Re: Forentreffen Countdown '16
Verfasst: Fr 12. Aug 2016, 21:07
NUR NOCH 9 WOCHEN BIS ZUM FORENTREFFEN!!!
Platz 9 Diverses: „Black Infenro“ (Guido und Maurizio de Angelis) aus „Atlantis Inferno”
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Der Vorspann von Ruggero Deodatos „Atlantis Inferno“ verrät uns, dass die Filmmusik von Oliver Onions komponiert wurde, während der Titelsong „Black Inferno“ interpretiert wurde durch… die Inferno Group!? Süß. Das ist doch mal ein Bandname der geradezu schreit: „Hey, ich wurde für ein einziges Lied ins Leben gerufen!“ Ernsthaft, wer sind die Mitglieder dieser Inferno Group? Guido und Maurizio de Atlantis?
Anyway, wenn ich ihr „Black Inferno“ mit einem Wort beschreiben müsste, käme da unverzüglich „cool“ in den Sinn. Die Melodie ist fetzig und lässig zugleich und macht so richtig Laune auf die folgende Action. Wenn ich etwas daran auszusetzen hätte, wäre das, dass sie nicht sonderlich abwechslungsreich ist und das innere meiner Seele nicht wirklich zu rühren versteht. Der Song hat weder mein Leben verändert, noch gebrauche ich – obwohl ich ihn immer wieder gerne mal höre – allzu oft die Endlosschleifen-Funktion für ihn. Dieser Kritikpunkt trifft aber natürlich nicht seine ursprüngliche Funktion als Vorspannlied für „Atlantis Inferno“. Die zwei Minuten weiß er zu unterhalten und auf den folgenden Film vorzubereiten.
Sehr gut gefallen mir auf die Lyrics. Anstatt die Prämisse des Filmes vorauszunehmen gibt er uns in mehreren Phrasen ein allgemeiner gehaltenes apokalyptisches Szenario wieder. (Sein wir ehrlich, obwohl der Atlantis-Stoff eine sehr brauchbare Inspirationsquelle für Lieder ist – oh hallo, Donovan! – wäre ein Song darüber, dass die Bewohner von Atlantis aus den Fluten steigen, um einen amerikanischen Küstenstreifen zu entvölkern doch etwas albern.) Bilder wie „Have to run, the ocean is rising“ oder „There’s no sun“ würden genauso gut auf jeden zweiten Katastrophenfilm bzw. Filme über das Jüngste Gericht passen. Wenn ich den Song ohne dazugehörigen Film hören würde, hätte ich wahrscheinlich eine Actionhandlung auf – wegen der Farbgebung im Titel – einer Ölbohrinsel oder was in der Richtung vor Augen. Wie hieß noch beispielsweise dieser Film mit Roger Moore, Anthony Perkins und James Mason, wo die Ölbohrinseln bedroht werden, der absolut okay war, aber von dem irgendwie keiner mehr spricht… „Sprengkommando Atlantik“ (der hätte sogar was mit „Atlantis“ im Titel).
Also der Text des Songs lässt nichts zu wünschen übrig. Wir bekommen sogar solche – in de Angelis Liedern häufige – stellen, wo sie eindeutig zuerst an zwei Reimwörter gedacht haben und dann bemüht waren, diese irgendwie in das Lied zu bringen. (“Yesterday, is just like tomorrow/ there’s no way, you won’t feel the sorrow.”)
Ich möchte auch noch auf eine Beobachtung hinweisen, die ich recht interessant finde: Da weder der Inhalt des Filmes noch der italienische oder englische Titel konkret etwas mit „Infernos“ zu tun hat, wurde der deutsche Titel „Atlantis Inferno“ offenbar nur wegen dem Element des Titelsongs gewählt! Das wirkt vielleicht nicht so atemberaubend, aber ich finde das sehr faszinierend. Man stelle sich nur vor, wie die Filmlandschaft aussehen würde, wenn das mehr Leute gemacht hätten. „Zurück in die Zukunft“ würde „Die Kraft der Liebe“ heißen, „Keoma“ „Liebe und Frieden“, „Saturday Night Fever“ „Überleben!“, „Flashdance“ „Die wahnsinnige Mörderin“ und absolut kein Mensch hätte jemals „Apokalypse Now“ gesehen, weil sich der Kinosaal immer gelehrt hätte, sobald der Titel des Filmes „Ende“ aufgetaucht wäre.
Platz 9 Western: „Let Us Pray“ (Fabio Frizzi, Franco Bixio, Vincenzo Tempera, Cook & Benjamin Franklin Group) aus „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben”
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Lucio Fulci entschloss sich seinen brutalen und absolut deprimierenden Spätwestern „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben“ mit einigen der sanftesten, harmlosesten und jugendfreiesten Songs, die er auftreiben konnte, zu untermalen. Die Cook & Benjamin Franklin Group mit ihren ruhigen Tönen und einschmeichelnden Stimmen interpretieren das perfekt. Das berühmteste Beispiel für den „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben“ Soundtrack ist wohl das Lied „Movinʼ On“, doch ich wollte noch mehr in die Extreme gehen und wählte „Let Us Pray“, geradezu ein Inbegriff von verweichlichtem, christlichem Kuschel-Optimismus.
Das Lied wird gegen Ende des Filmes eingespielt, wenn Fabio Testis Kind getauft wird. Eine extrem kitschige Szene, die ich aber gerade deswegen so sehr liebe. Nämlich gerade weil Testi (auf dessen „Der Gorilla“ ich mich beim Forentreffen schon sehr freue!) den ganzen Film über so viel Furchtbares erlebt hat, hat er den puren Kitsch einfach mal verdient! Er hat es verdient, dass sich Mr. Creepy aka. Bruno Corazzari als weichherziger Geburtenhelfer entpuppt; er hat es verdient, dass sich all die unheimlichen und rauen Bewohner des Bergdorfes auf die rührendste Weise über die Geburt des Kindes freuen; er hat es verdient, dass sich während der Taufe aus Corazzaris Auge eine einsame Träne presst; und er hat es verdient, dass das Ganze von einem absolut harmlosen Lied voller Glaube an das Gute in der Welt untermalt wird.
Der Song an dieser Stelle befriedigt aber nicht nur mein Bedürfnis nach Kitsch, sondern auch nach Spannung. Die Taufe ist nämlich erst die zweite Szene, in der wir die Klänge von „Let Us Pray“ hören. Eine Instrumentalversion wurde eingespielt, als sich Testi von den freundlichen Mormonen verabschiedet. Als er später wieder auf ihren Zug stößt, werden sie alle von Tomas Milian niedergemetzelt worden sein. Diese unschöne Erinnerung, die uns die Musik bei der Tauf-Szene nahelegt, weckt natürlich gleich die Befürchtung, dass sich dieses Grauen wiederholen könnte. Wir fürchten um das neugeborene Kind, um die rührigen Dorfbewohner, um Bruno Corazzari. Und wir fiebern deswegen umso mehr mit Fabio mit, wenn er zum Rachefeldzug gegen Tomas Milian aufbricht, bevor dieser das eben erst gefundene Paradies zerstören kann.
Also unterm Strich ist „Let Us Pray“ ein kitschiger Song einer Musikrichtung, mit der ich sonst kaum etwas anfangen kann (christlicher Musik), aber meine Güte, in „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben“ hat er es geschafft, die ohnehin schon rührendste Szene, noch rührender zu machen! Nie wurde ein Silberstreifen am Horizont besser in Noten gefasst.
Testi-Filme sind toll! Nächste Woche sollte es wieder einen geben, sofern ich ihn rechtzeitig „einfangen“ kann. Bei den Western nähern wir uns derweil immer mehr dem unvermeidlichen „Django“-Thema an. Nachdem wir letzte Woche einen Film mit „Django“ im deutschen Titel hatten, aber ohne Franco Nero, machen wir nächste Woche in dieser Beziehung den nächsten Schritt, eine Doppelplatzierung, die sowohl mit einem Abschied als auch mit einer Rückkehr zu tun haben wird…
Platz 9 Diverses: „Black Infenro“ (Guido und Maurizio de Angelis) aus „Atlantis Inferno”
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Der Vorspann von Ruggero Deodatos „Atlantis Inferno“ verrät uns, dass die Filmmusik von Oliver Onions komponiert wurde, während der Titelsong „Black Inferno“ interpretiert wurde durch… die Inferno Group!? Süß. Das ist doch mal ein Bandname der geradezu schreit: „Hey, ich wurde für ein einziges Lied ins Leben gerufen!“ Ernsthaft, wer sind die Mitglieder dieser Inferno Group? Guido und Maurizio de Atlantis?
Anyway, wenn ich ihr „Black Inferno“ mit einem Wort beschreiben müsste, käme da unverzüglich „cool“ in den Sinn. Die Melodie ist fetzig und lässig zugleich und macht so richtig Laune auf die folgende Action. Wenn ich etwas daran auszusetzen hätte, wäre das, dass sie nicht sonderlich abwechslungsreich ist und das innere meiner Seele nicht wirklich zu rühren versteht. Der Song hat weder mein Leben verändert, noch gebrauche ich – obwohl ich ihn immer wieder gerne mal höre – allzu oft die Endlosschleifen-Funktion für ihn. Dieser Kritikpunkt trifft aber natürlich nicht seine ursprüngliche Funktion als Vorspannlied für „Atlantis Inferno“. Die zwei Minuten weiß er zu unterhalten und auf den folgenden Film vorzubereiten.
Sehr gut gefallen mir auf die Lyrics. Anstatt die Prämisse des Filmes vorauszunehmen gibt er uns in mehreren Phrasen ein allgemeiner gehaltenes apokalyptisches Szenario wieder. (Sein wir ehrlich, obwohl der Atlantis-Stoff eine sehr brauchbare Inspirationsquelle für Lieder ist – oh hallo, Donovan! – wäre ein Song darüber, dass die Bewohner von Atlantis aus den Fluten steigen, um einen amerikanischen Küstenstreifen zu entvölkern doch etwas albern.) Bilder wie „Have to run, the ocean is rising“ oder „There’s no sun“ würden genauso gut auf jeden zweiten Katastrophenfilm bzw. Filme über das Jüngste Gericht passen. Wenn ich den Song ohne dazugehörigen Film hören würde, hätte ich wahrscheinlich eine Actionhandlung auf – wegen der Farbgebung im Titel – einer Ölbohrinsel oder was in der Richtung vor Augen. Wie hieß noch beispielsweise dieser Film mit Roger Moore, Anthony Perkins und James Mason, wo die Ölbohrinseln bedroht werden, der absolut okay war, aber von dem irgendwie keiner mehr spricht… „Sprengkommando Atlantik“ (der hätte sogar was mit „Atlantis“ im Titel).
Also der Text des Songs lässt nichts zu wünschen übrig. Wir bekommen sogar solche – in de Angelis Liedern häufige – stellen, wo sie eindeutig zuerst an zwei Reimwörter gedacht haben und dann bemüht waren, diese irgendwie in das Lied zu bringen. (“Yesterday, is just like tomorrow/ there’s no way, you won’t feel the sorrow.”)
Ich möchte auch noch auf eine Beobachtung hinweisen, die ich recht interessant finde: Da weder der Inhalt des Filmes noch der italienische oder englische Titel konkret etwas mit „Infernos“ zu tun hat, wurde der deutsche Titel „Atlantis Inferno“ offenbar nur wegen dem Element des Titelsongs gewählt! Das wirkt vielleicht nicht so atemberaubend, aber ich finde das sehr faszinierend. Man stelle sich nur vor, wie die Filmlandschaft aussehen würde, wenn das mehr Leute gemacht hätten. „Zurück in die Zukunft“ würde „Die Kraft der Liebe“ heißen, „Keoma“ „Liebe und Frieden“, „Saturday Night Fever“ „Überleben!“, „Flashdance“ „Die wahnsinnige Mörderin“ und absolut kein Mensch hätte jemals „Apokalypse Now“ gesehen, weil sich der Kinosaal immer gelehrt hätte, sobald der Titel des Filmes „Ende“ aufgetaucht wäre.
Platz 9 Western: „Let Us Pray“ (Fabio Frizzi, Franco Bixio, Vincenzo Tempera, Cook & Benjamin Franklin Group) aus „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben”
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Lucio Fulci entschloss sich seinen brutalen und absolut deprimierenden Spätwestern „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben“ mit einigen der sanftesten, harmlosesten und jugendfreiesten Songs, die er auftreiben konnte, zu untermalen. Die Cook & Benjamin Franklin Group mit ihren ruhigen Tönen und einschmeichelnden Stimmen interpretieren das perfekt. Das berühmteste Beispiel für den „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben“ Soundtrack ist wohl das Lied „Movinʼ On“, doch ich wollte noch mehr in die Extreme gehen und wählte „Let Us Pray“, geradezu ein Inbegriff von verweichlichtem, christlichem Kuschel-Optimismus.
Das Lied wird gegen Ende des Filmes eingespielt, wenn Fabio Testis Kind getauft wird. Eine extrem kitschige Szene, die ich aber gerade deswegen so sehr liebe. Nämlich gerade weil Testi (auf dessen „Der Gorilla“ ich mich beim Forentreffen schon sehr freue!) den ganzen Film über so viel Furchtbares erlebt hat, hat er den puren Kitsch einfach mal verdient! Er hat es verdient, dass sich Mr. Creepy aka. Bruno Corazzari als weichherziger Geburtenhelfer entpuppt; er hat es verdient, dass sich all die unheimlichen und rauen Bewohner des Bergdorfes auf die rührendste Weise über die Geburt des Kindes freuen; er hat es verdient, dass sich während der Taufe aus Corazzaris Auge eine einsame Träne presst; und er hat es verdient, dass das Ganze von einem absolut harmlosen Lied voller Glaube an das Gute in der Welt untermalt wird.
Der Song an dieser Stelle befriedigt aber nicht nur mein Bedürfnis nach Kitsch, sondern auch nach Spannung. Die Taufe ist nämlich erst die zweite Szene, in der wir die Klänge von „Let Us Pray“ hören. Eine Instrumentalversion wurde eingespielt, als sich Testi von den freundlichen Mormonen verabschiedet. Als er später wieder auf ihren Zug stößt, werden sie alle von Tomas Milian niedergemetzelt worden sein. Diese unschöne Erinnerung, die uns die Musik bei der Tauf-Szene nahelegt, weckt natürlich gleich die Befürchtung, dass sich dieses Grauen wiederholen könnte. Wir fürchten um das neugeborene Kind, um die rührigen Dorfbewohner, um Bruno Corazzari. Und wir fiebern deswegen umso mehr mit Fabio mit, wenn er zum Rachefeldzug gegen Tomas Milian aufbricht, bevor dieser das eben erst gefundene Paradies zerstören kann.
Also unterm Strich ist „Let Us Pray“ ein kitschiger Song einer Musikrichtung, mit der ich sonst kaum etwas anfangen kann (christlicher Musik), aber meine Güte, in „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben“ hat er es geschafft, die ohnehin schon rührendste Szene, noch rührender zu machen! Nie wurde ein Silberstreifen am Horizont besser in Noten gefasst.
Testi-Filme sind toll! Nächste Woche sollte es wieder einen geben, sofern ich ihn rechtzeitig „einfangen“ kann. Bei den Western nähern wir uns derweil immer mehr dem unvermeidlichen „Django“-Thema an. Nachdem wir letzte Woche einen Film mit „Django“ im deutschen Titel hatten, aber ohne Franco Nero, machen wir nächste Woche in dieser Beziehung den nächsten Schritt, eine Doppelplatzierung, die sowohl mit einem Abschied als auch mit einer Rückkehr zu tun haben wird…