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Re: Sie tötete in Ekstase - Jess Franco

Verfasst: Mo 3. Sep 2012, 11:34
von McBrewer
Danke sehr @Ugo & @Jogi :knutsch:

http://www.ricardobofill.com/en/6164/architecture/Xanadu.htm

Die Urlaubsplanung für 2013 steht ja gerade erst in den Startlöchern...

Re: Sie tötete in Ekstase - Jess Franco

Verfasst: So 30. Jun 2013, 04:05
von buxtebrawler
Kurz nach „Vampyros Lesbos“ drehte der umtriebige spanische Vielfilmer Jess Franco im Jahre 1971 einen weiteren Film mit Soledad Miranda in der Hauptrolle, den Erotik-Thriller „Sie tötete in Ekstase“ in spanisch-deutscher Koproduktion.

Dr. Johnson (Fred Williams, „Der Todesrächer von Soho“) nutzt menschliche Embryos für seine genetischen Experimente, woraufhin die Ärztekammer unter Leitung Dr. Donens (Jess Franco) ihm die Zulassung aberkennt. Das verkraftet Johnson nicht, er verfällt in Apathie und nimmt sich schließlich das Leben. Seine attraktive, ihn über alles liebende Frau (Soledad Miranda) schwört Rache an den verantwortlichen Ärzten und setzt dafür vor allem ihren Körper ein...

Mit „Sie tötete in Ekstase“ gelang Jess Franco ein überaus stylischer, poetischer Erotik-Thriller, der nicht nur die ebenso hübsche wie zeigefreudige Soledad Miranda stilsicher erotisch in Szene setzt, sondern auch markante Architektur in die Ästhetik des Films einbezieht. So schnell die Handlung auch erzählt ist, so erfreulich liebevoll und sorgfältig gestaltet Franco die Mordserie und hält damit das Interesse seines Publikums aufrecht. Fräulein Miranda umgibt die Aura einer leidenschaftlichen, fatalistischen Person, die alles, was sie nach dem Tod ihres geliebten Mannes noch hat – nämlich ihren Körper – in die Waagschale wirft und als Waffe einsetzt. Nach allen Regeln der Kunst verführt sie ihre Opfer, deren eintretende Willenlosigkeit angesichts Mirandas Attraktivität nachvollziehbar erscheint. Auf geradezu klassische Weise lässt Franco auf den Sündenfall den Tod unmittelbar folgen, was jedoch selten so schön inszeniert wurde wie hier. Er beweist, wie dicht beieinander Leidenschaft und Leid, Fortpflanzungspraktik und Tod, Schönheit und Verderben liegen können. Sein Racheengel bezirzt und umgarnt seine Opfer, bis diese sich fast willfährig ihrem Schicksal ergeben, aus Gelehrten Sklaven der Lust, auf die Triebe reduzierte Tiere werden, bereit, sich von der schwarzen Witwe fressen zu lassen. Eine kreative Kameraführung veredelt auch die dazwischen liegenden Momente, gestaltet sie spannend, ästhetisch und detailverliebt. Begleitet werden die todessehnsüchtigen, kontrastreichen Bilder von einem jazzig-loungigen, abwechslungsreichen und stimmigen Soundtrack Manfred Hüblers und Sigi Schwabs.

Doch natürlich ist auch diesmal bei Franco nicht alles Gold, was glänzt. Hinterfragt werden darf sicherlich, weshalb bei Dr. Johnsons Leiche offensichtlich keinerlei Verfallserscheinungen einsetzen, was die mutig angedeutete Nekrophilie sicherlich wesentlich unappetitlicher hätte erscheinen lassen. Auf Horst „Derrick“ Tappert in einer eigentlich vollkommen unbedeutenden Nebenrolle als Kommissar hätte man besser verzichtet, wenngleich besonders zu Beginn sein Gesicht in Großaufnahme dem Film zumindest kurzzeitig etwas zusätzlich Bizarres verleiht. Vor allem ist es aber das lächerliche Ende, das zur Abwertung führt (Achtung, Spoiler!): Mirandas angebliche Todesfahrt mit dem Auto sieht weder realistisch-tödlich noch spektakulär aus und wird in keiner Weise ausgekostet, sondern ruckzuck abgespult, als wäre das Filmmaterial ausgegangen – dabei hätte gerade ein Film wie dieser ein ergreifendes Finale verdient gehabt. Das ist schade und macht aus dem über weite Strecken überzeugenden, stets unmissverständlich exploitativem, jedoch nur selten trashigen Franco-Streifen eine dann doch etwas inkohärente Angelegenheit. Ansonsten wurde hier aber sehr viel mehr richtig als falsch gemacht und erwies sich „Sie tötete in Ekstatse“ als Wohltat, nachdem ich mich erst kürzlich mit Franco-Sondermüll wie „Oase der Zombies“ auseinandergesetzt hatte. Gute 6 von 10 zücke ich gern und bekräftige ein neu entflammtes Interesse am Œuvre Francos, zumindest was die Entdeckung der Perlen seiner unübersichtlichen Filmographie betrifft.

Re: Sie tötete in Ekstase - Jess Franco

Verfasst: So 30. Jun 2013, 14:24
von sergio petroni
Kenne den hier noch gar nicht. Nachdem ich mir aber den ganzen thread zu
Gemüte geführt habe, steht der Film auf meiner Wunschliste ganz oben.
Bin gerade sowieso dabei die vielen Lücke in meinem noch kleinen
Franco-Universum zu schließen und komme dabei immer mehr auf den
Geschmack. Seine gelungeneren Werke definieren sich ganz offensichtlich über
die ihnen eigene Stimmung, die sich bestenfalls auch auf den Zuschauer
überträgt. Dabei wird eine kohärente Handlung als Bewertunsgmaßstab
in den Hintergrund gedrängt.
So würde ich zum Beispiel bei "Mansion of the living dead" in der Kategorie
Handlung eine 0/10 vergeben, in der Sparte Stimmung jedoch eine 8/10.

War selbst vor ein paar Jahren in Calpe. Wußte damals aber leider noch nichts
von "La Manzanera". Danke an jogiwan für die interessanten Links zu Architektur
und Geschichte dieses faszinierenden Gebäudes. :thup:


Die Costa Blanca ist inzwischen zum Ruhestandsdomizil vieler Briten, Deutscher
und Niederländer geworden. Entsprechend zugebaut sind auch viele Küstenabschnitte.
Das sah wohl zur Entstehungszeit des Filmes noch ganz anders aus.

Re: Sie tötete in Ekstase - Jess Franco

Verfasst: Sa 26. Okt 2013, 21:05
von karlAbundzu
nicht vergessen, morgen um 18 Uhr in Bremen, im City 46, Bremen. mit zwei euch bekannten gesichtern vorne!

Re: Sie tötete in Ekstase - Jess Franco

Verfasst: Sa 26. Okt 2013, 21:45
von Bonpensiero
Ich schaff es leider nicht. Was musste ich auch in diese seltsame Stadt ziehen?! :?

Re: Sie tötete in Ekstase - Jess Franco

Verfasst: So 27. Okt 2013, 03:00
von Onkel Joe
Bonpensiero hat geschrieben:Ich schaff es leider nicht. Was musste ich auch in diese seltsame Stadt ziehen?! :?
Warum seltsam, tut sich gar nichts dort oder wie??

Re: Sie tötete in Ekstase - Jess Franco

Verfasst: So 27. Okt 2013, 09:06
von Bonpensiero
Doch schon. Aber bei solchen und anderen Gelegenheiten ärgert es einen, dass man nicht eben mal aufs Rad steigt und in 5 Min. im Kino ist.

Re: Sie tötete in Ekstase - Jess Franco

Verfasst: Mo 28. Okt 2013, 11:03
von karlAbundzu
tja, echt was verpasst, gute Kopie, nettes, wenn auch nicht zahlreiches Publikum und Soledad und Fred auf großer Leinwand ist halt herrlich!

Re: Sie tötete in Ekstase - Jess Franco

Verfasst: Mo 28. Okt 2013, 11:46
von karlAbundzu
sehr sehr stylischer erotischer Thriller!
Sehr stimmig hier:
Der Cast, Hauptrollen: mit Soledad Miranda und Fred Williams als wunderschönes Paar, die in Liebe und Lust verfallen sind, durch die sich dann die ganze Obsessionihrerseits erklärt. Allein wenn die Augen oder die Gesichter der beiden in Großaufnahme auf der großen Leinwand... :knutsch:
Die Opfer: Howard Vernon, Paul Müller, Eva Strömberg und Franco himself in ihrer jeden eigenen Art angezogen und abgestossen von Soledads aggressiver Anziehungskraft, der sich niemand entziehen kann.
Der Inspektor: Horst Tappert, schlägt sich sehr cool durch diese vollkommen sinnlose Rolle!

Die Kamera, die ungewöhnlichen Blickwinkel, die Farben, die Wechsel zwischen langen und kurzen EInstellungen, das Verschmelzen von Soledad und Fred, das ist großartig gefilmt und zusammen mit der abgefahrenen Ausstattung und Drehorte sehr sehr stylish.
Die Musik, man kennt sie ja, passt auch in diesem Film!

Weiteres: eine sehr eindeutige Nekrophile Szene, in der der Wansinnund die Obsession in ihrer weiteren Fortschreitung sehr gut erzählt wird.
Das Einbauen christlicher Symbole und auch der katholischen Kirche in ihrer Doppeldeutigkeit.
Die Diversität der Sexszenen unterstreichen die Unterschiedlichkeit der Charaktere der Opfer und wie gut sich Soledad auf genau die einzelnen trotz ihres Wahnsinns einstellt, so dass sie ihr verfallen (ausgenommen ausgerechnet die Rolle, die Franco spielt, der ehr mit Gewalt überzeugt wird)

Negativ, oder anders, eher unnötig: die Polizeiverwiklung, da Herr Derrick wirklich null ermittelt, und die Schlußszene ist auch nicht sehr dramatisch gedreht.... Nun, ich schätze, beides war Herrn Franco nicht wichtig.

PS: @Bux, im Kino war schon eine Art Verfall Fred Williams zu sehen, er belam immer mehr so eine Art weißer Schuppen ins Gesicht, leider mußte die Leiche auch mal atmen, so dass sich die goldene Kette hob, aber gut. vielleicht sieht man dies nur auf großer Leinwand

Re: Sie tötete in Ekstase - Jess Franco

Verfasst: Di 9. Jun 2015, 00:35
von italostrikesback
Warnung vor dem Kauf der neuen Severin Blu-ray.
Ich habe mir heute die neue Blu-ray von Severin angesehen und bin ziemlich verärgert.
Nachdem ich vom selben Label VAMPYROS LESBOS gekauft habe und sehr zufrieden bin, kann ich das leider von SIE TÖTETE IN EKSTASE nicht behaupten.
Einerseits ist die Bildqualität nicht so gelungen wie bei der VAMPYROS Blu-ray aber das würde mich noch nicht mal so sehr stören, sondern der wesentlich schlechtere deutsche Ton, im Vergleich zu meiner Second Sight DVD aus England.
Die Second Sight DVD bietet ein ziemlich gutes Bild.
Die Severin Blu-ray beinhaltet diverse zusätzlich eingefügte Goreszenen etc., in leicht schlechterer Bildqualität für die meiner Meinung nach kein deutscher Ton vorgelegen hat. Nun hat Severin den vorliegenden Ton ziemlich dilettantisch verlängert was dem ganzen eine abgehackte Unstimmigkeit verleiht. Streckenweise knackst der Ton wie Sau, was auf der Second Sight DVD nicht der Fall ist, hinzu kommen an einer Stelle leichte Asynchronitäten, mit denen man noch leben könnte, die aber auf der DVD auch nicht zu finden sind.
Desweiteren gibt es eklatante Lautstärke Unterschiede und man erschrickt regelrecht, weil der Ton plötzlich saulaut ist und später wieder leiser wird. Als wäre das noch nicht genug läuft der deutsche Ton in der Kirchenszene doppelt und man hört die Dialoge des Pfarrers zweimal wie ein Echo hintereinander, was sich auch negativ auf die Musik auswirkt, die plötzlich eiernd und doppelt klingt.
Sorry aber da ist mal ordentlich etwas schief gelaufen und da bei dem Film bisher weltweit ordentlicher Ton verfügbar war, wurde hier saumäßig geschlampt. Für mich ist das nicht ansehbar. Ein No go!

Zur neuen Filmversion der Severin Blu-ray:
Bisher kannte ich nur die normale internationale Kinoversion und die gefällt mir wesentlich besser als die längere Severin Version.
Das wirkt nun alles nicht mehr, weil der sichtbar tote Körper von Howard Vernon mit abgeschnittenen Schwanz einfach nicht reinpasst. Auch die verschiedenen Mordszenen, die alle etwas expliziter, bzw. länger ausfallen, reißen einen aus dem Fluß und rauben dem Film ein ganz schönes Stück Ästhetik.
Ich glaube, dass der Film damals schon ganz bewusst so geschnitten war, wie man ihn bisher kannte. Da Bluszenen bei Franco meist schlecht gemacht sind, bringen sie hier keinen Mehrwert.
Es hat fast einen Rohschnitt Integral Charakter, der durch den abgehackten Ton und die eingefügten Szenen noch stärker wird.
Diese wunderbare Werk wird hier definitiv runtergerissen.
Ich bleibe vorerst bei meiner Second Sight DVD, weil die die ultimative Version des Films mit dem fehlerlosen deutschen Ton beinhaltet und diese Version, im Gegensatz zur neuen Severin Version, absolut stimmig und aus einem Guß wirkt.

Nun überlege ich ob ich mir doch noch die deutsche Blu-ray zulege. Laut Längenangabe ist die DVD des deutschen Mediabooks genauso lang wie meine englische DVD. Deswegen vermute ich, dass es sich hier um die bekannte Version handelt.
Ich würde mir dann die Illusions holen.

Lauflänge Sverin Blu-ray: 80,25
Lauflange Illusion Blu-ray: 76,57

Falls jemand von Euch die deutsche Blu-ray besitzt, wäre es schön wenn man mir die allseits bekannte Version bestätigen könnte?
Ich würde mir dann die Illusions kaufen.

Die Severin behalte ich aber wegen dem Soundtrack und den guten Extras.
Die beiliegende Filmmusik CD hat doppelt so viele Stücke, wie meine bisherige Soundtrack Veröffentlichung.

Trotzdem ist die Severin Veröffentlichung fehlerhaft und eine sehr große Enttäuschung.