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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Verfasst: Mo 16. Aug 2021, 12:24
von sergio petroni
Onkel Joe hat geschrieben: Mo 16. Aug 2021, 10:18 Wir Frankfurter kommen dich bestimmt mal besuchen.

:prost:
Frank-n-furter sind natürlich herzlich willkommen :prost:

Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Verfasst: Mo 16. Aug 2021, 12:27
von Blap
Magst du ein paar Details verraten? Diagonale der Leinwand, welcher Beamer kommt zum Einsatz. Frage für einen Freund ... :kicher:

Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Verfasst: Mo 16. Aug 2021, 12:41
von sergio petroni
5. Satanas - Das Schloß der blutigen Bestie (Roger Corman, 1964)
Was für ein Bildrausch, der da von Corman/Roeg eingefangen wurde. Vincent Price als
Prospero beherrscht wie immer die ganze Szenerie. Die Geschichte basiert lose auf
den beiden Kurzgeschichten Poes "Die Maske des roten Todes" und "Hopp-Frosch"
und handelt zugleich von einem der Lieblingsthemen Cormans, einer einschneidenden
Zeitenwende. Auch nehmen einige verzerrte und verfremdete Sequenzen Cormans
spätere Filme vorweg, wie zum Beispiel "The Trip".
Ein wahrlich farbenprächtiges Ausstattungsspektakel, das das Auge nicht zur Ruhe kommen läßt.
Die HanseSound Blu bietet ein sattes Bild, wenngleich wohl auch wie fast alle Veröffentlichungen
leicht gekürzt.
7/10

Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Verfasst: Mo 16. Aug 2021, 14:10
von buxtebrawler
Wahnsinn, Sergio - da bin ich baff :-o

Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Verfasst: Mo 16. Aug 2021, 16:03
von sergio petroni
6. Lautlos im Weltraum (Douglas Trumbull, 1972)
Schande über mein Haupt. Bislang noch nie gesehen. Nun auf Tomasos Drängen endlich 'mal eingeworfen.
Der kommt auf Leinwand echt gut. Trumbull (erst 29 Jahre zu dem Zeitpunkt) verstand offenbar etwas
von Spezialeffekten (siehe "2001") und so sehen die entsprechenden Szenen auch heute noch sehr gut
aus. Als Drehort diente ein ausrangierter Flugzeugträger namens "Valley Forge", dessen Namen auch eines
der Raumschiffe trägt.
Die Erde ist (gewollt oder ungewollt?) mit einer einheitlichen Temperatur von 23 Grad gesegnet/geschlagen.
Es existieren keine Wälder mehr, Nahrung wird nicht mehr auf natürlichem Weg erzeugt. Auf vier Raumschiffen
schippern im All Wälder, Tiere, Erde und Samen und harren darauf, vielleicht wieder eines Tages
auf Muttererde zum Einsatz zu kommen. Betreut werden die Raumschiffe von Lowell (Bruce Dern),
der schon acht Jahre im All ist und nach eigener Aussage die Natur auf der Erde noch gekannt hat.
Dies wirkt etwas befremdlich, da dann ja innerhalb eines halben Menschenlebens die Natur
zerstört/gleichgerichtet und die großangelegte Raummission gestartet wurde.
Lowell wird von drei Kollegen begleitet, die allesamt erst ein halbes Jahr im All sind und selbst
keinen Kontakt zur ursprünglichen Natur des Heimatplaneten hatten.
Als der Befehl kommt, die Wälder und Pflanzen im All zu zerstören und ohne diese zur Erde
zurückzukehren, herrscht bei den drei Jüngeren große Freude. Lowell hingegen sieht sein
Lebenswerk gefährdet und beschließt, sich zur Wehr zu setzen.
Dafür programmiert er drei kleine Roboter um, gibt ihnen Namen und lehrt sie, Pflanzen zu pflegen.
Und offenbar beginnen die Roboter, Gefühle zu entwickeln.....
Toller Film. Die kleinen Roboter sind fantastisch animiert und schaffen es, beim Betrachter
Gefühle zu erzeugen. Auch Lowell scheint im Umgang mit ihnen mehr Freude zu haben,
als mit seinen Kollegen. Irgendwie zeitlos, wohl auch wegen seiner Botschaft.
8/10

Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Verfasst: Mo 16. Aug 2021, 18:37
von Reinifilm
Blap hat geschrieben: Mo 16. Aug 2021, 12:27 Magst du ein paar Details verraten? Diagonale der Leinwand, welcher Beamer kommt zum Einsatz. Frage für einen Freund ... :kicher:
Hey Sergio, Blap und ich haben da wohl den selben Freund. :kicher:

Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Verfasst: Mi 18. Aug 2021, 09:44
von sergio petroni
7. Magnum Thunderbolt (Godfrey Ho, 1986)
"Magnum Thunderbolt" bietet dermaßen viele Handlungsstränge, daß man von wahrer Kunst
eines Godfrey Ho sprechen kann, daß diese am Ende alle auf zufriedenstellende Weise
zusammengeführt und aufgelöst werden!
Nein, im Ernst: Godfrey Ho drehte hier eigenes Material u.a. mit dem amerikanischen Zugpferd
Richard Harrison (mit der sich später überwarf, da Ho Harrison in viel mehr Filme reingeschnippelt hat,
als diesem bewußt war) und fügte dies zusammen mit Szenen aus dem Film "Red Rattlesnake" aus dem Jahre 1982.
Wie der Zufall so will, ist Nebendarsteller Philipp Ko in beiden Filmen
präsent, was die Synergieeffekte natürlich enorm steigert. :kicher:
Wer mit den zusammengestückelten Machwerken von Ho etwas anfangen kann, der bekommt
hier sozusagen High-Class geboten. Die Gewaltschraube ist heftig angezogen, beim Hangeln
von Szene zu Szene bekommt man schön viele WTF-Momente präsentiert, gar nicht zu reden
von diesen extremen Outfits. Den Vogel schießt hierbei Gangsterboss Tien Ho mit seinem
Extrem-Afro und seiner Sonnenbrille ab, die er gefühlt alle zehn Sekunden zurechtrückt.
So richtig warm werde ich mit dieser Art Film nicht werden. Was jedoch bei weitem am
meisten nervt, ist die gesehene Veröffentlichung von Cinestrange Extreme. Der Film wird
entgegen großspuriger Ankündigungen auf dem Cover im Format 4:3 und in sehr bescheidener
VHS-Bildqualität geboten. Noch bescheidener natürlich, daß auch noch etwa 1,5 Minuten
fehlen. Und das enthaltene Interview mit Phillip Ko bricht mitten im Satz ab?!
Das einzig gute an dieser "Mediabook"-Veröffentlichung ist das Booklet von Kellerbach,
das wirklich interessante Informationen zum Film und zum Cut-and-Paste-Genre allgemein bietet.
Der Film bekommt von mir 4,5/10, die VÖ 0/10 (Booklet ausgenommen).

Edit: Noch was Positives zum Film....
Der im Vorspann gezeigte Vergnügungspark ist ja wohl hammermäßig gelegen
hong.jpg
hong.jpg (68.89 KiB) 1077 mal betrachtet
und zwischendurch erklangen vertraute Klänge, leicht als Soundtracksequenzen
aus Dirty Harry II zu identifizieren...
:kicher:

Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Verfasst: Fr 20. Aug 2021, 09:45
von sergio petroni
8. Die Schlangengrube und das Pendel (Harald Reinl, 1967)
In Deutschland ließen sich die Genrestreifen aus Italien und Großbritannien verkaufen wie geschnitten Brot.
Farbenfrohe Gothic-Grusler mit teilweise sadistischen Gewaltspitzen, elegant inszeniert.
Das können wir auch, sagte sich Regisseur Harald Reinl. Nach Vorlage von Manfred Köhler und
nach Verpflichtung der Stars Christopher Lee, Lex Barker und Karin Dor ging man an's Werk.
Karin Dor hatte schon ihren Auftritt in "Man lebt nur zweimal" und sollte noch in "Topas" spielen
und war zu der Zeit mit Regisseur Reinl verheiratet. Die Ehe hielt danach noch ein Jahr;
sollte dies etwas mit der "Schlangengrube" zu tun gehabt haben?
Den Stars zur Seite standen die ebenfalls bekannten Dieter Eppler, Vladimir Medar,
Christiane Rücker und Carl Lange. Letzterer stiehlt als Graf Regulas (Christopher Lee) Diener Anatol
diesem in der Schlußviertelstunde mit seinen manischen Auftritten oftmals die Szene.
Ausstattung und Kamera gehen voll in Ordnung, man sieht nach welchen Vorbildern Reinl strebte.
Der Produktion einen Schuß in's eigene Knie verpaßte allerdings die Vorgabe, aus Verkaufsgründen
eine Freigabe ab 12 anzustreben. Somit fehlt der Iiiieh-Effekt, der andere Genrefilme oftmals
unauslöschlich in's Gedächtnis der Fans einbrannte. Graf Regula bekommt zu Beginn eine
nagelbestückte Gesichtsmaske verpaßt (Vorbild Bava, jedoch komplett unblutig).
Danach wird Regula gevierteilt (was genaugenommen eigentlich eine Fünfteilung ist?!)
welche per Kinderzeichnung dargestellt wird. In dieser Szene hat Reinl auch seinen Gastauftritt.
Auch Peter Thomas jazziger Barsound erzeugt alles andere als eine wohlige Gruselatmosphäre.
Des weiteren hat man den Eindruck, daß hinter jeder Ecke der nächste Kalauer lauert;
dies läßt jedenfalls das ständige selbstironische Grinsen Barkers erwarten.
Erfreuen kann man sich definitv an der malerischen Fahrt durch den Geisterwald und
an der Gewölbehatz gegen Ende. Packend und gruselig geht jedoch anders.
So war dem Film nur mäßiger Erfolg an den Kinokassen beschieden und es fand
auch keine weitere germanische Wilderei in diesem Genre statt.
5,5/10

Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Verfasst: Mo 23. Aug 2021, 07:30
von sergio petroni
9. Die Verfluchten (Roger Corman, 1960)
Roger Cormans Verfilmung von Poes „Der Untergang des Hauses Usher“ ist ein Vier-Personen-Stück (sieht man einmal von der Szene in der Kapelle ab), in der Corman Poes Motive aufnimmt und umdeutet und daraus einen ganz vorzüglichen und überaus farbenfrohen Gothic-Grusler schafft, der durchaus auch als Vorbild für manch nachfolgende italienische oder britische Genre-Produktion gedient haben könnte.
In der ersten Zusammenarbeit Cormans mit Price übernimmt dieser als alternder Hausherr mit fast schon übernatürlich geschärften Sinnesorganen und einer ausgeprägten (durchaus bisweilen auch spitzbübischen) Mimik das Zepter über die gesamte Produktion. Mark Damon (Philip Winthrop) als sein Gegenpol macht seine Sache als heldenhafter Jüngling auch sehr gut, kommt aber selbstredend nicht an Roderick Usher alias Vincent Price heran. Das mag auch daran liegen, daß Usher durchaus ambivalent gezeichnet ist, man bisweilen meint, seine Motive und Handlungen zu verstehen.
Myrna Fahey als Madeleine Usher und Winthrops Verlobte wirkt dagegen etwas blaß (und das nicht nur in den Schlußszenen). Die hauptsächlich aus Serien bekannte Darstellerin verstarb viel zu früh mit vierzig Jahren. Das Hausfaktotum Bristol (Harry Ellerbe) gibt den loyalen Diener der Familie Usher mit einer Mischung aus Unterwürfigkeit und Mitgefühl.
Ein sehr wohliges Sich-in-Matte-Paintings-suhlen!
7,5/10

Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Verfasst: Mo 23. Aug 2021, 08:05
von sergio petroni
10. Der Schnüffler (Gordon Douglas, 1967)
Kassenmagnet Frank Sinatra spielt den auf seinem vor Miami ankernden Boot lebenden Anthony Rome.
Tony verdient seine Brötchen als Privatdektetiv und ist auf jeden Dollar angewiesen. Dennoch hat er
eiserne moralische Grundsätze; vielleicht auch deshalb knabbert er eher am Hungertuch.
Eines nachts bittet sein Ex-Partner Turpin Rome um Hilfe. In einem Hotelzimmer ist die Tochter
des Baumoguls Kosterman völlig betrunken gestrandet. Der Hotelbesitzer und Turpin
wollen einen Skandal vermeiden und bitten Rome, Diana zu ihrem Vater zurückzubringen;
freilich ohne den Namen des Hotels zu nennen. Für zweihundert Dollar zieht Rome den Job durch.
Doch das war es noch nicht. Diana hat offenbar auf ihrer nächtlichen Tour die wertvolle
Familienbrosche verloren und beauftragt Rome, diese zu finden. Dianas Vater beauftragt Rome,
seine Tochter zu überwachen. Zu guter Letzt beauftragt Kostermans Frau Tony damit,
ihr Informationen über alles was er herausfindet zukommen zu lassen.
Das gehörige Durcheinander wird noch dadurch verstärkt, daß jeder ein Geheimnis mit
sich herumschleppt und als dann auch noch Vamp Ann Archer (Jill St. John :sabber: )
auftaucht und allen die Augen verdreht, hilft nur noch Gin-Orange zum Frühstück.
"Der Schnüffler" ist ein Neo-Noir, nur nicht ganz so schwarz, das läßt die farbige und sonnige
Kulisse Miamis gar nicht zu. Wenngleich diese verfallende Villa in Coconut Grove auch einen
verdammt guten Drehort für einen Horrorfilm abgegeben hätte.
Auch die Dialoge zielen auf markige Oneliner ab.

Rome zu Kosterman: Geht ihr Schwiegersohn fremd?
Kosterman: Das glaube ich nicht, der kann ja nicht mal den Garten meiner Tochter beackern!

Es gibt auch einige Leichen am Wegesrand, die dann brav von Lieutenant Santini (Richard Conte)
aufgelesen werden. Aber insgesamt ein eher heiter-beschwingter Neo-Noir (gibt's das?),
der in der richtigen Stimmung sehr wohl punkten kann!
6,5/10