USA 1968
R: Byron Mabe (als B. Ron Elliott)
D: Steve Stunning (DF: John Eversteiff!), Marsha Jordan, Paula Pleasure
OT: Brand of shame
Kameramann: I. M. Blind (!!!)
Der Wilde Westen: wo Männer noch echte Männer und Frauen noch echte Frauen sind! Mit der Karte zur Goldmine ihres verstorbenen Vaters im Gepäck, reist die süße Lehrerin Rachel Clark ins geile Dörfchen Porno Hill. Schon auf der Kutschfahrt in das heiße Nest begegnet sie Django, dem schärfsten Schützen im Wilden Westen. Natürlich bietet ihr der stramme Cowboy an, mit ihr zu… schürfen! Doch Gefahr braut sich zusammen, denn ungewaschene Schurken und eine lesbische Bordellbesitzerin wollen der armen Rachel ans Gold und an die Wäsche. Wird Django sie retten und mit ihr gemeinsam im Sonnenuntergang reiten? (Amazon)
Wir wissen es alle: "Brand of shame" ist ein filmischer Totalausfall aus der Dave-Friedman-Schmiede, bei dem der Kameramann nicht umsonst das Pseudonym "I. M. Blind" gewählt hat. Interessant ist der Film hierzulande durch seine wahrlich unfassbare Synchronisation von ECDs Berliner Ableger "Urania Film", wobei ich es eigentlich bereits unfassbar finde, dass der Film überhaupt seinen Weg nach Mitteleuropa fand.
Vor etlichen Jahren hatte ich das große Glück, dieses verschollene Werk auf großer Leinwand sehen zu dürfen, wo es im Publikum wahre Begeisterungsstürme auslöste. Andererseits führte genau das dazu, die DVD-Veröffentlichung mit Skepsis zu betrachten. Ließe sich dieses Ereignis überhaupt wiederholen? War "Django Nudo" nicht geradezu prädestiniert, gerade aufgrund seiner Nichtverfügbarkeit zur Legende zu werden? Die Beschreibung des Films in Christian Keßlers aktuellem Buch bzw. die ausschnittsweise Präsentation in den dazugehörigen Veranstaltungen, die erneut zu wahren Begeisterungsstürmen führten, ließen mich schließlich doch die Scheibe besorgen.
Nun ist es freilich so, dass dort die besten Szenen komprimiert wurden. In voller Länge, alleine zu Hause auf dem Sofa und auch noch nüchtern betrachtet, muss ich konstatieren, dass "Brand of shame" eine filmische Schlaftablette ist. Die deutsche Bearbeitung ist natürlich von grandioser Einzigartigkeit, kann aber diese Gurke nicht wirklich retten. Wenn Christian K. davon erzählt, die Synchro sabotiere den Film, dann bin ich durchaus geneigt, ihm zuzustimmen. Andererseits sabotiert sich der Film bereits selbst durch seine unglaubliche Inkompetenz. ECD hat ja wieder ein paar Inserts eingebaut um ein junges Pärchen namens Bumsi und Bumso (!), das in idyllischer Almkulisse nach einem freiluftigen Plätzchen zum Bumsen sucht, und diese Extraszenen stellen das Originalmaterial qualimäßig weit in den Schatten.
Die Urania-Bearbeitung mit der akustischen Einleitung von Andreas Mannkopff, der bereits darauf hinweist, dass Zensurpieptöne und Rotbild folgen werden, wenn es akustisch oder optisch zu heikel werden sollte (was auch passiert, aber auch klar als Fakemaßnahme zu erkennen ist), der Erwähnung von Beate Uhse, der Urania-Film der FSK und des Springer-Verlages ("Ich bin gebildet, weil ich Springer lese) auf der Tonspur, der Hervorhebung von Steinen und Gräsern und der Mitwirkung von Andreas Mannkopff, Joachim Kemmer, Edith Hancke und Gerd Duwner ist natürlich eine Wolke und müsste eigentlich als Weltkulturerbe geschützt werden.
Sehr interessant gestaltet sich der Audiokommentar von Christian Keßler und Heinz Klett, wobei letzterer pointierte Spitzen setzt, aber auch mit Informationen nicht geizt. Und so erfahren wir dort auch, dass auch der englischsprachige Titelsong aus der Dietrich-Schmiede, namentlich von Walter Baumgartner, stammt und wem wir die deutsche Bearbeitung überhaupt zu verdanken haben, nämlich Michael Miller alias Dr. Renato Frustratus.