Hallo Spencer - Peter Podehl [TV-Serie] (1979-2001)

Moderator: jogiwan

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057: Drachensteigen

Pünktlich zum Herbst wollen die Dorfbewohner Drachen steigen lassen. Doch wie baut man welche? Um das zu erfahren, versammeln sich alle an Poldis Krater, denn wer könnte das besser erklären als Jungdrache Poldi? Dieser scheint als Drachenbau-Tutor hier voll in seinem Element und darf einmal seinerseits die Runddörfler belehren – normalerweise ist es ja eher andersherum. An seine persönlichen Grenzen stößt er jedoch, als er selbst zu fliegen versucht – was ihm einfach nicht gelingen will. Nachdem er sich bei seinen Flugversuchen sogar verletzt hat, ruft er verzweifelt Galaktika herbei, die damit auch mal wieder in einer Folge auftaucht. Doch anstatt ihn fliegen zu lassen, erklärt sie ihm, dass es ja auch Drachensteigen heiße, woraus Poldi neues Selbstbewusstsein schöpft und als erfahrener Kletterer seinen Freunden hilft, indem er ihnen die Drachen aus Holz und Papier aus den Bäumen und von den Dächern holt. Insofern tritt die Andromedanerin diesmal pädagogisch sehr wertvoll auf, statt kurzerhand alle Problemchen aus der Welt zu schaffen. Darüber hinaus ermutigt die Folge, sich selbst einen Drachen zu basteln und ihn im Winde flattern zu lassen. Der typische Witz der Serie kommt auch hier nicht zu kurz und Poldi mit grünen Pflastern auf der Schnauze ist schon ein nicht alltäglicher Anblick. Der Jungdrache glänzt hier gleich mehrmals als Drachensachverständiger und hat damit eine schöne Sternstunde innerhalb der Serie.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Beitrag von buxtebrawler »

058: Ich bin der Kasi von der Post

Analog zur Folge 54, in der Spencer zu Beginn fehlte, ist es hier Elvis, der vermisst wird – von Spencer, der völlig irritiert feststellen muss, dass auch das Visophon offenbar einen technischen Defekt erlitten hat und selbst die gute alte Rohrpost nur „Nieten“ sendet. Elvis betreut derweil seine Lulu im Eisenbahnwaggon, denn sie hat sich einen Infekt eingefangen. Kurzerhand wird der stets hilfsbereite Kasimir eingespannt, Nachrichten nicht nur zwischen Spencer und Elvis zu übermitteln, sondern auch Botendienste fürs halbe Dorf zu übernehmen, bis ihm die Söckchen qualmen. Nepomuk betreibt neuerdings eine Schlossapotheke und gibt einen Wermut-Tee heraus, der Lulu zur raschen Genesung verhelfen soll. Vor ein wirkliches Problem aber stellt Kasimir der Lavastein, der von Poldis Krater zu Nepi transportiert werden soll. Kurzerhand errichtet Kasi eine Dorfpost, die am stärksten von den sich gegenseitig Liebesbriefe schreibenden Lexi und Lisa in Anspruch genommen wird. Und Lulu schreibt den Quietschbeus, dass ihre Kostüme fertig sind, womit Bezug auf die Episode „Das muß aber alles ganz riesig schnell gehen“ genommen wird. Natürlich ist Kasimir bald überfordert, wodurch diese Folge für die Arbeit von Briefträgerinnen und Briefträgern sowie Paketbotinnen und Paketboten sensibilisiert. Bereits in dieser ersten Episode des Jahres 1986 wird viel geflucht – Spencer beleidigt Elvis als „Hundesohn“ und Kasi schimpft auf die faulen Dörfler; den Wahnsinn, dem Post- und Paketdienstkundinnen und -kunden, vor allem aber -mitarbeiterinnen und -mitarbeiter später im Zuge des Online-Shopping-Siegeszugs ausgeliefert sein würden, hat aber auch „Hallo Spencer“ noch nicht vorhersehen können. Die Quietschis jedenfalls singen von alldem unbeeindruckt ein Gute-Besserungs-Lied für Lulu, die dank des Wermut-Tees jedoch längst genesen ist. Ein Glück!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Beitrag von buxtebrawler »

059: Die Flöhe sind weg

Bildhauer Nepomuk hat zur Präsentation seines neuesten Kunstwerks „Die fünf sich Kratzenden“ geladen und die Bewohner des Spencer-Dorfs haben sich allesamt in Schale geworfen, um dem wichtigen gesellschaftlichen Ereignis beizuwohnen. Den kompletten Titel hat der Künstler bisher geheim gehalten, lediglich „Die fünf sich…“ bekanntgegeben, um für zusätzliche Spannung zu sorgen. Das Dumme jedoch: Er leidet unter akuter Inspirationslosigkeit und steht noch immer grübelnd vor einem unbearbeiteten Steinblock. Da kommt der rettende Einfall: Er erfindet kurzerhand einen Flohzirkus, der ihm entfleucht wäre – und beobachtet fortan die sich unter Phantom-Flohbissen kratzenden Dorfbewohner, um nach ihrem Vorbild die Skulptur fertigzustellen. Die Kraft der Autosuggestion ist Thema dieser Folge, die zeigt, wie sich ein Kollektiv ständig zu kratzen beginnt, in der Annahme, von entflohenen Flöhen befallen zu sein. Das ist natürlich von der ersten bis zur letzten Minuten garniert mit dem „Hallo Spencer“-typischen Humor, der auch diese Folge zu einem großen Vergnügen macht – und vielleicht den einen oder anderen Zuschauer dazu verführt, sich selbst zu kratzen…
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Beitrag von buxtebrawler »

060: Max und Molly und die Sonne

Mit der sechzigsten Folge wurde das Spencer-Universum plötzlich und unerwartet massiv erweitert: Ohne, dass sie vorgestellt werden würden, sind plötzlich Pinguin Max und seine Freundin Molly da – zwei überdimensionale neue Figuren, die mit ihrem bananenförmigen Gefährt namens Banamobil offenbar zu Besuch ins Dorf kamen und Freunde von Spencer sind. Beide sind um ein Vielfaches größer als die bekannten Puppen, da in ihnen ganze Menschen und nicht nur Hände stecken. Das verleiht ihnen leider eine recht plumpe, monströse Erscheinung. Diese erste von mehreren Max-und-Molly-Folgen erinnert an den experimentellen Charakter der allerersten „Hallo Spencer“-Folgen und widmet sich thematisch der Sonne: Max bezeichnet die Sonne als seine Freundin und möchte wissen, wohin sie nachts stets entschwindet. Während er den naiven Plan hegt, ihr hinterherzufliegen, zeigt der zum Videothekar aufgestiegene Elvis Ausschnitte von Videokassette (eingelegt von einem Roboterarm) eines realen Lehrfilms mit faszinierenden Nahaufnahmen des Himmelskörpers auf einem der gleich drei (!) neuen Fernseher in Spencers Studio, dessen Wirken im Laufe der Folge kindgerecht zu erklären versucht wird. Dabei richtet man sich offensichtlich vor allem an ein Vorschulpublikum, das die wesentlich witzlosere, unironischere und naivere Ausrichtung der Folge wenig hinterfragen dürfte. Neu sind auch die Knubbels, eine Gruppe Inselbewohner, mit denen Max und Molly ebenfalls befreundet sind und denen sie einen Besuch abstatten. Bei ihnen handelt es sich wieder um Puppen in der üblichen Größe. Die Reisen Max’ und Mollys außerhalb des Runddorfs werden mit realen Außenaufnehmen unterlegt und so faszinierend dieser leider uneingeführte und nicht erklärte Bruch mit der Serientradition für die überraschten jungen Zuschauer gerade auch wegen seiner Rarität auch sein mag (es wurden nur wenige Folgen dieser Art gedreht), so ist er letztlich doch vor allem ein ziemlich unpassender Fremdkörper, der viele liebgewonnene „Hallo Spencer“-Charakteristika vermissen lässt.
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Beitrag von buxtebrawler »

061: Max und Molly und der Wassertropfen

Am Ende der lückenhaften und chronologisch falsch sortierten DVD-Box habe ich dann doch noch die zweite „Max und Molly“-Folge entdeckt, in der Max und Molly sich darüber wundern, dass die Weltmeere nicht überlaufen, obwohl so viele Flüsse in sie hineinfließen und sich deshalb über den Kreislauf des Wassers informieren möchten (daher bitte nicht beim Lesen meiner bereits zuvor verfassten Rezension über die dritte „Max und Molly“-Folge wundern). Diese Folge beginnt überraschenderweise mit einem eigenen Vorspann für diese Art Episoden, die sich vornehmlich um den Pinguin Max und seine Freundin Molly drehen, der aber anscheinend bereits für die nächste Folge wieder über Bord geworfen wurde. Max und Molly fliegen nach einer Unterredung mit Elvis und dem mit Limonade kleckernden Spencer mit ihrem Banamobil zur Nordsee, wo niemand Geringerer als Jochen Busse (der übrigens auch als Autor der Serie tätig war) mit seiner Frau am Strand liegt. Busse alias Herr Wasserzieher, wie er hier heißt, imitiert stimmlich einen Wassertropfen, was der tumbe Max nicht kapiert. Davon inspiriert zeigt Videothekar Elvis einen nicht sonderlich aussagekräftigen Film über Wassertropfen. Die Knubbels werden ebenfalls konsultiert, können Max und Molly ihre Fragen aber auch nicht beantworten. Zurück am Strand lernen Max und Molly auch die Kinder der Wasserziehers kennen und Herr Wasserzieher erklärt Max in Ruhe, was es mit dem Wasserkreislauf auf sich hat. Anschließend lädt er Max und Molly in die Ferienwohnung ein, im Gegenzug dürfen sie hinterher im Banamobil mitfliegen, wo Busse immer wieder in seiner Wassertropfen-Stimme spricht – bevor der erlösende eigene Abspann eintritt. Auch mit viel Wohlwollen betrachtet macht diese Folge, die sich an Kleinkinder – und nur an diese! – wendet, doch wenig Spaß und lässt jeglichen gelungenen Witz vermissen, der andere „Hallo Spencer“-Episoden auch für Erwachsene zum Vergnügen macht. Das Konzept mit den überdimensionalen Puppen und Außendrehs mit echten Menschen widerspricht doch arg den liebgewonnenen Runddorf-Geschichten und schaut man sich diese Folge an, weiß man, was man an ihnen hat...
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Beitrag von buxtebrawler »

062: Max und Molly und die Buchstaben

Leider wird aufgrund des Fehlens zahlreicher Folgen auf der fälschlicherweise mit „Die komplette zweite Staffel“ betitelten DVD-Box abermals meine Chronologie unterbrochen, so dass ich über Folge 61 – die zweite „Max und Molly“-Folge – nur weiß, dass sie sich auf vermutlich ähnliche Weise mit Wasser, Flüssen etc. auseinandersetzt, wie es die vorherige mit der Sonne tat. Dieser dritten Folge mit dem überdimensionalen Känguru und dem Riesenpinguin jedenfalls wird eine absolute Ausnahmestellung zuteil, doch dazu später mehr. Zunächst einmal tauchen zwei Knubbels unbemerkt von Spencer und Elvis in Spencers Studio auf und klauen einen Buchstaben der Leuchtschrift nach dem anderen. Durch die Relation wird deutlich, dass die Knubbels nicht nur kleiner als Max und Molly, sondern auch als die Dorfbewohner sind. Außerdem können Sie sich unsichtbar machen bzw. zwischen Insel und Spencers Studio hin und her beamen. Als ob das nicht schon seltsam genug wäre, verschlechtert sich – weshalb auch immer – Spencers Gesundheitszustand mit jedem entwendeten Buchstaben. Elvis fungiert erneut als Videothekar und zeigt Zeichentrickbuchstabenfilme, die sich jeweils mit einem bestimmten Buchstaben beschäftigen und Beispiele dafür zeigen, welche Wörter sich mit ihnen bilden lassen. Lexi und Poldi haben neue Synchronstimmen, was hier besonders (negativ) auffällt, da sie kaum noch Ähnlichkeit mit den gewohnten Stimmen aufweisen. Die übertriebene audiovisuelle Einführung des Banamobils, das letztlich lediglich im Schritttempo durch die Peripherie zuckelt, blieb offensichtlich nicht auf die erste Max-und-Molly-Folge beschränkt, sondern findet hier seine Wiederholung, erneut unter sinnbefreiter Zuhilfenahme des „Senso“-Gamepads aus den 1970ern, das aus Sicht des Drehteams anscheinend noch immer einen gewissen Futurismus ausstrahlte… So weit, so bekloppt. Aber dann! Max und Molly begeben sich auf die Suche nach den verschwundenen Buchstaben, womit sie einen Außendreh einläuten. Sie beginnen ihre Suche am Bahnhof und dieser entpuppt sich kein geringerer als der der Märchenstadt Buxtehudes, wo Hase und Igel ihr legendäres Wettrennen veranstalteten und der Hund mit dem Schwanz bellt! Damit wäre auch das Geheimnis gelüftet, wo sich das Spencer-Dorf befindet – es ist ein Teil der guten alten Kleinstadt an der Este vor den Toren Hamburgs, deren Ambiente diese Folge plötzlich ungemein aufwertet. Vom Bahnhof geht es auf den Marktplatz in der Innenstadt, wo Max und Molly von zahlreichen Buxtehuder Komparsen Ersatzbuchstaben erhalten – eine Außenaufnahme mit echten Menschen also. Im weiteren Verlauf stellt sich heraus, dass die Buchstaben alle zwei Jahre auf der Knubbelinsel einer Kontrolle unterzogen werden. Spencer sind die kleinen Gesellen offenbar bekannt und er kann sie sogar auf der Insel anvisophonieren, wo sie Buchstaben tanzen wie auf der Waldorf-Schule. Zum Schluss wird mit dem Auftauchen zweier Buchstabenspenderinnen in Spencers Studio, die wegen Buchstabenmangels ebenfalls über Unwohlsein klagen, ein weiteres Tabu gebrochen, denn erstmals betreten echte Menschen (zwei Mädchen) Spencers Studio. Alles in allem ist diese Folge ausgemachter Schwachsinn pseudopädagogischen Müllfernsehens, über das selbst plietsche Vorschulkinder bereits ungläubig den Kopf schütteln dürften, aber, hey: Buxtehude!
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063: Spencer präsentiert: Das tapfere Schneiderlein

Diese rare Episode ist im Grunde genommen nur bedingt eine „Hallo Spencer“-Folge, denn Spencer und Elvis zeigen mit dem Märchen „Das tapfere Schneiderlein“ lediglich einen eigenständigen Film. Da sie zudem quasi gar nicht zu bekommen ist, spare ich sie hier aus.

064: Spencer präsentiert: Mimosa

Wie schon in der vorausgegangenen Episode treten Spencer und Elvis hier lediglich als Filmvorführer auf, nämlich des finnischen Zeichentrickfilms „Mimosa“ aus dem Jahre 1983, der auch außerhalb des „Hallo Spencer“-Sujets im öffentlich-rechtlichen Regionalprogramm ausgestrahlt wurde.
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Beitrag von buxtebrawler »

065: Wir spielen Robin Hood

Obwohl laut Episodenführern in der Chronologie erst an Position 65, wurde diese erste „Wir spielen“-Episode bereits vor eigentlich früheren Episoden erstausgestrahlt: am 10.01.1986. Sie manifestierte die schöne Tradition im Runddorf nachgespielter Märchen und klassischer Sagen, die ohne „Wir spielen“-Präfix durch bereits drei vorausgegangene Märchen-Episoden begründet wurde. Hier nahm man sich Robin Hood, der von Kasimir gespielt wird, vor, während Spencer sowohl als Erzähler durch das Kostümstück führt als auch als König auftritt. Lexi spielt den Ritter Sir Richard of the Lee und Elvis mimt den fiesen Bischof. Der humoristische Clou dieser Folge ist auch hier, dass stets ersichtlich wird, dass es sich um eine Art Theateraufführung handelt, in der Kasi auch schon mal mit der altertümlichen Sprache hadert und sich über Improvisationen ausgetauscht wird. So half man sich beim Bogenschützenwettbewerb mit einer Seilvorrichtung, damit Kasi auch wirklich ins Schwarze trifft. An der Kreuzung stehen nun die Orte Sherwood und Nottingham auf dem Wegweiser und die Quietschbeus liefern Gesangseinlagen. Das ist alles sehr niedlich gemacht und reduziert die Robin-Hood-Sagen aufs Wesentliche, um sie auf spielerische, amüsante Weise Kindern näherzubringen. Ein weiterer guter Beitrag zu dieser Art besonderer, aus der Reihe fallender Episoden, deren komisches Potential man zuvor jedoch noch stärker auszuschöpfen wusste, wenn man Streitereien zwischen den Schauspieler(inne)n und Pannen integrierte.

066: Der Steg

Der erste „Max und Molly“-Block war vorbei, die beiden „Spencer präsentiert“-Episoden ebenfalls und in Folge 65 spielten man Robin Hood. „Der Steg“ bedeutete den Auftakt einer neuen Reihe „herkömmlicher“ „Hallo Spencer“-Folgen und wirkt, als sei man heilfroh gewesen, endlich wieder Geschichten aus dem Runddorf erzählen zu können, so motiviert und kreativ erscheint diese. Vorgebliches Thema sind diesmal Schutzmaßnahmen gegen dieses und jenes, ausgehend davon, dass die Zwillinge ein Schallschutzfenster in ihr Hausboot eingebaut haben. Wenngleich dies auch Inhalt des grandiosen Quietschbeus-Lieds ist, handelt diese Folge vornehmlich vom Streiten und Vertragen: Die Zwillinge zanken sich mal wieder bitterlich, so dass die Dorfbewohner beschließen, die beiden zu trennen. Lisa zieht erst einmal zu Lulu und Elvis in den Eisenbahnwaggon und damit beide auch ja nicht wieder aufeinandertreffen, entfernen Spencer & Co. den Steg, der das Hausboot mit dem Festland verbindet. Was sie jedoch nicht ahnen: Lisa ist längst zurück bei ihrer Schwester und hat sich mit vertragen… Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird und auf einen Streit folgt häufig schneller als man denkt die Versöhnung, wie diese Folge mit viel Humor zeigt. Wie zukünftig öfter kommt es zu Missverständnissen, die sich erst am Schluss aufklären, beispielsweise als die Zwillinge am Fenster spielen und es von außen aussieht, als gingen sie mit Gegenständen aufeinander los. Für einen köstlichen Running Gag muss der arme Elvis herhalten, der gleich dreimal ins Wasser stürzt. Der gewohnte Wortwitz blüht hier wieder prächtig auf und variiert sogar Schiller, wenn Spencer, der hier seinen Karo-Anzug gegen sommerlichere Bekleidung tauschte, sich im Dialog mit Poldi befindet. „Der Steg“ ist ein weiteres typisches Beispiel für eine Folge, mit der Erwachsene möglicherweise sogar mehr Spaß haben als Kinder und zeigt die Serie in Hochform!

067: Die Zwillinge haben übermorgen Geburtstag

Auch unmittelbar nach „Der Steg“ dreht sich eine ganze Folge um Mona und Lisa, denn die Zwillinge haben in zwei Tagen Geburtstag und wollen sich gegenseitig mit schönen Geschenken überraschen, wissen beim besten Willen aber nicht, womit genau. Als beide sich bei Schlossherr Nepomuk einquartieren, um in Ruhe und von der Schwester unbemerkt an ihrem Geschenk basteln zu können, kommt es zu einer folgenschweren Verwechslung und zu allem Überfluss verplappert sich Nepomuk, was die Pläne der Geschwister über den Haufen wirft. Das einmal mehr vorherrschende allgemeine Chaos dieser Folge basiert auf einem Problem, das wohl jeder kennt: Die Wahl des richtigen Geschenks. Leidtragender ist Nepomuk, der eigentlich nur helfen will, letztlich aber für beide sprichwörtlich zum Prügelknaben wird. Die Zwillinge und der sonst so ernste Nepomuk bilden den humoristischen Mittelpunkt dieser Folge, die neben Verwechslungskomik auf viel Sprachwitz setzt, wenn Elvis Redewendungen allzu wörtlich interpretiert, Mona (oder war es Lisa?) ihre „Kretativität“ sucht, die sie für einen Gegenstand hält und Nepomuk nicht nur „Nepi“, sondern diesmal sogar „Mucki“ genannt wird, der wiederum mit zahlreichen (natürlich kindgerechten, nichtsdestotrotz frechen) Beleidigungen kontert. Auch Lexis Liebe zu Lisa wird erneut aufgegriffen und das Quietschbeus-Lied diesmal als Probe gezeigt, doch leider war das anscheinend alles etwas zu viel für nur 30 Minuten, denn die Folge endet reichlich abrupt, ohne den Geburtstag der Zwillies zu zeigen und damit ihre eigentliche Pointe auszuspielen: dass sich beide letztlich das Gleiche schenken. Daraus hätte man eigentlich auch gut eine weitere Episode machen können… schade.

068: Der Fremde

Diese Folge beginnt bereits ungewöhnlich, nämlich mit einem Prolog noch vor dem Vorspann. In diesem sieht man einen Fremden im Dorf, den in dieser Folge noch namenlosen Kripo-Kommissar Egidius Soltanelle. Laut JoergWausW aus dem „Hallo Spencer“-Diskussionsforum wird dieser von Lorenz Claussen gespielt, dem ersten Sprecher Lexis und Karl-Gustavs. Man habe diesen Charakter eigens für ihn entworfen, weil er aus Zeitgründen 1984 aus der Serie als fester Mitarbeiter ausgestiegen war. Mit dem nur sporadisch auftauchenden „Egi“ konnte er der Serie jedoch weiterhin erhalten bleiben. Neben der „Egi“-Premiere wird auch erstmals die Hallerstraße erwähnt, die später eine wichtige Rolle als Spencers Stadtwohnsitz einnehmen wird. Dort sei nämlich eine Palette mit zweihundert Paar Rollschuhen aus dem Kaufhaus Behrmann entwendet worden und der Kommissar fahndet nun nach dieser im Spencer-Dorf. Zu einem Missverständnis kommt es, als er Nepomuk verdächtigt, weil dieser als Künstler Paletten beherbergt – jedoch gänzlich andere als die gesuchten. Die Kulissen wurden etwas düsterer als gewohnt gestaltet und das Licht sparsamer eingesetzt, dadurch eine geheimnisvolle, latente/diffuse Gefahr suggerierende Atmosphäre erzeugt. Gefahr wittert auch Elvis, als die Kunde von einem geheimnisvollen Fremden auch ihn erreicht und er vor lauter kleinbürgerlicher Furcht vor dem Unbekannten zum AfD-/Pegida-Jünger mutiert und sich als Anführer eines fremdenfeindlichen Mobs aufspielt (selbstverständlich alles im kindgerechten kleinen Serienrahmen). Schön, wie man die Zusammenhänge von Vorurteilen, Spießbürgerängsten und Xenophobie hier klar verständlich aufzeigt – was einmal mehr beweist: Zu wenige Erwachsene schauen „Hallo Spencer“! Etwas harsch finde ich lediglich, dass Elvis mit seiner gern einfältigen, aber mir doch eigentlich irgendwie sympathischen Krämerseele zum wiederholten Male für die Verkörperung negativer Charaktereigenschaften herhalten muss. Zugegeben, ganz so unbegründet ist seine Angst dann doch nicht, denn der Hamburger Polizist, der ständig in Funkkontakt mit der Einsatzleitung steht, macht Lulu Avancen, die sich sogar kurz in ihn verliebt. So witzig diese ungewohnt „erwachsene“ Szene auch ist, letztlich ist sie etwas zu viel des Guten. Die Quietschbeus hingegen beweisen klassisches Musikverständnis und interpretieren „An die Freude“ aus Beethovens 9. Sinfonie („Freude, schöner Götterfunken…“) als Kontrast zur allgemeinen Verunsicherung und Missgunst. Eine angenehm aus der Reihe fallende Episode von tieferer Bedeutung für die Serie!

069: Unser Dorf wird verkabelt

Spencer und Elvis begrüßen die Zuschauerschaft diesmal mit Schutzhelmen auf den Köpfen. Der Grund: Das ganze Dorf soll Telefonanschlüsse bekommen, zwecks Verkabelung wimmelt es regelrecht vor Baustellen. Spencer und Elvis sind jedoch in erster Linie für die Planung zuständig, die Bauarbeiten nehmen ausgerechnet der zierliche Kasimir und Jungdrache Poldi vor. Interessant ist zudem, dass offenbar nicht die Verkabelung des Visophons genutzt werden kann, sondern ein davon unabhängiges neues Kabelnetz verlegt werden muss. Überhaupt gilt das Telefon in dieser Episode als fortschrittlich dem Visophon gegenüber, was darin begründet sein dürfte, dass lediglich vom Studio aus die Dorfbewohner anvisophoniert werden können, sie von zu Hause aus jedoch keine eigenen Visophonverbindungen herstellen können. Der Aufwand dafür wäre anscheinend enorm, weshalb man auf das lediglich Ton, aber kein Bild übertragende Telefon zurückgreift. Darauf freuen sich fast alle, außer Nepomuk, der alte Brummbär: Dieser will gar kein Telefon, versucht sich, gegen die lärmenden Buddelarbeiten auf dem Schlossplatz – laut Dorfverordnung Dorfeigentum – zu wehren und sabotiert sie sogar, sehr zu Kasis Leidwesen, der einen Schwächeanfall erleidet. Mona hingegen ist in Sorge, dass ihre Zwillingsschwester Lisa das gemeinsame Telefon nutzen wird, um ständig mit ihrem Lexi zu sprechen und sie „nie Anschluss kriegen“ werde. Poldi kommt unterdessen einfach nicht dazu, die notwendigen Kratersprengungen vorzunehmen, führt sich aber als Sprengmeister auf und blockiert die ganze Straße, sodass niemand mehr durchkommt. Sicherheit geht eben vor, auch wenn sich die durch Minifeuerwerk umgesetzten Sprengungen letztlich als minimal erweisen. Dadurch kommen die Quietschbeus zu spät zu ihrem eigenen Auftritt, in dessen Rahmen sie ihr Telefonlied aufführen – ein Highlight ihrer Karriere, das Jahre später in Episode 260 wiederholt wurde. Zum im wahrsten Sinne des Wortes Running Gag dieser Folge avanciert Nepomuk, der von Telefonanschluss zu Telefonanschluss eilt, um wichtige Mitteilungen zu übermitteln und schließlich einsieht, dass er wohl doch auch selbst ein Telefon benötigt. Damit liefert diese Episode nicht nur Einblicke in die verschiedenen, mit einem solchen Mammutprojekt zusammenhängenden Aufgabengebiete von der Planung bis zur Umsetzung, sondern veranschaulicht auch, wie schnell sich Kommunikationsmedien verbreiten und auch der letzte Verweigerer irgendwann einsehen muss, nicht mehr ohne auszukommen, wenn sie sich erst einmal auf breiter Front durchgesetzt haben. Wie wir wissen, bevorzugten die Dorfbewohner(innen) zukünftig dann aber doch weiterhin den persönlichen Kontakt von Angesicht zu Angesicht – manchmal ist solch eine „neue“ Technologie eben auch nur ein kurzer Hype…

070: Wahlkampf

Diese Episode beginnt direkt nach Spencers Begrüßung mit einem Quietschbeus-Song über die Nacht – und dieser wird sogleich Stein des Anstoßes, denn sie singen nicht nur über die Nacht, es ist auch nachts, und die Sangesbarden legen einen feisten Freiluftauftritt an der Dorfkreuzung hin. Lulu und Elvis, die Bewohnerin und der Bewohner des Eisenbahnwaggons, werden dadurch ihrer Nachtruhe beraubt. Und was Lulu mit Fassung trägt, verleitet Elvis dazu, das Spektakel zu sabotieren, indem er kurzerhand die Lampe am Wegweiser ausknipst. Lulu nennt ihren blauen Liebhaber daraufhin einen Spießer, doch was nach Wiederaufnahme und zwischenfallfreier Beendigung des Liedguts viel schwerer wiegt: Die von Elvis initiierte Dunkelheit führt zu Stolpereien und Beinaheunfällen der Passanten. Alle Dorfbewohnerinnen und -bewohner kreuzen daraufhin bei Spencer im Studio auf, um ihren Unmut kundzutun. Der gute Spencer jedoch ist genervt und fordert die Runddörfler dazu auf, erst einmal einen Dorfsprecher zu wählen. Die Folge ist ein kontrovers geführter Wahlkampf unterschiedlicher Parteien… Parteienwahlkampf im Mikrokosmos des Spencer-Dorfs, ausgelöst durch eine Nachtsendung! Auf einmal sind sie alle mopsfidel, verschiedene Fraktionen bilden sich, stellen sich zur Wahl und rühren kräftig die Werbetrommel in eigener Sache. Der ganze Trubel geht mit seinen zahlreichen Anspielungen auf reale unschöne Systembegleiterscheinungen wie Korruption oder Populismus locker als Politparodie bzw. -satire durch und bereitet die junge Zuschauerschaft schon einmal darauf vor, was sie später als mündige Bürgerinnen und Bürger zu Wahlkampfzeiten erwartet. Über Sieger und Verlierer wird an dieser Stelle nichts verraten. Was jedoch an dieser köstlichen Episode irritiert: Weshalb plant Spencer mir nichts, dir nichts eine Nachtausgabe und bucht die Quietschbeus für ein musikalisches Stelldichein zu nachtschlafender Zeit, ohne dies mit den Anwohnerinnen und Anwohnern abzusprechen oder es ihnen wenigstens anzukündigen? Vielleicht ist es ganz gut, dass nach und nach demokratische Prozesse im Dorf Einzug halten… Gewöhnungsbedürftig ist übrigens auch Kasimirs andere Synchronstimme, die jedoch glücklicherweise die Ausnahme bleiben sollte.

071: Elvis weiß nicht wohin

Spencer plant eine Überraschung für die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner. Der neugierige Elvis will unbedingt wissen, worum es sich handelt und reagiert ungehalten, als Spencer ihm nichts verrät. Angefressen verlässt er sogar das Studio und begibt sich zu seiner Lulu in den Eisenbahnwaggon. Doch wer hätte das gedacht: Auch sie möchte ihren Mitpuppen eine Überraschung bereiten und ganz wie Spencer benötigt sie ebenfalls Bucheckern, Eicheln und Kastanien dafür! Doch Elvis denkt gar nicht daran, sie für Spencer oder Lulu zu sammeln. Stattdessen entbrennt auch hier ein Streit und Elvis zieht beleidigt von dannen – bzw. zurück zu Spencer. Des Rätsels Lösung: Spencer und Lulu hatten dieselbe Idee, Hutzelmännchen aus den herbstlichen Baumfrüchten zu basteln. Sie beschließen, zusammenzuarbeiten. Elvis‘ Hilfe wird nicht mehr benötigt, stattdessen spannt man nun Kasimir ein und schiebt Spencer zu den Quietschbeus ab, wo er zum Mitsingen eingespannt, anschließend jedoch nicht mehr gebraucht wird und man keine Zeit mehr für ihn hat. Ein ähnliches Bild bietet sich ihm bei den Zwillingen: Mona heimgärtnert und singt ihrer Pflanze etwas vor, während Lisa Nachhilfe in Rechtschreibung bei Lexi nimmt (und sich ein älteres Publikum seinen Teil dazu denkt…). Daraufhin stimmt Elvis ein trauriges Lied über seine Situation an und verzweifelt so sehr, dass er sich sogar bereitwillig von Poldi fressen lassen würde. So weit kommt es natürlich nicht und am Ende freut er sich über seine Überraschung. Die gemischten Gefühle, die diese Episode für Elvis, der einem wieder einmal seiner Stoffeligkeit zum Trotz regelrecht leidtun kann, bereithält, scheint dann auch der finale Quietschbeus-Song zu symbolisieren: Die Band singt dem endlich friedlich im Eisenbahnwaggon schlafenden Pärchen ein Wiegenlied, dessen rockige Strophen es aufschrecken, im Refrain jedoch tatsächlich einschläfernd wirkt. Eine Folge mit viel Gesang also, die zeigt, wie man sich mit Ungeduld und übermäßiger Neugier unnötig selbst das Leben schwermacht und seinen Mitmenschen auf die Nerven fällt, aber auch, wie negativ sich (gefühlte) soziale Isolation auf den Gemütszustand auswirken kann. Geniale, scharfzüngige Dialoge inklusive diverser Beleidigungen bereiten auch älteren Zuschauerinnen und Zuschauern viel Spaß. Vielleicht wäre es besser, gewesen, die Überraschung auch für das Publikum bis zum Schluss zu bewahren, um Spannung aufzubauen. So oder so dürfte jedoch manch junger Hallo-Spencer-Fan Lust bekommen, sich selbst (oder anderen) etwas aus den genannten Naturutensilien zu basteln.

072: Ein Geschenk für Lexi

Lexis Lebenswerk, sein Nachschlagewerk „Lexiklopädie“, soll endlich gedruckt werden. Dafür steht er vor der Mammutaufgabe, die einzelnen Seiten alphabetisch zu sortieren, an der er zu verzweifeln droht und sich daher vom einen oder anderen Dorfbewohner helfen lässt – die jedoch keine wirklich große Hilfe sind. Parallel dazu arbeiten die Quietschbeus an einem Lied modernistischen Inhalts: Sie widmen sich thematisch Heimcomputern, den ratternden und piepsenden grauen Kästen, die noch ganz neu sind und technikaffine Mitmenschen faszinieren. Kurioserweise verkleidet sich Karl-Heinz für die Aufführung als Frau und schminkt sich sogar pralle rote Lippen – was vor dem Hintergrund, dass er tatsächlich von einer Dame gesprochen wird, nicht eines gewissen Augenzwinkerns entbehrt. Der Computer aus den Requisiten der Quietschbeus, der nun übrig ist, spendet Lexi nun die Hoffnung, seine Arbeit schneller und einfacher erledigen zu können – doch so schlau er auch sein mag, von dieser neuen Technik hat er keinen Schimmer. Wenig sympathisch erscheint Lexi in dieser Folge wieder mit seiner Überheblichkeit und seiner regelrecht beleidigenden Art hilfsbereiten Runddörflern gegenüber. Schließlich ist es der gute Kasi, der ihn von seinem hohen Ross herunterholt, als er per schlichtem Learning by doing mit dem Computer umzugehen lernt, während Lexi nach wie vor heillos überfordert ist. Seine eigene Nase besser nicht zu hoch zu tragen und vermeintlich Unwissende bzw. Untalentierte nicht zu unterschätzen, das ist die Moral dieser Episode, die damals die jüngsten Zuschauer erstmals für die zunehmende Technisierung der Gesellschaft sensibilisiert haben dürfte und aus heutiger Sicht besonders Computer-Freaks mit herrlich retro-charmanten Bilder aus der PC-Steinzeit unterhalten sollte und witzigerweise mit zahlreichen Fachbegriffen um sich wirft. Schade ist lediglich, dass der Ausgang ungewiss bleibt – ob Lexi dank des Computers und Kasis Hilfe seine Arbeit tatsächlich noch rechtzeitig schafft, erfährt man nicht.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Beitrag von buxtebrawler »

073: Drachenjungfrau

Spencer begrüßt sein Publikum im Ausgehanzug und mit einem Sommerhut auf seinem kahlen Haupt. Der Grund: Das Runddorf will die Sommersonnenwende feiern (Spencer: „Alte Bräuche, wie ’ne Seuche!“). Deshalb schleppen auch die Quietschbeus ihr Equipment durchs Studio, schließlich sollen sie im Rahmen der Feierlichkeiten einen Freiluftauftritt absolvieren. Auch die anderen Dörflerinnen und Dörfler arbeiten auf Hochtouren an den Vorbereitungen des Fests, sogar das Schloss wird dekoriert – wovon Nepomuk nicht restlos begeistert ist. Nur einer verweigert die aktive Mithilfe: Jungdrache Poldi. Dafür habe er aber eine Überraschung parat, lässt er verlautbaren. Die Feier beginnt wie geplant, es wird Ringelreihen getanzt und die Quietschis steuern entsprechendes Liedgut bei. Doch als Poldi auf den Söller steigt und verkündet, man solle ihm eine Jungfrau bringen, wie es Jungdrachenbrauch sei, anderenfalls werde er alle fressen, ist die Party vorbei. Von diesem Brauch hat Poldi in der Jungdrachenschule erfahren. Die verängstigten Dorfbewohnerinnen und -bewohner gehen unterschiedlich mit der Situation um, wobei Elvis gegenüber Lulu kein Fettnäpfchen auslässt und damit für Amüsement sorgt. Dabei ist eigentlich alles harmlos: Lulu „opfert“ sich und muss feststellen, dass Poldi lediglich will, dass sie für ihn kocht. Elvis beobachtet die Szenerie, singt ein aggressives Anti-Poldi-Lied, nimmt als seinen Mut zusammen und will dem Drachen ans Leder, doch die Situation klärt sich auf und schnell ist alles wieder gut. Es ist aber seltsam, dass Poldis Verhalten einfach so akzeptiert wird und keine weiteren Konsequenzen nach sich zieht, immerhin ist die Feier im Eimer. Da überwog wohl die Erleichterung, dass alle noch am Leben sind und Poldi seinen Hunger anders gestillt hat. Dennoch hat es natürlich fatale Auswirkungen auf ein Dorfgefüge, wenn ein einzelner Bewohner derart leicht und ohne Sanktionen fürchten zu müssen die Gemeinschaft in Angst und Schrecken versetzen kann. Unter diesem Gesichtspunkt wurde die Episode, in der Kasi wieder mit einer alternativen Synchronstimme ausgestattet wurde, anscheinend nicht zu Ende gedacht. Dafür punktet sie aber mit dem Aufgreifen des heidnischen Brauchs der Sonnenwendfeier und – insbesondere aus Spencers Mund – einigem Wortwitz. Und Elvis‘ gegen Poldi gerichtete Reime lassen manch sog. Gangsta-Rapper erblassen!

074: Sensationen, Sensationen

Lexi und Elvis wollen eine Zeitung herausbringen. Die Zwillinge Mona und Lisa sollen die Anzeigenabteilung übernehmen, Nepomuk für die Fotos zuständig sein. Elvis strebt eine Karriere als Sensationsreporter an, doch ausgerechnet seine Lulu macht ihm diesen Job streitig. Der passionierte Kakteensammler Elvis will daraufhin über Kakteen schreiben, während Lexi kiloweise Abhandlungen über Insekten verfasst. Angesichts dieses Chaos steigt Spencer in die Organisation mit ein. All dies führt zu kuriosen und (nicht nur) die Presselandschaft aufs Korn nehmenden Situationen: Die Zwillinge werben bei den Quietschbeus um Anzeigen, doch die Band will lieber auf die Titelseite. Um sich interessant zu machen, tun sie anschließend Elvis gegenüber so, als würden sie gar kein Interview geben wollen – dabei wollte Elvis tatsächlich gar keines mit ihnen führen. Besser kann man die Eitelkeit einer Rockband kaum zum Ausdruck bringen – köstlich. Das hindert sie jedoch nicht daran, mit „Das war’s – wir sind jetzt Stars“ einen ihrer größten Hits zum Besten zu geben – ein Song über die Starruhmträume, der auch in einer späteren Episode noch einmal zum Einsatz kam. Als das musikalische Trio jedoch realisiert, dass Elvis lediglich Zeitungsausträger zu akquirieren versucht, werfen sie ihn hochkant heraus. Die Suche nach Sensationen gestaltet sich gar nicht so leicht, sodass Lulu den journalistischen Sündenfall begeht, Jungdrache Poldi dazu anzustiften, jemanden zu fressen! Und als sie glaubt, Kasi sei im Fahrstuhl steckengeblieben, schreibt sie gedanklich schon eine Räuberpistole über diese vermeintliche Sensation – doch da tippt der gar nicht eingeklemmte Eichkater ihr von hinten auf die Schulter… Wieder keine Story, stattdessen repariert Poldi den Fahrstuhl des Baumhauses. Spencer bringt derweil eine Extrablatt ohne Bilder heraus, während Fotograf Nepomuk noch immer nach dem perfekten Motiv sucht und alle anderen „Zeitungsmacher“ viel zu abgelenkt sind – das Chaos ist also wieder einmal perfekt. Diese sehr vergnügliche Episode warnt ebenso vor unseriösem Journalismus und zeigt kindgerecht dessen Mechanismen auf wie sie das junge Publikum dazu animiert, vielleicht einmal selbst Zeitungsreporter zu spielen – oder, wie den Verfasser dieser Zeilen, daran erinnert, sich zu seligen Kindheitszeiten selbst in die Journalistenrolle hineinfantasiert zu haben. Etwas out of character erscheint hier Lulu, die zumindest kurzzeitig tatsächlich dazu bereit scheint, für eine Story über Leichen zu gehen – oder aber ihr war klar, dass dies nicht geschehen würde und sie hat das Journalismus-Spiel einfach auch Spaß mitgespielt... Interessanterweise kocht sie am Ende wieder für Poldi, ganz so wie in der vorausgegangenen Episode. Hatte man damit evtl. einen Running Gag zu etablieren versucht, der aber bald wieder verworfen wurde?

075: Ferienzeit

Aus der Reihe fällt diese herrliche Folge, in der Karl-Gustav zunächst ganz allein im Dorf ist, weil alle anderen im Urlaub sind. So eröffnet er auch anstelle Spencers die Sendung und spricht zu den Zuschauern, bevor er eine Rohrpost nach der anderen bekommt, in denen er gebeten wird, hier und dort nach dem Rechten zu schauen. Dabei trifft er plötzlich auf Egidius Soltanelle, der seinen ersten Auftritt in der Folge „Der Fremde“ hatte und hier ausnahmsweise von Wilhelm „Elvis“ Helmrich gesprochen wird. Dem hatte es nämlich so gut bei Spencer & Co. gefallen, dass er beschlossen hat, seinen Urlaub dort zu verbringen, weshalb ihm Karl-Gustav eine Unterkunft in Nepomuks Schloss – selbstredend ohne dessen Einverständnis – improvisiert. Als dann auch Galaktika erscheint und dieselben Urlaubspläne hegt, gerät er ganz schön ins Schwitzen. Am schlimmsten jedoch wird es, als Nepomuk unabhängig von den anderen früher als erwartet zurückkehrt (der alte Brummbär hat einen Individualurlaub genossen)… Galaktika in einer ungewöhnlichen Rolle und der zweite Auftritt Egis in einer interessanterweise ganz auf Karl-Gustav zugeschnittenen Folge, der verschiedene Prince-Songs ansingt und sich sogar traut, Nepomuk zu provozieren, um Schlimmeres zu verhindern. „Ferienzeit“ handelt von übertragener Verantwortung ebenso wie von der Kraft, die in der Ruhe liegen kann und davon, wie erquickend es auch mal sein kann, für sich allein zu sein und seine Ruhe zu haben. Dadurch entwickelt diese Folge insbesondere solange ihre ganz eigene Stimmung, wie Karl-Gustav tatsächlich allein ist, was mit einer genaueren Charakterisierung des Quietschbeus einhergeht und Raum für flapsige Sprüche sowie natürlich den Spencer-typischen bietet. Bis jetzt zählt diese Folge zu meinen Favoriten.
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Re: Hallo Spencer - Peter Podehl [TV-Serie] (1979-2001)

Beitrag von buxtebrawler »

076: Immer lässt du mich allein

Zwillingsgeschwister sind unzertrennlich, oder? Nun, nicht immer, wie diese Episode eindrucksvoll und sehr unterhaltsam beweist. Mona und Lisa wollen eigentlich gerade hopsen gehen, als Lexi seine geliebte Lisa abholt, um mit ihr gemeinsam das Gezwitscher eines seltenen Vogels auf Tonband festzuhalten. Mona fühlt sich daraufhin versetzt, als spiele sie nur die zweite Geige. Erst wird sie sauer, dann singt sie ein trauriges Lied darüber, von ihrer Zwillingsschwester alleingelassen zu werden (allerdings nur eine Strophe lang, ist eher ein Liedfragment). Da sie nicht mehr weiterweiß, ruft sie sogar Galaktika zu Hilfe. Diese kann allerdings kaum etwas ausrichten; vermutlich sollte dieser Schritt lediglich Monas Verzweiflung verdeutlichen. Die Quietschbeus wiederum wollen eigentlich mit beiden einen Song über Geschwisterliebe aufnehmen und holen Mona zu Hause ab, wobei die morsche Reling Schaden nimmt. Wie eine ausgebildete Sängerin singt Mona im Studio ihren Part ein, während Lisa und Lexi in Streit miteinander geraten, weil Lisa das Aufnahmegerät falsch bedient hat. Zurück am Hausboot glaubt sie angesichts der kaputten Reling, dass Mona ertrunken sei, und beschimpft Lexi als Mörder! Von nun an greift die allgemeine Verwirrung um sich, man sucht sich gegenseitig, rennt durchs Dorf, verpasst sich immer wieder… Die Runddorf-typischen Konfusionen eben. Das macht diese Folge zu einem besonderen Spaß für Freundinnen und Freunde des klassischen „Hallo Spencer“-Humors, wenngleich sich diesmal eigentlich liebende Figuren ganz schön heftig miteinander zanken. Aber auch das gehört eben manchmal dazu. Bleibt zu hoffen, dass Lisa die richtige Balance findet, um sowohl ihrer Schwester als auch ihrem Lexi gerecht zu werden. Und Nepomuk wird die Reling schon reparieren.

077: Krach im Studio

Spencer und Elvis sind sich ja ohnehin nicht immer ganz grün, doch so spinnefeind wie in dieser Folge waren sie sich noch nie. Dabei fing alles so harmlos an: Die Zwillinge sollten zur neuen Quietschbeus-Nummer tanzen, müssen jedoch krankheitsbedingt absagen. Spencer zieht Elvis‘ Freundin Lulu als Ersatz heran, ohne Elvis zu informieren. Dieser wollte eigentlich einen Vortrag über Insekten halten und anschließend mit Lulu durch „Feld und Flur“ gehen, wie er unablässig betont. Er ist jedoch mit den Nerven langsam aber sicher zu Fuß, weil Spencer ihn übergeht und überhaupt nicht ernstnimmt. Es entbricht ein erbitterter Streit zwischen dem Studiochef und seinem Assistenten, der darin mündet, dass sich beide gegenseitig die Freundschaft kündigen und fortan betonen, nichts mehr miteinander zu tun haben zu wollen. Selten zuvor war eine „Hallo Spencer“-Folge in diesem Ausmaße eine Parodie auf (vermeintlich) erwachsene Verhaltensmuster, wenn gekränkte Eitelkeiten und Starrköpfigkeit verhindern, dass man auf vernunftbetonte Weise einen Streit aus der Welt schafft. Stattdessen eskaliert die Situation immer weiter, so dass Elvis in einer köstlichen Szene Spencers Moderationsstuhl zerstört und sich beharrlich weigert, ihn wieder aufzuheben. Letztendlich muss die von beiden gleichzeitig herbeigerufene Galaktika es wieder richten, indem sie die beiden Streithähne zu einer Partie „Mensch ärgere dich nicht“ verdonnert. Die Dialoge sind vom Allerfeinsten („Elvis, halt du deinen…“„Ich halte meinen Mund, wann ich will!“„…halt du deinen Vortrag!“) und die Puppenspieler leisten, sowohl was die Mimik der Streitenden als auch „Actioneinlagen“ wie Elvis‘ Zerstörungswut betrifft, Großartiges. Einer der Höhepunkte der Serie!

078: Was rumpelt und pumpelt im Krater herum?

Vergesst alle Katastrophenfilme, denn im Spencerdorf rumpelt und pumpelt es besorgniserregend in Poldis Krater und versetzt die Bewohner in Angst und Schrecken! In Sorge vor einem bevorstehenden Vulkanausbruch evakuieren sie das Dorf… Findigen Zuschauern ist natürlich sofort klar, dass die angstverursachende Geräuschemission mit Poldis Aufräumarbeiten unter Tage zusammenhängt, zumal er als einziger vorgibt, nichts dergleichen zu vernehmen. Der Unterhaltungsfaktor dieser Folge generiert sich aus dem Spaß an der aufgeregten Hysterie der Dorfbewohner, wohlwissend, dass diese vollkommen unbegründet ist. Einmal mehr wird dem guten Kasi die Rolle des allzeit Hilfsbereiten zuteil, der mehr oder weniger schamlos ausgenutzt wird: Mit seinem Bollerwagen dreht er eine Dorfrunde und möchte das wichtigste Hab und Gut der jeweiligen Bewohner mitnehmen, um es zum Eisenbahnwaggon zu bringen, der fahrtüchtig gemacht werden soll. Bücherwurm Lexi z.B. würde am liebsten seine gesamte Bibliothek mitnehmen… So werden bei allem Spaß die kleinsten Zuschauer aber auch dafür sensibilisiert, wie wertvoll eine sichere Unterkunft ist und was es bedeuten könnte, diese überstürzt aufgeben zu müssen. Schön an dieser Episode sind, neben den wieder deutlich zum Zuge kommenden verschiedenen Charaktereigenschaften der Dörfler, die vielen wechselnden Orte innerhalb des Dorfs, die wunderbar den Eindruck eines Runddorfs vermitteln. Das übertriebene Verhalten manch Vulkan-Phobikers hier taugt erneut als Karikatur typischer Verhaltensweisen Erwachsener – und wer Elvis einmal so richtig in Aktion sehen will, sollte beim Quietschbeus-Lied auf seine Tanzeinlage achten.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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