Der goldene Handschuh - Fatih Akin (2019)
Moderator: jogiwan
Re: Der goldene Handschuh - Fatih Akin (2019)
Auf den Spuren von Fritz Honka am Hamburger Kiez
Serienmörder üben ja seit jeher eine besondere Faszination auf Menschen aus, die sich derartige Taten und Mordlust wohl selbst nicht rational erklären können. Der Name Fritz Honka war mir ja bis vor kurzen nicht so geläufig und auch der Roman von Heinz Strunk ist spurlos an mir vorübergezogen – ganz im Gegensatz zur Verfilmung, die mich dann doch ziemlich geplättet hat. Und wenn man schon mal vor Ort ist, muss man dann wohl auch den Genre-Bezug als Vorwand nehmen um das legendäre Lokal und auch das Honka-Haus besuchen. Die „Honka-Stube“ bzw. „Der goldene Handschuh“ ist ja mindestens so, wie man es sich im Vorfeld ausmalt und zu Stoßzeiten sicherlich kein Wohlfühlort für nüchterne Menschen. Andererseits atmet der Ort mit jeder Ecke und Kante den Geist von durchzechten Nächten und spannenden Tresen-Bekanntschaften wie auch zerbrochene Träume, verpfuschten Lebensentwürfen und gestrandete Existenzen. Sie alle finden hier Zuflucht um eine Zeit lang dem Leistungsdruck und Pflichten der Welt zu entfliehen und gepflegt einen zu kippen, ohne verurteilt zu werden.
Dank Handy-Navi war das Lokal (Hamburger Berg 2, 20359 Hamburg) im Stadtteil St. Pauli mit kurzer Verzögerung rasch gefunden und mein Mitstreiter Christoph hat ohne Berührungsängste sogleich das Lokal geentert, dass sich am Donnerstagnachmittag mit Baugerüst davor und überschaubarer Besucheranzahl drinnen präsentierte. Tatsächlich sieht das Lokal auch noch immer so aus wie im Film, riecht nach Rauch und Alkohol und das Publikum ist auch genauso, wie man es sich in einer derartigen Kneipe erwarten würde. Wir haben es uns in der Nähe des Tresens und einem Glückspielautomaten gemütlich gemacht und nach kurzer Zeit waren auch sämtliche Bedenken bereits mit einem Astra und einem Korn hinuntergespült. Die Getränkerechnung war mit EUR 8,80 auch sehr moderat und die restlichen Besucher störten sich auch nicht an den Leutchen, die hör- und sichtbar den Durchschnittsalkoholpegel in die eher andere Richtung drückten.
Natürlich habe ich es mir auch nicht nehmen lassen die Sanitäranlagen in Augenschein zu nehmen, die ja mindestens genauso legendär wie das Lokal selber sind. Und auch diese präsentierten sich genauso wie man sie sich in einem derartigen Lokal erwarten darf. Also eher nichts für Schöngeister, Bazillenhysteriker oder olfaktorisch zartbesaitete Menschen. Nichtsdestotrotz ist man ja auch nur dort um ein Geschäft zu verrichten und wer muss, der muss und lässt sich auch von etwaigen Widrigkeiten nicht aufhalten. Den Toiletten-Besuch hab ich auch ohne feuchten Rücken überstanden und hab danach auch noch ein Foto vom Abgang geschossen, der auch im Film zu sehen ist.
Vorher hatten wir auch schon die St. Joseph Kirche auf der Großen Freiheit in Altona gefunden, die im Film ja ebenfalls mehrmals prominent platziert ist. Diese befindet sich auf der Großen Freiheit Nr. 47 und ist eine Polnische Katholische Mission, die sich wie selbstverständlich an diesem doch eher ungewöhnlichen Ort inmitten von Rotlichtlokalen und Spelunken befindet und wohl für Sünder, Prostituierte und andere Leutchen offensteht. Wer sich genauer über diesen Ort informieren möchte, kann ja diesem Wikipedia-Link folgen: https://de.wikipedia.org/wiki/St._Josep ... St._Pauli)
Abschließend waren wir natürlich auch beim Honka-Haus, dass sich wider Erwarten aber nicht in direkter Nähe des Lokals oder der Kirche befand. Viel mehr befindet sich das Wohnhaus in der Zeißstrasse 74, in Hamburg Ottensen und Nähe des Bahnhofs Altona. Für die Strecke von ungefähr 2 km benötigt man nüchtern etwas über eine halbe Stunde – im Vollsuff dann wohl etwas länger und führt durch Wohngegenden und unter Bahngleisen hindurch. Das Haus selbst ist erwartungsgemäß nur von außen zu betrachten und beherbergt ironischerweise nun ein Beauty-Studio. Sichtbare Hinweise auf Honka gibt es keine, was wohl auch der Rücksicht auf die aktuellen Bewohner und der Achtung ihrer Privatsphäre geschuldet ist.
Wenn man schon mal in Hamburg ist, sollte man diese kleine Honka-Tour schon gemacht haben und sich so auf die Spuren des deutschen Serienmörders und den Schattenseiten deutscher Nachkriegsgeschichte begeben. Die Taten und das Schicksal von Fritz Honka hat vor mehreren Jahrzehnten bis heute sowohl Spuren in der deutschen Kriminalgeschichte als auch popkulturell hinterlassen und so eine kleine Tour macht das verpfuschte Serienmörder-Leben und seine trostlose Welt auch etwas greif- und erlebbarer.
Serienmörder üben ja seit jeher eine besondere Faszination auf Menschen aus, die sich derartige Taten und Mordlust wohl selbst nicht rational erklären können. Der Name Fritz Honka war mir ja bis vor kurzen nicht so geläufig und auch der Roman von Heinz Strunk ist spurlos an mir vorübergezogen – ganz im Gegensatz zur Verfilmung, die mich dann doch ziemlich geplättet hat. Und wenn man schon mal vor Ort ist, muss man dann wohl auch den Genre-Bezug als Vorwand nehmen um das legendäre Lokal und auch das Honka-Haus besuchen. Die „Honka-Stube“ bzw. „Der goldene Handschuh“ ist ja mindestens so, wie man es sich im Vorfeld ausmalt und zu Stoßzeiten sicherlich kein Wohlfühlort für nüchterne Menschen. Andererseits atmet der Ort mit jeder Ecke und Kante den Geist von durchzechten Nächten und spannenden Tresen-Bekanntschaften wie auch zerbrochene Träume, verpfuschten Lebensentwürfen und gestrandete Existenzen. Sie alle finden hier Zuflucht um eine Zeit lang dem Leistungsdruck und Pflichten der Welt zu entfliehen und gepflegt einen zu kippen, ohne verurteilt zu werden.
Dank Handy-Navi war das Lokal (Hamburger Berg 2, 20359 Hamburg) im Stadtteil St. Pauli mit kurzer Verzögerung rasch gefunden und mein Mitstreiter Christoph hat ohne Berührungsängste sogleich das Lokal geentert, dass sich am Donnerstagnachmittag mit Baugerüst davor und überschaubarer Besucheranzahl drinnen präsentierte. Tatsächlich sieht das Lokal auch noch immer so aus wie im Film, riecht nach Rauch und Alkohol und das Publikum ist auch genauso, wie man es sich in einer derartigen Kneipe erwarten würde. Wir haben es uns in der Nähe des Tresens und einem Glückspielautomaten gemütlich gemacht und nach kurzer Zeit waren auch sämtliche Bedenken bereits mit einem Astra und einem Korn hinuntergespült. Die Getränkerechnung war mit EUR 8,80 auch sehr moderat und die restlichen Besucher störten sich auch nicht an den Leutchen, die hör- und sichtbar den Durchschnittsalkoholpegel in die eher andere Richtung drückten.
Natürlich habe ich es mir auch nicht nehmen lassen die Sanitäranlagen in Augenschein zu nehmen, die ja mindestens genauso legendär wie das Lokal selber sind. Und auch diese präsentierten sich genauso wie man sie sich in einem derartigen Lokal erwarten darf. Also eher nichts für Schöngeister, Bazillenhysteriker oder olfaktorisch zartbesaitete Menschen. Nichtsdestotrotz ist man ja auch nur dort um ein Geschäft zu verrichten und wer muss, der muss und lässt sich auch von etwaigen Widrigkeiten nicht aufhalten. Den Toiletten-Besuch hab ich auch ohne feuchten Rücken überstanden und hab danach auch noch ein Foto vom Abgang geschossen, der auch im Film zu sehen ist.
Vorher hatten wir auch schon die St. Joseph Kirche auf der Großen Freiheit in Altona gefunden, die im Film ja ebenfalls mehrmals prominent platziert ist. Diese befindet sich auf der Großen Freiheit Nr. 47 und ist eine Polnische Katholische Mission, die sich wie selbstverständlich an diesem doch eher ungewöhnlichen Ort inmitten von Rotlichtlokalen und Spelunken befindet und wohl für Sünder, Prostituierte und andere Leutchen offensteht. Wer sich genauer über diesen Ort informieren möchte, kann ja diesem Wikipedia-Link folgen: https://de.wikipedia.org/wiki/St._Josep ... St._Pauli)
Abschließend waren wir natürlich auch beim Honka-Haus, dass sich wider Erwarten aber nicht in direkter Nähe des Lokals oder der Kirche befand. Viel mehr befindet sich das Wohnhaus in der Zeißstrasse 74, in Hamburg Ottensen und Nähe des Bahnhofs Altona. Für die Strecke von ungefähr 2 km benötigt man nüchtern etwas über eine halbe Stunde – im Vollsuff dann wohl etwas länger und führt durch Wohngegenden und unter Bahngleisen hindurch. Das Haus selbst ist erwartungsgemäß nur von außen zu betrachten und beherbergt ironischerweise nun ein Beauty-Studio. Sichtbare Hinweise auf Honka gibt es keine, was wohl auch der Rücksicht auf die aktuellen Bewohner und der Achtung ihrer Privatsphäre geschuldet ist.
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it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Der goldene Handschuh - Fatih Akin (2019)
Auch ein paar Fotos von Mir....hatte das Glück das zwei Omies in der Zeißstraße Nr. 74 waren, sich auch das Haus anschauten, jedenfalls ist die eine dort aufgewachsen...eine Zeitzeugin vor Ort, ihr Vater hatte den Milchladen an der Ecke: Der meinte....der Honka war immer voll nett ! Honka hatte, dort Morgens oft seine Milch geholt ! Danach, dann im Handschuh auch´n Whisky getrunken, meins ist der Schuppen nicht !
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Re: Der goldene Handschuh - Fatih Akin (2019)
DER GOLDENE HANDSCHUH
puhhh, was für ein Brett Eklig, abgefuckt... ein reichhaltig illustriertes Gemälde Hamburger Abgefucktheit in den 70ern, ein Portrait des Bodensatzes, perspektivlos, trostlos. Das nächste Glas Korn nährt die Hoffnung auf den nächsten Fick. Was bleibt sonst auch? Rudimente einstigen Menschseins schimmern eher als Instinkt denn als Bewusstsein durch, animalisch handelt der Honka. Saufen, ficken, fressen, sägen... beeindruckender Film!
puhhh, was für ein Brett Eklig, abgefuckt... ein reichhaltig illustriertes Gemälde Hamburger Abgefucktheit in den 70ern, ein Portrait des Bodensatzes, perspektivlos, trostlos. Das nächste Glas Korn nährt die Hoffnung auf den nächsten Fick. Was bleibt sonst auch? Rudimente einstigen Menschseins schimmern eher als Instinkt denn als Bewusstsein durch, animalisch handelt der Honka. Saufen, ficken, fressen, sägen... beeindruckender Film!
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Re: Der goldene Handschuh - Fatih Akin (2019)
Auf den Punkt gebracht. Ich habe mir danach aus Neugier "Aus dem Nichts" von Fatih Akin beschafft, den ich ebenso beeindruckend fand.purgatorio hat geschrieben:DER GOLDENE HANDSCHUH
puhhh, was für ein Brett Eklig, abgefuckt... ein reichhaltig illustriertes Gemälde Hamburger Abgefucktheit in den 70ern, ein Portrait des Bodensatzes, perspektivlos, trostlos. Das nächste Glas Korn nährt die Hoffnung auf den nächsten Fick. Was bleibt sonst auch? Rudimente einstigen Menschseins schimmern eher als Instinkt denn als Bewusstsein durch, animalisch handelt der Honka. Saufen, ficken, fressen, sägen... beeindruckender Film!
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- Salvatore Baccaro
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- Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10
Re: Der goldene Handschuh - Fatih Akin (2019)
Puh, ich höre seit Monaten davon, wie an die Nieren gehend dieser Film doch sein soll, und das unter anderem auch von den abgebrühtesten Horrorfilm-Aficinoados. Plakativ gesag: Menschen, von denen ich das niemals erwarten hätte, berichten mir zitternd und unter Tränen von ihrer Erstsichtung!
Dass ich selbst zu abgebrüht bin inzwischen, das kann der Grund wohl kaum sein, denn bei einem Kino-Screening von Dreyers ORDET, (der wohl in jedweder Hinscht das exakte Komplementärstück zum GOLDENEN HANDSCHUH darstellt), habe ich vor ein paar Wochen erst helle Tränen vergossen.
Ein Mysterium muss es deshalb wohl bleiben, denn: Nein, irgendwie kocht die Suppe auch bei der Zweitsichtung nicht richtig hoch, eher sogar noch weniger als seinerzeit im Kino, hmmm...
Dass ich selbst zu abgebrüht bin inzwischen, das kann der Grund wohl kaum sein, denn bei einem Kino-Screening von Dreyers ORDET, (der wohl in jedweder Hinscht das exakte Komplementärstück zum GOLDENEN HANDSCHUH darstellt), habe ich vor ein paar Wochen erst helle Tränen vergossen.
Ein Mysterium muss es deshalb wohl bleiben, denn: Nein, irgendwie kocht die Suppe auch bei der Zweitsichtung nicht richtig hoch, eher sogar noch weniger als seinerzeit im Kino, hmmm...
- buxtebrawler
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- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
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Re: Der goldene Handschuh - Fatih Akin (2019)
Feiert heute Nacht um 2:55 Uhr (!) auf Sat.1 seine Free-TV-Premiere.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Der goldene Handschuh - Fatih Akin (2019)
Inzwischen dreimal geschaut und immer wieder hat mich dieses Werk beeindruckt. Das mag vielleicht an der Rohheit liegen, mit der uns Akin Honkas Taten vor Augen führt, vor allem aber an dem perfekt eingefangenen "Siebziger-Jahre-Paselacken-Milieu". Wo andere Filme sich krampfhaft bemühen, bringt es der "Der goldene Handschuh" genau auf den Punkt.
Das Treiben ist eine schmierige Suhle, in die ich ab und zu gern eintauche. Emotional bleibt eine gewisse Distanz zu Opfern und Täter, wenn ich mich vorübergehend zerstören möchte, wandert Akins "Aus dem Nichts" in den Player.
"Der goldene Handschuh" ist großes Kino. Betrachte ich die aktuell triste Filmlandschaft unseres mittelprächtigen Landes, kann man Akins Werk gar nicht genug wertschätzen!
Das Treiben ist eine schmierige Suhle, in die ich ab und zu gern eintauche. Emotional bleibt eine gewisse Distanz zu Opfern und Täter, wenn ich mich vorübergehend zerstören möchte, wandert Akins "Aus dem Nichts" in den Player.
"Der goldene Handschuh" ist großes Kino. Betrachte ich die aktuell triste Filmlandschaft unseres mittelprächtigen Landes, kann man Akins Werk gar nicht genug wertschätzen!
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