Apocalypse Now - Francis Ford Coppola (1979)

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Re: Apocalypse Now - Francis Ford Coppola

Beitrag von Onkel Joe »

Die Doku. Heart of Darkness habe ich vor ein paar Tagen gesehen und ich war hellauf begeistert.Was da alles erzählt wird zum Thema Apacalypse Now, Wahnsinn.Dazu habe ich noch das Interview zwischen Coppola und John Milius nachgeschoben der das Drehbuch(das war mir bis dahin gar nicht so bewust :|)geschrieben hatte und ich war vollends geplättet.Meine Bewertung für den Film runde ich nach oben auf 10/10, MEISTERWERK.
:prost:
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untot
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Re: Apocalypse Now - Francis Ford Coppola

Beitrag von untot »

Onkel! :knutsch: :thup: :prost: :mrgreen:
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sid.vicious
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Re: Apocalypse Now - Francis Ford Coppola

Beitrag von sid.vicious »

Produktionsland: USA
Produktion: Kim Aubry, Francis Ford Coppola
Erscheinungsjahr: 1979
Regie: Francis Ford Coppola
Drehbuch: Joseph Conrad (Roman: "Heart of Darkness"), John Milius, Francis Ford Coppola
Kamera: Vittorio Storaro
Schnitt: Lisa Fruchtman, Gerald B. Greenberg, Walter Murch
Spezialeffekte: Joe Lombard, A.D. Flowers
Budget: ca. 31.500.000$
Musik: Carmine Coppola, Francis Ford Coppola
Länge: ca. 194 Minuten (Redux Fassung)
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Marlon Brando, Robert Duvall, Martin Sheen, Frederic Forrest, Albert Hall, Sam Bottoms, Laurence Fishburne, Dennis Hopper, G.D. Spradlin, Harrison Ford, Jerry Ziesmer, Scott Glenn



Vietnam 1969: Captain Willard erhält den Auftrag, Colonel Kurtz im Dschungel von Kambodscha aufzuspüren und ihn unschädlich zu machen. Colonel Kurtz hat sich dort eine Armee aus desertierten US-amerikanischen Soldaten und Montagnards aufgebaut, die ihn wie einen Gott verehren.

Die sich überscheidenden Bilder des Vietnamkriegs bekommen ihre auditive Unterstützung von den Doors und Jim Morrisons unverkennbar, geniale Stimme läutet das Ende der Welt ein. Nachdem Morrisons Gesang mit einem Hall versehen langsam im Hintergrund verstummt, wird das Rotorengeräusch eines Hubschraubers zu dem des Deckenventilators und Captain Willard wird in seiner Trostlosigkeit und Einöde präsentiert. Ein depressives Bild das den Glauben an eine farbenreichere Zukunft verblassen lässt. Ein Captain der mit dem Leben bereits abgeschlossen hat und mit letzter Hoffnung auf einen Auftrag auf der Erde verweilt.

Sich diese Bilder anzusehen ist ein reiner Genuss. Die Kunst des Kameraspiels und der Schnitttechnik lassen eine einzigartige Atmosphäre wieder spiegeln. Nun alle Momente aufzuzählen, die innerhalb von „Apocalypse now“ eine besondere Huldigung verdienen, würde einen ungemeinen Aufwand bedeuten. Denn das was Coppola hier Bildtechnisch vermittelt ist eine Genialität die massenhaft vorhanden ist

Neben den brillanten Bildern, konzentriert sich der Film darauf eine genaue Zeichnung, sprich Darstellung der psychologischen Situation der Darsteller zu liefern. Der Zerreispunkt der Egozentrik, der nach seinem Eintreten eine Geisteskrankheit herbeiführen kann, ist einer der wichtigen Aspekte.

Darsteller: Martin Sheen ist als Captain Willard ein glaubhafter Bezugspunkt. Seine Monologe haben es in sich und können ein Einbinden in die stattfindende Apokalypse leicht ermöglichen. Robert Duvall glänzt als Colonel Bill Kilgore. Ein vollkommen überzogener Charakter, dem der Krieg einfach Nichts anhaben kann. Kilgore ist auch der jenige der den Zuschauer in einigen Phasen aus der Tiefe des Nachdenkens heraus reissen bzw. ihn auflockern kann. Ein weiterer und sehr wichtiger Punkt ist der Part des Journalisten, der in exzellenter Weise von Dennis Hopper verkörpert wird. Ein Charakter der die Gräuel von Tod und Krieg mit einer Art Sarkasmus gepaart mit dem Irrsinn vermittelt. Marlon Brandos Auftritt als Colonel Kurtz, dessen Dialog mit Captain Willard und der abschließende Monolog kann zum Ende des Films gar fast Alles vorher Gehörte förmlich erschlagen.

Fazit: „Apocalypse now“ ist nicht einer der Filme die über die Wirren und die Unmenschlichkeit des Kriegs philosophieren. „Apocalypse now“ ist DER Antikriegsfilm und nebenbei auch einer der besten Filme aller Zeiten. Denn dieses Werk zu toppen erscheint mir als ein schier unmögliches Unterfangen. Ohne Wenn und Aber: ein visuelles wie auch psychisches Meisterwerk.

10/10
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untot
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Re: Apocalypse Now - Francis Ford Coppola

Beitrag von untot »

Das hast Du wirklich grandios in Worte gepackt Sid, das sind die nach denen ich die ganze Zeit gesucht hab!!! ;)
Toller Text!!! :thup: :thup: :thup:
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Adalmar
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Re: Apocalypse Now - Francis Ford Coppola

Beitrag von Adalmar »

Hierzu gibt es von mir auch eine OFDb-Kritik ...

Coppolas großangelegtes Kriegs-Epos war für mich leider nicht das Filmerlebnis, das ich erhofft hatte. Teils liegt es sicherlich an der erweiterten "Redux"-Fassung, die ich gesehen habe (die ursprüngliche ist anscheinend kaum mehr erhältlich) und die möglicherweise ein Beleg dafür ist, dass die längere Fassung eines Films nicht unbedingt die bessere sein muss, nur weil sie mehr Material enthält. Ich kann nunmehr allerdings nur über diese autorisierte Langfassung urteilen. Zunächst sind die unzweifelhaft vorhandenen Qualitäten des Films zu nennen, die ihm seinen Ruhm eingebracht haben. Sicherlich werden hier beeindruckende Bilder in großer Zahl präsentiert, und die Intensität von Kriegserlebnissen wird an einzelnen Stellen ansatzweise nachfühlbar. Zudem hat Coppola mit Martin Sheen und Marlon Brando äußerst überzeugende Schauspieler an Bord. Auch die Begleiter von Captain Willard (Sheen) sind sehr gut besetzt. Abstriche muss man bei einem hektisch und leicht enervierend agierenden Dennis Hopper machen, der aber nur eine Nebenrolle hat, ebenso wie Robert Duvall, der auch nicht sonderlich ins Gewicht fällt.

Es gab für mich aber auch deutliche negative Faktoren. Der ganze Handlungsabschnitt um den leicht durchgedrehten Surf-Offizier mit Vorliebe für die Musik Richard Wagners (wobei der Walkürenritt mit seinem kriegerischen Impetus gar nicht so typisch für Wagner ist, wie viele Leute offenbar denken) kommt mir wie eine Vorwegnahme typischer Tarantino-Szenen vor ("Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen" - soll man das nun witzig finden??). Robert Duvall lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und zieht sein Wellentheater inmitten des Feindbeschusses durch, als sei er unverwundbar. Soll dadurch die heldenhafte Abgebrühtheit typischer amerikanischer Haudegen vorgeführt werden, oder welchen Sinn hat diese Vorstellung? Zwischendurch werden von den US-Boys auch noch mehrmals auffällig-unauffällig kleine Kinder gerettet - ja, das waren schon gute Menschen. Und Napalm wurde ja auch nur dafür eingesetzt, um im Weg stehende Baumreihen wegzuholzen. Was will uns FFC eigentlich damit sagen? Oder will er nur eindrückliche Bilder präsentieren? Das ist ihm zweifelsfrei gelungen. Aber besonders antikriegsmäßig kommt mir das nicht vor.

Martin Sheen odysseeisiert dann durch eine Menge mehr oder weniger interessanter Erlebnisse bis hin zum Lager des Colonel Kurtz, den er liquidieren soll. Das Lager an sich ist zunächst mal beeindruckend und wirkt sehr unheilvoll. Auch Brando weiß mit seinem Charisma zu beeindrucken, wenn er dämonisch seinen großen Kopf durchs Bild schiebt, auch wenn durch hochartifizielle Schattenspiele manchmal gar nicht so viel von diesem zu sehen ist. Hier entsteht zwar eine Folge faszinierender Eindrücke, aber die Figur des Kurtz ist letztlich in Anbetracht dessen, was man zuvor über ihn gehört hat, eine große Enttäuschung. Man erwartet nach allem, was man zuvor über ihn gehört hat, einen großen, dämonischen Anführer und bekommt letztlich einen desillusionierten alten Mann serviert, der eigentlich nur noch sterben will und vordergründig über "das Grauen" philosophiert. Daher verläuft der Film am Ende sehr glatt und unspektakulär, wenn auch mit atmosphärischen, Dschungelkolorit-geschwängerten Großaufnahmen garniert. Dann kommen die Schlusstitel, und es fehlt einfach was. Optisch zweifellos beeindruckend, aber insgesamt hat mich der Film nicht überzeugt. Zumindest nicht vor der Hintergrund meiner hohen Erwartungen, nach allem, was ich über Coppolas Werk gelesen hatte. John Woos "Bullet in the Head" hat mich da doch ungleich mehr gefesselt.
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Onkel Joe
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Re: Apocalypse Now - Francis Ford Coppola

Beitrag von Onkel Joe »

Adalmar hat geschrieben:Es gab für mich aber auch deutliche negative Faktoren. Der ganze Handlungsabschnitt um den leicht durchgedrehten Surf-Offizier mit Vorliebe für die Musik Richard Wagners (wobei der Walkürenritt mit seinem kriegerischen Impetus gar nicht so typisch für Wagner ist, wie viele Leute offenbar denken) kommt mir wie eine Vorwegnahme typischer Tarantino-Szenen vor ("Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen" - soll man das nun witzig finden??). Robert Duvall lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und zieht sein Wellentheater inmitten.Daher verläuft der Film am Ende sehr glatt und unspektakulär, wenn auch mit atmosphärischen, Dschungelkolorit-geschwängerten Großaufnahmen garniert. Dann kommen die Schlusstitel, und es fehlt einfach was. Optisch zweifellos beeindruckend, aber insgesamt hat mich der Film nicht überzeugt. Zumindest nicht vor der Hintergrund meiner hohen Erwartungen, nach allem, was ich über Coppolas Werk gelesen hatte. John Woos "Bullet in the Head" hat mich da doch ungleich mehr gefesselt.
Eine Vorwegnahme einer Typischen Tarantino Szene, ist Tarantino schon irgendwo eingetragen für solche Szenen?
Tarantino hat sich zu dem Zeitpunkt gerade mal die Pickel aus dem Gesicht gedrückt da kam"Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen" aus Duvalls Mund und JA das ist scheiße Cool, soetwas hat es bis zu diesem Zeitpunkt in dieser Form noch nicht gegeben.Das Ende des Films ist glatt und unspektakulär :?, nichts an diesem Film ist glatt und unspektakulär, NICHTS!! Vergleichst du Bullet in the Head eigentlich mit jedem Film??
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Adalmar
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Re: Apocalypse Now - Francis Ford Coppola

Beitrag von Adalmar »

Was mich hier an Tarantino erinnert, ist "Coolness" als allem übergeordneter stilistischer Faktor, wodurch Apocalypse Now zumindest im Kontext dieser Szenen kein Antikriegsfilm ist, sondern eher das Gegenteil. Ich finde es keineswegs "scheiße cool", sich an der Wirkung von Napalm (1980 von den UN als "unmenschliche Waffe" geächtet, natürlich erst nachdem es von den US jahrzehntelang gegen die Zivilbevölkerung verschiedener Länder eingesetzt wurde) aufzugeilen. Es nervt mich auch ein bisschen bei allen möglichen Rezensionen über den Film, dass immer dieser Spruch begeistert zitiert wird, aber es wird nie thematisiert, was für Schlüsse das über die Autoren oder bezüglich der Aussage des Films zulässt. Bei dir gibt es ja auch nur den üblichen Bier-Smiley.

Und womit habe ich Bullet in the Head denn hier im Forum bereits verglichen? Ich habe zwar meine Vorliebe für Woos Actionfilme zum Ausdruck gebracht, aber hier geht es mir eher um die physischen und psychischen Auswirkungen des (Vietnam-)Kriegs auf Individuen als um den Actiongehalt.
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untot
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Re: Apocalypse Now - Francis Ford Coppola

Beitrag von untot »

Huch hier gehts ja ganz schön rund.... :?

Ich denke das Du Adalmar vieles vielleicht ganz anders interpretierst als es Coppola letztenendes gemeint hat.
Gerade die physischen und psychischen Auswirkungen des Krieges auf die Soldaten kommen nirgends so gut rüber wie hier, der ganze geballte Irrsinn, die Grausamkeit, die Verrohung, der Wahnwitz usw.
Die übertriebene Coolness von Robert Duvall zum Beispiel ist so eine Reaktion, er benimmt sich so irrational, weil er jeden Tag aufs Neue darum kämpft sein bisschen Verstand nicht zu verlieren und sich vor Angst seine Hosen vollzusch...!
Hast Du eine Ahnung was andauernder psychischer Stress aus einem ganz normalen Menschen machen kann, auch Krieg, Napalm, Gewalt, Blut und Tod, sind irgendwann Alltag, man stumpft ab.
Ich hab "DISPATCHES - An die Hölle verraten" gelesen, auf dem der Film basieren soll, geschrieben von einem Kriegsberichterstatter der alles selbst erlebt hat, da ist oftmals die Rede von solchen Dingen...
So wundert sich z.B. ein Soldat warum seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat, als der Autor daraufhin nachfragte kam heraus, das er den toten Feinden immer die Ohren abgeschnitten hat und brav zu ihr heimgeschickt hat, er empfand das als das Normalste von der Welt.
Oder als eine Granate in die ganzen Leichensäcke fiel und sich die ganze Kompanie in den Haaren hatte, weil niemand das Gekröse zusammenkratzen wollte, das ist nicht mehr weit vom totalen Irrsinn entfernt, denk ich mal.
Es ist wie eine Art Drogentrip, aus dem man zuhause wenn der Kriegsdienst vorbei ist aufwacht und sich fragt, ist das alles wirklich passiert, sowas kanns und darfs doch im wahren Leben nicht geben und ganz genauso kommt auch der Film.
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Adalmar
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Re: Apocalypse Now - Francis Ford Coppola

Beitrag von Adalmar »

untot hat geschrieben:Die übertriebene Coolness von Robert Duvall zum Beispiel ist so eine Reaktion, er benimmt sich so irrational, weil er jeden Tag aufs Neue darum kämpft sein bisschen Verstand nicht zu verlieren und sich vor Angst seine Hosen vollzusch...!
Ja, aber ist das nicht nur eine mögliche Interpretation? Ich glaube eher, wer geistig entsprechend konditioniert ist, sieht hier den tapferen US-Offizier, den nichts erschüttern kann. Gerade wenn man bedenkt, dass Milius dafür (mit-)verantwortlich zeichnet, der zumindest mir nicht gerade als Pazifist und Feingeist geläufig ist. Ich habe immer den Eindruck, dass diese Sprüche von vielen Fans des Films partymäßig abgefeiert werden (siehe Onkel) und das passt dann aus meiner Sicht einfach nicht mehr zu einem "Antikriegsfilm".
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DrDjangoMD
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Re: Apocalypse Now - Francis Ford Coppola

Beitrag von DrDjangoMD »

Ganz gleich ob man Duvalls Figur jetzt so einschätzt wie untot, oder so wie Adalmar darf man nicht vergessen, dass er nicht die Hauptfigur ist. Wir sehen die Geschichte nicht aus seinem Blickwinkel und es wird nie angedeutet, dass seine Einstellung die richtige ist. Ja, mag sein, dass sein Charakter positive Seiten am Krieg sieht, aber der Film kann trotzdem eine Anti-Kriegs-Haltung einnehmen. Für mich war seine Figur einfach da um zu zeigen: "Seht her, es gibt auch Leute, die so darüber denken. Aber in Wirklichkeit ist es doch nicht so spaßig." Keine Sekunde habe ich geglaubt, dass Coppola Duvall als sagen wir Identifikationscharakter plant, er war viel mehr eine etwas alberne, wenn nicht sogar negative Nebenfigur, die durchaus eine Spaßige Leinwandpräsenz hatte.

Wenn man diese Figur jetzt abfeiern will, dann soll man doch. Sie hat Spaß gemacht, sie war witzig, das heißt doch lange nicht, dass man die Message des Films als Ganzes missdeutet.
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