Der Joker - Peter Patzak (1987)

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Re: Der Joker - Peter Patzak

Beitrag von Onkel Joe »

„Peter Patzak, der österreichische Regisseur, hat einen knallharten, sentimentalen, verkaterten, deutschen Großstadtkrimi mit einem überwältigend rattenhaften Peter Maffay in der Hauptrolle gedreht.“

– Georg Seeßlen: epd Film 12/87

Was zur Hölle ist den "rattenhaft"??
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buxtebrawler
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Re: Der Joker - Peter Patzak

Beitrag von buxtebrawler »

„Drogen, Prostitution, Kleider!“

Der österreichische „Kottan ermittelt“-Regisseur Peter Patzak drehte 1987 in deutscher Produktion den in Hamburg spielenden Krimi/Thriller „Der Joker“ mit Schlagerrocker Peter Maffay in der Hauptrolle.

Das Hamburger Drogen- und Rotlichtmilieu wird von einer Mordserie erschüttert. Allen gemein ist, dass der Täter stets eine Ass-Spielkarte am Tatort zurücklässt. Jan Bogdan (Peter Maffay) und sein Kollege Toni (Massimo Ghini, „Sie sind unter uns!“), der eine heimliche Affäre zu Bogdans Freundin Daniela (Tahnee Welch, „Cocoon“) unterhält, leiten die Ermittlungen der Hamburger Mordkommission. Als sich der Vater Danielas und Betreiber des italienischen Restaurants „Santini“ weigert, auf die unverschämten Forderungen von Schutzgelderpressern einzugehen, explodiert dort eine Bombe, die Bogdan schwer verletzt und seine Beine lähmt. An den Rollstuhl gefesselt sinnt Bogdan auf Rache. Überraschende Unterstützung bekommt er dabei von der Unterwelt-Größe Dr. Proper (Michael York, „Austin Powers - Das Schärfste, was ihre Majestät zu bieten hat“), der ihn als Joker im perfiden Spiel der organisierten Kriminalität einsetzt…

„Bring mir ein Paar neue Beine!“

Patzak beginnt seinen Film mit Fahrten durch den Hamburger Kiez und die Hafenstraße zu Hausbesetzer-Zeiten. Kurz darauf laufen die ersten ‘80er-Jogginanzüge durchs Bild, doch mit seiner Sexszene mit einer rückentätowierten Dame findet man schnell zur Ästhetik zurück. Begleitet von einem Pop-Rock-Soundtrack von Tony Carey schmeichelt sich „Der Joker“ mit einigen wirklich gelungenen Bildkompositionen beim Publikum ein und macht den Film schmackhaft. Dieser wurde sehr auf US-amerikanisch gebürstet und man kann nur rätseln, weshalb man internationalen Schauspielern wie Michael York, Tahnee Welch oder Elliott Gould („American History X“) und verdienten Einheimischen wie Armin Mueller-Stahl („Fünf Patronenhülsen“) oder Monica Bleibtreu („Lola rennt“) nun ausgerechnet den schauspielunerfahrenen Maffay als Hauptrolle vorsetzte. Dieser gibt den knurrigen, coolen, letztlich aber vom Großstadt-Moloch desillusionierten Polizisten in einer Mischung aus „Tatort“-Schimanski und US-Kino-Antihelden, wurde als das Gegenteil eines Sonnyboys mimisch vermutlich nicht vor allzu große Herausforderungen gestellt und macht in den actionlastigeren Szenen gar keine so schlechte Figur. In den betont auf cool, lässig und abgeklärt getrimmten Dialogen jedoch spricht er fast keine Zeile am Stück, sondern erlaubt sich auffallend lange Sprechpausen, die vermutlich bedeutungsschwanger ausfallen sollen, in ihrem inflationären Gebrauch aber nicht nur häufig das Verständnis erschweren, sondern auch unfreiwillig komisch wirken.

Dabei ist die Geschichte durchaus interessant konstruiert worden und benutzt das Hamburger Milieu zielführend für einen Neo-noir-Krimi mit viel wohligem ‘80er-Flair mit seinen zigarettendunstblau-kalten Ausleuchtungen vieler Szenen, schönem Hamburger Lokalkolorit mit tollen, inzwischen historischen Bildern und einigen bizarren Einfällen (Stichworte „Pfeffer“, „Salz“ und Hundesalon). „Der Joker“ kommt ohne ausufernde Schießereien und Prügeleien aus, setzt stattdessen hier und da auf ein paar Explosionen und Blechschäden. Ansonsten dominiert die düstere Stimmung, unterbrochen von einem großen Hoffnungsschimmer für Bogdan, der jedoch gerade einmal bis zum pessimistischen und ernüchternden Ende reicht. Patzaks Film stellt die Polizei als letztlich ohnmächtige Marionetten des organisierten Verbrechens dar, die faule Kompromisse eingeht, sich benutzen lässt, regelmäßig in Lebensgefahr gerät und darüber im Privatleben zerbricht. Die dann und wann durchschimmernde Romantik wirkt wie ein zartes Pflänzchen, das sich durch den Asphalt bricht und in einem Umfeld des verzweifelten Gossen-Hedonismus zu überleben versucht (beides geht mit einem gewissen Erotik-Faktor einher). Dem Anspruch an seine Ernsthaftigkeit kann „Der Joker“ jedoch wie bereits angedeutet nicht durchgehend gerecht werden, immer wieder wirkt er zu gewollt und erzwungen und schrammt mit Maffays Aussprache sowie der einen oder anderen weithergeholten Idee auch gern mal nur knapp am Trash vorbei – ach, was sag ich, watet mindestens knöcheltief durch, amüsiert damit nicht zu knapp. Für Freunde des etwas abseitigen deutschen Genrefilms oder des speziellen ‘80er-Noir könnte „Der Joker“ aber ein unterhaltsames und charmantes Zeitdokument sein, das sich meines Erachtens aufgrund der vermittelten Stimmung besonders gut an einem verkaterten Sonntagabend macht und bitte als Peter-Patzak-, nicht Peter-Maffay-Film betrachtet werden sollte.

P.S.: Als geradezu visionär ist der Plan des Obergangsters zu begreifen, vom Drogen- ins Immobiliengeschäft umzusatteln… Ein schöner Seitenhieb, insbesondere vor dem Hintergrund des damaligen Häuserkampfes und der seit Jahren grassierenden Gentrifizierung innerhalb Hamburgs.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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nocgi
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Re: Der Joker - Peter Patzak

Beitrag von nocgi »

Ihr macht mir direkt Laune auf den Maffay :D
Von Patzak habe ich kürzlich Situation mit Rita Tushingham gesichtet (eigenwilliger Streifen, gefiel mir aber).

Mehrseitiger Bericht aus der Cinema (10/87)
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster directupload.net leider nicht mehr verfügbar.
„Guter schlechter Geschmack blickt zu seinem Objekt auf und macht sich nicht darüber lustig“. John Waters
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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Joker - Peter Patzak

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Da hatte ich bisher immer dankend abgewinkt wegen dem Möchtegern-Rocker Maffay. Vielleicht sollte ich doch mal ein Auge riskieren.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Die Kroete
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Re: Der Joker - Peter Patzak

Beitrag von Die Kroete »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Da hatte ich bisher immer dankend abgewinkt wegen dem Möchtegern-Rocker Maffay. Vielleicht sollte ich doch mal ein Auge riskieren.
Kann man, muß man aber nicht!

Der Film wird von manch einem hier reichlich überbewertet. Tatsächlich aber bekommt man es hier lediglich, mit einer durchschnittlichen Mittelmäßigkeit zu tun. :nick:

Wenn man kein Fan, von Patzak und/oder Maffay ist, sollte man besser die Finger davon lassen! :nixda:
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Onkel Joe
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Re: Der Joker - Peter Patzak

Beitrag von Onkel Joe »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Da hatte ich bisher immer dankend abgewinkt wegen dem Möchtegern-Rocker Maffay. Vielleicht sollte ich doch mal ein Auge riskieren.
Ich würde sagen du testest diesen Film mal an, ich hab Jahre gebraucht um mich zu überwinden und ich war positiv überrascht. Wobei ich ganz ehrlich sagen muss das mir dieser Film vor 20 Jahren eher nicht gefallen hätte. Da sich ja die Sehgewohnheiten ändern und mann ja reifer (zumindest die meisten von uns Fans) wird, dürfte es nun für die meisten von uns hier einfacher sein diesen Film zu genießen.
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CamperVan.Helsing
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Re: Der Joker - Peter Patzak

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Hm, fangen wir mal mit dem Positiven an: Das Hamburger Lokalkolorit wird wirklich gut eingefangen (gegen Ende sieht man gar ein Plakat der "Goldenen Zitronen") und die Hafenstraße war ja 1987 in aller Munde.


Ansonsten erweist sich der Film als totaler Rohrkrepierer, bei dem wirklich nichts passt. Sei es nun der stets in Halbsätzen sprechende Maffay, seine Wunderheilung, das völlig aufgesetzt wirkende Dreiecksverhältnis, ein nicht ansatzweise passender Soundtrack usw. etc. Nach einer Stunde hab ich mir gewünscht, der Mist hätte ein Ende, aber ich musste dann noch eine weitere halbe Stunde ertragen.

Nee, das ist nichts, gar nichts. Das Interessanteste ist hier wohl tatsächlich, Otto Retzer zu suchen...
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buxtebrawler
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Re: Der Joker - Peter Patzak

Beitrag von buxtebrawler »

ugo-piazza hat geschrieben:Hm, fangen wir mal mit dem Positiven an: Das Hamburger Lokalkolorit wird wirklich gut eingefangen (gegen Ende sieht man gar ein Plakat der "Goldenen Zitronen") und die Hafenstraße war ja 1987 in aller Munde.

Ansonsten erweist sich der Film als totaler Rohrkrepierer, bei dem wirklich nichts passt. Sei es nun der stets in Halbsätzen sprechende Maffay, seine Wunderheilung, das völlig aufgesetzt wirkende Dreiecksverhältnis, ein nicht ansatzweise passender Soundtrack usw. etc. Nach einer Stunde hab ich mir gewünscht, der Mist hätte ein Ende, aber ich musste dann noch eine weitere halbe Stunde ertragen.

Nee, das ist nichts, gar nichts. Das Interessanteste ist hier wohl tatsächlich, Otto Retzer zu suchen...
Schade. Hatte wirklich geglaubt, dass du dem mehr würdest abgewinnen können :(
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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CamperVan.Helsing
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Re: Der Joker - Peter Patzak

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben:
ugo-piazza hat geschrieben:Hm, fangen wir mal mit dem Positiven an: Das Hamburger Lokalkolorit wird wirklich gut eingefangen (gegen Ende sieht man gar ein Plakat der "Goldenen Zitronen") und die Hafenstraße war ja 1987 in aller Munde.

Ansonsten erweist sich der Film als totaler Rohrkrepierer, bei dem wirklich nichts passt. Sei es nun der stets in Halbsätzen sprechende Maffay, seine Wunderheilung, das völlig aufgesetzt wirkende Dreiecksverhältnis, ein nicht ansatzweise passender Soundtrack usw. etc. Nach einer Stunde hab ich mir gewünscht, der Mist hätte ein Ende, aber ich musste dann noch eine weitere halbe Stunde ertragen.

Nee, das ist nichts, gar nichts. Das Interessanteste ist hier wohl tatsächlich, Otto Retzer zu suchen...
Schade. Hatte wirklich geglaubt, dass du dem mehr würdest abgewinnen können :(
Ich auch. :mrgreen:
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Arkadin
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Re: Der Joker - Peter Patzak (1987)

Beitrag von Arkadin »

Nach Herrn Graf stand mir der Sinn nach seiner österreichischem Schmuddel-Version Peter Patzak. Okay, der war jetzt gemein. Nein, der Patzak kann nun wirklich was und hat einen angenehmen Hang zum Wahnsinn. Hier spielt Peter Maffay die Titelrolle. Das macht er eigentlich gar nicht so schlecht - wenn er nicht spricht. In einem Film, wo fast alle Darsteller nachsynchronisiert wurden, hätte man Maffay auch von einem ausgebildeten Sprecher synchronisieren sollen. Der Mann kamn KEINEN Satz zuende sprechen, ohne mindestens 2 lange Pausen irgendwo einzubauen und die Betonung IMMER auf die falsche Silbe zu legen. Wahnsinn. Wahnsinn auch das Mit-80er Ambiente. Großartig die Szene, in der Maffay und Michael York in einer Hamburger S-Bahn sitzen, diese vollkommen vernebelt ist und durch die untergehende Sonne in ein blass-krankes orange getaucht wird. Einziger Fahrgast neben den beiden ist übrigens ein einsamer Saxophon-Spieler, der im Hintergrund seiner musikalischen Tätigkeit nachgeht. Wegen solcher Szenen muss man "Der Joker" einfach lieben. Und dann die Darsteller: Michael York, der seinen Killer "Mr. Proper" (!) wunderbar spöttisch anlegt. Elliot Gould, der seine Rolle fast nur im Sitzen spielt, Armin Müller-Stahl als korrupter und irgendwie lebloser Kommissar, der auch im Büro nie seine schwarzen Lederhandschuhe auszieht. In Nebenrollen ein etwas aufgedunsener Werner Pochath und ein schrecklich krank und alt aussehender Marquart Bohm (bei dessen Anblick ich mich regelrecht erschroken habe). Tahnee Welch (Raquels Tochter) ist superhübsch und mit Massimo Ghini ist dann noch jemand dabei, der den Film eine Schubs Richtung Poliziotteschi gibt. Dazu Hamburg, Hamburg, Hamburg, Nudity, riesige Ballermänner... und geschmacklose 80er-Soft-Rock-Mucke, die fast jede Szene zu einem Musikvideo macht. Ich mochte den Film sehr gerne und fand es super, wie der auf dem Punkt ist. Alles Überflüssige wird einfach nicht gezeigt, so dass man öfter mal das Gefühl hat, eingenickt zu sein. Definitiv ein Tipp für ugo (Hamburg) und buxte (80er). Und Santini kommt auch drin vor. Deliria-a-go-go!
Früher war mehr Lametta
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