück Geburtstagstorte aus dem Tiefkühler nehmen, einen Wohlfühl-Kräutertee aufbrühen und einen Film einlegen, der einfach nur nett ist. So wie den, den ich mir gekauft habe. Ich habe die Inhaltsangabe noch nicht gelesen, aber der Originaltitel lautet „Una farfalla con le ali insanguinate“. Nun, ich kenne die meisten dieser Wörter nicht, aber ich weiß, was „farfalla“ bedeutet. „Schmetterling“! Und wer ist der hübsche Schmetterling? Natürlich Carole André, denn die spielt in dem Film mit. Super! Carole André ist spitze. Hoffentlich wird das ein netter romantischer Film mit vielen Großaufnahmen der hübschen Carole. Also, DVD eingelegt, Film ab!
Handlung:
Die junge Francoise (Carole André) wird ermordet… Moment, was? ...Stop, stop, stop! Kritik aus! Carole André stirbt gleich nach dem Vorspann??? Nein! Warum? Die Filmemacher müssen ENDLICH aufhören Carole André umzubringen! Warum stirbt Carole André nur so oft in Filmen? Was? Weil ihre Rolle stirbt? Na und, dann schreibt man halt das Drehbuch um! Sobald Carole André in einem Film mitspielt, ist das Script unverzüglich umzuschreiben. Und zwar mit folgenden Wortlaut: „Carole André sitzt anderthalb Stunden herum und blickt lächelnd in Richtung Kamera. Ende.“ Bitte! Das wäre ein toller Film. Fulci, Dallamano, denkt gefälligst mal darüber nach was ich hier sage. Ja? Gut, dann kann ich ja weiter machen…
Kritik:
Spaß bei Seite und ganz ehrlich, ich bin zu tiefst beeindruckt. Duccio Tessaris „Blutspur im Park“ gehört zu den allerbesten Gialli, die ich je gesehen habe. Ich spreche hier Top-5-Territorium, mindestens. Selbst die ewig griesgrämigen Dudes vom Lexikon des Internationalen Filmes nehmen für dieses Meisterwerk endlich eine Auszeit ihres unermüdlichen Kreuzzuges gegen alles was in Filmen Spaß macht und können nicht umhin ihn einen „Solide gemachten, spannenden Thriller in geschmackvoller Kulisse“ zu nennen. Und recht haben sie damit!
Der ganze Film strotzt nur so vor einer leicht depressiven, aber gleichsam wunderschönen, bittersüßen Melancholie, hervorgerufen durch die traurige Klaviermusik, den wolkenverhangenen Himmel und natürlich auch den Part Carole Andrés der damit beginnt, dass sie grausam ermordet wird und später aus Rückblenden besteht, die dem armen Zuseher nochmal unter die Nase reiben wie süß, lebenslustig und freundlich die Frau, die von Beginn an tot ist, war.
Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass ich mich diesmal nicht über die Abwesenheit eines wirklichen Protagonisten beschwere. Normalerweise geht ohne eine sympathische Hauptfigur, mit der man mitfühlen kann und um deren überleben wir zittern können, für mich eine Menge Spannung verloren, aber in „Blutspur im Park“ ist von Anfang an schon genug Spannung da, weil jeder Zuseher wissen will wer für Carole Andrés Tod verantwortlich ist, damit man ihn hängen sehen kann, möglichst langsam, möglichst qualvoll. In diesem Sinne freut es auch, dass sie Carole nicht zu einem von vielen Opfern irgendeines Psychopathen gemacht haben, nein, nein, sie ist schon das Hauptmordopfer, um das sich der ganze Film dreht.
Die Kamera fasst jede einzelne Szene äußerst kunstvoll ein und Tessari beschert uns eine Vielzahl beeindruckender Bildkompositionen, ohne dabei jedoch überzustilisieren und den Zuseher damit aus der Handlung herauszuholen. Die Darsteller machen ihre Sache allesamt hervorragend. Wir bekommen Ida Galli, die in Sachen Eleganz mittlerweile Audrey-Hepburn-Dimensionen erreicht; den zu Recht berühmten Helmut Berger; Günther Stoll, einen meiner absoluten Lieblinge der Wallace-Ära; Tessaris Ehefrau Lorella De Luca; sowie Silvano Tranquilli als Commissario Mag-Kaffee-Nicht, der in diesem Film ein wenig so aussieht, als wäre er der gemeinsame Sohn von Peter Cushing und Herbert Fux. Ich weiß, dass das biologisch nicht möglich ist, aber der Gedanke, dass Cushing und Fux als treusorgende Eltern in einem beschaulichen Haus am Lande den kleinen Silvano Tranquilli großziehen gefällt mir trotzdem.
Diese Darsteller spielen nun alle sündhafte, zwielichtige Figuren, sodass wir ausnahmslos jeden einen Mord zutrauen. Hier ist die Zusammenfassung (gemeint ist jeweils, wenn ich den Darstellernamen sage, die jeweilige Rolle): Giancarlo Sbragia betrügt seine Frau Ida Galli mit der Alkoholikerin Lorella De Luca. Ida Galli derweil betrügt ihren Mann mit Günther Stoll, der wiederrum versucht die Tochter von Galli Wendy D’Olive zu vergewaltigen, die sich den ganzen Film wie eine kratzbürstige unhöfliche Göre verhält und ein Verhältnis mit Helmut Berger hat, der in ihrer Liebesnacht total den Verstand verliert und dem Publikum einige Crazy-Helmut-Gesichtsausdrücke beschert. Gott, die einzige Figur, die halbwegs normal ist, ist Carole André…und die ist tot.
Neben all den tausenden Vorteilen, die der Film hat, ist die Art und Weise, wie er sein Mörder-Rätsel präsentiert der Größte. Er konfrontiert uns mit unzähligen Fragen, die er alle ohne große Erklärungen in der letzten Szene klärt. Er verleitet uns dazu unzählige Theorien über die Identität des Killers anzustellen, nur um uns in der letzten Szene eine Auflösung zu präsentieren, die vollkommen auf der Hand liegt, aber auf die man trotzdem nicht gekommen ist, obwohl sie Commissario Mag-Kaffee-Nicht in ähnlicher Weise schon zu einem frühen Punkt der Handlung in Betracht gezogen hat. So vieles gibt es in dem Film, auf das ich eine Antwort will und mit einer einzigen Szene beantwortet er alle diese Fragen, alles löst sich wie durch ein Wunder auf einmal auf, absolut perfekte Geschichte, gut gemacht, bravo!
Fazit: Großartiger Film, gekonnt wird eine absolut perfekt ausbalancierte Story mit einer Reihe zwielichtiger Charaktere und einer wundervollen melancholischen Atmosphäre erzählt. 10/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DIE ZERSTÖRUNG VON ROM
Originaltitel: Il crollo di Roma
Land: Italien
Jahr: 1963
Genre: Peblum
Regie: Antonio Margheriti
Handlung:
Aus irgendeinem Grund finden kurz vor Roms Untergang noch Christenverfolgungen in der Stadt statt. Dies findet der Volkstribun Carlus Moehnerus (Carl Möhner) ziemlich doof, denn der ist ein Christ. Also flieht er mit seinem Liebchen (Ida Galli) und einigen Getreuen zu einem Stamm mit Rom verfeindeter Barbaren. Bald schon macht die Tochter des Stammeshäuptlings (Loredana Nusciak) Carlus Moehnerus schöne Augen…
Kritik:
„Die Zerstörung von Rom“ gehört meiner Meinung nach zu den besseren italienischen Sandalenfilmen. Der Streifen ist zwar keinesfalls ohne Fehler, aber im Großen und Ganzen überwiegen doch die Vorteile. Die Darsteller sind allesamt brauchbar und der gute Antonio Margheriti, der selbst in gotischen Horrorfilmen Gelegenheit findet, seine kleinen Modelle zu zerstören, ist selbstverständlich absolut in seinem Element, wenn er ein ganzes Rom-Modell vernichten kann.
Man merkt in diesem Film eindeutig, dass Margheriti wesentlich mehr Spaß an den Action-Szenen als an den Dialog-Passagen hat. Während Kämpfe und Katastrophen so lange wie möglich gezeigt werden, ohne dabei jedoch irgendwann langweilig zu werden, werden Gesprächs-Stellen auf das Minimum reduziert. Die Charaktere werden so schnell wie möglich vorgestellt und dann nicht mehr groß weiterentwickelt. Dies ist aber zu verschmerzen, da es sich von Anfang an um interessante Charaktere handelt.
Kommen wir jetzt zu dem größten Nachteil des Filmes: Warum müssen italienische Sandalenfilme immer eine Christenverfolgungsthematik haben? Hier ist mein Problem damit: Der Kampf von einer unterdrückten Ein-Gott-Religion gegen den herrschenden Polytheismus kann durchaus gut dargestellt werden (Beispiel Parolinis „Der Kampf der Makkabäer“). Das Problem liegt darin, dass das Christentum, zu dem wir eigentlich halten sollten, immer so unattraktiv porträtiert wird. Prinzipiell ist diese Religion ja eine ziemlich coole Sache, mit Liebe und Bruderschaft und den zehn Geboten, von denen die meisten viel Sinn machen, und so Zeugs. Aus irgendeinem Grund stellen die italienischen Regisseure die Religionsgemeinschaft in ihren Filmen jedoch weniger wie coole Dudes auf dem rechten Weg dar, sondern mehr wie weltfremde Fanatiker.
Ein Beispiel: Als Carlus Moehnerus einige Christen aus der Gefangenschaft befreit, rennt ein kleiner Christen-Junge zu Mr. Oberpriester und sagt: „Hey, Mr. Oberpriester, wir sind frei, ist das nicht supertoll?“ Darauf Mr. Oberpriester: „Wir waren immer frei, solange man in Gott vertraut, ist man frei.“ Um alles in der Welt, lass dem Kind doch mal ein bisschen Freude, du Doofkopf. Stellt euch vor, der kleine Junge hätte dem Priester irgendwas anderes gesagt, wie z.B. dass er ein Sehr Gut in Mathe bekommen hat. Mr. Oberpriester hätte sicherlich irgendeinen Weg gefunden ihm das zu versalzen wie: „Solange wir in Gott vertrauen, ist jede Note so viel wert wie ein Sehr Gut.“
Carlus Moehnerus selbst, der mir sonst durchaus sympathisch war, benimmt sich auch manchmal wie ein scheinheiliger Bastard. Als er in der Arena kämpfen muss, zerbricht er großspurig sein Schwert und sagt dabei irgendwas in der Richtung: „Wenn Gott mich führt, brauche ich keine Waffe und ich will auch niemanden töten und so…“ Aber kaum hat er den ersten seiner Gegner ohnmächtig geschlagen, nimmt er dessen Waffe und geht damit auf die anderen los. Ziemlich hyperkritisch von dir, Carlus.
Wenn mir in einem Film die Zerstörung von Rom versprochen wird, freue ich mich immer darauf, dass der Regisseur eindrucksvoll zeigt, wie das Weltreich, das zu lange bestanden hat, in einer Welle von Dekadenz untergeht, weil niemand mehr den Enthusiasmus der Gründerväter hat. Dies wäre aber ein wenig zu komplex für unseren guten Margheriti und deshalb wird für den Untergang der Stadt eine andere Erklärung gefunden: Gott macht sie kaputt!
Jawohl, Gott findet es doof, dass die Römer die Christen doof finden und zieht deshalb die komplette Sodom-und-Gomorrha-Nummer ab. Hey, Gott, da gab’s so einen Satz, vielleicht hast du mal davon gehört, der ging irgendwie „Du sollst nicht…sowieso“, „…nicht löten“, nein, „…nicht erröten“, nein, das war’s auch nicht. „…töten“, ja, das war’s, „DU SOLLST NICHT TÖTEN!!!“. Nun könnt ihr mich allerdings darauf hinweisen, dass der gute Gott schon vorher getötet hat mit der Sintflut oder eben Sodom und Gomorrha. Das waren aber erstens Beispiele, die sich VOR der Niederschrift der Gebote zugetragen haben und außerdem hat Gott dabei wenigstens die Leute verschont, die sich nach seinen Regeln richten. Hier jedoch nicht: Unter den Opfern ist mindestens eine gläubige Christin, die noch dazu ein Waisenkind zurücklässt.
Dass Rom durch Gott und nicht an seiner eigenen Dekadenz zu Grunde geht ist auch insofern schade, weil der Antagonist des Filmes perfekt in diese Handlung passen würde. Er, irgendein Konsul, der die Macht an sich reißen will, ist kein absolut mächtiger charismatischer Superbösewicht. Man merkt es, dass er viel charakterschwächer als der regierende Kaiser ist und deshalb nie gegen diesen ankommen würde. In den meisten seiner Handlungen versagt er, was ihn zum Alkohol greifen lässt und seine Geliebte bleibt immer nur bei ihm, solange er Macht hat und verlässt ihn augenblicklich, wenn er diese verliert. Dieser wunderbar armselige Bösewicht hätte hervorragend in den von mir gewünschten Handlungsverlauf gepasst. Als es schließlich zur Katastrophe kommt freut er sich sogar mit einer richtig eindrucksvollen Weltuntergangs-Dekadenz darüber.
Margheriti hat es jedoch geschafft, mich mit gewissem Interesse das kleine Liebesdreieck zwischen Möhner, Galli und Nusciak verfolgen zu lassen. Normalerweise sind die Liebesdreiecke in Abenteuerfilmen der frühen 60er leider sehr voraussehbar. Sie bestehen in der Regel (als Beispiele nehmt „Der Schwarze Seeteufel“ oder „Der Sohn von Cäsar und Cleopatra“) aus Mr. Protagonist, Mrs. Barby-Puppe und Mrs. Jugendfreundin-des-Protagonisten. In solchen Filmen ist es von Anfang an klar, dass Mr. Protagonist Mrs. Barby-Puppe am Ende heiraten wird und Mrs. Jugendfreundin-des-Protagonisten kurz vor Schluss beim Versuch das Leben von Mr. Protagonisten zu retten, das Zeitliche segnet. Obwohl unser Dreiergespann in „Die Zerstörung von Rom“ ein ähnliches Schicksal nehmen wird, kommt dieses wenigstens überraschender und erscheint nicht so klischeehaft. Margheriti übergeht in diesem Film überhaupt viele Klischees so findet sich dankenswerter Weise keine absolut komödiantische Figur und diesem Sandalenepos.
Loredana Nusciak spielt wie immer absolut grandios und darf wiedermal in einer actionreicheren Frauenrolle, die durchaus bei Schlachten partizipiert, glänzen. Auch Ida Gallis Darstellung ist, wie von ihr zu erwarten, sehr solide, allerdings bleibt die großartige Loredana in diesem Film wesentlich erinnerungswürdiger.
Fazit: Trotz einiger kleinerer Schwächen ein sehr gelungenes und unterhaltsames kleines Sandalenfilmchen zum Gernehaben.
Originaltitel: Il crollo di Roma
Land: Italien
Jahr: 1963
Genre: Peblum
Regie: Antonio Margheriti
Handlung:
Aus irgendeinem Grund finden kurz vor Roms Untergang noch Christenverfolgungen in der Stadt statt. Dies findet der Volkstribun Carlus Moehnerus (Carl Möhner) ziemlich doof, denn der ist ein Christ. Also flieht er mit seinem Liebchen (Ida Galli) und einigen Getreuen zu einem Stamm mit Rom verfeindeter Barbaren. Bald schon macht die Tochter des Stammeshäuptlings (Loredana Nusciak) Carlus Moehnerus schöne Augen…
Kritik:
„Die Zerstörung von Rom“ gehört meiner Meinung nach zu den besseren italienischen Sandalenfilmen. Der Streifen ist zwar keinesfalls ohne Fehler, aber im Großen und Ganzen überwiegen doch die Vorteile. Die Darsteller sind allesamt brauchbar und der gute Antonio Margheriti, der selbst in gotischen Horrorfilmen Gelegenheit findet, seine kleinen Modelle zu zerstören, ist selbstverständlich absolut in seinem Element, wenn er ein ganzes Rom-Modell vernichten kann.
Man merkt in diesem Film eindeutig, dass Margheriti wesentlich mehr Spaß an den Action-Szenen als an den Dialog-Passagen hat. Während Kämpfe und Katastrophen so lange wie möglich gezeigt werden, ohne dabei jedoch irgendwann langweilig zu werden, werden Gesprächs-Stellen auf das Minimum reduziert. Die Charaktere werden so schnell wie möglich vorgestellt und dann nicht mehr groß weiterentwickelt. Dies ist aber zu verschmerzen, da es sich von Anfang an um interessante Charaktere handelt.
Kommen wir jetzt zu dem größten Nachteil des Filmes: Warum müssen italienische Sandalenfilme immer eine Christenverfolgungsthematik haben? Hier ist mein Problem damit: Der Kampf von einer unterdrückten Ein-Gott-Religion gegen den herrschenden Polytheismus kann durchaus gut dargestellt werden (Beispiel Parolinis „Der Kampf der Makkabäer“). Das Problem liegt darin, dass das Christentum, zu dem wir eigentlich halten sollten, immer so unattraktiv porträtiert wird. Prinzipiell ist diese Religion ja eine ziemlich coole Sache, mit Liebe und Bruderschaft und den zehn Geboten, von denen die meisten viel Sinn machen, und so Zeugs. Aus irgendeinem Grund stellen die italienischen Regisseure die Religionsgemeinschaft in ihren Filmen jedoch weniger wie coole Dudes auf dem rechten Weg dar, sondern mehr wie weltfremde Fanatiker.
Ein Beispiel: Als Carlus Moehnerus einige Christen aus der Gefangenschaft befreit, rennt ein kleiner Christen-Junge zu Mr. Oberpriester und sagt: „Hey, Mr. Oberpriester, wir sind frei, ist das nicht supertoll?“ Darauf Mr. Oberpriester: „Wir waren immer frei, solange man in Gott vertraut, ist man frei.“ Um alles in der Welt, lass dem Kind doch mal ein bisschen Freude, du Doofkopf. Stellt euch vor, der kleine Junge hätte dem Priester irgendwas anderes gesagt, wie z.B. dass er ein Sehr Gut in Mathe bekommen hat. Mr. Oberpriester hätte sicherlich irgendeinen Weg gefunden ihm das zu versalzen wie: „Solange wir in Gott vertrauen, ist jede Note so viel wert wie ein Sehr Gut.“
Carlus Moehnerus selbst, der mir sonst durchaus sympathisch war, benimmt sich auch manchmal wie ein scheinheiliger Bastard. Als er in der Arena kämpfen muss, zerbricht er großspurig sein Schwert und sagt dabei irgendwas in der Richtung: „Wenn Gott mich führt, brauche ich keine Waffe und ich will auch niemanden töten und so…“ Aber kaum hat er den ersten seiner Gegner ohnmächtig geschlagen, nimmt er dessen Waffe und geht damit auf die anderen los. Ziemlich hyperkritisch von dir, Carlus.
Wenn mir in einem Film die Zerstörung von Rom versprochen wird, freue ich mich immer darauf, dass der Regisseur eindrucksvoll zeigt, wie das Weltreich, das zu lange bestanden hat, in einer Welle von Dekadenz untergeht, weil niemand mehr den Enthusiasmus der Gründerväter hat. Dies wäre aber ein wenig zu komplex für unseren guten Margheriti und deshalb wird für den Untergang der Stadt eine andere Erklärung gefunden: Gott macht sie kaputt!
Jawohl, Gott findet es doof, dass die Römer die Christen doof finden und zieht deshalb die komplette Sodom-und-Gomorrha-Nummer ab. Hey, Gott, da gab’s so einen Satz, vielleicht hast du mal davon gehört, der ging irgendwie „Du sollst nicht…sowieso“, „…nicht löten“, nein, „…nicht erröten“, nein, das war’s auch nicht. „…töten“, ja, das war’s, „DU SOLLST NICHT TÖTEN!!!“. Nun könnt ihr mich allerdings darauf hinweisen, dass der gute Gott schon vorher getötet hat mit der Sintflut oder eben Sodom und Gomorrha. Das waren aber erstens Beispiele, die sich VOR der Niederschrift der Gebote zugetragen haben und außerdem hat Gott dabei wenigstens die Leute verschont, die sich nach seinen Regeln richten. Hier jedoch nicht: Unter den Opfern ist mindestens eine gläubige Christin, die noch dazu ein Waisenkind zurücklässt.
Dass Rom durch Gott und nicht an seiner eigenen Dekadenz zu Grunde geht ist auch insofern schade, weil der Antagonist des Filmes perfekt in diese Handlung passen würde. Er, irgendein Konsul, der die Macht an sich reißen will, ist kein absolut mächtiger charismatischer Superbösewicht. Man merkt es, dass er viel charakterschwächer als der regierende Kaiser ist und deshalb nie gegen diesen ankommen würde. In den meisten seiner Handlungen versagt er, was ihn zum Alkohol greifen lässt und seine Geliebte bleibt immer nur bei ihm, solange er Macht hat und verlässt ihn augenblicklich, wenn er diese verliert. Dieser wunderbar armselige Bösewicht hätte hervorragend in den von mir gewünschten Handlungsverlauf gepasst. Als es schließlich zur Katastrophe kommt freut er sich sogar mit einer richtig eindrucksvollen Weltuntergangs-Dekadenz darüber.
Margheriti hat es jedoch geschafft, mich mit gewissem Interesse das kleine Liebesdreieck zwischen Möhner, Galli und Nusciak verfolgen zu lassen. Normalerweise sind die Liebesdreiecke in Abenteuerfilmen der frühen 60er leider sehr voraussehbar. Sie bestehen in der Regel (als Beispiele nehmt „Der Schwarze Seeteufel“ oder „Der Sohn von Cäsar und Cleopatra“) aus Mr. Protagonist, Mrs. Barby-Puppe und Mrs. Jugendfreundin-des-Protagonisten. In solchen Filmen ist es von Anfang an klar, dass Mr. Protagonist Mrs. Barby-Puppe am Ende heiraten wird und Mrs. Jugendfreundin-des-Protagonisten kurz vor Schluss beim Versuch das Leben von Mr. Protagonisten zu retten, das Zeitliche segnet. Obwohl unser Dreiergespann in „Die Zerstörung von Rom“ ein ähnliches Schicksal nehmen wird, kommt dieses wenigstens überraschender und erscheint nicht so klischeehaft. Margheriti übergeht in diesem Film überhaupt viele Klischees so findet sich dankenswerter Weise keine absolut komödiantische Figur und diesem Sandalenepos.
Loredana Nusciak spielt wie immer absolut grandios und darf wiedermal in einer actionreicheren Frauenrolle, die durchaus bei Schlachten partizipiert, glänzen. Auch Ida Gallis Darstellung ist, wie von ihr zu erwarten, sehr solide, allerdings bleibt die großartige Loredana in diesem Film wesentlich erinnerungswürdiger.
Fazit: Trotz einiger kleinerer Schwächen ein sehr gelungenes und unterhaltsames kleines Sandalenfilmchen zum Gernehaben.
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DER FROSCH MIT DER MASKE
Originaltitel: Der Frosch mit der Maske
Land: Deutschland, Dänemark
Jahr: 1959
Genre: Krimi
Regie: Harald Reinl
Handlung:
Seit Längerem schon wird die Londoner Bevölkerung Opfer zahlreicher Einbrüche, die auf das Konto der Frosch-Bande gehen. Während Inspektor Elk (Siegfried Lowitz) vor einem einzigen Rätsel steht, begibt sich auch der Hobby-Detektiv Richard Gordon (Joachim Fuchsberger) auf die Spur der Verbrecherorganisation hinter welcher sich möglicherweise der todgeglaubte Verbrecherfürst Harry Lime verbirgt…
Moment mal, stopp, wie heißt der Verbrecher, den man für Tod hält? Harry Lime? Hey, Graham Greene, da war wohl jemand ein Wallace-Fan.
Kritik:
Die Rialto-Wallace-Reihe fängt gleich mit einem ganz großartigen Film an: Harald Reinls „Der Frosch mit der Maske“. Reinl scheint das Hauptaugenmerk dabei besonders auf ein kurzweiliges Action-Kino gelegt zu haben, denn auch wenn spätere Filme der Reihe in Sachen unheimliche Atmosphäre den Anfangsfilm übertreffen, so verfügt er dennoch über einen rasanten Verlauf, im Zuge dessen der Zuseher eine ganze Reihe Schießereien, Prügeleien, und was sonst noch Spaß macht, bekommt.
Das Tempo, in welchem die Handlung verläuft, ist enorm und man kann es kaum glauben, was für eine Fülle von Handlungssträngen in nur eineinhalb Stunden gestopft wurde. Hier liegt allerdings auch ein kleines Problem: Wallace‘ Buch „Der Frosch mit der Maske“ (die ersten Verfilmungen hielten sich noch recht genau an die Originalvorlagen) gehört zu seinen dickeren Werken. Ich bin zwar dankbar, dass man keinen Achtstunden-Epos draus machte, allerdings hätten die Kürzungen feinfühliger sein können. So hätte man die Figur von Dieter Eppler, deren Rolle ziemlich gehetzt wirkt, oder den kurzen Subplot über das Frosch-Mitglied in Polizeikreisen, weglassen können und stattdessen vielleicht die Motivation des Obergangsters genauer erklären können, der im Film aus mir vollkommen unschlüssigen Gründen alles daran setzt, um irgendein Mädchen vom Lande in seine Gewalt zu bringen… Wahrscheinlich wollte er sie als Druckmittel gegen ihren Vater, aber trotzdem hätte man dies etwas genauer erklären können.
Solche Unklarheiten verstimmen vielleicht ein kleinwenig, aber das allgemeine extrem kurzweilige Filmvergnügen wird dadurch nicht nennenswert getrübt. Reinl fügt auch ein paar Elemente ein, die sich zu Erfolgsgaranten der späteren Filme entwickeln sollten. Da haben wir zunächst mal den Humor. Die einzelnen augenzwinkernden Witze wirken zwar teilweise ein wenig unbeholfen inszeniert, allerdings sind sie subtiler als in späteren Produktionen (in denen man nicht mal mehr vor der Vierten Wand Halt machte).
Ein wenig Erotik wird dank einer Nacht-Bar als Handlungsort eingefügt (nicht viel, aber genug, damit sich die Zensur beschweren konnte) und der Film ist wesentlich brutaler als ich ihn in Erinnerung hatte. Vergleicht man die Grausamkeiten aus „Der Frosch mit der Maske“ mit anderen Filmen der späten 50er oder selbst mit einigen nachfolgenden Wallace-Produktionen, so darf man diesen Startstreifen auch gleich als den brutalsten der ersten Phase ansehen. Die Rede ist hier weniger von den namenlosen Gangstern die in Schießereien zu dutzenden niedergemacht werden, sondern mehr von einzelnen Szenen, wie jener, in welcher der Gangsterboss eine gefesselte und wehrlose Frau mit einem Maschinengewehr durchlöchert (blutige Schusswunden werden gezeigt) und nachdem sie eh schon tot ist schießt er gleich munter weiter, denn immerhin will man die FSK ja mit ein wenig Leichenschändung ärgern.
Musikalisch ist der Film guter Durchschnitt: Der Score ist solide Krimimusik, die das Geschehen zielführend untermalt aber noch nicht den Wiedererkennungswert späterer Kompositionen hat. In einer Szene trällert die Bar-Besitzerin Lolita das Liedchen „Nachts im Nebel an der Themse“ welches nett ist, aber sich zu keinem so großen Ohrwurm entwickelt wie die supertollen „Besonders in der Nacht“ (Martin Boettcher: „Das Gasthaus an der Themse“) und „The Space of Today“ (Peter Thomas: „Im Banne des Umheimlichen“).
Wie jeder Film der ganzen Reihe wartet auch „Der Frosch mit der Maske“ mit einer Horde hervorragender Darsteller auf. Hier sind ein paar Worte hierzu: Siegfried Lowitz leistet in meinen Augen eine der besten Performances des Filmes. Den Inspektor, der schon zu lange erfolglos hinter dem selben Verbrecher herjagt, porträtiert er mit einer niedergeschlagenen Müdigkeit in seinem ganzen Gehabe, hier und da unterbrochen von kurzen Anflügen trockenen britischen Humors und kleinen Momenten des Enthusiasmus, wenn er glaubt, eine Spur gefunden zu haben.
Ernst Fritz Fürbringer als sein Chef ist solide, bleibt aber nicht sonderlich im Gedächtnis; Joachim Fuchsberger hat von Haus aus eine sympathische Ausstrahlung; Dieter Eppler ist auch immer cool; Eva Pflug macht Spaß als Gangsterbraut; Eddi Arent gibt uns den ersten von seinen vielen lustigen Nebencharakteren; Ulrich Beiger macht als schmieriger Verbrecher jede Menge Freude; Erwin Strahl kommt nur kurz vor, hat aber eine einnehmende Stimme; Jochen Brockmann spielt überzeugend den übernervösen Angestellten und Fritz Rasp und Karl Lange sorgen überhaupt für darstellerische Highlights.
Rasp spielt den Chef irgendeines Unternehmens mit einer diabolischen Härte, die jedem Zuseher zum schaudern bringt. Ich mag es besonders, wenn sich Walter Wilz über die miesen Arbeitsbedingungen beschwert und Rasp starrt ihn einfach an und Wilz wird immer nervöser und Rasp starrt weiter und Wilz wird noch nervöser und Rasp starrt weiter und Wilz beginnt schon um sein Leben zu fürchten und Rasp starrt weiter und sagt dann einfach nur „RAUS!!!“. Karl Lange legt seine mysteriöse Figur genauso humorlos wie Rasp an, lässt sie aber menschlicher erscheinen und hat gegen Ende einige herzzerreißend melodramatische Momente.
Leider kommen seine beiden (Film-)Kinder schauspielerisch nicht nach ihrem Vater. Nicht dass Walter Wilz und die weibliche Hauptrolle Eva Anthes schlecht wären, aber…naja…irgendwas hat mich persönlich an ihren beiden Figuren gestört… Bei Wilz liegt es sicherlich hauptsächlich an der Rolle, die ich schmerzhaft naiv fand und Anthes, ja, sie mimt die Unschuld vom Lande sehr gut, aber sie bringt meiner Meinung nach einfach nichts Interessantes in ihren Charakter. Sie hat ein Puppengesicht, sie wirkt lieb und nett, aber in keinster Weise einnehmend oder faszinierend. Warum hat man nicht Karin Dor gecastet, die war mit dem Regisseur verheiratet und sollte daher zu bekommen sein? Oder warum hat man die weibliche Hauptrolle nicht irgendeiner der launigen Statistinnen gegeben, wie dieser Lady hier:
Keine Ahnung wer sie ist, aber sie ist mir aus irgendeinem Grund positiver aufgefallen als Anthes. Arme Ewa Anthes, wahrscheinlich bin ich unfair ihr gegenüber, weil ich mich schon so auf Karin Dor freue. Außerdem liegen einige Probleme, die mich an Anthes‘ Figur stören sicherlich auch an der Rolle, die ziemlich passiv ist und ein bisschen mehr tun könnte als sich sorgen zu machen und entführt zu werden.
Abschließend noch etwas Witziges, was mir aufgefallen ist. Im Trailer zum Film werden die einzelnen Rollen mit den Namen ihrer Schauspieler angesprochen. Das fand ich absolut super, weil ich bisher dachte, sowas mach nur ich in meiner Peter-Cushing-Fan-Fiction! http://www.youtube.com/watch?v=MOzrdZ2KKWA
Fazit: Über einige gehetzt wirkende Figuren oder Handlungsstränge sieht man bei diesem ungemein rasant inszenierten Krimivergnügen der unterhaltsamen Sorte gerne hinweg. Ein toller Film und würdiger Auftakt für die (objektiv gesehen) gelungene und (subjektiv gesehen) beste Kinofilmreihe überhaupt. 8/10
Originaltitel: Der Frosch mit der Maske
Land: Deutschland, Dänemark
Jahr: 1959
Genre: Krimi
Regie: Harald Reinl
Handlung:
Seit Längerem schon wird die Londoner Bevölkerung Opfer zahlreicher Einbrüche, die auf das Konto der Frosch-Bande gehen. Während Inspektor Elk (Siegfried Lowitz) vor einem einzigen Rätsel steht, begibt sich auch der Hobby-Detektiv Richard Gordon (Joachim Fuchsberger) auf die Spur der Verbrecherorganisation hinter welcher sich möglicherweise der todgeglaubte Verbrecherfürst Harry Lime verbirgt…
Moment mal, stopp, wie heißt der Verbrecher, den man für Tod hält? Harry Lime? Hey, Graham Greene, da war wohl jemand ein Wallace-Fan.
Kritik:
Die Rialto-Wallace-Reihe fängt gleich mit einem ganz großartigen Film an: Harald Reinls „Der Frosch mit der Maske“. Reinl scheint das Hauptaugenmerk dabei besonders auf ein kurzweiliges Action-Kino gelegt zu haben, denn auch wenn spätere Filme der Reihe in Sachen unheimliche Atmosphäre den Anfangsfilm übertreffen, so verfügt er dennoch über einen rasanten Verlauf, im Zuge dessen der Zuseher eine ganze Reihe Schießereien, Prügeleien, und was sonst noch Spaß macht, bekommt.
Das Tempo, in welchem die Handlung verläuft, ist enorm und man kann es kaum glauben, was für eine Fülle von Handlungssträngen in nur eineinhalb Stunden gestopft wurde. Hier liegt allerdings auch ein kleines Problem: Wallace‘ Buch „Der Frosch mit der Maske“ (die ersten Verfilmungen hielten sich noch recht genau an die Originalvorlagen) gehört zu seinen dickeren Werken. Ich bin zwar dankbar, dass man keinen Achtstunden-Epos draus machte, allerdings hätten die Kürzungen feinfühliger sein können. So hätte man die Figur von Dieter Eppler, deren Rolle ziemlich gehetzt wirkt, oder den kurzen Subplot über das Frosch-Mitglied in Polizeikreisen, weglassen können und stattdessen vielleicht die Motivation des Obergangsters genauer erklären können, der im Film aus mir vollkommen unschlüssigen Gründen alles daran setzt, um irgendein Mädchen vom Lande in seine Gewalt zu bringen… Wahrscheinlich wollte er sie als Druckmittel gegen ihren Vater, aber trotzdem hätte man dies etwas genauer erklären können.
Solche Unklarheiten verstimmen vielleicht ein kleinwenig, aber das allgemeine extrem kurzweilige Filmvergnügen wird dadurch nicht nennenswert getrübt. Reinl fügt auch ein paar Elemente ein, die sich zu Erfolgsgaranten der späteren Filme entwickeln sollten. Da haben wir zunächst mal den Humor. Die einzelnen augenzwinkernden Witze wirken zwar teilweise ein wenig unbeholfen inszeniert, allerdings sind sie subtiler als in späteren Produktionen (in denen man nicht mal mehr vor der Vierten Wand Halt machte).
Ein wenig Erotik wird dank einer Nacht-Bar als Handlungsort eingefügt (nicht viel, aber genug, damit sich die Zensur beschweren konnte) und der Film ist wesentlich brutaler als ich ihn in Erinnerung hatte. Vergleicht man die Grausamkeiten aus „Der Frosch mit der Maske“ mit anderen Filmen der späten 50er oder selbst mit einigen nachfolgenden Wallace-Produktionen, so darf man diesen Startstreifen auch gleich als den brutalsten der ersten Phase ansehen. Die Rede ist hier weniger von den namenlosen Gangstern die in Schießereien zu dutzenden niedergemacht werden, sondern mehr von einzelnen Szenen, wie jener, in welcher der Gangsterboss eine gefesselte und wehrlose Frau mit einem Maschinengewehr durchlöchert (blutige Schusswunden werden gezeigt) und nachdem sie eh schon tot ist schießt er gleich munter weiter, denn immerhin will man die FSK ja mit ein wenig Leichenschändung ärgern.
Musikalisch ist der Film guter Durchschnitt: Der Score ist solide Krimimusik, die das Geschehen zielführend untermalt aber noch nicht den Wiedererkennungswert späterer Kompositionen hat. In einer Szene trällert die Bar-Besitzerin Lolita das Liedchen „Nachts im Nebel an der Themse“ welches nett ist, aber sich zu keinem so großen Ohrwurm entwickelt wie die supertollen „Besonders in der Nacht“ (Martin Boettcher: „Das Gasthaus an der Themse“) und „The Space of Today“ (Peter Thomas: „Im Banne des Umheimlichen“).
Wie jeder Film der ganzen Reihe wartet auch „Der Frosch mit der Maske“ mit einer Horde hervorragender Darsteller auf. Hier sind ein paar Worte hierzu: Siegfried Lowitz leistet in meinen Augen eine der besten Performances des Filmes. Den Inspektor, der schon zu lange erfolglos hinter dem selben Verbrecher herjagt, porträtiert er mit einer niedergeschlagenen Müdigkeit in seinem ganzen Gehabe, hier und da unterbrochen von kurzen Anflügen trockenen britischen Humors und kleinen Momenten des Enthusiasmus, wenn er glaubt, eine Spur gefunden zu haben.
Ernst Fritz Fürbringer als sein Chef ist solide, bleibt aber nicht sonderlich im Gedächtnis; Joachim Fuchsberger hat von Haus aus eine sympathische Ausstrahlung; Dieter Eppler ist auch immer cool; Eva Pflug macht Spaß als Gangsterbraut; Eddi Arent gibt uns den ersten von seinen vielen lustigen Nebencharakteren; Ulrich Beiger macht als schmieriger Verbrecher jede Menge Freude; Erwin Strahl kommt nur kurz vor, hat aber eine einnehmende Stimme; Jochen Brockmann spielt überzeugend den übernervösen Angestellten und Fritz Rasp und Karl Lange sorgen überhaupt für darstellerische Highlights.
Rasp spielt den Chef irgendeines Unternehmens mit einer diabolischen Härte, die jedem Zuseher zum schaudern bringt. Ich mag es besonders, wenn sich Walter Wilz über die miesen Arbeitsbedingungen beschwert und Rasp starrt ihn einfach an und Wilz wird immer nervöser und Rasp starrt weiter und Wilz wird noch nervöser und Rasp starrt weiter und Wilz beginnt schon um sein Leben zu fürchten und Rasp starrt weiter und sagt dann einfach nur „RAUS!!!“. Karl Lange legt seine mysteriöse Figur genauso humorlos wie Rasp an, lässt sie aber menschlicher erscheinen und hat gegen Ende einige herzzerreißend melodramatische Momente.
Leider kommen seine beiden (Film-)Kinder schauspielerisch nicht nach ihrem Vater. Nicht dass Walter Wilz und die weibliche Hauptrolle Eva Anthes schlecht wären, aber…naja…irgendwas hat mich persönlich an ihren beiden Figuren gestört… Bei Wilz liegt es sicherlich hauptsächlich an der Rolle, die ich schmerzhaft naiv fand und Anthes, ja, sie mimt die Unschuld vom Lande sehr gut, aber sie bringt meiner Meinung nach einfach nichts Interessantes in ihren Charakter. Sie hat ein Puppengesicht, sie wirkt lieb und nett, aber in keinster Weise einnehmend oder faszinierend. Warum hat man nicht Karin Dor gecastet, die war mit dem Regisseur verheiratet und sollte daher zu bekommen sein? Oder warum hat man die weibliche Hauptrolle nicht irgendeiner der launigen Statistinnen gegeben, wie dieser Lady hier:
Keine Ahnung wer sie ist, aber sie ist mir aus irgendeinem Grund positiver aufgefallen als Anthes. Arme Ewa Anthes, wahrscheinlich bin ich unfair ihr gegenüber, weil ich mich schon so auf Karin Dor freue. Außerdem liegen einige Probleme, die mich an Anthes‘ Figur stören sicherlich auch an der Rolle, die ziemlich passiv ist und ein bisschen mehr tun könnte als sich sorgen zu machen und entführt zu werden.
Abschließend noch etwas Witziges, was mir aufgefallen ist. Im Trailer zum Film werden die einzelnen Rollen mit den Namen ihrer Schauspieler angesprochen. Das fand ich absolut super, weil ich bisher dachte, sowas mach nur ich in meiner Peter-Cushing-Fan-Fiction! http://www.youtube.com/watch?v=MOzrdZ2KKWA
Fazit: Über einige gehetzt wirkende Figuren oder Handlungsstränge sieht man bei diesem ungemein rasant inszenierten Krimivergnügen der unterhaltsamen Sorte gerne hinweg. Ein toller Film und würdiger Auftakt für die (objektiv gesehen) gelungene und (subjektiv gesehen) beste Kinofilmreihe überhaupt. 8/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DER ROTE KREIS
Originaltitel: Der Rote Kreis
Land: Deutschland, Dänemark
Jahr: 1960
Genre: Krimi
Regie: Jürgen Roland
Handlung:
Durch einen betrunkenen Scharfrichter entgeht in Frankreich ein zum Tode verurteilter seinem Schicksal. Nach einer Flucht aus dem Gefängnis treibt es ihn nach London, wo er seitdem als „Der rote Kreis“ sein Leben durch Erpressungen finanziert. Da Leute, die nicht zahlen oder zur Polizei gehen, gleich liquidiert werden, setzen Chefinspektor Parr (Karl Georg Saebisch) und der Privatdetektiv Derrick Yale (Klausjürgen Wussow) alles daran, die Identität dieses gefährlichen Verbrechers aufzudecken…
Kritik:
„Der rote Kreis“ zählt für mich zu den absolut besten Wallace-Verfilmungen überhaupt. Da sein Erinnerungswert vielleicht nicht so hoch ist wie bei anderen Perlen (z.B. „Das Gasthaus an der Themse“, „Der Hexer“) wird er oft übersehen, ich bleibe aber dabei, dass es sich bei diesem Film Jürgen Rolands um eine der solidesten Werke der ganzen Rialto-Reihe handelt.
Die Geschichte selbst gefiel mir schon extrem gut, die Auflösung am Ende ist durchaus überraschend, kommt aber nicht vollkommen aus dem Nichts und bedenkt man, dass ich bei manchen Wallace-Filmen immer noch nicht weiß, wer jetzt wen warum umgebracht hat, ist das schon ziemlich toll. Diese Handlung wurde von Roland mit seiner in unzähligen Stahlnetz-Filmen angeeigneten Krimi-Routine verfilmt, sodass die Gruselatmosphäre späterer Filme vielleicht noch ein wenig fehlt, dem Freund klassischer Detektivgeschichten aber das Herz höher schlägt.
Auch punktet der Film mit der Darstellung zweier Schauspieler, die absolut großartig sind, sonst aber in keinem bzw. nur einem anderen Rialto-Wallace-Film mitspielten, nämlich Karl Georg Saebisch und Renate Ewert: Saebisch spielt den ermittelten Inspektor, wie schon Lowitz in „Der Frosch mit der Maske“ zeigt er überzeugend die Müdigkeit, die aus der erfolglosen Jagd eines Superverbrechers rührt. Bei ihm wirkt diese Müdigkeit aber sogar noch überzeugender, nicht zuletzt wegen seinen epochalen Tränensäcken. Im Gegensatz zu dem bedachten zurückhaltenden Lowitz wirkt Saebisch auch bei actionreicheren Momenten, wie dem Verfolgen eines fliehenden Gangsters, absolut überzeugend.
Renate Ewert ist auf der einen Seite sympathisch, auf der anderen aber auch extrem mysteriös. Wir haben keine Ahnung, was ihre genaue Rolle in der ganzen Angelegenheit ist und ob sie überhaupt auf der Seite der Guten oder auf der der Bösen steht. Zudem macht sie durch ihre kecke und schlagfertige Art jede Menge Freude, besonders die kleinen Sticheleien zwischen ihr und Saebisch sind sehr vergnügliche Momente. Auch ihre, vielleicht etwas einseitige, Liebesbeziehung zu Thomas Alder wirkt ein wenig glaubhafter und interessanter, als der Liebessubplot in „Der Frosch mit der Maske“, welcher so zustande kam, dass Joachim Fuchsberger eine Fremde sah und zu ihr sagte: „Ich Joachim, du Frau. Wahre Liebe?“
Der Humor in diesem Film ist sehr schön subtil geraten, jedoch auch quantitativ so hoch, dass man den ganzen Film über schmunzeln kann. Seht euch einfach Eddi Arent hier an, der fast keine wirklichen „Witze“ per se bekommt, dessen ganze Mimik und Gestik aber einfach Freude macht. Gelacht wird hier weniger durch illusionsdurchbrechende Albernheiten, sondern wegen all der cleveren Dialoge, die absolut umwerfend geraten sind. Allein der kurze Wortwechsel am Schluss „Und was wenn der Strick reißt?“, „Dann nehmen wir einen Neuen!“ ist nicht gleich als Spaß zu erkennen, durch den Kontext und die Performance der Sprechenden wird er aber extrem komisch.
Ich mag es auch, dass viele Figuren, die in Gefahr geraten, klischeehaft zu sein, viel mehr sind als bloße Stereotypen. Selbst der suizidale Bankdirektor hat ein paar coole Momente, in denen er an einer Kette herum schwingt und unbeschadet durch einen Kugelhagel rennt. Am deutlichsten wird dies allerdings bei Fritz Rasp. Fritz Rasp spielt einen geizigen alten Kauz, aber er spielt diesen nicht nur als geizigen alten Kauz, sondern als extrem coolen geizigen alten Kauz. Da kommt beispielsweise der Rote Kreis zu ihm und sagt: „Hey, Fritz Rasp, ich erpress dich jetzt, bäääähhhh!“ Und Rasp antwortet: „Ja? Na dann fahr ich halt nach Frankreich und finde deine wahre Identität heraus, du Doofkopf!“ Und darauf der Rote Kreis: „Bäääähhhh, dann werde ich dich gleich mit vergifteten Tee umbringen, bäääähhhh!“ Und darauf meint Rasp mit extremen Sarkasmus in der Stimme: „Ja, ganz sicher, Kreischen, das wird dir gelingen, ganz bestimmt.“ Und daraufhin ist der Rote Kreis so von Rasps Coolness begeistert, dass er sich auf der Stelle der Polizei stellt.
So, welche grandiosen Darstellungen hab ich noch nicht gewürdigt? Klausjürgen Wussow ist toll als extrem sympathischer, aber auch etwas undurchsichtiger Privatdetektiv, Ernst Fritz Fürbringer spielt wieder einen äußerst Soliden Scotland-Yard-Chef und Ulrich Beiger erfreut wieder sehr in all seiner schmierigen Schmierigkeit.
Irgendwas an dem Film auszusetzen? Nein! Naja, die Vorspannmusik hätte ein wenig flotter sein können, aber daran soll’s wirklich nicht scheitern.
Fazit: Absolut gelungener Krimifilm mit einer Menge subtilen Humor, einer soliden Regie, einer spannenden Geschichte und einer endlosen Reihe von hervorragenden Darstellern, die interessante Rollen verkörpern, angeführt von Renate Ewert, Karl Georg Saebisch und Klausjürgen Wussow. Einer meiner Favoriten! 10/10
Originaltitel: Der Rote Kreis
Land: Deutschland, Dänemark
Jahr: 1960
Genre: Krimi
Regie: Jürgen Roland
Handlung:
Durch einen betrunkenen Scharfrichter entgeht in Frankreich ein zum Tode verurteilter seinem Schicksal. Nach einer Flucht aus dem Gefängnis treibt es ihn nach London, wo er seitdem als „Der rote Kreis“ sein Leben durch Erpressungen finanziert. Da Leute, die nicht zahlen oder zur Polizei gehen, gleich liquidiert werden, setzen Chefinspektor Parr (Karl Georg Saebisch) und der Privatdetektiv Derrick Yale (Klausjürgen Wussow) alles daran, die Identität dieses gefährlichen Verbrechers aufzudecken…
Kritik:
„Der rote Kreis“ zählt für mich zu den absolut besten Wallace-Verfilmungen überhaupt. Da sein Erinnerungswert vielleicht nicht so hoch ist wie bei anderen Perlen (z.B. „Das Gasthaus an der Themse“, „Der Hexer“) wird er oft übersehen, ich bleibe aber dabei, dass es sich bei diesem Film Jürgen Rolands um eine der solidesten Werke der ganzen Rialto-Reihe handelt.
Die Geschichte selbst gefiel mir schon extrem gut, die Auflösung am Ende ist durchaus überraschend, kommt aber nicht vollkommen aus dem Nichts und bedenkt man, dass ich bei manchen Wallace-Filmen immer noch nicht weiß, wer jetzt wen warum umgebracht hat, ist das schon ziemlich toll. Diese Handlung wurde von Roland mit seiner in unzähligen Stahlnetz-Filmen angeeigneten Krimi-Routine verfilmt, sodass die Gruselatmosphäre späterer Filme vielleicht noch ein wenig fehlt, dem Freund klassischer Detektivgeschichten aber das Herz höher schlägt.
Auch punktet der Film mit der Darstellung zweier Schauspieler, die absolut großartig sind, sonst aber in keinem bzw. nur einem anderen Rialto-Wallace-Film mitspielten, nämlich Karl Georg Saebisch und Renate Ewert: Saebisch spielt den ermittelten Inspektor, wie schon Lowitz in „Der Frosch mit der Maske“ zeigt er überzeugend die Müdigkeit, die aus der erfolglosen Jagd eines Superverbrechers rührt. Bei ihm wirkt diese Müdigkeit aber sogar noch überzeugender, nicht zuletzt wegen seinen epochalen Tränensäcken. Im Gegensatz zu dem bedachten zurückhaltenden Lowitz wirkt Saebisch auch bei actionreicheren Momenten, wie dem Verfolgen eines fliehenden Gangsters, absolut überzeugend.
Renate Ewert ist auf der einen Seite sympathisch, auf der anderen aber auch extrem mysteriös. Wir haben keine Ahnung, was ihre genaue Rolle in der ganzen Angelegenheit ist und ob sie überhaupt auf der Seite der Guten oder auf der der Bösen steht. Zudem macht sie durch ihre kecke und schlagfertige Art jede Menge Freude, besonders die kleinen Sticheleien zwischen ihr und Saebisch sind sehr vergnügliche Momente. Auch ihre, vielleicht etwas einseitige, Liebesbeziehung zu Thomas Alder wirkt ein wenig glaubhafter und interessanter, als der Liebessubplot in „Der Frosch mit der Maske“, welcher so zustande kam, dass Joachim Fuchsberger eine Fremde sah und zu ihr sagte: „Ich Joachim, du Frau. Wahre Liebe?“
Der Humor in diesem Film ist sehr schön subtil geraten, jedoch auch quantitativ so hoch, dass man den ganzen Film über schmunzeln kann. Seht euch einfach Eddi Arent hier an, der fast keine wirklichen „Witze“ per se bekommt, dessen ganze Mimik und Gestik aber einfach Freude macht. Gelacht wird hier weniger durch illusionsdurchbrechende Albernheiten, sondern wegen all der cleveren Dialoge, die absolut umwerfend geraten sind. Allein der kurze Wortwechsel am Schluss „Und was wenn der Strick reißt?“, „Dann nehmen wir einen Neuen!“ ist nicht gleich als Spaß zu erkennen, durch den Kontext und die Performance der Sprechenden wird er aber extrem komisch.
Ich mag es auch, dass viele Figuren, die in Gefahr geraten, klischeehaft zu sein, viel mehr sind als bloße Stereotypen. Selbst der suizidale Bankdirektor hat ein paar coole Momente, in denen er an einer Kette herum schwingt und unbeschadet durch einen Kugelhagel rennt. Am deutlichsten wird dies allerdings bei Fritz Rasp. Fritz Rasp spielt einen geizigen alten Kauz, aber er spielt diesen nicht nur als geizigen alten Kauz, sondern als extrem coolen geizigen alten Kauz. Da kommt beispielsweise der Rote Kreis zu ihm und sagt: „Hey, Fritz Rasp, ich erpress dich jetzt, bäääähhhh!“ Und Rasp antwortet: „Ja? Na dann fahr ich halt nach Frankreich und finde deine wahre Identität heraus, du Doofkopf!“ Und darauf der Rote Kreis: „Bäääähhhh, dann werde ich dich gleich mit vergifteten Tee umbringen, bäääähhhh!“ Und darauf meint Rasp mit extremen Sarkasmus in der Stimme: „Ja, ganz sicher, Kreischen, das wird dir gelingen, ganz bestimmt.“ Und daraufhin ist der Rote Kreis so von Rasps Coolness begeistert, dass er sich auf der Stelle der Polizei stellt.
So, welche grandiosen Darstellungen hab ich noch nicht gewürdigt? Klausjürgen Wussow ist toll als extrem sympathischer, aber auch etwas undurchsichtiger Privatdetektiv, Ernst Fritz Fürbringer spielt wieder einen äußerst Soliden Scotland-Yard-Chef und Ulrich Beiger erfreut wieder sehr in all seiner schmierigen Schmierigkeit.
Irgendwas an dem Film auszusetzen? Nein! Naja, die Vorspannmusik hätte ein wenig flotter sein können, aber daran soll’s wirklich nicht scheitern.
Fazit: Absolut gelungener Krimifilm mit einer Menge subtilen Humor, einer soliden Regie, einer spannenden Geschichte und einer endlosen Reihe von hervorragenden Darstellern, die interessante Rollen verkörpern, angeführt von Renate Ewert, Karl Georg Saebisch und Klausjürgen Wussow. Einer meiner Favoriten! 10/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DIE BANDE DES SCHRECKENS
Originaltitel: Die Bande des Schreckens
Land: Deutschland
Jahr: 1960
Genre: Krimi
Regie: Harald Reinl
Handlung:
Nachdem Inspektor Long (Joachim Fuchsberger) den gefährlichen Verbrecher Shelton geschnappt hat, wird dieser hingerichtet. Vor seinem Tod schwört er jedoch, sich an jedem, der daran mitverantwortlich ist, zu rächen. Bald sterben einiger dieser Todeskandidaten unter mysteriösen Umständen und an den Tatorten taucht immer wieder eine geisterhafte Erscheinung auf. Ist Shelton aus seinem Grab gestiegen um Rache zu nehmen?
Kritik:
„Die Bande des Schreckens“ – ein Titel, bei dem zumindest ich eher die drei Fragezeichen als Ermittler vermute (ernsthaft, war „Die Galgenhand“ urheberrechtlich geschützt? Das wäre nämlich ein wesentlich besserer Titel) – entstand nach Wallace‘ Werk „The Terrible People“, ein Sachbuch, welches sich mit der Charakterzeichnung in Eli-Roth-Filmen auseinander setzt (ja, Edgar Wallace konnte zeitreisen, wie erklärt ihr euch sonst, dass er sich in den ganzen 60er Filmen immer noch mit „Hallo, hier spricht Edgar Wallace“ melden konnte?). Aber lassen wir den Titel mal Titel sein und wenden uns den Darstellern zu:
Unter den Herren erwarten uns in erster Linie bekannte Gesichter aus „Der Frosch mit der Maske“ und/oder „Der rote Kreis“: Joachim Fuchsberger ist genauso charmant wie in „Frosch“, Fritz Rasp ist genauso cool und alt wie in „Frosch“ und „Kreis“, Ulrich Beiger ist genauso schmierig wie in „Frosch“ und „Kreis“, Ernst Fritz Fürbringer ist genauso solide wie in „Frosch“ und „Kreis“ und Eddi Arent ist genauso witzig wie in „Frosch“ und „Kreis“. Dieter Eppler und Karl-Georg Saebisch spielen eher andere Rollen, als diejenigen, welche sie in „Frosch“ bzw. „Kreis“ verkörperten, beide meistern dies jedoch mit Bravur.
Unter den Damen allerdings geben hier zwei der prägendsten Darstellerinnen der ganzen Reihe ihr Wallace-Debut: Karin Dor und Elisabeth Flickenschildt: Über Karin Dor soll Blacky Fuchsberger mal gesagt haben, sie sei die schönste aller Wallace-Darstellerinnen. Solange man Uta Levka nicht als „Darstellerin“ sondern als „Göttin“ kategorisiert mag das ja auch durchaus stimmen, aber Blacky sollte aufpassen, dass er Dors 30 Jahre älteren Gatten Harald Reinl nicht eifersüchtig macht. Ich weiß was ihr jetzt denkt, aber ein Altersunterschied von 30 Jahren ist unter Eheleuten nicht schlimm, solange die Frau bei der Hochzeit nicht minderjährig war. Und Karin Dor war doch nicht noch minderjährig… bei ihrer Hochzeit… mit einem 30 Jahre älteren Mann… oder?... Oder?
Anyway: Dors Darstellung ist zwar schon wundervoll, überzeugend und unterhaltsam, allerdings fand ich sie in späteren Wallace-Filmen noch besser. Dies liegt einerseits daran, dass ihre Rolle in „Die Bande des Schreckens“ (0815-Jungfrau-in-Nöten) nicht allzu viel hergibt, und andererseits daran, dass sie die meiste Zeit neben Elisabeth Flickenschildt steht. Und neben Elisabeth Flickenschild sehen alle Schauspieler alt aus! Was Coolness und Alter angeht, so ist Flickenschildt so ziemlich das weibliche Wallace-Pendant zu Fritz Rasp, während Rasp allerdings meistens Geizkrägen spielt, die niemand in der Diegese des Films leiden kann, sieht man Flickenschildt in der Regel als undurchsichtige Dame von Welt. Immer mit einem erhabenen Lächeln auf den Lippen und einer sanften markanten Stimme. Immer scheint sie über allen Dingen zu stehen, was in diesem Film in einer Szene besonders klar wird, nämlich als sie Fuchsberger beleidigt:
Blacky spielt hier nämlich einen frechen schlagfertigen Inspektor, der immer einen coolen Spruch parat hat. Selbst wenn ein Todgeweihter ihm Morddrohungen an den Hals wirft, lässt Blacky sein kühles „Ich wette dagegen“ los. Schauen wir jetzt aber, wie er auf Flickenschildt reagiert: In einer Szene erschrickt Karin Dor und wirft sich in Furchsbergers Arme. Darauf meint Flickenschildt zu Dor: „Nora, lassen Sie sofort diesen unfähigen Menschen los!“ Und wie kontert Fuchsberger diese Beleidigung? Gar nicht! Er zieht sich weinend in eine Ecke zurück, weil ihm Elisabeth Flickenschildt einfach viel zu cool ist!
Der Humor in diesem Film, für den in erster Linie Eddi Arent zuständig ist (die cleveren Redewendungen aus „Der Rote Kreis“ muss man leider vermissen) nimmt hier erstmals deutlich klamaukhafte Züge an, was mich jedoch nicht stört, da die Gags von Reinl so gekonnt inszeniert und von Arent so gekonnt dargestellt werden. Der Polizeifotograf, der bei dem Anblick von Leichen ohnmächtig wird, ist zwar eine übertriebene Figur, die störend wirken könnte, aber seine Szenen sind in der Regel so lustig dargestellt, dass ich gerne darüber hinwegsehe. Denken wir einfach an seinen ersten Auftritt, in dem er in einer Bewegung ein Bild schießt und nach hinten kippt, tolle Darstellung! Oder an die Szene, in welcher wir zuerst eine Leiche sehen, dann schwenkt die Kamera rüber auf eine vermeintliche zweite Leiche, nur um zu zeigen, dass es in Wirklichkeit der ohnmächtige Arent ist, tolle Inszenierung!
Dies ist auch der erste Rialto-Wallace mit einem phantastischem Element – dem auferstandenem Toten – welches Reinl dazu nutzt, um endlich ein wenig unheimliche Atmosphäre in die Filme hineinzubringen. Und dies gelingt ihm: Wenn bei einem nebelumwobenen Tatort auf einmal die grauhaarige Erscheinung Sheltons im Scheinwerferlicht erscheint und drohend die Hand gen Himmel reckt, ist das eine gruselig umgesetzte Szene. Auch die Sumpflandschaft oder das verlassene Hotel am Ende bieten sich für eine unheimliche Stimmung an.
Wo Reinl allerdings ein wenig schwächelt ist bei der Inszenierung von Mysterien: Wenn am Schluss aufgelöst wird, wer alles zur Bande des Schreckens gehört, so wirkt dies wahlweise aus dem Nichts kommend oder allzu offensichtlich. In „Der Frosch mit der Maske“ war das nicht störend, da Reinl so viele Actionszenen hatte, auf die er sich konzentrieren konnte. Hier haben wir aber nicht die Horden von Verbrechern, die sich mit einer Armee aus Polizisten wilde Schießereien liefern können, hier haben wir nur den Geister-Dude und seine Handvoll Doofköpfe. Und Doofköpfe sind sie: Die Verbrecher stellen sich am Ende so dämlich an, dass es wirklich schon weh tut. Überhaupt leistet sich das Drehbuch was Figurenzeichnung, Dialoge und ähnliches angeht, hier einige Schnitzer.
Fazit: Guter Wallace, der Karin Dor, Elisabeth Flickenschild, Klamauk-Humor und Gruselstimmung erfolgreich in die Reihe einführt, allerdings auch ein paar Schwächen hat. 7/10
Originaltitel: Die Bande des Schreckens
Land: Deutschland
Jahr: 1960
Genre: Krimi
Regie: Harald Reinl
Handlung:
Nachdem Inspektor Long (Joachim Fuchsberger) den gefährlichen Verbrecher Shelton geschnappt hat, wird dieser hingerichtet. Vor seinem Tod schwört er jedoch, sich an jedem, der daran mitverantwortlich ist, zu rächen. Bald sterben einiger dieser Todeskandidaten unter mysteriösen Umständen und an den Tatorten taucht immer wieder eine geisterhafte Erscheinung auf. Ist Shelton aus seinem Grab gestiegen um Rache zu nehmen?
Kritik:
„Die Bande des Schreckens“ – ein Titel, bei dem zumindest ich eher die drei Fragezeichen als Ermittler vermute (ernsthaft, war „Die Galgenhand“ urheberrechtlich geschützt? Das wäre nämlich ein wesentlich besserer Titel) – entstand nach Wallace‘ Werk „The Terrible People“, ein Sachbuch, welches sich mit der Charakterzeichnung in Eli-Roth-Filmen auseinander setzt (ja, Edgar Wallace konnte zeitreisen, wie erklärt ihr euch sonst, dass er sich in den ganzen 60er Filmen immer noch mit „Hallo, hier spricht Edgar Wallace“ melden konnte?). Aber lassen wir den Titel mal Titel sein und wenden uns den Darstellern zu:
Unter den Herren erwarten uns in erster Linie bekannte Gesichter aus „Der Frosch mit der Maske“ und/oder „Der rote Kreis“: Joachim Fuchsberger ist genauso charmant wie in „Frosch“, Fritz Rasp ist genauso cool und alt wie in „Frosch“ und „Kreis“, Ulrich Beiger ist genauso schmierig wie in „Frosch“ und „Kreis“, Ernst Fritz Fürbringer ist genauso solide wie in „Frosch“ und „Kreis“ und Eddi Arent ist genauso witzig wie in „Frosch“ und „Kreis“. Dieter Eppler und Karl-Georg Saebisch spielen eher andere Rollen, als diejenigen, welche sie in „Frosch“ bzw. „Kreis“ verkörperten, beide meistern dies jedoch mit Bravur.
Unter den Damen allerdings geben hier zwei der prägendsten Darstellerinnen der ganzen Reihe ihr Wallace-Debut: Karin Dor und Elisabeth Flickenschildt: Über Karin Dor soll Blacky Fuchsberger mal gesagt haben, sie sei die schönste aller Wallace-Darstellerinnen. Solange man Uta Levka nicht als „Darstellerin“ sondern als „Göttin“ kategorisiert mag das ja auch durchaus stimmen, aber Blacky sollte aufpassen, dass er Dors 30 Jahre älteren Gatten Harald Reinl nicht eifersüchtig macht. Ich weiß was ihr jetzt denkt, aber ein Altersunterschied von 30 Jahren ist unter Eheleuten nicht schlimm, solange die Frau bei der Hochzeit nicht minderjährig war. Und Karin Dor war doch nicht noch minderjährig… bei ihrer Hochzeit… mit einem 30 Jahre älteren Mann… oder?... Oder?
Anyway: Dors Darstellung ist zwar schon wundervoll, überzeugend und unterhaltsam, allerdings fand ich sie in späteren Wallace-Filmen noch besser. Dies liegt einerseits daran, dass ihre Rolle in „Die Bande des Schreckens“ (0815-Jungfrau-in-Nöten) nicht allzu viel hergibt, und andererseits daran, dass sie die meiste Zeit neben Elisabeth Flickenschildt steht. Und neben Elisabeth Flickenschild sehen alle Schauspieler alt aus! Was Coolness und Alter angeht, so ist Flickenschildt so ziemlich das weibliche Wallace-Pendant zu Fritz Rasp, während Rasp allerdings meistens Geizkrägen spielt, die niemand in der Diegese des Films leiden kann, sieht man Flickenschildt in der Regel als undurchsichtige Dame von Welt. Immer mit einem erhabenen Lächeln auf den Lippen und einer sanften markanten Stimme. Immer scheint sie über allen Dingen zu stehen, was in diesem Film in einer Szene besonders klar wird, nämlich als sie Fuchsberger beleidigt:
Blacky spielt hier nämlich einen frechen schlagfertigen Inspektor, der immer einen coolen Spruch parat hat. Selbst wenn ein Todgeweihter ihm Morddrohungen an den Hals wirft, lässt Blacky sein kühles „Ich wette dagegen“ los. Schauen wir jetzt aber, wie er auf Flickenschildt reagiert: In einer Szene erschrickt Karin Dor und wirft sich in Furchsbergers Arme. Darauf meint Flickenschildt zu Dor: „Nora, lassen Sie sofort diesen unfähigen Menschen los!“ Und wie kontert Fuchsberger diese Beleidigung? Gar nicht! Er zieht sich weinend in eine Ecke zurück, weil ihm Elisabeth Flickenschildt einfach viel zu cool ist!
Der Humor in diesem Film, für den in erster Linie Eddi Arent zuständig ist (die cleveren Redewendungen aus „Der Rote Kreis“ muss man leider vermissen) nimmt hier erstmals deutlich klamaukhafte Züge an, was mich jedoch nicht stört, da die Gags von Reinl so gekonnt inszeniert und von Arent so gekonnt dargestellt werden. Der Polizeifotograf, der bei dem Anblick von Leichen ohnmächtig wird, ist zwar eine übertriebene Figur, die störend wirken könnte, aber seine Szenen sind in der Regel so lustig dargestellt, dass ich gerne darüber hinwegsehe. Denken wir einfach an seinen ersten Auftritt, in dem er in einer Bewegung ein Bild schießt und nach hinten kippt, tolle Darstellung! Oder an die Szene, in welcher wir zuerst eine Leiche sehen, dann schwenkt die Kamera rüber auf eine vermeintliche zweite Leiche, nur um zu zeigen, dass es in Wirklichkeit der ohnmächtige Arent ist, tolle Inszenierung!
Dies ist auch der erste Rialto-Wallace mit einem phantastischem Element – dem auferstandenem Toten – welches Reinl dazu nutzt, um endlich ein wenig unheimliche Atmosphäre in die Filme hineinzubringen. Und dies gelingt ihm: Wenn bei einem nebelumwobenen Tatort auf einmal die grauhaarige Erscheinung Sheltons im Scheinwerferlicht erscheint und drohend die Hand gen Himmel reckt, ist das eine gruselig umgesetzte Szene. Auch die Sumpflandschaft oder das verlassene Hotel am Ende bieten sich für eine unheimliche Stimmung an.
Wo Reinl allerdings ein wenig schwächelt ist bei der Inszenierung von Mysterien: Wenn am Schluss aufgelöst wird, wer alles zur Bande des Schreckens gehört, so wirkt dies wahlweise aus dem Nichts kommend oder allzu offensichtlich. In „Der Frosch mit der Maske“ war das nicht störend, da Reinl so viele Actionszenen hatte, auf die er sich konzentrieren konnte. Hier haben wir aber nicht die Horden von Verbrechern, die sich mit einer Armee aus Polizisten wilde Schießereien liefern können, hier haben wir nur den Geister-Dude und seine Handvoll Doofköpfe. Und Doofköpfe sind sie: Die Verbrecher stellen sich am Ende so dämlich an, dass es wirklich schon weh tut. Überhaupt leistet sich das Drehbuch was Figurenzeichnung, Dialoge und ähnliches angeht, hier einige Schnitzer.
Fazit: Guter Wallace, der Karin Dor, Elisabeth Flickenschild, Klamauk-Humor und Gruselstimmung erfolgreich in die Reihe einführt, allerdings auch ein paar Schwächen hat. 7/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DAS FRAUENLAGER
Originaltitel: Chained Heat
Land: Deutschland, USA
Jahr: 1983
Genre: Frauengefängnis
Regie: Lutz Schaarwächter
Handlung:
Nachdem die junge Carol (Linda Blair) versehentlich einen Autounfall mit Todesfolge verursacht hatte, wird sie ins Gefängnis gesteckt. Dort gerät sie zwischen die Fronten eines Bandenkrieges (angeführt von Sybil Danning und Tamara Dobson), hat unter sadistischen Gefängnispersonal zu leiden (Stella Stevens und Henry Silva) und zu allem Übel scheint auch der Direktor (John Vernon) Gefallen an ihr zu finden…
Moment, was? Wer spielt den Direktor??? John Vernon!?!?!? Ernsthaft, John Vernon! Sorry, in dem Fall muss ich natürlich die Handlung anders formulieren, also vergesst bitte, was ich oben geschrieben habe, hier ist die RICHTIGE Handlung:
Handlung:
Oh nein! Nachdem sie am Ende von „Ich glaub mich tritt ein Pferd“ die Parade versaut haben, werden Bluto (Sybil Danning), Otter (Tamara Dobson), Pinto (Linda Blair) und der Rest der Delta-Gang ins örtliche Gefängnis gebracht, wo Niedermeyer (Stella Stevens) mittlerweile als Wärter jobbt. Und ein weiteres bekanntes Gesicht begegnet ihnen, denn ausgerechnet ihren verhassten Dean Wormer (John Vernon – der einzige Schauspieler aus dem Original, den man auch für diese inoffizielle Fortsetzung gewinnen konnte) hat der Bürgermeister zum Gefängnisdirektor berufen! Selbstverständlich stellen unsere Helden den total total verrückten Knast gehörig auf den Kopf. Doch werden sie es trotz der wachsamen Augen von Niedermeyer und Wormer auch schaffen ihre geplante Toga-Party zu veranstalten???
Kritik:
Holla, was ist denn hier passiert? Da hat doch irgendwer ein simples Skript für einen kleinen schmuddeligen Frauengefängnisfilm geschrieben und irgendein Genie (wahrscheinlich Produzentin Monica Teuber – als Darstellerin sah man sie in Filmen wie „Rocco – Der Einzelgänger von Alamo“ oder „Ich, die Nonne und die Schweinehunde“) beschloss eben dieses Skript mit den spaßigsten Darstellern zu verfilmen, die man zurzeit auftreiben konnte:
Wir bekommen Linda Blair, Sybil Danning, Henry Silva, John Vernon, Tamara Dobson und Stella Stevens (die letzten beiden spielten übrigens die beiden Titelrollen in „Cleopatra Jones gegen die Drachenlady“). Und dieser Cast macht „Das Frauenlager“ zu einem wirklich spaßigen Sehvergnügen, da jeder seine Rolle mit der gewöhnten Hingabe und Humor spielt.
Zudem geht für die Fans dieser Leute ein Traum in Erfüllung, wenn sie immer schon mal sehen wollten, wie sich beispielsweise Sybil Danning und Tamara Dobson einen Messerkampf liefern, wie sich John Vernon und Henry Silva gegenseitig niederstarren oder wie Henry Silva Sybil Danning abküsst. All diese wunderbaren Darsteller lassen im Zuge des Filmes dann auch so unendlich viele amüsante Sprüche los, bei denen ich mich manchmal frage, ob sie alle im Skript standen, oder ob Vernon, Silva und Co. einfach von sich heraus beschlossen, den Film etwas aufzuwerten.
Der absolute King der spaßigen Performances bleibt übrigens John Vernon, der seine Rolle als niederträchtiger Gefängnisdirektor mit einem Faible für Innenarchitektur äußerst viel abgewinnt. Allein er lässt in diesem Film mehr erinnerungswürdige Sprüche los, als Schwarzenegger in seiner ganzen Karriere. Ganz toll beispielsweise, wenn er die Gefangene Val (Sharon Hughes) unter dem Versprechen, sie zu einem Filmstar zu machen, auffordert sich bei laufender Kamera auszuziehen und dabei sagt: „Nenn mich nicht Direktor, nenn mich Fellini!“
Hinzu kommt, dass der Spaß, den der Film macht, nur selten (zumindest im Verhältnis zu anderen Filmen dieses Genres) von allzu brutalen Stellen getrübt wird. Viele Gewaltakte geschehen Off-Camera und schmuddelige Sex-Szenen werden nur angedeutet, nicht gezeigt. Wenn es dann mal zu Nacktheit kommt, dann sieht das so aus, als hätte Hugh Hefner persönlich für diese Szenen die Gastregie übernommen. Fans von Schmuddelfilmen mag dieser Punkt vielleicht stören, ich habe mich allerdings gefreut, dass ich über die spaßigen Stellen lachen konnte, ohne, dass gleich darauf irgendwas allzu Unangenehmes vorfallen würde.
Unangenehm wird es nur nach einer Stunde, denn da sterben zwei meiner Lieblingsfiguren. Ich mag es zwar nicht, wenn Lieblingsfiguren von mir aus Filmen gemordet werden und man kein großes Aufsehen darum macht (Beispiel: „Laura II – Revolte im Frauenzuchthaus“ – hey, Bruno, Maria Romano hätte in diesem Film ein Staatsbegräbnis verdient! ), doch dies ist hier zum Glück nicht der Fall. Kaum sterben diese Figuren, wollen all die lieben übriggebliebenen Charaktere sie mir zuliebe rächen und es gipfelt in einem äußerst unterhaltsamen Finale, bei dem alle Superbösen ihre gerechte Strafe bekommen und die kleinen Minibösen mit ein paar Hauen davonkommen, so wie es die Zuseher sehen wollen.
Wir können auch voll und ganz hinter unseren Heldinnen stehen. Die Art und Weise wie sich die taffe Val um die arme kleine Linda Blair kümmert ist extrem rührend und wir hoffen inständig, dass beide halbwegs heil aus der ganzen Sache herauskommen. Sybil Danning und Tamara Dobson derweil sind einfach wahnsinnig cool und wenn sie gegen Ende zusammen gegen den gemeinsamen Feind ins Feld ziehen, hat es etwas sehr Genugtuendes.
Fazit: „Das Frauenlager“ mag kein künstlerisch wertvoller Film sein, vielleicht auch kein realistischer Film und nicht mal ein besonders düsterer, schmuddeliger oder kontroverser Film, ABER es ist einer der unterhaltsamsten Filme, die ich seit langem gesehen habe. Der Regisseur gibt dem Publikum genau das, was es will, die Schauspieler sind allesamt extrem gut drauf, die Helden mögen wir, die Bösen verabscheuen wir,…, kurz: Niveauloses Kino auf höchstem Niveau! 8/10
P.S. An alle Gefängnisdirektoren dieser Welt: Hört endlich auf männliches Wachpersonal für eure Frauengefängnisse zu engagieren. Das ist eine echt blöde Idee. John Vernon, Dyanne Thorne, denkt gefälligst mal darüber nach, und nehmt euch ein Beispiel an Lorraine De Selle!
Um nun mit etwas Heitererem zu schließen: Hier ist John Vernon in "Ich glaub mich tritt ein Pferd", weil...weil warum nicht:
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Originaltitel: Chained Heat
Land: Deutschland, USA
Jahr: 1983
Genre: Frauengefängnis
Regie: Lutz Schaarwächter
Handlung:
Nachdem die junge Carol (Linda Blair) versehentlich einen Autounfall mit Todesfolge verursacht hatte, wird sie ins Gefängnis gesteckt. Dort gerät sie zwischen die Fronten eines Bandenkrieges (angeführt von Sybil Danning und Tamara Dobson), hat unter sadistischen Gefängnispersonal zu leiden (Stella Stevens und Henry Silva) und zu allem Übel scheint auch der Direktor (John Vernon) Gefallen an ihr zu finden…
Moment, was? Wer spielt den Direktor??? John Vernon!?!?!? Ernsthaft, John Vernon! Sorry, in dem Fall muss ich natürlich die Handlung anders formulieren, also vergesst bitte, was ich oben geschrieben habe, hier ist die RICHTIGE Handlung:
Handlung:
Oh nein! Nachdem sie am Ende von „Ich glaub mich tritt ein Pferd“ die Parade versaut haben, werden Bluto (Sybil Danning), Otter (Tamara Dobson), Pinto (Linda Blair) und der Rest der Delta-Gang ins örtliche Gefängnis gebracht, wo Niedermeyer (Stella Stevens) mittlerweile als Wärter jobbt. Und ein weiteres bekanntes Gesicht begegnet ihnen, denn ausgerechnet ihren verhassten Dean Wormer (John Vernon – der einzige Schauspieler aus dem Original, den man auch für diese inoffizielle Fortsetzung gewinnen konnte) hat der Bürgermeister zum Gefängnisdirektor berufen! Selbstverständlich stellen unsere Helden den total total verrückten Knast gehörig auf den Kopf. Doch werden sie es trotz der wachsamen Augen von Niedermeyer und Wormer auch schaffen ihre geplante Toga-Party zu veranstalten???
Kritik:
Holla, was ist denn hier passiert? Da hat doch irgendwer ein simples Skript für einen kleinen schmuddeligen Frauengefängnisfilm geschrieben und irgendein Genie (wahrscheinlich Produzentin Monica Teuber – als Darstellerin sah man sie in Filmen wie „Rocco – Der Einzelgänger von Alamo“ oder „Ich, die Nonne und die Schweinehunde“) beschloss eben dieses Skript mit den spaßigsten Darstellern zu verfilmen, die man zurzeit auftreiben konnte:
Wir bekommen Linda Blair, Sybil Danning, Henry Silva, John Vernon, Tamara Dobson und Stella Stevens (die letzten beiden spielten übrigens die beiden Titelrollen in „Cleopatra Jones gegen die Drachenlady“). Und dieser Cast macht „Das Frauenlager“ zu einem wirklich spaßigen Sehvergnügen, da jeder seine Rolle mit der gewöhnten Hingabe und Humor spielt.
Zudem geht für die Fans dieser Leute ein Traum in Erfüllung, wenn sie immer schon mal sehen wollten, wie sich beispielsweise Sybil Danning und Tamara Dobson einen Messerkampf liefern, wie sich John Vernon und Henry Silva gegenseitig niederstarren oder wie Henry Silva Sybil Danning abküsst. All diese wunderbaren Darsteller lassen im Zuge des Filmes dann auch so unendlich viele amüsante Sprüche los, bei denen ich mich manchmal frage, ob sie alle im Skript standen, oder ob Vernon, Silva und Co. einfach von sich heraus beschlossen, den Film etwas aufzuwerten.
Der absolute King der spaßigen Performances bleibt übrigens John Vernon, der seine Rolle als niederträchtiger Gefängnisdirektor mit einem Faible für Innenarchitektur äußerst viel abgewinnt. Allein er lässt in diesem Film mehr erinnerungswürdige Sprüche los, als Schwarzenegger in seiner ganzen Karriere. Ganz toll beispielsweise, wenn er die Gefangene Val (Sharon Hughes) unter dem Versprechen, sie zu einem Filmstar zu machen, auffordert sich bei laufender Kamera auszuziehen und dabei sagt: „Nenn mich nicht Direktor, nenn mich Fellini!“
Hinzu kommt, dass der Spaß, den der Film macht, nur selten (zumindest im Verhältnis zu anderen Filmen dieses Genres) von allzu brutalen Stellen getrübt wird. Viele Gewaltakte geschehen Off-Camera und schmuddelige Sex-Szenen werden nur angedeutet, nicht gezeigt. Wenn es dann mal zu Nacktheit kommt, dann sieht das so aus, als hätte Hugh Hefner persönlich für diese Szenen die Gastregie übernommen. Fans von Schmuddelfilmen mag dieser Punkt vielleicht stören, ich habe mich allerdings gefreut, dass ich über die spaßigen Stellen lachen konnte, ohne, dass gleich darauf irgendwas allzu Unangenehmes vorfallen würde.
Unangenehm wird es nur nach einer Stunde, denn da sterben zwei meiner Lieblingsfiguren. Ich mag es zwar nicht, wenn Lieblingsfiguren von mir aus Filmen gemordet werden und man kein großes Aufsehen darum macht (Beispiel: „Laura II – Revolte im Frauenzuchthaus“ – hey, Bruno, Maria Romano hätte in diesem Film ein Staatsbegräbnis verdient! ), doch dies ist hier zum Glück nicht der Fall. Kaum sterben diese Figuren, wollen all die lieben übriggebliebenen Charaktere sie mir zuliebe rächen und es gipfelt in einem äußerst unterhaltsamen Finale, bei dem alle Superbösen ihre gerechte Strafe bekommen und die kleinen Minibösen mit ein paar Hauen davonkommen, so wie es die Zuseher sehen wollen.
Wir können auch voll und ganz hinter unseren Heldinnen stehen. Die Art und Weise wie sich die taffe Val um die arme kleine Linda Blair kümmert ist extrem rührend und wir hoffen inständig, dass beide halbwegs heil aus der ganzen Sache herauskommen. Sybil Danning und Tamara Dobson derweil sind einfach wahnsinnig cool und wenn sie gegen Ende zusammen gegen den gemeinsamen Feind ins Feld ziehen, hat es etwas sehr Genugtuendes.
Fazit: „Das Frauenlager“ mag kein künstlerisch wertvoller Film sein, vielleicht auch kein realistischer Film und nicht mal ein besonders düsterer, schmuddeliger oder kontroverser Film, ABER es ist einer der unterhaltsamsten Filme, die ich seit langem gesehen habe. Der Regisseur gibt dem Publikum genau das, was es will, die Schauspieler sind allesamt extrem gut drauf, die Helden mögen wir, die Bösen verabscheuen wir,…, kurz: Niveauloses Kino auf höchstem Niveau! 8/10
P.S. An alle Gefängnisdirektoren dieser Welt: Hört endlich auf männliches Wachpersonal für eure Frauengefängnisse zu engagieren. Das ist eine echt blöde Idee. John Vernon, Dyanne Thorne, denkt gefälligst mal darüber nach, und nehmt euch ein Beispiel an Lorraine De Selle!
Um nun mit etwas Heitererem zu schließen: Hier ist John Vernon in "Ich glaub mich tritt ein Pferd", weil...weil warum nicht:
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
DIE TRIBUTE VON PAMEN
Originaltitel: „The Hunger Games“ & „The Hunger Games – Catching Fire“
Land: USA
Jahr: 2012 & 2013
Regie: Gary Ross & Francis Lawrence
Handlung:
Battle Royale… IN THE FUTURE!!!
Kritik:
Ich habe gestern den zweiten Teil im Kino gesehen und musste mir eingestehen: Unter den Kino-Reihen, die momentan am Laufen sind, ist diese (sofern man sie nach zwei Filmen und zwei weiteren in Planung schon als Reihe bezeichnen kann) mein absoluter Favorit. Betonung allerdings auf „Reihe“ nicht auf „Filme“. Was meine ich damit? Nun, die beiden Filme selbst hatten durchaus ihre Probleme und ich habe genügend Filme der letzten Jahre gesehen, die ich vielleicht im Großen und Ganzen besser fand, allerdings konnten mich keine dieser Filme dazu bewegen mir auch die Fortsetzungen anzusehen: „Fluch der Karibik 4“, „Harry Potter ?“, „The Dark Knight Rises“, die Aussichten auf „The Avengers 2“ und „Pacific Rim 2“, ist mir alles herzlich egal, auch wenn ich die jeweiligen Originale wirklich gut fand. Bei „Die Tribute von Panem“ allerdings haben mich die Welt und die Charaktere, die sie im ersten Teil entworfen haben so fasziniert, dass ich mir mit Begeisterung die Fortsetzung angesehen habe, die so gut war, dass ich nun den dritten Teil (der in einem Jahr erscheinen soll) kaum erwarten kann. Was ist so gut an der Reihe, und was sind die Probleme der einzelnen Filme? Finden wir’s heraus:
Eine der größten Beschwerden, unter der der erste Teil zu leiden hatte, war der exzessive Einsatz von Shaky-Cam. Der Regisseur Gary Ross hatte sichtlich seinen Spaß daran, den bedauernswerten Kameramann während der gesamten Dreharbeiten ununterbrochen zu kitzeln, sodass der Film, dessen andere Elemente wirklich gut waren, leider einen konstanten Brechreiz verursachte. Der Regisseur des zweiten Teils Francis Lawrence (der nebenbei bemerkt in Wien geboren wurde!!!) konnte seinen Kitzelfetisch zügeln und somit wird die Fortsetzung visuell extrem ansprechend. Wenn Lawrence hier und da auf Wackelkamera zurückgreift hat das dann einen sehr guten Grund und kommt der zu vermittelten Stimmung zu Gute. Außerdem sorgt er mit seinem Kameramann Jo Willems für einige begnadete Einstellungen, die manchmal sogar nette Spielchen mit Silhouetten bieten. Lawrence schafft es auch die Action wesentlich spannender und die Gefahren wesentlich bedrohlicher zu inszenieren als Ross.
Ein möglicher Grund für die Wackelkamera im ersten Film ist, dass damit die Gewalt ein wenig entschärft (weil undeutlich gemacht) werden wollte. Im zweiten lösen sie dies, indem sie einfach darauf verzichten Blut zu zeigen. Da wird zum Beispiel ein Mann aus nächster Nähe in den Kopf geschossen und wenn sie seine Leiche wegbringen bleibt nicht mal ein einziges rotes Tröpfchen zurück. Manchmal kann sowas störend wirken, besonders da man sieht, dass Drehbuchautoren und Regisseure wirklich gerne einen FSK-18-Film daraus gemacht hätten (der zweite Teil hat beispielsweise auch eine vollkommen aus dem Nichts kommende Strip-Einlage). Allerdings: Dass man in diesen eindeutig für Jugendliche konzipierten Filme versucht die Altersbeschränkung gering zu halten sehe ich zumindest noch ein. Im Gegensatz zu den PG-13-Slasher, die sie in letzter Zeit auf den Markt werfen, kann ich in diesem Fall wenigstens Verständnis zeigen.
Was ich an beiden Filme extrem liebe sind die satirischen Seitenhiebe gegen Reality-TV. „Die Tribute von Panem“ befinden sich auf einen (gerechtfertigten) Kreuzzug gegen diese mir verhasste Art des Fernsehens und machen sie unbarmherzig nach Strich und Faden fertig und dies auf eine Weise, über die man sogar noch schmunzeln kann. Obwohl die Filme eher weniger auf Humor setzten, sorgen diese parodistischen Elemente somit für einige Lacher hier und da.
Die Handlungskomponenten die sich mit Revolution bzw. Auflehnung gegen das vorherrschende, grausame System beschäftigen sind auch sehr intelligent umgesetzt, besonders, was ihren Umgang mit Mitläufern betrifft. Ich werde hier nochmal den Vergleich zu „Jamie: Unfoxxed“ bemühen (Sorry, dass ich diesen Film sooft aufgreife, aber in diesem Punkt fällt mir kein besseres Negativbeispiel ein): Nach meiner Interpretation hatte das letzte Drittel von „Jamie: Unfoxxed“ folgende Aussage: „Jeder der sich nicht dezidiert gegen das vorherrschende System stellt hat es verdient grausam hingerichtet zu werden, da der olle Quentin von solchen Hinrichtungen eine Erektion bekommt.“ (so zumindest meine Interpretation). Ich hasse diese Einstellung und stimme ihr in keinster Weise zu. „Die Tribute von Pamen“ haben allerdings folgende Aussage – die sie im zweiten Teil an der Figur der Effie verdeutlichen: „Wer sich nicht dezidiert gegen das vorherrschende, grausame System stellt ist dumm und/oder feige, aber nicht zwangsläufig ein schlechter Mensch“, was ich als wesentlich intelligentere Ansichtsweise betrachte.
Allerdings sehe ich kein Problem damit den Kopf des Systems, der die ganzen Grausamkeiten vorantreibt, zu verteufeln und in diesem Fall bieten uns „Die Tribute von Panem“ mit der Figur des Präsidenten (grandios gespielt von Donald Sutherland) einen herrlich diabolischen Oberfiesling. Sutherlands Figur ist von Grund auf schlecht und sie liebt es, von Grund auf schlecht zu sein. Wenn er dann, gleich nachdem er wie ein gemeiner Meuchelmörder Mord und Totschlag angeordnet hat, vor seinem Volk den weisen Staatsmann oder vor seiner Enkelin den lieben Großpapa mimt, weiß der Zuseher, dass er es hier mit einer wirklich schaurigen Schurkenfigur zu tun hat, die unseren Helden einen würdigen Gegner bietet (besonders im Vergleich zu dem übertriebenen Polizeichef, den sie im zweiten Teil einführen, fallen die Vorzüge von Sutherlands Performance auf).
Apropos Helden, kommen wir zu den Protagonisten: Jennifer Lawrence in der Hauptrolle ist grandios, dabei ist ihr Part kein leichter: Ihre Rolle beteiligt sich an einem Spiel, bei dem es das Ziel ist die Mitspieler zu töten. Da lauft sie natürlich Gefahr entweder zu grausam-unsympathisch zu werden oder zu passiv-pazifistisch. Sie allerdings finden genau den richtigen Mittelweg: Sie ist cool und hart im nehmen, aber trotzdem noch extrem gutherzig und sympathisch, und als Bonus auch noch interessant, facettenreich und wandlungsfähig. Eine ganz grandiose Rolle, ganz grandios gespielt.
Problem: Die Filme versuchen diese Rolle in ein Liebesdreieck zwischen ihr, einem ihrer Mitspieler und einem Nachbarsjungen oder was der Typ auch immer ist zu zwängen und das funktioniert nicht. An ihr liegt’s jedoch nicht, hier ist das Problem: Während Mr. Mitspieler ein wirklicher, gut von Josh Hutcherson porträtierter, Charakter ist, der mit ihr Zeugs erlebt, ist Mr. Nachbarsjunge, uninteressiert dargestellt von Liam Hemsworth, blass, hat absolut keine Chemie mit Jennifer Lawrence und tut in den Filmen gar nichts. Deshalb, weil die eine Seite dieses Liebesdreieck so ungeheuer schwach, uninteressant und unbeteiligt ist, funktioniert es einfach nicht. Außer dass Mr. Nachbarsjunge gut aussieht, hat er nichts, was ihn relevant macht und man muss schon sehr oberflächlich sein, um seine Figur dann überhaupt als gleichwertig zu akzeptieren.
Was mich allerdings total begeistert hat ist die Gestaltung der futuristischen Welt: In dieser vereinen sie Elemente aus dem antiken Rom, dem französischen Barock und der distanzierten Zukunft, um somit eine individuelle, knallbunte neue Welt zu schaffen. Die römischen Beinamen, die einige Charaktere als Vornamen benutzen (z.B. Caesar, Coriolanus,…) sorgen für einige nette Anspielungen. So wird beispielsweise ein Typ namens Seneca von der Obrigkeit dazu gezwungen Selbstmord zu begehen…Get it? Seneca! Get it?...Solche Anspielungen sind ganz nett, weil sie einerseits nicht zu offensichtlich und angeberisch sind, auf der anderen Seite aber den Beweis dafür liefern, dass die Drehbuchautoren schon einmal in ihrem Leben ein Buch gelesen haben.
In der Stadtdarstellung versuchen sie auch typisch römische Anordnungen mit freien Plätzen und Alleen mit futuristischen Hochhäusern zu verbinden und durch ein kluges Design und gutes CGI gelingt ihnen das auch. Hier übrigens ein kleiner Schock für euch: Ich, Dr. Django, werde nun das CGI des zweiten Filmes loben (nachdem ich kurz über das CGI des ersten geschimpft habe)!!! Im ersten Film wirken die Zeichentrick-Aspekte noch sehr künstlich, aber der zweite bessert sich auf dem Gebiet rapide. Beispielsweise gibt man Jennifer Lawrence in beiden Filmen ein flammendes Kleid zu tragen. Im ersten ist das ein Kleid, an dem sich unten ein paar verpixelte Orange-Punkte befinden. Aber im zweiten…Oh mein Gott, Jennifer Lawrence‘ Kleid steht in Flammen! Allfällige Schwächen im CGI-Bereich können auch von der fähigen Regie von Francis Lawrence auskaschiert werden. Ein Beispiel: Im ersten Film werden die Protagonisten von albernen Zeichentrick-Hunden gejagt, die absolut ungefährlich, weil Zeichentrick, wirken. Im zweiten Film werden die Protagonisten von albernen Zeichentrick-Affen gejagt, die absolut gefährlich, trotz Zeichentrick, wirken.
Leider hat auch der zweite Teil eine Schwäche und das ist der Aufbau der Handlung. Im ersten ist es noch so schön simpel: Die Protagonistin muss bei diesem grausamen Spiel mitmachen, ihr Ziel ist es zu überleben, Punkt! Im zweiten ist es wie folgt: Zuerst haben wir Revolutions-Zeugs und pseudo-tiefsinnige Dialoge und unruhige Stimmung und so, dann beginnen wieder die Spiele, der Routine vom ersten Teil wird eine Weile eins zu eins gefolgt und es werden plötzlich in der Mitte fünftausend neue Hauptcharaktere eingeführt. Schade auch, dass das Ende offen bleibt (nach zweieinhalb Stunden erwartet man sich schon einen Abschluss), aber dafür versorgt uns dieses wenigstens mit einigen netten Twists und einer Menge, was auf die Fortsetzung neugierig macht.
Fazit: Beide Filme haben ihre Schwächen, aber die starken Elemente, die sich in beiden finden, sind so extrem gut, dass man diese Schwächen gerne verzeiht. Wenn ihr mal Lust auf neuere Mainstream Filme haben solltet und ratlos im DVD-Geschäft zwischen „Tranformers“ auf der einen und „Twilight“ auf der anderen Seite steht, greift in die Mitte und schnappt euch „Die Tribute von Panem“.
Originaltitel: „The Hunger Games“ & „The Hunger Games – Catching Fire“
Land: USA
Jahr: 2012 & 2013
Regie: Gary Ross & Francis Lawrence
Handlung:
Battle Royale… IN THE FUTURE!!!
Kritik:
Ich habe gestern den zweiten Teil im Kino gesehen und musste mir eingestehen: Unter den Kino-Reihen, die momentan am Laufen sind, ist diese (sofern man sie nach zwei Filmen und zwei weiteren in Planung schon als Reihe bezeichnen kann) mein absoluter Favorit. Betonung allerdings auf „Reihe“ nicht auf „Filme“. Was meine ich damit? Nun, die beiden Filme selbst hatten durchaus ihre Probleme und ich habe genügend Filme der letzten Jahre gesehen, die ich vielleicht im Großen und Ganzen besser fand, allerdings konnten mich keine dieser Filme dazu bewegen mir auch die Fortsetzungen anzusehen: „Fluch der Karibik 4“, „Harry Potter ?“, „The Dark Knight Rises“, die Aussichten auf „The Avengers 2“ und „Pacific Rim 2“, ist mir alles herzlich egal, auch wenn ich die jeweiligen Originale wirklich gut fand. Bei „Die Tribute von Panem“ allerdings haben mich die Welt und die Charaktere, die sie im ersten Teil entworfen haben so fasziniert, dass ich mir mit Begeisterung die Fortsetzung angesehen habe, die so gut war, dass ich nun den dritten Teil (der in einem Jahr erscheinen soll) kaum erwarten kann. Was ist so gut an der Reihe, und was sind die Probleme der einzelnen Filme? Finden wir’s heraus:
Eine der größten Beschwerden, unter der der erste Teil zu leiden hatte, war der exzessive Einsatz von Shaky-Cam. Der Regisseur Gary Ross hatte sichtlich seinen Spaß daran, den bedauernswerten Kameramann während der gesamten Dreharbeiten ununterbrochen zu kitzeln, sodass der Film, dessen andere Elemente wirklich gut waren, leider einen konstanten Brechreiz verursachte. Der Regisseur des zweiten Teils Francis Lawrence (der nebenbei bemerkt in Wien geboren wurde!!!) konnte seinen Kitzelfetisch zügeln und somit wird die Fortsetzung visuell extrem ansprechend. Wenn Lawrence hier und da auf Wackelkamera zurückgreift hat das dann einen sehr guten Grund und kommt der zu vermittelten Stimmung zu Gute. Außerdem sorgt er mit seinem Kameramann Jo Willems für einige begnadete Einstellungen, die manchmal sogar nette Spielchen mit Silhouetten bieten. Lawrence schafft es auch die Action wesentlich spannender und die Gefahren wesentlich bedrohlicher zu inszenieren als Ross.
Ein möglicher Grund für die Wackelkamera im ersten Film ist, dass damit die Gewalt ein wenig entschärft (weil undeutlich gemacht) werden wollte. Im zweiten lösen sie dies, indem sie einfach darauf verzichten Blut zu zeigen. Da wird zum Beispiel ein Mann aus nächster Nähe in den Kopf geschossen und wenn sie seine Leiche wegbringen bleibt nicht mal ein einziges rotes Tröpfchen zurück. Manchmal kann sowas störend wirken, besonders da man sieht, dass Drehbuchautoren und Regisseure wirklich gerne einen FSK-18-Film daraus gemacht hätten (der zweite Teil hat beispielsweise auch eine vollkommen aus dem Nichts kommende Strip-Einlage). Allerdings: Dass man in diesen eindeutig für Jugendliche konzipierten Filme versucht die Altersbeschränkung gering zu halten sehe ich zumindest noch ein. Im Gegensatz zu den PG-13-Slasher, die sie in letzter Zeit auf den Markt werfen, kann ich in diesem Fall wenigstens Verständnis zeigen.
Was ich an beiden Filme extrem liebe sind die satirischen Seitenhiebe gegen Reality-TV. „Die Tribute von Panem“ befinden sich auf einen (gerechtfertigten) Kreuzzug gegen diese mir verhasste Art des Fernsehens und machen sie unbarmherzig nach Strich und Faden fertig und dies auf eine Weise, über die man sogar noch schmunzeln kann. Obwohl die Filme eher weniger auf Humor setzten, sorgen diese parodistischen Elemente somit für einige Lacher hier und da.
Die Handlungskomponenten die sich mit Revolution bzw. Auflehnung gegen das vorherrschende, grausame System beschäftigen sind auch sehr intelligent umgesetzt, besonders, was ihren Umgang mit Mitläufern betrifft. Ich werde hier nochmal den Vergleich zu „Jamie: Unfoxxed“ bemühen (Sorry, dass ich diesen Film sooft aufgreife, aber in diesem Punkt fällt mir kein besseres Negativbeispiel ein): Nach meiner Interpretation hatte das letzte Drittel von „Jamie: Unfoxxed“ folgende Aussage: „Jeder der sich nicht dezidiert gegen das vorherrschende System stellt hat es verdient grausam hingerichtet zu werden, da der olle Quentin von solchen Hinrichtungen eine Erektion bekommt.“ (so zumindest meine Interpretation). Ich hasse diese Einstellung und stimme ihr in keinster Weise zu. „Die Tribute von Pamen“ haben allerdings folgende Aussage – die sie im zweiten Teil an der Figur der Effie verdeutlichen: „Wer sich nicht dezidiert gegen das vorherrschende, grausame System stellt ist dumm und/oder feige, aber nicht zwangsläufig ein schlechter Mensch“, was ich als wesentlich intelligentere Ansichtsweise betrachte.
Allerdings sehe ich kein Problem damit den Kopf des Systems, der die ganzen Grausamkeiten vorantreibt, zu verteufeln und in diesem Fall bieten uns „Die Tribute von Panem“ mit der Figur des Präsidenten (grandios gespielt von Donald Sutherland) einen herrlich diabolischen Oberfiesling. Sutherlands Figur ist von Grund auf schlecht und sie liebt es, von Grund auf schlecht zu sein. Wenn er dann, gleich nachdem er wie ein gemeiner Meuchelmörder Mord und Totschlag angeordnet hat, vor seinem Volk den weisen Staatsmann oder vor seiner Enkelin den lieben Großpapa mimt, weiß der Zuseher, dass er es hier mit einer wirklich schaurigen Schurkenfigur zu tun hat, die unseren Helden einen würdigen Gegner bietet (besonders im Vergleich zu dem übertriebenen Polizeichef, den sie im zweiten Teil einführen, fallen die Vorzüge von Sutherlands Performance auf).
Apropos Helden, kommen wir zu den Protagonisten: Jennifer Lawrence in der Hauptrolle ist grandios, dabei ist ihr Part kein leichter: Ihre Rolle beteiligt sich an einem Spiel, bei dem es das Ziel ist die Mitspieler zu töten. Da lauft sie natürlich Gefahr entweder zu grausam-unsympathisch zu werden oder zu passiv-pazifistisch. Sie allerdings finden genau den richtigen Mittelweg: Sie ist cool und hart im nehmen, aber trotzdem noch extrem gutherzig und sympathisch, und als Bonus auch noch interessant, facettenreich und wandlungsfähig. Eine ganz grandiose Rolle, ganz grandios gespielt.
Problem: Die Filme versuchen diese Rolle in ein Liebesdreieck zwischen ihr, einem ihrer Mitspieler und einem Nachbarsjungen oder was der Typ auch immer ist zu zwängen und das funktioniert nicht. An ihr liegt’s jedoch nicht, hier ist das Problem: Während Mr. Mitspieler ein wirklicher, gut von Josh Hutcherson porträtierter, Charakter ist, der mit ihr Zeugs erlebt, ist Mr. Nachbarsjunge, uninteressiert dargestellt von Liam Hemsworth, blass, hat absolut keine Chemie mit Jennifer Lawrence und tut in den Filmen gar nichts. Deshalb, weil die eine Seite dieses Liebesdreieck so ungeheuer schwach, uninteressant und unbeteiligt ist, funktioniert es einfach nicht. Außer dass Mr. Nachbarsjunge gut aussieht, hat er nichts, was ihn relevant macht und man muss schon sehr oberflächlich sein, um seine Figur dann überhaupt als gleichwertig zu akzeptieren.
Was mich allerdings total begeistert hat ist die Gestaltung der futuristischen Welt: In dieser vereinen sie Elemente aus dem antiken Rom, dem französischen Barock und der distanzierten Zukunft, um somit eine individuelle, knallbunte neue Welt zu schaffen. Die römischen Beinamen, die einige Charaktere als Vornamen benutzen (z.B. Caesar, Coriolanus,…) sorgen für einige nette Anspielungen. So wird beispielsweise ein Typ namens Seneca von der Obrigkeit dazu gezwungen Selbstmord zu begehen…Get it? Seneca! Get it?...Solche Anspielungen sind ganz nett, weil sie einerseits nicht zu offensichtlich und angeberisch sind, auf der anderen Seite aber den Beweis dafür liefern, dass die Drehbuchautoren schon einmal in ihrem Leben ein Buch gelesen haben.
In der Stadtdarstellung versuchen sie auch typisch römische Anordnungen mit freien Plätzen und Alleen mit futuristischen Hochhäusern zu verbinden und durch ein kluges Design und gutes CGI gelingt ihnen das auch. Hier übrigens ein kleiner Schock für euch: Ich, Dr. Django, werde nun das CGI des zweiten Filmes loben (nachdem ich kurz über das CGI des ersten geschimpft habe)!!! Im ersten Film wirken die Zeichentrick-Aspekte noch sehr künstlich, aber der zweite bessert sich auf dem Gebiet rapide. Beispielsweise gibt man Jennifer Lawrence in beiden Filmen ein flammendes Kleid zu tragen. Im ersten ist das ein Kleid, an dem sich unten ein paar verpixelte Orange-Punkte befinden. Aber im zweiten…Oh mein Gott, Jennifer Lawrence‘ Kleid steht in Flammen! Allfällige Schwächen im CGI-Bereich können auch von der fähigen Regie von Francis Lawrence auskaschiert werden. Ein Beispiel: Im ersten Film werden die Protagonisten von albernen Zeichentrick-Hunden gejagt, die absolut ungefährlich, weil Zeichentrick, wirken. Im zweiten Film werden die Protagonisten von albernen Zeichentrick-Affen gejagt, die absolut gefährlich, trotz Zeichentrick, wirken.
Leider hat auch der zweite Teil eine Schwäche und das ist der Aufbau der Handlung. Im ersten ist es noch so schön simpel: Die Protagonistin muss bei diesem grausamen Spiel mitmachen, ihr Ziel ist es zu überleben, Punkt! Im zweiten ist es wie folgt: Zuerst haben wir Revolutions-Zeugs und pseudo-tiefsinnige Dialoge und unruhige Stimmung und so, dann beginnen wieder die Spiele, der Routine vom ersten Teil wird eine Weile eins zu eins gefolgt und es werden plötzlich in der Mitte fünftausend neue Hauptcharaktere eingeführt. Schade auch, dass das Ende offen bleibt (nach zweieinhalb Stunden erwartet man sich schon einen Abschluss), aber dafür versorgt uns dieses wenigstens mit einigen netten Twists und einer Menge, was auf die Fortsetzung neugierig macht.
Fazit: Beide Filme haben ihre Schwächen, aber die starken Elemente, die sich in beiden finden, sind so extrem gut, dass man diese Schwächen gerne verzeiht. Wenn ihr mal Lust auf neuere Mainstream Filme haben solltet und ratlos im DVD-Geschäft zwischen „Tranformers“ auf der einen und „Twilight“ auf der anderen Seite steht, greift in die Mitte und schnappt euch „Die Tribute von Panem“.
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
VAMPIRE GEGEN HERAKLES
Originaltitel: Ercole al centro della terra
Land: Italien
Jahr: 1961
Genre: Sandalenfilm
Regie: Mario Bava, Franco Prosperi
Handlung:
Weil der böse Lykus (Christopher Lee) seine Geliebte Deianira (Leonora Ruffo) mit einem Bann belegt hat, machen sich Herkules (Reg Park) and Friends (Giorgio Ardisson und Franco Giacobini) auf in die Unterwelt um… wow, ich hab den Film vorgestern gesehen und schon vergessen, warum sie in die Unterwelt gehen…Anyway, irgendwie hilft das Deianira…
Kritik:
Wenn ich einen Film nicht mag, kann das zwei Gründe haben: Entweder er ist nach filmästhetischen Richtlinien einfach schlecht gemacht oder ich bin mit der Moral, die der Regisseur vermitteln will, unzufrieden und mein Glaube an die Menschheit wird ein wenig erschüttert. Beispiele: „Porno Holocaust“ oder „Cannibal Teror“ sind billige, langweilige Filme, in die nicht genug Gedanken geflossen sind um irgendeinen Subtext zu vermitteln. „Jamie: Unfoxxed“ oder „Robin Hood und seine lüsternen Mädchen“ sind dagegen objektiv gesehen etwas bessere Filme, aber es stimmt mich einfach traurig, wenn Quentin einen rassistischen Massenmörder als coolen Helden darstellt oder wenn Erwin C. Dietrich meint einen Film mit 50.000 Vergewaltigungsszenen sollte man als Erotik-Komödie vermarkten. Gegen solche Filme habe ich eine besondere Abneigung, weil während die andere Art schlechter Filme höchsten solange wie die Laufzeit andauert langweilen, bleiben diese im Gedächtnis und können noch Monate später zur Weißglut treiben.
Die Filme aus Kategorie 1 zu besprechen ist leichter, denn wenn man einem Film seine billige Machart ansieht, dann sieht man einem Film seine billige Machart an. Mit Kategorie 2 wird’s da viel komplizierter. Moral ist eine sehr subjektive Größe und es ist nahezu unmöglich daher für die Allgemeinheit zu sprechen. Außerdem kann es leicht sein, dass ich die Filme anders deute, als andere Zuseher und daher eine wesentlich schlechtere Meinung davon habe. Aber ich kann es halt nicht ändern, dass ich die Filme so deute, wie ich es tue und daher… „Vampire gegen Herakles“ hat mich ziemlich aufgeregt.
Dabei hab ich so große Hoffnungen gehabt: Ich liebe Sandalenfilme, Mario Bava, Christopher Lee, Ida Galli,… was kann bitteschön passieren, dass ich den Film trotzdem nicht. Die Antwort: Herkules Freund Mr. Doofkopf, gespielt von Giorgio Ardisson. Aber bevor ich mich in endloses Geschimpfe über diese Rolle begebe, betrachten wir mal die anderen Aspekte des Filmes, bei denen ich noch objektiver sein kann:
Das was alle Welt an dem Film mag trifft zu: Bava filmt in schönen Bildern und coolen bunten Lichtern. Die farbige Beleuchtung schafft eine richtig andere Welt, wenn sich Herkules in die Unterwelt oder in Christopher Lees Verließe begibt. Auch die Kampfszenen sind ziemlich unterhaltsam gefilmt: Die Prügelei mit Raf Baldassarres Banditen am Anfang macht einfach Spaß und der Kampf gegen die Vampire überzeugt durch gruselige Einstellungen. Wenn ich nicht irre, hat man diese Szene sogar in „Die Herausforderung des Herkules“ wiederverwendet. Daher ist dieser Film sehr zu empfehlen: Derselbe tolle Vampir-Kampf aber statt Mr. Doofkopf steht dort Sherlock Teseo an Herkules‘ Seite und Sherlock Teseo ist einfach toll!
Allerdings haben Bava und Prosperi, der auch als Regisseur angegeben ist, ihre Probleme mit dem Timing: Einige Szenen erscheinen zu lang bzw. zu gehetzt. Außerdem wird mir Herkules ein wenig zu übermächtig dargestellt, sodass mir nie der Gedanke kam, er könnte scheitern, wodurch in Szenen wie dem Endkampf mit Christopher Lee einiges an Spannung verloren geht.
Soweit so gut, kommen wir zu Mr. Doofkopf. Die Einführung dieser Figur ist gar nicht mal so übel: Er ist einfach ein junger Abenteurer, schmust ein bisschen mit Ely Drago herum, kämpft dann mit ihr gegen Raf Baldassarres Banditen und dabei bleibt er noch durchwegs charmant. Aber dann: Er liegt wieder bei Drago und Herkules erzählt ihm von der Unterweltreise, worauf Mr. Doofkopf Drago mit der Aussage, er würde sich bei ihr sowieso nur langweilen, verlässt und Herkules in die Unterwelt begleitet (nebst Dragos Verlobten Mr. Witziger-Nebencharakter).
In der Unterwelt sieht er Ida Galli. Er lernt sie nicht wirklich kennen, ich vermute aber er will ganz gerne seinen Penis in Ida Galli stecken, deshalb entführt er sie ihrem Widerspruch zum Trotz aus der Unterwelt. Da sie aber die Tochter von Hades ist und der sie zurückhaben will, lässt der Gott Mr. Doofkopfs Gefolgsleute sterben. Mr. Doofkopf erfährt davon und sagt Sinngemäß: „Sollen meine Gefolgsleute ruhig krepieren, ich mag meinen Penis in Ida Galli stecken und nichts kann mich daran hindern.“
Dann kommt Herakles und sagt, er solle doch Galli ziehen lassen, damit nicht mehr so viele Leute sterben. Und Mr. Doofkopf versucht ernsthaft seinen alten Freund Herkules zu töten, weil er nicht darauf verzichten kann, seinen Penis in Ida Galli, die ihn auch darum bittet sie ziehen zu lassen, zu stecken. Und bei all dem wird Mr. Doofkopf als positive Figur dargestellt. Was zum Teufel!
All das wäre ohne das Ende ja noch zu ertragen gewesen. Hier ist das Ende: Ida Galli verlässt Mr. Doofkopf, alles scheint gut und Mr. Witziger-Nebencharakter hat sich endlich mit seiner angebeteten Ely Drago verlobt und ist glücklich mit ihr. Da sagt Mr. Doofkopf: „Jetzt wo Ida Galli weg ist, will ich wieder Ely Drago haben. Verlasse deinen gutmütigen Verlobten und komm mit mir.“ Und Ely Drago macht das sofort, worauf sich Mr. Witziger-Nebencharakter versucht selbst umzubringen. Und diese Szene wird als witzig-charmant gefilmt. Die Moral ist also: Das größte Arschloch der Welt ist, sofern es blond, blauäugig und muskulös ist, eine bessere Wahl als ein treuer, gutmütiger, physisch nicht vollkommen perfekter Verlobter.
Wow! Im deutschen Film der späten 30er hätte ich mir so eine Aussage erwartet, da war man ja noch bestrebt die ganzen Luftschlösser von Ariern und Übermenschen unters Volk zu bringen. Aber ich dachte nach dem ganzen Zweiten-Weltkrieg-Fiasko, das für die Leute mit den ulkigen Ideologien jetzt nicht ganz so rosig ausgefallen ist, wäre die Menschheit etwas klüger geworden. Dass mir gerade der sonst so großartige Regisseur Mario Bava das Gegenteil beweisen muss, stimmt mich wirklich sehr traurig.
Wie gesagt, meine Interpretation, mein Moralverständnis, jeder darf den Film anders sehen, wenn er mag. Ich seh ihn so und konnte ihn deshalb kaum genießen. Deswegen würde ich bei diesem hier ernsthaft meinen (und diese Meinung ist bei mir sehr selten): Macht ein Remake! Wirklich! Hört auf perfekte Filme zu verludern und wendet euch diesen zu: Behaltet die prinzipielle Handlung, behaltet das grenzgeniale Regiekonzept die Unterwelt mit bunten Lichtern gruselig zu machen, aber geht mit ein Bisschen mehr Intelligenz an die Charakterisierung der Figuren und die Ausbauung der Liebesgeschichte, die prinzipiell, wenn ein wenig anders dargestellt, durchaus hätte funktionieren können.
Fazit: Großteils okay, Mr. Doofkopf ist blöd. 5-6/10 (objektiv; subjektiv weniger weil Hass)
Originaltitel: Ercole al centro della terra
Land: Italien
Jahr: 1961
Genre: Sandalenfilm
Regie: Mario Bava, Franco Prosperi
Handlung:
Weil der böse Lykus (Christopher Lee) seine Geliebte Deianira (Leonora Ruffo) mit einem Bann belegt hat, machen sich Herkules (Reg Park) and Friends (Giorgio Ardisson und Franco Giacobini) auf in die Unterwelt um… wow, ich hab den Film vorgestern gesehen und schon vergessen, warum sie in die Unterwelt gehen…Anyway, irgendwie hilft das Deianira…
Kritik:
Wenn ich einen Film nicht mag, kann das zwei Gründe haben: Entweder er ist nach filmästhetischen Richtlinien einfach schlecht gemacht oder ich bin mit der Moral, die der Regisseur vermitteln will, unzufrieden und mein Glaube an die Menschheit wird ein wenig erschüttert. Beispiele: „Porno Holocaust“ oder „Cannibal Teror“ sind billige, langweilige Filme, in die nicht genug Gedanken geflossen sind um irgendeinen Subtext zu vermitteln. „Jamie: Unfoxxed“ oder „Robin Hood und seine lüsternen Mädchen“ sind dagegen objektiv gesehen etwas bessere Filme, aber es stimmt mich einfach traurig, wenn Quentin einen rassistischen Massenmörder als coolen Helden darstellt oder wenn Erwin C. Dietrich meint einen Film mit 50.000 Vergewaltigungsszenen sollte man als Erotik-Komödie vermarkten. Gegen solche Filme habe ich eine besondere Abneigung, weil während die andere Art schlechter Filme höchsten solange wie die Laufzeit andauert langweilen, bleiben diese im Gedächtnis und können noch Monate später zur Weißglut treiben.
Die Filme aus Kategorie 1 zu besprechen ist leichter, denn wenn man einem Film seine billige Machart ansieht, dann sieht man einem Film seine billige Machart an. Mit Kategorie 2 wird’s da viel komplizierter. Moral ist eine sehr subjektive Größe und es ist nahezu unmöglich daher für die Allgemeinheit zu sprechen. Außerdem kann es leicht sein, dass ich die Filme anders deute, als andere Zuseher und daher eine wesentlich schlechtere Meinung davon habe. Aber ich kann es halt nicht ändern, dass ich die Filme so deute, wie ich es tue und daher… „Vampire gegen Herakles“ hat mich ziemlich aufgeregt.
Dabei hab ich so große Hoffnungen gehabt: Ich liebe Sandalenfilme, Mario Bava, Christopher Lee, Ida Galli,… was kann bitteschön passieren, dass ich den Film trotzdem nicht. Die Antwort: Herkules Freund Mr. Doofkopf, gespielt von Giorgio Ardisson. Aber bevor ich mich in endloses Geschimpfe über diese Rolle begebe, betrachten wir mal die anderen Aspekte des Filmes, bei denen ich noch objektiver sein kann:
Das was alle Welt an dem Film mag trifft zu: Bava filmt in schönen Bildern und coolen bunten Lichtern. Die farbige Beleuchtung schafft eine richtig andere Welt, wenn sich Herkules in die Unterwelt oder in Christopher Lees Verließe begibt. Auch die Kampfszenen sind ziemlich unterhaltsam gefilmt: Die Prügelei mit Raf Baldassarres Banditen am Anfang macht einfach Spaß und der Kampf gegen die Vampire überzeugt durch gruselige Einstellungen. Wenn ich nicht irre, hat man diese Szene sogar in „Die Herausforderung des Herkules“ wiederverwendet. Daher ist dieser Film sehr zu empfehlen: Derselbe tolle Vampir-Kampf aber statt Mr. Doofkopf steht dort Sherlock Teseo an Herkules‘ Seite und Sherlock Teseo ist einfach toll!
Allerdings haben Bava und Prosperi, der auch als Regisseur angegeben ist, ihre Probleme mit dem Timing: Einige Szenen erscheinen zu lang bzw. zu gehetzt. Außerdem wird mir Herkules ein wenig zu übermächtig dargestellt, sodass mir nie der Gedanke kam, er könnte scheitern, wodurch in Szenen wie dem Endkampf mit Christopher Lee einiges an Spannung verloren geht.
Soweit so gut, kommen wir zu Mr. Doofkopf. Die Einführung dieser Figur ist gar nicht mal so übel: Er ist einfach ein junger Abenteurer, schmust ein bisschen mit Ely Drago herum, kämpft dann mit ihr gegen Raf Baldassarres Banditen und dabei bleibt er noch durchwegs charmant. Aber dann: Er liegt wieder bei Drago und Herkules erzählt ihm von der Unterweltreise, worauf Mr. Doofkopf Drago mit der Aussage, er würde sich bei ihr sowieso nur langweilen, verlässt und Herkules in die Unterwelt begleitet (nebst Dragos Verlobten Mr. Witziger-Nebencharakter).
In der Unterwelt sieht er Ida Galli. Er lernt sie nicht wirklich kennen, ich vermute aber er will ganz gerne seinen Penis in Ida Galli stecken, deshalb entführt er sie ihrem Widerspruch zum Trotz aus der Unterwelt. Da sie aber die Tochter von Hades ist und der sie zurückhaben will, lässt der Gott Mr. Doofkopfs Gefolgsleute sterben. Mr. Doofkopf erfährt davon und sagt Sinngemäß: „Sollen meine Gefolgsleute ruhig krepieren, ich mag meinen Penis in Ida Galli stecken und nichts kann mich daran hindern.“
Dann kommt Herakles und sagt, er solle doch Galli ziehen lassen, damit nicht mehr so viele Leute sterben. Und Mr. Doofkopf versucht ernsthaft seinen alten Freund Herkules zu töten, weil er nicht darauf verzichten kann, seinen Penis in Ida Galli, die ihn auch darum bittet sie ziehen zu lassen, zu stecken. Und bei all dem wird Mr. Doofkopf als positive Figur dargestellt. Was zum Teufel!
All das wäre ohne das Ende ja noch zu ertragen gewesen. Hier ist das Ende: Ida Galli verlässt Mr. Doofkopf, alles scheint gut und Mr. Witziger-Nebencharakter hat sich endlich mit seiner angebeteten Ely Drago verlobt und ist glücklich mit ihr. Da sagt Mr. Doofkopf: „Jetzt wo Ida Galli weg ist, will ich wieder Ely Drago haben. Verlasse deinen gutmütigen Verlobten und komm mit mir.“ Und Ely Drago macht das sofort, worauf sich Mr. Witziger-Nebencharakter versucht selbst umzubringen. Und diese Szene wird als witzig-charmant gefilmt. Die Moral ist also: Das größte Arschloch der Welt ist, sofern es blond, blauäugig und muskulös ist, eine bessere Wahl als ein treuer, gutmütiger, physisch nicht vollkommen perfekter Verlobter.
Wow! Im deutschen Film der späten 30er hätte ich mir so eine Aussage erwartet, da war man ja noch bestrebt die ganzen Luftschlösser von Ariern und Übermenschen unters Volk zu bringen. Aber ich dachte nach dem ganzen Zweiten-Weltkrieg-Fiasko, das für die Leute mit den ulkigen Ideologien jetzt nicht ganz so rosig ausgefallen ist, wäre die Menschheit etwas klüger geworden. Dass mir gerade der sonst so großartige Regisseur Mario Bava das Gegenteil beweisen muss, stimmt mich wirklich sehr traurig.
Wie gesagt, meine Interpretation, mein Moralverständnis, jeder darf den Film anders sehen, wenn er mag. Ich seh ihn so und konnte ihn deshalb kaum genießen. Deswegen würde ich bei diesem hier ernsthaft meinen (und diese Meinung ist bei mir sehr selten): Macht ein Remake! Wirklich! Hört auf perfekte Filme zu verludern und wendet euch diesen zu: Behaltet die prinzipielle Handlung, behaltet das grenzgeniale Regiekonzept die Unterwelt mit bunten Lichtern gruselig zu machen, aber geht mit ein Bisschen mehr Intelligenz an die Charakterisierung der Figuren und die Ausbauung der Liebesgeschichte, die prinzipiell, wenn ein wenig anders dargestellt, durchaus hätte funktionieren können.
Fazit: Großteils okay, Mr. Doofkopf ist blöd. 5-6/10 (objektiv; subjektiv weniger weil Hass)
- DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
PULSSCHLAG DES TODES
Originaltitel: 5 donne per l’assassino
Alternativtitel: Day-Killer
Land: Italien
Jahr: 1974
Genre: Giallo
Regie: Stelvio Massi
Handlung:
Als der Schriftsteller Giorgio (Francis Matthews) von einer Reise zurückkommt, muss er feststellen, dass seine Frau bei der Geburt ihres Kindes gestorben ist. Den Pflichten eines alleinerziehenden Vaters kommt er nach, indem er ein Kindermädchen vom Typ blutjung und liebeshungrig engagiert, doch damit hören seine Probleme nicht auf, denn ein geheimnisvoller Killer ermordet in Giorgios Bekanntenkreis Frauen, die eben erst schwanger geworden sind…
Kritik:
Diesen Film auf DVD zu erwerben ist nicht sonderlich schwierig: Man muss bloß nach einer DVD von Laser Paradise mit dem Titel „Ghostkiller“ (nicht zu verwechseln mit dem amerikanischen Horrorfilm „Ghost Killer“) Ausschau halten. Besagte DVD hat das Coverartwork des amerikanischen Horrorfilmes „Ghost Killer“ und damit die Szenenfotos auf der Rückseite zum Artwork passen, hat das umsichtige Label auch diese aus dem Film „Ghost Killer“ entnommen. Dass auch die Inhaltsangabe nichts mit „Pulsschlag des Todes“ und mehr mit „Ghost Killer“ zu tun hat, schiebe ich selbigen Grund zu. Aber so unpassend die Hülle auch sein mag, wenigstens hat Laser Paradise an der DVD selbst nichts geändert… bis auf die Tatsache, dass sie den Vorspann verändert haben, sodass der Eindruck entsteht, der Film sei von John Carpenter (was er nicht ist).
In verschiedenen Quellen habe ich relativ schlechte Rezensionen von „Pulsschlag des Todes“ gelesen. Die Frage ist nun: Liegen diese daran, dass Massis Werk einfach ein grottenschlechter Giallo ist, oder ist der Film gut und die miese Rückmeldung entspringt dem Zorn über die irreführende Veröffentlichung, die ein cinematographisches Werk vom Niveau eines „Assault – Anschlag bei Nacht“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ oder „Halloween – Die Nacht des Grauens“ erwarten ließ? Finden wir’s heraus:
Weder die Bildqualität der Veröffentlichung noch die Kameraeinstellungen des Filmes selbst sind bemerkenswert, doch die damit entstehende schmuddelige Bildästhetik kommt dem Film durchaus zu Gute, denn dieser hat schon in der Handlung zu Hauf schmuddelige Elemente. Die Todesarten sind nicht gerade die geschmackvollsten und die Tatsache, dass die bedauernswerten Opfer auch noch schwanger waren, macht den Film auch nicht gerade appetitanregender.
Damit es nicht zu wenige Verdächtige gibt, hat der Film auch unzählige Nebenrollen vom Typ creepy/sleazy/shady. Zudem – vielleicht um die hohe Schwangerschaftsrate zu erklären – haben sämtliche Figuren eine sehr lockere Einstellung zur Sexualität: Ganz egal ob verheiratet oder ledig, jeder schläft mit jedem querfeldein, und das wird manchmal so selbstverständlich dargestellt, dass es mich verwirrte. Beispiel: Giorgio und sein Kindermädchen verhielten sich immer ziemlich platonisch gegenüber, abgesehen vielleicht von einer kurzen Szene, wo sie mit einer Zigarette herumalbern, aber sonst reines Arbeitsverhältnis. Kurz nach der Zigarettenszene meint Miss Kindermädchen dann ziemlich beiläufig, dass sie jetzt von Giorgio schwanger ist.
Davon abgesehen bin ich mit den Figurenzeichnungen der meisten Rollen ziemlich zu Frieden. Von den erwähnten Sleazebolzen abgesehen, wirken die meisten Personen recht natürlich. Giorgio beispielsweise ist immer sehr stoisch und ruhig, doch hin und wieder sieht man ihn in lockeren Gesprächen mit Bekannten und er wirkt wie ein nachvollziehbarer Charakter.
Darstellermäßig findet sich hier vielleicht nicht die Creme della Creme della Gialli, aber in Nebenrollen finden wir doch einige bekannte Gesichter: Howard Ross spielt den Commissario, die Radiosprecherin/Pornodarstellerin/Politikerin Ilona Staller (ich liebe italienische Karrieren) gibt sich auch die Ehre und Tom Felleghy und Carla Mancini sind immer noch unermüdlich dabei in jedem italienischen Film, der je gedreht wurde, aufzutreten.
Das Mörderrätsel ist recht clever aufgebaut: Ich wusste zwar schon nach ein paar Minuten, wer der Killer war, allerdings hängt der Film an diese Auflösung noch einen kleinen Twist dran, auf den ich nicht gekommen bin, sodass ich am Ende einerseits die Satisfaktion der Bestätigung meiner Intelligenz hatte, als auch den Überraschungseffekt. Super! Einziger Kritikpunk der Handlung: Von Anfang an wird Giorgio als Hauptfigur etabliert, aber nach der Hälfte scheint der Film dann doch manchmal Fokus und Sympathien eher auf die Figur des Commissario zu legen. Dies aber kein großer Kritikpunkt, denn Howard Ross spielt den Polizisten sehr charismatisch und macht immer Spaß, wenn er in einer Szene vorkommt.
Eine Möglichkeit, warum der Film viele schlechte Kritiken ernsten muss, besteht möglicherweise darin, dass er einige Elemente hat, die in der richtigen Stimmung trashige Laune machen, in der falschen Stimmung aber sehr verstimmen können. Zum Glück war ich in der richtigen Stimmung und so wirkte beispielsweise der Schlussmonolog des Mörders nach dem Motto „Alle sagen ich bin verrückt…aber ich bin nicht verrückt…ich bin ganz normal…hihihi!“ erheiternd und nicht ärgerlich auf mich. Selbiges lässt sich über den Assistent des Commissarios (Ugo Bombognini) sagen, dieser ist nämlich von unmenschlicher Dummheit und es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Figur den Zuseher einfach nur ärgert, aber ich konnte über ihn lachen und hatte meinen Spaß. Ich war sogar dafür, dass er und Howard Ross eine Spin-Off-Comedy-Serie bekommen.
Ach ja, bevor ich’s vergesse: Richtig gefallen hat mir auch der Abspann. So eine Art von Abspann habe ich noch nie gesehen, ich fand sie aber sehr nett.
Fazit: Ordentlich, wenn auch nicht allzu überragend, gemachter, überraschend schmuddeliger Giallo, der allerdings einige strittige Elemente hat, für die man richtig aufgelegt sein muss. 7/10
Originaltitel: 5 donne per l’assassino
Alternativtitel: Day-Killer
Land: Italien
Jahr: 1974
Genre: Giallo
Regie: Stelvio Massi
Handlung:
Als der Schriftsteller Giorgio (Francis Matthews) von einer Reise zurückkommt, muss er feststellen, dass seine Frau bei der Geburt ihres Kindes gestorben ist. Den Pflichten eines alleinerziehenden Vaters kommt er nach, indem er ein Kindermädchen vom Typ blutjung und liebeshungrig engagiert, doch damit hören seine Probleme nicht auf, denn ein geheimnisvoller Killer ermordet in Giorgios Bekanntenkreis Frauen, die eben erst schwanger geworden sind…
Kritik:
Diesen Film auf DVD zu erwerben ist nicht sonderlich schwierig: Man muss bloß nach einer DVD von Laser Paradise mit dem Titel „Ghostkiller“ (nicht zu verwechseln mit dem amerikanischen Horrorfilm „Ghost Killer“) Ausschau halten. Besagte DVD hat das Coverartwork des amerikanischen Horrorfilmes „Ghost Killer“ und damit die Szenenfotos auf der Rückseite zum Artwork passen, hat das umsichtige Label auch diese aus dem Film „Ghost Killer“ entnommen. Dass auch die Inhaltsangabe nichts mit „Pulsschlag des Todes“ und mehr mit „Ghost Killer“ zu tun hat, schiebe ich selbigen Grund zu. Aber so unpassend die Hülle auch sein mag, wenigstens hat Laser Paradise an der DVD selbst nichts geändert… bis auf die Tatsache, dass sie den Vorspann verändert haben, sodass der Eindruck entsteht, der Film sei von John Carpenter (was er nicht ist).
In verschiedenen Quellen habe ich relativ schlechte Rezensionen von „Pulsschlag des Todes“ gelesen. Die Frage ist nun: Liegen diese daran, dass Massis Werk einfach ein grottenschlechter Giallo ist, oder ist der Film gut und die miese Rückmeldung entspringt dem Zorn über die irreführende Veröffentlichung, die ein cinematographisches Werk vom Niveau eines „Assault – Anschlag bei Nacht“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ oder „Halloween – Die Nacht des Grauens“ erwarten ließ? Finden wir’s heraus:
Weder die Bildqualität der Veröffentlichung noch die Kameraeinstellungen des Filmes selbst sind bemerkenswert, doch die damit entstehende schmuddelige Bildästhetik kommt dem Film durchaus zu Gute, denn dieser hat schon in der Handlung zu Hauf schmuddelige Elemente. Die Todesarten sind nicht gerade die geschmackvollsten und die Tatsache, dass die bedauernswerten Opfer auch noch schwanger waren, macht den Film auch nicht gerade appetitanregender.
Damit es nicht zu wenige Verdächtige gibt, hat der Film auch unzählige Nebenrollen vom Typ creepy/sleazy/shady. Zudem – vielleicht um die hohe Schwangerschaftsrate zu erklären – haben sämtliche Figuren eine sehr lockere Einstellung zur Sexualität: Ganz egal ob verheiratet oder ledig, jeder schläft mit jedem querfeldein, und das wird manchmal so selbstverständlich dargestellt, dass es mich verwirrte. Beispiel: Giorgio und sein Kindermädchen verhielten sich immer ziemlich platonisch gegenüber, abgesehen vielleicht von einer kurzen Szene, wo sie mit einer Zigarette herumalbern, aber sonst reines Arbeitsverhältnis. Kurz nach der Zigarettenszene meint Miss Kindermädchen dann ziemlich beiläufig, dass sie jetzt von Giorgio schwanger ist.
Davon abgesehen bin ich mit den Figurenzeichnungen der meisten Rollen ziemlich zu Frieden. Von den erwähnten Sleazebolzen abgesehen, wirken die meisten Personen recht natürlich. Giorgio beispielsweise ist immer sehr stoisch und ruhig, doch hin und wieder sieht man ihn in lockeren Gesprächen mit Bekannten und er wirkt wie ein nachvollziehbarer Charakter.
Darstellermäßig findet sich hier vielleicht nicht die Creme della Creme della Gialli, aber in Nebenrollen finden wir doch einige bekannte Gesichter: Howard Ross spielt den Commissario, die Radiosprecherin/Pornodarstellerin/Politikerin Ilona Staller (ich liebe italienische Karrieren) gibt sich auch die Ehre und Tom Felleghy und Carla Mancini sind immer noch unermüdlich dabei in jedem italienischen Film, der je gedreht wurde, aufzutreten.
Das Mörderrätsel ist recht clever aufgebaut: Ich wusste zwar schon nach ein paar Minuten, wer der Killer war, allerdings hängt der Film an diese Auflösung noch einen kleinen Twist dran, auf den ich nicht gekommen bin, sodass ich am Ende einerseits die Satisfaktion der Bestätigung meiner Intelligenz hatte, als auch den Überraschungseffekt. Super! Einziger Kritikpunk der Handlung: Von Anfang an wird Giorgio als Hauptfigur etabliert, aber nach der Hälfte scheint der Film dann doch manchmal Fokus und Sympathien eher auf die Figur des Commissario zu legen. Dies aber kein großer Kritikpunkt, denn Howard Ross spielt den Polizisten sehr charismatisch und macht immer Spaß, wenn er in einer Szene vorkommt.
Eine Möglichkeit, warum der Film viele schlechte Kritiken ernsten muss, besteht möglicherweise darin, dass er einige Elemente hat, die in der richtigen Stimmung trashige Laune machen, in der falschen Stimmung aber sehr verstimmen können. Zum Glück war ich in der richtigen Stimmung und so wirkte beispielsweise der Schlussmonolog des Mörders nach dem Motto „Alle sagen ich bin verrückt…aber ich bin nicht verrückt…ich bin ganz normal…hihihi!“ erheiternd und nicht ärgerlich auf mich. Selbiges lässt sich über den Assistent des Commissarios (Ugo Bombognini) sagen, dieser ist nämlich von unmenschlicher Dummheit und es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Figur den Zuseher einfach nur ärgert, aber ich konnte über ihn lachen und hatte meinen Spaß. Ich war sogar dafür, dass er und Howard Ross eine Spin-Off-Comedy-Serie bekommen.
Ach ja, bevor ich’s vergesse: Richtig gefallen hat mir auch der Abspann. So eine Art von Abspann habe ich noch nie gesehen, ich fand sie aber sehr nett.
Fazit: Ordentlich, wenn auch nicht allzu überragend, gemachter, überraschend schmuddeliger Giallo, der allerdings einige strittige Elemente hat, für die man richtig aufgelegt sein muss. 7/10
- DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme
KOMMISSAR X – DREI BLAUE PANTHER
Originaltitel: Kommissar X – Drei blaue Panther
Land: Italien, Deutschland, Frankreich, Kanada
Jahr: 1968
Genre: Abenteuer, Action
Regie: Gianfranco Parolini
Handlung:
Captain Rowland (Brad Harris) ist einem ausgebrochenen Juwelendieb (Franco Fantasia) auf der Spur und da ist er nicht allein, denn auch Joe Walker, alias Kommissar X (oder „K-X“, wie ihn die coolen Leute nennen) (Tony Kendall) hat sich auf die Fährte des Gangsters begeben…
Kritik:
„Drei blaue Panther“ ist der fünfte Teil der Kommissar-X-Reihe, oder wie die deutschsprachigen Zuseher sie nennen, die Drei-Farbe-Tier-Reihe. Wütende Parolini-Fans werden sich erinnern, dass ich bei den ersten drei Filmen nur den wirklich mochte, den zur Abwechslung mal Rudolf Zehetgruber inszeniert hat. Doch endlich dürfen die Fans ihren Zorn zügeln, denn dieses Werk, bei dem wieder Gianfranco Parolini das Ruder übernahm, betrachte ich als das bisher beste, was ich zu sehen bekam.
Beurteilte ich die anderen Filme als Mittelmäßig mit den kleinen Silberstreifen am Horizont, den die spaßige Partnerschaft von Kendall und Harris bietet, holte Parolini diesen Silberstreif endlich nach vorne und setzte ihn ins Zentrum des Filmes. Die hassliebende Beziehung zwischen den ungleichen Ermittlern sorgt in unzähligen spaßigen Szenen für Lacher und die enthusiastischen Darstellungen, die Kendall und Harris liefern, sprechen dafür, dass die beiden richtig viel Freude am Dreh hatten. Zudem werden beide zwar wohl heldenhaft aber nicht übertrieben mächtig dargestellt. Beide müssen genau so oft Schläge einstecken wie sie austeilen und der Zuseher bekommt das Gefühl, dass sie diesen Fall nur durch ihre Teamarbeit lösen konnten.
Apropos Fall: Dieser spielt sich diesmal wieder in kleinerem Rahmen ab. Keine Superschurken wollen die Welt vernichten, es geht einfach darum brutale Räuber zu fassen und das tut dem Film gut. Die Superschurken wirkten auf mich in diesen Filmen immer mehr albern als furchterregend und die wunderbare Komik der Hauptcharaktere passt mehr zu „alltäglicheren“ Kriminalfällen.
Die Nebenrollen sind großartig besetzt, allen voran natürlich die stets wundervolle Erika Blanc. Daneben begegnet uns Franco Fantasia in einer Doppelrolle und das ist auch gut so, denn ich freue mich immer, wenn ich zwei Fantasias zum Preis von einem bekommen kann. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Erwin Strahl, der mit seiner coolen Stimme in „Der Frosch mit der Maske“ begeistert hatte, dann aber zu selten wieder auftauchte. Für den Handlanger des Gangsters verpflichtete man wie in „Drei gelbe Katzen“ den furchteinflößendsten Menschen, den man sich vorstellen konnte, Siegfried Rauch (oder „Sigi“ wie ihn Erika nennt), der überraschend gut in solche Rollen passt.
Der Sexismus, mit dem ich in den anderen Parolini-Kommissar-Xs mein Problem hatte, wird diesmal auf ein Minimum reduziert und die weiblichen Figuren scheinen mehr geheimnisvoll als dumm. Am Ende wird es dem ewigen Verführer Tony Kendall sogar verweigert die Blondine des Tages zu küssen und stattdessen stopft ihm Brad Harris seine massive Zigarre in den Mund (und das hat jetzt homoerotischer geklungen als intendiert war).
Fazit: Das unterhaltsame, sympathische Paar Brad Harris und Tony Kendall, die beide mit viel Freude bei der Sache sind, machen „Kommissar X – Drei blaue Panther“ zu einem extrem spaßigen Sehvergnügen.
Originaltitel: Kommissar X – Drei blaue Panther
Land: Italien, Deutschland, Frankreich, Kanada
Jahr: 1968
Genre: Abenteuer, Action
Regie: Gianfranco Parolini
Handlung:
Captain Rowland (Brad Harris) ist einem ausgebrochenen Juwelendieb (Franco Fantasia) auf der Spur und da ist er nicht allein, denn auch Joe Walker, alias Kommissar X (oder „K-X“, wie ihn die coolen Leute nennen) (Tony Kendall) hat sich auf die Fährte des Gangsters begeben…
Kritik:
„Drei blaue Panther“ ist der fünfte Teil der Kommissar-X-Reihe, oder wie die deutschsprachigen Zuseher sie nennen, die Drei-Farbe-Tier-Reihe. Wütende Parolini-Fans werden sich erinnern, dass ich bei den ersten drei Filmen nur den wirklich mochte, den zur Abwechslung mal Rudolf Zehetgruber inszeniert hat. Doch endlich dürfen die Fans ihren Zorn zügeln, denn dieses Werk, bei dem wieder Gianfranco Parolini das Ruder übernahm, betrachte ich als das bisher beste, was ich zu sehen bekam.
Beurteilte ich die anderen Filme als Mittelmäßig mit den kleinen Silberstreifen am Horizont, den die spaßige Partnerschaft von Kendall und Harris bietet, holte Parolini diesen Silberstreif endlich nach vorne und setzte ihn ins Zentrum des Filmes. Die hassliebende Beziehung zwischen den ungleichen Ermittlern sorgt in unzähligen spaßigen Szenen für Lacher und die enthusiastischen Darstellungen, die Kendall und Harris liefern, sprechen dafür, dass die beiden richtig viel Freude am Dreh hatten. Zudem werden beide zwar wohl heldenhaft aber nicht übertrieben mächtig dargestellt. Beide müssen genau so oft Schläge einstecken wie sie austeilen und der Zuseher bekommt das Gefühl, dass sie diesen Fall nur durch ihre Teamarbeit lösen konnten.
Apropos Fall: Dieser spielt sich diesmal wieder in kleinerem Rahmen ab. Keine Superschurken wollen die Welt vernichten, es geht einfach darum brutale Räuber zu fassen und das tut dem Film gut. Die Superschurken wirkten auf mich in diesen Filmen immer mehr albern als furchterregend und die wunderbare Komik der Hauptcharaktere passt mehr zu „alltäglicheren“ Kriminalfällen.
Die Nebenrollen sind großartig besetzt, allen voran natürlich die stets wundervolle Erika Blanc. Daneben begegnet uns Franco Fantasia in einer Doppelrolle und das ist auch gut so, denn ich freue mich immer, wenn ich zwei Fantasias zum Preis von einem bekommen kann. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Erwin Strahl, der mit seiner coolen Stimme in „Der Frosch mit der Maske“ begeistert hatte, dann aber zu selten wieder auftauchte. Für den Handlanger des Gangsters verpflichtete man wie in „Drei gelbe Katzen“ den furchteinflößendsten Menschen, den man sich vorstellen konnte, Siegfried Rauch (oder „Sigi“ wie ihn Erika nennt), der überraschend gut in solche Rollen passt.
Der Sexismus, mit dem ich in den anderen Parolini-Kommissar-Xs mein Problem hatte, wird diesmal auf ein Minimum reduziert und die weiblichen Figuren scheinen mehr geheimnisvoll als dumm. Am Ende wird es dem ewigen Verführer Tony Kendall sogar verweigert die Blondine des Tages zu küssen und stattdessen stopft ihm Brad Harris seine massive Zigarre in den Mund (und das hat jetzt homoerotischer geklungen als intendiert war).
Fazit: Das unterhaltsame, sympathische Paar Brad Harris und Tony Kendall, die beide mit viel Freude bei der Sache sind, machen „Kommissar X – Drei blaue Panther“ zu einem extrem spaßigen Sehvergnügen.