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Re: Kottan ermittelt - Peter Patzak
Verfasst: So 30. Mär 2014, 12:34
von Onkel Joe
Was sich da so für Leute in Wien(-Mitte) tummeln:
! | Nachricht von: buxtebrawler |
Entfernt, da beim Bildhoster directupload.net leider nicht mehr verfügbar. |
Re: Kottan ermittelt - Peter Patzak
Verfasst: Mo 8. Aug 2016, 17:32
von jogiwan
orf.at hat geschrieben:
„Skandal, Schweinerei, Sauerei!“, „Eine Beleidigung für jeden Österreicher!“, „Der Chef vom ORF gehört erschossen oder erschlagen“, „Landesverrat!“, „Anarchistische Tendenzen“. Das ist nur eine kleine Auswahl aus Hunderten Anrufen beim ORF-Kundendienst, wie sie früher - über Tage hinweg - immer protokolliert wurden, wenn „Kottan“ lief, beginnend mit dem 8. August 1976.
[...]
„So etwas wie ein Marek-Krimi?“, fragte sich damals etwa die „Arbeiterzeitung“ gespannt in der Vorschau auf den sonntäglichen TV-Abend - und gab damit die Grenze des Denkbaren vor: Der beleibt-gemütliche Fernsehliebling Fritz Eckhardt sah damals nicht nur als Portier im Hotel Sacher nach dem Rechten, sondern eben auch als österreichischer „Tatort“-Vertreter Viktor Marek - mit nur einem Hauch Grantigkeit und noch viel mehr guter Kinderstube. Die erste „Kottan“-Folge „Hartlgasse 16a“ war alles andere als ein Marek-Krimi, sondern vor allem eine Bestandsaufnahme von Österreich, wie es sich in den 70er Jahren - zumindest auch - präsentierte: grau, spießbürgerlich, obrigkeitshörig, fremdenhassend, verklemmt und ignorant. Dass der Kommissar mit Vornamen „Adolf“ hieß und all diese Eigenschaften auch selbst mitverkörperte, war dabei das Tüpfelchen auf dem i. Und Georg Danzer sang dazu „Des kann do no net alles g’wes’n sein“.
quelle:
http://orf.at/stories/2352375/2352381/
Erstausstrahlung: 08. August 1976 - Alles Gute zum Vierzigsten, Kottan!
Re: Kottan ermittelt [TV-Serie] - Peter Patzak (1976 - 1983)
Verfasst: Mi 22. Mai 2024, 06:55
von jogiwan
Kottan Ep. 1 - "Hartlgasse 16a"
In der Hartlgasse 16a wird in einem heruntergekommenen Mietshaus eine ältere Frau erstochen aufgefunden. Im Gegensatz zu den anderen Hausparteien war diese jedoch etwas wohlhabend, Hausbesitzerin und so machen auch rasch böse Gerüchte die Runde. Der ermittelte Beamte Kottan trifft nicht nur auf allerlei gesprächsbereite Zeugen, die dennoch nichts gesehen haben wollen, sondern auch noch auf zerstrittene Frauen im fortgeschrittenen Alter, die sich gegenseitig das Leben in dem Haus schwer machen und die sein kaputtes Weltbild aus Ignoranz, Fremdenfeindlichkeit und Boshaftigkeit bestätigen.
Man kann sich irgendwie gut vorstellen, wie sehr die erste „Kottan“-Episode seinerzeit die Befindlichkeit der österreichischen Bevölkerung ordentlich aufgewühlt hat. Peter Patzak präsentiert uns hier ja auch keinen herkömmlichen Krimi, sondern ein Panoptikum aus bösartigen Figuren, die ein heruntergekommenen Wohnhaus in Wien bewohnen und sich gegenseitig nichts schenken. Auch Kottan ist alles andere als eine Identifikationsfigur und selbst voller Vorurteile und eher ans ich selbst als an dem Fall interessiert. Dieser löst sich irgendwann von selbst, ohne dass er selbst dazu beiträgt, nur um sich den Erfolg dann selber an den Kragen zu heften. Das Drehbuch von Helmut Zenker dringt tief in die Befindlichkeiten der Wiener Volksseele ein und präsentiert diese nüchtern und dokumentarisch als wenig liebenswerte Menschen, die sich selbst noch den Dreck unter den Fingernägeln neidig sind, wie man hierzulande so schön sagt. Das Lachen kann einen dabei im Halse stecken bleiben und eigentlich ist das alles auch kaum auszuhalten, wenn es nicht alles gleichzeitig auch so ein interessantes Zeitdokument wäre. Nebenan auf der Couch ist „Hartlgasse 16a“ gar nicht gut angekommen und ich hab mir wohl auch etwas anderes erwartet, aber was hier abgeht, muss man ja fast mit eigenen Augen gesehen haben.
Re: Kottan ermittelt [TV-Serie] - Peter Patzak (1976 - 1983)
Verfasst: Fr 24. Mai 2024, 07:27
von jogiwan
Kottan – Ep. 2 – "Der Geburtstag"
Wie jedes Jahr feiert Kottan trotz winterlicher Bedingungen seinen Geburtstag im Umland von Wien, wo er in einer Heimgartenanlage ein Ferienhaus besitzt. Während er mit seiner Familie und Kollegen feiert und Bier trinkt, wird im Umfeld des örtlichen Gasthauses eine junge Frau ermordet, die mit einem Bundesheer-Piloten verlobt war. Der zählt aufgrund seines umtriebigen Lebenstils auch gleich zum Verdächtigenkreis und wird festgenommen. Wenig später gibt es jedoch einen zweiten Mord und Kottan nutzt die ausgelassene Geburtstagsstimmung von sich und seiner Familie und Freunden, um seine niederösterreichischen Kollegen bei der Lösung des Falles behilflich zu sein.
Zweiter Fall von Kottan, der seinerzeit die Befindlichkeiten des österreichischen Fernsehpublikums ordentlich getriggert hat. Ein Polizist als Ausländerfeind, der Adolf heißt und seine Fälle eher mehr zufällig, als durch Kompetenz löst, gemischt mit österreichischen Verhaltensweisen, über die hierzulande ja der Mantel des Schweigens gehüllt wird, da man sich ja lieber offen und gastfreundlich präsentiert. Zwar ist „Der Geburtstag“ nicht ganz so boshaft wie „Hartlgasse 16 A“, aber eigentlich auch wieder ein ziemlich wilder Einblick in die österreichische Volksseele rund um ein Dorfgasthaus, dass mindestens so heruntergekommen ist, wie seine zahlreichen Besucher. Dazu gibt es Erni Mangold als resche Wirtin, männliches Balzverhalten und Konkurrenz-Denken, sowie polizeiliche Ermittlungsarbeit, die gerne verschwiegen wird. Eigentlich unvorstellbar, dass der ORF vor 48 Jahren Produktionsgelder für ein derartiges Format locker gemacht hat und man kann sich gut vorstellen, wie sehr die Volksseele gekocht hat. Heutzutage ist das alles nicht mehr so schlimm, da man ja mittlerweile weiß, dass hier auch gar nicht übertrieben wurde.
Re: Kottan ermittelt [TV-Serie] - Peter Patzak (1976 - 1983)
Verfasst: Fr 24. Mai 2024, 11:09
von sid.vicious
Bis einschließlich "Die Einteilung" (die Nummer 9) finde ich die Kottans sehr gut, dann geht es rasant abwärts. 2022 habe ich mir noch mal alle Episoden ab "So long, Kottan" bis "Mabuse kehrt zurück" gegeben. Je später die Produktionen, desto albener wird es. Am Ende gar extrem albern, denn der laute "Scherz" vernichtet nun mal den eigentlichen Humor.
Die 90Minuten Filme finde ich übrigens allesamt spitze. Das ist der Humor, den ich liebe. Den beiden Vogel-Kottans würde ich 8 von 10 geben, dem ersten vielleicht sogar 9 von 10.
Re: Kottan ermittelt [TV-Serie] - Peter Patzak (1976 - 1983)
Verfasst: Fr 24. Mai 2024, 11:23
von jogiwan
hatte die Serie bislang auch als eher albern in Erinnerung - aber das betrifft wohl die Kottans mit Lukas Resetarits, die in jungen Jahren auch im TV gelaufen sind. Die Auseinandersetzungen mit dem Kaffeeautomaten sind da ja irgendwie sehr präsent und da muss ich erst schauen, ob mir das nun eher liegt. Dass die ersten Episoden doch in eine andere Richtung gehen hat mich verwundert. Die ersten beiden Folgen fand ich top.
Re: Kottan ermittelt [TV-Serie] - Peter Patzak (1976 - 1983)
Verfasst: Sa 25. Mai 2024, 06:51
von Maulwurf
Die Vogel-Episoden kenne ich leider nicht, aber die Buchrieser-Folgen sind für mich mit das Beste, was jemals(!) im Fernsehen gelaufen ist. Die Marx Brothers und die Looney Tunes machen in Österreich einen drauf. Mit dem Einstieg von Resetarits war die Serie am Ende, nach zwei gesehenen und als extrem idiotisch empfundenen Folgen war bei uns Schluss, gerade die Resetarits-Sachen haben mich auch nie angemacht um es noch mal zu versuchen. Deine Besprechungen, Jogi, machen ernsthalft Lust auf die Vogel-Folgen! Danke dafür.
Re: Kottan ermittelt [TV-Serie] - Peter Patzak (1976 - 1983)
Verfasst: Sa 25. Mai 2024, 07:57
von jogiwan
Ep. 3 – „Wien Mitte“
Am helllichten Tag wird auf einem Bahnsteig des Bahnhofs Wien Mitte ein Versicherungsvertreter auf einer Wartebank erschossen. Dessen Frau lebt in einer geräumigen und teuer eingerichteten Wohnung, obwohl der Verstorbene kurz vor seiner Entlassung stand, da er kaum Abschlüsse getätigt hat. Außerdem hat diese auch noch eine Affäre mit einem Fabrikanten und macht auch keinen Hehl daraus, ihren Verstorbenen Gatten gehasst zu haben. Wenig später schlägt der Tod am selben Ort nochmals zu und erwischt abermals einen Bekannten des zuvor Verstorbenen, sodass sich die Hinweise verdichten, dass mehr hinter der Sache steckt.
Ep. 4 – „Nachttankstelle“
Eines Nachts wird eine Tankstelle Schauplatz gleich zweier Verbrechen: zuerst wird der jugendliche Tankwart und ein Besucher ausgeraubt - wenig später liegt der zuvor ausgeraubte Tankwart mit eingeschlagenem Schädel tot in der Werkstatt. Dieser hat sich für Motorrad-Rennen interessiert und ist zum Leidwesen seiner Mutter erst kurz zuvor von der Ingenieurs-Schule geflogen. Verdächtigt wird zuerst der ältere Bruder, dem zuvor die Freundin ausgespannt wurde, aber auch die ehemaligen Mitschüler scheinen mehr zu wissen, als sie der Polizei zugeben möchten. Die Mordwaffe wird in der Donau entsorgt und als auch noch Drogen ins Spiel kommen wird der Kreis der Verdächtigen nochmals größer.
Nach Peter Vogel in den ersten beiden Episoden ist nun Franz Buchrieser als Kottan als Ermittler am Werk, wobei auch Erstgenannter in einer neuen Rolle wieder vorbeischaut. Offensichtlich haben die teils harschen Kommentare bei den Machern der Reihe auch Spuren hinterlassen. Auf die wütende Kritik der Zuschauer reagiert man mit Humor und Slapstick und der beißende Spott und der ungeschönte Einblick in spießbürgerliche Welten gerät nun etwas in den Hintergrund. Nicht nur einmal spricht Kottan direkt den Zuschauer an um die Momente ironisch zu kommentieren, die hier teils auch sehr überzeichnet dargebracht werden. Vor allem „Wien Mitte“ zeigt hier die Marschrichtung kommender Episoden vor, während „Nachttankstelle“ wieder etwas ernster daherkommt und auch formal in Richtung Krimi geht und auch wieder mehr in Richtung gesellschaftliche Bestandsaufnahme geht. „Nachttankstelle“ fand ich dann auch wieder super, während der Humor in „Wien Mitte“ nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat. Dennoch haben beide Episoden ihre Berechtigung und zeigen Wien von seiner tristen Seite, die mit dem gezeigten Menschenbild auch so gar nicht einladend wirkt.
Re: Kottan ermittelt [TV-Serie] - Peter Patzak (1976 - 1983)
Verfasst: Sa 25. Mai 2024, 08:00
von jogiwan
Maulwurf hat geschrieben: ↑Sa 25. Mai 2024, 06:51
Die Vogel-Episoden kenne ich leider nicht, aber die Buchrieser-Folgen sind für mich mit das Beste, was jemals(!) im Fernsehen gelaufen ist. Die Marx Brothers und die Looney Tunes machen in Österreich einen drauf. Mit dem Einstieg von Resetarits war die Serie am Ende, nach zwei gesehenen und als extrem idiotisch empfundenen Folgen war bei uns Schluss, gerade die Resetarits-Sachen haben mich auch nie angemacht um es noch mal zu versuchen. Deine Besprechungen, Jogi, machen ernsthalft Lust auf die Vogel-Folgen! Danke dafür.
Solltest du unbedingt - die beiden ersten Episoden sind wirklich sehr gelungen und auch ziemlich heftig.
Re: Kottan ermittelt [TV-Serie] - Peter Patzak (1976 - 1983)
Verfasst: Sa 25. Mai 2024, 08:05
von Onkel Joe
jogiwan hat geschrieben: ↑Sa 25. Mai 2024, 07:57
Ep. 3 – „Wien Mitte“
Am helllichten Tag wird auf einem Bahnsteig des Bahnhofs Wien Mitte ein Versicherungsvertreter auf einer Wartebank erschossen. Dessen Frau lebt in einer geräumigen und teuer eingerichteten Wohnung, obwohl der Verstorbene kurz vor seiner Entlassung stand, da er kaum Abschlüsse getätigt hat. Außerdem hat diese auch noch eine Affäre mit einem Fabrikanten und macht auch keinen Hehl daraus, ihren Verstorbenen Gatten gehasst zu haben. Wenig später schlägt der Tod am selben Ort nochmals zu und erwischt abermals einen Bekannten des zuvor Verstorbenen, sodass sich die Hinweise verdichten, dass mehr hinter der Sache steckt.
Die "Wien Mitte" Folge ist meine Lieblingsfolge