Re: Bettkantengeschichten - Gerburg Rohde-Dahl / Rudolf Fischer / Heide Wlazik u.a. (1983-1990) [TV-Serie]
Verfasst: Mo 14. Aug 2023, 17:02
Episode 18: Im kalten Winter nach dem Krieg
„Die Wegwerfzeiten sind endgültig vorbei!“
Onkel Olaf (Jörg Hube, „Heimat – Eine Chronik in elf Teilen“) will leere Weinflaschen in den Restmüll werfen und wird dafür von Großmutter gerügt – schließlich könne man die noch gebrauchen; und dass man nichts, was man noch gebrauchen könnte, wegwerfen sollte, habe doch der kalte Winter nach dem Krieg gezeigt. Die kleine Sabine (Julia Grupp, „Smaragd“) interessiert sich dafür, wie es nach dem Krieg war. Oma bringt sie ins Bett, Olaf setzt sich dazu, und Oma beginnt, aus dessen Kindheit zu erzählen… Die kommentierte Schwarzweiß-Rückblende zeigt den harten Frost damals, und dass sie nichts mehr zum Heizen hatten. Der Schieber Herr Tornow kommt zum Verhandeln: Gegen Torf zum Heizen verlangt er vier Reifen für seinen Lkw. Die damalige bittere Armut wird recht detailliert aufgezeigt, inklusive Kohlesammeln und das Pulen von Tabak aus aufgelesenen Kippenstummeln. Eine Stromsperre verschlimmert die Situation sogar noch. Olaf geht am nächsten Tag los und sucht nach Holz, findet aber keines. Nach der Hälfte der Erzählung übernimmt Olaf. Er habe ein musizierendes Paar auf der Straße angesprochen, das ihm geraten habe, zum Kohlehändler zu gehen. Leider habe auch dieser nichts für ihn gehabt. Bei einer teppichklopfenden Frau habe er aber die Reifen gefunden. Die Frau habe ebenfalls Torf benötigt, also habe er einen Plan entwickelt, von dem alle drei Parteien profitieren – was letztlich auch funktioniert habe. Zurück in der Gegenwart an Sabines Bett zeigt sich Olaf einsichtig und beschließt, die Weinflaschen zu behalten.
Ob es sinnvoll ist, leere Weinflaschen zu horten, statt sie dem Altglas und somit der Wiederverwertung zuzuführen, sei einmal dahingestellt, aber Differenzierung ist die Sache dieser Episode, diesem Plädoyer gegen die Wegwerfgesellschaft, sicher nicht. Böse Zungen könnten gar behaupten, hier würden schon die Kleinsten mit dem Holzhammer zu Messies erzogen. So weit würde ich nicht gehen; dass hier abermals der Nachkriegsholzhammer kreist, ist aber nicht von der Hand zu weisen. Mich beschleicht der Eindruck, die Autorinnen und Autoren dieser Serie hätten zuweilen vielmehr ihre eigenen Traumata aufgearbeitet, statt in erster Linie die Kinderpädagogik im Blick zu haben. Die Frequenz, mit der Kinder hier mit den schlimmen Zeiten in Armut und Elend konfrontiert werden, droht bald für Abstumpfung statt Sensibilisierung zu sorgen, und bereits der Titel dieser Episode – „Im kalten Winter nach dem Krieg“ – ist derart unheilschwanger, dass fraglich ist, welches Kind sich dafür freudig vor der Flimmerkiste einfand.
„Die Wegwerfzeiten sind endgültig vorbei!“
Onkel Olaf (Jörg Hube, „Heimat – Eine Chronik in elf Teilen“) will leere Weinflaschen in den Restmüll werfen und wird dafür von Großmutter gerügt – schließlich könne man die noch gebrauchen; und dass man nichts, was man noch gebrauchen könnte, wegwerfen sollte, habe doch der kalte Winter nach dem Krieg gezeigt. Die kleine Sabine (Julia Grupp, „Smaragd“) interessiert sich dafür, wie es nach dem Krieg war. Oma bringt sie ins Bett, Olaf setzt sich dazu, und Oma beginnt, aus dessen Kindheit zu erzählen… Die kommentierte Schwarzweiß-Rückblende zeigt den harten Frost damals, und dass sie nichts mehr zum Heizen hatten. Der Schieber Herr Tornow kommt zum Verhandeln: Gegen Torf zum Heizen verlangt er vier Reifen für seinen Lkw. Die damalige bittere Armut wird recht detailliert aufgezeigt, inklusive Kohlesammeln und das Pulen von Tabak aus aufgelesenen Kippenstummeln. Eine Stromsperre verschlimmert die Situation sogar noch. Olaf geht am nächsten Tag los und sucht nach Holz, findet aber keines. Nach der Hälfte der Erzählung übernimmt Olaf. Er habe ein musizierendes Paar auf der Straße angesprochen, das ihm geraten habe, zum Kohlehändler zu gehen. Leider habe auch dieser nichts für ihn gehabt. Bei einer teppichklopfenden Frau habe er aber die Reifen gefunden. Die Frau habe ebenfalls Torf benötigt, also habe er einen Plan entwickelt, von dem alle drei Parteien profitieren – was letztlich auch funktioniert habe. Zurück in der Gegenwart an Sabines Bett zeigt sich Olaf einsichtig und beschließt, die Weinflaschen zu behalten.
Ob es sinnvoll ist, leere Weinflaschen zu horten, statt sie dem Altglas und somit der Wiederverwertung zuzuführen, sei einmal dahingestellt, aber Differenzierung ist die Sache dieser Episode, diesem Plädoyer gegen die Wegwerfgesellschaft, sicher nicht. Böse Zungen könnten gar behaupten, hier würden schon die Kleinsten mit dem Holzhammer zu Messies erzogen. So weit würde ich nicht gehen; dass hier abermals der Nachkriegsholzhammer kreist, ist aber nicht von der Hand zu weisen. Mich beschleicht der Eindruck, die Autorinnen und Autoren dieser Serie hätten zuweilen vielmehr ihre eigenen Traumata aufgearbeitet, statt in erster Linie die Kinderpädagogik im Blick zu haben. Die Frequenz, mit der Kinder hier mit den schlimmen Zeiten in Armut und Elend konfrontiert werden, droht bald für Abstumpfung statt Sensibilisierung zu sorgen, und bereits der Titel dieser Episode – „Im kalten Winter nach dem Krieg“ – ist derart unheilschwanger, dass fraglich ist, welches Kind sich dafür freudig vor der Flimmerkiste einfand.