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Re: Die Kröte - Umberto Lenzi

Verfasst: Do 1. Aug 2013, 19:54
von buxtebrawler
Wurde auch Zeit...

Re: Die Kröte - Umberto Lenzi

Verfasst: Do 1. Aug 2013, 20:14
von CamperVan.Helsing
Die Kroete hat geschrieben:
italofreak1970 hat geschrieben:
speed freak hat geschrieben:nun wurde eine deutsche "die Kröte" dvd von filmart im dirtypictures forum angekündigt :thup:
Das sind ja mal sehr schöne NEWS :)
Da freue ich mich schon sehr drauf, das der Film endlich auf DVD herauskommt.
...um nicht zu sagen, mehr als überfällig!! :verbeug:
Der interessiert DICH doch nicht. :kicher:

Re: Die Kröte - Umberto Lenzi

Verfasst: Sa 3. Aug 2013, 14:13
von Die Kroete
ugo-piazza hat geschrieben:
Die Kroete hat geschrieben:
italofreak1970 hat geschrieben:
Das sind ja mal sehr schöne NEWS :)
Da freue ich mich schon sehr drauf, das der Film endlich auf DVD herauskommt.
...um nicht zu sagen, mehr als überfällig!! :verbeug:
Der interessiert DICH doch nicht. :kicher:
Interessiert mich auch nicht, die DVD möcht ich aber trotzdem haben! :twisted:

Re: Die Kröte - Umberto Lenzi

Verfasst: Di 26. Nov 2013, 19:11
von FarfallaInsanguinata
Obwohl bereits einige Lobpreisungen an meine Ohren gedrungen waren, konnte ich mich um eine Ansicht des Films bisher erfolgreich drücken. Nicht, daß ich etwas gegen Polizieschi hätte, im Gegenteil; nicht, daß ich etwas gegen Umberto Lenzi hätte, im Gegenteil; es ist der Hauptdarsteller, mit dem ich mich schwertue. Gebt mir Merli, Testi, Gemma oder sonstwen jederzeit, aber mit Thomas Milian werde ich nicht warm, ohne das näher begründen zu können. :doof:
Da ich aber kürzlich einen Stapel Ex-Verleih-Kassetten erstanden hatte, selbstverständlich im System V2000 :lol: , unter denen sich auch dieses Werk befand, gab es Sonntagabend keine faulen Ausreden mehr.
Ich muß zugeben, mir wurde kein Blödsinn erzählt. Der Film macht ziemlichen Spaß und je länger ich darüber nachdenke, um so positiver wird mein ohnehin schon wohlwollendes Urteil. Ein solches Füllhorn an obskuren und exzentrischen Einfällen findet man sogar im seit jeher unkonventionellen italienischen Polizeifilm selten. Und – was das Entscheidende ist – die Einfälle funktionieren.
Ob es sich um das Kapern der Zahnarztpraxis handelt, das Verspeisen von Zigaretten, den Zwangsaufenthalt in der psychiatrischen Klinik, herrlich, wie hier alle Klischees erfüllt werden, die Normalbürger so vom "Irrenhaus" hat, oder die grandiosen Szenen in dem Nachtclub mit dem Abführmitteleinkauf, ich habe mich rundum großartig amüsiert.
Dabei vernachlässigt der Film aber die ernste Komponente der Tragig des Schicksals von Vince und die Rachegeschichte nicht und verkommt so nie zum reinen Klamauk, auch wenn er deutlich komödiantischer ist als das Gros der Genrebeiträge.
Selbst die Synchronisation hält sich in vertretbaren Grenzen, ohne in die übliche Kalauerei abzugleiten, unter der das italiensche Kino in der deutschen Bearbeitung allzu oft zu leiden hatte.
Ich vergebe meine Wertung mit gutem Gewissen, und bei einem mir besser liegenden Darsteller der Protagonisten wäre sogar noch ein halber Punkt mehr drin gewesen.

7,5/10

P.S. "Wenn es für Dummheit einen Oskar geben würde, würdest du jedes Jahr einen bekommen."

Re: Die Kröte - Umberto Lenzi

Verfasst: Di 26. Nov 2013, 20:06
von karlAbundzu
FarfallaInsanguinata hat geschrieben: aber mit Thomas Milian werde ich nicht warm, ohne das näher begründen zu können. :doof:
gut, dass du es selbst mit dem smiley kommentierst :mrgreen:
für mich ist milian ein grund ein film zu sehen, nicht nur weil er gut spielt, sondern auch noch gut aussieht.

Re: Die Kröte - Umberto Lenzi

Verfasst: Mi 27. Nov 2013, 09:08
von Arkadin
Der buckelige Kleingangster Vincenzo Marazzi (Tomas Milian) kehrt aus seinem Exil auf Korsika zurück. In Rom angekommen, tut sich gleich wieder mit seiner alten Bande zusammen, um einen Geldtransport zu überfallen. Doch seine ehemaligen Partner haben andere Pläne als er, und versuchen Vincenzo während des Überfalls zu erschießen. Doch Vincenzo überlebt und bereitet mit Hilfe seiner Geliebten, der Prostituierten Maria (Isa Daniela), seine Rache vor. Unterstützung erhält er dabei auch von seinem Zwillingsbruder Sergio “Monnezza” Marazzi (ebenfalls Tomas Milian), der ihm die Polizei in Gestalt des Kommissars Sarti (Pino Colizzi) vom Leib hält.

Mit “Die Kröte” legte das Gespann Umberto Lenzi (Regie) und Tomas Milian (Hauptdarsteller) ihre letzte gemeinsame Zusammenarbeit vor. Dabei griffen sie auf die beiden Hauptfiguren aus den zuvor entstanden Filmen “Das Schlitzohr und der Bulle” und “Die Viper” zurück. Damit führten sie ihre gemeinsame Kollaboration auf einen Höhepunkt. In “Der Bulle und das Schlitzohr” hatte Milian die Figur des “Monnezza” etabliert. Einen lauten, vulgären Typ, der gerne seine scheinbare Naivität in den Vordergrund stellt, es aber faustdick hinter den Ohren hat. Die Figur war so erfolgreich, dass sie in dem vom Stelvio Massi ein Jahr später inszenierten “Die Gangster-Akademie” wieder auftauchte. Ihr zur Seite gestellt wird der “Bucklige von Rom” Vincenze Moretti, der hier hier in Vincenzo Marrazi umbenannt wurde und als 10 Minuten älterer Zwillingsbruder von Monnezza vorgestellt wird. Gegenüber seinen ersten Auftritt in “Die Viper” ist Vincenzo hier kein brutaler, schießwütiger Killer, sondern ein besonnener, wenn auch weiterhin missgelaunter kleiner Gangster. Auch wird sein Hass auf die Welt durch seine Missbildung erklärt und diese nicht als äußeres Zeichen von Bösartigkeit präsentiert. Vincenzo ist ein rüder, aber auch tragischer Charakter, den man im Laufe des Filmes so gut kennenlernt, dass man mit ihm mitzufühlen kann. Insbesondere sein Verhältnis zu seinem jüngeren Bruder – so widersprüchlich es auch scheinen mag – sorgt am Ende dafür, dass man eine kleine Träne im Augenwinkel hat.

Während Lenzis anderen Poliziotteschi oftmals episodenhaft wirken und durch perfekt inszenierte Action auffallen, ist “Die Kröte” ein eher ruhiger Film. Zwar setzt Lenzi auch hier seine Markenzeichen, wie die rasanten, realistisch in Szene gesetzten Autoverfolgungsjagden, ein, doch die Actionszenen sind eher spärlich gesät. Was auch daran liegt, dass der Hauptfigur Vincenzo kein markanter Gegenspieler entgegen gesetzt wird. Einen Maurizio Merli, der sich prügelnd und ballerend durch die Unterwelt walzt, sucht man hier vergebens. Es gibt zwar einen Kommissar, doch dieser ist sehr viel realistischer als der “Hans-Dampf-in-allen-Gassen”-”Merli gezeichnet. Er legt wert auf korrekte Ermittlungen und gesteht selbst dem schlimmsten Verbrecher ein faires Verfahren zu. Für einen Merli undenkbar. Dies hat auch zur Folge, dass die Polizei in den Hintergrund tritt und Milian sehr viel mehr Raum bekommt, seine Figur des Vincenzo zu entwickeln. Was er auch in vollen Zügen ausnutzt, denn Milian schrieb die Dialoge seiner Figur Vincenzo und Monezza selber und baute darin nicht gerade wenig Sozialkritik ein. Legendär schon Monnezzas Ausspruch: “An dem Tag an dem aus Scheiße Gold wird, wird der erste Arme ohne Arsch geboren”.

Höhepunkt des Filmes ist der Besuch Vincenzos mit seiner Geliebten Maria (handfest und praktisch veranlagt dargestellt von einer sympathischen Isa Danieli) in einem feinen Nachtclub. Als Maria tanzen möchte, fragt sie Vincenzo zunächst, ob es ihm was ausmacht, wenn sie mit einem seiner Bandenmitglieder tanzen würde. Vincenzo fragt sie, warum sie nicht ihn auffordere und sie sagt ihm ehrlich, sie dächte es wäre ihm aufgrund seiner körperlichen Behinderung unangenehm. Doch Vincenzo entgegnet, dass das Quatsch wäre. Er würde seiner lieben Maria einen tollen Abend bieten wollen und mit ihr gemeinsam Spaß haben. Man ahnt wie es ausgeht. Und tatsächlich: Das Pärchen wird von den Reichen und Schönen begafft und bald schon fängt man an, sich über Vincenzo und seinen Buckel lustig zu machen. Als es ihm zu viel wird, legt Vincenzo selber noch einen drauf und gibt für die gackernde Menge den Hofnarren. Hätte der Vincenzo aus “Die Viper” nun ein Blutbad angerichtet, so geht diese Inkarnation weitaus subtiler vor. Statt seine Peiniger mit Blei vollzupumpen, wählt er einen anderen Weg: Er macht sie lächerlich und peinlich. Gewalt ist eben nicht immer die Lösung für alles.

Vincenzos Zwillingsbruder Monnezza wird ebenfalls von Tomas Milian gespielt. Im Blaumann und mit einer unglaublichen Afroperücke, so wie er etwas später auch in der populären Komödien-Reihe um den „Superbullen“ Nico Giraldi (in der deutschen Fassung Toni Marroni) aussehen sollte. Eigentlich ist der vorlaute und proletenhafte Monnezza eine ideale Witzfigur, doch so spielt Milian ihn nicht. Trotz seiner unflätigen Ausdrucksweise und seinem gestenreichen Auftreten, ist Monnezza eine Figur aus Fleisch und Blut. Sie wird nicht auf oberflächlichen Witz reduziert, sondern bekommt gerade in den Szenen mit dem geliebten Bruder Vincenzo Tiefe. Auch wird deutlich, dass er seine scheinbaren Naivität und „Verrücktheit“ als Schutzschild gegen diejenigen verwendet, die ihm nicht wohlgesonnen sind oder seine Pläne durchkreuzen wollen.

Wie Milian diese beiden optisch sehr unterschiedlichen Charaktere spielt, ist sehenswert. Wüsste man es nicht besser, könnte man glauben, es handele sich um zwei Schauspieler, so verschieden sind die Figuren auch in Mimik und Gestik. Das diese Trennung in zwei Charaktere so überzeugend geschieht, ist auch der deutschen Synchronstimme, dem 2007 leider viel zu früh verstorbenen Randolf Kronberg, zu verdanken. Kronenberg war die deutsche Stimme von Edie Murphy und mit dieser „Quietschstimme“ spricht er auch den Monnezza. Vincenzo spricht er sehr viel dunkler und bedrohlicher. Führt man sich vor Augen, dass Kronberg auch Michael Landon in der TV-Serie „Ein Engel auf Erden“, Dr. „Pille“ McCoy in „Raumschiff Enterprise“ oder Bürgermeister Quimby in den „Simpsons“ sprach, wird einem seine großen Stimmkunst erst so richtig bewusst.

„Die Kröte“ wartet nicht mit den großen Actionszenen und Gewaltausbrüchen, wie Lenzis vorherigen Poliziotteschi, auf. Der Film konzentriert sich vornehmlich auf die Charakterisierung seiner beiden Hauptfiguren Vincenzo und Monnezza, die beide auf großartige Art und Weise von einem gut aufgelegtem Tomas Milian verkörpert werden. „Die Kröte“ ist gleichzeitig ein Höhe-, wie auch würdiger Schlusspunkt aus der Spätphase des Genres. Danach verkam der Poliziottesco – ebenfalls mit Tomas Milian als Protagonisten – immer mehr zu einer Travestie. Aber in „Die Kröte“ zeigen Regisseur Lenzi und Hauptdarsteller Milian noch einmal eindrucksvoll, zu welchen Höchstleistungen sie beide fähig waren.

Die filmArt-DVD ist empfehlenswert. Auch wenn die Kopie offensichtlich von einer gut erhaltenen Kinorolle gezogen wurde und manchmal leichte Bildschäden aufweist, sind doch Schärfe und Farbe ohne Fehl und Tadel. Auch der Ton ist einwandfrei. Das Bild hat das Format 1:2,35, der Ton liegt in Deutsch, Englisch und Italienisch (mit hinzu schaltbaren Untertiteln) vor. Als Extras gibt es den Trailer, sowie weitere Trailer für Filme aus dem filmArt-Programm. Highlight ist der zweite Teil eines Interviews mit dem Komponisten Franco Micalizzi, der bei dem Film den richtigen Beat sorgte. Dieses geht 25 Minuten und ist sowohl interessant, als auch durch die sympathische Art Micalizzis sehr unterhaltsam. Ferner liegt der DVD ein sehr gut geschriebenes und informatives Booklet von Dr. Markus Stiglegger und Ivo Ritzer bei.

Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2013/11/ ... ie-kroete/

Re: Die Kröte - Umberto Lenzi

Verfasst: Mi 27. Nov 2013, 11:17
von Onkel Joe
Da hätte ich gerne mal ein paar Screenshots gesehen, unter anderem einen vom Titel, ist das möglich ??

Re: Die Kröte - Umberto Lenzi

Verfasst: Mi 27. Nov 2013, 11:18
von Arkadin
Onkel Joe hat geschrieben:Da hätte ich gerne mal ein paar Screenshots gesehen, unter anderem einen vom Titel, ist das möglich ??
Der Link zu den Screenshots steht immer unter dem Text. Oder meintest du etwas anderes?

Re: Die Kröte - Umberto Lenzi

Verfasst: Mi 27. Nov 2013, 12:05
von Onkel Joe
Arkadin hat geschrieben:
Onkel Joe hat geschrieben:Da hätte ich gerne mal ein paar Screenshots gesehen, unter anderem einen vom Titel, ist das möglich ??
Der Link zu den Screenshots steht immer unter dem Text. Oder meintest du etwas anderes?
Ist schon recht,ich springe momentan so arg zwischen den Stühlen da übersehe ich so einiges.
Aber einen Screenshot vom Titel hätte ich gerne noch!

Re: Die Kröte - Umberto Lenzi

Verfasst: Mo 13. Jan 2014, 18:18
von buxtebrawler
„‘ne Chance hat nur noch, wer mit dem Hirn arbeitet!“

Ende der 1970er neigte sich die Hochphase des ernsten italienischen Polizeifilms, des Poliziescos, seinem Ende. Die letzte Zusammenarbeit des erfolgreichen Genre-Regisseurs Umberto Lenzi („Der Berserker“) mit Tomas Milian („Der Gehetzte der Sierra Madre“) bewegt sich ein gutes Stück weit weg von den selbstjustizialen Beiträgen, vornehmlich mit Maurizio Merli in der Hauptrolle, und präsentiert ein differenziertes Bild der Verbrecher.

Der bucklige Vincenzo (Tomas Milian) ist ein berüchtigter und gewiefter Verbrecher, bekannt und berüchtigt bei Justiz und der Unterwelt Roms. Nach vorübergehender Abwesenheit kehrt er in die Hauptstadt zurück und plant zusammen mit „Albaner“ Milo (Salvatore Borghese, „Ein Käfer auf Extratour“), Di Gennaro (Guido Leontini, „Girolimoni - Das Ungeheuer von Rom“) und Perrone (Luciano Catenacci, „Die Viper“) einen Überfall auf einen Geldtransporter. Doch die drei hintergehen Vincenzo und versuchen, sich während des Überfalls seiner zu entledigen. Vincenzo kann durch die Kanalisation entkommen und in Ruhe seine Rachepläne schmieden. Unterstützung sichern ihm sein ungleicher Zwillingsbruder Sergio „Monezza“ Marazzi (Tomas Milian) und Vincenzos Freundin, die Prostituierte Maria (Isa Danieli, „Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August“) zu…

Milian sagt man nach, dass er an seinen Rollen unter Lenzi gern arbeitete und viel Eigenes hineinbrachte, sie mit speziellen Charakteristika versah und an ihren Dialogen mitschrieb. So stammt das Drehbuch zu „Die Kröte“ dann auch aus der Feder Milians und Lenzis, die Milians jüngere Rollen, Monezza aus „Das Schlitzohr und der Bulle“ und den Buckligen aus „Die Viper“, aufgriffen, verfeinerten, zu Brüdern erklärten und sie Milian als Doppelrolle spielen ließen. Nach „Der Berserker“ erzählt Lenzi die Geschichte erstmals wieder aus Sicht der Gangster, vornehmlich Vincenzos, die Polizeiarbeit nimmt eine untergeordnete Rolle ein. Stattdessen entwickelt der Zuschauer eine gewisse Sympathie für das Geschwisterpaar, Beide klopfen gern freche Sprüche und bedienen sich bisweilen vulgärer Sprache, doch während Monezza nach außen hin den etwas Unterbelichteten gibt, ist der stets kaugummikauende Vincenzo ein vorausschauend handelnder, intelligenter Gangster, der im Gegensatz zu seinem Bruder in erster Linie größere Dinger dreht. Faustdick hinter den Ohren haben es letztlich beide, wie nicht nur das Spiel mit der Polizei beweist – Marazzi-Brüder und Exekutive hauen sich gegenseitig übers Ohr. Die Charakterzeichnung der von Milian fulminant und grundverschieden gespielten Brüder ist das Faszinierende an „Die Kröte“: Während die Rolle Monezzas in „Das Schlitzohr und der Bulle“ mehr ausgeschöpft wurde als hier, kommt Vincenzo hier noch mehr zum Tragen als in „Die Viper“. Ein von der Natur benachteiligter Gangster, dessen kriminelle Laufbahn sein Gegenentwurf zum bürgerlichen Leben ist, in dem er keine Chance hätte, und seine Möglichkeit, sich Respekt zu erschaffen. Mit List und Tücke plant er seine Vendetta und entledigt sich in den richtigen Momenten unangebrachter Gefühle. Damit hat er etwas Comichaft- Überzeichnetes an sich, ohne ins Komödiantische abzudriften (was sein Bruder bisweilen tut, zu dessen Charakter das etwas Clowneske jedoch passt). Den Marazzis gegenüber steht Kommissar Sarti (Pino Colizzi, „Der Todeskuß des Paten“), der kein Vergleich mehr zum Schnauzbartprollbullen Merli aus vorangegangen Filmen ist und gegen Milian blass bleibt, vor allem aber in der Geschichte auch gar keine derart große Rolle spielen soll.

Verbrechensbekämpfung durch Selbstjustiz ist auch überhaupt nicht mehr Thema dieses Films. Dieser tendiert vielmehr in Richtung eines Außenseiter-Dramas und buhlt um Verständnis für die Ausgestoßenen der Gesellschaft. Höhepunkt ist die Disco-Szene, ein feiner Club für die oberen Zehntausend, in den der Bucklige es wagt, seine Freundin zum Tanzen auszuführen. Erwartungsgemäß dauert es nicht lange und er bekommt den geballten Hohn und Spott der anwesenden Gäste zu spüren. Doch Vincenzo wäre nicht „der Bucklige“, würde er sich nicht auf seine ganz spezielle Weise rächen. Diese recht lange Szene avanciert zu einer grandiosen Ein-Mann-Milian-Show, in der seine Diskriminierung aufgrund des Buckels sowie soziale Ungerechtigkeiten in einer mitreißenden, flammenden Rede thematisiert werden – natürlich à la italiano, à la Merli und Lenzi, also komplett ohne in rührseliges Betroffenheitskino abzugleiten, stattdessen voller Wut, schwarzem Humor und etwas Zynismus. Beeindruckend. Einmal mehr ist es die reinste Freude, Milian bei seiner Passion zuzusehen und zu beobachten, wie er die kontrastreiche Doppelbelastung wunderbar meistert. Neben einigen üblich verdächtigen Italo-Gangstervisagen in den Nebenrollen brilliert vor allem Isa Danieli an Milians Seite, der er nicht die Schau stiehlt.

Seinen episodenhaften Erzählstil und die bisweilen dominante Hektik und Gehetztheit seiner Polizeifilme überwand Lenzi mit „Die Kröte“. Er tauschte etwas Tempo gegen Anspruch, dennoch sollte man keine tiefgreifenden Charakteranalysen erwarten. „Die Kröte“ bleibt häufig oberflächlich und klischeehaft genug, um nicht im Genre verwechselt werden zu können und schöpft bestimmt nicht sein gesamtes Potential aus. Der geneigte Zuschauer muss natürlich trotzdem nicht auf eine rasante Verfolgungsjagd in niedlichen Kleinwagen verzichten, ebenso wenig auf eine großangelegte Schießerei im Finale, bei der den Teilnehmern sogar Granaten um die Ohren fliegen. Dieses leitet indes ein tragisches Ende ein, das dem Zuschauer verdeutlicht, wie sehr dieser mittlerweile mit den Brüdern mitfieberte. Es ist bedauerlich, dass diese beiden Charaktere nicht in Serie gingen, beispielsweise für eine in diesem Stil weitergeführte, leicht subversive Gangsterfilmreihe, Action-Thriller um zwei von ihren Gegnern fälschlicherweise oft unterschätzte Asse der Unterwelt. Der Milian’sche Höhepunkt in Lenzis Filmographie bleibt für mich zwar „Der Berserker“ aufgrund seiner irrsinnigen und beängstigenden Konsequenz, doch „Die Kröte“ sehe ich gleichauf mit „Das Schlitzohr und der Bulle“, evtl. gar etwas darüber. Ein starkes Umfeld, denn Lenzi und Milian waren ein tolles Team. 7,5 von 10 Punkten für diese schwer unterhaltsame und auf ihre Weise nachschwingende Geschichte von Freund- und Verwandtschaft, Außenseitern, Gesetzlosen und ihrem Kampf um Anerkennung und Glück – der bisweilen mit dem Leben bezahlt wird.